1904 / 195 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Aug 1904 18:00:01 GMT) scan diff

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sten vermerten, daß däs Könsolidationsverfahren noch nicht béëñdet ijt (Konsolidationsvermerk).

Solange die Generalkommission nicht von Amis wegen die Berichtigung des Grundbuchs herbeigeführt hat, kann jeder Beteiligte verlangen, daß sie bezüglih der ihm zugewiesenen

Grundstücke die Grundbuchberichtigung veranlasse.

beziehen.

Die näheren Vorschriften über die dem Grundbuchamte vorzulegenden Nachweise werden von dem Finanzminister, dem Justizminister und dem Minister für Landwirtschaft, Domänen

und Forsten erlassen.

Die Generalkommission fann, auch nahdem der Kon- solidationsplan für vollstreckbar erklärt ist, diejenigen Aenderungen der gemeinshaftlihen Anlagen, insbesondere des Wege- und Gräbenneßzes, jowie diejenigen Ergänzungen und Aenderungen des Konsolidationsplans in bezug auf Bere aB en

ur ie Rücksiht auf überwiegende wirtshaftlihe Jnteressen geboten sind. Auf das Verfahren finden die Vorschriften der S8 5, 6

und Eigentumsbeschränkungen vornehmen, welche

entsprehende Anwendung.

Auch bleibt die Generalkommission befugt, Jrrtümer des Konsolidationsplans, insbesondere solche in den geometrischen

Arbeiten, zu berichtigen. S 10.

Soweit eine Aenderung des Konsolidationsplans im Re- kursverfahren erfolgt, ändert sich mit dem Tage der Nechts- kraft der abändernden Entscheidung auch die Volstreckbarkeits-

erklärung (S 6). 8 11.

Die in den 88 9 und 10 bezeichneten Berichtigungen und Aenderungen (Plannachträge) werden nah den Vorschriften

des S 8 in das Grundbuch übernommen. S 12.

Nach der Ausführung des Konsolidationsplans bestimmt

der Kommissar einen Termin zur Schlußverhandlung.

Die Ladung der Beteiligten geschieht mit dem Hinweise, daß gegen die Ausbleibenden und diejenigen, welhe im Termine keine widersprehende Erklärung abgeben, angenommen werde, ste erkennen die planmäßige Ausführung der Sache an. Werden im Termin Einwendungen erhoben, fo finden die Vorschriften

des S 5 Abs. 2 und 3 Anwendung.

_ Gegen die Entscheidung des Kommissars steht jedem Be- teiligten binnen einer Frist von zwei Wochen die Beschwerde an die Generalkommission zu. Die Beschwerde ist bei dem Kommissar einzulegen. Gegen die Entscheidung der General-

kommission findet ein Rechtsmittel nicht statt.

Mit der Schlußverhandlung und, wenn Einwendungen erhoben sind, mit deren rechtskräftiger Erledigung und der etwa erforderlihen Grundbuchberihtigung gilt das Konso-

lidationsverfahren als beendet. Die Generalkommission ersucht

das Grundbuchamt um Ss des Konsolidationsvermerks.

Jm Konsolidationsverfahren stehen dem Kommissar zur Ausführung des Plans und seiner Nachträge die nah § 132, S 133 Abs. 3 des Geseßes über die allgemeine Landesver- waltung vom 30. Juli 1883 (Geseßsamml. S. 195) den Land-

räten beigelegten Befugnisse zu, um eine Handlung oder Unter-

lassung eines Beteiligten zu erzwingen. Er darf sih hierzu der Gerichtsvollzieher und Vollstreckungsbeamten der ordent- lihen Verwaltungsbehörden bedienen.

Eine Haftstrafe is auf Ersuhen des Kommissars auf Grund einer von ihm mit der Bescheinigung der Vollstreckbar- keit versehenen beglaubigten Abjchrift der Straffestsezung von dem für die Rechtshilfe zuständigen Amtsgerichte zu voll- strecken.

8 14.

Gegen die Androhung, Festseßung und Ausführung eines Zwangsmittels findet binnen einer Frist von zwei Wochen seit der Bekanntmachung die Beschwerde an die Generalkommisston und gegen deren Entscheidung innerhalb ciner gleichen Frist die weitere Beshwerde an das Ober-Landeskulturgericht tatt. Die Beschwerde und die weitere Beschwerde sind bei dem Kommissar einzulegen. j

5.

Nebenkosten des Konsolidationsverfahrens (8 28 des Ge- seßes vom 21. Mä1z 1887, Geseßsamml. S. 61) sowie die zur Ausgleihung unter den Beteiligten zu entrichtenden Geld- entshädigungen unterliegen der Beitreibung im Verwaltungs- zwangsverfahren in gleicher Weise wie die im § 1 Nr. 5 der Verordnung vom 22. September 1867 (Geseßsamml. S. 1553) bezeichneten Kosten und Sagan,

1

Auf eine im Konsolidationsverfahren gewährte Kapital- abfindung finden die Vorschriften der §S 5, 6, 7 und des 8 8 Abs. 3 des Gesetzes, betreffend die Erleichterung der Ab- veräußérung cinzelner Teile von Grundstücken in der Provinz Hannover vom 25. März 1889 (Geseßsamml. S. 65) ent- sprehende Anwendung. /

Erachtet die Generalkommission eine Sicherjtellung der Kapitalabfindung für erforderli, so ersucht sie das Grund- buhamt um Eintragung einer Sicherungshypothek (8 21 Abs. 4 der Gemeinheitsticilungsordnung vom 5. April 1869, Geseßsamml. S. 526); die Hypothek entsteht mit der Ein- tragung.

Zur Eintragung bedarf es niht der Angabe eines be- stimmten Berechtigten und zur Löschung nicht der Zustimmung des Eigentümers.

Der Schuldner einer Kapitalabfindung ist berehtigt und auf Verlangen der Generalkommission verpflichtet, den ge- shuldeten Betrag zu deren Verfügung zu hinterlegen.

Jst eine Kapitalabfindung für ein mit Reallasten, Hupo- theken, Grund- oder Rentenschulden belastetes Grundstück ge- währt und kommt ein mitbelastetes Grundstück zur Zwangs- versteigerung, so fann die Verteilung der Abfindung in dem bei der Zwangsversteigerung stattfindenden Verteilungsverfahren vorgenommen werden. g 17

Dieses Gesey findet Anwendung auf die Konsolidation derjenigen T agen oder Gemarkungsabteilungen, für deren Bezirke das Grcundbuch als angelegt anzusehen ist

Le 3, 4, 14 der Verordnung vom 13. November 1899,

esezsamml. S. 519 Artikel 38 der Verordnung vom 11. De- zember 1899, Gesegsamml. S. 595). : _ Die SS 13 bis 15 finden auch auf diejenigen Kon- solidationen Anwendung, welche eingeleitet find oder eingeleitet

In diesem le sind dêm Ersuchen der Generalkommission nur diejenigen

achweise beizufügen, welhe sich auf die von dem Äntrag- steller oder dessen Rechtsvorgängern eingeworfenen Grund- stücke und die an deren Stelle zugewiesenen Abfindungsstücke

werden, bevor das Grundbuch fürzkden Bezirk als angelegt anzusehen ist. "5

Urkundlich unter Unserer Ofietgenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnsiegel.

Gegeben Bergen, an Bord M. J. „Hohenzollern“, den 4. August 1904.

(L. S.) Wilhelm.

Graf von Bülow. Graf von Posadowsky. Studt. Zugleich für den Justizminister: Freiherr von Rheinbaben. von Podbielski. oller. von Budde. von Einem.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Abteilungsvorsteher am I. Chemischen

Universität Berlin, Privatdozenten Dr. Robert das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

nstitut der \chorr ist

Ministerium für Landwirtschaft, Domänerv und Forsten.

Der Titel „Hegemeister“ ist folgenden Förstern im Re- gierungsbezirk Potsdam verliehen worden: Böttcher in Falkenberg, Oberförsterei Grünau-:Dahme, Borraß in Theer- ofen, Oberförsterei Chorin, Grußdorf in Tegelsce, Ober- försterei Tegel, Locke in Friedrihshof, Oberförsterei Grünaue, Schinn in Buchhaide, Oberförsterei L Seydaack in Albrechtshöhe, Oberförsierei Grumsin, Tornow in Friedrihs- thal, Oberförsterei Oranienburg, und Zäpernick in Stolpe, Oberförsterei Potsdam.

Ministerium des Jnnern.

Der Oberregierungsrat Dr. Kretschmann ist dem Re- gierungspräsidenten in Arnsberg mit der Befugnis zu dessen Stellvertretung in Behinderungsfällen zugeteilt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Regierungsrat von Lamprecht ist zum stellver- tretenden Vorsißenden für das Schiedsgericht für Arbeiter- versicherung Regierungsbezirk Frankfurt a. O. ernannt worden.

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Jul 1893 (Geseßsammlung Seite 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebraht, daß aus dem Betriebe der auf preußishem Gebiet plan Strecken der Großherzoglih oldenburgischen Eisen -

ahn Quakenbrück—Osnabrück, Jhrhove—N euschanz und Oldenburg—Leer im Jahre 1903 ein kommunal: abgabepflihtiger Reinertrag nicht erzielt worden ist.

Münster, den 17. August 1904.

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Ditmar.

Angekommen:

Landwirtschaft, Domänen und- Forsten von Podbielski, aus Pommern.

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Nichtamtliches. Deutsches Reicdc.

Preußen. Berlin, 19. August.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen gestern vormittag in Wilhelmshöhe den deutshen Botschafter in Konstantinopel Freiherrn Marschall von Bieberstein.

Bei der gestrigen Frühstückstafel in Cassel tranken Seine Majestät auf das Wohl Allerhöchstihres Freundes und Bundes- genossen, Seiner Majestät des Kaisers von Oesterreih und Königs von Ungarn. H

Sale vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des Svelo des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von

ucanus.

Während des bevorstehenden Aufenthalts Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin in Altona ist der Königliche Kammerherr Graf von Scheel-Plessen zum außerordent- lichen Kammcrherrndienst bei Jhrer Majestät befohlen worden.

Die Verkehrseinnahmen deutscher Eisenbahnen für Juli 1904 betrugen nah der im Reichseisenbahnamt aufgestellten Uebersicht :

gegen das Vorjahr

im auf ; (mehr, weniger) ganzen |1 km im ganzen | e km M M. M. | M | Proz. für alle Bahnen im Monat Juli 1904: Personen- | E . 1 65 972 067] 1 434|+1 264 387+ T3|+ 5,36 üter- | verkehr . [104 960 904] 2 230|+2 263 3138| + 6|+ 0,27

für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre April—März in der Zeit vom ‘1. April 1904 bis Ende Juli 1904:

Personen- | |

ö verkehr . [190 127 429] 4759|4-10552493/+ 140+ 83,03 üter- | verfehr . [362 018 716| 8 +12927613|+ 43|+ 0,49

für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre Januar—Dezember in der Zeit vom 1. Fanuar 1904 bis Ende Juli 1904:

Personen- |

d verkehr . | 46 373 7 738]4-2 292 233+ 349|+ 4,72 üter- | verkehr . | 80 673 048] 13 144j4+3 708 35+ 496|+ 83,92

Die Gesamtlänge der Bahnen betrug 47 237,31 km, gegen

das Vorjahr + 683,30 km.

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Geier“ am 17. August von Tsingtau nach Schanghai in See gegangen. :

Fulda, 19. August. Die Bischofskonferenz ist heute vormittag geschlossen worden. :

Oesterreich-Ungarn.

Der unter sehr großer Teilnahme gestern in Troppau abgehaltene deutshe Volkstag nahm, wie „W. T. B.“ berihtet, nah mehreren, meist von Abgeordneten der deutsch- radikalen Richtung gehaltenen Reden einen Beschlußantrag an, in dem gegen die Errihtung von slavischen Parallelklassen an den deutshen Lehrer- bildungs anstalten in Troppau und Teschen energisch protestiert, die Einführung der deutschen Staatssprache Me eLE O und die Ueberzeugung aus- gedrückt wird, daß ohne die nachhaltigste Förderung des Deutschtums ‘als eines Oesterreih verbindenden Elements der Gesamtstaat nicht weiter bestehen könne. Nah Schluß der Versammlung zogen die Teilnehmer in geschlossenem Zuge mit Fahnen und demonstrativen Emblemen vor das Regierungsgebäude, woselbst Pfuirufe ausgebraht wurden und geiärmt wurde. Da die Polizei den. Play nicht zu räumen vermochte, wurde Gendarmerie requiriert, die mit gefälltem Bajonett vorging, wobei eine Person am Halse schwer verlegt wurde. Militär sperrte den Plaß vor dem Regierungs- gebäude ab, worauf die Demonstranten sih zerstreuten. Éin Teil von ihnen zog vor das Kaiser Josephs-Denkmal, wo ein Kranz niedergelegt wurde. Abends herrschte Ruhe.

Frankreich.

Wie, nah einer Meldung des „W. T. B.“, bekannt ge- geben worden ist, werden die großen Manöver des VII. und VIIT. Korps, die in dem Departement Côte d’Or stattfinden sollten, wegen des Wassermangels ausfallen.

Rußland.

Die Taufe des Großfürsten-Thronfolgers ist, wie „„W. T. B.“ meldet, auf den 24. d. M. in Peterhof an- geseßt worden. Der Großfürst Cyrill is gestern in St.

etersburg eingetroffen.

Der Generalgouverneur von Finnland Fürst Obolensky ist gestern in Helfingfors eingetroffen und von den Be- hörden am Bahnhofe begrüßt worden. Bei dem Besuche der lutherischen Nikolaikirhe wurde der Fürst Obolensky durch den Bischof Norber g begrüßt, der in deutscher Sprache die offnung ausdrüdckte, daß der Fürst durch seine Tätigkeit die Wohlfahrt des finnischen Volkes förderw werde. Fürst Obolensky antwortete furz auf russish und erklärte, er hoffe, die lutherishe Geistlich- keit werde si als wirkliche Dienerin der Kirche und nicht -als Beamte des lutherishen Glaubensbekenntnisses erweisen.

Türkei.

Der „Frankfurter Zeitung“ wird aus Konstantinopel vom 17. d. M. gemeldet, der amerikanische Gesandte Leishman habe am Sonntag der Pforte eine Note überreicht, in der er unter dem Ausdrucke des Dankes von der befriedigenden Lösung der amerikanischen Forderungen Kenntnis nehme. Die Pforte habe vorgestern hierauf geantwortet, indem sie dem Gesandten nochmals den vollständigen Text ihrer Mitteilung vom lebten Donnerstag überreicht habe. Hieraus werde darauf geschlossen, daß die Pforte ihrer Note eine andere Auslegung gebe a!s Leishmarn in seiner an fie gesandten Dankantwort.

Das Wiener „Telegr.-Korr.-Bureau“ meldet, Hilmi Pascha habe eine Kommission an die Häuptlinge von Unterdibre gesandt, um sie unter Androhung militärischer Maßregeln zur Einstellung ihrer Räubereien, die sowohl gegen ihre mohammedanischen als auch gegen ihre hristlihen Nachbarn gerichtet seien, zu bewegen.

Serbien.

Nach ciner Meldung des Wiener „Telegraphen-Korrespon- denz-Bureaus“ aus Belgrad hat der inisterrat be- shlossen, beim Staatsrate die Bewilligung eines Kredits von 100 000 Francs für die Krönungsfeicrlihkeiten nachzu-

suchen. Amerika.

Die in Buenos Aires erscheinenden Blätter veröffent- lichen, der „Agence Havas“ iufaige, Depeschen aus For- mosa, wonah die Nufständi Lo die Stadt Asuncion (Paraguay) 20 Minuten lang beschossen hätten. Das diplo- matische Korps habe interveniert und einen Waffen- stil lstand von 24 Stunden erlangt.

Asien.

Die „Morning Post“ meldet, dem „W. T. B.“ zufolge, aus Washington, der japanische Gesandte Takahira habe gestern dem Staatssekretär Hay die japanische Antwort auf den russishen Protest, betreffend die Reschitelny- Angelegenheit, . überreicht. Eine Abschrift der Note sei auh dem englishen Staatssekretär des Aeußern Marquis of Lansdowne zugestellt worden. Jn der Note heiße es, Japan weigere sich, die „Reschitelny“ aus- zuliefern. Rußland und niht Japan habe die chinesishe Neu- tralität verleßt durch R von chinesishem Gebiet außer- halb der Kriegszone als Lieferungsgebiet für Lebensmittel, ferner durch Errichtung einer Telegraphenstation zu mili- tärishen Zwecken in Tschifu, sowie dur die Beseßung Tschifus als Verpslegungsbasis für Port Arthur. ene werde be- hauptet, daf d.e „Reschitelny“ nicht abgerüstet, sondern statt dessen Kohlen an Bord aenommen habe und somit imstande gewesen sei, den Hafen jederzeit zu verlassen. Auch habe das Schiff niht nah dem Rote dort Zus gesucht, sondern eingestandenermaßen für militärishe Zwedcke, d. h. zur Be- richterstattung, Tschifu angelaufen und dadurch die Neutralität verleßt. Es heiße, daß der Schluß der Note geheim gehalten werde, da Japan den Rat Engiands und der Vereinigten Staaten hören wolle. : i

Ein Telegramm des Kontre-Admirals Sl alrlent an den Kaiser von Rußland aus Schanghai besagt, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird:

Am 10. August um 5 Uhr Morgens begann das e ula he Geschwader, aus Port Arthur au die äußere Neede uon ianen: Um 8F Uhr Morgens gingen die Schiffe, indem sie sich in Kiellinie

folgender Reihenfolge in See: „Zessarewitsch" unter der Flagge

formierten, mit Minen fischenden Sciffen an der e fl in des Geshwaderchefs Admirals Withöft, „Retwisan“, „Pobjeda“,

wijei* unter der Flagge des Chefs der anzer-

\ E Kontre- Admirals Fürsten V tomski, N oltawa“, -„Askold“ \ unter der Flagge des Chefs der Kreuzer- ‘bteilung, Kontre-Admirals Reitenstein, „Pallada® und „Diana“. Der Kreuzer „Nowik“ fuhr dem Geschwader voraus, die Torpedoboote der ersten Abteilung hielten sch in der Nähe des ersten O: Zwei Kanonenboote und die zweite Torpedobootsabteilung begleiteten das Geschwader, um die Minen fishenden Schiffe auf dem Rückwege ¡u hügen. Der Dampfer „Mongolia*® unter der Flagge des Roten Kreuzes hielt sih seitwärts. Die Reede, auf der sich Minen be- fanden, wurde ohne Unfall passiert, doch nahm dies zwei Stunden in Anspruh. Um 9 Uhr Morgens sgnaarte der Geshwaderchef: „Nah MWladiwostok fahren.“ Von dem Augenblick an, wo das Geschwader aus- lief, begannen fich die eaen Schiffe von verschicdenen Seiten her zu vereinigen. Um 104 Uhr kehrten die Minen fishenden Fahrzeuge

um, während das Geschwader mit einer Geschwindigkeit von acht *

und später von zehn Knoten seine Fahrt fortsezte. Die Kanonen- boote und die Torpedoboote der zweiten Abteilung gingen, indem sie die Minen fishenden Schiffe s{üßten, nah Port Artbur zurück. Non 12 Uhr Mittags an fuhr das Geshwader mit einer Geschwindig- feit von 13 Knoten. Das feindliche Geschwader näherte sich von links. Es bestand aus den Linienschiffen „Asahi* und. eMikasa*, je einem Schiff vom Typ „Fuji“ und vom Typ „Schikischima“ sowie den Panzerkreuzern „Nisfin“ und „Kassuga“. Außer ihnen waren am Horizont noch drei Kreuzer vom Typ „Matuscbima“, ein Panzerkreuzer vom Typ „Jwate“, drei Kreuzer vom Typ „Takasago“ und 44 Tor- p:doboote zu sehen. Die Schiffe dcs feindlichen Geschwaders kamen plôglih alle auf uns zu. Wir wandten uns daher nah rechts. Gleich darauf begann der Kampf, und nun wendeten sowohl wir wie das japanische Geschwader wieder um. Dann {lug das feindliche Ge- shwader denselben Kurs ein, wie unser Geshwader. In dem ersten Kampfe fuhr der „Askold“ hinter der „Poltawa“. Ein Geschoß traf den vordersten Schornstein des „Askold® und beschädigte den vorderen Kessel. Die Kreuzerabteilung verließ die Kiellinie. Das japanische Geshwader näherte sich uns bis auf 40 Kabellängen, worauf der ¡weite Kampf begann. Um 54 Uhr Nachmittags kehrte der „Zessare- with“ um, fuhr längs der Kiellinie und fignalisierte: „Der Kommandant übergibt das Kommando.“ Der älteste Offizier war der Kontre-Admiral Fürst Uchtom ski. Da er sab, daß der Feind unser Geschwader von allen Seiten einzushließen bemüht war, so beshloß er, keine Zeit zu verlieren und durch den Ring des Feindes an der Stelle, wo der Widerstand am geringsten war, durhzubrechen. Jch gab meinem Geschwader das Signal: „Mir folaen!“ und fuhr mit dem „Asfold" an der Spiye voraus. Gleich hinter mix fuhr der „Nowik®* und in einiger Entfernung „Pallada“ und „Diana“. Die Kreuzerabteilung hatte \ich bet ihrem Durchbruch gegen vier Kreuzer zweiter Klasse nd mehrere Torpedobote zu verteidigen, und rechts befanden sih drei Kreuzer vom Typ „Matuschima". Alle diese sieben Schiffe ubershütteten die Kreuzer mit Geschossen. Als ih mich dem Ringe âherte, bemerkte ih, daß einer der vier Kreuzer ein Panzerkreuzer om Typ „Asama* war. Er legte sih uns quer in den Weg. Das charfe Feuer des „Askold“ auf die feindliben Schiffe richtete auf drei Kreuzern zweiter Klasse sichtlich Beschädigungen an und veranlaßte auf dem „Asama* eine Feuersbrunst, der hierauf sich eitwärts wandte und dem „Askold“ den Weg freigab. Vier feindliche Torpedooboote näherten sich und griffen den „Askold“ an. Sie euerten vier Torpedos ab, die alle fehl gingen. Durch eine wohl- gezielte sech8zöllige Granate des „Asfkold“ wurde eines von den Tor- pedobooten in Grund gebohrt, und die Dien entfernten fih schnell. Der Kampf war heiß. 20 Minuten lang hagelten die Geschosse auf den „Askold“ nieder und richteten viele Beshädigungen auf ibm an. er Ring der feindlihen Schiffe wurde aber durhbrochen. „Askold*“ nd „Nowik“ brachen dur, und ihnen folgten „Pallada*“ und „Diana“. Die japanishen Kreuzer verfolgten „Askold“ und „Nowik*“, wir teigerten unsere Fahrt aber auf 20 Knoten und entkamen rasch. Pnzwishen war es dunkel geworden, und ich sah „Pallada“ und Diana“ niht mehr. Da id niht mehr verfolgt wurde, so ver- ingerte ih die Fahrgeshwindigkeit, um auf die anderen Schiffe zu arten, und weil die SHornsteine und Kessel beschädigt waren. Der Askold* hatte auch Beschädigungen unter der Wafsserlinie erhalten. Bis Tage8anbruh fuhr ih langsam und hielt den Kurs in der Mitte on beiden Küsten, um mich niht bei Schantung Torpedoangriffen uszuseßen. Den Kreuzer „Nowik“ ließ ich allein weiterfahren, damit , der ein s{hnellgehendes Schiff ist, Zeit gewinnen könne, ay er päter würde verfolgt werden. Dies entsprah auch dem vorher fest- stellten Durhbru®bsplane, der jedem Kommandanten bekannt war. Pei Tagesanbruh be’chleunigte ich die Fahrt, ohne die Maschinen ¡ustrengen. Es stellte ih jeßt heraus, daß der „Askold" eine nstlihe Beschädigung erlitten hatte. Da zwei Schornsteine zerstört aren, so war der Kohlenverbrauch sehr groß. Der Beschädigungen d des Kohlenmangels wegen mußte ich den Plan, sofort durch die oreasiraße xach Wladiwostok zu geben, aufgeben. Der Kreuzer ußte ins Dock gebraht werden. Jch beschloß, den neutralen Wia bchanghai anzulaufen. Am 12. August ging ih bei der Insel Pudolu um 3 Uhr früh vor Anker. An detnselben Tage lief ih i Hohwasser in Wusung ein, und am 13. August gelangte ih in n Wanpufluß und traf Anstalten, um ins Dock zu gehen. Die auptbeshädigungen des „Askold“ sind folgende: Zwei Schornsteine sind rtrümmert, drei durchlöchert, ein Kessel ist bes(ädigt, ¿wei Spanten d gebrochen. Das Schiff hat ferner vier Lecke unterhalb und sechs erhalb der Wasserlinie. Die Kommandanten, die Offiziere, die êrzte, die Mechaniker und die Mannschaft beider Kreuzer verhielten ) mutig und kaltblütig und erfüllten ihre Pflicht. Die Aerzte waren ter einem Hagel von Geschossen tättg.

Der Admiral Togo berichtet, zwei japanische anonenboote, die in der Nähe von Champingcao ge- euzt, hâtten am 11. d. M. die russishen Kanonenboote Viljof“ und „Otvagni“ entdeckt, die die japanischen Landtruppen ossen hätten ; die [anen Schiffe hätten die russischen an- griffen, ein Geschoß habe den „Giljak“ getroffen, der sih nah Port thur zurückgezogen habe. Es sei wahrscheinli, daß die fte Torpedobootflottille die „Pallada“ in der Nacht zum

August zum Sinken gebraht habe. Der Kommandant lde, day ein Kreuzer vom Typ der „Pallada“ von einem rpedo getroffen worden sei; es sei festgestellt, daß der rpedo cxplodiert sei.

Das „Reutershe Bureau“ meldet aus Tsingtau vom iffer Tage: die Munition von vier russischen Kriegs- iffen sei ins deutsche Arsenal übergeführt, die Geschüße n völlig unbrauchbar gemaht worden. Die Russen hätten auf Ehrenwort verpflichtet, bis zum Ende des Krieges in ngtau zu bleiben. Die Matrosen würden mit der Ausbesserung dringendsten Schäden an den Schiffen beschäftigt.

Der japanische Konsul in Shanghai benachrichtigte Taotai, daß die japanische Flotte die russischen iffe wegnehmen werde, falls nicht deren Ausweisung oder waffnung reue Der Zoll inspekt or erklärte, beide Schiffe seeuntüchtig. Die Reparatur dés,„Grosovoi“ beanspruche zehn je, die des „Asfold“ unbestimmte Zeit. Die fremden Konsuln entschlossen, die Neutralität des Hafens aufreht zu lten. Ein späteres Telegramm besagt: Der Taotai habe Anraten der Zollbehörde beschlossen, beiden russischen ffen den Aufenthalt im Hafen bis zum 283. August gejtatten; sodann sollten sie nah Ablauf einer Frist von Stunden den Hafen verlassen oder die Waffen abgeben. esishe Kriegsschiffe würden in Schanghai erwartet. : Aus Tschifu meldet das „Reutershe Bureau“: Führer Dschunken, die in der Nacht zum 18. d. M. Port hur verlassen hätten, berichteten, daß am 14. und

ania:

15. d. M. vor Port Arthur Kämpfe von großer Aus- dehnung stattgefunden hätten, die am 17. August erneuert worden seien. Die Japaner sollten über 20 Mann ver- loren haben. Der Hauptangriff habe sih gegen den linken lügel der Russen gerichtet. Die Japaner hätten die von lhnen genommenen Forts auf dem U Danhogel und bei Palungtscheng, sowie zwei innere Forts stark befestigt. Zwei japanische Torpedobootszerstörer seien heute früh in den Hafen von Tschifu eingelaufen und hätten ihn nah einer halben Stunde wieder verlassen. Fünf andere Torpedo- bootszerstörer sollten sich auf hoher See vor dem Hafen be- finden. Der Zweck ihrer Anwesenheit sei unbekannt. Der Statthalter Alexejew meldet dem Kaiser unter dem 17. d. M. auf Grund eines Berichts des Chefs der Kreuzerabteilung, der am 16. d. M. mit den Kreuzern Su und „Gromoboi“ nah Wladiwostok zurück- ekehrt ist: Í Der Chef der Kreuzerabteilung sictete am 14. August um 47 Uhr Morgeas 42 Meilen von Fusan und 36 Meilen von der Insel Tsushima ein japanisches Panzerkreuzergeshwader. Die russishe Kreuzerabteilung bestand aus den Kreuzern „Rossija“, „Gromoboi" und „Rjurik“. Das japanische Geschwader bestand aus vier Schiffen vom Typ „Jwate“. Der Feind nötigte den russischen Admiral, einen Kampf anzunehmen, der um 5 Uhr früh begann. Ein Kreuzer zweiter Klasse vom Typ »Naniwa“ kam von Süden und {loß sich dem feindlihen Geshwader an. Die Russen machten den Versu, nach Norden zu entkommen; fie steigerten ihre Fahrt bis auf 17 Knoten, und ihr Fluchtversuh schien bereits zu gelingen, als plöglich der Kreuzer „Rjurik“ fignalisierte: „Steuer wirkt nit!“ Dec Chef der Kreuzerabteilung erwiderte: „Sucht mit den Maschinen zurehtzukommen!“ und fuhr weiter, ohne auf dieses Signal eine Antwort zu erhalten. Er sah, daß alle japanischen Kreuzer ihr Feuer auf den „Rjurik“ vereinigten, und be- zweckte durch sein Manövrieren nun, dem „Rjurik“ zu ermöglichen, seine Beschädigung auszubessecn, und das Feuer des Feindes auf sich zu lenken. Gleichzeitig näherten sich noch zwei Kreuzer zweiter und dritter Klasse. Der „Njurik“ signalisierte: „Jch kann nicht zurecht- kommen.“ Der Admiral gab ihm darauf durch sein Manövrieren die Möglichkeit, nah der koreanischen Küste hin sih zu entfernen, und signalisierte um 8 Uhr: „Nah Wladiwostok fahren.“ Der „Rjiurik“ wiederholte dieses Signal, {lug den entsprechenden Kurs ein und fuhr dabei rasch. Die Kreuzer „Nossija® und ,„Gromoboi“ nahmen Kurs nah Nordwesten und wechselten die ganze Zeit über mit dem Ae Schüsse, der 32 bis 42 Kabellängen von ihnen entfernt gleichen urs mit ihnen hielt. Der Kampf dauerte zwei volle Stunden. Die russischen Schiffe wurden s{chwer beschädigt; auf dem Kreuzer „Rossija* wurden drei Schornsteine durhschossen und die Kessel be- schädigt. Der „Rjurik“ war anfangs drei bis vier Meilen zurück- bliebe um 8F Uhr begann er, weit zurückzubleiben. Zwei Kreuzer zweiter Klasse eröffneten das Feuer auf ihn. Hierauf wurde er aus den Augen verloren. Da der Admiral Kamimura aber mit vier Panzerkreuzern die beiden anderen E Schiffe ununterbrocben verfolgte und sih somit vom „Rjurik* entfernte, o seßte der russische Admiral den Kampf fort, indem er den Fcind weiter nordwärts lodte in der Hoffnung, daß der „Rjurik® seinen verhältnismäßig {chwachen Gegnern standhalten und nach Ausbesserung seines bes shädigten Steuers allein nah Wladiwostok gelangen werde. Kurz vor 10 Uhr eröffnete der Feind, indem er \sich auf 42 Kabellängen entfernte, ein überaus heftiges Feuer, das den Eindruck machte, er werde hierauf zum Angriff vorgehen. Wider alles Erwarten wandte ch die ganze Abteilung um 10 Uhr aber nah rechts und stellte nah ünfstündigem heißen Kampfe das Feuer ein. Die Verluste und die Beschädigungen wurden sofort festgestellt. Die „Rossija“ hatte 11 und der „Gromoboi“ 6 Lecke erbalten. Beide Kreuzer hatten mehr als die Hälfte aller ihrer Offiziere und ein Viertel ihrer Mannschaft verloren. Unter diesen Umständen war es ganz unmöglich, den Kampf wieder aufzunebmen und dahin, wo der „Rjurik" sich zu- leßt befunden hatte, zurückzukehren, der mindesiens 30 Meilen \üd- wärts entfernt war. Man mußte das stille Wetter benutzen, die Maschinen stoppen, die größten Lede ausbessern und nah Wladiwostok geben. Auf dem Kreuzer „Rossija* sind der Kapitän getötet und 6 Offiziere verwundet. Auf dem „Gromoboi* sind 4 Offiziere ge- tôtet, der Kapitän {wer und 3 Offiziere leiht verwundet. Auf beiden Kreuzern sind 135 Mann getötet und 307 Mann verwundet worden. Die „Russische Telegraphen-Agentur“ meldet aus Mukden vom gestrigen Tage: h: Das in dem Mukdener Telegramm vom 17. d. M. erwähnte Fahrzeug, das die Japaner mit gekappten Masten in See gelassen hatten, wurde vom Winde an das Ufer von Tschif u getrieben. Das Fahrzeug war mit Frauen und Kindern gefüllt.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Binnenwanderungen in den Monaten Juni bis Dezember.

Um den Pmfang und die Folgen der BVinnenwanderungen fest- zustellen, hat man bisher ausschließlich die Differenz zwischen dem Geburtenüberschuß und der gesamten Bevölkerungszus oder -abnahme berechnet, und zwar beschäftigten sih die meisten Studien mit dem Verlauf der Wanderungen in dem Zeitraum zwishen zwei Volks- zählungen. Die Reichsstatistik gibt aber au einen Fall an die Hand, in dem zwei Zählungen in einem Jahre stattgefunden haben, nämlih die Berufs- und die Volkszählung des Jahres 189%. Auf Grund dieser beiden Zählungen hat nun auf Anregung des Professors Dr. Bleicher in tem unter dessen Leitung stehenden Statistishen Seminar der „Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften“ zu Frankfurt a. M. Dr. Aug. Busch die Wanderungen zwischen dem 14. Juni und dem 2. Dezember (1895) verfolgt und veröffentlicht darüber eine kleine Studie in den von Professor Dr. Conrad-Halle in Verbindung mit den Professoren Dr. Loening-Halle und Dr. Leris. Göttingen heraus- gegebenen „Jahrbüchera für Nationalöfonomie und Statistik“. Während beim Vergleih zweier Volkszählungen die Resultate der Wanderungen innerhalb des Deutschen Reichs sich als bleibende Verschiebung zwischen dünn- und dichtbesiedelten Gegenden, Abwande- rung von den östlihen Gebieten des Reichs nah den westlichen oder, was zum Teil das gleiche bedeutet, als Zug von den landwirtschaft- lichen nach den industriellen Bezirken, ferner als Wanderungen vom platten Lante zur Stadt charakterisieren, zeigen die Untersuchungen des Verfassers, daß die Wanderbewegung zwishen Juni und Dezember völlig andere, zum Teil gerade entgegengeseßte Tendenzen aufweist. Er stellt, um diese Gegensäße noch besser hervortreten zu lassen, in seinen Aus- führungen die bei der Betrahtung der Wanderungen in der Zeit vom Juni ‘bis Dezember gefundenen Resultate denjenigen gegenüber, die für die Wanderbewegung zwishen zwei WVolks- Abkungen gelten, und vergleiht die Folgen der nderungen in den Volks;ählungtperioden 1890/95 und 1895/1900 mit denjenigen der Wanderungen im Spätjahr 1895. Man erkennt in der Volks-

blungaerlöve 1890/95 einen bedeutenden Wanderungsverlust des \

eih8gebiets von 448810 Personen, dem in der Periode 1895/1900 ein Wanderungsgewinn von 94125 Personen gegen- übersteht. Die überseeishe Auswanderung beträgt in den beiden Perioden 402 567 kezw. 127 308 Personen, und es ergibt sih hieraus, daß in dem Jahrfünft 1890/95 außer durch überseeishe Auswanderung noch ein Wanderungsverlust von rund 46 000 Personen zu verzeichnen ift, während in der Periode 1895/1900, wenn man von der übers seeishen Auswanderung absieht, ein Gewinn von rund 200000 Personen erscheint. Die hiermit in ra GA gelegte Wanderungszahl für die Zeit vom 14. Juni bis2. Dezember 1895 is ein Wanderungsgewinn von 179857 Personen. Es bedeutet dieses Resultat aber nichis anderes, als daß

dem Spätjahr eine starke Zuwanterung nah dem Reichsgebiet charakteristish ist. Die Verteilung der Zahlen der überseeischen Aus- wanderer auf die Zeit vom 14. Juni bis 2. Dezember zeigt keine Abnormität gegen die übrigen Monate, sodaß also hierin ein Einfluß auf den beobahteten Wauderungsgewinn nicht zu suchen ist.

Da die Einwanderung Fremder in das Deutsche Reich bekanntlich nur von untergeordneter Bedeutung ist, so ist es einleuhtend, der hier zu Tage tretende Wanderungsvorgang in der zweiten Jahres- bälfte als eine Rückwanderung aufzufassen ist, an der si diejenigen Metlonen beteiligen, die sich nur zeitweilig im Ausland au'halten.

ie im Spätjahr Zuwande:nden werden sch aus Reisenden, die zu eshäâftlihen oder Bergnügungszwecken den Sommer über im Aus- ande verweilt haben, ferner aus einer Reihe von landwirtschaftlihen oder industriellen Arbeitern, die während eines Teils des Jahres ihrem Broterwerb im Auéland nachgehen, zusammenseßen. Hierher geyoren Wanderungen, wie die Hollandsgängerei, eine Wander- ewegung von Erntearbeitern, die hauptsählich zur Heu- und Kleeernte nah dem Ausland sich verdingen und im Juli wieder zurückwandern. Es kommen hier des weiteren in Be- traht diejenigen Industriearbeiter, welhe ihren Familiensiß inner- halb der Reichsgrenzen haben, während ihr Arbeitsort zu be- stimmten Zeiten jensei!s8 derselben liegt," von dem sie in der fogenannten Saifon nur zeitweilig, ‘etwa am- Sonntag, einmal nach Hause kommen. |

Alle diese Personen entgehen einer Sommerzählung, da ja als Grundgedanke der Zählung die Erfassung der ort2anwesenden Be völkerung gilt. Löst man nun den Gesamtwanderungsvorgang nach den Verhältnissen in den einzelnen Staaten und Landesteilen auf, so ergibt fich für Preußen in beiden Jahrfünften 1890/95 und 1895/1900 im

anzen ein Wanderungs8gewinn, zuglei aber auch die bekannte Tat-

Tbe daß die östli&cn Provinzen eine Abwanderung, die westlichen eine Zuwanderung aufweisen. Weiter A B einen Wanderungs- envans Sachsen, Baden, Braunschweig, Lübe, Bremen und Ham- urg; die übrigen Staaten zeigen teils nur unbedeutende Beeinflussung ihrer Volkszahl durch Wanderungen, teils einen Wanderungsverlust. Ein zum Teil rei erhebliher Geburtenüberschuß ist in leßteren nôtig, um sowohl den Wanderungsverlust auszugleichen, als auch noch darüber hinaus eine allgemeine Bevölkerungszunahme zu erzeugen. In direktem Gegensaß zu diesen Verhältnissen in dem Jahrzehnt 1890/1900 befinden fich diejenigen in der Zeit vom 14. Juni bis 2. Dezember 1895, in der eine größere Anzahl von Staaten und in diesen wieder Landesteile eine Bevölkerung8abnahme zeigen und ferner die Wanderbewegung erheblich andere Tendenzen erkennen läßt. In Preußen kehrt sih der Wanderungsvorgang gerade um: während zwischen den Volkszählungen von 1890 und 1900 die östlichen Provinzen Verluste erlitten und die westlihen Zunahme durch Wanderung auf- wiesen, treten im Spätjahr die östlihen mit "einem Wanderungs- gewinn, die westlißen mit einer verminderten Zuwanderung auf. Das Gebiet der Reichsbhauptstadt zeigt indessen au in dem kleineren Zeitraum einen Wanderungsgewinn. Durch algebraishe Addition der Wanderungs8zahlen in den Provinzen cesultiert alsdann für das König- reih Preußen ein Wanderungsgewinn von 147701 Personen, während im allgemeinen (1890 bis 1900) eine Tendenz zur Abwand2- rung vorhanden ift.

Die übrigen Staaten zeigen folgendes: Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Oldenburg, Braunshweig, Sachsen - Altenburg, Reuß @ä. und j. Linie, Lippe, Lübeck und Elsaß - Lothringen kehren im Spätjahre ihre Wanderungstendenz um: fie zeigen einen Wanderung8gewinn in der Zeit vom Juni bis Dezember, während in längeren Perioden die Abwanderung überwiegt, oder umge- kehrt. Hingegen zeigen Sachsen-Weimar, Mecklenburg-Streliß, Sachsens Meiningen, Sachsen-CoburgaGoiba, Anhalt, Schwarzburg-Sonders- hausen, Schwarzbucg - Rudolstadt, Waldeck, Schaumburg - Lippe gleiche Wanderungstendenz, wie in der zehnjährigen - Periode 1890/19009. Berechnet man jedoch für diese Zeit den durh- \schnittlihen Jahresgewinn oder -verlust, so ist sofort zu er- sehen, daß den für die Zeit vom Juni bis Dezember gültigen Zahlen eine völlig andere Bedeutung beizumessen ist, da sle teils um große Beträge hinter dem Jahresmittel zurückbleiben, teils dasselbe stark überholen. Eine Ausnahme in der ganzen Beobach- tungsreihe macht das Königreich Sachsen, das durhzängig einen Wanderungsgewinn besißt und auÿh für die Zeit vom Juni bis De- zember eine Wanderungszahl aufweist, die mit dem Jahresmittel über- einstimmt. Des weiteren zeigen die Stadtstaaten Bremen und Ham- burg ebenfalls durhgängig einen Wanderungsgewinn, indessen sprechen in diesen wohl noch der Großstadt eigentümlihe Verhältnisse mit.

Allgemein kennzeichnen also die Zahlen Wanderbewegungen, die dem Spätjahr cigen find, und lassen uns die komplizierten Vorgänge in den Binnenwanderungen erkennen, was bei dem Verglei zweier Volkszählungen niht möglich ist. Ziel und Herkunft der Wandernden können natürli nur bei Kenntnis der örtlichen Verhältnisse bestimmt werden. Es ist ebensogut möglich, daß sich die Wandernden im Spätjahr für einige Zeit an einen bestimmten Plat begeben, als daß sie nah ihrer eigentlichen Heimat oder ihrem Wohnort zurückehren, nachdem sie sih im Sommer an einem anderen Plag aufgebalten haben. Es treten vor allem in die Erscheinung die Wanderungen der sogenannten fluktuierenden Bevölkerung, welche in einem häufigen und der Zeit nach unregelmäßigen Wechsel de3 Arbeits- orts bezw. Wohnorts bestehen, sodann aber auch Wander- bewegungen, die sich als pericdisd wiederholte Hin- und Her- wanderungen zwischen bestimmten Gebieten kennzeihnen und vielleiht als „oScillierende Wanderungen“ bezeibnet werden können. Zu diesen ist auch die bereits erwähnte Hollandsgängerei zu rechnen. Aehnlihe Wanderungen finden innerhalb des Reichs statt, wie die sogenannte „Sahhfengängerei“, eine oscillierende Wander- bewegung, die als Wanderung öftlich der Oder wohnender Land- arbeiter, und zwar beiderlei Geschlechts, geschildert wird. Diese suchen ihren Erwerb zur Zeit der Frübjahréarbeiten vom April bis Oktober und November in den Landesteilen Provinz Sachsen, Anbalt, Braun- {weig und Provinz Hannover; ihre Zahl wird auf Zehntausende

eschäßt. 2

int besonderem Interesse sind die Ergebnisse der Unter- suchungen über den Einfluß der Städte, der industriellen Gebiete und der vorwiegend landwirtschaftlihen Gegenden. Die Zahl der auf Grund der Berufszählung als vorwiegend land- wirtschaftliche geltenden Kreise beträgt 280, die als industrielle Kreise geltenden haben sih infolge des Hinzukommens einiger Stadtkreise von 136 auf 140 vermehrt. „Während für die allgemeine Wander- bewegung nur etwa } aller Kreise einen Wanderungsgewinn aufweisen, haben diese in der Zeit vom Juni bis Dezember bereits die Hälfte überschritten. Jn den Stadtkreijen find die Verhältnisse den Gefamt- zahlen nah anscheinend die gleihen geblieben, hiergegen finden wir in den Kreisen mit vorwiegend Landwirtschaft treibender Bevölkerung einen direkten Gegensaß der Verhältnisse in den beiden Perioden: während im allgemeinen die Kreise mit Wanderungsgewinn kaum nennenswert sind, findet etwa in der Hälfte derselben in der Zeit zwischen Juni und Dezember eine verstärkte Zuwanderung statt. Um- ekehrt liegen die Verhältnisse in den industriellen Bezirken, diese Gaben im allgemeinen einen Wanderungs8gewinn zu verzeihnen, in der Zeit vom Juni bis Dezember indessen erleidet ein größerer Teil von ihnen einen Wanderungsverlust.*“ : N

Der Verfasser vergleicht s{ließlich noch die Verbältnisse der 18 preußischen Großstädte des Jahres 1895. Wie bereits mitgeteilt, zeigen die Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Schlefien, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover eine Abwanderung, dio in ihnen gelegenen Großstädte Königsberg, Danzig, Stettin, Breslau, Magdeburg, alle a. S. indessen nehmen durch Wanderung zu; es ist somit klar, daß der rie Teil des Landes die Differenz zu tragen hat. Brandenburg, Westfalen, Hefsen - Nassau und Rheinland besißen einen Wanderung8gewinn, wovon ein be- trächtliher Teil auf die Großstädte entfällt; besonders in Hefsen- Nassau iït der Ueberschuß dèr Zuwanderung nach der Großstadt Frank- furt a. M. größer, als derjenige, den die gesamte Provinz aufweist. Ganz anders liegen die Verhältnisse im Spätjahr. Ostvreußen, Westpreußen, Brandenburg, Schlesien, Westfalen, Hessen-Nassau und