Nichlamfkliches. Deutsches Reich. Preußen. Lerlin, 26. September.
* ZJhre Kaiserlihen und Königlichen Majestäten nahmen gestern in Rominten an dem Gottesdienst in der Hubertuskapelle teil.
_ Der Großherzoglich hessishe Gesandte Dr. von Neidhardt ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge- sandtschaft wieder übernommen.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Falke“ am 23. September in Buenos Aires eingetroffen. S. M. Flußkanonenboot „Vaterland“ ist am 23. Sep- tcmber in Hankau am Yangtse eingetroffen.
Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ werden Nachrichten über den Stand der Kartoffeln, des Klees, der Luzerne und der Wiesen im Deutshen Reich um die Mitte des Monats September 1904, zusammengestellt im Kaiserlichen Statistishen Amt, veröffentlicht.
Lippe. Der Graf-Regent ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute vormittag gestorben.
Deutsche Kolonien.
Aus Deutsch-Südwestafrika wird dem „W. T. B.“ A daß im Lazarett Grootfontein am Typhus ge- torben seien: der Reiter Martin Pahl, geboren 19. Fe- bruar 1885 in Sassenburg, früher 2. Artillerieregiment, am 30. August; der Reiter Gustav Hellestern, geboren 7. Sep- tember 1882 in Empfingen, Hohenzollern, früher 4. Ie Chevauleger, am 26. August; der Reiter Paul Zalkau, früher 168. Regiment, Transport Heyde, am 25. August. Jm Ge- fehte bei Okambukauandja am 19. September sei leicht verwundet worden: der Gefreite Ernst Max Hartmann,
früher Jäger zu Pferde in Dresden, Schuß im rechten Ober- -
Jchenkel. Der Reiter Franz Steinberger, Funkentelelegraphie, früher 1. Eisenbahnregiment, werde seit S 3. Shleides vermißt.
Der General von Trotha meldet aus Oparakane unter dem 19. September: Die 7. Kompagnie Feld- regiments 2 erreicht A am 20. d. M. Go- babis. Eine dorthin entsandte Patrouille fand nirgends Spuren von Hereros. Augenblicklih besezgt Deimling Epukiro mit 2 Kompagnien und 4 Geschüßen, Postierungen inGanas, Sturmfeld 1 Kompagnie, 2 Gefhüge Abteilung A verstärkt durch halbe 1. Batterie (von Kolonne
eimling) Ombafkataha und Kl. Okahandya. Kleine Postierungen Wasserstele Okowarumende, Katjekori- Eware. Estorff mit Volkmann bis Owinaua-Naua. Reißenstein {hob am 18. d. M. eine Kompagnie, 2 Ma- schinengewehre unter Dürr nah Otjosondjou, Volkmann über OÖtjinene; Estorff über Ombu-Atogo. Sperrung des Omurambaflusses durch Fiedler-Kommando geht nach Owinaua-Naua.
Unter dem 21. d. M. meldet der General von Trotha ferner: Nah Ganas bestimmte Postierungen Deimlings müssen Wassermangels wegen nah Kalkfontein zurülckehren. Eine stärkere, mit Wasserwagen versehene Aufklärungsabteilung ist dorthin unterwegs, da nah Aussage von Gefangenen bei Otjimangombe und Ganas starke Hererobanden sih be- finden. Offizierspatrouillen beobachteten 40 km nordöstlih von Owinaua-Naua am Eisebfluß starke Hereromassen, an- p Samuel Maharero-Tjetjo. Aufklärung von Kl. Oka- | andya Omurambafluß abwärts. 8. Kompagnie und Halb- batterie Winterfeld (von Abteilung Fiedler) wird am Omu- ramba-Uamatako auf Okaundja vorgeshoben. Ausdehnung der Landetappenlinie sowie starker Ausfall an Zugtieren bei an hd geringem Fuhrpark ershwert ungemein den Nachschub. Mehrfach kleinere Gefechte mit unter starken Verlusten zer- sprengten Hererobanden. Diesseits keine Verluste. Haupt-
quartier 22. Owinaua-Naua.
Oesterreih-Uugarnu.
Der Khedive ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern abend von Wien nah Konstantinopel abgereist.
Rußland.
Der Generalkommandant des Wilnaer Militärbezirks, Generaladjutant und General der Jnfanterie Gripenberg, ist, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, zum ktommandierenden General der zweiten Man- dshureiarmee ernannt worden. Aus diesem Anlaß richtete der D an ihn folgendes Schreiben:
Die äußerste Anspannung, mit der Japan den Krieg führt und die von den japanischen Truppen bewiesene Hartnäckigkeit sowie ihre hohen kriegerishen Eigenschaften regen mich an, die Streitkräfte auf dem Kriegstheater bedeutend zu vermehren, um in möglihst kurzer Zeit n iedene e Bo e zu erzielen. Da dadurch die Bl der Truppen- einheiten eine Höhe erreihen wird, bei der ihre Belassung in einer Armee nicht zulässig ist ohne Nachteil für eine bequeme Ver- waltung und für die Manövrierfähigkeit und Beweglichkeit der Truppen, habe ih für nötig befunden, die für die Aktion in der Mandschurei bestimmten Truppen in zwei Armeen zu teilen, indem ih das Kommando der ersten in den Häaden des Generaladjutanten, Generals Kuropatkin belasse und Sie zum Kommandierenden der zweiten Armee ernenne. Jhr langjähriger Dienst, Ihre Kriegstaten und Ihre umfangreihe Erfahrung in der Kriegsausbildung der Truppen gibt mir die volle Zuversicht, daß Sie, den allgemeinen F gen des Oberkommandierenden folgend, zur Erreichung der Zwette des Krieges erfolgreich die Ihnen anvertraute Armee leiten werden, die unter Ihrem Befehl die ihr eigene Mannhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit im Kampfe gegen den Feind für die Éhre und Würde des Vaterlandes an den Tag legen wird. Gott segne Sie zu hohem und ruhmvollem Dienst für mih und für Rußland!
Ich bleibe Ihnen unveränderlih wohlgewogen Nikolaus.
__ Auf Kaiserlihen Befehl ist der Posten des Ober- ingenieurhefs aufgehoben und dafür derjenige eines Generalinspekteurs des Jngenieurwesens geschaffen auf den der Großfürst Peter Nikolajewitsch berufen
__ Der Minister des Jnnern Fürst Swiatopolk-Mirsky, früher Generalgouverneur. von. Wilna, verabschiedete sich am Sonnabend 0 gel! von den dortigen Behörden sowie den Vertretern des Adels und der ganzen Bevölkerung. — Bei einem Empfange von Vertretern der Presse hielt der Minister eine ne in der er die große Bedeutung der Presse, besonders der E if betonte; er sei stets der Ansicht gewesen, daß eine Presse, die auf- rihtig den wahren Bedürfnissen der Bevölkerung diene, d Nutzen stiften könne und die Regierung in —ihrer chweren Aufgabe unterstüße. „Jh war stets ein Freund der Provinzialpresse“, so {loß der Minister, „und wenn sie offen, aufrihtig und wohlgesinnt wahre Bedürfnisse zum Ausdruck bringt, werde ih auch fernerhin ihr Freund bleiben“ — Jn einer Ansprahe an Mitglieder - der israelitishen Gemeinde sagte der Minister: da er mit ihren Bedürfnissen genau er in der Lage, bei der demnächst bevorstehenden Bearbeitun der ernsten israelitischen Frage mit voller Kenntnis an diese heranzutreten. Von seiten der Jsraeliten erwarte er, daß sie den Regierungsmaßregeln volles Vertrauen entgegenbringen würden. Die Jsraeliten könnten völlig darüber beruhigt sein, daß er, an die Quelle der Gerechtigkeit, an die Seite des Kaisers! berufen, darüber wachen werde, daß ihnen immer Gerechtigkeit widerfahre.
Spauien.
_ Der König und die Königliche e sind gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, von San Sebastian nah dem Schlosse La Granja bei Segovia abgereist. :
Türkei.
Das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ meldet aug Kon- stantinopel, daß die infolge der Bandenbewegung im vorigen Jahre verzögerte R der Reserven von 1897 und 1898 im Bereiche des IT. Korps (Adrianopel) und im Bereiche des III. Korps N in diesen Tagen bei dem II. Korps. beendet worden sei. Auch im Bereiche des ITI. Korps seien über 20 000 Mann entlassen worden.
Amerika.
Der Präsident Roosevelt empfing am Sonnabend, wie dem „NReuterschen Bureau“ aus Washington mitgeteilt wird, eine Abordnung der daselbst tagenden Fnterparlamentarischen Vereinigung, die ihm eine von der Versammlung beschlossene Resolution unterbreitete. Jn seiner Erwiderungsansprache er- klärte sih der Präsident zu Gunsten einer zweiten Haager Konferenz. Er sagte: „Jh werde binnen kurzem die anderen Nationen auffordern, zu einer zweiten Konferenz zusammenzutreten. Unsere Mebuiain sollten die Form annehmen, daß das im Haag bereits - begonnene Werk E Vollendung näher gebracht werde.“
Der Präsidenischaftskandidat Parker veröffentlicht eine Kundgebung, in der er die Aufstellung seiner Kandidatur annimmt und hervorhebt, daß er ein unbedingter Anhänger der Goldwährung sei, Eine Tarifreform sei niemals notwendiger Gei als heute. Der Dingleytarif belaste das Volk, indem er es zwinge, Hungerpreise für Lebensmittel zu A Ein neues Truslgeseb sei notwendig, da das be- tehende sih als unzureichend e habe. Die Schiffahrt könne niht durch ein Subventionssystem gestüßt werden. Die Beziehungen u A T seien wesentlich durch die Erwerbung Ge Philippinen, die die Union verwundbar gemacht, geändert worden. Das Ein- dringen der Amerikaner in die fremden Märkte habe eine Abneigung großer FJndustriestaaten hervor- gerufen. Die Amerikaner müßten Pr Ae Be- iehungen zu allen Nationen unterhalten; alle Bündnisse, ie nur zu Verstimmungen führen könnten, müßten ver- mieden werden; man müsse sih der Einmischung in fremde Len na Auf dem amerikanischen Kontinent dürften die Vereinigten Staaten nicht den öffentlichen Polizisten spielen und unter feinen Umständen für fremde Staatsschulden eintreten. Die S und Souveränität jedes einzelnen amerikanishen Staates müsse geahtet werden. Die Union dürfe nur dann einschreiten, wenn es gelte, die einzelnen Staaten der Union in ihrer eigenen politishen und nationalen Entwickelung frei von dem Druck fremden Ein- flusses zu halten. ‘Die Le lus müßten durch das Ver- sprechen einer ähnlihen Unabhängigkeit, wie die Cubas, zur Entwikelung angespornt werden.
Nach einem Telegramm der „Agence Havas“ aus Buenos Aires wäre in Paraguay zwischen den Auf- ständischen und den Regierungstruppen ein vor- läufiger Friedensvertrag unterzeihnet worden.
Das neue peruanishe Kabinett hat sih, wie das „Reutershe Bureau“ berichtet, wie folgt, lonstituiert : Premier- und Handelsminister Leguta, auswärtige Angelegenheiten Rica ora ati N A Eulogio Romero,
lec edro Muniz, Justiz Jorge Polar, ô i
Arbeiten Jose Balta : s A
Asien.
Ein Telegramm des Generals Kuropatkin vom 24. d. M. besagt, daß vor er Tagen plöglih Kälte eingetreten sei. Die Temperatur sei g bis auf einen Grad Wärme gefallen. Seit dem 283. d. M. sei es wieder wärmer geworden. Der Gesundheitszustand der Truppen sei gut.
Wie der Generalleutnant Ssacharow dem General- stabe meldet, traten am 24. September bei der Armee s ein.
Die Baikal-Ningbahn ist gestern eröffnet worden. Nach einer Meldung des Materien Bureaus“ aus T\chifu vom 24. d. M. berichteten dort aus Dalny ein- getroffene Japaner, daß ein neuer Angriff auf Port Arthur am 19. d. M. begonnen habe und am folgenden
Tage fortgeseßt worden sei. Die Beschießung der Stadt am 19. habe um Uhr Mor acts begonnen und eine Stunde gewährt. Bei Tagesanbruch habe
sich dann das Bombardement zu einer Heftigkeit ge- steigert, wie _sie nie zuvor erreiht worden sei. Einige shwere Geschüße, die neuerdings eingetroffen seien, hätten ihr Feuer von einem Punkte aus eröffnet, von wo bisher nit geschossen worden sei. Die Beschießung sei in der Naht vom 20. September in heftiger Weise sortgeles worden. — Eine weitere Meldung besagt, der Kampf habe über fünfzig Stunden gedauert. Die Verluste der Japaner seien verhältnismäßig gering gewesen. H
Der Sn Karl Anton von Hohenzollern is gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in Tokio eingetroffen und
worden ist.
bekannt sei, sei |.
| Nr. 224 d. Bl.) hat, der „All: tg.“
„Standard“ zufolge wird der Prinz einige Zeit als Gast d E in dessen Palast verweilen, Dove T ih zur felbacies
Die russishen Hilfskreuzer „Smolensk“ und „Peters- burg“ sind gestern von Port Said in See A ‘Als Bestimmungsort wurde Libau angegeben.
Afrika.
__ Aus Tanger vom 24. d. M. meldet die „Agence Havag“ ein Engländer Lee aus Tanger sei von dem Stamme Jehoul, zu dem er pag Gia sei, gefangen gehalten worden. Der englishe Konsul und der französische Vizekonsul hätten mit dem Stamme verhandelt und ihn bewogen, Lee gee Zahlung eines Lösegeldes von 725 Pesetas in Freiheit
Statistik und Volkswirtschaft.
Der Umsatz der warenhaussteuerpflihtigen Bet Preußen 1901 terpiTtGtig etriebe in
Der steuerpflihtige Jahresumsaß der zur Warenhaussteuer heran- geiogenen Betriebe war in Preußen für die Giro N Ee 1903 Gegenstand besonderer amtliher Grhebung, deren Hauptergebnisse wir im folgenden unter Bildung von zehn Umsaßgruppen nach einer Ver- öffentlihung der „Statistishen Korrespondenz“ mitteilen wollen. Gs
betrug: : im Jahre 1901 | im Jahre 1903 i D zur Warenhaus\teuer veranlagten Betriebe —| \teuerpfl. steuerpl. gane Ë Umsaß S| Umsaß Steuer i t M d iter (900000 14 2008 30 8 über 400— 8 513 049 9073 309| 895 « 0500— 600000 16| 8 885 082 1655 577| 923 200 « 600— 700 000 14/ 9212 097 7768 562| 106 580 « 700— 800000 9 6598329 4545 694| 57 087 « 800— 900000 8/ 6751 257 3390 247| 55 500 «„ 90—1 000000 4/ 3939 000 2 901 117| 3838 047 « 1 000—2 000 000 19/26 423 707 15,182 889| 203 90L v 2 000—3 000 000 8119 392 505 14 635 678| 271 723 über 3 000 000 6 88 353 6151 650 442] 7/84 104 7265/1 087 412 ¿usammen 109 178562326/3 073 905] 73|143257798|1 933 250
Hiernah ist der gesamte, der Warenhaus\teuerveranlagun Grunde gelegte Jahresumsay 1901—03 um 35 304 528 t b i um rund ein Fünftel, gesunken, wobei aber zu berücksichtigen ist, daß in derselben Zeit im wesentlihen als Folge der vielfah vor- genommenen Zurücckführung des etriebs auf eine der geseßlichen, weit begrenzten Warengruppen sowie infolge der Auslegung des Warenhaussteuergeseßes dur das Oberverwaltungsgeriht die Gea samtzahl der steuerpfli4htigen Warenhäuser um 36, d. i. um ein Drittel, also nochþ stärker ‘als der Umsaß, abgenommen hat. Da- gegen ist der im Durchschnit auf einen \teuerpflihtigen Warenhaus- etrieb entfallende Jahresumsaß von 1638186 4 n Jahre 1901 auf 1962 436 A im Jahre 1903, d. i. fast um ein Fünftel, ge- stiegen. Es ergibt sich mithin im allgemeinen für die nah. Lage der lig genug und Rechtsprehung E gebliebenen Waren- häuser fein erkennbarer Rückschritt in ihrer Betriebsausdehnung, vielmehr eher ein Aufschwung. Eben wegen L Anwachsens des durschnittlichen Umsaßes muß es auffallen, daß die Durchschnitts\teuer von 28 201 auf 26 483 4, d. 1. von 1,7 auf 1,3 v. H. des entsprehenden Umsages, zurückgegangen ist. Jn der Hauptsache berubt dies auf der tlepeSbeftiawang, wona die Warenhaussteuer auf besonderen, bei Abgabe der Steuererklärung oder auch im Wege der Rechtsmittel anzubringenden Antrag des Steuerpflichtigen bis zu 20. y. H. des N euerpflihtigen Ertrages seines der Warenhaussteuer unter- tegenden Unternebmens, wenn auch nicht weiter als bis zur Hälfte des tarifmäßigen ¿Bare hausf eue es, ju. ermäßigen ist. Der Be- aab der Warenhaussteuer is demna. mehr oder weniger von der öhe des gewerbesteuerpflihtigen Ertrages der Warenhäuser, dessen esamtisumme im Jahre 1903 offenbar nicht nur überhaupt, sondern auch im Verhältnisse zum Umshlage der betreffenden Betriebe erhehb- lich geruger als im Jahre 1901 ausgefallen ist, abhängig. ah der oben mieleilleu Uebersicht ist die Zahl der steuers pflichtigen Warenhäuser ‘in allen Gruppen mit Ausnahme derjenigen mit über 400 000 bis 500 000. G und der mit über 3 Mill. Mark Jahres3umsaßz ae und lediglih- in ersterer Gruppe Umsaß und Steuer gestiegen. In der Umfaßgruppe bis 400 000 4, also solcher außerpreußisher Warenhäuser, die nah § 3 des Gesetzes bezüglich threr Verkaufsstätten in Preußen ohne Rücksiht auf die Höhe des Umsayes der Warenhaussteuer (mit 2 v. H. des Umsayzes) unter- liegen, finden wir im leßten Berichtsjahre überhaupt keine Zensiten mehr, wahrscheinlich weil i der betreffenden Unternehmer der im Absaß 3 a. a. O. vorgesehene, von der Steuerpflicht befreiende Nachweis, daß der Ge amtumsaß ihres ganzen Unternehmens 400 000 G nit übersteigt, erbraht worden ist. Im übrigen hat die Gruppe von 5—600 000 G verbältnismäßig den größten Rückgang zu verzeichnen ; Hier haben nämli 1901—03 Zensitenzahl wie Um a und Steuer um über vier Fünftel abgenommen. Recht zahl- reih find die Warenhäuser mit einem Jahresumsaße von je über 1 Million Mark vertreten : 1901 mit 33- oder rund drei Zehnteln, 1903 mit 24 oder fast einem Drittel der Gesamtzähl. Insgesamt bezifferte sich der steuerpflibtige tels 4 dieser größten Warenhaus- betriebe 1901 auf 134169 827 M ober 75,1, 1903 auf 113 923 292 4 oder 79,5 v. H. des gesamten Umsazes, ferner ihr Steuerbetrag 1901 auf 2 449 705 M. oder 79,7, 1903 auf 1563036 A oder 80,9 v. H. der Gesamtsteuer der in Preußen veranlagten Warenbausbetriebe. Die — 1901 6, 1903 7 — steuerpflihtigen MWarenbäuser der Umsahß- gruppe von über 3 Mill. Mark haiten einen durchs{hnitilihen Jahres- umschlag von 14725 603 Æ# im Jahre. 1901 und 12041 961 im Jahre 1903, 100 also einen deutlihen Begriff von der großen Aus- dehnungsfähigkeit des Geshäftsbetriebes der L O
Zur Arbeiterbewegung.
Eine am Freitag abgehaltene, außerordentlih zahlreich besuchte Versammlung der Gi Bs [ähtergesellen oil zufolge, den Beschluß gefaßt, den zum 2. Oktober angekündigten Ausstand zu vertagen N Lodiufie zu versuchen, auf dem Wege der Unterhandlung mit den einzelnen iu erxeiden, Einstellung des Schlahtens an Sonn- und Feiertagen Auch die Megzgergesellen in Frankfurt a. M. (vgl. Nr. 217 Linse aut wie die „Frkf. Ztg.“ mitteilt, die Lo rftage vor- Îus Mülheim am Rhein wird der De, Ztg." ge- meldet, daß unter den Arbeitern des Kabelwerkes Felten u. Guilleaume Lane Lera pepuug der Akkordpreise Una ene eingetreten sei. 78 Drahtzieher reiten die Kündigung, ein. an nimmt an vas die Kündigungen Fleren Umfang Aeneltia werden. In Brest hielten, wie „W. T. B.* meldet, am Sonnbend - etwa 2000 Arbeiter eine Versammlung ab, in der sie gegen einen Runderlaß des Marinepräfekten und gegen die von. der Arsenalverwaltung eingenommene Haltung Einspruch erheben. Nach O der Verjammlung zogen die Teilnehmer dur die Straßen der Stadt, wobei lr revolutionäre Lieder sangen und den Präfekten verhöhnten. Die Polizei trieb {ließli die Menge
auseinander. Etwa 800 Bergleute der Kohlenwerke Monceaus
von Vertretern der Behörden empfangen worden. Dem
Bayemont in Marchhiènnes sind, wie der „Köln. Z3tg.*: aus
Charleroi telegraphiert wird, ausständig, weil die Grubenleitung eine Erhöhung der Löhne verweigert.
Aus Victoria (British-Columbien) wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß die Maschinisten auf der Strecke Winnipeg— Vancouver der Saa Ben D N die Acbeit: nieder- gelegt haben; fie verlangen eine Lohnerhöhung. ‘
Kunst und Wissenschaft.
A.F. „Im Bannkreis der Jungfrau, Streifzüge durch das Berner Oberland“, nennt sh der szenisch aus- gestattete neue Vortrag, dessen Generalprobe am Sonnabendmittag das wissenschaftliche Theater der Urania bis auf den en Platz füllte. Der Vortrag, ‘dessen Verfasser Direktor Dr. P. Shwahn ist, während die Dioramen, Wandelbilder und \szenishen Verwandlungen, wie immer, aus den kunstgeubten Händen der Maler H. Harder und W. Kranz hervorgegangen sind, ist in zwei Akte je zu 12 und 9 Szenen gegliedert. Abweichend von sonst, wird nah jeder Szene der Vorhang entl weil die nad Studien an Ort und Stelle gemalten Bilder zumeist einige Vorbereitungen und Kulissenvershiebungen erfordern; doh ist mit viel Geshick eine Unterbrehung des Vortrags vermieden, der in
efälligem Redefluß auch während der vorübergehenden Verbüllungen Lee Bühne fortaeiegt wird. Die Bilder fanden ohne Ausnahme all- seitigen Beifall. Die „Streifzüge“ beginnen in Thun mit einer Dae auf dem gleiGnamigen See längs dessen südlichem Ufer, vorüber am Stock- horn und an der fast cem gestalteten, vierseitigen Pyramide des Niesen, und erfassen den jedem Besucher Interlakens in guter Erinnerung lebenden Moment, wo si zuerst der Blick auf die beschneiten Häupter des Berner Oberlandes öffnet. Auf dies erste einleitende Wandelbild folgt ein Blick auf den Oeschinensee bei der Blümlisalp, dann auf das idyllishe St. Beatenberg. Für die Ausshau auf Interlaken ist eine Baumgruppe nördlich des Ortes gewählt, die eine \{chône Um- rahmung des von dieser Stelle besonders reizvollen Bildes der Fungfrau abgibt. Es folgt eine Auffahrt zur Schynigen Platte, dann ein Perweilen bei den Wasserfällen von Meiringen und im groß- artigéèn Rosenlauital, gegen das die nunmehr si Cat finstere Aareschlucht einen recht eindrucksvollen Gegensaß bildet. Der Parotag- fal ist dur \türzendes und aus der Tiefe dampfendes Wasser so sünfällig dargestellt, daß der Vortragende, Herr Oscar Wagner seine Stimme exbiben muß, um vor dem Rauschen des Wassers verstanden zu werden. Wieder bildet hierzu das in baumloser Felsenlandschaft gelegene Grimselhospiz einen bezeihnenden Gegensaß, der \ich d durch den Blick auf den Totensee steigert, aber gegen den Aktshlu in einer Mondnacht- auf der Grimsel mit den im Lichte des Mondes glißernden, leise bewegten Wellen des Sees harm ausfklingt. Der zweite Akt führt über den bläulih shimmernden Unteraargletscher nah, Grindelwald, läßt den Zuschauer einen Schneesturm unter den Vischernhörnern erleben und ihn den Abstieg von der ie A6 nehmen, der mit bemerkens8werter Naturwahrheit dargestellt ijt. Grindelwald und Wetterhorn treten dann vor das Auge der Beschauer, ein besonders anmutiges Bild, dem soglei ein neues, nicht minder \{chönes Wandelbild folgt, das am Mönch und Eiger vorüberführt und mit dem bekannten wundervollen Blick auf die Jungfraugruppe von der Kleinen Scheidegg endet. Das nächste Bild gehört der neuen Bergbahn, soweit sie bereits fertig is. Station Eigergletscher wird vor Augen geführt, verbunden mit einer hübshen Neuerung, die auh schon im ersten Akfl bei der Auffahrt zur Schyniger Platte gezeigt wurde, nämlich mit der Darstellung des A auf den Schienen deutlich bewegenden De es, dessen minimale Abmessungen einen geeigneten Maßstab für die Größenverbältnisse der Umgebung gewähren. Nach einem Ausflug in das Gletscherlabyrinth der Jungfrau und nah Lauterbrunnen mit seinem berühmten Staub- bah endet der Vortrag mit einem „Abend in Mürren", dem höchst- elegenen Ort des Berner Oberlandes, und mit der wohlgelungenen arstellung des Alpenglühens an den \{hneebedeckten Gipfeln der Jungfrau, womit der zweite Akt \timmungsvoll schließt. Wer die Reize dieses \{önen Stückes Erde selbst lesbait, dem werden diese Bilder angenehme Erinnerungen weden; wem fie zu An noch bevorsteht, dem werden sie, vereint mit dem trefflichen ortrag die Lust erwecken, die Wunder der Alpenwelt an Ort und Stelle kennen
zu lernen. ‘
In der Nähe von Tönsberg, der ältesten Stadt Norwegens, ist unlängst mit einer Grabkammer ein Wikingerschiff. bloß- gelegt worden, dessen völlige Ausgrabung voraussichtlih bis Ende Oktober beendet sein dürste. Aber {hon jeyt kann man sich ein ziemlih gutes Bild von der Beschaffenheit des Fundes machen. Das Fahrzeug ist, wie die „Köln. Ztg.“ berihtet, 21 m lang, also von ungefähr ver Größe, wie das in der Christianiaer Universität bewahrte Wikingerschiff, von dem es sich jedoh etwas in der Bauart sowie durch die * s{hönen e unterscheidet, die sich an den Steven und sonstigen Veilen des Schiffes befinden. Leider ist das Wikingerschiff vor Tönsberg lange nit so gut erhalten wie das in Christiania aufgestellte. Das Dah der Grabkammer ist von Erdmassen und Steinen zerdrückt, und ebenso sind die Planken des Schiffsbodens zum Teil völlig aus ihrer Lage gerückt worden, sodaß das Fahrzeug nur stüdweise herausgenommen werden kann, und danach muß man dann eine Wiederherstellung des Wikingerschiffes versuchen. Sofern die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden, ist es aber keineswegs cubgeschlossen, daß die einzelnen Teile wieder zusammengeseßt werden können, denn es find zu diesem Behufe während des ganzen Verlaufs der Ausgrabungen sowohl betreffs des Fahr- zeugs wie der einzelnen Flide die genauesten Aufzeihnungen gemacht worden. Die einzelnen Funde, das Inventar des Schiffes, sind wo- möglih noch interessanter als das Yabueua selbst. _ Sie lagen teils in der Grabkammer, teils in den Bren Teilen des Schiffes und sind ero ett reichhaltig. Daruuter ehyoas sich Schlitten mit pracht» voller Schniterei, ein reih geschmüdckter vièrräderiger Wagen Scchmuck-,
aus- und Wirtschaftssachen, wie ein Spinngerät, ein Gewebe mit
iguren, das seiner ganzen Art nah etwas an die berühmte Bayeux- tapeté erinnert. Derartige Funde sind bisher noch in keinem Wikinger- grab und überhaupt niht gemacht worden. Sie liefern einen wert- vollen Beitrag zur Kenntnis des Kulturstandpunktes, den Norwegen beim Beginn der Wikingerzeit einnahm. Namentlich gilt dies von den künstlerishen Ornamenten, meistens Tierornamenten, die ein durchaus sonderartiges Gepräge zeigen und von übertaschender oertua uy Das Alter des Fahrzeugs wird auf über 1000 Jahre veranschlagt, und der Fund reiht daher bis in die ältere Wikinger- zeit zurückd. Im Laufe der Ausgrabungen tauchté noch eine besonders interessante Frage auf, nämlich, ob in dem Schiff eine Königin begraben liegt. Unter ‘den gefundenen Knochen or nämlich
Neste von zwei ädeln und von zwei Unterkiefern, und einzelne Knochen nd so chmächtig, daß sie von einer Frau herzurühren \{cheinen. Wenn au keine Waffen gefunden
wurden, fo liegt doch die War Ble nahe, daß in dem Schiff ein Mann und eine Frau raben lagen. Die Waffen können übrigens mit sonstigem Shmuck gestohlen worden sein, denn nach-
weislich ist : indem die Einbrecher in den mächtigen Grabhügel einen Schahht jum
Fahteug gruben, ein Loh in die Schiffswand s{hlugen und o ins Innere drangen, ierbei waren auch die Skelette zerstreut worden. uh sofern maht der Fund noch Schwierigkeiten, als der Staat mit dem Eigentümer des
Hügels noch niht wegen Abtretung des Fundes einig ist. ‘Da es an ein c igen geseßlihen Bestimmungen fehlt, sucht der Eigentümer möglichs: apital aus der Sache zu sélagen, und- da im nächsten Storthing ein Gese in Aussicht steht, das diese gea ee regelt, hat sich der norwegishen Grundbesißer, auf deren Cigentum alte Riesenhügel liegen, Ls daß jeßt überall im südlichen Norwegen nah Schäßen aus der Wikingerzeit gegraben wird |
rofessor Finsen, der Erfinder des nah ihm benannten Lihht- heile A len „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend in
Kopenhagen gestorben.
in diesem Wikingeeschiff ein Einbruch verübt worden,
eine solche Ausgrabungswut bemächtigt,
Literatur.
Die Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart, Berlin und Leipzig veranstaltet eine neue Ausgabe eines fulturgeshihtlihen Werkes von Johannes Scherrs „Germania“, die Hans Prußy teilweise umgearbeitet und bis auf die Gegenwart fortgeführt hat. Zu Leb- zeiten Scherrs hat das Buch fünf Auflagen erfahren. Der neue Herausgeber teilt in der Einleitung zur beginnenden Neuauflage — einstweilen liegt erst die erste Lieferung vor — mit, n er an der Anlage und Ausführung im ganzen wénig geändert, daß er aber die Ergebnisse der neuen Forshung verwertet und die allzu große Schärfe des Ausdrucks und die Härte des Urteils des Lunpfedtrolien Verfassers etwas gemildert habe. Inwieweit das geschehen, wird man erst be- urteilen können, wenn ein größerer Teil des auf 50 Lieferungen (zu je 30 9) berechneten Werkes vorliegen wird. Scherr lebte in einer gärenden Zeit des Werdens, zudem trieb ihm seine Natur zu krassen Ur- teilen und in extreme Positionen, die dur die weitere Entwickelung der deutschen Verhältnisse als ungerecht und als unhaltbar erwiesen sind. Er war aber auc ein geistvoller Mann und eine ausgesprochene Per- fönlihkeit, sodaß es verdienslvoll sein würde, wenn der Herausgeber es verstanden hätte, das Urwüchsige und bleibend Wertvolle seiner C zu bewahren, sie aber zugleich von ihren Auswüchsen zu efreien. :
— Prafktische Blumenzucht und Blumenpflege im Zimmer. Von Robert Betten. Vierte vermehrte und ver- besserte Auflage. Mit 270 Abbildungen. In Ganzleinen gebunden Preis 4 4 — Verlag von Trowißsh u. Sohn in Frankfurt a. Oder. — Die Zeit naht, wo wir uns fragen: Wie schmücken wir im Winter unser Zimmer, unsere Fenster mit Blumen? Welche Blumen und Pflanzen wählen wir? Welche entsprehen unserm Geshmack, aber auh vor allem: welche Arten und Sorten passen für die Bedingungen, die © wir * ihnen bieten können? Haben wir Sonnenseite, können wir lüften, steht uns ein un-
eheiztes VBlumenzimmer zur Verfügung, oder sollen die lumen und Pflanzen im geheizten Wohnzimmer bleiben? Wie be- kommen wir sie, wie haben wir zu pflegen, sollen wir fette Erde geben oder magere, kleine Töpfe oder große, wann sollen wir gießen und wieviel ? — Alle diese natürlichen Fragen beantwortet Bettens Buch flar und mit Sahkenntnis, die auf einer langjährigen praktischen Er- fahrung beruht. Die neue Auflage ist gegenüber der dritten abermals vermehrt worden. Der Preis des praktishen Buches beträgt 4
— Von dem Lieferungswerk „Das Fest][and am Südpol“, die C R zum Südpolarland in den Jahren 1898—1900 von Carsten Borchgrevink, nah Skizzen und Zeichnungen des Ver- fafsers illustriert von Otto Sinding und E. Ditlevsen und mit Reproduktionen photographisher Originalaufnahmen (Schlesische Verlags-Anstalt von S. Schottlaender in Breslau), liegen die Hefte 5—7 vor, Das ganze Werk. ist auf 20 Lieferungen, die jede 60 -Z kostet, berehnet.
Land- uud Forfstwirtschaft.
Ernteergebnisse in Norwegen.
Das Kaiserlihe Generalkonsulat in Christiania berichtet unterm 19. d. M.: Die Getreideernte ist in den südlichen Landes- teilen Norwegens als fast beendet anzusehen. - Das Ergebnis soll infolge des größtenteils günstigen Erntewetters besser sein, als man angenommen hatte; jedoch ist der Ertrag, besonders an Stroh, in den östlichen Distrikten gering und im südwestlichen Bezirk unter mittel. Nur in den beiden Bergenhusämtecrn und im Amte Roméêdal soll das Ergebnis etaer Mittelernte bezw. einer guten
Mittelernte entsprehen. Die Beschaffenheit des Korns ist gut. Die Kartoffeln stehen im ganzen Lande gut. Jm östlichen Norwegen hat das Kraut aber stellenweise durch
Frost gelitten. Der diesjährige. E stellt fich nah amtlihen Berichten, wie folgt: Im östlichen und südlihen Norwegen wird der Ertrag auf weit unter dem Mittel geshägt. In vielen Aemtern soll er teils die Hälfte, teils zwei Drittel eines Mittel- jahres betragen. Die Beschaffenheit des gewonnenen Heues wird dagegen durhgehends als gut bezeihnet. Von den westlichen Aemtern hat das Amt Lister und Mandal einen mittleren Heuertrag von A Beschaffenheit zu verzeihnen. Im Amte Stavanger und in den eiden Aemtern Bergenhus entspriht der Ertrag den eines guten Mitteljahres. In dem Amte Romsdal und in den beiden Trondhjemschen Aemtern {äßt man den Ertrag der Heuernte auf gut, strihweise auf sehr gut. Jn den nördlichen Aemtern ift die Heuernte mittelmäßig und darüber ausgefallen.
Die Ernte im europäishen Nußland im Jahre 1904.
Rußlands Ernteerträge des laufenden Erntejahres haben sich als niedriger erwiesen, als. man im Frühling oder sogar auch um Mitte des Sommers erwartete, und zwar infolge der die ganze Zeit hindur anhaltenden, äußerst ungleichmäßigen Verteilung von Wärme und Feuchtigkeit. Jn derselben Zeit, wo der ganze Süden an sehr starkem Regenmangel bei recht bedeutender Hiße und häufig trockenem vernihtenden Winde litt, hatte die ganze nördliche Hälfte des russi- schen Reichs unter ständigen Regengüssen bei sehr niedriger Tempe- ratur zu leiden. Besonders in den südwestlihen Grenzgebieten, in den Gouvernements Bessarabien und Chersson, waren die Witterungs- verhältnisse äußerst ungünstig, und es gingen infolge des vollständigen Ausbleibens von Regen während der ganzen Wachstumsperiode die im Herbst im trockenen Acker ausgesäten Saaten entweder überhaupt nit auf oder wurden im Laufe des Sommers gänzlih vernichtet. Die Trockenheit im Sommer war auch in den Gouvernements des Königreichs Polen so stark, daß die Sômmersaaten dort erheblichen Schaden gelitten haben. L
Weiter nah dem Osten und Südosten ¿eoG hielt normaleres Wetter an, und wenn auch im Südosten sich NRegenmangel recht fühl- bar machte, so traf die Trockenheit do nur die späten Sommer- saaten, dagegen reiften die Wintersaaten und früher bestellten Sommer- saaten zur Zufriedenheit. Am günstigsten waren die Witterungs- verhältnisse in den östlichen an der Wolga belegenen und den nord- östlichen Gouvernements, wo bei einem mäßig feuhten und warmen Sommer eine sehr gute Ernte erzielt wurde.
Jn den zentralen Gouvernements des Gebiets der Schwarzen Erde war, abgesehen von den starken Regengüssen zur be, der Ein- bringung der Ernte, ziemlich trockenes Wetter, das in hohem Grade überall das Reifen des Getreides Pegünsligte, Nur im größten Teil der nit ¡um Schwarzerdegebiet gehörigen industriellen und nördlichen Gouvernements hielt fast bis zum Schluß regnerishes und kaltes Wetter an, welhes das Reifen des Getreides um mehr als einen Monat verzögerte. Nur die Wintersaaten, besonders auf leihterem Boden, reiften rechtzeitig; wo das Wetter nicht störend war, ist man bereits zu ihrer Ernte geschritten. Das Sommergetreide ist aber zum größten Teil noch grün, und wenn es au bisher ein be- friedigendé8, an einzelnen Stellen 2 Aussehen hat, so befürchtet man doch, daß es niht vor dem Eintreten der Kälte reift und bei husgen Regenfällen verfault.
ie Ernte aller Getreidearten kann im anten al mittel be- eichnet werden, ersheint jedoch äußerst ungleihmäßig sowohl hin- chtlih der einzelnen Gegenden, als auch bezüglih der Erträge der einzelnen Getreidesorten.
Der Winterweizen gab im allgemeinen eine etwas unter “ mittlere Ernte, hauptsählich infolge ‘der vollständigen Mißernte ‘im südlihen Teil des Gouvernements Bessarabien und
fon, wo in einzelnen Gegeuden die Saaten {on längst voll- ständig vernichtet waren und demnach überhaupt keine Ernte erzielt wurde und an einzelnen Stellen kaum die Saatmenge geerntet wurde. Außer diesen Gegenden war die Ernte von Winterweizen auch noch unbefriedigend in einzelnen Gegenden des Gouvernements Poltawa, Kijew, Wolhynien, Kursk. und Taurien. Gut jedoch war die Weizenernte im größten Teil der südwestlichen und zentralen
Gouvernements, besonders in den Gouvernements Pensa, Tambow,
Woronesh und Tula. In den übrigen Gegenden war der Ertrag an Winterweizen im ganzen befriedigend.
Der Sommerwéizen érgäb' éine über mittlere Ernte. Im allgemeinen hatte der Sommerweizen in denselben Gegenden wie dere Winterweizen gelitten; eine volle Mißernte gab es in den Gou- vernemen!1s Bessarabien und Chersson, und starke Beschädigungen waren in einzelnen anderen Gegenden erfolgt (Gouvernement Wilna und zum Teil im Gouvernement Wolhynien). “Eine gute und zum Teil sogar ausgezeihnete Ernte an Sommerweizen - dagegen verzeichnet man in dem für die Produktion von Sommerweizen \o wichtigen Landstrich, in den Wolga-Gouvernements (Ssamara, Wjatka, Perm, Ssaratow, Ssimbirsk), im östlichen Teil der zentralen Gouvernements (Pensa, Tambow, Woronesh) und in den angrenzenden Kreisen der Gouvernements Kijew, Fin Wolhynien und im nördlichen Teil des Gouvernements Bessarabien. In den übrigen Gegenden ist die Ernte des Sommerweijens im ganzen befriedigend.
Die Roggenernte kann im ganzen als mittel bezeihnet werden. Buer den Gegenden mit vollständiger Mißernte in den Gouvernements Bessarabien und Chersson ift die Roggenernte \{chlecht und unbes friedigend ausgefallen im größten Teil der Gouvernements Nowgorod, Pskow, Wilna, im mittleren Teil des Gouvernements Ssamara, in der Krim und einigen Gegenden der südwestlichen, kleinrussischen und polnishen Gouvernements. Eine” gúte Noggenernte erzielten haupt- \ächlih die Gouvernements jenseits der Wolga, an der Wolga und die zentralen ackerbautreibenden Gouvernements.
__Die Haferernte ist sehr gut, obgleih die Gebiete, wo Be- \{ädigungen des Hafers im Westen und Südwesten vorgekommen sind, umfangreicher sind als die der anderen Getreidearten und nicht nur die Gouvernements Bessarabien und Chersson umfassen, fondern auh den größten Teil der polnishen Gouvernements sowie Wol- hynien, die Gouvernements Wilna, Nowgorod und Taurien Dagegen ist die Haferernte gut ausgefallen in dem großea Gebiet der zentralen ackerbautreibenden Gouvernements, an der Wolga, jenseits der Wolga und an der Kama, beginnend von dem Gouvernement Tschernigow bis zum Ural, sowie auch in einigen Kreisen des Südostgebiets, tin einzelnen Gegenden der Menge und Qualität nach sogar ungewöhnlich reich, besonders im Nordosten. Jn den übrigen Gegenden ist die Hafenernte befriedigend.
Die Gerste gab im aues eine mittlere und sehr gleichmäßige Ernte. Schlehte und un e Ernte hatten auch hier die Gouvernements Bessarabien und Chersson, zum Teil auch das Gou- veriement Taurien und die polnischen Gouvernements. Dieselben Gegenden, welche eine gute Ernte in den übrigen Getreidesorten aufs zuweisen haben, gaben auch eine gute Gerstenernte, jedo in einem bedeutend kleineren und nicht ununterbrochen zusammenhängenden Ges biet der mittleren Wolgagouvernements, der gzentralen Ackerbau treibenden Gouvernements und zum Teil der Gouvernements des jüd- westlihen Gebicta. Jn den übrigen Gegenden ist die Gerstenernte befriedigend ausgefallen.
Der Qualität nach ist die Ernte in diesem Jahre auch ziemli ungleich ausgefallen; während im Süden und Südosten das Korn des Wintergetreides und besonders des Sommeraetretdes \pröde und nicht vollwichtig, im Norden und zum Teil im Zentrum dunkelfarbig, beschädigt und feucht ersheint, zeihnet sich das Korn, besonders der Hafer, im ganzen Osten, von der Ostgrenze der zentralen Gouverne- ments an und auf der ganzen Strecke vom nördlichen Kaukasus bis zur Kama, dur ungewöhnliche Vollwichtigkeit aus.
Außerdem mußte bei einer definitiven Abshäßung der Ernte berüfichtigt werden, daß infolge der außerordentlichen Verspätung des Getreides überhaupt die Ernte des Sommergetreides sih noch n bestimmen läßt, da das Sommergetreide zum größten Teil noch nichk reif ist und, wenn es auch bis j:t ein befriedigendes Aussehen hat, unter Umständen nicht reifen und beim ersten Frost vollkommen ver= nichtet werden kann. :
Man \chäßt die vorausfihtliche Ernte in den 50 Gouvernements des europäishen Rußlands (ohne Königreih Polen, Kaukasien, Finnland und Sibirien) folgendermaßen (zum Vergleih seien die Daten des Statistischen Zentralkomitees über die Durhschnittserträge der fünf Sahre 1898 bis 1902 und über die Ernte des Jahres 1903 bet-
gefügt): : Vorausfichtlihe Dur(hschnitts- Endgültige Ernte 1904 ernte chäßung der (nah 1898 bis 1902 Ernte 1903 Schätungen der i Torg. Prom. Gaz.) Menge in Millionen Pud Winterweizen. . 178 212 152 Sommerweizen . 403 543 433 ILOAGEN, ls e 1165 1245 1204 ga es 615 576 695 E 288 385 285.
(Nah Torg. Prom. Gaz )
Die „Schweiz. Weinztg.“ bringt eine interessante Weinstatistik" über die Jahre 1893/1903. Nach ihr wird die Erzeugung von Wein aus Inlandstrauben für die ganze Schweiz auf rund 1 300 000 h1 im Jahre berechnet. Hierzu kommt die Weingewinnung aus ein} eführten frishen Trauben. Diese kann für den gleichen Zeitraum im
ahresdurchschnitt auf 55 000. h1 geschäßt werden. Rechnet man hinzu den aus Trockenbeeren bereiteten Wein, die Trester- und Hefe- weine, die Weinvermehrung durch Zucker und die Einfuhr von Wein, so ergibt sih ein durchschnittliher Weinkonsum für die Schweiz von 2 850 000 hl im Jahre.
Ausfstellungswesen.
Landwirtschaftliche und industrielle Ausstellung in Bombay.
In Bombay soll in Verbindung mit dem in der zweiten Hälfte des Dezembers 1904 stattfindenden Indisden Nationalkongreß eine landwirtschaftlihe und industrielle Ausstellung dortiger Erzeugnisse veranstaltet werden. Das Ausstellungskomitee hat zu erkennen ge- eben, daß aus Deutschland für die landwirtschaftliche Abteilung die Borfúhrun von Wasserpumpen und Aerometern sowie von land- wirtshaftlihen Geräten, namentlih Pflügen, Eggen und Hacken, sowte von Oelmaschinen (oil ongines) d. i. Betriebsmashinen für land- wirtshaftlihe Zwecke, wie für den Betrieb von Oelmühlen, Dresch- und L malen und Getreidemühlen, für die industrielle Ab- teilung die Ausstellung von Werkzeugen und Geräten für Handwerker und Erzeugnissen der elektrishen Industrie gewünscht werde.
Die Ausstellung is ein privates Unternehmen, dem die Negierun wohlwollend gegenübersteht. Für die deutshe Industrie könnte fich vielleiht die Ausstellung von Werkzeugen und Handwerksgerät und von eleftrishen Fabrikaten lohnen. Landwirtschaftlihe Geräte können im allgemeinen noch nicht auf lohnenden Absaß renen, weil der indishe Bauer den Boden in primitivster Weise mit billigen, im Lande verfertigten Geräten bearbeitet und noch zu arm ist, teurere ausländische zu kaufen ; jedo beginnt für Oelmaschinen in Indien ein Bedarf ih geltend zu machen.
Als Agent füc die zollamtlihe Abfertigung der Ausftellungsgüter, deren Beliseribung und für Erledigung sonst etwa nötig werdender Besorgungen wird die Speditionsfirma Latham & Co., Apollo Street
in Bombay, benannt.
Verdingungen im Auslande.
Oesterreich-Ungarn.
10. Oktober 1904, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndir-ktion Wien: Bau eines Wä uses samt Nebengebäuden in ter Station Gerichtsberg der Linie St. Pölten—Leobersdorf. Näheres bei der
genannien Direktion und beim „Reichsanzeiger“.