1884 / 3 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Jan 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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unseres Bauernstandes in anderer Weise als politishe Bauern- vereine, indem sie den Bauernstand in seinem Berufe höher bilden und eine Hebung der Landwirthschaft selbst in das Auge fassen“.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. Januar. (W. T. B.) Die „Politische Correspondenz“ bezeihnet wiederholt die neuerlih wiederkehrende Zeitungsnachriht von angeblichen Pourparlers über eine Reise des Kaisers Franz Josef nach Rom im Ganzen wie im Einzelnen als Erfindung. Das nämliche Blatt erklärt auf Grund ganz unzweifelhafter ENEIoNen die Zeitungsnachricht, daß die Erkrankung des

aisers von Rußland nicht die Folge eines Falles aus dem Schlitten, sondern durch ein Schuß-Attentat herbei- geführt sei, für aller und jeder Begründung entbehren d.

4. Zanuar. (W. T. B.) Der ungarishe Minister- Präsident Tisza ist heute früh hier eingetroffen und um 11 Uhr von dem Kaiser in Audienz empfangen worden.

Pest, 4. Januar. (W. T. B.) Wie der „Pester Lloyd“ meldet, hätte die Reise des Minister-Präsidenten Tisza nah Wien den Zweck, dem Kaiser einige Vorlagen für den Reichstag zur vorläufigen Genehmigung zu unter- breiten. Eine derselben, militärishen Charakters, erfordere die vorhergehende unmittelbare Verständigung mit den öster- reichishen und den gemeinsamen Ministern. Tisza werde übrigens Ende der Woche wieder nah Pest zurückehren.

Agram, 2. Januar. (Pr.) Der Serbenklub nomi- nirte die Abgeordneten Gyurgjevics, Gyurkovics, Georg Kresztic, Kusevics, Popovics, Rogulics, Stekovics, Dr. Sub- botits, Turalo und Baron Zsivkovics zu seinen Delegirten im Klub der Nationalpartei,

Schweiz. (Karlsr. Ztg) Die Schweiz begeht die 400jährige Jubelfeier der GeburtUlrihZwingli?'s am Sonntag, den 6. Januar. Dieser Tag wurde deshalb gewählt, weil man eine umfassendere Feier am Geburts- tage selbst, am 1. Fanuar, des Neujahrsfestes wegen nicht für thunlih erahtete. Jn Basel findet die vom Kirchenrath veranstaltete gemeinsame kirchlihe Feier an dem erstgenannten Tage Nachmittags 4 Uhr, im Münster statt. Obersthelfer Zwingli Wirth wird die Festrede halten und Gesangverein und - Liedertafel werden die Feier durch Gesangsvorträge verschönern.

Großbritannien und Jrland. London, 1. Januar. (Allg. Corr.) Die Staatseinkünfste Großbritanniens in dem am 31. Dezember abgelaufenen dritten Quartal des Finanzjahres 1883/84 betrugen 21 423 174 Pfd. Sterl. gegen 20 998 148 Pfd. Sterl. im entsprechenden Zeitraum des Finanzjahres 1882/83, was eine Zunahme von 425 026 Pfd.

terl. bedeutet. An diesem Zuwachs sind die Zölle mit 137 900 Pfd. Stexrl., die Getränkesteuer mit 145 000 Pfd. Sterl., die Stempelsteuer mit 80 000 Pfd. Sterl., das Post- amt mit 50 000 Pfd. Sterl., der Telegraph mit 5000 Pfd. Sterl. und verschiedene andere Einkünfte mit 17 706 Pfd. Sterl. betheiligt. Dagegen blieb die Vermögens- und Ein- Tommensteuer um 10000 Pfd. Sterl. hinter dem Erträgniß im entsprehenden Quartal des Vorjahres zurück, während die Grundsteuer sowie die Gebäudesteuer stationär geblieben sind. In den verflossenen drei Quartalen des laufenden Finanz- jahres überschritten die Staatseinnahmen die in dem ent- Î R Sie Zeitraum des vorhergehenden ahres um 1 031 066

. Sterl.

Frankreich. Paris, 3. Januar. (W. T. B.) Der Anarchist Curien, welher am 16, November gewaltsam in das Ministerium des öffentlihen Unterrichts eindrang, wurde wegen Mißhandlung eines Bureaudieners zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt.

Mit der Legung des unterseeishen Kabels zwischen Cochinchina und Tongking soll in der Mitte nächsten Monats begonnen werden.

Spanien. Madrid, 3, Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sigung der Deputirtenkammer erklärte Robledo im Namen der Konservativen : er werde keinen Gegenentwurf zu der Adresse auf die Thronrede einbringen. Fabra sragte an: weshalb an der pyrenäishen Grenze Vor- fihtsmaßregeln ergriffen worden seien; der Minister des «Innern erwiderte: dies sei wegen der in einem benachbarten

renzdorfe verbreiteten falshen Gerüchte geschehen.

Italien. Rom, 3. Januar. (W. T. B.) Die Ueberführung des Sarges mit der Leiche des Königs Victor Emanuel erfolgt bereits am nähsten Sonnabend.

Einer ergangenen Anordnung zufolge sollen aus den Klöstern, in welchen Greise, Mönche und Nonnen für ihre Lebenszeit untergebracht worden sind, alle ungeseßlicch A f- fFiliirten binnen 2 Monaten entfernt werden.

Das Befinden des vormaligen Unter-Staatssekretärs L o- vito, der in dem Duell mit Nicotera verwundet wurde, hat ih verschlimmert.

Griechenland. Athen, 1. Januar. (Wien. Ztg.) p der heutigen Sißung der Kammer betonte der Ministe r- räsident Trikupis, indem er auf die Vorwürfe Sotiropulos’ entgegnete, daß die finanzielle Lage des Landes niemals eine bessere gewesen sei. Die Votirung der Anleihe zum Zweck der Aufhebung des Zwangscourses werde den Credit des Landes besestigen. Da die Anhänger des Kabinets eine Vertagung der Debatte ablehnten, verließ die Olo die Sißung, worauf die Kammer beschlußunfähig wurde.

Serbien. Belgrad, 3. Januar. (W. T. B.) Durch xinen heute erschienenen Königlichen Erlaß wird die Auflösung der Skupsc{tina angeordnet und die Vor- nahme der Neuwahlen für den 25. d. M. ausgeschrieben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 31. De- zember. (Hamb. Corr.) Der hiesige russischeGesandte von Okunjew, welcher bei dem Königlichen Hofe seit dem Jahre 1876 affreditirt war, ist nach längerer Krankheit heute mit Tode abgegangen.

Afrika. Egypten. (Allg. Corr.) Einem Telegramm des „Daily Telegraph“ aus Suakim zufolge sollte si General Baker am 29. Dezember nah Massauah begeben, um eine Unterredung mit dem abessinishen Häuptling Ras-ul-Ull ah zu pflegen. Leßterer drängt bei der egyp- tishen Regierung auf eine Grenzberihtigung. Von ihcem Spezialcorrespondenten in Suakim geht der „Daily News“ eine vom 27. Dezember datirte längere De-

peshe zu, welhe unter anderem meldet, daß aus auf- gefangenen und dem General Baker unterbreiteten Briefen der Unterbefehlshaber des Mahdi an die egyptishen Gar- nisonen erhellt: der Mahdi bezwecke, in das eigentliche Egypten einzufallen. Die aufftändische Bewegung hat sich der Küste entlang bis Cvsseir ausgebreitet, und Boker Pascha ist der festen Ueberzeugung, daß dies ein höhst furchtbarer religiös- politisher Aufstand sei, dessen wahre Natur in Europa ver- standen werden sollte. Viel bedenklicher hat sich die Lage ganz plößlih durh die abessinishe Kundgebung auf der nah Kafjala führenden Straße gestaltet. Zwischen Suakim und Sinkat befinden fich mindestens 20 000 Rebellen, und einer ungefähren Schäßung Baker Paschas zufolge dürften 100 000 Rebellen einem egyptishen Marsch auf Berber Widerstand leisten. Baker Pascha verfügt gegenwärtig nur über 3300 Mann, von denen 600 fast gänzlih unbrauchbar sind. Unter diesen Umständen kann vorläufig gar nichts gethan werden, da bei dem gegenwärtigen Zustande der egyptischen Truppen ein unverzügliher Vormarsch eine Katastraphe im Gefolge haben dürfte. Baker Pascha ist zum General-Gouverneur des östlihen Sudan ernannt worden. / E

Kairo, 3. Januar. (W. T. B.) Die Abyssinier seßen ihren Marsh auf Massawa fort. Baker Pascha hat Suakim verlassen, um mit den Oberhäuptern der Abyssinier wegen des Rücckzuges der Garnison von Khartum über Kassala zu unterhandeln.

Der „Times“ wird aus Khartum unter dem 3. Januar telegraphirt, daß der Schwager des Mahdi sich Khartum bis auf 30 Meilen genähert habe und den Aufstand zu organisiren versuche.

Zeitungsstimmen.

Der „Hamburg ische Correspondent“ {ließt eine Besprechung der preußischen S nagnar agen wie folgt:

Muß man von weitergehenden Reformen absehen, so finden wir gegen die vorgeschlagene Kapitalrentensteuer im Prinzip nichts zu er- innern. Wenn die liberale Prefse sih darauf beruft, es sei in der Resolution vom Februar d. J. nur gesagt, daß auf die gleichzeitige höhere Besteuerung des Einkommens aus Kapitalvermögen Be- dat zu nehmen sei, folglich auch das Einkommen aus Grund- besiß herangezogen werden müsse, so wird diese Interpretation gleihmäßig durch die bei jener Gelegenheit gehaltenen Reden, wie durch die Geseßgebung der süddeutshen Staaten wider- legt. Das System der preußischen direkten Steuern, das erhalten werden soll, beruht auf der Kombination der allgemeinen Einkommen- steuer mit den verschiedenen Ertragésteuern; durch letztere sind bis jeßt glei{hmäßig Grundbesiß, Gebäude- und Gewerbesteuer belastet, das bewegliche Kapital dagegen ist bisher frei ausgegangen, das außer- dem bei der Einkommensteuer mit Einschäßung den Vortheil hatte, \{werer kontrolirbar zu sein. Diese Ausnahmestellung soll beseitigt werden, und die Heranziehung des beweglichen Kapitals mittelst einer bes sonderen Ertragésteuer hat mit der stärkeren Belastung des fundirten Ein- kommens, zu der natürli das aus Grundbesiß wie Kapitalrenten gleich- mäßig heranzuziehen wäre, nichts zu thun. Mag die Grundsteuer für die Grundbesitzer die Natur einer Reallast annehmen, das ändert die Thatsache nicht, daß der Staat aus ihr 49 Millionen Mark be- zieht und das bewegliche Kapital als solches bis jept keiner Steuer unterworfen ist, ganz abgesehen von den schr erheblichen kommunalen Mehrlajten, welhe der Grundbesiß zu tragen hat. Dengemäß be- stimmen gleihmäßig die Geseße Bayerns, Badens und Württembergs über die Kapitalrentensteuer, daß dieser der Ertrag eines Kapitalvermögens unterworfen sei, „sofern derselbe nicht der Grund-, Häuser- oder Ge- werbesteuer unterliege“, also alle Arten von Zinsen und Pachten, Miethen, Darlehen, besonders Hypothiken, öffentlihen und Privatpapieren, Leibrenten, Erträge des Effektenstandes der Banken und Dividenden von Aktien. Leßtere sind zwar an sid Antheile von Unternehmungen und somit der Gewerbesteuer unierworfen, allein thatsächlich nimmt die Dividende den Charakter einer ohne eigenen Geschäftsbetrich erzielten Leibrente von wechselnder Größe an, überdies würden, wenn die Dividenden frei von Zinsfteuer blieben, Einkünfte aus dem Besiy ausländischer Aktien unfaßbar. Deshalb hat auch das badische Geseß vom 15. Juli 1874 ganz richtig die Dividenden berangezogen, „ohne Rüdckfict, ob das Unternehmen der Gewerbesteuer unterlie,“ und ebenso thut dies der vorliegende Entwurf § 1b. Nimmt man nun in Betracht, daß letzterer ganz befreit 1) die Kapitalrente unter 600 M, 2) die der Wittwen, Waiscn und Gebrcchlichen, derer Gesammteinkommen 4000 A nicht übersteigt, 3) die Der jenigen, derea Gesammteinkommen 2000 4A nicht übersteigt -—, daß ferner die Steuer von 600 Æ ab nur mit F9% de- ginnt und erft bei 10000 Æ 29% erreiht, so ist die Mehr- belastung, welcher das bewegliche Kapital fortan unterliegt, so gering, daß dieselbe kaum eine Ausgleichung mit den anderen Ertragsfteuern zu nennen ist, und jedenfalls die Rentner sich nichbt zu beschweren baben werden. Vollends ist der Einwand niht stichhaltig, daß die Steuer den Zinsfuß steigere, indem die Darlciher sih für die Steuer Ersaß {afen würden, also diese in leßter Instanz den anlehens- bedürftigen Privaten oder Korporationen zur Last fiele. Denn die Ueberwälzung der Steuer is PNeincswegs lediglich von dem Willen der Gläubiger abhängig. Die Höhe des Zinsfußes hestimmt \sich durch Angebot und Nachfrage, und hierc:uf lann die Kapitalsteuer, wie die Motive richtig bemerken, cinen wirk- liche! Einfluß erst erreichen, „wenn sie eine Höhe erreicht, welche zu einer theilweisen Aufzehrung des Kapitals oder einer Beeinträchtigung der Kapitalbildung führt oder durch die Art und Weise ihrer (Fr- hebung das Kapital ins Ausland drängt". Dies wird durch das Beispiel der süddeutshen Staaten bestätint, wo die Steuer seit Jahren besteht und de: durchschnittliche Zinétfuß keineswegs höher ift als in Preußen. Die Abgabe ist eben zu gering, um darauf wesent- lichen Cinfluß zu äußern, und die der badisben Kammer noch un- längst vorgelegten Angaben beweisen, daß cine Steuer von 15 „Z für 100 Æ Rente die Kapitalbildung in keiner Weise gestört hat, die Zunahme der festgestellten Rentensteuer-Kapitalien betrug vielmehr von 1875—81 181 Mill. Mark bei einem Steuerertrage von 1261 415 M. im Jahre 1881.

Jn der „Schlesischen Zeitung“ lesen wir:

Nachdem {hon aus mehreren Distrikten Swlesiens gemeldet roor- den, daß sich_ eine andauernde Hebung der industriellen Thätigkeit konstatiren lasse, ergeht jeßt in dem „Dberschlesishen Anzeiger“ die Mittheilurg, daß die Lage von Handel und Induftrie im Regierungs- bezirk Oppeln fortdauernd eine im Allgemeinen befriedigende sei. „Die Großindustrie“, so beißt es in dem betreffenden Artikel, entwidelt stetig cine erhöhte Thätigkeit, so daß fast überall eine Vergrößerung der Anlagen, eine Vermehrung der Produktion und ein erhöhter Abjaß der Pro- dukte stattfindet. Das dadurch gesteigerte Bedürfniß an Arbeits- kräften, welches naturgemns eine Steigerung der Löhne und eine Besserung der Lage der Arbeiter zur Folge hat, wird nit voll be- friedigt, und es mat sich namentlich in den Kreisen Beuthen und Pleß ein derartiger Arbeitermangel fühlbar, daß sogar zu einfachen, keine tehnischen Kenntnisse erfordernden Erdarbeiten Arbeits- kräfte in der ecforderlicen Menge nicht vorhanden sind. Der Mangel an Arbeitern muß vielfah durch Anwerbung von aus- wärtigen, namentli galizishen Arbeitern gedeckt werden. . Produktion und Absaß der obersclesischen Steinkohlenbergwerke haben erheblich zugenommen. Die Zink- und Bleierzförderung hat infolge neuer reicher Aufsclüfsse, welhze im Tarnowitzer Bergreviere gemacht worden, abermals eine wesentlide Steigerung erfahren.“ Wie in dem Industriebezirke Oberschlesiens, so zeigt fsih auch in

anderweiten Distrikten des Regierungsbezirks Oppelx eine wenn auch nur langsam fortschreitende Besserung in der Lage der Bevölkerung.

Nach den Mittheilungen eines Grünberger Blattes macht \ih in Sorau N.-L. in der Leinen-Industrie, welhe den Haupterwerbté- zweig für Sorau und die umliegenden Dorfschaften bildet, wieder ein Aufschwung bewmerklich. Die auf dem Lande betriebene Haut, Inlett- und Drillih-Weberei hat übrigens keine Unterbrechung erlitten; die Stockung betraf zumeist die Dampfweberei in der Stadt Sorau felbst.

In weiterer Bestätigung seiner bisherigen Mittheilungen über den wirths{aftliben Aufschwung in Oberschlesien theilt der „Oberschl. Anz.“ noch mit, daß in der Stadt Ratibor im vergangenen Jahre die Arbeitsthätigkeit, besonders in der Tabackbranhe eine w-sentlih höhere und dadurch die Beschäftigung von Arbeitern eine größere ge- worden sei. Arbeitsverringerung habe \ih in keinem Industriezweige bemerkbar gemacht.

Die Münchener „Allgemeine Zeitung“ agt:

Die von den Einzelstaaten angestellten Erhebungen zur Begut- achtung des Aktiengesetzentwurfs sind ihrem Abs{lusse nahe. Im Königreiche Sachsen haben sich die kommerziellen Körperschaften be- reits sämmtlich darüber geäußert, und auch in den süddeutschen Staaten dürften kaum noch weitere Aeußerungen zu erwarten sein. Bemerkenswerth bei den bisher abgegebenen Gutachten is der Um- stand, daß gegen die zu Grunde gelegten Prinzipien des umfangreichen Entwurfs im Allgemeinen wenig Widerspruch laut geworden ist. Bei den gemachten Einwänden haben die betheiligten wirthschaftlihen Körperschaften meist nur minder wesentliche Dinge beanstandet, wie ¿. B. die Höhe des Minimalsates für Aktien und Kommandit- antheile. . .

Das „Frankfurter Journal“ konstatirt, daß man mit dem wirthschaftlihen Aufshwunge des Jahres 1883 zufrieden fein könne, und sagt dann:

Der wirihßschaftliße Aufshwung eines Landes bringt nicht nur den Arbeitgebern, sondern auch der Masse des arbeitenden Volkes Vortheile, Die Arbeitslöhne sind denn auch im verflossenen Jahre gestiegen, die Steigerung war indessen als Kompensationsmittel für die, durch die im Jahre 1879 neu inaugurirte Wirthschaftspolitik eingetretene Vergrößerung der Lasten nicht nur wünscbenswerth, sondern nothwendig geworden, und wenn wvielleiht das Heilmittel nicht blos zur Heilung der ges{lagenen Wunde, sondern auch noch zu einer Verbesserung der gesammten Lage des Arbeiterstandes gedient hat, so wird das ein Staat, dessen gesam:nte Thätigkeit auf die Besserung der materiellen Lage der unteren Klassen gerichtet ist, nur als die Frfüllung einer Pflicht an- sehen können. . .. Fürst Bismarck verfolgt scine sozialpolitischen Pläne mit eiserner Konsequenz, und die ganze Lage unserer gesell- \chaftlihen Verhältnisse giebt ihm ein wohlbegründetes Recht hiezu. Cs wäre Vermessenheit, heute noch in der puren Negation dieser Be- dürfnisse die Aufgabe einer Partei zu suhen. Thun sie dies, so wer- den die Ereignisse über ihre Ansichten hinwegschreiten. . . .

Statistische Nachrichten.

Das soeben auêgegebene Novemberheft der Statistik des Deutschen Reichs enthält neben den üblichen Ausweisen über den Handel, Preise, Auswanderung u. \. w. des betreffenden Monats folgende auf das Finanzjahr 1882/83 bezügliche Statistiken: 1) über Brannt- weine Brennerei und -Besteuerung, 2) über Biere Brauerei und «Besteuerung, 3) über die Produktion von Stärkezuclker, 4) über die Ergebnisse der Rübenzucker- Fabrikation; als Ergänzung zu leßterer ist eine vorläufige Mittheilung über die Ergebnisse des Campagnejahres 1883/84 beigefügt.

Im Monat Dezember 1883 wurden bei der Allgemeinen Unfall-Versicherungs-Bank in Leipzig 17 Todesfälle, 3 lebensgefährlihe Verleßungen, 6 Unfälle, die ihrer Natur nah eine gänzliche oder theilweise Invalidität erwarten lassen, und 1189 Unfälle von voraussfichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit der Vers leßten, zusammen 1215 Unfälle angemeldet.

Vor Kurzem ist die „Pretsliste der durch das Kaiser- lihe Post-Zeitungs8amt in Berlin und, die Kaiserlichen Postanstalten des deutshen Reichs-Postgebiets im Jahre 1884 zu beziehenden Zeitungen, Zeitschriften u. \. w." (Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. gr. 4. PVII, 247 S.) erschienen. Die vorliegende Zeitungspreisliste für das Sahr 1884 enthält je nah den Sprachen, in denen die Blätter er- scheinen, getrennt, in alpbabetisher Reihenfolge die Zeitungen und anderen Blätter mit der Angabe, wo und wie oft sie erscheinen, für welche Zeiträume Bestellungen darauf angenommen werden können, wie viel sie im Einkauf kosten und für welchen Preis sie an die Be- zieher im deutshen Reihs-Postgebiet, sowie an die Pesftanstalten in Bayern, Luxemburg, Desterreih-Ungarn und Württemberg abzulassen sind. Die im Laufe des Jahres eintretenden Veränderungen werden durch Nachträge, welche am 8, jedes Monats, sowie am 20. jedes leßten Monats im Bierteljahre ausgegeben werden, bekannt gemacht. Die vorstehende Preisliste zerfällt in 2 Abtheilungen: die 1. Abth. enthält die in deutscher Sprache erscheirenden Blätter 5731; die 2. die in 31 fremden Sprachen herausgegebenen Blätter 82936. Was zunächst die in deutscher Sprache veröffentlichten Blätter an- langt, so sind die in der Preisliste aufgeführten 5731 Blätter feineswegs sämmtlich eigentliche Zeitungen ; es befinden {sich unter den- selben vielmehr außer den ca. 350 Kreisblättern im Ganzen mehr als 1800 Blätter, die nicht zu den Zeitungen gerechnet werden können, sondern, durhaus abweichend von denselben, sich auf Gegenstände der verschiedensten Art beziehen. So beschäftigen sich mit Landwirthschaft im Allgemeinen, sowie mit Acker- und Gartenbau, Forstwesen und Jagd insbesondere, im Ganzen tber 125 Blätter (darunter 2 mit Bauern), ferner mit Samen und Pflanzen 2, mit Walderzeugnissen 1, mit Aepfeln oder Pomologie 1, mit Feld, Stall und Haus 1, mit Haus- und Grundbesißern 1, mit Viehzucht 1, mit Milchwirthschaft 3, mit Wein- und Obstbau 20, mit Pilzen 1, mit Bienenzucht 10, mit Geflügel oder Ornithologie 12 (darunter 2 speziell mit Singvögel- zucht), mit Fischerei 3, mit Hunden 1; ferner viele Blätter theils mit Gewerbe und Industrie im Allgemeinen (ca. 37), theils mit einzelnen Gewerben und Fabrikations- und Industriezweigen insbesondcre, so mit Berg-, Hütten- und Salinenwesen 6, mit Metallindustrie 4, mit Eisen- und Stahlindustrie 1, mit Parafin, Mineralöl- und Braun- kohlenindustrie, sowie mit Koks 3, mit Porzellan-, Glas- und Thon- waaren, Kalk- und Gypsindustrie 5, mit Bauwesen ca. 10, mit Mühlen 2, mit Holzindustrie 1, mit Wagenbau 2, mit Hufbeschlag 1, mit Maschinenbau 5 (darunter 2 mit Nähmaschinen), mit JInstru- mentenbau 3, mit Möbeln 1, mit Seifen- und Lichterfabrikation 3, mit Bürsten-, Pinsel- und Kammfabrikation 1, mit Seidenbau 2, mit Lederindustrie 3, mit Wollenwaaren 2, mit Textil- und Leinen- industrie 2, mit Wäschefabrikation 1, mit Stickmustern 1, mit Papier- fabrikation 5, mit Lithographie und Steindruckerei 2, mit Lypographie 2, mit Photographie 6, mit Bierbrauerei, Hopfen- und Preßhefe 11, mit Branntwein-Brennerei, Destillation und Spiritus 9, mit Zucker- industrie 3, mit Tabak 1, ferner mit Buchdruckern 6, mit Buchbin- dern 6, mit Uhrmachern 4, mit Gerbern 5, mit Wirkern 1, mit Färberna 3, mit Zeugdruckern 1, mit Drechslern, Elfenbeingraveuren und Holzbildhauern 1, mit Tischlern 3, mit Schlossern 1, mit Gla- sern 1, mit Sattlern und Tapezierern 1, mit Klempnern 2, mit Schmieden 1, mit Seilern 1, mit Töpfern 2, mit Metallarbeitern 2, mit Dachdeckern 2, mit Schornsteinfegern 2, mit Schneidern 2, mit Schuhmachern 11, mit Hutmachern 3, mit Barbieren 2, mit Fri- seuren 3, mit Müllern, Bäkern und Konditoren 13, mit Fleischern 2, mit Gastwirthen und Gasthöfen 7, mit Fuhrunternehmern 1. Auf Handwerke überhaupt und auf Innungen beziehen sich 2 Blätter, auf Technik im Allgemeinen (polytechnishe Blätter) und technishe Ver- fuchsftationen 10, sowie auf Elektrotechnik 3, auf Architekten und Ingenieure 3, auf Gewehr- und Waffenfabrikation 2, auf Kunft und

Gewerbe 5, auf Golds{miedekunst 2, auf Spiel-, Kurz- und Galan- teriewaaren 2, auf Stenographie 33, auf Maler 2, auf Zeichnen und Zeichenlehrer 2, auf Karrikaturen 1, auf Orgel- und Piano- bau 1. Während, wie wir eben gesehen, viele Blätter ihre Spalten nur mit Nachrichten über Gewerbe und Industrie, theils im Allgemeinen, theils über besondere Fächer füllen, beschäftigen sib da- gegen viele Blätter nur mit dem Handel und Verkehr, theils itn All- gemeinen (32 eins{l. der Handelsfirmen), theils mit Bank und Handel (5), theils mit Schiffahrt und Handel (1), sowie mit Hydro- grapbie (1), theils mit einzelnen Handelszweigen, so mit Material- und Kolonialwaaren- und Droguenhandel 5, mit Getreidehandel 1, mit Oel- und Fetthandel 1, mit Lederhandel 2, mit Holzhandel 6, mit Eisenwaarenhandel 1, mit kaufmännishen Waaren und Kauf- leuten überhaupt (kaufmännische Bl.) 4, mit Meßadreßbuch 1, mit Waaren überhaupt 1, mit Ausfuhr- und Einfuhrhandel 1, mit Waareneinfuhr 2, mit Export 2, mit Spediteuren 1, mit Aktien 1, mit Schrannen 2; ferner mit Geldwesen, Werthpapieren, Papiergeld, Münzwesen 8, mit Börse (Geld- und Effektenbörse, Börsenbl.), mit den Course (Coursblätter, Coursbub) 2. ca. 30, mit Handels- und Wechselrewt, Wesel, Fonds- und Geldkredit 3, mit Hypothekenwesen 2, mit Waaren-Preiscourant 2, mit Patenten 4, mit Submissionen 5, mit Afffsekuranz 3, mit Ver- sicherungswesen 12, mit Verloosungen 4, mit Dfferten 3, mit Pla- katen 3, mit Vakanzen 6, mit Briefmarken 6. Wieder andere Blätter berichten über das Verkehrswesen (Post, Telegraphen, Eisenbahnen), und zwar theils im Allgemeinen (3), theils über einzelne Zweige desselben insbesondere, so über die Post und Telegraphie jpez. d, über Porto 1, über Telegraphie spei. 2, Über die Eisenbahnen (eins{l. der Eisenbahnverwaltung, der Fahrpläne, der Lokomotivführer 2c.) 18, über Dampfkessel 2, Über Schiffahrt und Rhederei 6, mit Luft- \chifffahrt 1. Ganz vers{hieden davon sind die Blätter, welche von Verwaltung, Verordnungen und Geseßzen, Beamten, von ver- schiedenen inneren Verhältnissen und Einrichtungen des Staates, vom Militärwesen, Kunst, Wissenschaft, Kirchen- und Schul- angelegenheiten u. \. w. handeln. So beschäftigen sich mit der Verwaltung 15, mit dem Gemeindewesen 10, Verordnungen und Geseße bringen 30 (darunter 1 Verfügungen gegen die Sozial- demokratie), Verhandlungen bezw. Protokolle versciedener Landtage 7, der Amtsblätter giebt es mehr als 30, mit der Polizei beschäftigen sih 11, mit Beamten eins{l. dec Kanzlei 4, mit Selbstverwaltung 1, mit Zoll- und Steuerwesen, sowie mit finanziellen Verhältnissen überhaupt 5, mit Staatspapieren 1, mit der Feuerwehr (einfch{ch[, des Feuerlöschwesens) 12, mit Gasbeleuhtung, Gas- und Wasser- fachW 2. Der Blätter über Militär und Militärwesen, theils im Al- gemeinen, theils über versbiedene einzelne Zweige desselben (Artillerie, Genie, Schüßen, Landwehr, Kriegervereine, Fechtschule) giebt es im Ganzen ca. 69. Auf die Marine beziehen si 2 Blätter. Recht und Gerichtswesen (Civil- und Strafrecht, Rebtsanwalte, Gerichtsvollzieher, juristische Zeit- \criften, darunter auch das Justiz-Ministerialtlatt) ift im Ganzen dur cinige 40 BI. vertreten. Mit Medizin (eins{chl. Homöopathie, Ana- tomie, Klinik, Chirargie, Balneologie, Augen-, Ohren- und Zahn- heilkunde, Thterheilkunde) befassen sich im Ganzen ca. 44 Bl. Außer- dem beschäftigen sih mit Gesundhettspflege und Physiologie 6 Bl., mit Pharmazeutik und Apothekern 10 Bl., mit Lebensmitteln und Verbrauchsgegenständen sowie mit Genußmitteln im Ganzen 2, mit Taubstummen und Blinden 3, mit dem Idiotenwesen 1, mit Turn- wesen 5; ferner mit Religion und Kirche (Theologie, Kirchenrecht und Kircengeshihte, den verschiedenen Meligionsparteien Katholiken, Evangelishen, Methodisten u. f. w. Mission, Liturgie u. sw) im Ganzen circa 200, mit Juden und Judenthum 14, mit Schulwesen (höherem und der Volks\chule) 1, Erziehung, Unterricht, Lehr- und Lernmitteln, sowie Lehrern im Gan- zen ca. 100, mit Hochschule 1, mit Studenten 2, mit dem Armen- und Krankenwesen 2, mit dem Wohl der Arbeiter, Arbeiterinnen und Dienstboten im Ganzen 10, mit dem Rettungswerk an Gefallenen 1, mit Sparkassen 1, mit Familie, Haushalt und Küche 2, mit Küche allein 1, mit Frauen und Mädchen 18 Bl., mit Heirathsanzeigen 1, mit der Jugend 17, mit Wohnungen und Zimmerkunst 2, mit Thier- {uß 7, mit Moden (eins{l. Pußgescäft, Damenput, Kinder- garderobe, Coiffüre, Bijouterie) 25, mit Reisen und Touristen, sowie mit Badegästen (Badezeitungen, Fremben- und Kurlisten) einige 80, mit Sport 2, wit Ausstellungen 2, mit Musik und Theater ca. 15, mit Musik (einschl. kirchliche) im Allgemeinen einige 20, mit Gesang, Gesangsdidaktik und Sängern 4, außerdem mit Klavier 1, mt Zier 1, mit Sc{aw 1. Aut pen Wissenschaften sind ziemlich viele Blätter gewidmet und zwar theils im Allgemeinen (ca. 13 Bl., enth. literarische Berichte, wissen- {chaftl, Vorträge, i oaruble d. Akad. d. Wi}. zu Berlin 2c.), theils einzelnen Wissenschaften, so der Staatswissenschaft 1, der Volkswirthschaft und Nationalökonomie (eins{chl. Ctclit 9 der Geographie (Erd-, Länder- und Völkerkunde) 6, der Statistik 7, der Geschichte 10 (darunter 1 der Gesch. des Adels), der Philologie und Alterthumswissenschaft 6, dem deutshen Alterthum und deutscher Literatur 1, der germanischen und romanischen Literatur 1, der fran- zösishen Sprache und Literatur 1, egyptisher Sprache u. Alterthum 1, der Naturwissenschaft im Allgemeinen 10, der Physik, Mathema- tik, Chemie, Elektrizität, Botanik, Optik, Mechanik, Astro- nomie, Meteorologie, im Ganzen 35, der Entomologie 1, der Projektionskunst 1, der Heraldik, Sphragistik und Genealogie 2, dec Rechtschreibung 2, der bildenden Kunst 2. Mit Literatur und Belletristik (eins{ließlich dramatische Kunst) be- schäftiger sich circa 40 Bl., „mit Dichtkunst allein 3. Nur Romane und Novellen bringen 7, mit Weissagung befaßt \sich 1 Bl,, mit Spirituali#mus ebenfalls 1 Bl. Bibliographie und Bibliothek- wissenschaft betreffen 4, Museologie, Kunst- und Antiguitätensammler 2, die Iohanniterordensballei Brandenburg 1, den 2oologischen Garten 1 Bl. Endlich befinden sich unter den 5731 deutshen Blättern einige 80 Zeitschriften, 12 Regierungsblätter, ca. 350 Kreisblätter, einige 30 Inielligenzblätter, eine Menge Anzeigeblätter, 17 öffentliche Anzeiger, 29 Generalanzeiger, Auktions- und Geschäftsanzeiger, 1 Bl. ist für Inseratenwesen. 5 Von den 5731 deutschen Blättern, die in der vorstehenden „Preis- liste“ namhaft gemacht sind, entfällt natürlich die bei Weitem größte Zahl auf das Deutsche Reich (ca. 4970), und zwar darin auf den preußischen Staat ca. 2750, die nächst größte Zahl in Deutschland auf Bayern, auf das Königreib Sachsen, auf Württemberg, Elsaß- Lothringen u. f. w. Füc die Städte im Deutschen Reiche ergiebt sich folgende Reihenfolge: Berlin mit ca. 418 deutshen Blättern, Leipzig mit 255, München mit 95, Dresden mit 94, Stuttgart mit 78 Frankfurt a. M. mit 62, Hamburg mit 55, Breslau mit 38, Straß- vurg t. Elf. mit 31, Königsberg i. Pr. mit 22 u. \. w. Die ca. 758 deutschen Blätter, die außerhalb des Deutschen Reichs in 10 ver- schiedenen Staaten erscheinen, folgen hinsichtlich der Zahl der deut- sen Blätier in folgender Ordnung auf einander: die österreichis- ungarische Monarchie mit ca. 400 Blättern (davon 225 in Wien, 15 in Buda-Pest), die Schweiz mit ca. 245, Nordamerika mit 79 (davon 27 in New-York), Rußland mit 22 (St. Petersburg 6, Moskau 1), N L aje 3, 4 Liedlanbe (Rotterdam) mit 3, Italien , Delgten nit 2 und Frankrei â (Bukarefl) mit je 1 deutschen Blatie, A R An ian „Was die in 31 verschiedenen fremden Sprachen veröffentlichten Blätter anlangt, so beträgt, der vorstehenden Preisliste“ A ihre Anzahl im Ganzen 2936. Die größte ahl derselben erscheint in französisher Sprache 1057 (davon in Paris 646, in Berlin 6, in Leipzig 5), die nächstgrößte in englischer 843 (davon 514 in London, 1 in Berlin). Für die übrigen fremden Sprawen ergiebt sich folgende Reihenfolge : Die dänische Sprace 171 (wovon 77 in Kopenhagen), die holländische (160), die italienische (157), die {wedisch{e (147), die polnische (84), die norwegische (69), die russische (54, wovon % in St. Petersburg, 11 in Moskau, 1 in Berlin), die spanische (45), die rumänisce (29), die ungarisce (25), die czecische (18, davon fa in Prag), die griecishe (11, davon 4 in Athen, 1 in Leipzig), die portugiesishe (10, davon 7 in Lissabon), die vlämishe (9). die lithauische ea die wendische (6), die {slovenische (5), die finnisce (4), die serbische (4), die bulgarische (3), die kroatische (3), die hebräische (3),

die ruthenis%he (3), die persisbe (2), die romanishe (2), die türkische (2), die armenische (1), die lateinische (1), die slovakische (1).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Braunschweig, 27. Dezember. (Braunschweigische Anzeigen.) Die Königlich belgisde Kunstakademie zu Antwerpen hat in ihrer Sitzung vom 15. August d. J. den Museums-Direktor Professor Dr. Hermann Riegel zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt und dem- selben nunmehr das betreffende, unterm 1. Dezember d. J. ausgefer- tigte Diplom zugesandt. Ohne Zweifel ift diese Ernennung eine An- erkennung des von dem Genannten verfaßten zweibändigen Werks: „Beiträge zur niederländischen Kunstgeschichte“ und der „Geschichte der Wandmalerei in Belgien seit 1856“, welche beiden Bücher gegen Ende v. J. erschienen sind.

Das Januarheft der „Deutschen Rundschau“, heraus- gegeben von Julius Rodenberg, Verlag von Gebrüder Pätel, Berlin, zeichnet sh wiederum dur einen fesselnden und werthvollen Inhalt aus. Den Beginn macht der zweite Theil der Novelle von Conrad Ferdinand Meyer: „Die Hochzeit des Mönch8“, die in der Zeit und Umgebung Ezzelinos spielt; kein Geringerer als Dante tritt in dieser Novelle, welche den getreuen Stempel ihrer Zeit trägt, als Erzähler auf, und in geistvoller Weise verknüpft er mit den Helden seiner Geschichte die Personen seiner Zuhörer. Der zweite Artikel behandelt „Die auswärtige Politik Deutshlands". Professor G. Hirscbfeld beschließt in dem vierten Abschnitt seines-, Ausfluges in den Norden Kleinasiens“ die Beschreibung seiner interessanten und abwech2lungsreichen Fahrt, welche diesmal den Halys entlang ging und {ließlich in Trapezunt endete; der gelehrte Forsber gewährt uns dabei fesselnde Einblicke in das Kulturleben der modernen Türkei. An- heimelnd und liebenswürdig sind Julius Rovdenberas „Bilder aus dem Berliner Leben“ ; der Herausgeber der „Runbschau“ führt uns diesmal nach der Kreuzberg-Gegend, in kurzen packenden Strichen das frühere und heutige Berlin jener Stadttheile mit Treue malend und die Er- innerungen schildernd, welche ihn beim Betreten der Begräbnißplätze vor dem Halleschen Thor bewegen, Erinnerungen an das literarische Berlin der 40er und 50er Jahre. Jwan Turgenjews „Literatur- und Lebenserinnerungen*“ bringen den Schluß der Erinne- rungen an Belinski und feine Aufzeihnungen über Gogol, in denen wir aufs Neue die Meistersbaft des berühmten Romanschriftstelers in der Kunst der Charakteristik bewun- dern und einen sehr roerthvollen Beitrag zur neueren russischen Literaturgeschihte erhalten. Gustav zu Putlit giebt in einer kleinen Skizze: „Das Haus meines Großvater8s“ ein getreues und doch von Poesie durchwehtes Bild eines märkischen Herrensißes aus der Zeit vom Ende des vorigen und vom Anfange dieses Jahrhunderts. Mit Bezug auf den zweihundertjährigen Jahrestag der Landung der ersten Deutschen in Amerika gedenkt Friedrih Kapp in seinem Auf- saße: „Die deutscben Pilgerväter“ der Schicksale, welche die ausge- wanderten Söhne Crefelds dur{hmachten. Einen instruktiven Ueber- blick über den bisherigen Winterfeldzug der „Berliner Theater“ er- halten wir in Karl Frenzels Essay, dem si die „Politishe Rund- sau“ sowie literarishe und bibliographishe Notizen anstließen.

Neapel und seine Umgebung, geschildert von Rud. Kleinpaul. Mit ca. 150 Jllustrationen. In 15 Heften zu je 1 M Leipzig, Schmidt & Günther, In den soeben erschienenen Heften 5 bis 7 führt uns der Verfasser nah dem Kloster San Martino, bekannt dur seine Kunstshätze und seine \{öne Aussicht, nach dem Dom, in welchem das wunderreihe Blut des heiligen Januarius (italienisch San Gennaro) cufbcwahrt wird. Dann be- suchen wir noch einige interessante Kirchen, auch den Palazzo reale und lenken für längere Zeit unsere Schritte nach dem großartigen Museo Nazionale, fcüher Museo Borbonico geheißen, dessen weltberühmte A uns in Bild und Wort vorgeführt werden. Wir erwähnen von den Marmorstatuen nur den bekannten farnesishen Hercules, die Flora, die farnesische Juno, die Gruppe des Harmodius und Aristogeiton, die bekannte Venus Kallipygos, die Amazone, die Agrippina, die Venus von Capua, die Psyche von Capua, die Statue des Aeschines, dann das weltberühmte Mosaik: die Alexanders{laht, über welche Goethe so begeistert war. Darauf folgen die hohgeschätzten Bronzen : der Merkur, der tanzende Faun, Silen, die Knöchelspielerin, der \{öne Narziß und eine große Anzahl der sogenannten kleinen Bronzen und Goldsaben aus Pompeji, ‘wie Kandelaber, Tische, Spiegel, Armspangen, Ringe, Kochgeschirre 2c. Sehr interessant ift au der Abschnitt über die Pompejanishen Wandgemälde, von denen uns die besten wie die be?annten Tänzerinnen, das Opfer der Iphigenia, Kauft Liebesgötter 2c. in Holzschnittabbildungen vorgeführt werden. Der Text is fessclnd und belehrend zugleich, die zahlreichen Illustrationen wohl gelungen, so daß die Abonnenten ihre Freude an dem s{chôönen Werk haben werden,

Land- und Forstwirthschaft.

Im Verlage von P. Lenß in Berlin erschien soeben: „Sroß- grundbefizer- und Büter-Lexikon zugleih Adreßbuch der Ritterguts- und Eutsbesißer in der Provinz Bran- denburg“, herausgegeben von Paul Hoffmann. Der Ver- fasser s{ildert in der Einleitung die Größe, Einwohnerzahl, der Provinz die gerichtlißhe Eintheilung derselben und giebt sodann eine Uebersidt der Vertheilung der Kolturarten in den einzelnen Kreisen und in der ganzen Provinz. Der erste Theil des Buches enthält ein alphabetishes Verzeichniß; der Großgrundkbesißer, Pächter, Administratoren, Inspektoren 2c. der Pros- vinz Brandenburg nebst genauer Angabe ihrer Adressen. Der 2. Theil giebt ein Register der Ritter- und Landgüter in der Provinz Bran- denburg nebst Angabe ihrer Besißer, Pächter, Administratoren 2c., der Verkehrsverhältnisse, Gerichte, Kulturgrößen, Grundsteuerreinerträge, Bewirth*chaftungsweisen X, ferner ein Ortsregister und endlich Nachträge und Veränderungen im Besißstande 2c. Da die Heraus- gabe des Werkes, na Angabe des Verfassers, in entgegenkommendster Weise von verschiedenen landwirths{haftlichen Vereinen, von den Landwirthen der Provinz selbs und auch dur die Kreisbehörden unterstüßt wurde, so dürfte dieses Lexikon als ein zuverlässiges und für jeden Geschäftsmann \{chäßenswerthes und willkommenes Nach- \{lagebuch zu empfehlen sein.

e Gewerbe und Handel.

Die hiesige Vereinsbank veröffentliht eine Einladung zur Subskription auf 5% Prioritäten der Casseler Straßenbahn- Gesellschaft im Betrage von 425 000 „6 Der Subskriptionscours beträgt 1009/9; die Stücke lauten über 200 und 500 #4 (S. Ins.)

Die Oldenburgische Landesbank theilt uns mit, daß Hr. Konsul Hanßmann mit dem Jahres\{lusse aus Gesundheits- rücksihten aus der Direktion der Bank ausgeschieden is. Am 1. Januar 1884 trat Hr. Friedri Wiesenbah als Mitglied des Vorstandes ein.

Leipzig, 2. Januar. (Dresdn. Journ.) Die heute begonnene Neujahrsmesse hatte, „was Leder anlangt, nur eine {wache Rue und auch ein beschrän?tes Kontingent von sogenannten kleinen

äufern aufzuweisen. Die Preise hielten sich auf der Höhe der vori- gen Messe und das Geschäst nahm im Großen und Ganzen einen ruhigen Verlauf ; das Resultat nennt man hier ein mittelmäßiges. Der gleichzeitig heute hier stattfindende alljährlibe Sämereien- markt war aus den Gegenden von Halle, Naumburg, Eisleben, Aschersleben u. \. w. beshickt und nahm einen für die Verkäufer unbefriedigenden Verlauf, da deren Forderungen sehr gedrückt wur- den. Die Ernte ist fast ausnahmslos \{lecht ausgefallen. Bradford, 3. Januar. _(W. T. B.) Wolle fest, abec ruhig, wollene Garne fest, Käufer zurückhaltend, Spinner beschäftigt, wollene Stoffe ruhig.

- Verkehrs-Anstalten.

Hamburg, 3. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Bohemia*" der Hamburg-Amerikanisben Packetfahrts- Aktiengesell\chaft hat, von New-York kommend, heute Vor- mittag 10 Uhr Kap Lizard passirt.

Lriest, 3. Januar. (W. T. ent Der Lloyddampfer «Mars* ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.

New- Hork, 3. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer „Canada“ von der National-Dampf\schiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ift bier eingetroffen.

Berlin, 4. Januar 1884.

In den beiden Kinderasylen des „Berliner Krippen- Vereins“ betrug die Frequenz während des leßten Quartals 1883 zusammen pro Tag (Sonn- und Feiertage abgerechnet) dur{chs{nittlich 39 Kinder, und zwar entfielen hiervon auf Krippe I Anklamer- straße 39 26. Kinder, auf Krippe IT Fcuchtstraße 31 13 Kinder. Mit Rücksiht auf den guten Zweck, welchen der Verein verfolgt, wäre demselben auch ferner eine recht rege Theilnahme von Seiten des Berliner Publikums zu wünschen.

__ Wie wir hören, ist in diesen Tagen eine überlebensgroße Gips- büste des verstorbenen Prof. Wilh. Vatke als Geschenk der Familie in der akademischen Bibliothek zu Jena bei den Büsten von Hegel und Johannes Schulze aufgestellt worden.

_ Die Polytecbnische Gesellschaft in Berlin nahm in ihrer Sißung vom 3. Januar die Berichte des Vorstandes über die Ent- wickelung der Gesellschaft entgegen. Aus diesen Berichten ging hervor, daß die Gesellschaft zur Zeit 599 Mitglieder zählt; 15 traten im leßten Quartal neu ein, 4 entriß der Tod, 9 schieden freiwillig aus. Die Einnahme und Ausgabe balanzirte im leßten Quartal mit 2476 ; das Vermögen beläuft sich auf 38 900 A

_ Karlsruhe, 2 Januar. Wie der „Karlsr. Ztg.“ mitgetheilt wird, hat Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin si aller- gnädigst bereit erklärt, das Protektorat des neu gegründeten Zwei g- vereins des Allgemeinen Richard Wagner-Vereins zu übernehmen. Der Verein, der seine Thätigkeit mit einem Vortrag des Hrn, Dr. Richard Pohl von Baden über „Die Walküre* begon- nen hat, hat an den Philharmonischen Verein das Ersuchen gerichtet, zu seinen Gunsten eine Concertaufführung des ersten Akts des „Par- sifal“ in gleiher Weise, wie dieselbe im vorigen Sonmer stattfand, zu veranstalten, und der Philharmonische Verein wird dieser Bitte entsprechen.

Im Königlichen Opernhause beginnt heute Frl. Elisabeth Scharwenka ein Gastspiel als „Königin“ in den „Hugenotten“. ____— Die Novität des Wallner-Theaters, der Shwank in 4 Akten von G. von Moser und O. Girndt „Mit Vergnügen“, welcher nah beendeten Vorbereitungen morgen, Sonnabend, zur ersten Aufführung kommt, wird in den bedeutenderen Rollen duch die Damen Meyer, Odilon, Herrmann, Löffler und die Herren Thomas, Blencke, Schmidt, Ottbert, Niedt, Meißner, Seydel und Großer dargestellt werden.

Residenz-Theater. Wie nun definitiv festgeseßt ist, findet die erste Aufführung der Novität „Der Herr Minister“ mit Fr. Ellmenreih als Gast am Sonntag, den 6. ds., statt.

Das erste Wiederauftreten der Fr. Niemann am Deutschen Theater, welchem die Künstlerin leider durch Krankheit zwei ganze Monate ferngehalten wurde, findet nunmehr am Montag, den 7. d. M., statt. Fr. Niemann wird an diesem Tage das Lorle in

„Dorf und Stadt“ spielen und demnächst in der neuen Rolle der Beatrice in „Viel Lärm um Nichts“ auftreten. Letzteres Stück ist in der Vorbereitung und dürfte Ende nähster Woche in Scene gehen.

Concerthaus. Auf dem Programm des morgigen Abends steht die 1. Symphonie (B-dur) von Schumann, ferner u. a. die Ouvertüre zu „Coriolan“ von Beethoven und die Verwandlungsmusik up Tempelscene aus dem Bühnenweihfestsyiel „Parsifal“ von Richard

agner.

Literarische Neuigkeiten und periodisheSchriften.

Preußisbes Verwaltungs-Blatt. Nr. 13. Inhalt Krankenversiherung der Arbeiter. Erwerb des Unterstütßzungs- wohnsißes durch Aufenthalt. Auswärtiger Dienst- bezw. Arbeits- ort oder Wohnort der Familie als Aufenthaltsort? Erwerb und Verlust des Unterstäßungswohnsißes durch Aufenthalt bezw. Ab- wesenheit. Mangel freier Selbstbestimmung bei der Wahl des Aufenthaltsorts. Unterbrehung des Aufenthalts bezw. der Ab- wesenheit. Selbständiger Erwerb des Unterstüßungswohnsitzes durch die Chefrau. Abschiebung Hülfsbedürftiger, Eintritt der Hülfsbedürftigkeit. Ungeheilt entlassene Kranke. Neue Hülfsbedürftigkeit oder Fortseßung der früheren? Hülfsbedürftigkeit im armenrechtlihen Sinne. Unter- stüßung der Familie eines Arbeitsscheuen 2c. Berichtigung von Pflegegeldern als Akt der Armenpflege? Kur und Pflege wegen Syphilis als Akt der Armenpflege. Erstattungsanspruch der Armer- verbände. Anmeldung des Erstattungsanspruhs. Akt der Armen- pflege. Zur armenrechtliden Familieneinheit. Erstattungspflicht der Landarmenverbände, wenn die Hülfsbedürftigkeit des Familicn- hauptes und der Familienglieder in verschiedenen Landarmenbezirken hervorgetreten. Uebernaßrnepfliht der Armenverbände. Ueber- nahme Hülfsbedürftiger auf Verlangen ausländischer Staatsbehörden. Welcher Landarmenverband ist der verpflichtete? Streitige Eigenschaft einer Ortschaft als Ortsarmenverband. Erwerb des Unterftüßungswohnsißes nach früherem preuß. Ret. Meldung bei der Polizeiobrigkeit, be: dem Orts\{ulzen. Unterstützungs- wohnsit der Ehefrau mit dem Tode des Ehemannes.

Die Sparkasse. Nr, 44. Inhalt: Sylvester. Poft- sparkassen in Helgoland. Spar- und Leihkasse für die Landgemein- den des Kreises Mainz. Reichspostsparkasse der Niederlande. Reichskassenscheine. Geseß über Kapitalrentensteuer. Verstaat- lihung des Versicherungswesens. Verband deutscher Privat-Feuer- versicherungs - Gesellshaften. Konkurs des „Vater Rhein“. Lebensversicherung und Sparkasse. Lebensverjicherung und Land- wirthschaft. --- Verfügung des Reichspostamts. Geldbriefe für Reisende. Unfrankirte Drucksachen. Briefporto in der Union. Juristishes. Literatur. Briefkasten für Verbandsmitglieder. Annoncen.

Oeffentliche Versammlungen in Sachen der Jugent-

und Schulsparkassen. Aus „Haus und Schule“, Hannover, 1883, Nr. 44—46. Hannover. Druck von Rudolf März. 1883. __ Chemisch-technisches Repertorium. 1883. Erstes Halb- jahr, erste Hälfte. -— Inhalt: Baumaterialien, Cemente, künstliche Steine. Farbstoffe, Färben und Zeugdruck. Fette, Oele, Be- leuchtungs- und Heizmaterialien. Gegohrene Getränke. Gerben, Leder und Leimbereitung. Gewebe. Glas und Thon. Holz, Kauts{huk. Kitte, Klebmaterialien, künstlihe Massen. Lade, Gn und Anstriche. Metalle.

Jeneral-Register zu Jahrgang XVI. bis XX. (1877—1881) des Chemisch-tehnishen Repertoriums.

Gesundheit, Zeitschrift für öffentliche und private Hygieine. Nr. 23. Inhalt: Originalarbeiten: Die Anzeigepflicht bei an- steckenden Krankheiten in England. Uebersichten: Die angebliche Scußkraft der Verdauungssäfte gegen Ansteckungsstoffe. Einfluß der Sonnenstrahlen. Kleine O in Paris, Aus Bâdern und Kurorten : Hautreizende Bäder. Besprechungen neuer Schriften: Dornblüth, Schule dex Gesundheit. Feuilleton: Das „Kind“ von Ploß (Fortseßung), Cholera in Egypten. Verschiedenes.

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