worden, obschon von Seiten der Liberalen und der kapitalistishen Presse jeßt Klage darüber geführt werde, daß die Rente aus dem Grundbesiß freigelassen werden solle. Allein er müsse sagen, daß der Zwedck der! Ausgleihung nur sehr unvollkommen erreiht sei. Es mache im Lande einen bedenklichen Eindruck, wenn hier so oft betont werde, wie \{hlecht es den armen Klassensteuerzahlern gehe, während man nit daran denke, die besser situirten Klassen ernstlich zur Steuer heranzuziehen. Der Ertrag der Kapitalrentenstener solle ver- wendet werden zu einer Aufhebung der dritten und vierten Klassensteuerstufe. Da müsse er sagen, daß in diesen Klassen sehr viele Steuerzahler seien, welche die Steuern viel eher zu zahlen im Stande seien, als Censiten der höheren Klassen- steuerstufen. Ueberdies sei nit klar gelegt, ob die Steuer- exekutionen niht mehr durch die Kommunalsteuern als durch die Staatssteuern veranlaßt seien. Erinnern wolle er au daran, daß unter den von der Klassensteuer Befreiten bereits jeßt große Unzufriedenheit darüber entstanden sei, daß sie nicht in gleiher Weise von den Kommunalabgaben befreit seien. Auch die Befürhtung könne er nicht verhehlen, daß mit der imaginären Steuerveranlagung für weite Schichten unsercr Bevölkerung auch das Wahlrecht derselben sih immer imaginärer gestalten werde. Schließlih bat Redner, die Vorlage einer Kommission von 21 Mitgliedern zur Vor- berathung zu überweisen.
Der Abg. von Rauchhaupt begrüßte die beiden Vorlagen mit Freuden, da sie einen Gedanken verwirklichten, für welchen seine Partei immer eingetreten sei, Es sei cine Forderung der Gerechtigkeit, daß die Steuer abhängig gemacht werde von der Leistungsfähigkeit, und eine Reform des jeßigen Steuersystems sei um so mehr geboten, als das Pro- dufktionssystem sich mehr und mehr nach der kapitalistischen Seite verschoben habe. Es sei dringend geboten, daß mehr denn bisher bei der Heranziehung zu den Steuern die individuellen Verhältnisse der Steuerzahler in Be- traht gezogen würden. Der Umstand, daß durh das Steuergeses zweijährige Steuerperioden eingeführt würden, würde von den Ortschulzen insbesondere mit großen Freuden begrüßt werden. Auch den Gedanken einer Kapital- Rentensteuer habe seine Partei seit langer Zeit verfolgt. Bei der Macht, zu welcher das Kapital in der jeßigen Zeit herangewachsen sei, müsse er den Muth anerkennen, welchen die Regie- rung bei der Einbringung dieser Vorlage an den Tag gelegt habe. Daß von den Renten die Schulden niht abgezogen werden sollten, halte ex für einen rihtigen Gedanken. Auch bei der Grund- und Gebäude- steuer würden etwaige Schulden nicht berücksihtigt, die auf den Gebäuden und Grundstücken hafteten. Jn Bezug auf die Heranziehung der Alktiengesellshaften zu dieser Steuer würden sich vielleicht einige Milderungen empfehlen. Gegen die Bestimmungen über Befreiung von der Kapital- rentensteuer wolle er niht sprehen; man werde vielleicht aber Veranlassung nehmen gleiche Vergünstigungen für die Renten aus Grundbesiß und Gebäuden zu erzielen. Redner sprach sodann die Hoffnung aus, daß in der Kommission sih recht wohl eine Verständigung über eine Vor- lage erzielen lassen werde, die, weil sie eine gesunde Steuer- reform bezwecke, vom Volke verlangt werde.
L He M des Vlattes erhielt der Abg. Richter (Hagen) as Wort.
— Eine Beschimpfung Luthers ist nah einem Ur- theil des Reichsgerihts, Ul. Strafsenats, vom 8. November v. J, nur dann als eine Beschimpfung der [lutherischen Kirche zu bestrafen, wenn der Beschimpfende beabsichtigt hat, Luther als Vertreter der lutherischen Kirche hinzustellen und in die persönliche Beschimpfung einen Angriff gegen die lutherische Kirche als solche einzukleiden.
— Nach Mittheilungen aus Schweden hat die Klara- Gemeinde in Stocckholm eine Submission auf den inneren Eisenaufbau für eine große und vier kleinere Thurmspigßen bis zum 15. Februar d. J,, Mittägs 12 UhL ausgeschrieben. Angebote, welche an die Baukommission (Byggnadskommitterade) zu richten sind und Herstellung wie Aufseßung der Thurmspizen zu umfassen haben, können an den Architekten Dahl in Stockholm (Malmskillnadsgatan Nr. 19 B.) gesendet werden, in dessen Amtszimmer auch die Zeichnungen 2c. einzusehen sind. Die näheren Bedingungen werden demnächst in der Expedition des Reichs-Anzeigers, (Berlin, Wilhelmstr. 32) zur Kenntnißnahme ausgelegt werden.
— Nach der im Neichs-Eisenbahnamt ausgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlihten Nahweisung über die im Monat November 1883 auf deutshen Bahnen (aus- s{ließlih der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 44 größeren Bahnen beziehungs8- weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 30 573,85 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 12846 Courier- und Schnellzüge, 101 357 Personenzüge, 57 976 gemischte Hüge und 101 628 Güterzüge ; an außerfahrplanmäßigen Zügen : 1972 Courier-, Schnell-, Personen- und gemischte Züge und 31 354 Güter-, Materialien- und Arbeitszüge. Jm Ganzen wurden 728 197 038 Awskfilometer bewegt, von denen 199 838 922 Achsfilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 172 179 fahrplanmäßigen Courier-, Schnell-, Personen- und gemischten Zügen im Ganzen 1457 oder 0,85 pCt., (gegen 1,82 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1,09 pCt. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 471 durch das Abwarten ver}päteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 986 Verspätungen (= 0,57 pCt.) zur Last fallen (gegen 0,69 pCt. im Vormonat). n demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleih zu ziehenden Bahnen von 161 230 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen- beförderung 1648, oder 1,02 pCt., mithin 0,45 pCt. mehr. Jn Folge der Verspätungen wurden 570 Anschlüsse versäumt (gegen 729 in demselben Monai des Vorjahres und 514 im Vor- monat). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nah den auf je eine Anshlußversäumniß entfallenden Zugverspätun- gen vorgenommen, so kommen in erster Reihe die Stargard- Cüstriner Eisenbahn (8 Anschluß - Versäumnisse auf 5 Ver- spätungen mit 0,63, die Berlin-Hamburger Eisenbahn (5 An- schluß - Versäumnisse auf 4 Ver)pätungen) mit 0,80, die ctn ape E Mi ati: /4 Eisenbahn (1 Anschluß - Ver- säumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00, die Marienburg- Mlawkaer Eisenbahn (2 Anschluß-Versäumnisse auf 2 Ver- spätungen) mit 1,00, während die Oberschlesische Eisenbahn (11 Anschluß-Versäumnisse auf 54 Verspätungen) mit 4,91,
auf 20 Verspätungen) mit 6,67, der Bezirk der Königlichen Eisenbahn - Direktion zu Cöln (rehlsrheinishe) (7 Anschluß- Versäumnisse auf 85 Verspätungen) mit 12,14 die lebten Stellen einnehmen und auf 11 Eisenbahnen 47 Verspätungen
Verspätungen noch Anschluß-Versäumnisse vorgekommen sind.
— Dem Nestor der Stolze’schen Stenographie, Herrn C. Kreßler, zweitem Vorsteher des stenographishen Bureau im Abgeordnetenhause, welcher seit dem Jahre 1842, wo er Stolze, welher an der Lebensfähigkeit seines Werkes bereits verzweifelt hatte, aufsuhte und ihm in der polytec- nishen Gesellshaft einen fruchtbaren Boden und kräf- tige Unterstüßung sür seine Erfindung verschaffte, in uneigennüßigster und liebevollster Ausdauer bis heute sein ganzes Leben der Verbreitung dieser segensreichen Erfindung gewidmet hat, wurde am Sonntag Vormittag 10 Uhr im Abgeordnetenhause von seinen Verehrern gelegent- lih der Vollendung seines achtzigsten Lebensjahres in feierliher Weise eine Ehrengabe überreiht, die aus einem ebenso sinnig als s{ön ausgeführten, nit nur für den Jubilar selbst, sondern au für die Geschichte der Stolze’ schen Stenographie hochinteressanten Gedenkwerkt besteht. Auf einen Aufruf der Herren Dr. Stolze und Loepert haben weit über hundert Anhänger der Stolze’schen Kunst ein prachtvoll in Ledermosaik ausgeführtes Album gestiftet, in welchem die Photographien und eine kurze Schilderung der stenographischen Wirksamkeit jedes Einzelnen enthalten sind. Die Gratulanten, unter welhen mehrere hochgestellte Personen bemerkt wurden, vereinigten sich in dem Wunsche, daß der Jubilar zum Segen der Stolze’shen Schule noch lange zu wirken im Stande sein, und daß es der Stolze’schen Kunst nie an Vertretern fehlen möge, die gleich ihm, dem „Jdealstenographen“, in fried- liebender Weise ihr ganzes Können für die Verbreitung dieser Kunst einseten.
— Als Aerzte haben sihch niedergelassen die Herren: Dr. Klau, Müller, Dr. Neumann und Dr, Wyder in Berlin, Dr, Beutlih in Massow und Dr. Buttermann in Garz a. O.
Bayern. München, 15. Januar. (W. T. B.) Der Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer hat bei seiner gestrigen Berathung des Kultusetats den Antrag des Referenten Rittler auf möglihste Wiedereinführung des konfessionellen Geshihtsunterrichts an den huma- nislishen Gymnasien dur Stichenischeidung des Vorsißenden angenommen.
Baden. Karlsruhe, 11. Januar, (Karlsr. Ztg.) Jn der gestrigen Sißung der Ersten Kammer stand auf der Tages- ordnung die Berathung und Beschlußfassung über die geschäft- lie Behandlung der von der Großherzoglihen Regierung mitgetheilten Erhebungen über die Lage der Land- wirthschaft, eventuell der Wahl einer Kommission behufs der Berichterstattung hierüber. Der Staats-Minister Turban halte, um dem Beschlusse des Hauses nicht vor- zugreifen, die Annahme des Antrages auf Bildung einer Kom- mission von 9 Mitgliedern zur Verwerthung der Erhebungen über die Lage der Landwirthschaft abgewartet. Er machte dem Hause die Mittheilung, daß die Großherzoglihe Regierung auch ihrer- seits der am Schlusse der Erhebungsergebnisse angedeuteten Aufgabe, das Enquetewerk praktish fruhtbar zu machen, be- reits näher getreten i. Diese Aufgabe sei indessen eine so umfassende únd schwierige, ‘daß zur Bewältigung derselben der gewöhnliche geschäftlihe Appaxat der Ministerien niht auë- reiche. Die Chefs der leßteren hatten sich deshalb unter allerhöhster Zustimmung dahin verständigt, daß bei dem Mi- nisterium des Jnnern eine größere Kommission gebildet wer- den solle, welhe eigens damit zu betrauen sei, die ver- schiedenen Vorschläge, welhe auf Grund des Erhebungs- materials schon gemacht seien und etwa noch weiter si er- geden würden, einer zunäWhst mehr begutachtenden Berathung zu unterziehen. Die Kommission werde aus je 1 oder 2 Mitgliedern der Ministerien unter Hinzutritt der Ver- treter der landwirthschastlihen Centralstelle und einer größern Zahl von dem Ministerium zu berufender sonstiger Persönlich- keiten zu bestehen haben; im Ganzen werde die Zahl 20 nicht überschritten werden dürfen. Dabei würde es für die Groß- herzogliche Regierung von großem Werthe sein, in der leßt- erwähnten Gruppe auch eine Anzahl solher Männer mitwirken zu sehen, welche mit der Eigenschaft als Sachverständige noch die weitere vereinigten, Mitglieder der Landesvertretung zu sein. Um in dieser Beziehung den Kammern, welche ja an sich verfassungsmäßig niht berufen seien, in ein von der Staats- regierung zu \cha}endes öffentlihes Organ Mitglieder zu ent- senden, so viel als thunlih entgegenzukommen, werde das Ministerium des Jnnern an die Präsidien beider Häuser des Landtags das Ersuchen richten, eine bestimmte Anzahl von Perfonen, welhe Mitglieder der betreffenden Kammer seien, vorzuschlagen, worauf an die Vorgeschlagenen die Einladung zur Theilnahme an der fraglichen Kommission ergehen werde. Die Großherzogliche Regierung glaribe, auf diese Weise die ihr aus den Ergebnissen der Enquete erwahsene Aufgabe am ehesten befriedigend lösen zu können. Der Zusammentritt der Kommission werde übrigens bis zum Schlusse des Landtags ver- schoben werden müssen, weil dur die umfassenden Aufgaben des leßteren die Regierungsvertreter bereits in einem Maße in Anspruch genommen seien, daß sie niht nebenbei noch eine er- sprießlihe Ttätigkeit in einer solhen Kommission zu ent- wickeln vermöhten. Dies werde jedoch die Großherzogliche Regierung nit abhalten, dringlihe Maßnahmen schon wäh- rend der Dauer des Landtags in Angriff zu nehmen, wie es auch für die Kammern kein Anlaß sein solle, in die von ihnen in Folge der ihnen zugegangenen Vorlage beschlossene Thä- tigkeit nit sofort einzutreten. — Jn die bezügliche Kom- mission wurden von der Ersten Kammer gewählt: von Bod- man, von Hornstein, Graf von Berlichingen, K. von Göler, Schulze, von Holst, Knies, Diffenée, Noppel.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 15. Januar. (W. T. B.) Der Kaiser reist heute Rbend zum Besuch des Prinzen Leopold und der Prinzessin Gisela nah Mü nchen,
Pest, 12, Januar. (L) D Schlußrehnungs - Ausschuß “des Abgeordnetenhauses hielt heute Nachmittag eine Sizung ab, in welcher der Referent Lukacs das Ergebniß der sünfjährigen, von 1878 bis 1882 reichenden Schlußrehnungen der Länder der ungarischen Krone sammt den summarischen Ausweisen unterbreitete. Der Bericht wird
ohne Anschluß-Versäumnisse und auf 6 Eisenbahnen weder
— 14. Zanuar. (Pr. Ztg.) Das Nuntium des Oberhauses, betreffend die Ablehnung des Misch- ehegeleßes, gelangt erst nah der Budgetdebatte zur Ver-
handlung.
__— (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus hat heute mit großer Majorität das Budget als Basis für die morgen angenommen.
beginnende Spezialdebatte
Großbritannien und Jrland. London, 14. Januar. (W. T. B.) Vor dem Gerichtshof von Old Bailey begannen heute die Verhandlungen gegen Wolff und Bon- durand, welche angeklagt sind, an einem Komplot behufs Zerstörung des deutschen Botschaftsgebäudes dur Explosionsstoffe theilgenommen zu haben.
__ Frankreich. Calais, 14. Januar. (W. T. B.) Der chinesische Gesandte Marquis Tseng ist heute Nachmittag mit seinem Sekretär hier eingetroffen und fofort nah Paris weitergereist.
Spanien. Madrid, 14. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer erklärte der Minister-Präsident de Posada Herrera: Spanien wolle Freundscaft mit allen Mächten, aber mit keiner Macht ein intimes Freundschaftsverhältniß. Der Deputirte Castelar erörterte Spaniens innere Politik und wies darauf hin, daß Spanien einen wesentlich demokratishen Charakter hake. Wenn die Monarchie diesem demokratischen Charakter keine Rechnung trage, werde die Republik bald unvermeidlich sein.
E Griechenland, Athen, 13, Január. (Pr.) Die Ein- eung der Differentialzölle ist auf den 1. Juli vertagt worden,
_ Nußland und Polen. S t. Peters burg, 14. Januar. (W. T. B.) Nach dem Exposé des Finanz-Ministers zu dem Budgetvoranschlag pro 1884, in welchem die Summe aller Reichseinnahmen 792 264 073 Rubel und die Summe aller Reichsausgaben 800 997 412 Rubel beträgt, soll das Defizit von 9 733 339 Rube! durch eine in Polen neu einzuführende Stempelsteuer und durch eine Prozent- steuer von den bedeutenderen Handels- und Jndustrie- unternehmungen gedeck werden. Wenn im Jahre 1883 eine Vermehrung der Reichseinnahmen ausgeblieben sei, so trage daran mit das in Folge der wachsenden Konkurrenz Amerikas eingetretene Herabgehen der Getreidepreise die Schuld. Jn Folge des im Getreidehandel erfolgten Stillstandes habe sich unter den Grundbesißern und bei den Getreidehändlern Geldmangel gezeigt; ebenso habe si die Nachfrage nah Manufakturwaaren verringert, von welchen ohnehin {hon große Vorräthe vorhanden gewesen seien. Behufs Aufbesserung der Finanzlage betrachtet es der Finanz-Minister als seine Auf- gabe, die größte Sparsamkeit zu beobachten, das Steuer- system in der Art zu verbessern, daß die Steuern mit den Krästen der Steuerzahler in Einklang gebracht werden, alle Zweige der heimischen Jndustrie, soweit sie eines Schutzes be- dürfen, zu hüten, einen direkten allen Ständen zugänglichen Kredit zu entwideln und das gegenwärtige Geldsystem (Wechselcours) ohne Nachtheil für den Handel und die Jn- dustrie, und ohne den Geldmarkt zu inkommodiren, zu ver- bessern und zu konsolidiren. Jn den hiesigen Handelskreisen hat das Exposé des Finanz-Ministers sympathishe Aufnahme gefunden. g
— 15. Januar. (W. T. B.) Auf Grund des Preß-
geseßes hat der Minister des Jnnern den Verkauf ein- zelner Nummern der hier erscheinenden BHeitung „Listok “ verboten, _ — 15. Januar. (W. T. B.) Jn der deutschen Bots- schaft fand gestern zu Ehren des neuen französischen Botschafters Appert ein großes Diner statt, an welchem sämmtliche Botschaster und mehrere Gesandte, der Staats- Sekretär von Jomini, der Minister Possiet, der General-Pro- kurator Pobedonoszew, die Fürsten Barclay, Galitzin und Dbolensky sowie mehrere Generale theilnahmen.
Das Militärbezirksgericht hat in dem Noss\igßky- es heute Morgen 41/7 Uhr folgende Resolution ver- ündet :
Schuldig erkannt sind Rossißky der Unthätigkeit im Dienste, der U.berschreitung seiner Kompetenzen und der Eingabe wissentlib un- richtiger Berichte, Stratanowitsch der Fahrlässigkeit im Dienste und der Vorlegung wissentlih falscher Berichte, und Taboure der Eingabe eines wissentlih falshen Berichts. Allen dreien sind mildernde Üm- stände zugebilligt worden. Ferner sind \{huldig erkannt Dombrowsky der Fahrlässigkeit im Dienste und Piotrowsky der Nichterfüllung dienstliber Aufträge. Die gegen Stratanowitsw, Taboure und Dombrowtky erhobenen Beschuldigungen, von Lieferanten Ge- schenke angenommen zu haben, find für unerwiesen erachtet worden. Es werden demnach verurtheilt : Rossißky zu einer Festungshaft von 11/3 Jahren sowie zur Dienstausscließung und Entziehung einiger Rechte, Stratanowits{h zur Dienstausshließung und Entziehung einiger Rechte, Taboure zu ciner Festungshaft von acht Monaten und Beschränkung etlicher Rechte, Dombrowsky “zu einem einmonatliden Arrest auf der Hauptwache und Viotrowsky zur Dienstaus\chließung und zum Verlust einiger Rechte. Jewnewitsch ift der ihm zur Last gelegten Vergehen nicht \chuldig erkannt worden. Der durch Rossißky verursahte Schaden foll auf admini- strativem Wege ersetzt werden. Das endgültige Urtheil wird am 16. (28.) Januar publizirt werden.
Amerika. Washington, 14. Januar. (W. T. B.) E E des Senats wurde Edmunds wieder- gewählt,
Afrika. Egypten. Kairo, 14. Januar. (W. T. B.) Der „Agence Havas“ wird telegraphirt: Der auf Vor- schlag des Kriegs-Ministers eingeseßte, aus Nubar Pascha, Abdel Kader Pascha, dem General-Konsul Baring und dem General Wood bestehende Rath berieth heute darüber, wie das Aufgeben des Sudan zu verhindern éi, Dér Kriegs-Minister Abdel Kader {lug vor, Hassan Hamzi nah Khartum und den ehemaligen Sultan Fabbius als Souverän n Ko1dofan und Darfur und Vasallen Egyptens zu ent- enden.
Zeitungsstimmen.
In der „Nord deutschen Allgemeinen lesen wir:
Dem Jahresberiht der Bremer Handelskammer entnimmt die „Weser-Zeitung“ Folgendes: G
Das verflossene Jahr ist für den bremischen Handel kaum als ein günstiges zu bezeichnen. Wenn au in cinzelnen Artikeln die Preise sich befestigten, so hat doc im Allgemeinen der Charakter des
Zeitun à “
unter die Auss{ußmitglieder vertheilt und sodann im Aus-
die Sächsishen Staatseisenbahnen (3 AnschlußeVersäunie
{usse in Beraihung gezogen werden.
Marktes in niedrigen Preisen bestanden. Die Geschäftsergebnisse sind entsprechend nur theilweise befriedigende gewesen. Der Umfang des Ver-
E ER Ae er R PRRR I SE VIACO R L E
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rs hat im verflofsenen Jahre eine Zunahme aufzuweisen. Wie weit diez- reie n Rückgang der Jahre 1881 und 1882 begleiht, wird sich erst an der Hand der Statistik feststellea laffen. Stellt man die Eni- wickelung des bremishen Handels seit dem Jahre 1880 derjenigen egenüber, welche die hauptsäcbli%sten Konkurrenzplätze Bremens am Rhein und Elbe in derselben Zeit zu verzeichnen haben, so wird man troß der Zunahme des bremischen Verkehrs im leßten Jahre einen Still- ftand der diesseitigen Entwickelung nicht verkennen können. Der «Grund dieses Zutrückbleibens des bremishen Handels is nach Ansicht der Handelskammer in erster Linie in dem großartigen Auf- s{chwung zu suchen, welden der Rhein- und Elbetransport gerade in den leßten Jahren erfahren hat, ein Aufs{wung, welcher den Häfen am Rhein und Elbe ebenso zu Statten kam, wie er den Häfen, welche lediglich auf Eisenbahnen angewiesen sind, Abbruch that, so- dann aber auch, soweit die belgis{- holländischen Häfen in Frage Fommen, in der überaus weitgehenden Unterstüßung, welche diesen Häfen Seitens per belgish-holländishen Eisenbahnverwaltungen zu Theil geworden ist. 24 i Ss A aar r s Reflexionen über den vorerwähnten Bericht be- halten wir uns gerne vor, bis derselbe im vollen Umfange uns zue gänglich gemacht fein wird; an der Hand der „Weser-Zeitung möchten wir es jedoch ohne Verzug als eine ecfreulihe Ecscheinung konstatiren, daß in diesem Bericht muthmaßlich wohl in Folge des im vergangenen Jahre ftattgefundenen Persoanenwechsels bei dek Handelskammer eine wesentlich andere Tonart angeschlagen ist als früher. Während früher von den Wortführern der Unbefriedigten in Bremen stets die _Reichswirthschafts- politik für alle den Bremer Handel treffenden ungünstigen Situationen verantwortlih gemaht zu werden pflegte, spricht die Handelskammer fich jet dabin aus, daß der Stillstand Bremens in erster Linie in dem großartigen Aufshwunge seinen Grund habe, welchen der Rhein-
Elbetran®sport genommen. j E Befremdlich ift es jedo, den in obigem Citate durch den Druck hervorgehobenen Satz in derselben Nummer der „Weser-Zeitung“ zu lesen, in welcher der oben erst von der Statistik erwartete Beweis im nämlichen Blatte bereits durch folgende Mittheilung ecbracht ift :
Der Sciffsverkehr im Sicherheitshafen war in diesem Jahre beträhtlich größer als in den beiden früheren. Die folgende Liste, in welcher namentlih die Zunahme der Dampfer frappirt, giebt dar- über Aufsc{bluß: a Y E Seescbiffe Flußschiffe ŒÆ D f “Segel\diffe Neg T8: Swleppkähne Weserkähne
r Dampfer Segelschiffe Reg.-Ts. )P Weser 1883 129 746 88 512 575 1082 1882 110 701 71 058 513 867 1881 19 666 48 635 | 443 1003
Total: 1883 2532, 1882 2191, 1881 2131 Fahrzeuge.
Der obige Verkehr bildet natürlih nur einen Theil des Gesammt- verkehrs an der Stadt. Der leßtere hat ebenfalls in den leßten Fahren, und namentlich im Jahre L bereits mehrfach hervor-
) eutend zugenommen. Er betrug:
R E E . 95,427 Reg.-Torns, E O8 1877/81 durschnittlich 51,114 1872/76 i 45,112 1867/71 Z 38,702 1862/66 : O —
Darnah ist der Umfang des Bremer Gesammtverkehrs in 1883 um 34% gegen das Vorjahr gestiegen, war 86 %/o größer als im Durchschnitt der Jahre 1877/81, und 112 %% größer als im Durch- Gut dex legten fünf Jähte der Frethandelsperiode 1872/76. Ueber mangelnde Zunahme bezüglich des Betriebs8umfanges dürfte man also in Bremen kaum Anlaß zu Klagen haben; wenn die Geschäftsergebnisse troßdem in Bremen „Nur theil- weise befriedigt“ Haben und Dieses auf den Umstand zurückgeführt wird, „im Allgemeinen habe der Charakter des Marktes in niedrigen Preisen bestanden“, so könnte man versucht sein, darin neben anderen für Bremen speziell geltenden Erwägungen einen weiteren Beweis für die Richtigkeit der Behauptung zu finden, daß das Zollausland fh durch niedrige Preise den Eingang in das deutsche Handels8gebiet er- kaufen müsse. i i i S
Sn Anknüpfung an diesen Artikel wird der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ aus Bremen, 13, Fanuar, geschrieben :
Die „Weser-Ztg.“, welche kürzlih fehr entrüstet war, daß die „Nordd. Allg. Ztg.“ äüs Zahlen, die nah Darstellung der „Weser-Ztg. “ als den Gesammt-Schiffsverkehr Bremens enthaltend aufgefaßt wer- den mußten, zwar salich durchaus berechtigte, jedo nur auf den Um- fang des „Verkehrs in der Stadt“ basirte Schlüsse gezogen hatte, liefert jeßt Angaben über den Bremischen Sciffsverkehr ; derselbe zeigt gegen die Vorjahre einen bedeutenden Zuwachs. Die im Jahre 1883 ange- ommenen Schiffe hatten mehr Tonnengehalt, als in irgend einem
früheren Jahre. Der lettere zählte /
1883 2869 Schiffe mit 1258 529 Reg.-Tons,
1882 2708 j Fo OIT 7
l E ¡O ,
1880 2600 ü e -1489.088 Ï
1279 2013 ä 1 047 082 4 1878 92439 j i 973 450 E . Alle früheren Jahre blieben unter 1 Million Tons. Von den ein- zelnen Weserhäfen entfällt absolut die größte Zunnahme auf Bremer- haven, das 75286 t mehr hat als 1883. Relativ größer ist die Zu- nahme Nordenhamms, defsen Verkehr \ich verdoppelt hat und von 35 653 auf 76 748 t gegangen ist. Die Zunahme des Verkehrs an der Stadt von 71098 auf 95281 t wurde bereits früher erwähnt. Vegesack hat 1000 t, Brake 7000 t zugenommen; Greestemünde da- gegen ist um 19 448 t zurückgegangen. — Die hier gegebene Statistik erhärtet genau dasjenige, was aus der allerdings nicht ershöpfenden des Seeverkehrs an der Stadt in Nr. 9 der „Nordd. Allg. Ztg.“ ge- folgert wurde. N i
Die „Karloruler Bettag e
Aus den Berichten der Fabrifkinspektoren erscheint keson- ders bemerkenswerth eine Aeußerung des badischen, mit Wakhr- nehmung der Fabrikaufsiht betrauten Beamten. Derselbe beklagt sich, daß die Versicherungsgesellschaften es ihm verübelt hätten, zu Gunsten der Arbeiter in Entschädigungsfällen auf deren oder der Arbeitgeber Anrufen intervenirt zu haben. Auch gegen Arbeitgeber richte sih der Unmuth der Gesellschaften aus analogem Anlasse. Am Schlusse wird bemerkt: „Alle Fabrikanten und Gewerbtreibenden, welche ih hierüber zu sprechen Veranlassung hatte, haben den Wunsch geäußert, daß die in Ausficht genommene reihsgeseßlibe Regelung des Unfallversiherungêwesens bald erfolgen möge. Die meisten davon empfinden diesen Wunsch so lebhaft, daß sié auf die näheren Bestimmungen einer folchen Regelung weniger Werth legen, als auf die Beseitigung der jeßigen Zustände. Hinsichtlich der praktischen Durchführung der allgemeinen ftaatlihen Unfallversicherung bin ih überall einer sehr optimistishen Stimmung begegnet, welche sib, wenigstens in dem gleihen Maße, früher nicht zeigte.
Landtags: Angelegenheiten.
Zur Berathung und Beschlußfassurg über den Gesetzentwurf, betreffend den weiteren Erwerb von Privateisenbahnen für den Staat, und einige andere Vorlagen wird das Herrenhaus am Dienstag, den 22. Januar, Vormittags 11 Uhr (und eventuell dem folgenden Tage) Sizzung halten. :
Dem Herrenhause ist ein Geseßentwurf, betreffend das Höferecht in der Provinz Hannover, zugegangen, dessen ein- ziger Paragraph besagt, daß die Bestimmung im §. 1 des Gesetzes vom 24, Februar 1880 „landtagsfähige Rittergüter sind nicht ein- tragungsfähig“ aufgehoben wird. Diese Aenderung würde dem Votum des 17. hannoverschen Previnzial-Landtags entsprechen und auch mit den bezüglihen Bestimmungen der später für Westfalen, Branden-
Dem Hause der Abgeordneten is folgender Entwurf eines Ga tebte N Arbei des S. 2 des Gesetzes, betreffend die Ver- ivaltung des Staats\huldenwesens und Bildung einer Staats- \chuldenkommission, vom 24. Februar 1850 (Geseßsamml. S. 57) vorgelegt worden : E
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c. verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtages Monarchie, was folgt:
Die Bestimmung des §. 2 des Geseßes vom 24. Februar 1850, betreffend die Verwaltung des Staatéshuldenwesens und Bildung einer Staatsschuldenkommission (Geseßz-Sammlung S. 57), nah welcher die Zahl der Mitglieder der Hauptverwaltung der Staats-
schulden auf drei bestimmt ift, ag aufgehoben.
_ Das gegenwärtige Gesetz tritt mit dem Tage der Publikation in Krafft. S Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.
Begründung Nachdem alsbald nah Emanation des Gesehes, betreffend das Staats\shuldbub, vom 20. Juli 1883 (Geseßz-Samml. S. 119) in Gemäßheit des 8. 25 desselben die Axordnungen zur Beschaffung der für die neue Einrichtung erforderlihen Räumlichkeiten und Uten- silien getroffen worden sind, hat sich Dank mehreren besonders fördersamen Umständen die Möglichkeit ergeben, das Ge\eß {on im Laufe des Jahres 1884 in das Leben treten zu lassen, und ift hierzu einstreilen der 1. Oktober d. J. in Aussibt genommen. Mit dem Inslebentreten des Geseßes wird eine Vermehrung der Per- fonalkräfte der mit der Führung des Staatsshuldbuhs betrauten Behörde — der Hauptvecwaltung der Staatsshulden — noth- wendig. Die Zahl der eigentlihen Mitglieder dieser Behörde ist im §. 2 des Gesetzes vom 24. Februar 1850 (Geseß-Samml. S. 57), außer dem Direktor, auf drei festgeseßt. Seit der Geltung dieses Gesetzes hat sih die Staatsschuld und damit das Arbeitsfeld der Hauptoerwaltung der Staatsschulden fehr erheblih erweitert. Außerdem is Kraft reichegeseßlicher Anordnungen dieser Behörde die Wahrnehmung der mit der Verwaltung der Reichs\hulden (Reichs- \culdverschreibungen, -Schaßanweifungen, -Kassenscheine) verbundenen Geschäfte übertragen. Wenn trotz dieser bedeutenden Geschäftsfteige- rung die gedachte Mitgliederzahl noch genügt hat, um die bisherigen Aufgaben der Behörde zu erfüllen, fo hatte dieses besonders au darin seinen Grund, daß die Konsolidirung der preußischen Staats- huld zum Theil eine Vereinfachung der Geschäftsführung mit sich gebracht hat. Mit der Einrichtung des Staatëschuldbuchs wird die bisherige Mitgliederzahl aber in jedem Falle unzulänglich. _ Die der Hauptverwaltung der Staatsschulden nah den S8. 22 und 23 des Geseßes vom 20. Juli 1883 obliegende Verantwortlih- keit und die aus den Spezialbestimmungen dieses Gesetzes hervor- gehenden, Umsicht, Sorgfalt und Geseßeskenntniß erfordernden Auf- gaben, welche fich an die Prüfung und Ecledizung der Anträge und an die Kontrole der Eintragungen in das Haupt- und Nebenexemplar des Staats\chuldbuchs knüpfen werden, lassen es als nothwendig er- scheinen, daß diese Geschäfte, ähnlich wie bei der Thätigkeit des Grundbuhrichters, unter fortwährender Mitwirkung eines Mitgliedes der Hauptverwaltung der Staatsschulden erledigt Werben. In welcher Weise die geschäftlide Stellung eines solhen Mitgliedes zu dem die Verantwortlichkeit für die Führung des Staatsshuldbuchs im Ganzen tragenden Kollegiums zu regeln sein wird, muß der Ge- \chäftsinstruktion überlassen bleiben t Wie viel neue Mitglieder erforderli sein werden, läßt ih von vornherein mit Bestimmtheit nicht übersehen. Es wird dieses we- fentlich von dem Umfange abhängen, in welbem von der neuen Ein- richtung Gebrauh gemacht werden wird. Die {on jeßt eingegange- nen Anfragen lassen vermuthen, daß Letbteres in erfreulichhem Maße der Fall sein dürfte. Nah dem Vorschlage der Hauptverwaltung der Staatsschulden soll vorläufig die Geschäftseinrihtung für 10 000 Konten getroffen werden, wofür, sofern diese Zahl erfüllt sein sellte, die Thätigkeit von mehreren Mitgliedern erforderlih werden würde. Es wird hierbei je nah Bedürfniß vorzugehen sein. Unter allen Umständen bedarf es einer Aufhebung der die Zahl der Mitglieder der Hauptverwaltung auf drei beschränkenden Bestimmung im §. 2 des Geseßes vom 24. Februar 1850. Die weitern Vorschläge werden dem Entwurfe cines Nachtrags8etats vorzubehalten fein, welher auf Grund des hiermit in Vorschlag gebrachten Geseßes demnächst dem Landtage alsbald vorgelegt werden soll.
der
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund- heitsamts find in der 1, Jahreswoche 1884 von 1090 Bewohnern auf den Jahresdurch|\chnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 23,3, in Breslau 33,6, in Königsberg 30,0, in Cöln 23,8, in Frankfurt a, M. 18,0, in Hannover 17,4, in Cassel 15,0, in Magdeburg 21,5, in Stettin 20,6, in Altona 28,8, in Straßburg 30,1, in Met 18,6,
in München 27,3, in Nürnberg 23,7, in Augsburg 26,2, in Dres- den 26,3, in Leipzig 30,8, in Stuttgart 18,0, in Braunschweig 28,7, in Karlsruhe 15,0, in Hamburg 28,4, in Lübeck —, in Wien —, in Budapest 25,4. in Prag 32,6, in Triest 28,8, in Krakau 27,8, in Basel 16,7, in Brüfsel 21,9, in Amsterdam 30,1, in Paris 23,6, in London 21,6, in Glasgow 29,0, in Liverpool 23,9, in Dublin 28/7 n Edinburg 21,8, in Kopenhagen 22,8, in Stockholm 24,4, in Chri- tiania 7,2, in St. Petersburg 32,7, in Warschau 30,3, in dessa 30,7, in Bukarest 30,9, in Rom 25,8, in Turin —, in Madrid — M Aletändrien 37,5. — Feber i vex Zeit vom 9. bis 15. Dezember a. pr.: in New - York 25,3, in Philadelphia 22,3, in St. Louis 18,7, ix Chicago —, in Cincinnati —, in San Franzisko 20,6, in Kalkutta 25,6, in Bombay 24,2, in Madras 36,6. / Beim Beginn und während des größten Theiles der Berichts- woche herrs{chten an den meisten deutschen Beobachtungsstationen öst- liche und südöstliche, in Berlin, Cöln und Karlsruhe, namentli beim Beginn der Woche auch nordöstliche Luftströmungen, die an den meisten Stationen am 3. und 4. Januar vorübergehend nach West und Südwest, in Koniß, Berlin und Bremen bis Nordwest umliefen, am Schluß der Woche aber meist nach Oft zurücckdrehten. — Die Temperatur der Luft lag bei mäßigem Frostwetter an den meisten Stationen über (in Konitz über 7 Grad C.) in Berlin, Breslau, Bremen unter der normalen. Jn den leßten Tagen der Wocbe traten an allen Stationen Erwärmung und mit Ausnahme der Oststationen, Thau- wetter ein. Niederschläge erfolgten selten und spärlich. Der beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft nahm in den erften Tagen der Woche noch zu, und _erreihte das Barometer am 1. Januar einen ungewöhnlih hohen Stand. Um die Mitte der Woche sank der Luftdruck wieder, zeigte jedoch in den leßten Tagen an den meisten Stationen eine Zunahme. : : : : Die Sterblichkeit hat in der Berichtswoche im Allgemeinen in
den größeren Städten Europas, namentlich in den deutschen, eine weitere Zunahme erfahren. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältniß- zahl für die deutshen Städte stieg auf 25,3 von 24,0 der Vorwoche, auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet. Die Theilnahme des Säâuglingsalters an der Sterblichkeit war im Allgemeinen eine klei- nere, die der höheren Altersklafse (über 60 Jahre) dagegen eine gesteigerte. Von 10000 Lebenden starben pro Jahr berechnet: 74 Kinder unter 1 Jahre, in Berlin 66, in München 113. : Von den Infektionskrcankheiten haben Scharlach, Diphtherie und typhöse Fieber weniger, Masern, Croup und Keuchhuften etmas mehr Todesfälle veranlaßt. Masern haben in München, Apolda, Leipzig, Hamburg, Essen, Mannheim, Edinburg größere Ausdehnung gefun- den, in Breslau, Chemnitz, Berlin, London, Paris nahm die Zahl der Todesfälle etwas ab. Das Scarlachfieber rief in Dresden, Berlin etwas mehr, in Königéberg, Hamburg, Altona etwas weniger
1 daran aus Berlin. l kam je 1, aus St. Petersburg 3 Todesfälle an Flecktyphus zur Mit- theilung. Kiel, Mülheim a /Rh. bettfieber
meldet. — blieben Poken kamen aus deutshen Städten 2 (avs Bromberg und aus Landsberg a. W. je geschleppt, Berlin 2, aus Königsberg 1, aus Zittau 12 gemeldet, leßtere wurden durch Fabrikarbeiter aus einem benachbarten böhmischen Städten,
Königsberg, Breslau, Mürchen, Dresden, Chemniß, Berlin, Ham- bura, Braunschwcig, London, Warschau eine Abnahme der Sterb- lihkeit; in z eipzi Plauen, Altenburg, Halle, Dessau, Crefeld, Mülheim a. R., furt a. M., Amsterdam, Triest, Paris, St. Petersburg hat die Zahl der Opfer zugenommen. — Typhöse Fieber zeigten sih meist, besonders in deutschen Städten seltener. deutshen Städten nicht zur Anzeige, wohl aber eine Erkrankung
Magdeburg,
Leipzig , Frank-
anderen Orten, wie in
Sterbefälle an Flecktyphus kamen aus
Aus Malaga, Murcia, Saragossa, Granada — Der Kcuchhusten veranlaßte in Hamburg, Altona, und London mehr Sterbefälle. An Kind- deutshen Städten 21 Todesfälle ge- und Brechdur(fälle der Kinder Zabl Todesurfachen. Todesfälle an
wurden aus Darmkatarrhe in beschränkter
1, Teßterer nabweislich von auswärts ein-
zur Anzeige. - Erkrankungen an Pocken wurden aus
in dem Poken herrsbten, einges{chleppt. — Aus Krakau, Brüssel, Paris, Mancbester, Saragossa werden einzelne, aus Budapest, Loxdon, St. Petersburg, Warschau, Liverpool, Birminçcham, Murcia mehr- fache Pockentodeëfälle mitgetheilt; in großer Ausdehnung herrschen Poken in Malaga und in Prag (42 Todesfälle in der Berichtswoche). Aus Alexandrien wurden aus der Zeit vom 23.—29. Dezember a. pr. 2 Todesfälle an Cholera gemeldet, aus Kalkutta, Madras, Bombay famen Cholerafälle Ende November und Anfang Dezember nur in geringer Zahl zur Beobachtung. r
— Summarische Uebersicht über die Zahl der Stu- direnden an der Königlichen vereinigten Griedrichs- Universität Halle- Wiktenbera im Wintersemester 1883/84. Im Sommersemester 1883 sind immatrikulirt gewesen 1414, nach Aufstellung der betreffenden Nachweise wurden noch imma- trifulirt 13, zusammen 1427. Davon sind abgegangen 404, es sind demna gebl;eben 1023. Dazu sind in diesem Semester gekommen 521. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daber 1544. Die theologisde Fakultät zählt Preußen 469, Nichtpreußen 64, susammen 533. Die juristishe Fakultät zählt Preußen 104, Nichtpreußen 11, zusammen 115, Die medizinische Fa- kultät zählt Preußen 237, Nichtpreufien 29, zusammen 266. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 340, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife auf Grund des §8. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 130, im Ganzen 470, e. Nicht- preußen 160, zusammen 630, Außer diesen immatrikulirten Studi- renden besuchen die Universität als Hospitanten 41. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1585.
Gewerbe und Handel.
Der Cours für die hier zahlbaren Oesterrei{ischen Silber-Coupons ift auf 16825 # für 100 Fl. Oesterr. Silber herabgeseßt worden. i 5 London, 14, Januar E. T. B) Der Ausschuß der Hüt- tenbesißer Clevelands hat heute die Details für die möglichst baldige Ausblasung von 20 Hochöfen in Nord-England festgestellt, Glasgow, 14. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8800 gegen 8500 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. : 5 | Bravbford, 14, Zan (Wi D. B) Wolle stetig, ruhig ; in Garnen mehr Geschäft, hauptsächlih für Leipzig; Singlegarne anziehend, Stoffe lebhafter.
Verkehrs-Anstalten.
Hamburg, 14. Januar. (W. T-B) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg-Amerikanishen Paclketfahri- Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, heute Nath- mittag 4 Uhr auf der Elbe eingetroffen.
Berlin, 15. Januar 1884.
Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.
(Aus* dem Jahrbuch der Königlih preußischen _Kunstsammlungen, 5, Jahrgang, Heft 1. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung )
I. Königlihe Museen in Berlin. Der „Führer durh die K, Museen“, Berlin, Weidmannscbe Buchhandlung (Preis 50 -§), wurde im Laufe des Vierteljahres in vierter verbesserter Auflage ausgegeben.
A. Gemäldegallerie.
Neue Erwerbungen sind im verfloffenen Quartal für die Gemälde- galerie niht gemacht worden.
5 Die a Auflage des Katalogs kam zur Ausgabe.
Die Aufstellung der Gemälde in dem im Juli fertig gestellten neuen kleinen Oberlichtsaale (neben den altitalienishen Sälen, sowie im Gange binter den neuen Kakinetten wurde noch im Monat Juli vollendet, sodaß nunmehr die Ausstellung der Gemälde in sämmtlichen Räumen der Nord- und Ostseite der Galerie eine definitive ist, soweit nicht Neuerwecbungen kleinere Aenderungen nöthig machen.
I. V 1 Bode.
B. Sammlungen der Skulpturen und Gipsabgüsse.
I. Abtheilung der antiïen Skulpturen.
Erwerbungen fanden außer einigen Grabcippen und anderen Brucbstücken aus Vulci, welche als Geschenk eingingen, nur von Gips- abgüssen statt. Darunter sind die ansehnlichften die einzelnen Haupt- theile der Relicfs von Giölbaschi in Lykien, jeßt in der Kaiserlichen Sammlung zu Wien befindlich; es sind die in den ar. epigr. Mit- theilungen aus Oesterreich VI Tafel VII. VIII abgebildeten Theile. Sonft wurden ein im botanischen Garten zu Athen neu gefundenes Bruchstück eines Grabreliefs, namentlich aber Abgüsie einer Anzahl von Stucco- reliefs aus der Villa Farnesina angekauft ; geschenkt der Abguß eines zweifelhaften Reliefstücks im Nürnberger Privatbesitßze, ferner eines Apolloköpfhen von einem Seräth, entlih zweier Gold- und zweier Thonreliess mit Köpfen der Athena; unter den leßteren ein angeblich auf der Akropolis von Athea gefundenes, auf welhem der Athena- kopf sehr dem der alten attishen Tetradrahmen gleicht. :
Die Werkstatt war vorzugsweise mit Reinigung und Zusammen- seßung der aus dem Augusteum in Pergamon herrührenden Skulptur- reîte beschäftigt, brate auch das im vorigen Berichte erwähnte attische Grabrelief und die Kyzikenische Bronze zur Aufftellung fertig. Es verdient der Erwähnung, daß die Herren Freres und Pofsenti ihre glücklichen Zusammenstellungen jeßt auch auf Inschriften ausgedehnt haben; eine der zweizeiligen Inschriften von den Basen der sog. Sch(lahtmonumente aus Pergamon ift danach aus Inv. T 96 (rorläufiger Bericht I, S. £0) und Inv. 11, 3 und 90 (vorläufiger Bericht 11, S 46) vollständig geworden:
'Arnò Tg nepì rtnyâ[c] Kaixou rorazod rtpòs Toùògs Toltoroayioug T'alíártaç puáxys.
Das neue Inventar der Gipsabgüsse wurde fast vollendet; es sind nur für die Besißstücke aus älterer Zeit noh einige Aufstel- lungen über Herkunft und dergl. zu versuchen. i
Die Arbeit des Hrn. Dr. Wolters an der zweiten ‘Ausgabe des Friederis’schen Katalogs der Gipsabgüsse hat zu der Schätzung ge- führt, daß zut Vollendung noch etwa ein Jahr erforderli sein wird.
Die Thôâtigkeit des Hrn. Dr. von Domaszewski blieb vorzugs- weise der Unterstüßung der Mommsenschen Ausgabe des Monumentum Ancyranum na den Humannschen Formen im K. Museum gewidmet. Ec wird nach Vollendung dieser Aufgabe am 1. Oktober das Museum
burg 2c. gegebenen Landgüterordnungen im Einklang \tehen.
Todesfälle hervor. Diphtherie und Croup zeigten vielfa, wie in
verla}sen.