1884 / 22 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Jan 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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diplomatishen Corps durch die Gemahlin des betreffenden Missionschefs, welher die vorzustellenden Damen daher un- mittelbar zu folgen hatten, bei den Herren des diplomatischen Corps dur den betreffenden Missionshe®, dem jene Herren deshalb au unmittelbar zu folgen hatten, bei den Geschäftsträgern dur den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. Die inlän- dishen Damen wurden Jhrer Majestät von der Ober-Hof- meisterin Gräfin von Perponcher, die inländischen Herren, eins{ließlich der Räthe I. und 11. Klasse, von dem Oberst Kämmerer resp. von dem Ober-Ceremonienmeister, als seinem Assistenten, genannt. :

Nah Beendigung der Defilir - Cour geruhte Zhre Majestät die Kaiserin und Königin Allerböhstsih nach der Rothen Sammet-Kammer zu begeben, um daselbst mit Jhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin und mit Jhren Königlichzen Hoheiten den Prinzen und den Prinzessinnen den Thee zu nehmen. FJhre Majestät die Dn zog Sich hierauf in Allerhöchstihre Gemächer zurü. : : E

Demnuchst begaben JZhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin Sich mit den Höchsten Herrschaften in den Kapitelsaal und in die Bilder- galerie zur Cour der inzwischen zahlreih eischienenen Offizier- Corps, denen kurz vorger die Generalität, die Obersten und die in Regiments-Commandeur-Stellung befindlihen Offiziere sih angeschlossen hatten. S M

Nach dieser Cour geruhten Jhre Kaiserlihen und König- lihen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sowie die Höchsten Herrschaften Sih nach dem Weißen Saale zu begeben. Dajelbst begann, nahdem Höchstdieselben den UHaut- pas bestiegen hatten, bald nach 81/2 Uhr das Concert. Die Ordnung, in- welher Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit den Höchsten Herrschaften dajelbst Play nahmen, war folgende:

Se. Kaiserlihe und Königlide Hoheit der Kronprinz ; rechts von Höchstdemselben Jhre Königliche Hoheit die Erb- prinzessin von Sachsen-Meiningen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Carl von Preußen, Jhre Dur@laucht die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern, Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Württemberg; links von Zhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin: Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußer, Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Victoria von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Fricorih Leopold von Preußen, Se. König- lihe Hoheit der Prinz Alexander von Preußen, Se. Hoheit der Landgraf Alexis von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm von Preußen hatte Sich leiten Unwohlseins halber für die Cour entschuldigen lassen. In zweiter und dritter Reihe saßen die anderen anwesen- den Höchsten Herrschaften, die Ober-Hofmeisterin Gräfin von Perponcher und die Damen des Hofes, der Oberst-Kämmerer Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode, die General-Feldmarschälle Graf von Moltke und Freiherr von Manteuffel, die Obersten Hof- und die Hofchargen, der Minister des Königlichen Hauses, die General-Adjutanten 2c.

Den Allerhöchsten Herrschaften gegenüber waren auf be- sonders vorgerückten Stühlen die Botschafter von Groß- britannien und Gemahlin, von Ftalier, (Gräfin Launay wax durch Unwohlsein verhindert, dem Concerte beizuwohnen), von Oesterreih:Ungarn und Gemahlin, von Rußland und Ge- mahlin, von Frankreih und Gemahlin und der Türkei placirt.

Nachdem die Versammlung“ die Pläße eingenommen, begann das vom Ober-Kapellmeister Taubert geleitete Hos- concert. Jn demselben rurden folgende Piecen vorgetragen :

Ouverture zu „Olympia“ von Spontini. Arie aus „Tann- häuser“ von Wagner (Fr. Sachse-Hofmeister). Scene aus der „Götter- dämmerung“ von Wagner (Fr. von Voggenhuber, Hr. Niemann), Arie aus „Josua“ von Händel (Hr. Bn a. Knabenchor von Meyer- beer (Frl. Lehmann, Frl. Horina), b. Enseméle aus dem „Prophet“ van Meyerbeer (Hr. Niemann, der Chor). Bachuschor aus „Änti- gone“ von Mendelsfohn (die Hrn. Ernst, Rothmühl, Bey, Krolop, der Ghor). Allegretto scherzando aus der achten Sinfonie vor, Beethoven. Scene aus „il Trovatore“ von Verdi (Frl. Lehmanr, Hr. Niemann, der Chor). Finale aus „Don Juan“ von Mozart (Fr. von Voggenhuber, Frl. Horina, Frl. Lehmann, die Hrn. Nie- mann, Betz, Krolop, Saloman, der Chor). L :

In der Pause zwischen dem ersten und zweiten Theile des Concerts geruhten Jhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin Sich zu er- heben und viele der Anwesenden durch huldreiche An}prache zu beglüden.

Das Fest endete gegen 101/4 Uhr.

Unter dem Vozrsiße des Staats-Ministers von Bol her wurde am 24. Januar eine Plenarsißzung des By. lid €s- raths a Der Unter-Staatssekretär Lepe&trhose n Straßburg is für Elsaß-Lothringen als Ae Har in den Bundesrath abgeordnet worden. Von f orlage, betreffend die Geschäfte des Reichsgerichts im Zaÿre 1883, nahm die Ver- sammlung Kenntniß. Die Angelege“ eit wegen Aufstellung von Vorschlägen für die Besezung, der für das Reichsgericht in dem Etat für 1884/85 vor C x lih der Stelle eines éna s-Präsidenten und zweier Rats: stellen, wurde eru zuständigen Ausschusse zur Vorberêthung überwiesen. Wehreren Anträgen, betrefsend Zie Fesistel- lung des Ruhegehalts 2c. von Neicgöbeamten, sowie den Ebrslägen wegen der Wahl von Mitgliedern der - Disziplinarkammern fuc elsaß - lothringishe Beamte und Lehrer ertheil‘e-“dre Versamwlung die Zustimmung, Auch genehimigte dieselbe die Beschlüsse der Ausschüsse über die oeieinschastlihen Einnahmen an Zöllen, Tabacf-, Rüben- zuaer-, Salz-, Branntwein- und Brausteuer und Uebergangs- abgabe von Branntwein und Bier, ferner über die Einnahmen an Spielkartenstempel sür das Etatsjahr 1881/82, sowie über die in Anrechnung zu bringenden Verwaltungs- ausgaben. Ablehnender Bescheid wurde ertheilt auf die Eingaben, betreffend die Zolltarifirung roher Schildkröten- \chalen; die Zolltarifirung von Olivenöl; die Rückerstattung des Eingangszolles für eine wiederausgeführte Sendung Garn. Die Versammlung exklärte sih damit einverstanden, daß zum Zweckde der Berehnung der Wechselstempelsteuer und der Reichsstempelabgaben von ausländischen Aktien, Renten und Schuldverschreibungen der Mittelwerth von Einem österreihishen Gulden Golbd auf 2 4 zu beftimmen sei. Nachdem sodann gemäß den Anträgen der betheiligten Landes- verwaltungen an zwei Hauptsteuerämter die Ermächtigung zur unbeschränkten Abfertigung von Garn und Leinenwaaren ertheilt worden war, wurde schließlich über die geschäftliche

1ehenen drei neuen Stellen, näm--

Der S@{lußberiht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten und das Protoko über die erste Sißung des Volkswirthschaftsraths be- finden fich in der Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (34.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welher der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, Staats-Minister von Puttkamer und der Minister der öffentlihen Arbeiten Maybach nebst zahlreihen Kommissa- rien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung: die erste Berathung des Geseßentwurss, betreffend die weitere Her - stellung von Eisenbahnen untergeordneter Be- deutung für Rechnung des Staates, die Betheiligung des Staates bei dem Bau einer Eisenbahn von Heide nah der Landeëgrenze bei Ribe, sowie die Beshaffung von Mitteln für die Vervollständigung und bessere Ausrüstung des Staats- Eisenbahnneßes. S : Der Abg Dr. Wehr wünschte noch einige Sekundärbahn- bauten für Westpreußen. Jm Ucbrigen gebe er der Be- sriedigung über das Wohlwollen Ausdruck, mit welcher die Regierung bercchtigten Wünschen Rechnung getragen habe. Dies sei aber auch nur möglih gewesen durch die Verstaat- lihung der Eisenbahnen. E Der Abg. Schreiber hob hervor, daß die Eisenbahn- verstaatlihung immer mehr Anhang finde. Es habe si aller- dings eine Reihe Redner gegen dieselbe eintragen lassen, troß- dem stehe dieselbe der Verstaatlihung niht feindlih gegen- über. Sie tadele nur, daß spezielle Bahnen, die îie gewünscht, sich nicht in dec Vorlage befänden. Allein würde der Minister dem Drängen derselben Folge geben, so müßte das Sekundärbahn-Projekt so großartig gestaltet werden, daß für die Ausführung desselben hunderte von Millionen nöthig sein würden. Eine solche Beschleu- nigung des Baues von Sekundärbahnen liege aber weder im Jnuteresse des Staats, noch in dem der Jndustrie, die nur wünschen könnte, daß mit dem Bau der Sekundärbahnen lang- sam vorgegangen werde. Ein Vorzug der Verstaatlihung der Bahnen sei es auch, daß nun endli mit dem Neubau von Bahnhofsanlagen vorgegangen werden könnte, der früher bereits nothwendig gewesen, von den Privatbahnen indessen immer hinausgeshoben worden sei, Die Vorlage felbst, bitte er, an die Budgetkommission zu verweisen. ; Der Abg. von Quast bedauerte, daß in der Vorlage sich niht auch eine Bahn für die Prigniß und für den westlichen Theil der Uckermark, den Kreis Templin, besinde. Der Abg. vom Heede wünschte, daß die Vorlage der Eisenbahnkommission zur Vorberathung überwiejen werde. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach betonte, daß aus dem Umstand, wenn er im Verlaufe der Debatten nicht auf jede einzelne vorgetragene Bitte antworte, nicht ge- {lossen werden dürfe, daß er derselben unsympathisch gegen- über stehe. Er sei nicht legitimirt, sih hier sofort über jedes Projekt, das hier als wünschenswerth bezeihnet werde, auszulassen; auch habe er sich in vielen Fällen selbst noch nicht einmal ein Urtheil über dasselbe bilden können. Zum fünften Male komme die Regierung nun bereits mit einer Vorlage dieser Art. Nah dem Urtheil des Landes befinde sich die Regierung auf dem richtigen Wege mit ihrem Vorgehen. Es sei richtig, daß auch jeßt noch nicht alle Bedürfnisse befriedigt werden könnten, deren Berechtigung anerkannt wurde. Aber die Ent- wickclung des Sekundärbahnbaues müsse mit Vorsicht ge- fördert werden. Stets müsse auf die allgemeine politische Lage und auf den finanziellen Effeki Rücksicht genommen werden. Bei den jeßt projektirten Bahnen fei man überall nach den Vorschlägen der Provinzialbehörden verfahren.

Der Abg. Dr. Reichensperger (Cöln) empfahl den Ausbau der Cölnishen Bahn nach dem Eifelgebiete. E

Der Abg. Jürgensen befürwortete eine Betheiligung der Regierung an dem Ausbau des s{leswig-holsteinishen Eise" Ke bahni\ystems. es

naclässigung der Provinz Posen bei dem Bau von Sekundtär- bahnen.

Der Abg. Günther \prach sich bei Schluß des Blatts gleihfals für eine Reihe weiterer Sekundärdahnen in Posen aus.

Lügenhafte Angaben eines Kontravenien- ten einem Shußmann gegenüber, wel, demzufolge einc falsche schriftlihe Anzeige über, örde erstattet ¡resp. über die Thäter an seine vorgele ta L Strafsenats d nach einem

i ih ot! vom 20. No- L H i t als intellektuelle Urkund, fälschung A

hofi-(Uren, b Ami

DieimReichs-Eisenbahn-Am? ufgestellte, in der Ersten Beilage veröffentlichte Ueber der bee 3: ergebnisse deutscher Eilen ähnen für den Monat Dezember v. J. iebt für die 52 Bahnen, welche au {on im ent\prf{henden Monate des Vorjahres im Be- triebe waren ¡{jp zur Vergleichung gezogen werden konnten, nacstehenze Daten:

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im De- zember v. J.: a, beim Vergleiche der provisorisch er- mittelten Ergebnisse des laufenden Fahres mil dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 30 498,73 km Betriebslänge) bei 34 Bahnen mit zusammen 9361,50 km höher und bei 18 Bahnen mit zusammen 21 137,23 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betricbslänge bei 33 Bahnen mit zusammen 8066,05 km höher und bei 19 Bahnen mit zusammen 22432,68 km (daruntec 5 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger, als in vemselben Monate des Vorjahres ; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit den im Vorjahre ermittelten provisorishen Angaben: im Ganzen (mit 30498,73 km Betriebslänge) bei 40 Bahnen mit zusammen 10 790,39 km höher und bei 12 Bahnen mit zusammen 19 708,34 kro niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und aus das Kilometer Betriebslänge bei 38 Bahnen mit falenen 8652,46 km höher und bei 14 Bahnen mit zu-

ammen 21 846,27 km (darunter 4 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in Monate des Vorjahres,

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Ja- nuar bis Ende Dezember v. J.: a, beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau- fendenJahres mit demDefinitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 3049873 km Betriebslänge) bei 46 Bahnen mit zusammen 29 339,54 km höher und bei 6

demjelben

selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo- meter Betriebslänge bei 41 Bahnen mit zusammen 27 454,37 kw höher und bei 11 Bahnen mit zusammen 3044,36 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres ; b. beim Vergleiche der provisorish ermitteltenErgebnisse mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 3049873 km Be- triebslänge) bei 47 Bahnen mit zusammen 29 587,14 km höher und bei 5 Bahnen mit zusammen 911,59 km ge- ringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 44 Bahnen mit zusam- men 29 353,39 km höher und bei 8 Bahnen mit zusammen Roe km geringer, als in demselben Zeitraume des Vor- jahres.

Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rech- nung verwalteten Bahnen, betrug Ende Dezember v. F. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 545 535 600 (156 957 900 A Stammaktien, 44595 000 46 Prioritäts-Stamm- aktien und 343 982 700 M4 Prioritäts-Obligationen) und die L än ge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 2560,22 km, so daß auf je 1 km 213 083 4 entfallen.

Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende Dezember v. J. das gesammte kfonzessionirte Anlagekapital 1064846843 (421 869 850 (6 Stammaktien, 157 531 900 4 Prioritäts- Stammaktien und 485 445 093 A Prioritäts:Dbligationen) und die Länge derjenigen Strecken, sür welche dieses Kapi- tal bestimmt ift, 5697,47 km, so daß auf je 1 km 186 898 M entfallen.

Die General-Lieutenants von Conrady, Comman- deur der 2. Division, und von Ditfurth, Commandeur der 5. Division, sind zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen.

Bayern. München, 24. Januar. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammmer erledigte heute den Justiz-Etat größtentheils nah den Anträgen des Ausschusses und begann die Berathung des Antrages Walter betreffs Ab- änderung resp. Aufhebung des Notariatsgesezes. Der Justiz-Minister trat dem Antrage in längerer Rede fehr entschieden entgegen, legte die Zwelkwidrigkeit und Un- ausführbarkeit desselben dar und sagte, auf solchem Flug- sande von Motivirung könne die Regierung den verlangten Gesetzentwurf niht aufbauen. Man möge sich in Bayern endlih abgewöhnen, von einem Prinzip zum andern zu tau- meln. Er erklärte \{ließlich, daß er niht in der Lage sei, die Krone im Sinne des Antrags zu berathen, und wünschte, daß ein gutes Geschick die bayerishe Rechtspflege auch ferner- hin vor solchen Rückschritten bewahren möge.

25. Januar. (W. T. B.) Der Referent der Rei hs- rathskammer über das Hageloersicherungsgeseß, Baron Gaisberg, beantragt die Ablehnung des von der Abgeordneten- kammer gefaßten Beschlusses, an den König die Bitte zu rihten, dem Landtage baldmöglichst einen Geseßentwurf, staat- liche Mobiliarbrandversicherung betreffend, vorzulegen, welcher u E Prinzipien wie das Hagelversicherung8geseß be- ruhen soll.

Sachsen. Dresden, 24. Januar. (Dr. Fourn.) Die Zweite Kammer ertheilte in ihrer heutigen Sißung dem Ge;eßentwurfe, betreffend das Staatsshuldbuh, mit einigen von der Geseßgebungsdeputation beantragten nebensächlichen Abänderungen ihre Zustimmung und erledigte zum Schlusse eine Petition.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 23. Januar. (Elf -:Lothr. Ztg.) Der erste E Ey der Tagesordnung der heutigen 8. Plenarsitzung des Landesausschusses war wien Etat der Verwaltung des Jnnern. Kapitel 20 (Polizei- untenz8iognen) Titel 7, welher die Vermehrung der Polizei-

Ke nission zurückverwiesen. Zu Kapitel 27 Titel 1: „Her- angabe amtlicher Zeitschriften“, hatte der Abg. Zorn von Bulach (Vater) den Antrag eingebracht, die Summe für die Position von 39 000 M auf 20000 6 herabzuseßen. Derselbe hielt im Anschluß an diesen Antrag eine längere Rede über die allge- meine Politik; Elsaß-Lothringen, führte er unter Anderem aus, sei dasjenige Land in Europa, welches die geringsten Freiheiten habe, und deshalb brauche die Regierung niht noch einen großen und kostspieligen Apparat einer offiziósen Presse; hließlih wünschte der Redner die Versicherung von der Re- gierung zu erhalten, daß sich die Angriffe der offiziösen Presse gegen Mitglieder des Landesausschusses nicht wiederholten. Der Staatssekretär erklärte, daß die Regierung bei der Bedeutung der Presse auf die Waffe einer Presse, auf welche sie sich verlassen könne, nicht zu verzichten vermöge; des Weiteren bezog sich der Staats- sekretär gegenüber den Beschwerden des Hrn. von Bulach auf seine Erklärungen in der vorigen Session und {loß damit, daß er eine Zusicherung über die künftige Haltung des offi- ziellen Blattes ablehnen müsse. An der Debatte über den Antrag nahmen weiter außer dem Staatssekretär und dem Antragsteller noch die Abgg. Zorn von Bulach (Sohn) und Winterer Theil. Bei der s{ließlihen Abstimmung ourde der Antrag, Herabseßung der fraglichen Position auf 20000 M, mit sehr geringer Majorität, namentlich durch die Stimmen der Lothringer, angenommen. /

Endlich wurde die Debatte nohmals eröffnet zu Kap. 29, Tit. 2: „Remuneration der Kreisärzte“. Der Abg. Dr. Raeis hatte den Antrag gestellt, die Jnstitution der Kreisärzte auf- zuheben und ihre Funktionen auf je einen Kantonalarzt zu übertragen. Dr. Raeis begründete seinen Antrag in längerer Rede, worauf die Debatte auf Dienstag, 29. Januar, ver- tagt wurde.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 23. Januar. (Wien. Ztg.) Die Krankheit der Frau Erzherzogin Marie Therese nimmt einen regelmäßigen Verlauf, daher keine weiteren Bulletins mehr ausgegeben werden. : J

24, Januar. (W. T. B.) Die „Pol. Corref p. meldet aus Rom, der Minister des Auswärtigen, Ma ncini, habe an die diplomatischen Vertreter Ftaliens im Auslande ein Cirkularschreiben über die nationalen Pilgerfahrtein zum Grabe des Königs Victor Emanuel gerichtet, in welhem er dieselben als Kundgebungen für die Monarchie in Ftalien mit Rom als Hauptstadt bezeichne.

Das Abgeordnetenhaus berieth heute den Wurm-

Behandlung zweier Eingaben Beschluß gefaßt.

Bahnen mit zusammen 1159,19 km geringer, als in dem-

brandshen Sprachenantrag. Die Majorität des Ausschusses

beantragt Uebergang zur Tagesordnung. Der Abg. Sturm brate den bereits bekannten Minoritätsantrag ein und äußerte sih anerkennend über die maßvolle Haltung des Majoritäts- berihts. Für die Generaldebatte haben sich 14 Redner gegen den Aus\{hußantrag und 18 Redner für denselben gemeldet. Der Abg. Lienbacher (Gegner des Ausschußantrages) erklärte, er könne nur einem solhen Vermittlungéantrage zustimmen, welcher die Staatesprache niht negire. Der Abg. Grocholski brachte einen Antrag auf motivirte Tagesordnung ein, nach welhem das Haus in Erwägung, daß der Reichsrath zur Beschließung eines diesbezüglihen Geseßes niht kompetent sei und die Geltung der deutshen Sprache auf allen Gebieten und in der Staatéverwaltung, insoweit die Staatseinheit sie erfordere, von keiner Seite bestritten worden sei und durch die freiwillige Anerkennung Seitens aller Völker Oesterreihs ausreichende Rechnung finde, zur Tagesordnung übergeht.

Grofßbritanuien und Jrland. London, 22. Januar. (Köln. Ztg.) Gladstone ist heute mit seiner Gemahlin von Schloß Hawarden nach London übergesiedelt und wohnte Nachmittags einem Kavbinetsrathe bei, welchem im Laufe der Woche noch mehrere folgen dürften.

24. Januar. (W. T. B.) Die Abendblätter er- wähnen das Gerücht, daß die Negierung, um für einen eventuellen plößlichhen Nothfall in Egypten vorbereitet zu sein, die zur Bereitstellung von 10000 Mann Truppen und der nöthigen Transportschiffe erforder- lihen Vorkehrungen getroffen habe.

Frankreih. Paris, 24. Januar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer berieth heute über die Jnterpellation Langlois betreffs der wirthschaftlihen Krisis; die Deputirten Langlois, Baudry d’Asson und Lechevallier entwickelten ihre darauf bezüglihen Ansichten; die Berathung verlief ohne E bemerkenswerthen Zwischenfall und wird morgen fort- geleßt.

Jm Senat wurde über die von der Regierung für die Schulkasse geforderten Beträge verhandelt ; dieselben ivur- den, obschon die Opposition sich um einen Abstrih von 30 Miliionen bemühte, s{ließliÞh mit 177 gegen 34 Stimmen bewilligt.

Ein Telegramm der „Agence Havaz3“ aus Hongkong von heute bringt eine Meldung aus Hanoi vom 19, d. M., wonach eine von den Franzosen in der Richtung gegen Bacninh ausgeführte starke Rekognoszirung an der Vereinigung des rothen und des shwarzen Flusses auf den Feind in großer Stärke stieß und von demselben, jedoch ohne Erfolg, beschossen wurde.

%26. Januar. (W. T. B.) Die amtlihe „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Kaiserlihe Verordnung, betreffend die Verlängerung der gemischten Gerichte in Egypten. Das „Fremdenblatt“ bezeichnet die Nachricht, daß das Ulanen- Regiment „Fürst Shwarzenberg“ Befehl zur Marsch- bereitshaft hätte und daß diese Vorsihtsmaßregel den jüngsten Vorgängen in Kroatien gelte, als gänzlih unbegründet.

Spanien. Madrid, 24. Januar. (W. T. B.) Das Demissionsgesuch des Marschalls Serrano als Bot- schafter in Paris ist hier eingegangen, der Marschall kehrt bereits Ende d. M. hierher zurück. Nach dem „Jmparcial“ würde außer in Paris, auch in Wien, London, Brüssel, Athen, Bulkarest, sowie in Rom fowohl beim italienishen Hofe wie bei der päpsilihen Kurie ein Wechsel in der diplomatischen Vertretung Spaniens eintreten.

_Der vormalige Minister des Auswärtigen, Silvela, ist zum Botschafter in Paris und Molins zum Botschafter beim Vatikan ernannt worden. Das amtliche Blatt veröffentliht ein Nundschreiben des Marine- Ministers an die Kommandirenden der Marinebezirke, in welchem denselben eingeshärft wird, auf eine den Anfor- derungen des Fortschritts und der Wissenschaft entspreczende Verbesserung des Marinematerials Bedacht zu nehmen, damit die spanische Marine ihre Aufgabe, die Jnteressen und die Integrität Spaniens zu shüßen, erfüllen könne.

Jtalien. Rom, 24. Januar. (W. T. B.) Der „Nas: segna“ zufolge würde der Baccarini’sche Geseßentw ur f über die Eisenbahnen der am Montag zusammen- tretenden parlamentarishen Kommission mit verschiedenen Abänderungen vorgelegt werden, die geeignet wären, den Eisenbahnbetrieb durch Private und den raschen Bau neuer Linien zu sichern. Die Eisenbahnen würden in die nah dem Mittelmeer und in die nah dem Adriatishen Meer führenden Nete getheilt werden. Auf Grund eines bestehenden Vertrags joll das adriatishe Ney bereits der Gesellshaft der süditalie- nischen Eisenbabnen zugestanden worden sein.

Türkei. Konstantinopel, 20. Januar. (Prag. Ztg.) Man befürchtete hier Demonstrationen zu Gunsten des ökfumenischen Patriarchen, die jedoch durch Hirten-- briese an alle Éparchen verhindert wurden, in welchen der Patriarch die griechischen Priester und das Volk bes{chwor, \ih jeden Bruches der öffentlihen Ordnung zu enthalten und Gebete für den Sultan zu verrichten.

Serbien. Belgrad, 23. Januar. (Wien. Ztg.) Gestern Abend fand bei Hof zu Ehren des neuen italienishen Ge- sandten de la Tour ein Galadiner statt, zu welhem auch die aktiven Minister, das diplomatische Corps und der ge- wesene Minister-Präsident Pirotchanac geladen waren.

Nußland und Polen. St Petersbur - j ; E 0, 20 Ne I (W. T. B.) Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffentlicht 26 L der Adresse des Moskauer Adels an en Katser. Jn derselben dankt der Adel unter der Ver- sicherung unbegrenzter Ergebenheit dem Kaiser für das bei

dem Krönungsfeste an den Adel und die Bauernschaft und erklärt sich bereit, wie

gere s O Wort, immer ¿reu und wahr, dem Czaren-:Selbstherrs{.r zu di

seine Geseße zu befolgen und seine Pet 4 baa welhe der Adel als historijhes Vermächtniß, als das Unter: pfand für die Wohlfahrt des Vaterlandes, als den Efstein der Macht und Einigkeit des Reiches ehrt, zu bewahren. Der Adel freue sich, daß in der vom Kaiser befolgten Regierungs- idee zwei Stände einander genähert würden “welche durch die Bande gemeinsamer Jnteressenverknüpft seien und deren gutes Einvernehmen das beste Unterpfand für den inneren Frieden sei. Die Konsolidirung der wechselseitigen Beziehungen dieser beiden Stände im Sinne der am 21. Mai (2. Juni)v. J. (bei Empfang der Adelsmarf älle und der Vorsteher der Landgemeinden) ge- sprochenen Kaiserlihen Worte, werde ein Bollwerk schaffen welches dem Kaiser als Stüßpunkt in allen seinen Unter- nehmungen und als unerschütterlide Feste gegen die Nänke der Feinde dienen werde. Der „Regierungs-Anzeiger“ fügt

hinzu, der Kaiser nahm diese Adresse mit wahrem Wohl- gefallen entgegen und befahl, dem Moskauer Adel und dem Generalgouverneur, Fürsten Dolgoruckow, seinen Dank aus- zudrüdcken.

Der neue bulgarische Kriegs-Minister, General Fürst Kantakuzeno, reist heute nah Sofia ab. Der Minister des Aeußern, von Giers, ist gestern Abend hier eingetroffen. Der französishe Reisende Martin soll auf seiner Heim- reise St. Peterburg im März berühren. „Nowosti“ er- fahren , daß der vom Finanz-Ministerium im Reichsrathe ein- gebrahte Entwurf eines Reglements in Betreff der Privi- legien für den Export von russishem Spiritus ins Aus- land genehmigt worden sei und demnächst im amtlichen Blatte veröffentlicht werden dürfte.

Moskau, 24. Januar. (W. T. B.) Anläßlih der Meldungen ausländischer Blätter über angeblich in Rußland in Vorbereitung befindlihe Staatsreformen bringt die „Moskauer Zeitung“ einen längeren Artikel, der auf die shäd- lichen Folgen dieser in Nichts begründeten Nachrichten hinweist und hervorhebt, daß zu diesen Gerüchten die Stille Veran- lassung gegeben habe, welche nah der vorhergegangenen, stür- mish bewegten Regierungsepoche in Rußland eingetreten sei. Jeßt herrsche volllommene Ruhe im Lande, es fei aber nicht zu ersehen, welches Geschick Rußland bevorstehe und in welches System die von der vorigen Regierung so reihlih geshaffenen neuen Jnstitutionen gebraht werden sollten. Am Schlusse des Artikels heißt es, man müsse zu einem Entschluß darüber fommen, ob Rußland mit seiner Kirhe und mit seinem Staatsrechte, worin seine Existenz bestehe, Nußland bleiben oder ob anstatt des gegenwärtigen Rußland ein neues, frem- des kommen solle. Die Uebergangsperiode, in der man si jeßt befinde, erzeuge Anomalie auf Anomalie, Der Artikel spricht von der Kaiserlihen Autokratie, welche Rußland mit Mükte erworben und welche für alle vernünftig Denkenden unerschütterlih bleiben müsse, und weist gleichzeitig hin auf das Gespenst gewisser anderer Autokratien, die sich mehr und mehr der Geschife des Landes be:mächtigten. Es sei Zeit, dieses Gespenst zu verscheuchen und es seien dazu auch fkeine besonderen Anstrengungen erforderlich, man müsse nur die Jastitutionen, die nicht für ein phantastishes, sondern für ein wirklihes Rußland ge- schaffen seien, zur Wahrheit werden lassen und mit dem russi- hen Staatsrehte in Einklang bringen, in dessen System sie eingefügt werden müßten, so lange Nußland Rußland bleibe. Es werde Alles anders gehen, wenn dem Wirrwarr der An- sihten ein Ende gemacht werde, die nämlichen Jnstitutionen | würden dann ganz anders wirken und der wohltyätige Zwet

der Neformen der vorigen Regierung werde erst dann von Allen gewürdigt werden können.

Asien. China. Hongkong, 25. Januar. (W. T. B.) Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Hoitow auf Hainan zufolge sind daselbst Plakate angeschlagen, welhé gegen die Ausländer aufzureizen geeignet waren. Ein Ausländer mußte vor dem Pöbel in das britishe Konsulat flüchten. Die chinesishen Behörden trafen strenge Maßregeln zur Verhütung E Ausschreitungen. Die Passage des Kantonflusses ist noch offen.

Afrika. Egypten. Kairo, 24. Januar. (W. T. B.) Der Ministerrath beshloß, ein Rundschreiben an die Mächte zu richten, die an der Bildung der internationalen Gerichtshöfe theilgenommen haben, und denselben den Wieder- zusammentritt einer Gerichtsreform-Kommission vor- zushlagen. General Gordon traf heute Abend hier ein und kTonferirte mit dem Generalkonsul Baring.

Zeitungsstimnen.

Der „Hannoversche Courier“ äußert sih über die Grundzüge zum Unfallversicerungsgeseß wie folgt :

__ So weit bis jeßt die Gruntzüge zum Unfallversicherungsgeseßz einer rein sachlichen Prüfung unterzogen worden sind, Herrscht wohl allgemeines Einverständniß darüber, daß, wenn man si einmal auf den Boden der Auéschließung der Privatversicherung stellt, die jeßt geplante genofsenshaftlihe Organisation den entsprechenden Vorschlägen des letz- ten Regierungeentwurfs entschieden vorzuziehen ist. Auch die neben der Berufsgenossenschaft vorgesehenen Organe sind Einzelbedenken vor- behalten im Allgemeinen als zweckmäßig anzuerkennen. Der glückliche Gedanke des Arbeiterausschusses ist gegen deu vorigen Entwurf weiterg-bildet. Nah dem leßteren hatte der Arbeiter- aus\chuß nur zwei ‘Mitglieder zum Schiedsgericht zu ernennen und war gutachtlich zu hören, wenn die Betriebsgenossenschaften bezw. Betriebs- verbände über das in den Betrieben ihrer Mitglieder von den Arbeitern zur Verhütung ron Unfällen zu beobachtende Verhalten Vorschriften erlassen wollten Jett sollen die Arbeiteraves{chüsse auch über die Vorschriften bezüglih der von den Unternehmern Zwecks Ver- hütung von Ursällen zu treffenden Einrichtungen gehört werden, sie sollen befugt scin, durch einen Vertreter an der Untersuchung von Un- fällen theilzunehmen, fie sollen ferner zwei Mitglieder in das Reichs- Versicberungsamt entsenden, damit ist in der That eine neue nicht zu unterschäßende Handhabe zur Ueberbrückung der Kluft zwischen Unter- nehmer und Arbeiter geboten. Die Hauptarbeit in diesem Punkte wird freilich immer der beiderseitige gute Wille thun müsses. .….

_ Besondere Anerkennung verdient in den „Grundzügen“ die Orga- nisation der staatlihen Oberaufsicht über die Unfallversicherung. Zu- nächst ist mit Genugthuurg zu begrüßen, daß an die Stelle der Landesbehörden, wie der vorige Entwurf wollte, Reichsbehörden treten. Sodann ist von Werth, daß die Hauptarbeit einer in der Weise eines Verwaltungsgerichts eingerichteten, zum Theil durch Wahl aus den genossenshaftlihen Körpern hervorgegangenen Behörde, dem Reichs- Versicherungéamt, zugewiesen wird

Alles in Allem dacf man sagen, daß die Verständigung über ein Unfallversicherung8geseß nah den vorliegenden Grundzügen nicht allzu schwierig scin würde, wenn man sich überhaupt auf dem Boden der aussch{ließliden Zwangsorganisation begeben will. Zwangsverbände oder freie Versicherungsgesellshaften das wird demnach die Haupt- \treitfrage sein. j i

“_ D »„Metuallarbetter“ Grat in seiner indu striellen Rundschau :

Die Grundzüge zu dem neuen Unfallversicherungsgeseßz-Entwurfe [lehnen sih im Allgemeinen eng an die frühere Reichstagsvorlage an, weisen aber eine Reihe grunbdsäßliher Verschiedenheiten von höchster Bedeutung auf. Der Schwerpunkt liegt in dem neuen durch feine Großartigkeit wie seine Einfachheit überrashenden Vorschlage, eine Vereinigung der gesammten Industrie in Berufungsgenofsen- schaften mit Zwangsverpflihtung zum Beitritt. Ohne örtliche Grenzen follen alle gleichartigen Berufe verschmolzen werden, also im Grunde genommen, Gefahrsklassen gebildet werden. Dieser weise Gedanke dürfte weit über die hier vorliegenden engen Grenzen hinaus bezüglich der Bildung von Genossenschaften von hoher Be- deutung werden, um dadurch den Grundstein zur einheitlichen Reprä- sentation des gesammten Gewerbes im Reiche zu legen. Als eine weitere bedeutsame Veränderung des neuen Entwurfs muß

die beabsichtigte Beseitigung der privatrechwilihen Haftpflicht ange-

sehen weiden, da auf diesem Wege bisher eine allgemeine be- friedigende Lösung nit gefunden worden is. Es entspricht nit der hohen ethishen Bedeutung diese Fürsorgepfliht, den Verleßtzten einfa nur auf das Privatrecht und den Civilprozeß hinzuweisen. Die vorgeschblagene Einrichtung scheint zweckmäßiger. Daß die Bil- dung von Berufsgenossenschaften durch die Zwangspflibt erzielt wer- den soll, ift bei unseren Verhältnissen durhaus nothwendig, wenn ein fegenbringender Ausgang augebahnt werden soll. Die erfte Bildung der Genossenschaft erfolgt durch diese selbft und läßt jede Genofsen- schaft die ihn durch das Gesetz zugewiesenen Aufgaben in voller Frei- heit selbstthätiger Verwaltung. Nur die Genebmigung zur Bildung einer Genossenschaft ist in die Hände des Bundesrathes gelegt, dessen Zusammenseßung das Auftaucben etwaiger bureaukcatisher Engherzig- keiten niht befürchten läßt. Jede Genossenschaft trägt die volle Last der Unfallversicherung, da sie ein Verband für gegenseitige Versicherung ist, Demgemäß saft sie sich au ibren eigenen Gefahrentarif. Die Erfahcung soll erst lehren, ob cine Beibülfe des Staotes dur Geldmittel si erforderlih erweist; vorgesehen ist aber der Fall, daß bei eintretender Leistungsunfähigkeit ciner Genossenschaft das Reich in die Bresche tritt.

„__ In einem wesentlihen Punkte weihen die Grundzüge von dem früheren Geseßentwurfe ab. Sie beschränken die Unfallversicberung auf diejenigen Arbeiter, die bisher unter das Haftpflicbtgesetz fielen. Die Ausdehnung auf weitere Kreise der arbeitenden Bevölkerung bleibt vorbehalten. Innerhalb der jeßt haftpflihtigen Betriebe hat sih das Bedürfniß einer anderweiten. geseßlichen Regelung zunächst heraus- gestellt. Für die Arbeiter dieser Betriebe ist das Bedürfniß der Un- fallversiherung am dringlisten. Eine weitere Ausdehnung, so wün- \ben8werth sie sein mag, würde die Schwierigkeiten von vornherein jo häufen, daß daraus die Gefahr erwachsen könnte, gar nichts zu erreichen. Daher die vorläufige Einschränkung auf Fabrikarbeiter. Das alte Wort, daß das Bessere der Feind des Guten ist, verdient auc hier Beherzigung. Gelingt es, zunächst in diesem beschränkten Rahmen eine befriedigende Ordnung da herbeizuführen, wo sie am nöthigsten ift, so wird die entsprehende Ausdehnung auf andere Ar- beiter verhältnißmäßig leiht sein

_Möhte durch Geseßwerdung dieses Entwurfs endli jene Quelle unzähliger erbitterter Streitigkeiten zwishen Arbeiter und Arbeitgeber veritopft werden und der wohldurchdachte großartige Plan der Kaiser- lihen Botschaft vom 17. November 1881 in diesem Punkte seine Be- thâtigung finden.

E Die

Berlin: ___ Die erfte Innungs-Quartalversammlung der biesigen Schneider- innung na ihrer Neukonstituirung fand am Montag auf Grund des Innungsgesetes vom 18. Juli 1881 statt und legte deutliden Be- weis ab für das rege Innunagsleben. welches mit der Neukonstituirung sih zu en!wickeln begonnen hat. Der Obermeister Köppen eröffnete die sehr zahlrei besubte Versammlung. .…. Zunächst wurden 51 neue Meister aufgenommen, sodann fand die Aufnahme, sowie auch die Lossprechung von Lehrlingen statt. Der Etat d:r Innung pro 1884 wurde be- rathen und stellte sich in Einnahme auf minimaliter 4280 4, welche der Ausgabe von maximaliter 3597 gegenübersteht, so daß muth- maßlih ein Uebershuß von 683 A verbleibt. Die Innung thut viel für die Unterstützung hülfsbedürftiger Mitglieder; sie hat allein im Laufe des leßten Vierteljahres an Unterstüßungen 395 A. gezahlt. Auch haben sich die in dem neuen Innungsstatute vorgesehenen ver- schiedenen Ausschüsse konstituirt. .….

Mit großem Interesse wurde kie Mittheilung des Hrn. Köppen entgegengeno:nmen, daß unterm 9. d. M. durch den Reichskanzler das Statut des „Bundes deutscher Schneider-Innungen“ bestätigt und durch das Polizei-Präsidium dem Bundes-Centralvorstande übersandt sei. Es ist dieses der erste deutshe Jnnungsverband, welcher auf Grund des §8. 104 a der Reihs-Gewerbeordnung unter den deutschen gewerblichen Fachverbänden {ih reorganisirt hat. Die Versammlung brate hierauf dem Fürsten Bismark für seine Bestrebungen zum Wohle des deutschen Handwerkerstandes ein dreifahes Hoh aus und in gleicher Weise cin Hoch dem Gedeihen des Innungsverbandes selbst.

„Staat38bürger-Zeitung“ meldet aus

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin find bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 13, Januar bis infl. 19. Januar cr. zur Anmeldung gekommen: E: S enan, 898 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 527 Sterbefälle.

Ebert Gt

der Studirenden an den landwirthschaftlichen Akademien während des Wintersemesters 1883/84.

Studi- | Neu |

rende | einge- | : 5 aus den |tretene H Pi- | zujam- früheren | Stu- tanten | men.

Semestern dirende |

1) Landwirth\chaftlihe Hochschule | Wn A 49 92 23 | 155%) 2) Landwirth\chaftliche Akademie zu Poppelsdorf . A 87#*) 23 | 242

Bezeichnung der Akademien.

C | 129 | *) Außerdem nehmen an den Vorlesungen resp. praktiscen Uebun-

50 l zusammen De 90

gen an der landwirthschaftliben Hochschule Theil: 65 Studirende der Universität und 7 Studirende der Bergakademie, zusammen 72 Studirende.

**) Darunter befinden sich 6 Landmesser und 49 Kulturtechniker (und ¿wor 43 geprüfte Feldmesser, 2 Regierungsbaumeister und 4 Privat: Kulturtechniker).

Von den obigen 242 Studirenden sind: aus der Provinz Ostpreußen 2

Westpreußen Brandenburg Pommern Posen . Schlesien . . G. Schleswig-Holstein annover A Bestfalen . essen-Nassau Vena : den Hohenzollernschen Landen f aus Preußen . ., ., 190 Studirende aus den übrigen deutschen Staaten . 37 é zusammen aus Deutschland . 227 Studirende aus delt Auslan 15 ¿ zusammen wie oben 242 Studirende.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Frankfurt a. O., 25, Januar. (W. T. B.) Musikdirektor Gottfried Piefke, Direktor ver gesammten Musikcerps des 111. Armee-Corps, ist heute früh hierselb gesterben.

Paris, 24. Januar. (W. T. B) Edmond About ift heute zum Mitglied der Akademie gewählt worden.

Die in Leipzig am 26. Januar cr. erscheinende Nr. 2117 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen : Erbprinz Leopold Friedrih von Anhalt und seine Verlobte, Prin- zessin Elisabeth von Hessen. Arbeiten an den neuen Befestigungen Warschaus. Originalzeihnung von H. Fritzmann. Meteorologische

tudirende

m... S L a. M

Beobachtungen auf dem Berge Washington in New-Hampfshire,