E C E L S
| E
E E L E p T L E
E E E O E A
R: E A Z A N
T E RE E T I NTR S S G M a A Cb itel E 4 57A
r
j A N C S E R M RDMMEBÜeent S Die E E E R ee E L
Jpielender Art nicht in den ernsten Schulorganismus hineingetragen werden dürfe. Der Vorwur? sei unge- recht, daß jeßt in der Schule nur einseitig das Denken ausgebildet werde. Den Seminarien könne man nit zu- muthen, noch gewerbliche Thätigkeit in ihren Lehrplan aufzu- nehmen, da dieselben bereits jeßt so überlastet seien, daß es wirklih zu erwägen wäre, ob nicht der Kursus der Seminare um ein Fahr verlängert werden müsse.
Der Staats-Minister Dr. von Goßler hob hervor, daß der Appell an das Wohlwollen der Regierung nicht vergeblich erhoben sein werde. Die Unterrihtsverwaltung stehe dem Handarbeitsbetriebe nicht unsympathish gegenüber. Jn geshlossenen Anstalten, Blindenanstalten 2. sei der Handarbeitsbetrieb bereits j-t in weitgehender Weise organisirt. Auch auf den Seminacien werde darauf Hingewirkt, daß der Lehrer auf gewissen Gebieten vorbildlih wirken könne; so werde Obstbau, Bienenzuht und Fischzucht auf Seminarien betrieben. Jm Prinzip stehe also die Unter- rihtsverwaltung den Bestrebungen des Abg. von Schenckendorff niht abhold entgegen. Aber er müsse mit Zahlen renen, au könne er den Seminarien eine neue Last niht zumuthen. Das Aeußerste, was er thun könne, sei, daß er sich bemühen werde, eine Anstalt zu finden, auf der versuWhsweise der Hand} ertigkeitsunterriht eingesührt werden könnte.
Der Abg. Weis (Hirschberg) empfahl den Handarbeits- unterricht ; freilich dürfe derselbe niht in die gewöhnliche Unterrichtszeit verlegt werden. Au erkläre er, daß die ganze Frage nit generell, sondern lokal, von Fall zu Fall ent- Jchieden werden müsse.
Der Titel wurde hierauf bewilligt, ebenso die Tit. 31 und 31a,
Bei Tit. 32 (Waisenhäuser) beshwerte sich der Abg. Letocha, daß in Oberschlesien an einem Waisenhause nah Vertreibung der barmherzigen Schwestern evangelishe Diakonissinnen auch mit der Erziehung katholischer Kinder betraut seien.
Der Titel wurde bewilligt. (Schluß des Blattes.)
— Nachdem die Stadt Wittenberg beschlossen hat, eine Wasserleitung anzulegen und solhe aus dem Quellengebiete bei dem Dorfe Straach durch die Gemarkungen der Ortschaften Nudersdorf, Braunsdorf, Dobien, Reinsdorf und Wittenberg zu führen, ist durch Allerhöhste Ordre vom 21. v. M. der Stadtgemeinde Wittenberg auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 das Recht verliehen worden, behufs Ausführung Dieses Unternehmens ein dauerndes Benußungsrecht an den von der Wasserleitung berührten Grundstücken 2. im Wege der Enteignung zu erwerben.
0 c Ld Ms bél dex Atillétles Schießschule begonnenen viermonatlichen Kursus is eine größere Anzahl Offiziere der Feld- und Fuß-Artillerie kom-
“ MmMandirt worden und hier eingetroffen.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich oMdenburgische Geheime Staatsrath Selkmann ist hier eingetroffen.
__— Der General der Jnfanterie z. D. von Tresckow, À la suite des 7. Thüringischen Jnfanterie:Regiments Nr. 96, ift auf einige Tage aus Altenburg hier angekommen.
__— Der General-Lieutenant, Frhr. von Loë, Generxal- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und beauf- tragt mit der Führung des VIII. Armee-Corps, hat Berlin wieder verlassen.
— Der General-Lieutenant Ribbentrop, Jyspecteur der 2. Fuß-Artillerie-cFnspektion, ist nah Abstattung persön- Ticher Meldungen wieder abgereist.
Vayern. München, 6. Februar. (Allg. Ztg.) Jn Folge des Ablebens der Prinzessin Georg von Sachsen ist der für den 7. d. M. anberaumte Ball im Wittelsbacher Palais, den bezüglichen Weisungen des Königs entsprechend, abgesagt worden.
Sachsen. Dresden, 6. Februar. (W. T. B.) Ncch- dem heute gegen Abend die Leiche der Prinzessin Georg in den Sarg gelegt und um 9!/, Uhr im Beisein der ganzen Königlichen Familie und des Dienstes die Einsegnung erfolgt war, fand um 10 Uhr die Ueberführung über die Bürgerwiese, die Gewandhausstraße, die Morigßstraße, die Augustusstraße und den Schloßplay nach dem Palais am Taschenberge statt. Den Kondukt er- Övffnete ein Zug des Gardereiter - Regiments; dann folgte ein Wagen mit dem Prinzlihen Hofmarschall und dem Adjutanten des Prinzen; hierauf der 6\pännige Leichenwagen, dem zu jeder Seite 12 Lakaien mit Fackeln gingen; dann kamen die Wagen mit der Geistlichkeit und den Hofdamen der Verstorbenen. Den Schluß bildete wieder ein Zug des Gardereiter:Regiments. Jn den Straßen, welhe der Zug passirte, bildete eine dichtgedrängte Menschenmenge Spalier.
— 7. Februar, (W. T. B.) Heute Mittag ertönte von ollen Kirchen Trauergeläut. Jn die im Sglosse ausliegenden Kondolenzlisten zeihneten fich, außer den Staats-Ministern, Der frei Lernen, Morirclenn der Stadt, Mitgliedern
er Hosktreije und Beamten, au ahlreihe Personen aus allen Volksschichten ein. L E O
Württemberg. Stuttgart, 5, Februar. (St.-A. f. W.) Die staatsrechtliche Kommission, welche es zur Berathung der Kirchen geseßtze wieder zusammengetreten ist, hat an Stelle des aus GesundheitsrücksiGten beurlaubten Ober-Bürgermeisters Dr. von Hack den Ober-Bürgermeister Benz von Reutlingen zum Berichterstatter gewählt.
Hessen. Darmstadt, 6. Februar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer lehnte in ihrer heutigen Sizung den Beitritt zu dem von der Ersten Kammer gefaßten Beschluß, wonach die Errihtung der Fortbildungsschulen dem Willen der Gemeinden anheimgestellt werden soll, ab. Die Debatte üker die Einführung des direkten Wahlmodus für die Zweite Kammer wurde vertagt. :
Elsaß - Lothringen. Straßburg, 5. Februar. Els\.-Lothr, Ztg.) Jn der heutigen 12, Plenarsitzung des ande3aus\{chusses stand als erster Gegenstand auf der Tageszordnung die zweite Lesung des Etats der Hoch: und Wegebau-Verwaltung. Die Einnahmen dieses Etats ebenso wie die fortdauernden Ausgaben führten zu keiner Diskussion. Eine solche entstand erst gelegentlih der einmaligen Aus- Wen bei Kap. 15, Tit. 2: Subventionen zu Bezirks- und izinal-Wegebauten. Der Abg. Grad ersuchte die Herab- seßung dieser Subventionen von 200 000 auf 150 000 M niht zu bewilligen, zumal. durch die Streichung an der æTheatersubvention und der Position für die Kreisärzte bereite
Mittel vorhanden wären. Der Abg. Kempf beantragte eine Erhöhung obiger 150 000 4 auf 178 000 M im Jnteresse des Wegebaues. Der Unter-Staatssekretär Ledderhose erläuterte, die
erabsezung der Subventionen an die Bezirke sei aus der
wägung hervorgegangen, daß d!e Bezirke durh Ueber- nahme der Arbeitshaus-Verwaltung auf den Staat er- leichtert seien; es sei keineswegs die Ansicht der Regierung, daß die Bezirke nun weniger als früher für den Wegebau verwenden sollen. Der Abg. Grad vertrat die Ansicht, daß man sih mit 178 000 # nit begnügen dürfe, sondern die frühere Summe von 200 000 44 wieder eingeseßt werden solle, und stellte später einen Antrag in diesem Sinne. Das Haus nahm diesen Antrag an. Die übrigen Positionen wurden ent- sprehend den Anträgen der Kommission ohne Debatte ge- nehmigt. Der Etat der Verwaltung von Handel und Gewerbe wurde der Vorlage entsprehend angenommen und der Etat der Wasserbauverwaltung, in Einnahmen und fortdauernden Ausgaben, ohne Debatte genehmigt; ebenso der außerordent- lihe Etat. Eine Reihe von Petitionen, welhe den leßten Gegenstand der Tagesordnung bildeten, wurde ohne Detatte den Kommissions-Anträgen entsprechend erledigt.
_ Oesterreich-Ungarn. Wien, 6. Februar. (W. T. B.) Wie die „Presse“ erfährt, sind nicht allen hiesigen poli- tishen Vereinen die Beschränkungen auferlegt worden, wovon in den gestrigen Sißzungen des Abgeordnetenhauses und Gemeinderathes die Rede gewesen ist. Dem Vorstande eines angesehenen Vereins im Jnnern der Stadt wurde aus- drüdlih erklärt, daß das Vereinsgeseh diesem Verein gegen- über in voller Geltung bleibe. Es bedürfe feiner gestemvelten Eingabe um Bewilligung, keiner vorherigen Anzeige der Namen der Nedner und keiner Ueberreihung von Skizzen der zu haltenden Reden.
— 5. Februar. (Presse). Der Heute gewählte A u s- \{chuß für die Ausnahmeverordnungen hat sich nah Schluß der Sißung konstituirt und zum Obmann den Abg, Jgnaz Baron Giovanelli, zum Obmann-Stellvertreter den Abg, Dr. Sturm, zu Schriftführern die Abgg. Dr. Tonkli und Exner gewählt. Der Ausschuß hielt bereits heute Abend seine erste Sißung, welcher von Seiten der Regierung der Minister- Präsident Graf Taaffe, der Justiz-Minister Dr. Prazak, der Sektions:-Chef Freiherr von Kubin, der Polize:-Präsident Krticzka von Jaden, dessen Stellvertreter, Hofrath R. von Weiß und Hofrath Krall vom Justiz-Ministerium beiwohnten. Der Ausschuß beschloß die strengste Geheimhaltung seiner Ver- handlungen.
Pest, 6. Februar. (W. T. B.) Das Abgeordneten- haus beschloß avf Antrag des Minister-Präsidenten Tisza mit 171 gegen 131 Stimmen, die Mischehen-Vorlage von der Tagesordnung abzuseßen, und die Regierung zu beauftragen, zur Regelung der Frage zu passender Zeit dem Reichstag eine entsprechende Vorlage zu machen.
Großbritanuien und Jrland. London, 6. Februar (W. T. B.) Heute hat eine Kabinetsberathung statt- gefunden, in welcher dem Vernehmen nah über die Lage in Egypten berathen werden sollte. Jm Kriegs-Ministe- rium werden Vorbereitungen zur Absendung beträchtlicher Verstärkungen nach Egypten getroffen. 8000 Mann könnten binnen 8 Tagen unterweßs sein, Der Kommandant des Transportdampfers „Euphrates“, der gestern mit Truppen von Bombay in Suez angekommen ist, hat Befeÿl erhalten, in Suez weitere Ordres dex Admiralität zu erwarten.
In der heutigen Sißung des Unterhauses theilte der Minister des Ackerbaues, Dodson, mit, daß die Re- gierung im Oberhause eine Vorlage einzubringen beabsichtige, durch welche die Vollmachten der Regierung bezüglich des Ver- bots der Einfuhr fremden Viehes erweitert werden sollen. — Labouchere kündigte ein Amendement zu der. Adresse an, : wel@es Dié sleuias Nau mung Egyptens befürworten. Der Premier Glad- stone bestätigte auf eine Anfrage die Nachriht von
der Niederlage Baker Pascha’'s und fügte hinzu: von |
dem General Gordon seien noch keine weiteren Nachrichten zu erwarten. Uebrigens berechtigten die jüngsten unglüdck: seligen Ereignisse in keiner Weise zu einer Aenderung dec «Instruktionen Gordons, weiler mit sehr bedeutenden disk:e- tionären Gewalten ausgestattet sei. Der Khedive habe Gordon zum General-Gouverneur des Sudan ernannt und ihm die Ausübung der Militär- und Civiigewalt daselbst übertragen. — Churchill kündigte ein Umendemaent zu der: Adresse an, in welchem die Absetzung des gegenwärtigen Kabinets und Erseßung desselben durch Rathgeber, welche das Vertrauen des Landes besizen, verlangt wird. Der Sprecher erklärte das Amendement für ordnungs- widrig. — Der Unterstaatssekretär des Auswärtigen, Fißmaurice, theilte mit: im Auswärtigen Amte sei bisher weder eine Bestätiguna, noch irgend eine andere Mittheilung über die angeblihe Niederlage der egyptischen Truppen bei Sikat eingegangen. — Der Premier Gl ad- stoae theilte mit: Admiral Hewitt glaube, daß zur Siche- rung Suakims gegen einen möglichen Angriff der Araber eine Verstärkung seiner Streitkräste nothwendig sei. Die Regierung habe daher Maßregeln getroffen, ihm größere Streitkräfte zu schien, um Suakim zn sichern.
— 6. Februar, Abends. (W. T, B) Die Minister hatten heute Nachmittag eine zweite Konferenz, in Folge deren an Sir Evelyn Baring nach Kairo und an Admiral Hewitt nah Suakim Depeschen abgingen. Jn Folge einer Aufforderung des Kriegsministeriums hatten heute Vertreter der großen Schiffahrtsgesellshaften eine Unter- redung mit dem Chef des Transportdepartements, um zu konstatiren, wie viel Schiffe der Regierung zum Transport von Truppen für den Fall des Bedürfnisses zur Verfügung gestellt werden könnten. Das Ergebniß war sehr befriedigend; es wurden der Regierung genügend Schiffe angeboten, um 8000 Mann zu transportiren.
— 7. Februar. (W. T. B.) 500 Mann Matrosen „nd Marine-Fnfanterie haben Befehl erhalten, nah Suakim abzugeben. — Eine den „Daily News“ aus Kairo zugegangene Depesche meldet, daß General Gordon in Folge einer Erhebung dec Araberstämme seine Reise nicht fortseßen könne und deshalb in Korosko bleibe.
Bei einem Banket des liberalen Klubs ecklörte der Staatssekretär der Kolonien, Derby: die Regièrung, welche die Häfen des Rothen Meeres schüßen wolle, würde niht die Ehre und die Hülfsquellen des Landes aufs Spiel seßen, um den Sudan füx Egypten wiederzuerlangen, da
dies unmöglih ersheine. Die Regierung beabsichtige auch durchaus nicht, die gegenwärtige Okkupation in eine dauernde Annektirung zu verwandeln; sie sei si indessen ihrer Pflicht o e Verantwortlichkeit für die Okkupation vollklommen ewußt.
_Frankreih. Paris, 6. Februar. (W. T. B.) Der Avisodampfer „Jnfernal“ ist nach Suakim geschickt worden. — Laut Nachricht aus Sa igon, von heute, ist General Millot mit seinem Generalstabe gestern daselbst eingetroffen und heute nah Tongking zurückgereist.
Ein Telegramm des Admirals Courbet aus Hanoi, vom 25. v. M., meldet: Die Provinzen Sontay, Hanoi, Haidzuong, Namdinh und Haiphong sind ruhig. Die in den Flüssen in der Nähe von Bacninh vorgenom- menen Rekognoszirungen haben ergeben, daß die Kanonen- bote dort hinreihendes Wasser finden und sehr gute Dienste werden leisten können. Ein vom Feinde im Flusse Songcau errihteter Sperrdamm soll demnächst auseinandergesprengt werden.
Spanien. Madrid, 6. Februar. (W. T. B.) Die Regierung hat nunmehr definitiv beschlossen, das zur Feier des Jahrestages der Errichtung der Republik für den 10. d. M. beabsichtigte Meeting zu untersagen. Die Regierung hat fih, wie in den Organen derselben hervorgehoben wird, bei dem Erlaß dieses Verbotes von denselben Gesichtspunkten leiten lassen, welche die sran- zösische Regierung #. Z. veranlaßten, die kommunistischen Manifestationen auf der Place de la Bourse, die impe- rialistishen Kundgebungen der Schüler von St. Cyr bei der Gedächtnißmesse für Napoleon Ill, und die royalistischen Manifestationen auf dem Orleans-Bahnhofe bei der Abreise des Grafen von Paris nah Spanien zu verbieten. Die Re- gierung wird jede öffentlihe Kundgebung gegen die konsti- tutionellen Einrichtungen untersagen. — Die in auswärtigen Blättern verbreitete Nachriht von einem angeblich bevor- stehenden Militäraufstande in Spanien wird in der Regierung nahe stehenden Kreisen für völlig unbegründet erklärt. Fn der gesammten Monarchie herrscht vollständige Ruhe und Ordnung.
Serbien. Belgrad, 7. Februar. (W. T. B.) Nach dem nunmehr vorliegenden Gesammtresultat der Wahlen sind 108 regierungsfreundlihe und 14 radikale Kandidaten sowie 6 Anhänger von Nistic zu Deputirten ge- wählt worden.
Nußland und Polen. St. Petersburg, ?. Februar. (W. T. B.) Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffentlicht das vom Kaiser am 29, (17.) Januar sanktionirte Gutachten des Neichsraths über die Erhöhung der Grund- steuer. — Der Kaiser empfing gestern den neuakkreditirten Gesandten der Niederlande, von Stoetweegen, wrlher sein Beglaubigungsschreiben überreichte und sih darauf auch der Kaiserin vorstellte.
Schweden und Norwegen. Christiania, 2. Fe- bruar. (Hamb. Nahr.) Das Storthing trat heute zu einer vorläufigen Verhandlung zusammen. Sverdrup wurde mit 77 von 109 Stimmen zum Präsidenten und *Steen mit 76 Stimmen zum Vize-Präsidenten wieder erwählt,
_ Amerika. New-York, 6. Februar. (W. T. B.) Jm
Ohio-Gebiet sind in Folge heftiger Negengüfse und des Schmelzens des Schnees Ueberschwemmungen eingetreten, Die Fluth steigt stetig und der Bahnverkehr ijt unterbrochen. Durch die Uebershwemmung sind große Verluste an Eigen- thum herbeigeführt worden. Nach Berichten aus Virginia, West-Pennsylvanien uno Ohio stehen in Folge der Üeber- s{wemmung die Mühlen stil. Auch in Louisville und Pitts8burg ist großer Schaden angerichtet worden; in Cincianati wird eine stärkere Fluth befürchtet als im leßten Jahre. __ Afrika. Egypten. Kairo, 5. Februar. (W. T. B.) Baker Pascha und Sartorius sind mit dem Rest der ihnen verbliebenen Truppen gestern Abend in Suakin angekommen. Die Befestigungen von Suakim, wo lebhafte Besorgnisse wegen eines Angriffs des Feindes herrschen, sind von englishen Seefoldaten unter Conire-Admiral Hewitt be- jeßt worden. Der französishe diplomatishe Agent hat die französische Regierung um Absendung eines Kriegs\chiffs nah Suakim exsucht. Es bestätigt sich vollständig, daß die von Sinkat zum Fouragiren ausgeschickte Truppenabtheilung vom Feinde angegriffen und vernichtet wurde.
_— 6. Februar. (W. T. B.) Eine Depesche Baker Paschas an Sir Evelyn Baring meldet, daß die Zahl der JZnsurgenten, welche die egyptishen Truppen angegriffen, weniger als 1000 Mann betragen habe. Die egyptischen Soldaten und die Shwarzen Truppen hätten die Waffen weg- geworfen und seien davongerannt. Er, Baker, und die Of- fiziere seines Stabes seien in großec Gefahr gewesen, von dem Feuer ihrer eigenen Leute getödtet zu werden.
Zeitungsstimmen.
Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Corre- spondenz“ konstatirt die Abnahine der Auswanderung aus dem Reiche und hofft, daß, da dieselben Ursachen, welche die Abnahme der Auswanderung seither bewirkt haben, in Kraft bleiben, die Ziff.r der Auswanderung in jedem folgenden Jahre werde niedriger werden. Dann heißt es:
__ Wenn wir das Fortbestehen derjenigen Ursachen erwägen, wele
die Abnahme der Auswanderung bewirken, so fällt der Blick zuerst auf die heilsamen wirthscaftlihen Reformen, welche in unserem Vater- lande in Angriff genommen worden sind. Mit der Vervollkommnung der- selben wird fich au dieWirkung steigern und so haben wir allen Grund, von den Geseßen und Geseßentroürfen, welche die Regierung auf dem Ge- biet der Industrie, der Gewerbe, des Ackerbaues und der Arbeiter- frage dem Lande darbietet, unter viclen anderen guten Wirkungen auch cine fortgeseßte Abnahme der Auswanderung zu erhoffen. Zu- näwst kommt dic moralishe Wirkung der Meformen in Anbetracht. * Der Arbeiter, der Industrielle wie der Bauer empfindet, daß die Regierung niht nur Steuern von ihm verlangt, sondern daß sie auch ein wahsames Auge für jene Wünsche und Bedürfniffe hat; daß sie bereit ist, hm zu helfen. Er weiß ferner, daß er niht mehr der unerbittlichen Macht des Kapitals überantwortet ist, welche nur solche Gesehe und Einrichtungen geduldet hat, welche den Meistern und Handlangern des Kapitals die größte Freiheit in der Bewegung und in der Wahl ihrer Miitel gewährte. Arbeiter, Bauer, Gewerbetreibender wissen es heute, daß fie auf den Schutz der Regierung und starker Parteien rechnen können. Dieses Bewußtsein spielt unzweifelhaft eine be- deutende Rolle bei der Abnahme der Auêwanderung.
Hierzu kommt der Aufs{wung der Industrie, des Handels und die günstigere Lage der Landwirtbschaft in Deutshland, welher andererseits ein Stillstand in der Entwicklung der Vereinigten Staaten gegenüberstebt. In der Hauptsache is aber wohl als wictigftes Motiv bei der Abnahme der Auswanderung der moralis{e Eindruck zu betraten, welchen die von der Regicrung des Kaisers angebahnten und von starken Parteien unterstützten Einrichtungen und Reformen im Volke hervorgebracht haben. Das Volk hegt Vertrauen zur Re- gierung und darin liegt der wichtigste Faktor für zukünftige Ge- staltungen. : : j
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt : i; :
Der freibändlerischen Presse muß es stets a[s ein Akt anerkennens8- werther Selbstverleugnung angerechnet werden, wenn diefelbe si be- müht, Material zusammenzutragen, um den Nachweis zu erbringen, daß indirekte Steucrn den Konsumenten nicht belastcn. So schreibt heute die „Weserzeitung“ im Anschlusse an jene Diskussion der badischen Zwciten Kammer, in welcher diese Körpersaft fich mit der Schutßzollpolitik der Reichsregierung einverstanden erklärte und für Ecböbung der Getreidezölle auch von liberaler Seite plaidirt wurde.
„Die Freude über die hohen Zolleinnahmen, von denen ja auch Baden profitire, wußte der Abg. Schneider (Karlêruhe) zu dämpfen, indem er daran erinnerte, daß Baden sehr viel zur Tabacksteuer beiirage, und zwar so viel, daß es kaum so viel wiedererhalte, als es bezahle. “ i
Bisher galt es als freihändleris&es Axiom, daß nicht der Pro- duzent, hier also Baden, sondern der Konsument, gewöhnlich der „arme Mann“ genannt, indirekte Steuern, zu denen die Tabhaksteuer ja wohl gehört, tragen müßte. f i
No erbaulicher ist es, wenn die „Kieler Zeitung" aus Altona berichtet, Mitglieder deé Altona-Hamburg-Ottensener Gastwirthvereins, die im Zollgebiete wohnen, hätten sih beklagt, daß die Hamburger Brauercien zu dem im Freihafengebiete üblichen Bierpreise, von 18 - pro Liter, 2 - bei Lieferungen an sie zushlügen, während der Zoll doh nur 1 - betrage, also 190/60 für Auslagen des Zolles berechneten. Die Hamburger Brauereien hätten auf eingeleitete Verhandlung jede Preis- ermäßigung abgelehnt. Nun aber feien Brauereien in Kiel, Elms- hocn, Neumünster 2c. bereit, den Wirthen in der Hamburger Um- gebung Bier für 18 - pro Liter zu liefern, und hâtten si Letztere über gemeinsamen Bezug von außerhalb geeinigt. Was if das anders als der Beweis, daß die inländishe Konkurrenz die Preise derartig regulirt, daß die Biersteuer in demselben nicht einmal für die Gastwirthe mehr zum Ausdruck gelangt ?
Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 6. — Inhalt: Verfügungen: vom 31. Januar 1884. Beitritt Niederlands zur inter- nationalen Reblaus-Konvention.
Annalen der Hydrograpyhie und Maritimen Meteorologie Heft 1. — Inhalt: Ueber Gewitter und Hagelbi!dung, Von De, P. Andries, -— Die Boca von Buenos Aires. Von Lieut. z. See Graf Baudissin. — Reisen der Elsflether Schonerbrigg „Felix“, Kapt. E. E. Behrens, von Großbritannien nach Nierie und zurück, (Mittheilung von der Deutschen Seewart«.) — Eingänae von meteorologischen Journal-n bei der Deutschen See- warte im Monat September 1883. — Tieflothungen und Tem- peraturmessungen des V. St. S. „Enterprise“, Kemmander Barker, im Indiscien Ocean im Sommer 1883. — Orkan im südlichen Stillen Ocean am 18. und 19. März 1883. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) — Vergleichende Uebersict der Witterung des Monats ODftober 1883 in Nordamerika und Centraleuropa. (Mit- theilung von der Deutschen Seewarte.) — Kleine hydographische Notizen. (Die mit (D. S.) bezeichneten Notizen find von der Deutschen Seewarte eingesandt.) 1) Hafen und Kohlenstation auf der Insel Perim. Rothcs Meer. — 2) Ansegelung von Wai-hai-wei (Ditküste von China). — 3) Port Hamilton (ib) — 4) Hafen von Payta. Peru, — 5) (D. S.) Rhede von Freemanile an der West- üste von Australien. — 6) (D. S.) Witterung auf der Rhede von Lagos an dec Küste von Guinea, März bis April 1883. — 7) (D. S.) Höhe des Berges Marang, Mayang-I., Westküste von Borneo. — 8) Die beiden Orkane im August 1883 im Nordatlantischen Ocean. ——- 9) Flasenpost. a von S. M. S. „Elisabeth“, b von S. M. S. „Diga“, (D. S.) e bis f von verschicdenen Schiffen. — Tabellen. — Kartenbeilagen.
Centralblatt für die gesammte Unterrichts-Ver- waltung in Preußen. November-Dezember-Heft. — Inhalt: Ur zulässigkeit des Rechtéweges über die Verpflichtung zur Zahlung der von den geistlichen Oberen festgeseßten Pension eines Kirchen- beamten. — Staatsaufsicht über die Privat - Unterrichtsanstalten. — Ruszug aus tem 6. Ges äftsberihte tes Preußischen Beamten-Ver- eines (Gescbäftsabschluß für das Jahr 1882). — Friedrib-Wilhelm- (Stiftung für Marienbad. — Preisverthcilungen bei der Akademie bder Künste, Sektion für die bildenden Künste, zu Berlin. — Verleihung der Mendelssohn-Bartholdy-Staats-Stipendien für Mu- siker. — Natwtragsverzeichniß höherer Lehranstalten. — Wahlsprüche der Hohenzollern, zusammengestellt und historisch erläutert von Hein- rich von Mühler. — Beschaffung von Turnplätzen, Betreibung von Turnübungen und Turnspielen im Freien, Einrichtung von Turn- fahrten 2c. — Zuständigkeit zur endgültigen Festsezung der Pension eines Elementarichrers. — Gnadenkompetenz für die Hinterbliebenen von pensionirien Schullehrern in den neuen Landestheilen. — Bedeutung ver im Centralblatte für die Unterrichtsverwaltung ver- éffentlihten Ministerialerlasse für andere als diejenigen Behörden, an welche sie gerichtet sind. — Mittheilung über die von den Zög- lingen der Seminare und Präparandenanstalten zu zahlenden Unter- haltungskosten sowie über die denselben etwa gewährten Benefizien an die Angehörigen der Shüler. — Gewährung von Unterstüßungen an Externatszöglinge der Seminare. — Termin für die Turnlehrer- prüfung im Jahre 1884. — Abhaltung eines Kursus zur Ausbildung von Tuxrnlehrerinnen in der Turnlehrer-Bildungsanstalt zu Berlin. — Befähigungszeugnisse aus der Turnlehrerinnen- Prüfung im Herbste 1883, — Verpflichtung der Gutsherrschaften zur Leistung von Schulunter- haltungsb.iträgen auf Grund des §. 33 Titel 12 Theil 11 Allge- meinen Landrechtes. — Verfahren bei Anstellung der Volks\cullehrer. — Bestreitung der Schulvisitationskosten. — Aufbringung der Kosten sür Schulrevisionen in den Provinzen Ost- und Westpreußen. — Vebernahme der Schulsocietätélasten als Kommunallasten und der Schulen als Gemeindeanstalten von Seiten der bürgerlichen Ge- meinden in der Provinz Hannover, — Vermeidung der Einführung von Schulgeld bei neu errichteten Volks\{hulen. — Unzulässigkeit un- mittelbaren Zwanges behufs Leistung ciner Handlung, woenn dieselbe auch durch{ einen Dritten bewirkt werden kann, und es an Gelezgen- heit hierzu niht fehlt. — Zuzichung der Finanz-Abtheilung der Königlichen Regierungen bei Prüfung der Leistungsfähigkeit der zur Aufbringung der Lehrerbesoldungen Verpflichteten. — Ausschluß der Grund- und Gebäudesteuer von dem außerhalb des Shchul- bezirkes belegenen Grundbesive der Schulgemeinde - Mitglieder bei Vertheilung dec Schullasten in der Provinz Hannover. — — Einheitlichkeit des Stellencinkommens bei Verbindung von Schul- und Kirchenamt ; Normirung der Penfion nah dem Gcsammteinkom- men dcs vercinigten Schul- und Kirchenamtes. — Bei Normirung des Einkommens einer Lehrerstelle sind Bezüge aus bloßen Nebenämtern oder Nebenbeschäftigungen nicht in Anrechnung zu bringen. — Die Verpflichtung, für die Hei;:ung der Schulstuben zu sorgen, liegt
en zur Aufbringung der Swculunterhaltungskosten Ver- pflichteten ob. — RMeligionsunterriht in der Volksschule. — Staatsfonds zur Unterstüßung unvermögender Gemeinden und Sculverbände bei Elementarswulbauten. — Elementarlehrer-, Witt- wen- und Waisen-Kafsen. a. Verpflichtung der Lehrer zur Zahlung von 2% Geholts-Verbesserungsgelder an die Elementarlehrer-, Wittwen- und Waisen-Kasse. b. Nichtverpflichtung der Staatskasse zur Zahlung von Beiträgen für Schulstellen zur Elementarlchrer-, Wittwen- und Waisen-Kasse. — Nichtamtlicher Theil. Einrichtung des Schulmuseums zu Brüssel. — Auszug aus einem Ve-
ritte über die Volks\{ul - Abtbeilung der intz2rnationa- len und fkolonialen DYAusftellung. zu Amsterdam 1883. — Kurze Nachricht über das Volks\shulwesen in London (Auszug aus einem Neiscberibte). — Guatacbtlihe Acußerung üker die von dem Seminarlehrer Steuer zu Münsterberg herausgegebene „Methodik des Rechen-Unterrichtes*“. — Gutachten über zwei in der Zeitschrift für das Jdiotenwesen, Jahrg. IL. Heft 2 und 5 enthaltenen Aufsäße von Dr. med. Berkhan, betreffend die Einrichtung von Hülfsklassen für \chwacbefähigte Kinder. — Personalcbronik.
Eisenbahn-Verordnungs-Blatt. Nr. 4. — Inhalt: Geseß, betr. den weiteren Erwerb von Privateisenbahnen für den Staat. Vom 24. Januar 1884. — Allerhöchster Erlaß, betr. Ein- seßung der Behörden für die auf Grund des Sesezes vom 24. Januar 1884 in Verwaltung und Betricb des Staates übergehenden Privat- Eisenbahnunternehmungen und anderweite Abgrenzung der Eisenbahn- Direktionsbezirke Magdeburg und Erfurt. Vom 24. Januar 1884. — Eclafse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: vom 25. Januar 1884, betr. Festseßung der Geschäftsbezirke der durch den Allerhöchsten Erlaß vom 24. Januar 1884 in Breslau und Posen errichteten Be- triebéämter und anderweite Abgrenzung der Geschäftsbezirke einzelner bereits bestehender Betriebsämter; vom 29. Januar 1884, betr. Be- förderung der Postsachben bei Unfällen und Betriebsstörungen auf der Eisenbaha; vom 30. Januar 1884, betr. Abänderung der 88. 4 und 13 Nr. 1 der Organisation der Staats-Eisenbahnverwaltung.
Statistische Nachrichten.
Das Dezemberheft zur Statistik des Deutschen Reichs enthält Zusammerstellungen über vie Entweichungen von Seeleuten der deutschen Handelsmarine im Jahre 1882, worin die Entweicbungen nach decn Häfen und den einzelnen Monaten, in welchen sie stattfanden, und die Entwichenen nach ihrer dienstlichen Stellung, sowie nach Alter, Heimath, Militär- und Heuerverhältniß nach- gewiesen find. Hiernach find im Jahre 1882 im Ganzen 4386 E&nt- weichungen bei den deutschen Seemannsämtern im In- und Auslande zur Anzeige gelangt gegen 4082 im Vorjahre und 3662 im Jahre 1880. Unter der erstgenannten Zahl befanten si 52 Steuer- und Bootsleute (hierunte!: 2 Offiziere und 1 Arzt), 346 Schiffshandwerker, 2591 Matrosen und Leichtmatrosen, 458 Scbiffs}ungen und 811 Heizer und Kohlenzieher; der Rest bestand aus Lagerrneistern, Maschinisten, AsYtenten 2c. und Personen unbekannter Stellung. Ferner befanden sich unter der ge- dachten Gesammtzahl 2791 Deutsche, 1512 Ausländer und 83 See- leute unbekannter Heimath. Im Allgemeinen wird angenommen, daß mit der starken Neigung zum Desertiren der niedrige Stand der Seemannsheuern im Zusammenhange steht, welche sih zwar im Jahre 1882 wieder etwas bessec stellten, als in den beiden Vor- jahrer, aber immer noch erheblich zurückstanden gegen die in den Jahren 1875 bis 1878 bezahlten Heuern. So standen z. B. im Jahre 1876 die durhs{nittlihen Monatsheuern für Ma- trosen auf mehr als 62 4, im Jahre 1882 nur auf 49 ( Von den für das Jahr 1882 angegebenen Entweihungen fanden in deut- schben Häfen nur 153 oder 3,39% der Gesammtzahl ftatt, in den Häfen der Vereinigten Staaten von Amcrika dagegen 2757 oder
« 62,9% der Gesammtzahl, und zwar im Hafen von New-York allcin
2012 oder 45,9%; ferner in britischen Häfen 502 oder 11,49%/, in den Häfen Australiens und der Südsee 268 oder 6,1% und in central- und südamerikanishen Häfen 231 oder 5,3 %.
— Das Statistishe Amt theilt (im Dezemberheft 1883 seiner Monatshefte) über das Ergebniß der VBiehzählung vom 10. Januar 1883 vorläufig die Hauptzahlen für die Staaten und das Reich mit. Danach wurden im Deutschen Reih nach den Zählungen von 1883 und 1873 als Stückzahlen der verschiedenen Viehgattungen folgende erm!ttelt:
Bcstand am 10. Januar 1883 1873
Me S DOUD a0 3352231 Maulthiere und Maulesel 1 009 1 626 R 8 786 11 689 Rindvieh . 15 785 322 15 776 702 Schafe. . 139185 362 24 999 406 Schrwoeine . 9 205 791 7124 088 legen 5 2 639 994 2 320 C02 Bienenstöke . 1911 748 2 333 484
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Am 4. d. M. starb in Münster der Nestor der Akademie, Prof. Dr. Christoph Bernard S hlüter, geboren am 27. März 1801 zu Warendorf, seit 1827 als Dozent und seit 1848 außerordentlicher Professor der Philosophie a.n der genarnten Anstalt, Von Kindheit an augenleidend, erblindete er im Jahre 1828 gänz;lih, was ihn aber nicht abhielt, fich bis zu seinem Tode sowohl seinem Lehrstuhl als der literaris{-publizistishen Thätigkeit zu widmen.
— Die Geschichte der deutschenLiteratur von Wilhelm Scherer, o. öff. Prof. der deutschen Literaturgeschihte an der Uni- versität Berlin (Berlin, Verlag der Weidmannscen Buchhandlung), liegt mit der unlängst erschienenen 9. Lieferuyg vollständig vor. Die letzte Lieferung brachte das besonders umfänglite 13. Kapitel, welches die Periode der Romantik behandelt, zum Abschluß. Das Werk endet mit Göthe's Tode. Wir haben dasselbe in seinem all- mählihen Fortgange durch fkurze Becsprehungen der einzelnen Hefte begleitet und dürfen, nachdem dasselbe nunmehr abgeschlossen vorliegt, wiederholen, daß és dem gelehrten, vielbelesenen Verfasser in vorzüglicher Weise geglückt ist, die Hauptepochen unserer \chön- geistiaen Literatur in scharf umrifsenen, anschaulichen Bildern, sowohl des Werbeprozesses wie der literarishen Erscheinungen selbst, vor Augen zu führen. Wo man mit dem Verfasser nicht einverstanden sein mag, wird man wenigstens die Konsequenz seiner Denk- und Betrachtung8weise nicht verkennen können. — Der Verfasser wollte, wie er selkst in der Einleitung sagt, die Geschichte der deutschen Literatur „erzählen“, und darin hat er Wort gehalten, denn das Buch is von Anfang bis zu Ende interessant, fesselnd und reich an geistvollen Gedankea und Seitenblicken in die allgemeine, die Kultur- und Gesellshaftsgeshihte. Nach der von Scherer selbst in der Einleitung gegebenen Disposition bat er sich den Stoff folgendermaßen zuretgelegt: Das erste Kapitel sucht die Wurzeln germanischer Nationalität in der arischen Gemeinschaft auf und schildert den geistigen Zastand unserer Ahnen in der Zeit, da sie zen Nômern bekannt wurden. Das zweite Kapitel behandelt die Ent- stehung und Auébildung der deutschen Heldensage in der Epoche der Völkerwanderung und der Merovinger. Das dritte Kapitel ift der mittelalterlihen Renaissance unter den Karolingern und Ottonen, der sogenannten althochdeutschen Zeit, gewidmet, deren hauptsäcblichste literarishe Leistung in profaishen und poetischen Ueberseßzungen aus der Bibel, in kurzen politishen und novellistishen Liedern sowie in den lateinischen Dramen der Nonne Rosvitha bestand. Das vierte bis siebente Kapitel umfassen die Blüthe der Evik und Lyrik in der mittelhohdeuts{en Periode, d. h. etwa vom 11, bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Das achte und neunte Kapitel durchmessen die nächsten dreihundert Jahre, die Uebergangszeit vom Miöttelhochdeutshen zum Neuhochdeutschen, in welcher Luther die Bibel überseßte, und die Poesie zum Drama neigte, ohne jedoch ein großes literarisches Kunstwerk hervorzubringen. Das zehnte bis dreizehnte Kapitel endlih gelten der unabges(lossenen Gpoche, in der wir leben, der neuhochdeutshen Zeit, die mit dem Ende des dreißigjährigen Krieges beginnt, ihre Stücke in der lyrishen und epischen Dichtung hat und in ihrem Verlaufe von Paul Gerhardt bis Goethe ausführlicher als die früheren Jahrhunderte behan- delt ist. — Scherers Buch ist in seinen gedrungenen Umrissen und seiner erzählenden Form für den weiten Kreis der Gebildeten und aller Literaturfreunde bestimmt. Wer sich jedoh dur die anziehende Dar- stellung zu eingehenderen Studien angeregt fühlt, der findet in den ausführlichen Anmerkungen im Anhange ein außerordentli reiches Material von Quellenschriften aufgeführt, dessen Verzeichniß zuglei einen Begriff von der weitschichtigen Arkeit giebt, die in dem kleinen
Werk steckt. Die annalistishen Daten aus der deutschen Literaturgeschihte machen das Buch auch für den Schliler und Studirenden als Leit- faden brauchbar. Eine sehr willkommene Zugabe endlich ift der sorg- fältige alphabetishe Inder am Scbluß des Werks, E
Dresden, 3. Februar. (Allg. Ztg.) Die „Tiedge-Stif- tung“ hat ihcen Jahresbericht für 1883 veröffentli&t. Nach dem- selben betrug bas Vermögen der Stiftung am Stlusse des vorange- gangenen Jahres 637628 Æ 96 „5. Von der für Stiftungszwecke zur Verfügung stehenden Summe find im Jahre 1883 17 300 A zu Ehrengcschenken und Unterstützungen für Künstler, Schriftsteller und Hinterbliebene von solchen verwendet worden, wovon 3600 H auf Dresden und Umgebung, 3300 M auf München, 1300 Æ auf Berlin, 1500 M auf Düsseldorf entfielen. 6200 4 wurden Künstlern, 11100 A Sgriftstellern, beziehurgsreeise Hinterlassenen von solchen, zutheil.
— Die in Leipzig am 9. Februar d. I. erscheinerde Nr. 2119 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Grregte Gemüther. Gemälde von Hugo Kauffmann. Nach einer Photographie von Franz Hanfstängl in Münden. — Ein Guß in der Gladenbeck'sben Erzgießerei in Berlin. Originalzeihnung von E. Höppner. — Canovas del Castillo, spanischer Ministcr-Präßsident. — Bilder von der Arlbergbahn. 11 Abbildungen. Na Phoktogra- phien von Alois Beer in Klagenfurt gezeichnet von Ernft He yn: Arlbergtunnel, Westseite, Dcr Tunneleingang bei St. Anton. St. Anton von Weften. Flirsch. Landeck von der Brücke. Landeck von Osten. Stx. Christoph am Arlberg. Wiesberg. Partie bei St. Anton am Arlberg. Langen nah Osten. Dolaas. — Ein Arbeiter- meeting in Batignolles, Paris. Nach einer Skizze von St. Rejchan. — J. Kaffsacks Figuren der Post und der Telegraphie auf dem Leipziger Postgebäude. — Friedrißh Wilhelm Klinkerfues, 7 am 28. Januar. — Amcrikanische Skizzen: Die neue Eisenbahnbrücke über den Niagarafluß. — Entwickelungsstadien des im Schwein {maroßen- den Schleimvilzes. 4 Figuren. — Ph. T. Barnum. — Der weiße birmanishe Elephant des Hrn. Barnum. -— Erster deutscher Ablaß- brief, 1485 erlassen vom Papst Innocenz VIII.
Land- und Forstwirthschaft.
Ueber die Ergebnisse des Weinbaues in Württemberg im Jahre 1883 bericbtet der „Staats-Anzeiger für Württemberg“ Folgendes: Von 23 357 ba Weinbergareal betrug die tragbare Fläche 18 458, der Ertrag aus letzterer 333 549 hl im Ganzen und 18,07 bl pro Hektar, während der Landesdurhschnitt von 1827/82 fich auf 22,48 hl pro Hektar oder 24,41 %/ höher berechnet. Der Gefammt- Naturalertrag von 1883 ist mehr als 1} mal so groß als derjenige des Vorjahrs, wel&er nur 64,15 9/9 des ersteren erreicht ; doch bleibt er hinter dem 56jährigen Durchschnitt der Jahre 1827/82 mit 416 520 bl um 19,92%, zurück. Größere Gesammtertiräge seit 1827 lieferten die 27 Jahre: 1827, 1828, 1833—1837, 1839, 1840, 1842, 1846—1849, 1857—1859, 1862, 1863, 1867, 1868, 1870, 1874— 1876, 1878 und 1831, Von dem neuen Wein wurden 232 429 h1 oder 69,68 9/9 gegen 52,11 %/9 des Vorjahrs durh die Produzenten unter der Kelter verkauft und zwar zurn Dur(scbnittspreis von 38 98 -§ pro Hektoliter, welcber iv der 56 jährigen Periode 1827/82 nur in den 6 Jahren: 1865, 1872—1874, 1876 und 1880 fi höher stellte. Der Gesammterlô8 aus diesem Quantum berechnet sich auf 90600917 M und ift (a. 3} mal so roß als im Votiähs uit 2734981 M Uebertroffen wird er seit 1827 nur in den 11 Jahren : 1834, 1846, 1857, 1858, 1862, 1863, 1868, 1874—1876 und 1881. auch übersteigt er den 56 jährigen Landesdurchschnitt von 5 278 412 46 um 716696. Was noch den Geldwerth des ganzen Naturalertrags mit 12951 070 M betrifft, so wird diese Summe nur von den 12 Jahrgängen: 1834, 1857—1859. 1862, 1863, 1868, 1873—1876 und 1881 übertroffen, auch übersteigt dieselbe den 56jährigen Durch- \chnitt von 8 234 031 M um 57,29 °%.
Gewerbe und Handel.
Nah dem MNechnungsabs{luß der Württembergischen Notenbank in Stuttgart pro 1883 hatte das Institut am 31. De- zember v. J. 19,70 Mill. Mark Noten im Umlauf, d. i. 0,36 Mill. Mark weniger als Ende 1882, aber 0,18 Mill. Mark mehr als Ende 1881. Die Deckung durch Metall und Reichskassernscheine betrug Ende 1883 8,9 Mill. Mark, also etwa 45,2 9/0. Die übrigen Pas- sivcn sind geringfügig ; speziell die Depositen (zu 2 à 2F 9% laufend) betragen nur 26240 A Im Wecbseliportefeuille befanden sich am Jahres\{lusse 19,30 Mill. Mark (im Vorjahre 18,63 Mill. Mark), Lombardbestand 0,27 Mill. Mark (im Vorjahre 0,69 Mill. Mark), eigene (Fffekten 0,380 Mill. Mark (im Vorjahre 048 Mill. Mark), der Abschluß verzeichnet wie im Vorjahre keine Notensteuer n E at aue e V E E fal gen, aber unbkezahlt gebliebenen Wechfel- und Lombard- forderungen“ leer gelassen werden können. Der Gewroinn ist gegen das Vorjahr zurückgeblieben, erreiht aber ungefähr die Ziffer von 1881. Es wurden verdient an Diskonten 632909 Æ (1882 729 286 .), Darleben 25979 M (1882 36 036 4A), Zinsen aus Gffekten 14 061 M. (1882 19794 46), Effektengewinn 5284 A (1882 1860 46). Von diesem Bruttogewinne find abzurechnen: Gescbäfts- unkosten 2c. mit 119851 M (1882 115014 6). Es bleibt ein Netto- übers{uß von 560538 A gegen 675 900 A im Vorjahre. Hiervon erhalten die Aktionäre 459 090 (A als 5F%/ Dividende (1882 591 250 Æ = 6% °/0), die Reserve 31 107 f (1882 54 180 M), die Verwaltung 12443 M (1882 21672 F), der Staat 22 329 M. (1882 50016 4). Restlihe 4867 #Æ werden vorgetragen. Die MNeserve iff nunmehr auf 524027 Æ angewachsen, d. i. 5,8 9% des 9 Mill. Mark betragenden Aktienkapitals.
— Die „New- Yorker Hdls.-Ztg.“ {reibt in ihrem vom 25, Januar datirten Wochenbericht: Die Bergwerke in den Vereinigten Staaten haben im Jahre 1883, nah einer von Wells, Fargo & Co. zusammengestellten Statistik Gold im Werthe von 29 236 492 Doll. und Silber im Werthe von 47 232 644 Doll. pro- duzizrt. In California sind im verflossenen Jahre 1 629 628 Doll. weniger an Gold gewonnen worden, als in 1882, der Silberertrag jenes Staates hat dagegen um ungefähr 409000 Doll. zu- genommen. —- Der Export von Provisionen 2X. hat sih im Dezember vorigen Jahres nicht auf dec Höhe der Vor- monate behauptet und zeigt gegen Dezember 1882 eine Abnahme von circa 12 Millionen Dollars im Werthe. Immerhin aber stellt si für das erste Semester des laufenden Fiecaljabres, vom 1. Juli bis 31. Dezember 1883, die Ausfuhr von Provisionen auf 61 709 603 Dollars, circa 15¿ Millonen Dollars mehr als in der Parallelperiode 1882, und für das Kalenderjahr 1883 auf 114 228 956 Dollors, gegen 96 934 423 Dollars in 1882. — Die Tendenz des Waarenmarktes hat fich auf manchen Gebieten gebessert; vas Geschäft hat aber wenig an Ausdehnung gewonnen und aus industriellen Kreisen werden noch immer Klagen über unrentable Preise und mangelnden Absaß laut. — Unsere Banken s{chwimmen jeßt förmlit in Geld; ihre Surplus-Reserve ist nach dem Status vom vorigen Sonnabend auf 17 Millionen Dollars gestiegen. Kapitalisten gehen nur zögernd mit der JInvestirung der für Zinsen und Dividenden empfangenen Summen vor, und da gleichzeitig die Ansprücze des Waarengeshäfts gering bleiben, ist der Geldmarkt mehr als je mit diLponiblem Kapital übersättigt, das temporäre Anlage in: Call Loans sucht. Die Raten für Leßtere, deren Abs{luß immer noch durch penible Sichtung der zu beleihenden Effekten ershwert wird, sind in Folge dessen auf 1}— 2 % herabgesunken. — Am Waaren- und Produktenmarkt hat sich auf einzelnen Gebieten eine vertrauensvollere Stimmung geltend gemacht, dic jedo bis jezt von keiner wesentlicen Belebung des Geschäftes im Allgemeinen begleitet gewesen ist. Brodstoffe hatten ruhiges Geschäft. Weizen begegnete für Export mäßiger Frage, während Mais nah dieser Richtung wenig Beachtung fand. Der Frachtenmarkt war flau. Baumwolle in disponibler Waare ist till und eine Kleinigkeit niedriger gewesen, während Termine na unbedeutenden Fluktuationen in eiwas festerer Haltung \{liezen. Brasil- Kaffees haben bei sehr f{wachcr Konsumfrage eine Einbuße erlitten,