1884 / 34 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

S S e A E E E E E M

N E E N G R E A R N E I I D I E N e

worden, und hat ‘diese Wahl die Bestätigung des Herrn Ministers der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Ange-

legenheiten erhalten. Berlin, den 31. Januar 1884.

Die Königliche Akademie der Künste. C. Beer.

Bekanntmachung.

Preisbewerbung bei der Königlichen Akademie der Künste zu Be-clin. Die diesjährige Preisbewerbung um den großen Staats- preis ist für das Fach der Geschichtsmalerei bestimmt. Um zur Konkurrenz zugelassen zu werden, hat der Be- werber , i eine Lebensbeshreibung, aus welcher der Gang sei- ner künstlerishen Ausbildung ersichtlich ist, einzusenden und gleichzeitig durch Atteïte nahzuweisen, a, daß cer ein Preuße ist und den akademischen Lehrgang auf einer der Königlich preußischen Kunstakademien oder dem Staedelshen Jnstitut zu Frankfurt a. M. absolvirt, z i i b, daß er das 30. Lebensjahr nit überschritten hat. Die Anmeldungen zur Theilnahme müssen \{riftlich bis Sonnabend, den 1. März d. F., Abends 6 Uhr, bei dem Senat der Königlichen Akademie der Künste eingegangen sein. Die Prüfungsarbeiten beginnen Mittwoch, den 12. März, Morgens um 8 Uhr. : Z Die Hauptaufgabe wird am Mittwoch, den 19. März d. J., ertheilt, und müssen die im Akademiegebäude auszuführenden Gemälde spätestens am Donnerstag, den 10. Juli d. J., Abends G Uhr, dem Jnspektor der Königlichen Akaderaie der Künste Übergeben werden. e / Die Zuerkennung des Preises erfolgt im Monat August d. J. : E Der Preis besteht in einem Stipendium von 6000 s zu einer Studienreise nah Jtalien auf zwei hintereinander fol- gende Jahre nah Maßgabe eines für die Benußung dieser Studienzeit besonders zu erlassenden Reglements, und außer- dem in einer Entschädigung von 600 # für die Kosten der Hin- und Rückreise. Berlin, den 2. Februar 1884. Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Kürste. C. Becker.

Bekanntmachungen auf Grund des Reihsgeseßes vom 21. Oktober 1878,

Auf Grund des 8. 12 des Reichsgeseßes gegen die ge- meingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 wird hierdurch zur öffentlihen Kenntniß gebracht, daß die Drulschrist: „Der Rebell, Organ der

narcisten deutsher Sprache, Nr. 4, Dezember 1883“, auf deren vierter Seite als Drucort angegeben ist: „Freie Volks- druckerei Gemeingut in Nirgendsheim“, nah §. 11 des ge- dachten Geseßes durch den Unterzeichneten verboten ift.

Berlin, den 6. Februar 1884. Der Königliche Polizei-Präsident. von Madai.

Auf Grund des §. 12 des Reichsgeseßes gegen die ge- meingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 wird hierdurh zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die im Verlage des Verlags: Magazins (F. Scha- beliß) zu Zürich im Jahre 1884 erschienene, nihtperiotische Drudckschrift: „Evangelium der Freiheit für alle Völker. Von Einem aus dem Jahre 1848. Hest I. Der Ursprung des sozialen Elends und der Kampf um's Recht“ nah §. 11 des gedachten Geseßes durch den Unterzeichneten verboten worden ist.

Berlin, den 7. Februar 1884.

Der Königliche Polizei-Präsident. von Madai.

Bekanntmachungen,

betreffend Verbote und Beschränkungen der Ein- |

fuhr über die Neichhsgrenze.

In Gemäßheit Beschlusses des Bundesrathes vom 17. Ja- nuar l. Js. wird mit Bezug auf §. 2 der Ministerial- Bekanntmachung vom 2. Januar 1882 (Geseß- und Verord- nungsblatt S. 29) die Durchfuhr von frischem Kalbfleisch aus ‘Tirol auf der Eisenbahn von Kusstein über Rosenheim nah Salzburg ausnahmsweise für völlig seuchenfreie Zeiten unter Folgenden Bedingungen gestattet :

a. Die Durchfuhr darf nur in der Richtung von Kusfstein nah Salzburg und niht umgekehrt von Salzburg nach Kuf- fein erfolgen. i

b, Jn jedem Falle ist vor der Zulassung einer solchen Durchfuhr eine amtliche Bescheinigung vorzulegen, nah welcher die Kälber, deren Fleisch die betreffende Wagenladung aus- macht, vor und nach der Schlachtung durch einen hiesür be- stimmten österreihishen Thierarzt untersuht und frei von ansteckdenden Krankheiten befunden worden sind.

c. Die Durchfuhr hat unter Zollvershluß, ohne Aus- oder Umladung auf bayerishem Gebiete, stattzufinden.

München, den 5. Februar 1884,

Königliches Staats-Ministerium des Jnnern. Freiherr von Feilißsch. Der General-Sekretär, Ministerial-Rath von Schlereth.

n der heutigen Handelsregister - Beilage wird Nr. 6 der Beichenregister-Bekanntmachungen veröffentlicht.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen gestern die Vorträge des Kriegs-Ministers, des Chefs des Militär-Kabinets und des Staatssekretärs Grafen von Haßfeldt entgegen. f

Heute ließen Sih Se. Majestät von dem Polizei-Präsi- denten von Madai Vortrag halten und machten sodann in offenem Wagen eine Spazierfahrt.

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag 11 Uhr militärische Meldungen entgegen.

In der unter dem Vorsiß des Staats-Ministers von Boetticher am 7. Februar abgehaltenen Plenarsißung des Bundesraths wurden den zuständigen Ausschüssen zur Vor- berathung überwiesen die Vorlagen, betreffend die beiden am 12, Dezember 1883 zu Berlin mit Belgien abgeschlossenen Verträge wegen des gegenseitigen Schußes der Rechte an Werken der Literatur und Kunst und wegen des gegenseitigen Schußes der gewerblihen Muster und Modelle, ferner die steueramtlihe Behandlung eines Quantums verunreinigten Salzes. Eine Eingabe, betreffend die Stempelpflichtigkeit von Partialobligationen, wurde dem preußischen Finanz-Minister überwiesen, eine andere, auf theilweise Rückerstattung eines eiser- nen Zollkreditbetrages gerichtete Eingabe abgelehnt. Einer Ein- gabe, betreffend nahträglihe Auszahlung einer aus Versehen unterbliebenen Steuervergütung für Zucker, gab dieVersammlung Folge. Der Antrag auf Ertheilung der unbeschränkten Befugniß zur Abfertigung des mit dem Anspruch auf Steuervergütung ausgehenden Zuckers an das Haupt-Zollamt zu Cleve wurde genehmigt. Nachdem die Versammlung es abgelehnt hatte, dem Beschluß des Reichstags vom 6. Juni 1883, betreffend eine Petition wegen Ersaßes von auf der Weltausstellung in Melbourne erlittenen Verlusten, Folge zu geben, wurde \&ließlih über die geschäftlihe Behandlung von Eingaben Be- \chluß gefaßt.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (44.) Sizung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Staats-Minister von Boetticher und der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, nebst zahlreichen Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung: die Fortseßung der zweiten Berathung des Entwurss des Staatshaushalts-Etats für 1884/85, und zwar: Ministerium der geistlihen, Unter- rihts- und Medizinal-Angelegenheiten, dauernde Ausgaben, Kap. 122 (Kunst und Wissenschaft).

Tit. 1—11 wurden ohne Debatte bewilligt.

Bei Tit, 12 (Königliche Bibliothek zu Berlin) bemängelte der Abg. Schmidt (Stettin), daß ein Neubau für die König- liche Bibliothek in Berlin noch immer nit in Angriff ge- nommen sei, Der provisorishe Bau, den man in Angriff rit sei nicht geeignet, den bestehenden Nothstand zu heben. j

Der Abg. Dr. Lieber wüßte gleichfalls, daß ein neues Bibliothekgebäude batdigst errichtet werde. Auch die Komple- tirung des Bücherbestandes lasse viel zu wünshen übrig, Man solle mehr Gewicht auf den Ankauf von Bi- bliotheken legen, damit die Bibliothek das vollständige Material für Literaturgeschihte enthalte, insbesondere so- weit dasselve den älteren Perioden angehörig sei. Aber seße man im Etat die große Verschiedenheit an, mit der die Museen und die Bibliothek bedacht seien, so könnte man auf den Gedanken kommen, daß die Wissenschaft zu Gunsten der Kunst vernachlässigt werde. Redner bedauerte, daß die Manuscripte aus der Hamil{onsammlung, die von der Museumsverwaltung der Bibliothek überlassen seien, der Bibliothek mit cinem *o hohen Preise berechnet worden, obwohl dieselben ziemlich werthlos seien. Es jei ihm mitgetheilt worden, daß der Preis 25 000 e. betrage, die in fünf jährlihen Raten von der Bibliotheksverwaltung abzutragen seien.

Der Abg. Zelle gab der Freude Ausdru, daß in den Etat wieder eine neue etatsmäßige Stelle für die Bibliotheks- verwaltung eingeseßt sei. Das Personal der Bibliothek be- dürfe in der That der Vermehrung. Um so mehr verwuntere er si, daß die etatsmäßigen Stellen, die bis jeßt bereits vor- handen, noch nit beseßt seien, Er hoffe, daß es mit di: ser neuen Stelle niht ebenso gehe,

Der Staats-Minister Dr. von Goßler wies darauf hin, daß die Kunstmuseen nicht lediglich Kunstzwecken dienten, Ein

roßer Theil der Sammlungen, der in ihnen untergebracht ei, diene lediglich wissenschastlihen Zwecken. Daß ein Plaß sich für ein Bibliotheksgebäude immer noch nicht habe finden lassen, bedauere er. Jnzwishen sei die Unterrichtsverwaltung nah Kräften bemüht gewesen, den Nothständen abzuhelfen. Bereils in diesem Jahre werde ein roßer Lesesaal fertig gestellt werden, und weitere äumlichkeiten würden im nächsten Sommer der Be- nußung übergeben werden können. Daß der Werth der der Bibliothek und dex Hamilton - Sammlung überwiesenen Manuskripte ein minimer sei, bestreite er. Der Abg. Lieber möge das auch der Persönlichkeit mittheilen, bur die er Kenntniß einiger Daten aus den Akten der Verwaltung erhalten habe. Mit dem Ankauf von Bibliotheken werde nicht g®targt. Er habe in Bezug auf Vermehrung des Bücher- vestandes noch weitgehendere Pläne, allein er habe überall den beschränkten Mitteln, über die er zu verfügen habe, Nehnung zu tragen.

Der Titel wurde hierauf bewilligt.

Die Tit. 23—25 wurden ohne Debatte vom Hause ge- nehmigt.

Bei Tit. 26 (Andere perfönlihe Ausgaben) bat der Abg. Dr. Peters, dafür Sorge zu tragen, daß die pädagogischen anau niht in rein philologische Anstalten umgewandelt würden.

Der Regierungskommissar, Geheime Ober-Regierungs- Rath Dr. Bonitz erwiderte, daß Uebelstände dieser Art zwar der Unterrichtsverwaltung bekannt geworden, aber auch gesorgt sei, daß denselben gesteuert werde.

A E Titel wurde hierauf genehmigt; ebenso die Titel 27 18 i

Bei Tit. 35, 36, zur Konservirung der Alterthümer in

den Rheinlanden und zu Kosten für die Bewachung und

Unterhaltung von Denkmälern und Alterthümern, wünschte der Abg. Scheben, daß mehr für die Erhaltung der Prämon- stratenser Abtei in Knechtstedten gethan werde.

Der Abg. Dr. Reichensperger (Cöln) trat diesem Wunsche bei und wies darauf hin, daß noch in einer Reihe anderer Ortschaften der Rheinlande ein gleihes Bedürfniß vorliege. Redner empfahl, daß geseßlihe Vorschriften erlassen würden, damit die Gemeinden verpflichtet würden, für den Shußz von Alterthümern Sorge zu tragen.

Der Abg. von Eynern glaubte, daß das Abgeordneten- haus nicht der Ort sei, derartige Spezialwünsche vorzutragen. Das möge auf dem Provinzial-Landtage der Rheinprovinz. geschehen, die es bisher an einer Sorge für die Unterhaltung der Alterthümer nicht habe fehlen lassen.

Der Abg. von Zakrzewski bat, für die Unterhaltung der Marienkirche in Jnowrazlaw eine Summe auszuseßen. :

Der Staats-Minister Dr. von Goßler wies darauf hin, daß die Regierung die Erhaltung von Denkmälern und Anti- quitäten stets als eine Hauptaufgabe angesehen habe. Freilich müsse in Betracht gezogen werden, daß aut öfonomishe Fraaen und Eigenthumsverhältnisse in Betracht kämen. Eine Jnventarisicung des Gesammtbestandes an Denkmälern und Antiquitäten sei wünschenswerth. Vielleicht werde es ihm schon in der nächsten Session möglich sein, ein Geseß in der vom Abg. Reichensperger angedeuteten Richtung vorzulegen.

Der Abg. von Gerlach wünschte, daß für die Erhaltung. des Doms in Walbeck gesorgt werde.

Nach einigen weiteren Bemerkungen der Abgg. Dr. Frhr. von Heereman, von Eynern, Dr. Reichensperger (Cöln) und Dr, Seelig wurden die Titel genehmigt. :

Bei Tit. 37 (Akademie der Künste in Berlin) wies der Abg. Löwe (Berlin) auf die Uebelstände hin, die eine defini- tive Verlegung der Akademie der Künste nah Charlottenburg na sih ziehen würde. Redner empfahl als Bauplan entweder: den Lüßowplayß zu wählen, in dessen Nähe sich die Künstlerateliers besänden oder den Plaß, den die Regierung für den Bau des neuen Abgeordnetenhauses in Aussicht ge- nommen, für den Fall, daß das Abgeordnetenhaus diesen Bau- play nicht für sich in Anspruch nähme. (Schluß des Blattes.)

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, Oberst und Commaudeur des 2. Gorde- Dragoner-Regiments, hat sfich im Allerhöchsten Austrage, um den Beisezungsfeierlichkeiten für Jhre Königliche Hoheit die Ci Laa Georg von Sachsen beizuwohnen, heute nah Dresden

egeben.

Hessen. Darmstadt, 7. Februar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer lehnte den Antrag auf Einführung des direkten Wahlrechts ab und nahm den Antrag an, die Steuerzahlung als Bedingung für die Ausübung des Wahl- E aufzugeben und das Wahlrecht der größeren Städte zu erhöhen.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 6. Februar. (Els.- Lothr. Ztg.) Ais ersten Gegenstand brachte die Tagesordnung, der heutigen Sißung des Landesausschusses die zweite Lesung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend den Gewerbebetrieb der Besorgung sremder R-chtsangelegenheiten, sowie der Ver- mittelung von Jmmobiliarverträgen, Darlehen und Heirathen. Das Geseß wurde ohne weitere Debatte angenommen. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung war die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Gewährung von Pêeèn- sionen an in RNuhesland tretende Religionsdiener. Die Vorlage wurde an die zweite (Kultus-) Kommission ver- wiesen. Den leßten Gegenstand der Tagesordnung bildete- die erste Lesung des Entwurfs eines Geseßes zur Ausführung des Reichsgeseßes, betresfend die Abwehr und Unterdrückung der Reblauskrankheit. Diese Vorlage wurde an die vierte Kommission verwiesen.

HDesterreih Ungarn. Wien, 7. Februar. (W. T. B.) Für die verstorbene Prinzessin Georg von Sachsen ist eine Hoftrauer von 16 Tagen angeordnet worden.

«55m Budgetausschusse äußerte der Abgeordnete Herbst über das der Regierungsvorlage, betreffend die Ver- staatlihung der Franz-Josefs-Bahn, Rudolfs- Bahn und Vorarlberg-Bahn, beigeshlossene Ueberein- kommen einige Bedenken, wurde jedoch von dem Vertreter der Regierung, Hofrath Wittek, sahlich aufgeklärt. Die General- debatte wurde hierauf geschlossen und der Antrag auf Eintritt in die Spezialdebatte angenommen.

Pest, 7. Februar. (W. T. B.) Das Abgeordneten- haus beshloß mit großer Majorität, in die Spezialberathung: des Finanzgeseßes einzutreten, nachdem der Fro Minister und der Minister-Präsident Tisza die Angriffe der Opposition zurüdckgewiesen hatten.

8, Februar. (W. T. B) Das Abgeordneten - haus nahm in der heutigen Sißung das Budgetgeset- pro 1884 unverändert an. Nach demselben betragen die Gesammteinnahmen 8311 881 180, die Gesammtausgaben 329 057839 Gulden. Der Finanz-Minister wird ermächtigt, das hiernach vorhandene Defizit von 17 176 659 Gulden auf dem Wege einer Kreditoperation zu deen.

Schweiz. Bern, 7, Februar. (W. T. B.) Die kon- servativ-ultramontane Allianz hat einen Aufruf erlassen, in welchem sie dazu auffordert, alle am 4. Dezember v, F. von der Bundesversammlung erlassenen Gesetze dur die Volksabstimmung verwerfen zu lassen. Diese Gesetze betreffen: die Erhöhung des Gehalts des Bundesgesandten Frey in Washington, sowie die Anstellung eines Bundes- sekretärs mit einem Gehalte von 7000 Fr., ferner die Ab- schaffung der Patenttaxen der s{hweizerischen Handelsreisenden, endlih die Zuständigkeit des Bundesgerichts gegenüber den kantonalen Gerichtshöfen in politis erregten Zeiten.

Großbritannien und Jrland. London, ?. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Oberhauses zeigte Lord Salisbury an, daß er am 22. d. M. die Er- nennung einer Untersuchungskommission betreffs der Arbeiterhäuser beantragen werde.

Jm Unterhause erklärte der Premier Gladstone auf eine bezügliche Anfrage: es sei unwahr, daß Sinkat von den Aufständischen eingenommen worden sei; die Lage der dortigen Garnison sei aber eine sehr fritishe. Von der Nieder- machung Tewfiks und einiger hundert Mann sei ihm nichts de- kannt. Der Staatssekretär des Kriegs, Lord Har- tington, theilte dem Hause mit, daß der Regierung von: der Gefangennahme General Gordons durh die Aufständi-

wären, so hâtten sie Alles, bis auf die wenigen Europäer, wie eine

Der Archimandrit Paul, der im Mai wegen Veröffent:

schen keiné Nachricht zugegangen sei. Von Northcote wurde für nächsten Dienstag die Einbringung eines gegen das Kabinet gerihteten Mißtrauensvotums angekündigt, welches besagen soll, daß die jüngsten beklagenswerthen Er- eignisse im Sudan der schwankenden und inkonse- quenten Politik" der Regierung zuzuschreiben seien. (Im Oberhause wurde von Lord Salisbury ein Tadelsvotum desselben JFnhalts angemeldet.) Der Minister des Ackerbaues, Dodson, erwiderte auf eine bezüglihe Anfrage: die Einfuhr lebenden Viehes aus Frankreich sei verboten und den Regierungen der Unionstaaten, der Niederlande und des Deutschen Reichs angezeigt worden, daß die Vieheinfuhr aus diesen Staaten verboten werden würde, wenn aus denselben mit der Maul- und Klauenseuche behaftetes Vieh nach England geshickt werden sollte; seit dem 11. November v. J. sei aber kein einziges mit einer Seuche behaftetes Stück Vieh nah England importirt worden. So- dann seßte das Haus die Berathung der an die Königin zu richtenden Adresse fort und lehnte das von dem Deputirten Chaplin beantragte Amendement, worin die Regierung aufgefordert werden sollte, die Berathung einer Vorlage, betreffend die Vieheinfuhr, unverzüglich zu be- treiben, mit 251 gegen 200 Stimmen ab. Die Vertreter der Regierung hatten ih gegen dieses Amendement ausge- sprohen.

Die Admiralität macht die Mittheilung, daß das Panzershiff „Carysfort“ Alexandrien verlassen habe, um zu dem Geschwader unter dem Contre-Admiral Hewett bei Suakim zu stoßen ; die Kriegsschiffe „Monarch“ und „Hecla“ würden voa Malta fofort mit Verstärkungen nah Suakim abgehen.

(Allg. Corr.) Ueber die Niederlage Baker Paschas ist dem „Standard“ von einem der Offiziere, welcher die verunglückte Expedition mitmachte, aus Suakim ein ausführliher Schlachtberiht telegraphisch mitgetheilt worden, welchem die folgenden Schilderungen entnommen sind:

„Gestern (4.) erlitt unsere, dem Feinde an Zahl überlegene Armee, etwa fieben Meilen von Trinkitat entfernt, eine s{mähliche Niederlaae, welche die s{limmsten Urtheile über die s{lechte Be- \hoffenheit der Armee Baker Paschas vollauf bestätigte. Unsere 3500 Mann zzählende Macht marscbirte vor Tages- anbruch aus dem befestigten Lager, um Tokar den ersehn- tcn Entsaß zu bringen. Das Land war ziemlich ofen; rur hie und da standen einige Dornengebüsche, welhe für menschliche Wesen ganz undurchdringlich \chienen. Gegen 8 Ukr tauchten vor uns kleinere feindlihe Abtheilungen auf, die jedo vurch einige wohl- gezielte Kanonenshüsse zum Nückzuge gezwungen wurden Von unserer Kavallerie, die Tirailleurdienste versah, ums{wärmt, und gegen jeden plößlichen Ueberfall geschüßt, rückten wir weiter vor. Ein Gewitter- turm, der sich erhoben hatte, vershloß uns für eine Weile den freien Ausblick und die Araber, die in diesem Natur- ercignisse einen direkten Eingriff der Vorsehung zu ihren Gunsten erblickten, benüßten den Augenblick zu einem mit außerordentlichem Elan auêgeführten Angriff. Unsere Kavallerie jagte sofort mit verhängten Zügeln auf die Hauptkolonne zurück und brachte unsere Truppen ins Schwanken. Mit dem Aufgebot aller Kräfte versucbten es die europäischen und türkischen Offiziere, ein Schlachten- viereck zu bilden, worin die Soldaten gut eincxercirt waren; allein im Anblick des heranstürmenden Feindes verließ sie die Besinnung ; nux drei Seiten des Carrés waren wir im Stande zu formiren, und die Araber aahmen sofort die Lücke wahr und stürzten sich mitten unter uns, Eine unbeschreiblihe Verwirrung entstand. Die egyptischen Soldaten s{leuderten ihre Gewehre fort, warfen ih auf die Erde nieder unk flehten um Gnade. Sie hatten es aber mit einem er- barmungélosen Feinde zu thun. In Fkurzer Zeit waren über 1000 Mann von den Lanzen der Araber durhbohrt, und ein anderes Lausend dieser feigen Soldaten, die waffenlos ibr Heil in der Flut suchten, wurde von den nach- sehenden Feinden niedergemeßelt. Die t1ürkishe Kavallerie, cin Theil der Negertruppen und Baker Pasha mit seinem Stabe hiehen sich kur den Feind durch und flüchteten, hart bedrängt, gegen Trinkitat zu. Erst als die Erdwerke bes befestigten Lagers, das wir am Morgen verlassen, erreibt waren, gelang es Baker Pascba, die ganz demoralisirten Truppen theilweise zu sammeln und die Wälle zu beseßen, wodur sih der nahdrängende Feind in seiner Verfolgung um fo eher aufhalten ließ, als cr in Trinkitat Kanonen- boote vermuthete, die jedo in der Nacht auf Befehl des Admirals abgesegelt waren.

Ohne weitere Verluste erreichte dann der Nest des geschlagenen Heeres Trinkitat, wo die Soldaten auf die Boote zustürzten, die ge- kentert wären, wenn die englischen Offiziere nicht mit dem Revolver in der Hand das feige Volk zurügetrieben hätten. Zitternd standen nun die Soldaten am Meeresufer, und wenn die Araber gekommen

Heerde Schafe absc{hlahten können“. Der Rest der Armee Baker Paschas \chiffte sich gestern in Trinikitat ein und is bereits in Suakim eingetroffen. Ein Angriff auf diesen Plaß wird als un- raittelbar bevorstehend bezeichnet.

Portsmouth, 7. Februar. (W. T. B.) Das Trans- portschiff „Poonah“ geht am Sonnabend mit einer Ab- theilung Marine-Jnfanterie nah Plymouth und nimmt dort eine zweite Abtheilung Marine-Jnfanterie an Bord, um den zusammen 514 Mann zählenden Truppentransport sofort nah Suakim zu bringen,

Frankreich. Paris, 7. Februar. (W. T. B.) Von der Deputirtenkammer wurde heute der Antrag des Deputirten Gaudin von Nantes auf Einrichtung einex Fleishshau für importirte Fleishwaaren in Er- wägung genommen.

Von den Abtheilungen der Kammer wurde heute die

Kommission zur Vornahme einer Untersuchung über die wirthschaftlihe Krisis gewählt. Von den 44 Mitgliedern der Kommission gehören 38 der ministeriellen Majorität an. „on der Kirhe von St. Augustin fand heute das feier- lihe Leichenbegängniß Nouhers statt, welhem alle Notabilitäten der Bonapartisten beiwohnten; die Kaiserin Eugenie hatte cinen Kranz gesendet.

Türket. Konstantinopel, 4. Februar. (Pr. tg.)

lihung einer Broschüre, betitelt „Die Thränen Armeniens“, verhastet wurde, ist in contumaciam zu lebenslängliher Ver-

annung mit Verlust der bürgerlihen Rechte verurtheilt Worden.

„… Numäuien. Bukarest, 7. Februar. (W. T. B.) N der vergangenen Nacht wurde das Haus Rosetti's mit allem , darin befindlihen Mobiliar und vielen für die d eshihte Rumäniens sehr werthvollen Dokumenten Uh eine Feuersbrunst gänzlih in Asche gelegt. Die éputirtenkammer beschloß heute einstimmig, die zum Dederaufbau des Hauses erforderlihe Summe Rosetti als

Serbien. Belgrad, 5. Februar. (Prag. Ztg.) Wegen Theilnahme an dem leßten Aufstande sind über dreißig Volksschullehrer aus dem Dienst entlassen worden. Die neuerdings aufgetauhte Nachriht, daß für die Finanzperiode 1881—1883 ein Defizit von 12 Millionen konstatirt worden sei, ist ungenau. Dieses Defizit beträgt ungefähr 7 Mil- lionen, wovon drei aus der Zeit der Finanzverwaltung des Kabinets Ristic herrühren.

Amerika. New-York, 7. Februar. (W. T. B.) Nah bis Mitternacht eingegangenen Berichten nehmen die Was ser- fluthen im Westen zu. Der in Pittsburg angerichtete Schaden wird auf eine Million Dollars geschäßt. Gegen 5000 Personen sind obdahlos und vorläufig in öffentlihen Gebäu- den untergebracht worden.

7. Februar, Abends. (W. T. B.) Nath den jüngsten Meldungen aus dem Westen lassen die Regengüsse daselbst nach und ist der Wasserstand der Flüsse im Abnehmen be- griffen. Für Pitts burg scheint die größte Gefahr vorüber zu sein. Die Zahl der in Pittsburg und Alleghany City unter Wasser gesezten Gebäude wird auf 5000 bis 6000 angegeben.

Afrika. Egypten. Kairo, 7. Februar. (W. T. B.) Der Totalverlust der egyptishen Truppen in dem Gefecht bei Tofar beträgt 2250 Mann, darunter 96 Offi- ziere, von denen 16 Stabsoffizierrang hatten. Die Ge- sammtmacht der Aufständischen bei dem Angriff auf die egyptishen Truppen unter Baker Pascha wird auf 1800 Mann angegeben , von denen gegen 600 Mann in dem Ge- feht gefallen sind. Baker Pascha meldet, daß er die Reorganisation der ihm gebliebenen Mannschaften versuhe. Dieselben seien jedoch nur fähig, einen Kampf hinter Verschanzungen auszuhalten und auch dies nur auf kurze Zeit. Spione hätten berichtet, daß die Aufständischen beabsthtigten, Suakim anzugreifen, und er hoffe, diesen Play mit seinen Mannschaften vertheidigen zu können. Nach einem dem Khedive zugegangenen Tel e- gramm des Gouverneurs von Dongola wird General Go r- don in Berber erst am 10. d. M. erwartet. Jn den Pro- vinzen Berber und Dongola hberrshe Ruhe. Nah Shina seien Verstärkungen abgesandt worden, um den Verkehr mit Khartum wiederherzustellen.

Zeitungsstimmen.

__ Ueber die sozialistishe Gefahr sagt die „National- Liberale Correspondenz“:

Die sozialdemokratishe Bewegung ist in Deutschland unter der Herrschaft des Sozialistengeseßes von der Oberfläche einigermaßen verdrängt worden; für beruhigt wird sie darum ein auch nur flüch- tiger Beobachter doc nicht halten wollen, und wer die Größe der Gefahr zu verkennen geneigt sein sollte, der braucht feine Blicke nur auf andere europäishe Länder zu richten, wo das Gesperst des revolutionären Umsturzes zur Zeit noch weit unheiwmliher umgeht als in Deutschland. Frankreich ist von unaushörlicben Arbeiterunruhen heimgesuht und muß in be- ständiger Sorge vor dem Ausbruch eines großen, durch Erwerbslosig- keit und Aufheßzung entfahten Brandes stehen. In dem so „gemüth- lihen“ Wien ereignen sich Schreckensthaten, welche einen entsetzen- erregenden Cinblick in die Verwilderung der revolutionären Arbeiterbewe- gung gewähren und die Negterung im Interesse der öffentlichen Ordnung zur Verhängung der schärfsten Ausnahmemaßregeln nöthigen. Und sollen wir gar an das Land des Schreckens vor allen andern, an Rußland er- innern, oder an England mit seinen unaufhörliten Agrarmorden und Dynamitexplosionen ? Es sicht rings um uns her noch \{limmer aus als bei uns zu Hause, das ist nicht z1 leugnen. Aber es würde doch von sträfliher Verblendung zeugen, wenn wir uns in Sicherheit ein- wiegen lassen wollten burch die Wahrnehmung, daß es anderswo noch s{limmer ist. Hat doch Hr. von Vollmar, zur Zeit wohl der eigentliche Leiter der deutshen Sozialdemokratie, vor Kurzein in der Dresdener Kammer den offenen Ausspruh gethan: „Wir stehen voll und ganz auf dem Boden der Revolution !* Die revolutionäre Bewegurg, die ganz Europa durczieht und nh bald da, bald dort in Ausbrüchen Luft macht, sollte doch eindringlich mahnen, wie es des Zusammengehens aller erhaltenden Kräfte bedürfe, um unsere Staatt- und Gesellshaftsordnung gegen gewalt- thätigen Umsturz zu {üten, zugleih aber au, wie nothwendig es ist, die Quellen möglichst zu verstopfen, aus denen die Unzufrieden- heit und Aufregung des Arbeiterstandes ihre Nahrung zieht. Gering- {äßig und höhnisch werden noch vielfah alle Bestrebungen be- handelt, zu einer Sozialreform zu gelangen. Leichtfertigkeit und ein unberechtigter Optimismus läßt bei uns noch weite Kreise die soziale Bewegung gleichgültig und unthätig anschauen, im Vertrauen, daß sich all.s schon von selber wieder beruhigen werde. Noch immer wollen viele, auch volksfreundlihe Männer, von einer vorbeugenden Thätigkeit des Staats und der Gesellschaft gegenüber dieser Bewegung nichts wissen. Es scheint fast, als ob wir noch durch eine harte Schule gehzn müßten, ehe wir die ganze Größe der in der sozialen Bewegung enthaltenen Gefahr begriffen haben.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt :

Aus den Interessentenkreisen mehren fich die Stimmen, welche das Bedürfniß einer Reform des Aktiengeseßes anerkennen, wenn auch an Einzelpunkten des bezüglichen Gesehentwurfs mancherlei Ab- änderungen gewünscht werden.

Die Handelskammer zu Mainz hat den fraglihen Gesetzentwurf dahin begutachtet, daß sie sih mit der auf eine durchgreifende Reform des Aktienwesens gerichteten Tendenz des Entwurfes durchaus ein- verstanden erkläre und bei der Bekämpfung einzelner Vorshrifen desselben von dem Gedanken ausçcehe, daß niht durch allzu rigorose Bestimmungen der Unternehmungsgeist lahm gelegt und jede vom wirthschaftliben Standpunkt aus wohl- thätige und nußbringende Kapitalassoziation für die Zukunft in Frage gestellt werde. Jn dem allgemeinen Theile ihrer Bespre- chung stellt die Kammer zwei Anträge, nämli: 1) auf selbständige Feststellung der Vorschriften für die Aktiengesellshaften ohne Ver- weisung auf die Kommanditgesellshaften auf Aktien, und 2) auf Be- traung der Landgerichte bezw. Kammern für Handelssachen an diesen und insbesondere der Vorsißenden dieser Kammern für Handelssachen mit den Funktionen der Handelsgerichte des Handelsgeseßbuches.

Auch die Handelskammer ia Bromberg hat den Gesetzentwurf in durchaus zustimmender Weise begutachtet. .

Der „Magdeburgischen Zeitung“ wird aus Sachsen mitgetheilt :

Von den sächsischen Handels- und Gewerbekammern haben zwei, die zu Dresden und die zu Zittau, si bereits über den neuesten Ent- wurf eines Unfallversicherungs8geseßes {lüssig gemacht und Gutachten abgegeben. Beide Handels- und Gewerbekammern erklären sih im Prinzip mit dem Entwurf einverstanden, insbesondere auch damit, daß den Unternehmern allein die Kosten für die Versiche- rung obliegen sollen, als wofür ein Aequivalent in der Abwäl- zung der Versicherungsklosten für die ersten 13 Wochen auf die Krankenkasse zu erblicken sei. Beide seßen voraus, daß die General- verwaltungskosten, insbesondere auch die der Auszahlung durch die Postkafsen, auf das Reich übernommen werden. Beide endlich bean-

ein Nationalgeschenk zur Verfügung zu stellen.

tragen eine Erweiterung des Kreises der in die Unfallversicherung einzubeziehenden Gewerbe, speziel die Aufnahme der Baugetoerbe,

sammt allen dazu gehörigen Handwerksbetrieben. Die Dresdener Hande!s- und Gewerbekammer au die Landwirthschaft und die Dampfschiffahrt auf Binnengewässern. Zittau hat Bedenken gegen die allzu großen (über _das ganze Reih aus- gedehnten) Berufsgenossenschaften, wünscht jedenfalls das Haupt- gewicht auf die lokalabgegrenzten Sektionen gelegt zu sehen; ferner ist es gegen Entschädigung der Hinterbliebenen eines Arbeiters, der „Vvorsäßlih“ seine Tödtung herbeiführte; desgleichen gegen das Den Berufsgenossenschaften eingeräumte Recht, Vorschriften zur Verhütung von Unglücksfällen zu erlassen. Die obligatorische Versiherung möchte Zittau auf das Maß von 1509 4 jährlichen Arbeitsverdienstes beshränkt wissen. So viel verlautet, wird auch die Leipziger Handels- fammer dieëêmal nit prinzipiell ablehnend, wie gegenüber dem Ent- wurfe von 1881, fich verhalten.

Dem „Dresdener Fournal“ wird aus Chemniß, 6. Februar, berichtet :

Der Verkehr in hiesiger städtischer Sparkasse war im vergan- genen Monat Januar ein sehr erheblicher. E3 wurden in 12 055 Posten 748 731 Á eingezahlt und in 4384 Posten 358 016 # zurüdck- gezahlt. Auch die bezüglich der Sparmarken getroffene Einrichtung findet die leb:ndigste Berußzung, Es wurden im Januar 14 204 Sparmarken à 10 S verkauft,

Der „Hamburger Reform“ wird aus Bremen geschrieben :

In leßter Zeit „wird die Schweinefrage hier vielfa erörtert. Troßdem die Schwcine fabelhaft billig sind, stehen die Schlachter Rüden an Rücken und vertheidigen die ihnen so behaglicen hoHen Fleishpreise, Inzwiscen haben si einzelne intelligente Bürger Hier Schweine schlachten lafsen und erzielen wegen der niedrigen Preise einen raschen Absatz. Ja, es heißt, daß ein Konsortium mit der Ab- sit umgeht, den Schlachtern eine recht wirksame Konkurrenz zu machen. Gut wär's! Scitdem das amerikanische Schweinefleish nicht mehr in Deutschland eingeführt werden darf, haben sich unsere Bauern ungemcin auf die Schweinezudbt gelegt, und die Folgen der Ueber- produktion sind jeßt die billigen Schweinepreise.

i Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt zierzu:

Bei Crlaß des Verbotes spielte bekanntliß der „arme Mann“, dem die hartherzige Regierung die nothwendigsten Lebensmittel ver- theuern wolle, eine hervorragende Rolle in den Organen der Richtung, welcher die „Hamb. Ref." font dient, und nun sind die bösen Agrarier gründlich hereinaefallen, sie haben als Fclze des Verbotes die Ueberproduktion an Schweinen und daher die billigen Shweine- pretje, und leßtere kämen gewiß auch dem „armen Mann“ zu gute, wenn die Schlächter d. h. in diesem Falle die Detaillisten nicht Rücken an Rücken ständen.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 5. Inhalt: Nichtamtliches: Zerstörung einer Eisenbahnbrücke dur einen Wolken- bruch. Pathologishes Institut der Königlichen Thierarzneischule in Berlin. Umitellung von Pferdebahnweichen durch die Zugpferde. Vermischtes: Ober-Landesbaudirektor a. D. Dr. G. Hagen |. Zur Konkurrenz um die Bebauung der Museumsinfel in Berlin. Konkurrenz zur Erbauung eines naturhistorishen Museums in Ham- burg. Bücherschau.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Wodbe vom 27. Januar bis inkl. 2. Februar cr. zur Anmeldung gekommen: (44 e eilingen, 899 Lebendgeborene, 44 Todtgeborene, 547

ervcTauce.

__— Dem Bericht über die Verwaltung und den Stand der Kreis-Kommunal-Angelegenheiten des Kreises Beuthen für die Zeit vom 1. April 1882 bis 31. März 1883, entnehmen wir ia Bezug auf die Stande8amtsthätigkeit: Im Jahre 1882 sind bei den Standesämtern und zwar bei dem Standesamt Beuthen 1189 Geburten, 244 Eheschließungen, 835 Sterbefälle vorgekommen; bei dem Standesamt Königshütte 1532 Geburten, 229 Cheschließungen, 899 Sterbefälle; bei den 10 Standesämtern des platten Landes 3102 Geburten, 500 Eheshließungen, 2162 Sterbefälle. Die Gesammt- summe beträgt 5823 Geburten, 973 Ekeschließungen, 3896 Sterbe- fälle. An Schulgemeinden sind in den ländliwen Ortschaften des Kreises 19 katholische vorhanden; außerdem besteht in Godullahütte eine vom Grafen Schaffgotsh unterhaltene katholische Werkschule und ebenso wird von der \{lesishen Aktiengesellschaft in Lipine eine Werk- \{hule mit simultanem Charakter unterhalten. Ferner besteht in Hubertushütte eine Privatshule und in Scarley eine evangelische Vereins\schule. Die Zakl der Schulkinder im ganzen Kreise, also ein- {ließli der Städte Beuthen und Königshütte, beträgt gegenwärtig 21 134, für welche 257 Klassen und ebensoviel Lehrkcäfte vorhanden sind. Der Viehftand des Kreises weist an Vieh besißenden Haus- baltungen 5418 gegen 4058 im Jahre 1873 auf. Das Staatssteuer- Soll betrug bezw. beträgt pro 1883/84 485087 4 Pro 1883/84 kommen auf den Kopf der Bevölkerung 4,36 #& Staatssteuern gegen 404 M des Vorjahres. Die Zahl der einkommensteuer- pflichtigen Haushaltungen beirägt 639 gegen 599, und die der Tafsensteuerpflihtigen Haushaltungen 23 581 gegen 22 742 dez Vor- jahres. Pro 1883 entfallen auf den Kopf der Bevölkerung 0,10 A6 Provinzialabgaben und 0,20 #4 Landarmenkosten. Ueber den Ge- schäftsverkehr sei bemerkt: An Kreis-Kommunalabgaben wurden Pro 1382/83 eingezogen 21 °%/o der Ginkommen- und Klassensteuer, sowie 105 9% der Grund-, Gebäude- :1nd Gewerbesteuer aus Klasse A1 auf dem Lande. Der Königliche Fiskus ist mit der Grund- und Ge- bäudesteuer um die Hälfte desjenigen Prozentsaßes höher herangezogen worden, mit welchem die Klassen- und Einkommensteuer belegt war. Die Einnahme der Krcis-Kommunalkasse beträgt 135 640,70 4, die Ausgabe 111 072,85 #, mithin Bestand 24 567,85 4 Die Einnahme der Kreischaussec-Unterhaltungskasse betrug 16 275,08 (4, die Ausgabe ebensoviel. Jn der Kreis-Sparkasse waren ult. März 1883 2437 031,03 An Sparkassenbüchern waren ult. März im Umlauf 4609 Stück, Der Schuldenstand des Kreises belief sih ult. März 1883 auf 311 823,70 M Der Etat der Kreis-Kommunalkasse für das Jahr 1883/84 {ließt in Einnahme und Ausgabe mit 120 090 4, an Kreisabgaben werden eins{ließlich sämmtlicher auf den Kreis repartirter Proviaziallasten 94 000 M erboben, welche mit 18 % der Einkommen- und Klassen- steuer, sowie mit 9 °/% der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer aus Klasse A T auf dem Lande zur Ausschreibung gekommen sind.

Die Beiträge zur Statistik des Großherzogthums Hessen, herausgegeben von der Großherzoglihen Centralfstelle für die Landessftatistik, 24. Band, 1. Heft, geben eine Uebersicht üker den Flächengehalt des Großherzogthums Hessen. Seit Veröffentlihung der nah dem Stand des Haupt - Centralkatasters für 1870 bearbei- teten Uebersicht der Arealverhältnisse des Großherzogthums, im 13, Band der Beiträge, haken sich durch das Vorschreiten der Ka- tastervermessungen, durch Kulturveränderungen, dur Bildung neuer Gemarkungen 2c. zahlreiche Abweichungen vön den in jener Uebersicht enthaltenen Arealgrößen ergeben, in Folge deren bei einer großen Anzahl von Gemarkungen, entweder in Beziehung auf das Gesammt- areal derselben oder in Beziehung auf die Flächengröße einzelner na der Kulturart ?c. bekannter Bestandtheile derselben, Berichtigungen erfolgt sind. So lange die Vermessung sämmtliher Gemarkungen zum Zweck des Katasters noch nicht vollständig stattgefunden hat, läßt sich der Flächengehalt des ganzen kleineren Bezirkes nicht mit voller Genauigkeit angeben, Die Flächengehalte, wie sie im Haupt-Centrak- kataster nach dessen Stand für 1881/82 aufgenommen sind, geben

folgende Summen für die Kreise und Provinzen, sowie das Groß- herzogthum :