1884 / 46 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

E C R O; D T t E M im

Werkverdingungsverträge. Zweite Berathung des Gesehß- entwurfs, betreffend die Bestimmung des Zinsfußes für die uy einzelnen Geseßen auszugebenden Staatsshuldverschrei- ungen.

«In der heutigen Handelsregister - Beilage wird Nr. 8 der Zeichenregister-Bekanntmachungen veröffentlicht.

Nichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 22. Februar. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Vormittag 111/25 Uhr Herrn von Riepenhausen und nahm so- dann militärishe Meldungen entgegen.

Abends wohnten Fhre Kaiserlihen und König- lihen Hoheiten der Kronprinz und die Kron- prinzessin mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria dem Ball im Königlihen Schlosse bei.

Nach einem hier eingegangenen Telegramm is Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrih an Bord S. M. S. „Olga gestern glücklich in Plymouth eingetroffen.

Zu der gestrigen Bollfestlihkeit im König- lihen Schlosse ershienen unter Vortritt des großen Dienstes um 9 Uhr Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöhstwelher Jhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin führten; als zweites Paar folgte Se. Kaiserlihe und Königlihe Hoheit der Kronprinz mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Christian zu Schleswig- Holstein, Prinzessin von Großbritannien und Frland. Höchstdenselben reihten Sich die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und die hier anwesenden fremden Prinzen an.

Nachdem Se. Majestät die Gesellschaft begrüßt hatten, hielten Allerhöchstdieselben einen Cercle , wobei Se. Majestät Sich zunächst mit den Gemahlinnen der am Kaiser- lihen Hofe beglaubigten Botschaster unterhielten. -Jhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin bewill- kommnete inzwishen die landsässigen Fürstinnen, an deren Spitze die Gräfin zu Stolberg-Wernigerode stand.

Der Ball wurde mit einem Walzer eröffnet. Fhre König-

liche Hoheit die Prinzessin Wilhelm betheiligte Sih nur an Françaisen, die anderen jüngeren Prinzessinnen auch an den Rundtänzen. Zum ersten Contretanz führte Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm Fhre Königliche Hoheit die Erbprin- zessin von Sachsen-Meiningen, zum zweiten Jhre Durchlaucht die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern ; gegenüber tanzte das erste Mal Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Baden mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm und beim folgenden Tanze Se. Durchlaucht der Prinz Heinrih XVII. Reuß mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein. “- Um 11 Uhr wurde der Ball durch ein Souper unter- brochen, welches die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften mit den vornehmsten Gästen in dem Rittersaal, die anderen Anwesenden in den benachbarten Paradekammern und in den Altdeutshen Kammern einnahmen.

Jn der unter dem Vorsiß des Staats-Ministers von Boetticher am 21. Februar abgehaltenen Plenarsißung des Bundesraths wurde der Antrag, betreffend die Vergütung für Transport der Postsendungen auf der im Fürstenthum Schaumburg-Lippe erbauten Strecke der Hannover-Mindener Eisenbahn, wegen inzwischen eingetretener Erledigung def- selben zurückgezogen. Den zuständigen Ausschüssen wurden zur Vorberathung überwiesen : der Entwurf eines Gesetzes über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren, sowie der Antrag, betreffend die Abänderung des Etats der Zollverwaltungskosten für das Königreih Bayern. Hinsihtlich der in Aussicht stehenden Geseßentwürfe, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen von Angehörigen des Reichsheeres und der Kaiserlihen Marine, und betreffend die Abänderung des Militärpensionsgeseßes vom 27. Juni 1871 und die Abände- rung des Reichsbeamtengeseßes, wurde beschlossen, die- selben sofort nah deren Drucklegung an die zustän- igen Ausschüsse zur Vorberathung zu überweisen. Der Vorsißende theilte der Versammlung mit, daß die am 7. März 1880 zu Wien unterzeichnete, unter dem 12. April 1880 dem Reichstage vorgelegte Revidirte Elbschisffahrtsakte nebst Schluß- protokoll, welche in der damaligen Session nicht zur verfas- sungsmäßigen Beschlußnahme gelangt ist, in Folge einer zwischen den vertragschließenden Regierungen stattgehabten Verständigung in umgeänderter Gestalt abermals den zur verfassungsmäßigen Zustimmung berufenen Vertretungen der betheiligten Länder werde vorgelegt werden. Nach einer weiteren Mittheilung des Vorsißenden is aus den Berathungen zweier, in den Jahren 1882 und 1883 zu Paris unter Theilnahme deutscher Delegirter abgehaltenen internationalen Konferenzen zur Berathung der Frage des Schutzes der unterseeischen Kabel der Entwurf einer Konvention hervorgegangen, welcher beizutreten die Reichsverwaltung sich bereit erklärt hat. Die Vorlage des Vertrages an den Bundesrath bleibt bis nach erfolgter Unterzeihnung desselben vorbehalten. Ablehnend beschieden wurden Eingaben, betreffend die Zolltarifi- kung von Teppichen; die Abstandnahme von Einführun eines Eingangszolles auf Mineral-Schmieröle; die Rück- erstattung von Zoll für Talg. Der von dem Reichstage in der Plenarsißung vom 1. September 1883 angenommen: n Res solution, betressend die Ermäßigung des Zolles auf Kakao in Bohnen, gab die Versammlung keine Folge und erachtete durch diese Beschlußfassung die dieserhalb vorgelegten Eingaben für erledigt; in Betreff einer dieser Eingaben wurde dem Reichskanzler gleichzeitig zur Erwägung gestellt, ob es nicht angezeigt sein möchte, den Eingangszoll für Kakao in gebrannten Bohnen angemessen zu erhöhen. Mit dem Abschlusse eines Vertrages mit Belgien wegen gegen- seitiger Bestrafung der von Angehörigen des einen Theils auf dem Gebiete des anderen Theils begangenen Forst-, Feld-, Fischerei- und Jagdfrevel erklärte sih die Versammlung ein- verstanden. Auch ertheilte dieselbe zu dem Abschluß einer

der in der Nähe der Grenze wohnhaften Medizinalpersonen ur Praxis, sowie dem von dem Reichstage in der Plenar- l vom 31. Januar v. J. angenommenen Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Stimmzettel für öffentlihe Wahlen, die Zustimmung.

Die vereinigten Ausshüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen traten heute zu einer Sißung zusammen.

Die Uebersicht der Geschäftsthätigkeit des Deutschen Reichstages in dea Sessionen 1! (27. April 1882 bis 12. Juni 1883) und IIl (29. August bis 1. Sep- tember 1883) ist erschienen. Diese, von dem Bureau- Direktor des Reichstages, Geheimen Rehnungs-Rath Kna, sorgfältig bearbeitete und zweckmäßig geordnete Zusammen- stellung weist ¿n Kürze alle Vorlagen, die im Reichstage berathen worden sind, sowie die dazu gestellten Abänderungs- anträge und den Tag der Berathung im Plenum na, unter Hinweis auf die Seiten der stenographischen Berichte, die Namen der Redner und die Art der Erledigung.

Der S@hlußbericht über die gestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten befindet sfich in der Ersten Beilage.

Nach Mittheilungen aus Ungarn hat die Direktion der Königlih ungarischen Staatseisenbahnen zu Budapesst bis zum 8. März d. J. eine Submission auf Lieferung von Förderkohlen für Lokomotiv-Heizung und zwar von 37 000 t Steinkohlen oder 74000 t Braunkohlen für das Jahr 1884/85 (vom 1. Juli an) event. auch der gleichen Menge jährlich bis Ende Februar 1887 ausgeschrieben.

Die Offerten sind an die finanzielle Sektion der oben- bezeichneten Direktion zu senden.

Die näheren Bedingungen liegen in unserer Expedition zur Einsicht aus,

Die Anweisung einer Forderung über 150 46 und darüber an einen Anderen Behufs Erhebung für seine eigene Rechnung (Assfignation), sowie die Annahme der Anweisung Seitens des Assignaten müssen im Geltungsbereiche des preu- bischen Allgemeinen Landrechts \{riftlich erfolgen. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, IV. Civil: senat, durch Urtheil vom 22, November v. J. ausgesprochen, daß die schriftlihe Annahme einer nur mündlih ertheilten Anweisung genügt, um den Assignaten dem Assignatar gegenüber zu verpflichten. Diese shriftlihe Beurkundung der Annahme aber kann nicht durch die Ausstellung eines neuen Schuldscheins Seitens des Assignaten für den Assignatar, in welchem der Anweisung und der Annahme gar keine Er- wähnung geschieht, erseßt werden.

Die Einstellung der Rekruten der Marine hat stattzufinden: a. beim See-Bataillon und den Matrosen-Artillerie- abtheilungen am 5. November d. J., b. bei den Matrosen- und Werstdivisionen am 1. und 2, Februar 1885. c. Die Ein- stellung der Dekonomiehandwerker erfolgt bei sämmtlichen Marinetheilen am 1. Oktober d. J.

S. M. S. „Olga“, 10 Geshüße, Kommdt. Korv.- Kapt. Freiherr von Seckendorff, ist am 21. Februar cr. in Plymouth eingetroffen nd beabsichtigt am 6, März cr. die Heimreise fortzuseßen.

S. M. Kbt. „Hyäne“ 4 Geschütze, Kommdt. Kpt.-Lt. Geiseler, ist am 1. Dezember pr. von Apia nah Saluafata in See gegangen.

Bayern. München, 21. Februar. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe hat heute den Antrag des Aba, Keppler, beireNend die Beschränltung der: Ver- ehelihungsfreiheit, an einen Ausshuß verwiesen und den Antrag des Abg. von Soden, betreffend eine größere Vertretung der Landwirthe im Eisenbahnrath, mit großer Majorität abgelehnt. Das Gesetz, betreffend die Aus- führung des Reichsgeseßes über die Krankenversicherung der Arbeiter, wurde einstimmig angenommen.

Sachsen, Dresden, 21. Februar. (Dr. J.) Die Zweite Kammer bewilligte in ihrer heutigen Sitzung die Einnahmen und Ausgaben der Staatseisenbahnen unverändert nah der Regierungsvorlage. Jn der mehr- stündigen Debatte wurden von einer großen Anzahl Ab- geordneter verschiedene, zum großen Theil lokale Wünsche ausgesprochen, deren Erwägung und thunlihste Berük- sihtigung von dem Staats-Minister Frhrn. von Könneriß zugesagt wurde. Gegenüber dem Abg. von Vollmar, welcher in einer längeren Rede die nah seiner Ansicht zu niedrige Entlohnung der Unterbeamten und Arbeiter bei zu langer Arbeitszeit sowie die Einziehung einer großen Anzahl von Stellen beklagte, wies der Minister nah, daß die Löhne der Beamten und Arbeiter keineswegs den von der Privat- industrie und den angrenzenden CEisenbahnverwaltungen ge- zahlten nachständen, vielmehr im Allgemeinen höher seien, und daß Stellen nur aus Anlaß von Betriebsänderungen einge- zogen worden seien, davon abgesehen aber die Stellenzahl stetig gewachsen sei.

21. Februar. (W. T. B.) Bei Genehmigung des Etats der sächsishen Staatsbahnen wurde von der Zweiten Kammer gleichzeitig der Antrag der Regierung angenommen, die preußischen Gütertarifsäße und zwar sowohl die Streckensäße als auch die Expeditionsgebühren, leßtere nah den westlihen preußishen Staatsbahnen, vom 1. April 1884 an auf den sächsishen Staatsbahnen ein- zuführen,

Baden. Karlsruhe, 21. Februar. (W. T. B.) Jn der Zweiten Kammer erklärte heute der Ministerial-Direktor Eisenlohr gelegentlich der Debatte über die Wein- fälshung, daß sih beim Bundesrath ein Geset, be- züglih der Präzisirung der erlaubten und der strafbaren Ma- “e orre bei der Weinverbesserung, in Vorbereitung

efinde.

Hamburg, 21. Februar. (Hamb. Corr.) Der bürger- schaftlihe Aus\chuß, dem der auf Ratifikation der Verträge mit der Königlih preußischen Regierung wegen des Ueberganges im hamburgishen Gebiete be- legener Eisenbahnstreden in das Eigenthum oder in den Betrieb und die Verwaltung der Königlic preußischen Regierung abzielende Senatsantrag zur PLUfUng Uberivieien 1 at dur M W. : Qui- richsen Bericht erstattet und empfiehlt die Genehmigung der Senatsvorlage. Darüber, daß es für den Senat bei der be- kannten Sachlage angezeigt war, die Gelegenheit zu benutzen,

Uebereinkunft mit der Schweiz wegen gegenseitiger Zulassung | um für den Fall der Verstaatlihung der Berlin-Hamburger

Eisenbahn mit der preußischen Regierung eine den lokalen An- forderungen und dem allgemeinen Verkehrsinteresse entsprehende Regelung der in Betracht kommenden Hamburgischen Bahnver- hältnisse zu erstreben, herrschte im Auss{huß Einverständniß. Ebenso darüber, daß ein eigener Staatsbetrieb der wenig umfang- reihen Hamburgischen Eisenbahnen si zur Zeit nicht empfehle, daß dagegen die Sicherung der selbständigen Verwaltung der Quai- und Hafengeleise für Hamburg wie für den Verkehr im Allgemeinen unerläßlich sei, sowie daß sih ein Verkauf der Hamburg-Altonaer Verbindungsbahn von selbst verbiete. Da- gegen fand die Meinung Ausdruck, daß es vielleiht mit Rücksicht auf den außerordentlichen Werth, welchen der Besiß der Bahnhofs- anlagen und des seinerzeit dafür ausgewiesenen Areals jederzeit für Hamburg habe, rationeller gewesen wäre, diesen Theil wie bisher zu einer festen Summe zu verpachten und nit bei dem im Uebrigen einer Verpachtung vorzuziehenden Verkauf der Ham- burg-Bergedorfer Bahn miteinzuschließen; umsomehr, als man sih im Allgemeinen der Ueberzeugung nicht verschließen konnte, daß der im Vertrage stipulirte Kaufpreis für die Gesammt- anlage u. w. d. a. weder dem effektiven Werth des Objekts entspriht, noch ein genügendes Aequivalent für die bisher daraus gezogene Rente bietet. Es mußte der Aus\{chuß jedoch zugestehen, daß die diesseitige Regierung, wollte sie zu einer freundschaftlichen Verständigung -mit Preußen gelangen, nah Lage der Verhältnisse zu Opfern gezwungen sein würde. ..

Der Ausschuß glaubte auch betonen zu müssen, daß die finanziellen Opfer sowie die weitgehenden Verzihhte und Zuge- ständnisse, welche die Verträge Hamburg auferlegen, nur ge- bracht werden in dem Vertrauen, dadur von Preußen mindestens das Maß von Berüdlsichtigung zu erlangen, welches die Stellung Hamburgs als erster deutsher Handels- und Hafenplaß und zuglei als hervorragender kontinentaler Welthandelsplaß zur Bewahrung seiner Stellung und besten Erfüllung seiner Auf- gabe verlangt. Sichern auch die vielfah glücklihe Gemeinsamkeit des lokalen Fnteresses mit den allgemeinen vaterländischen nteressen im Eisenbahnverkehr, sowie die dem Verkehr dienende bedeutende Wasserstraße Hamburg gegen dauernde Beein- trächtigung, fo bedauert der Ausschuß doch die ungenügende Gewähr für die rihtige Würdigung und jederzeitige Be- rückdsichtigung der in Frage stehenden bedeutenden Jnteressen in den Verträgen selbst.

Wenn der Auss{huß daher die Annahme der Verträge so wie sie geschlossen, dennoch empfiehlt, so leitet ihn dabei die Ueberzeugung, daß die preußische Eisenbahnpolitik ihre Aufgabe und ihren Zweck hauptsächlih, wenn nicht gus\cließ- lih in der Förderung der Wohlfahrt des ganzen Reiches suchen will und soll und dabei eine gebührende Rücksicht- nahme auf die großen Jnteressen des ersten deutshen Handels- plaßyes, der zweitgrößten Stadt im Reiche, von der Einsicht und Bundesfreundlichkeil der leitenden Organe wohl erwartet werden darf.

Sdließlich wird erwähnt, daß eine ganze Reihe von Detailfragen, beispielsweise die in Betracht kommenden Deich- verhältnisse, die Kommunalbesteuerung in Bergedorf, ver- schiedene bestehende lokale Verkehrsverhältnisse, die Rechts- verhältnisse der Prioritätsgläubiger 2c. den Ausschuß beschäftigt haben, auch mit den Senatskommisfsaren erörtert sind und, soweit dies erforderlich, bei den nothwendigen Ausführungs- verhandlungen unzweifelhaft werden spezieller berüdcksichtigt werden. Diese Details berühren jedoch direkt den Jnhalt der Verträge wenig und können auch die Entscheidung über diese nicht beeinflussen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, „20. Februar. (Prag, Ztg.) Der Justizaus\{chuß nahm Hie Vorlage, betreffend die Konsulargerichtsbarkeit in Tunis, unverändert an. Der Gewerbeausschuß erledigte mehrere Para- graphen der Gewerbeordnung und nahm zu §8. 78, betr. die Lohnzahlungen, den vom Abg. Bilinski beantragten Zusatz an: Die Auszahlung der Löhne in Wirthshäusern und Schank- Lokalitäten ist untersagt. Der Wasserstraßenausschuß beendigte die Expertise über den Donau:Elbvekanal. Der Experte Delwein betonte, daß die Projekte für den Donau - Elbekanal und Donau - Odexrkanal gleichwerthig Jen InSbeonDee 0 leren ur 0E QIDoros visionirung von Wien außerordentlich wichtig, Der Budgetausschuß erledigte das Kapitel „Direkte Steuern“, mehrere Posten des Acerbau:-Etats, die Budgettitel „Münzwesen“, „Verwaltung der Staatsschuld“ und „Abgaben vom Verschleiß gebrannter geistiger Getränke“ und nahm un- verändert das Uebereinkommen mit der Landesvertretung von Kärnthen an. Fm Laufe der Steuerdebatte theilte die Nes gierung mit, daß betreffs der Entschädigung der Gemeinden für die Steuereinhebung ein Geseßentwurf vorbereitet werde. Die Daten über Grundsteuerregulirung werden demnächst dem Hause vorgelegt werden.

(Wien. Ztg.) Der Ausschuß für die Reform der Branntweinsteuer beendete in seiner am 18. d. M. ab- gehaltenen Sißung die Generaldebatte über die Branntwein- steuer-Vorlage und beschloß, auf Antrag des Abg. Dr. Menger, die Negierung zu ersuchen, dem Ausschusse vorzulegen : 1) eine Zusammenstellung der Höhe der Spritbesteuerung, der wi tigsten Modalitäten derselben, der Steuerrückexsäße, des Ex- und Jwportes von Deutschland, Ztalien, Frankreih und Groß- britannien ; 2) eine Zusammenstellung des Jmportes von ODesterreih-Ungarn sowie des Exportes aus Oesterreich.

Pest, 20. Februar. (Prag. Ztg.) Das Oberhaus hat das Budget in der General- und Spezialdebatte ange- nommen. :

Jm Unterhause wurde der Handelsvertrag mit Frankreich vorgelegt und den Volkswirthschaftsauss{huß zu- gewiesen.

GroßFßbritannien und Jrland. London, 21. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißzung des Unterhauses verlas der Sprecher ein Schreiben Bradlaughs, worin derselbe sih verpflichtet, keinen Versuh zum Einnehmen seines Sigßes im Hause zu machen, bis die Gerichte darüber ent- schieden hätten, ob die jüngst von ihm bewirkte Eides- leistung eine legale sei. Northcote beantragte die Er- neuerung der am 11. d. M. beschlossenen Resolutionen, durch welhe Bradlaugh von der Eidesleistung und bis dahin, wo er versprohen haben werde, die Verhand- lungen des Hauses nicht zu stören, auch vom Hause ausgeschlossen werden solle. Der Premier Gladstone bekämpfte den Antrag Northcote's; der Deputirte Pease stellte die Vorfrage. Letztere wurde mit 226 gegen 173 Stim- men verworfen und der Antrag Northcote’'s angenommen. Bradlaugh wurde sodann aufgefordert, sich zurückzuziehen, und that dies, indem er gegen die Verfolgung, der er ausge?

setzt und die in Ungeseßlichkeit ausgeartet sei, Verwahrung einlegte. Der Unter-Staatssekretär Lord Fißmaurice er- flärte auf eine bezüglihe Anfrage: der Botschafter Lord Dufferin in Konstantinopel sei beauftragt worden, die Pforte darauf aufmerksam zu machen, daß die in der Rege- lung der Differenz wegen des griehischen Patriarchats eingetretene Verzögerung für die Türkei in politischer Be- ziehung von keinem Vortheil sei.

Jm Oberhause fand die Spezialdebatte über die Vieh- einfuhr-Bill statt, Es wurden mehrere vom Herzog von Richmond beantragte, von den Vertretern der Regierung aber bekämpfte Amendements angenommen. Durch diese Amende- ments wird das Vieheinfuhrverbot obligatorish, wenn die Regierung nicht der Ueberzeugung ist, daß das betreffende Land seuchenfrei sei und daß die Sanitätsgeseßze Viehseuchen verhindern. Ebenso wird der Bill durch die Amendements statt einer auf 2 Jahre beschränkten Gültigkeit permanente Gültigkeit verliehen.

Frankreih. Paris, 21. Februar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat die Wahl des für das Arron- dissement Lodève gewählten Deputirten Galtier für gültig erklärt. Zum Bau einer Eisenbahn von Dakar nach St. Louis am Senegal wurde von der Kammer ein Kredit von 5 Millionen Franken bewilligt.

Gutem Vernehmen nach wird das Ministerium, um das Gleihgewiht im Budget zu erhalten, bei der Kammer den Aufschub desjenigen Theils des Bertschen Gesetz- entwurfs beantragen, durch welchen die Gehalte der Lehrer erhöht werden.

(Köln. Ztg.) Die im MarinezMinisterium aus Tongking eingetroffenen Depeschen vom 18. Februar melden die Ankunft fast aller Verstärkungen: 5000 Mann und 2 Batterieen. Vor Ende des Monats wird mit „Cholon“ und „Sartine“ der Rest der Verstärkungen crwartet. Diese neuen Streitkräfte werden als vollkommen ausreichend zur Beendigung des Feldzuges in Tongking unter General Millot bezeichnet. Der „Bien-hoa“ tritt heute von Toulon die regel- mäßige Fahrt nah Cochinhina und Tongking an; er nimmt zwei Kanonenboote vom System Farcy für den Nothen Fluß mit.

Seatien, Hom, 21. Februar (V. T. B) Die Deputirtenkammer bericth heute den Geseyßentwurf, betreffend die Reorganisation des höheren Unter- rihts. Zu dem von der Lehrfreiheit der Professoren han- delnden Artikel waren mehrere Amendements eingebracht worden ; von der Kammer wurde indeß die von Marlini be- antragte einfahe Tagesordnung, welcher das sih mit dem Unterrichts-Minister für solidarish erklärende Ministerium zu- gestimmt hatte, in namentliher Abstimmung mit 122 gegen 86 Stimmen angenommen. Jm Hause waren nur 211 De- putirte anwesend.

Der „Osservatore Romano“ veröffentliht den Wort- laut des Urtheils des Kassationshofes vom 29. v. M. it Sachen der Güler der Congregation de pPropa- ganda fide.

Türkei. Konstantinopel, 20. Februar. (Presse.) Die Pforte erklärte in Bezug auf den Konflift mit dem ökumenischen Patriarchen, daß sie bereit sei, den neuen Berat genau nach der Art der bisherigen auszustellen ; doch erwiderte hierauf die Synode, daß sie auch die „Aufrechterhal- tung des bisherigen Standes der Dinge“ zugeben müsse, da sonst der Ernennungs-Berat ungenügend sei. (Presse.) Die

Serbien. Belgrad, 20. Februar. Entscheidung über die Beseßung des Unterrichts-Mini- steriums erfolgt ers nach der Ankunft des Gesandten am italienischen Hofe, Viilan Kujundgic. Die früheren Minister wurden heute vom König in Abschiedsaudienz empfangen.

21 erar. (W. L. B) Dae K ontg bat dem Kriegs -Minister Petrovic für dessen Verdienste bei der Reorganisation der Armee, bei der Förderung der Disziplin unter den Truppen und bei der Bewältigung des Aufstandes seinen Dank in einem eigenhändigen Handschreiben aus- gesprochen und demselben zugleih den Takowo-Orden erster Klasse mit Schwertern verliehen.

Amerita. New-)orl, 20, Februar. (Œ. L. B) Im Süden und SUdosten der Vereinigten Staaten hat gestern Abend ein Wirbelsturm gewüthet und sehr großen Schaden angerichtet, namentlich in Georgia, Ala- bama, Nord-Carolina und Süd-Carolina. Eine er- hebliche Anzahl Menschen ist theils getödtet, theils {wer ver- leßt und zahlreihe Gebäude sind zerstört worden. Die Leichen einiger Verunglückten sind vom Sturm auf weite Strecken fortgeführt worden. Jm Thale des Ohio hat das Un- wetter die Leiden der Opfer der leßten Uebershwem- mungen bedeutend erhöht; man fürchtet, daß viele Personen umgekommen sind.

21. Februar. (W. T. V) Weileve hier einges gangene Nachrichten üver den Tornado, welcher in den Südstaaten gewüthet hat, bestätigen die gestrigen Meldungen vollständig. Die von dem Wirbelsturm heimgesuchten Distrikte sind gänzlich verwüstet, einige kleine Städte in Trümmer gelegt, viele Personen durh die einstürzenden Häuser oder herum- fliegenden - Mauerstücke getödtet, andere durch den Sturm auf- gehoben und zershmettert worden. Leichen von Männern, Frauen und Kindern werden in entseßlih verstümmeltem Zu- stande aufgefunden. Nah dem Journal „Sun“ dürste die Zahl der Verunglückten 300 bis 400 betragen und gegen 5000 Gebäude zerstört sein. Der angerichtete Schaden wird auf eine Million Doll. geschäßt.

Afrika. Egypten. Suakim, 21. Februar, Vorm. (W. T. B) General Graham wird heute Abend hier erwartet. Die Streitkräfte der Expedition werden sodann, mit Ausnahme der von Aden noch erwar- teten Truppen und der Marine-Fnfanterie von Malta, welche morgen Abend eintreffen sollen, vollständig hier vereinigt sein. Die Ausschiffung derselben erfolgt am Sonnabend; der Marsch auf Tokar wird am Sonntag angetreten.

21. Februar. (W. T. B.) Das englische Kriegs- \chiff „Ranger“ ist beute von Trinkitat hier angekommen und berichtet: bei der Abfahrt scien auf das Schiff von den Au fständischen einige Schüsse abgegeben worden. Die Aufständischen zeigten sich heute auch auf der Ostseite von Suakim; etwa 30 Mann, welche sich der Stadt näherten, wurden von dem Obersten Burnaby mit einer Abtheilung Abyssinier ras verseucht. i _ Das Transports\chiff „Neera“ mit den Mann- shasten des 19. Husarenregiments ist etwa 20 englische

Meilen von hier gestrandet; die Mannschaften werden vom „Retriever“ an Bord genommen: und das Schiff von dem Torpedoschiff „Hecla“ bewacht.

__ Alerandrien, 21. Februar. (W. T. B.) Buller, Stewart und die anderen englishen Offiziere sind heute früh mit dem „Helikon“ hier angekommen und mit einem Expreßzuge alsbald nah Suez weitergereist, von wo sie morgen mittels besonderen Dampfers nah Suakim abgehen werden.

Zeitungsstimmen.

__ Die „Berliner Politishen Na hrichten“ regi- ltriren einen neuen Beweis für die von den Freihändlern hartnäckig bestrittene Thatsache, daß das nah Deutschland importirende Ausland den Zoll zu tragen habe, und sie hoffen, daß dieser neue Beleg um so mehr Eindruck machen werde, als er gerade von nah Deutschland importirenden Aus- ländern herrührt. Die „B. P. N.“ führen zu diesem Zweck Folgendes aus :

__ „Vor kurzer Zeit befanden sich die Zwirnereien und Näbfaden- fabriken in einem heftigen Konkurrenzkampfe miteinander. Die eng- lischen Fabrikanten {lossen ein Uebereinkommen untereinander ab, wonach die Preise derartig erhöht werden sollten, daß ein von ihnen bemessener Nutzen übrig bliebe. Sie versuchten dann, die deutschen Fabrikanten zum Beitritt zu diesem Uebereinkommen zu bewegen, und aus dem in dieser Angelegenheit geführten und uns vorliegenden Briefwecbsel werden wir Einiges zitiren, was ih auf die Zollfrage bezieht und vollständige Klarheit darüber giebt.

Die englishe Firma I. u. P. Coats in Paisley, welche die Verhandlungen für die übrigen englishen Firmen führte, {rieb an eine der bedeutendsten deutshen Firmen und sagte in dem Briefe u. A.:

„Da wir während einer ganzen Reibe von Jahren in einer Anzahl Märkten unterboten wurden, fo bes{lossen wir vor einiger Zeit, folcher Konkurrenz dadur zu begegnen, daß wir die besten Absatgebiete der betreffenden Fabrikanten auswählten und in den- selben ftark unterverkauften. Wenn die betreffenden Fabrikanten ihre Preise dann zu den unsrigen ermäßigten, so gingen wir weiter herunter, und auf diese Weise wurden die Preise in einer Anzahl von Märkten weit unter die Herstellungskosten gedrückt.“

Die Engländer verlangen dann zunächst, daß die deute Fabrik ihre Preise, unter Zusblag von Fracht und Zoll, ebenso hoch stelle, wie die des englischen Kartells, worauf die deutshe Fabrik erwidert :

„Fracht und Zoll für Deutschland zuzuschlagen, vermögen wir wegen verschiedener, besonders aber der Elsässer Konkurrenz nicht, und müssen Deutschland doch zunächst als dem Deutschen zustehend annehmen,

Da die deutsche Firma auch von anderen englischen Firmen noch Auskunft über das betreffende Uebereinkommen verlangte, so kam U. L que ein Schreiben der Firma Clark u. Co., Paisley, an, worin es htey :

„Wir bezwecken damit uns zu vergewissern, ob Sie gesonnen sind, Ihre Preise auf gleihe Höhe mit unseren, Fracht und Zoll zugeschlagen, zu stellen, so daß wir dadur im Stande sein könn- ten, mit Ihnen unter gleichen Bedingungen in Deutschland und anderswo zu konkurriren.“

Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen heißt es in cinem Briefe von I. u. P. Coats, Paisley:

E . wenn die deutschen Fabrikanten angreifend gegen ihre englischen Konkurrenten handeln, werden sehr niedrige Preise in Deutschland das Resultat sein, was immer der Verlust für die englischen Fabrikanten sein möge, selbs wenn der Zoll zweimal so hoch wäre als er jeßt ist" ferner „wenn Sie anderseits die englischen Fabrikanten in irgend einem fremden Lande unterbieten, so können Sie sich als vernünftige Männer und Geshäftsmänner niht wundern oder beeinträchtigt sühlen, wenn diese dagegen unter Ihren Preisen in Deutschland verkaufen, was immer Ihre Preise in Deutschland scin mögen und was geschehen müßte von einem in Deutschland zu errihtenden Lager und in deutsher Währung, um die Wiederausfuhr der Waaren zu verhindern.“

Aus diesem Stadium der Unterhandlung liegt noch ein Brief von I. u. P. Coats, Paisley, an einen deutschen Kunden vor, worin sie anfragen, ob er eine beifolgende Offerte anzunehmen geneigt sei,

«Wenn wir uns verpflichten, Ihnen dieselben 1,50 (A unter dem dem Preise des . . , . (deutschen) Fabrikats franko Cöln zu liefern.

Zahlung in 4 Monaten. Skontosätze genau, wie Sie solche von .

haben. Sollten Leßtere reduziren, so würden wir dies in dem-

selben Verhältniß thun.“

Endlich die leßte Erklärung der Firma J. u. P. Coats, welche folgendermaßen lautet:

„Wenn die hauptsächlihen deutschen Fabrikanten fortfahren, unter unseren Preisen zu verkaufen, so werden wir in Deutschland noch billiger verkaufen und die Herren Clark u. Co. so gut als wir sind fest entschlossen, dies zu thun, gleihviel was es kosten möge, bis wir unseren Zweck erreicht haben werden.“

Wer zahlt nun den Zoll der englischen Waare, der englische Jm- porteur oder der deutshe Käufer ?*

__— Ueber die in England zu Gunsten der einheimischen Viehzucht ergriffenen Schuzmaßregeln {reibt die „Répu- blique rancate“ vom 11. d. M

Die Debatten, welhe am vergangenen Freitag im englischen Parlament über den Import lebenden Viehes stattgefunden haben, bieten das besondere Interesse, daß man aus denselben erkennen kann, wie unsere Nachbaren den Doktrinen des Freihandels mit einem Male den Rücken zukehren.

Um die einheimische Rindviehzucht zu begünstigen, verlangen sie glatt und einfah, daß der Import lebender Thiere verboten werde, und da sie niht das Motiv dieses Wunsches einzugestehen wagen, so haben sie einen Vorwand gefunden: die Nothwendigkeit, den Vieh- seuchen ein Ende zu machen.

Ihren Angaben nah wäre die Viechseuche im Vereinigten König- reiche eine unbekannte Sache, wenn nicht das fremdländishe Vieh dieselbe von Zeit zu Zeit einshleppte. Also, das Uebel muß an der Wurzel abgeschnitten werden, und das {eint der „Times“ um so leichter, als England, um sihch das für seine Konsumtion nöthige Fleishquantum zu verschaffen, nicht nöthig hat, aus dem Auslande lebendes Vieh kommen zu lassen. Es kann, sagt das Blatt, dem leßteren den Zutritt ganz versagen und auf diese Weise seine Thore der Viehseuche verschließen, ohne daß der Konsument darunter zu leiden hâtte, oder daß die der Konsumtion zu Gebote stehende Quantität verringert würde.

Im Unterhause haben die Mrs. Dukham uud Chaplain, die die Ansicht der „Times“ theilen, das vollständige Einfuhrverbot gegen lebendes Vieh verlangt; aber die Regieruna hat dur den Mund des Mr. Dodson erklärt, daß die gegen den Jmport kranker Thiere er- griffenen Maßregeln zur Zeit ausreichend seien; daß die Einfuhr französischen Viehes gänzlich verboten ist seit dem Jahre 1878, und daß die Vereinigten Staaten, Deutschland und Holland benachrihtigt worden sind, daß die nämliche Maßregel gegen sie an dem Tage er- arien werden würde, wo sie nah England kranke Thiere \{icken würden.

Diese Erklärung hat die Majorität im Unterhause befriedigt, und dieselbe hat mit 251 Stimmen gegen 200 sih auf den Stand- punkt der Regierung gestellt. Und jeßt können Holland, Deutsh- land und die Vereinigten Staaten nur hübsch aufpassen, denn die englischen Viehzüchter sind entshlossen, Shußmaßregeln zu ergreifen, nicht etwa, um ihre Produktionen gegen die ausländische Konkurrenz zu {Üüßen, nein, nur ihr Vieh gegen Krankheit, Jn der Praxis wird es schwer fallen, eine solhe Unterscheidung zu machen.

Amtsblatt des Reihs-Postamts. Nr. 8. Inhalt :

Verfügungen: vom 14. Februar 1884. Anzeige von außergewöhn-

lichen wichtigen dienstliben Vorkommnissen mittelst des Telegraphen. __ Marineverordnungsblatt. Nr. 4. Inhalt: FIndienst- stellungen und Uebungen. ODivisionsstander. Rekrutirung. æ2ommandirungen. Personalveränderungen.

S Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 7. Inhalt: Nichtamtliches : Das Hauptsteueramtsgebäude in Potsdam. Nutzen ver Unterlagsplatten auf Holzs{hwellen. Die geseßliden Bestim- mungen für den Fuhrverkehr auf den Kunststraßen. Vermischtes : Bower-Barffshes Verfahren zum Schutze des Eisens gegen Rost. Konkurrenz um Entwürfe zu einer Villenanlage in Halle a. S.

Statistische Nachrichten.

Nacy Mittheilung des Statistishen Amts dec Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Wote vom 10, Februar bis inkl. 16. Februar cr. zur Anmeldung gekommen : 187 Ghes{ließungen, 907 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 520 Sterbefälle. : __— Brandobjekte im Königreich Preußen. (Stat. Corr.) Erst durch die unmittelbare polizeiliche Berichterstattung über jeden der Polizei bekannt gewordenen Brand ift es möglich ge- worden, die Vertheilung der Feuersbäden auf groß: Gegerstands- klassen annähernd zu s{äßen, da den Versicherungsgeselschaften mit sehr „feltenen Ausnahmen gar nicht daran gelegen ist, die Statistik in dieser Beziehung mit ihren Erfahrungen zu bereichern. Volle Gewißheit über die Größe der innerhalb jeder Klasse angeri{teten Zerstörungen wird man niemals erlangen, weil eine einigermaßen zutreffende Werthbestimmung aub nur des Ge-

sammtschadens in den meisten Fällen sehr s{chwierig ist. Auch wird die allgemeine Landesstatistik mit den Angaben der den Dingen am nächsten stehenden ODrtösbehörden, sobald diese wirklih ihre Ueber- zeugung kundgegeben haben, fih gern begnügen: \{chwankt doch be- tanntlih der Werth der vorhandenen Gegenstände nicht minder von einem Tage zum andern. Was wir im Folgenden mittheilen, verdient daher Beachtung als der zuverlässigste Näherungswerth, der überbaupt gesunden werden konnte. Im Jahre 1882 sind nach amtlichen Meldungen Werthe im Be- trage von 53 735 388 e durch Feuer vernichtet worden, darunter A j E in 782 | in 5709 | in 818 | über- Städten Land- Guts- | haupt ä gemeinden | bezirken | Proz. Immobilien 6546 834/19 555 191| 4 067 000| 56,89 B... S0 B E landwirthschaftlihe Produkte

und Viebfutter .

Gegenstands-Gattung:

787 767| 4 715 906| 2510 683| 14,91 199 605 29 209 91

Brenvymateriallen. _. , 49 348 Vorräthe gewerbliher Roh- | ITON e 714 571 472 804 66 634 2,33 380732| 21227| 3/66

fertige u halbfertige Waaren | 1565 915 Mobiliar, Kleider, Wäsche

eo E Arbeitsmaschinen und Werk- | E «e, ¿12138009 1518 080 898040 5,81 nicht untershiedene Mobilien | 1515233 853371| 158364 4,70

überhaupt 113 676 50431 971 439| 8 087 445 100 .

O innerhalb jeder Gruppe von Kommunaleinheiten die Brand- objekte einen von Jahr zu Jahr ziemli gleibbleibenden Antheil am Gesammtverluste tragen, wird erst nah mehrjährigen Beobachtungen festgestellt werden können. Nach den obigen und den für das Vor- jahr 1881 bekannt gewordenen, allerdings unvollständigen Zahlen be- rechnen sich nun folgende Prozentsäte :

1881 mi i. 1882 1882 1882 Hz plattes! ck,.4, Land- Guts- i E D Städte gemeinden bezirke obilien 9,57 P G i E 1,42 0,97 / 47,84 62,42 90,29 i 0,24 2,38 | 0,42 1,96 4,05 P. 49) D 26 1479 31,04 Drenimalerial . 0,57 O V6 0,62 0,31 Mo, 9,87 1.03 5,23 1,48 0.82 Ian, ¿ E00 210 11,45 1,19 0,26 Vot 8,85 9,06 896 10,18 6,39 Wai 6,47 4,56 8,87 4,73 4 86 nicht unterschiedene

Mobilien a (,03 2,09 11,08 2.67 1,96 __ Diese Zahlen sprechen für eine gewisse Regelmäßigkeit in der Betheiligung der Hauptobjekte an den Bränden, aber nur innerhalb jeder besonderen Gemeindekategorie; denn Stadt und Land, Gemein- den und Gutsbezirke verhalten sich hierin sehr verschieden.

Kunft, Wiffenschaft und Literatur.

Von dem „Neuen Lausißishen Magazin“, im Auftrage der Oberlausizishen Gesellshaft der Wissenschaften in Görlitz herausgegeben von ihrem Sekretär, Prof. Dr. Sch{ön- wälder, ist soeben das zwete Heft des 59. Bandes versandt wor- den, welcher damit zum Abschluß kommt (Görliß, im Selbstverlage der Gesellschaft und in Kommission der Buchhandlung von E. Remer). Das Heft beginnt mit zwei Aufsäßen von Dr. Theodor Paur in Görliß, von welchen der erste den wohlbekannten Roman „Efkkehard“ von Viktor von Scheffel zum Gegenstande hat, den der Verfasser nach seinem wirkli ken geschichtlihen Inhalt prüft und wobei er im Einzelnen nachweist, wie weit der Dichter die bezüglihen Geschichtsquellen, namentlih die „Ge- shichten von St. Gallen“ von dem Mönch Ekkehard IV. benußt und poetisch umgestaltet hat. Die zweite Arbeit Dr. Paurs, betitelt : „Dionysos unter den Seeräubern in Wort und Bild“, bespricht, ausgehend von dem homerischen Hymnus, in welchem dieser Mythus zuerst poctisch verwerthet ist, alle bis in das fünfte Jahrhundert n. Chr. von griehishen Dichtern und Künstlern in poetischen und plastischen Darstellungen damit vorgenommenen Wandlungen. In dem dritten Aufsaß fubt Otto Sclobach auf Grund von Urkunden die Südgrenze des etnstigen „Klostergebiets von Dobrilugk“ in der Niederlausißz festzustellen, und hat zur Jllustration sciner Ausführungen eine Karte beigegeben. Als literarishe Gabe zu dem 400jährigen Geburtstag8-Jubiläum des Reformators schildert Superintendent Tzsbabran „Dr. Martin Luthers Verbindungen mit der Niederlausigz*, nach den Akten über die au in diesem Lande in den Jahren 1529, 1531, 1539 abgehaltenen Kirchen- und Schulvisitationen, aus denen ic nicht blos ein anschauliches Bild von den damaligen kir{licben Zuständen, sondern auch mancher niht unwichtige Beitrag zur Lokal- geshicbte ergiebt. Dann theilt Amélie Sohr unter dem Titel „Deutsches Bühnenleben im vorigen Jahrhundert“ aus dem Hands\chriften- archiv des in Hannover verstorbenen Archiv-Raths Kestner eine Reibe von Briefen von Frau Rath Goethe, von Sgwiller, Jffland u. A. an Gustav Friedr. Wilhelm Großmann (geb. zu Berlin 1746, gestorben 1796), den einstigen Leiter des Kurfürstliß Cölniscben Theaters zu Bonn (wohin er im Jahre 1778 von dem Kurfürsten Friedrich Maximilian berufen wurde, „um die deutshe Schauspielkunst zu einer Sittenschule für das deutshe Volk zu erheben“) mit, welche die Be- deutung Großmanns für die damalige Bühne in Deutschland dar- thun. Angehbängt ist ein von Todesahnungen erfülltes, {chwermüthiges Gedicht der Schauspielerin Sophie Baumer an die Tochter Groß manns. Oberlehrer Korschelt in Zittau schildert die „Kriegsdrangsale der Oberlausitz“ während des bayerishen Erbfolgekrieges, in welchem be- sonders die Umgegend von Zittau durch Einquartirungen und Brand- schaßungen von Freund und Feind. viel zu leiden hatte. In cinem späteren zweiten Aufsaß wird der Verfasser von den Drangsalen des Landes während der französischen Kriege handeln. Die Frage „Wo lag das Mägdeland?* sucht von Keltsch in Reichenbah (Oflpreu- ßen) in einer von Belesenheit und eindringliben etymolo- gishen und archäologishen Forshungen zeugenden Arbeit zu

1225 887| 3 254 574 01/034 930

Gegenstände.