1884 / 48 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

10 Monaten der des Großherzogs Friedrih Franz 11, Außerdem hat die greise Fürstin seit Jahren die Sorge um die s{wankende Gesundheit des ältesten Enfkels, des jeßt regierenden Großherzogs, zu tragen. So verlebte die erhabene Schwester Sr. Majestät des Kaisers den Beginn des 82. Lebensjahres gestern in ernster Stille im Gedenken an die in die ewige Heimath abgerufenen Lieben. Aber die hohe Bedeutung des gestrigen Tages wird troß der tiefs{chmerzlihen Ereignisse der jüngsten Zeit auch außerhalb Mecklen- burgs von allen Denen festgehalten werden, welche wissen, wie viel die Frau Großherzogin - Mutter Höchstihrem Kaiserlißen Bruder stets gewesen ist, und welche rege Förderung alles Guten und Edlen das Groß- herzogthum Mecklenburg-Schwerin und namentli dessen Re- sidenz, deren Armen auch aus Anlaß des gestrigen Tages von Jhrer Königlichen Hoheit, wie alljährlih, wieder durch ein namhaftes Geldgeshenk bedacht wurden, zu verdanken hat. Gestern früh durchzog eine Reveille die reichges{mückten Straßen der Stadt. Vormittags fand im Schlosse eine vom Ober- Hofprediger gehaltene Andacht statt. Nachmittags war Familientafel.

Anhalt. Dessau, 25. Februar. (W. T. B.) Die bei der heutigen Eröffnung des Landtages gehaltene Thronrede hebt hervor, daß es zur Ergänzung des Ausfalles in den Erträgnissen der Leopoldshaller Werke noth- wendig sei, eine Betheiligung der Regierung an JEL Fabrikation eintreten zu lassen. Eine hierauf bezügliche Vorlage ist noch nicht eingebracht worden.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 22, Februar. (Els. - Lothr. Ztg.) Die beiden ersten Gegenstände der Tages- ordnung der heutigen 19. Plenarsizung des Landes- ausschusses, das Geseg, betreffend die Anlage und Unter- haltung von Feldwegen, und das Gesetz, betreffend die Ge- währung von Pensionen an in Ruhestand tretende Religions- diener, wurden ohne Debatte in dritter Lesung angenommen. Auch der folgende Gegenstand, die dritte Lesung des Gesetzes zur Ausführung des Reichsgeseßzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung der Reblauskrankheit , gab nur zu einer empfehlenden Bemerkung des Abg. Grad und zu einer kleinen Verichtigung des Textes dur den Abg. Gunzert Anlaß; im Uebrigen wurde das Gesetz ebenfalls in der durch die zweite Lesung festgestellten Fassung angenommen.

Der vierte Gegenstand der Tagesordnung war die zweite Lesung des Etats der direkten Steuern. Ein zu Kap. 18 der Einnahmen, zu allgemeinen Staatsfonds, Tit. 1, Grundsteuer, eingebrahter Antrag zu Gunsten Neubreisahs wurde vom Hause angenommen. Jm Uebrigen wurden die Einnahmen ohne Debatte bewilligt, ebenso die einmaligen Ausgaben ; au bei den fortdauernden Ausgaben kam es nur bei der Position „Steuerempfänger“ zu einer Debatte, die durch cine vom Abg. Winterer vorgebrachte Beschwerde über einen Steuerempfänger angeregt wurde.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. Februar. (W. T. B.) Die vereinigte politishe und juridishe Kommission des Herrenhauses hat die Ausnahmeverordnungen nah vierstündiger - Berathung genehmigt, nachdem die Regierung die gewünschten Aufklärungen ertheilt hatte.

Pest, 25. Februar. (W. T. B.) Das Oberhaus hat die am 18. d. M. mit Frankreich abgeschlossene Handels- konvention einstimmig genehmigt. Dieselbe wird nunmehr zur Königlichen Sanktion vorgelegt,

Schweiz. Basel, 24, Februar. D. V) Der Beschluß des Großen Raths des Kantons Basel Stadt, betreffend die Ausschließung der Kongrega- tioniften von dex Lehrthätigkeit, ist bei der Volksabstim- mung mit 4479 gegen 2910 Stimmen angenommen worden.

Großbritannien und Jrland, London, 23, Fer bruar. (Allg. Corr.) Die Kunde von dem Fall Tokars hat einen niedershlagenden Eindruck erzeugt. Mit Spannung erwartet man jeßt die Schritte, welche die Regierung an- gesihts der veränderten Sachlage ergreifen werde, und es mangelt niht an Stimmen in der Presse wie im Publikum, welche die Regierung auffordern, die zum Entsay von Tokar bestimmt gewesene Expedition gegen Dsman Digma marschiren zu lassen. Die der Regierung nahestehende „Pall Mall Gazette“ ertheilt die beruhigende Versicherung, daß die nach Suakim beorderte kleine Armee niht eher nach Kairo zurülkehren werde, „bis sie Osman Digma gelehrt hat, daß Englands Entschluß, die Häfen des Rothen Meeres zu {üten, eine Thatsache ist, welche jelbst die Werkzeuge des Mahdi's respektiren müssen“.

__ General Gordon hat die Ansehtungen gegen den Passus seiner Proklamation, welcher den Sklavenhandel er- laubt, nicht lange unerwidert gelassen. Nah einer Mitthei- lung der „Times“ retfertigt er sein Verhalten aus fol- genden Gründen: 1) daß die Trennung des Sudan von Egypten alle zwishen Kairo und frembven Regie- rungen geschlossenen Verträge aue Y) daß die Emanzipation der Sklaven ohne Entschädigung der Sklavenhalter oder irgend ein abgestustes Einschreibungs- system ein Raub sein würde; 3) daß seine Proklamation nicht von der Sklavenjagd, sondern nur vom Sklavenhalten spreche, was zwei verschiedene Dinge wären („Was die Sklavenjagden betrifst,“ fügt der General hinzu, „so mag man sih darauf verlassen, daß ih dieselben nit vergessen habe und mit Gottes Hülfe solche Maßregeln ergreifen werde, welche dieselben verhindern werden“); 4) daß bis 1889 that- sählih Niemand die Haussklaverei verbieten kann, selbst nicht unter dem alten Regime.

23. Februar. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist heute zu einem Besuch bei Zhrer Majestät der Königin in Windsor angekommen.

Dublin, 23. Februar. (W. T. B.) Bei der Wahl eines Unterhausmitgliedes für Cork wurde der Nationalist Deasy mit 2150 gegen 1153 Stimmen, wle der konservative Kandidat Goulding erhielt, gewählt.

Frankreich. Paris, 23. Februar. (W. T. B.) n der Kammer der Deputirten interpellirte heute der radikale Deputi:te Lamenau die Regierung wegen Mada- gaskars. Der Conseil-Präsident Jules Ferry sagte in jeiner Erwiderung: es handle sich um feine Expedition, fondern um cine bloße Operation, um das Recht der Polizei- übung, das jeder großen Nation über untergeordnete Be- völkerungen zustehe, wieder zu Ansehen zu bringen. Die Unterhandlungen mit den Howas würden noch fortgesetzt ; es

würde inopportun sein, diese Frage gegenwärtig zu diskutiren. Auf Antrag Ferry's wurde die Diskussion der «Interpellation auf vierzehn Tage vertagt. S i

Wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, beschloß das Kabinet, daß der Finanz-Minister Tirard bei der Berathung über die Erhöhung der Lehrergehalte die Finanzlage auseinanderseßen und die Unwöglichkeit jeder neuen Ausgabe nahweisen solle; der Minister-Präsident Ferry würde, falls nothwendig, in der Angelegenheit die Kabinetsfrage stellen. Das Budget wird am nächsten Don- nerstag eingebracht werden; das außerordentlihe Budget be- trägt 203 Millionen. :

Eine Meldung aus Tonking, von gestern, besagt: die Kanonenboote träfen in den Flüssen des Delta Vorbe- reitungen, um bei der milititärishen Aktion des Expeditions-

corps mitzuwirken.

283. Februar. (W. T. B.) Prinz Jerome Na- poleon empfing gestern in Gegenwart seines Sohnes, des Prinzen Victor Napoleon, 80 Delegirte der Re- visionisten-Comités von Paris und antwortete auf eine ihm überreichte Adresse mit einer Rede, in welcher er sagte: die Anwesenheit der Delegirten liefere den Beweis, daß, wenn es sih um die Vertheidigung der nationalen Souveränetät und der Rechte des Volkes handle, man sich stets an einen Napoleon wenden könne. Er {äge sih glücklih, scinen Sohn an seiner Seite zu haben ; es beweise dies, daß in seiner Familie Einigkeit herrsche und daß es unmöglich sei, den Vater von dem Sohne zu trennen, wie es unmöglich sei, die Napoleons von der Sache des Volkes zu trennen. Der Prinz erklärte, daß der böse Wille Einzelner die friedliche und geseßliche Agitation entstellt habe. Die Verfassung von 1875 sei durch eine orleanistische JIntrigue eingeführt werden und ordne Alles dem Parlamente unter. Sie liefere die Regierung den unverantwortlichen Majo- ritäten aus. Dies sei die Ursache des Uebels, an dem Frank- reih leide und dessen Symptome bereits beunruhigend wür- den. Die Opportunisten wollten verhindern, daß die Ver- fassung in diesem Jahre revidirt würde; er hoffe, daß ihnen dies nit gelingen werde und daß man nicht auf die Leute hören werde, welche eine großsprecerishe und aufrührerische Polilik predigten, daß man vielmehr die große loyale Politik der gerechten Ansprüche des Volkes befolgen werde. „Sett G kühn an die Spiße der Beweguna, das Volk wird Jhnen folgen; ih spreche zu Jhnen weder von mir, noch von meinem Sohne, sondern lediglih von dem Prinzip, das ich vertrete. Dem Volke allein gehört das Recht, seine Regierung zu konstituiren und Den- jenigen zu wählen, den es für fähig hält, es zu führen.“

St. Etienne, 24. Februar. (W. T. B.) Heute fand im hiefigen Cirkus ein von etwa 3000 beschäftigungslosen Arbeitern besuchtes Meeting statt, bei welchem Cyvoct den Ehrenvorsiß führte, Von den Versammelten wurde eine Deputation an den Präfekten gesendet, um demselben über ihre Lage Mittheilung zu machen. Der Präfekt empfing die Deputation, erklärte indeß, daß er der bestehenden wirth- schaftlichen Krisis gegenüber ohne Heilmittel sei, daß er jedoh Alles, was in seinen Kräften stehe, thun wolle, um den Ar- beitern zu helfen.

23. Februar... (Köln. Ztg.) Jn dem heute im Elysée abgehaltenen Minisßtexrath genehmigte Präsident Grévy das aüßerordentlihe Budget“ für 1885, das sich auf 203 Millionen beläuft! Der Minister des Innern er- stattete Bericht über die Arbeitseinstellungen der Bergleute in dem Departement des Nord. Aus den eingegangenen Mit- theilungen geht hervor, daß die Arbeitseinstellungen sich tn der ganzen Gegend auszubreiten suchen, taß jedoch alle nöthigen Vorsichtsmaßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen seien. Der 44er-Ausschuß§ß vernahm heute Mozet, den Präsidenten des General- syndikats der Union Nationale und Präsidenten der Syndikalkammer der Unternehmer. Mozet bestritt das Vorhandensein einer Krisis ; es handle sich blos um eine miß- liche Lage ; die Produktion übersteige den Verbrauch; Handel und Gewerbe litten besonders unter den Abgaben infolge des Krieges; Frankreich sei nit mehr der Hauptlieferant auf den ausländishen Märkten, Deutschland und Nordamerika machten Frankrei Konkurrenz. Mozet is} für die Gewerbesyndikate, welhe von den Unternehmern dringend gewünscht werden. Die Pariser JFndustrie im strengen Sinne des Wortes sei be- sonders eine Industrie zur Ausfuhr, und sie bewahre ihre Ueberlegenheit im Geshmack, aber sie fange Q, Mat DULO) die deutsche und amerikanische Konkurrenz ins Gedränge zu gerathen.

Serbien. Belgrad, 23. Februar. (Presse.) Unter Führung des Generals Nik olics ist heute eine aus mehreren Stabsoffizieren bestehende Artilleriekommission zur Be- sichtigung der Geschüßgießereien in Frankreih, Belgien und Deutschland und zur Anschaffung der neuen Feld- und Gebirgsgeshüßze nah Wien abgereist.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Die von dem Kaiser heute abgehaltene große Truppenrevue nahm einen sehr glänzenden Verlauf.

_— 25. Februar. (W. T. B.) Der Großfürst Michael Leg Rev IMO hat die Reise nah Berlin geslern ange- reten.

Die Deputation des Kaluga-Regiments wird bei Gelegenheit der Beglückwünschung des Kaisers Wil- helm Allerhöchstdemselben zugleih ein werthvolles Angebinde des Regiments in Form eines mit entsprehender Widmung versehenen Georgskreuzes überreichen.

24 ¿revruar. (W. L. B) Die Deputation der Georgsritter hat sih gestern vor ihrer Abreise nah Berlin noch dew Kaiser vorgestellt. Der Großfürst Sergius ist gestern abgereist.

Schweden und Norwegen. Christiania, 23. Fe- bruar. (W. T. B.) Das Reichsgericht ist gestern zur Fällung des Urtheils über den Staats-Minister Selmer zusammengetreten. Das zuerst votirende Gerichtsmitglied be- endigte fein Votum gestern Nachmittag; die Abgabe des zweiten Votums hat heute Nachmittag 5 Uhr begonnen. Die Publikation des Spruches dürfte erst am 28, d, M. erfolgen.

_ Amerika. Washington, 23, Februar. (W. T. B.) Die von dem Shatzamt ernannte Kommission, welche bezüglih der im Staate Maine fürzlih ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche Nachforschungen anzustellen odo; E daß die Krankheit nunmehr völlig er- oschen sei.

Afrika. Egypten. Kairo, 25, Februar. (W. T. B.)

General Stephenfon hatte den dringenden Wunsch ausge-

sprochen, daß man den Vormarsch der Truppen ge Osman Digma gestatten möge, dessen Streitkräfte bei El Teb vereinigt sind; der Staatssekretär des Krieges, Lord Hartington, hat darauf den Vormarsch der Truppen an- geordnet, welcher morgen beginnt.

Dem Londoner „Observer“ wird aus 24. d. M. gemeldet, daß General Gordon aus Chartum ein Manifest an die Insurgenten erlassen habe in welchem er dieselben benacritige, daß der Sultan der Be- herrsher der Gläubigen, die Absicht habe, eine große Armee zur Eroberung des Landes abzusenden, und in dem er die «Fnsurgenten ermahnt, seine friedlihen Anerbietungen anzu- nehmen, um si vor der türkischen Jnvasion zu bewahren. Aus Tokar liegen weitere Nachrichten nit vor.

Suakim, 24. Februar. (W. T. B.) Die nubischen Truppen weigern si, sih nach Trinkitat einschiffen zu lassen, unter dem Vorgeben, daß die Kugeln aus ihren Gewehren die von den Aufständischen gesührten Schilde nit durhbohren könnten; au vermöchten sie nit einzusehen weshalb wan ihrer bedürfe, nahdem bereits englisches Militär nah Trinkitat abgegangen sei.

Von gestern Abend wird aus Suakim telegraphirt : In Trinkitat sind nunmehr 4300 Mann englischer Truppen ausgeschifft. Man wird auf allen Seiten feindliche Abtheilun- gen gewahr und schäßt die Streitkräfte des Feindes auf etwa 10 000 bis 12 000. Die nubischen Truppen, welche si weigerten, fi einschiffen zu lassen, werden als Kamecltreiber verwendet werden.

General Graham hat 200 Mann Kavallerie als Avantgarde vorausgeschickt und läßt cine weitere Abthei- lung folgen. Man hofft, morgen bis Tokar zu gelangen. Die Truppen haben unweit Trinkitat eine Verschanzung er- baut. Die Negertruppen, welche in Suakim liegen, gelten als nit zuverlässig.

(Allg. Corr.) Ueber den Fall von Tokar werden der „Times“ aus Suakim folgende näheren Einzelheiten gemeldet :

„Am Dienstag wurde Said Khamisa, ein Kaufmann in Tokar, der von den Behörden cingesperrt worden, auf freien Fuß gesett, worauf er sich in das Rebellenlager begab. Er wurde dort gut auf- nommen und kehrte mit Vorschlägen an die Garnifon zurück. Er überbrachte auch den Offizieren die Einladung, am nächsten Tage mit den Rebellen zu speisen. Am Mittwoch begaben ic die Offiziere zu den Belagerern, {lossen Freundschaft mit denselben, empfingen viele Geschenke und kehrten aus dem Lager, begleitet von etwa hundert Rebellen, zurück, woraus gefolgert wurde, daß die Uebergabe der Stadt eine beshlossene Sache sei, Nur cin Offizier wollte kämpfen und versucbte die Soldaten um si ¿u \chaaren, aber er wurde von seinen Vorgeseßten, die, meist: frühere Anhänger Arabi's, es vorzogen, die Stadt moslemitisben Rebellen zu übergeben, als Hülfe von Christen anzunehmen , eines Besseren belehrt. Während der Naht er- griffen die treu gebliebenen Soldaten dfe olubt. Die Stadt sollte am Donnerstag von dem Scheich Soaid Abu Beke übergeben werden. Cinen ftihhaltigen Grund Tue die Uebergabe giebt es nicht, denn es ist Ueberfluß an Pro- viant und Handwaffen-Munition vorhanden. Die Artillerie-Munition ist indeß auf die Neige gegangen. Die Garnison zählte 300 Mann. Die Behörden wußten, daß die Engländer im Anzuge seien: sie hatten die zwei lcßten Briefe des britishen Admirals beantwortet und das Feuer des „Carysfort“ gehört. Zwar hatten die Rebelien die Stadt aus sech8s Kanonen fünf Tage lang beschossen und Tag und Nat ein heftiges Gewehrfeuer unterhalten, aber es waren dadur nur zwei Mann der Garnison getödtet und 12 Mann verwundet worden,“

Aus Ma ssauah liegen \{limme Nachrichten vor. Es heißt, daß die Jnsurrektion allenthalben unter den Regierungs- beamten um sich greife.

Der Mahdi richtete ein Schreiben an den KoRiga von Abyssinien, worin er denselben aufforderte, si für ihn zu erklären. König Joharnes antwortete in Ausdrücken der Verahtung und warnte den Mahdi, keinen Fuß auf abyssinishes Gebiet zu seßen, da er ihm sonst eine scharfe Lektion ertheilen würde.

gen

Kairo vom

Zeitungsstimmen.

Das „Frankfurter Journal“ bespricht die Debatten und Beschlüsse der Steuer- und Wirthschaftsreformer zur Kranken- und Unfallversiherung. Dieselben seien Zeugniß dafür, welch einem bis dahin latenten Bedürfniß durch die Arbeiterversiherung abgeholfen worden ist, und wie groß die Lücke war, die durch eine solhe Vorsorge für die minder Be- güterten ausgefüllt worden ist, Dann heißt es:

Wir stellen uns nicht einseitig auf den Standpunkt der Steuer- und Wirthschaftäreformer, welche Resolutionen gefaßt haben, die erst die Zukunft erledigen wird, aber wir verstehen, wie das Gebäude der sozialen Reform, nachdem einmal erst der Grundstein im Krankeu- kassengesct gelegt war, emporwächst, sich entwickelt und eines weiteren Ausbaues bedarf. Ob das von der Regierung vorgelegte Unfallversiherungsgesey seinen Zwedcken entspreche, foll von uns nicht erörtert werden; wenn das Parlament aber an die Berathung desselben herantritt, so wäre nach den bis- herigen Vorgängen zu wünschen, daß eine recht sachgemäße Prüfung, fowohl auf das Bedürfniß bin, als auch nach der Seite der passenden Organisation, stattfände, damit die Vertreter des Volkes von dcm Vorwurf frei bleiben könnten, daß sie derartig einschneidende Fragen nah ihrem Parteistandpunkte und nit ex re ipsa beurtheilen. Wir sind nicht parteiish wedcr für die Steuer- und Wirths{aftsreformer, noch für die Regierung, ncch für irgend eine andere Partei, aber wir verlangen, daß wenn die soziale Fraze in dieser oder jener Form zur Beurtheilung steht, keine anderen Rücksichten obwalten mögen, als diejenigen, welche sih auf die Frage selbst beziehen.

___— Die „Staatsbürger-Zeitung“ äußert sich über die Arbeiterversiherung in England, wie folgt:

Von der englischen Arbeiterversicherung hegt man in Deutschland vielfah übertrieben günstige Vorstellungen. Richtig ist, daß die Hülfskassen in der Gegenwart in England cine Verbreitung erlangt haben wie in keinem anderen Lande; aber dies will zunächst wenig bedeuten angesichts des hohen Alters der englischen Arbeiterversicbe- rung und andererseits angesichts der Thatsacbe, daß die meisten Kassen nicht zahlungsfähig sind.

Nach dem Bericht des „„Chiek Registrars“ für 1880 befanden fih nur bei einem Sestel aller Kassen, welche Berichte einsa ndten, Einnahmen und Ausgaben in dauerndem Gleichgewicht ; fünf Sechstel bâtten, um allen Ansprüchen gewawsen zu sein, entweder ihre Beiträge um 27% erbößen oder ihre Leistungen um 32 % ia ün müssen. Die versprocenen Leistungen der Friendly : Societies find also durchaus nit sicher ; der Arbeiter Tann trog jahrelanger Beiträge durch den Zusammenbruch der Kasse doch noch auf das private und öffentliche Almosen angewiesen sei. Die Leistungen sind aber insgesammt auch noch nit einmal so hoch wie die englische Armensteuer. Letztere betrug 1879 und 1880 at Millionen Pfund Sterling. Die von allen Friendly Societies gezahlten Unterstützungen betrugen aber zu gleicher Zeit etwa sieben Millionen, müßten also um mehr als 100% wachsen, um die drückende und vielfach entsitt- lichende öffentliche Armenpflege überflüssig zu machen.

Unseres Erachtens beweisen diese Verhältnisse, daß das Arbeiter- fassenwesen ohne eine ftarke ftaatliche Kontrole und Beförderung nit zur rechten Entfaltung kommen kann. Die bloße Selbftverwaltung und öffentlihe Rechnungslegung genügen nit, um alle s{ädlihen Einflüsse fernzuhalten und für alle Arbeiter einen wirksamen Anspruch auf Unterstüßung im Falle der Krankheit, des Alters und der În- validität zu \chaffen. i f

Für genügende Selbstverwaltung und Kontrole der Beamten dur die Mitglieder is in England dur die Gesetzgebung wahrlih hinreihend gesorgt worden, aber es hat sih immer als unzureicbend erwiesen. Nach dem leßten und am weitesten gehenden Hülfskassen- geseß vom Jahre 1875 sind die Vereine, um die Vortheile einer „ein- eshriebenen“ Kasse zu erlangen, verpflichtet, erstens jährlich einen usweis über die gesammten Einnahmen und Ausgaben, sowie über das vorhandene Vermögen vorzulegen; zweitens alle fünf Jahre eine Krankheits- und Mortalitätsstatistik einzureichen, und endlich drittens alle fünf Jahre einen Bericht über die gesammte finanzielle Lage zu

statten.

ci diese Berichte jeder wünshenswerthen Kritik zu _unterwer- fen und allen Betheiligten zugänglih zu macen, muß jede Kasse jeder Perfon, welche an deren Bermögensverhältnissen interessirt ift, ; Finblick i e Vücber gestatten; ferner jeder Person, welche einen Einblick in ihre Bücher ge er jede! _we darum bittet, einen Abdruck ihres leßten Jahresberichts ausbändigen und endli eine Kopie des leßten Jahresberichts, der leßten Bilanz, mit dem Bericht über Zahlungsfähigkeit oder -Unfähigkeit in dem Bureau der Kasse aushängen. L S

Es ift also gcseßlih gesichert, daß das Mitglied alles erfahren fann, was für den Bestand der Kasse von Belang ist; es hat sich aber herausgestellt, daß troß des starken Triebes nach Selbsthülfe, weler den englischen Arbeitern zweifellos zuerkannt werden muß, die Mitglieder aus eigener Initiative ihr Interesse gewöhnlich nicht genügend wahrnehmen. In dem letzten Bericht des „Chief Registrars** hat derselbe bedauert, darauf hinweifen zu müsen, daß nur eine verhältnißmäßig fleine Zahl von Vereinen Maß- regeln ergriffen habe, um die bedenklichen Defizite zu beseitigen, welde ih _bei der letzten Scäßung _ herausgestellt hatten. Und in der That gab es noch eine große Zahl von Gefellschaften, welche damit zufrieden gewesen waren, die Sachen so weiter gehen zu lassen, wie fie bisher gegangen waren, selbst nachdem eine zweite, von einem anderen Kalkulator aufgeftelte Schäßung das gleiche un- erfreulide Ergebniß gezeigt hatte, wie die frühere Aufftellung.

Wir theilen diese Erfahrungen hier mit, weil sie bei der Aus8- gestaltung unseres, bekanntlich noch fehr jungen Hülfskafsenwesens nicht außer Acht gelassen werden Duren : e

Der „Metall- Arbeiter“ sagt in seiner industriellen

nd\chau : : M Wie nicht anders zu erwarten ist, bildet der Entwurf über die Grundzüge zum Unfallversicherungsgesetz immer noch das hauptsäch- liste Thema der Besprehung und Erörterung in fabwissenschaftlichen und journalistishen Kreisen. Während die Presse ihre Ansicten bereits erschöpfend niedergelegt hat, langen nunmehr von allen Seiten allmählih die Aeußerungen gewerblicher Beoreine !t, |, 1, M.

Liest man die verschiedenen Urtheile, so wird man mit Betrüben erkennen, wie nicht zwei derselben in allen wesentlichen Punkten über- einstimmen. Eine größere Uneinigkeit läßt sich nit denken, als im Allgemeinen bci uns Über öffentlicbe eFragen und über diese ganz im Besonderen verbreitet is, Fm Interesse der Sache selbst muß dieses Aus8einandergehen der Meinungen nah zwei Richtungen hin verstimmen. Einmal muß unwillkürlich der Gedanke entstehen, daß die ganze Angelegenheit noch_ nicht spruch- reif, noch nit abgeklärt ist, da fonst wohl die Spaltung in zwei Lager, aber nit so zersplittert, erklärlich würde. Zum anderen Male kommt aber die Befürchtung auf, daß an dem Entwurfe zu Gunsten jeder Meinung zuviel herumgedoktert werden wird, um ein einheitlibes Ganze noch abzugeben. Jedenfalls aber glauben wir das Gine herausgefunden zu haben, daß nämlich die Gegner der Staats- unterstüßung wesentlich zusammenges{chmolzen sind.

Eisenbahn-Verordn ungs-Blalt. Nr. 5. „Inhalt : Allerhöchste Konzessions - Urkunde, betreffend den Betrieb einer für Rechnung der Königlichen Domänenverwaltung _herzustellenden Cisen- bahn von Fischhausen nah Palmnicken dur die Ostpreußische Süd- hahn-Gesellsbaft. Vom 21. November 1883. Erlasse des Mi- nisters der öffentlihen Arbeiten: vom 31, Januar 1884, betr. Anwen dung der Justruktion für das Gentral-Wagen-Abrechnungsbureau der preußischen Staatébahnen 2c. sowie der Vorschriften über die gemein- schaftliche Wagenbenußtzung der Staatsbahnen 2c. auf die Altona-Kieler Eisenktahn nebst den {le8wigschen Bahnen, die Breslau-Schweidnitz-Frei- burger, Rehte-Oder-Ufer- und Posen-Kreuzburger Eisenbahn; vom 2. Februax 1884, betr. Statistik der Güterbewegung ; vom 4. Februar 1884, betr. Regulativ über die Dienstwohnungen der Staatsbeamten ; vom 7. Februar 1884, betr. Gehaltékompetenzen suspendirter Beamten; vom 12. Februar 1884, betr. Ueberlassung der bei der Neubauverwaltung disponiblen Wohnungen an Beamte; vom 13, Februar 1884, betr. Aufstellung des Kostenanschlags der tes nishen Titel 14, 15 und 17 der Betriebsau8gabe; vom 13. Fe- bruar 1884, betr. Bildung eines neurn Ausgabetitels 17 a. und die Superrevision ron Bauyprojekten und Kostenanslägen;; vom 13, Februar 1884, betr. Aenderung der Uniform der Bahnmeister ; —— vom 15, Februar 1884, betr. Nachweisungen über die Bewilligung freier Fahrt und freien Effektentransportes bei der Verseßung von Beamten in Fällen des Verzichts auf baare Umzugskostenvergütunz. Nachrichten.

Landtags- Angelegenheiten.

Dem Hause der Abgeordneten ist is der Entwurf eines Ge- seßes, betreffend die Feststellung eines Nachtrages zum Sa a Salt Sat für bas Jahs vom1.April 1884/85, yo "or Derselbe lautet:

“orge ie Wilhelm 0s Gottes Gnaden König von Preußen 2c. verordnen, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages der Monarchie, was folgt : l

J. 1, E er diesem Geseß als Anlage beigefügte Naéhtrag zum Sitaats- inte E für E Sahr vom 1. April 1884/85 wird

n Gabe a 17 696 808 A.

i Uge Uf... . 17690808 M festgestellt und tritt dem Staatshaushalts-Etat für das Jahr vom 1, April 1884/85 hinzu. J J.

ie Staatsregierung ist ermächtigt, die Verwaltung der Ober- (didten, Brrlin SMrebntE Feelburger, Rechte-Oderufer, Posen- Creuzburger und Altona-Kieler Eisenbahn einfchließlich der Schles- wigschen Eisenbahn im 4. Quartale des Ctatsjahres L nah Maßgabe der aufgestellten Spezialetats der betreffenden Bahnen für

ba; 384 hren.

_ Die Eaias dienen auch der Oberrechungskammer als Grundlage für die Prüfung der Rechnungen für das Jahr vom 1, April 1884/85 und für die Aufftellung der an den Landtag zu er- stattenden Bemerkungen.

Der Finanz-Minister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes be- auftragt. Urkundlich 2c.

Statistische Nachrichten.

Stat, Corr.) Ueber den Bestand aller am 1. Januar 1883 A Mat dts registrirten deutschen Seeschiffe von mehr als 50 cbm Raumgehalt hat kürzlih das Kaiserliche Statistische Amt

im LXII, Bande der „Statistik des Deutschen Reiches“ eingehende Mittheilungen veröffentlibt, wonach die deutsche Kauffahrtei-Flotte ¿ur angegebenen Zeit 4370 Schiffe mit einer Gesammt-Ladefähigkeit von 1 226650 Reg.-Tons zählte, welche sich auf die einzelnen Pro- vinzen bezw. deu!s{chen Küstenstreckden und auf das Oft- und Nordsee- gebiet folgendermaßen vertheilte. Es betrug: E / unier von den Stiffen die je 100 fallen auf das Gesammt- Schiffen Gebiet zahl befanden der der fi Ostsee Schiffe Dampf- ibiffe der Provinz Oftpreußen . 89 19,10 5 R Westpreußen . . 113 18,58 L u Pommern. 842 8,79 dem Großherzogth. Mecklen- P 343 3,21 der freien Stadt Lübeck 43 72,09 «„_ Provinz Scleswig-Hol- E Net, Dftceaet 316 der Provinz S{leswig-Hol- stein, Nordseegebiet : 406 « freien Stadt Hamburg . 487 e remen, 342 dem Großherzogth. Oldenburg 340 der Prov. Hannover, Elb- und C S 458 der Prov. Hannover, Ems- gebiet einschl. des preußischen t i S 591 0,85 d zusammen 4370 E79 39,95 60,05

Gegen das Vorjahr ergiebt sich eine Abnahme der Schiffszabl für die Provinzen Ost- und Westpreußen um je 1, Pommern um 98, Schleswig-Holstein im Ostseegebiete um 7 und im Nordseegebiete um 35, Hannover im Elk- und Wesergebiete um 5 und im Ems- gebiete nebst Ostfricsland um 33, für die Großherzoathümer Mcklen- burg-Sbwerin und Oldenburg um 10 bezw. 5 Schiffe, während {ich der Bestand an Seeschiffen bei den freien Städten, Bremen und Hamburg um 15 bezw. 1 Schif vermehrte, in der freien Stadt Lübeck aber keine Aenderung crfuhr. j :

Jhrer Gattung nach. zerfielen die nachgewiesenen Kauffahrtei- Schiffe in 3855 Segel- und 515 Dampfschiffe, wonach {ih gegen 1882 eine Abnahme der Segelschiffe um 196, dagegen eine Zunahme der Dampfer um 57 ergiebt. Während des letzten Dezenniums nahm die Zahl der Dampfschiffe je gegen das Vorjahr im íSahre 1873 um 37, 1874 um 46, 1875 um 20, 1877 um 18, 1878 um 15, 1879 um 23, 1880 um 40, 1881 um 44 und 1882 um 57 Sgiffe ¿u, während 1876 in Folge von Verunglückungen und Verkauf bci äußerst ge- ringem Ankaufe eine Abnahme von 1 Dampf\d§iff stattfand. An der insbesondere in deu Jahren 1873, 1874, 1889, 1881 und 1882 statt- gehabten Vermehrung war vornehmlich die freie Stadt Hamburg mit 18 bezw. 22, 16, 17 und 17 Dampfschiffen betheiligt.

Bei Vergleichung des Bestandes der Segelschiffe vom 1. Januar 1883 mit temjenigen vom 1. Januar 1873 ergiebt sih dagegen eine Abnahme um 456 Segelschiffe, eine Verminderung, die si als noch weit erheblicher heraus\tcllen würde, wenn der Bestand vom Jahre 1873 in gleicher Vollständigkeit aufgenommen wäre, wie der vom Jahre 1883.

Es findet mithin eine allmähliche Aenderung des Gesammt- bestandes an Seescbiffen zu Gunsten der Dampfschiffe statt, und. stellt sih das Verhältniß zwischen den Dampf- und Segelscbisfen für die Dampfschiffe besonders günstig bei den freien Städten Lübe, Ham- burg und Bremen und beim Oftseegebiete der Provinz Schleswig- Holstein, besonders ungünstig dagegen bei den Küstenstrecken der Provinz Hannover, dem Nordlseegebiete der Provinz Schleswig-Holstein und den Großherzogthümern Mecklenburg-Schwerin und Oldenburg.

Was die Klassifikation der Schiffe nah ihrem Raumgehalte in Regijter-Tons anlangt, so waren vorhanden:

Sciffe | : über- | im Ostsee- Nordsee- in haupt Gebiete Preußen

unter 100 Neg.-Tons 1959 | 591 : 1646 209 020 | 229 297 407

Nordf\ee

davon

100 900

00 S 513 31 90 240 200 400 394 3: 214 M 200 963 139 O G00 149 66

Ls D d

J 00 0 L 000)

pk L

600 800 174 58

800 1000 120 1000 1400 185 178 22 1400 9000 : 66 66 4 2000 Reg.-Tons u. darüber 21 1 20 1 zusammen . . 4370 1746 2624 2815

Die Besatzung aller registrirten deutschen Seeschiffe betrug am

1, Januar 1883 39 031 Mann, gegen das Borjahr 78 Mann weni-

ger, während die Bestandesaufnahmen der Jahre 1882 und 1881 je

gegen das Vorjahr einen Rückgang der Gesammtbesaßzung um 629

bezw. 551 Mann nacwiesen.

Die dur{schnittlihe regelmäßige Besaßung Ver

bei einem bei einem bei einem

Segelschiffe Dampfschiffe Scescbiffe

überhaupt an E Saa I ,3 Mann 20,9 Mann 8,5 Mann I D 3

bd C O D

18

S o R. a d

Betreffs der Bauart der am 1. Januar 1883 nachgewiesenen Seeschiffe waren von den Segelschiffen 147-von Eisen und 3698 von Holz hergestellt; bei 6 Sciffen war als Hauptmaterial Holz und Eisen angegeben, und bei 4 Schiffen blieb das Hauptmaterial unbe- kannt. Die eijernen Segelschiffe vermehrten sich im Laufe des Jahres 1882 um 14, die aus hartem Holz und Eisen erbauten um 4; dagegen nahm die Zahl der hölzernen Segelschiffe um 213 ab.

Von der Zahl der Anfang 1883 vorhandenen 515 Damvfschiffe waren 504 von Eisen und 11 von Holz gebaut. Die eisernen Dampf- \chiffe vermehrten \sich gegen das Vorjahr um 60, während der Be- stand an E Mera um 2, der aus Holz und Eisen er- bauten um 1 Schif abnahm. :

Bei den eisernen Segelschiffen ergab sich im Laufe des Jahres 1882 eine Abnahme des durcscnittlichen Raumgehaites von 660 auf 652 Reg.-Tons, kei- den hölzernen Segelschiffen eine Zunahme desselben von 218 auf 220 Reg.-Tons; die eisernen Dampfschiffe stiegen in ihrem Durchschnitts-Raumagehalte von 564 auf 615 Reg.- Tons und die hölzernen von 88 auf 98 Neg.- Tons. .

Was den Beschlag und die Verbolzung anlangt, o betrug die Zahl der nur von Holz und der von Holz und Eifen erbauten Segelschiffe, einschließli derjenigen , bei welchen eine Angabe über das Hauptmatecrial nicht gemaht war, die aber als von Holz gebaut angenommen werden konnten, am 1. Januar 1883 3708, von denen 2657 (71,6 °/o) ohne Beschlag, 40 (1,1 9%) mit Zinkbescblag, 1004 (27,1 9/0) mit Kupfer- oder Metallbeshlag und 7 (0,2 v/o) ohne Angabe über den Beschlag verzeichnet sind. E

Bei 158 Schiffen (4,3 9/6) bestand die Verbolzung aus Kupfer- oder Metallbolzen, bei 585 Schiffen (15,8 ‘/o) aus Kupfer- oder Me- tallbolzen und verzinkten Eisenbolzen, bei 513 Scbiffen (13,8 9/0) aus Kupfer- oder Metallbolzen und unverzinkten , Eisenbolzen, bei 290 Stwiffen (,7 9%) aus verzinkten Eisenbolzen, bei 148 Schiffen (4,0 °/6) aus verzinkten und unverzinkten Eisenbolzen, bei 2007 Siffen (54,1 9%) aus unverzinkten ECisenbolzen, während dieselbe bei 7 Schiffen (0,2 9%) unbekannt war. A 2

Eine Chronometerführung befand sih unter 3855 Segelschiffen

Als Heimatsbäfen für die deutshe Handelt flotte endlich ergaben sih 269 Pläße, von denen 60 dem Osftseegebiete und 209 dem Nord- secgebiete angehörten ; hierunter befanden si 39 bedeutendere Heimaths- hâfen, auf die 3230 Scbiffe mit einem Netto-Naumgehalte von 1 169 605 Reg.-Tons entfielen, während die übriaen 230 Häfen zu- fammen nur 1140 Schiffe mit 57 045 Reg.-Tons Netto-Raumgektalt aufzuweisen hatten.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Das auf Veranlaffung des Reichs-Justizamts von Gar! Pfafferoth herausgegebene Jahrbuch der deutschen G erichts verfassung liegt jeßt in einem neuen Jahrgange 1884 (Preis 6 M, geb. 7 Æ) vor. Derselbe unterscheidet \ich in feiner Anlage und dem Inhalt nach ait unwesentlih von dem im Jahre 1880 erscbiexenen erften Jahrgange. _Der erste allgen eine Theil ift diesmal in seinem Umfange einges{ränkt und enthält eine gedrängte Darftellung der Grundsätze für die Geritsverfassung und die Orga- nisation der Rehtsanwaltshaft, woran fich éine fystematische Dar- legung der bezüglich der juristischen Prüfungen und der Vorbereitung zum Richteramt Seitens des Reichs und der Bundesstaaten erlassenen Vorschriften, eine Uebersicht über die leßteren, sowie Nachwei- fungen über die derzeitigen Besoldungs- und Pensionsverhält- nisse der richterlichen und staatsanwaltschaftilidben Beamten in den verschiedenen Staaten anschbließen. In dem erweiterten zweiten Theil werden Verzeichnisse der obersten Justizverwaltungsbehörden und der juriftis{hen Prüfungsbehörden nebst deren Mitglieder, ferner wiederum eine Aufstellung sämmtlicher ordentlichen Gerichte. und zwar ticêmal mit den Namen aller bei denselben angestellten Richter und Amtsanwälte in der Reibenfolge ihres Dienstalters, endlih ein Ver- zeichniß der Recht?anwälte und der Vorstände der Anwaltskammern mitgetheilt, Demnächst folgen statistische Tabellen, ein Ortschafts- verzeihniß und ein alphabetisch zusammengestelltes Register der in dem Werke vorkommenden Perforennamen, E : Ein allgemeineres Interesse dürfen die en hen Tabellen, welde nah dem Stande vom September- Oktober 1883 aufgestellt worden sind, beanspruen. Die- selben geben über die Gerichte, ihre Eingesefsenen 2c., die Richter und Beamten der Staatéanwaltswaft, die Rehtsanwälte, die (Ergebnisse der juristishen Prüfungen in den Bundesftaaten während der Jahre 1880, 1881, 1882 sowie über die höheren Justizteamten und die geprüften Rechtskundigen in den Bundesstaaten statistischen Aufs{luß. Eine allgemeine Uebersicht über die Organisationen und deren Veränderungen wie au über die Bewegungen in dem Richter- und Arwaltsftande ist denselben vorangeschickt. Unter anderen wird aub die Frage, welche Aussichten die juristishe Laufbahn zur Zeit ge- währt, in diesem Theile des Werkes erörtert. Wir entnehmen dem- selben nachstehende Mittheilungen. Im Deutschen Reiche waren Septemkber-Oktobter 1883 folgende ordentliben Gerichte vorhanden: das Reichsgericht mit 69 Mitgliedern (einschließlich der Präsidenten) und 4 staatsanwaltschaftlihen Beamten; das Königlich bayerische oberste Lande8geriht in München mit 27 Mitg!iedern; 28 Dber- Landesgerihte mit 521 Mitgliedern und 49 Beamten der Staat®- anwaltschaft; 171 Landgerichte mit 2161 Mitgliedern (einschließli der Handelsrichter) und 480 ftaatêanwaltschaftlichen Beamten ; 1911 Amtsgericte mit 4244 Amtsrichtern. Die Zahl der richterlichen Beamten betrug hiernad im Ganzen 7022, sie war feit März 1880 um 4 gesunken, während die Zahl der Beamten der Staats- anwaltshaft fich auf 533 belief. Die Gesammtzahl der Rets- anwälte stellte sich auf 4342 gegen 4143 im März 1880; bei den- selben is gegen 1880 eine Verschiebung hinfihtlih der Zulassung, und zwar von den Landgerichten fort zu den Amtêgerichten hin, bes merkbar. Was die juristischen Prüfungen anbetrifft, fo haben 1880 1550, 1881 1479, 1882 1491 Kandidaten die erstePrüfung abgelegt, wovon 16 bezw. 20 und 19 9/6 die Prüfung nicht beftanden. Im Gegensatz zu der hierbei bemerklihen geringen Schwankung der Kandidaten tritt bei der zweiten Prüfung eine stetige Zunahme derselben von Jahr zu Jahr hervor. Die Zahl der Geprüften betrug 1880 688, 1881 833, 1882 946, wovon 14 bezw. 12 und 14 %/9 die Prüfung nicht bestanden. Der beträhtlibe Urterschied in der Höbe der Zahl der ersten und zweiten Prüfungen beruht zum Theil darauf, daß in manchen Bundeéstaaten, wie z. B. Preußen, Bayern, Sachsen, Elsaß- Lothringen, von dem Beftehen der ersten juristischben Prüfung der Eintzritt in den böberen Verwaltungédienst abhängt. Am I. Juli 1883 bctrug die Zahl der im Iustlizdienst befindlichen Nechts8- kundigen, welbe die erste Prüfung erledigt hatten, 5332, Die Zahl derjenigen, welche die zweite Prüfung bestanden hatten, aber noch nicht zur Anstellung gelangt waren, (Gerichts-Affsessoren 2c.) 1265. Diesen 5332 + 1265 = 6597 am 1. Zuli 1883 vorhanden gewesenen Kandidaten stehen im Justizdienst abgesehen voa den obersten Justiz-Verwaltungsbehörden 7022 rihterlihe und 533 staat8anwaltschaftlihe, im Ganzen 7555 Stellen ständig angestellter höherer Justizbeamten gegenüber, ven welchen, wenn der für Preußen gefundene Satz allgemein angewendet wird, 3,64 % oder 275 ährlich frei werden ; ferner 4342 Rechtsanwälte. S Der reiche Inhalt und die zweckwäßige Anordnung des in Carl Heymanns Verlag, Berlin, ershienenen Werk3 werden dasselbe auch diesmal den Justizbehörden und Beamten als Rathgeber für die darin behandelten Materien empfehlen. E Der bekannte Chirurg und Direktor der Kieler Universitäts- Klinik, Gehciinrath Professor Dr. Es mar, hat im Verlage von Lipsins und Tischer in Kiel cine «Belehrung über das Sigen der Schulkinder, sür Lehrer und Eltern \chief oder kurzsihtig werdender Kinder“ erscheinen lassen, auf welche hinzuweisen die Wichtig- keit der Angelegenheit gebietet. Die Schulbehörden find von dem Kultus-Minister im Centralblatt für Unterrichtsverwaltung auf die Bes deutung der Schrift hingewiesen worden, was wohl zur Genüge beweist, daß der Verfasser als Autorität anerkannt ift. In seinem Werke „Hygiene des Auges“ sagt Professor Hermann Cohn in Breslau : „Während diese Seiten gedruckt werden, sandte mir Hr. Geheimrath Professor Dr. Esmarch in Kiel ein Blatt zu, weles in der cirurgi- {ben Klinik an die Eltern \ciefwerdender Kinder vertheilt wird. Dasselbe is durch seine kla\sishe Kürze so ausgezeichnet, daß diese Belehrung die weiteste Verbreitung verdient.“ Der Preis beträgt nur

“i “).

gedatten sftatisti-

Gewerbe und Handel.

Die Allgemeine Deutsche Hagel-Versiberungs- Gesellschaft hierselbst hat laut veröffentlichter Bilanz pro 1883 ein Risiko von 54 Millionen getragen, dafür an Beiträgen 397 964 46. vereinnahmt, dagegen für 1364 Schäden 262 838 M, für Verwal- tungskoften 142685 #, für Organisation 17 078 sé, zusammen 422 602 Æ verausgabt und die Differenz von 24 638 /( dem Ueber- {uß des Vorjahres entnommen. Der Bericht giebt an, daß die Gesellschaft im vergangenen Jahre das gefährlicbe „württembergische Geschäft auêtgeschlossen und trotz ungünstiger Frühjahrêwitterung, welche die Neudeklarationen um 25 30 °%/% hinter dem Vorjahre zurückbleiben ließ, ihr gegenwärtiges Geschäft dur ansehnlichen Zu- gang neuer Risiken gemacht habe.

Dem Geschäftsbericht der Oberlausißer Bank zn Zittau pro 1883 entnehmen wir Folgendes ; Die günstigen Aus- sichten, welche sih bei Beginn des vergangenen Jahres eröffneten, haben sich in dessen Verlauf nur zum Theil erfüllt. Wenn troßdem in den meisten Positionen nahezu dieselbe Höhe wie im Borjahr erreibt wurde, so ist dies hauptsächlich der Zunahme des Conto- Correntgeshäfts zuzuschreiben. Auch das Depositengeschäft hat im vergangenen Jahre wieder eine Steigerung erfahren und {ließt mit einem Bestande von 1485925 #4 gegen 1214110 Ende 1882. Der Bruttogewinn beläuft fich auf 253 995 M gegen 287 504 Æ im Vorjahr und nach Abrechnung der Verwaltungskosten ergiebt si ein Netto- betrag von 209 399 M = 7,75"/0 gegen 245 §49 # = 9,10% in 1882, wobet

auf nur 1489 (38,6 96) und unter 515 Dampff\ciffen auf nur 269 (52,2 9/0). Darunter waren 41 Segel- und 61 Dampfschiffe, welche

je 2 Chronometer führten.

zu beachten ist, daß das höhere Erträgniß im Vorjahre hauptsächlich von dem außergewöhnliben Gewinne bei Verkauf der Kiesler Aktien her- | rührte. Unter Berücksichtigung der regelmäßigen Abschreibungzn ver-