1927 / 40 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Feb 1927 18:00:01 GMT) scan diff

Abg, Dr. Oberfohren (D. Nat.) erinnert an den Wunsch des Zentrumsredners beim Amtsantritt des Finanzministers Dr. Reinhold, dieser möge die Reichsfinanzen in dees Zustand ver- lessen, in dem er sie vorgefunden habe. r Reinhold habe sein Amt mit ungefähr 900 Millionen Mark amtreserve angetreten. Von einem Uebershuß beim Verlassen seines Amtes, wie Dr. Rein- hold ihn herausrechne, fönne feine Rede sein. Seine ewigen Be- hauptungen, er habe die Thesaurierungspolitik seines Vorgängers um Stillstand gebracht seien eine Undankbarkeit; er habe nur von en ihm vom Reichsfinanzminister von Schlieben hinterlassenen Reserven gelebt. Das erxorbitant hohe Steueraufkfommen, das von Schlieben vorgefunden habe, erkläre sih daraus, daß dur die rühere Steuernotgeseßgebung in außerordentlih sharfer Weise auf le Substanz losgewirtshaftet worden sel. ihSfinanzminister Dr. Luther habe diesem anströmenden Steuersegen nicht redtszeitig Einhalt getan. Die vorsichtige und für die Zukunft fürsorgliche Finanzpolitik von Schbliebens sei damals das oberste Geseh der Stunde gewesen. Diese vorsihtige Finanzpolitik sei die Ursache einer Stärkung des Vertrauens in die deutshe Wirtscaft und daher in die Zukunft des deutshen Volkes. Die Steuerentlastungépolitik Dr. Reinholds sei verfehlt gewesen; er hätte lieber Reserven an- sammeln sollen für die kommenden Zeiten der schwierigen Lage der Wirtschaft. die jeßt begonnen hätten. Der Redner betont, daß er für einen maßvollen organishen Abbau der Steuern stets eingetreten fei. Die verhängnisvollen Folgen der Reinholdshen Finanzpolitik habe dieser selber anerkennen müssen in der Feststellung, daß Ueber- schüsse für das neue Etatéjahr nit vorhanden seien. Die besondere Sorge Scliebens war, fährt Redner fort, stets der Haushalt ab 1927. Die Schwierigkeiten, mit denen er nur balancieren kann, sind jeßt eklatant geworden. Eine rechtzeitige Ankurbelung der Wirt- schaft hätte vielleiht die Erwerbslosigkeit mehr zurücdrängen können. Aber diese Möglichkeiten stellten ih für den Sachkenner immer mehr als Jllusionen hin. Die Erwerbslosenfürsorge ist im ordentlichen Ciat überhaupt nit mehr etatisiert. (Abg. Schneider [Dem]: Der Reicharbeitsminister Hat nichts angefordert!) Im Reichsrat hat Dr. Reinhold den Ländern seaar versprochen, daß die gesamten Aus- gaben für die GErwerbsloserfürsorge vom Reiche getragen werden ollten. (Hört, hört! rechtê.) Und ift denn _die Erwerbslosenver- sicherung, selbst wenn sie am 1. April in Kraft treten kann, zu diesem Zeitpunkt hon mit genügenden Reserven versehen, braucht ie nicht vielmehr sofort große Reichszuschüsse. (Abg. Schneider Dem.]: Das ist doeh Sache des Reichsarbeitsministers!) Nein, das 1st auch Sache des Finanzministers und des fouveränen Reichstags! Unseren Antrag über die Kleinrentner halten wir aufreht. Wir werden uns darüber mit den anderen Regierungsparteien verstän- digen müssen. Aber wenn irgendwo in diesem Etat ein Ueberschuß vorhanden ist, muß er diesen Elendesten der Armen zugute kommen. Daß mit dem System der einmaligen Beihilfen für die Beamten ge- brochen werden oll, begrüßen wir. Aber für eine Besoldungsreform ist in diesem Etat kein Raum. Die mittleren und die unteren Beamten müssen jedenfalls bei der Reform den Vorrang haben. Wert darauf muß aber auch gelegt werden, daß auch die höheren Beamten berüdsihtigt werden. Gerade sie sind bei den leßten Besoldungs- erhöhungen zu furz gekommen. (Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Meinhold ist bekanntli auch für eine Grhöhung der Mieten ein- getreten, hat aber feine Reserve für die Erhöhung des Wohnungs- geldzuschusses in diesen Etat eingesezt. (Hört, hort! rechts.) Bei den mittleren Steuerbeamten hat es Mißsbimmung hervorgerufen, weil die Finanzämter überlastet wurden. Dabei sind vielfah Aus- drücte gefallen, die wir nicht billigen können. Aber die Arbeit dieser Beamtenschaft können wir nur mit hober Anerkennung betraten. Mit der Aufziehung dieser Verwaltung ist ein großer Wurf gelungen Ihre Beamienschafi muß leistungsfähig erhalten werden dadur, daß der Kassen- und Buchungsdienst, der gegenwärtig bis zu 40 % der Beamtenschaft beansprucht, eingeschränkt wird. Vielleicht sind die Arbeiten der Bewertung in den lebten Jahren zu sehr in den Vorder- grund gestellt worden zuungunsten der Veranlagung. Die Ver- anlagung muß wieder die Hauptsahe werden, damit jeder Steuer- pilichtige wieder auf einem kleinen Stück Papier klar und deutlich vorgeschrieben befommt, was er zu zahlen hat. (Beifall rehts.) Die vom Finanzminister verlangten neuen Beamtenstellen sind durhaus produftiv. Die Zusanrmenlegung der Steuertermine findet unsere Zustimmung, man könnte darin noch weitergehen. Mit vier ent- eidenden Steuerterminen im Jahr müßten wir auskommen Tonnen. (Beifall rehts.) Gerade bei der Bewertung des landwirt- schaftlichen Besites ist mit größter Sorgfalt vorgegangen worden, und die Klagen von Dr. Herb finden bei mir kein Verständnis Ss ist geradezu absurd, zu bebaupten, daß absichtlich eine günstigere Des wertung des Großgrundbesißes vorgenommen worden sei. (Zurufe links: Planmäßig!) Auch das ist eine Beleidigung für die Finanz- verwaltung! (Sehr richtig! rets) Dr. Köhler hat urs an- gekündigt, daß der endgültige Finanzausgleih nicht auf Lin, jondern sogar auf zwei Jahre hinausgeshoben werden soll. . Die Gründe dafür sind auch für uns durhschlagend. Q das Zuschlagsrecht in kurzer Zeit gar nicht durchführen. lang ganze Wirtschaftszweige und Standorte der Wirtschaft Wi ‘der Steuevaufbringung ganz ausfallen ist ein Lastenausgleich unbedingt notwendig. Auch auf diesem Gebiet ist also Zeitgewinn erforderli. Nun soll bei Wegfall der Umsaßsteuergarantie die allgemeine Garantie des Reiches für die Länder niht nur auf 2,4, sondern sogar auf 2,6 Milliarden erhöht werden. Vielleiht mird dadurh den Ländern die Zustimmung erleihtert. Tragbar ist aber die weitere vorläufige Regelung des Finanzausgleihs für uns nur, wenn die Realsteuern der Länder und Gemeinden und die Hauszins- teuern reformiert werden. Jedenfalls werden wir alle Mittel ein- e um das heutige Hauszinssteuergeseß zu beseitigen. und die Absicht des preußichen Finanzministers " Höpker- NAschoff bekämpfen, der dieses Geseß zu einer dauernden Grundlage einer R as machen will. Das L ge ermögen ist Heute zum großen Teil ertcaglos. Troÿdem kann diese Steuerart fast shrankenlos Ln werden. Eine obere Grenze der Gesamtsteuerlast einer Wirtschaft muß geschaffen werden, und zwar einschließlich der Realsteuern. S richtig! rechts.) Ueberhaupt müssen alle Steuern aus dem rtrage zahlbar sein. Die Realjteuern waren ja A ursprüng- lih nur als Zuschlag gedacht zu den Ertragssteuern. Heute ist die Gesamtsteuerlast so hoch geworden, daß ste individuell bemessen werden muß. Die neue Regelung muß von oben her vom Reiche kommen, und zwar durch ein Realsteuerrahmengeseß. (Abg. Koh [Dem.]: Sie sind ja \{ârfster Unitarier!)) Die Steuergeset- gebung der Länder muß scharf überwacht werden. Dann würde auch ein überflüssiger erwaltungsluxus beseitigt und der Gewerbetreibende und Landwirt von der Gefahr einer über- mäßigen Belastung befreit werden. Das bezieht sich nicht nur auf die Gewerbesteuer; auch die preußische Grundvermögen®ssteuer ehört zu den unsozialsten Lasten, die man sich denken fann. Mir haben ferner ein besonderes Fnteresse an der Veredelung der Tarife der Einkommensteuer. Wir schließen uns dem Minister an in der Ansicht, daß jede grundsäßliche Aenderung der Auf- wertungsgeseßgebung {Frritierungen der Wirtschaft mit si bringen würde, die kein vernünftiger Mensch wünschen kann. Dem Finanzminister sind wir dankbar, daß er die finanzielle Lage endlich so gemalt Hat, wie sie wirklich ist. A a bereit, thm bei der Ueberwindung dieser Lage zu helfen. (Beifall rets.) Ersparnisse sind siherlich wy möglich. Die rehtlihe Stellung des Sparkommissars muß allerdings neu geregelt werden; er darf nit ein Stieffind unter den Behörden bleiben. Nur dur Ersparnisse in der Verwaltung kann auch die Rentabilität der Wirtschaft wiederhergestellt werden. Dr. Herb hat sih gewehrt iy den Gruntdsak, daß das Parlament keine Ausgabe beschließen arf ohne Deckung. In England, dem [klassrshen Lande des Parlamentariêmus, wird einem Abgeordneten, der folbe Ausgaben be- gründen will, nit einmal das Wort erteilt. (Hört, hört! rets.) Eine solche Beshränkung des Budgetrehts des Reichstags ist bei unserer Lage eine unumaängliche Notwendigkeit, und Minister Dr. Köhler sollte die Fnitiative in dieser Richtung ergreifen. (Veifall rechts.) Darauf wird diz Beratung abgebrochen. Das Haus vertagt die Weiterberatung auf Donnerstag 2 Vhr. Schluß 624 Uhr.

Die Finanzämter können | CGolange j

Preußischer Landtag. 246. Sißung vom 16. Februar 1927, mittags 12 Uhr.

(Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscer Zeitungsverleger.)

__ Ein wvolksparteiliher Urantrag, der das Staats- ministerium ersucht, dem Landtag alsbald einen Gesetzent- wurf vorzulegen, der, nach dem Vorbild Sachsens, auch für Preußen Fundustrieschaften errichtet, die bestimmt sind, der mittleren und kleinen Judustrie sowie dem Hand- werk und dem Einzelhandel langfristige Kredite zu ge- währen, geht an den Hauptausschuß.

Es folgt die Beratung der Restanträge des Hauptaus- schusses zur Hannoverschen Typhusep1idemie.

_ Berichterstatter Dr. Quast-Faslem (D. Nat.) empfiehlt die Restanträge kurz zur Annahme, damit endlich diese Angelegen- heit bereinigt werde. Der P Gul Ius E in seinen Anträgen, der Stadt Hannover für hygienische und sanitäre Voc- beugungsmaßnahmen einen Zuschuß von ins esamt drei Millionen Reichsmark zu gewähren, von dem eine Million zur Unterstüßung der unmittelbar von der Typhusepidemie betroffenen, ins- besondere ihres Ernährers beraubten bedürftigen Familien ver- wendet werden soll. Sieben Millionen werden vom Ausschuß ferner als Kredit zu ermäßigtem Zinsfuß und erträglihen Rück- zahlungsbedingungen für die Stadt Hannover in Bezug auf Vor- peuguigFagnahmM bewilligt. Bei dem preußishen Arbeits- beshaffungsprogramm soll die Stadt Hannover bevorzugt berü&- sichtigt werden, ebenso bei Rücküberweisungen aus der auszins- t Die Krankenkassen in- Hannover sollen die ihnen anläßlich er Epidemie entstandenen außergewöhnlichen Kosten erseßt er- halten. Auf die Reichsregierung soll dahin eingewirkt werden, daß die Jhme auf ihrem Lauf durch die Stadt Hannover gründlich gereinigt und ausgebaggert wird, damit das Wasser bei ein- tretendem Hochwasser leichter abfließen könne. Weiter empfiehlt der Hauptausshuß Anträge zur E die u. a. verlangen: Einrichtung einer Zentralstelle für Typ usbekämpfun , Schaffung der Möglichkeit, die Dauerausscheider von Typhusbazillen aus den Berufen zu entfernen, ausreihende Mittel für den Fonds für Ee Arbeiten und Gutachten des Robert-Koch- Fnjstituts und geeignete Maßnahmen, um dem für die Anwohner an dem unteren Lauf der Wupper unerträglihen Zustand der Vershmugzung ein Ende zu bereiten.

Finanzminister Dr. Höpker-Aschoff nimmt hier- auf das Wort. Seine Rede wird nah Eingang des Steno- gramms veröffentlicht werden.

Abg. Blank (Bentr.) tritt für Annahme des Antrags für Bewilligung der einen Million für soziale Belange anläßlich der Typhusepidemie in Hannover ein. Ès handle sih hiex um einen Ausnahmefall und man könne der Hoffnung Ausdruck geben, daß derartige Épidemien nirgendwo mehr auftreten.

. Abg. Hartl eib (Soz) erklärt, daß es die einheitliche Auf- fassung des Landtags sei, der Stadt Hannover für rein soziale Zwede ama der Epidemie eine Million zur Verfügung zu stellen. Sel stverständlih müsse auch Hannover für die gleichen Zwede erhebliche Mittel bereitstellen. Jn dieser Rihtung würde die städtishe Verwaltung von den städtishen Kollegien genügend gedrängt werden. Das enthebe aber die preußische Regierung nicht der Pflicht EHRS eine Million für soziale Zwecke zur Dae O zu stellen, die der Landtag einstimmig beschlossen abe.

Finanzminister Dr. Höpker-Aschoff ergreift noch- mals zu einer Erwiderung das Wort, die im Wortlaut mit- geteilt werden wird,

Abg. A bel (Komm.) tritt gleichfalls für die Gewährung von Staatsbeihilfe an Hannover ein, wobei jedoch cine Kontrolle der Verwendung dieser Mittel auch durch die Geschädigten selbst not- wendig sei.

Abg. Schuster (D. Vp.) weist zur Eraänzung darauf hin, daß die 3 Millionen Zuschuß hauptsächlih bestimmt seien zur Vor- beugung einer gleihen Katastrophe. Die Stadt Hannover müsse ungewöhnlich große hygienische und sanitäre Maßnahmen treffen; eine e Calaa wurde die ganze Provinz schädigen.

Abg. Prelle (D. Hannov.) greift die Staatsregierung wegen threr ablehnenden Haltung gegenüber den Hannoverschen Entschädigungswünschen anläßlih der Epidemie an, bleibt aber bei der großen Unruhe im Hause auf den Tribünen unverständlich.

Abg. v. Dithfurt (D. Nat.) stimmt den Ausschußanträgen zu Und betont, die Staatsregierung müsse die geforderten Mittel bewilligen, denn sie könne nicht die Verantwortung dafür über- nehmen, daß eine derartige Katastrophe sich noch einmal ereigne. Auch jede andere Stadt, die von einer derartiaen Epidemie be- troffen werde, würde ein Recht auf Staatshilfe haben,

Damit {ließt die Besprehung.

Der Berichterstatter ersucht in seinem Schlußwort rochmals um Annahme der Ausshußanträge. Der Ausschuß habe festgestellt, daß in diesem besonderen Falle Hilfe des Staates not- wendig sei. Die Mehrheit des Aus\chusses habe der Auffassung der Staatsregierung widersprochen, daß die Stadt Hannover wohl- habend sei.

__JIn_ der Abstimmung finden sämtliche Ausschußanträge mit großer Mehrheit Annahme.

…_ Es folgt die zweite Beratung der Gewerbesteuer für 1927, die bekanntlich bereits ausführlih im Auss{huß erörtert ivurde.

„Berichterstatter Abg. Dr. Neumann -Frohnau (D. Vp.) ertlärt, daß im wesentlihen in den Aus\hußberatungen die Re- gierungsvorlage bestätigt worden sei. Nach den Aus\chuß- beshlüssen sollen zu den abzugsfähigen Betriebsausgaben u. a. nicht gehören die Zinsen für das Gewerbekapital und die Schulden, die zum Ziwede der Betriebsverbesserung gemacht worden sind; ferner die Bezüge der Gesellschafter der offenen Handelsgesell- haften und Kommanditgesellshaften, G. m. b. H. usw. sowie bei Konsumvereinen der sogenannte Kundengewinn, soweit er 5 vH der auf die Waren geleisteten Barzahlungen übersteigt. Außerdem sollen nit Ae den abzugsfähigen Betriebsausgaben

gehören der Teil der Miet- und Pachtzinsen, der über die von

: gleichartigen Betrieben unter ähnlichen Verhältnissen üblicher-

weise gezahlten Miet- und Pachtzinsen hinausgeht, sowie ein Viertel der nah Ausscheidung dieser Beträge verbleibenden Miet- und Pachtzinsen. Maßgebend für die Feststellung des Gewerbe- fapitals bzw. des Betriebêvermögens i der auf Grund des Reichsbewertungsgeseßes festgestellte Einheitswert. ,

. Dr. Jacobshagen (D. Nat.) bemerkt, daß die Ge- werbesteuer deshalb so drückend empfunden werde, weil sie eine Sonder- steuer sei, die, da sie vom Gewerbekapital erhoben werde, das Ge- werbe zwinge, in ertragslosen Zeiten fast mehr Steuern zu zahlen als in ertrags8reihen. Die jeßige Vorlage bringe zwar den Er- tragsgedanken etwas mehr zur Geltung, aber noch lange nit ge- nug. Der Finanzminister sei hier zu vorsichtig, obwohl doch bei stärkerer Berüdsihtigung des Ertragsgedankens nur eine Ver- [Gtebung der Steuerzahlungen e fbärkere Schultern und keine

indereinahme zu erwarten sei, erlih sei, daß die deuts- nationalen Anträge auf volle Heranziehung der Konsumvereine zur Gewerbesteuer im Aus\{huß abgelehnt worden seien. Noch immer sei eine Doppelbesteuerungsmöglichkeit der Gewerbe- treibenden vorhanden, 4. B. durch die den Gemeinden aelassene Mög- lihkeit der Belastung des Gewerbeertraqges mit der Lohn- summen- und Grundsteuer. Diese Möglichkeit müsse beim end- gültigen Finanzausgleih vershwinden. Zum Schlusse beantragt der Redner, im § 3 der Gewerbesteuer-Verordnung, der ausspricht, daß die Land- und Forstwirtshaft, die Viehzucht und die Faad, die Fischzuht und der Fischfang, der Obst- und Weinbau sowie der Gartenbau der Getoerbefteuer nicht unterliegen, auch noch aus- drüdcklih die Saatgutbetriebe zu erwähnen, die aus der Gewerbe- Eee Nen ja der Wille der Aus\hußmehrheit ge- wesen sei.

[ Abg. Thiele (Soz.) bedauert, daß die Gewerbesteuer noch immer nich! endgültig geregelt werden fanitÞ die vielen Erz gänzungen machten die Vorschriften imer “unverständlicher. andirng und mittlere Gewerbe seien zweifellos in Not; die Ursachen reichenden Betriebskapitals, in der eringeren Kreditfähigkeit im Vergleich zu den Großbetrieben und Ti der Ecwerkslrlernee Der inanzminister habe erflärt, die Gemeinden müßten sih an Spar- amkeit gewöhnen; allzu viele Gemeinden brächen aber bereit unter den Lasten zusammen. Dabei wolle der Vorredner ihnen die. Einnahmen „aus der Gewerbesteuer uoch mehr beschränken. Die Konsumvereine seien keine Gewerbebetriebe, zielten niht auf Ueberschüsse ab und müßten seuerieei bleiben. ; bg. Kölges (Zentr.) weist auf die Übergroße Steuer- belastung der werbebetriebe in der Nachkriegszeit hin. Die Gewerbesteuer allein pethage Fus Vierfache der Friedenssäte troß der ungleich chwierigeren Wirtschaftslage. Zweifellos bejtehe eine Gefahr der Schädigung von Gemeinden durh die Neuregelung;z es gabe aber noch viele Gemeinden, die Ausgaben gemacht hätten, die niht unbedingt T und zweckmäßig wären. Auch die Gemeinden müßten sparen! a freilih sei es, wenn manche Gemeinden in übertriebenem timismus hinsichtlich der Besserung der Wirtschaftslage die Einnahmen bereits erheblich d er veranshlagten. Das Verlangen der Rechten auf Heraus- o ung der Schuldzinsen würde die steuerlihen Grundlagen zu ehr andern und eine Erhöhung der Zuschläge zwangsläufig zur olge haben müssen; deshalb sei die Forderung abzulehnen. Zu egrüßen sei die Vermeidung der Doppelbesteuerung, wie die Novelle sie bringe. Für die kleinen Gewerbetreibenden müsse eine Entlastung eintreten; deshalb empfehle sih eine Staffelung. Eine Differenzierung ron kleinen Handiwwerksmeistern und Heim- arbeitern emvfehle er nicht; die Frage sei allzu flüssig und oft überhaupt nicht vorhanden. Der Redner warnt ferner davor, daß die Gewerbesteuer immer mehr den Charakter einer Objektsteuer verliere und zu einer zweiten Einkommensteuer werde.

Abg. Dx. Neumann (D. Vp.) weist darauf hin, daß mit der Aenderung der Gewerbesteuer in eine Ertragsteuer derx Charakter der Gewerbesteuer als Objekt- und Realsteuer niht geändert worden sei, da die Ertragssteuer nur einen Teil der Gewerbe- teuer ausmache. Die Lohnsummensteuer sei eine ganz tlare Real- teuer. Die Gemeinden hätten bisher noh nie klar Rechnung gelegt und dargelegt, daß sie nicht auskommen fönnten. Bei der Aenderung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse müsse auch in derx kommenden Steuergeseßgebung zu ganz anderen Grundsäßen über- egangen werden. Die Höhe der jebigen Gewerbesteuer sei um ein Vielfaches gegenüber der Vorkriegszeit gesteigert worden. Eine zweiprozentige Wegnahme vom Ertrag sei erträglih gewesen, eine zehn bis fünfzehnprozentige Wegsteuerung des Ertrages, die jetzt ejhehe, sei nit zu tragen. (Sehr richtig! rechts.) Die Theorie u Möglichkeit der Abwälzung müsse si in der Praxis erst bewähren. (Zustimmung rechts.) Fn der Fnf ation8zeit möge die Gewerbes steuer teilweise abzuwälzen gewesen e eute sei das niht mög lih; man komme dazu, do von der Ertragslosigkeit Steuern gezahlt werden sollen. Früher hätte der Gewerbetreibende auch anderen Einfluß auf die Gemeinde und ihr Finanzgebaren gehabt. (Sehr rihtig! rechts, Zurufe links.) Besondere Schwierigkeiten seien für das Fahr 1926 durch die Kumulation zweier Steuerzahlungen und dur den shlechten Geschäftsgang dieses Fahres entstanden. Vertröstungen auf bessere Konjunkturen der Zukunft könnten die Gewerbetreibenden niht vom Ruin retten. Ein Entgegenkommen jettens der Gemeinden sei nur ausnahmsweise zu verzeichnen ge- iesen. Die Deutsche Volkspartei habe seinerzeit sofort Anträge eingebracht, um durch einen vernünftigen Ausgleich diese Härten zu beseitigen. Der Finanzminister habe dabei die Forderung auf beamte Relation zwishen Gewerbe- und Einkommensteuer bekämpst. Nicht bloß der demokratische Reichstag8abgeordnete Fischer, sondern auch der demokratische Handelsminister Schreiber hätte denselben Gedanken wie die Deutshe Volkspartei vertreten. Dr. Schreiber habe sogar, hoffentlich nit bloß aus Agitations» gründen, auf einer Mittelstandstagung die Umwandlung der Gewerbesteuer in eine Zuschlagssteuer zur Einkommensteuer propagiert. JFnfolge der Vershleppungsta tik der Regierungs- parteien seien die Autcäge nicht mehr E rechten Zeit vers- abschiedet worden. Der Finanzminister habe die Anträge aber in einem Erlaß verarbeitet. Der Redner schlägt vor, daß in die Vor- lage eine Sollvorschrist in demselben Sinne als Richtlinie für die Gemeinden aufgenommen werde. Wenn Sin Partei die Haupt- aus\{hußbeschlüsse annehme, so fordere sie oh für die Zukunft die völlige Herausnahme des Miet- und Pachtzinses. Die Frage der Schuldzinsen 19 früher nit so wichtig Biel wie jegt bei der großen Verschuldung und den hohen Bins aßen. Andererseits dürfe man nicht vergessen, daß beispielsweise Obligationen einer Aktiengesellschaft wirtshaftlich dem Aktienkapital gleichzuwerten seien, weil das gesamte Kapital in dem Betrieb arbeite. Das ideale Bel, den zu erfassen, der den Zinsvorteil von den Schulden habe, ajje sich nur durch Aenderung der Einkommensteuer erreichen. Für das Gebiet der Gewerbesteuer beantrage seine Partei wenigstens eine schärfere Definition der Schulden, die steuer- ps bleiben sollen. Die Steuer in den“ preußishen Gemeinden ei ungefähr das Sechsfache von der C A in Bremen; man müsse also in der Besteuerung in Preußen sehr darauf achten, daß man die Gewerbe nicht au8wanderungslustig mache. Der Redner begründet weitere Anträge seiner Partei über die Berüesichtigung der Gehälter der leitenden Beamten bei den G. m. b. H. und über E Besteuerung der Handelsagenten. Die Reste der Steuer- egünstigung bei den Konsumgenossenshaften durch Ls des Kundengewinns müssen beseitigt werden. Der Gesamtausfall an Steuern für die Gemeinden werde vom Finanzminister zu hoh engt; er werde sich wahrscheinlich auf unter 50 Millionen halten. Bei AERRRNE Sparsamkeit könnten die Gemeinden ohne öhere Zuschläge auskommen; andernfalls müßte beim Finanz- ausgleich dafür gesorgt werden das den Gemeinden andere Steuerquellen eröffnet würden. Der Redner verbreitet sich shließ- lih über die mühjelige, schifanöse Formulararbeit, die der kleine Gewerbetreibende in Steuerfragen nah Geschäfts\{chluß zu leisten abe; mit diesem System müsse bei der endgültigen Regelung der

werbesteuer aufgeräumt werden. (Lebhafter Beifall rets.)

Abg. Sh wenk - Berlin (Komm.) macht aufmerksam au die Abwälzbarkeit der Steuer. Die Gewerbesteuer sei in Wirklichkeit eine Verbrauchssteuer, die die Konsumenten belaste. Man be- seitige die Gewerbesteuer und führe für sie eine Einkommensteuer ein, die allerdings anders aufzuziehen sei wie die zurzeit be- stehende. Es müßten z. B. alle Einkommen über 24 000 Mark weggesteuert werden. Vor allem seien die kleinen Gewerbe- treibenden zu entlasten. Der Finanzminister betrahte sich aber als ein Organ d: es, entlaste den Besiß und belaste die werktätigen Veassen. Verständlich sei der Widerstand der Ge- meinden, zumal die veränderte Behandlung des Gewerbekapitals große Ausfälle bringe. Ein Skandal jei es, wenn der Finanz- minister eine Versagung der Genehmigung erhöhter Zuschläge in Aussicht gestellt habe ohne Rüdsicht darauf, ob die Gemeinden ihre fulturellen und sozialen Aufgaben erfüllen könnten. Au der Hinweis auf die Hauszinssteuer zeige, wie systematish Beies hin» earbeitet werde; die Steuerungerechtigkeit weiter zu befestigen.

selbe gelte von dem ues, dah in Zukunft für die Ge- meinden die Ausgaben für die Erwerbs Ausgleih auf Kosten der Aermsten! Lde

Abg. Hourt (Dem.) bemerkt, daß die Demokraten bei der endgülti E Regelung die Abzugsfähigkeiten der Schhuldenzinsen so Gestatten wollten, daß mau von Ungerechtigkeiten niht mehr reden fönne, Augenblicklich könnte man dieser Fassung wegen der {lehten Finanzlage der Gemeinden nicht zustimmen. Er- staunliherweise sei der Zentrumsabgeordnete lges dagegen daß die Reisenden, Agenten usw. aus der Gewerbesteuer besrei werden. Man dürfe nicht das Ziel verfolgen, den Kreis der Ge- werbesteuerpflihtigen ju erweitern, jondern müsse beim kommenden Finanzausgleih die Klagen der Gewerbetreibenden dadurch beseitigen, daß die gemeindlichen besonderen Zuschläge zur

osen wegfielen: Auch hier

Einkommensteuer für die Gewerbetreibenden in eine gew! se Relation zu den anderen Zuschlägen gebracht würden. Aber nit

tegen aber weniger in der Gewerbesteuer als im Fehlen des aus- '

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r die Höhe der Steuern verärgere und. erbittere die Hand- deter E ; rae aoii rue Bin sondern auch die Kompliziertheit des gangen Steuersystems, das vereinfaht werden müsse. Bezüglich der Montalivereine ollte man es, im Juteresse auch des Vêittel-

ndes, bei. den Aus\chußbeshlüssen belassen; denn was den

onsumvereinen an Gewerbesteuer R, werde, seien nur ihre Unkosten, die in jedem Betriebe steuerfrei p machen Ziel der Mittelständler sein müsse. Jm ganzen empfehle sih die Annahme der Ausshußbeshlüsse, weil sie eine ganz er e Erleichterung der Gewerbesteuer im Jnteresse von Handwerk und Gewerbe brächhten. (Beifall bei den Demokraten.) A Abg. Artel d - Uelzen (Wirtschastl. Vereinig.) bemerkt, vas die Gewerbesteuer a im Laufe der Zeit zu einer gewerbe- un mittelstandsfeindlißen Maßnahme ausgewahsen habe und daß Fe aus Gründen der Gerechtigkeit aufgehoben werden müsse. ährend das Vermögen des Mittelstandes e eit der Revolution um weit mehr als die Hälfte verringert habe, habe das Ver- mögen der öffentlichen Hand sich schäßzungäweise von 25 auf 62 Milliarden erhöht. (Lebhaftes Hört, hört! bei der Wirtschast- lichen Vereinigung.) Die Staatsbetriebe, die keine Steuern hlen und billige Kredite erhielten, mahten dem Gewerbe, das lie durh seine Steuerzablungen unterhalten müßten, schwerste Konkurrenz. Der Mittelstand verlange dahex mit Reht Be- E jeder wirtshaftlihen Betätigung der öffentlichen Hand. eim endgültigen Finanzagusgleih müßten, wie dies in Sachsen bereits geschehen sei, die Gemeindezushläge staatsrechtlih fest be- renzt werden. Fn Sachsen dürften die Gemeinden nur bis 250 vH Zuschläge erheben, in Preußen, das das mittelstands- feindlihste unter den deutshen Ländern sei, bis zu mehr als 1000 vH. (Hört, hört! rechts.) / j bg. Nas (Völk.) lehnt namens Es Partei den Gewerbesteuergeseßentwurf ab. Er gibt seiner Ver- wunderung Ausdruck, daß der im Landtag angenommene völfische Antrag auf Vorlegung eines neuen Warenhausgeseßes noh immer nicht ausgeführt worden sei. Einzelne Börsenpapiere hätten im leßten Fahre Kurssteigerungen bis in die Milliarden gehabt. Hier lägen neue Steuerquellen, aus denen man mit vollen Händen s{höpfen könne, um es so mögli zu machen, die notleidenden Kreise des Handwerks und Gewerbes bis zu einer Besserung des Wirtschaftslebens von den Steuern zu verschonen. Jnsbesondere die kleinen und mittleren Betriebe müßten vor jeder Kapitalsentblößung geshüßt werden. Die Völkishen würden daher einen E HéuitaSantras einbringen, daß die Gewerbe- betriebe, deren Ertrag sich verringern sollte, Steuernahhlässe er- hielten. Sollte durch die Steuern das Betriebskapital angegriffen werden, so müßten sie für die betroffenen Gewerbetreibenden ganz exlassen werden. (Lebhafter Beifall bei den Völkischen.)

Nach 5 Uhr wird die Weiterberatung auf Donnerstag 12 Uhr vertagt; außerdem kleine Vorlagen und Abstim- mungen zum Volkswohlfahrtsetat.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Fem antersuhunggaus{hug des Reihs- tags jeßte gestern die Erörterung über die zum Untersuchungs- komplex „München Einwohnerwehr vorliegenden An- träge fort. Es sind dies: 1. Der Antrag des Berichterstatters Dr. Le vi (Soz.) (Feststellung von Fememorden und Mitschuld bayerischer BODGenn wozu Uber den Fall Gareis ein Bua, antrag der Kommunisten (Creußburg-Münzenberg) vorliegt. 2, Der Antrag des Mitberichterstatters Dr. Schä ffer- Breslau (D. Mo), wonach fkeine Fememorde vorliegen, die Prie Entscheidung für genügend erachtet wird und feine chuld der Pa erigen ren besteht. 3. Ein Vermittlungs- antrag Schulte-Breslau (Zentr.) unterstüßt von Volks- artei und Demokraten. 4. Ein Antrag Tro ßmann (Bayr. Vp.), rit Haltlosigkeit der Vorwürfe gegen den bayerischen Justiz- minijter Gürtner und Verneinung von Fememorden. (Der Wort- laut der Anträge ist im Qs des Sitzungsberichhts vom 9. Februar [Reih8auzeiger Nr. 34] mitgeteilt.) Abgeordneter Dr. Schäffer - Breslau (D. Nat.) erklärte laut Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger zunächst namens seiner Freunde: Wir verurteilen den Fememord, wir betrahten ihn niht als Mittel zur Reinigung, E zur Ver- finsterung der politishen Atmosphäre. Fememorde bringen Staat Und Volk in Gefahr und Zerrüttung. Niemand wärc mehr E Lebens sicher. Der Staat muß eifersühtig über die ßBahrung E Rechte über Leben und Tod wachen. Das bedingt aber auch, der Staat auf geseßlihem Wege gegen Landes- und Waffen- verxäter scharf vorgeht, und mit allen geseßlihen Mitteln nach- drüdlih und s{chleunigst Landesverräter verfolgen muß. Der Reduer polemisierte hierauf gegen frühere Ausführungen des Abgeordneten Landsberg, der im Fall Hartun«( eeiAi L: eine objektive Schilderung in einem Gerichtsurteil in eine illigung der betreffenden Verhältnisse durch das Gericht umzudeuten. Redner verlas eine Stelle aus dem Urteil im Fall Hartung und jagte: Kann wohl der Fememord schärfer verurteilt werden als ier? Warum ließ man diese Stelle weg und wirst dem Gericht vor, den Fememord zu billigen? Merkwürdig sei, daß der Fall BVaur-Scheidemann sowohl im Antrag Levi wie im Antrag Schulte nit erwähnt sei. Da müsse man sh besonders mit dem Herrn von Puttkamer P, der 1n München seit 1922 die E Verbände und auch die bayerishen Behörden be- ißelt, und das Ergebnis seiner Spiveltätigkeit dem „Vorwärts“ und der „Münmthner Post“ mitgeteilt habe. Fm Ausschuß Bote Herr von Puttkamer das „Bespißeln“ besicitten. Er selber habe i „Spivel“ ein Subjekt genannt, das bezahlt werde und wider eine Ueberzeugung spioniere. So aber habe von Puttkamer ge- handelt, er habe H als Mitglied in patriotische Verbände ein- geslichen und dann Spißelberihte gegen Entgelt an Sozîal- emokraten und Demokraten ge iefert. Zu setnen Abnehmern hätten unter anderem Auer in Au EN und der pre Ba emo- Tratishe Landtagsabgeordnete Nuschke gehört. Dr. Schäffer be- handelte eingehend das Ergebnis der Vernehmung von Puttkamer im Untersuhungsausschu Untex seinem Eid habe Herr von Putt- kamer Per erflärt, er habe von Feme und Fememorden im Blücherbund nichts gehört, und A tele ette er am 10. März 1923 an den „Vorwärts“: „die Behörden werden gut tun, sich eine Organisation genau anzusehen, in der politische Mörder siven!“ Ausgerehnet von diesem Tage an begann die Femeheße. Dieser Puttkamer ist, so bemerkte Dr. Schäffer, auch nah § 175 des St.-G.-B. bestraft worden. Jh würde das nicht erwähnen, wenn niht gerade auf die een dieses Herrn von Puttkamer, der sich in München an junge Leute herandrängt, die Femeheye zurückzuführen wäre. Alle Einzelheiten zeigen, welche Qualitäten der Mann hat, der für die Femehete ver- antwortlich ist, v. Puttkamer war nah seiner eigenen Aussage überzeugt, daß es Baurs ernste Absicht war, Scheidemann zu ermorden. Gleihwohl hat er Baur nicht angezeigt, sondern thn weiter beherbergt und in seinem Vorhaben unterstütt. Selbst eine Waffe hat er Baur zur Verfügung gestellt. Bei einer Vernehmung erklärte von Puttkamer, 6 halte mein Verhalten für ehrenvoll und der Republik dienlih.“ Gott bewahrè die Republik vor solhen Freunden! Warum po! von Puttkamer aber die Münchener Polizei niht benahrichtigt? Fn einem Schreiben an Landgerichtsrat Hirschberg erklärt von Puttkamer, er hätte doch niht seine beste Nachrichtenquelle über die Geheimbündler ver- stopfen können. D Herr Scheidemann (Abgeordneter Scheide- mann ist als Mitglied des Aus\husses anwesend), er nimmt in Kauf, daß Sie ermordet werden können, bloß damit seine Nachrichtenquelle niht verloren geht, die “A )eld einbrachte. Ein Mann, wie dieser Puttkamer, hatte die Dreistigkeit, um nich! zu sagen Frechheit, als ih ihn hier ins Verhör nahm, mir zugu- rufen, meine Fragen sollten davon ablenken, daß meine Partei Mörder gegen republikanishe Führer ausgesandt habe. Daß Herr Landsberg, ein angesehener Zurist und Politiker, den 1h hoch]chäße, obwohl er mein politischer Gegner ist, sich mit einem Menschen wie von Puttkamer solidarisch erklärt hat, dafür fehlt mir das

Verständnis. r Zweck heiligt dîe Mittel“ das war die Richt-

stt ¿Der De os „Jch glaube“, so resumiert S behaupte, daß von Puttkamer der Vater der ganzen Femeheze ijt.“ Der Redner der Befugnis der

{nur des Herrn von Putt j Dr. Schäffer, „nicht zu viel zu sagen, wenn i

gebt sodann auf die Frage der Abgrenzung

nterjuhungsau schüsse im allgemeinen ein, indem

auf die einshlägige Literatur bezieht. An sich solle der Auss{chuß Pfistellen, aber es sei unmöglich, Urteile von Tat-

Be uch in der Praxis

rern, die parlaurentarishen Aus\chüsje in ihrer Tätigkeit tstellung von Tatsachen zu beschränken. Eine parlamen- tarif Unterjsuhung könne nie denselben Gegenstand eines erichtlichen air 7 unter demselben Gesichtspunkt betreffen. Ein rlamentarisher Untersuhungzausschuß dürfe weder in ein swebendes gerichtliches En eingreifen noch r p ahprüfung unterziehen. r Ausschuß müsse es vermeiden, in Fällen von Freispruh oder Au perversölgungleuntig Beschlüsse zu fassen, die im Gegensaß or bel Entscheidungen. Das würde der Ver-

en, die Gesezgebung, Rechtsprehung und zerwaltung streng abgrenzen. Darum sei im Antrag Schulte der assus zu beanstanden, daß im Falle Dobner dex Aus\{huß den pruch des Gerichts als Fehlspruch bezrihnen müsse. Der Vor- g E habe in München erklärt: „Wir find kein richterliches Ausschuß

n tn ein on sei i dienratsplanstellen neu zu

ivie praktis verfehlt. mehr zu machen sei, daß so viele Studienratsplans bi

nur Tatsachen sahen zu trennen, und darum werde der inter auf E

kräftige Urteile einer sahlichen

tehen zu rechts assung widerspre

ribunal, wesle in Gerichtsurteil eingreifen? Das |ei theoretis ; Auch gäbe es keine Möglichkeit einer Nachprüfung.“

meg eine politishe Ginrichtung. Der einer Zusammenseßung, und da wolle ma

betont, daß sein ‘Antrag ja au im Falle Dobner eine Feme- tell [8 v Solange in Bayern Hofmann Minister- E E

verabredung prästdent war, hatte man in Einwohnerwehr einzuwenden geha! als Kahr Ministerpräsident wurde Der

R der Linken nichts

ermitt

ayern ha

ordentlih vorsichtig sein sollten. Standpunkt e

Kriminalkommissar Glaser zu beschäftigen, während man von Putt- kamer gar nit erwähne. Zwengauers Ueberführung ins Kranken- haus sei vom gesundheitlihen Standpunkt aus geboten gewesen. „Kunst Eine Ueberwachungspfliht übernähmen die O) i

solhen Fällen nicht. Hierauf wird die Verhand

Mittwoch, den 23. Februar, vertagt

Der Aeltestenrat des Preußischen Landtages

legte gestern den Geschäftsplan für die nähsten Wochen der Zeit bis zum 26. Februar sollen nah Abschluß des

Domänenverwaltung noch der Landwirtschaftshaushalt und der Haushalt der Forst- und der Gestütsverwaltung erledigt werden. Mit dem Haushalt der landwirtschaftlihen Verivaltung will man am Sonnabend dieser Woche beginnen, mit dem der Tele

Außerdem u. a. noch erledigt werden die Anträge zum Westprogramm, eventuell auch die Anträge des Ostaus\husses für Kredithilfe des Reiches. Die Abänderungsanträge zur Lockerung der B wie shon vorher fest- gelegt war, heute erledigt werden. Für das kfommunistishe Miß- trauensvotum gegen den Kultusminister Beer ist der Freitag diesex Woche in Aussicht genommen. Die Abstimmung soll erst am darauffolgenden Mittwoch stattfinden. An dem gleihen Tage steht auch die Groß-Hamburg-Frage zur Beratung. Es soll dann eine Pause eintreten vom 26. Februar bis zum 14. März, in der

verwaltung am Donnerstag nächster Woche. g

wirtschaft für gewerblihe Räume sollen

t, die Hete habe E egonnen, ungsantrag

ei in Ee Punkten „levitischer“ als der Antrag Levi. Jn auh 1923 noch die Verordnung des sozial- demoftratishen Minister Enders vom März 1919 bestanden, wonach die Staatsanwälte bei Verhängung von Haftbefehlen außer- Redner lehnt entschieden den , daß Haftbefehle zu erlassen seien zu dem Zweck, die Verhafteten mürbe zu machen und so zum Geständnis zu bringen. Falsch sei es, in den Anträgen sich mit einem kleinen

äuser in ung auf | Berlin künftig „Museum Schloß Monbijou“ zu nennen, ebenso

der Etat weiter gefördert werden soll. Daran [chließt sich der leßte Beratungsabkhnitt vor Ostern bis zum 2. April. Jn diesem Abschnitt will man zunächst den Kultushaushalt in zweiter Beratung erledigen.

ea. ph Der Hauptausschuß hex Srenkilhan Landtags

{toß sih in seiner Sißung am 1 M. laut Bericht des Nacho rihtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger in der Frage der Pflichtstundenzahl bzw. Klassenfrequenz und der Studien- assessoren Vorschlägen an, die der bejonders eingeseßte Unter- aus[chuß formuliert hatte. Danach wird das Staatsministerium aufgefordert, folgende Forderungen beshleunigt durchzuführen: 1. die Pflichtstundenzahl der Lehrer(innen) an den höheren Lehr- anstalten mindestens auf den alten Stand vor dem 1. Mai 1924 Pran eyen; 2, in die Gesamtzahl der Pflichtstunden die wahl- reien Fächer mit einzubeziehen, ebenso für Nebenbeschäftigung, wie Verwaltung der Bibliothek, der Lehrmittel und Sammlungen, erner für die Aufsicht bei Spiel und Wettkämpfen, für die Ab-

stung des Marte ales usw. eine angemessene Stunden- zahl anzurehnen; 3. die Höchstshülerzahl für die unteren o E auf 40, für die mittleren auf 30 und für die oberen auf 20 fest- useven; 4. die Quarta als mittlere Klasse anzusehen; 5. für die

ershullehrer(innen) eine Ermäßigung der Stunden na Alters\tufen ein.reten zu lassen. erner wurden die Vorschläge angenommen, daß von der Stellenbeseßungssperre kein Gebrauch

haffen es, als dem dauernden Unterrichtsbedürfnis entspri nicht mehr als ein Vierzehntel der vorhandenen Plans- Hilfslehrerstellen beseßt werden dürfen. Studien- assessoren, die sih weitere Lehrbefähigungen erwerben wollen, soll Unterrichtsentlastung und finanzielle Ee gewährt werden, Angenommen wurden ferner a G ationa e Anträge auf Wieders holungsmöglichkeit der Reifeprüfung {hon nah einem halben Jahr und auf Gewährung der nötigen Zahl von Aufrückungsstellen an die Oberschullehrer, ferner ein volksparteilicher Antrag guf Aufs hebung des Erlasses für die Erteilung von Privatstunden. Abs gelehnt wurden deutshnationale Anträge, wonach schon in dem jeßigen Gtat die nah dem Prinzip der Secbstelung den Philologen zustehenden Aufrückungs- und Beförderungsstellen gewährt werden und wonach ferner die Frauenschulen vermehrt werden sollen. Auch ein Antrag des Zentrums auf Aufhebung der staatlihen Bildungs- anstalten wurde abgelehnt. Jn der am Abend ab chaltenew Sibung S der Hauptausschuß den Rest des Abschnittes vom Kultus3haushalt. Angenommen wurde U. M ein Antrag der Regierungsparteien, das Hohenzollernmuseum in

Redner owie da

egen die

ein gemein}chaftliher Antrag, die Titelsumme für Zweccke der Landesbühnenorganisation unt 600 000 f auf 14 Millionen zw erhöhen. Ferner fand Annahme ein deutshnationaler Antrag auf Höhereinstufung der Orchestermitglieder der Staatsoper bei det bevorstehenden Besoldungsneuregelung und x) Nachprüfung dex Eingruppierung der preußishen Staatsgartenbeamten und tun- liste Gleichstellung mit den Kommunalbeamten. Ferner wurden angenommen Anträge der Deutschen Volkspartei, zur Linderung der Not dex deutshen Schriftsteller 250 000 # bereitzustellen, ollen erner der bisherigen Kunstgewerbeshule in Frankfurt a. M. den Sharakter einer Kunsthohshule zuzuerkennen. Auch der demos kratishe Antrag, das Bodetal im Harz als Naturshußpark zu erflären, wurde angenommen, ebenso, gegen die Rechtsparteien, der Antrag auf Etatisierung der Sachberater des Theater- und Musikreferates. Schließlih fand Annahme ein i: pem ti pn Antrag, zur Förderung dex volkstümlihen Fugendmusikp legd 100 000 M einzuseßen, mit der von der eute Volkspartei ans geregten und auch von den Deutschnationalen unterstü ten Er« gänzung, daß die Verwaltung durch die Preußische Landesbühne geschehen solle.

A E A tats der

wangsS-

Statistik uud Volkswirtschaft. Schlachtviehß- und Fleischbeschau im Deutschen Reiche im 4. Vierteljahr 1926.

r R.

Länder Pferde

und und

Landesteile andere Einhufer

Owsen

(Veschaupflichtige Schlachtungen.) !)

Jung- | gälber

[ | / rinder j; L : | ; 2 Kühe bis Schweine | Schafe | Ziegen | Hunds |

über 3 Monate alt

Provinz Ostpreußen s C E Provinz Brandenburg . « f 3131 1 245 br C 1782 2 939

Srenzmark Posen-Westyr. 78 58

See ein 4159 2927 Oberschlesien . e 617 688 U. 4157 2139 Schleswig-Holstein . e 3 646

Ner « s 3 306 5 489

estfalen . é 4114 3 662

° 3513 1 524 s 2 886 10 120

Hessen-Nassau 882 5 806 6 429 16 646

9 50

Rheinprovinz 2) Hohenzollern . .

90 401 307 493

18 109 604 103 878 1 444 153 448 10314 2 729 167 033 12 835 469

32 358 2 567 942 264 358 11 041 3 797 104 768 1 374 2 597 287 632 30 576 25 730

80 348 5 629 653 168 892 25 536 305 203 236 9 328 1 255 17 080 14 804 39 690| 262619 P BTT 2 705 41 964 15 480 T1458) 291614 45 470 3 242

384 415 883 1 876 68 99

16 580 93 101

10 932 6 629 19 540 12 397 15 447 9 936 45 297 10 233 4217 23 291

1530 1 330 4 286 19 174 10 328 61 276

9 582 6318 20 663 18 942 9 998 40 159 13 457 6 776 20 390 15 111 10 229 28 297 26 572 7 739 40 772

Preußen?) . 36 580 56 939

Bayern rechts des Rheins S 4 002 22 282 « links des Rheins (Pfalz) 2) 376 1 842

219 948) 116588] 466 103] 2416 076) 304 102 47 001

40 346 33714| 147.852] 315 676 55 661 2 847 36951 7 904 13 313 40 698 667 531

BayernY 4 378 24 124

4 405 7352 2 869 7 033 1378 2 861 6315 3611 392 403 181

1 503 75 876 19

48

11

Saldsen . Württemberg . alta E O Thüringen . . e v era u tecklenburg-Sch S u? raunshweig NUAbAlE. 4 Bremen . E. E Be ae Medlenburg-Streli O Schaumburg-Uppe . .

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43 997 41 618] 161 165| 356 374 96 328 3378

39 487 5 088] 100560} 330805 94 453 20 593 15 308 23 003 94 1331 110287 10 765 880 11 651 16999] 46783| 97 570 6 280 1 073 H 814 6 773 24 282| 176914 17 282 3 664 11 063 8 999 16 319 77 561 9 892 3197 5 761 8 638 12365| 102 775 12 453 312 8 234 3 210 11 964 39 435 3 696 340 1 602 1863 4 333 29 622 2221 41 1891 1756 6 948 86 224 2738 176 1646 806 3426 24 069 1831 469 1 676 676 3 936 25 397 1138 82 970 286 1 588 8 492 197 92 14 034 659 2 823 12 132 895 170 932 321 1 853 6 033 934 49 217 330 970 2 399 180 91 253 84 456 2 021 78 10

E h Ddo C

L alli

Deutsches Reich im 4, Viertel- jahr 19262) L A

Davon im Oktober 1926 s November 1926 , 18 708 s « Dezember 1926. . 19 332

Dagegen im 3. Vierteljahr 1926 34 033 2. 1926 35 320 43 976

58 866 15 826

115 990

43 939 39 983 32 472 102 882 92 607 116955

ü a M Ï 1926

81 538

23 848 29 088 28 602 21 731 82416 ß1 922j 1 807

481 023

183 189 164 188 133 646 604 118

237 693 86 792

386 084

119 505 130 643 135 936 375 100 88 8395| 365 339 78 324] 380627

920 007] 3 904 106

266 895] 1 099 102 79 126] 299 928] 1 314 864 71815] 8353 184] 1 490 140

264 115| 1 006 208| 2 927 095 218 152] 1 167 295] 2 785 787| 375 499 209 562] 1 103 427| 3362553! 413 845

83 145

29 320 26 928 26 897

98 021

167 195 143 340 153 106

428 434 444511 492 915

YFahressfumme 1926) 4 1925 8 A

b D 4

Reichsdurchschnitts\chlacht- gewichte im 4, Vierteljahr 19264), ; i

224 kg | 8300 kg

247 60i| 5 198 243 996| 5 859 424 414| 7252

929 §.22]| 4 196 937/12 979 541| 1 874 535 977 140} 4232 728/12 090 013} 2 190 423 793 952] 3 713 254/16 406 423} 1 967 493

348 3259| 1 507 150 373 206| 1 424 263 466 672] 1 468 059

293 kg| 231 kg| 186 kgl Bkgl 94kg| Bkg| 19kg|

1) Vorläufige Ergebnisse. ®) Ohne Saargebiet. ®) Endgültige Ergebnisse. Die Vergleichszahlen 1925 und 1913 und die

Zahlen 1926 entsprehen dem gleichen Gebietsumfang, schnittägewichte der Schlachttiere.

Berlin, den 16. Februar 1927.

4) Aus den Angaben von 68 der wichtigsten deutihen Schlachthöfe über Durch-

Statistisches Reichsamt. Wagemann.

R e ae E E E T L N E E