1904 / 233 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Oct 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium des Jnnern.

Dem Landrat Rogge ist das Landratsamt im Kreise Tondern übertragen worden. y

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Dem Baugewerkshuldirektor Hirsch ist die Stelle des Direktors der Baugewerkshule in Ekernförde übertragen worden.

Dem Oberlehrer Adolf Müller an der höheren Maschinenkaushule in Breslau ist die Leitung der höheren Maschinenbaushule in Altona und dem Oberlehrer Albert Kuhlmann an der höheren Maschinenbauschule in Altona die Leitung der vereinigten Maschinenbauschulen in Elberfeld- Barmen vom 1. Januar k. J. ab auftragsweise übertragen worden.

Zu Oberlehrern sind ernannt worden:

der Regierungsbaumeister Erih Menge und die Diplom- ingenieure Karl Tepel und Gerhard Hunnius an der höheren Maschinenbauschule in Hagen i. W.,

der Regierungsbaumeister Heinrih Lohmann und der Diplomingenieur Wilhelm Staedel an der höheren Maschinenbauschule in Posen, i i

die Ingenieure Karl Lokowiß und Josef Richarz an den vereinigten Maschinenbauschulen in Elberfeld-Barmen,

der Regierungsbaumeister Ernst Zillmer an der Maschinenbaushule in Görlitz, s

der “Jngenieur Anton Wittrock an den vereinigten Maschinenbauschulen in Cöln, 1

der Jngenieur Adam Barthel an der Fahschule für die Eisen- und Stahlindustrie des Siegener Landes in Siegen.

Zum Maschinenbauschullehrer is der Lehrer Cornelius Löhrer an den vereinigien Maschinenbauschulen in Dortmund ernannt worden.

Fräulein Luise Holt, Fräulein Mathilde Laureck und Fräulein Pauline Luther sind als ordentlihe Gewerbe- \hullehrerinnen an der Königlichen Handels- und Gewerbe- |hule für Mädchen in Posen ernannt worden.

Oberrehnungskammer.

Der bisherige Oberlandesgerichtssekretär, Justizhauptkassen- buchhalter Theodor Müller aus Celle sowie der bisherige Provinzialsteuersekretär Fraude aus Breslau sind zu Ge- heimen Rechnungsrevisoren bei der Königlichen Oberrehnungs- kammer ernannt worden.

Berauntmacmun a.

Gemäß S 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 wird hiermit zur öffentlihen Kenntnis gebracht, daß das steuerpflihtige Reineinkommen der Königsberg-Cranzer Eisenbahngesellschaft für das Rechnungsjahr 1903 110 000 6 beträgt.

Königsberg i. Pr., den 27. September 1904.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. ; Simson.

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93a: ul # Angekommen: Ä nsn,

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister fü... ZerMur Bohut ier ibakammer wurde: dem „W. T. B“

Handel und Gewerbe Möller, vom Urlaub;

Seine Exzellenz der Unterstaatssekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Rat Fleck.

Nichkamllicßes.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 3. Oktober.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Stein“ am 30. September in Gibraltar eingetroffen und geht heute von dort nah Cartagena in See.

S. M. S. „Tiger“ ist am 30. September in Chinkiang am Pengise eingetroffen und am 1. Oktober von dort nah Wusung abgegangen.

S. M. S. „Jltis“ ist am 30. September in Canton eingetroffen.

Sachsen.

Aus Pillniß vom gestrigen Tage wird dem „W. T. B.“ berichtet, die am Sonnabend unternommenen Spazierfahrten durch den Schloßpark hätten Seiner Majestät dem König infolge der herrlihen warmen Luft wohl getan. Der As sei niht ganz so heftig gewesen und die

temnot seltener und weniger quälend aufgetreten. Nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht sei if if die Stim- mung wie auch der Kräftezustand des hohen Kranken etwas gehobener erschienen. Der König habe gestern bereits seit (1/4 Uhr früh Regierungsgeschäfte erledigt. Der gestrige Tag sei im ganzen befriedigend verlaufen. Seine Majestät habe an der um 2 Uhr stattfindenden Familientafel teilgenommen, u der auch Jhre Königlichen Hoheiten der Kronprinz mit einen drei Söhnen, die Prinzessin Mathilde und der

rinz Johann Georg erschienen seien.

Baden.

Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Gent und von Preußen, Jhre Kaiser- lihe Hoheit die Großherzogin-Mutter von Mecklen- burg-Schwerin und Jhre Hoheit die Herzogin Cecilie

u Mecklenburg trafen am Sonnabend, wie „W. T. B.“ PériGiet: in Baden-Baden ein und wurden auf dem Bahnhofe von Seiner Kaiserlihen Hoheit dem Großfürsten Michael Nikolajewitsch von UET «nb, dem russishen Minister- residenten von Eichler, dem Generaladjutanten Seiner König- lichen Hoheit des Großherzogs, Generalleutnant von Müller und dem Oberschloßhauptmann Offensandt von Berckholßz empfangen.

1 E all bejonders MMeicung, ift ein Vierte! dei “gesandt,

«2A 4 Mp sangdanzeige, ist die G S “g der Mindestgebühr zu -€ck

“voraus zu entrichte-,

__ Mecklenburg-Streligtz. i

Seine Königlihe Hoheit der Großherzog ist, wie

„W. T. B.“ erfährt, gestern von Berchtesgaden wieder in Neustreliß eingetroffen.

Deutsche Kolonien.

Wie „W. T. B.“ aus Deutsh-Südwestafrika erfährt, hat das Etappenkommando in Okahandya gemeldet, daß die Verbindung mit dem Oberkommando durch Gewitter- regen seit vier Tagen unterbrochen sei. :

Amtlich wird gemeldet, daß der Reiter Franz Zink aus Berlin, Fennstraße 43, geboren am 22. Februar 1880, früher Artillerie 2, am 29, September in Otjosondu am Typhus gestorben ist.

Oesterreich-Ungarn.

Der König und die Königin von Rumänien sind wie „W. T. B.“ meldet; am Sonnabendnachmittag nach Bukarest abgereist; zur Verabschiedung hatte sih auf dem enten auch der deutsche Botschafter Graf von Wedel ein- gefunden. ; S

Der Statthalter des Küstenlandes Graf Goëß isst von seinem bisherigen Posten enthoben und zu seinem Nachfolger der bisherige Landespräsident der Bukowina Prinz zu S ohen! o Je: S OLRRE sfürst ernannt worden. Zum

andesprästidenten der Bukowina wurde der Ministerialrat Regner von Bleyleben ernannt.

In der gestern in Wien abgehaltenen Generalver- sammlung des Bundes österreihisher Jndustrieller hielt der Ministerpräsident von Körber eine Rede, in der er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte: j

Er und die Regierung bemühten sih mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln um die Hebung und das Gedeihen der heimischen Produktion. Dies bewiefen die Taten der Negierung, wie die Inrestition von 500 Millionen im Eisenbahnbau, der Bau von Wasserstraßen, die Loyalitätsklausel im ungarischen Ausgleich und der eben abge- \{lossene Handelsvertrag mit Stalien, dem, wenn es nah dem Wunsche der Regierung gehe, tunlihst bald andere folgen sollten. Leider komme in Oesterreich zu den tieferen Gründen politisher und öôfkono- misher Schwierigkeiten noch eine maßlose leer euie die zur Un- aufrichtigkeit führe. Gelegentlih seiner galizishen Reise habe er von der licht der Regierung gesprochen, „au den nationalen Besißstand der Deutschen zu hüten“, von mancher Seite sei aber das „aud“ weggelassen und ihm imputiert worden, er habe als einzige Aufgabe des Kabinetts - bezeichnet, den Besißstand der Deutschen zu hüten. Die Regierung sei bemüht, die traurigen Folgen folcher ans richtigkeit abzuschwächen, und werde fi in threm Wohlwollen gegen die úIndustrie nicht irremahen lassen. Sie habe den ehrlichen Willen, zur Besserung der Schwierigkeiten der geseßgeberishen Tätigkeit zu ge- langen und werde, wenn das Abgeordnetenhaus in der Erfüllung seiner Pflichten wieder gehindert werden sollte, auf der ganzen Linie umso entschiedener zu handeln haben. Die Regierung werde keinen Notstand über die Industrie kommen lassen, au die Landwirtschaft nicht vergessen und den Handel nit zu Grunde richten lassen, damit sich nicht an die politishe Krisis noch eine wirtschaftliche reihe.

Großbritannien und Jrland.

Sir William Vernon Harcourt, der Führer der Liberalen, ist, wie „W. T. B.“ berichtet, vorgestern plößlich

estorben. E A 2 i König 4 aj Lady Harcourt ein Beileids- inde er sagt, er habe in dem Ver-

Dinerd.altèn werten Fréund verloren.

Frankreich. der gestern in Evreux (Dep. Eure) vorgenommenen

d 4,7 der ministerielle Kandidat Lefèvre gewählt.

"Per frühere französishe Geschäftsträger in Soul Vicomte Fontenay, der mit der Wahrung der russischen Jnter- essen in Korea betraut war und kürzlih in Paris ein- getroffen ist, hat sih nah St. Petersburg begeben, um dem Kaiser von Rußland über die Ereignisse zu berichten, deren

Zeuge er gewesen ist. Rußland.

Der Kaiser ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend in Tiraspol eingetroffen und besichtigte dort die demnächst nah Ostasien abgehenden Truppen des ŸVII1. Korps. Morgen gedenkt der Kaiser Reval zu besuchen, um vom Baltischen Geschwader Abschied zu nehmen.

Ftalien.

Das Bureau der Deputiertenkammer war, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, vorgestern einberufen worden, um über das Ersuchen der äußersten Linken um sofortige Einberufung der Kammer zu beschließken. Das Bureau erklärte sih für unzuständig in dieser Angelegenheit, die allein der Entscheidung des Präsidenten unterliege. Nachdem der Präsident privatim sämtlihe Mitglieder des Bureaus um ihre Ansicht befragt hatte, beschloß er, dem Ersuchen der äußersten Linken nicht stattzugeben, und teilte seinen Beschluß den Mitgliedern dieser Partei schriftlih mit.

Spanien.

Der König hat sih/ wie „W.. T, B.“ erfährt, von Salamanca zu den Manövern begeben.

Der Führer der republikanischen Partei Salmeron ist in Saragossa shwer erkrankt.

Türkei.

Aus Konstantinopel berichtet das Wiener „Telegr.- Korresp. - Bureau“, in der Synode des ökumenischen Patriarchats vom 30. v. M. sei der Antrag gestellt worden, telegraphish die Aufmerksamkeit der Souveräne der Groß- mächte auf die in Mazedonien täglich an Griechen verübten Morde zu lenken.

Ein vor einiger Zeit erfolgter Uebertritt von Kosaken über die Vas Sai Grenze ist, demselben Bureau zufolge, auf folgende Tatsache zurückzuführen: Eine türkische Kurdenbande überfiel ein russishes Dorf, um Vieh zu rauben, und wurde bis auf türkishes Gcbiet von Kosaken verfolgt; die flüchtende Kurdenbande teilte der türkishen Grenzwache mit, daß die Verfolger armenishe Revolutionäre seien, und infolgedessen beshoß die Grenzwache die Kosaken, von denen einige getötet und mehrere verwundet wurden. Die russishe Botschaft besie über diesen Vorfall noch keine eigene Anzeige, sondern nur eine von dem Wali von Erzerum dem dortigen russishen Konsul gegebene kurze Meldung. Beiderseits sei eine Untersuchung eingeleitet worden. Von der Redifbrigade in Erzerum seien vier im O SAOZA 849 liegende Nedifbataillone mobilisiert worden.

während die Anteile der größeren Von 100 neuhergestellten e kommen auf folhe mit einem

Amerika.

Der Senat und die Deputiertenkammer von Argentinien haben, dem „W. T. B.“ zufolge, den Budget- voranshlag für 1905 genehmigt.

Asien.

Ein Telegramm des Generals Ssacharow an den Generalstab vom 1. d. M. meldet, dem „W. T. B.“ zufolge: Am 29. e er aen La at Ra O LERELRTEn Cen den Vormarsch nach Jan sintunia auf dem Wege Mukden- Bjaniupusa und Fyndiaypu, wurden aber von unserer Kavallerie zum Stehen gebracht. Am 30. September verdrängte eine unserer Kavallerieabteilungen, die nah Tschjantania, am rechten Ufer des S 40 Werst \tromabwärts von Mukden, vorgerückt war, die apaner aus diesem Dorfe und verbrannte 17 beladene Dschunken, von denen einige Munition an Bord hatten. Große Verstärkungen, die der Feind von Süden erhielt, nötigten unsere Abteilung, {ih zurückzuziehen.

Der „Birschewija Wjedomosti“ wird aus Mukden vom 30. v. M. telegraphiert :

In der Nacht zum 29. September versuhten T\chunt\ chusen, die Cisenbahnbrücken der Station Kundjuline zu zerstören; sämt- lihe Versuche wurden jedoch zurückgewiesen. Bei dem Vorgehen der Tschuntshusen habe man den Einfluß japanisher Emissäre festgestellt.

Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Mukden tele- graphiert :

Die Japaner {einen ihre Taktik geändert zu haben, sie ver- schanzen \sich; troßdem sind Umgehungsversuhe im Osten nicht aus- geschlossen. Die chinesischen Behörden legen außerhalb des Kampf- bereihs Getreidelager an, um einer Hungerênot vorzubeugen. Die Ernte ist sehr reihlich.

Nah einer Meldung des „Daily Chronicle“ wurde am Sonnabend vor Port aae ein kurzer Waffenstillstand zur

Beerdigung der Toten abgeschlossen, nach dessen Beendigung

das Bombardement mit alter Heftigkeit wieder aufgenommen wurde. Die Lage der beiden Gegner sei ziemlih unverändert. Die Landbewohner würden {hon in ziemlich großer Ent- fernung von Mukden durch die Japaner tortgemiesen. da diese befürchteten, daß sie für die Russen in Mukden als Spione tätig sein könnten. ; Dem „Reutershen Bureau“ wird aus dem Hauptquartier des Generals Ok u über Fusan vom 1. d. M. gemeldet, der erste japanische Eisenbahnzug sei an diesem Tage in Liaujang eingetroffen. Jn einigen Tagen werde ein regel- mäßiger Dienst eingerichtet sein. Die ersten Züge hätten Lebensmittel, Munition und Eisenbahnmaterial mit fd E Aus Tokio vom gestrigen Tage meldet dasselbe Bureau, die Russen machten verzweifelte Anstrengungen, das Kuro- patkinfort vor Port Arthur, das die Wasserreservoire beherrsche, wiederzunehmen. Beide Gegner hätten stark gelitten. Die japanishen Geschüße beherrschten jeßt den ganzen Hafen. Die n der russishen Flotte scheine bedenklich. Man glaube, daß die russishen Schiffe bald auslaufen würden oder im Hafen würden zerstört werden. Die russishen und japanischen Vorposten im Süden, Südosten und Östen von tukden seien beständig in Fühlung mit einander. Täglich fänden Scharmügel statt; man erwarte stündlih eine große Schlaht vor Tieling, und glaube, daß der General Kuropatkin nur vorübergchend um Mukden und den Hunhofluß Stellung genommen habe, um den Vormarsch der Japaner aufzuhalten.

Nr. 42 des „Zentralblatts für das Deutsche TON herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 30. September hat folgenden Inhalt : 1) Marine und Schiffahrt: Drukfehlerberihtigungen der deutschen Ausgabe des Internationalen Signalbuchs. 2) Post- und M ven: Ausdehnung des Geltungsbereihs der Ortstare auf Nachbarpostorte (IX. Nachtrag): 3) Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Neichsgebiet.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Statistisches aus München.

Das Statistische Amt der Stadt München veröffentlicht im 4. Heft des 18. Bandes seiner „Mitteilungen“ die Münchener Jahres\tatistik für 1903. Nach dieser wird die mittlere Einwohnerzahl“ des Jahres 1903 auf 515 000, die von 1904 auf 524 000 angenommen. Es ift hierbei gegenüber der Volkszählung von 1900, für die 499 932 Einwohner festgestellt sind, eine durchschniitlihe _jährliche Steigerung von etwa 6000 zu Grunde gelegt. Die wirtschaftliche Ungunst, die im Jahre 1903 noch andauerte, drückt sich sowohl in einem weiteren Nückgange der Ehbeshließungen als au in einem beträhtlihen Rückgange der Geburten aus. Die Eheschließungen find seit 1900 von 6092 (12,4 auf 1000 Eirwohner) auf 4756 (9,2 9/00) zurückgegangen, die Geburten von 18 128 (37 9/6) auf 17 693 (34,4 9/00). Eine abermalige Verminderung zeigen auch die Sterbe - fälle; sie gingen feit 1900 von 12317 (25,109/%)- auf 10681 (20,7 0/0) zurück und haben damit die niedrigste in München bisher beobahtete Sterblichkeitsziffer erreiht. Die Ziffer der Säuglingssterblihkeit, auf 100 Lebendgeborene berehnet, die sich in München lange über 3009/6 gehalten hafte, ist 1903 auf 23,9% gesunken. Infolge des Rückgangs der Geburten ist auch der Geburtenüberschuß vermindert, immerhin betrug dieser im Jahre 1903 noch 6400. Von den Sterblihkeits- zifffern der einzelnen Alterêtlassen ist insbesondere jene des vorshul- pflihtigen Alters (2.—d5. Lebensjahr) durch eine erheblihe Abnahme gegen früher ausgezeihnet. Hinsichtlih der einzelnen Todesursachen ist der Nückgang der Tuberkulose auf 25 auf je 1009 Ein- wohner hervorzuheben, troßdem beträgt die Zabl der Sterbefälle an Tuberkulose noch 1312.

Der Fleischverbrauch auf den Kopf, berehnet unter Zugrunde- legung von durhschnittlihen Gewichtszahlen für die einzelnen Tier- gattungen, steht mit 75,8 kz genau auf der Höhe des Vorjahrs. Von den Preisen zeigen die aller Arten Schlachtvieh mit Ausnahme der Schweine, die sid erheblih billiger stellten, ebenso die Preise hon Fleisch in der Hauptsache eine Steigerung, nur bei Schweinefleisch ist ein geringer Nachlaß eingetreten. Auh die Preise von Landbutter und Schmalz sind gestiegen, die Brotpreise um 1 für { kg zurück- gegangen. :

Im Gegensaß zu anderen Teilen des Deutshen Reis hat in München au 1903 nur eine verhältnismäßig beschränkte Bau - tätigkeit stattgefunden. Die Zahl ber erstellten Gebäude beläuft sich auf 418 gegen 746 im Jahre 1900. Insbesondere ift ‘die Zahl

er Ersaßbauten stark vermindert. Wohnunçgen wurden 3394 neuhergestelll, was nahezu dem Durchschnitt des WFahrzehnts 1891/1900 entfpriht, während im Jahre 1900 allein der Zus wachs an Wohnungen über 6300 betrug (ohne Abrechnung der Abgänge). Im Gegensaß zu den beiden Vorjahren, in denen die Wohnungen mit zwet heizbaren Zimmern nahezu die Hälfte der sämt- lichen neuhbergestellten Wohnungen ausmahten, ist der Prozenifaß der Wohnungen mit zwei heizbaren Zimmern auf 39 zurückgegangen, ohnungen wieder gestiegen sind.

heizbaren Zimmer 4,5, mit zwei heizbaren Zimmern 38,9, mit drei

| (1903: 139 gegen 119 vor zwei

| schnitt 472 A (Ende 1902 455 4) Guthaben:

è rasch steigende Beträge zugeflossen sind.

} Verpflegten

Wund zwar von

Zimmern 34,1, mit vier und fünf Zimmern 18,2 und mit sechs und mehr Zimmern 4,3. Kauf und Verkauf von bebauten An- wesen hielt sich im Jahre 1903 auf bescheidener Höhe mit einem Umsaße von 64000000 # gegenüber einem Umsaße von 103 000000 A im Durchschnitt 1891 bis 1900. Die Zahl der Zwangsversteigerungen is auf 392 mit einem Erls8

S won 45 800 000 A gestiegen. Bei unbebauten Liegenschaften

nd Zahl und Erlös der Besißwehsel durch Kauf gegenüber den A is 1970 auf die Hälfte bis den dritten Teil vermindert. ‘Die Zahl der Zwangsversteigerungen is stark gestiegen, und zwar auf 230 mit einem Erlös von 7 500000 A4 Der Gesamt- umsaß von bebauten und unbebauten Liegenschaften durch Kauf,

E Tausch und Zwangsversteigerungen übersteigt knapp 170 000 000 46

Neue Hypotheken sind mit einer Summe von 176,8 Mill. Mark, elôschte mit 153,1 Mill. Mark eingetragen , darunter Löschungen nfolge von Zwangsversteigerungen mit 27,2 Mill. Mark. .

Die Zahl der neuen Konkurse ist mit 235 gegen die beiden

4 Vorjahre abermals gestiegen und gegen den Durchschnitt der sehr F günstigen Periode 1896/1900 von 128 um mehr als 80 9/0 erhöht.

Die {ih bereits auf das Jahr 1904 beziehende Arbeiter-

¿ählung in den der Fabrikinspektion unterstellten gEeUOa An- Ï lagen hat fowohl hinsichtlich* der Zahl der Betrie

e wie auch hin-

fich:lich der in den Betrieben dur(hschnittliG beschäftigten

Ÿ Arbeiterzahl cin Minus gegen das Vorjahr und besonders gegen das

Fahr 1900 ergeben. In den bezeihneten Betrieben ein\ch!ießlih

| des Wirtschaftsgewerbes waren 1904 63 840 Personen beschäftigt,

davon 7623 in der Gruppe „Wirtschaftsgewerbe“, während 1900 ohne diese Gruppe 67 251 Arbeiter gezählt wurden. An dem Rückgang

A find beteiligt die Gruppen „Steine und Erden“ (2858—1740), „Metall-

verarbeitung“ (6886—5707), „Maschinen usw.“ (8376—6822), „Holz“ (6582—b800), „Bekleidung“ (8199—7478) und besonders das Baus gewerbe im engeren Sinn (14 791—9783), welche Gruppe allein eine Minderung von 5000 ausweist.

Trotz der ungünstigen Zeit ist die Zahl der Gast- und Schank - wirtschaften, wenn auch in vermindertem Tempo, etwas gewachsen.

1 | Auf 1000 Einwohner kommen 3,8 Wirtschaften gegen 3,7 vor zehn

Jahren und 3,6 um die Mitte der ahtziger Jahre, sodaß auf je 260 Einwohner durchs{chnittlich eine Gast- und Schankwirtschaft ent- fällt. Dabei ift nicht zu übersehen, daß eine Anzahl Wirtschaften in- zwischen ihren Umfang erheblich vergrößert hat. Immerhin weist das Jahr 1903 mit 41 Konzessionsgesuchen die Mindestzahl seit einer Reihe von Jahren auf. Die Zahl der Branntweinschenken ist mit 27

# gegen früher vermindert, die Abgabe an Stehgäste wenig verändert

(377), dagegen der Branntweinkleinhandel sehr erheblich erhöht Jahren).

Das städtishe Arbeitsamt hat 1903 wiederum eine umfang- reie Tätigkeit entwidelt, wenn diese auch die der Jahre 1900 und

E 1901 nicht durhweg erreicht. 56 610 Stellenangebote standen 65 448

Stellengesuchen gegenüber, wobei der Uebershuß der Stellengesuche

S auf männliche Arbeiter entfällt, während bei den weiblihen die Zahl | der Stellesuhenden unter Zahl der Stellenangebote blieb, Beseßt tvurden iin ganzen 42172 Stellen.

Bei der städtishen Sparkasse ist sowohl die Holl der Sparer, als au deren Guthaben in außerordentlich starker Weise gewachsen. Es hatten Ende 1903 98 293 Sparer gegen 92 700 im Vorjahre ein Guthaben von 46,4 Mill. Mark, während Ende 1902 das Gesamtguthaben 42,2 Mill. Mark betragen hatte. Auf 1000 Einwohner kommen demnah nunmehr 191 (Ende 1902 182) Sparer, auf eineu Sparer im Dur(h- ¡ Der Verkehr in den Leihanftalten erfuhr mit 163492 Pfändern und einer Summe von 1 898 000 6 einen geringen Rückgang gegen das Vor- jahr. Immerhin ift die Zunahme gegen die Jckhre vor 1900 und früher eine fehr erheblihe. Der Durchschnitt von 1896/1900 war :

F Pfänderstand 144294 mit 1 509 000

Die Zunahme der von der öffentihen Armenpflege dauernd unterstüßten Armen zeigte in den leßten Jahren eine sehr unerfreulihe Entwickelung, ¿bwobt den Unfallverleßten, Fn- validen- und Altersrentnern aus der öffentlih-rehtlihen Versicherung ; Gegen 1900 ist die Zahl der Erwachsenen mit Monatsalmosen von 5142 auf 6607, der Kinder

E mit Erzichungsbeiträgen von 2186 auf 3094, der Kinder in Pflege- M pläßzen von 499 auf 562,

: i! der Kinder in Anstalten, abgesehen von Waisenhaus und Kinderasyl, von 641 auf 865, der Geisteskranken

# in Anstalten von 377 auf 510, der Pfründner und in Armenhäusern

Veipflegten von 1071 auf 1157, die Gesamtzahl von 9916 auf 12 795 gestiegen. Auf 100 Einwohner komen dauernd Unterstüßte 1900: 2,02, 1903: 2,48. Die durchs{nittlihen Kosten, auf den i berehnet, sind etwas vermindert. Gleihwohl erfuhren die Ausgaben der öffentlihen Armenpflege gegen- über dem Vorjahre abermals eine beträchtliche Steigerung ; 1833 000 auf 1985000 #4; sie betrugen auf den Kopf der Bevölkerung 3 #6 85 S, im Dur(schnitt

1896/1900: 3 M 24 S, 1891/95: 2 A 87 5, 1881/85: 2 6549 A, die Kopfquoten sind also im Verlaufe von 20 Jahren über 50 9%

estiegen. An der Steigerung der leßten Jahre sind die Positionen úr Krankenhauspflege und für geschlossene Armenpflege dur besonders hohe Beträge beteiligt. In demselben Maße wie die Ausgaben, ist auch der Zuschuß der Gemeinde gestiegen, indem er sih von

1,3 Millionen im Jahre 1900 auf 1,7 Millionen Mark im Berichts- jahre erhöhte.

, Das Erträgnis der wichtigsten indirekten Steuern geht seit einer Reihe von Jahren erheblich zurück und ergibt nur noch 4,25 M auf den Kopf der Bevölkerung als Reinertrag; dagegen sind die Gemeindeum lagen in einem 30jährigen Zeitraume von 4,82 4, bis auf 20,50 gestiegen, sodaß das Erträgnis der direkten Steuern fast das Fünffache der indirekten Steuern ausmacht.

Hamburgs Handel mit den deutshen Kolonien.

Nach der amtlihen statistishen Zustammenstellung „Hamburgs Handel und Schiffahrt im Jahre 1903* zeigt die Einfuhr aus Togo, Kamerun und Deutsch-Ostafrika gegen das Jahr 1902 einen Zuwachs, während diejenige aus Deut fch-Südwestafrika einen Nückgang aufweist. Es wurden 1903 über Hamburg eingeführt: aus Deutsch-Westafrika {Togo und Kamerun) 8 235 560 /6 (gegen 1902 + 229 580 M), aus Deutsch-Südwestafrika 224 020 4 (— 49 820 6), aus Deutsch- Ostafrika 2570410 (+ 1044690 6). An der Zunahme der Einfuhr aus Westafrika hat die blühende Kakaokultur in Kamerun einen Hauptanteil. Außerdem sind die Zahlen für Elfenbein nicht unbedeutend, für Gummi elasticum ganz beträhtlich gewachsen, während {ih die Ziffern für Palmöl und Palmkerne vermindert haben. In der Einfuhr Ostafrikas haben Kaffee, Nußhölzer und Kopra, ganz de- deutend Gummi elasticum, Wachs, Manilaßanf und Sifal zugenommen, während Sesam abgenommen hat und das früher so bedeutende Elfen- bein fast ganz vershwunden ist. Eine nur vorübergehende Periode der Gewinnung hatten Halbedelsteine und Glimmer. L Die Ausfuhr Hamburgs hat eine Steigerung erfahren nah Togo, rtamerun, Deutsch-Ostafrika, den Marschallinseln, Samoa, den Karo- inen; fie ist zurückgezangen nah Deutsh-Südwestafrika, Deutsh-Neu- guinea und dem Bismarckarchipel. Es wurden 1903 von Hamburg ausgeführt: nah Deutsh-Westafrika (Togo und Kamerun) 7 861690 M gegen 1902-4 202 370 M), nah Deutsh-Südwestafrika 5257749 M 1014870 4), nah Deutsch- Ostafrika 2153350 / (4+ 120130 46), ah Neuguinea 61450 4 (— 19690 4), nah dem Bismarcklarchipel 279 960 M (— 1990 M), nah den Marshallinseln 12361046 (—- 18270 Mé), nah Samoa 353 430 4 (4 114 190 6), nah den Karolinen 95 720 —+ 30610 4). In West- und Ostafrika ist die Steigerung wesentli auf die vermehrte Zufuhr von Baumwollwaren zurückzuführen, in üdwestafrifa der Nückgang vor allem der Vollendung der Eisenbahn zuzuschreiben, für die in den Vorjahren bedeutende Mengen von Material fingeführt wurden ; dagegen hat sich die Zufuhr europäischer Bebdarfsartike „nah dem legterwähnten Schußzgebiet langsam gehoben. ah der Südsee geht ein großer Teil des Ausfuhrhandels über

Bremen; die angeführten Ziffern geben daher kein rihtiges Bild der

eine größere

esamten Handelsbewegung. Der Handel mit Kiautshou wird in der tatistik niht gesondert aufgeführt. M

Zur Arbetiterbeweguna.

In Bremen beschlossen, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, die Maurergesellen, nah siebzehnwöchigem Ausstand, die Arbeit wieder E Die Meister haben die Forderungen der Maurer n ewilligt.

Zwischen der Compagnie Transatlantique und den Ver- tretern der eingeschriebenen Seeleute in Marseille ist, dem „W. T. B.“ zufolge, am Sonnabend ein Vertrag abgeschlossen worden, der die Arbeit an Bord regelt. (Vgl. Nr. 232 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

Nach den amtlichen Oa aus den Königlichen Kunstsammlungen wurde das Museum für Völkerkunde im zweiten Viertel des laufenden Jahres u. a. dur folgende Neu- erwerbungen und Geschenke vermehrt: i

Angekauft wurde u. a. der erste Teil der Dr. Leitnerschen Gandhara- (graeco - buddhistishen) Sfulpturensammlung, der be- deutendsten Sammlung dieser Art, die si noch in Privathänden befand, ferner eine größere Sammlung Ethnographica aus Sibirien, ein Geschenkszepter mit Nephritauflagen, zwei Stellshirmchen für den Sreibtisch, eine Porzellanfigur: Ho-shang auf einem Elephanten, 24 lamaistishe Tempelbilder, zwei lamaistishe Buchdeckel mit Mintaturen, zwei alte Kupferwerke über China: Siege des Kaisers Ch'ien-lung und das Leben des Konfucius darstellend, Schnizerei aus Nephrit aus der Periode Ch'ien-lung, 91 neuere chinesishe Photographien, zwei Vasen, geschnittenes Glas bezw. Nephrit. Letztere mit einem eingravierten, vom Kaiser Ch'ien- lung verfaßten A Gedicht, datiert: jöôn-wu = 1762. Ferner Kakemono: Karte des buddhistishen Indien und Turkestan, Master- pieces selected from the Kôrin School, Band 1.

Die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts überwies der westafrikanischen Abteilung einen oer mit einem großen vergifteten Pfeil, wie solhe bei der lefantenjagd aus Flinten ge- {ossen werden. Der Oberleutnant Dominik schenkte eine große und aus- nehmend wertvolle, etwa 400 Nummern umfassende Sammlung vom Tsadsee. Von dem Hauptmann Glauning sind weitere Sendungen aus Adamaua eingegangen, mit über 100 zum größten Teile ganz neuen Stücken. Der Missionar Oßwald \{enkte eine größere Samm- lung aus Togo. Angekauft wurden für diese Abtei ung u. a.: eine 64 Nummern umfassende Sammlung aus Südkamerun.

Der Dstafrikanischen Abteilung schenkte Herr Karl Wiese im Anschluß „an große frühere Zuwendungen abermals eine Reihe werts voller Stücke von den Maraui, Senga und aus Urua, darunter be- fonders eine größere Anzahl geschnißter Kopfbänke, darunter eine in der Form eines Nashornes. Der Oberleutnant Küster: Eine Sg bon den Wanyaturu, Mafsai, Wandorobbo und aus

ukoba.

Der südafrikanishen Abteilung schenkte Herr A. Bodong Sammlung ausgezeichnet {öner Stücke aus dem Maschonaland, der n ordafrikanischen Herr Dr. Paul Traeger eine große und nach wissenschaftlihen Grundsäyen angelegte Sammlung aus Tunis und Tripolis.

Der Südsee- Abteilung schenkte u. a. Herr E. Lindemann eine sehr wertvolle Sammlung alter Steinbeile und eine Anzahl von Maikasteinen aus Havaii; der Freiherr von der Golß drei geschnitzte Figuren aus Neuirland; Herr Leo Froberius eine mit Benußung eines wirklihen Gesichtsskeletts hergestellte Maske aus Neuguinea, wie ähnliche bisher nur aus Neubritannien bekannt gewesen waren.

Angekauft wurden drei ausgezeihnet \{chöne und kostbare alte Schnißwerke aus Neuseeland, eine Flöte, eine Federbüchse und eine menschlihe Figur, ferner ein großes, 15 m langes Auslegerboot von Agomes mit zwei Masten und zugehörigen Mattensegeln.

Die vorgeschichtliche Abteilung erhielt als Geschenke oder erwarb durch Kauf wiederum Ausgrabungsgegenstände aus den Pro- vinzen Brandenburg, Oslpreußen, Pommern, Posen, Sglesien, der Rheinprovinz, aus Hannover und den Hohenzollernshen Landen.

Das Kunstgewerbemu seum erhielt ebenfalls durch Kauf und

Geschenke namhaften Zuwachs. Hervorgehoben sei, daß die Bibliothek um 135 Werke und 1368 Einzelblätter vermehrt wurde. U. a. ist die Sammlung japanisher Farbenholzscchnitte, die seit einigen Jahren vornehmlich durch Geschenke begründet worden ist, durch wertvolle Zuwendungen um 102 Blätter und mehrere Folgen aus den che- Ben ammlungen Gillot und Barboutau in Paris erweitert worden. __ Für die Nationalgalerie wurden das „Brustbild einer jungen Dame“ Delbild von Ad. von Menzel, ein Jugendwerk aus dem Jahre 1845, und ein Exemplar von Gleims „Amor und Psyche“ mit Handzeichnungen von G. Schadow angekauft.

Literatur.

Predigten über das christlihe Leben von Oberhof- prediger D. Ernst Dryander. Halle a. S.,, Mühlmann. 6. Auf- lage. Was über die vorliegenden Predigten zu bemerken ist, das ist von der Kritik bereits bei ihrem ersten Erscheinen. im Jahre 1886 gesagt worden. Heute sei nur der Freude darüber Ausdruck gegeben, daß die Predigten ihren Rundgang dur die christliße Welt zum fünften Male beendigt haben und nunmehr zum sechsten Male hinaus- ziehen dürfen, um si neue Freunde zu suchen. Das Buch kommt einem tiefgefühlten Bedürfnis entgegen. Außer den Werken von Ziethe hat es uns bisher immer noch an Predigtbüchern gefehlt, die ih ebenfosehr zur privaten Erbauung wie zur öffentlichen Vorlesung in \folhen Gemeinden eignen, in denen der Pfarrer nicht regelmäßig Gottesdienst halten kann. Die Seen von Dryander sind vor- züglich gecignet, diese Lücke auszufüllen. Sie sind durchaus {licht und verständlih gehalten, dabei in der Form sauber und rein, sodaß sie einen geläuterten Geshmack voll befriedigen dürften.

Im Sonnenschein Gottes. Ein Buch frohen Glaubens. Von Dr. Carl Hachmeister, Pfarrer a. d. Trinitatis- kirhe zu Charlottenburg. Berlin, I. A. Stargardt. Das Christen- tum wird bald heller, bald trüber erscheinen, je nachdem das Medium, dur das seine Strahlen hindurdhgehen, cin helles oder ein trübes ist. Hachmeister gehört zu den Naturen, welche die Fähigkeit besißen, die hellen, lihten Seiten des Christentums ganz zu empfinden. Dem- entfprehend ist das Bu, das von ibm ausgegangen ist, „ein Buch frohen Glaubens“ geworden. Die Ansprachen und Predigten, die es enthält, A sich dur lobenswerte Kürze aus; auch haben sie nichts Sablonenhaftes, Schulmäßiges an sih. Es ist in ihnen der aner- kennenswerte Versuh gemacht, dem heutigen Geshleht die uralten Gedanken des Evangeliums in der Sprache unserer Zeit auszulegen und nahezubringen. In der Kunst, den Inhalt einer Predigt in einer kurzen oft vorzüglih treffenden Ueberschrift zusammen- zufassen, dürfte Hxchmeister von Fr. Naumann gelernt haben. Es wird diesem an Erbauung und Anregungen reihen Buche nicht an Lesern fehlen.

Land- uud Forstwirtschaft.

Saatenstand in Ungarn.

In dem vom ungarishen Ackerbauministerium veröffentlichten Saatenstandsberichte vom 25, v. M. wird, der „Wiener Ztg.“ zufolge, hervorgehoben, daß die erste Septemberhälfte mild und trocken ver- lief und Be eine bedeutende Abkühlung mit wechselnden Nieder- {lägen folgte, die die infolge der Trockenheit mangelhaft auf- gegangene Raps faat verbesserte und die Ackerbauarbeiten begünstigte. Wintergerste, Winterfutter und Roggen keimten gut, die Weizenaussaat ist im Zuge. Die Maispflan ze profitierte vom Negen weniger mit Ausnahme der Gegend jenseits des König- steiges, wo er auf die Körnerbildung cine gute Wirkung ausübte.

Das Pp aitergeinis ist im allgemeinên bis auf wenige Ausnahmen s{wach. In vielen Gegenden wird au über die Qualitäten geklagt. Auch für die Kartoffeln kam der Regen zu spät, der Ertrag blieb zumeist unter mittel, stellenweise mittel. Zucker- und Futterrüben ent- wickelten sich in den nordwestlichen und östlichen Landesteilen nach den Niedershlägen günstig, und das Erträgnis dortselbst übertrifft die Er- wartungen. In den anderen Landesgegenden blieben die Saaten {chwach_ und versprechen kaum eine Mittelernte. Die Ernte der Zucerrüben ist im Zuge. Künstlihes Futter, Wiesen und Weiden zeigen sich nah dem Regen erfrischt und bieten für das Vieh namhaftes Futter.

Verkehrsanftalten.

C öln, 1. September. (W. T. B.) * Die „Kölnische Zeitung“ meldet: Auf der in Heidelberg abgehaltenen Konferenz von Eisenbahnverwaltungen, die auf Antrag der süddeutschen Staaten stattfand und an der Preußen, Baden, Württemberg und Bayern teilnahmen, einige man \ich darüber, daß eine Betriebsmittelgemeinshaft angebahnt werden folle. Die weitere Bearbeitung der in Betracht kommenden Fragen wird durch eine von den beteiligten Staaten zu beschickdende gemeinsame Kommifs ton erfolgen. Die Betriebsmittelgemeinshaft bezweckt die gemeinschaftlihe Benußung der Lokomotiven, der E Gepät- und insbesondere der Güterwagen. Durch folche Gemeinschaft wird vermieden, daß ohne den geringsten Grund Güterwagen leer hin- und herlaufen, und daß auf den Uebergangsstationen wie bisher zum Zwecke besonderer Üebergabeverhandlungen ein Aufenthalt für Güter- L O L Bus

„resden, 2. Dfktober. (W. T. B.) Nachdem die Sächs i \ch- Böhmische Dampfschiffahrts-Gesellschaft gestern die Fahrt stromabwärts wieder aufgenommen hatte, erfolgte heute früh die Wiederaufnahme der Elbauffahrt bis Hernskretschen.

Kopenhagen, 1. Oktober. (W. T. B.) „Rißzaus Bureau“ meldet: Der Erfinder des Telegrapho:s Poulsen hat cine neue Erfindung gemacht, durch die er imstande ist, auf einfahe Weise ein Kontinuteren der elektrischen Wellen hervorzubringen. Dadurch wird ermögliht, die drahtlose Telegraphie so zu regulieren, daß ein Auffangen der Depeschen von unbefugter Seite völlig ausges{chlossen ist. Ferner bietet die Erfindung die Möglichkeit der drahtlosen Telephonie, ferner ermöglicht sie das Steuern eines Bootes und Abfeuern eines Torpedos auf grofie Entfernungen ohne direkte Verbindung. Eine internationale Gese schaft zur Ausnußung der Erfindung ist gebildet.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Der unlängst verstorbene russishe Schriftsteller Anton T\hehow war ein Dichter, aber kein Dramatiker, das hat am Sonnabend die Aufführung seines „Onkel Wanja* gezeigt; er hat uns viel zu sagen, uns, das heißt den Kunstgebildeten aller Welt, aber auch viel, was nur die Bewohner seiner engeren Heimat interessieren kann; die Sprache aber, in der er es sagt, ist nit die des Dramas, das Anschaulichkeit des Vorgangs und Knappheit des Ausdrucks verlangt, is vielmehr breit und umständlih mit vielen unerwünshten Abshweifungen vom Thema. Das empfand er vielleiht au selbst, als er sein Stück als „Szenen aus dem russischen Landleben“ bezeihnete. Abhandlunzen über die Forstwirt- schaft und ihren Nugen, und daran geknüpfte philosophishe und spe- fulative Betrachtungen sind auf der Bühne niht am Platze, sie wirken nur langweilig selbst für den Fachmann und ertöten die Stimmung, wie das bei der Aufführung am Sonnabend mehrfah geschah; da hätte die Regie den Rotstift kräftiger walten lassen müssen, zumal gerade der Stimmungsgehalt der Hauptvorzug der Eecvow ien Arbeit is. Onkel Wanja verwaltet Je seinen Schwager, einen Professor, der in der Stadt wohnt und bereits eine zweite Che eingegangen ist, ein Rentengut, auf dem auch Sonja, des Professors Tochter aus erster Ehe, lebt, die ihrem Onkel bei der Berehnung und Buchführung eifrig mithilft. Freudlos und einsam is den beiden an dieser abgelegenen Stätte das Leben bisher verlaufen, nur die Besuche Astrows, eines Arztes und Guts- nahbarn, haben einige Abwechselung in die Einförmigkeit ihres Daseins gebraht. Diesen liebt Sonja, und vielleicht bätte er sie zum Weibe erforen, wenn nicht die Ankunft des alten Professors und seiner jungen Gattin cine heillose Verwirrung in den Beziehungen dieser einfahen Menschen zu einander hervorgerufen hätte. Sowohl Onkel Wanja wie Dr. Astrow verlieben sich in die \{öne, elegante Frau, die wie ein Wesen aus einer anderen Welt plößlich vor ihnen erschienen if. Beide begehren sie, beide werben um fie: Onkel Wanja in seiner linkishen und {chücternen Art, Dr. Astrow mit brutaler Offenheit; beiden aber bleibt ihre Gunst versagt. Sehr verschieden wirkt nun auf die beiden NRivalen der Zusammenbruch ihrer Hoffnungen: der kühne Draufs- iger trägt sein Schicksal resigniert, Onkel Wanja aber packt die

erzweiflung und die Wut. Er verübt sogar einen Mordanschlag Schwager, der das Gut, für das

egoistischen seine ganze Arbeits-

Unter mannigfahen Entbehrungen kraft eingeseßt hat, verkaufen will, weil es niht genug cinbringe. er Anschlag wißlingt, auch ein Selbstmord- versuch Wanjas wird vereitelt; der Professor und seine Gattin reisen wieder ab, Dr. Astrow wendet dem Hause für immer den Rüten, und Onkel Wanja und Sonja bleiben vereinsamt zurück, um in der wieder- aufgenommenen Arbeit den einzigen Trost zu suchen. Bis auf die eine dramatisch belebte Eifersuchtsszene ist, wie hon erwähnt, alles Stimmungsmalerei. Die Aufführung hat diesem Umstand aber nur zum Teil mit Erfolg Rehaung zu tragen gesucht ; einerseits ist das große Berliner Theater kein für intime Wirkungen geeigneter Naum, andererseits" gingen die Darsteller der Hauptrollen niht fein genug auf die Absichten des Dichters ein. Vor allem war Herr Pittshau kein glaubhafter Vertreter des neurasthenischen Onkel Wanja; Erscheinung und Ocgan sind zu gesund und kräftig für eine sol&e Aufgabe. Besser traf Herr Mischke als Dr. Astrow den erforderlihen Ton, nur hatte sein Wesen niht das Ge- winnende, das die Gestalt haben sollte. Jn der Rolle der viel- umworbenen Frau Professor blieb Fräulein Kir, die nur in der Sprache auffallend an Fräulein Dumont erinnerte, ziemlich farblos. Gut waren dagegen Herr Connard als posierender Professor und Fräulein Roland als Sonja. Auch die kleineren Aufgaben wurden zufriedenstellend gel öft.

Sch illertheater O. (Wallnertheater).

„In Behandlung“, das Stück, mit dem Max Dreyer seinen Nuf als Bühnenschriftsteller begründete und in dem er humor- voll die heute noch allgemein interessierende Frage des Frauens studiums behandelt, fand am Sonnabend auch die Gunst der zahl- reihen Schillertheaterbesuher. Sehr viel trug zu dem ecneuten Erfolge des liebenswürdigen Werks auch die durchweg gute Auf- führung bei. Fräulein Elsa Wasa spielte die Aerztin und Herr Klein-Rhoden den Dr. Wiesener; beide ließen es an dem nôtigen Humor nit fehlen, fanden aber auch für die gemütvolle Seite ihrer Aufgaben den rechten Autdruck. Die dankbare Rolle des Onkels Ohlerich spielte Herr Kirschner mit der Behaglichkeit und Behäbigkeit, die dem alten Schiffskapitän eigen ist. Die Neben- und Episoden- figuren waren ebenfalls in den besten Händen; vor allem sind die

eistungen der Damen Gundra, Bünger, Becker und Wyda, der Herren Deppe und Rembe hervorzuheben. An Beifall fehlte es nicht.

» Nationaltheater.

Die Aufführung der Lorzingshen Oper „Der Wildschüßtz“ am Sonnabend war ein abermaliger Beweis für die Leistungsfähigkeit des neuen Operntheaters. Eine lebendige Darstellung, durhweg gute stimmlihe und gesangstehnische Darbietungen, ein tühtiges Orchester und nicht zum wenigsten die strafe und musikalish feinfühlige

auf den Wanja