1904 / 237 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 Oct 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Jn der am 6. Oktober unter dem Vorsiß des Staats- ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Grafen von Rosadowsky-Wehner abgehaltenen Plenarsißung des Bundesrats gedachte der Vorfißende zunächst des Hinscheidens des Regenten des Fürstentums Lippe. Der Antrag des Fürstlih Schaumburg - Lippishen Ministeriums, betreffend die Thronfolge im Fürjstentum Lippe, sowie eine den gleichen Gegenstand betreffende Eingabe des Grafen Erich zur Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Von der Bildung der Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für das Seewesen wurde Mitteilung gemacht und die Bildung der übrigen Ausschüsse durch Zurufwahl voll- zogen. Den zuständigen Ausschüssen wurden ferner überwiesen die Anträge von Sachsen-Coburg und Gotha, betreffend den Fall einer Doppelbesteuerung, die Vorlagen, betreffend die Allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt von Els2ß-Lothringen für 1900, die Ergänzung der Militärtransporiordnung und des Militärtarifs in bezug auf Beförderung von Mikitärluftballons, Ausführungs- bestimmungen zur Geseßesnovelle über das Reichsshuldbuch, den Entwurf einer Eisenbahnbau-“und Betriebsordnung, die Abände- rung des Sparkassengeseßzes für Elsaß-Lothringen, die Ergänzung der Eisenbahnverkehrsordnung. Den Aus|hußanträgen zur Vor- lage, betreffend Gestaltung und Ausprägung der Fünfzigpfennig- ftüde, zum Antrag Bayerns, betreffend die Erhöhung der An- gehörigenunterstüßung bei der Versicherungsanstalt der Pfalz, und zum Schreiben des Königlich Preußischen Miniîters der 5ffentlihen Arbeiten, betreffend einen zweiten Nachtrag zu den Sazungen der Pensionskasse für die Arbeiter der Preußzisch- Hessischen Eisenbahngemeinschaft, wurde die Zustimmung erteilt. Sur Kenntnis wurde genommen die Vorlage, betreffend den Geschäftsbericht des Kaiserlihen Uufsihtsamts für Privat- versicherung für das Jahr 1903. Außerdem wurde über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.

Dem Oberregierungsrat Piersig aus Marienwerder ist die Stelle des Dirigenten der Finanzabteilung bei der Kon1g- lihen Regierung in Danzig und dem Regierungsa}e}jor von Schenck in Münster i. W. die fommissarishe Verwaltung des Landratsamts im Kreise Jerichow TI, Regierungsbezirk Magdeburg, in Vertretung des beurlaubten Landrats über- tragen worden.

Der Regierungsassessor Kelch in Berlin ist der König- lichen Regierung in Oppeln zur weiteren dienstlichen Ver- wendung überwiesen, der Regierungsassessor Gericcke aus Liegniß dem Landrat des Kreises Siegen, der Negierungs- aNcsor Overweg aus Arnsberg dem Landrat des Kreijes ierungsassessor Dr. Klemann aus Erfurt

[feleistung in den land-

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Labiau und der Regierungs( "r. dem Landrat des Kretjes Hoxter zur 1 rätlichen Geschäften zugeteilt worden

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Vineta? am 5. Oktober von Rio de Janeiro nah St. Helena und S. M. S. „Bremen“ an demselben Tage von Rio de Janeiro nah Jlha Grande in See gegangen.

S. M. Torpedoboote „S. 90“ und „Taku“ sind am 5». Oktober in Tichemulpo eingetroffen und kehren am 9. Of- tober von dort nah Tsingtau zurü.

Sachsen.

Jn dem Befinden Seiner Majestät des Königs hat sih, wie das „Dresdner Journal“ meldet, nihts geändert. Auch vorgestern war Allerhöôchstderselbe zweimal im Garten.

Die Nacht zu gestern war besonders in den frühen Morgen- stunden durch Husten und Atemnot ge}tort.

Deutsche Kolonien.

Der Generalleutnant von Trotha meldet, wie „W. T. D berichtet, ab nordwestlich von Epata unterm 1. Oktober 8 Uhr 30 Minuten Nachmittags (ab Okahandja am 5. Oftober 5 Uhr 30 Minuten Nachmittags, in Berlin am 6. Oktober 5 Uhr 26 Minuten Vormittags): Jh ging am 28. September mit Estorff, Volkmann und Mühlenfels auf Epata vor, das in eiliger Flucht Eiseb abwärts von den Hereros ge- räumt wurde. Na NVatrouillen- und Gefangenenaussagen sollten die Kapitäne Salatiel, Timotheus und andere noh hei Osombo-Windimbe, einer bisher noch unbekannten TWafser- telle, 13 km nordöstlih von Epata, sizen. Jch seßte sofort mit Gewaltnahtmärschen die Verfoigung fort und stieß bei Osombo- Windimbe auf schwache feindliche Nachhut, die nah kurzem Widerstande flüchtete. Jch beihoß darauf mit Artillerie Eiseb abwärts nah Nordosten abziehen de Staubwolken, flärte am 99. September nordöstlich weiter auf und ließ dur Streif- abteilungen in der Umgebung von Osombo-Windimbe zahl- reiches Vieh und Gefangene beitreiben. Samuel Mahereros Massen aber ohne die voraus geflüchteten Kapitäne sollten nah Gefangenenaussagen noch einen Tages- marsch weiter östlch von Eiseb bei Erindi - Om- bako sigen. Dorthin wurde am_ 80. September, früh 1 Uhr, die Verfolgung fortgesezt. Weiteres zahlreiches, ein- aefangenes Vieh, ergriffene Gefangene, zurückgelassene Weiber und Kinder bestärken frühere Gefangenenausjagen, daß der Miderstand des Feindes gebrochen ist. Uneinigkeit soll unter den Kapitänen herrshen. Ein Teil des Volkes möchte fich ergeben, fürhtet aber Erschiezung und Bestrafung. Der Feind soll schwer unter Wassermangel leiden. Leute selbst bejjeren Standes sollen zahlreich verdurstet sein. Entgegen allen bis- herigen Schilderungen, herrscht im Sandfeld keinerlei Mangel an Meide, auch frish aufgemachte Wasserlöcher sind vorhanden. Mit stärkeren Abteilungen daselbst zu operieren, ist aber unmöglich. Die Abteilung Estorff wird die Verfolgung des ins Sandfeld aus- gewichenen Feindes ubernehmen. Jch vermute, daß der größte Teil des Feindes wieder nah Westen zurückzugehen und andere Teile nah Ganas durchzubrechen versuchen werden. Jch besebe daher die Wasserftellen am Epufirofluß von Otjimanangoube bis Epufiro, in nordwestliher Richtung von Sturrafeld bis Okosondusu, hieran nöcdlich anschließend diejenigen am Omurambafluß dur die Abteilungen Fiedler und Volkmann

bis Otjituo. Das Kommando geht zunächst nach Epukiro.

Oesterreich-Ungarn.

Marie Valerie is gestern nah- meldet, auf Schloß Wallsee von Das Befinden der

Die Erzherzo mittag, ‘wie „W einem Prinzen entbunden worden. Erzherzogin wie des Kindes ijt gut.

des Vizeadm

meldet, ist die Ernennung rafen Montecuccoli zum fommandanten an Stelle des bisherigen Marinekommandanten, Admirals Freiherrn von Spaun, der zurüdcktritt, vollzogen

Freie Press

ng des bôöbmifschen Landtages Coudenhove im Namen der daß die stellenweise unerträglice Notlage n und Tsckechen einander näher be flar zu seben, daß der Wunsch weil die Landbevölkecung ¿nd Induïtrie und Handel den nationalen

age für ihre Tätigkeit erwarteten. andtaa einberufen.

Zu Beginn der gestrigen Sißzu spra der Statthalter Gra Regierung die Hoffnung aus, L die im Streite liegenden Deutsche bringen werde. Die Regierurg nah Frieden auf beide j dringend Hilfe forder Frieden als sichere Gr habe die Regierung den sezten die Deutschen liche Abstimmung übe Abstimmung 1 1 S@{luß der Verhandlung erklärten die Tf ch an der gegenwärtigen GleichbereWtigung nit gewähre, d rauhe und die wirtshastiiche Krisis Die Tichechen ibrige zu tun; nten fie aber nicht pre

das berrschende System irfnifsen des Landes und des

Im Laufe der Sitzung

‘nen Obstruktionsantrag auf nament- | esu durch; nach Vornahme | unterbroen. j ehen, die Regierung j

die Schule zu Germanisierungs- } zwecken mißb zur Lahmlegung der j tshehishen Opposition ausrüße. Friedens\{luß die Rechte des seien daber fortzusetzen, tichecischen

gewesen, zum ishechischen Volkes fön eutshlcssen, den Kampf gegen wenn ten Rechten und den 2 Nolkes nit entsprochen werde. Der galizishe Landtag nadr Stavinsfki eingebrachten dringlihen Antrag an, Auslieferung î efserteure an Rußland autfspricht. Ein dalmatinishes Blatt hatte Freiherrn von Handel ten B: baltereibcamten gegenüber geäußert, Ehrenwoite halte, während er ta es kein Ghrenwort. celegenbeit gab geftern im da Cinaria die Erklärung ab, daß a der Statthalter habe dur fein Verhalten da fie würden tem Landtage fo la Der Statthalter verlie den Saal, während der Vertreter der Regierung Auftrage den Landtag für ge\chlossen erklärte.

: Frankreich.

Der Deputierie Jaur ès hat, wie „L dem Minister des Auswärtigen Delcassé schriftlich mit- | daß er beim Wiederzusammentritt der Deputierten- | ation über die Politik Frank- fos und über die Bestrebungen, ie Politik des friedlihen Vordringens che Ofkupation umzuwandeln, einbringen |

n gestern einen von dem Abg. der sh gegen die festgenommener russischer fürzlich gegen den Statthalter erhoben, er babe einigen Statt- m dalmatinishen t\ählih gesagt hat, im Dienst- Zusammenhange lmatinishen Landtage der Abg. lle Abgeordneten überzeugt eien, s Land {wer verleßt ; Statthalter ß hierauf unter Abzugrufen im Allerböchsten

daß er nich

fernbleiben,

im Amte fei.

fammer eine Jnterpell reichs bezügli die dahin zzelten, d in eine militärif

Portugal. der Deputiertenkammer le der Finanzminister das Budget

_.W. D. D5 as Reis, die Aus-

vor, das die Einnahmen auf 58879 Contos gaben auf 59015 Contos Reis veranschlagt.

wird aus Kon- eilige Synode es Zugeständ- lachen empfohlen und das Pa- alachishe Frage in erfter Linie

Dieje Beschlüsse der Synode ildizpalais in einer Denkschrift mit- in der zugleih die Gründe dargelegt würden, Vatriarchat die kugowalachishe Frage

Dem Wiener stantinopel’ ves habe dem Patriarchat d nisses an die Kußowa triarhat aufgefordert, die fußow als eine politishe zu betrachten. seien am 4. d. geteilt worden, Grund deren das als eine vorwiegend politishe ansehe.

Telegr.-Korr.-Bure LeM. gemeldet, die ie Ablehnung j

M. dem Y

Serbien.

Der König hat gestern, dem „„ Reise von Kraljewo nah dem Kloster

T. B.“ zufolge, seine Studenk fortgeseßt.

Der General Ssacharow meldet dem G T. B.“ berichtet, unter dem 5. d. M:.:

Am 4. Okftebzr verdrängte eine feindlihe Abteilung in Stärke von etwa 4 Kompagnien und Hunlinpu erhielt die Feldwache Verstärkungen, abteilungen

enera lstabe,

U und eine von unseren Kavallerie- Westen vor

Rekognoszierungsabteilungen ZSteintobleugruben von Jan tai von Norden ber Vier japanishe Eskadrons und 3 Kom- eilunz eilig zurück. Unsere

demjelben Tage decn bis auf 4 oder 5 Werst. pagnien gingen vor der Vorbut unjerer Abt zogen ih gegen 6 Uhr Abends, nahtem besihtizt hatten, nah ihren Stand- f ein Kojak gefallen, und 1 Offizier erwundet worden. DerFeind hat einige Verluste Zwei Japaner wurden gefangen genommen. zirshewija Wjedomosti“ wird aus Mukden vom 5. d. M. telegraphiert: nah den vorbereitenden Verteidigungs- arbeiten zu urteilen, könne man annehmen, daß der General Kuropatfkin nicht die Absicht habe, Mukden aufzugeben. Für die ganze Armee scien Erdhütten gebaut worden, die bequem und warm seien. Der „Agence Havas“ wi Tage gemeldet, der Statthalter Alexejew sei dort ei um mit dem General Kuropatkin eine Bespre

Kaval erieabteil Stellurg des Gegncrs eingehend orten zurüd. und 2 Kosaken sin

Aus un!lerer

rd aus Mufkden vom gestrigen ngetroffen,

apaner organisierten in der Mongolei und in den Gegenden westlich von Mukden, gen, zabhlreihe T\chunts# ch den, um zu versu

5 die an der Grenze usenbanden, die von Japanern chen, die Eisenbahn zu zerstören,

befehligt wür en, di | daß die Russen sih in der Mongolei ver-

und zu verhindern, proviantierten. Dem „Standard“ wird aus dem Hauptquartier des Generals Kurofki vom 5. d. M. gemeldet, daß die Truppen Flügel eine große Tätigkeit zeigten,

auf dem russischen linken D Ein Zug japanischer

auch seien Ne cer JFnfanterie

heblich verstärkt worden. sei 8 km nördlih von Pensihu auf den Feind Auch 8 km nördlich von Jantai sei russische tärke von 10 Sthwadronen mit 5 Geschüßen aucht und habe die japanischen Vorpostenlinien beschossen. er „Daily Telegraph“ meldet aus Söul vom 5. d. M., marsh in Korea nehme nunmehr bestimmtere Die japanischen Garnisonen im Norden würden

Kavalerie in S

der russishe Ein Gestalt an.

verstärkt, man erwarte einen Zusammenstoß. Jm Gegensaß zy den bisher in Korea erschienenen rusfishen Truppen bejtehe die russische Streitmacht bei Jöngtscheng aus allen Waffen: gattungen.

Die Port Arthur blockierende japanische Flotte brahte, dem „Reutershen Bureau“ zufolge, eine Dschunkf- mit Lebensmitteln auf, die in den Hafen einzufahren sucte Aus Aussagen der Mannschaft gehe hervor, daß cine aus 80 Dschunken bestehende Flotte exiftiere, die gebildei sei, um von der Umgegend von Tsingtau aus die Blockade zu brehen. Troß der Wachsamkeit der Blokade schiffe errcihten viele Dshunken die russiscken Linien. Ayz der unteren Halbinsel befinde sih eine Anzahl Landungsftellen Die Dschunken führenodes Nachts ein. Die russishen Ge shüße und die Minenfelder gewährten ihnen einen Vorteit vor den Blockadeschiffen. Die Japaner hegten den Verdacht, daß auch Munition eingeshmuggelt werde. Bisher sei aber in den durchsuhten Dschunfen, deren Zabl fih auf mehrere Hundert belaufe, keine Munition gefunden worden.

Der Graf Ofuma hielt gestern in Tokio cine Rede, in der er erflärte, die Nation müsse sih auf einen langen Krieg vorbereiten, dessen Dauer man unmöglich voraussehen könne, der fich aber wenigstens zwei Jahre lang hinausziehen und cine Aus: gabe von zwei Milliarden Yen verursachen werde. Japan werde im nächsten Jahre 500 Nillionen Yen auf dem Anleihewege aufbringen müssen. Der Redner ermahnte die Nation, mit ibrén Hilfsguellen hauszuhalten, und sprach sein unerschütterliches Vertrauen zu dem schließlihen Erfolge Japans aus. Die Gouverneure der Prâfefturen hatten gestern eine Be: \prehung mit dem Ministerium. Die Ausgaben de Prâäfekturverwaltungen sind seit Beginn des Krieges um 20 Millionen Yen geringer geworden, weitere Ersparungen follen durchgeführt werden. /

Afrika.

Der „Kölnishen Zeitung“ wird aus Tanger vom gestrigen Tage gemeldet, Mohamed Tasi, der Bruder dez *Finanzministers und Vertrauter des Sultans, trete heute eine Reise nah Europa an, auf der er auch Deutschland be: fuchen werde.

Anstralien.

Das „Reutershe Bureau“ berichtet aus Melbourne vom gestrigen Tage, die öffenilihe Meinung in Australien stimme im allgemeinen dem Vorschlage einer Konferenz mit Vertretern der Kolonien zu den der Premierminister Balfour in seiner in Edin: burg gehaltenen Rede gemaht habe, sofern es sich um eine pananglikanishe Konferenz handele, die sich im allgemeinen mit Angelegenheiten befassen solle, die das Reit betreffen. Man halte es jedoch für zwecklos, die Zoll: fragen zu besprechen, die naturgemäß von dem Einsluÿe der wechselnden britishen Parteipolitif abhängig sein müßten. In jedem Falle bezweifele man, daß die Konferenz irgend ein praktishes Ergebnis haben könne, solange nit die Stellung: nahme des britishen Volks durch allgemeine Wahlen feft gestellt sei.

Der fommandierende A dmiral des australishen Ge- ichwaders hat den Kreuzer „Pylades“, der gegenwärtig an der Ostküste von Queensland liegt, und die Schaluppe „Cadmus“, die sich in Sydney befindet, angewiesen, fi nah der Torresstraße zu begeben, von wo das Erscheinen zweier russischer Kriegsschiffe gemeldet ift. Der „Daily Mail“ zufolge befürhte man in Aunralien, daß die russishen Schiffe es auf den Dampfer „Fmperator“ abgesehen hätten, der

eine wertvolle Ladung aus Sydney für Japan an Bord habe.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestern im 6. Oppelner Wahlbezirk vor: genommenen Ersaßwahl zum Hause der Abgeordneten wurden, nah der amtlihen Zählung, insgesamt 663 Stimmen abgegeben. Hiervon erhielt der Kreisshulinspektor in Ratibor Rzesmitzek (kons.) 345 und Dr. Stephan, Pfarrer in Zalenze (Zentr.), 318 Stimmen. Ersterer ist mithin ge- wählt.

Die Einweihung der Technischen Hochschule iu Danzig

Jn Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Königs hat gestern vormittag in Danzig die feierliche Einweihung der neuen Technischen Hochschule stattgefunden. Seine Mazestä! hatte na der Anfunft in Danzig zunächst in Begleitung des Generaladjutanten, Generalleutnants von Mackensen und esfortiert von zwei Zügen Leibhusaren, den nahezu vollendeten, im Renaissancestil gehaltenen Neubau der Reichsbank besichtia! Hierauf fuhr Seine Majestät zur Eröffnung der zwischen Danzig und der Vorstadt Langfuhr belegenen Technischen Hochschule. Auf dem ersten Teil der Feststraße bildeten die Truppen der Danziger Garnison und d e Mannschaften der im Hafen liegenden Kricas\chiffe Spalier. Vor der Hochschule, einem gewaltigen L mit Sandsteinverkleidung und reichge]chmüdten Giebeln, gleihfalls im Renaissancestil, erwies eine Kompagnie det Pionierbataillons Nr. 17 aus Thorn die militärishen Ehren bezeugungen. Unter dem Portal, dessen Säulen von Lorbeer: girlanden umwunden waren und über dem das golden Neliefbild des Kaisers prangte, wurde Seine Majestät von dem Rektor der Hochschule, dem Oberpräsidenten, den al wesenden Ministern sowie dem Erbauer der Hot&schule, Pr fessor Carsten, empfangen. Dur das blumengeshmüdt? Treppenhaus wurde Se:ne Majestät der Kaiser zur Aula hinaufgeführt. Nachdem der Choral: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ verklungen war, nahm Seine Mazetta! der Kaiser unter dem Baldachin Aufstellung, worauf der Chef des Zivilkabinetts, Wirkliche Geheime Rat Dr. von Lucanus? dem Kaiser eine Niederschrift dec Eröffnungsrede überreicht? die Allerhöchstderselbe bedeckten Hauptes verlas.

Hierauf ergriff der Minister der geistlichen, Unierricht® und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt das Wort zu fol: gender Rede:

Eurer Kaiserlihen und Königlichen Majestät bitte ih namen? der Unterrihtsverwaltuig ebrfurhtsvollen Dank für die besondere darbringen zu dürfen, welhe dem feierlihen Akt der Eröffnung der Technischen Hochshule zu Danzig dadurch aufgeprägt ift, daß Eur? Majestät diefen Aft Allerhôöchstpersönlih mit denkwürdigen, die feft Richtschnur für die Wirksamkeit der neuen Bildungsstätte bietenden Worten vorgenommen haben.

Eure Majestät haben hon in den vorbereitenden Stadien des Unternehmens Allerhöchst Ihr buldreiches Interesse durch tatkräftige Förderung des Projektes sowie dur maßgebende Einwirkung auf die Sestaitung des Bauplanes zu betätigen gerußt und bierdur ein neues Glied in die Reihe der unvergänglichen Verdienste gefügt, wele das Grlauhte Hobenzollernhaus auf tem Gebiete wissenshaftlicher Groß- taten sih um die preußischen Lande erworben hat. /

Es sei niir gestattet, einen Nückblick auf diese wihtigen Vor- änge zu werfen, welche hon mit den Zeiten des brandenburgischen Furfürsten Joachim T. beginnen Unter dem Beirat seines Kanzlers Dietrich ron Búlow hat Ioadim 1. vor nunmebr fast 400 Jadbren die Universität Frankfurt gestiftet, um seinen Untertanen Gelegenheit ¿u aeben, sih, wie es 1a seiner Kundaebung heißt, das Kleinod der Missenschaft anzueignen. Ein Hohbenzoller war es, der Herzog Albrecht, der im fernen Often die Universität Königéberg gründete. Der Kurfürst æoecim Sigismund ließ den Grundsaß preflamieren: „Seine Kurfürst- siche Gnaden maßen sih der Herrschaft über die Sewissen mit nihten an.“ In diesem Geifte wurde von seinem Enkel, dem Großen Kurfürsten der Plan zu einer Brandenburgischen Univerfaluniversität gefaßt mit der Aufgabe, eine Freistatt des Geistes zu sein, ein Asyl für alle verfolgten Gelehrten Europas im Genuffe ewigen Friedens: Solamen afflictis: Exulantibns refugium et asylum. Sein unmittelbarer Nachfolger stiftete die Universität Halle als erste Universität im vollfommeren modernen Sinne und bewidmete sie mit dem bohen Bute der Lehbrfreibeit, der Magna charta unferer Universitäten. Allen diesen für den geistigen Fortiritt unseres Volkes fo bedeutungêvollen Tatsaen reibt sih das Bild, welches das neurzehnte Jahrhundert ietet, würdig an L

Am Eingange des leßteren stehen die denkwürdigen Worte, mit welhen Friedri Wilhelm 111. in den s{wersten Zeiten. die über den preußischen Staat hereinbrahen, die Gründung der Universität Berlin, der bedeutsamsten wifsensGaftlihen Schöpfung der Hoben- ¿ellern, aafündigte: „Der Staat muß durch geistige Kräfte erseßen, was er an physi!chen verloren hat.“ Im gleihen Sinne erfolgte bald darauf die Gründung der Universität Breslau. Wenige Jabre später, nachdem aus demselben Breélau der Aufruf „An mein Volk“ er- gangen war, lag der fremde Eroberer am Boden, und Eurer Majestät erbabene Vorfahren find seitdem unter Gottes gnädigem Schuße nit mebr in die Lage gekommen, die physischen Kräfte des Staates durch geistige ersezen u müssen, vielm-ebr galt es, die pbusisch-n Kräfte, welhe neu gewonnen waren, mit geistigem Inhalte zu erfüllen und zu beleben. Und so erfolgte îim Anschluß an die Befreiung des Vaterlandes die Begründung der rheinisden Friedrich Wilbelm - Universität in Bonn sowie die

Neuzestaltung der Akademie in Münster. Unter Kaiser Wilhelm dem Großen leuGtet nah dem ruhmreichen Kriege als erste wissensaftlice Friedensstiftung, die zwar niht unserem engeren Vaterlande angebört auf die aber j2der Deutsche mit getobenen Gefüßlen “blidt, die Kaiser Wilbelm- Universität in Straßburg hervor, auf welche nb seine berrliten Worte beziehen: „W328 einst im Sturm der Freibeitsfriège der Gnthusiaëmus getan hat, das muß in dem größeren Staate die gewzckte und beförderte Intellizenz tun.“ Seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts treten dann die Naturwissensh1ften und mit ihnen die Techaik mehr und mebr in den Vordergrund. Unter der Regierung des Großen Kaisers hab?zn die höHsten Bildungëstätten Preußens für die technischen Wissenschaften ihre gegenwärtige Verfassung erbalten. Für die Technische Hohschule zu B-rlin fiel dies zusammen mit der Vereinigung der Bauakademie und der Gewerbeakademie sowie mit der Eröffnung der der neuen Hcchschule bereiteten großartigen Heim- stätte in Charlottenburg. Unvergeßli sind die von dem Kaiserlichen Herrn bei der Einweihung gesprohenen Worte: „Stets möge die neue Howschule sih bewußt bleiben, daß nit der äußere Shmuck das Maßaebende ist, sondern der Geist und Sinn, der innen waltet, auf daß în diefen Räumen ftets in Freudigkeit gelehrt und gelernt werde und die Hobschule sih als eine reihe Quelle des Segens für das g-iamte Vaterland erwei!e.* N Was aber Eure Kaiferlihez und Könizliche Majestät Allerhöchst- für die Förderung der Wissenschaften getan haben, in welhem erhöcbstdieselben Ihre Fürsorge den Akademien, den Uni- versiti der Mehrung und Hebung der wissenschaftlihen Institute, svesondere der Königlichen Bibliothek in Berlin, der Biologischen Anstalt auf Helgoland, des Instituts für Meereékunte in Berlin, des bistorishen Instituts in Nom gewidmet haben, wie viele wissenschaft- lihe Unternehmungen und Bestrebungen aroßen Stils übersecische Expeditionen auf fast allen Gebieten der Wissenschaft, Auëgrabungen an alten, längst vergefsenen Kulturstätten, Aufnahme der Limesforshung und in Verbindung damit die Wiederherstellung der Saalburg, Heraus- gabe der Denkmäler deutscher Tonkunst und der Sammlung deutscher Volkslieder dur die Allerhöchste Initiative hervorgerufen sind, davon näher zu reden, würde mir nit geziemen. Aber nicht unerwähnt arf an dieser Stelle und in dieser Stunde bleiben, was insbesondere ie tewnischen Wissenschaften und die Technishen Hochschulen Furer Majestät huldreidher Fürsorge verdanken. Sie haben ihren

Singang gehalten in die Akademie der Wissenschaften, sind dur die |

Befugnis zur Verleibung akademisher Würden den Unioersitäten gleibgestellt und haben auch im Herrenhause ebenso wie diese ihre Vertretung gefunden. Ihre Unterrichtseinribtungen baben eine dur- greifende Vervollständigung erfabren, und beute begrüßen wir freudig die Neugründung dieser Hohschule, der ersten Techni)hen Hochschule in der zukunftsreihen Lage am Meere, am deutsben Meere.

_ Wenn alle diese Schöpfungen, wie si von selbst versteht, niht bloß „litteris“, sondern auch „patriae“ gewidmet sind, so hat dieses Losungswort für eine Stadt, welche einst unter dem Schuße der Krone Polens stand, \sich dann aber dur eigene Kraft und durch den deutschen Sinn ihrer Bürger empvorgearbeitet hat, doch noch feine ganz besondere Bedeutung.

Schon Friedri dem Großen lag die Ds Westpreufen be- jonders am Herzen. Er wollte, wie er sich ausdrückte, der Lykurg oder Solon des sehr zurückgebliebenen Landes werden. Von ibm rührt auch der Ausspruch her, er wolle nicht, daß ein Land, das einen Kopernikus den „terras motor, solis coelique stator“ hber- vorgebracht habe, länger in Barbarei s{machte. Der große König mußte aber jeine Tätigkeit auf die Schule und die Kolonisation des Landes beschränken, bevor an die obersten Slatten des Unterrichts gedacht werden konnte. Aehnlich igen die Verhältnisse in der Provinz Posen. Und fo erklärt es sich, das lange Zeit die Tätigkeit der Unterrichtsverwaltung in diesen candedteilen vorwiegend dur die Volkss{ulen und die höheren Lehr- S in Anspru genommen wurde. Erst unter Eurer Majestät regierung konte der leßte Schritt aufwärts gesehen, bezeihnet dur r Errichtung der Kaiser Wilhelm-Bibliothek und der Akademie sowie s gestern eröffneten Kaiser Friedrich-Museums in Posen und vor aem durch die Begründung der Danziger Hochschule. „Es find jegt gerade 25 Jahre vergangen, seitdem die Stadt Fanzig die bohe Freude hatte, den ersten Deutschen Kaiser in ihren iten f zu begrüßen. Möge auch diese Erinnerung ein gutes Vor- A lein für das Blühben und Gedeihen der neuen Technischen Ho- ute, deren weitere Entwickelung allseitig mit den herzlichsten

Wünschen begleitet wird. Mögen si an ihr die huldreihen Worte

erfüllen, di : THZ c: e e e E - babt ie Gure Majestät an sie zu rihten soeben die Gnade ge 3 Der Kultusminister verlas sodann die aus Anlaß der Er- “bive) der Docischuaie vom E, verliehenen Ordens- Quszeihnungen und sonstigen Gnadenbeweise und {loß mit folgenden Morien: Es Es tief „Namens der Unterrichtsverwaltung s{hließe ih mit tem aus em Herzen kommenden Wunsche, dah diese Hochschule, getreu den v âhrten Veberlieferungen, beseelt von patriotishem Sinne und rast- Pian Vorwärtsftreben, si allezeit als eine hervorragende Lehr- und [n anzitâtte der technischen O bewähre zum Wohle dieser ndesteile, zum Ruhm des gejamten Vaterlandes.“ Nek achdem der Minister seine Rede beendet, ergriff der D, tor der neuen Technischen Hohschule, Geheime Regierungsrat r. von Mangolt das Wort zu folgender Ansprache:

Im Namen des Lehrkörpers und der Studentenschaft der Technischen

Hotsule bitte ih Eure Majestät, unferen ehrfurchtsvollsten, innigsten | Dank für alle die Beweise Allerhöchster Huld, deren wir uns !

erfreuen durften, Alleranädigst entgegenzunehmen. Die Anstalt,

zu errichten, ift in erster Linie die zuversihtlihe Hoffnung maßgebend gewesen, daß es der neu-n Ansialt gelingen werde, eine reiche, be-

fruhtende Wirkung auf die wirtshaftlide Entwikelung der östlichen | Provinzen auszuüben. Auf dem Sebiete der Industrie, der Gewerbe, | des Handels und Veckebrs und au auf dem der Landwirtschaft liegt hier im Often noch mancher Saß ungehoben. Bietet doch | Danzig, die - erste und einzige Hochschule am Meere, infolge | seiner bzvorzugten Lage und seines Reichtums an alt-

ehrwürdigen Denfmälern der Baukunst ganz eigenartige Vorzüge vo

allen übrigen T:chnischen Hochschulen des Deutschen Reichs. Vor allem ist für den Schiffsbauer das Meer mit seinem reihen Leben und ! seinem Segelsport sowie das Vorhandensein der Werften, die alle möêgliden Typen von Fahrzeugen vom Weichselkahn bis zum |

Linienschiff herstellen, von ganz unshäßbarem Wert. Uns ist

es eine wahre Freude, zu lehren und zu lernen in diesen | Näumen. Mit äußerer S{önheit paart fi vier innere Zweckmäkigkeit |

in der allerglüdlihiten Weise. Die weiten, boben Hallen dieses herrlichen !

Baues, die stattlichen Hörsäle, die wohlausgerüsteten, allen Wünschen Rechnung tragenden Laboratorien und die, wenn au noch in der Ent- stehung begriffenen, so doch son ansehnlihen Sammlungen, fie laden zu fru§htbarer Tätigkeit. Hier zu arbeiten ist cine Lust.

Auch die umliegenden Provinzen werden von der neuen Hochschule eine 5A. E

befruchtende Einwirkung und eine sehr wesentlihe Förderung ibrer

wirtschaftliben Entwickelung erfahren. So vereinig-n #ch mit den

Gefühlen des wärmsten Dankes die s{önsten Hoffnungen für die ! Zukunft. Mögen fie sh erfüllen. Wir Lebrer der HoWshule geloben j : i e uses das | Ziel erreiht werde, das uns gesteck; ist. Sie Alle aber, die Sie | dessen Zeuge sin», bitte id, den Gefühlen der Verehrung, der Dankbar-

in dieser feierlihen Stunde, alle unsere Kraft cinzusezen, daß

keit und der unverbrüchlihen Treue, die wir Seiner Majestät unserem

geliebten Kaiser aus tiefstem Herzen entgegenbringen, begetiterten Aus-

druck zu geben durch den Ruf, der zum erîiten Male durch diese Hallen |

\{hallt, dur den Ruf: Seine Majestät unfer Allergnädigster Kaiser

lebe bo! bo! bo!

Nachdem die Herren des Lehrkörpers Seiner Majestät | vorgestellt waren, begab Sich der Katser nach dem Offizier- j

fasino der Leibhusarenbrigade zum Frühstück, während in der Aula zahlreiche Vertreter deutsher Universitäten, Hochschulen und anderer wissenschaftlicher- Anstalten und Gesellschaften den Lehrkörper der Technishen Hochshule begrüßten, in deren Namen der Rektor, Geheime Regierungsrat Dr. von Mangolt dankte. Chorgesang shloß die Feier. N

_ Nachmittags um 5 Uhr wurde in den festlih erleuchteten Kreuzgängen des ehemaligen Franziskanerklosters, des jeßigen Stadtmuseums, im Anschluß an die Eröffnungsfeierlickeiten ein glänzend v?:rlaufenes Festmahl abgehalten, An ihm nahmen teil die Minister Dr. Studt, Freiherr von Rhein- baben, Freiherr von Hammerstein und Möller, der Ministerial- direktor Dr. Althoff, die Oberpräsidenten Dr. Delbrü, von Moltke und von Waldow, der kommandierende General, Generalleutnant von Braunschweig, der Oberbürgermeister Ehlers und andere hervorragende Persönlichkeiten. Der Minister der geistlihen 2. Angelegenheiten Dr. Studt brahte ein Hoh auf Seine Matejtät den Kaiser aus.

| Der Oberpräsident Dr. Delbrück danftte den an dem

Werke beteiligten Ministern, insbesondere dem Finanzminister. Westpreußen habe ein Recht auf deutsche Kultur, und in seiner Entwickelung bedeute die neue Hochschule cinen neuen wichtigen Sqhritt. Der Redner trank auf die Hohshule. Der

Rektor, Geheime Regierungsrat Dr. von Mangolt widmete sein Glas den Gästen. Der Finanzminister Frei-

herr von Rheinbaben gedahte aller derer, die an der Verwirklihung der Jdee einer Hohshule für Danzig

| mitgewirkt hätten, und fuhr fort: Darin sei die deutsche

Technik allen anderen überlegen, daß sie auf die Wissenschaft sih gründe. ‘Er als Finanzminister habe gern die großen Opfer gebracht, welhe die Gründung der Ho{schule erfor- derten, weil er auf reihe Früchte niht nur für Westpreußen,

| sondern für die ganze Monarchie hoffe. Den östlihen Pro- vinzen gebühre ein solches Zeugnis der landesväterlichen

Fürsorge angesihts der unerhörten Opfer, die gerade sie vor nunmehr 100 Jahren dem Vaterlande gebraht hätten. Er trinke auf ein geschwisterlihes Verhältnis zwischen der Hoch- shule und der Stadt Danzig. Der Direktor der Wiener Technischen Hochschule Neuwirth überbrachte die Grüße der Technischen Hochschulen Oesterreichs. :

__ Nr. 40 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts" vom 5. Oktober 1994 hat. folgenden Inhalt : Gesundheitsstand und Gang der Veclfskrankheiten. Sterbefälle im

| August. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Pebal gegen Cholera.

Geburten und Sterbefälle in Bayern 1902. Gesetzgebung usw. (Bayern.) Ansteckungéstoffe bei Viebbeförderungen. (Kgr. SaŸÿsen ) Sg@älblasenkranfheit. (Baden.) Praktisches Iahr der Mediziner. Heilftätte Friedrihsbeim. (Oldenburg.) Poden- statistik. Uebertragbare Krankheiten. (Norwegen.) Apotheker- waren. (Nußland.) Heilmittelvervakuna. (Serbien.) Bleioryd. (Türkei.) Kakodyliaures Natrium :c. (Natal.) Nabrungêmittel.

| (Surinam.) Schußpockenimpfung. (Queenéland.) Pferdeeinfuhr.

Gang der Tierseuhen in Dänemark, 2. Bierteljahr. Rinderpest in

| Aegypten. Zeitweilige Maßregeln geger Tierseuchen. (Preuß.Reg.-Bez.

Posen : Oberösterreid, Schweden, British-Südafrika.) Vermischtes.

; (Deutsches Reich.) Verein für Kinderbeilstätten an den Seeküfsten,

1903. Geburten und Sterbefälle in Berlin und München, 1902. (Scwarzburg-Sondersbausen.) Sélachtviehversicherung, 1903. Geschenklifte. Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, August. Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbe- fâlle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Des- leiden in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in rankenbhäusern deutsher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken, Witterung. Beilage: Gerichtlihe Entschei- dungen auf dem Gebiete der êffentlihen Gesundheitspflege (Kur- pfuscher, Kurpfuscherei).

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Finanzen des Reichs und der deutschen Bundesftaaten.

In dem eken erschienenen „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs* veröffentlicht das Kaiserliche Statistishe Amt zum dritten Male eine Darstellung der Finanzen des Reichs und der deutschen Einzelstaaten. Sie behandelt wiederum die Ausgaben, Ein- nahmen, widtigere Bestandteile des Staatévermögens sowie die S@ulden. Die Nachweise beziehen \ich durhweg für die Voran-

lWläge auf das Jahr 1903, für die Rechnungen auf das Jahr 1901. nêgesamt betragen die Staatsauëgaben nah den Voranschlägen der Einzelstaaten 4462 Mill. Mark (darunter 172 Mill. Mark außer-

ordentliche), für Reih und Gliedstaaten 6949 Mill. Mark (darunter 300 Mill. Mark außerordentliche). j Die Staatseinnahmen belaufen \sich bei den Einzelstaaten auf

l : di ] / | 4446 Mill. Mark, bei Reih und Sliedstaaten auf 6932 Mill. ® : die wir heute ibrer künftigen Bestimmung bicifen 30 Que i Ssiedstaaten auf 6932 Mill. Ma:k; Kaiserlihen und Königlichen Majestät Höchsteigenes Werk. Für den

Plan, gerade in dieser Stadt eine Tehnishe Hochschule !

davon find außerordentlihe Einnahmen (aus Grundstock, Anlehen und sonstiaen Staatsfonds) 228 bezw. 432 Mill Mark. _ Unter den ordentlihen Auëgaben und Einnahmen der Einzelstaaten stehen die Erwerbseinkünfte mit 1890 Mill. Mark in Ausgabe und 2607 Mill. Mark in Einnahme an erster Stelle. Der Hauptanteil biervon entfällt auf die Staatseisenbahnen mit 1341 bezw. 1867 Mill. Mark in Ausgabe und Einnabme. Der Rest verteilt sih auf die Domänen, Forsten, Bergwerke, Posten, Telegraphen und sonstigen Staatébetriebe. : _ Die nächstwihtige Einnahmequelle bilden die Steuern. An Aufwand- und Verkehrssteuern erhe Neich 1044 Mill. Mark, die Gliedstaaten erheben 168 Mill. Mark, legtere außerdem an direkten Steuern 442 Mill. Mark. 5 i

T o Manoiio ils Ang C: E - .

: Zablenmäßige Nachweise über das Staatsvermögen der einzelnen Gliedstaaten konnten nur in Beschränkung.- auf wihtigere Bestandteil erbraht werden. Neben Uebers{hüfsen früberer Rehnu bre, ver fügbarem Staatskapitalvermözen usw. besiten die Einzelstaaten Domänen ein Areal von 975 857 ha, an Forsten 4 880 689 ha. Staatseisenbahnen repräsentieren eine Läng n 47 507 km und Anlagekapital von 12 063 Mill. Mark :

___Die fundierten Staatsschulden bezifern si Rechnungsjahres 1903 für die Gliedstaaten auf 117 ür auf 2734 Mill. Mark. Die s{webenden Schulden betragen ins 126 Mill. Mark; sie entfallen in der Hauptsache a

(80 Mill. Mark) und Hamburg (31. Mill. Mark).

Konkursfstatiftik. Nach vorläufigen Mitteilungen Amts zur Konkursstatifstik gelangten im Deutschen Neich 2466 neue Konkurse zu 2. Vierteljahr 1903. :

Es wurden 439 Anträge auf Konkurseröffnung wezen Mangels eines auch nur die Kosten des tassebetrags wiefen und 2027 Konkursverfahren eröffnet; von leßtere:

meinshuldner in 1235 Fällen aués{ließli die Konkfurgers gt. | Ey B-eendet wurden im 1903 : 2161) Konfkuréverfahren, un urch Zwangsévergleih 422, infolge vegen Maffemangels 137. In 840 Jubigeraus'Guf; bestellt. den Konkur vbysishe Personen . Naclläfse . s Handelsgesells{aften Genossenschaften i andere Gemeins{uldner .

11e zutamImen

18 m-

Erbebungen zur Handwerkerfrage.

Nachdem das fogcenannte „Handwerkergeseß" vom 26. Juli 1897, das die Vrganisation ¿des d werks in wichtigen Punkten neu ges regelt bat, nunmebr seit m en Jahren feinem vollen Umfange nah in Kraft ist, hat sich das Be is berausgestellt, über seine bisberigen Wirkungen durch umfassende statistishe Erhebungen ein zuverlässiges Bild zu erhalten. Aus diesem Grunde, zugleich um einem wiederholt vom Reichstag ausg n [ zu tragen, find im Reichzamt des Innern eingehende Fragebogen je einer für die freien und die Zwangkinnungen, für die Innungsausf e und die Innunasverbände, die Handwerk2kammern und altungsbehörden auf- gestellt worden. Neben den eigentlihen Organisationsfragen sind ins- besondere Grmittelungen über die Einrichtungen auf dem Gebiete der Lehrlingéhaltung, der Gefellenvrüfungen, der Einigungsämter und Schiedsgerichte, des Schul- und L bergswesens, der Arbeitznachweise, der Kranken-,Sterbe- undUnterstüßungékafsen der gemeinschaftlihenGeshäft8s betriebe u. a. m. ins Auge gefaßt. Die Ausfüllung dieser Frage- bogen, deren Verte! ung an die zuständigen Körperschaften und E hörden bereits erfolgt ist, soll im Februar bezw. März Jahres bewirkt roerden, worauf dann die Aufarbeitung gegangenen Materials im Kaiserlihen Statistischen Amt als Angriff genommen werden wird. Aus der zu erwartenden forgfälti Beantwortung dieser Fragen werden wertvolle Aufschlüsse 1 den gegenwärtigen Stand des deutshen Handwerkerwesens zu nehmen sein:

Zur Arbeiterbewegung.

In einer allgemeinen Versammlung der eingeschriebenen eeleute in Marseille wurde, wie „W. T. B. meldet, be- lofsen, die Arbeiten an Bord der Damvfer der Caillol-Gesellschaft ederzulcgen. weil diese sih geweigert bat, die dem Syndikat an- hörenden Do ckarbeiter einzustellen. (Vgl. Nr. 234 d. Bl.)

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Kunst und Wissenschaft.

Im Kunstsalon Paul Cassicer findet die Eröffnung der ersten diesjährigen Ausstellung am nächsten Sonntag statt. Claude Monet's Bilderreihe „Die Themse" wird zum ersten Male autßerhalb Frankreichs gezeigt. Im kleinen Oberlichtsaal stellt Lovis Corinth eine Reihe neu entstandener Werke aus. Die Ausftellung enthält außerdem eine Auswahl von Einzelwerken von Thoma, Manet, Corot, Degas, sowie einige Hauptwerke älterer Meister, und zwar ein Herren- und ein Damenporträt von Goya, ein Porträt von NRevnolds und zwei Bild- nifse von Lucas Cranach, darftellend Luther und seine Braut. Von Sfulpturen kommen zwei ältere Werke von NRodin zur Ausstellung.

Verkehrsanftalten.

__ Von jegt ab nebmen die Postanstalten wieder Postpakete für die Provinz Cauca (Columbien) zur Beförderung an. Die Leitung der Sendungen erfolgt von Hamburg aus über Barranguilla.

Heilbronn, 6. Oktober. (W. T. B.) Hte fand hier eine Konferenz von Vertretern der Neckaruferstaaten Baden, Hessen und Württemberg statt, um über die von Württemberg vorge- s{lagenen Vorarbeiten für den Großschiffahrtsweg Mannheim—Heilbronn ju beraten. Es wurde beschlossen, eine ständige tehnische Kommission aus höheren tehnishen Beamten der drei Uferstaaten zu bilden. Der technische Entwurf für die württem- bergishe Neckarstrecke soll von dem hpvdrographishen Bureau in Stuttgart, derjenige für die badische Strede von der badischen Rheinbau-Inspektion in Mannheim aus8gearbeit-t werden.

Bern, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Bernishe Große Rat beschloß heute einftimmig, der Bundesverwaltung zu dem Bau einer s{chmalspurigen Brienzerseebabhn einen Staatsbeitrag von 40 000 Franken jährlich für die zehn ersten Betriebsjahre zuzu- sichern. Gleichzeitig stellte aber der Große Rat bei der Bundes- verwaltung den Antrag, die Bahn normalsvurig zu bauen unter Umänderung der Strecke Brienz—Meiringen der Brünig- bahn zu einer normalspurigen Bahn, und sicherte hierfür einen ent- fprehend höôößeren Beitrag des Kantons Bern zu.

Theater und Musik.

Im Königlihen Opernhause wird morgen, Sonnabend, als Nahhmittagsvorstellung zu kleinen Preisen „Hänsel und Gretel“ in Verbindung mit dem Ballett „Die Puppenfee“ gegeben. Die Damen Dietrich, Parbs, Plaichinger, Reinl, Voltz, Lindemann und

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