1904 / 242 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Oct 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Zu der Aufführung des „Deutschen Requiem“ von J. Brahms und der Cantate „Wachet auf* von ah dur den Phil- barmonischen Chor (Dirigent: Professor Siegfried Ds) findet am Sonntag, Mittags 12 Uhr, in der Philharmonie eine öffentlihe Hauptprobe statt. O i i

Die Barthshe Madrigalvereinigung, die bereits im Vorjahre mit Erfolg aufgetreten is, gibt auch in diesem Jahre ein Konzert in der Singakademie am 20. d. M., auf dessen Pro- gramm die größten Madrigalkomponisten, wie Sweelingk, VDrlando di Lasso und Palestrina, stehen. i

Am ersten Künstlerabend mit dem Philharmonischen Orchester, den die Konzertdirektion Hermann Wolff am 31. Oktober in der Philharmonie veranstaltet, wird neben dem Klaviervirtuosen Raoul Pugno und den beiden Zwilliogsschwestern, Koloratursängerinnen Christman, der junge ungarische Violin- virtuose J. Kociän vor das Berliner Publikum treten.

Der Musikverein in Dortmund wird am 30. Oktober 1904 unter Leitung des Direktors Julius Janssen das Oratorium „Derakles* von G. F. Händel in der Bearbeitung von Josef Reiter (Wien) zur Aufführung bringen; es ist dies die erste Auf- führung des Werkes in Deutschland.

Jagd.

Morgen, Freitag, den 14. d. M., findet Königliche Parforcejugd statt. Stellidihein: Mittags 123/ Uhr, an der Schaafdammbrüce.

Mannigfaltiges.

Berlin, den 13. Oktober 1904.

A. F. Die ständige Aus stellung für Arbeiterwohblfabrt in der Fraunkboferstraße 11/12 zu Charlottenburg erfreut si steigenden Besuches aus allen Bevölkerungskreisen. Sie bildet ramentlih an den beiden Wochentagen, an denen die kostenlose Be- sichtigung von 6 bis 9 Uhr Abends gestattet ift, Dienstags und Donnerstags, das Ziel von Vereinsauéflügen. Auch die „Branden- burgia“, Gesellschaft für Heimatkunde, hatte für Dienstag- abend ibre Mitglieder nah der Fraunhoferstraße eingeladen und sahverständige Führung verheißen, die unerwarteter-, höchst dankens- werterweise Professor Albrecht, der Leiter dieser jürgsten Veran- staltung des Deutschen Reichs, in Person übernahm, um den Erschienenen die Entwickelung, den Zweck und das Wesen der neuen Einrichtung zu erläutern. Die erste Anregung gab die Hygiene- auéstelung 1883 und als deren Na(frucht die 1889 in Berlin ver- anstaltete Ausftelung für Unfallverhütung. Letztere war es, die den Gedanken zur Melle bramle, das. wos. Hier wenige Monate im Sommer an wertvollen Anregungen und Vorbildern gezeigt war, küuftig in einer ständigen Ausstellung zu vereinigen. Nach längerer Vorbereitung und nachdem das Deutsche Reich für die Ve:wirklihung des menschenfreundlihen Getankens eine Million Mark bewilligt batte, entstand das für den Zweck auf Grund eines sehr prafktishen Planes erbaute Ausftellungs8gebäude in Char- lottenburg, tas sih s{chnell mit einem wertvollen Inhalt füllte. Bei Auswakl des leßteren ist davon ausgegangen worden, daß es sich empfehle, Sicherheitêvorrihtungen an Maschinen und Schußmaß- nahmen aller Art lieber an den Originalmaschinen und in Original- ausfübrungen als nur in Zeichnungen und Modellen zur Anschauung ¿u bringen. Das Parterre des kreuzförmig gestalteten Ausftellungéraumes ist daher mit siherungébedürftigen Maschinen aller Industriezweige gefüllt, wobei sich die Sicherung niht nur auf Verhütung von Beschädigung der Arbeiter durch Räder und Walzen, sondern auch auf Absaugung und unshädlihe Entfernung entstehenden Staubes bezieht. Denn viel \{limmer als die von der ‘Maschine drohende mechaniscke Gefahr ift die harmloser erscheinende pbysikfalishe und chchemische durch den Staub, den zahllose Industrien entwideln. Es ist dabri niht nur an zweifellos giftige Stoffe, wie Arsenik, Pboéphor und manche gifiigen Farben zu denken, auch der unschuldig erscheinende Staub an sih niht giftiger Stoffe verursaht Gefahren, die uns eine sorgfältig geführte Gewerbestatistik erft hat kennen lebren. Wenn im Deutschen Reiche jährlich 700—800 000 Menschen an Lungenscbwindsucht sterben, d. i. 25 % aller Sterbefälle, so wird dieser Durchschnitt bei den Arbeitern vieler s\tauberzeugender Gewerbe ganz bedeutend, nämlich bei ten Steinmeßen bis zu 83 9%, überschritten. Die Arbeiter solher Industrien bringen wahrsheinlich keine stärkere Disposition für Lungenkrankheiten

s s ; Freitag, Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- ä 5 aus. 185. Vorstellung. Lucia von Lammermoor.

per in 3 Akten von Gaztano Donizetti. Text von Salvatore Camerano. (Lucia: Fräulein Margarete Siems, vom Königlichen Deutschen Landestheater in Prag, als Gast.) Anfang 7# Uhr.

Neues Operntheater. 163. Vorstellung im Abonne- ment. 95. Billettreservesaß. Sonderabonnement B 25. Vorstellung. Torquato Tasso. Schausviel n A lligen von Wolfgang von Goethe. Anfang

r.

Sonnabend: Opernhaus. 186. Vorstellung. Die Meifterfinger von Nürnberg. Oper in 3 Akten von Richard Wagner. R T Le;

Neues Opernthbeater. 164. Vorstellung im Abonne- ment. 96, E ervelal, Zum ersten Male: Theodora. Diama in 5 Aufzügen (8 Bildern) von Victorien Sardou. Deutsch von Hermann von Löhner. Anfang 74 Uhr.

Deutsches Theater. Freitag, Abends 74 Uhrz Maria N NLNAMEN ee.

Sonnabend, Abends 73 Uhr: Kettenglieder.

Sonntag, Abends 73 Uhr: Kettenglieder.

Sonnabend: Lämmer.

Weinbergsweg Hochzeit.

7 Uhr.

Berliner Theater. Rock. Anfang 7#§ Uhr. Sonnabend: Zapfeustreih. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Zapfenfstreich. Anfang 74 Uhr. Gafispiel von Sarah Bernhardt. 71 eng: La dame aux camélias. Anfang x. Dienstag und Mittwoh: La sorcière. An- fang 74 Uhr. Donnerstag: Fédora. Anfang 77 Uhr.

Freitag: Jm bunten

Biederleute.

Große

Lessingtheater. (Direktion: Otto Brahm.) Freitag : Traumulus. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend : Traumulus.

Sonntag, Nacbmittags 24 Uhr: Monua Vauna. Abends 7# Uhr: Traumulus.

Schillertheater. O. (Wallnertbeater.) Freitag, Abends 8 Uhr: Die Kreuzelschreiber. Bauernkomödie mit Gesang in 3 Akten von Ludroig Anzengruber.

Sonnabend, Abends 8 Uhr- Johannisfeuer.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Ehre. Abends 8 Uhr: Die Großsiadtluft.

Freitag

uaht. (Uns

8 Uhr.

N. (FriedrichWilhelmstädtishesTheater.) Abends omödie in 3 Aufzügen von Max Dreyer. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Grofßstadtluft. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: König Lear. Abends 8 Uhr: Ju Behaudlung.

Theater des Westens. (Kantstraße 12. Bahn- hof Zoologischer Garten.) Freitag (6. Vorstellung im Freitags-Abonnement): Undine. Anfang 74 Uhr. Zum ersten Male:

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Undine. Abends 7x Uhr: Die kleinen Lämmer. Montag: Der Posftillion von Longjumeau.

Uationaltheater. (Direktion: Hugo Beer. 12a—13 b.)

Sonnabend: Gastspiel von Bonci.

Neues Theater. Freitag: Die Kronpräten- denten. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Die Krouprätendenten.

Lustspielhaus. (Friedrihstraße 236.) Freitag:

Sonnabend und folgende Tage: Biederleute.

Deutsche Volksbühne. (Karl Weiß- Theater,

Frankfurter Maria Stuart. Friedrih von Schiller. Sonnabend: Maria Stuart. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Waise aus Lowood. Abends 7# Uhr: Maria Stuart.

Residenztheater. (Direktion: RichardAlexander.) und folgende 3 Akten von H. Kéroul und A. Barr. Sonntag, Nahmittags 3 Uhr: Die 300 Tage. Thaliatheater. (Dresdener Straße 72/73. Ci-

rektion : Kren u. Schönfeld.) Freitag, Abends 74 Ubr: Der Weiberkönig.

¿ur Arbeit mit als andere; aker der eingeatmete Staub verwundet ihre Lungen und mat die wunden Sliellen empfänglih für die Auf- nahme des Tuberkelbazillus, dessen niht zu vermeidende Einatmung gesunde Lungen leiht überwinden. Hieraus folgt zuglei, daß das \harfkantige Staubkorn, wie es von Metallen, Schmirgel, Steinstaub aller Art, Steinkohle geliefert wird, gefährlicher ist als das weiche und runde, ¿. B. Mehlstaub, Lampenblak, Ruß. In allen Fällen erfordert die Arbeiterwoblfahrt die umsichtigste Bekämpfung des Staubes in den Arbeitastätten; denn Mund und Nase durch Re- spiratoren zu s{ügen, ist auf lange Dauer für den arbeitenden Menschen unerträglih. Wie die Fürsorge der Gewerbehygieniker von “aa zu Fall dieser nit ernst und {wer genug zu nehmenden Gefahr egegnet, das ist in der zweiten Etage des Ausftellungsraumes, den die Een des Kreuzes ausfüllenden Galerien, in übersichtliher und ers{chöpfender Art veranschauliht. Hier kommen auch Modelle von Fabrikgebäuden mit vorbildlihen Einrichtungen zur Geltung. Viel Aufmerksamkeit wird im besonderen den Gefahren der Bleivergiftung gewidmet, spielt das Blei doch in der Technik cine so bedeutende Rolle, daß es in etwa 130 verschiedenen Gattungen von Betrieben Anwendung findet. Hier wird die Gefahr aus\{ließlich durch die hôödhste Reinlichkeit und Strenge in der Auf- rechterbaltung einer alle Möglichkeiten berücksihtigenden Fabrikordnung erreiht. Es ist exfreulih, daß die Gewerbetreibenden sich überall willig den Vorschriften fügen, die im Interesse der Arbeiterwohblfahrt an sie gestellt werden. Manchmal gereichen die vorgezeihneten Maßnahmen ihnen au zu materiellem Gewinn, da j. B,, wo Vorkehrungen ge- troffen sind, abgesogenen Staub auch nicht in die freie Luft austreten zu lassen, fondern ihn durch geschickte Mittel aufzufangen. Zum Gebiet der Arbeiterwohlfahrt gebört auch die Belehrung über den Wert der Nahrungsmittel. Dieser Abteilung der Auéstellung ift Moers Sorgfalt gewidmet und in ibr Anschauung und Belehrung geboten, wie solche voraussihtlich auch der \{lichten Arbeiterfrau ver- ständlih sein wird. Sie erfährt hier, welGe Mengen der Haupt- nabrung8ftofe Eiweiß, Fett, Koblehydrate und wieviel Wasser sie bei den hbauptsächlichsten Nahrungs- und Genußmitteln je für 50 H einkauft. Anderseits wird ihr gezeigt, wieviel von jedem der genannten Hauptnahrungtstoffe der erwachsene Mensch, wieviel das Kind gebraucht, und es gehört dann nur ein einfaches Rechenexcmpel dazu, um die nab ihrem Nährwert preiswürdigsten Nahrungêémittel berauszufinden. Das fo gern flüssiges Brot genannte Bier kommt bei diesen Ermittelungen sehr {lecht weg, wie nicht minder dec Vegetarismus, der die erwahsenen Menschen kaum besser ernährt, als Kinder von 6—10 Jahren erfordern. Die ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt ift in jedem Fall eine fo interessante und segentreich wirkende Œinrihtung, daß jedermann empfohlen werden kann, sie eingehend zu besichtigen.

Ein Vortragskursus über Ekektrotechnik, der bestimmt ist, zur ersten Einführung für die Gebildeten aller Stände zu dienen, beginnt in der „Urania“ (Taubenstraße 48/49) am Sonnabend, Abends 8 Uhr. Dr. Donath wird nacheinander, immer an den Sonn- abenden, folgende Themata behandeln: „Der elektrishe Spannungs- zustand"; „Das Ohmsche Gesetz“; „Die chemishen Stromwirkungen“; „Stromwärme, elektrishes Licht, Dynamomaschinen und Motore“ ; „Fernschreiber und Fernspreher“; „Funkentelegraphie“. Karten sind an der Kasse der „Uranta* zu haben.

Dex erfle diesjährige Kursus in der Tuherkulose- bekämpfung beginnt am Donnerstag, den 20. Oktober, Abends 83 Ubr, im Hörsaal der ständigen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt in Charlottenburg (Fraunhoferstr. 11/t2, NReichs-Wohlfahrtsmuseum) Die Vorträge werden wie im Vorjahre von den Herren Professor Pannwiy, Oberstabsarzt Dr. Nietner und Dr. Kayfserling abgehalten werden. Der Eintritt ist unentgeltlic.

Königsberg i. Pr,, 12. Oktober. (W. T. B.) Wie die Königsberger „Hartungshe Zeitung" erfährt, hat sich für das Säkulardenkmal in Memel, für das Seine Majestät der Kaiser in Rominten gegenüber dem Oberpräsidenten von Moltke lebhaftes Interesse bekundete, nunmehr das vorbereitende Komitee gebildet. Dem Komitee gehören an: der Oberpräsident von Moltke, der kommandierende General Freiherr von der Goly, der Fürst zu Dohna - Schlobitten, der Vorsitzende des Provinzialaus\chusses Graf zu Dohna - Lauck, der Vor- sißende des Provinziallandtages Graf zu Eulenburg - Prafsen, Graf von Lehndorff-Preyl, der Präsident des C IARDCOLNE in Königsberg von Plehwe, diz Regierungspräsidenten von Werder in

8 Uhr: Ju Behandlung.

rollen.) fönig. Charleys Tante.

Die kleinen

Abends: Die Puppe. Figaros Nigoletto.

Freitag:

Direktion: Kren u. Schönfeld.) Vorbereitung loser

Anfang | und Alfr. Schönfeld.

Der Goldbauer. Trianontheater.

und Pierre Veber. Straße Nr. 132.) Freitag: P ; Trauerspiel in 5 Akten von.

Gesang und Tanz in 4 Akten von Jean Kren, Alfred Schönfeld und Leop. Ely. Musik von Julius Einödshofer. (Guido Thielscher, Lina Abarbanell, Friy Helmerding, Josephine Dora in den Haupt-

Sonnabend und folgende Tage: Der Weiber- Sonntag, Nachmittags 34 Uhr: Bei halben Preisen :

Bentraltheater. Freitag: Die schöne Helena. erei s en von J. Offenbach. (Helena: Sonnabect: Die eda anfang 74 Ubr. / 34 Uhr (ein Kind frei) und Abends 74 Übr. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen (in erster Besezung): Der Bettelftudent.

Bellealliancetheater. (Bellealliancestraße 7/8.

Freitag:

Sonnabend: Zum ersten Male: Die Tugend- glocke. (Madame la Présidente.) Vaudevilleposse in 3 Akten von Paul Ferrier, bearbeitet von F. Kren

Sonntag und folgende Tage: Die Tugendglocke. Sonntag, Nachmittags 3 Ühr: Bei kleinen Preisen :

(Georgenstraße,

M erade u. Universitätsstraße.) Freitag: Gaftons rauen. Schwank in 3 Akten von Victor de Cottens

Anfang 8 Uhr.

Sonnabend: Gaftons Frauen.

Köntgsberg und Hegel in Gumbinnen, der Landeshcuptmann vo-n Brandt, der Erste Bürgermeister in Königsberg Körte, der Euste Bürgermeister in Memel Altenberg, der Obérvorsteher der Kaufmann- schaft Geinner, der Kommerzienrat Schroeter in Königsberg und der Geheimrat Reih in Meyken.

Hannover, 12. Oktober. (W. T. B.) Heute nachmittag 1 Uhr fuhr auf Bahnhof Lehrte ein von Braunschweig kommender Güterzug in einen in entgegengeseßter Richtung kommenden Berliner Eilgüterzug hinein. Der Gaskessel der Maschine des Braunschweiger puges explodierte. Durh den Zusammenstoß wurden 21 Wagen beschädigt. Das Zugpersonal erlitt keine Verlezungen. : S

Emden, 12. Oktober. (W. T. B.) Der in der Nacht vom 5. zum 6. Oktober herrschende heftige Sturm überraschte die auf den Fishgründen in der Nähe der Doggerbank befindliche gesamte lotte der deutschen und holländischen Herinagsfischerei, oweit sie sih auf der Station befand, vollständig. Alle Logger hatten thre Neßfleeths in See stehen und teils diese erst Abends spät autgeseßt. Fast die ganze Fleeth if verloren _gegangen. Ein großer Teil der Neße war morgens verschwunden, der Rest befand sich in unbrauchbarem Zustand. Infolge dessen waren fast alle vom Sturm betroffenen Lozger gezwungen, die Fischerei zu unterbrehen und nah Hause zu segeln. _Von der hiesigen &lotte wurden 31 Logger, von der holländishen mehr als 200 Logger mit schwerem Netzverlust zur Heimkehr gezwungen. Der Schaden ist sebr groß und um so empfindlicher, als die Fischerei in der betreffenden abt sehr ergiebig gewesen war, sodaß mit den Nezen eine große, kostbare Beute in die D eerestiefe versunken ist. Leider hat die hiesige Flotte den Verlust eines Menschen- lebens zu beklage:

Elberfeld, 12. Oktober. (W. T. B.) Die Erben des hier verstorbenen Rentners von Carnap stifteten für wohltätige Zwede 63 000 A

Kempten, 12. Oktober. (W. T. B.) Die „Allgäuer Zeitung“ meldet: Im Lindauer Nachtshnellzug nahmen Zollbeamte drei Saccharinscchbmuggler, darunter eine Frau, fest, die {on lange bandenmäßig s{muggelten. Ein Shmuggler sprang während der Fahrt aus dem Zuge und blieb tot auf dem Gleise liegen; ein fünfter verließ die andern in Lindau. Alle Schmuggler sind Niederbayern.

Hamburg, 12. Oktober. G9 T. B.) Von den seit den letzten {weren Stürmen in der Nordsee vermißten 7 Finken- wärder Fischerkuttern (vgl. Nr. 240 d. Bl.) ift einer heute morgen bier angekommen, zwei andere werden in den nächsten Tagen folgen, ‘und über das Schicksal der übrigen vier noch vermißten Kutter ist vor 14 Tagen nihts Bestimmtes zu sagen, da man annimmt, daß sie nach bestandenem Sturm den Fang auf hoher See wieder aufgenommen haken, um niht leer beim- zukommen.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Dresden, 13. Oktober. (W. T. B.) Während das Befinden Seiner Majestät des Königs in den ersten Tagen der Woche ein im allgemeinen befriedigendes war, traten in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wieder heftige Anfälle von Atemnot und Beklemmungen ein, sie wiederholten sih im Laufe des gestrigen Tages sowie in der leßtvergangenen Nacht und dauern noch immer mit kurzen Unterbrehungen fort. Der Kräftezustand und die Nahrungsaufnahme lassen viel zu wünschen übrig.

Lage, 13. Oktober. Der lippishe Landtag hat die Vorla ge, betreffend die Dauer der ae ga mit 10 gegen 7 Sti mmen abgelehnt. Der Landtag isi hierauf auf Befehl des Graf-Regenten vertagt worden.

(Fortsepung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wasser- und tehnishen Effekten: Michael Strogoff, oder: Der Courier des Zaren. Etwa 250 Mit- wirkende, 2 Musikkorps. Vorher: Ganz vorzüg- liches und vorwiegend humoristisches Pro- gramm. U. a.: La table tournante, Berliner Taxameter, höchst komische Parodie. Die originellen Reitersportspiele. Ferner: Sämtliche Clowus und Auguste und Mons. Pernelets 40 Niesenkrokodile. Georg Lurich, Rußlands Champion. Der phänomenale Chinko, Herr Albert Carré. Direktor Alb. Schumanus ueuefte Monstredrefsuren.

Sonntag: Zwei Vorstellungen: n iaal » a , (Ehre und

Zum 2. Male: Marokko. Michael

mittags: Abends: Zum 23. ‘Male:

Mut) Strogoff.

Familiennachrichten.

Verlobt: Margarethe Gräfin von Pükler mit Hrn. Oberleutnant Hasso von S{wihow (Berlin— Breslau). Frl. Elisabeth Loesener mit Hrn. Oberleutnant Otto Steffen (Voigtstedt—Berlin). Frl. Johanna Friedemann mit Hrn. Theo von NRappard (Friedenau-Berlin—Minden ). ;

Verehelicht: Hr. Leutnant Erich CEichelkraut mit Frl. Therese von Wartenberg (Berlin). Hr.

erd Wilhelm von Leveßow mit Frl. Esther von Kleist (Gossow—Belgard a. P.). :

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rittmeister von Borck i 7c Eine Tochter: Hrn. Major Wilhelm Clauson von Kaas (Hannover). Hrn. Leutnant Hans Henoumont (Ratzeburg) Ï

Gestorben: Hr. Amtmann a. D. Louis von Zülow

Wegen

¿wischen

Anfang 8 Uhr.

Becthovensaal. Freitag,

Konzert von Karl Kämpf. Kaufmaun (Sopran),

Tage: Eine Hochzeits- nuit de noces.) Gchwank in Anfang

dische Streichquartett.

Konzerte.

Saal Bechstein. Freitag, Abends 74 Ubr: Liederabend von Ludwig Schubert (Tenor).

Abends 8 Uhr:

Mitwirkung: Hedwig Vera Maurina (Klavier), Alexander Heinemann (Bariton) und das Holläu-

(Doberan). Hr. Rittmeister a. D. Fedor von Thermo (Bornsdorf). Hr. Professor Dr. Adalbert von Hanstein (Hannovers, Verw. Fl Regierungsrat Florentine Kaupisch, geb. Greve (Arnéberg).

Verantwortlicher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagt-

Große Ausftattungsposse mit

BPirkus Schumann. Freitag, Abends präzise 7# Uhr: Das große mimishe Drama in 8 Bildern mit prachtvollen, hier noch nit gesehenen Uht-,

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).

zum Deutschen Reichsanzeiger und Köni

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 13. Okto

Amflfsliches.

Deutsches Reich. Nachweisung

der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche für

die Zeit vom 1. April 1904 bis zum

Schlusse des Monats September 1904.

2.

3. E 5. 6.

Einnahme im Monat September 1904

M | S

Oberpostdirektionsbezirke

Hierzu Einnahme in den Vormonaten

Einnahme in dem- |Jm Rechnungsjahre selben Zeitraum 1904 des Vorjahres + mehr (Spalte 4) weniger

I Im NReichspostgebiet. 3 Mutgree A 2) Gumbinnen . .. 3) Danzig . Bn 5) Dot rankfurt a. O. . tettin : 8 rena a 9) Posen . 10 R ; 11 -fiave i 12) Liegniß . 13) Oppeln . 14) Magdeburg 15 ea. S. 16) Erfurt . L Me 1 nnover . 19 Prünee ¿ 20) Minden 21) Dortmund . 2E H Ge a. M. O 25) Aachen . 2%) Koblenz 9 ) Düsseldorf .

16 958 | 70 7 944 | 50 14 626 | 60 130 528 | 6 346 | 10211 | 50 12 002 | 30 4010 | 70 12 582 | 80 8185 | 70 24 345 | 10 13 619 | 60 13 561 | 17 899 | 40 10 642 | 50 16 301 16 062 | 80 16 689 | 7349 | 12 027 | 60 28 185 | 70 12 587 | 90 34 481 | 70 29 647 | 10 8 342 | 50 15 263 | 30 81 755 | 80 5 169 | 60 24 085 | 90 40 299 | 70 28 398 | 70 35115 | 10 10 970 | 20 118 | 30 3686 | 90 8 863 | 30 10 669 | 90 21 305 | 40 122 233 | 35 21 077 | 40 6 572 | 80

28) Trier

29) Dresden

30) Leipzig .

31) E L:

32) Karlsruhe

33) Konstanz .

34) Darmstadt : 35) Schwerin i. M. . 5 Oldenburg. .

37) Braunschweig . 25 Bremen

39 mburg 4) traßburg i. E. L

73 250 36 989 69 461 | 732 540 | 31 226 | 45 519 | 60 607 | 16 474 |‘ 57 702 | 37015 | 113 400 98 591 | : 66 972 | 92 540 | 505 525

83 694 | 87434 | 77 105 309909 | 63956 | 145 874 65 636 | 183644 | : 139 182 | 4 41647 |‘ 99 484 | 400 945 | 21 541 | 116 678 182 284 | 134 547 | 174934 | 54 866 | 97342 | 17094 | 43 934 90734 | 131 734 996 943 | 111442 | 23136

Mh S | M

90 697 | 60 40 760 | 70 76 037 | 856 188 | 50 38156 | 10 53 917 | 90 T1012 | 50 21327 | 65 254 | 45 689 | 90 126 052 | 70 68 461 | 60 715€ | 20 110 971 | 30 63 301 96 675 | 50 95 857 | 10 94 676 | —- 39910 | 20 74 076 | 10 169 2(0 | 71 495 | 5 221 816 | 50 157 928 | 60 46 892 | 60 56 295 | 50 443 364 | 80 24 547 | 30 140 578 | 30 221 950 | 20 152 219 | 80 190 577 | 30 99 388 | 80 106 510 | 40 20811 | 90 48 721 | 50 57 966 | 80 165 301 * 60 675 668 | 10 134 223 | 40 24168 | 80

90 209 | 44 934 | 84 087 | 863 068 30D 1 55 731 | 72610 | 20 484 | 70 285 | 45 200 | 137 745 | 72210 | 80 533 | 110 440 | 66 167 | 99 995 | 103 497 | 93 794 | 42 928 79984 | 174 059 | 78 224 | 218 126 | 168 829 | 49 989 | 70 748 | 482 701 | 26 (Li 140 764 | 222 584 | 162 946 | 210 049 | 65 837 | 117 461 | 20 780 52 798 | 61404 | 8 153 040 ! 719 176 132519 / 29 708 |

940 724 | 85 85 666 | 50 26 927 | 90

D. Bayern é T1. Württemberg .

4685 218 | 445 867

9 395 805 | 80 521 410 | 80 157 907 | 30

5 625 943 | 531 534 |

Ueberhaupt 1053 319 | 25

Berlin, im Oktober 1904.

134 853 | 161781 | 6 5 265 939 |

6319258 | 6 075 123 | 90

Hauptbuchhalterei des Reichsshaßamts. Biester.

_Nr. 41 der „Veröffentlihungen des Kaiseclichen Gesu ndheitsamts* vom 12. Oktober 1904 hat folgenden Inhalt : Personalnahhrihten. _Mediz.-statist. Mitt. a. d. Kais. G-A. 1X. Bd., 1. Heft. Ankündigung. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krank- heiten. Desgl. gegen Pest. Desgl." gegen Cholera. Gefeßz- gebung usw. (Preußen.) Krankheitserreger. Schlahtvieb- und Fleishbeshau. (Württemberg.) Fleischbeschaustatistik. (Baden.) Sclachtvieh- und Fleishbeschau. (Sa&sen-Weimar.) Nahrungs- mittelchemiker. (Oldenburg.) Uebertragbare Krankheiten. (Oesterreich.) Mortalitätsstatiftik. (Salzburg.) Tuberkulose. (Italien.) Bodenverbesserung. (Frankreih.) Bleiweiß. (Nor- wegen.) Einfuhr von Haustieren. (Rußland.) Azetylen. Passagier- {iff.. (Türkei) Zinpaelen. Pilgervorschriften. (Vereinigte

taaten von Amerika. ahrungémittelgeseßze. (Canada.) Lebendes Vieh. Gang der Tierseuhen im Deutschen Reiche, 30. September. Desgl. in Bosnien und der Herzegowina, 2. Vierteljahr. Desgl. in den Niederlanden. Desgl. in Aegypten. Rinderpest in Aegypten. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Belgien.) Verhandlungen von geseßgebenden Körper- haften, Vereinen, Kongressen usw. (Deutsches Reich.) 1. Allge- meiner Deutscher Wohnungskongreß. (Bayern.) Nahrungs- und

nußmittel. (Franfkreih.) Internationaler Kongreß für Woh- nungsbygiene. (Großbritannien.) Tabakrauhen. Vermischtes. (Bayern. ) Tuberkulöse Schlachttiere, 1903. (Sachsen.) Ver- waltungéberiht der Stadt Leipzig, 1902. (Großbritannien.) Ge- sundheitszustand der Bergarbeiter in Cornwallis. (Mexiko) Ge- sundbeitsstand in Veracruz. —- (Havana.) Sterblichkeit im März und April. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Kranken- bäusern deutsher Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

Literatur.

In Hannover ist, wie die Blätter melden, der Schriftsteller und Literarhistoriker, Professor Dr. Adalbert von Hanstein, ivatdozent an der dortigen Technischen Hochschule, am Dienstag im [lter von 43 Jahren verstorben. Adalbert von Hanstein, der Sohn befannten Botanikers Johannes von Hanstein, lebte bis zum etn R DEL votx B Feen Stellunges auch i[ch beschäftigt war. Er gehörte in den ahtziger Jahren in den

Kreis des sogenannten „jüngsten Deutschlands“, das er später in einem

größern Werke geschildert und verteidigt hat. Er war als Drama- tiker, Epiker, Lyriker und Verfasser literarischer Monographieuz tätig. Besonders bewäh:te er sih auf lyrishem Gebtete. Bemerkenswert M than aweibändiges Werk: „Die Frauen in der deutschen Geistes- ge|{widte“.

Das Reichsgesey, betreffend Kinderarbeit in ge- werblichen Betrieben, vom 30. März 1903, systematish dar- gestellt, nebst Ausführungébestimmungen aus dem Neich, den König- reihen Preußen, Bayern und Sachsen sowie den thüringishen Staaten. Von H. Findeisen, Rechtsanwalt. Leipzig, Verlag von Dundcker u, Humblot. Kart. 2 A Nah einer Einleitung über die geshiht- lihe Entwickelung des Schutzes der Kinder gegen gewerbliche Aus- R, und über die Entstehungsgeichichte des Neichsgesezes vom 30. März 1903 „t der Tert desselben mit dem Verzeichnis derjenigen Werkstätten, in deren Betriebe Kinder niht beschäftigt werden dürfen, abgedruckt. Alsdann folgt eine eingehende, die Geseßesmaterialien, die Literatur und die Rechtsprehung verwertende fystematische Darstellung der Materie des Kindershuges, in der alle Einzelfragen erörtert, bei den strittigen unter ihnen au die abweihenden Ansichten anderer Autoren mitgeteilt sind, und die geeignet ist, die Ausführung des Bug Pubgeseges wesentlih zu fördern. Als Anlagen enthält das Buch die L etanntmahung des Reichskanzlers, betreffend Ausnahmen von den Vorschriften des S 12, 5 13 Abs. 1 des Gesetzes über Kinderarbeit 2c., vom 17. Dezember 1903 nebst Verzeichnis “derjenigen Werkstätten, in deren Betrieb in Abweichung von der Vorschrift im § 13 Abs. 1 des Gesetzes eigene Kinder unter zehn Jahren nah Maßgabe dieser Bekanntmachung bis zum 31. Dezember 1905 beschäftizt werden dürfen, sowie die in Preußen, Bayern, Sa(sen, Sadchsen-Weimar-Eifenah, Sahsen-Alten- burg, Sathsen-Coburg-Gotha, Satsen-Meiningen, Reuß j. und ä. L., Schwarzburg-Nudolstadt und Sondershausen erlassenen Ausführungs- bestimmungen zum Kindershutzgeseß.

Die Nebengesetze zur Reihsunfallversiherungs- eseßgebu n g, berauêgegeben von Dr. jur. Gerhard Wörner in eipzig. 1. Teil: Die deutschen Unfallfürsorgegeseze für Beamte und

Gefangene. Geb. 2,50 A 11. Teil: Landesre tlihe Ergänzungs- geseße zur Reichsunfallversiherungsgeseßgebung nebst den deutschen Unfallentshädigungsgeseßen außerhalb der Reichsunfallversicherungs- geseßgebung. Geb. 4,50 «4 Roßbergshe Verla sbuchhandlung, Leipzig. Der erste Teil enthält das eihsunfallfür- sorgegeseß für Beamte und für Personen des Soldatenstandes vom 18. Juni 1901, das preußische Seen betreffend die Für- sorge für Beamte infolge von Betriebsunfä en, vom 2. Suni 1902 nebst der Ausführungêverordnung vom 24. Juni 1903, die ben gleihen Gegenftand betreffenden Gesetze und Verordnungen der anderen deutschen

glih Preußischen Staatsanzeiger.

Einzelstaaten, ferner das Reichsgeseß, betreffend die Un allfürsorge

Gefangene, vom 30. Juni 1900 und tie zu diesem dom ffe führungs8geseße und -verordnungen aller Einzelstaaten. In den zweiten Teil sind sämtliche Ergänzungégeseße der Einzelstaaten zur MReichs- unfallversiherung8geseßgebung, die auf Grund der §8 141 ff. und 162 des Unfallversi rungsgeseßes für Land- und Forstwirtschaft des § 152 des Gewerbeunfallversicherungsgesetes , des § 45 Abs. 2 des Bauunfallversiherungsgesezes und des S 148 des Seeunfallversicherungsgeseges erlaffen worden sind, sowie die reichs- und landesrehtlihen Unfallentshädigungsbestimmungen außerhalb der Unfallversicherungsgeseßgebung, die anderweit die Hafts pflicht und die Erfagansprühe aus Unfällen regeln, aufgenommen. Beide Teile dürften \sich den zur Ausführung der Reichsunfall- versicherungsgesetze berufenen Behörden und Versicherungsträgerna sowie den durch diese Gesebe gegen Unfallfolgen versicherten Personen als ein shäßbares Hilfsmittel erweisen. Die Sammlung der reibs- und landesrechtlihen Unfallentshädigungsbestimmungen auß-rhalb der Reichsunfallversicherungsgesete wird auch den privaten Unfall- versiherungsunternehmungen insofern dienen fönnen, als diese Be- stimmungen das Gebiet kennzeihnen, das den privaten Unternehmern

verblieben ist. Die Wohlfahrtspflege. Eine sozialwifsenschaftliche Jena, Verlag von Gustav

Studie von Dr. Robert von Erdberag. Fischer. Preis 1,50 A4 In dieser Schrift stellt der Verfasser in

anziehender Form eine Theorie der Wohlfahrtépflege auf, um dann an dem Beispiele der Zentralstelle für Arbeiterwoblfahrtseinrihtungen in Berlin in großen Zügen darzulegen, wie Woblfahrtspflege auf einem besonders wichtigen Gebiete praftisch geübt wird. Daß Wohl- fahrtspflege niht immer zur Wohlfahrt geführt hat, zeigt ein Blick in die Geschichte der sranzösishen Revolution und auf die Tätigkeit des „Woblfahrtsaus\chusses*“, die in der bekannten Aeußerung: „seien wir Banditen zur Beglückung des Volkes“ unbeabsichtigt die shärfste Kritik erfabren hat. Der Verfasser dieser Schrift hat deébalb recht, wenn er gegenüber den bisherigen Versucben, eine Definition von dem zu geben, was Wohlfahrtéeinrihtungen fd, dervorbebt, wle unklar es lein würde, dabei mit dem unbestimmten Begriff „Volkêwobl“, dem sie dienen sollen, zu operieren. Wie das Glüdck und die Wohlfahrt der einzelnen Nechtsgenofsen nit der letzte Zweck des Rechts sein fann, weil dies rein subjektive Empfindungen sind, die si jedem objektiven Maßstabe entziehen, so gilt es auch auf den Gebieten einer freiwilligen Tätigkeit der Gesellschaft, die keiner rehtlichen Regelung unterworfen ist, einen Zweck und ein Ziel zu er- kennen, die über das Glück und die Woblfahrt der einzelnen Glieder der Gesellschaft binausführen, ein soziales Ideal zu finden, zu dessen Verwirklicung alle Arbeit auf dem Gebiete sozialer Wokhlfahrte pflege dienen soll. Der Verfasser weist den Woblfahrtéeinribtungen folgende Bedeutung lm sozialen Leben an: „Woblfahrts- einrihtungen sind Einrichtungen, welche beruben auf freiwilliger Tätigkeit der Gefellihaft und welGe geshafen werden zur Linderung oder Beseitigung solcher aus der wirtschaftlihen Ents wickelung notwendig hervorgehender sozialer Schäden, die auf dem Wege rechtlicher Zwangsnormen no§ nicht oder überbaupt nit ge- mildert oder beseitigt werden können.“ Aus dem Wesen der Wobl: fahrtseinrihtungen ergibt fih danach, daß sie niht dur das Gesetz zwangsweile eingeführte Einrichtungen sind; denn sie wollen gerade jolhe soziale Schäden beseitigen oder lindern, die si aus der Dis- harmonie der Wirtschaft mit dem Recht ergeben haben und denen mit Nechtsnormen noch nit beizukommen ist. Der deutschen sozial» politishen Geseßzgebung auf dem Gebiet der Kranken-, Unfall-, Ins validitäts- und Altersversiherung ist ja eine Fülle solher Wohlfahrts- einrihtungen borau8gegangen, und neben dieser Gesetzgebung bleibt noch immer viel Raum für Wokhlfahrtseinrihtungen übrig. Unter Umständen gehen beide Formen einer Beseitigung oder Linderung der sich auf diesem Gebiete ergebenden fozialen Schäden ncch längere Zeit nebeneinander her. Aber nit nur von der äußeren Regelung dur Geseße, au von der logenannten Wobhltätigkeit unterscheidet fich die Wokblfahrtépflege, insofern die Woblfahrtseinrihtungen nur die sozialen Schäden als solche beseitigen oder do lindern möchten, dagegen nit individualisieren, wie die Wobhltätigkeit, insonderheit die private Armenpflege, deren Objekt niht die dur die wirtshaftlihe Ent- widckelung geshädigte Gruppe von Menschen, sondern immer nur das einzelne Individuum ist, das durh Zufall oder irgend ein Ver- sulden, fei es eigenes oder fremdes, in eine Notlage geraten ist. Durch Beispiele wird dieser Unterschied vom Verfasser erläutert. Wohl fahrtseinrihtungen sind threm Begriffe nah nit auf bestimmte Schichten der Gesellschaft beshränkt. Als Kreise, von denen und für die Wohlfahrtseinrihtungen geshaffen werden, kommen neben den Privatpersonen Vereine und Korporationen aller Art, ferner der Staat, die Provinz, _ der Kreis und die Gemeinde in Betracht. Lange Zeit hatte man sich daran gewöhnt, die Initiative in solchen Dingen in der Regel vom Staate zu erwarten; deute hat si die Gesellschaft in den verschiedensten Formen zu einer gedeihlihen Tätigkeit auf diesem Gebiete aufgerafft. Der Verfasser weist au darauf bin, wie wichtig es einerseits ist, daß man sich dabei von den sozial Geschädiaten selbst beraten oder helfen läßt, um der Gefahr einseitiger oder falscher Beurteilung der Lage und damit der An- wendung falscher Mittel zu entgehen, wie dann aber auch andererseits die notwendige Vorurteilslosigkeit und die Beurtei- lung der Lage von den verschiedenen berehtigten Gesichtspunkten aus nit wobl zu erwarten ist, wenn eine Gruppe sozial Geschädigter mit Umgehung aller anderen Faktoren ihre soziale Lage durch Wohlfahrts- einrihtungen zu verbessern sucht. Mit großem Interesse verfolgt man unter diesen Gesichtspunkten die Ausführungen, die im zweiten Teil der anregenden Schrift über die umfassende und erfolgreiche praktische Tätigkeit der Zentralstelle für Arbeiterwoblfahrtseinrihtungen in Berlin enthalten find. Indefsen erübrigt es si, darüber noch ein Wort an dieser Stelle zu sagen.

Vwbrzé Anzeigen neu erschienener S({hriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt.

Die politishen Einrichtungen der Vereinigten Staaten von A merika. (Union und Imperium ) Staatsrecht- liche Gedanken von Dr. jur. Hans Blumenthal. 259 A Berlin W.8. Franz Vahlen.

Die Verfassung des persishen Staats nebst einem Anhang über Geseye, Bildungswesen, sanitäre und wirtschaftliche Zu- stände im heutigen Persien. Von James Greenfield. 8 M Berlin W. 8. Franz Vahlen.

T Ueber Geistesftörungen in der Armee zur Friedens- zeit. Von Dr. Georg Ilberg. 1. Halle a. S., Carl Marhold. ,

Aufgabensammlung aus dem Gebiet der formalen Taktik der drei Waffen. Ein Hilfêmittel zum Studium der Dienstvorschriften, zur Anfertigung von Arbeiten aus der formalen Taktik und von Winterarbeiten von Fritschi. Mit 4 Skizzen im Text. 1,60 Æ Berlin 8SW. 12. E. S. Mittler u. Sobn.

Arbeitsvêrtrag und Streik. Von August Lehmkußbl[. 4. Aufl. 0,60 A Freiburg i. Br., Herdersche Verlagshandlung.

Die moderne Musik von Dr. Leopold Schmtdt. 1,20. Berlin SW. 48, Leonhard Simion Nf. h