1856 / 177 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1460 ;

Velgieu. Brüssel, 27. Juli. An allen Straßenecken macht ein großer Mauer - Anschlag ein Schreiben des: Herrn de Dedcker an den Bürgermeister bekannt, worin derselbe im Namen des Königs für die bei den Julifesten bewiesene Theil= nahme und Liebe des Volkes dankt. Eben so meldet der heutige „Moniteur“ eine neue Gnaden-Bezeigung, wonach aus Anlaß jener Feier 61 wegen Disciplinar-Vergehen verurtheilten Militairs ihre Strafe erlassen ist. Der Kriegs-Minister Greindl ist, in Folge eines Decrets vom 21. Juli, zur erblichen Barons-Würde erhoben worden. Heute früh ist der König, in Begleitung des Herzogs und der Herzogin von Brabant, des Grafen von Flandern und der Prinzessin Charlotte, zu den Festen nah Brügge abgereist, Jn seiner Umgebung befand sich auch der englische außerordentliche Ge- sandte Graf von Westmorland. Am 3. k, M. wird Se. Majestät zu gleicher Veranlassung in Namur, am 17, in Gent und gegen Ende August in Hasiglt erwartet, wohin am vergangenen Sonntag eine besondere Deputation den Herzog von Brabant eingeladen

at. (Köln. Z.) : Sool Titannien und Jrland. London, 28. Juli, Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin von Preußen gedenken morgen die Rückreise anzutreten. E

Nah Berichten vom Cap ist Alles ruhig. Amerikanische Be- richte melden, daß die Whigs im Jnteresse von Fillmore's

räsidentschaft agitiren. L N aud. Paris, 27, Juli. Der „Moniteur“ bringt an der Spihe seines nichtamtlichen Theiles folgenden Artikel:

Wir sind den lezten Ereignissen in Spanien mit Juteresse gefolgt, und wir haben ihnen bis zu einem gewissen Punkte Beifall gezollt, in dem Glauben, daraus auf eine der dauerhaften Begründung der consti- tutionellen Regierung günstige Aussicht schließen zu fônnen ; denn Frank- rei, das in Europa die Jdee von 1789 vertritt, kann keinen anderen Wunsch haben, als einen Nachbarstaat, für dessen Wohlfahrt es si leb- haft interessirt, die Anarchie oder den Despotismus vermeiden zu sehen, diese beiden Klippen jedes Fortschrittes, jeder Freiheit; und da das Ministerium Espartero weder die Kraft, die Excesse zu verhüten, noch die Energie zu besißen sien, welche nöthig ist, um ein großes Land zu leiten, so ist es natürlich, eine Aenderung mit Sympathie aufzunehmen, die den Thron Jsabella’s 11, befestigen muß. j i :

Einige ausländische Journale, verblendet dur ihre wenig begrüu- dete Vorliebe für einen Namen, haben die Amtsniederlegung eines Ministers , die ganz einfach von der Königin nah wiederholten Weige- rungen angenommen wurde, zu einem Staatsstreiche zu stempeln sich be- strebt. Wäre diese Entlassung die von O'Donnell gewesen, so hätten sie die Sache als durchaus verfassungsmäßig befunden. Der Parteigeist sollte nic die Dinge bis zu diesem Punkte entstellen und nie in solcher Weise sih bemühen, die öffentlihe Meinung umzustimmen. :

Seit zwei Jahren war Spanien in einem beklagenswerthen Zustande. Dieses große Land, so lange der Schiedsrichter von Europa, dessen Bünd- niß, noch unlängst, mit so vielem Eifer gesuht wurde, war zu einem un- tersten Nange hinabgesunken. Es hatte weder Finanzen mehr, noch Armee, noch Marine, noch Handel, noch Verwaltung, noch äußeren Ein- fluß. Jun dieser s{hwierigen Lage suchten die Ehrgeizigen, anstatt zu trachten, das Vorhandene zu befestigen, es zu erschüttern, indem sie entweder den Leidenschaften der Menge schmeichelten, oder indem sie gefährlihe Utopien verwirklichen wollten. Die Wirren, die Spanien seit einigen Jahren ershütterten, rühren gerade von der unseligen Jdee gewisser Minister her, vor vier Jahren einen Staatsstreich zu vollführen, als Spanien ruhig, im Gedeihen war und gar keine großartige Ursache fie zwang, die Geseße des Königreichs hastig zu ändern, Damit ein Staatsstreih vor dem Urtheil der Nachwelt legitim werde, muß eine äußerste Nothwendigkeit ihn rechtfertigen, und er muß in den Augen Aller das einzige Mittel zur Nettung des Landes sein.

Wir kennen jene, die von Staatsstreichen träumten, nicht ‘um einige Einrichtungen zu ändern, sondern um den Thron zu stürzen oder die Dynastie zu wechseln, sei es durch Vereinigung Portugals mit Spanien unter dem Hause Braganza, sei es dur Einsezuug einer Negentschaft. Wir wissen daher dem Marschall O'Donnell Dank dafür, daß er ver- sucht hat, ohne Staatsstreich in Spanien die Ordnung herzustellen, diese erste und unerläßlihe Grundlage der Freiheit. Wir wissen ihm Dank dafür , daß er während der ersten Augenblicke der Anarchie alle seine Sorgfalt darauf verwandt hat, die spanische Armee eben so schr in sittlicher als in materieller Beziehung zu reorganisiren; denn es genügte nicht, Bataillone oder Schwadronen wieder hergerichtet zu haben, es galt bor Allem, so tapferen und großer Dinge so fähigen Soldaten die ein- zigen Tricbfedern zu geben, welche die Armee zusammenhalten: das Pflicht- gefühl, die Treue gegen den Souverain, die Mannszucht.

Hoffen wir demnach, daß die jüngsten Wechsel das Ende dieser Staats- streiche und dieser so unheilvollen Pronunciamientos herbeiführen werden; denn wir wünschen aufrichtig, daß Spanien, das so viele Ele- mente der Kraft und der Wohlfahrt in sih {ließt , inmitten der Nuhe wieder den Rang einnehme, der ihm gebührt, anstatt zu dem Standpunkte gewisser Nepubliken von Sd - Amerika hinabzusinken, wo man weder Vaterlandsliebe, noch Bürgertugenden,- noch erhabene Grundsätze findet, sondern blos einige Generale, die sich mit Hülfe von durch leere Ver- sprehungen bethörten Soldaten die Gewalt streitig machen.

Der Marine-Minister hat Nachrichten von der Dampf-Korvette ,„Reine Hortense“’ erhalten, an deren Bord bekanntlih der Prinz Napoleon eine Reise in den nordishen Meeren macht. Am 24, Juni von Cromarty abgefahren, anfkerte die Korvette am 30sten zu Reikiavik; am 7, Juli fuhr der Prinz von dort ab, um mit

der ihn begleitenden wissenschaftlihen Kommission die Jnsel Jean Mayen zu erforschen, auf der sich der dem Pole nähstgelegene Vulkan befindet und die fast immer durch eine Eisschranke unzu. gänglih gemacht wird, Am 9, Juli fuhr die Korvette, 30 Stun. den nordöstlih vom Cap Nord von Jéland, in das Eis ein, und während mehr als 90 Stunden nahm sie ihren Weg längs den Sollen. bergen hin, inmitten s{chwimmender Eisfelder. Als man über den Meridian von Jean-Mayen hinausgelangt war und si der Insel bis auf 18 Stunden genähert hatte, erlangte der Capitain die Gewißheit, daß die Eismassen noch die Insel einshlossen. Mi großem Bedauern erkannten der Prinz und die wissenschaftliq, Kommission, daß die Erreichung der Insel unmöglich sei, und dj Korvette mußte nach Jsland umkehren, wobei sie fortwährenz längs den Eisbergen fuhr, die erst 20 Stunden vom Cap Nor) aufhörten, Am 15, Juli war der Prinz wieder zu Reikiavik, Der Marschall Baraguay d'Hilliers hielt nach der Schluß -= Reyy an die Truppen des Nordlagers folgende Rede:

Meine Herren ' Die Lager werden aufgehoben. Die Nord-Armee if aufgelöst. Sie haben den Befehl, fich nach Paris zu begeben, und id begreife Jhre Freude. Jch würde fie gern theilen, wenn ih nit tin lebhaftes Bedauern darüber empfände, Regimenter, Offiziere zu verlassen mit denen ich.18 Monate lang gedient habe, die mir so viele Zufrieden: heit bereiteten und welche zu fommandiren ih so stolz war. Jh weiß nicht, was die Zukunft uns vorbehält, aber wenn sie meine Wünsche he: friedigt, so werden wir uns wiederfinden und in diesem Falle werde id auf Sie zählen, wie Sie auf mich zählen können. Wir alle sind beseelt bon den nämlichen Gefühlen der Ergebenheit für das Vaterland und den Kaiser und wir werden uns immer vereinigen in dem Rufe: „Es leh der Kaiser !“

Es scheint, daß man sich mit Errichtung des neuen Evolutions- Geschwaders beschäftigt, das aus 8 Linienschiffen und 3 Fregatten (alle mit Dampf) bestehen, in zwei Divisionen getheilt werden soll, deren eine zu Toulon unter Vice-Admiral Trehouart und die an- dere, von gleicher Stärke zu Brest unter Contre- Admiral Penaud stationiren wird.

Der „Moniteur“ theilt mit, daß die Tarife, welche die Prohibitiv- | Zölle erseßen, nur bis Juli 1858 Anwendung finden sollen, bis u k welcher Zeit dieselben dur eine Kommission eine Prüfung erfahren k

Der „IJndep. Belge“ {reibt man aus Madrid vom 22. Juli : „Mehrere Deputirte, die den Tadels-Antrag unter- zeichnet hatten, waren bei D'Donnell und boten der Regierung ihre |- Der Marschall erklärte ihnen, daß er zwar die Zügellosigkeit und Anarchie bekämpfen, sich aber nie zum Werkzeuge * General Rios hat der Regie- | rung gemeldet, daß er zu Valencia eine furchtbare Vershwörung, f in die viele Landleute verwickelt waren, entdeckt und zur Aufrecht- |

haben werden. Spanien.

Unterstüßung an.

der Reaction hergeben werde,

haltung der Ordnung seine Vorsichtsmaßregeln verdoppelt habe. Das hiesige Kriegsgericht hat erklärt, daß es die Befehlshaber der Miliz=-Bataillone nicht bestrafen werde, da sie blos pflichtgemäß die Befehle ihrer Oberen befolgt hätten, auf denen allein die Verant- wortlichkeit laste. Die angeblichen Ermordungen einzelner Sol- daten werden von der „Epoca‘“ für unwahr erklärt.“

Der Agentur Havas schreibt man aus Madrid vom 23. Juli: „Die Gemäßigten bemühen sich eifrigst, die Reorganisirung der Miliz zu verhindern. Die Progressisten sind über das von ihnen, O’Donnell gegenüber, zu wählende Verhalten niht einig. Di Mehrzahl von ihnen erkennt an, daß man ihn als leßte Hoffnung des liberalen Systems unterstüßen müsse, hat sih aber noch nit darüber entschieden, wie dieser Entschluß dem Publikum kund ge- macht werden soll. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die jeßigen Cortes niht mehr zusammentreten werden. Das politische Pro- gramm des Kabinets ist bis nach gänzlicher Herstellung der Ruhe im Lande vertagt. Die Königin hat die Entlassung San Miguels ab- gelehnt, Auch Heros ist um feine Entlassung als General-Lieute- nant des Palastes eingekommen und wird sie wahrscheinli erhal- ten, És sind hier 400 Gewehre mehr abgeliefert worden, als die Miliz ursprünglich erhalten hatte. Die amtliche Zeitung enthält ein Dekret, welches allen Truppen, die in den drei Auf- stands - Tagen die hiesige Besaßung bildeten, als Belohnung dit Dienstzeit um einen Monat verkürzt. Die Königin behält sich in dem Dekrete vor, das Verdienst der anderwärts operirenden Tru}- pen auf ähnliche Weise zu belohnen. Nach der „Espana““ ha! die Königin aus ihrer Privatkasse 150,000 Realen hergegeben und befohlen, daß dieselben unter die Verwundeten aller Klassen, ohn Unterschied der Partei, vertheilt werden follen.“'

Der pariser „Moniteur‘“ vom 27. Juli enthält amtliche Dept- {hen aus Barcelona, Perpignan und San Sebastian, die jedoch im Wesentlichen blos die bereits mitgetheilten Nad- rihten bestätigen. Wir entnehmen daraus noch, daß dem Genera Ruiz, als er Girona verließ, blos eine Jäger -Compagnie del Miliz folgtez daß ihn der Deputirte Clement, einer der Führe! des Aufstandes, nach Frankreich begleitete, und daß General Echague, der fortwährend zu Alagon, unweit von Saragoss stand, es war, der den Aufständischen die nachgesuchte fünftägigt Einstellung der Feindseligkeiten bewilligte. Jn Bezug auf Dulc“/

Hallenberg.

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oniteur“’ nur, daß derselbe nach den am 26. Juli zu

sagt der vsangten Berichten vor Saragossa eingetroffen war. Pa Türkei. Briefe aus Salonichi berichten über den daselbst itgehabten Brand folgendes Nähere: „Während ein heftiger Nord- f é in einen förmlihen Sturm umschlug, brach im Quartier der Fran- me 11ten d. Mts. gegen 9 Uhr Abends Feuer aus, welches,

P La igem Winde genährt, gar bald das Pulvermagazin eines

yon heftig griehis{

en Kaufmanns erreihte, wo 58 Fässer, mit Pulver ge- it, davon ergriffen wurden. Es erfolgte daraus eine so hef- l è Explosion, daß die brennenden Hölzer und Balken bis nach s Hafen geschleudert wurden und eine Menge Häuser, in ihren Grundfesten ershüttert , zusammenfielen. Die Schiffe im Hafen ohen ungeachtet des hestigen Sturmes in die weite See, nahdem eines derselben {hon in Brand gerathen war. Die Agenten des österreichischen Lloyd und das Personal des österreichi- hen Konsulates retteten sich auf Boote des Lloyd - Dampfers Smyrne.“ Das Kohlen-Magazin des Lloyd wurde auch ein Raub “er Flammen, desgleichen viele Getreide - Magazine, Boutiquen, Kassechäuser, Waaren-Depots. Von der ganzen Stadt steht kaum noch der dritte Theil. Unter den Trümmern der niedergestürzten Häuser fanden viele Unglückliche ihr Grab, Der Pascha selbst ist leiht, sein Stellvertreter lebensgefährlih verwundet worden. Man fennt die näheren Details noch nicht, da der Dampfer am 12ten Mittags von Salonichi abging und der Brand noch immer nit gelöst, obgleich {hon im Abnehmen begriffen war. Der Pascha

will, daß ihm der griechische Kaufmann, welcher die 58 Fässer mit-

Yulver in einem hölzernen Magazin aufbewahrt hatte, todt oder lebendig gebraht werde.“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Juli. Die hiesigen Blätter veröffentlichen nachstehendes Allerh öchstes Reskript an die Wittwe des General-Adjutanten Grafen Rüdiger:

Gräfin Luise Karlowna! Mit herzlicher Betrübniß habe Jch die Nachricht von dem Hinscheiden Jhres Gemahls, des Grafen Fedor Wassiljewitsch, erhalten. Jn ihm verliert die russishe Armee einen jener berühmten Führer, deren ruhmvolle Thaten auf dem Felde der Ehre in unseren Kriegsannalen für immer unvergeßlich bleiben werden ; verliere Jch persónlich einen treuen, wackeren, erfahrenen Rathgeber und Mitarbeiter in dem großen Werke der Organisation der Streitkräfte des Neichs, welche J ihm in deren glänzendstem und wichtigstem Theile, den Garde- und Orenadier - Corps anvertraut hatte. Mein Bedauern über den Verlust des Entschlafenen is eben so lebhaft als die aufrichtige Hochhaltung seines Andenkens. Jndem Jch Jhnen diese Empfindungen zu erkennen gebe, ist es Mir trôstlih, Sie zugleich der unwandelbaren Wohlgenecigt- heit zu versichern, mit welcher S Jhnen zugethan bleibe.

Zarskoje-Sselo, 2. Juli 1856. Alexander.

Sonntag, den 20. Juli, ist der General - Lieutenant Graf Broglia di Casalborgone, als außerordentlicher Gesandter and bevollmächtigter Minister Sr. Majestät des Königs von Sar-= dinien beim Kaiserlichen Hofe neu beglaubigt, von Sr, Majestät dem Kaiser in Audienz empfangen worden und hat die Ehre ge- N E Kaiserlichen Majestät feine Beglaubigungsschreiben zu überreichen,

Der „Russische Jnvalide“ theilt die folgenden s{ließlichen Details über die von den Alliirten vollzogene Räumung der Krim mit :

Am 4, (16.) Mai wurde uns Kinburn übergeben und die fran- zösischen Truppen, welche dasselbe beseßt gehalten, wurden nach Kon- stantinopel gebracht.

Am 19, (31,) Mai verließen die Franzosen in der Stärke von 1 Schüßen = Bataillon , einer Batterie und einer Compagnie See- Soldaten Eupatoria und \{chi}fften sich ein, nachdem sie die Stadt auf Grund eines ausgefertigten Aftes dem von Seiten des tauri-

{hen Gouverneurs dazu kommandirten Offizier übergeben hatten.

Der Gesundheitszustand der Bewohner der Stadt wurde befriedi-

gend gefunden z die Stadt selbst ist bis auf einige Häuser vollklom-

men zerstört.

Am 12, (24) Juni wurden Kertsch und Jenikale von den Verbündeten geräumt und die Verbindung mit der Halbinsel Taman vieder hergestellt.

Am 23, Juni (5. Juli) Nachmittags ging die französische | Tlotte mit dem Marschall Pelissier und den leßten Truppen an

Vord aus der Kamysch - Bucht ab. Die Lasarew - Admiralität und die See-Magazine waren noch von den Engländern beseht,

Am 30. Juni (12. Juli) \{i}ffte sich General Codrington mit den noch in der Krim gebliebenen englishen Truppen in Balaklava ein und ging in See.

Am 3. (15.,) Juli war kein einziges fremdes Kriegsshi}ff mehr an den Küsten der Krim. Auf allen von den Alliürten geräumten Punkten war die russishe Verwaltung wieder hergestellt.

Nachrichten aus Warschau vom 26. Juli zufolge, war dort von Wien der Fürst Paul Anton Esterhazy angekommen, der s als außerordentlicher Gesandter Oesterreichs zu der Krönung des Kaisers Alexander nach Moskau begiebt z; in seiner Begleitung befinden sich sein Sohn, Fürst Nikolaus Esterhazy und Graf Am 26bsten seßte diese Gesandtschaft ihre Reise nah

Nöskau fort. Der russishe General der Artillerie, Baron Korff,

Mitglied des Reichsraths, war von Warschau nah Deutschland

| Die Sparkasse wurde im Januar 1829 eingerichtet.

| rung eingeführt,

gereist. Wegen des außerordentli niedrigen Wasserstandes der Weichsel hat die Personen - Dampfschifffahrt auf der unteren Strecke des Stroms zwishen Warschau und Cinchocinek einstweilen eingestellt werden müssen.

Amerika. Der „Herrmann“, der auf der Reise nah Bremen am 26sten bei Southampton eingetroffen ist, bringt New - Yorker Nachrichten vom 12. Juli. Jm Repräsentantenhause hatte der An- trag, das Mitglied für Süd-Carolina, Brooks, wegen der Miß- handlung des Senators Sumner aus dem Hause auszustoßen, sehr lebhafte Auftritte hervorgerufen, die beinahe zu Thätlichkeiten über- gegangen wären.

Aus Kansas wird gemeldet, daß die aus Abolitionisten beste- hende Territorial - Legislatur am Aten d. durch Militair gesprengt worden ist. Als dieselbe an dem erwähnten Tage ihre Geschäfte beginnen wollte, rückte nämlich der die regulairen Truppen der Vereinigten Staaten in Kansas kommandirende Oberst Sumner plöglih an der Spiye von 200 Dragonern in den Sibhungssaal des Repräsentantenhauses und befahl nach einigen einleitenden Worten seinen Leuten, die Mitglieder des Hauses auseinander zu treiben, was auch sofort geschah. Am 2ten versammelte si\{ch ein Convent von 800 Delegirten der Abolitionisten - Partei, sämmtlich bewaffnet, in Topeka und entwarf eine Aufforderung an die Abo- litionisten im Kongresse der Vereinigten Staaten, der Regierung die Steuern zu verweigern, bevor niht Kansas als \klavenfreier Staat in die Union aufgenommen sei.

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Kunst und Wissenschaft.

Wie viel Denkmäler älterer vaterländischer Kunst in früherer Zeit vernichtet oder verunstaltet worden, ist erst bei dem mehr und mehr wiedererwachten Sinn und Verständniß dafür anschaulich geworden.

Das noch Vorhandene möglichst zu erhalten, sollte daher sls eine allgemeine Pflicht jeder Gemeinde und jedes Einzelnen erkannt werden.

Freudige Anerkennung verdient deshalb der in Danzig ins Leben getretene Verein, welcher fih die Erhaltung der alterthümlichen Bau- werke und Kunstdenkmäler in dieser, an {önen baulichen und andern Kunstshöpfungen so reichen Stadt zum Ziel gesezt hat. Seine Aufgabe, durch Besprechung, Belehrung und Verständigung die Theilnahme dafür zu erwecken und zu verbreiten, Gegenstände der Malerei, Plastik und funstgewerblichen Thätigkeit zu erhalten, gegen Abbxuch oder Veränderung, wie vor mißverständlicher Nestauration zu bewahren, verdient die größte Anerkennung und die twweiteste Nachfolge.

Statistishe Mittheilungen.

Ueber den Zustand der Sparkasse der Stadt Münster im Jahre 1855 gehen der „Pr. C.“ folgende zuverlässige Mittheilungen zu. Das Minimum der Einlage beträgt 1 Nthlr., das Maximum 100 Nthlr. An Zinsen gewährt die Sparkasse den Einzahlern 35 pCt. und empfängt von den ausgeliehenen Kapitalien durhschnittlich 4pCt. Am Schlusse des Jahres 1854 war einBestand von 100,459 Rthlr. 5 Sgr. vorhanden. Während des Jahres 1855 sind als

| Zuwachs hinzugekommen: a) durch neue Einlagen 38,140 Rthlr 26 Sgr. | 5 Pf.; b) durch Zuschreibung von Zinsen 2915 Rthlr. 25 Sgr. 7 Pf.

Jm Jahre 1855 betrug die Ausgabe der Sparkasse für zurückgenommene Einlagen 31,934 Nthlr. 20 Sgr. 2 Pf. und es verblieb am Schlusse des Jahres 1855 an Einlagen ein Bestand von 109,581 Rthlr. 6 Sgr. 10 Pf. Ein Separatfonds ist nicht vorhanden; dagegen beträgt der vorhandene Neservcfonds 7926 Nthlr. 18 Sgr. 5 Pf. Die Zabl der im Umlauf be- findlichen Sparkassen - Quittungsbücher betrug a) bis zur Einlage von 20 Rthlr. incl. = 443; b) über 20 Rthlr. bis 50 Rihlr. incl. = 516; c) über 50 Nthlr. bis 100 Rthlr. inel. = 492; 4) über 100 Nthlr. bis 200 Rthlr. incl. = 254; e) über 200 Nthlr. = 49; in Summa = 1814,

Die katholische Kirche in den Vereinigten Staaten

| hat eine sehr vollständige Organisation, obgleich die Angehörigen dersel-

ben in einem numerisch sehr bescheidenen Verhältniß zu der übrigen Be- völkerung stehen. Jn den ehemaligen englischen Kolonicen, welche den Kern der Vereinigten Staaien von Nordamerika bilden, war die katho- lische Kirche nur sehr {wach vertreten. Erst durh die Eroberung meh- rerer früber zu Frankreich oder Spanien gehörigen Kolonieen, wie Ka- nada, Luisiana, Florida, wurde cin katholishes Element in die Bevölke- | Dies vermehrte si durch die besonders aus Jrland herbeiströmende Einwanderung, indessen machen die Katholiken noch immer kaum den zehnten Tbeil der Gesammtbevölkerung der Ver» einigten Staaten aus. Es befinden sich daselbst 7 Erzdiözesen, New- York, Baltimore, Neu-Orleans, St. Ludwig, Cincinnati, Oregon-Cith, San Francisco; 34 Diözesen und 2 apostolische Vikariate. Unter diesen 43 Prälaten befinden sich nur 14 geborne Amerikaner, die anderen aren Europäer, meist Franzosen und Jrländer. Es gab 1855 in den Ver- einigten Staaten: 1910 katholische Kirchen mit 1611 Priestern, außerdem aber 169 Geistlihe, welche sich vornehmlih mit der Erziehung der Jugend beschäftigten. 1855 wurden 86 neue Kirchen eingetveibt, und der Bau von hundert anderen in Angriff genommen. Es gab in demselben Jahre daselbst 37 geistlihe Bildungs-Anslalten mit 831 Zöglingen. Es waren 49 Mönchs- und 236 Nonnenklöster vorhanden, Die Nonnen beschäftigten sich meist mit der Erziehung der weiblichen Jugend. Es giebt eine katholische Universität, und 35 Gymnafien, deren Lehrstühle von Geistlichen beseßt find. (Pr. C.)