ift, Weltpolitik zu treiben. Dazu gehört eine Flotte. Bei dieser Weltpolitik wollen wir niht Händel suchen, sondern in der ruhigen, vornehmen und versöhnlichen Art vorgehen, wie fie gestern der Reichskanzler bier vorgezeihnet hat. Uebrigens danke ich ihm, daß er in seinem Programm über die fünftige Gestaltung der Kolonien ungefähr das gesagt hat, was meine politishen Freunde immer als Ziel für die Kolonien verfolgt baben. Was die auswärtige Politik anlangt, fo möchte ih dem Reichzkanzler niht verhehlen, daß ih es bedauere, daß er für seine Unterredung über englische Zustände einen Mann benußt hat, der in Deutshland niht in gutem Andenken ftand. Ich hâtte es vorgezogen, wenn er im Reichstage seine Politik entwidelt bätte. Aber er hat es für notwendig gehalten, die Sache \{leuniger in die englishen Blätter zu bringen, und so will ich nit weiter mit ibm darüber rechten. Troß des traurigen Bildes, das der Staatssekretär des Reichs\haßamts über die Finanzlage gegeben hat, balte ih unsere Finanzen doch niht für so ängstliÞ. Warten wir doch ab, was die neuen Handelsverträge bringen. 1879 wurden auch Schäßungen gemacht, die durch die nahherigen Resultate weit übers bolt wurden. Hoffentlih wird es auch jeßt fo sein. Jh wünsche keine Aenderungen unserer auswärtigen Politik, wir können uns keine befsere denken, als wie sie vom Reichskanzler geführt wird.
Abg. Liebermann von Sonnenberg (wirts{. Vgg.): Der Fürst von Biémarck sagte einmal, die Grundlagen der Machtstellung eines Staats seien geordnete Finanzen, ein starkes Heer und Zufriedenheit im Lände. Geotrdnete Finanzen haben wir ja nach gewissen Richtungen hin iweifellos, wir haben die Oberrehnungskammer, die alles bis auf den Groshhen nahprüft, wir haben das Etatsrecht des Reichstags; aber der Schaßzsekretär hat uns doch ein so trübes und so trauriges Bild unserer Finanzlage gegeben, daß es uns troß der optimistischen An- \{auung des Herrn von Kardorff immerhin zu denken geben muß. Ich danke es dem Staatssekretär von ganzem Herzen, daß er gebrochen hat mit dem System der Vershleierurg, daß er offen, ehrlich und ohne Rückhalt gesagt hat, wie unsere Finanzen steben, und wie er die ernstesten Besorgnisse für die Zukunft hegt. Wir müssen heraus aus der Anleibewirtihaft. Wir können es nicht als einen richtigen Patriotiémus ansehen, wenn er nur in einer Hurrastimmung fich äußert und niht auch den Geldbeutel öffnet. Die Finanzlage zu sanieren, ist in eríter Linie Sache der NRegierurg. Unserseits Vor- {läge zu maden, ist immerhin mißlich, weil man es bei den Wablen den Kaadidaten als Knüppel zwischen die Beine wirft. Troßdem sind hon seit langer Zeit auch von dem Hause aus Steuervorschläge gemacht worden. Auf das Inseratenmonopol oder eine stärkere Besteuerung der Inserate, wie es früher der- Abg. Windthorst an- regte, gebe ih nit ein, fie würde wohl auch nicht Auésiht auf An- nabme im Hause baben. Es gibi faum einen unpopuläreren Vor- \chlag, weil die gesamte Presse, die große und die kieine, auf Inserate angewiesen ist und nicht sieht, welhen Vorzug eine gute Presse haben würde, die keine Rücksicht auf Inserate zu nehmen brauhte. Nber vielleicht denkt der Bundeërat an eine Affihensteuer, wie sie England, Franfreih und Schweden haben. Daß eine Luxuéstever nit viel bringt, haben wir bei der Schaumweinsteuer gesehen, aber wir Iönnen fie nidt ganz entbehren. Ernftlih in Erwägung ziehen müßte man dagegen die Wehrstever. Die Zahl derjenigen, die ohne Vec- dienst und Würdigkeit niht zu dienen brauchen, wird fortgeseßt wabsen. Das als Aequivalent für die bevorzugte wirlschaftliche Stellung zu erwartende Erträgnis könnte für die Versorgung der Veteranen, für Pensionen usw. verwendet werden. Man könnte die Webhrsteuer gerade denjenigen Leuten auflegen, welhe zahlen können, aber nidt aern dienen mödhten, ih meine, daß die Judens(aft fehr wobl damit einverstanden sein würde, wean sie von dem Militärdienst befreit und sie entspreche-nd eingeshägt würde. Der rusfsish- japanishe Krieg hat ja gezeigt, daß die russishen Juden geradezu massenbaft nach der Grenze fliehen, um si dem Dienst zu entziehen, und die Juden betrahten \sich mit Recht als eine zusammenbängende Nation. So ist es mit allen Juden, die aus der Pandorabüchse gekommen find. Auch die Börsen- steuer fönnte wesentlich böbere Erträge liefern, als es [eider zur Zeit der Fall ist, wenn man aus dem unvollkommenen ein vollfommenes Geseß mate und die erforderlihen Strafbestimmungen erließe. An starken Schultern im Reiche fehlt es niht. Ein sehr ge- \{äßter Politiker in diesem Hause, Herr von Kardorff, -bat sh gegen das Projekt einer Reichseinkommensteuer mit guten Gründen erklärt. Ih möchte mich aber troy alledem im Namen meiner Freunde dafür erklären. In vielen unserer kleineren Staaten eristiert allerdings bereits cine Staatseinkommensteuer. Vielleiht könnte man sih durch einen prozentualen Zuschlag helfen. Ih möchte hier eine Ein- haltung mahen. Man hat die bayerishen Bauernkbündler, die unserer Vereinigung angehören, vielfah von seiten der kleinen Zentruméblätter angegriffen, sie ständen unter Leutnants urd müßten die Militärvorlage bewilligen. Das trifft niht zu. Die Herren find. in ibrer Abftimmung durchaus frei. Wir haben uns nur zu einer wirtscaftlihen Vereinigung zusammengetan. Wir danken dem Kriegs- minister für seine Amtsführung. Seitdem er an der Spitze der Ge- \häâfte steht, haben die Uniformänderungen aufgehört. Das ift für die Zufriedenheit im Lande bemerkenswert. Die neuen Achselstücke für den Mantel werden späteftens im ersten Gefecht vershwinden, denn es würden zunähst die Offiziere weggeshossen werden. Es ist erfreulih, daß unsere Heereëverwaltung niht das Wettrennen nah immer fkleinerem Kaliber gemacht “hat. Das Gewehr, das mit Bleistiftspize schießt, scheint sh doch im russish-japanishen Kriege niht zu bewähren. Auch für die Kavallerie ist mit vollem Recht eine Vermehrung gefordert. Die Ansihht, daß die Zeit der Kavallerie für immer vorüber sein sollte, halte ich für verfehlt. Wer die Geschichte unserer Kavallerie fennt, “wer weiß, daß 1866 unsere s{chönen Kavalleriemassen keine Verwendung fanden, weil wir verlernt hatten, sie zu verwenden, wer weiß, daß man 1870 das Verlernte nachholte, der kennt ihre Bedeutung, und sie wird gerade als Sclachtenkavallerie ihre Aufgabe haben. Wir werden fie aber auch brauchen als Verfolgungékavallerie, das be- weist auch der russisch - japanishe Kueg. Gerade die auflösende Wirkung des modernen Feuergefehtes fordert starke Kavalleriemassen beraus. Wenn aber folhe Kavalleriemassen in der Schlacht ver-
wendet werden sollen, müssen sie im Frieden geübt werden. Angriffe gegen die Vermehrung der Kavallerie sind hier im Hause sehr leicht, aber auvßerordentlich schwer ift es, die einzelnen Schwadronen und Regimenter im Augenblick der Attacke so anzus:ßen, daß sie au wirkflich parallel und nicht ineinander hineinreiten. Das muß geübt werden in großen Verbänden. Der Abg. Bebel hatte sih geftern außerordentlich sorgfältig präpariert, aber sein einziger Vorschlag, dem Hauptmann der Infanterie das Pferd ¡u nebmen, fkennzeihnet doch fein ganzes Verständnis für mili- tärishe Dinge. Soll ih der Kompagniechef in den kleinen Orten, wenn er den Dienst in seiner Kompagnie kontrollieren foll, ‘wenn z¿. B. eine Meile weiter die Mannschaften des zweiten Jahrgangs üben, etwa eine Droshke nehmen? Zudem gibt es in den kleinen Orten gewöhnli keine Droschken. Diese Umstände bätte auch Herr Bebel erkennen können. Ich möchte Zeichner sein für ein Wißblatt, oder ih möchte E Av ih möchte dann August auf dem Stecenpferde eine Attacke machen und die Kavallerie umreiten lassen. Man müßte draftisch illustrieren, Sie was so ein Stück für Beifal finden würde. Der ODrill, egen den Herr Bebel zu Felde zieht, erspart uns eine Menge Disuiplinarstrafen. Ueberflüfsige Griffe sollen gewiß nit eingeführt werden. Es ließen fich auch am Glanz der Ausrüstung wohl noch Ersparnisse machen, die den Pensionsfonds zugeführt werden könnten. Was die zweijährige Dienstzeit betrifft, so wird von jegt ab geseßlich die Landwirtschaft dauernd \{chwerer belastet als die anderen Volks- kreise, denn sie stellt zumeist die Mannschaften für den Kavallerie- dienst. Die Landwirtschaft trägt aber diese Belastung gern. Fh habe gegen die zweijährige Dienstzeit große Bedenken. Die Erfahrungen, die wir mit dem einjährigen Dienst machen, sind niht die günstigsten; es würde sih vielleiht empfehlen, ihn abzu- schaffen und den zweijährigen einzuführen. Die Ungleichheit wäre
glauben gar nit,
Reserveoffiziere bekommen als heute. Es ift erfreulich, daß der Minister die Uebungen der Reserveoffiziere intensiver gestalten will. Man gebe ihnen aber auh die Möglichkeit, fich ohne zu große Un- fosten beritten zu machen. Diejenigen, auf deren Drängen die zweijährige Dienstzeit beschlossen worden ist, Haben die heilige Verpflihtuna, dafür zu sorgen, daß sie nicht für ein slarkes Heer zum Schaden auss{hläzt. Das Lehrpersonal muß vermehrt und fo gestellt werden, daß es freudig seine Obliegen- beiten erfüllt. Gehaltserböhungen, Prämien find vorzusehen; es fehlt aber noch der Anspvorn des Avancements. Wenn wir niht mebr im stande sind, die allgemeine Wehrpflicht durhzuführen, so müßte vor- gesehen werden, daß für die niht zur ganzen Dienstpflicht heran- gezogenen Leute eine umfafsendere Ausbildung stattfindet. Herr Bebel will die allgemeine Dienstpflicht durchführen, weil das aber nah diesem System nicht gebe, sei das System s{lecht. Ich kann mir nicht denken, daß Ihr (links) Milizsvstem mit Schüyenfesten alle 14 Tage wirklich eine brauchbare Armee liefern könnte, die etwa der von Ihnen so gelobten französishen Armee entgegentreten könnte. Das französische Offizierkorys hat fleißig gearbeitet und hat viele chäßens- werte Eigenschaften, um \o mehr dürfen wir nichts versäumen für unsere S{lagfertigkeit. Graf von Caprivi sagte einmal, in einem Volkskcieg würden wir 4 Millionen Streiter haben, und Herr Bebel fragt, wie wir diese erhalten sollen. Wie denkt sih aber Herr Bebel die Erhaltung einer Milizarmee, die noch viel stärker wäre? In ähnlicher Lage hat sich die Französishe Republik vor einem Jahr- bundert durch Papiergeld mit Zwangskurs geholfen. Eine geordnete Staatéverwaltung könnte viel eber die Mittel für die größte Armee aufbringen als eine Verwaltung nach dem System Bebel. Mit Dank empfinden wir es, daß der verehrte Redner des Zentrums denen, die da unten in Südwestafrika kämvfen, den Dank für ihre Hingabe an die Interessen des Vaterlandes ausgesprohen hat. Auch der Reichskanzler hat gestern dem General von Trotha gedankt, und es war wobl nur ein Versehen, daß der Dank niht auch dem Oberst- leutnant Leutwein ausgesprochen ist. Denn seine Tätigkeit mit den \ckchwaen- Kräften, die ihm zur Verfügung standen, verdient den allergrößten Dank. In diesem Augenblick is eine Kritik über Fehler in Südwestafrika nicht angebraht, es ift eine gute Sitte, daß, wenn deutshes Blut für deutshe Interessen ver- gossen wird, die Kritik s{weigt. Der Reithtkanzler hat für die Organisation der Verwaltung in den Kolonien wünschenswerte Ein- rihtungen in Auésicht gestellt. Aber ib vermifse noch eine Erklärung in bezug auf die Geselishaften. Es ist der Wunsch aller Kolonial- freunde, daß, nachdem diese Gesellschaften versagt haben, das Geld, was flüsfia aemacht werden muß, au der ganzen Kolonie zu gute fommt. Die Marine ift die jüngere Schwester unseres Landbeeres. Aber sie wird auch auf ihre Rechnaung kommen. Nur rihte ih an die Marine- verwaltung den Wunsch, sie möge etwas übersichtlicher wirtschaften als bisber und ihren Haushaltéplan etwas klarer gestalten. Wenn Heer und Flotte zeitgemäß reformiert werden, haben wir ein starkes Heer und die? beste Garantie für die Aufrechterhaltung des Friedens. Bleibt der dritte Punkt, den Fürst von Bismarck für die Machtftellung eines Landes'anführte: die Zufriedenheit im Lande. Ist sie da? Wenn man Herrn Bebel hörte, müßte man die Frage s{chlankweg verneinen. Die Form aber, in der Herr Bebel Unzufriedenheit predigt, liegt nicht im Interesse des Vaterlandes. Aber auch von ftaatstreuer Seite fann niht vershwiegen werden, daß aus formalen Gründen, ebenso wie in nationalen und wirtshaftliden Dingen, Unzufriedenheit berrs{t. Was die formalen Gründe betrifft, so führe ih an, daf wir im bessihen Lande îin alter Weise ein Volksfeît feiern wollten, wie sie sonst in \{önster Harmonie stattfinden. Der hbessishe Bauer ist geseßeêtreu und rubia, fodaß große Massen zusammenkommen können, ohne daß die geringste Auëschreitung si ereignet. Wir hatten das Programm entworfen, es follte eine Kaiserr-de gehalten werden, ein Hcch auf das Reih, auf das H-:fsenland und auf die deuts{e Arbeit ausgebracht werden. Das Fest wird verboten, weil ein großer Andrang ju erwarten wäre. Wozu veranstaltet man Feste und Volfêversammlungen, wenn man nit großen Andrang baben will ? Polizeilibe Kautelen sind bei Ihnen (zu den Sozialdemckraten) nötig, beim bessihen Bauer ist es etwas anderes. Und felbst wern ih Genoffen dort eingefunden hätten, unter den markigen Bauerngestalten bâtten fie sich wobl gehütet, eine Bureauwahl zu verlangen. Der Landrat versprach das möglihste, es wurden neue Vorbereitungen gétroffen, und wieder kam im leßten Augenblicke das Verbot des Festes. Ich mchte wissen, ob ein Minister es wagen würde, dem Zentrum das zu bieten. Wir wollen nur dasselbe Recht, das in allen Staaten besteht. Damit bringt man Mißstimmung bervor und macht Sozial- demokraien. Es ift niht die Aufgabe der Minister und Landräte, Sozial- demokraten zu mahen. Woblwollen wollen wir vom Minister nit, fondern nur unser Ret. Der Minister hat cher unser Woblwollen für seine Tätigkeit in Anspruch zu nehmen. Der Diätenantrag ist son 38 mal gekommen; nun warten wir bis zum vierzigsten Male. Der Reichskanzler meint, die Ablehnung durch die Regierung sei nihts anderes, als wenn der Reichstag Gesetzentwürfe der Re- gierung ablehne. Aber wie denkt der Reichskan;ler, wenn wir ihm sein Gebalt streiten? Haust du meinen Rothschild, haue ih deinen Rotbschild! Vielleiht meint man in der Regierung, noch ift der Augenblick niht gekommen. Der Reichskanzler vermißt neue Gründe für die Diäten. Aber man könnte vielleiht noch andere politisch2 Gesichtspunkte unterbreiten, die man hier in diesem Hause aus tafktishen Gründen niht ausspricht. In einer Angelegenheit verdient der Reichskanzler den Dank des ganzen deutshen Volks, nämlich für die prompte Erledigung des Zwiichenfalls in Lippe. Der Fall ist nach den Ansprüchen der Gerechtigkeit erledigt worden, ohne daß irgendwie eine größere Mißstimmung hervorgetreten ist. Gr erinnert uns so an die Legende vom Müller von Sanssouci. Lob verdient auch der junge Regent, der sich in diesem Falle tadellos benommen und seine Treue zu Kaiser und Reih bewiesen hat. Jch teile in vollem Umfang das Bedauern, daß der Reits- fanzler gerade den ungeeignetsten englishen Journalisten zu einem Interview sich ausgesuht hat. Aber er wird den Fall niht kennen, durch den Herr Bashford sich hier mißliebiz gemacht hat. Er wird nit wissen, daß dieser Herr es einmal gewagt bat, einem deutshen Postbeamten mit seinen Papieren auf die Finger zu chlagen. In einem anderen Lande wäre ein folher Journalist auf die Dauer ganz unmöglich, geshweige denn, daß er von einem Minister empfangen würde. Jch zweifle nicht daran, daß der Neichékanzler es niht gewußt hat; man hätte es ihm allerdings sagen können. Mit dem Inhalte der Acußerungen zu Herrn Basbford können alle ver- ständigen Leute einverstanden sein, aber die Form erinnert uns nicht an die erste Rede des Grafen Bülow im Reichstage, in der er sagte, daß das deutsche Volk die Rolle des bescheidenen Haus- lehrers nicht mehr zu spielen gesonnen sei. Man fkann gegen das Ausland liebenswürdig und entgegenkommend fein, es wird aber im Auslande als Schwäche gedeutet, was bei uns immer nur außerordentlihe Liebenswürdigkeit des Reichskanzlers ist. Wenn aber im .Lokalanzeiger“ des Herrn Scerl, der, wie es scheint, dem Reichskanzler ganz besonders mit seiner Liebe nahe steht, geraten wird, wir möchten mit England in ein intimeres Ver- bältnis kommen, fo wird dieser Wunsch so bald niht erfüllt werden. Die englisch? Politik verbietet es uns fortgeseßt. Die Lehren der Geschichte von Friedrih dem Großen an und leinem Verhältnis zu England bis zum Kriege von 64, dem Burenkriege usw. verbieten es. Wir können niht vergessen, wie man drüben den Goldkrieg geführt hat. In einer Postkarte s{ildert mir ein Deutscher von drüben die Verhältnisse: „Der Bur wohnt im Feld, der Englishman beherrsht die Welt, der Kuli strömt in Massen ein, der Jude fteckt den Vorteil ein.* Wir könren auch nicht vergessen, daß den Hereros von den Engländern Waffen geliefert sind, daß die Hererokapitäne sich auf englishes Gebiet geflüchtet haben, daß eine deutshe Polizeitruppe über die englishe Grenze gedrängt und dort entwaffnet worden is. Man erkennt die Hottentotten und Herero geradezu als eine friegführende Macht uns gegen- über an. Zur Liebe kann man uns niht zwingen. Die
dann beseitigt, und die. Betroffenen könnte man anderweit ent- shädigen; dann würde man ganz anders ausgebildete und geschulte
„verleumderishe Lüge“ kommt von den Hehorganen in Gungland. Darüber kann der Reichékanzler rubig sein, die verständigen Leute
denken anders. Wenn aber ein englisWer Staaismann, wie Chamberlain, unsere Einrichtungen wieder einmal hberabseßt in lügenhafter Weise, und unsere Staatsmänner \sich monatelang auf eine Erwiderung besinnen, dann werden wir wieder ein Wort mit ibnen sprechen. Warum erregt sih Herr Bebel über das angebliche Unrecht, das dem russishen Arzt an unserer Universität zu teil ge- worden ist ? Werden denn nit zu fozialdemokratischen und nibilistischen Zwecken Papiere gefälscht ? Warum foll nicht der Universitätskurator sorgfältig die Papiere prüfen? Fragen doch auch die sozialdemokratischen Maurer jeden neuen Kollegen: „Hast Du reine Wäsche?®* Gönnen Sie doch den Staatsbehörden, was Sie (zu den Sozialdemokraten) fich selbst zu Unreht berausnehmen. Der Reichskanzler sagte, er bâtte die Engländer über die Tendenz unserer Flottenvermehrung berubigen wollen. War das nötig? Von Rußland sfaate er doch, wie könne Bebel verlangen, daß er si in ruisisce innere Angelegen- heiten mise? Unsere Flotte ist defensiv, aber, wenn wir durch einen Angriff genötigt werden, die Waffen zu ergreifen, wird unsere Kriegführung eine ofensive sein. Eigentümlih i, wie Herr Bebel mit besonderer Vcrliebe die Japaner gegenüber den Ruffen preist. Herr Bebel ist japanisher als die Japaner. Er war hbottentottisher als die Hottentotten, chinefischer als die Chinesen, er hat immer die Partei derer ergriffen, die gerade mit uns ein Sträußchen hatten. Die Japanshwäimerei in Deutich- land ist bedauerlich. Es sollte das Volksbewußtsein, das Rasse- bewußtsein wieder geweckt werden, wir find Weiße, dort sind Gelbe, und alle europäische:n Nationen müssen gegen die „gelbe Gefahr“ zu- sammensteben. Da steht die Theorie wieder in grellem Widerspruch mit der Praxis. Die Nuffen wahren in Japan die beiligsten Güter Europas, sie shlagen dort den gemeinsamen gelben Feind. Wenn die Japaner siegen, wird Kiautschou ihr nächstes Ziel sein, wie japanische Offiziere in U-bermut und Trunkenbeit ausge!prohen haben. Wenn es nicht so fommt, werden wir es dem rusfishen Sieg zu ver- danken haben. Eine Menge Forderungen des Nationalgefübls sind bisher niht erfüllt. Das schône Wort von der Saalburg von dem Scirmherrn aller Deutschen auf dem (Frdenrund sieht in der Praxis manchmal ganz verzweifelt wunderbar aus. Die deutschen Studenten in Prag und Tirol fönnen ein Lied davon singen. Wenn der Dreibund wäre, wie er sein follte, hätte doch wobl ein gutes Wort von maßzebender Stelle Deutschlands für die gefährdeten Deutschen in Desterreichß statthaben können. Es fehlen immer noch Geseze über die Erhaltung und Wiedergeroinnung des Staatsbürgerrechts derjenigen Deutschen, die ins Ausland ge- gangen find und dort leben; es fehlt ein Geseg über die Fernbaltung lästiger Ausländer; alles Gesetßze, deren Nichtvor- handenfein oder Mangelhaftigkeit nationale Verstimmungen erregt. Nach der wirtshaftlihen Seite werden die . neuen Militärpenfions- gesetze große Unzufriedznheit erwecken, doch ist heute noŸ nicht die Zeit, darüber zu reden, ebenso wenig wie über die Handeléverträge, da wir sie noch nit kennen. Wir fönnen nur hoffen, daß der italienishe Handelsvertrag niht ganz so s{limm sein wird, wie es der Jubel der italienischen Presse leider vermuten läßt, und. daß auh der russische annebmbare Bestimmungen enthalten wird. Sollte er wieder für die Landwirtschaft unannehmkar ausgefallen fein, so wird ibn die Landwirtschaft ablehnen. Ein Mittel, ibn nach der Manier Caprivi durchzudrüdcken, ift jeßt niht da: die Kosaken sind anderweitig beshâftigt. Was \ch{ließlich das möglihe Scheitern des Ver- irages mit Oesterreich betrifft, fo brauhen wir das nit allzu tragisd zu nebmen; Oesterreih wird uns kommen müfsen, wenn wir fest bleiben. Unzufrieden ist man auch über die Haltung der Re- gierung zum Mittelstande. Herr Frohme fragte neulih mit Emphase : Was ist Mittelstand? Eine genaue Grenilinie läßt sih dafür ebenso wenig ziehen, wie fih der Begriff der „oberen Zehntausend“ und der Begriff Proletariat definieren läßt. Ich sage: Mittelstand ist, was nah oben von den oberen Zehntaufend und nah unten vom Proletariat begrenzt wird. Diese Definition genügt auch vollkommen, um zu kennzcihnen, welche Maßregeln nötig find, den Mittelstand zu heben. An dem Gang der Gesetzgebung der fozialen Fürsorge könnte ih Auëstellungen machen, ih fkönnte bedauern, daß der Uebergang ¿ur KoblenverstaatliGbung noch nicht erfolgt ift, daß man niht an die Ents{uldung des Grund und Bodens berantritt —, aber alle diese bercchtigte Unzufriedenheit darf nicht zur Ver- ¿weiflung am Vaterlande führen. Wir wollen immer und überall die bestehenden Schwierigkeiten beseitigen; und wir Ffönnen und werden sie beseitigen; wir baben den guten Willen dazu, und dieser wird \{ließlich von Erfolg gekrönt werden. Gegen diejenigen, die diese Entwickelung zur Zufriedenheit verhindern, indem fie fortgeseßt die Unzufriedenheit s{chüren, muß der gemeinsame Kaxmpf der Regierung und sämtlicher staatserchaltender Parteien endli in großem Umfange und energisch unternommen werden. Nah der Dar- stelung des Herrn Bebel ist bei uns alles fo verrottet und ver- fault, mit Ausnahme der Sozialdemokratie, daß das Goetheshe Wort plaggreift : Alles, was besteht, ift wert, daß es zu Grunde geht! Aber Herr Bebel vergaß, daß dieses Wort dem Teufel Mephisto in den Mund gelegt wird. Herr Bebel malt nah cinesisher Manier, ohne Perspektive, und da kommen eben Zerrbilder heraus. Jn der Sozialdemokratie ift natürlih jeder ein Kind wie ein Engel so rein. Herr Bebel wirft der bürgerlichen Hesellshaft Mangel an Selbsterkenntnis vor, fâme fie aber dazu, dann müsse sie zur Heuchelei greifen. Herr Bebel, möchten Sie mir wobl erklären, — er ift allerdings niht hier, aber er war da, und es gibt Leute genug, die es ihm erzählen können. Also Sie behaupten, die Selbsterkenntnis fehlte der bürgerlichen Gefell- haft. Aus was für Elementen ergänzt sich denn Jhre Partei? Sie bekommen fortgeseyt abgebröckelte Glemente aus der bürgerlihen Ge- sellschaft. Sie find gewissermaßen der Jungbrunnen. Jn demselben Augenblick, wo jene Elemente zu Ihnen kommen, haben sie Selbst- erkenntnis, find fie rein gewashen, find fie wahre Engel. Ja, wer Ihnen das glaubt! Gewiß, unser Volksleben zeigt sehr bedenkliche Auswüchse. Ein großer Teil von dem, was Herr Bebel in dieser Beziehung gesagt hat, trifft zu, aber niht seine Folgerungen. Werden etwa Vergeben und Verbrechen nicht auch von Angehörigen seiner Partei ausgeführt? Jh würde mich sogar nicht wundern, wenn in der Sozialdemokratie Eigentumsverbrehen bäufiger find, weil Eigentum nah einem von Ihnen aufgenommenen Sage Diebstahl ist. Auêwüchse würden auch in Jhrem Zukunftsstaate nohch in weit höherem Maße vorhanden sein. Herr Bebel hat nun einen Fall mit besonderem Pathos behandelt, den Fall Mirbah. Gewiß ift diefer Fall nicht ohne Rest aufgegangen, und es wäre vielleicht mögli, für die Beurteilung dieses Falles ein Wort des Heilandes anzuziehen; aber im Munde des Herrn Bebel würde dieses Wort doch vielleicht beinabe blasphemi|ch. Die unfreundlihen Außf- wüchse der Gesellshaft finden Sie auch in Jhren Reiben, halten Sie nur Umshau! Sie finden da den gewifsenlosen Roué, den Mode- s den Ausbeuter, den Prot, den Trottel. Wenn Sie zu der rkenntnis der Wahrheit gekommen sind, daß überall gesündigt wird, auch innerhalb der Sozialdemokratie, dann werden Sie auch vielleicht die Wahrheit des Wortes des Heilandes erkennen, welhes er an die Pharisäer und Heuchler rihtete: Jhr Otterngezüchte !
Darauf wird ein Vertagunasantrag des Abg. Schrader (fr. Vg-.) angenommen.
Abg Dr. M üller» Sagan will in persönliher Bemerkung gegenüber dem Abg. von Kardorff richtig stellen, daß er heute nicht eine andere Auffaffung über die Reichseinkommensteuer vertreten habe als früher der Abg. Richter.
Troß der Abmahnungen des Präsidenten wiederholt er diefen Versuch einer sachlihen Berichtigung, muß aber \{ließlich davon Abstand nehmen.
R N nah 51/2 Uhr. Nächste Sizung Mittwoch 1 Uhr. ar.
M 2B,
Literatur.
„Etiketteplaudereien“ von Eustachius Graf Pilati von Thassul zu Daxberg. Deutshes Druck- und Verlagshaus, Berlin. (Preis eleg. geb. 6 4) — Der Verfasser, der in die Fuß- tapfen des einst so berühmten Freiherrn von Knigge tritt, erweist fich in der hier zu ftattlihem Bande vereinigten, in zwangloser Folge zu- vor in der „Deutshen Warte“ veröffentlihten Reihe von Auffäßen ebenso als gründliher Kenner wie als feiner Beobachter des Gesell- schaftslebens, über dessen Sitten er sachlich und gefällig zu plaudern und dessen Unsitten er mit gutem Humor zu kennzeihnen oder au geistvoll zu ironisieren und zu geißeln versteht. Es wäre natürli ein müßiges Unterfangen, die Regeln eines guten Benehmens fkodifizieren zu wollen, das ift auch weder Zweck noch Absicht des Buches, welches den so seltenen sogenannten Takt des Herzens über alle geschriebenen oder ungeschriebenen Gesetze der Gefittung stellt; vielmehr betrachtet der Verfasser alles vornehmlich unter dem einen Gesichtépunkte, daß man seine Ansichten so einzurihten habe, daß man nie die gebotene RNücksiht auf seine Nebenmenschen außer aht lasse. In der Haupt- sache wendet das Buch sich wobl an die Herrenwelt, aber beide Ge- \lehter werden daraus manche Anregung und Belehrung schöôpfen fönnen, und diejenigen, die erhaben über alle Etikettefragen sind, werden ibm wenigstens eine Stunde angenehmer Unterhaltung zu
anken haben. L:
G — Deutsche Heldensagen, dem deutschen Volïe und seiner Jugend wiedererzählt. Von Karl Heinr. Keck. Zweite, vollständig umgearbeitete Auflage, besorgt von Dr. Bruno Busse. Zweiter Band : Dietrih von Bern. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. Preis ceb. 3 A — Es ist mit Freude zu be- grüßen, daß die Bearbeitung der deutschen Heldensagen von Keck jeßt in verjüngter, wiffsenschaftlih einwandfreier Form vollendet vorliegt. Die Bearbeitung Dr. Busses. ist gecignet, unsere Jugend in die Welt der deutshen Sagen einzuführen und sie mit den großen Heldengestalten der grauen Vorzeit vertraut zu machen. Während der erste Band von den Nibelungen und Gudrun erzählte, behandelt der abshließende zweite das Schicksal des einstigen Lieblingsbelden unseres deutschen Volkes, des ritterlihen Amelungen Dietrich, und die mannigfahen Abenteuer feiner Schildgesellen. Außerdem werden noch die Sagen von Wieland, König Rother, Ortnit, Hug- und Wolfdietrih in kurzer Form erzählt. Die Neubearbeitung {ließt sich im Eirklang mit den jeßt herrshenden fagengeshihtlicen Anscauungen möglichst an die süddeutsche Uebers lieferung an. Der echte Gehalt der alten Sage wird dabei in lebendiger, ansprecender, vielleiht eiwas zu breiter Form wiederge eben. Auch die shône Ausstattung dürfte mit dazu beitragen, dem uche
reunde zu gewinnen. / Ï s — Jn Téin soeben ershienenen Novemberkbeft der „Deutschen Monatsschrift für das gesamte Leben der Gegenwart (Berlin, Verlag von Alexander Duncker) fallen vor anderen die Aufsätze aus dem Gebiete des Weltanshauungskampfes der Gegen- wart ins Auge. So bandelt Profefscr D. Wilhelm Herrmann in Marburg über „Die sittlihen Gedanken Jesu und das Christentum“, Professor Dr. H. Weinel über „Richard Wagner und das Christen- tum“ und Pfarrer Karl König über „Religion ns Mng Geheimrat Keller lenkt die Aufmerksamkeit auf eine be- deutende Frau des 17. Jahrhunderts, die Tochter des Admirals Coligny, die durch ihr Sticksal mit den Häusern Hohenzollern und Oranien gleihmäßig verbunden ers{eint. Die Künstlerpersönlichkeit August Rodins findet Würdigung in einem Essai von Max Marter- fteizg. Begonnen wird in diesem Heft mit einer ausgeführten Charakteristik des holländishen Dichters Multatuli von Erich Meyer. Dem Gebiete des nationalen Gedankens und der nationalen Politik gehören neben den üblichen Monatsübers- sihten in diesem Hefte an der Aufsaß „Bayern und das Reich“, der Beitrag des Grafen Du Moulin-Eckart über „Das Deutsche Volkstum*, die Untersuhung des Oberstleutnants Rogalla von Bieber- stein über die strategische Lage Dänemarks und die Kolonial- politische Uebersicht, die General von Liebert übernommen hat. Ferner finden fh in dem Heft Gedichte von Frit Lienhard und Karl Ernst Knodt sowie die Fortseßung einer Erzählung Ernst Zahns und zwei zusammenfafsende Üebersihten über die deutsche Militärliteratur und
über neue philosophische Literatur. S — Der Bataillon38kommandeur im äußeren und inneren Dienst. Von Bedcker, Major und Bataillonskommandeur im 5. Lothringischen Infanterieregiment Nr. 144 und Dex Kompagnie- chef. Ein Ratgeber für Erziehung, Ausbildung, Verwaltung und Besichtigung der Kompagnie. Von von Wedel, Major und Adjutant der 1. Gardedivijion. Diese Titel führen zwei Büwer, die als Band 6 und 5 der bekannten „HandbibliothekX für Offiziere" im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn, Berlin (Preis 4, bezw. 9 F), soeben erschienen find. Beide tragen zweifellos einem in den betreffenden Kreifen fühlbaren Bedürfnis Rechnung. Sie find aus der Praxis heraus geschrieben, gestüßt auf eigene langjährige _ Er- fahrung, unter Zugrundelegung der neuesten Vorschriften. Der Stoff des erstgenannten Werks teilt sich in nahstehende Abschnitte : „Die Tätigkeit des Bataillonskommandeurs bei der Ausbildung der Kom- pagnien — Diejenige des Bataillons im Gefecht, Ererzieren und Mens — Gefehtsmäßige Schießübungen — Herbstübungen — as Waffeninstandsetungsgeshäft — Betrieb und Verwaltung der Truppenkücße — Kantinenbetrieb — Adjutant und Geschäftszimmer — Disziplinarftrafgewalt und Strafbücher — Zablmeister — Bekleidun — Der Bataillonsarzt — Militärftrafgerihtsbarkeit — Dienstbetrie
und Verwaltungs8geschäft bei Landwehrbataillonen.“ 5 Der Inhalt des „Kompagniehef-Buches* gliedert si in folgende Kapitel: „AUgemeines — Schießen — Exerzieren — Felddienst — Gymnastik — Shwimmen — Dienstunterriht — Innerer Dienst — Verpflegung — Betleungzeieiinalt — Gesundbeitspflege — Manöver — Entlassung.“ Bei beiden Werken handelt, es sich um keine shematishe Auébildungsmethode, sondern um eine Anleitung zu zielbewußtem Schaffen und erzieherishem Wirken. Jedem Inhaber des in Rede stehenden Dienstgrades fowie denjenigen Offizieren, die ibn demnächst zu erreichen gedenken, werden diese neuesten Bestandteile der „Handbibliothek® daher wünshenswerte Anregung bieten wie sie Kraft, Können und Zeit rihtig auszunußen baben, um den ihnen an- vertrauten Truppenteil zu einem kriegstüchtigen Ganzen heranzubilden. Sie erhalten fernerhin damit auch ein treffliches _Nachschlagewerk, das geeignet ist, fie über etwaige Zweifel aufzuklären und ibnen bei der Vorbereitung für den Dienst und der Anordaung des leßteren ein willfommener Ratgeber zu sein. Eine Reibe von Anlagen und * Tertskizzen erhöht noch die Brauchbarkeit der Bücher.
Kurze Anzeiae n neu erschienener Seriften, deren Besprehung vorbehalten bleibt:
Um Ellwurtb. Roman von Thusnelda Kühl. Stuitgart, Deutshe Verlags-Anstalt
Hellenishe Sänger in d:uts@en Versen von K. Preifen- Mit Zeichnungen von Franz Hein.
danz und Franz Hein. n : 1 Æ Heidelberg. Carl Winters Universitätésbubhandlung.
aus der Jngen ie u rteQRD h L e RA en A Seis Vorlesungen aus der Antbropologie. Von
Dr. Adolf Heilborn. Gebdn. 1,25 Æ Leipzig,
ihre Blüte von Heinrich von Wedel. C. A. Starke.
Ernst Hasse.
Volkéwirtshaft und Sozialpolitik. Unter Mitwirkung erster Sach- fenner für Gebildete aller Kreise ges
Unsere Blinden. hen DunDe! wesens, nebst einer Würdigung des Blinden als erwerbstätiges Mit-
glied der menshlihen Gesellschaft. — Heft 23/29: Katscher, L::
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Zweite Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußischen
Berlin, Mittwoh, den 7. Dezember
g isteswelt. Bdn. 69, 62. Bilder Natur und Getl Von Curt Merckel. Mit zahl- Gebdn. 1,25 #Æ —
Aus und auf Tafeln.
Mit zablreihen Abbildungen im Text. B. G. Teubner.
Deuts R itterschaft, ihre Entwickelung und Deutschlands Ri \ch o S e borg,
8 utsche Reich als Nationalstaa t. Von Nas Wen s L München, I. F. Lehmanns Verlag. 2 Fortschritt, sozialer. Hefte und Flugschriften für
(rieben. Heft 27: Cobn, L: Darstellung und Kritik des deutshen Blinden-
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vi eiligung. Mit besonderer Berücksichtigung Deutsch- Ae S A Lüvers, Else; Arbeiterinnenorganî- sation u. Frauenbewegung. 2. Aufl. à Heft 0,19 Doppelbeft 0,30 #4 Leipzig, Felix Dietrich. : N Die Wohblfahrtseinrihtungen Berlins und feiner Vororte nebst einem Anhange über öffentliche Armenpflege, Arbeiter- versiherung und andere für die Wohlfahrtspflege wichtige Rechts- gebiete. Ein Auskunftsb u herau8geg. von der Auskunftsstelle der Deutshen Gesellschaft für ethishe Kultur. 3. Aufl. Rart. 1,50 4 Berlin N. 24. Julius Springer. j / Corpus juris ecivilis und BürgerlihesGeseßz- buch. Ausgewählte Stellen aus dem Corpus Juris civilis. _Ueber- seßt und nah beiden MeeRien erläutert von I. Müller. 2,20 Leipzig. C. L. Hirschfeld. : 2 Vit rifisLec Wegwéllos bur Berlin nebft einem Anhang, betreffenddiejuristishenStaats8prüfungen, von Dr. Franz Hocniger. 2. Aufl. Berlin W. 35. F.
ntag. i: / Die Ersatpfliht des Tierhalters im Rechte des Bürgerlihen Gesetzbuchs, zugleich ein Beitrag zur Lehre von der Kausalität im Rechtssinne von Dr. Friß Litten. 3 Æ Berlin W. 8. Franz Vakblen. ; ë Uebersicht über die Literatur und Judikatur Fahre3 1903/04, betreffend das Patent- und Ge- ch3musterrecht. Herausgegeben von Dr. Hermann 0,80 A Berlin W. 8. Franz Vakblen.
Handel und Gewerbe,
(Aus den 1m Reichsamt des Innern zusammengelstellten „Nathrichten für Handel und Industrie“)
Rußlands Ernteertrag ain Wintetrget|reide im Jabre 1904 Nach Angaben des Statistischen Zentralfkomitees betrug die Ernte Rußlands an Wintergetreide im Jahre 1904, wie folgt :
Ertrag
an Weizen
Gegen den Durchschnitt der legen fünf Jahre mehr
Gesamt-
S ertrag
Roggen
Menge in tausend Pud in 50 Gouverne- ments des euro- päishen Ruß- lands „Cisfaufkasien . eden Weichsel- Gouvernements -Transfaukafien, Sibirien und Mittelasien _. Im ganzen in 72 Vouverme nts d ebieten e - Rußlands 3425404 1536128,7 1878 669,1 232 489,7. Der diesjährige Gesamtertrag an Wintergetreide in Rußland erreiht daber eine Menge von 1878 669 100 Pud. Nach Abzug der zur Ausfaat erforderlihen Menge an Weizen und Noggen O ro Ko A Doe der Bevôl- O ferung
207197,4 13766512 158 99 737,0 124700 - 16 1
118 137,4
9 7 35 033,9
973,0 28 870,1 29 443,1
in dei ouvernements des europäischen : D zen E R E S 1341 236 100 12,65 72 nements und Gebieten des i R 1 . 1 586 599 800 12,25.
Die arößten Erträge an Roggen und Weizen erzielte man in dem L aderbauenden Gebiet und dem mittleren Wolgagebiet (Gouvernements Tambow, Pensa und Ssaratow), wo die Deßjäâtine durchsnittlih 74,9 Pud Roggen und 95,8 Pud Weizen ergab. S@&lecht war die Roggenernte im Süden (in den Gouvernements Astracan, Jekaterinoslaw, Taurien und im D wo dieselbe durchscnittlich nur 35,1 Pud pro Deßjätine ergab. An Winterweizen war der Ertrag nit gut in den Gouvernements Perm, Ufa, Oren- burg und Sfamara, wo durchsnittlich nur 31,5 Pud von der Defßzjätine geerntet wurden. Eine übermittlere Ernte an „Winter- getreide wurde in diesem Jahre in 47 Gouvernements mit einer Be- vôlferung von 88 989 200 Seelen erzielt, eine mittlere in 12 Gou- vernements mit 17 527 000 Ginwobhnern und eine untermittlere Ernte
in 13 Gouvernements mit einer Bevölkerung von 22 676 200 Seelen. “ .(Torg. Prom. Caz.)
Gründung von neuen Gesellschaften in Spanien.
Nach einem Bericht des öfterreihis{ch-ungarischen Konsulats in Madrid sind in letzter Zeit folgende Gesellschaften in Spanien ges ründet worden: 1) Barandaran y Cia., Bilbao. Kapital 600 000 Pesetas. Verkauf von Drogen, Parfümerieartikeln usw. — 2) Soc. anon. Feculera, Pamploza. Kapital 5 Millionen Pesetas. Her- stellung von Satzmehl (Akiiengefellschaft). — 3) Minas de Zinc de Ruiloba-Comillas bilbao. Kapital 700 000 Pefetas. Ausbeutung
Staatsanzeiger. 190-2,
über die Gewinnung und den Verbrauch von natürlichem Gas vor einer Vers&wendung dieses wohlfeilen Heiz- und Leuthtstoffes aus- drücklih zu warnen. Im erwähnten Jahre haben nämlih 881 Ge- werbebetriebe den Gebrauch von natürlihem Gas infolge der Ab- nahme des Druckes in den Gatquellen aufgeben müssen. Befonders Fabrikanten, welhe Gas aus ihnen zu eigen gehörenden Ouellen bes nuten, werden ermahnt, daéselbe mit Vorsicht und Sparsamkeit zu vers wenden, um eine vorzeitige Ers{öpfung der Quellen zu verhindern. Troß der Abnahme des Druckcs in einigen der bedeutendsten Naturgaëgebiete war die Gewinnung dieses Stoffes im Jahre 1903 größer als in jedem Vorjahre; sie erreichte einen Wert von 35 815 360 Doll. gegeuüber einem socken von 30 867 863 Doll. im Jaßre 1902. Vier Staaten, nämlich Pennsylvanien, Westvirginien, Indiana und Obio gewannen 94 9% der amerikanishen Gesamterzeugung, die wiederum “ 994% der Weltproduktion auzwmahte. Durch das natürlihe Gas wurden in den Vereinigten Staaten im leßten Jabre 7222 Fabriken und 627 047 Haushaltungen mit Licht-, Heizs und Be- triebsfraft versorgt. Eine sehr erbeblide Summe wurde anfs gewendet für Vollendung großer Hauptleitungen zur Verteilung des Gases, für Errichtung neuer Pumpftationen und für die Erbohrung neuer Gasquellen, namentlich in Obio, Westoirginien, Pennsylvanien und Kansas. Der durhschnittlihe für Naturgas berechnete Preis stellte i 1903 ein fiein wenig höher als 1902, nämli auf 15 Cents für 1000 Kubikfuß bei einem durGschnittlihen Druck von 4 Unzen (à 28,3 g) auf den Quadratzoll. j S Erst in neuerer Zeit ist die Abgabe von Naturgas in der Union auf cine gesunde geshäftlihe Basis gestellt worden. Einer der erfolg- reisten Schritte für die Erreihung dieses Zweckes war die Auf- stellung von Gaëmessern; durch diese wurden die Einnahmen der Naturgaslieferanten wesentlich gesteigert, ohne daß die Verbraucher erbeblich mehr zu zahlen hatten; für leßtere waren die Gasuhren zur Kontrolle des Verbrauhes und der Rechnungen ebenfalls von großem Wert. Angereizt Kirch die vergrößerten Erfolge, legten die Naturgasgesellshaften viele Millionen Dollars an für die Ausdehnung ibres Geschäfts, für den Ausbau ihrer Leitungen und für den Erwerb neuer gasbaltiger Ländereien. Zu den Leitungen wurden in leßter Zeit weit größere Röhren verwendet, deren Vurhmefser die Beförderung erheblicher Gaëmengen gestattete, sodaß die Leistungss fähigkeit der Produktionsgesellschaften sih wesentli erhöhte. Bedauzr- liherweise werden noch große Mengen Naturgas im südwestlichen Pennsrlvanien und in Westvirginien dadurch vershwendet, daß man fei den Bohrungen na dem tiefer gelagerten Petroleum die böberen gasführenden Schichten durchstößt, ohne das dann ausströmende Gas aufzufangen und zu verwerten. A : Die Naturgas verwendenden industriellen Unternehmungen ver- teilten ich nach Industrien und Staaten im Iabre 1203 folgender- 9 en ¿ S Andere
Eisen- Stahl- Glas- Ande Betriebe
werke werke bütten Donau « 30 66 122 2616 O oa 5 14 63 1704 Saa e e 18 5 130 867 Westvirginien . 8 29 1088 New Vork . A — E 203 t S Í D 138 Ce c L 72 Andere Staaten . : G _35 Summe 56 95 348 6723. Die Abnahme in der Zahl der mit Naturgas versorgten In
Staaten
Druckes in den Gaëquellen von Indiana zurückzuführen. Im Ver gleich mit 1902 arbeiteten in Indiana 2 Stablwerke und 11 Glas
geschäßt. i & Die Verwendung von Gasmotoren hat in den Naturgas®gebiete
wurden solde Motoren zuerst angewendet, und zwar zum Hohpumpe
von Petroleum. Seitdem fanden fie Eingang zu allen mögliche Zwecken in Fabriken und anderen Betrieben. Es find Motoren vo
The Iron Age.)
Außenhandel des Staates Rio Grande do Sul im Jahre 1903.
Grande do Sul im besonderen hat
Maße besteben.
schiedenen Formen, die verhältnismäßig niedere Lebenzbaltung und B sogenannteu Nationalindusftrie,
siherungskosten und ungünstigen Verkehrsverhältniffe über die de . Hafen von Rio Grande vorgelagerte Barre und im Innern des Staa der S{muggel und die Zollshwierigkeiten. h werden übrigens selbft von brasilianisher Seite empfunden. In neuelt
maten Erfahrungen im Interesse des Handels veranschaulihen u verwerten foll.
in Deutschland, im allgemeinen der Fall ift. Abgeseben davon, d einige große Häuser gleichzeitig die Einfuhr und Ausfuhr pflegen, fi
einführen, wenigstens für die genann
von Zinkerzen in Ruiloba (Provinz Santander). — 4) Der Verband spanischer Viebzüchter „La Union Ganadera del Reino gründete unter diesem Namen eine Aktiengesellshaft mit einem Kapital von 750 C00 Pesetas, die sich mit der Fleischversorgung Madrids befassen wird. Außerdem beabsichtigt zer Verband, auch die fonstigen ein-
lägigen Industrien zu betreiben, und zwar: Se Sein und Talgprod e die erng den Ver- fauf von roher Wolle, die Verarbeitung von Fleischabsällen usw.
i j y (Handels-Museum, Wien.)
Gewinnung von natürlihem Gas in den Vereinigten Staaten von Amerika 1903.
Naturgeshichtlihe Volksmärchen. Gesammelt ven Dr. Oskar Dähnhardt. Mit Bildern von O. Schwindrazheim.
2. Aufl. Gebdn. 2,40 4 Leipzig, B. G. Teubrner.
Die Geologische
die Gerberei, die |
Vermessungsbehörde der Vereinigten Staaten : | von Amerika nimmt Veranlassung, in ihrem Jahresberichte für 1903
artikeln, Manufakturwaren (in Rio Grande „fazendas“ ! Lebensmittel, Konserven,
| CEisenwaren („ferragens“) Spezialbäuser. Mehrere der größer
dustriebetricbe um 881 if zum großen Teil auf das NatWlafsen des
-
bütten, in Ohio 5 Stablwerke und 7 Glashütten, in Westvirginien 3 Eisenwerke und 6 Glashütten weniger mit Gas, abgesehen von den kleineren Fabriken in diesen und anderen Staaten. Die Er- sparnis von Kosten durch die Verwendung natürlichen Gases gegens über dem Gebrauch von Kohle wird für die in Betracht kommenden Betriebe und Haushaltungen für das leßte Jahr auf 9224429 §
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eine bedeutende Ausdehnung erfahren; vor ungefähr zebn Jahren
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5 bis 1000 Pferdekräften zur Verwendung gekommen, und alle haben eine große Brauchbarkeit und Billigkeit im Betriebe dargetan. (Nah
Der Einfuhr handel in Brasilien im allgemeinen und in Nio \ mit einer Reibe von Schwierig- keiten zu kämpfen, die in anderen Ländern nicht oder nit in gleidem Hierher gehören die_ allgemeinen öffentlichen Verbält- nisse, die eine geringere Sicherheit gewährleisten, die mangelhafte Nechts- pflege, die Macht der Verwaltungsbehörden, die Steuerschraube in vers
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dürfnislosigkeit des größten Teils der Bevölkerung, der Beginn einer die Kursshwankungen oder die stete Möglichkeit von Schwankungen des Kurses, die hohen Frachten, Vers
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Die Zollshwierigkeiten
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Zeit bat daher die Handelskammer in Porto Alegre die Gründung eines Zollmuseums ins Auge gefaßt, das an der Hand von Mustern in- und ausländi)Ger Waren die bei der Verzollung von Waren ge-
nd
Der Großhandel in Rio Grande do Sul ist niht in der Weise \syezialisiert, wie es in den großen europäishen Induftrieftaaten, e a
nd
au die Einfuhrhäuser ursprüngli§ nicht nach Branchen geteilt. Immerhin bestehen nurmehr neben den Firmen, die Waren allert Art \ roßen Hauptgruppen von Einfußr-
t),
Weine u. dgl. („seccos e molhados“),
en
| Einfubrbäuser unterhalten in den bedeutenderen Pläßen des Staates
| im übrigen laffen sie das Land dur Geschäftsreisende, die | Händler bereisen. e 2 f A G s Stag S 1 r Die oft gehörte Behauptung, der Handel des Siaates Rio Gran ! do Sul befinde sich vorwiegend in deutshen Händen,
| (Rio Grande, Pelotas, Porto Alegre u. a.) Filialen oder R U oges
| nannten Musterreiter, zur Versorgung der betreffenden (Detail-) Î î
de ist
| insofern richtig, als die Chefs einer Reibe großer Firmen die Reichss | angehörigfeit besißen und ein bedeutender Teil der Einfuhr und der
* Ausfubr aus Deutschiand stammt und dorthin geht. j . -— * - « „r L p ç angebörigen sind jedoch im Handel etne Menge
Brasilianer, d.
e Neben Reichs- sogenannter Deutsch- h. Brasilianer deutscher Abstammung, ferner Schweizer,