1857 / 29 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Heute Vormittags wohnten Jhre Königlichen Majestäten dem Gottesdienste im Dome bei, besuhten demnächst Jhre König- lihe Hoheit die Prinzessin Alexaudrine als an höchstderen Geburtstage und begaben Allerhöchsst Sich um 4 Uhr zum Fa- milien-Diner, welches bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen von Preußen stattfand.

Hessen. Kassel, 31, Januar. Der Bischof und das Dom- fapitel zu Fulda haben eine Eingabe an die Ständekammern hierher gelangen lassen, worin sie gegen den §. 103 der Verfassung, welcher das Verhältniß der katholishen Kirhe zum Staate regu- lirt, so wie auch gegen eine nur theilweise Beibehaltung des Jn- balts "jenes Paragraphen protestiren und die Erklärung abgeben, daß, wenn dieser Paragraph ganz oder zum Theil in der Ver- fa sung belassen werde, sie sowohl ats die gesammte katholische Geistlichkeit die Verfassung demnächst nicht beschwören könnten und würden. (Fr. J.)

Frankfurt a. i Januar, Jn der Bundedôtags- sipuug vom 29steu l. M, wurden zum Dienstesgebxauche der Mili- tair-Kommission von den betresfenden Gesandten Rapporte über dice Genie- und Artillerie-Arbeiten in der Bundesfestung Landau, dann Standes-Ausweise mehrerer Bundes-Kontingente, und Notizen über Eisenbahnen und Telegraphen überreicht, Es wurden ferner An- zeigen über die Publication des Beschlusses vom 6, November v. J., den Schug der Erzeugnisse der Literatur und Kunst gegen Nach- druck und Nacbildung, über weitere Abordnung von Sachverstän- digen zu den Berathungen bezüglich des Entwurfs eines Handels- geseßpbuchs , und über erfolgte Cinbezahlung von rge Unterstüßung der Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichts kunde erstattet.

Der Aus\{uß in Militairangelegenheiten über den Stand des Bundedoheeres, auf dessen Grund jene „Bundeds- regierungen bei deren Kontingenten dio Bestimmungen der revi-

scheinen, ersucht wurden, dio aunoch erforderlichen Einleitungen zu | diesem Zwecke zu treffen und von dem erfolgten Vollzuge der Bere |

sammlung Nachricht zu geben.

Jn der Sipung vom 4. Dezember v. J. hatte die Großherzog- li Luxemburgische Regierung ihre Proclamation vom 27. No“ | vember und eine über die Revisioa der Verfassung des Großherzog- thums erlassene Verordnung vom nämlichen Tage zur Kenntniß der |

Versammlung gebracht, Dabei hatte der Gesandte Namendò der- tionen der Verfassung des Großherzogthums vom Jahre 1848 quf ren und daß der Ständeversammlung deshalb die

gliedern der Kammer dur ihr Verhalten oine Berathung dieser Vorlagen fortwährend verhindert und zuießt durh verfa\ungd-

widriges Zurückziehen von den Verhaudlungen eincn Kammerbeschluß |

unmöélih ‘gema{ht habe und daß die Regierung hierdur genöthigt worden sei, im Verordnungswege vorzuschreiten,

Diese Erklärung war dem zu Begutachtung von Verfassungd- Angelegenheiten bestehenden Ausschusse überwiesen worden, und dieser erstattete nunmebr seinen Vorirag. In diejem ward nad - 1848 in vielen {orer Bestimmungen mit den Grundgesehon des deutshen Bundes im Widerspru gowesen z

Fall eingetreten und für die Großberzoglihe Regierung die na- mentlic in tiesem Beschlusse begründete Verpflichtung, diese Ver- fassung zu revidiren und mit den Bundesgesepen in Einklang zu bringen, obne Zweifel vorhanden gewesenz in diese Angelegenheit und in die Einzelheiten der stattgefundenen Revision näber cinzu-

gehen, ershcine ütrigens im Hinblidä auf Artikel 55 der Wiener

Schlußakte und auf die Betiimmungen des Vuntesbes{chlusseë vom 23, August 1851, nicht als erforderli und an der Zeit,

Dem hbiernach von dem Aucj¡c@wusse gestellteu Antrage ents sprechend , faßte tie Versammlung deu Beschluß, daß fie mit Be-

friedigung aus der Mittheilung der Großbderzogli luremburgischen

Regierung ersehen, daß dieselbe den Bundesbesckchluß vom 23, August 1851 zur Geltung gebracht habe, und für i Gesandten gemachte Mittheilung ihren Dank ausspree. (Fr. Bl.)

Baden. Karlsrube, 30. Januar. Geh. Referendâr

der wiener Münzkonferenz, is aus Wien wieder hier eingetroffen. (Karlsr. Ztg.)

ziale di Verona“ meldet: Die Arbeiten an der Eisenbahn Mailand- Venedig gehen rasch von Statten, Auch die beiden projektirten

roßartigen Bahnhöfe in Mailand und Venedig dürfen der Aus- Eiseing nahe betrachtet werden. Der Plan zur Errichtung eines monumentalen Friethofs in Mailand wurde von Sr. Majestät dem Kaiser genehmigt.

ielt einen Vortrag | / E : A | ¿n „„Gazette'“ bekannt macht, ist eine Depesche vom britis{chen General-

nah ibrem

rungsfähige Urlanbe zu ertheilen,

Belgieu, Brüssel, 31. Januar. Der 17te Artikel des Prüfungsgesebes is heute genehmigt worden; die Kammer schreitet auf dem eiumal betretenen Pfade der „Vereinfachung“ rüstig vor- wärts. Für die Juristen hat man das sriftlihe Examen abgeschafft, weil „die Studirenden dadurch zu rein mnemotechnischen Anstren- gungen getrieben würden und sich außerdem dabei allerlei Betrüs- Me hingäben, um die Wachsamkeit der beaufsichtigenden Pro-

.fessoren zu umgehen und zu täuschen.“ Auch die ausschließliche

Anwendung der vlaemischen Sprache bei Prüfungen der für vlae- mische Distrikte sich bestimmenden Kandidaten is von der Kammer verweigert worden, obgleich dieselbe in ihrer großen Majorität selbst aus Flamändern zusammengeseßt ist.

Großbritannien und Jrland. London, 31. Januar. Eine Deputation eines Vereins oder einer seit zwei Tagen in Willis Rooms tagenden Konferenz, welche eine Reform der englischen Handel sgesetzgebung erstrebt, fand sih gestern, den Präsidenten der Konferenz, Lord Brougham an der Spipe, bei Viscount Palmerston ein, Lord Brougham machte auf verschiedene gegenwärtig bestehende Mängel, namentlich in Bezug auf die Gerich1shöfe, die in Falli- ments - Augelegenheiten zu entscheiden haben, so wie auf die hinsichtliach der Handels - Gesellschaftèn geltenden unzuläng- lichen Bestimmungen aufmerksam. Der Premier erklärte, die Regierung werde sich bemühen, den gerügten Uebelständen abzuhelfen, und wisse die Bedeutung des Gegenstandes voll- kommen zu würdigen. Die Bank von England hat gestern ihren Beamten eine Gehaltszulage von 10 Prozent für das verflossene

Beiträgen zu | Jahr bewilligt. Laut Anzeige in der „London Gazette“ werden

alle Personen höhern und niedern Ranges, die an den verschiedenen

| Nordpol - Erpeditionen zwischen 1818 und 1855 Theil genommen

haben, Medaillen erhalten, Wie das Hanudelsministerium in der

Konsul in Guatemala eingelaufen, mit der Anzeige, daß die Regie-

: Ve : R TE L: F ung der Republik von San Salvador deu Hafen von La Liber- dirten Kriegöverfassung noch ni@t volljtändig durchgeführt zu sein | g pur n V Mv Daf L

tad freigegeben hat zur Magazinirung von Waaren, die nicht zum Verbrauch innerhalb der Republik bestimmt sind,

. Fraukreich. Paris, 30, Januar. Der persishe Bot- schafter Ferukh Khan stattete gestern Nachmittags zuerst dem Prinzen Jerome und darauf dem Prinzen Napoleon seine Besuche ab, wobei er ihnen zugleich sein Botschafts-Personal vorstellte, Der Gesammtbetrag der Budget-Reductionen, die der Kaiser zu

c ; | i 10 der- bewerkstelligen befohlen hat, wird zu 60 Millionen angegeben. selben erklärt, daß: sie gewünscht habe, die nothwendigen Modisfica- |

Aus Lyon wird berichtet, daß der ehemalige Minister und Präsident

: O M Hy : 48 auf | der Deputirten-Kammer, Sauzet, demnächst in einen geistlichen dem in dieser Verfassung selbst vorgeschriebenen Wege herbeizufüh- | erforderlichen | Vorlagen gemacht worden seien, daß aber eine Anzahl von Mite |

Orden cintreten werde.

31. Januar. gestern von dem Kaiser und der wesentlichen Junhalite

Der Prinz Nikolaus von Nassau wurde Kaiserin empfangen, -— Die bereits gestern telegraphisch mitgetheilte Note des „„ Moniteur trägt die Ueberschrift „Kriegs - Ministerium“ und lautet wörtlich: „Um den Effektivbestand der Armce allmálig auf den Friedensfuß zurüdzu- führen, bat der Kaiser vorgeschrieben, 46,000 einstweilige ernecue- Schon früher sind 95,000 ähn-

lide Urlaube bewilligt worden, und die Zahl der so für cinc un=

M A i 2 begränzte Zeit in ihre Heimath zurückgeschickten Militairs beläuft gewiesen, daß die Verfaqung des Großherzogthums vom Jahre |

si gegenwärtig auf 141,000, Die Vertheilung der neuen 46,000

P 8 Urlaube ijt unter den Militairs vorgenommen worden, die zu den es jet daber der 1n , cinem am 23. August 1851 gefaßten Bundesbejchlujje unterstellte

Klassen von 1850, 1851, 1852 und 1853 gehören, in Gemäßheit cines vom Kriegs - Minister festgestellten Etats, Dio Entlassungen werden na und na, mit einigen Tagen Zwischenraum und klassen- weise, vor sih geben, und die Klasse von 1850 wird den Anfaug maden. Auf diese Weise werden die Erfordernisse des Dienstes

“und der Mannszucht mit den Juteressen der Familien in Einklang

gebracht.“

Italien. Turin, 28. Jaruar. sprach si in ibrer gestrigen Sißung in dem Einne aus,

Die Deputirtenkammer daß die

| katholische Religion in den öffentlihèn Schulen als Grundlage des | religiósen Unterrichtes zu gelten habe,

wird nach Berichten

Aus Marseille vom 30, Januar gemeldet, daß

aus Neapel vom 26, Januar telegraphisch

c : c der Mortansc(hlag auf den Erzbischof von Matera durch den Priester hie, Dur Heu Dexrn in dem Augenblicke erfolgte, D derselbe den Segen S Der | Prälat, weicher verwundet wurde, war Ler Dióözesan-Vorgeseßte des Meudtbelmörders. Ein Dr. Vogelmann, Großhberzoglih badisher Bevollmächtigter bei -Pistolenschuß | Provinz Hesterreich. Verona, 30. Januar. Die „Gazzetta uffi- / Organ der neapolitanishen Regierung veröffentlicht ein Decret | zur Postreform des Königreiches beider Sizilien. Andere Decrete | sind verheißen. Der-zwischen den Regierungen beider Sizilien und | der argentinishen Repuklik abgeschlosscne Vertrag, woturh neapo- | litanishen Verbannten ein Gebictetheil der Republik abgetreten | wird, bestätigt sich. Den Gefangenen ist eine Frist anberaumt

Erzbischof zu durch cinen

Kanonikus, der den wurde von dem Mörder getödtet, (Die Stadt Matera liegt in der Basilicata, sie ist Bischofesip, besißt ein Gym- und hat etwa 11,000 Einwohner). Das amtliche

vertheidigen

suchte,

nasium

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worden, während welcher sie zwischen Verlängerung ihrer Gefangen- haft und einem Gesuche um Begnadigung, der sofortige Aus- wanderung zu folgen hat, zu wählen haben.

Rußland und Polen. S. Petersburg, 24, Januar, Der Staatsrath v. Stoeckl, der bisher als russischer Geschäststrä- ger in Washington fungirte, ist zum wirklichen Staatorathe und

zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei

den Ver. Staaten ernannt worden. ; Amerika. Es sind in Southampton mit dem Dampfer

„Atrato“’ Nachrichten aus Greytown bis zum 6, Januar ange- fommen. Die Lage Walker's wird als schildert, und man glaubt nicht, daß er sich noch lange werde hal- ten können. Er war in der lepteu Zeit mehr als geschlagen wor- den, und die Costaricaner hatten die vou Grevytown nah dem Nicaragua-Sce fahrenden Boote mit Beschlag belegt, u Communication zwischen der erwähnten Stadt und den Truppen Walker's abgeschnitten. Eiu amerikanisher Dampfer war mit 150

Mann und Proviant für Walker in Greytown angekommen z diese | Freibeuter sahen sih jedoch genöthigt, in der Stadt liegen zu |

bleiben, +da ihnen keine Boote zur Verfügung standen, um den Fluß vlnxuffabrtn. In Mexiko hatte General Parrodi den Befehl über das gegen die Aufständischen von San Luis ins Feld rückende Heer übernommen, von 1800 Mann gut bewaffneter und ausgerüsteter Truppen auf dem Wege nach San Luis begriffen, Die Jusurgeuten sollen sich auf die Kunde von dem Herannahen großer Streitlräste nach Sierra zurückgezogen haben.

Asien.

die Operationen der Engländer im persischen Meerbusen mit,

Eine Extra-Nummer der „Bombay Gazette“ enthält die Depeschen des General - Majors Stalker und des Contre - Admirals Sir | Am 29, November erschien die englische Flotte vor Abuschähr. Als Antwort auf eine Frage des Gouverneurs schickte von Bord des

die Kriegs - Erklärung und zeigte ihm zu- Am 4. Dezember ward | Abuschähr |

Henry Leeke.

demselben der britishe Resident, Capitain Joues, Schiffes „Assaye*“ aus ' gleih an, daß seine Mission erloschen sei. die ungefähr sechs deutsche Meilen nordwestlih von liegende Jusel Karrak von zwei Compagnieen beseyt. Am 6. De- zember segelte die Kriegsflotte nebst den Transport-Schiffén nach der Hallila-Bai, ein paar deutsche Veilen qu vou Abuschähr. Von dort aus steigt das Land anst nad)

der Stadt zu auf, und man vermied dadurch, daß man diesen Lan- |

dungsplaß wählte, die Nothwendigkeit, einen steilen Felsen zu er- steigen, Am Morgen des 7. Dezember begann die Laudung. Die in einem Dattelhaine versammelten irregulären persischeu Truppen versuchten, sih derselben zu widerseßen, zogen sih jedoch zurü, als Sir H. Leeke auf sie zu feuern anfing. Der Bericht des Generals Stalker enthält keine näheren Angaben über die Landung und der Admiral spricht überhaupt gar nicht davon. Jedoch erfahren wir aus anderer Quelle, daß sie mehr als zwei Tage in Anspruch

nahm und vermittels der Boote der Flotte ohne Verlust von

Menschenleben bewerkstelligt wurde, Am Morgen des 9, Dezember seten sich die Engländer gegen das Fort Reschir in Be- wegung. Rechts, d. h, am meisten landeinwärts, marschirte die erste Brigade unter Oberst Stopford, links, d. h. näher der See, die zweite unter Oberst Honner, Die Dampfer begleiteten das Heer längs der Küste, um dessen Bewegungen zu unterstüßen. „Jn Folge der uns zugegangenen Nachrichten“, schreibt Aèmiral Leeke, „glaubten wir, der Feind werde, 1500—2000 Mann stark, unsere Truppen empfangen und ihnen einen heftigen Widerstand entgegenseßen. Als ih mi dem Fort näherte, traf diese Erwar= tung auch wirklih einz denn wir sahen, daß es von persischen Soldaten wimmelte, die zum Kampfe bereit da standen. Als wir

uns dem Feinde auf ungefähr 2500 Schritt genähert hatten, Ves | ¿in: Quibens nad ibrem Werthe, und fügt dann hint:

gannen wir Bomben zu werfen. Da viele derselben einshlugen und große Verheerungen unter den persischen Truppen anrihteten, so flohen diese mit Ausnahme von 800 Mann, die sich ent- {lossen zur Wehr seßten, der glänzendsten und kühnsten Angriffe, die ih je erlebt habe, aus dem Fort hinausgeworfen worden, Bei diesem Sturme fiel der Brigadier Stopford. Eine Kugel traf ihn ins Herz, während er sein Regiment, .das 64ste, gegen die Festungswerke führte. Das aus Hindu's bestehende 20ste Jufanterie-Regiment wetteiferte in würdigek Weise mit seinen europäischen Kameraden, Oberst Malet wurde von einem tückishen Feinde erschossen, den er so eben erst gerettet hatte.

die Verluste der britischen Truppen auf 6 Todte und 35 Verwundete,“ Nach Einnahme des Forts rückten die Engländer auf Abuschähr selbst| vor. Auf eine Parlamentär-Flagge, mit ver Capitain Jones entsandt wurde, feuerten die Perser von der Stadt aus, entschul- digten sich jedoch kurz darauf deshalb, Eine Bedenkzeit von 24 Stunden, die sie verlangten, ward ihnen ver- weigert. Am 10, begann der Angriff von der Seeseite her, und

eine verzweiselte ge- |

so wie die |

General Vidaurri war an der Spiye |

Die neueste Ueberland - Post, aus welcher man zu Loudon den 30, Januar Berichte batte, theilt Ausführliches über

südöstlih

aber von den Unsrigen durch einen |

Zwei Lieutenats des 20sten Regiments wurden tódlih und ein anderer {wer verwundet. Außerdem beliefen sich

, die Dampfer näherten sih dem Strande weit mehr, als die Perser | für möglich gehalten hatten. Der Kampf dauerte vier Stunden, | binnen welcher Zeit die persischen Batterieen bcinahe völlig zum Schweigen gebracht wurden, Der Admiral beschloß hierauf, in die | Stadtmauer Bresche zu schießen, damit das Heer nöthigenfalls zum | Sturme schreiten könne. Doch ward den Landtruppen diese Mühe

erspart, indem nah glücklich bewerkstelligter Bresche die Uebergabe der Stadt êrfolgte, Die Einnahme von Abuschähr is mithin dur

einen Flotten-Angriff erfolgt. Nachdem die Stadt gefallen war, | ward sie als ein Theil des britischen Gebietes und als Freihafen proclamirt, Dem Vernehmen nach sollte das Expeditions-Corps

zunächst. durch weitere 7000 Mann verstärkt werden, welchen im Nothfalle noch bedeutent ere Truppenmassen folgen sollten.

Köln, 2. Februar. Der Rhein treibt mit Eis, Die Brüde Die Rhein-Dampf-

is heute früh um 1 Uhr abgefahren worden, boote fahren niht mehr,

Paris, Sonntag, 1, Februar. (Wolffs Tel, Bur.) Der | heutige „Constitutionnel“ enthält einen Angri gegen die öster- reichiscben Journale wegen ihrer Sprache in Betreff der Neuen- burger Angelegenheit, Das gestrige Abendblatt des „Pays“ sagt, | daß zwishen dem Commandeur ver englischen Flotte im persischen Golf und dem persischen Minister neuerdings Unterhandlungen

stattgefunden haben und daß wahrscheinlich ein Waffenstillstand ein- treten werde,

Kunst und Wissenschaft. D-. Martin Luther: Ueber die Ehe, Aus Dr. Martin Luther's * Schriften zusammengetragen, geordnet und mit Bemerkungen ber- | sehen von H, L. von Strampff, Königlichem Kammergerichts- Präsidenten, Berlin, 1857. Verlag der Decer'schen Geheimen Ober-Hofbuchdruferei. 8. XXI[1, 430 S,

Seit fast zwei Jahrzehnten ist das Eherecht im preußischen Staate Gegenstand der umfassendsten Erörterungen und Prüfungen, denn „in jedem civilisirten Staate wird, wie Herr bon Strampff die vorliegende Schrift einleitet, von Zeit zu Zeit die Frage angeregt und erörtert, ob sein Eherecht dem sittlichen Zustande seiner Bevölkerung entspreche, oder vas daran zu bessern sei.“ Die Nothwendigkeit solcher Erwägungen kann

nicht bestritten werden, weil sie aus der Entwicktlung der bezüglichen Ver- hältnisse von selbst hervorgebt, und die Wichtigkeit des Gegenstandes er- heisht die umfassendste Prüfung, zu welcher Herr von Strampff mit seiner Sammlung aus Luthers Schriften über die Che einen höchst werth- vollen Beitrag geliefert hat, dessen Bedeutung noch dadur erhöht wird, daß diese Sammlung unter der sorgsamen Hand eines in der prafktiscben

Nechtsfunde ausgezeichneten Mannes entstanden ist. Ueber die Art " und Weise, wie dieses Werk entstanden und wie es aufzufassen " und zu benußen sei, giebt die Vorrede weitere Anleitung. Als

Zwecklke der Sammlung werden aufgestellt : einen leichten Ueberblick "zu erlangen, wie die Neformatoren die Lehre von dem Begriff und

Wesen der christlichen Ehe entwickelt, und wie sie das Detail dieser Lehre, | ihre mannigfachen Verzweigungen ausgebildet haben; zugleich aber um eine Unterlage zu gewinnen zur Begründung des Urtheils, ob der wider dic Neformatoren erhobene, nicht leiht wiegende Vorwurf in der Wahrkbeit begründet ist, daß nämlich in Ehesachen und insbesondere in Scheidungéfra- gen j e de Ansicht in Luthers und der Neformatoren Lehren ihre Nechtfertigung finde. Zur Erreichung beider Zwee ist vorangehend eine kritische Prü- fung und Sichtung der Schriften nöthig, aus welchen die verschiedenen Aussprüche der Reformatoren entnommen werden, wobei nothweudig dec einfache und unbestreitbare hermeneutische Saß zur Geltung kommen mußte, daß nicht alle die hier in Betracht kommenden Schriften von gleichem Werthe sein können, sondern daß Luthers und seiner reformatorishen Zeitgenossen An- sichten und Aussprüche über die borliegende Frage nach ibrer Authentizität und Jutegrität einer kritischen Würdigung zu unterziehen wären. Denn „das ganz unkritishe Verfahren (womit Luthers Aussprüche gesammelt und zusammengeftellt worden sind) trägt zum großen Theil die Sculd an der irrigen Ansicht, welche sich über Luthers Lehre in Ehesachen gebildet hat.“ Herr von Strampff klassifizirt die einzelnen bezüglichen Schrif- | „Richtig ist es, | daß Luther in einigen Materien - so in den Fragen, ob die Ehe ein Sakrament sei, und ob die bôsliche Verlassung als ScheidungSgrund an- | zuerkennen durch Zweifel und Bedenken bindurch zur Gewißheit ge- langt ist, und seine Ansichten nicht zu allen Zeiten die nämlichen gewesen | find. Dies ist aber nicht ein Hin- und Hershwanken, sondern der Gang einer ernsten besonnenen Forschung, welcher Schritt vor Schritt festeren Boden gewinnt.“ Um diese Entwickelung anschaulid zu machen, bat Herr von Strampff in jeder Lehre die einzelnen Stücke in chronologiscer Ordnung mitgetheilt, und hat es mit Recht für unerläßlich erachtet, den Text in gewissenhafter Treue nach den Originaldrucken zu geben. Von solchen Prinzipien ausgehend, bat der Herr Autor, „den bes» dingten Werth aller sriftliden und mündlichen Aeußerungen Luthers gern und freudig anerkennend,“ für das vorliegende Bub nur dasjenige benußt, was Lutber für die Oeffentlichkeit de- stimmt hatte. Die auf diese Weise mit Sachkunde und emfiger Kritif « zu Stande gebrahte Sammlung, welche freilih nach des Herrn von Strampff eigener Aeußerung nicht ausschließt, „daß manche Fragen mit noch größerer Bestimmthcit und Zuverlässigkeit fih beantworten lassen, wenn auf Schriften und Stellen zurückgegangen wird, welche hier, als unmittelbar nicht hergehdrig, nicht mitgetheilt werden konnten“, zer=- fällt in sieben Abschnitte, von denen der erste „Begriff, Wesen und Lob | des Ehestandes, wie derselbe chrifñlich begonnen und christlih geführt

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