1857 / 53 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Baden. Karlsruhe, 27. Februar. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst M ihael von Rußland hat sich gestern nah Rastatt begeben, um die dortigen Gestungswerke zu besichtigen, und ist am Abend wieder hierher zurückgekehrt. Der Kaiserlich - russische General von Todtleben ist vorgestern von hier wieder ab- gereist. - (B. B.)

Baiern. München, 27, Februar. Die seit dem 5. Ja- nuar hier versammelt gewesene Konferenz des deutsh-söster- reihishen Postvereins ist gestern am Schlusse ihrer Arbeiten angelangt, worauf sie von dem Vorstaud der Königlichen Verkehr- Anstalten, Freiherrn von Brü, seierlih geschlossen wurde. Heute hat die Mehrzahl der Mitglieder München bereits varigsfen.

(N. C.)

Nürnberg, 27. Februar, Gestern Nachmittag traf der Staatsminister der Justiz, von Ringelmaun, Präsident der hier tagenden Kommission zur Berathung des allgemeinen deutschen Handelsgeseßbuches, hier ein, Se. Excellenz wird dem Vernehmen nah einige Zeit den Berathungen der Kommission beiwohnen, welche ununterbrochen Sihungen hält und in ihrer Arbeit \chon weit fortgeschritten sein soll. (N. C.)

Desterreich. Wien, 1. März. Die heutige Wien. Ztg. veröffentlicht in ihrem amtlihen Theile Nachstehendes: Zu Folge amtlicher telegraphischer Mittheilung aus Mailand haben Se. k. kf. Apostolishe Majestät am 28. Februar d. J. die nachstehenden Al- lerhöchsten Handschreiben zu erlassen geruht : ;

„Lieber Feldmarschall Graf Radeßky! Mit jenem tiefen Pflicht- gefüble und der treuen Hingebung, womit Sie in dem Zeitraume von 72 Dienstjahren Meiner Armee als unübertroffenes Beispiel voranleuchten, haben Sie Mir au nun bei Meinem Eintreffen in Meinem Lombardisch- Venetianischen Königreiche mit edler Aufrichtigkeit die Bürde Jhres hohen Alters geschildert und zugleich die Bitte um Enthebung von dem Posten cines Armee-Kommandanten und General-Gouverneurs unterlegt.

„Jch habe dieser Bitte mit dem tiefsten Bedauern nur aus dem Grunde nachgegeben, weit Jhre Befreiung von so großer Last der Ge- \cäfte Mir allein die Hoffnung gewährt, Jhr Mir so theures und rubmvolles Leben noch für eine Reihe pon Jahren in ungetrübtem Woblsein erhalten zu seden. Jch befehle unter einem Alles an, was auf Jbre künftige persönliche Stellung Bezug hat. Sie werden stets in jedem Meiner Schldsser, sowohl zu Strà, Monza, in der Villa reale zu Mailand als zu Wien in Meiner Burg im Palaste des Augartens, dann zu Zeßendorf nah Jhrer Wahl Mein herzlih gern gesehener ‘Gast und Jh dadurch in der Lage sein, Mich, so oft ih es bedarf, Jhrer weisen Ausichten und Jhres erprobten Rathes erfreuen zu können. Und so mögen Sie noch lange Meiner Armee das lebendigste Vorbild unseres Nuhmes, gelicbt und geehrt von Mir und allen Oesterreichischen Herzen, -in der dankbarsten Erinnerung Jhres Monarchen, wie in Jhren eigenen glanzvollen Erin- nerungen den Lohn einer so thatenreihen Vergangenheit genießen.

Mailand, am 28. Februar 1857. Franz Joseph m. p.“

„Lieber Herr Bruder Erzherzog Ferdinand Maxiwilian!

„Um Meinen Unterthanen in dem Lombardisch-Venetianischen König- reiche einen besoudern Beweis Meiner regen Sorgfalt für ihr Wohl zu geben, habe Jh beschlossen, Euer Liebden im Vertrauen auf Jhre bisber dargelegte * vorzüglihe Umsiht zum General-Gouverneur des gedachten Königreicbes zu ernennen und Sie in dieser Eigenschaft als Meinen St. Uvertreter mit den nöthigen Vollmachten auszu- statten, damit Sie in der Lage find, Mich in diesem König- reiche würdig zu repräsentiren, über einen geseßzmäßigen und gerechten Vorgang, so wie über die rasche Förderung der Geschäfte in allen Zwei- gen der öffentlichen Verwaltung mit Erfolg zu wachen, in Allem, was die geistige und materielle Entwickelung des Landes betrifft, die fich erge- benden Bedürfnisse wahrzunehmen und in den zu deren Befriedigung die- nenden Maßregeln und Einrichtungen rechtzeitig und kräftig die Jnitia- tive zu ergreifen. Sie werden abwechselnd in Mailand und Venedig refidiren. Jh mache es Zhnen zur Pflicht, die Gewalten, welche Jch Jhnen hiemit anvertraue, Meinem Dienste und der Wohlfahrt des Landes, deren Hebung Mir sebr am Herzen liegt, unabgewendet zu widmen.

Mailand, am 28. Februar 1857. ranz of eph m. p.“

Ps baben Se. k. k. Apostolishe Majestät mit Allerhöchstem Ent- {luß rom 28. Februar d. J. den Feldzeugmeister Franz Grafen Gyulai zum Kommandanten der zweiten Armee und kommandirenden General

m- Lombardisch-Venetiarischen Königreiche, in Kärnthen, Krain und dem Küftenlande allergnädig| zu ernennen geruht.

__ Mailand, 22. Februar. Jhre K, K. Majestäten werden am 2. März Mailand verlassen und sich ie Ve- rona nach Mantua und von tort nach Cremona begeben, Jm BVenetianischen werden sona noh Treviso und Udine mit dem Aller- héhsten Besuch bechrt werten, worauf die Rückehr nah der Resi- e LD L 229 Erzherzog Ferdinand Maximilian kehrt jeßt

- Niederlande. Haag, 27. Fébruar. Wie fürzlich gemel= det wurde, hat die Zweite Kammer einstimmig Gn Ántrag f - von dem Minister der Kolonieen tie Mittheilung A verschiedenen Dikasterien, \o wie zwishen dem níal - ement und dem General «Gouverneur gewechselten

- bezüglich des neuen Reglements für die Presse in Ostindien zu tegehren. Jn der gestrigen Sißung wurde als

"und Kanton, zu thun gehabt hätte.

lichkeit für dense

Bescheid des Ministers ein Exemplar des erwähnten Reglements '

nebst dem Bemerken eingereiht, daß der Minister bereit sei, alle Erklärungen und Erörterungen zu geben, welche dem Art. 89 des Grundgeseges nicht widerstreitenz das er aber im Interesse des Staates selber die Mittheilung der verlangten Akten verweigern

müsse, Der Eindruck, den der neue Entwurf des Unterrichts=

Gesebes anfänglich macht, ist, nah den Zeitungen zu urtheilen, im Ganzen kein ungünstiger. Man findet, daß derselbe prinzipiell nicht abweicht von demjenigen, was das vorige Ministerium und die Majorität der Kammer gewollt haben, und zweifelt nicht an der

shließlihen Genehmigung, wenn auch mit einigen Modiffcationen. (Köln. Z.)

Großbritannien und Jrland. London, 27. Februar. Jm Palaste von St. James fand gestern das erste Lever der dies- jáhrigen Saison statt. Prinz Albert ‘hielt dasselbe im Namen ter Königin ab, da Ihre Majestät aus bekannten Gründen in dieser Saison bei keiner öffentlichen Feierlichkeit erscheint.

In der gestrigen Unterhaus-Sißung kam die chinesische An- gelegenheit zur Sprache. Cobden beantragte folgende Resolution: „Das Haus hat mit Bedauern bon den Streitigkeiten gehört, die sih zwischen deu britishen und den chinesischen Behörden auf dem Flusse bon Kanton entsponnen haben, und ist, ohne cine Meinung darüber auszusprechen, inwieweit die chinesishe Negierung England durh Nichterfüllung des Vertrages von 1842 Ursache zur Veshwerde gegeben haben mag, doch der Ausicht, daß sih aus den dem Hause vorgelegten Papieren kein hin- reichender Grund zu den in der Angelegenheit der Lorcha „Arrow“ er- griffenen gewaltsamen Maßegelu ergiebt. Ein Sonder- Ausschuß is zu er- nennen, welcher den Stand unserer Handels-Beziehungen zu China unter- suchen soll.“ Die Negierung, sagt der Antragsteller, würde ganz anders gehandelt haben, wenn sie es mit einer starken, statt mit einer {wachen Macht, z. B. mit Washington und Chbarleston, ftatt mit Peking n, Wie Lord Lyndhurst bewie- sen habe, sei die Lorcha „Arrow“ in keiner Beziehung ein britishes Fahr- zeug gewesen, und das Benehmen der britishen Behörden müsse er als ein durchaus gesezwidriges bezeichnen. Es liege durchaus fein Grund zu der Annahme bor, daß Gouverneur Veh die Engländer habe beleidigen wollen. Seine Korrespondenz trage den Stempel der Höflichkeit und Mäßigung, während die englischen Schriftstücke sih durch Anmaßung und Örobheit auszeihneten. Zudem sei es niht der Mühe werth, sich wegen ciner solchen Lapalie , wie der freie Eintritt der Engländer in Canton, in Feindseligkeiten einzulassen. La bo u chere vertheidigte die Negierung und hob unter andern den Umstand hervor, daß der französische und amerikanische Handelsftand die Auffassung der englischen Behörden in Bezug auf das Bench- men der chinesischen Beamten theile. Die: Regierung würde 1ih \{chämen müssen, wenn fie so fkleinmütbig gewesen wäre, sich ihrer Diener nicht anzunehmen, deren Lage eine sehr s{chwierige gewesen und deren Verhalten von den Vertretern fremder Nationen gebilligt worden sei. Sir Bulwers- Lhtton sprah für den Antrag Cobden's. Auch Lord J. Nussell griff die Negierung an. Er sei, bemerkte er, so geneigt wie möglich, die Ansichten und Wünsche der britishen Kaufleute zu Kanton zu respek- tiren, doch dürfe das Haus nicht unterlassen, bei dem - Urtheile, welches es in dieser Sache fälle, sich durch die Rücksichtnahme auf die Rechte, die Jnteresen und die Ehre des Landes leiten zu lassen. Die britischen Vehörden in Canton hätten eine shwere Schuld auf sich geladen, indem sie ohne hinreihenden Anlaß die freundshaftlihen Beziehungen Englands zu einem großen und volkreihen Staate gefährdet hätten und zur Lösung - einer Frage geschritten seien, welche sie, wie ein englisher Staats - Secretair ausdrüdcklih erklärt habe, nicht hätten entscheiden dürfen, ohne vorher bei der Negierung ihres Heimatlandes anzufragen. Man spreche viel davon, daß das Ansehen Englands behauptet werden müsse; allein er wünsche nicht, dasselbe behauptet zu sehen, wenn dies nicht anders ge- schehen könne, als dadur, daß man sich von Ehre und Redlichkeit los- sage. Lowe vertheidigt die Regierung und bemerkt, es sei in der De- batte zu biel Gewicht auf die Legalitäts-Frage gelegt worden. Es komme hauptsächlih auf den Animus der chinesishen Behörden an, und von böswilliger Gefinnung föônne man dieselben unmöglich freisprehen. So sehr er auch die Folgen des Bruches bedaure, falle doch die Verantwort-

i den nicht auf die britishe Regierung oder deren Diener. Die Debatte wurde hiernah auf die nächste Sißung vertagt.

28. Februar. Jn der gestrigen Unt erhaus-Sigung bemerkte als Antwort auf eine Frage Lord William Grabam's der Scha §- kanzler, England verlange von Sardinien für Lebensmittel, die es dem piemontesishen Heere geliefert habe, 17,000 Pfd. Sardinien jedoch berechne die dafür zu zahlende Summe [nur auf 15,000 Pfd., und die Sache sei gegenwärtig einer Prüfung unterworfen. Lord Palmerston erklärte, «s sei wahr, daß die Regierung den Krim - Kommissaren Sir J. M'Neil und - Tulloch 41000 Pfd. angeboten habe; doch sei von diesen Herren jede Remuneration zu- rüdckgewiesen worden. - Auf eine Frage Layard's über den Abschluß eines russfish-persischen Vertrages und über den Stand der zwischen Eng- land und Persien gepflogeven Unterhandlungen entgegnet Lord Pal- merston, er habe über den angeblichen Vertrag Erkundigungen bei dem rusfishen Gesandten am londoner Hofe, so wie bei dem Staatssecretair des Auswärtigen eingezogen, und der russische Gesandte habe die ganze Sache für eine Fabel erklärr. Was die Unterhandlungen mit Persien anbelangt, so seien dieselben noch nicht beendigt, und er hoffe, daß der ebrenwerthe Junterpellant unter den obwaltenden Umständen nicht auf Vorlegung der betreffenden Papiere dringen werde. Die Debatte über den die chinesischen Händel betreffenden Antrag Cobden's wurde durch Warren wieder aufgenommen, welcher, indem er fich gegen die Beschuldigung verwahrt, durch

für die Nesolution Cobden's zu ftimmen. Sir C. Napier vertheidigte das Benehmen des Admirals Sir M. Seymour. Lord Goderich sprach sich in einer dem Antrage Cobden's günstigen Weise aus. Die, Motion, meint er, werde die Wirkung haben, die Negierung zu größerer Sorgfalt bei der Wahl ihrer Agenten zu veranlassen. Sir J. Graham unter-

stügte den Antrag mit Wärme und sagt, er habe nie ein Votum abgegeben, |

das mehr mit seiner innigsten Ueberzeugung übereinstimme, als das, was er in dieser frage abgeben werde. Nachdem der Attorney-General gegen den Antrag Cobden's gesprochen, wurde die Fortseßung der Debatte auf nächsten Montag vertagt.

Frankreich. Paris, 27, Februar. Jn der vorgestrigen Sizung des geseßgebenden Körpers zeigte der Präsident an, daß der Entwurf Les militairischen Strafgeseßbu@hes bereits dem Drude übergeben sei und daß jeder . Deputirte in wenigen Tagen ein Exemplar desselben empfangen werde, Jm „Moniteur“ wird heute der Beschluß des Generalrathes der Bank von Frankreich veröffentliht, wonach sie, von heute ab, Effekten von 90 Tagen Verfallzeit diskontir. Die in der vorjährigen Session von den Generalräthen abgegebenen Gutachten sind jeßt im Drucke erschienen. Man ersieht daráus , daß sieben-Generalräthe sich entschieden für den Freihandel ausgesprochen haben z sehs Generalräthe verlangen, daß das Verbot ganz aus unserem Tarife vershwinde, um durch ein System gemäßigter Schupzölle erseyt zu werdenz zwei Generalräthe dringen auf unbedingte Beibehaltung der Verbote, der Rest aber hat über diese wihtige Frage gar kein bestimmtes Gutachten abgegeben, Paris wird in nicht ferner Zeit eine sehr \{öne Kirche für den griechishen Gottesdienst be- sißen. Der Bau geschieht auf Kosten der russishen Regierung und das unweit der Elysäischen Felder gelegene Grundstück ist schon angekauft. Die Messe wird in dieser Kirche an drei Altären in griechischer, russisher und französischer Sprache gelesen werden,

Das Museum der Souveraine im Louvre wurde durch eine Sammlung werthvoller Handschriften und Bände bereichert. Eines der interessanteften Manuskripte ist eine Bibel, welche Karl der Kahle im Jahre 850 von den Mönchen der Abtei Tours zum Ge- \chenk erhielt. Viele der vornehmen Bewohner des Faubourg St. Germain {ließen sich der von Marseille nah dem heiligen Lande abgehenden Pilgerfahrt an. Aus Marseille vom 26. Februar wird geschrieben, daß die russishe Fregatte „Olaf“ Tags vorher dort vor Anker ging.

28, Februar. Gestern besuchte Feruk Khan, von seinem Gefolge begleitet, die Marschälle Pelissier, Canrobert, Bosquet und Magnan. Unmittelbar vorher hatte er einen Courier nah Teheran abgeshickt, der dem Schah die Kunde von dem bevorstehenden günstigen Abschlusse der Unterhandlungen mit England überbringt. Eine Antwort des persischen Kabinettes in Bezug auf diese Unter- handlungen wird nicht erwartet, da Feruk Khan bekanntlih mit unbedingten Vollmachten versehen ist, Der hiesige spanische Ge- sandte hat die ihm zugegangene Cirkularnote ies madrider Kabinettes in Betreff des Zerwürfnisses mit Mexiko vorgestern dem Grafen Walewski mitgetheilt. Jn den Faubourgs haben in Folge des 24. Februar einige Verhaftungen stattgefunden z in der Naht waren mehrere Kränze am Fuße der Bastille-Säule niedergelegt worden. Sehr angelegentlih beschäftigt man sich fortwährend mit der Mobiliarsteuer, die gegenwärtig im Staatsrathe erörtert wird. Noch ist nichts entschieden; man glaubt jedoch, daß der Kaiser, da diese Steuer mit seinem Systeme in engster Verbindung steht, ihr \{werlich entsagen werde, und es heißt sogar, daß er der Staats- rathssibung, wo man definitiv über die Frage berathen wird, per- söónlih prásidiren werde, um die Lösung zu beschleunigen. Die große Karte von Frankrei, worän unter Leitung des Mriegs- Ministeriums {hon seit 30 Jahren gearbeitet wird, soll endli in diesem Jahre fertig werden. Nur 15 der 257 einzelnen Karten, aus denen sie bestchen wird, find nah anzufertigen. Amtliche Berichte ergeben, daß im Januar 1857 die Einfuhrzölle 13,804,112 Fr. betrugen, während sie im Januar 1856 nur auf 11,105,208 Fr. fich beliefen. Die Zunahme trifft besonders geistige Getränke, Kaffee, Zucker und Seide.

Spanien. Eine Depesche aus Madrid vom 27. Februar lautet: „Durch Dekrete der Königin ist der Orden des goldenen Vließes dem Czarewitsch, ältestem Sohne des Kaisers von Rußland, \o wie Jhrer Majeslät d er Kaiserin von Rußland der Groß-Cordon des Maria-Louisen-Orde ns verliehen worten, Der Entwurf eines postalishen Vertra ges zwishen Spanien und Frankreich ist nach Paris abgeschickt worden, um der Regierung unterbreitet zu werden.“

Ftalien. Nizza, 28. Februar. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Württemberg, die am 26. d. Abends 7 Uhr auf dem Dampschiff „Olaf“ von Marseille absegelten, sind nach einer sehr {lehten Ueberfahrt gestern Abend

9 Uhr in Villa franca angekommen, von wo aus sie ihre Reise so-

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“factióse Motive geleitet zu werden, erklärt, er halte es für seine Pflicht,

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gleich fortgeseßt haben und halb 11 Uhr ‘in Villa Avigdor bei der

Kaiserin Mutter angekommen sind.

Der „Olaf“ ist sofort nah Genua abgesegelt, wo er den Ad- miral , Großfürst Konstantin, an Bord nehmen wird. Der Großfürst wird morgen früh Genua verlassen, um sich hierher zu

"begeben,

Nom, 21. Februar. Das gestern bekannt gemachte Dekret der Congregatio Indicis gegen A-G ünther war bereits am 8ten

* Januar votirt; doch mit der Veröffentlihung wurde bis gestern

gezögert. Denn der heilige Vater wollte ausdrücklih; daß Günther von dem Urtel der Congregation in der schonendsten Weise benach- richtigt sei, ehe es unter den gewöhnliden Formalitäten zur Kennt- niß des Publikums gebracht würde. Auf diese außerordentliche Rücksicht hin hat der verurtheilte Philosoph unterm 10. Februar ein Schreiben an Se. Heiligkeit den Papst gerichtet mit der An- zeige, daß er sih der Sentenz unterziehe." (Köln. Ztg.)

Türkei. Aus Marseille, 28. Februar, wird die Ankunft von fonstantinopeler Nachrichten vom 19, Februar telegraphirt. Ein Kaiserlicher Jrade hat die Bildung eines Gendarmerie-Corps nach französishem Vorbilde endlich zu einer Thatsache erhoben. Kabuli Efendi und Kiamil Bey sollten erst am 21sten nah Jassy und Bukarest mit den Fermans zur Einberufung der Divans ad hoc abreisen. Die Verhandlungen des -Tansimat-Ausschusses über die Zulassung der Nicht-Muhamedaner zum türkischen Heere dauern noch immer fort, da manu noch immer zu keinem festen Grundsaße fommen fann.

Nußland und Polen. St. Petersburg, den 20. Fe=- bruar, Durch einen Tagesbefehl des Kriegsministers wird auf Be- fehl des Kaisers ten ins Ausland reisenden. Offizieren zur Pflicht gemacht, gleichwie das in allen anderen Staaten üblich ist, ihre über Militairwesen im Auslande gesammelten Bemerkungen dem Kriegsminister zu überreichen, damit man daraus ersehen könne, ob ihre Reisen von Nußen gewesen: Es versteht sich von selbst, daß es ih hier nur um solhe Offiziere handelt, die \peciell dieses Zwedes wegen ins Ausland geschickt werden, niht aber um Offi=- ziere, die wunden- oder kfrankheitshalber Bäder besuchen. Das Alexander - Cadetten-Corps is} bereits ge\s{hlossen und noch einige andere Militair-Justitute sollen geschlossen werden. (H. B. H.)

Amerika. New - York, 14. Februar. Jm Repräsentan- ten-Hause zu Washington hat Washburn aus Maine im Namen der Majorität des Wahl - Ausschusses Bericht erstattet über die Vertretung von Kansas und erklärt, daß Mr. Whitefield nicht berechtigt sei, seinen Siß als Abgeordneter für jenen Staat im Hause einzunehmen, Der Staats-Secretair (Minister des Auswärtigen) hat dem Kongresse die Bewilligung von 8000 Dollars zur Unterdrückung des Sklavenhandels nach dem in der Akte des Jahres 1819 niedergelegten Prinzip anempfohlen und sih günstig für das Gesuch des amerikanischen Colonisations- Vereins ausgesprochen, 30,000 Dollars. für den gleihen Zweck zu bewilligen, Mehrere russische Beamte sind hier angekommen, um die amerikanische Schiffsbaukunst, und zwar namentlich die neuen amerikfanischen Dampf-Fregatten zu studiren. Jm Senate zu Missouri ist eine Resvlution durchgegangen, welche die Emancipa- tion der Sklaven in jenem Staate für unausführbar, unpolitis, unweise und ungerecht erklärt, Ein amtlicher Bericht giebt die Stärke der Miliz der Vereinigten Staaten mit Ausschluß von Jowa, Oregon, Washingten, Nebraska und Neu- Mexiko auf 2,716,094 Mann an.

Den lebten Berichten aus Nicaragua zufolge war Walker von allen Seiten eingeshlossen. Der „Panama Star“/ jedoch hält seine Lage keineswegs für verzweifelt. Wie aus Mexiko, 29sten Januar , gemeldet wird, hatten die Insurgenten von Potost ‘eine Niederlage erlitten und waren versprengt worden. Man befürchtete einen neuen Freibeuter - Einfall auf Nieder - Californien von San Francisco aus.

Asien. Aus Macao, 15. Januar, bringt der „Moniteur de la Flotte‘ eine Korrespondenz, worin bestätigt wird, daß der pekinger Hof seit Beginn der cantoner Händel zum ersten Male ein Lebenszeichen von sih gegeben und den Mandarinen, die als Gouverneure der fünf den Fremden geöffneten Häfen vorstehen, Befehl zur größten Strenge gegen die Engländer ertheilt hat. Seitdem zeigte sich überall der Pöbel zu Thätlichkeiten aufgelegt, so daß die Befehlshaber der europäischen Kriegsschiffe zum Schuße ihrer Landsleute wirksame Maßregeln getroffen haben. Jn Stadt und Umgegend von Canton herrsht eine Anarchie, von der man s{ch in Europa kaum eine Ahnung. machen kann, In Hongkong war Mitte Januar Ruhez die englishen und die französischen Kriegsshiffe hatten fortwährend Truppen - Abtheilungen am Landez . die Mehrzahl der Europäer hatte sich als Miliz organisirt und unterstüßte die Truppen in Aufrechthaltung der. Ruhe. Jn Folge

des lepten bei dem englischen Geshäftskräger in Hongkong gehalte-