1857 / 128 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Schweden, der zweite Sohn des regierenden Königs, traf heute Mittag auf dem Dampfschiff „Bore‘/ von Stockholm hier ein. Nah einem Aufenthalt von mehreren Stunden seßte der Prinz seine Reise nach Wiesbaden fort, (Lüb. Ztg.)

Sachsen. Dresden, 31, Mai. Das gestrige „Dresdener Journal‘ publizirt eine Verordnung, betreffend die Ausgabe fremder Banknoten | im Königreih Sachsen. Danach sollen dafelbst vom 4. September d, J. an nur die Noten solcher Banken zugelassen werden, welche im Königreiche Auswechslungskassen haben werden, Es sollen diese Kassen gehalten sein, Apoints bis 100 Thaler sofort, größere Stücke binnen 3 Tagen einzulösen.

Frankfurt , 30. Mai. In der Bundestagssißung vom 28. Mai l. J. überreichte der Königlich baierische Gesandte die Rechnung über die Kosten des Unterhaltes und der Verwaltung der Bundesfestung Landau imEtatsjahre 1855956, mit dem Antrage, na Prüfung derselben den auf die Bundeskasse entfallen- den Antheil der Kosten zu erheben und zurückzuvergüten. Es wurde dieser Antrag an den Ausschuß in Militairangelegenheiten über- wiesen. Dieser Aus\{huß legte sodann die von dem neuernannten Vice-Gouverneur der Bundesfestung Ulm ausgestellte Eidesurkunde vor, welche rihtig befunden und in das Archiv hinterlegt wurde. Auf Vertrag des nämlichen Ausschusses über die Rechnungen der Bau- und der Geniedotationskasse der Bundesfestung Rastatt aus den Jahren 1852 bis 1854 ermächtigte die Versammlung die Militair - Kommission, über diese Rechnungen Erledi- gungsbescheide zu ertheilen.

festungen Mainz, Rastatt und Ulm erforderlichen Mittel und begutachtete deren Aufbringung, Ueber die von ihm desfalls ge- stellten Anträge wird nah vier Wochen abgestimmt werden. Bekanntlich is im verflossenen Jahre von der herzogl. nassauischen Regierung eine Beshwerde über Störung der Schifffahrt auf dem Rheine durch mehrere von der großh. hessischen Regierung angeordnete Uferbauten erhoben worden. Die desfallsige Differenz ist inzwischen durch ein von den genannten beiden hohen Regie- rungen abgeschlossenes Uebereinkommen über die nach einem ge- meinschaftlich ausgearbeiteten Plane am Rheine auszuführenden Correctionsbauten gehoben wörden, und es machte der be- treffende Vermittlungsaus\shuß der Bundesversammlung hiervon Anzeige, welche zur Kenntniß genommen wurde. Schließlich gewährte die Versammlung einem vormaligen Marinebeamten den Fortbezu verwilligten Subvention auf ein weiteres Jahr. (Fr. Bl.)

Hesterreih. Wien, 30. Mai, Die ältere Tochter des Kaisers, die Erzherzogin Sophie, ist gestern Abend 945 Uhr in Ofen gestorben. Der Kaiser und die Kaiserin sind heute Nach=- mittags um 5 Uhr hier eingetroffen. i

Belgien. Brüssel, 30. Mai, Ruhe und Ordnung sind

estern Abend auf keinem Punkte der Hauptstadt gestört worden. Fine ziemlich bedeutende Menge, meist aué Neugierigen bestehend, bewegte sih in den Straßen, ohne jedoch feindseliges Geschrei aus- zustoßen oder irgend eine Manifestation zu begehen, Reitende Gendarmen durchzogen während des ganzen Abends nach allen Richtungen die Stadt. Die 3te Legion der Bürgergarde war von 64 Uhr ab auf dem großen Plaße versammelt und erhielt um 404 Uhr die Ordre, sich zurückzuziehen. Die Untersuchung wegen der Unruhen, die gls „Attentate gegen die konstitutionelle Autorität der Kammern’ bezeichnet werden , ist, wie man versichert, bereits eingeleitet und {on sind mehrere Verhaftungen ersolgt.

Als heute die Sibung der Deputirtenkammer eröffnet war, verlas der Minister des Innern eine königlihe Verordnung, wo- nach die Kammer der Repräsentanten und der Senat auf unbe- stimmte Zeit vertagt sind. i

Großbritaunien und Irland. London, 29. Mai. Jn der geftrigen Oberhaus-Sißung kam die Ehescheidungs- Bill im Comité zur Berathung. Der Bischof von Oxford beantragt das bon ihm angekündigte Amendement zu Art. 43. Diesem Verbesserungs - An- trage zufolge soll es dem sreien Ermessen -der Geistlichen der Kirche von England anheimgestellt werden, ob fie bei Geschiedenen, die geseßlich das Necht haben, wieder zu heirathen, die Trauung vollziehen wollen. Der Lordkanzler sprah gegen, der Earl von Carnarvon für das Amendement. Lord Campbell betrachtete dasselbe als höchst ge- fährlih. Ob die Vill durhgehen werde, bemerkte er, lasse fh un- möglich vorhersagen. Sei sie aber einmal durchgegangen, so sel fic Landesgeseß, und alle Unterthanen der Königin seien verpflichtet , ihr zu gehorchen. Der Bischof von Bangor bemerkte, der Clerus übe bei Vollziehung der Trauungs - Ceremonie nur eine ministerielle Pflicht aus und habe den Landesgeseßen zu gehorchen, statt seine persönlichen Mei- nungen zu Rathe zu ziehen, Auch der Bischof von London sprach gegen das Amendement, namentlih gegen die Eingangsworte: „Da nah dem Gescpe dieses Reiches und der Kirche das Band der Ehe bisher unauf- lôslicd) gewesen ist“, da dies seines Wissens weder eine richtige Juter- pretation des Kirchens noch des Landesgesepes sei. Der Bischof von O x for d erklärte A diese Worte wegzulassen ; das Amendement kam in dieser ver- änderten Gestalt zur Abstimmung und wurde mit 78 gegen. 26 Stim- men verworfen. Es kam hiernach Artikel 44, welcher sich auf die Ehebruchs-Prozesse bezieht, an die Neihe. Die Acuions for criminal con- versation werden durch die Bill nicht abgeschafft, sollen jedoch in Zukunft

Der Militairaus\{chuß berichtete | ferner über die zu Sicherstellung der Proviantirung der Bundes- |

der ihm seit Beendigung seines Dienstverhältnisses |

| Staaten zugefertigt | Gegenstand der

erst nach erfolgter Scheidung stattfinden. Lord Lyndhurst stellte ein Amendement, welches einer vollständigen Aufhebung der AÁctions for cri. minal conversation gleichfommt. Der Bischof von Oxford meinte, eg würde bloßer Zeitverlust sein, diese Frage zu erörtern, wenn man nicht vorher an die Stelle der erwähnten Prozesse ein anderes Verfahren sege welches für den schuldigen Theil eine Strafe im Gefolge habe. Unterlasse man dies, so vergrößere man unter den niederen Volksklassen jedenfalls die Versu- chung zum Ebebruch. Lord Ly ndhur st entgegnete, er habe blos desbalb kein Surrogat für jene Prozeßform vorgeschlagen, weil Lord St. Leenard's gewisse Vorschläge in Bezug auf diesen Gegenstand angekündigt habe. Eine Art Compromiß-Vorschlag des Earl von Derby, dahin lautend, daß die Worte, deren Ausmerzung Lord Lyndhurst beantragt hat, weggelassen werden, und statt dessen die Eingangsworte eines von Lord St. Leonards angekündigten Amendements aufgenommen werden sollen, wurde ange: nommen. Jn dieser veränderten Gestalt besagt Artikel 44, daß hinfort keine Entschädigungsklage wegen Ehebruchs mehr stattfinden darf, daß jedo derjenige, welcher Ehebruch mit einer verheiratheten Frau begeht, sich eines nah englishem Rechte unter den Begriff „„mizdemeanous“ fallenden Vergehens \{uldig macht. Die übrigen Artikel der Bill, o wie der Eingang derselben, wurden hierauf angenommen.

Jn der Unterhaus-Sißung entgegnete Lord Palmerston aufeine die neuenburger Angelegenheit betreffende Frage Kinnaird's: Es ge- reiht mir zur Freude, meinen ehrenwerthen Freund und das Haus davon in Kenntniß zu sehen, daß sowohl die s{chweizer Cantone, wie der König von Preußen, einem Vertrage ihre Zustimmung gegeben haben, welcher, wie ih glaube, vor einigen Tagen wirklich unterzeichnet worden ist, und daß wir die Streitfrage als in befriedigender Weise beigelegt betrachten dürfen.

20. Mai. Das Oberhaus hielt gestern feine Sißzung. Jm Unterhause interpellirte Herr Disra eli die Regierung über die Ur- sache der Nicht-Ratifizirung des Clarendon-Dallas- Vertrages. Lord Pal- merston machte darauf bemerklich, daß im Verlaufe des vorigen Som- mers zwei Verträge über die centralamerikanishen Verhältnisse abge- {lossen worden seien , der eine mit Honduras, welcher unter Anderm die bedingungsweise Abtretung der Bai-Jnseln an Honduras ausge sprochen habe, der andere mit den Vereinigten Staaten, der zu einem Theile die Negulirung der Differenzen zwischen Costa Rica und Nicaragua und die Sicherstellung der Moéquito - Jndianer , zum andern Theile die Anerkennung des durch den Traktat zwischen England und Honduras geschaffenen neuen Zustandes bezweckt habe. Die bciden Tractate seién zur Ratification nah Honduras und- Washington geschickt worden. Von Honduras habe man keinerlei Rückantwort erhalten, Der mit den Vereinigten Staaten abgeschlossene Vertrag sei von dem Senate der Vereinigten Staaten modificirt und in dieser Gestalt nach England zu rückgeschickt worden. Obgleich die Abänderungen nicht unbedeutend seien, so habe die britische Negierung ihre Einwendungen dagegen doch aufge gehen, bis auf einen Punkt, nämlih das Verlangen, daß England die Bai-Inseln ohne alle Bedingung an Honduras cediren solle, Die Regierung habe in dieser Beziehung einige Modificationen in Vorschlag gebracht, welhe der Regierung der Vereinigten worden seien, und die Sache sei jeßt noch Unterhandlung. Das Haus nahm darauf in der General - Comité die Bill wegen der Mitgift der Prinzeß Royal an, nachdem (wie shon auf telegraphischem Wege berichtet worden ist) Herrn B owyer 's Amendement, die Jahres-Nente cessiren zu lassen, so- bald die Prinzessin Königin von Preußen werde, zurückgezogen worden war. Nach einer langen, von Herrn Ellice provocirten Debatte über den \{lechten Zustand der Jrren - Anstalten in Schottland, welche das Versprechen der Regierung zur Folge hatte, eine Bill zur Abhülfe der Uebelstände einzubringen, wurde die General-Comité-Berathung über dit Voranschläge für das Heer fortgeseßt, und die Bill wegen Aufhebun; des sogenannten Ministers Money in Jrland pasfirte die Comité.

31. Mai. Der Großfürst Konstantin ist gestern Mittag in Osborne eingetroffen und wurde von dem Prinzen Albert und dem Prinzen von Wales empfangen. Der Großfürst wird bis mor- en daselbst verbleiben. Die Lords Palmerston und Clarendon be- Anden sich ebenfalls in Osborne. Am Dienstage wird die Königin

nackch London kommen.

Frankreich. Paris, 29, Mai. Die Depesche des General- Gouverneurs von Algerien lautet: Wir haben am 24, Mai ein glänzendes Gefecht gegen die Beni-Raten bestanden. Jhre sämmi- lihen Positionen wuden genommen. Der Courier überbringi! Jhnen meinen Bericht.“ Dem „Moniteur Algerien“‘ zufolge unter- warf sch am 22, Mai die Stadt Dschemma Saharidsche, der Hauptort der Beni-Fraussen, auf Zureden und Einfluß eines treu- gebliebenen Stammes, den Franzosen. Da mehrere Tage die Land- \{chaft mit Nebel bedeckt und die Wege durch Unwetter erweict waren, so erfolgte erst am 24, Mai, Morgens, der Angriff gegen die Beni-Raten von drei Seiten zugleich, und nah kaum zweistündigem Kampfe waren die Franzosen bereits im Besiße der Anhöhen. Um so- fort das Ziel, welches die französische Regierung in Algerien anstrebt, zu vexanschaulichen, beginnt der „Moniteur“ heute einen ausführlichen Bericht des Kriegsministers an den Kaiser über den Stand der Verwaltung der arabishen Bevölkerungen in Algerien während des Jahres 1856. „Jm französishen, ja, man darf wohl sagen, im europäischen Interesse,“ heißt es im Eingange, „haben wir eine Gesellschaft zu organisiren, die Colonisation zu gründen, die Natur- chäße des Bodens auszubeuten und unseren Erzeugnissen neue Märkte zu verschaffen, Das amtliche Blatt zeigt summaris den (bereits gemeldeten) Schluß der Session von 1857 anu und

giebt die Schluß-Anrede des Präsidenten Schneider, Der „Mo-

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niteur‘’ bringt ferner das Kaiserliche Dekret, wodurch der Senats- Beschluß wegen Veränderung des Artifels 35 der Verfassung bestätigt wird. j

31, Mai. Dem im gestrigen Moniteur erschienenen faiser=- lihen Decrete aus St, Cloud, 29, Mai, wodurch nach Art. 46 der Verfassung der geseßgebende Körper als „an das legte Jahr seines Mandates angelangt“‘“, aufgelöst wird , schließt sih ein zweites von gleichem Datum an, wona fraft Decrets vom 2. Februar 1852 und Senais-Beschlusses vom 29. Mai 1857 die Zabl der von den Departements für die Periode von 1857 bis 1862 zu wählenden Abgeordneten auf 267 festgeseßt wird. Durch ein drittes Decret werden die Wahlcollegien auf den 21., die cor- sischen auf den 28. Juni mit dem Bemerken einberufen, daß, wo nach Artikel 8 des organishen Decrets eine Veränderung der am 31. März aufgestellten Wahlliste stattzufinden hat, die Maires fünf Tage vorher dieselbe zu veranlassen haben, ferner daß die Abstimmung in allen Gemeinden zwei Tage offen bleibt und die allgemeine Prüfung der Stimmen im Haupt-Depar= temental-Orte in öffentliher Sipung durch eine aus drei, in Paris aus fünf Departemental-Räthen bestehende Kommission erfolgen soll, Der „Moniteur‘“ vom heutigen Tage veröffentlicht ein Rund= {reiben des Ministers des Jnnern an die Präfeften in Betreff der neuen Wahlen zum geseßgebenden Körper, „Der Kaiser“, so beginnt der Minister des Junern seine Instruction, „beruft neun Millionen Wähler und fordert von Allen ein freies und ge=

sebmäßiges Votumz es ist daher nöthig, daß Sie die Haltung und

die Grundsähe der Regierung kennen. Eine starke und populaire Regierung sagt rund heraus, was ste denkt und willz in Betreff der Wahlen will der Kaiser die freie und aufrichtige Ausübung des allgemeinen Stimmrechts z die Wahllisten sind auf bréiter, frei- sinniger Basis aufgestelltz jeder, der das Recht hat, konnte seine Zulassung erwirkenz 9,521,220 Bürger sind eingeschrieben. Am Tage der Wahl wird das Votum geheim seinz die Wahlzettel werden vor Aller Augen geöffnet ; die Wahrheit und Unabhängigkeit der Abstimmung ist daher garantirt,“ Angesichts dieser sür Jeden gesicherten Freiheit darf die Regierung allein nicht stumm und gleichgültig bleibenz „sie wird dem Lande unumwunden die Namen bezeichnen, die ihr Vertrauen haben und das der Bevölkerungen verdienen scheinen; wie sie den Deputirten die Geseße vorschlägt, so soll sie den Wählern die Kandidaten vorschlagen, und diese wer- den dann ihre Wahl tresen.“ Eine beträchtliche Anzahl durch Ver=- mögen, Verdienste und Ansehen ausgezeichneter Männer hat um offizielle Kandidaturen bei den Wahlen nachgesucht ; aber eingedenk der Thronrede bei Eröffnung der Session von 1857 , worin die Deputirten für ihre dem Lande und der Freiheit felbst seit 1852 geleisteten Dienste die glänzendste Anerkennung finden, hat die Re- gierung, mit einigen durch besoudere Verhältnisse ge=- botenen Ausnahmen, es für gerecht und politisch klug er- achtet, zur Wiedererwählung alle Mitglieder einer Versammlung zu empfehlen, die den Kaiser so trefflich unterstüßte und dem Lande diente, Diesen offen, bekannten, entschlossen unterstüßten Kandidaten gegenüber werden die gegnerishen Kandidaten ungehindert aufs- treten. Der Minister des Innern rechtfertigt sodann die Wahl- geseßgebung gegen mehrere, neuerdings erhobene Klagen und zeigt, daß der Wähler und der Wählvare vollkommen Freiheit haben, dieser als Kandidat aufzutreten, jener seine Stimme zu geben und ihn seinen Mitbürgern zu empfehlen. „Sollten jedoch die Feinde des bffentlihen Friedens diese breite Basis der Wahlgesebz= gebung zu einer aufrührischen Protestation benußen und daraus ein Werkzeug der Unordnung machen wollen ‘“, so werden die Präfekten an ihre Pflicht gemahnt, und die Gerichte werden ihre Pflicht niht minder streng ausüben, Judeß selbst dann soll die Unterdrückung solher Uebertretungen der Freiheit des all- gemeinen Stimmrechtes nicht zu nahe treten, „die der. Kaiser stets mit Vertrauen aufruft, Als 1851 und 1852 acht Millionen Stimmen ihm die Krone und die Geschicke des Landes übertrugen, bekundete sich in dieser glänzenden Abstimmung die mit Stolz ge- paarte Liebe Frankreichs zur Dynastie der Napoleonenz heute strahlt der populäre Ruhm der Bonaparte's in demselben Glanze z aber es treten sechs Jahre einer segensreihen ruhmvollen Verwaltung, die Lorbern des Krieges und die Früchte des Friedens, so wie ein unermeßliher materieller Aufschwung hinzu.“ „Die Wirklichkeit übertrifft die Hoffnungen !““ Solche Ergebnisse werden von den loyalen Bebauern der Fluren, von den einsihtigen Arbeitern der Städte gewürdi ztz sie, welche die breite Basis des allgemeinen Stimmrechts bilven, empfinden tief die stete Fürsorge des Kaisers für sie und die großen Dinge, die derselbe für das Land vollbringt. Sie „haben das Kaiserthum gemacht, sie licben es, sie würden es im Nothfalle zu vertheidigen wissen‘; sie sollen sämmtlich zur Abstimmung berufen werden, und ihnen soll der Präfekt vorstellen, „wie wichtig es sei, daß sie noch einmal dur die Massen ihrer Stimmen die ganze Kraft dieser Regierung, die sie gegründet haben, darlegen““, vor dieser unermeß- lihen Volkskundgebung wird die Minorität der feindlichen Parteien, wenn sie sih zeigen sollte, verschwinden, und es wird für die Welt ein großer und beredter Anblick sein, wenn neun Millionen Wähler

in einem jüngst noch so leiht aufzuregenden Lande friedlich auf den Ruf des Kaisers sür sechs8 weitere Jahre ihren Os die Sendung übertragen, ihn in seinen steten Bemühungen für Frank= reihs Ruhm und Wohlergehen zu unterstüßen. Dies seien, chließt das Rundschreiben, die allgemeinen Betrachtungen, die bei Leitung der Wahl-Operationen zur Richtschnur dienen könnten.

Spanien. Madrid, 26. Mai. Der „Gaceta“ wird ge- meldet: „Gestern um 6 Uhr Abends empfing die Königin, im Bei- sein des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten und der hohen Hosbeamten, in Privat-Audienz den Fürsten von Galißin, außer- ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Sr. Majestät des Kaisers aller Reussen, Der Fürst überreichte seine Beglaubi- gungsschreiben und richtete an die Königin folgende Rede :

Senora! Jndem ich zum ersten Male, im Namen meines Gebieters vor Ew. Majestät trete, möge es mir gestattet sein, der alten Sympa- thieen zu erwähnen, welche Nußland und Spanien verbanden und ver- binden, obwohl diese Länder an den beiden entgegengeseßten Grenzen Europa's liegen. Ew. Majestät wissen wohl, wie groß die Theilnahme des Kaisers, meines Herrn, für die Wohlfahrt der edlen ritterlichen spa- nischen Nation und für den Nuhm Jhrer Negierung ist. Jch brauche darüber nichts weiter zu sagen ; die mir anvertraute Mission ist hiefür ein Ae A ih aber werde mich glücklich preisen, wenn es mir durch eifrige Erfüllung meiner Pflichten geli j i Zufriedenheit Ew. Majestät zu A E E A

I O erwiderte:

Jch vernahm mit wirklicher Befriedigung die Ausdrücke der Freund- shafts- und Sympathie-Gefühle, welche für id und das E der erlauchte Souverain hegt, den Sie bei mir repräsentiren. Sie köôn- nen Sr. Kaiserlichen Majestät versichern, Herr Minister , daß ich' nichts versäumen werde, um mit aufrichtigstem Herzen diese Gefühle zu er- wwiedern und um die Bande zwischen beiden Völkern, beide so würdig, sih gegenseitig hohzushäzen, noch enger, dauernder zu schließen. Es sreut mich, daß die Wahl Sr. Majestät des Kaisers Sie traf, Sie, einen seiner ergebensten, ausgezeichnetsten Diener, und ich hoffe, daß das offene freundschaftliche Bestreben meiner Regierung, die kordialsten Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu erhalten, es Jhnen leicht machen wird, die Jhrer Erfahrung und Klugheit anvertraute Misfion zum beiderseiti- gen Vortheile auszusühren.

] Nach dieser Ceremonie begab sich der Fürst in einen Salon ves Palastes, wo si die Königin und ihr hoher Gemahl befan- den, Der Kaiserliche Gesandte überreihte Jhrer Majestät die Jn- signien des Großkreuzes in Brillanten des St. Katharinen-Ordens, welches die Kaiserin = Mutter Ihrer Majestät übersendet. Ferner überreichte er dem Könige, im speziellen Auftrage des Kaisers, die Insignien des Kaiserlichen St, Andreas-Ordens, der alle anderen Orden des Reiches in sih \{chließt, welhe er dem Könige gleichfalls zustellte, Bei diesem Anlasse richtete der Fürst Namens des Kaisers und der Kaiserin sehr ausdrucksvolle Worte an die Königin, welche

mit großem Wohlwollen aufgenommen wurden,

Aus Madrid vom 29, Mai wird telegraphi emeldet: „Die allgemeine Volkszählung is sehr weit aen a das Ergebniß wird bald bekannt sein ; man s{lägt es auf 17 Millionen an. Das Journal „Epoca‘’ versichert, daß das Gerücht von der Rückberufung des Generals Concha von Cuba unbegründet sei. ‘“

“Italien. Die Kaiserin-Mutter von Rußland kam am 26, Mai gegen 4 Uhr Abends zu Chambery an und sebte ihre Reise nah Aix fort, wo sie glänzend empfangen wurde,

Türkei, Aus Marseille wird die Ankunft der levantinischen Post mit Nachrichten aus Konstantinopel vom 21, Mai tele, graphirt, Da die Angriffe gegen das Eigenthum fortdauern und sogar die Bazars angegrisfen wurden, so hat die Pforte die Ver- treter der auswärtigen Mächte zur Ernennung von Bevollmächtig- ten aufgefordert, damit man sih über Maßregeln gegen die meistens durch Ausländer verübten Verbrechen verständigen könne.

Konstantinopel, 23, Mai. Die türkisch - russische Grenz= regulirungs - Kommission begab sich vou Trapezunt nah Erzerum. Naib Emin Pascha ist auf seiner Reise von Circassien nah Kon- stantinopel in Trapezunt angekommen. Das ionishe Parlament wurde am 20sten d, M. in Korfu eröffnet. Die Telegraphenlinie von Adrianopel nach Philippopel wurde dem allgemeinen Verkehr übergeben, doch werden nur Depeschen in türkischer Sprache ‘au- genommen,

: Leipzig, 30. Mai. Leipzig-Dresdener 289 Br,, 288 G. Löbau- Zittauer Lüt. A. 60 Br., 594 G.; do. Litt. B. —, Magdeburg - Leip- ziger I. Em. 261 Br.; do. Ul. Em. —. Berlin - Anhal:ische —. Berlin - Stettiner —. Cöln - Mindener —. Thüringische 124% 6G. Fritdr. - Vith. Nordbahn —. Aliona- Kieler —. Anhalt - Dessaüer Landesbank - Actien Lit. A. u. B. 120 Br.; do. Lit’. C. 118 Br. Braunschweigisehe Bank-Actien 4124 Br, VVeimarische Bank-Actien 114 Br. Oeésterreichische Sproz. Metalliques 815 Br. 1854er Loose —. 1854er National-Anleihe 82% G. Preussische Prämien-Anleihe —.

* Sum ea, 22. Mai, Wechsel - Cours: London 116%—1194 Piaster ; Marseille 1884—189% Para; Triest 460—462 Para.

* Kkonstantinopel, 20. Mai. Wechsel - Cours: Vorige Woche und gestern keine' Börse, und deshalb kein Courszettel aus- gegeben. Valuten úungefähr 2 pCt. billiger. VVechselcours ausser halb der Börse gestern und heute: 1395—129 per Pfd. Sterl. |

Amweterdam , 30. Mai, Nachmittags 4 Ukr.

(Wolit’s Tel.