1884 / 91 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Apr 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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L R npTE P CaL O MEEESS Ln "F RS M MILTO S e S E I

Zürich, dur die unterzeihnete Landespolizeibehörde verboten worden ift. Cöln, den 15. April 1884. Königliche Regierung, Abtheilung des Jnnern. von Guionneau.

Die Königliche Kreishauptmannschaft als Landespolizei-

behörde hat die nihtperiodishe Druckschrift:

„Das Recht auf Faulheit.“ Von Paul Lafargue.

Aus dem Französischen. Hottingen-Zürih. Schweizerische

Genossenschaftsbuchdruckerei 1884,

auf Grund von §8. 11 und 12 des Reichsgeseßes gegen die

gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom

21. Oktober 1878 verboten.

Leipzig, den 16. April 1884.

Königliche Kreishauptmannschaft.

von Seckendorff.

3#°%/o Anlehen der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. von 5 000 000 Fl. vom 12. Mai 1846.

Bei der am 8. d. Mts. stattgefundenen 31. Verloosung des An- lehens der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. vom 12. Mai 1846 wurden nahverzeihnete Nummern gezogen:

A. zur Rückzahlung auf den 1. Juli 1884. Litt. E. à 1000 Fl. = 1714 A 29 S Nr. 119 206 290 292

375 481 516 596 691 716 774 789 813 857 916 952 982 1040 1174 1239 1263 1323 1447 1451 1464 1487 1528 1589 1651 1711 1784 = 31 Stüdck über 31000 Fl. oder 53 142 M 99 „3.

Litt. E. à 500 Fl. = 857 A 14 § Nr. 1829 1832 1857 1877 1884 1887 1934 2008 2232 2316 2378 2440 2450 2560 2583 2727 = 16 Stüdck über 8000 Fl. oder 13714 M 24 4.

Litt. E. à 300 Fl. = 514 A 29 § Nr. 2854 2905 2962 3094 3195 3261 3275 = 7 Stück über 2100 Fl. oder 3600 M 3 S.

Litt. E. à 100 Fl. = 171 A 43 4 Nr. 3329 3358 3398 3418 3496 3508 3530 3555 = 8 Stü über 800 Fl. oder 1371 4 44 4. Läátt. E. Summa 62 Stück über 41 900 F1. oder 71 828 M 70 4.

B. zur Rückzahlung auf den 1. Januar 1885.

Látt. F. à 1000 Fl. = 1714 A 29 4 Nr. 104 125 140 182 185 242 243 318 358 659 683 713 738 878 944 1106 1152 1166 1193 1237 1349 1355 1356 1365 1367 1451 1486 1538 1591 1604 1745 = 31 Stüdck über 31 000 Fl. oder 53 142 M 99 4.

Litt. F, à 500 Fl. = 857 Æ 14 4 Nr. 1950 1961 2012 2020 2074 2101 2150 2270 2286 2348 2398 2513 2700 2719 2747 2785 = 16 Stück über 8000 F1. oder 13714 M 24 S.

Litt. F. à 300 Fl. = 514 A 29 S Nr. 2811 2914 2917 3071 3129 3212 3289 = 7 Stück über 2100 Fl. oder 3600 M4 3 a,

att. F. à 100 Sl. = 171 A 43 A Nr. 3397 3416 3435 3442 3454 3580 3590 3649 3708 = 9 Stück über 900 Fl. oder 1542 M 87 3. Litt, F. Summa 63 Stü über 42 000 Fl. oder 72000 M 13 S.

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum betreffenden Rückzahlungstermin stattfindet, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M,., bei der König- lihen Staats\cchulden-Tilgungskasse in Berlin, sowie bei jeder Königlichen egierungs- und Bezirks- Hauptkasse gegen Rückgabe der Obligationen mit den dazu gehörigen nit verfallenen Zinsscheinen und der Zinsschein-Anweisungen und zwar bei den Obligationen Litt. E. nur mit Zins\chein-Anweisung und bei den Obligationen Litt. F. mit Zinsscheinen Reihe II. Nx. 2 bis 8 und Zinsschein-Anweisung erheben können.

Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zurückzugeben- den Zinsscheine bei den Obligationen Litt. F, wird an dem Kapital- betrage zurückbehalten.

Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen nit bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M, oder bei der Königlichen Regierungs-Hauptkasse in Wiesbaden, son- dern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die be- treffenden Obligationen mit Zins\chein-Anweisung bei Läitt. E., mit Zinsf\cheinen und Zinsfchein-Anweisung bei Läitt. F. vierzehn Tage vor dem Verfalltermin bei diesen Kafsen einzureichen, von welchen dieselben vor deren Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzu-

Jenden sind. Rückständig sind noch aus der 17. Verloosung Litt. E. Nr. 3798. 22. Verloosung Litt. F. Nr. 1818, 23. Verloosung Litt. F. Nr. 139. 24. Verloosung Litt. F. Nr. 2536 3645, . Verloosung Litt. E. Nr. 2677 3026, Litt. P. Nr. 1129 2178,

- Verloosung Litt. F. Nr. 2217 2807 3262,

. Verlooqung Litt. E. Nr. 2102 2804, Litt, F. Nr. 915 1958, . Nr. 2095 2594 2986 3001 3205. :

. Verloosung Litt. E. Nr. 1803 1859 3072 3735 3766, . Nr. 146 1754 1895 3642 3719.

. Verloosung Litt. E. Nr. 1457 2655 3618 3709 3800,

. F. Nr. 1449.

30. Verloosung Litt. E. Nr. 1149 1565 1862 2072 2552 3730 3768, Litt. F, Nr. 885 895 1428 2151 2182 3137 3156 3634 3659 3689.

__ Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert. Wiesbaden, den 12. März 1884. Der Regierungs-Präsident : von Wurmb.

Kaiser und König nahmen im Laufe des heutigen Vor-

mittags die Vorträge des Kriegs: Ministers und des Chefs des Militärkabinets entgegen. s f hef

Kronprinz nahm gestern Vormittag 11 Uhr militärische Meldungen entgegen und empfing um 12 Uhr den Unter- Staatssekretär im Ministerium für Landwirthschast, Domänen und Forsten, Wirklichen Geheimen Rath Marcard.

des Militär-Oekonomie-Departements im Kriegs-Ministerium,

und Pommern angetreten.

Nichtamlkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 17. April. Se. Majestät der

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der

Der General-Lieutenant von Hartrott, Direktor

ertheilen zu können. Diese Weihe is in großer Feierlichkeit zu Namur erfolgt.

jeine Metropolitanstadt Mecheln findet am 29. d. Mts. statt.

(Allg. Corr.) Ein großer Theil des Raumes der heutigen Londoner Blätter ist den Oster-Freiwilligenmanövern

gewidmet. Die große Parade bei Portsmou th hat viel Befriedigung erregt. |

Schreiben der Königin aus Windsor-Castle, vom 14, d. M., spriht Jhre Majestät ihren Unterthanen in allen Theilen des Reiches ihren wärmsten Dank aus __— Der Kaiserlihe Botschafter am Königlih groß- für britannischen Hofe, Graf zu Münster, hat einen ihm Aller- höchst bewilligten kurzen Ürlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von London fungirt der Botschafts-Sekretär Graf Vitthum von Eckstädt als Geschäftsträger.

anläßliÞh des Todes bewiesene Theilnahme. sie durch die leßten Jahre sehr erschüttert sei, werde sie doch nicht den Muth verlieren, sondern vielmehr bemüht sein, so lange wie möglih für das Wohl des Landes zu arbeiten. Die Königin spriht sodann der Herzogin von Albany, welche den

Ems zu begeben. Baden. Karlsruhe, 13. April.

kommissaris definitiv beseßt worden, da es sih gezeigt hat, daß diese Direktion mit ihrem gut durch einen Rath des Finanz - Ministeriums ver- sehen werden fkann. Zum Steuerdirektor wurde der Geheime Referendar von Teuffel im Finanz-Ministerium ernannt. Jn den leßten Wochen wurden die Kreisver- sammlungen abgehalten, deren Geschäfte sehr umfänglih sind, namentlih hinsihtlich der Armen- und Krankenpflege, der Hebung der Landwirthschaft und der Obstbaumzucht. Die Verhandlungen halten sich jeweils fern von Politik und haben nur das Jnteresse der Kreisbewohner im Auge. Darum ist diese Eir.rihtung sehr segensreih, was auch in der Kammer allgemein anerkannt wurde. Das Lahrer Reichs - waisenhaus wird dur Aufbau eines dritten Stockwerkes für 100 Waisen eingerihtet und die Eröffnung der Anstalt voraussihtlich im Herbst d. J. stattfinden. Es werden nur so viele Zöglinge aufgenommen, wie aus dem Ertrag des vorhandenen Kapitals unterhalten werden können.

Hessen. Darmstadt, 17. April. (W. T. B.) Jhre Majestät die Königin von Großbritannien ist mit der Prinzessin Beatrice heute Vormittag 91/, Uhr hier ein- getroffen. Die Hohen Herrschaften wurden von Sr. König- lichen Hoheit dem Großherzog und der Großherzoglichen Familie auf dem Bahnhofe empfangen und in das Palais geleitet, wo Dieselben Wohnung nehmen werden.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 15. April. (Els.- Lothr. Ztg.) Durch Allerhöchste Verordnung vom 10. d. M. werden die Bezirksvertretungen der Bezirke Unterelsaß, Ober- elsaß und Lothringen zu außerordentlichen Bezirks- tagen berufen, welche am 28. d. M. eröffnet und spätestens am 30. d. M. geschlossen werden.

_ Oesterreich-Ungarn. Wien, 15. April. Die „Poli- tishe Correspondenz“ bezeichnet die Meldung der „Buda- pester Correspondenz“, daß der Statthalter von Nieder- österrei die Ordre bezüglich seines, den Shlachtvieh- verkehr zwishen Ungarn und Niederösterreich betreffenden Erlasses direkt von dem Ackerbau-Minister Falken- hayn erhalten haben soll, der diesen Auftrag ohne Wissen seiner Ministerkollegen und allem Anschein nach ohne Antrag seines Fachreferenten gegeben habe, s{chon des- halb als unrichtig, weil der Erlaß der Statthalterei aus veterinärpolizeilichen Rücksichten erflossen sei, die Handhabung der veterinärpolizeilicen “Vorschristen aber zunächst nicht ins Ressort des -Aderbau-Ministers fällt, daher von einer Aktion des Ackerbau-Ministers, wie sie die „Budapester Correspondenz“ darstellt, keine Rede sein kann. Weitere Erörterungen der Bemerkungen der „Budapester Correspondenz“ könnten der Sache nicht dienlich sein, da die diesbezüglihen Verhandlungen vollständig abgeschlossen seien. i

__ Saqweiz. Bern, 15. April. Wie der „Bund“ ver- nimmt, hat der Bundesrath von den Negierungen der Kantone Bern und Neuenburg nicht bloß Mittheilung des TZhatbestandes in Betreff der Exzesse gegen die Heil 3armee verlangt, sondern dabei auch die Erwartung ausgesprochen, daß die Strafjustiz gegen die Schuldigen ein- schreiten und daß die staatlichen Polizeiorgane eine Wieder- holung solcher Vorfälle zu verhindern wissen werden. Jm Kanton Neuenburg ist auf Begehren der Staatsanwaltschaft die gerihtlihe Untersuhung im Gange. Eine Klage war von keiner Seite eingereiht worden. Der Staatsrath hat seiner- seits energishe Maßregeln zur Verhütung weiterer Unruhen ergriffen. Der „Bund“ bezweifelt nicht, daß der Kanton Bern diesem Beispiel folgen werde.

Belgien. Brüssel, 15. April. (Köln. Zkg.) Der Senat is heute zusammengetreten, um das allgemeine Staatsbudget in Berathung zu nehmen. Zugleih mußte die Geschäftsordnung mit dem neu eingeführten Verfahren bei der Abftimmung über die Einzel-Etats und über das Ge- sammte in Einklang gebraht werden. Solvyns beantragte, daß in jedem Falle, wo keine Einmüthigkeit vorhanden sei, unter Namensaufruf abgestimmt werden solle. Die Versamm- lung beschloß aber, darauf nicht einzugehen, sondern als Regel festzustellen, daß die Mehrheit dur Aufstehen und Siten- bleiben ermittelt werde. Nur auf bestimmten Antrag soll der Namensausfruf eintreten.

Der neue Erzbischof von Mecheln, Goossens, hat am Sonnabend vor versammeltem Kapitel seinen Stuhl ein- genommen, um seinem Nachfolger auf dem Bischofssißze in Namur, Belin, am Ostersonntage die canonische Weihe

Der festlihe Einzug des Erzbischofs in

Großbritannien und Jrland. London, 15. April.

17. April. (W. T. B.) Jn einem heute veröffentlichten

die der Königin und der Herzogin von Albany des Herzogs von Albany Die Königin fügt hinzu: obwohl

zahlreihen s{chmerzlihen Prüfungen der

hat eine 14tägige Dienstreise nach den Provinzen Preußen | {weren Schicksalsshlag mit bewundernswerther Resignation getragen habe, ihre Anerkennung aus. Das Schreiben {ließt

_ Sachsen. Dresden, 16. April. Der König beabsih- tigt sih, wie das „Dr. J.“ meldet, zum Gebrauch einer Badekur am 19. Mai zu einem mehrwöhigen Aufenthalt nah

, Vade! | (Allg. Ztg.) Jm Ministerium der Justiz, des Kultus und Unter- richts ist die Stelle eines Ministerialdirektors geschaffen und die- selbe dem vorsißenden Rath von Seyfried übertragen worden. Zur aushülfsweisen Verwendung mit Siß und Stimme im Kol- lecium wurde diesem Ministerium Ober-Schulrath Becherer unter Belassung in seiner dermaligen Stellung als Geheimer Regierungs-Rath beigegeben. Die seit mehreren Jahren nur beseßte Stelle des Steuerdireftors ist wieder

umfangreihen Geschästskreise nicht

mit dem Wunsche der Königin, ihren Dank auch allen an Ländern für deren Theilnahme auszusprechen, insbesonteen dem Rid, in welchem der Herzog den leßten Athem- zug that.

Der Staatssekretär des Jnnern, Harcourt hielt gestern in Derby eine Rede, in welcher er erklärte: unvor: hergesehene Ereignisse hätten die Regierung verhindert, die Truppen aus Egypten zurückzuziehen. Was die Frage wegen einer Annexion angehe, so habe England nicht das Ret Egypten zu annektiren, da dort auch noch andere Mächte Rechte hätten. Eine dauernde Verwaltung Egypteus dur England würde zu unausgeseßten Verwickelungen mit den übrigen Mächten führen und die Erhaltung einer Armee in Egypten nothwendig machen, deren Kosten die egyptische Regierung nit tragen könne.

Frankreich. Paris, 16. April. (W. T. B) D Nachricht englisher Blätter, daß die französische Flotte sich nah Amoy begeben und von diesem Orte Besit ergriffen habe, als Garantie für die Zahlung der Entschädi: gungssumme von Seiten Chinas, entbehrt, bestem Vernehmen nach, jeder Begründung.

Türkei. Konstantinopel, 14. April, (Alla. Corr.) Server Pascha, Adjutant desSultans, und JFbrahim Bey begaben sich heute an Bord der Kaiserlichen Ya „Jzzedin“ von hier nah Varna zum Empfange des öster- reihishen Kronprinzlichen Paares, dessen Ankunft hier ain 17. d. M. erwartet wird.

3% N. (D. L) De Miuiler des Aeußern, Aarifi Pascha, hat seine Entlassung ex: halten und is durch Assym Pascha erseßt worden.

Numänien. Bukarest, 16. April. (W. T. B.) Der Kronprinz Rudolf von ODesterreih und Ge- mahlin trafen heute Morgen 8 Uhr in Smarda ein und wurden in einer Yat des Fürsten von Bulgarien über die Donau gesezt, Die Weiterreise nah Varna erfolgte im

strengsten Jnkognito um 8 Uhr 40 Minuten mittelst Ertra: zuges. i

Schweden und Norwegen. Christiania, 13, April, (Hamb. Nachr.) Gleih nah Ostern gehen der Staats: Minister Lövenskiold und die Staatsräthe Johansen und E, Herzberg nah StocCholm, um die dortige norwegishe Staatsraths-Abtheilung zu bilden, Der konstituirte Staatzrath Lehmann übernimmt dann nah dem Staatsrath Johansen das Marine- und Postdepartement, bis der zehnte Ministerposten beseßt ist.

Amerika. (Allg. Corr.) Aus Philadelphia meldet man der „Times“ u. d. 14. April: Die Ernennung von De- legirten für die Nationalkonventionen, welche die Präsidentschaftskandidaten aufstellen sollen, tritt be- reits stark in den Vordergrund. Die Konventionen werden im Laufe des Juni in Chicago tagen. Auf Seiten der Republikaner kommen Mr. Blaine, Mr. Arthur, Mr. Logan und Mr. Edmunds in Frage. Neuerdings wird auch der Versuch gemacht, General Grant als Kandidaten vorzuschieben, Mr. Robert Lincoln, der jetzige Kriegs-Minister, ist als Vize- Präsident ins Nuge gefaßt worden. Der leitende Kandidat der Demokraten ist Mr. Tilden. Es wird sih hauptsählih um den Gewinn der zweifelhaften Staaten New-York, Ohio und Jndiana für jede Partei handeln. :

Afrika. Egypten. Kairo, 16. April. (W. T. B.) Der General-Konsul Baring empfing eine Depesche des Generals Gordon, vom 8. d. M., nah wilcher ein Spion von Saleh Pascha, der sich am Blauen Nil he- finde, von dort angekommen sei und ausfage, daß daselbst Alles gut stehe und daß Saleh 500 Reiter um sih habe und über 57 Schiffsladungen Getreide verfüge. In Folge von inneren Uneinigkeiten in Kordofan sei die von dem Mahdi organisirte Expedition gegen Khartum aufgegeben und befänden si anscheinend zwei Parteien in Auflehnung gegen den Mahdi. Der Versuh Saleh Paschas, den Scheik von El Obeid gefangen zu nehmen, sei miß!ungen. Die Pläve Kassala und Sennaar seien gesichert.

16. April. (W. T. B.) Zebehr Pascha erhielt heute Nachmittag nachstehendes Telegramm des General Gordon, vom 7. d. M.: „Jh habe Sie zum General- Gouverneur-Adjunkten des Sudan ernannt. Machen Sie mir von Jhrer Ankunft in Berber Mittheilung; wenn es möglih ist, werde ih zwei Dampfer schien, welhe Sie mit zwei anderen, gegenwärtig in Berber befindlihen mit eiserner Schanzbekleidung zum Schuß der an Bord befindlihen Truppen versehen wollen, Nehmen Sie auch möglichst viele Leute vom Stamme der Galyieen und liefern Sie häufiger kleinere Gefechte, ohne fih jedo größeren Gefahren auszuseßen.“ Diese Depesche wird hier als unverständlih angesehen, weil der Stamm der Galyieen sich gegenwärtig im Aufstande befindet, und aus der Depesche niht hervorgeht, ob die Nichtgenehmigung der Ernennung Zebehrs von Seiten der engli)hen Regierung dem General Gordon bekannt war.

Zeitungsfstimmen.

Die „Pfälzer Pres se“ bringt die Rede, welche der Ober-Bürgermeister Dr. Miquel auf dem Parteitage der Nationalliberalen Süd- und Südwestdeutshlands zu Neustadt a. d. H. am 14. d. M. gehalten hat. Wir entnehmen daraus die folgenden Stellen :

._. . In der nationalliberalen Partei hat es immer Schutzöllner und Freihändler aus Prinzip gegeben, aber die große Mehrheit der Partei erblickte in diesen Interessenfragen keine Haupt- und Staats- fragen eines werdenden deutshen Staates, ihre große Aufgabe als einer Vertreterin deutschnationaler Staaten entsprechend hielt die große Mehrheit der nationalliberalen Partei stets an dem Grundsa fest, daß auch die wictigsten Zoll- und wirthschaftlichen Fragen do nur Tages- und Zweckmäßigkeitöfragen seien, die heute so und morgen so nah den veränderten wirthschaftlichen Verhältnissen entschieden werden müßten.

Wir bedauern von ganzem Herzen, daß langjährige Kampf- genossen diese Dinge anders ansahen als wir, daß sie ein entschetden- des Gewicht auf diese Jnteressenfragen legten, denn hierin liegt der entsceidende Grund, der sie von uns trennte, allerdings um gere! zu sein, müssen wir anerkennen, daß hier eine tiefere Scheide zum Vorschein kam. Jh werde später noch darauf zurückommen.

ist grundsäßlich die verschiedene Anshauung von den Pflichten, Rechten und Aufgaben der modernen Staatsgewalt, die uns von diesen alten Freunden trennt.

__ Meine Herren! Nun scheint diese Scheidung durch die Ver- einigung zur neuen freisinnigen Partei eine definitive geworden ¿1

Bis dahin konnte man noch immer ein Einbiegen na uns zu \ ffen reili, denn wir wollen im vollen Maße gerecht sein, giebt N au in der neuen freisinnigen Partei, wie das natürlich ist bei bständig denkenden Deutschen, viele Nuancen in den Anschauungen c nah der persôönlihen Stimmung und der historishen Vorbildung. _ it manchen Elementen würden auch wir uns wohl verständigen fönnen, jedenfalls hoffen wir dies für die Zukunft, aber wir wissen do alle, was die leitende dominirende Stimmung in einer Fraftion bedeutet. Wir kennen die leitenden Männer und das macht uns be- denklicb. (Lebhafter Beifall.) j :

Fch rede hier niht absihtlid nit von den aus anderen olitishen Kämpfen hergekommenen politisden Gewohnheiten, von Vwissen verlezenden Formen politishen Auftretens (Beifall), ih rede ge nit, meine Herren, von einer unangemessenen Verketzerung selbst nabestehender politisher Anschauungen. : E : ;

Das Alles ist doch nur sekundâr, aber ein Oppositionsgeist , ein negativer Geist, wie wir ibn kennen gelernt haben jeit langen Jahren, der stets in Gefahr ist, das Schwergewicht des großen Ganzen, die entscheidenden Dinge für eine Nation über Einzelheiten, die ihm ge- fallen, zu vergessen (Beifall), der ftets in Gefahr ift, jeden Anders- denkenden, der unter Erwägungen aller gegenüberstehenden Machtver- hältnisse das zeitweilig Mögliche, wenn auch niht immer ideal Beste, nie sein leßtes Ziel vergessend, durchzuführen suct, für einen \{wäch- lichen Kompromißmacher erklärt. L i

Ein negativer Geist, welcher von diesem Standpunkt aus die norddeutshe Reichêverfafsung, unsere deutsche Reichsverfassung, unsere Justizgesebe, unsere HcereS2organisation verworfen hat, unsere Heeres- organisfation, diese Grundlage unseres nationalen Seins und Werden, ein solcber Geist flôßt in weiten Kreisen Mißtrauen ein. (Stür- misher Beifall.) : : i

So ist denn die Heidelberger Erklärung, denn sie ist kein Pro- ramm, zur rechten Zeit gekommen. Es galt zu diesen Neubildungen nit blos, sondern zu der veränderten politischen Lage in Deutsch!and feste und bestimmte Stellung zu nehmen. : E Die Heidelberger Erklärung ist kein Zukunftsprogramm. Sie beshränkt sih verständigerweise und das sollten alle politischen Programme thun auf eine bestimmte Stellungnahme zu den brennenden politisden und sozialen Tagesfragen von heute. Die Heidelberger Erklärung ist keine süddeutshe feparatistishe Partei- auffassung, sie steht voll und ganz auf dem Boden des Programms der nationalliberolen Partei des Jahres 1881 und {ließt sich in allen Punkten an dieselbe an. Aber sie nimmt zu ben in der Zwischenzeit {Gärfer und bestimmter hervorgetretenen Fragen natur- gemäß auc b¿stimmtere und deutlichere Stellung. ——

Die Heidelberger Erklärung ift kein Akt der Feindseligkeit gegen irgend eine andere Partei, noÞ weniger aber die Einleitung zur Vers{melzung mit anderen Parteien. (Lebhafter Beifall ) Sie be- deutet, daß die nationalliberale Partei des Jahres 1867, der 70er Jahre, auch heute noch dieselbe bleiben will und unabhängig sein wird nah oben und nach unten, fest nach rechts und nach links. Baal)... E :

Die Zoll- und Wirthschaftsfragen, ob Schußzzoll oder Freihandel, erklärt mit Recht die Heidelberger Erklärung für eine vorläufig für die näbsten Jahre entschiedene Frage. Jeder von uns mag seine per- sönliben Meinungen haben über die Richtigkeit dieses oder jenes Zollsatßzes. In dem Satte jedoch das können wir verlangen und verlangt die Heidelberger Erklärung mit Recht müssen sich ver- ständiger Weise beide Anschauungen vereinigen : die Mehrheit des Reichêtages, die Reichsreg'erung und die Negierung der «inzelnen Staaten hat nun einmal vor wenig Jahren dies neue Zollsystem acceptirt. Es ift in vollster Geltung, es hatte noch kaum Zeit gehabt, si ¡zu bewähren oder niht zu bewähren. Ein falscher Zollsaßz_ifft weniger nachtheilig als ein ewiger Wechsel im System. (Stürmischer Beifall.) Ruhe vor Allem und Sicherheit der Kalkulation thut der Industrie noth. Welches also auch früher unsere versönlicbe Mci- nung war, wir müssen do zuerst zuschen, ob das System sich be- währt, und deshalb lassen Sie uns die Zollfrage für die näâcbsten Jahre von der Tagesordnung seßen. Meine Herren, ein grundsäß- liher Standpunkt {ließt niht aus die Beachtung în der Zwischen- zeit neu hervortretender Erfahrungen im Einzelnen. Wo Korrek- turen im Einzelnen erforderli sind, nach oben oder na unten, da werden wir gewissenhaft und unbefangen erwägen. Nur keinen Krieg zur Zeit gegen das System; Fricde vorläufiz in den Prin- ipien i s Wir verlangen eine billige, mäßige Berücksichtigung der Inter- essen der Gesammtheit und aller einzelnen Klassen von jeder einzelnen Klasse, ohne die ein friedlihes, ruhiges Fortleben in keinem Staate möglih ist. Meine Herren! Wenn ih vorhin gesagt habe, wir sollten die Zollfragen ruhen lassen, fo glaube ih sagen zu dürfen, mit Ihrer Uebereinstimmung. Diese Crflärung bezieht sih nicht nur auf die gewerblichen und industriellen Zölle, sondern auc auf die Agrar- ¡ôlle, Viele von uns haben s{were Bedenken getragen, der Herstellung eines Korn-, Fleish- oder sonstigen Agrarzolles zuzustimmen. Sie hatten darin eine unberehtigte Belastung anderer, der konsumirenden Klassen durch die zu befürchtende Steigerung der Preise für die noth- wendigsten Lebensmittel erblickt. Aber diese Befürchtungen sind auf der einen Seite doch in Wahrheit, wenn wir aufrichtig sein sollen, nicht eingetreten. : :

N Dis Vonbueran billiger produzirender Länder hat {on dafür gesorgt, daß troß mäßiger Zölle die Korn- und Weizenpreise heute fo niedrig stehen, wie fast nicht seit einem Jahrhundert, und eben diese gewaltige Konkurrenz billiger produzirender Länder und un- geahnte Verbesserung der Verkehrsmittel hat die Lage der Land- wirthschaft so gefährdet, daß es nach meiner Ueberzeugung unver- antwortlih sein würde, an eine plößliwe Wiederaufhebung eben erst votirter, hôchs mäßiger Zölle zu denken, (Lebhafter Beifall.)

Ich für meinen Theil ullerdings kann auch dies nur als meine persönliche Ansicht bezeihnen. Jch glaube, daß für die Landwirth- \haft, und namentli für den mittleren Grundbesiß, die Einzelstaaten mehr thun können und mehr thun müssen als das deutsche Reih. Jn wie viel deutschen Staaten hat man es noch fehlen laffen an der Herstellung von Kreditinstituten, welche auch den niedrigen gegenwär- tigen Zinsfuß der Landwirthschaft zu Gute kommen lassen! :

Kann man nicht in einer Reihe von Staaten endlich beginnen, in stärkerer Weise wenigstens es fortseßen , zu Landeëmeliorationen überzugehen, von denen Niemand bestreitet, daß auch für sie der Staats\äel vorhanden sei? Sollte niht dur die Verwaltung und zweckmäßige Einrichtung das landwirthschaftliche Assoziationswesen in den einzelnen Staaten mehr als bisher gefördert werden können ? Hat man genug gethan für die landwirthschaftlihen Schulen? Hat man die Verfeinerung der Landwirthschaft, den Uebergang von der bloßen Körnerproduktion auf Produktion von Handelsgewächsen, Obst- kultur u. dgl. genügend gefördert ? /

Und endlich, meine Herren ich wage auch das offen auszu- sprechen wenn es wahr sei oder wahr werden sollte, daß dauernd, von vorübergehenden Konjunkturen und Verhältnifsen abgesehen, der Reinertrag namentli des Kleingrundbesizers fällt oder gefallen ift, dann muß auch mit voller Bestimmtheit und Unbefangenheit erwogen werden, ob die in den Einzelstaaten bestehenden Besteuerungssysteme die Staats- und Kommunalsteuer, welhe auf dem Grundbesiß lastet, den heutigen Reinerträgen des Bodens noch entspricht. (Bravo.)

Meine Herren! Die landwirthschaftlihe Produktion ih sehe nit ein, warum es anders sein foll hat mindestens doch den- selben Anspruch auf Schuy als die Industrieprodukte, denn die Industrie ist viel beweglicher, sie ist niht an Sonne, Wetter und Bodenbeschaffenheit gebunden. Sie kann neue Erfindungen und Ein- ritungen viel schneller sih aneignen, wie die Landwirthschaft. Ihr stehen ganz andere Kapitalien und Kreditverhältnisse zur Disposition. Wenn der Staat sagt, ih muß die Industrie {hüßen und ihr helfen, so Le ih wissen, wie er E fönnte, dies für die Land- wirth\chaft abzulehnen. (Beifall.) :

l Wern der Wohlstand wie unzweifelhaft in Deutschland im Wachsen ist, wenn der Reichthum in vielen Theilen Deutschlands rasch gestiegen ist, das mobile Kapital hat daran den Löwenantheil gcnommen. Wenn es also gälte, neue Mittel für die gesammten

Aufgaben der Staats- und Reichsnothwendigkeit fordern zu müssen, dann allerdings \spräde ih aus: die erste Stelle, an welche man sich wenden muß, ist niht der Grundbesiß, sondern das mobile Kapital, das fundirte Kapital, in welden Gütern es au fteckt, unter Frei- laffung des Erwerbes® des lebenden Menschen, der nihts weiter hat als sein Eigenes blos, mit dem er stirbt und das nicht ver- erblich ist. Wenn die Heidelberger Erklärung auf die Börsenfteuer hinweist, so glaube i, hat wohl der eben ausgesprohene Gedanke dem vorzugsweise zu Grunde gelegen. ; Es |

Meine Herren! Unsere Freunde haben niemals grundsäßlich die Reichsregierung bekämpft in ihrem Bestreben, das Verhältniß der indirekten Steuern zu den direkten zu Gunsten der ersteren zu ver- ändern. Wobl find wir eben in Differenzen mit dem Reichskanzler gerathen in Betreff des Zweckes der neuen Besteuerung und vor allem in Betreff der Objekte. . ….

Zollsäße und Zölle und indirekten Steuern haben fi noch nit in ihrer vollsten Ertragsfähigkeit zeigen können. Vor Allem würden wir in entsheidendem Falle den Bedarf nach neuen Steuern zu prüfen haben uxd würden in Erwägung zu ziehen haben, ob die Reform der einen Steuer zur Beseitigung der anderen führen könne. :

Meine Herren! Jh wage die Keßerei auszusprehen, daß die Frage nach den Reichs-Ministerien nach einer parlamentarischen Re- gierung im Reiche, ob sie na den Verträgen unmöglich ist mit unserm deutshen Bundesrath, ob sie niht die Stellung des Bundesraths völlig verkehren würde ins Gegentheil, ob daraus mit Nothwendigkeit der Einheitsstaat folgt diese Frage wage ih keyerisb genug zu sein für die momentane Gegenwart für eine Doktorfrage zu erklären. (Stürmischer Beifall.) Wenn wir sie aufwürfen, so würde da- bei fein greifbares Resultat herauëfommen, höcstens un- nöthige Erregungen und unnöthiges Echauffement des Einen odér Andern, ckbt wenn der hohe Bundesratb wäre. (Beifall und Heiterkeit.) Wir stehen auf dem Boden der Reichsverfassung; allerdings gebietet es die Chrlichkeit und Offenheit zu sagen, daß wir die Reichsverfassung keineswegs für unabänderlih für alle Zeiten halten. Wir glauben, daß die Entwickelung aber beruhen muß auf einer friedlihen Behandlung, welhe auch Achtung vor den Rechten der Einzelstaaten zeigt. Nachdem einmal die Reichs- verfassung si verpflichtet hat, auh die Stellung der Einzelstaaten im Reich zu Ne und anzuerkennen, ist Gewalt niht mehr mögli im Deutschen Reiche. Alles muß in friedlicher, geseßliher Entwicke- lung weiter gehen

Meine Herren, ih komme nun an das andere Fundament deut- {er Einheit, das zuglei der nothwendige Gerant nationaler Unab- hängigkeit ist, an das deutshe Heer und unsere Heeresorgani-

._. . ._ Alle militäris{en Werkzeuze, Ausrüstung8gegenstände, Kasernen, Festungen, Offiziere, alles beruht auf Geseß, daran kann das Parlament von Jahr zu Jahr nihts ändern, jedes Votum würde der Zustimmung der Reichsregierung und des Bundesraths bedürfen. Wie wollen wir anders eine große Volfsarmee organisiren mit einer Stärke von 400 000 Mann im Frieden und 1 200000 im Kriege ; hat ja doch die Schweiz und die französish: Republik nichts anderes thun fönnen. : : |

Es sind so und fo viele Bataillone, Regimenter und Brigaden und zu jeder Compagnie gehört eine bestimmte Anzahl von Sol- daten, damit die nur nöthigen militärischen Uebungen gemacht werden Tot O :

Meine Herren! Die Herren von der freisinnigen Partei {lagen eine dreijährige Bewilligung der Präsenz vor. Jh weiß nicht, wenn einmal auf 3 Jahre bewilligt werden soll, was es für ein s{recklihes reaktionäres Verbrecen vorstellt, dann glei auf 7 Jahre zu bewilligen.

. .. Glauben Sie, meine Herren, daß bei der jeßigen Lage Europas irgend ein Parlament mit Zustimmung des deut hen Volks cine etwaige Verminderung unserer Heereskraft durhsezen könnte ? (Rufe: nein!) : : Í

Meine Herren! Wenn die Lage der Dinge einmal eine andere sein wird, wenn die Völker nicht mehr bewaffnet gegeneinander stehen, wenn jeder im friedlihen Mitbewerb wit dem Andern leben wird wir wissen niht, wann und ob diese Zeit kommt dann wird keine Macht der Welt das Verlangen des deutschen Volkes verhindern können, die militärischen Lasten, die dann entbehrlich sind, zu erleich- tern und Mr eR Meine Herren ! Wir betrachten es bei den vielen s{wierigen Aufgaben im Deutschen Reich für eine Wohlthat, daß wir die militärishe Frage einmal aus dem Mittelpunkt des Streites heraus haben, und ih glaube, wir finden uns nicht {let dabei, es ist zwar ein s{werer Panzer zu tragen, das ist aber nicht Willkür der Regterung, und es ist niht das reine militärishe Jn- teresse, es ist unser eigenstes Interesse, unser eigenes Gut kommt in Frage. (Lebhafter Beifall.) l

Meine Herren, die Ruhe, welche uns wenigstens einige Jahre gegenüber den Verfassungs- und Militärfragen gegönnt zu sein scheint, die wollen wir benußen, soweit an uns ift, auch den inneren Frieden herzustellen und zu befestigen. Dies bringt mich auf die Stellung unserer Partei zu der sogenannten Sozialpolitik des Reichskanzlers und ih fürchte, daß hier eine fehr bedeutende Grenzscbeide ift, zwischen uns und der neuen freisinnigen Partei. Jch habe s{hon an- gedeutet, daß mit der gesammten Auffassung dieser Partei gewiß muß i A Een wie sie uns jeßt erscheint, beträcht- lihe Widersprüche bestehen... R i:

N Diese Verschiedenheit der Auffassung trat ja nit blos bezüglich des Krankenkassengeseßes und Unfallversiherungsgesezes demnächst vielleiht auch des Invalidengeseßes hervor, wir haben fie kennen gelernt bei den Debatten über die Fragen, ob die großen Verkehrs- mittel dem Staate oder Privatgesellshaften gehören, insbesondere, ob die Eisenbahnen verstaatliht werden sollten. Sie if hervor- getreten in dem von jener Partei aufgestellten Saße, welcher den ein- zelnen auf die Selbsthülfe anweist und in der Kolonisationspolitik gegenüber dem Verhalten und dem Bestreben, die Auswanderung niht dem Zufall zu überlassen, sondern unsere auswandernden Brüder dauernd ans Vaterland zu fesseln. L :

Auf vielen andern Gebieten sind wir diesen verschiedenen Auf-

ungen begegnet. . ..

E is ; Meins Herren! Ob das Sozialistengeseß da ist oder nicht, die jeßt fraglichen Organisationen müssen wir machen, weil wir heute schen, daß die Naturnothwendigkeit es fordert und das Verhältniß der Klassen zu einander und die Stellung des Staates zu diesen Klassen. Es ift dies niht blos ein zukünftiges Moment, sondern eine naturgemäße nothwendige Entwickelung. :

Meine Herren! Auch wir wollen die Selbstverantwortlichkeit und die Selbsthülfe niht abschwächen bei den einzelnen, wir wollen nicht haben, daß der Staat wie ein Vormund überall auftritt und den einzelnen auf allen Wegen und Sritten begleitet. Auch wir sagen, die Hauptsache ist, was du selber leistest. Jeder ist in diesem Sinne seines eigenen Glükes Schmied. Jch protestire ausdrüdlih gegen die Mißdeutung, als wenn ich den hohen Werth der persönlichen Verantwortlichkeit niht in vollem Maße anerkenne. Was* wir aber behaupten, ist dies, daß es Gebiete giebt, wo der einzelne sich nit helfen kann, wo die Frage, ob er si hilft, gar oft vom Zufall ab- hängt, und wir wollen in diesen Dingen die arbeitenden Klassen nicht auf den Zufall verweisen, sondern durch Feststellung einer Organisa- tion sicher stellen. (Lebhafter Beifall) i |

Sie sehen, meine Herren, wir stehen in wesentlichen Dingen auf dem Boden der jeßigen Reichsregierung und billigen die Stellung des Reichskanzlers in wichtigen und entscheidenden Fragen. Meine Herren, nichts desto weniger find wir keine Regierungspartei . Wir freuen uns, wenn wir mit dem Fürsten Bismarck in vielen wichtigen Fragen zusammengehen können. (Lebhafter Beifall.) Wir sind ihm niemals feindlich, wenn wir Nein sagen müssen, aber wir reserviren uns doch, wie wir als unabhängige Partei das Recht und die Pflicht dazu haben, Nein zu sagen, wenn wir uns nicht über- zeugen können, von der Richtigkeit seiner Rathschläge. (Beifall.)

Meine Herren! Wir sind dem Fürsten Reichskanzler gewiß alle dankbar für seine Großthaten und sür seine unübertroffenen Ver-

mi, daß die leidige Furt verschwunden if, für einen Shwächling oder serviler* Mann gehalten zu werden, wenn man diese Schuld nationaler Danfkbatkeit einmal offen abirägi. (Stürmischer Beifall.) Meine Herren ! Jh sehe, Sie sind mit mir einve: standen (Beis fall), wir freuen uns und sind stolz auf die herrlihe Macbhtstellung, die unsere Nation jeßt in der Welt hat, wir find au stolz auf den Mann, der die hohe Autorität in Europa hat und sie am wenigsten mißbraucht (stürmisher Beifall). Wir freuen uns und find stolz dar- über, aber selbständig wollen wir doch prüfen und entscheiden und das wifsen auch unsere Vertreter im Parlament. . ..

Wir hoffen, daß gegenüber den gemadten Erfahrungen, gege} über der Thatsahe, daß mächtige Differenzpunkte inzwisen erledigt sind, in Zukunft sich ein besseres Verhältniß des Reichskanzlers zu den Mittelparteien anbahnen werde. s E

Wir hoffen, daß eine energievolle Entschlossenheit eintreten und

Vorerst is aber die Steuerfrage keine dringende, denn die neuen f®der Mittelpartei eine Mehrheit im Parlament bringen werde, welche

gewillt und ents{lofsen ist, wenn irgend möglich im Einvernehmen mit BVismarck an den Gesammtaufgaben der Nation zu arbeiten, Positives zu schaffen und nicht immer nein zu sagen, fondern dies nur dann zu tbun, wenn es nicht anders gebt, aber selbs dann eine mögliche Verständigung zu suchen.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 17. Inhalt : Verfügungen: vom 6. April 1884. Uebergangs\{eine zu den im Durchgange durch Bayern zu befördernden alkoholhaltigen Parfümerien.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Von tem in der Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschast (rormals Friedri Bruckmann) zu München vor drei Jahren erschienenen Prachtwerk: „DieHohenzollern und das Deutsche Vaterland“ von Dr. R. Graf Stillfried-Alcántara und Professor Dr. Bernhard Kugler, illustrirt von den ersten deutschen Künstlern, erscheint jeßt eine dritte durchgesehene Auflage, eine wohl- feile Prachtausgabe. Diesem nationalen Prachtwerk hatten sich die Königlichen Slöfser und Archive mit ihren sonst unzugänglicben Schäten ershlofsen, und mit Recbt if: c allgemein anerkannt worden, daß dieses vaterländishe Ehrenbuch es verdiene, nit nur den Salon- tisch zu zieren, sondern seine Verbreitung auch in den breiteren Schichten des Volkes zu finden. Es ist daher dankend an- zuerkennen, daß die Verlagshandlung dies durch Veranstaltung einer wohlfeilen Ausgabe dieselbe wird nur ungefähr den vierten Theil der ersten Ausgabe koften ermöglicht. Di- wohlfeile Prahtausgabe soll, wie der Prospekt verspriht, in 32 wöchentlichen Lieferungen zu je 50 „- erscheinen und, da Text und Illustrationen berei1s fertig vor- ltegen, bis Weihnachten dieses Jahres vollständig sein. Die neue Ausgabe i} in einem etwas kleineren Format als die Luxuéausgabe gehalten und dadurch handlicher geworden, im Uebrigen aber, wie die bereits vorliegende erste Lieferung beweist, ebenso reich aus- estattet wie jene. e :

s Die I Leipzig, den 19, d. M. erscheinende Nr. 2129 der Illuftrirten Zeitung enthält folgende Abbildungen: Bäuerin aus dem Scbwarzwald, Originalzeibnung von Friß Reiß. Zum 150 jährigen Jubiläum des 1, Königl. Sächf. Husaren-Regiments Nr. 18 zu Großenhain. Originalzeibnung von F. W. Heine. Franz Pulszky. Eisberge im Atlantischen Ozean. Nach einer Zeichnung von Charles Graham. Aurora. Nach Guido Reni's Fresco- gemälde im Palast Rospigliosi zu Rom. Ignaz Kuranda, f am 3, April. Gustav Richter, f am 3. April. Der langhaarige Hühner- hund Mylord (im Besiße des Hrn. Borchers in Braunschweig). Aus Vero Shaw's „Jllustrirtem Buch vom Hunde“ (Leipzig, E. Twiet- meyer). Die relative Zeit der fünf Zeitzonen Nordamerikas. Von der deutschen Polarstation im Cumberlandsund 1882 bis 1883. 15 Abbildungen, nah photographischen Aufnahmen eines Cheil- nehmers der Expedition: Astronomisches Observatorium. Die Station von Süd-Südwest Inneres des Observato. iums Die Germania am 20. August Die Station kurz vor dem Verlassen derselben Observatorium für absolute magnetishe Beobachtungen Der Eisfuß des Vorlandes Universalinstrument Hunde- \chlitten mit Kabelrolle Segelmacher beim Fischräucbern Familie Jack vor der Hütte Pegel Nr. 111 und 1IV Wimpel- berg Eingeborene Der Zimmermann der Expedition im Kostüm. Polytecbnische Mittheilungen : Die Anwendung des Dels zur Beruhigung der Meereswellen im Hafen von Folkestone.

Land- und Forstwirthschaft.

Pest, 12. April. Der ungarische amtliche „volkswirthscaftliche Anzeiger“ Nr. 15 vom 10. d. M. veröffentlicht den nachstehend ia Uebersetzung wiedergegebenen Bericht über den derzeitigen Stand der Saaten: i /

„Die Herbstsaaten stehen im Allgemeinen befriedigend und an vielen Oiten aut. Die leßten Frosttage haben dem Reps cinigen Schaden zugefügt. Z :

E Die F elrolazien sind in Folge der regnerischen Witterung im Allgemeinen gut aufgekeimt und entwickeln sich {öôn. 1

In einigen namentlich oberungarishen und siebenbürgischen Gegenden ift der Anbau noch im Gange. ; :

Ueber die dur Insekten, Mäuse und Maulwürfe verursachten Schäden sind aus mehreren Komitaten Klagen eingelangt.

Der Anbau von Kartoffeln und Rüben hat an vielen Orten bereits begonnen,

Gewerbe und Handel.

In der Aprilnummer 18. Jahrgangs 1884 der Monatshefte „Kunst und Gewerbe, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunst- industrie“, herausgegeben vom Bayerishen Gewerbemuseum zuNürnberg (redigirt von Dr. O. von Schorn; Druck und Verlag von G. P. J. Bieling (G. Dieß) in Nürnberg) seßt Dr. Franz Bock seinen Beitrag zur Gescbi&te des Goldfadens in alter, neuerer und neuester Zeit mit der Schilderung des mittelalterlichen Goldgespinnstes fort. Daran reiht sih ein 4. Artikel der illustrirten Arbeit „Bronzestudien“. Den Beschluß der größeren Aufsäße bildet die Fortseßung der Ab- handlung von C. Friedrih über die Venetianergläser in der Muster- fammlung des Bayeriscben Gewerbemuseums ; der zweite, die Krystall- gläser beshreibende Abschnitt, ist mit einer Reihe sorgfältiger Abbil- dungen ausgestattet. Von den drei Kunstbeilagen reproduzirt die erste in ganz ausgezeihnetem Farbendruck einen holländischen Fayence- Teller aus der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg; auf der zweiten Tafel bietet F. D. Schulze eine Kollektion von Ornamenten dar, für welhe der Löwe als Motiv gedient hat ; die dritte zeigt die Aufnahme eines prächtigen sizilianishen Seiden- toffff8 aus dem Museo artistico-industriale in Rom, mit dem heiligen Baum des Lebens der altpersischen Religion und den Gazellen und Vö- geln, Sinnbildern des Guten und Bösen, welche ihn bewachen (13. Jahr- hundert). Aus den mannigfachen Text-Illustrationen fei die Aufnahme des prachtvollen Chorgestühls der Sta. Giustina in Padua hervorgehoben. In Nr. 6 dec „Mittheilungen“ des Museums wird u. A. be- rihtet, daß bezüglih der beabsihtigten Gründung eines Erport- musterlagers in München die Handels- und Gewerbekammer für Mittelfranken nacstehenden, dem Bayerishea Gewerbe-Museum mit- getheilten Beschluß an die Handels- und Gewerbekammer für Ober- bayern hat gelangen lassen: „Die beabsichtigte Gründung eines Export- musterlagers in München gelangte in heutiger Sitzung unscrer Kammer zur Berathung und wurde in Folge derselben nacstehender Beschluß einstimmig gefaßt: Die Gründung eines Exportmusterlagers an einem anderen Plaße als Nürnberg ist nit veranlaßt und wünschenswerth, da die Vorausseßungen und Anfänge eines solchen bereits in dem dahier bestehenden Bayerischen Gewerbemuseum ge-

eben sind; es kann demnach nur der Weiterentwicklung dieses leßteren Sustitutes nah obgedachter Richtung hin mit Unterftüßung des

dienste um das Deutsche Reich und das deuts®&e Volk und es freut

Handelsvorstandes Nürnberg und der sonst noch hierbei in Betraht