1884 / 98 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Apr 1884 18:00:01 GMT) scan diff

dings müsse er in diesem Falle auf dem vom Abg. Bachem beantragten Zusaß bestehen, denn ohne diesen Zusatz sei der konservative Vorschlag bezüglih der Po- sition 3 volllommen werthlos. Redner wendete sich alsdann gegen die Aeußerungen des Ministers, der gestern den Landräthen und Regierungs-Präsidenten die Pa1ole für die nächften Wahlen habe ausgeben wollen, aller- dings mit wenig Geschick. Der Minister habe die Verschiebung der Verseßung des Strafanstalts-Junspektors von Hartung damit zu erklären versucht, daß man diesen Beamten niht seines Wahl- rechts habe berauben wollen. Aber Jedermann wisse es wohl, daß es der Regierung nicht auf die eine Stimme allein an- komme. Und am besten verständen die Beamten, was es beiße, daß sie verseßt werden sollten, aber erst nah den Wahlen. Zum S&luß ging der Abg. Rickert auf die Bemerkungen ein, die der Staats-Minister von Puttkamer über die Wahl des Abg. Dirichlet gemacht hatte. Der Minister habe si auf Ver- sprehungen bezogen, die fortschrittlicherseits den Wählern ge- geben seien. Aber dieselben fänden reithlih ein Gegenstück zu den Wahlversprehungen der Regierungskandidaten und der Konservativen. | ert

Der Abg. von Meyer (Arnswalde) hielt die Wahlagitation und die Wahlbeeinflussung für eine nothwendige Konsequenz des konstitutionellen Systems. Dasselbe habe zum Schacher mit Prinzipien geführt und führe au zum Schacher mit Stimmen. Troßdem sei der Zustand in Preußen noch befriedigender als in England und Nordamerika, wo die Stimmen gegen baar gekauft würden. Jm Uebrigen trat der Redner für den Antrag der konservativen Partei ein.

Die Diskussion wurde hierauf geschlossen. :

Nach einem kurzen Schlußwort Seitens des Bericht- erslatters Abg. Maiß wurde der Antrag Althaus ad 1 abge- lehnt, der Antrag der Kommission zu Position 1 und 2 ange- nommen, Position 3 dagegen abgelehnt. Hierauf wurden der Antrag Bachem und der identishe Antrag Barth und Althaus ad 2 mit dem vom Abg. Bachem beantragten Zusaß angenommen. j

Beim Schluß des Blattes folgte die Berathung der all- gemeinen Rehnung über den Staatshaushalt des Jahres vom 1. April 1880/81.

Die in der gestrigen (73.) Situng des Hauses der Abgeordneten bei der Berathung über die Wahl des Abg. Frhrn. von Lyncker nah dem Abg, Dirichlet von dem Vize- Präsidenten des Staats-Ministeriums, Staats-Minister von Puttkamer gehaltene Rede gelangt erst in der morgigen Nummer zum Abdruck.

DieimReichs-Eisenbahn-Amkt aufgestellte, in der Ersien Beilage veröffentlichte Uebersicht der Betrieb s- ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat V0 D V, Cralcdt ur Die 43 Bahnen, welche au schon im entsprehenden Monate des Vorjahres im Be- triebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende Daten : i Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im März d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch er- mittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 30 527,57 km Betriebslänge) bei 19 Bahnen mit zusammen 5199,22 km höher und bei 24 Bahnen mit zusammen 25 328,35 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 19 Bahnen mit zusammen 5199,22 km höher und bei 24 Bahnen mit zusammen 25 328,35 km (darunter 4 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit den im Vorjahre ermittelten provisorishen Angaben: im Ganzen (mit 30527,57 km Betriebslänge) bei 24 Bahnen mit zusammen 24 888,91 km höher und bei 19 Bahnen mit zusammen 5638,66 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 23 Bahnen mit zusammen 5821,41 km höher und bei 20 Bahnen mit zu- sammen 24 706,16 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Monate des Vorjahres. i Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Ja- nuar bis Ende Marz d. J: a, beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau- fendenJahres mit demDefinitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 30527,57 km Betriebslänge) bei 22 Bahnen mit zusammen! 5699,28 km höher und bei 21 Bahnen mit zusammen 24 828,29 km geringer, als in dem- selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo meter Betriebslänge bei 21 Bahnen mit zusammen 5342,67 km höher und bei 22 Bahnen mit zusammen 25 184,90 km (darunter 4 Bahnen mit verme rter Betriebslänge) eringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres ; b, bei m R cu leihe der provisorisch ermitteltenErgebnisse mit den im Vorjahre ermittelten provisorishen Angaben: im Ganzen (mit 3052757 km Be- triebslänge) bei 29 Bahnen mit zusammen 26 457,32 km höher und bei 14 Bahnen mit zusammen 4070,25 km ge- ringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 27 Bahnen mit zusam- men 6094,14 km höher und bei 16 Bahnen mit zusammen 24 433,43 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebs- länge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres.

Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rech- nung verwalteten Bahnen, betrug Ende März d. J. das

esammte konzessionirte Anlagekapital 160 280 000 M 64 915 000 Stammaktien, 44595 000 M Prioritäts-Stamm- aktien und 60770 000 G Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 642,82 km, jo daß auf je 1 km 249 339 M entfallen.

Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende März d. J. das gesammte Tonzessionirte Anlagekapital 749718272 M

335 769 850 6 Stammaktien, 98 431 900 #4 Prioritäts- Stammaktien und 315 516 522 A Prioritäts-Obligationen) Und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi- angs ist, 3941,61 km, so daß auf je 1 km 190 206 M entfallen.

Der Großherzoglih badishe Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Marschall, ist von dem ihm bewilligten kurzen Urlaube nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der hiesige Herzoglich braunshweigishe und Groß- herzoglih oldenburgisce Minister:Resident Dr. von Liebe hat Berlin mit Urlaub verlassen. Die Vertretung desselben ist E der Königlich bayerischen Gesandtshaft übernommen worden.

Der Großherzoglich mecklenburg-\{werins{che Bevoll- mächtigte zum Bundesrath, Ober-Zolldirektor Oldenburg, ist hier eingetroffen.

Der General: Lieutenant Frhr. von Loë, General- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und beauf- tragt mit der Führung des VII1, Armce-Corps, ist bier ein- getroffen.

Der General-Lieutenant von Conrad y, Gouver- neur von Meß, hat nah Abstattung persönlicher Meldungen Berlin verlassen.

Vayern. München, 23. April. (Allg. Ztg.) Prinz Alphons begiebt sich am Freitag Abend nah Madrid, um der daselbst erwarteten Entbindung seiner Shwägerin, der Prinzessin Maria de la Paz sowie den folgenden Tauffeierlihkeiten anzuwohnen. Die Königin Zsabella ist bereits von Sevilla daselbst eingetroffen. Von Madrid reist Prinz Alphons nach Turin zum Besuch seiner Schwester, der Herzogin von Genua, welche bekanntlich am 21. d. M. dort von einem Prinzen entbunden worden ist; die Dauer seiner Abwesenheit von hier wird 45 Tage betragen.

E Vormittag 11 Uhr fand in dem s{ön und ge- \{chmadckvoll dekorirten Archiv des Georgiritter-Ordens die Verlesung der Ordensstatuten vor den sämmtlichen Kan- didaten durh den Ordenssekretär, Geheimsekretär von Des- touches, in Gegenwart der als Zeugen fungirenden zwei Ka- pitular-Komthure: des Generals der Jnfanterie Oberhof- meisters von Ow und des- Reichsraths Grafen Preysing statt. Am Freitag, Vormittags 11 Uhr, wird in der alten Hofkirche der Trauergottesdienst für den verewigten König Maximilian Il. und Tags darauf ein solcher für das im Laufe des Jahres verstorbene Ordensmitglied, Maximilian Frhrn. von Lerchen- feld-Ahaw, abgehalten. Beide Male begeben sich die Groß- priore, die Prinzen Luitpold, Ludwig, Leopold und Alphons, e der Ritterschaft im Zuge aus dem Kapitelsaal in die

irche.

24. April. Das „Ges.- u. V.-Bl.“ veröffentlicht das Geseß vom 21. d. M., die Lan deskultur-Rentenanstalt betreffend.

Württemberg. Stuttgart, 24. April. (St.-A. f. W.) Die Kammer hat das Ausführungsgeschß zu dem Reichsgeseß, betreffend die Krankenversicherung der ALTDETtCL, Mit 83 Stimmen angenommen.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 23. April. (Wien. Abdpst.) Die volkswirthshaftlihe Kommission des Herrenhauses hat die Vorberathung der von dem Ab- geordnetenhause bereits angenommenen Regierungsvorlagen bezüglih der Regelung der Erdharzgewinnung in Galizien und der Bukowina sowie betreffs der Branntweinsteue r- reform beendet. Die bezüglihen Berihte dürften in den nächsten Tagen zur Versendung gelangen.

24. April. (W. T. B.) Die Deputation des 2. Ostpreußischen Grenadier-Regiments Nr. 3, welche zur Beglücckwün{hel}/ des Erzherzogs Albrecht zu seinem 25jährigen Juläläum als Chef dieses Regiments hier- her gekommen war, “hat heute die Rückreise angetreten. Sämmtliche Mitglicder der Deputation wurden dur Ordens- Verleihungen ausgezeihnet. Die „Politische Correspondenz“ konstatirt, daß die preußischen Offiziere hier die freundlichste Aufnahme gefunden und Wien mit dem Gefühl tiefer Dank- barkeit für das ihnen von dem Kaiser und dem Erzherzog Albrecht bewiesene außerordentlihe Wohlwollen verlassen hätten.

Schweiz. Bern, 283. April. (N. Zür. Ztg.) Die Zolltarif-Kommission des Nationalraths hat ihre Sigzungen geshlossen. Jm Text des Gesetzes wurde dem Ständerath zugestimmt; dagegen ergiebt sih infolge der bei verschiedenen Positionen vorgenommenen Aenderungen gegen- über den Beschlüssen des Ständeraths für den Bund eine Mindereinnahme von 200 000 Fr.

Großbritannien und Jrland. London, 24. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses erklärte in Beantwortung einer Anfrage Bourke's der Pre- mier Gladstone: Berber sei in Gefahr; der Regierung sei in Bezug auf Berber ein Vorschlag der egyptischen Regie- rung zugegangen, und die Regierung habe diesen Vorschlag auch bereits beantwortet, im Jnteresse des öffentlichen Dienstes könne er hierüber aber weitere Mittheilungen nicht machen. Was den General Gordon anbelange, so wiederhole er, daß sich derselbe augenblicklich in einer siheren Lage befinde ; die Re- gierung erkenne ihre Verpflichtungen in Bezug auf die Sicherheit Gordons vollständig an, und da sie diese Verpflichtungen an- erkenne, so sei es auch ihre Pflicht und Schuldigkeit, sich in den Stand zu seßen, diesen Verpflichtungen nachzukommen, wenn der Anlaß dazu sih ergeben sollte. (Beifall.) Der Unter-Staatssekretär Lord Fißmaurice erklärte: die Unter- handlungen wegen Herstellung dauernder diplomatis her Beziehungen mit Mexiko dauerten fort. Mit Frank- reih seien vertrauliche Verhandlungen wegen der For- derungen ees betreffs Dongkings îm Gange. Der Kanzler der Schaßkammer, Childers, gab sodann sein Finanzexposé. Nach demselben hat sich im leßten Finanzjahre ein Uebershuß von 200 000 Pfund ergeben und ist die Staatsshuld um 8 Millionen gemindert worden. Der Voranschlag für das laufende Finanzjahr beziffert die Ausgaben auf 85 250 000 Pfund, die Einnahmen auf 85 500 000 Pfund; der Uebershuß von 250 000 Pfund werde si dur eine kleine Veränderung bei der Miethwagensteuer auf 240 000 Pfund reduziren. Childers beantragte, da die meisten der im Umlauf befindlihen Goldmünzen an Gewicht verloren hätten, die halben Pfundstücke einzuziehen und durch Zehnschillingssiücke zu erseßen, die nur 9.0 des Goldgehaltes der jeßigen Münze haben. Ferner beantragte Childers die Reduktion der Zinsen der Staatsshuld und suchte zu dem Ende um die Ermächtigung nach, die 3 prozent. Con- sols al pari einlösen, oder nah Wahl der Fnhaber mit 23/4 prozent. mit Quartalscoupon versehenen Consols, die nicht vor dem Jahre 1905 einlösbar sind, zu 102 pro 100 einlösen zu dürfen, Endlich erbat derselbe die Ermächtigung, 21/5 proz. Consols zu 108 pro 100 anbieten zu dürfen.

25. April. N T. B.) Dem „Standard“ zufolge sind die gestrigen Erklärungen des Premiers Glad: stone im Unterhause allgemein dahin gedeutet worden, daß die Regierung entschlossen sei, eine Expedition nah dem Sudan zu entsenden, falls ih dies als nothwendig erweise, Gegenwärtig verhandle die englishe Regierung mit den egyp: tischen Behörden darüber, ob die nah dem Sudan zu entsen- denden Streitkräfte nur englishe Truppen oder au ein Kon- tingent indisher Truppen umfassen sollen. Nach einem Tele: gramm des „Daily Telegraph“ aus Kairo, vom 24. d. M, leidet das 35. Regiment in Assiut bereits stark an Fieter, Hiße und Sonnenstich.

Frankreih. Paris, 24. April. (W. T. B.) Nath hier umlaufenden Mittheilungen wäre das englische Rund- schreiben bezüglih der Abhaltung einer Kon- ferenz lediglih an die Berliner Signatarmächte gerichtet und von einer Anlage begleitet, welhe ein Exposé der egyptishen Finanzlage enthalte. Jn leßterem werde der Betrag der Anleihe, welhe nothwendig sei, um den dringendsten At ard u, Vis abzuhelfen, auf 200 Millionen anges{lagen, zugleih aber auf die Schwierigkeiten hingewiesen, ein Unterpfand für eine solche Anleihe zu beschaffen, nahdem bereits alle Hülfsmittel Egyptens für die Amortisirung der Schuld in Anspruch genommen seien. Mittel zur Lösung der Schwierigkeiten würden in dem Exposé nicht vorgeschlagen ; das Letztere beschränke sich darauf, von der Aufhebung der egyptischen Armee als von einer Maßregel zu sprechen, welche die Quelle großer Ersparnisse sein könnte.

24. April, Abends. (W. T. B.) Der „Temps“ schreibt über die von England vorgeschlagene Konferenz: der Botschafter Lord Lyons habe dem Minister - Präsidenten Ferry am Dienstag eine Note überreicht, welche die Konferenz vorshlage, ihre Wirksamkeit aber auf die beiden Fragen be- schränke: ob eine Abänderung des egyptischen Liquidations- geseßes angezeigt erscheine, und welhe Veränderungen des- selben vorzunehmen sein möchten. Die Note sei nicht an die 14 Unterzeihner des Liquidationsgeseßes, sondern nur an die Großmächte und an die Türkei gerichtet. Jn Bezug auf den Konferenzort lasse die englishe Regierung den anderen Mächten, wenn sie ihrem Vorshlage beitreten sollten, die Wahl zwischen London und Konstantinopel. Die Note selbst sei kurz; es sei derselben aber ein Memorandum beigegeben, in welchem die Nothwendigkeit einer Reform des Liquidations: geseßes nahzuweisen gesuht werde. Jn dem Memorandum werde hervorgehoben, daß, während die für die Tilgung der Schuld angewiesenen und verwendeten Einnahmen ständig Mehrbeträge ergeben hätten, das ordentliche eguptishe Budget, das aus den niht für die Schuldentilgung assignirten Einnahmen bestehe, fortgeseßt zunehmende Defizits aufgewiesen habe. Jm Fahre 1880, dem ersten Jahre der Anwendung des Liquidations- gescßes, habe das egyptische Budget noch einen Einnahme: übershuß in Aussicht gestellt ; bereits 1881 aber habe si ein Defizit ergeben, und dieses Defizit babe sih mit jedem Fahre vermehrt. Egypten sei gegenwärtig genöthigt, eine Anleibe von 8 Mill. Pfd. Sterl. zu kontrahiren, sche si aber bei der Unmöglichkeit, ein Unterpfand für solche Anleihe zu gewähren, außer Stande, die Anleihe aufzunehmen. Das Memorandum deute, um Abhülfe zu schaffen, auf eine Einstellung oder wenigstens eine Vertagung der Amortisirung der Staatsschuld hin und bringe ferner Ersparnisse bei der egyptishen Armee in Vorschlag.

26. April. (W. T. B.) Das Gerücht, daß Frank- reih die Absicht habe, Kanton zu blokiren, wird von der „Agence Havas“ als unbegründet bezeichnet. General Millot halte für ausreihend, Thai-Ngnuyen und Philanthuan zu besetzen.

Spanien. Madrid, 24. April, (W. T. B.) Man glaubt in Regierungskreisen bei den am nächsten Sonntag stattfindenden Corteswahlen auf eine starke Majorität renen zu dürfen. Die leßtmonatlihen Mindercinnahmen der Staatskasse sind eine Folge der Tarifreform und werden übrigens durch die vorausgegangenen Mehreinnahmen ausgeglihen. Man hofft, im nächsten Budget das Gleih- gewicht zwishen Einnahme und Ausgabe zu erreichen. Auf Kuba hak die öffentlihe Ruhe keinerlei weitere Störung erfahren. Der kleine Rest der Bande Aguero's, welcher nach der ihr von den Truppen beigebraGten Niederlage übrig ge- blieben war, ist in unwirthlihe und {wer zugängliche Theile der zFnsel entflohen.

Portugal. Lissabon, 23. April. (Köln. Ztg.) Der Marine-Minister hat den Cortes einen Geseßentwurf, betreffend den Bau einer Eisenbahn von Loanda nah Ambaca in der westafrikanishen Provinz Angola, vorgelegt. Die Regierung soll, dem Entwurf zufolge, für eine sechsprozentige Verzinsung des Anlagekapitals, das \sich für den Kilometer auf 88 800 M stellen würde, eintreten. Ambaca liegt beinahe genau östlich von Loanda und so zimlich im Mittelpunkt von Angola ; die geplante Bahn würde einen der ergiebigsten Theile von Afrika ershließen. Das Ober- haus genehmigte gestern den wichtigen Geseßentwurf über eine Abänderung der Verfassung.

Iralien. Nom, 24 April. (V. T, G) Dir König und die Königin sind heute Abend nah Turin abgereist, um der am Sonnabend dort stattfindenden Eröff- nung der nationalen Ausstellung beizuwohnen.

Die Deputirtenkammer hat sich bis zum 1. k. M. vertagt.

Türkei.

Konstantinopel, 24. April. (W. T. B.) Der Bauteninspektor Raif Effendi ist zum Minister der öffentlihen Arbeiten ernannt worden.

Serbien. Belgrad, 24. April. (W. T. B.) Der König hat dem vorgestern hier eingetroffenen Prinzen Friedrich von Anhalt das Großkreuz des Takowa-ODrdens verliehen.

Amerika. Washington, 22. April. (Allg. Corr.) Der Senat hat mit 35 gegen 15 Stimmen das Ban- kerottgeseß angenommen, welches nunmehr zur Vorlage an das Nepräsentantenhaus gelangt, in dieser Gas jedoch kaum erledigt werden dürste. Das leßtere Haus M sih mit 170 gegen 47 Stimmen für die Errichtung E Schiffahrtsamts im Schaßdepartement ausgesprochen. : ist dies eine der Bills, welhe während des Kongresses qu Förderung der amerikanishen Schiffahrt in Aussicht pa men worden waren. Die Durgley Bill, welche die Aufhebu H mehrerer Belastungsvorschriften der Schiffahrt bezw eckt, ste für Sonnabend auf der Tagesordnung.

New-York, 24. April. (W. T. B.) Zum Gou- verneur von Louisiana is der Kandidat der demokra- tischen Partei gewählt worden.

Afrika. Egypten. Kairo, 24. April. (W. T. B.) Heute Vormittag hat unter dem Vorsiß des Khedive ein außerordentlicher Kabinetsrath zur Erwägung der mil i- tärishen Lage stattgefunden. An demselben nahmen auf Berufung des Khedive au Riaz Pascha und Sheriff Pascha Theil. Der Kabinetsrath kam zu dem Ergebniß, daß die \ o- fortige Absendung von Truppen nach Ober- Egypten durchaus nothwendig sei. Nubar Pascha wurde beauftragt, der englishen Regierung diese Resolution des Kabinetsraths zu unterbreiten.

(A. C.) Dem „Standard“ vom 23. d. M. wird gemeldet: Der Mahdi hat eine Truppenmaht unter der Führung eines seiner Offiziere ausgesandt, welche jeßt die Höhen von Schendy beseßt hält und Berber vollständig ab- geshnitten hat ; zugleih hat er dur einen Boten dem Ulema von Berber seine bevorstehende Ankunft anmelden und die Aufforderung zur Unterwersurg an den Gouverneur und die Bewohner von Berber ergehen lafsen.

Zeitungsf\timmen.

; Der ,„BerlinerBörsenzeitung“wirdaus Sorau N.-L. berihtet : S

_Eine erfreuliche , nahahmungswerthe That! Hervorragende Männer der deutsh-konservativen, freikonservativen und national- liberalen Parteien haben einen Aufcuf erlassen zur Gründung eines Wahlvereins „Bismark“. Der Verein hat das Ziel vor Augen, daß der Kreis einen Mann in den Reichstag \chicke, welcher mit voller Kraft die wirthscaftlibe und soziale Politik unseres großen Reichskanzlers unterstüßt. Wenn man erwägt, daß noch bei der L it Wahl 1881 unsere Nationalliberalen voll und ganz für die C eintraten, so ift diefer Umschwung gewiß mit Freuden zu egrüßen.

gn der „Schlesischen Zeitung“ lesen wir:

Daß der auf Bestellung verantwortliher Reich8-Minister gerich- teten Forderung im Programm ter Partei Riert-Nichter keine ans dere Tendenz zu Grunde liegt, als die Einführung eines parlamen- tarischen Parteiregiments im Deutschen Reiche, kann Niemandem zweifelhaft sein, der mit den politischen Dingen irgend vertraut ift. ¿e « Da, wenn erst die parlamentarischen Majoritäten die Mini- sterien beseßten, der ganze bundesstaatliche Charafter des Reiches ge- opfert, daß der Bundesrath neutralisirt sein würde und daß dann nichts anderes existent sein könnte, als ein Einheitsstaat mit einem Scattenkaiser an der Spigze, liegt auf der Hand. Jm Jahre 1869 dabte man in dieser Beziehung freilich selbft in konservativen Kreisen noch anders, aber {on damals hat unser leitendcr Staatsmann den Reichstag cines Besseren belehrt, und alle maßvolleren Elemente haben feine Lehre beherzigt. Damals war überdies die Lage der Dinge auch noch eine wesentlich andere

Die Erinnerung an den Vorgang von 1869 (Antrag Münster - Twesten) hat cs unseren Liberalen einigermaßen shwer gemacht, der in Rede ftehenden, von den verbündeten Regierungen sofort energisch zurückgewiesenen Forderung der Linksliberalen entsGieden entgegen- zutreten. Um so höher erkennen wir es an, daß dies jeßt in der sich zur nationalliberalen Partei bekennenden „Kölnischen Zeitung“ schr unumwunden Get

Die „Fceihandels:-Correspondenz“ schreibt : „Daß in unserer Handelsstatistik noch immer bedenkliche Fehler vorkommen, welche zur Vorsicht bei der Benutzung ihrer Zahlen mahnen, zeigt sich wieder einmal an der Statistik über den Waaren- verkehr zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten 2c.“ und die „National-Zeitung“ hat si beeilt, es ihr naczudrucken. In dem Artikel wird dann ausgeführt, daß in unserer Handels- statistik in den Jahren 1880 und 1881 bedeutende Sen- dungen von Schafwolle als aus den Vereinigten Staaten von Amerika eingegangen nachgewiesen seien, im Jahre 1882 da- gegen plöglich nicht ein Pfund. Nun wisse aber Ieder, der mit den Produktions- und Handelsverhältnissen Amerikas einiger- maßen vertraut sei, daß die Vereinigten Staaten durchaus kein Wolle exportirendes Land sind. Hätte die Freihandels-Korrespondenz fich die lei&te Mühe genommen, auch noch die Handelsausweise für 1883 anzuschen, so würde sie gefunden haben, daß dieselben für dies Jahr gleichfalls so gut wie nihts von diesem Artikel, nämlich nur 100 Doppelcentner als aus den Vereinigten Staaten eingegangen aufführen, daß somit der früher in der That vorhandene Fehler ver- mieden ift, auf welchen {hon vor zwei Jahren Professor Diezmann in Chemnitz, etwas später auh Professor Soetbeer öffentlih aufmerksam gemacht haben. Eine folde Mittheilung kann nun zwar bisweilen auch ohne Angabe des Entdeckers und des Alters der Entdeckung von Nutzen fein, Wenn aber die Freihandels-Correspondenz aufrichtig gewesen wäre, so hätte sie offen sagen müssen, daß der frühere Fehler, der von mangelhaften Deklarationen berrührte, eben richt mehr vor- kommt, nachdem die Deklaranten mit den Bestimmungen der seit 1880 gänzlich neugestalteten Handelsstatistik vertrauter geworden sind. Aber auch nur dies anzuerkennen, geht den genannten Blättern wohl gegen die Natur. .

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin nd bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 13, April bis tnkl. 19. April cr. zur Anmeldung gekommen : 491 Gheschließkungen, 755 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 585 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem „Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutshe Geschichtskunde zur Beförderung ciner Gesammt- ausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters“ (Hannover, Hahnsde Buchhandlung) ist fkürzlih das 3. Heft IX. Bandes ausgegeben worden, welches diesen Band zum Abschluß bringt. Das Heft beginnt mit ciner kleinen Arbeit von G. Wattz über den sogenannten Catalogus Cononianus der Päpste, den Katalog der rômischen Bischöfe bis Conon (f 687), eines der wichtigsten Denkmäler der Papstgeschihte, welhes namentlih zur Kritik des sogenannten Liber pontificalis, jenes umfassenden Werks über Leben und Thaten der älteren Päpste, bedeutende Hülfsmittel darbietet. Der Verfasser untersucht darin noch einmal und eingehender als früher die verschiedenen Ansichten über Entstehung und Charakter des Katalogs, Dann bespridt V. von Pflugk - Harttung mehrere gefälshte Bullen in Monte Cassino, La Cava und

onantola, und untersucht Walther Schulße die Frage: ob

ohannes von Gorze ein historischer Scbriftsteller gewesen. Johannes von Gorze war einer der hervorragendsten Vertreter der

losterreform, die im 10. Jahrhundert in verschiedenen Gegenden gleichzeitig stattfand. Besonders bekannt aber ist er dur seine fultur- gesbihtlich so sehr lehrreihe Reise, die er als Gesandter Otto's I. an den Hof Abderrhamans 111. gemacht hat. Geschichtlich wichtiger freilich ist sein bedeutender Antbeil an der Reform der lothringischen Klöster. Neuerdings hat man nun nachzuweisen versut, daß er auch als Historiker sih bethätigt babe; Pert nämlich hält ihn für den Verfasser von folgenden 4 Werken: der AMiracula Sancti Gor- Son, der Vita sowie der Miracula Sanctae Glodesindis

und endlih der Vita Chrodegangi. Walther Schulße kommt am Schluß seiner Untersuung dieser Annahme zu dem Resultat, daß dicselbe unhaltbar sei, Er weist na, daß das erstgenannte Wer von einem Mön aus Gorze um 965 verfaßt ist, daß das zweite und dritte von demselben Johannes von S. Arnulf herstammen, der auch die Vita Joh. Gorz. verfaßte, und daß sie im Jahre 963 geschrieben worden sind; endlich daß die Vita Chrodegangi von einem Mönch aus Gorze zwishen 933—964 verfaßt worden is, der vielleibdt mit Johannes von Gorze identisch ist, ohne daß dies jedoch bisher siher nachgewiesen werden könnte. In dem nächstfolgenden Beitrage macht S. Loewenfeld Glossen zu 8 Briefen aus der Zeit König Berengars, welche von Ceriani und Porro veröffentlicht und erläutert worden find, und daran reiht si \chließlich die Fortießung des von O. Holder-Egger angefertigten Ver- zeicnifses der Handschriften in der Königlichen Bibliothek zu München. In der Abtheilung „Miscellen“ findet der Freund altdeutswer Geschichtskunde ferner folgende kleinere Beiträge: Ueber eine Handschrift des Humbert, von Prof. Thaner ; Zur Kritik der Gesta Trevirorum von 1152—1196, von A. Schoop; Ueber cine Handschrift des Pantheon Gotfrids von Viterbo, vom Staatsarchivar Dr. Sauer in Wiesbaden; Zu dem Epos „Karolus Magnus et Leo papa“ von Mar Manitius; Verse und Miniaturen aus einer Evangelienhandschrift des 10. Jahrhunderts der Cölner Dombibliothek (jett in der Darmstädter Hofbibliothek), von K. Lamprecht; Aus Handschriften der Berliner Bibliothek, von W. Wattenbah; Eine Urkunde des Papstes Innocenz IIL, von 1204, Nov. 12, von Franz Wo!fff; Zu den älteren päpstlihen Bleibullen, von P. Ewald; Zu den Münchener Handschriften, von G. Wait; Ucber einige Handschriften in Italien, von H. Eimonsfeld; Notizen, vom Pfarrer Dr. Falk in Mombach. Ueber den Fortgang der Herausgabe der Monumenta Germaniae historica finden wir in den „Nachrichten“ am Schluß folgende Mit- theilungen: Von der Abtheilung „Auctores antiquissimi“ find inzwischen als Band VI, 1 die Werke des Symmachus erschienen, herauêgegeben von Otto Seeck (der zweite Halbband, die Werke des Avitus ent- haltend, erschien {hon früber). Von den »Scriptores Rerum Mero- vingicarum“ ift der erste Theil des I. Bandes ausgegeben worden, welcher die Frankengeshihte des Gregor von Tours (als ersten Band seiner Werke) enthält, herausgegeben von W. Arndt und Br. Krusch. Ferner erschien der erste Halbband des 2. Theils der „Poetae Latini medii aevi“, bearbeitet von E. Dümmler. Dann wird gemeldet, daß G. Wait die „Vitae Anskarii et Rimberti“ in crneuter kritischer Bearbeitung, welche na der bereits 1829 ershienenen Ausgabe von Dahlmann nöthig war, als Schulausgabe hat erscheinen lassen und damit diese wihtigen und {wer zugänglichen Denkmäler der nor- dishen Geschichte leiht benußbar gemacht hat. Von den „Geschichts- \hreibern der deutschen Vorzeit“ sind die „Quellen zur Geschichte Ludwigs des Bayern“ von W. Friedenêeburg (enthaltend die Chronik des Mönchs von Fürstenfeld, die Chronik von den Herzögen von Bayern und das Leben Ludwigs IV.) fowie die Kaiser- und Papstges&ichte von Heinrih dem Tauben von G. Grandaur publi- zirt worden, Gleichzeitig ift die erste Lieferung einer neuen Ausgabe erschienen, welche in chronologiscer Folge fortgescßt werden soll; den Anfang machen die Römerkriege von Horkel, wobei jedo, dem Plane der ganzen Sammlung entsprechend, jeßt nur die bezüg- lichen Stellen ohne den ausführlichen verbindenden und erläuternden Tert wiederholt werden, Die Kaiserurkunden in Abbildungen sind bis zur 6. Lieferung vorgeschritten, welhe 30 Urkunden auf 25 Tafeln enthält; dieselbe bringt noch 2 Urkunden Heinrichs IL, 7 von Lo- thar III, bearbeitet von Schum, 16 von Friedrich IL, Heinri VII. und Konrad 1V., von Philippi durchgesehen, und den Rest von Karl IV.,, Wenzel, Ruprecht und Sigmund. Von der neuen Ausgabe der Regesta Pontificum Romanorum wurde das 5. Heft, bearbeitet von S. Lvoewenfeld, versandt; dasselbe reiht bis zum Tode Alexanders 11. Die Central-Direktion der Monumenta Germaniae hat übrigens in den Tagen vom 2. bis 4, April hier in Berlin ihre jähr- liche Plenarversammlung abgehalten. Anwecsend waren: Prof. Dümmler aus Halle, Geheimer Rath Prof. von Giesebre{cht aus München. Prof. Hegel aus Erlangen, Hofrath Prof. Sickel aus Wien und die hiesigen Mitglieder Prof. Mommsen, Prof. Wattenbach und der Vorsitzende Geheime Regierungs-Rath Wait. An die Stelle des vor längerer Zeit verstorbenen Prof. Nißsh wählte die Versammlurg den Prof. Weizsäcke. Die von den Leitern der einzelnen Abtheilungen „_ erstatteten Berichte sowohl über die voll- endeten wie über die im Druck oder in der Vorbereitung be- findlihen Arbeiten waren im Allgemeinen nur erfreuliher Art. Aus- gegeben wurden im Laufe des letzten Jabres von ter Abtheilung Auctores antiquissimi: I) Tom. V.. pars 2: D. Magni Ausonii opuscula rec. C. Schenkl; 2) Tom. VI., pars 1: Q. Aurelii Symmachi quae supersunt, ed, D. Seeck; 3) Tom. VI., pars 2: Alcimi Ecdicii Eviti Viennensis episcopi opera quae supersunt rec, R. Peiper ; von der Abtheilung Secriptores; 4) Scriptores rerum Merovingicarum Tom. I, pars 1 (auch unter dem Titel: Gregorii Turonensis opéra, ediderunt W. Arndt et Br. Krusch, pars 1. Historia Francorum), 5) Tom. XI1Y. der Ausgabe in Folio; 6) Vita Anskarii auctore Rimberto. Accedit Vita Rimberti. Rec. G. Waig; von der Abtheilung Leges: 7) Tom. V., fasec. 2. der Folioausgabe, und daraus abgedruckt: 8) Lex Ribuaria et Lex Francorum Chamayvorum ed. R. Sohm; 9) Capi- tularia regum Francorum denno edidit A. Boretius. Tom. I., pars posterior; von der Abtheilung Antiquitates : 10) 11) Poetae Latini aevi Carolini rec. Ern. Dümmler. Tom. L, pars 1. 2; von dem „Neuen Arwiv der Gesellschaft für ältere deutshe Geshihtskunde“: 12, Band IX. in 3 Heften. Das von Prof. Wattenbach redigirte „Neue Archiv“ fährt fort, nebcn größeren kritishen Untersubungen, Nachrichten über Handschriften zu geben, fei es aus gedruckten Katalogen, sei es nah Arbeiten in den Bibliotheken oder über solche, die hierher gesandt worden sind. Wie alle Bibliotheken Deuts{lands urd Oefsterreihs, so haben auch mehrere des Auelandes dazu bereitwilligst die Hand geboten, der leßteren voran die Pariser Nationalbibliothek, dann die von Ein- siedeln und St. Gallen und die Kantonsbibliothck in Zürich; ähn- liber Förderung aber habea \ich auch die Arbeiten zu erfreuen, welche in Halle, Wien und anderswo gemacht werden, und fo gelingt es, ohne zu große Kosten, das umfassende nalionale Unternehmen weiter- zuführen.

In der Aprilnummer des , Anzeigers des Germanischen Nationalmuseums* wird die Beschreibung der Sammlungen mit der Abtheilung C, Nr. 5, der Plastik, fortgeseßt. Auch diesem Abschnitt ift eine Reihe vortrefflicher Holzschnittabbildungen einge- gedruckt, und zwar nah den Gipsabgüssen des Thronsessels aus dem Kaiserhause in Goslar, von zwei \{önen Figuren an der goldenen Marl in Freiberg, von einer Brunnenfigur auf plastisch reich ge- chmüdtem Postament mit Delphinen und Amoren, von dem Grabmal des Matthias Ensinger im Münster in Ulm, von einem Elfenbein- nee, darstellend die Marien am Grabe, dem Siegel der Stadt Konstanz und einer \{öaen Medaille auf die Vermählung Herzog Alberts von Preußen. Die Chronik des Museums meldet, daß Se. Majestät der König Albert von Sasen den seit dem Regierungsantritt von drei zu drei Jahren bewilligten Beitrag auf das Triennium 1884—1886 neu gewährt hat. Die Herren und Grafen von der Recke haben eine Stiftung im Betrage von 1400 4 gemacht. Die Samm- lungen und die Bibliothek haben durch Geschenke und Ankäufe manchen Zuwachs erhalten; Hr. O. Kling in Darmstadt hat cine beträchtlihe Anzahl von Gipsabgüssen größerer und kleinerer Kunst- werke aus Aachen, Trier und anderen Orten (im Ganzen 11 Kisten) dem Museum zum Geschenk gemacht, durch wel&e manche schwerzlid cmpfundene Lücke ausgefüllt wurde, Die Berliner Pflegshaft des Museums hat die bei ihr im Jahre 1883 eingegangenen Gelder zum Ankauf eines sehr interessanten, emaillirten Handwaschbeckens bestimmt, tas seit Beginn dcr Verhand- lungen über diese Stiftung fih im Museum befindet, und die 1884 bei ibr eingehenden Gelder hat sie dazu bestimmt, einen sehr {chönen Cölnisen Stollensþrank zu erwerben, welcher jeßt auch bereits im Museum aufgestellt ist. Auch die Pharmazeutische Stiftung hatte ih wieder einer beträchtlichen Anzahl von Gescenken zu erfreuen, die,

der Interefsenten gebrabt worden sind. Aus dem Verwaltungsaus\{hu des Museums if der Kommandant des hiesigen Zeughauses, Oberst Ising, auf seinen Wunsch ausgeschieden. Der dem Heft beiliegende Bogen IV der „Mittheilungen aus dem Germanisen National- museum“ bringt mehrere illuftrirte Beiträge von dem Direktor Effen- wein: über einen Eisenhut des 13. Jahrhunderts (mit Miniaturen) ; über zwei höchst interefsanie Geschüße aus dem 15. Fahrhundert, welche ein ungenannter Freund des Museums bei einem Antiquar in Florenz gekauft und der Anstalt geschenkt hat: eine Kammerbüchse und eine Gabelbüchse (mit sorgfältigen Abbildungen), und über einen alten Holzshnitt aus „dem 148 in Augsburg gedruckten Hortus sanitatis, darstellend einen hausirenden Rötelhändler. Ein weiterer Artikel \{ildert in Wort und Bild eine seit Kurzem dem Museum übereignete, alte höchs merkwürdige Räderuhr aus dem Anfang des 15: E ¿ Z

Publikationen des Börsenvereins der deuischen Buchändler. Neue Folge. Arciv für Sebi Lte des deutshen Buchhande s. Herausgegeben von der historischen Kommission des Börsenvereins der deutschen Buchhändler. IX. Leipzia, Verlag des Börsenvereins der deutschen Buchhändler. 1884. Wie {on die 8 vorhergehenden Stücke, die wir früher eingehend be- sprochen, o enthält au das uns vorliegende 9. Stü interessante, theils längere, theils kürzere Aufsätze. Es beginnt mit einem Bericht Friedr. Kapps an die Kommission über ein Werk, das er noch im Laufe dieses Jahres zu vollenden hofft. Dasselbe wird, die Geschichte des Buchhandels betreffend, von dem ersten Handel mit gedruckten Büchern fowie von dem Handel mit Handschriften, sodann von dem buchändlerischen Geschäft (Druck, Verlag, Preise, Vertrieb), von dem Einfluß des Humanismus und der Reformation auf den Buchhandel, die Stellung der Reichéstände und der Reichsregierung zu ihm, die Bedeutung und Stellung der Buchhändlermessen und die Meßkataloge, endlih von dem Aeußern des Buches handeln. Auf diesen Bericht folgt „Ein Meßregister Siegmund Feyerabends aus dem Jahre 1565, mitgetheilt von Heinr. Pallmann“. Dieses „Meß- register“, welches wortgetreu zum Abdruck gebracht wird, ist dag älteste uns erhalten gebliebene Handlungsbuch aus der Blüthezeit des Frankfurter Buchandels und für die Gesbichte des Buchhandels von Werth. Ein weiterer ausführliher Aufsaß von Albr. Kirhoff, der hon in früheren verschiedenen Beiträgen zu dem Archiv auf den eigenartigen Charakter der Preßpolizei der ältesten Zeit hingewiesen, insbesondere im 4. Bande des Archivs eine Geschichte der Kaiserl. Bücher-Kommission zu Frankfurt a. M. gelicfert, beschäftigt fi hier in einem längeren Auffaße mit der Kurf. fächsishen Bücher-Kommis- fion zu Leipzig und giebt eine Darstellung ihrer ge\chi{tlichen Ent- widelung bis zum Abschluß ihrer Organisation. K. Herm. Meyer, der bereits im 5. Stüte des Archivs die ges{ichtlichen Verhältnisse des deutshen Buchhandels im 18. Jahrh. erörtert, bringt im vorstehenden 9. Stücke interessante „Mittheilungen zur inneren Geschichte des deut- schen Buchhandels von 1811—1848* und zwar in Betreff der ge- \cchâftlichen Zustände und Einrichtungen desselben. Da der bezeichnete Zeitraum aber {hon im 2. Bde. des Arcivs von Ed. Berger mit behandelt worden ift, so beschränkt sih der Verfaffer des vorstehenden Aufsatzes darauf, hier Ergänzungen zu Bergers Arbeit aus meist handscriftlichen, von Berger nit benußten Quellen zu liefern. Auf diese, so eben verzeibneten längeren Aufsäße folgen „Miscellen“, d; V. mehrere kürzere Mittheilungen, so des Erzbischofs Berthold von Mainz ältestes Censuredikt v. J, 1485, mitgetheilt von Heinr. Pallmann; ferner eine Notiz des Augsburger Buch- druckers Ratdolt über seinen Vertrag mit dem Bubinder Moarx Miller v. I. 1514, neb Bemerkungen hierzu von Albr. Kirch- hoff; sodann cin von Albr. Kirhhof aus der «Policey-Ordnung des Fürsten Wilhelms Hertzogen zu Gülicb, Cleve und Berg. Düfsel- dorf. 1608. (Edict v. J.. 1554, S. 6)* angeführter Abschnitt, welcher auf die frühere Preßpolizei in kleinen Amtsgebieten Deutsch- lands ein Licht wirft. CEbenderselbe theilt auch 2 Eingaben Moritz Pörners an die Universität und den Rath von Leipzig v. J. 1633, sowie den Vescheid derselben v. J 1634 mit. Ein Aufsaß von F. Herm. Meyer endli betrifft „Zwei verschiedene Ausgaben cines Meßkatalogs*.

glei den früheren, in der Pharmazeutishen Zeitung zur faue/ uf

Veterinärwesen.

Der Königlich ungarische Handels-Minister hat dur Erlaß vom 13. d. M. hinficbtlib der Sperrmafßregeln an der rumänischen Grenze (vergl. „R.-Anz.*“ Nr. 242 vom 15. Oktober 1883 Folgendes bestimmt :

„Nachdem in Rumänien die Viehscucbe erloschen und nach den eingelangten amtlihen Berichten das dortige Gebiet vollftändig seucenfrei if, bewillige ich unter Außerkraftsezung meiner Verord- nung Z. 44. 940 vom 7. Oktober v. F,, hinsihtlih des Grenzver- kehrs folgende Erleichterungen :

1) Aus Rumänien herstammende thierishe Rohprodukte und andere seuenempfängliche Gegenstände können unter Beobachtung des im §. 12 G. A. RR 1874 festgestellten Verfahrens anstandslos eingeführt werden.

2) Eingeführt können ferner auch werden Schafe und Ziegen, in der im §. 11 des bezogenen Gesetzes bestimmten Weise, nah 24\tün- diger Kontumaz.

3) In Hinsicht der Ein- oder Durcfuhr von Hornvieh bleibt indessen die strenge Grenzsperre auf Grund des G. Ä. XXVI 1880 s bebet aufrcecht, und ift sona Hornvieh bedingungslos zurück- zuweisen.

4) Bezüglich des Desinfektionsverfahrens haben Sie ich an meine Verordnung Z. 7814 vom Jahre 1882 und bet der Einfuhr von Hadern und ungewashener Wolle an meine Verordnungen Z. 20 690, 36 370 und 42 686 vom Jahre 1882 zu halten. Wovon ih Sie behufs Kenntnißnahme und genauer Danawachtung verständige und Sie zugleih anweise, über den Empfang dieser meiner Verord- nung sofort hieher zu bericbten.

Budapest, 13. April 1884. Graf SzéWényi m. p.

Gewerbe und Handel.

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief si die Reheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschließli Luxemburgs) im Monat März 1884 auf 304 900 t, darunter 175 770 t Puddelroheisen, 10 516 t Spiegeleisen, 38 943 t Bessemer- roheisen, 40 845 t Thomasroheisen und 35726 t Gießerciroheisen. Die Produktion im März 1883 betrug 285 536 t. Vom 1. Januar bis 31, März 1884 wurden produzirt 858 337 t gegen 833751 t, im Vorjahr.

In der ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der, Preußischen Central-Bodenkredit -Aktiengesellschaft vom 24. d. M,, ist nach den Anträgen der Direktion die Genehmi- gung der Rechnungen uxd der Bilanz pro 1883 bes{lossen, dana die Dividende pro 1883 auf 83% auf das eingezahlte Grundkapital festgestellt und der Direktion Decharge ertheilt worden.

Wien, 25. April. (W. T. B.) Die „Presse“ bestätigt, daß die Verhandlungen wegen Verstaatlichung der Pilsen-Prie- sener Bahn gestern abgeshlossen worden sind. Leßtere erhält eine Gesammi-Jahresrente von 800 000 Fl, von welter die planmäßige Amortisirung des Aktienkapitals binnen 79 Jahren zu bestreiten ist. Die Prioritäten erster Emission erhalten 4prozentige Silbertitres.

Antwerpen, 24. April. (W. T. B) Wollauktion. 1965 B. Buenos-Ayres- Wollen angeboten, davon 1301 B. verkauft, Preise unverändert. :

London, 21. April. (Allg. Corr.) Die allgemeine Ge- \häftêlage in England ift tcaurig. Fast aile Industriezweige liegen darnieder, und Tausende von Arbeitern sind ohne Beschäftigung. Am meisten leiden wohl die Schiffsbauer, von denen in Nord- und South-Shields etwa 15 000, an der Tyne 10 000 und in Sunderland eine gleiwe Anzahl ohne Beschäftigung find; au an der Clyde L die Schiffswerften sämmtli leer. Zahlreiche Eisenwerke stehen ebens