1884 / 102 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 30 Apr 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung.

Nachdem die Tilgungsfonds-Rehnungen der Staatsschulden- Tilgungskasse und der betreffenden Provinzialkassen für das Etatsjahr 1881/82 von beiden Häusern des Landtages dechargirt worden, find die nah diesen Rechnungen eingelösten Staats- \{huldendokumente, welhe in der Bekanntmahung vom 21. Oftober 1882 unter Nr. 1 bis 26 aufgeführt und in den Anlagen derselben nah Littern, Nummern und Beträgen ein- zeln verzeihnet sind, heute im Beisein von Kommissarien der Staatsschulden-Kommission und unserer Verwaltung durch Feuer vernichtet worden, nämlich:

Stü über M. D

Staatsschuldscheine von 1842 10827 6964 500. ) Staatsanleihe von 1850 2623 1799400. 1852 1609 TOlc 0D, : 8ER 468 448500. Staaté-Prämienanleihe von 1855 4578 1 373 400. Staatsanleihe von 1857 3 1 800. 5proz. Staatsanleihe von 1859 1 150. Zweite L 4 1809 1 300. Staatsanleihe von 1862 93 276 000.

t _ IURNT'A. 1 300.

Ä F, 1 75,

1868 A. 852 82043 000. s 1868B. 10 8 395, Kurmärkische Schuldverschreibungen 453 385 200.

) Neumärkische O 98 97 200.

16) Vormals Sächsische Steuerkredit- Kafsenscheine 1 17) Aktien und Obligationen der Nie- dershlesisch-Märkishen Eisenbahn 3 876 18) Aktien und Obligationen der Münster-Hammer Eisenbahn 2 668 19) Prioritäts-Obligationen der Tau- nus-Eisenbahn 42 20) Schazanweisungen 1 166 21) Schleswigshe und Holsteinsche Obligationen 16 22) Hannoversche Obligationen 24 23) Kurhessische 5 455 24) Nassauische j 5 083 25) Hessen-Homburgische Obligationen 32 26) Obligationen der Stadt Frank- 575 559 029. 65

furt a. V. überhaupt 40606 838 128 210. 64

Dies wird nach der Bestimmung im §8. 17 des Gesetzes vom 24. Februar 1850 (Ges.-Samml. S. 57) zur öffentlichen Kenntniß gebracht.

Berlin, den 26. April 1884.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow. Qering., Mexrleler. NUd.0Vv]}.

"”

300. 956 925. 800 400.

43 285. 19 000 000.

18 675.

48 150. 926 340. 844 769. 58

15 085, 70

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Grnennungen, Beförderungen und Versezgungen. SImalkiven Heete. Berlin, 22. April, Frhr, v. Bißhing, Major vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe des I1I. Armee- Corps, Lehmann, Hauptm. vom Generalstabe des I. Armee-Corps, zum Generalstabe der 1. Div, Schubert, Hauptm. vom General- stabe des VI. Armee-Corps, zum Generalstabe der 7. Div., Meißner, Hauptm. vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe der 9. Div., v. Hagenow, Hauptm. vom Generalstabe der Kav. Div. des XV. Armee- Corps, zum Ge eralstabe der 17. Div, Blankenburg, Hauptm. vom Generalstabe des V. Armee-Corps, zum Generalstabe der 28. Div. Kuhlmay, Major vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe der Kav. Div. des XV. Armee-Corps, verseßt. Graf v. Korff gen. Scchmising-Kerssenbrock, Pr. Lt, aggreg. dem Generalstabe der Armee, in seinem Commando zur Dienstleist, von dem Großen Generalstabe zum Generalstabe des 1. Armee - Corps, Graf v. Schmettau, Pr. Lt. à la suite des Generalstabes der Armee und vom Nebenetat des Großen Generalstabes, in seinem Commando zur Dienstleist. von dem Großen Generalstabe zum Generalstabe des V. Armee-Corps, v. Haugwit, Pr. Lt. aggreg. dem Generalstabe der Armee, in seinem Commando zur Dienstleistung von dem Großen Generalstabe zum Generalstabe des VI. Armee-Corps, übergetreten. Weber, Hauptm. vom Generalstabe des IV. Armee- Corps, zum Großen Generalstabe verseßt. v. Lüderiß, Pr. Lt. aggreg. dem Generalstabe der Armee, in seinem Kommando zur Dienstleist. von dem Großen Generalstabe zum Generalstabe des IV. Armee-Corps übergetreten. v. Schmiterlöw, Rittm. vom Kür. Regt. Nr. 6, unter Belassung in seinem Kommando als Adjut. bei der 1. Div., in das Ulan. Regt. Nr.-8, Bauer v. Bauern, Hauptm. vom Gren. Regt. Nr. 6, unter Belassung in seinem Kom- mando als Adjut. bei dem General-Kommando des Il. Armee-Corps in das ns; Vleat. Mir. 42, Feldt, Kulm. v; Qui. Negt. Nr. 11, unter Belafs. in seinem Kommando als Adjut. bei der 13. Div., in das Hus. Regt. Nr. 6 verseßt. Graf v. Pückler, Rittm. à la guite des Hus. Regts, Nr. 4, unter Bela}. in seinem Kommando als Adjut. bei der 15. Div.,, in das Regt. einrangirt. Kühls, Rittm. vom Ulan. Regt. Nr. 7, unter Bela}. in seinem Kommando als Adjut. bei der 16. Div., in das Ulan. Regt. Nr. 4, Frhr. von Kirchbach, Rittm. vom Kür. Regt. Nr. 5, unter Belass. in scinem Kommando als Adjut. bei der 20. Div., in das Kürassier-Regiment Nr. 7 verscßt. v. Heimbrachts, Rittmeister vom Hus. Regt. Nr. 13, unter Belassung in seinem Kommando als Adjnt. bei der 21. Div. in das Hus. Regt. Nr. 9, Frhr. v. Puttka mer, Hauptm. vom Inf. Regt. Nr. 113, unter Belafs. in seinem Kommando als Adjut. bei dem General-Commando des XV. Armee-Corps, in das Inf. Regt. Nr. 98, von Dertzen, vom Ulan. Regt. Nr. 11, unter Belass. in seinem Kommando als Adjut. bei der Kav. Div. des XV. Armee-Corps, in das Ulan. Regt. Nr. 6, Wiesand, Sec. Lt. vom Inf. Regt.-Nr. 72, in das Inf. Regt. Nr. 65, von Klißing, S L vom Wlan, Vegt, Nr. 4 in das Sn, Neat, Nr. 80, verseßt. Scchmidt v. Osten, Hauptm. z. D., zuleßt Compagnie- Chef vom Kaiser Franz Garde-Gren. Regt. Nr. 2, im aktiven Heere, und zwar als Hauptmann und Plaßmajor in Danzig, wiederangestellt. 24. A pril, v. Zitzewiht IL., Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 5, in das Inf. Regt. Nr, 58 verseßt. v. Arnoldi, Hauptm. à la guite des Inf. Regts. Nr. 19, unter Entbind. von dem Kommando als Adjutant bei der 6. Infanterie-Brigade, als Compagnie-Chef in das Regiment einrangirt. Maenß, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 98, unter Beförderung zum Pr. Lt. und Stellung Àà la suite des Inf. Regts. Nr. 129, als Adjutant zur 6. Inf. Brigade kom- mandirt. Roedenbeck, Seconde-Lieutenant vom JInfanterie-Regi- ment Nr. 78, in das Infanterie - Regiment Nr. 72 verseßt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 22. April. Wentzel, Major à la suite des Inf. Regts. Nr. 48 und Plaßmajor in Danzig, mit Pens. zur Disp. gestellt, v. Boeltzig, Rittm. von der Armee, kommandirt zur Assistenz des Inspecteurs des Militär-Veterinärwesens in Ausübung seiner Funktionen bei der Milit. Roßarztschule, mit Pens. nebs Ausficht auf Anstellung im Civildienst und der Unif. des Kür. Regts. Nr. 2, der Abschied be- willigt. 24. April. v. Vormann, Major z. D., zuleßt Bez,

Commandeur des 1. Bats, Landw. Regts. Nr. 44, unter Ertheilung der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Unif. des gen Landw. Regts., mit seiner Penfion verabschiedet. Ó i

Im Beurlaubtenstande. Berlin, 22. April. Walther, Pr. Lt. a. D., zuleßt von der Landw. Inf. des Res. Landw. Regts. Nr. 35, der Charakter als Hauptm. verliehen.

Königlih Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Jm aktiven Heere. 21. April. Dörfer, Major und Comp. Chef des 1. Train-Bats., zum Commandeur des 2. Train-Bats. ernannt. Faber, Pr. L., als Comp. Chef im 1. Train-Bat., Ker y, Pr. Lt., 1. Traindepot-Offiz. im 2. Train-Bat., zu Rittmceistern, Schwank, überzähl. Sec. Lt. im 2, Train-Bat., zum Pr. L., befördert.

Im Beurlaubtenstande. 21. April. Weiß, Scc. Lt. des 2. Train-Bats. im Beurlaubtenstande, zum Pr. Lt. befördert.

Abschiedsbewilligungen. ImaktivenHeere. 21. April. Burghardt, Oberst-Lt. u. Commandeur des 2. Train-Bats, der erbetcne Abschied mit Pens. und mit der Erlaubniß zum Tragen der Urif., unter Verleihung des Charakters als Oberst, bewilligt.

X77. (Königlich Sächsisches) Armee-Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Verfsezungen. Im aktiven Heere. 20. April. v. Woydt, Hauptm. im Inf. Regt. Nr. 105, Göd\che, Hauptm. im Inf. Regt. Nr. 102, von der Decken, Hauptm. im Inf. Regt. Nr. 106, Schaff, Hauptm. im Inf. Regt. Nr. 134, zu überzähligen Maiors in ihren Regimentern, Teichmann, carakteris. Hauptm. im Inf. Regt. Nr. 106, zum etatsmäß. Hauptm. und Comp. Chef, mit einem Patent vom Tage der Charakterifiruno, v. Laffert, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 103, Frhr. v. Reitenst«in, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 105, dieser vor- läufig ohne Patent, Messow, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 106, Wahle I., Pr. Lt. im Schüyen-Füs.-Regt. Nr. 108, zu Haupt- leuten und Compagnie-Chefs ernannt. Lerche, Premier-Lieutenant im Inf.-Regiment Nr. 102, der Charakter als Hauptm. verliehen. Döring, charakteris. Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 103, Schenck, charakteris. Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 197, dieser unter Verseßung zum Inf. Rear Mo 106, v, Haugk, charakteris. Pr: Lt. im Schüten- (Füf.) Regt. Nr. 108, Kunte, charakteris. Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 106, zu etatsmäß. Pr. Lts. mit einem Patent vom Tage der Charakterisfirung, Graf von der Schulenburg-Hehlen, Sec. Lt. im Gren. Regt. Nr. 101, Rühle, Sec. Lt. im Inf. Reat. Nr. 105 uner, Sec. Lt. im Inf. Reat. Nr. 106, leßtere Beiden vorläufig ohne Patent, zu Pr. Lts. ernannt. Swnetider, S Am: Gren. Negt. Nr. 101, zum Inf. Regt. Nr. 133, Bucher II., Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 103, zum Inf. Regt. 105, - verseßt. v. Kirchbach, Oberst à la suits des Hus. Regts. Nr. 18 und mit Führung der Kav. Brig. Nr. 24 beauf- tragt, zum Commandeur dieser Brig., unter Verbleiben à la suite gen. Regts., v. Polenz, Oberst-Lt. à la suite des Ulan. Regts. Nr. 17 und mit Führung dieses Regts. beauftragt, zum Commandeur desselben, v. Boxberg, Rittmeister und Escadron-Chef im Carab. Regiment, unter Belassung auf dem Etat der Escadron- Chefs, zum Major, ernannt. v. Zehmen I., Pr. Lt. à la suite des Ulan. Negts, Io, vom 1, Mai cr. ab fernerweit auf ein Jahr in der Stellung à la suite gen, Regts. belassen. Ofterloh, Hauptm. und Battr. Chef im Feld-Art. Regt. Nr. 28, unter Belass. auf dem Etat der Battr. Chefs, zum Major ernaunt. v. Diebits\ch, Major z. D und Bez. Commandeur des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 105, Koßebue, Major z. D. und Bez. Commandeur des 2. Bats. Landw. Negts. Nr. 103, Bucher, charakteris. Major z. D. und Bez. Comman- deur des 2, Bats. Landw. Regts. Nr. 106, der Charakter als Oberst-Lt.,, Kallenbach, Hauptm. z. D. und 3. Offiz. beim Bez. Kommando des 1. Bats, Landw. Regts. Nr, 106, der Charakter als Major, verliehen. Lin dau, Sec. Lt. von der Res. des Jnf. Regts. Nr. 133, zum Sec--Lt..,j& der aktiven Armee, und zwar in demselben Regt., ernannt. Frhr. „z@# Bischoffshaufen, Königl. preuß. Sec. Lt. a. D., als See. Lt. in der Königl. sächs. Armee, und zwar beim Carab. Regt., angestellt.

Im Beurlaubtenstande. 20. April. . Graf v. Wall- wiß, Pr. Lt. von der Res. des Shüßen- (Füs.) Regts. Nr. 108, zum Hauptm. der Mes, Schröder, Sec. Lt. von der Res. des Carab. Regts., zum Pr. Lt. der Res., ernannt. von der Decken, Königl. preuß. Sec. Lt. der Res. a. D., als Sec. Lt. der Res. des Gren. Regts. Nr. 100 angestellt.

Abschiedsbewilligungen. Jmaktiven Heere. 20. April. v. Mücke IL, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 133, in Genehmigung seines Abschied8gesuches, mit der geseßl. Pens. und der Erlaubniß zum Forttragen der Negts. Unif. mit den vorgeschliebe- nen UbiciWen zur DiSe geitel V, Winectler, Major ¿1 D, unter Fortgewährung der gescßlichen Pension und mit der Er- laubniß zum Forttragen seiner bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der erbetene Abschied bewilligt.

Sn Beurlaubtenstande 20. April. Hoffmann, Pr. Lt. von der Ref. des Gren. Regts. Nr. 101, dieser mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Unif., Norroschewißz, Pr. Lt. von der Nes. des Inf. Regts. Nr. 107, Litter, Hauptm. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 103, dieser mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Unif., Loeser, Pr. Lt. von der Lw. S 6 1 Bals, Qn Neols Nr 101 dieser mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee- Unif., Martin, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts, Nr. 104, dieser mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Unif., Häfner, Melzer, Pr. Lts. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 101, Böhlau, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 102, Herrmann, Sec. Lt, von der Landw. Feld-Art. des Res. Landw. Bats. Nr. 198, der er- betene Abschied vewilligt. Großmann- Herrmann, Pr. Lt, der Ref. a. D. des Garde-Reiter-Regts., die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Unif, ertheilt. :

Im Sanitäts-Corps. 19, April. Kruspe, Assist. Arzt 2. Kl. im Fuß-Art. Regt. Nr. 12, zum Schüßen- (Fü}.) Regt. Nr. 108, Di Mee e A 2 im Sn Mea Nr, 135 um Fuß-Art. Regt. Nr. 12 versetzt.

Herzoglich Braunschweigisches Kontingent.

25. A pril. Frhr. v. Bernewiß, Oberst-Lt. und Flügeladjut. Sr. Hoheit des Herzogs von Braunschweig, der Charakter als Oberst, von der Mülbe, Major z. D., der Charakter als Oberst-Lt. verliehen.

Kaiserliche Marine.

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen 2c. Berlin, 19, April. Rötger, Kapitän-Lt. zum Korv. Kapitän, v. Arnoldi, Lt. zur See, zum Kapitän-Lt.,, Nissen, Braun, Dil, Habermaas, Richter, Prowe, Geßler, Bru, Graf v. Driola, Unter-Lts. zur See, zu Lts. zur Sce, v. Chaulin, Lt. zur See à la suite des Seeoffiz. Corps, in das Seeoffiz. Corps wiedereinrangirt. Ditmar, Kapitän zur See, auf sein Abschieds- gesuch mit Pension zur Disp. gestellt.

Nichfamtlichßes. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 30. April. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen im Laufe des heutigen Vor- mittags die Vorträge der Hofmarschälle und des Geheimen Ober-Regierungs-Raths Anders vom Civilkabinet entgegen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für

oll: und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse desselben für Zoll- und Steuerwesen und sür Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Zoll: und Steuerwesen hielten heute Sißzungen,

n der heutigen (20.) Sißung des Reichstages welcher mehrere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kom: missarien desselben beiwohnten, theilte der Präsident dem Hause mit, daß von dem Abg. Pr, Paasche ein Schreiben ein: gegangen sei, worin derselbe anzeigt, daß er zum ordent- lien Professor an der Universität Marburg ernannt sei, Er frage an, ob durch diese Ernennung sein Mandat als erloschen zu betrachten sei.

Das Schreiben wurde auf Vorschlag des Präsidenten der Geschäfteordnungskommission überwiesen.

Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand die erste Berathung des von den Abgg. Dr, Phillips, Lenzmann und Gen. eingebrahten Geseßentwurfs, betreffend die Entschädigung für unschuldig erlittene Unter: suhungs- und Strafhast, war.

Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Dr. Phillips.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (78.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize - Präsident des Staats-Ministeriums, Staats-Minister von Puttkamer, nebs mehreren Regierungs-Kommisfsarien beiwohnte, stand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Antrages der Abgg, Dr. Straßmann und Zelle auf Annahnie eines Geseßentwurfs, betreffend die Abänderung der Städteordnung für die sechs östlihen Provinzen, vom 30. Mai 1853.

Namens der Kommission beantragte der Abg. Wessel :

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen : Nachstehendem Gesetßzentwurfe die verfassungsmäßige Zu- stimmung zu ertheilen :

Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ergänzung der Städte-

ordnung für die ses östlichen Provinzen der preußishen Monarchie vom 30. Mai 1853 (Geseß-Samml. pro 1853, S. 261). Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2,

verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtages, was

folgt : Einziger Artikel.

Zwischen die 8. 21 und 22 der Städteordnung für die set oftlihen Provinzen der preußischen Monarchie vom 30, Mai 1853 (Geseßz-Samml. pro 1853, S. 261) tritt ein neuer §. 21a in fol- gender Fassung:

S. 21 à:

Wenn wegen großer Ungleichheit der Wählerzahl in den Wahlbezirken derselben Abtheilung eine Aenderung von den Ge- meindebehörden beschlossen und dieser Beschluß von der Aufsichts- behörde bestätigt wird, oder wenn die Aufsichtsbehörde aus dem- selben Grunde eine solche Maßregel anordnet, so hat der Magistrat die neue Eintheilung in Gemäßheit des §. 14 festzuseßen und sofort bekannt zu machen, in welcher Ordnung die Ergänzungs- und l AGO E von den neuen Wahlbezirken vorgenommen werden oUCen.

Urkundlich 2c. :

Der Regierungskommissar Geh. Regierungs-Rath Halbey bestritt, daß ein Bedürfniß für ein sölches Gesetz vorliege. 8. 79 der Städteordnung sei volllommen ausreichend, um ge- gebenen Falls eine Auflösung der städtishen Vertretungen herbeizuführen. Durch die Annahme des Kommissionsantrags würde man nur bewirken, daß ein Theil der Wähler seines Wahlrechts beraubt würde. Er bitte deshalb, den Antrag ab- zulehnen.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode äußerte sich in gleichem Sinne. Nachdem der Abg. Dr, Straßmann noch für den Kommissionsantrag eingetreten war, wurde bvderselbe mit großer Majorität angenommen,

Es folgte die zweite Berathung des Antrags des Abg. Bachem auf Annahme eines Geseßentwurfs, betreffend Ab- änderung der Städteordnung für die Rheinprovinz vom 15, Mai 1856.

Namens der Kommission beantragte der Abg. Götting: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen : Nacbstehendem Gesetßzentwurfe seine Zustimmung zu ertheilen:

Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ausübung des kommunalen Wahlrechts in der Rhein- provinz.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c. verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtages Unserer Monarchie, was folg1:

Einziger Artikel.

In der Rheinprovinz ist unter dem Wohnsitze behufs Aus- übung des Tommunalen Wahlrechts derjenige Ort zu verstehen, in welchem Jemand eine Wohnung unter Umständen inne hat, welche n die Absicht der dauernden Beibehaltung einer solchen {ließen assen.

Des Weitern lag ein Antrag des Abg. Dr. Bierling vor:

Das Haus der Ubgeordneten wolle beschließen :

1) In dem Texte des Gesetzentwurfs (nach der von dec Kow' mission vorgeshlagenen Fassung) statt:

eIn der Rheinprovinz ist unter dem Wohnsiße behufs Aus

übung des kommunalen Wahlrechts derjenige Ort zu verstehen,"

zu setzen:

«Als Wohnsiß im Sinne der Städteordnung für die Rhein! |

provinz vom 15. Mai 1856 (Geseßz-Samml. S. 406), der Ge meindeordnung für die Rheinprovinz vom 23. Juli 1845 (Geset- Samml. S. 523) und des Gesetzes, betreffend die Gemeindever-

fassung in der Rheinprovinz vom 15. Mai 1856 (Geseß-Samml. |

S. 435) ift derjenige Ort anzusehen“, f Dement|prechend in der Ueberschrift des Gesetzes ftatt:

etreffend die Ausübung des kommunalen Wahlrechts in der |

Rheinprovinz“ zu setzen:

„betreffend die Bestimmung der Wohnsitze im Sinne der

Rheinishen Gemeindeverfassungsgesetze.

Endlich {lug der Abg. Westerburg vor, in dem Antragt E Kommission das Wort „behufs“ durch „hinsihtlih“ zu erjeßen.

Nachdem der Regierungs-Kommissar Geh. Regierungs- Rath Noell erklärt hatte, daß die Regierung dem Antrage wohlwollend gegenüberstehe, und die Abgg. Dr. Bierling und Westerburg für die von ihnengestellten Anträge eingetreten waren, wurde der Antrag Bierling angenommen.

Hierauf vertagte sich das Haus um 121/, Uhr auff

Donnerstag 11 Uhr.

Dem Kreise Leobschüß ist dur Allerhöchsten Erlaß

vom 26. März d. J. für die von demselben beschlossenen Chausseeanlagen 1) von Zauhwiß nah Bauerwitz, 2) von Leobschüß über Leisniß und Schönau bis zur Neustadter Krel®- grenze in der Richtung auf Glöglichen, 3) von Leobschüy über Bladen und Boblowiz bis zur österreichishen Landes:

grenze in der Richtung auf Skfro owi, 4) von Schönau über . Gläsen und Bone na Alt:Wien- dorf mit einer Abzweigung von Gläsen bis zur Neu- stadter Kreisgrenze in der Richtung auf Deutsh Rasselwit, 5) von Dirschel über Annahof und Osterwiß nah Burg- Braniß mit einer Abzweigung von Annahof nah der Bies- kauer Steinbruch-Chaussee, 6) von der unter Nr. 3 genannten Straße, auf der Feldmark Osterwiß, beginnend über Wehowihßz bis zur österreichischen Landesgrenze in der Richtung auf Wawrowiß, das Enteignungsrecht behufs Erwerbung der erforderlichen Grundstücke verliehen worden; ebenso gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straßen das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chausseegeldtarifs vom 29. Februar 1840, einshließlich der in demselben enthaltenen Bestim- mungen über die Befreiungen sowie der sonsiigen, die Er- hebung betreffenden En Vorschriften vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmun- gen. Auch jollen die dem Chausseegeldtarif vom 29. Fe- bruar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee-

Polizeivergehen auf die gedahten Straßen zur Anwendung kommen.

tir B Dem Kreise Sprottau, welcher beschlossen hat, die Straßen: 1) von Sprottau bis zur Saganer Kreigrenze in der Nichtung auf Sagan, 2) von Sprottau in der Richtung auf Glogau bis zu dem hinter Ottendorf nah Neu-Gabel abzweigenden Kommunikationswege, 3) von der Sprottau- Primkenauer Chaussee über Nieder-Leschen und den Bahnhof Dber-Leschen der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn bis zur Bunzlauer Kreisgrenze, als Wege II, Ordnung auszubauen und die neuen Straßenanlagen dementsprechend zu unter- halten, ist behufs Erwerbung der zu denselben noch erforder- lihen Grundflähen durch Allerhöhsten Erlaß vom 9. April d. J. das Enteignungsrecht verliehen worden.

s Als Gefährdung eines Eisenbahnzuges im Sinne der 88. 315, 316 des Strafgeseßbuches, durh welche die vorsäßliche resp. fahrlässige Gefährdung eines Eisenbahn- tranésports unter Str«fe gestellt wird, ist nah einem Urtheil des Neihsgerichts, 111, Strafs., vom 7. Fébruar d. R die Herstellung eines Zustandes zu verstehen, durh welchen ein Unglück wahrscheinlih gemacht wird und auch eintreten muß, wenn nicht dur dazwischentretende Zufälle das Unglück abgewendet wird.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, shwarzburg- sondershausenshe Staats - Minister ist hier cingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 2. April. (Karlsr. Ztg.) Heute Mittag gegen 12 Uhr traf ganz unerwartet die Kai- serin von Desterreich hier ein, um vor ihrer bevor: stehenden Abreise von Heidelberg Abschied von den Gro ß- herzoglichen Herrschaften zu nehmen. Jhre Majestät hatie heute früh Heidelberg verlassen, begab sih mit der Eisenbahn bis Bruchsal und von da zu Wagen nah Graben, wo die Kaiserin ihr Neitpferd bestieg und durch den Park hierher geritten ist. Nach dreiviertelstündigem Aufenthalt im Großherzoglichen Schlosse sezte Jhre Majestät den Ritt nach Baden-Baden fort, wobei Prinz Ludwig Wilhelm die Monarchin zu N bis auf halben Weg begleiten durste, um als Führer zu dienen.

_Sessen. Darmstadt, 29, April. (W. T. B.) Der Prinz von Wales ist mit seiner Familie heute Abend hier eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem Gro ß- herzoge empfangen worden. Mit Eintritt dex Dunkelheit fand eine elektrishe Beleuhtung des Main: Neckar-Bahnhofes und des Plaßes vor den Bahnhöfen sowie des Luifenplaßes, auf welhem sih das Palais des Prinzen Alexander, Vaters des Prinzen Battenberg, befindet, statt. Vor dem Palais, in welchem die hier anwesenden Fürstlichfeiten versammelt waren, wurde nach der Ankunft des Prinzen von Wales von sämmtlichen Gesangvereinen Darmstaots eine Serenade dar- gebracht. Um 6 Uhr hatte die Festoper „Colomba“ von Madenzie begonnen. Die Straßen waren bereits am Nach- mittage fesilih geschmüdckt.

280, April, Morgens, (W. D. B) Se. KöntgliGe Hoheit der Prinz Wilhelm ist hier eingetroffen und von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kron- prinzen, Sr, Königlihen Hoheit dem Prinzen Heinrich, der Großherzoglihen Familie, dem Fürsten von Bulgarien und den Prinzen von Battenberg empfangen worden,

0 E S D) Dhre Katserliven Und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron- prinzessin, sowie Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Heinrich, die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen und die Prinzessin Victoria sind heute Vormittag nach Heidelberg Mere Un E Mae Der Rae von Desterrei ch einen Besuh abzustatten. Die Rückkehr von dort erfolat heute Nachmittag.

Meclenburg- Schwerin. Sch{hwerin, 29. April. Nach den „Meckl. Anz.“ aus Rom zugehender telegraphischer Meldung vom 28. d. M. ist die Großherzogin, welche si am 22. d. M, von dort nah St. Petersburg zum Besuche 0 aas Eltern begeben hatte, dort wohlbehalten ein- getroffen.

Fürstlich Reinhardt

Oesterreich-Ungarn. Wien, 29. April. (W. T. B.) Der Kronprinz Rudolf ist mit seiner Gemahlin heute Mittag kurz nach 12 Uhr wieder hier eingetroffen. Unter den zur Begrüßung des Kronprinzlihen Paares auf dem e Erschienenen befand sich auch der türkische Bot-

after.

830. April. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ ver- öffentlicht das Kaiserlihe Handschreiben vom 27. d. M,, welches den König von Rumänien zum Ritter des Ordens vom Goldenen Vließ ernennt.

(Wien. Abdpost.) Das Herrenhaus hat gestern eine Sigzung abgehalten, in welcher die Geseßentwürse über die Branntweinsteuerreform und betreffend die Regelung der Erdharzgewinnung in Galizien und der Bukowina auf die Tagesordnung gelangten. Der Gesezentwurf über die Branntweinsteuerreform veranlaßte eine kurze Debatte, in welher der Finanzminister Dr. Mitter von Duna- jewski die von Seiten der galizishen Mitglieder des Hauses gegen die Anträge der Kommission erhobenen Bedenken widerlegte und den Nachweis führte, daß durch die sorgfältig erwogene Vorlage den Jnteressen der

Landwirthschaft vollauf Rechnung getragen werde. Graf Leo Thun beantragte die Restituirung der Bestimmungen über Steuernaclässe für landwirthschaftliche Brennereien und Ge- nossenschafts-Brennereiez im Sinne des Abgeordnetenhaus- Beschlusses. Auch in diesem Falle nahm der Finanz-Minister Anlaß, für die Anträge der volkswirthschaftlihen Kommission des Herrenhauses cinzutreten, welche auch unverändert zum Beschluß erhoben wurden.

Swe. Beru, 29. April. (W. T. D) Der Bundesrath hat die Direktion der Gotthardbahn auf- gefordert, innerhalb Jahresfrist technishe und finanzielle Aus- weise zum Bau der Bahnen Luzern-Jmmensee und Zug-Golda u vorzulegen.

_ Großbritannien und Jrland. London, 29. April. (W. T. B.) Bei der heute im Unterhause fortgeseßten Einzelberathung der Vieheinfuhrbill wurde der von dem Minister des Ackerbaues, Dodson, gestellte Unterantrag zu Art. 1, welcher das von der Regierung vorgeschlagene Kompromiß-Amendement, wodurch der Regierung bei dem Vieheinfuhrverbot gewisse diskretionäre Befugnisse gewährt werden sollen, umfaßt, mit 357 gegen 48 Stimmen und so- dann der Art. 1 mit 343 gegen 50 Stimmen angenommen.

Portsmouth, 29. April. (W. T. B.) Der Tran s- portdampfer „Crocodile“, welher heute Morgen mit Truppen aus Bombay auf der Rhede von Spithead eingetrof- fen ist und die gelbe Flagge aufgehißt hat, ist von hier aus von einem Arzt besucht worden. Derselbe hat in Erfahrung gebracht, daß an Bord des Dampfers seit der Abfahrt von Suez sechs Cholerafäll e vorgekommen sind. Von den an der Cholera erkrankten Personen find 3 gestorben, die Uebrigen in der Genesung begriffen. Von Seiten der Behör- den sind umfassende Vorsichtsmaßregeln angeordnet worden, um einen Verkehr zwishen dem „Crocodile“ und dem Lande zu verhindern.

29, April, Abends. (W. Q..D) Der DranspoLt- dampfer „Crocodile“ wird morgen die Truppen landen, nachdem die medizinishen Autoritäten in einem von ihnen er- E Bericht erklärt haben, daß eine Ansteckungsgefahr nicht

estehe.

Fraukreich. Paris, 28. April. (Köln. Ztg. Das Handelspacketboot „Assyrien“, das mit 400 Tonnen Lebensmitteln für die französishen Kriegsschiffe und Truppen in See ging, ist bei der Providence-Jnsel (nördlih von Madagaskar) untergegangen. Die Mann schaft wurde gerettet.

29. April. (W. T. B.) Eingegangener Nachricht zu- folge ist der Admiral Lespès gestern an Bord der „Ga- lissonnière“ in Shanghai eingetroffen.

Spanien. Madrid, 29. April. (W. T. B) Dur Regierungs-Jngenieure ist \stgestellt worden, daß das Eisenbahnunglück bei Badajoz dur ein Verbrechen herbeigeführt worden ist. Die Urzeber der Katastrophe hatten die Schienen losgeshraubt und so das Entgleisen des Eisen- bahnzuges und das theilweise Einstürzen der Brücke veran- laßt, Bis jeßt ist noch keiner der Schuldigen entdeckt. Die ministerielle Presse fährt fort, die Eisenbahnkatastrophe einem revolutionären Komplott zuzuschreiben.

gn Cadiz, Cordova und Barcelona sind mehrere Civil: und Militärpersonen verhaftet worden.

Nach einer Depesche aus Granada is die Tele- graphenverbindung mit Motril unterbrohen. Der ¿FUhrer der Nordarmee, General Pavia, meldet, daß die Bande unter Mangado lebhaft verfolgt werde.

Türkei. Konstantinopel, 29. April. (W. T. B.) A Pascha ist von seiner Gemahlin begleitet hier ein- getroffen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 30. April, (W. T. B.) Jn dem Gouvernement Kasan isb der Landschaft in Nükfsiht auf die vorjährige Mißernte auf ihr Ansuchen eine Unterstüßung von 377 000 Rub.l über- wiesen und außerdem der von der Mißernte betroffenen Be- völkerung einige Privilegien in Bezug auf die Zahlung der Steuern und das Reisen zum Aufsuchen von Arbeit ein- geräumt worden. Nach den dem Ministerium des Jnnern augegangenen Berichten genügen die gegenwärtig der Land- schaft zur Verfügung stehenden Mittel für die nothwendigsten ar M zur Verpflegung der Bevölkerung und Bestellung der Felder.

Moskau, 29. April. (W. T. B.) Wie die „Moskauer Zeitung“ aus St. Petersburg meldet, ist der Finanz- Minister behufs Herabminderung der außerordent- lihen Kredite mit den übrigen Ministerien und mit der Reichskontrole in Relation getreten, und es sollen dem zufolge außerordentliche Kredite künftig nur in den allerdringendsten Fällen zulässig sein. Der Finanz-Minister beabsihtige, für außerordentliche Kredite ein gewisses Pauschale im Neichs- budget auswerfen zu lassen.

_ Süd-Amerika. Peru. Lima, 29. April. (W. T. B.) Die Regierung des Pranenten Galestas i voi Ua Spanien, Ftalien und den Niederlanden anerkannt wOrden.

Usrika, Egypten (D. B) Den „Daily News“ wird aus Kairo gemeldet: ein Telegramm aus Ass uan konstatire die Ankunft zuverlässiger Boten, welche versicherten, daß Osman Digma Affuan sofort anzugreifen beabsichtige.

Zeitungs\timmen.

Die „Bremer Handelszeitung“ sghreibt:

__.__. Der Gesfetentwurf, betreffend die Verwendung von Geld- mitteln aus Reichsfonds zur Einrichtung und Unterhaltung von Postdampfschiffsverbindungen mit ükterfceisben Ländern, is fowohl prinzipiel, wie in den unmittelbaren Folgen, die mit seiner Annahme verbunden sein würden. von weittragender schaftlider Bedeutung. Während Frankceih, England, Italien und selbst die kleineren Staaten sh \{chwere Opfer zur Er- {ließung des Verkehrs mit überseeischen Erdtheilen, zur Auffiadung neuer Abiaßgebiete oder zur Gründung von Kolonien auferlegen, hat sih das Deutsche Reich von diesen Bestrebungen völlig fern gehalten und ist damit der dauernden Vortheile verlustig gegangen, welche sich mit der frübzeitigen Anknüpfung enger Handelsbeziehungen für die heimische Volkëwirtbshaft verbinden müssen. Ein regelmäßiger, \{neller Schiffahrtsverkehr, welcher au den Seepostdienst'des Deutschen Reiches im unmittelbaren Verkehr mit überseeischen Ländern zu ver- mitteln geeignet wäre, besteht gegenwärtig nur mit amerikanischen Hafenorten, während alle übrigen bedeutenden Staaten auch mit den

wirths

|

für den Welthandel immer wi{tiger werdenden Erdtheilen, Afrika, Asien und Australien regelmäßige Postdampferlinien unterhalten. Nur doktrinäre Einseitigkeit und Unverständniß kann die Einrichtung dieser Dampferlinien der Jnitiative der Privatunternehmung zuweisen wollen; denn der aus dieser Fahrt entspringende Nutzen ter Gesell- schaften steht in feinem Verhältniß zu dem indirekten Vortheil, welcher durch eine solche Verbindung der Belebung und Erweiterung der Handelsbeziehungen zu Theil wird und erft allmählih wird die „ver- kchrshaffende“ Wirkung der neuen Dampypfecverbindungen einen rentablen Verkehr zur Entivickelung bringen. Großbritannien hat die mächtige Entwickelung seiner Dampferflotte {on seit längerer Zeit durch fehr crheblihe Subventionsbeträge zu fördern gesucht O L, diesen Bestrebungen außerordentlihen Erfolg zu verzeichnen gehabt. . .

Wie immer auc die Entsteidung ausfallen mag, wir begrüßen in diesem Gesetzentwurf einen höchst erfreulichen Schritt in der natio- nalen Politik, welche auch wir von jeher zu vertreten suchten, wir be- grüßen ihn als einen deutlihen Beweis des lebhaften Interesses, welches die Reichsregierung der Entwickelung des deutschen Handels und Verkehrs zuwendet, und wir freuen uns über ihn wie über eine Thatsache, welche auch den ve'blendetsten Parteigängern die Augen öffnen muß. Mit - dem Vorwurf der Feindseligkeit gegen den Handel hat eine Parteipresse die nationale Wirthschaftspolitik bei dem Handels- stand in Verruf zu bringen gesu&t und leider hat dieselbe mit ihren bcharrlihen Deklamationen diese Wirkung in nur zu vielen Fällen zu erceihen verwoht. In Zukunft wird dieses Agitationsmittel wohl weniger verfangen, und die Behandlung dieser Frage Seitens der Volksvertretung wird vielmehr aller Wahrscbeinlihkeit nach gerade für den praktishen Kaufmann die doftrinäre Einseitigkeit der Opposition deutlih erweisen. Zweifellos wird auch diese Maßregel der Regierung die leidenschaftlihste An- feindung zu bestehen haben und kann man nur hoffen, daß si auf die Dauer das wirklihe Bedürfniß auch in diesem Punkte gegenüber den Glaubenstfäßen ciner halbwegs {on überwundenen Doktrin Gel- tung verschaffen wird.

Das „Frankfurter Journal“ bemerkt:

«Die Unterscheidung, welche man zwischen anarcistischen und sozial- demokratishen Bestrebungen in der Kommission gemaht hat, sowie über deren Erlaubtsein oder Nichterlaubtsein, ist eine \chiefe. Daß die anarchistisben Bestrebungen von selbft verboten sein müssen, ift Allen klar. Für die übrigbleibende sozialdemokcratishe Partei nuß dann die Frage fo gestellt werden: Ist es mögli, aus derselben heraus eine gemäßigtere Richtung, eine gemäßigte Arbeiter- partei zu erziehen, welche den Revolutionsgedanken fallen läßt und prinzipiell reformatorische Wege einshiägt? Wer die Frage so be- trachtet, wird fehr bald Klarheit haben. Eine sclche gemäßigte Partei, welche den Revolutionären das Gleichgewicht halten könate, ist noch niht da und muß erst gebildet und erzogen werden. Dazu müssea wir erst weiter in der sozialen Reform sein und dazu bedür- fen wir vor allen Dingen tes verlängerten Soztalistengeseßes, um bnter dem Schute desselben die nothwendige Arbeit vornehmen zu onnen.“

Die „Nordeutsche Allgemeine Zeitung“ meldet aus Fürstenfelde i. N.:

Der Pastor R. Neumann in New-York, ein geborener Sommer- felder, warnt alle Unbemittelten vor dem Einwandera nah Amerika. Die Zeiten scien jezt in Amerika harte, und Geschäftslosigkeit und Geschäftszusammenbrüche gebe es an allen Ort:n. Fast jeden Tag lese man in den Blättern von Entlassungen großer Schaaren von Arbeitern, und wo noch gearbeitet werde, geschehe es sehr häufig nur für die halbe Zeit oder den halben Lehn. Die Bureaus seien von hunderten von Arbeitsuchenden umlagert. Manche sind {hon vom November an im Lande, ohne bis jetzt Arbeit gefunden zu haben.

Die in Linz (Oberösterreih) erscheinende liberale „Tagespost“ behandelt die Stellung des Kanzlers zum Reichstage in längeren Erwägungen; dieselben werden, wie folgt, ge\hlo}en :

„Es darf das deutsche Volk bei den bevorstehenden Reichs- tag8wahlen nur eine Frage an seine Kandidaten richten: „Stellt ihr mit dem Neubegründer des Reiches über Alles die Stärkung, Größe, Sicterheit und das Gedeihen des deutschen Vaterlandes, wollt ihr also den Wiederhersteller des Reiches, den in {weren Wettern erprobten Führer des deutschen Volkes unterstützen mit all eurer Kraft bei dem Ausbau des nationalen Staates, bei der Sicherung des langersehnten, endlich erreihten theuren deutschen Vaterlandes ?* Nur wer diese Frage voll, klar und aufrihtig mit „Ja“ beantwortet, taugt zum Vertreter des deutshen Volkes. Der Kampf um liberale und konservative Prinzipien kann jederzeit wieder aufgenommen werden, wenn einmal der Boden des Reiches hiezu genügend gefestigt ift, «aber ein Bismarck wird nicht immer da sein, um mit starker Hand die Konsolidirung des Reiches durchzuführen !*

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 17. Inhalt: Nichtamtliches: Die Preisbewerbung für generelle Entwürfe zur Be- bauung der Mpuseumsinsel in Berlin. T Vermischtes: Georg Gottlieb Steenke +. Wiedereröffnung der französischen Kirce in Potsdam. H, Swliemann auf der Akropolis von Tiryns. Denfmal an der Gotthardbahn. Bücherschau. Hydrologische Untersuchungen an den öffentlihen Flüssen im Königreich Bayern.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

_ v Adreßbuc für Freunde der Münz-, Siegel- und Wappenkunde.“ Mit biographischen, literarischen und statistischen Nachweisen. Herausgegeben von Alfred Grenser. 1. Jahrgang. Frankfurt a. M., 1884, Verlag von Wilh. Rommel. 5 A Die vorstehende Schrift zerfällt in 3 Abtheilungen. Die erste enthält „Nachrichten von Fachgenossen, Sammlern und Sammlungen.“ Es sind darin mehr als 240 Sammler resp. Sammlungen von Münzen, Siegeln und Wappen in alphabetischer Ordnung zusammengestellt ; der Verfasser besWränkt sich aber hierbei niht etwa auf bloße Angabe der Namen der Sammler, sondern fügt denselben Notizen über Ge- burt und Lebens8gang derselben, ihre literarishe Thätigkeit sowie ihre Sammelrihtung bezw. Sammlung hinzu. Die zweite Abtheilung enthält ein „Adreßbuch nah dem Alphabet des Domizils, Es finden sich darin, mit Ausnahme von Afrika, alle anderen Erdtheile, Europa, Amerika, Asien und Australien, vertreten, und zwar in Europa fast alle Länder, Deutsland mit seinen verschiedenen Staaten und Provinzen, Oesterreih-Uugarn, Italien, Frankrei, Spanien, England, die Niederlande, Belgien, Schweden, Rußland, Polerx, die Türkei. Die meisten Sammler (94) enthält Wien; daran reihen sich Berlin mit 64, Leipzig mit 39, Paris mit 32, Dresden mit 30 Sammlern bezw. Sammlungen. Die 3. Abth. endlich ent- bâlt „ecins{lägige Inserate“. Das vorstchende Adreßbuch wird gewiß allen Freunden der Münz-, Siegel- und Wappenkunde willkommen sein, denn es interessirt sicherlih Jeden, Nachrichten über seine Fah- genossen und resp. Sammler und Sammlungen, sowie darüber zu erhalten, wo si dieselben befinden. Das Adreßbuch gewährt aber zuglei auch einen praktishen Nutzen, indem es die Bekanntschaft mit gleichstrebenden Sammlern rermittelt und es auf diese Weise Jedem möglich mat, ewaige Doubletten oder Gegenstände, die nicht in den Bereich feines Sammelkreises passen, käuflih abzulassen oder als Tauschobjekte zu verwerthen.

Das soeben von- J. A. Stargardt, Markgrafenstr. 48, au®gegebene Verzeichniß Nr. 145 enthält eine werthvolle Auto- graphen-Sammlung aus dem Nachlaß des Justiz-Raths Ulferts und einen Theil der Holtei’schen Sammlung. Es befinden si darunter koft- bare Briefe und Dokumente von Päpsten, Fürsten, Kriegs- und Staatsmännern, Gelehrten, Dichtern, Künstlern, Komponisten, Schau- \ptelern, darunter Piecen von Maria Theresia, Friedrih dem Großen,