1905 / 9 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Jan 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Ueber den Umfang dieser Vorlesungen bleibt weitere Be- stimmung vorbehalten. 8

Geeignete Bewerber haben ihre Meldung unter Beifügung ihrer Zeugnisse, aus denen die bisher erlangte Ausbildung ersichtlich 1st, bis zum 15. Februar 1905 an mi einzureichen und dabei anzugeben, welche der beiden vorgenannten Lehr- anstalten von ihnen gewählt werden würde.

Berlin, den 6. Januar 1905. :

Der Minister der öffentlihen Arbeiten. Im Austrage: von Doemming.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preufzen. Berlin, 11. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen heute vormittag um 101/25 Uhr den japanishen Gesandten und nahmen von 11 Uhr ab die Vorträge des Ministers des König- lihen Hauses von Wedel und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Lucanus entgegen.

Der Ausfhuß des Bundesrats für Rechnungswesen und derjenige für Justizwesen sowie dié vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für das Landheer und die Festungen, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Jujtiz- wesen, die vereinigten Aus\shüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Justizwesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sizungen.

Das Königliche Staatsministerium trat unter dem Vorsit seines Präsidenten Grafen von Bülow heute zu einer Sitzung zusammen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich württem- bergishe Geheime Kriegsrat von Schäfer ist 1n Berlin an- gekommen.

Der Ministerresident der Republik Uruguay Dr. Luis Garabelli hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesen- heit führt der Legationssekretär F orteza die Geschäfte der Mission.

Sachsen.

Seine Majestät der König gedenkt, wie „W. T. B.“ meldet, am 16. d. M. nah Berlin zu reisen, um Jhren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin einen Besuch ab- zustatten.

Deutsche Kolonien.

Nach einer Meldung des Generalleutnants von Trotha aus Windhuk in Deutsc-Südwestafrika hatte der Hauptmann von Fiedler, der sich mit der Marinekompagnie Brodorff, der 6. Kompagnie des Feldregiments Nr. 1 unter Haupt- mann von Wangenheim und mit der Halbbatterie Winterfeld seit Anfang Dezember auf dem Marsche von Waterberg über Omike nach Omaruru befand, unterwegs eine Reihe von Patrouillengefehten, wobei 21 Hereros fielen und mehrere Gewehre erbeutet wurden. Der Oberleutnant Graf von Schweiniß, mit 100 Artillerie- ersagmannschaften auf dem Marsche von Karibib über Water- berg nach Otjimbinde (an der Omaheke), traf die Abteilung Fiedler am 16. Dezember in der Gegend der Omatakoberge (60 km nordöstlich von Omaruru). Er hatte am 24. 95, 29. und 31. Dezember Gefehte mit Hererobanden. Am 4. Januar überfiel er 3 Werften bei Otitua (halbwegs zwischen Waterberg und Omaruru), wobei 61 Hercros fielen, 5 gefangen genommen und zahlreihe Gewehre erbeutet wurden. Infolge dieser Streifzüge stellten sich in Omaruru zahlreiche Hereros und gaben freiwillig ihre Gewehre ab. Am 29. De- zember erreichte die Abteilung Fiedler Omaruru. Am 6. Januar griffen Hereros einen Viehposten bei Okakango, dicht bei Dfaban dia, an und trieben 184 Ochsen ab. Eine Patrouille unter Oberleutnant Strahler verfolgte die Räuber und nahm ihnen 15 km nördlich von Otjosasu 163 Ochsen wieder ab. Ein Herero fiel, zwei wurden verwundet, ein Ge- wehr, 3 Pferde und Munition wurden erbeutet. Am 7. Ja- nuar zeigten sich von neuem Hereros bei Okakango, von wo sie dur die auf 25 Mann verstärke Shußgwache vertrieben wurden.

Jn dem Gefecht mit Hottentotten bei Stampriet- fontein, das am 1. Januar stattgefunden hat, sind der Hauptmann Alfred von Krüger, geboren am 18. Mai 1866 zu Berlin, früher im Husarenregiment Nr. 12; und der Leutnant Walter Trenk, geboren am 29. Mai 1877 zu Magdeburg, fcüher beim Kadettenhaus in Potsdam, ver- wundet worden. In demselben Gefeht is dér Gefreite Wilhelm Schwarzott, geboren am 6. November 1883 zu Schirnding, früher im bayerischen 6. Chevaulegerregt., gefallen; \chwer verwundet ist der Unteroffizier Karl Schneehage, geboren am 27. April 1881 zu Lüchow, früher im Gardefüsilier- regt. (Schuß in die Brust); ferner sind leiht verwundet: Leutnant Adolf Niebsch, geboren am 18. November 1877 zu Ehrenbreitstein, früher im Jnfanterieregiment Nr. 153, Unteroffizier Heinrih Josef Brunner, geboren am 17. Juli 1880 zu Kitobausen, früher im bayerishen 1. Pionierbataillon, und Neiter Alexander Stasseck, geboren am 27. Februar 1883 g Naschau, früher im Jnfanterieregiment Nr. 171 (linker

ittelfinger zertrümmert).

In den Gefechten mit Hottentotten vom 2., 3. und 4. Januar bei Groß-Nadbas sind gefallen: Major Freiherr Heinrich von Nauendorf, geboren am 29. August 1860 zu Wiesbaden, früher im Feldartillerieregiment Nr. 11, Leutnant Harald Oberbeck, geboren am 15. November 1875 zu Schwerin, früher im Feldartillerieregiment Nr. 47, Leutnant Friß Wilhelm von Vollard-Bocelberg, geboren am 96. November 1876, früher im Ulanenregiment Nr. 10, Leutnant der Reserve des 3. Gardefeldartillerieregiments, Berg- inspektor Erwin Semper, geboren am 29. Januar 1872 in

Stralsund, und 15 Mann. Verwundet sind: Oberleutnant Reinhard Lauteschläger, geboren am 30. Oktober 1872 u Darmstadt, früher im Feldartillerieregiment Nr. 51, Veuinant Rudolf von Kleist, geren am 22. Februar 1875 u Rauden, früher im Grenadierregiment Nr. 9, Leutnant

dolf Donner, geboren am 26. Juni 1875 zu Würz- burg, früher im bayrischen 9. Jnfanterieregiment, Leutnant Nudolf von Neubronner, geboren am . Sep- tember 1878 zu Lidenegg, früher im Dragonerregiment Nr. 26, Leutnant der Reserve des Jnfanterieregiments Nr. 53, Kriegsfreiwilliger Hellmih und 45 Mann. Nach einem Telegramm des Generalleutnants von Trotha folgt die Mannschaftsverlustliste so bald wie möglich ; die Ver- zögerung “ihrer Uebermittelung habe sih niht vermeiden lassen, da Operationsbasistelegramme und dringlihe Anordnungen betreffs Verpflegung und Munition die Signallinie stark über-

lasteten. : 6. Januar is bei Kamakowa auf Viehwache der

Am Neiter Friedrih Wagner, geboren am 3. März 1883 zu Quedlinburg, früher im Jnfanterieregiment Nr. 49, gefallen. Vermißt wird bei Otjimbinde seit dem 22. Dezember der Reiter Peter Schorn, geboren am 19. Januar 1883 zu Hilden, früher im Feldartillerieregiment Nr. 56, und seit dem 23. De- zember der Gefreite Alfred Barkowsky, geboren am 1. März 1878 zu Nuß, früher im Jägerbatailion Nr. 1. 18

n Typhus sind weiter gestorben: der Sanitätsunter- offizier Max Pleuger, geboren am 28. September 1877 zu Passau, früher im Jnfanterieregiment Nr. 113, am 6. Januar im Lazarett zu Otjimbinde, und der Reiter Karl Geipel, geboren am 15. November 1883 zu Zwoniß, früher im Königlih sächsishen 13. Jnfanterieregiment Nr. 178, am 8. Januar im Lazarett zu Windhuk. Der Unteroffizier Michael Fiek, geboren am 5. September 1878 zu Siekenreuth, früher im sächsishen Gardereiterregiment, ist durch einen Pferdeshlag im Gesicht verleßt worden.

Großbritannien und Jrland.

Der Kanzler der Schaßkammer Austen Chamberlain hat, wie „W. T. B.“ meldet, einem Zeitungsberichterstatter auf eine Anfrage geschrieben, eine Erhöhung des Er- trages des Kohlenzolles werde er im nächsten Budget niht in Anschlag bringen. :

Der Staatssekretär des Auswärtigen Lord Lansdowne teilte dem Verein der \schottishen Schiffsbesiz) mit, daß die eng lishe Gesandtschaft in Rio de Janeiro die Weisung erhalten habe, über die Mißhandlung des Offiziers eines englischen See in Para Auf- flärung zu verlangen. Ein englisher Dampfer sei von 30 Leuten bestiegen worden, die den englischen Offizier an- griffen und a!s Gefangenen an Land gebracht hätten. Das Schiff sei darauf geplündert worden. e

Der „Standard“ schreibt unter Bezugnahme auf eine von dem Abg. Paasche in Kreuznach gehaltene Rede: „Wir sind in der Lage festzustellen, daß. unsere offiziellen Beziehungen zu Deutschland gegenwärtig und seit einiger Zeit so zufriedenstellend sind wie -möglih, und es besteht auc keinerlei Schwierigkeit zwishen den beiden Ländern. Der einzige Zwischenfall, der dazu angetan war, den ¿Kr a ten in Berlin den Anscdais der Wahrs&ei itel zu geben, war die Mobilisierung der Kieler Flotte nah dem Zwischen- fall bei der Doggerbank, und diese war ohne Zweifel dem Wunsche zuzuschreiben, für alle Fälle vorbereitet zu sein. Es liegt fein Grund vor, eine feindselige Absicht gegen D anzunehmen.“ An zuständiger Stelle erfährt „W. T. B.“, daß von einer Mobilisierung der deutshen Flotte nie die Rede gewesen sei, auch nicht nah dem Vorfall auf der Dogger- bank. Alle gegenteiligen Meldungen seien erfunden.

Frankreich.

In dem gestern im Elysée abgehaltenen Ministerrat mahte der Minister des Aeußern Delcassé, wie „W. T. B.“ berichtet, Mitteilung von dem VBriese, den der marokkanishe Minister des Aeußern an den französishen Gesandten in Tanger gerichtet hat; in dem Schreiben bittet der Minister im Namen des Sultans die französishe Regierung, die französishen Jn- struktoren in ihrem Amte zu belassen, und gleichzeitig ersucht er den französishen Gesandten dringend, seine Abreise nah Fez zu beschleunigen, um bezüglich der shrittweise vorzunehmenden Reformen feine Ratschläge zu erteilen, denen nachzukommen die marofkkanishe Regierung entschlossen sei. Der Minister Delcassé kündigte {ließlich an, der franzöfishe Gesandte werde heute nah Fez abreisen.

Die Kommission für die Untersuchung des Zwischenfalls in der Nordfee hielt gestern vormittag eine Sizung ab, in der die Beratung über die Regelung thres Vorgehens fortgeseßt wurde. Die nächste Sißung findet heute nachmittag statt. Mehreren Blättern zufolge hat sih die Mehrheit der Kommission gegen die Zulassung der Presse zu den Zeugenverhören ausgesprohen. Es sollen der Presse lediglih Zeugenausfagen und gewisse offizielle Berichte übermittelt werden.

Im Senat bielt gestern der Alterspräsident Fayard die übliche Ansprache, die mit dem Wunsche \{chloß, daß das neue Jahr, das soeben begonnen habe, das Ende des blutigen, verheerenden Krieges in Ostasien sehen möge, des Kampfes zwishen zwei Mächten, deren eine, Franfreihs Alliterte, ißre Soldaten in einer übermenschlihen Verteidigung sich unsterblich machen sehe, während die andere fi L n Tapferkeit die Bewunderung Europas zu erzwingen

ewut ave. °

G Die Deputiertenkammer wählte gestern mit 265 Stimmen Doumer zu ihrem Präsidenten, gegen 241 Stimmen, die auf Brisson entfielen. Die bisberigen vier Vizepräsidenten Etienne, Lockroy, Néache und Guillain wurden wiedergewählt.

Rußland.

In einer gesiern abgehaltenen Sißung des Minister- kfomitees wurden, wie dem „W. T. B.“ aus St. Peters- burg mitgeteilt wird, die Presse betreffende e en be- \sprochen, soweit solhe in Zusammenhang mit dem Kaijerlichen Erlasse vom 25. v. M. stehen. Die Beratungen hierüber sollen in der auf den 18. d. M. anberaumten Sißung zu Ende geführt werden.

C e

Serbien. Der übliche Neujahrsempfang des diplomatischen

Serbien Neujahr kein Nationalfeiertag sei. Der eigentliche Nationalfeiertag sei der 13. Dezember, der Andreastag, als Gedenktag der Eroberung Belgrads und nunmehriger Slavatag des Königs.

Amerika.

Der Präsident Roosevelt hat, wie „W. T. B.“ erfährt, eine Botschaft an den Senat gerichtet, in der er die Annahme der Gesegentwürfe befürwortet, die eine Neubildung des Sanitätsoffizierkorps und des Artillerie- und Zeugdepartements vorsehen. Das Sanitätsoffizierkorps sei viel zu klein, um seiner Aufgabe in Kriegszeiten wirksam nachkommen zu können. Wenn das Korps so bleibe, wie es jeßt sei, könne eine noch so gute wissen: \chaftlihe und prafktishe Ausbildung nicht dessen vollständiges Versagen im Falle eines ernsthaften Krieges verhindern. Beim Eingang der Botschaft waren die Geseßentwürfe bereits angenommen.

Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ hat der Präsident Roosevelt mit einigen Mitgliedern des Komitees des Nepräsentantenhauses für den zwischens staatlihen und auswärtigen Handel Besprehungen in bezug auf die vorgeshlagene Regelung der Eisenbahn- tarife abgehalten. Sie Nt dem Präsidenten, das Volk, das sie verträten, wünsche, daß etwas Bestimmtes in dieser Angelegenheit geschehe, und erklärten nahdrücklich, die betreffen: den Geseße müßten bald in Kraft treten. 4

In den leßten fünf Monaten sind 75160 russische Juden in New Yorfk eingetroffen. Eine scharfe Anwendung der Bestimmungen des Éinwanderungsgeseßes führe dazu, daß eine größere Anzahl dieser Einwanderer zurückgeschafft werden solle, weil sie mit fremder Unterstüßung eingetroffen sei. Berichte über diese Zurückweisung würden zur Vor- legung an den Kongreß vorbereitet in der Absicht, eine weitere Masseneinwandernn zu verhindern. S

Die chilenishe Regierung hat, wie die „Agence reer G mitteilt, die Schließung der von den christlichen Brüdern geleiteten Schulen angeordnet. Die Maßnahme erwecke in der ganzen Republik große Aufregung. Die Katho- lifen wollten der Durhführung Widerstand entgegenseßen.

Asien.

Der bisherige Kommandant der Flotte des Stillen Ozeans, Admiral S krydloff, ist gestern von Wladiwostok nah St. Petersburg abgereist. :

Der General Nogi meldet, dem „W. T. B.“ zufolge: die Generalmajore N ikitin, Baile und der Admiral Wiren würden in die Gefangenschaft gehen und außer dem General Stössel die Generalmajore Ries, Nadien, Kostinkow, die Admirale Fürst Uchtomski, Gregoro- witsh, Roschtilisky und der Chef des Jngenieurkorps Nindeback auf Ehrenwort entlassen werden.

Wie dem „NReutershen Bureau“ aus Port Louis auf Mauritius vom gestrigen Tage gemeldet wird, geht dort das Gerücht, daß ein japanishes Geshwader bei Diego Garcia liege. Dem Admiral Roschdjestwensky sei am 2. Januar mitgeteilt worden, daß die Aipaner Vorkehrungen ge troffen hätten, der Baltishen Flotte entgegenzufahren; die Russen hätten hierauf ihre Vorsihtsmaßregeln verdoppelt. Der Adjutant Noschdjestwenskys habe am 3. d. M. in Tama- tawet erklärt, daß die Baltische Flotte einen Monat gebrauchen werde, um den Jndishen Ozean zu durchkreuzen. _ :

Die Moro-Festung auf der Jnsel Jolo ist, nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus Manila, zer- s ört worden. Jn einem Gefecht am 8. Januar, in dem die amerikanishen Truppen durch ein Kanonenboot unter- stüßt worden seien, sei einer der Führer der Moros gefallen. Zwei Amerikaner, darunter ein Offizier, seien getötet worden.

Afrika.

Das „Reutershe Bureau“ meldet, die russischen Kreuzer „Oleg“, „Jsumrud“, „Rion“ und „Dniepr“ sowie die Torpedoboote „Grosny“, „Gromki“, „Resoi“ seien gestern in Port Said eingetroffen. Der russishe Gesandte tarimoff, der Konsul Bronn und der Kapitän Schwank hätten sich an Bord des Flagschiffs „Orel“ begeben. Nah Unterzeichnung einer Erklärung, wie sie nah den ägyptischen Verordnungen erforderlich sei, sei es den russischen Schiffen gestattet worden, eine bestimmte Menge Kohlen, frishes Wasser und Lebensmittel an Bord zu nehmen. Heute werde das Geschwader die Fahrt fortseßen.

Dem „Standard“ wird aus Tanger vom 10. d. M. ge- meldet, der Sultan von Marokko habe seinen Vertreter in Tanger nah Fez berufen, um sih mit ihm über die fran- zösischen Forderungen zu beraten.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Rei chs- tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (115.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieber- ing S trat das Haus in die zweite Beratung des Reichshaushaltsetats für 1905 ein. L

An erster Stelle steht der Spezialetat für den Neichstag. Ohne Diskussion wurde dieser unverändert angenommen. N

Es folgte der Etat der NReichsjustizverwaltung.

_Zu diesem liegt die folgende von den Abgg. Dr. Müller- Meiningen (fr. Volksp.), Haußmann (d. Volksp.) und Genossen eingebrahte Resolution vor: 5

„den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dafür zu forgen, 1) daß die Gegenseitigkeit gemäß §8 102 und 103 des Neichsstrafge|eß- bus a. nur nach ordnungsmäßig veröffentlihten und genehmigten Staatsverträgen und b. nur solchen Staaten gewährt wird, welche nah ibrer eigenen inneren Verfassung und ihren Rehtseinrihtungen eine „Verbürgung“ der Gegenseitigkeit im Sinne der erwähnten Bestimmungen gewährleisten können; h

2) daß über die Auslieferung fremder Staatsangehöriger nur Staatsverträge gemäß Artikel 11 der Reichsverfassung zwischen dem Deutschen Reiche und den au8wärtigen Regierungen abge- {lossen werden; /

_3) dey die bisher zwischen einzelnes Bundesstaaten und aus- wärtigen Regierungen über die Auslieferung abgeschlossenen Vertrag alsbald gefündiat werden.“ j:

Abg. Dr. Müller- Sagan (fr. Volksp.) bittet, die von seinen Br beantragte Resolution vorweg zu erörtern, wodurch die Ver- andlungen über diesen Etat wesentli vereinfaht werden würden.

Abg. Erzberger (Zentr.) is an sih mit der gesonderten Ver-

Korps bei Hofe kommt diesmal in Fortfall, was, dem „W. T. B.“ zufolge, offiziell damit begründet wird, daß in

handlung einverstandén, glaubt aber, daß diese Verhandlung besser anm

4 (932) waren nach dem Stande am Sthlufse des Jahres 1903

} (gegen 1515 955,72 4 im Vorjahre), zusammen 117 246 500,04 A

E belief sih

osten der Fürsorge innerhalb der geseßlihen Wartezeit gezahlten

S@luß der Beratung über den Spezialetat vorgenommen werde. habe im vorigen Jahre au so verfahren. s E Abg. Dr. Müller-Sagan beharrt indes bei seinem Vorschlage, da niht zu vermeiden sei, daß die Redner in der allgemeinen Dis- fussion doch auf diese Spezialfragen auch eingingen. Präsident Graf v on Ballestrem: Ih würde mich auch dem Antrag des Abg. Müller-Sagan anschließen. Die Erfahrungen des vorigen Jahres Jn niht sehr ermutigend. Wir haben damals die Ne- solutionen zurüdgeftellt, und sie sind _dohch verhandelt worden, weil das gar niht zu verhindern war; sie sind als Gefpenster auch später noh vor uns e ed, fie e h ogar jeßt zuweilen noch im Reichsta C iderspruch erhe jeßt gegen den [ nicht mehr; es wird danach verfahren werden. lis Dpriiag Vei Schluß des Blattes nahm der Abg. Dr. Müller- Meiningen zur Begründung der von ihm beantragten Resolution

das Wort.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Rechnungs8ergebnisse der deutschen Berufsgenossen- batten im Jahre 1903. [8g E Die vom Reichsversicherungsamt nah § 111 des Gewerbeunfall- versiherung8gefeßes vom 30. Juni 1900 und den entsprechenden Be: stimmungen der anderen Unfallversiherung8geseze aufgestelite, dem Reichstage vorgelegte Nachweisung der gesamten Rehnungsergeb- nisse der P Agen oten! jaften usw. für 1903 bezieht sch auf die neunzehnte Rechnungsperiode seit dem Bestehen der rei eschlihen Unfallversiherung. Die Nachweisung, welhe sowobl im Vorworte, wie in den Tabellen gegen früber eingehender und über- sichtliher gestaltet ist, erstret #fich auf 114 Beruf83genossenschaften (66 gewerblihe und 48 l[andwirticaftlihe), auf 487 Autführungs- bebörden (198 ftaatliße und 289 Provinzial- und Kommunal- auéführungébebörden) und auf 14 Versicherungsanstalten, von welchen 12 den Baugewerksberufsgenofsenschaften, 1 der Tiefbauberufsgenofsen- schaft und 1 der Seeberus8genossen]chaft angegliedert sind. Von diesen Versicherungsträgern bestehen a. auf Grund des Gewerbeunfallversiherungsgesetes : 64 Beruf8genofsenshaften mit 593 110 Betrieben, 7 187 993 durh- shnittlich Versicherten oder 6 371 043 Vollarbeitern, 61 staatliche Ausführung8behörden mit -449 351 durchschnittlich Versicherten oder 451 588 Vollarbeitern ; . gi au Grund des Unfallversicherungsgesetzes für Land- und Forst- wirtschaft : 48 Berufsgenossenschaften mit 4 642 427 Betrieben und 11 18 durh/Gnitilid lm L 2 staatliche Ausführung8behörden mit 238584 durchsGnittli Versicherten oder 70713 Vollarbeitern ; S . auf Grund des Ta oel Merungsgesepes : Berufsgenofsenshaft mit 14254 Betrieben und 214 018 dur(- e R e L 252 Vollarbeitern, staatliche usführung8behörden mit 44410 durWs{nittli D Muth 003 n O ommunale Ausführungsbehörden mit 76 904 durchschnittli Versicherten oder 49 454 Vollarbeitern, 4 Y 13 Versicherungsanstalten mit 89 839 Vollarbeitern; d. auf Grund des Seeunfallversicherung8geseßzes : 1 Berufsgenofsenshaft mit 1591 Betrieben und 64473 durŸ- 4 be Saligaen E N 219 Vollarbeitern, 2 staatliÞhe Ausführungsbehörden mit 618 durchschnittliß Ver- sicherten oder 534 Vollarbeitern, VIG y 1 Versicherungsanstalt. Im Dienste der 114 Berufsgenossenshaften und ihrer Sektionen

1139 Mitglieder der Genossenschaftsvorstände, 5889 Mitglieder der Sefktionsvorstände, 25 687 Vertrauensmänner, - 3488 Verwaltungs- beamte und 227 technische Aufsichtsbeamte tätig.

Die Zahl der dur&scnittlich versicherten Personen stellt fh bei den Berufsgenossenshaften zusammen auf 18 655 555. Hierzu treten für die 487 Ausführungsbehörden 809 867 Versicherte, sodaß im Jahre 1903 bei den Berufsgenossenshaften und Ausführungsbehörden zusammen 19 465 422 Personen gegen die Folgen von Betriebsunfällen versichert gewesen sind. In der leßterwähnten Zahl dürften an 15 Millionen Personen doppelt erscheinen, die gleichzeitig in gewerb- Sr und in landwirtschaftlihen Betrieben beschäftigt und versichert

aren.

__ Sthiedsgerichte für Arbeiterversiherung, welche sowobl in Streitig- keiten auf Grund des Invalidenversiherungsgeseßes wie in solchen auf Grund der Unfallversiherungsgesege zuständig sind, bestanden am Schlusse des NRechnungsjahres 123.

_ An Entschädigungsbeträgen sind von den Berufsgenossen- shaften gezahlt worden 106 013 330,36 «A (gegen 97 213 031,77 M im Vorjabre), von den Ausführungsbehörden 9 574 716,68 (gegen 871433878 # im Vorjahre), von den Ver- N@erung2anstalten der Baugewerk2berufsgenofsenschaften , der Tiefbau- und der Seeberufsgenossenshaft 1658 453,00

(gegen 107 443 326,27 A im Vorjahre). Davon wurden 24 873,92 4 den Verleßten und ihren Angehörigen für die Zeit nah dem Ablaufe der gesezlihen Wartezeit von den Berufsgenofsenshaften usw. frei- L ge E Bon der Bestimmung, nach welcher Verlette mit einer Erwerbs- unfähigkeit von 159% und weniger auf ihren Antrag durch Kapital- zablungen abgefunden werden können, haben die Genofsenshaften usw. in 2923 Fällen Gebrau gemacht. Der hierfür aufgewendete Betrag stellt sich auf 1 093 301,39 A 555 Verleßte haben im Rehnungs- ¡abre wegen Hilflosigkeit eine höhere Rente als 662 9/6 ihres Jahres- arbeitsverdienstes (die gesezlihe Vollrente) bezogen. Die Gesamtsumme der Entschädigungsbeträge (Renten usw.)

im Jahre 1903 auf 117 246 500,04 4, e 1008 102A - 1901 98 555 868,57 1900 86 649-946,18 1899 78 680 632,52 1898 71 108 729,04 1897 63 973 547,77 1896 57 154 397,53 1895 50 125 782,22 1894 44 281 735,71 1893 38 163 770,35 1892 32 340 177,99 1891 26 426 377,00 1890 20 315 319,55 1889 14 464 303,15 1888 9 681 447,07 1887 5 932 930,08 . 1886 , 1915366,24

_ Rechnet man zu dem Betrage von 117 246 503,04 die als

E: D T 6 Q T G D a fn M E de s: d i E S E E a D Q. Q L

O S. T P E E

666 376,81 Æ hinzu, so entfallen auf jeden Tag i bi 81 s g im Jahre 1903 rund 923 000 4, welhe den Verleßten oder ihren Hinterbliebenen zugute Wn

lte Anzabl der neuen Unfälle, für welhe im Jahre 1903 n ersten Male Entschädigungen gezahlt wurden, belief sich auf | 375. Hiervon hatten 8370 den Tod und 1538 eine mutmaßlich guernde penige, Erwerbsunfähigkeit der Verletzten zur Folge. An E 87 Hinterbliebene Getöteter wurde im Rechnungsjahre zum Einen Male eine Rente gezahlt. Darunter befinden sih 6077 Witwen llwer), 12 152 Kinder (Enkel) und 358 Verwandte der aufsteigenden

Für die Beurteilung der Unfallhäufigkeit sind die 24 entshädigten Unfälle allein brauchbar. Die Zahl dieser Fälle (en, der Jahre 1903 größer als im Jahre 1902. Ein völlig genauer Ver- gleih mit dem Vorjahre ist indessen nicht mögli, da im Jahre 1903 die Zählmethode gewechselt hat. Während früber die Unfälle gezählt wurden, für welche im Rechnungsjahee die erste Entschädigung fe st- gesezt wurde, sind für Jahr 1903 diejenigen Fälle nachge- wiesen, für welche die erste Entshädigung gezablt worden i.

Die Summe der der Beitragsberechnung zu Grunde ge- legten Löhne, die sid, was besonders bervorgehoben wird, mit den wirkli verdienten Löhnen niht deckt, stellt ih bei den 66 ge- O Perufdgenofteu[Benes E Na M bei einer

a von 466 4 ur ntl erlickerten s è 553 514 Vollarbeitern. E Serfonen oder

Für die landwirtschaftlilen Berufsgenofsenschaften sind, wie auch früher, wegen des abweihenden Berehnungsverfahrens Lohnbeträge welche für die Beitragsberehnung zu Grunde gelegt werden, in die Nachweisung niht aufgenommen worden. Die Zabl der in den Be- trieben der land- und forstwirtshaftlihen Berufsgenossenshaften dur- shnittlih versicherten Personen ift, wie sie für das Jahr 1896 unter Benußung der Ergebnisse der Berufs- und Gewerbezählung vom Jahre 1895 und des den Vorständen zur Verfügung stebenden eigenen Materials ermittelt wurde, in die Rehnungsergebnisse für 1903 wieder eingestellt, fie beträgt 11 189 071. :

Einen Vergleich der Unfallgefahr in den einzelnen Gewerbegruppen ermögliht eine in der amtlichen Nachweisung den Tabellen vorangestellte Uebersicht über verlezte Personen und Unfallfolgen, welche die Unfälle umfaßt, für die im Rechnungsjahre zum ersten Male eine Entshädigung gezablt wurde, H

1000 dur@scnittlich versicherte (300 000

etlonen Arbeitstage)

Unfälle

1 tet s | VBollarbeiter Hiernah kommen auf . . ..

bei der Gewerbe-, Bau- und See- Unfallversilerung jedoch ohne die Versicherung2anstalten der Bau- gewerks - Berufsgenossenschaften, der Tiefbau- und der See - Berufs- genossenshaft und in der Gruppe . Bergbau IT. Steinbrüche IIT. Glas, Tôpferei, Ziegelei . . IV. Eifen und Stabl V. Metall, Feinmechanik, Musik- instrumente VI. Chemie VII. Gat- und Wasserwerke . . VIII. Textilindustrie IX. Papier, Buchdruck X. Leder, Bekleidung Él Rat X11. Nahrungsmittel, Fleischeret Sus Fleischerei,

X11. Müllerei, Zucker, Brennerei, 2 Brauerei und Mälzerei .. 11,7 XTIV. Bauwesen 11,90

00 s Hck

9,12

14,59 14,91

6,03 10,53

5,80 7,98 6,96 3,04 4,57 3,82 1241

4,90

[E —_ D D —I 000! C d ps D

—! —] I D D O

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p ck co [G]

16,55 13,69 6,49 7,25

ARL XXII.

XV. Private Bahnbetriebe . .. ,0 | 7,58 XVI. Spedition und Lagerei, Fuhr- wesen e XVII. Binnenschiffahrt XVITII. Seeschiffahrt XIX. Marine- und Heeresverwaltung | XX. Oeffertliße Baubetriebe (staatliche , Provinzial- | und Kommunal - Bauver- waltungen) 5,14 | 7,94 Staatseisenbahnen, Post und | _Telegravben 7,73 | 7,60 Staatsbetriebe für Schiffahrt, Baggerei, Flößerei usw. . . 12,04 11,92

_Als Gesamtaus8gaben werden von den gewerblihen Berufsgenossen- schaften 107 961 829,11 Æ (gegen 98 529 506 „J im Vorjahre) und von den landwirtschaftlihen Berufsgenofsenschaften 32 295 075,52 4 ran 29 489 573 im Vorjabre), zusammen 140 256 900,63 M nach-

ewiesen.

_ Hiervon entfallen, wie {hon bemerkt, 106 013 330,36 4 auf Ent- \{ädigungsbeträge. Als Kosten der Fürsorge innerhalb der geseßlichen Wartezeit, für die Unfalluntersuhungen und Feststellung der Ent- shädigungen, für den Rechtsgang (Schiedsgerichte usw.) und für die Unfallverhütung wurden zusammen 6 947 411,08 M gezahlt. In die Eo sind für das Jahr 1903 15 502 947,15 # eingelegt

órden.

Als Verwaltungékosten eins{ließlich der s\onstigen Ausgaben werden inegefamt 11 793 212,04 A nachgewiesen. __ Die laufenden Verwaltungskosten betragen bei den gewerb- lihen Berufsgenofsenschaften 7 874 296,48 Æ (gegen 7 456 355 12 M im Vorjabre), bei den landwirtshaftlihen WBerufsgenossenschaften 2 870 691,37 4 (gegen 2832 477,25 # im Vorjahre).

Davon entfallen auf

je 1000 A der der Beitrags- 1 1 bercchnung Betrieb gemeldeten zu Grunde Unfall gelegten Löhne M u T M bei den gewerblihen Beruf8genofsenschafte : 1,05 1,30 12,93 22,11 1902 j 1,05 1,30 12,86 22,79 : bei den landwirtshaftlihen Berufsgenofsenschaften 1903 0,26 : 0,62 21,57 1902 0,25 S 0,61 23,12. Die Höhe der laufenden Verwaltungskosten ist bei den einzelnen Berufsgenossenschaften sehr verschieden ; fe bängt ab von Lé: Dab der versiherungspflichtigen Personen, der Zahl, Art und Lage der Be- triebe, der größeren oder geringeren Unfallgefahr usw. Zu Vergleichen über die Angemefsenheit der Aufwendungen der Berufsgenossenschaften unter einander können die Rechnungsergebnifse der einzelnen Berufs- genofsenshaften niht ohne weiteres dienen. _ Die Gesamtausgaben der 487 Ausführungsbehörden haben sich auf 9 840 592,80 MÆ, die der 14 Versicherungsanstalten der Bau- gewerks-Berufsgenossenschaften, der Tiefbau-Berufsgenossenshaft und der See-Berufsgenossenschaft auf 2208 283,01 S belaufen.

Die Bestände der bis zum Schlusse des Rehnungsjahres an- pelammelien gSE erveionds i Beruf geraten Reu gen zue ammen 179 9: ,78 M, die der mehrerwähnten Versi Îo anstalten 1 176 858,63 M e erungs

1 Versicherten

1903

Zur Arbeiterbewegung.

Die Verbandlungen vor dem Gewerbegeriht über den Vertrag zur Beilegung der Streitigkeiten in der Berliner Holzindustrie (vgl. Nr. 7 d. Bl.) baben gestern vormittag wieder begonnen. Ein wesentlicher Schritt zur Einigung is dadurch getan worden, daß, wie hiesige Blätter mitteilen, der {hon in seinen Einzelheiten mit- geteilte Vertragsentwurf von allen Parteien, nachdem die Arbeit- nehmer ihre Forderung Entlaffung der Arbeitswilligen zurück- gezogen batten, mit wenigen belanglo’en Aenderungen unter dem

inte, Die A 2 e ägt vi, ie: sämtlicher zur Anmeldung gelangten Unfälle be-

üblihen Vorbehalt der Bestätigung durch die Generalversammlung der

| in Wiemelbausen find von der Belegschaft der

verschiedenen Organisationen angenommen und untershrieben worden ist. Die noch bestehenden Differenzen über einige Punkte sollen in den Kommissionen erledigt werden. Es handelt ih um nicht prinzipielle Fragen in der Ladeneinrihtungsbranhe und der Bautischleret die vorausfihtlich zu aller Zufriedenheit in Kürze beigelegt werden. Wege cneralversammlungen der Organisationen sollen noch in dieser oche [tatifinden, damit die Arbeit, die in einigen Betrieben 20 und in anderen 15 Woden geruht bat, Anfang der nähsten Woche wieder aufgenommen werden fann. Der ailgemeine Ausstand der Klavier- Oer ist von den Autftändigen aufgehoben worden. In mehr s 20 Betrieben, „über die Sperren verhängt wurden, sind die Ar- eiter weiter ausständig. Die Arbeitgeber wollen von Verhandlungen nihts wissen, weil sie genügende Arbeitskräfte beshäftigen. E „Zur Ausstands8beweaung der Bergarbeiter des Ruhr- rebiers (vgl. Nr. 8 d. Bl.) meldet ,W. T. B.“ qus Dortmund daß die Bergarbeiter der Zechen „Scharnhorst * und „Preußen 1“ E C TPener Bergbaugesellschaft gehörig, sämtli in den “siand getreten find. Von der gestrigen Mittags\chiht der ehe „Gneisenau“ sind nur etwa ein Drittel eingefabren Dem „Dortmunder Generalanzeiger“ zufolge ift gestern au die Morgen- [chit der Zehe „Wiendahlsbank“ niht anzefabren. Der Hörder Verein mat durch Anschlag bekannt, daß er das Stahlwerk stilllegen müsse, wahrscheinli - au das Feinstablwerk : ferner mußten die Hochöfen gedämpft werden. Die „Bochumer Detlung* meldet: Auf der Zehe „Engelsburg* seien gestern vo 300 Mann Beleaschgf E E O N SEIEN von 60 Belegschaft nur 500 angefahren. Nah weiteren Blätter- meldungen von beute find auf der Zehe „, Dablhausen— Tiefbau“ von der 320 Mann betragenden Morgenschicht nur 7 eingefabren: von der Zee Hasenwin kel von 700 nur 100; von der Zee , & ottesfegen® von 450 nur 39; von der Zee „Dannenbaum“ é Shaht 2 “sind 344, von , Friederike“ 270 nidt eingefabren Von der Zeche „Konstantin 111“ ist die Morgenshiht autgeblicben. Aus Essen lizgen folgende Meldungen vor: Auf der Zeche „Prinz- Regent * S) 641 4 von etwa 350 Mann nur 50 Mann angefahren. E e L „Margarethe“ sind von 180 Mann 40 nit ei gefabren. Von der Belegschaft der Zehe „Dannenbaum 5* ist niemand ein- gefahren, von der „Borussia*® ist von der Bel tw: 300 Mann untertage und von dec Bel-asd 160 Mann) keiner angefahren. Auf der 3er | Westende“ find von der Belegschaft untertage, etwa 799 Mann stark, n 70 Mann angefahren; von der Belegschaft übertage, die 55 Mar: tragt, nur 4 Mann angefahren. Wie die Verwaltung der „Felicitas* mitteilt, ist die Meldung über den Arbeiterausitzn daselbst unzutreffend ; ebensowenig sind die Arbeiter auf der 2-& „Minister Ahenbach*“ in den Ausstand getreten Auf der Zed „Dorstfeld 2“ sind gestern mittag von 390 Arbeitern nur 30 cin- gefahren. In Schacht 1 der Zehe „Herkules“ sind von der Morgenscicht (270 Mann) nur 120 angefabren. : Aus Osnabrüdck wird der „Rh -Westf. Ztg.* telearavbiert, daß dort im Tischlergewerbe und den verwandten Beruf3zweigen eine F NEwegutng im Gange sei, die einen immer größeren Umfang an- nimmt. Jet ist seitens des Arbeitgebershutverbandes sämtlichen Gesellen, die Organisationen angehören, also fast sämtlichen über- haupt, gekündigt worten. S IA Zum Ausstand im Naphthagebiet von d. Bl.) wird dem „W. T. B.“ werken in Balachanu und enommen worden ist. Zeit wird amktich

haft (etwa

Eb a haît überiage

on Baku (val. Nr. 8 gemeldet, daß in einigen Napbtha- Romany die Arbeit wieder auf- Ueber die Arbeiterunruben der letzten j folgendes berihtet: Als am 5. d. in Tscherny - Grodok und in Beloje die Arbeiten wieder aufgenommen waren, umzingelten Aibeiter in Balachanu um 3_Uhr Nachmittags eine Kosakenpatrouille, begannen sie zu bedräncen Steine gegen sfe zu s{chleudern und sogar Schüsse auf sie abzus geben. Es ersien darauf eine halbe Sotnie Kosaken zu Hilfe und machte nah wiederbolentlihen Warnungen von der Shußwafe Gebrau. Drei der Nuhbestôörer wurden getötet und 3 verwundet. Auch auf seiten der Kosaken wurden 3 Mann verletzt, die aber in" der Front blieten. An demselben Tage fanden auch in Bibi -Eibat Unruben statt; dort überfielen die Arbeitermaßen die Polizeimannschaften : bim Einschreitez zur Wiederherstellung der Rube wurde eine Person getôter, mehrere erlitten Verleßungen. Im ganzen wurden bzi den Unruhen in Bibi-Eibat und Balachanu 20 Marn getö'et; 22 Bobrtürme wurden in Brand gesteckt und am 1. d. M. noob 20. Die am 5. d. M. wiederbergettellte telephonishe Verbirdung mit Baku wurde am 6. d. M. wieder zerstört. s

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Die erste Versammlung des Berliner Vereins für Luftscbiffahrt im neuen Jahre brate einen interessa:ten Vortrag des sächsischen Artilleriehauptmanns Härtel Garniion Riesa über seine unter Führung voa Dr. Brêckelmann in Begleitung von Rektor Poeschel-Meißen am 19. Juli vorigen Jabres unternomwene . Ballonfahrt von Berlin nah dem Riesengebirge. Nicht als ob diese Fahrt sich durch interessante Zwischenfälle vor anderen ausgezeihnet bätte, sie verlief vielmehr bei dem beispielles s{hônen Sonnenwetter des legten Iutimonats boll, ständig normal, bis auf das Mitnehmen etner Baumkrone dcim Landen am späten Nachmittag in der Näbe von Warmbrunn; aber sie gab Hauptmann Härtel, der eifrizer Amateurphotogravb für die Luftschiffahrt nur ein bobes Interesse, aber keines reas shulung besißt, die gewünschte Gelegenheit, längs d es, Ballon einschlug, eine beträhtlide Anzabl vorzüglich gelungene gravhien aufzunehmen und damit eine hütbshe Ide Warum sollen nur die zu Fuß, zu Wagen, zu Cifenbabn, z1 ‘\chif Neisenden den Vorzug genießen, nah fleißizem Photogravbi den Dabheimagebliebenen Bilder des von ihnen Gesebene Ft nicht eine Ballonfabrt ähnli durch phboto.ravhiîche Aufnahmen zu begleiten und ihre Bilder dauernd feizubalten, eb lobnend? Hauptmann Härtel hat, vollem Wetter, diesem Gedanken praktische Getitalt und längs der scharf f\üdöfstlich gerihieten Route von der Charlottenburger Gasanstalt auf„estiegene einschlug, eine große Anzahl prächiiger Bilder „von oben“ au nommen, die er nah diéfreter Kolorierung als Lichtbi!der dem Verein bezw. einer aufmerfsamen Zubörershazaft von Damen und Herren an Montagabend vorführte, begleitet von einem sehr an prehenden, ebenso anshauliden als lebrreihen, von frishem Humor du:{chwebt Vortrage. Hauptmann Häctel wird, nah dem Beifall zu {ließen den seine Vorführung fand, wahrscheinlich das Verdienst baben, ein Vocurteil gegen solche Ballonaufnahmen zu zerftsö 1 Vorurteil, das sich darauf stußt, daß solbe Bilde mehr Kuriosa als beahien8werte Wied?:rgaben der Wi:rklich?eti seien, weil die Dinge, von oben gesehen, sih dem Auge tes genügend scharf, teils von einer Seite und in einer Beleuchtung bi?z:-n in denen fie uns nit vertraut sind. Diefec Einwand it in ersten Teile höchstens bei Aufnahmen aus sehr großer Höbe z¿utreF-nd in seinem zweiten nur bei einer ersten Betrahtung sol{-r Bild Das Eigenartige und Fremdartige s{windet s{nel, das Auze gz?- wöhnt fich daran, und sehr bald tritt ein Vorzuz ins hbellite Licht, den diese Aufnahmen vor allen anderen voraus haben, d. ‘| die umfassende Weite des Blickes, den sie eröffnen. Ist es doch für die meisten Menschen eine *reude, die Welt vom erhabenen Stardpunkt aus zu betrahten! Fernsih:e 5, weite Aussichten weiten au das Herz, wird mit Necht behauptet, und diese Empfindung teilte sich ersihtlich von Bild zu Bilck die ton Vortragenden gezeigt und erläutert wurden, den Zuschauern in steigendem Maße mit. Allerdings mag zu diesem Erfolge auch die besondere Güte und Schärfe der vorgeführten Bilder beigetrazen haben. Hauptmann Härtel ist mit seinem Begleiter sebr fleißig im Photographieren geweien. Er begann an der Füll- uad Aufsteig- stele mit einer Reibe von sehr instruktiven Aufnah:nen und photographierte dann auf dem Fluge über Charlottenburg-Beclin

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viermal, über der Kaiser Wilhelm-Gedächtnis- Kirche, über dem Lütow-