1905 / 23 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Jan 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Qualität i 2 1905 gering j mittel | gut Verkaufte Verkaufs R nitts- Markttage u Macitiage Marktort S s Menge für Spalte : Januar Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner beet 1 Doppel- Dios 4 naß üéeriiäglieer Tas niedrigster | böchfter | niedrigster | höchster P dcialte | höhfter [Doppelzentner jentner preis De pyelzentnes M | A. h. M. E S 2 M. é. M Noch: Hafer. 20. L 14,50 15,00 } 15 00 15,50 15,50 16,00 s s Z é ; L ¿ O a A s T E 4 1460 | 15,20 310 4 562 14,72 1683|} 2L1. / : E S —_— | 1469 | 1460 F 29 14,60 z È ; z Neuß e L -— N 13,20 | 14,20 120 1 630 13,58 13,27 4: L 16 Z L R 13,80 13,90 | 13,90 14,00 14,10 | 14,20 14 192 13,94 13,68 181 3 Z A E } 14,00 14,60 | 82 1169 14,32 14,27 19. 1. ¿ S —_— | _— | 14,20 | 14,20 200 2 840 14.20 13,84 21.1, ¿ y a | | 14,00 | 14,50 410 ¡5 844 14,25 1440 | 21.1. 450 : Altenburg N 13,80 | 13,80 } 1415| 1415 . : : ; : : Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufêwert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis niht vorgekommen ist, ein Punkt (. ) in den leßten sechs Spalten, daß entsprehender Bericht fehlt.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche c. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 24. Januar. flugradt, Oberst und Kommandeur des 6. Westpreuß. Inf. egts. Nr. 149, mit der gesegliden Pension zur Disp. gestellt und zum Kommandeur des Landw. Bezirks Stettin ernannt. Gräser, Major im Großen Generalstabe, kommandiert zur Dienstleistung beim Kriegäministerium, scheidet aus dem H:ere am 27. Januar d. I. aus und wird mit dem 28. Januar d. I. im Generalstabe der Shußz- trupve für Südwestafrika angestellt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 24. Januar. Kußen, Gen. Major und Kommandeur der 57. Jnf. Brig., in Genehmigung seines Abschied8gesuhs, unter Verleihung des Charafters als Gen. Lt., mit der geseßlihen Pension zur Disp. ge- stellt. v. Woikowsky-Biedau, Lt. im Hus. Regt. von Schill (1. Schles.) Nr. 4, der Abschied mit der geseßlihen Pension aus dem aktiven Heere bewilligt; zugleich ift derselbe bei den Ref. Offizieren des Regts. angestellt.

Im Beurlaubtenstande. Berlin, 24. Januar. von Koseriß, Lt. der Res. des Hus. Regts. Königin Wilhelmina der Ia (Hannov.) Nr. 15, der Abschied mit der geseßlihen Pension

ewilligt. Beamte der Militärverwaltung.

Durch Allerhöchste Befstallungen. 12. Januar. Hartung, Intend. und Baurat von der Intend. der militäcishen Institute, zum Gebeimen Baurat und vortragenden Rat im Kriegsministerium, S ch ild, Baurat, Militärbauinsy. von der Intend. des XV. Armee- korps, zum Intend. und Baurat, ernannt.

Durch Allerhöchstes Patent. 19. Januar. Luther, Geheimer Negistrator im Kriegsminisierium, der Charakter als Kanzleirat verlieben.

Durch Allerhöchsten Abschied. 12. Januar. Molkentin, Oberzablmistr., bisher beim Feldart. Regt. Prinz August von Preußen (1. Litthau.) Nr. 1, bei seinem Ausscheiden aus dem Dierst mit Pension der Charakter als Nehnungsrat verlieben.

Königlich Sächfische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. Ernennungen, Beförde- rungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 23. Januar. Fellmer, Major und Abteil. Kommandeur im 4. Feldart. Regt. èr. 48, Friedri, Hauptm. und Battr. Chef im 1. Feldart. Regt. Nr. 12, zur Dienstleistung "bei der Zeugmeisterei, Scheffel, utte im 4. Inf. Regt. Nr. 103, vom 1. Februar d. I. ab, unter

nthebung von der Stellung als Komp. Chef, auf 6 Monate zur Dienftleistung beim Bekleidungsamt XII. (1. K. S.) Armeekorps, v. Kirchbach, Oberlt. im 4. Inf. Regt. Nr. 103, zur Dienstleistung beim Bekleidungsamt XIX. (2. K. S.) Armeekorps, kommandiert.

Die Fähnriche: v. Prof im 2. Gren. Regt. Nr. 101, Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Baldeweg im 3. Inf. Negt. Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, Klette, Shurig im 6. Inf. Negt. Nr. 165 König Wilbelm 11. voa Württemberg, v. Shrabish, SHchubert im 7. Inf. Reat. König Georg Nr. 106, Meißner im 8. Inf. Regt. Prirz Johann Georg Nr. 107, v. Kirhbach im Schützen-(Füs.)Negt. Prinz Georg Nr. 108, Büchner im 15. Inf. Regt. Nr. 181, Nette im 6. Feldart. Regt. Nr. 68, Fiedler im 1. Pion. Bat. Nr. 12, diese mit einem Patent v. 16. Auguft 1903, Gr. Vißthum v.Eck städt im 1. (Leib!) Gren. Negt. Nr. 109, diesen mit Patent vom 18. August 1903 W 1, Jedidcke im 5. Inf. Regt. Kronprinz Nr. 104, Jerrmann im 8. Inf. Regt.

rinz Jobann Georg Nr. 107, bv. Haugk im Gardereiterregt., rhr. v. Milkau im Karab. Regt., diese mit einem Patent vom 23. Januar 1904, Frhr. v. Waldenfels im 1. (Leib-) Gren. Regt. Nr. 100, Stever im 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz-Negent Luitpold von Bayern, Minckwiß im 4. Inf. Regt. Nr. 103, Werner im 12. Inf. Negt. Nr. 177, Mitscherling im 14. Inf. Regt. Nr. 179, Lütgen im Karab. Regt., Klößer im 2. Ulan. Regt. Nr. 18, zu Lts. befördert. Schmidt, charakteris. Fähnr. im 2. Ulan. Negt. Nr. 18, zum Fähnr. ernannt.

Sare, charakteris. Hauptm. a. D., zuleßt à 1. s. des 11. Inf. Regts. Nr. 139, auf sein Gesu mit seiner Pznsion und der Er- [laubnis zum ferneren Tragen der Armeeuniform, zur Disp. gestellt.

Im Beurlaubtenstande. 23. Januar. Die Lts. der Ref. : Münckner des 2. Gren. Negts. Nr. 101 Kaiser Wilbelm, König von Preußen, Leßmüller des 4. Inf. Regts. Nr. 103, Neif- schneider des 5. Jnf. Negts. Kronprinz Nr. 104, Horn des 6. Inf. Regts. Nr. 105 König Wilhelm Il. von Wöürttem- berg, Webers des 7. Infanteueregiments König Georg Nr. 106, Ry des 8. Infanterieregiments Prinz Johann Georg

r. 107, Schilde, Edler v. der Planiy, Papsdorf, Raushenbah, Lössin, Kaumann des Schüßen, (Füf.)Negl1s. Bn Georg Nr. 108, Sachse, des 9. Inf. Regts. Nr. 133, zever, Traeger, Kuhn des 10. Inf. Regts. Nr. 134, Ulbricht des 11. Inf. Negts. Nr. 139, Hölzer, Plath des 12. Inf. Regts. Nr. 177, Wildenhain, Kremer des 15. Inf. Negts. Nr. 181, Para, Blüher des 1. Jägerbats. Ne. 12, Jahn des 2. Iäger- ats. Nr. 13. Zinnert der 1. Maschinengewehrabteil. Nr. 12, See- bohm des Karab. Regts., Ebert (Kurt) des 2. Hus. Negts. Königin Carola Nr. 19, Woelker des 1. Ulan. Regts. Nr. 17 Kaiser Franz Josevyh von Oefterreih, König von Ungarn, Meding, Kloß des 1. Feldart. Regts. Nr. 12, Mammen des 7. Feldart. Regts Nr. 77, Schwamkrug des 8. Feldart. Regts. Nr. 78, Jauer des Fußart. Regts. Nr. 12, Lang des 1. Pion. Bats. Nr. 12, zu Oberlts, De, Oberlt. der Landw. Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezufks I

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resden, ¡um Hauptm., die Lts. der Landw. Jaf. 1. Aufgebots : Mebner des Lan

} ndw. Bezirks Chemnitz, Heucke, Zimmermann des Landw. Bezirks 1 Dresden, Meischke des Landw. Bezirks irna, Büttner, Vberreit, Webnert, Neumeister des Landw. Bezir?s Plauen elsig des Landw. Bezirks Zwickau, Sachße, Lt. ter Lindw. J 1. Aufgebots des Landw. Bezi:ks I1 Dreéden, Römer, Lt. der Landw. Feldart. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Il Dresden, zu Oberlts, die Vizefeldwebel bezw. Vize- r gr S uster des Landw. Bezirk3 En, Min Lt. der ef. des 2. Gren. Regts. Nr. 101 Kaiser Wilhelm König von Preußen, Hufschmidt des Landw. Bejziks Leipzig, zum L ee Mei. des 7. Inf. Regts. König Georg Nr. 106, Naue, Kiebigy des Landw. “Beirks Leipzig, zu Leutnants

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der Reserve des 3. Inf. Regts. Prinz Johann Georg Nr. 107,

Lange des Landw. Bezirks Zwickau, zum Lt. der Res. des 9. Jaf. Negts. Nr. 133, Päßler des Landw. Bezirks Döbeln, Beschorner des Landw. Bezirks T Dresden, zu Lts. der Res. des 10. Inf. Regts. Nr. 134, Nolfs des Landw. Bezirks T Mülhausen i. E., zum Lt. der Res. des 11. Inf. Regts. Nr. 139, Hänsh des“ Landw. Bezirks Zwickau, Mittag des Landw. Bezirks T Dresden, zu Lts. der Res. des 12. Inf. Regts. Nr. 177, Dehmichen des Landw. Bezirks Döbeln, zum Lt. der Ref. des 13. Inf. Negts. Nr. 178, Ehret des Landw. Bezirks Glauhau, Grau des Landw. Bezirks Annaberg, zu Lts. d. Res. des 15. Inf. Negts. Nr. 181, Bredehorst des Landw. Bezirks Leivzig, zum Leutnant der

Nes. des 1. Iägerbats. Nr. 12, Thallwiß des Landw. Bezirks. |

Döbeln, zum Lt. der Landw. Inf. 1. Aufgebots, Richard des Landw. Bezirks Leipzia, zum Lt. der Landw. Feldart. 1. Aufgebots, be- fördert. Rost, Oberlt. der Landw. Inf. a. D. im Landw. Bezirk Freiberg, auf sein Gesu bei den Offizieren der Landw. Inf. 1. Auf- gebots wiederangestellt. Sabinsfki, Königl. preuß. Lt. d. Ref. a. D,, zuleßt in der Res. des Inf. Regts. von Boyen (5. Oftpreuß.) Nr. 41, in der Königl. Sächs. Armee und zwar als Lt. der Ref. des 13. Inf. Negts. Nr. 178 mit einem Patent vom 18. Oktober 1895 angestellt.

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. 20.Januar. v. Anderten, Rittm. z. D., zuleßt Eskadr. Chef im 1. Ulan. Regt. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterrei, König von Ungarn, N Uebertritts in Königl. preuß. Militärdienste der Abschied be- willigt.

23. Januar. v. Thielau, charakteris. Major z. D., zulegt Komp. Chef im 1. (Leib-) Gren. Regt. Nr. 100, unter Fortgewährung der geseßlichen Pension und mit der Erlaubnis zum ferneren Tragen ter Uniform des genannten Regts. der Abschied bewilligt. 4

Im Beurlaubtenstande. 23. Januar. Der Absgied bewilligt: Berger, Oberli. d. Res. des 1. (Leib) Gren. Regts. Nr. 100, bebufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots, Mandcke, Oberlt. der Res. des 8. Inf. Regts. Prinz Johann Georg Nr. 107, Kühle, Lt. der Res. des 10. Inf. Negts. Nr. 134, Vetters, Hauptm. der Landrwo. Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Chemnitz, O verbeck, Hauptm. der Landw. Inf. 1. Aufgebots des Landwzhr- bezirks Meißen, mit der Erlaubnis zum Trazen ihrer bisherigen Uniform, Grimm, Hauptm. der Landw. Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks I Dresden, Renz, Oberlt. der Landw. Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Chemnig, Rücckart, Hauptm. der Landw. Feldarkt.

1. Aufgebots des Landw. Bezirks Zittau, diesen drei behufs Ueber- i

führung zum Landsturm 2. Aufgebo!s und mi: Erlaubnis zum Tragen der Landw. Armeeuniform, Schafgans, Oberlt. der Landw. Fnf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig, Bermann, Wieries, Oberlts. der Landw. Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig; den Lts. der Landw Inf. 2. Aufgebots: Kluge des Landw. Bezirks I Dresden, Koppisch des Lindw. Bezirks Zwickau, Geridcke, Oterlt. der Landw. Kav. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig, diesen drei behufs Ueberführung zum Landfturm 2. Aufgebots.

“Im Sanitätskorps. 23. Januar. Die Oberärzte: Dr. Grahl beim 2. Gren. Negt. Ne. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, unterm 1. Februar dieses Jah:es zum 1. Ulan. Regt. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph ven Oesterreich, König von Ungarn ver- seßt und von dem Kommando zum Stadtkrankenhause in Dresden- Iohannstadt enthoben, Dr. T\chötschel beim 1. Ulanenregiment Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterrei, König von Ungarn, unterm 1. Februar d. J. zum 2. Grenadier- regiment Nr. 101 Kaiser Wilbelm, König von Preußen verseßt und zum Stadtkrankenhause in Dresden-Johannstadt kcm- mandiert. Eichler, Assist. Arzt beim 15. Jrf. Negt. Nr. 181, zum Oberarzt, Trinckauf, Unterarzt beim 1. Feldart. Regt. Nr. 12, zum Assist. Arzt, Dr. Bliet, Assist. Arzt der Res, Dr. Just, Assist. Arzt der Landw. 1. Aufgebots im Landw. Bezirk Il Dreéden, zu Oberärzten, Dr. Frit, Unterarzt dec Nes. im Landw. Beziik Borna, zum Assist. Arzt, befördert.

Deutscher Reichstag. 127. Sißung vom 25. Januar 1905, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Tagesordnung: Fortseßung der zweiten Veratung des Reichshaushaltsetats für 1905 bei dem Etat der Reichspost- und Telegraphenverwaltung, und zwar bei dem Ausgabetitel: „Gehalt des Staatssekretärs“.

Ueber den Anfang der Sißung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet.

Abg. Dr. von Chlapowo-Chlapowski (Pole, fortfahrend) : Es handle sih um einen Korruptionsfoads. Weshalb verseße man denn die pclnischen Beamten nah dem Westen? Sie würden gern auh ohne Zulage in ihrem Amte und biéherigen Bezirke geblieben sein. Alle Anfübrungen könne er (Redner) mit Beweisen belegen, die er auf dem Tisch des Hauses deponiere. E3 könne so niht weiter geben. Das Polnische sei von einem Kuliusminifter Kultus unterstrihen als eia „JIdiom* bezeihnet worden.

Staatssekretär des Neichspostamts Kraetke:

Wern man's fo kört, könni’s leidlih klingen das möhte ih vor allen Dingen dem Herrn Vorredner erwidern und möchte ihm doch empfehlen, daß er all: solche Einzelfälle, die sich ja von der Rednertribüne aus ganz bumotistisch machen, der Behörde, die zu- ständig ist, über sol&e Sachen zu urteilen, zur Kenntnis bringen möchte, damit beurteiit werden kann, welchen Hintergrund \solche An- gaben haben. (Lahen bei den Polen.) So ernst möhte ih alle seine Ausführungen nicht nehmen. Er sagte, er hätte in den legten Tagen Tausende von Briefen bekommen, die alle durch die Uebersetzungsst-lle gegangen seien. Nun will ih auf Grund der amtlihen Notizen doch mal anführen, wie fich dié Arbeit der Ueberseßungsstelle in Wirklich- keit stellt. Es gehen täglih ungefähr 280000 Briefsendungen in dem Bezirk der Oberpostdirektion Posen ein, und davon gzlangen zur UVeberfezungéstelle noch nicht 209 täglih (hört! hört! rechts); es gehen im Bezirk Bromberg täglih 220 009 Briefsendungen ein, davon gehen noch nit 29 täglih zur Ueberseßungéstelle. Die Phantasie des Herrn

Vorredners muß daher eine sehr lebhafte sein, wenn Tausende ron Briefen an ihn allein zur Ueberseßungsstelle gelangt sein follen. (Zurufe von dex Polen.) Ih mußerklären, daß im Gegenteil die Verfolgung der Angelegen- heit nur zeigt, in welcher sorgsamen Weise die Posiverwaltung vor- geht (Lachen bei den Polen), daß alles vermieden wird, was irgendwie die Situation verschärfen kann. Das allerdings werden Sie nie er-

; reichen, daß wir Ihnen zu Liebe unsere Grundfäge aufgeben (Zurufe

von den Polen) bitte, ih sage es Ihnen gleih! und das unter- lassen, was wir im Interesse des Dienstes, im Intereffe auch des übrigen Publikums für nötig balten. (Sehr rihtig! bei den National- liberalen.) Sie müssen bedenken, daß wir nit allein die polnischen Sendungen zu behandeln haben, fondern auch andere, und all die unnüge Arbeit, die Sie durch die unverständlihen Adrefsen uns machen, verkürzt die Zeit für die anderen Sendungen und wirkt dahin, daß die anderen Sendungen später befördert werden. Denn das ift ganz Élar das verstehen Sie au; dazu brauht man gar nicht Fah- mann zu sein —: wenn ih 100 Briefe habe, auf denen i den Adressaten und den Ort gut lesen kann, daß der Beamte diese schneller bearbeiten kann, als wenn er bei jedem Brief vor einem Räisel \fich befindet. (Zurufe von den Sozialdemokraten.) Sie sagen ja selbst, daß sogar die Ueberseßungsstele das volnische Wort für „Rechtsanwalt“ glaube ih, war es dur „Fleisher" überseßt hat: es muß also doch in einem Wörterbuh, defsen \sich die Beamten der Stelle bedienen, der Ausdruck, der auf dem Briefe stand, mit dieser Uebersezung zu finden gewesen sein. Aus den Fingern beraus saugen die Beamten es nicht; entweder ist das Wort so {lecht ge\{hrieben oder der Aus- druck ist so gewesen, daß er mit „Fleisher* üterseßzt werden kann. Nun mödte ih Ihnen dcch empfehlen, wenn Sie solhe Klagen haben, sie an die rihtige Stelle zu bringen, damit untersuchGt werden kann, welher Grund vorgelegen hat; sonst kann ich mi hier zu den Fällen nicht äufern.

Zu der bumoristishen Darstellung über die Behandlung von Sendungen nach Inowrazlaw kann ih bemerken, daß ih es selb dafür kennen Sie mih ja zur Genüge lächerlich finden würde, wenn ein solher Fall vorkäme, und ich würde glauben, daß es un- möglich ist. Nun stand in der „Germania“ am 13. Januar:

Anläßlich der Umänderung des Namens Inowrazlaw in Hohensalza ist es bezeihnend, wie die Postbehôrde vorgeht, und daran war die Schilderung der Behandlung einer in Posen auf- gelieferten Drudksahe geknüpft. Ih habe die Sache untersuchez lassen, und es liegt mir ter Bericht der Oberpofidirektion in Posenz vor. In demselben heißt es: .&

Eiwas Bestimmtes bat in der Angelegenheit nicht festge ellt werden fönnen, da der Redakteur der Zeitung „Przyjciel Robotnikow“, ein gewifser Bäterstraße 22 Hinterhaus 111 Treppen als Aftermieter wohnender Kowalczyk, erklärte, daß er den Um- schlag der fraglihen Drucksahe troy allen SuthenF nicht mehr finden könne.

Der Revierbriefträçer kann fich nit entsiuner, eine mit dem bezeichneten Vermerk zurückgekommene Drucksache an Kowalezyk be- stellt zu haben. Postsendungen mit der Ortsbezeihnungs „Jnowrazlaw“ werden hier ohne weiteres wie bisher befördert. Im übrigen haben die Verkehrsanstalten des hiefigen Bezirks von der Namentänderung des Postamts Jnowrazlaw in Hobenfalza erft durch das in Berlin ausgegebene Amisblatt Nr. 2 Kenntnis erbalten.

Diez Oberpostdirektion in Bromberg, mit der die Oberpost- direktion zweck3s Aufklärung des Sachverhalts in Verbindung ge- treten ift, hat es als undenkbar bezeichnet, daß die Rücksendung der Drucksache wegen der Ortsangabe „Jnowrazlaw“ veranlaßt worden sein sollte. Nah Angabe des Postamts in Hohensalza gehen da- selbst täglih noch Tausende von Sendungen mit der bisherigen Ortsbezeihnung ein, die alle unbeanftandet bestellt werden.

Nach hiesizem Dafürbéalten wird es sich auch im vorliegenden Falle um weiter nihts als um eine der beliebten Sensationéftüdckhen der polnisden Propaganda handeln. H¿hst wahrscheizlich hat der Postvermerk auf der Drucksahe niht „Jnowrazlaw in der Provinz Posen unbekannt“, sondern „In Inowrazlaw unbekannt" gelautet. Diese Annahme gewinnt an Wahrscheinlichkeit durch die von dem Revierbriefträger bekundete Tatsahe, daß der Redakteur Kowalczzk mehrfach Drucksachen zurückerhalten hat, deren Adressaten wegen unritiger oder fehlender Wohnungéangabe nicht zu ermitteln ge- wesen waren.

Ich lese Ihnen diesen Bericht vor, meine Herren, damit das hohe Haus daraus siebt, daß solhe Fälle, wie sie der Herr Vorredner hier soeben vorzuführen beliebte, selbst von den Poftbehörden gegen die die Arklagen si richten, für unmögli und undenkbar gehalten werden, und ih steße gar nit an, von hier aus zu erklären, daß ih solhe Fälle ebenfalls für ungehörig und undenkbar halte. Ich kann demgegenübex nichts weiter tun, als Sie immer wieder ersuchen, uns die Sachen vorzu- legen, damit wir sie beurteilen fönnen. Wenn der Herr in Poseæw aber sagt, er besize die Dracksahe niht mehr und könne fie troy allen Sudhens nicht finten, dann ift eine Aufklärung unmögli, und Sie dürfen es uns nicht übel nehmen, wern wir uns dann. die Mühe sparen, sol@en Fällen weiter nahzugehen.

Was die polnis(e Adressierung der Postsendungen selbst anbetrifft, fo habe ih {on häufig erklärt, daß dic Auffaffung, die Sie von den Rechten und Pflichten der Post in dieser Beziehung haben, haben, fih von der unsrigen untersheidet, und daß wir uns ganz auf dem Rechtsboden befinden. Die Sendungen, die wir befördern sollen, müssen so bezeihnet sein, daß wir sie rihtig behandeln können und daß wir wissen, wohin sie ges{chickt werden follen und wer der Adressat ift. Das ift ja alles recht hübsch geschildert, Sie klagen die Postanstalt an, daß sie derartige Briefe bestellt habe, wie Sie sie beschrieben haben : Organiît Zenker oder Zinker, und was Sie alles hingeshrieben haben. Sie können ja daraus ersehen, daß die Postanstalt sh alle Mükbe gibt, fobald überhaupt ein Zweifel ist. Wenn der Absender, von dem wir den Auftrag haben, und der {ließli doch den Empfänger zu bezeihnen hat, uns gestattet, zu wählen unter einer Zahl von Adressaten, dann kann er uns nachher auch nit veraniwortlih dafür machen, daß wir die Briefe einem falshen ausgehändigt haben; wenn die Postanstalt da fehlt, so kann ich niemand einen Vorwurf machen. Die Postverwaltung ist berechtigt, zu verlangen, daß die Sendung \o bezeihnet ist, daß wir sie bestellen kônnen, und wenn das nicht der Fall ist und wir uns noch Mühe geben, die Sache zu überseßen, dann sollten Sie dankbar dafür sein.

Nua heben Sie immer hervor, es sei ein Unterschied zwischen den Sendungen vom Auslande und denen vom Inlande. Davon ift bier gar nicht die Nede. Ih habe Ihnen ja schon des öfteren auseinander- gesctt, daß die Briefe vom Auslande ganz ebenso behandelt werden müssen, wie die vom Inlande. Wenn wir einen Brief vom Auslande bekom:nen, über dessen Adresse wir im Unklaren sind, müssen wir diese auch übersezen lassen, sonst können wir ihn nit bestellen. Wenn die Bemerkung des Herrn Vorredners richtig wäre, so müßten wir auch jeden Brief mit chinesisher, mit bulgarischer, mit türkischer Schrift sofort beftellen. Er sagt, die Länder gehören auch zum Weltpoftverein, und sagt, die Sprachen aller dieser Länder sind berechtigt. (Zurufe von den Polen.) Oder wollte er elwa uns sagen, diz polnishe Sprae wäre berechtigt und die bulgarishe und türkische nicht ? Wenn alfo scl{che Briefe kommen, dann müfsen wir uns erkundigen, an wen der Brief gerichtet ist. Das tut jede einzelne Verwaltung. Wenn nach Ungarn ein Brief mit deutscher Schrift fommt und in dem Orte nicht sofcrt bestellt werden kann, dann wird in derselben Weise nahgeforscht, an wen der Brief gerichtet ist. Ich habe Ihnen {hon früher gesagt, wenn wir einen Brief mit spanisher Aufschrift nach Remscheid bekommen und niemand dort die Adresse überseßzen kann, dann geben wir uns die Mühe und shicken den Brief dahin, wo jemand sitzt, ein Konsul oder ein anderer Mann, der uns die Adresse überseßen kann. Glauben Sie denn, die Zugehörigkeit zum Weltposiverein bedinge, daß in jedem Lande an allen Orten Sprachkundige für sämlihe Sprachen sind? (Zurufe von den Polen.) Aha, nun kommen wir darauf: die polnishe Sprache ist die Weltsprache, die muß jeder verstehen. (Lebhafter Widerspruch und Zurufe von den Polen.)

Die Herren follten doch solle Sachen rubig behandeln und vor allen Dingen niht mit folchen Auëdrücken kommen: wir verletten das Briefgeheimnis. Das foll nach außen hin Effekt mahen. Daß die Reichépoftverwaltung das Briefgeheimnis nicht verleßt, wenn sie sich Mühe gibt, den Adressaten oder den Absenter von Post- sendungen zu ermitteln, das wird doch j2der verstehen. Wir verfahren nah der Poftordnung, die auf Grund des Postgesezes vom Reichékanzler erlassen is. Die Briefe werden von Personen geöffnet, die noch besonders auf Vershwiegenheit vereidigt sind; die Beamten dürfen auch weiter auf nichts seben, als die Unterschrift ; dann wird diese auf den Brief geschrieben: und nun wird versucht, den Brief an die angegebene Person zu bringen. Sonft müßien wir ja alle Sendungen verbrennen, die wir nicht anbringen können. Ih weise also diese Art des Vorgehens des Herrn Vorredners, als ob irg-ndwiz von einer Verleßzurg des Briefgeheimnisses oder von Handeln wider besseres Wissen die Rede scin könnte, entshieden zurück; ih fann nur empfehlen, daß cin jeder, der ta wünscht, daß seine Briefe ohne Schwierigkeiten bestellt werden, sie so adresfiert, daß dies auch mögli ist. n

Auf Antrag des Abg. Dr. Pichler (Zentr.) werden die Ein- nahmen aus dem Porto der Postverwaltung an die Budget- kommission verwiesen.

Abg. Roeren (Zertr.): Wenn der polnishe Redner geschildert und durch die auf den Tisch niedergelegten Sachen bewiesen hat, daß solche Dinge vorgekommen sind, fo liegt es im eigenen Interesse der Postverwaltung, fclche Germanisfierungéversude aufzugeben. Es widerspriht dem Zweck der Post und den auédrücklihen Bestimmungen der Postordnung von 1900, daß Briefe ni@t bestellt werden, weil irgend ein fremdes Wort auf der Adresse stebt, wenn im übrigen kein Zweifel über den Ort und den Namen des Adressaten besteht. Die Post ist auch in politis bewegten Zeiten stets nah diesem Grundsa verfahren und hat sih gerade dadurch ihren Weltruf erworben. J besuhte vor einigen Jahren den Erzbis{of von Stablewski auf seinem Landgut. Er bestätigte mir auf meine Frage, daß auh Briefe an ibn der Ueberseßungsftelle in Posen zugeshickt werden. JIch habe 15 Kuverts mitgenommen, auf denen nur das Wort Erzbischof in polnisher Sprade geschrieben ist. Kröben ist eine Ortschaft von 1000 bis 1500 Ginwohnern, aber der Erzbishof von Stablewéki war dort nit zu ermitteln, und die Briefe gingen an die Uebersetzungs- itelle. Ein solches Verfahren halte ih für ganz unberetigt. Vielleiht hat man die Postverwaltung durch polnishe Aufschriften argern wollen, dann mißbillige ich solche Kindereien, und die Postverwaltung sollte dieje Kindereien ignorieren, dann überleben lle ih und vershwinden von selbst. Die Uebersezungéstelle bestebt nun über 3 Jahre, aber der eifrigste Hakatist wird nicht behaupten, daß durch ihre Methode auch nur ein Pole für das Deutschtum gewonnen worden ist. Solhe Fälle wirken ver- bitternd und vermehren nicht das Ansehen der Post. Dáher sollte der Staatssekretär dieser Unsitte endlih Einhalt tun. Wenn dies Jastitut nah der Meinung des Staatssekretärs wirkli fo wenig zu tun Hat, dann sollte es erst recht beseitigt werden. Gewiß soll die Post niht Briefe befördern, die sie nicht lesen kann, aber bier handelt es ch nicht um eine fremde Schrift, wie etwa tas

bräische. Uebrigens ift mir erzählt worden, daß ein Brief mit hebräischer ufschrift wirkli angekommen ist. Der Staatssekretär hat ja die Ueber- segungéstelle selbt nit eingeführt ; nade er aber gesehen hat, welches nheil sie anritet, ift es au seine Pflicht, sie zu beseitigen. Auf die ostmärkishe Zulage gehe ih nicht ein. Jch hätte nicht erwartet, daß ie Regierun sie jeßt wieder in den Etat, wenn auch in anderer orm, einstellen würde. Wir werden sie wie im Vorjahre ablehnen. wende mich nun zum Etat selbs und habe kurz die Einwände gegen unsere Refolution zu widerlegen. Unter den Beamten hat kine gewisse Beruhigung Plaß gegriffen, weil gewissen Beshwerden abgeholfen ist, und das Vertrauen besteht, daß, wo das noch nicht ge- ehen ist, die Postverwaltung es an si nicht fehlen lassen wird. end wird allgemein empfunden, daß die Sonntagéruhe immer

der Sonntags

noh nicht pre durMgeführt ift. Wir müssen darauf bestehen, daß

;8bestellverfehr in Geldsendungen, Drucksahen und Pafketen fortfällt. Die Geldsendungen gelanaen zu über 80% an Ge- schâftéleute, die ja doch Sonntags keinen Betriéb haben; der Weg- fall dieser Sendungen würde also eine Beeinträchtigung des Ge- s{äftsverkehrs überhaupt nicht herbeiführen. Einen unangenehmen Eindruck macht es und ist geradezu ärgerniserregend, wenn die Postwagen mit ihren Paketen Sonntags zu einer Tagetzeit dur die Straßen fahren, wo der Last- und Geschäftêwagenverkehr ruht. Was die Be- hauptungen betrifft, daß bei wr Beseßung der gehobenen Stellen niht immer nah der Würdigkeit verfahren wird, dafür lassen sich auch aus Berlin Fälle anführen, die gerechte Unzufriedenkeit erregt haben. Alle einzelnen Unterbeamten, gegen die nihts Besonderes vorliegt, follten nah einer Reihe von Dienstjabren in die gehobenen Stellen einrücken, wodur zwzi Besoldungsklassen der jüngeren und der älteren Unterbeamten entständen; eine \solche Regelung würde allen Unterbeamten zu gute kommen, und alle Klagen und Beschwerden wären beseitigt. Die Beamten sind niht unzufrieden über die Ein- richtung an sich, sie wollen aber, daß jeder einzelne Beamte mit einer gewissen Dienstalterestufe in die gehobene Stelle einrückt. Der Staatsfekretär sollte auch in Erwägung ziehen, ob nit der Dienst der Nohrpostapparatschaffner für die Schaffung von gehobenen Stellen geeignet erscheint. Die Gewährung der Dienstalterszulagen hat auch zu Klagen Veranlassung gegeben. Die Bestimmung über das dienst- lie Verkalten, das bei der Gewährung in Betracht kommt. ist gar zu dehnbar. Ein Beamter, der mit einem Vorgeseßten in Workt- wechsel geriet, wurde niht nur in eine Diszivlinarstrafe von 10 genommen, sondern verlor auch ein halbes Jahr von der höheren Stufe, d. h. 1C0 4, und diese Strafe wiederholte fich bei jedem Auf- rücken von 3 zu 3 Jahren. Das ist do eine Ungerechtigkeit, denn mit der Disziplinarstrafe von 10 # war sein Vergehen bereits an- gemessen ge!ühnt. Die Zulage sollte einfach als das genommen werden, was fie ist, nämlich als eine Gehalt8zulage, bei der solche Momente auszusheiden bâtten. Die Entschädigung für den Nacht- dienst ist für die Unterbeamten auch immer noch nicht befriedigend geregelt; die Säße sind viel zu gering und stellen keine wirklihe Ent- [hädigung dar. Jh möchte den Staatssekretär bitten, diese Anregung in woblwollende Erwägung zu ziehen.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke:

Der Herr Vorredner hat si besonders mit der Resolution be- schäftigt, die von ihm und seinen Freunden eingebracht worden ist, und hat angeführt, daß der Wunsh vorhanden ist, den Sonntags- dienst mehr zu beshränken. Nun kann ih mih ja darauf berufen, daß ih bereits hier in Berlin mit einer Einschränkung des Paket- dienstes begonnen habz, insofern, als die Bestellung nicht mehr während der Kirchzeit stattfindet, sondern bis 10 Uhr be- endet sein soll, weil ich selbst kein großer Freund davon bin, daß während der Kirchzeit das Wagengerassel in den Straßen statifindet. Durch diese Maßregel ist \Ÿon erzielt worden, daß am Sonntag nicht mehr foviel Pakete bestellt werden wie an Wochen- tagen. Das Publikum bat auf diese Weise die Möglichkeit, sich daran zu gewöhnen, daß es, wenn es unbedingt sicher auf die gleiche Zustellung der Pakete wie an Wochentagen renen will, unter Um- ständen zur Eilbestellung greifen muß. Jch boffe auch, daß es mög- lih sein wird, in dieser Beziehung noch größere Einschränkungen cin- treten zu lassen.

Ich möhte dabei aber doch anführen, daß eine Einschränkung in vollem Umfang, wie es seitens der Herren Antragsteller gewünscht wird, \sih vielleiht als unxrafktisch erweisen würde. Denn das Eine darf nit vergessen rcerden: Die Briefbestellungen werden wir ja am Sonntag niht ganz entbehren können. Der Briefträger muß also doch das Revier ablaufen, und da ist cs zum Teil eine große Er- leichterung für ihn, Sendungen, deren Bestellung keinen besonderen Aufenthalt verursacht, wie Drucksachen, soweit es in dem betreffenden Orte angängig ist, gleih mit in die Briefkasten einzustecken oder mit den gewöhnlihen Briefen abzugeben ; dann braucht er am nächsten Tage diese Sendungen nicht mehr zu bestellen. Jch bin daher der Ansicht, daß diese Sache eingehender Prüfung bedarf und es sich immer nah den örtlichen Verbältnifsen rihten wird, ob die gänzlihe Ausschließung odez eine teilweise Einschränkung das Nüßlihe und Ersprießliche sein wird.

Was die Einlieferung von Sendungen an den Postschalter am Sonntag betrifft, fo ist ja niht zu leugnen, daß auch viele geshäft- liGe Aufgaben stattfinden, aber auch viele Dienstmädchen und Diener, die am Sonntag frei baber, benußen die Zeit, um ihre Postsachen in Ordnung zu bringen und aufzuliefern.

Der Herr Vorredner hat dann die gehobenen Stellen einer längeren Erörterung unterzogen und ha“ angeführt, viele Unterbeamte fühlten si bedrüdckt, daß sie eine solche Stelle niht erreihen. Nun ist ja außer Zweifel, daß jede neue Einrihtung für viele unbequem ist und nicht allen Vorteil bringen kann. Das eine is aber doch nit abzuleucnea, daß dies niht bloß für die Unterbeamten gilt, sondern auch für die Beamten. Bei den Beamten {heiden sh auch die Stellen, ter eine erreiht das, der andere jenes, der jüngere

springt über den älteren fort. Das sind dech Einrichtungen, die wir.

beim ganzen Beamtenstand und in jedem Stand haben. Das wird niht zu wandeln sein, wenn man ersprießlich wirtshaften will. Nun ist es bei den Unterbeamten bisher so gewesen, daß fie alle die gleiche Besckäftigung hatten. Die Schaffung dec gehobenen Stellen hat einen bestimmten Ausgangspunkt gehabt. Man hat sich klar gemadt, daß es bei der Beschäftigung der Unterbeamten viele Unterschiede gibt, und weiter, daß es wirtschaftliher und zum Teil fogar nütlicher ist, mit gewissen Verrichtungen, die früher von Beamten ausgeführt worden find, tüchtige Unterbeamte zu betrauen. Das ist ein Fortschritt für den Dienst und auch für die Unterbeamten in den niht gehobenen Stellen selbst, weil ein Mann, der aus ihrer Kategorie hervor- gegangen ist, manche Dinçe viel besser beurteilen kann, wie ein junger Beamter.

Nun fragt der oder jener der niht gehobenen Unterbeamten, warum komme ich nicht heran? Meine Herren, von den vielen Tausend Beamten der Verwaltung kann auch ein erheblicher Teil niht avancieren. Ja glauben Sie denn, daß das von dcnen niht au schmerzlih empfunden wird? Das geht bis in die hôhsten Stellen hinauf; das ift ein ganz natürlihes Gefühl. Aber da es sih bei der Schaffung der gehobenen Unterbeamtenstellen niht um eine Liebhaberei, sondern um eine organisatorisde Ver- änderung, um eine dienstliße Notwendigkeit handelt, müssen wir darüber hinwegkommen. Nach ein paar Jahren wird die Sache hon anders ausseben.

Nun ist der Herr Vorredner niht recht unterritet, wenn er annimmt, daß nur die Amtsvorsteher über das Einrücken der Unter- beamten in gehobene Stellen zu entsheiden haben, indem er dabei von der Folgerung ausgeht, daf, weil der Oberpostdirektor an einem bestimmten Orte sitzt, er die Verhältnisse in den anderen

Orten seines Bezirks nicht selb beurteilen kann, fondern

allein auf die Berichte der Amtsvorsteher angewiesen * ift. Das wäre richtig, wenn der Oberpostdirektor nicht seine ständigen Organe, die Oberpostinspektoren, hätte, die alle Aemter revidieren und an Ort und Stelle prüfen, wie die Sachen dort liegen. Auch sind die Amtsvorsteher nicht allmächtig, sondern sie müssen bei ihren Vor- {lägen angeben nicht nur, wer in Betracht kommt, sondern aus welchen Gründen die noch vorhandenen älteren Unterbeamten nicht herankommen fönnen. Beshwert fh aber ein Unterbeamter bei der Oberpostdirektion, so wird der Oberpostdirektor seinem Inspektor sagen: Wenn Sie nach dem Ort kommen, fo prüfen Sie, wie die Sache steht.

Dann sagte der Herr Vorredner, die Verfügung wäre ja ganz gut, taß der Unterbeamte an demselben Orte aus allen Aemtern aus- gewählt werden folle, und er hat einen Fall geschildert, wie er vor- kommen kann und wird. Hier in Berlin find die meisten Unterbeamten mit dem Sortiergeshäft {hon vertraut, weil bei jedem Postamt die Briefe, die dur die Briefkäften dorthin gelangen, nah allen Posiämtern sortiert werden. Also eine gewisse Erfähtüng bringen die Unterbeamten {hon mit. Der Amtsvorsteher, der den einen oder anderen Unter- beamten zur gehobenen Stelle vorschlagen will, hat die Pflicht, den Mann in dem betreffenden Dienst vorher zu beschäftigen. Wenn nun dieser Mann für den Dienst nicht paßt, vielleiht deshalb, weil sein Gedächtnis nachgelafsen hat, so ist der Unterbeamte doch nit für alle Zeit von den gehobenen Stellen aus8ges{lossen, sondern er kann noch eine gebotene Stelle in einem anderen Dienst- zweig bekommen, vielleicht auf dem Bahnhof, wo es sich um Ueber- wachung der Uebergabe handelt. Jch denke, mit der Zeit werden die Klagen, die den Herren Abgeordneten bin und wieter zugeben, voll- ständig aufhören, sobald man sihch daran gewöhnt hat, daß das eine notwendige organisatorishe Einrichtung ist.

Der Herr Vorredner ift dann auf die Dienstaltertzulagen ge- fommen und hat aus dem Versagen der Dienstalterszulage einen irrtümlichen Schluß gezogen, nämlih den, daß bei Vertagung des Beginnes der Dienstalterszulage eine dauernde Schädigung eintritt. Die Stufen alle drei Jahre wird eine Zulage erteilt werden immer innegehalten; wenn dem Beamten für !/; Jahr die Zulage gesperrt wird, fo kommt er doh rah 24 Jahren in die nätste Zulage hinein. Er würde also nicht dauernd ge\{ädigt sein, sondern nur für kurze Zeit. Daxn ift nicht immer gesagt, daß der BetreFende für !/, Iabr ausgeschlossen wird, sondern es kann sih auf !/, Fahr beziehen. Nun gebe ih ohne weiteres zu: es kann als eine große Härte ersheinen, wenn jemandem, der wegen Ungehörickeit {on bestraft ift, auch noch die Zulage gesperrt wird; aber es ift eine sebr häßlihe Sade, wenn jemand ein grobes Dienstvergehen begangen hat und mit 10 bestraft ift das ist eine barte Sirafe, bei der immer ein sehr [chweres Vergeben vorliegen muß —, einem solchen Beamten nah kurzer Zeit eine Zulage geben zu follen. Da der Beamte keinen Anspruch auf Zulage hat und die Zulage immer davon abbüängig ift, daß er sih gut geführt hat, fo läßt es sich nicht umgeben, ihn davon auszuschließen, so hart es {einen mag. Aber ih bin überzeugt, daß die Oberpostdireïtionen bei ihren Anträgen da nit weitergehen, als es unbedingt notwendig ist: Jedenfalls ist es irrig, daß eine dauernde Schädigung des Beamten eintritt.

Was die NaŒtdienstfrage anbetrifft, so hat der Herr Vorredner in beredten Worten \sich wieder für eine Entschädigung ausgesprochen. Ich kann mich bis jeßt troß eingehender Prüfung für diese Frage nicht erwärmen. Der Herr Vorredner hat sehr geshickt angeführt : wenn der Betreffende Nachtdienst hat, brauht er mehr Nahrung. Das ist rihtig, er muß während der Zeit essen. Ich möchte aber sagen, dann {läft er während der Zeit, wo er sonst die Mahlzeit nimmt, dann kann er da niht essen. Also jedenfalls glaube ich, daß das Svstem, den Nachtdienst 12 fah zu rehnen und den Beamten dadur große Erleichterungen in seinen Dienststunden zu gewähren, doch bis- her überwiegend Anklang gefunden hat und auch in bezug auf das körperlihe Befinden das Richtige ift, rihtiger, als wenn man eine Vergütung zahlt und dann den Dienst einfah rechret.

Abg. Eickhoff (fr. Volksp.): Bezüglih der polnishen Briefe kann ih mich im allgemeinen nur den Ausführungen des Abg. Noeren anschließen. Der Abg. Patzig sprach neulih_von der günstigen Lage der Poîtverwaltung. Wir haben allerdings einen Uebershuß bei der Post, wie er bisber niht dagewesen ist. Der Poftetat für 1903 ergab einen Mehbrüberschuß nach dem Voranshlag von 8 Millionen Mark. Die Ueberschüsse des neuesten Etats sind auf 60 Millionen nah Abzug der ordentlichen Ausgaben veranshlagt. Her Paßig sprah davon, daß die Postverwaltung zur Koftgängerin bei der Reichs\{hulden- verwaltung geworden sel. Wir machen aber bei einem Grundkapital von 652 Millionen 105 Millionen Anleihe. Von einer Zuschuß- verwaltung kann auch nit die Rede sein, denn die unentgeltlichen Eisenbahntransporte finden ihr Aequivalent in der Portofreibheit, welche die Post gewährt. Das Dienstalteréstufensystem an sich ist vor- trefflih, aber seine Ausführung ist mangelhaft. Für die Postinspek« toren müßte einz besondere Gebaltsifala eingeführt werden; das jeßige System entbält eine ganze Menge von Umftändlichkeiten. Ver- besserungévors{hläze zu maden, unterlafse ih; das ist Sache der Ver- waltung. Wie es heißt, sollen Bewerber für den böberen Dienst nicht vor 1907 oder 1308 angenommen werden. Jh würde dem Staatssekretär dankbar sein, wenn er eine bestimmte Erklärung ab- câbe, die die bestehende Unsicherbeit beseitigt. Auch in diesem Jahre sind uns Klagen aus dem Kolonialdienst zugegangen. Die Ver- bältnifse für unfere Kolonialbeamten find vielfah ungünstiger als die der anderen Reichébeamten. Es feblt, an bestimmten Grundsätzen über die Besoldungéverbältnisse. Jch begrüße also die Resolution des Zentrums. Meine politishen Freunde werden ihr zustimmen, aber mit einem von uns geftellten Amendement, nah dem statt der Worte „in den Kolonien“ die Worte gefeßt werden „in den deutschen Schußzgebieten und im Auslande“. Auch în Konstantinopel, Tanger, Schanghai, Jerusalem, Jaffa usw. kesckwert man sich über die ungleihmäßigen Gehaltéêverbältnifse. Jedenfalls wäre uns eine Aufklärung über diese Verschiedenheit sehr angenehm. Für bestimmte Postämter würde auch ih verheiratete Beamte in Ausficht nehmen; ih muß aber davor warnen, daß man unsere Frauen in die tropischen oder subtropishen Kolonien s{ickt, wie es Herr Trimborn wollte. Die Stellenzulagen follte man am besten beseitigen. Sie bilden eine fortdauernde Quelle der Unzufriedenheit. Die Assistentenklafse wird befonders stiefmütterlih dabei behandelt ; ih môlhte den Staatssekretär bitten, die betreffenden Summen zu erhöhen. Leider ist der Gesamtfundus in diesem Etat derselbe ge- blieben. Sobald die Finanzlage fih verbessert, müßten in erster Linie die Unterbeamten berüdsihtigt werden. In Preußen fängt raan aller- dings bei den Ministern an und weist ihnen dur die Repräsentations- kosten eine Grböhung ibres Einkommens um 14 000 e zu. Ich meine, die Landbriefträger müßten im Gehalt den Stadtbriefträgern gleich- geftellt werden. Ferner müßte wenigstens eine Anzahl von Telegraphen- arbeitern zu Beamten ftemacht werden. Aufgefallen ist mir, daß die Postschaffner bei den Oberpostdirektionen hinsihtlich der gehobenen Stellen leer ausgeh-n. In der Ostmarkenzulagenfrage eignen wix uns die Ausführurgen des Abg. Singer nicht an. ftimmen aber wie

im vorigen Jahre gegen diese Forderung. Hoffentlich wird der:

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