1905 / 47 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Feb 1905 18:00:01 GMT) scan diff

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den Konservativen.) Ich halte es für meine Pflicht, das hiermit zu konstatieren, um zu verhüten, daß der Eindruck im Lande erweckt werde, als ob der Herr Abgeordnete, den ih sonst wegen seiner sach- lihen und stets objektiven Ausführungen sehr shäâte, bei dieser Gelegenheit im Namen der ganzen evangelishen Kirche einen Saß aus» gesprochen habe, der im übrigen nur Verwirrung anzurichten geeignet ist. (Große Unruhe links! Sehr ritig! bei den Konservativen.) Meine Herren, der Herr Abgeordnete hat auch auf einen Vorgang aus dem Jahre 1848 zurückgegriffen. Ob dieses Jahr mit seiner politishen Erregung und seiner etwas eigenartigen Stimmung geeignet war, in dieser Sache als maßgebend zu gelten, das kann ih dem Urteil

dieses hohen Hauses überlaffen.

Ich wollte dann nur noch hinzufügen, daß ih gestern ausdrücklich das eigenmächtige Vorgehen des Konsistoriums in Koblenz, welches eine mindestens überflüssige Enquete in dieser Sache (oho! links), ohne stch der Zustimmung der vorgeseßten Behörden zu versichern, eingeleitet hat, als cine bedenklihe und eine bedauerliche bezeichnet habe, und dieses Urteil muß ich au beute aufrecht erhalten. In einer Zeit, wo in der Tat die von mir nachher noch näher zu kenn- zeihnende Mau!wurfsarbeit vor fich geht, in dieser Weise noch Auf- regung in Kreise zu bringen, die darauf angewiesen waren, im Wege ruhiger und friedliher Verständigung mit den Schulorganen ihres Amtes zu walten, halte ih nit für richtig. Ich balte es außerdem nit für nüglich im Interesse des Zustandekommens des Schul- unterhaltungsgesetes, eines Gesetzes, an dem Ihnen ja allen, meine Herren, mit wenigen Ausnahmen, mit Recht außerordentli viel

gelegen ift. Was nun die von dem Herrn Abgeordneten erwähnte Aeußerung bezüglih der Maulwurfsarbeit anbetrifft (Lachen links), fo habe i

folgendes zu erklären.

Meine Herren, Sie werden auch selbst die Beobachtung gemacht baben, daß sofort, nachdem das bekannte Kompromiß vom 13. Mai v. I. zustande gekommen war, ih in gewissen Kreisen der Presse die Tendenz kund gemacht hat, augenblicklich in größere Aktionen gegen das Kompromiß einzutreten und dasselbe als eine Gefährdung des preußishen Schulsystems, als eine Vergerwoaltigung der öffentlichen Meinung hinzustellen. Genau das Gegenteil ift tatsählich der Fall. Denn, meine Herren, gegenüber der Tatsache, daß ein Kompromiß, zwischen großen Parteien geshlossen war, mit einer so überwältigenden Mehrheit, daß, wenn ich mich nicht irre, vielleicht 20 oder 25 Mit- glieder des hohen Hauses überhaupt nur dagegen gestimmt haben, gegenüber dieser Tatsache war doch jenes Vorgehen, welches auf ein- seitigen Parteidenzen beruhte und in den realen Verhältnissen keine Grundlage fand, ein Unternehmen, das nit im Interesse des Landes lag. Dasselbe lag aber au nit im Interesse der Autorität dieses hohen Hauses, welches mit überwältigender Mehrheit ich für das Kompromiß ausgesprohen hatte (Zuruf links), und die Arbeit is naher nicht bloß in der Presse, sie is in der persönlihen Bearbeitung weiter Lehrerkreise weitergegangen, fie hat sich ‘der Lehrervereine bemächtigt und eine ganz künst- lihe Mißstimmung hervorgerufen. (Unrube links. Sehr richtig! rechts.) Glückliherweise haben auf der anderen Seite wenigstens einige Lhrervereine sich klar gemaht, daß sie im Interesse des gütlihen Zustandekommens des Sgchulunterhaltung®8gefeßzes, von dem auch die Erfüllung sehr vieler Wünsche des Lehrerstandes abhängig ist, handeln, wenn sie dieser künstlih bervor- gerufenen Stimmung entgegentreten. (Sehr richtig! und Bravo rechts. Zischen links. Wiederholtes Bravo rechts. Erneutes Zischen links.)

Abg. von Heimburg (konf.) bringt die Verhältnisse im Berliner Naturwissenschaftlihen Museum, insbesondere in der zoologischen Ab- teilung zur Sprache. Das Museum sei der Mittelpunkt für die vielen kleinen und größeren Landesmuseen. und für die vielen Privat- sammler und Forscher. Es müsse deshalb auch die Führung în den einzelnen Fächern nicht bloß in Deutschland, fondern auch über Deutschland hinaus beweisen bezw. erringen. Es feien die Gehaltsver- hältnisse am Museum unzureihend und junge geeignete Kräfte nicht vorhanden. Der Zweck seiner Worte sei, größere Mittel für die Gehälter am BVetliner Naturwissenshastlihen Museum zu erbitten und dann die jungen Zoologen auf die fühlbare Lüdke im Nachwuchs hinzuweisen. Es seien doch wohl alle im Hause einig, daß die wissenshaftlihen Museen Berlins nicht bloß in Preußen und Deutschland, sondern in der ganzen Welt eine führende Rolle eins nehmen müßten. S

Ministerialdirektor Dr. Althoff ist dem Vorredner für seine Aus- führungen dankbar und fagt wohlwollende Prüfung der gegebenen An» regungen zu.

Abg. Fun ck (fr. Volksp.): Ich teile das Bedauern des Abg. Hackenberg darüber, wie çestern der Schulantrag hier erörtert worden ist. Herr Hackenberg hat Worte der Anerkennung gehabt für die Art, wie im Lande gegen das Schulkompromiß agitiert worden ist; ih akzeptiere diesen Dank auch für meine Person, da ich mit in der Agitation stehe. Ich hoffe, daß folche Auswüchse, wie der gestrige, bei der Erörterung dec in Aussicht gestellten Vorlage nicht wieder vorkommen werden, sondern daß der Kampf ritterlih ausgefchten werden wird. Der Minister stellte sih gestern auf den Standpunkt: Ruhe ist die ersle Bürgerpflicht; heute hat er sih dur den Kollegen Hackenberg aus seiner vornehmen Nuhe herauslocken lassen. Der Minister nennt es Maulwurfsarbeit, wenn man mit offenem Visier gegen ten Schulantrag kämpft; wenn er aber von künstliher Erregung spricht, so \cheint er doch richt richtig von seinen Beamten informiert zu werden. Der Minister meinte, das Kompromiß sei ja fast einstimmig angenommen worden; ja, denkt er denn nicht an die Vorgänge von 1892, wo auch die Mehrheit des Hauses für den Grafen Zedliß war? Diese Vorgänge sollten doch für die Epigonen ein memento mori sein. Auch Herr von Zedliß hat, wenn mich meine Augen nicht täuschen, {on manhmal hier im Hause sich einem leichten Schlummer hingegeben ; er hätte also niht mit „Privatunterhaltung" und dergleichen Votiven gestern arbeiten sollen. Auf allen Gebieten wird draußen im Lande agitiert, und solange dizse Agitation in erlaubten Grenzen sih hält, sollte man doh mit Urteilen, wie sie gestern uxd heute verlauteten, vorsichtig sein. Die Agitation gegen. den Schulantrag if ganz ur- sprünglich aus den Lehrerkreisen berausgewahsen. Herr von Zedliy hat den Glauben ausgesprochen, daß in der nationalliberalen Fraktion doch Männer sein würden, die das Kompromiß halten würden. Dem gegenüber weise ih do darauf, daß der Wortlaut des Kompromißantrages vieldeutig war, und auf die Agitation der &Fungliberalen hin, für welche eigens eine autbentishe Deklaration des Inhalts des Antrags gemacht werden mußte. Wir sind von starkem Mißtrauen gegen die Weiterentwicke- lung der Sache erfüllt. Da2s Zentrum hat bereits energisch die Be- seitigung der Simultanschule verlangt; Sie seben daraus, welhe Ge- fahr der Kompromißantrag birgt. das Ministerium dieses Ver- langen des Zentrums Lügen strafen wird, dafür haben wir recht wenig Aussicht. Welche Bedeutung die Simultan\schule für Nassau hat, iît erst inzwischen den Nationalliberalen klar geworden ; ist aber der Stein erst im Rollen, so werden Sie vergeblich ihn an dieser Stelle aufzuhalten versuhen. Gerade die Agitation

der Lebrer bereist ja, daß es sh nicht um materielle, sondern um ideelle Interessen im beften Sinne des Wortes handelt. Soll denn das eine unerlaubte Agitation sein, soll bleß eine Agitation für den 7-Mark-Getreitejoll oder ggen ten Kanal erlaubt sein? Ob die

bervorgetretenen Bedenken durch die daran bege ih die allergrößten Zweifel.

liberalen in das Kompromiß hineingezogen? Das war ein Meisterstüd, Man hatte die Nationalliberalen vor dem Lande engagiert. Herr Hackenberg lehnt die geistliche Schulaufsicht ab; ja, wenn die Nationalliberalen do insgesamt auftreten und der Regierung erklären

Oftavio!

wollten, sie seien überhaupt nur unter gese

Necht für andere

diesen Fragen und der Sculunterhaltung und

gehälter ist nicht vorhanden. Herr vo

beim Kompromißantrag selbst anerkannt. Ich erhebe Protest dagegen,

daß man uns eine Agitation vorwirft, Abg. Dr. Porsch (Zentr.): Wir

nung tragen und uns längerer Reden über unsere Beschwerden ent- des Abg. Kopsh nötigen uns zur Er- widerung. Unsere Stellung zu dem Kompromißantrag ist bekannt. Wir steben auf dem Standpunkte, daß Regelung der Sculunterhaltungs- pflicht dringendes staatliches Bedürfnis ist. Wir sind bereit, ia jeder Weise

balten, aber die Ausführungen

an der Lösung dieser Frage mitzuwirken.

seßung für die Regelung der Lehrerbesoldung. Wie wir uns zu dem Ent- wurf der Regierung stellen werden, mögen die Herren gefälligst abwarten, wenn der Entwurf vorliegt. Wir müssen allerdings Gegner der Simultan-

schulen sein, wir wünschen au, da

Pn Sgzulen eingerichtet werden. l i i er beim Kompromißantrag \ich dahin entschieden, daß in ew Jen Gegenden unseres Vaterlandes die Simultanschulen bestehen bleiben sollen. Der Redner beshwert si ferner über die Verzögecung der Er- rihtung einer fatholischen Volksschule in EGberéwalde i. d. Mark, wo die Lehrerstellen zu \pät ausgeschrieben worden seien. Der Magistrat scheine es auf die Zwangsetatisierung ankommen_ lassen zu Man müsse bei der Beratung von Gesegentwürfen immer

hat a

wollen.

berüdsichtigen, daß man au mit illoyalen i Fn einer Schrift des Evangelischen Bundes würden die Aus-

müsse.

führungen der Abgg. Bachem und Porf ; die Marianischen Kongregationen angegriffen und gesagt, diese Herren könnten als Privatleute für ihre falschen a niht verantwort-

lih gemacht werden, sie zeigten nur, welchen : : Anders stehe es aber mit dem preußisch?n

Kultusminister. Er (Redner) habe um Mitteilung des Namens des Ver-

sicherungen beimessen könne.

fassers ersucht, um fih mit ihm au Herr habe sich aber geweigert, sich davon Abstand genommen, die Klage

Verfasser zu stellen. Die ganze Angelegenheit zeige, wie gelogen werde. In der Broshüre würden seine Ausführungen vom 18. März ge-

fälscht, denn es sei gesagt, daß er

Mearianischen Kongregationen mit dem Jesuitenorden bestritten habe.

Ein solches Vorgehen sei bedauerlid, Frieden gestört werden. Entstellungen. Nur in sechs Fällen Marianis®

teilt. Es sei ganz unnôtig eine Ven

gregationen verschwendet worden, wie diese es gar Abg. Wol gast (fr. Volksp.): Ich wollte kurz hinweisen auf die amtlihe Stellung der Lehrer, ihre Cinrangierung z. B. bezüglich der

Tagegelder und Reisekosten bei den

werde darauf später zurückommen. Die gestrige Erregung des Herrn von Zedliß sheint darin ihren Grund zu haben, daß seine Agitation

im Lande nicht genügend Erfolg

Land gezogen, um für den Kompromißantrag zu werben, zunächst im schöônen Lande Sachsen in Lehrerversammlungen, so hat also er die Agitation angefangen, über die er ih beschwert, und in meinen Augen ist seine Agitation auch nit \chöôn gewesen. von Zedliß und Neukirch: Ist mir ganz gleihgültig!) Ich rede ja au nit zu Ihnen, Herr von Zedliß, sondern zum Hause. Herr von Zedliy hat \ich gestern für die Faschulaufsiht ausgesprochen,

und dafür bin ich ihm dankbar, aber

Zeitpunkt dazu noch nicht gekommen fei. | t lungen, an denen er teilnahm, hat er aber ruhig Resolutionen für die weltlide Schulaufsicht fassen lassen. Für die völlige Gleih- stellung der Stadtlehrer unv der Landlehrer bin ich auch nit sehr

aus den wiederholt erörterten Grü tümlihes Licht auf die Agitation des

Magdeburger Beschlüsse der Lehrer für die Gleichstellung als Beschlüsse

von Phantasten hinstellt. Bei unserer

die selbst Lebrer sind, aufgetreten und haben nicht als sondern als Shulmänner zu ihren Kollegen gesprochen. von Zedliß den Zeitpunkt für die Einführung der weltlihen Schul- aufsiht noch nicht für gekommen hält, wird er wohl in diesem

Hause niemals kommen. Wenn wir großea politishen Parteien sih dafür

wir sollen warten, bis das Zentrum als große {wunden ist. Weshalb spriht der Minister sein Bedauern über die Grquete der Koblenzer Synode aus? Wenn die Kreissynoden sich für die Ansicht des Ministers aussprähen, würde er das wohl nicht be- dauern. Herr Irmer weist auf die geschichtliche Entwickelung der geiste lichen Schulaufsicht hin und führt dafür an, daß viele Landleh

und Organisten seien. Das i doch ein sehr Beweis für die geshichtlihe Entwikelung der geistlichen Schul-

aufsiht. Bei solher Entwickelun

konfessionellen böheren Schulen und konfessionellen Universitäten.

Die Volks\{chule in Preußen ist

Hohenzollernfürsten gewesen, aber nicht ein Werk der Kirche.

bezeihnend, daß daran festgehalten lehrer einer Ortsshulaufsicht bedarf

dieses Mißtrauen verdient ? Es gibt hon genug Revisoren vom Kreis-

\culinspektor bis zu den Schulräten

ein Geistlicher könne das sehr gut beaufsihtigen, ob in der Squle alles in

Ordnung sei, ob die Hefte sauber sind und Ohr und

päâdagogishe Ausbildung der Geistlichen aber nicht aus. Irmer gestern über den Königéberger Lehrertag spra, hatte ih den Eindruck, daß er den \tenographishen Berit darüber nicht

gelesen hat. Wenn er sagte, day

Ortssulinspektoren persönlih beleidigt hätten, so muß ih ans ß er den Bericht nicht gelesen oder ih geirrt hat. Der Referent in Königsberg hat nur gesagt, daß die Geistlichen nit die genügende pädazogishe Autbildung hätten, um die Schul- Der Generalsuperintendent D. Braun hat

nehmen, da

aufsiht führen zu können. ausdrücklih seine Freude über den ve

gesprohen. Und Herc Kopsch_hat in Königsberg ausdrücklih gesagt, der Kampf um die weltlihe Schulaufsicht richte sich nicht gegen die nur aus Liebe und Interesse für die

Geistlichen, Schule geführt.

sondern werde Abec gewisse Préßo

versammlungen von vornherein geeg, Man sollte die Arbeit .| unserer Lehrer höôber einshäßen. Ho

Erklärung des Ministers nicht

Lehrerversammlungen keine Regierungsverireter mehr kommen follen.

Wenn aber die Regierungsvertreter

Neden der Lehrer zu kontrollieren, dann bedanken wir uns vor solhen

Aufsihtsräten. Ich bestreite entschie fünstlihe Agitation erzeugt worden

Squlfragen herrscht, zeigt heute die gefüllte Tribüne. Als wir vor wenigen Wochen die Kanalvorlage berieten, hatten wir fast keine Zu- Das ist heute für den Kultusminister ein Aschermittwoh3- tag. Den geistlihen Schulaufsichtsbeamten hat der Minister gestern warmen Dank ausgesprochen, den Lehrern ist so etwas nicht geworden. In allen höheren und niederen Schulen geht ein Zug nach rückwärts. Wenn Sie das auch bestreiten, in weiten Kreisen des Volkes herrsht die Meinung: wir gehen in Schulangelegenheiten

schauer.

(Oho! im Zentrum.)

nicht vorwärts, sondern rückwärts. Abg. von Eynern (nl.): Ih Strift, gegen welhe Herr Porsch fi

Der Minister tadelt die Synode in

»

zu haben! Wir wollen die konfessionellen Schulen, wo sie den

PVechaltnissen entsprechen, bestehen lassen; wir wollen aber au gleihes Bedürfnisse. Ein innerer Dusammen@g zwischen

Die Situation werde vergiftet durch solche

en Kongregationen nahgesucht worden, aber noch nit er-

erz dem Unterricht folgen, das zu beobachten, dazu reicht die

dieser Bedingung für ein Schul-

egelung der Lebrer- n Zedliß hat dies im Frühjahr

die nit loyal gewesen sei. wollen der Geschäftslage Nech-

Sie ist die unbedingte Voraus-

ß überall da, wo sie bestehen, Die Majorität des Hauses

Poterzen im Lande renen

ch vom 18. März 1903 über ert man ihren Ver-

éeinanderseßen zu fönnen; der zu erkennen zu geben. Er habe wegen Beleidigung gegen den \{lechthin jede Verbindung der dadurch müsse der konfessionelle sei bisher die Genehmigung der ge Lungenkraft Fac diese Kon- t verdienten.

untersten Unterbeamten 2c. und

gehabt hat. Er ift in das (Abg. Freiherr

er hat hinzugefügt, daß jeßt der Fn den Lehrerversamms

aber es wirft ein eigen-

nden ; Zedlitz, wenn er die

Herrn von Agitation find nur Abgeordnete,

Politiker, Wenn Herr

darauf warten sollen, bis die entschieden haken, so heißt das, Partei hier ver-

rer Küster {waer

g kommen wir s{ließlich zu

ein Werk des Staats, der i Es ift worden ist, daß der Volks\schul- . Womit bat denn der Lehrer hinauf. Herr Glattfelter meint, usw. Ob die Schüler mit Auge

Als Herr

die Lehrer dort die geistlichen

r\öhnlichen Ton des Referats aus-

rgane haben gegen die Lehrer-

entlih ist aus der gestrigen zu entnehmen, daß zu den bloß hingeshickt werden, um die

den, daß unter den Lehrern eine ist. Wieviel Interesse an den

ersten, die berufen waren, über das Schulkompromiß ihre zu sagen. Die Diskussion in den Lehrerversammlungen ist durhaus lehrreih gewesen und- hat aufflärend gewirkt, es find dadurch dem Kompromiß, das wir mit abgeileen haben, eine ganze Menge neuer Freunde erwachsen.

Regierung dem Schulkompromiß entsprechen wird, und mit diesem Vertrauen werden wir unseren Gegnern entgegentreten.

SILONEN die Synode bat an die Geistlichen lediglih die Frage ge ; auffiht erwartet werden darf. Die rheinishen Synoden

weldher Segen noch von der geistlihen Schul-

sh gegen die geisillhe Schulaussicht auêsgesprohen. Der Minister \sprach von der Maulwurfsarbeit. Soviel ih wen lebt der Maulwurf in dunkler Erde, die Agitation ist aber ganz ofen und frei betrieben werden. Die Lebrer waren die

Meinung

Wir haben das Vertrauen, daß die Vorlage der

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt: Meine Herren! Ich bin dem Herrn Abg. von Eynern aufrichtig

dankbar für seine Erklärungen, die er in bezug auf den Schul- fompromiß und die von seiner Partei in Aussicht stehende Unter- stüßung im Sinne dieses Kompromisses abgegeben hat. Jch wollte mich nur gegen seine Anfangsäußerungen wenden. Herr von Eynern

hat ten Fall angenommen, daß alle Konsistorien der Monarchie von

mir mit Weisungen persehen werden könnten, eine Enquete über die

Sgulaufsicht anzustellez. Der Herr Abgeordnete irrt sich in der An- nabme, daß mir die Konsistorien der alten Provinzen in dieser Be- ziehung aufsihtliŸ unterstellt sind, und mit derartigen Weisungen versehen werden könnten. Im übrigen ging, was den viel besprochenen Fall des Koblenzer Konsistoriums anbetrifft, mein Bedauern dahin, daß die Behörde sich aus eigenem Antrieb, und ohne si der Zu- stimmung der vorgeseßten Behörde zu versichern, eine Untersuhung angestellt hat über eine Frage, von der selbst der Abg. Wolgast heute zugestanden hat, daß sie die weitesten Volkskreise auf das eingehendste beschäftigt. (Zuruf links.) Wenn das der Fall ift, so handelt es sih um eine präjudizielle Frage, die nicht durch Verfügung einer einzelnen Behörde zur öffentliken Erörterung gestellt werden kann, ohne daß die Zentralinstanz sich über die Vornahme der Enquete in zustimmen- dem Sinne \{lüssig gemaht hat. Dieser Grundsaß entspricht durh- aus der Praxis ter staatlihen Behörden.

Meine Herren, ih wende mi nun gegen den Herrn Abg. Wolgast. Ich glaube nicht, daß seine Ausführungen durch die Lebhaftigkeit, mit der er sie vorgetragen hat, sehr gewonnen haben. Zunächst hat der Herr Abgeordnete \ih darauf kerufen, daß die Staatsshule der geists lihen Shulaufsiht vollständig entbehren könne, sogar von Anfang an \ich grundsäßlich von derselben emanzipiert habe. So waren, wenn ih recht verstanden habe, seine Ausführungen. Das ist voll- kommen unrichtig. Das Verdienst des Hohenzollernhauses in bezug auf die Gründung von Schulen als staailiher Einrichtungen ist nicht groß genug anzusegen und von allen Seiten dieses hohen Hauses au stets anerkannt worden, ebenso wie bei der vorjährigen Erörte- rung der Interpellation der Herren Abgg. Broemel und Cassel, als es ih um den bekannten Berliner Schulkonflikt handelte. Als ih damals auf das Landesschulreglement von 1763 zurückgriff, um zu be- weisen, daß die preußishe Schule eine Staatéanstalt wäre, wurde ih verlaht mit dem Hinweis darauf, ih beriefe mi auf ganz veraltete Bestimmungen, ih sollte mit folhen veralteten Betrachtungen doch nicht kommen, fondern den modernen Anschauungen der Zeit Rechnung tragen. Wie deplaciert diese Angriffe waren, wollen Sie aus folgendem entnehmen. Schon die Konsistorialordnung von 1537 ftellt die Schule als Staatsanstalt hin, ebenso das Landes- s{ulreglement von 1763, ferner das Landrecht von 1794. Der Gedanke wird weiter entwickelt in ter Regierungsinstruktion von 1817. In- soweit treffen die Auëführungen des Herrn Aktg. Wolgast zu, nur mit einem wesentlihen Unterschiede. Ganz abgesehen {hon von der Konsistorialordnung von 1537, in welher die enge Verbindung zwischen Kirche und Schule als selbstverständlih vorausgesegt war trifft das Allgemeine Landrecht folgende Bestimmungen :

& 12. Gemeine Schulen, die dem ersten Untercicht der Jugend gewidmet sind, stehen unter der Direktion der Gerichtsobrigkeit eines jeden Orts, welche dabei die Geistlichkeit der Gemeinde, zu welcher die Schule gehört, zuziehen muß.

§& 13. Die Kirchenvorsteher einer jeden Gemeinde, auf dem Lande und in kleinen Städten, sowie in Ermangelung derselben Sghulzen und Gerichte, ingleichen die Polizeimagisträte find schuldig, unter Direktion der Obrigkeit und der Geistlichen, die Aufsicht über die äußere Verfassung der Schulanstalt und über die Aufrecht- crhaltung der dabei eingeführten Ordnung zu übernehmen.

8 14. Alle dabei bemerkten Mängel, Versäumnifse und Un- ordnungen müssen sie der Obrigkeit und dem Geistlichen zur näheren Untersuchung und Abstellung anzeigen.

8& 15. Die Obrigkeit und der Geistlihe müssen sich nach den vom Staate erteilten oder genehmigten Schulordnungen achten und niht3, was denselben zuwider ift, eigenmähtig vornehmen und ein- führen.

Wie der Abg. Wolgast nun zu der Schlußfolgerung kommt, daß die historise Entwitkelung der preußischen Staatëshule vollständig getrennt von der Kirche sei, das verstehe ih nicht und versteht wahr- \heinlich das hohe Haus in seiner überwiegenden Mehrheit au nit. (Sehr wahr! Sehr richtig! im Zentrum und rechts.)

Meine Herren, das Schulaufsichtsgeseß vom Jahre 1872 hat die Schule als Staatsanstalt und die sämtlihen Schulaufsicht8organe gleichzeitig als Beaufstragte des Staates hingestellt ; es läßt die Frage absihtlich unberührt, inwieweit die Kirche dabei noch zu beteiligen sei. Der Herr Abg. Wolgast bewegt sich also in vollkommen irrtümlichen Ausführungen.

Nun bat der Herr Abg. Wolgast \ih beklagt über die geistliche Sgculaufsiht und über die häufigen Revisionen, - welchen die Lehrer ausgeseßt würden. Meine Herren, vom Lehrerstande ift es sehr häufig mit Dank anerkannt worden, daß derartige belehrende Nevisionen statt- finden. Sie sind unerläßlich. Und wenn nun namentli noch darauf Bezug genommen wird, daß die Revisionen von Provinzialshulkollegien und gar von Ministerialräten ncch erfolgten, ja, meine Herren, einheitlie Gesichtspunkte müssen aufreckt erhalten werden; und daß die Revisionen der höheren Instanzen vielfah Uebelstände zu Tage fördern, ist ja ganz erklärlih: bei einigen 30 000 Schulen werden sih da gewisse Abnormitäten und bei der einen oder anderen Schule gewisse Miß- bräuche zeigen. Sie werden mir doch zugestehen müfsen, daß die Notwendigkeit häufiger Revisionen eine geradezu unerläßliche ist. (Sehr richtig ! rechts.)

Nun kommt aber noch folgendes hinzu. Die Notwendigkeit

bedauere, daß der Verfasser der ch wandte, sih niht genannt hat. Koblenz für die Gnquete über die

einer einheitlichen Handhabung der Grundsäße des Schulunterrichts muß von der Zentralinstanz aus kontrolliert werden. Jh habe es

nur zu bedauern, daß meine mit den Revisionen beauftra ä

diese nit in: ausreihendem Maße vornehmen können, Wige (ra ihre Kräfte gehen würde. Wir haben in runder Summe 100 000 Volks- s{hullehrer der verschiedenen Kategorien, und es stehen nur drei oder vier Râte zur Vornahme von Revisionen zur Verfügung, wenn es sih um ganz besonders wichtige Aufgaben handelt; also daß die Revision eine übertriebene sei, muß ih in Abrede stellen. Es hat sich auch gerade in dem Berliner Fall, wo auch über Eingriffe im Nevisions- wege geklagt wurde, gezeigt, wie notwendig es war, da einmal eine Kontrolle eintreten zu lassen; ich will auf diesen etwas peinlichen

Norfall nit näher eingehen.

Dann, meine Herren, aber frage ih: liegt es ni i eigenen Interesse der jungen Lehrer, wenn sie tunlist A aa werden? Die jungen Lehrer treten sehr häufig jeßt {on mit dem 20. oder 21. Lebensjahre in den Schuldienst, treten zum Teil in Klafsen ein, die mit ciner großen Scülerzahl besetzt sind; infolge Diese

dessen stehen sie - einer \{chwierigen Auf f

Hr ; gabe gegenüber. Schwierigkeit habe ih au gestern hier berührt, indem ih sagte, daß gerade die täglihe Arbeit, die dort mit großer Sorgfalt und Pflicht-

treue zu erfüllen ist, zu einer der wihtigsten Aufgaben gehört, um die

Schule in demjenigen Stande zu er i Ä S A Un zu erhalten, der dem preußishen Staate Der Herr Abgeordnete scheint heute anzunehmen, daß i dem Einfluß des Zentrums mih immer mehr eh éter e ego Bahn bewege. Auf derartige Angriffe einzugehen, versage ich mir; sie richten fi von selbst. (Sehr richtig! rechts.) Meine Herren, soll das vielleiht der Dank dafür sein, daß ih bestrebt gewesen bin, das Niveau der gesamten Lehrerbildung des preußishen Staates zu heben ? Ich habe dafür gesorgt, und unter den größten Schwierigkeiten es durhgeseßt, daß die Präparandenkurse nicht mehr zwei, sondern drei Jahre dauern, um eine möglihst vollkommene Vorbildung der Lehrer zu erreihen. Unter meiner Leitung is im Jahre 1901 eine allge- a ai gs D i in den Seminarien erfolgende Aus- ung, welche die Vorbildung der Ge S e g der Lehrer auf eine höhere Stufe Was die Lhrerversammlungen betrifft, so bitte ih den Her Abg. Wolgast, mir einen einzigen Fall anzugeben, in Ea É (Bi Erklärungen der Lehrerversammlungen entgegengetreten bin. Jch habe im Interesse des Friedens von den vielfah bedenklichen Aeußerungen die in den Lehrerversammlungen gefallen sind, keine Notiz genomen, habe aber gestern Veranlassung genommen, zu konstatieren, daß in vielen Fällen bedauerlihhe Uebershreitungen oder Verstöße gegen die notwendige Rücsihtnahme vorgekommen sind, und dieses Bedauern habe Q heute noch zu wiederholen. nlangend die Königsberger Lehrerversammlung, \o sind di Aeußerungen, die der Herr Abg. Wolgast hier A 2 s gewählt, um mich nicht eines’ anderen Ausdruckes zu bedienen. Wollen Sie aber hören, was wirklich dort vorging, so bitte ich aus dem stenographischen Bericht folgende Betrahtungen über die geistliche Schulinspektion aus dem Munde eines Lehrers vorführen zu dürfen: Die bisherigen Inspektoren besißen niht die erforderliche päda- gogishe Fähigkeit für dieses Amt, ihnen fehlt in der Regel die fahmännische Vorbildung, die ausreichende Zeit und das lebendige Interesse an der Schule; in der beutigen Schulinspektion liegt für den Lehrerstand etwas Demütigendes, (sehr rihtig! links) fie beengt den Lehrer in seiner Arbeitsfreiheit, untergräbt seine Autorität und würdigt ihn zum pädagogishen Handwerker herab, fie hemmt die SMhularbeit und \{chädigt das Ansehen des Lehrer- standes, die Gründe für ihre Beibehaltung sind Scheingründe, sie hat sich niht nah den Geseßen eines gesunden Wachstums ent- Se fie trübt die Freudigkeit des Lehrers und den Grfolg seiner rbeit, (sehr richtig! links) sie hemmt die gesunde Entwickelung der Bolksshule und die volle Entfaltung ihrer Kräfte; den Schulinspektoren fehlt es in der Regel an der nöthigen Sachkenntnis, (Sehr richtig! links.) Das ist durchaus falsch, meine Herren! (Sehr richtig! Unruhe links.) pp Fh bin aber noch nicht zu Ende; wollen Sie die Gi haben, mihch ausreden zu lassen! Meine Herren, die Autführungen {ließen mit folgenden Worten: angepriesen als ein Mittel zur Erhaltung der Religion enthält fie für den Lehrer die Gefahr, ihn den firlidhen Leben innerlich zu entfremden; in der geistliGen Schulinsyektion liegt etwas Entehrendes für den Lehrer, sie beeinträchtigt seine Amtsfreudigkeit und den Erfolg seiner Arbeit.

(Hört, hört! [inks.)

Ja, meine Herren, wenn die Schulverwaltung dazu \{weigen soll, eine Verwaltung, die gleichzeitig auh sehr erheblih an der kir{lichen Verwaltung beteiligt ist, dann können wir es überhaupt aufgeben, uns um die angemessene Gestaltung unserer Schulen noch zu bekümmern. (Sehr riŸhtig! rechts und im Zentrum.)

j Meine Herren, ih habe {on vorhin gesagt, daß namentli der juyge Lehrer der Revision nicht entbehren kann. In jedem anderen Beamtenstande die Lehrer zählen ja bekannilichß zu den mittleren Staatbeamten is eine vielfahe Kontrolle durch die Dienst- vorgeseßten von früh bis Abends gegeben. Die Lehrer kbin- gegen stehen selbständig vom 20. bis 21. Lebensjahre an ohne

Kontrolle in der Schule, soweit nicht von der Schulaufsichts- behörde manchmal in leider viel zu seltenen Fällen Kontrolle geübt wird; diese Lehrer stehen vor einer Auf-

gabe, die pädagogish, namentlich den jüngeren Kindern gegen- über, eine außerordentli \chwierige ist, die an die Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit des Lehrers die allergrößten Anforderungen stellt. Nun bitte i Sie, \ich zu überlegen, wie der Lehrer, namentlih auf dem plaiten Lande, in seiner ifolierten Stellung vielfa der Versuhung autgesezt is, den Unterriht unpünktlich oder oberflächlich vorzunehmen, oder auf methodisch falsche Bahnen zu kommen, fkurzum (Unruhe und Unterbrehung links) ja, bitte sehr, meine Herren! er steht vor einer Aufgabe, deren angemessene Erfüllung einer ministeriellen Ueberwahung durch die Sculaufsicht bedarf. (Erneute unterbrechende Zurufe links.) Meine Herren, ih stehe hier niht, um in eine Privatunterhaltung mit Ihnen einzutreten!

Nun hat der Herr Abg. Wolgast nachher \sich darauf be- rufen, daß die Agitation für die Simultanshule eine durchaus loyale

näher eingehen. Jh bin nur etwas erstaunt über den Eifer, mit dem der Herr Abgeordnete \sich mit einem Male für die Simultanschule interessiert, in einer Provinz Schleswig-Holstein ist, wenn ih nicht irre, seine Heimatprovinz also in einer Provinz, in der überhaupt keine einzige Simultanschule besteht. (Hört, hört! im Zentrum und rechts.) i Darn darf ih, da ih gerade bei diesem Thema bin, noch er- wähnen, daß der gesamte Entwickelungsgang unserer Volks\{ule außer- halb des Regierungsbezirks Wiesbaden und der gemischtsprahigen Landesteile darauf hinausgeht, die Simultanshule zu beseitigen. Es ist das auch durhaus erklärlih die Herren von der Gegenseite mögen sagen, was sie wollen es entspriht den natürlihen An- \hauungen der Bevölkerung, es entspriht der ganzen historishen Ent- wielung (lebhafter Widerspruch links), der ganzen historischen Entwickelung! (erneuter Widerspruch links; sehr richtig! rechts und im Zentrum) daß die Schule eine konfessionelle sei. (Sehr richtig! im Zentrum und rechts.) Es entspriht dem eigenen Interesse der Lehrer, meine Herren, denn die Lehrer sind gerade in der Simultanschule vor doppelt schwierige Aufgaben gestellt. (Sehr rihtig! im Zentrum und rechts.) Die Kontrolle, die von außen geübt wird über die Lehr- tätigkeit, die Kontrolle, die gegenseitig die Shüler über den Lehrer üben, ist eine wahre crux für die Zentralstelle. Dasjenige, was uns in der Verwaltung die größten Schwierigkeiten mat, sind die Simultanshulen darüber mag gesagt werden, was da will —, es ist eine häufig wahrnehmbare Tatsache. j Nun vermißt der Herr Abgeordnete ein freundlihes Wort für den Lehrerstand. Ich bedauere, daß mir ein sol unbegründeter Vor- wurf gemacht worden ist. Jch habe gestern {hon Veranlaffung ge- nommen, dem Lehrerstand der Provinz Posen, einschließlich eines großen Teiles der polnishen Lehrer, meine Anerkennung für die korrefte und pflihttreue Erfüllung seiner außerordentlich \{chwierigen Aufgaben au8zusprechen. Der Herr Abg. Kopsch hat ih glaube: in seiner Etatêrede, wenn nit in diesem, so doch im vorigen Jahre mir seinen Dank ausgesprochen für die Anerkennung, die ich für den Lehrerstand meinerseits kundgegeben habe. Jh wiederhole gern diese Anerkennung und erkläre, daß ich als Unterrihtsminister stolz darauf bin, einem preußishen Lehrerstande vorzustehen der die täglich an ihn herantretenden s{wierigen Aufgaben im allgemeinen mit größter Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit erfüllt (Brabvo!), mit einer Pflichttreue, die mustergültig ist für viele andere Stände (erneutes Bravo), die auch erziehlich wirkt auf den Bauern- stand, auf die Einwohnerschaft in den kleinen Städten, überhaupt da wo der Lehrer einen Einfluß üben kann. Meine Herren, ih wieder- hole diese Anerkennung, namentlich, was die Disziplinarfälle anbetrifft. Mit besonderer Genugtuung kann ih es hier erwähnen, daß die Zahl der Disziplinarfälle, derjenigen Fälle, die zur Dienstentlafsung führen, im Verhältnis ¡u der ungeheuren Zahl der Lehrer eine sehr geringe ist im Vergleich ¡u anderen Beamten. Jch bin gerade in der Zentral- stelle in der Lage, diese Vergleichung anzustellen und nehme mit Ge- nugtuung davon Akt, daß Verstöße gegen die Disziplin in dem Lehrer- stande in verschwindender Anzahl vorkommen.

Aber, meine Herren, mit diesem Lobe kann ih nur die Mahnung vers binden, daß nit von einer Seite, die ih als von objektiven Beweg- gründen ausgehend nicht betrachten kann, nun zwishen Lehrer und mir eine derartige Scheidewand hingestellt wird. Das bedauere ih im höchsten Maße und Inn es nur auf eine Agitation zurückführen, die auf ganz irrtümliher Vorausseßung beruht, auf der Vorausseßung -—— ich komme nachher auf dieses Thema noh zurück —, daß ih ledigli aus Liebedienerei gegen eine gewisse Partei meine Pflichten als Unterrichts- minister vernahlässigte. Jch erhebe gegen eine derartige Unterstellung den allerentschiedensten Widerspruch. Die Tatsachen werden es beweisen daß ih nicht aus Liebedienerei hier meines Amtes walte. Da ih mi nun einmal gegen dieses Vorurteil wenden muß, so möchte ih noch hinzufügen, daß der Herr Abg. Wolgast geradezu unter dem hypnotisierenden Einflusse einer gewissen Presse stehen muß, die es \sich zum Vergnügen macht, mich tagtäglih anzugreifen. Jch babe gestern noch erklärt bei meiner Erwiderung auf die Anfrage des Herrn Abg. Friedberg, daß ih zu allen den Preßangriffen geschwiegen habe. Jh habe dazu geschwiegen, bis ich hier vor diesem hohen Hause und dem Lande Gelegenheit hätte, diese Angriffe auf ihren wahren Wert zurück- zuführen und bei Gelegenheit der Etatdebatte mich über meine ge- R Amtsführung zu äußern bätte. eine Herren! Zwei weit verbreitete Berliner - e

¡unächst folgenden Vorwurf gegen mi erhoben: angen Zes An grundsätlicher Liebediererei gegen das Zentrum leistet der gegen- wärtige Kultusminister das Menschenmögliche. (Heiterkeit rechts.) Und nun, meine Herren, kommen die Sünden die mir in die Schuhe geschoben werden mit folgenden Worten : 0 Im Trierer Schulstreit war er der Besiegte. Meine Herren, gerade das Gegenteil ist der Fall. Die Unterrichts- verwaltung ift der Sieger. Das bis{öflihe Publikandum, welche das Trierer Lehrerseminar boykottierte, ist zurückgenommen, die Frequenz der Anstalt ift erheblich gestiegen, es ist sogar ein katholischer NReli- gionslehrer an der Anstalt angestellt, der seit 20 Jahren von der bischöflihen Behörde der Anstalt konsequent verweigert worden war. Zwei andere Streitfragen, die namentliß im Westen der Monarchie immer wieder praktisch wurden und zu {weren Konflikten hätten führen können, Babe ih zu gleiher Zeit zum besten des kon- fessionellen Friedens beseitigen können. Zweitens :

Der Minister überzieht die höheren Unterrichtsanstalten mit einem ganzen Neß von Marianishen Kongregationen. (Heiterkeit im Zentrum.) Gegenüber der Tatsache, meine Herren daß ih noch keine einzige Kongregation bither genehmigt habe, ist dieser Angriff diu “ima verblüffender. Drittens :

er nister verbietet die Sammlungen

bo Ra D aa, gen zu Gunsten der Los Meine Herren, diesem Angriff der Herr Abg. Ernst hatte die Güte, ihn gestern zu wiederholen liegt mindestens eine ignorantia Juris zu Grunde. Ein Verbot von Sammlungen- ist nicht von mir ergÄgen. Der Fall, welchen man bei diesen Angriffen offenbar im Auge hatte, lag vielmehr ganz anders. Das Presbyterium in Bonn hatte gegen eine erheblihe Minderheit beschlossen, einen Beitrag aus der Kirchenkasse für eine evangelische Kirhe in Böhmen zu geben, und diese Minderheit beschwerte sich im Instanzenwege darüber, daß zu derartigen Beihilfen entgegen den bestehenden geseßlihßen Be- stimmungen Kirchensteuern verwendet würden. Ich habe

und berechtigte gewesen sei. JIch will auf diese Ausführungen nicht

diese Beschwerde, als sie an mich kam, als begründet an-

durh das Konsistorium, das Preßbyterium dahin belehren zu lassen, daß Entnahmen von Beiträgen der aus den Taschen der Steuer- ¿ahler sich füllenden Kirchenkassen nah den geseßlihen Be- stimmungen, die ganz klar und zweifellos sind, für lediglich aus- ländishe Zwecke unzulässig seien. Die ganze Tätigkeit, die ih dabei entwickelt habe, ift also: daß ih mich mit dem Evangelischen Oberkirchenrat über eine Nehtsfrage ins Benehmen geseßt und den evangelischen Beschwerdeführern von meiner Auffassung Kenntnis gegeben habe. Ein Verbot von Sammlungen oder Unter- stüßungen ist von meiner Seite niht erlassen worden. Eine ganze Flut von Angriffen ist gerade aus diesem einzelnen Falle gegen mi gerichtet worden.

i Nun, meine Herren, eine hier in Berlin weit ver- breitete Korrespondenz bringt heute die Nachricht, ih hätte gestern dem Zentrum eine entgegenkommende Erklärung in bezug auf die charitativen Orden abgegeben, während ih aus- drücklich gesagt habe, daß die Königlihe Staatsregierung nicht in der Lage sei, auf den Antrag Frißen-Heeremag,. der von einer großen Majorität dieses Hauses angenommen war, einzugehen und demselben weitere Folge zu geben.

: Nun heißt es in dieser Korrespondenz noh weiter, in dem gleichen Sinne hätte sich mein Herr Kommissar in« meinem Auftrage ausge- sprochen; das ist der Kommissar, der den Auftrag hatte, die Gründe darzulegen, weswegen die klösterlibe Niederlassung in Heiligenlinde nicht genehmigt werden konnte. Also in dieser Weise, meine Herren wird die öffentlihe Meinung gefälsht, und so geht es Schritt bor Schritt weiter.

: Dann ist mir noch zum Vorwurf gemaht worden und das ist ein Thema, auf das wir ja später vorautsihtliG noch kommen werden —, ich unterstüge fkatholishe Studentenvereine ledigli

aus Liebedienerei gegen das Zentrum. Meine Herren, darüber kann kein Zweifel sein, daß an sich das Bestehen kons fessioneller Vereine eine nicht erfreulißze Erscheinung ist

vom Standpunkt der staatlichen Interessen, wie von dem der

/ | l i , w orderun einheitliher, Bestrebungen in der Studentenschaft usw. Aber c der Tatsache, daß die konfessionellen Verbindungen teilweise {hon seit 50 Jahren bestehen, würde ein von bekannter Seite gewünschter L in De Sinne, daß die katholischen Verbindungen unterdrückt würden, gerade einen der ärgsten Verstöße gegen die akademis Freiheit bedeuten. (Zurufe links.) : A

: Meine Herren, daß die Presse mih tägli auf Schritt und Tritt mit ihren Angriffen vom Parteistandpunkt verfolgt, ohne Rücksicht auf die besonderen Schwierigkeiten meiner Stellung, ist ihr gutes Recht ; _was mich in meiner Wahrheitsliebe und meinem Gerechtig- keit8gefühl empört, ist die systematishe Irreführung der öffentlichen Meinung. (Bravo! bei den Konservativen.)

__ Abg. Pallas ke (kons.): Jh habe keine Veranl i klärungen Herrn Dr. Irmers über unsere E Eber frage zu wiederholen, ih spreche nur nochmals unsere Erwartung aus daß die Zusage der Regierung gehalten und das Sqhulunterhaltungs- geseß im Herbst uns vorgelegt wird. Leider werden mit diesem Geseg andere Dinge in Zusammenhang gebracht, die das Zustandekommen nur ershweren können. Der Zusammenhang des Shulunterhaltungs- geseßes mit der Frage der Lehrerb-\soldung ist rihtig, aber wem es um die materielle Hebung des Lehrerstandes zu tun ist, der soll zum Zustandekommen des Gesetzes keine Steine in den Weg werfen.

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Meine Herren! Jch habe vorhin vergessen, einen Vorwurf, der erhoben worden ist, zu entkräften. Es ist charakteriftisch, daß man jeßt die Unterrihtsverwaltung beschuldigt, sie versuhe die Lehrer- versammlungen zu unterdrücken und Einfluß auf ihre Leitung zu ge- winnen Man beruft sich dabei auf eine Verfügung der Regierung in Bromberg vom Jahre 1901, in welch{er die Kreis\(ulinspektoren aufgefordert werden, sih an den Lehrerversammlungen zu beteiligen. Es wird genügen, wenn ih anführe, daß der Vorstand des Posener Provinziallehrervereins selbst den Herrn Oberpräsidenten gebeten hat die Schulaufsichtsbehörden möchten sh auch aktiv an den Bestrebungen des Vereins beteiligen. Dieser Bitte hat die Bromberger Regierung entsprochen, und nun halten \sih die Herren Abgg. Kop und Wolgast darüber auf, daß eine Vergewaltigung der Lehrervereine erfolge. (Hört, hört! rechts.) Auf diese Weise werden Angriffe gegen die Unterrichtsverwaltung geschmiedet und hier zur Sprache gebracht.

Ich habe noch Veranlaffung, dem Herrn Abg. Funck in meiner besheidenen Eigenschaft als Epigone meinen Dank dafür auszusprechen daß er das Zustandekommen des bekannten Kompromisses in bezug auf das Schulunterhaltung8geseß heute in so wirksamer Weise gefördert hat dur die Erklärung, er wäre ganz damit einverstanden ih glaube, er hat im Namen seiner Partei gesprochßen —, daß die bes stehenden konfessionellen Schulen aufrecht erhalten bleiben. Das ist ein schr wesentliher Fortshritt zur Verständigung; denn, abgesehen von dem Gebiet des Negierungébezirks Wiesbaden, abgesehen von ver- einzelten Simultanschulen in den öfstlihen Provinzen und abgesehen von dem gemishtsprahigen Gebiet, in dem aus bestimmten staatlichen Rücksichten die Simultanshule eingeführt ist, haben wir im preußt- {hen Staat ungefähr nur ein pro Mille Simultanschulen und mehrere Provinzen, in denen überhaupt nur Konfessions\{hulen bestehen. Haben wir nun aus den vorerwähnten Erklärungen die Zustimmung dazu entnehmen können, daß die konfessionellen Schulen erhalten werden, so ist damit ein sehr wesentlicher Teil der Verständigung gesichert. Auf der anderen Seite verstehe ih es jedoch nicht, weshalb denn die Bewegung gegen die kTonfessionelle Schule in so weite Kreise der Be- völkerung und der Lehrershaft bis an die äußersten Grenzen der Monarchie hat getragen werden können, in Provinzen binein, die

wie ¿. B. S(leswig-Holstein, überhaupt nit eine einzige Simultan- {hule aüfweisen. (Bravo! rets.)

Abg. Stull (Zentr.): Es ift ein alt stü

Lehrerschaft, daß vie oâbaaoais&e Ausbilbue e R tis ia

finden sei. Die geistliche Aufsicht soll für die Lehrer entehrend sein

Ich habe von den Lehrern auf dem Lande eine andere Meinung als

von den Lehrern hier im Hause. ch meine, daß die Lehrer es

nit als entehrend ansehen, wenn ein Ortsshulinspektor hier für sie

eintritt. Jh will aber die Angriffe niht mit Bösem, sondern mit

Gutem beantworten. Ich bitte den Minister um Schuß und Freis

heit für die Lehrer in ihrer Tätigkeit in den ländlihen Genossen-

[pates. In Stlesien wird ihnen die Uebernahme von Aemtern

n den Genofsenshaften ohne weiteres gestattet, aber aus dem

Westen höre ih, daß ihnen dabei von der Schula t Schwierigkeiten gemacht werden. Die Lehrer lie Ag e

des ländlihen Génoffenschaftswesens annehmen, den kleinen Land- wirten kann man nicht zumuten, die Bücher der Genossenschaft zu führen; der Lehrer ist auf dem Dorfe immer die geeigneiste Person

erkennen müssen und habe den Gvangelishen Oberkirchenrat ersucht,

dazu. Will man dem Lehrer das nicht gestatten, so muß man ihm auhch

e S Le t. p E d die Sa