1905 / 48 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Feb 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Auf Grund des Z 75a des Krankeuversicherungüaese es in der Fassung des Gesezes vom 10. April 1892 (Neichs- geseßblatt S. 379) is der Kranken- und Begräbnis- kasse des Gewerkvereins der deutshen Zigarren- und Tabaksarbeiter (E. H.) zu Magdeburg von neuem ‘die Bescheinigung erteilt worden, daß sie, vorbehaltlih der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des

Krankenversicherungsgeseßes genügt.

Berlin, den 21. Februar 1905.

Der Reichskanzler. Jm Auftrage: Caspar.

Die der Reichsbankhauptstelle in Königsberg i. Pr. nach- geordnete Reichsbanknebenstelle in Braunsberg (Ostpr.) wird vom 10. März d. J. ab zur Vermittelung von Wechsel- und Lombardgeschäften mit Kasseneinrichtung und be- schränktem Giroverkehr versehen werden.

Flaggenzeugnisse sind erteilt worden:

1) von dem Kaiserlichen Konsulat in Hongkong unter dem 12. Zanuar d. J. dem im Jahre 1888 in Leith aus Stahl erbauten, bisher unter britisher Flagge und unter dem Namen „Hoiloong“ gefahrenen Schraubendampfschiffe „Schlesw i g“ von 783,20 Registertons Nettoraumgehalt nah dem Uebergang desselben in das ausschließlihe Eigentum des deutschen Reichs- angehörigen Jacob Friedrih Christian Jebsen in - Hongkong, welcher Apenrade als Heimatshafen des S angegeben hat;

9) von dem Kaiserlihen Konsulat in Newcastle on Tyne unter dem 9. Februar d. J. dem im Jahre 1893 in Sunderland aus Stahl erbauten, bisher unter britisher Flagge und unter dem Namen „Brookside“ gefahrenen Dampfschiffe „Gaarden“ von 1702,38 Registertons Nettoraumgehalt nah dem Ueber- gange desselben in das ausschließliche Eigentum des deutschen Reichsangehörigen Theodor Wilhelm Carl Heinrich Diederichsen in Kiel, welher Hamburg als Heimatshafen des Schiffes an- gegeben hat. /

Das dritte Heft des fünfzehnten Bandes der im Reichs- amt des Innern herausgegebenen „Entscheidungen des Oberseeamts und der Seeämter des Deutschen Nei chs“ ist im Verlage von L. Friederihsen u. Co. in Ham- burg ershienen und zum Preise von 3,10 4 zu beziehen.

E

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 6 des Neichsgesehblatts enthält unter

Nr. 3105 die Bekanntmachung, betreffend den Schuÿ von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen auf den 1905 in Lüttich, Görliß und Oldenburg stattfindenden Ausstellungen, vom 20. Februar 1905.

Berlin W., den 28. Februar 1905.

Kaiserliches Postzeitungsamt. Jn Vertretung: Bath.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Kreisdeputierten, Regierun'gsreferendar a. D. Sieg- fried von Brünneck auf Jacobau zum Landrat des Kreises Rosenberg W.-Pr. zu ernennen und dem Polizeisekretär Spiß enberger in Frankfurt a. M. den Charakter als Kanzleirat zu verlethen.

Mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs haben Jhre Königlihen Hoheiten die Prinzen Friedrich Leopold und Albrecht von Preußen gnädigst geruht, dem Pächter Reinhold Schulz auf dem Königlich Prinzlihen Familienfideikommißgute Minischew im Kreise Jarotshin den Charakter als Königlich Prinzlicher Oberamt- mann beizulegen.

Justizministerium.

Der Rechtsanwalt Wolff in Reppen is zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts , mit Anweisung seines Amts- sies in Reppen, und a4 der Rechtsanwalt Sucker in Lüben zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts Breslau, mit Anweisung seines Amtssizes in Lüben, ernannt worden.

Finanzministerium.

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Lübbecke, Regierungsbezirk Minden, ist zu beseßen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Die Oberf örsterstelle Roßberg im Regierungsbezirk Cassel ist zum 1. April 1905, die Oberförsterstelle Tshiefer im Regierungsbezirk Liegniß zum 1. Juli 1905 zu beseßen.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König haben anläßlich des Abschlusses der Handelsverträge dem Direktor im Auswärtigen Amt, Wirklihen Geheimen Rat Dr. von Koerner und dem Gesandten in Bern, Wirklichen Geheimen Rat und Kammerherrn Dr. von Bülow Aller- höchstsein Bildnis zu verleihen geruht.

auf etwa acht Tage der

ministers, Staatssekretärs Posadowsky-Wehner ab

wonach der Reichstag in der Sißun verträge zu den

Ungarn sowie das Viehseu Ungarn in unveränderter genommen. Geseßentwürfe für Elsaß: der Witwen und Waisen

Major Christ-Stiftung, un

Regentschaft Seiner Erlaucht des Biesterfeld. Die H des den Reichstagsbeshluß zu de

. -

Gewerbe, wurde dem Reich nden der Geseßentwurf, beir

währung von

Deutschland zum Bau

mehrere Kommi

Im Monat Januar d.

von 315 844 Registertons (1904:

an Gebühren 153681

auf der Heimreise am

geht am 3. März von 1

S. M. S. „Habi

stadt nah Swakopmund in See. S. M

dort nah

nah den Bermuda-Jnseln, S. 3. März von Callao in See.

S. M. S. s. „Gneisenau“ am 2. Febrüar_ und hat an dem Tag -die geseßt. j

landtag ist gestern,

¿ffnet worden :

HoGgeehrke Herren! Nachdem Seiner ; Provinziallandtag heute hierher zu berufen ist, gereicht babe, Sie bei Beginn der Tagung regierung zu begrüßen.

Frohen Widerhall Kunde von der Verlobung des Kronprinzen gefunden. I können, wenn ih au an dieser eine glüdliche, gesegnete Zukunft des

Ebenso bin ich Ihres Einverft

Freude und des Dankes gegen Gott

Neuhaus a. O. und Jork müssen. Die Wablverbandlungen fassung über die Gültigkeit vorgelegt

Dem Provinziallandtage wird regierung trifft Ersatz- und Oberersaßkommissionen. aus\chuß Ihrer Beratung die Feststellung des Haushaltsplans der an des klar und sorgfältig \husses werden Sie über die wichtigen Aufgaben zu beraten und den Provinzen überwiesen haben, ode Allgemeinheit und zur Förderung der übernommen worden sind.

Indem ih, meine hohgeehrten Ausdruck gebe, ves auch die: Ver Blühen und Gedei Baterlandes gereichen mögen,

Unter den

erkläre

Nach dem Schlusse dieser

und König einstimmten.

und Knyphausen wieder zum Tramm (Hannover) zum fell gewählt.

Beratung des Haushaltsplanes laufende Einnahme {ließt 10104570 , die ; 678 000 M ab

Den Kammerherrndienst bei Kaiserin und A übernimmt vom l abinettsrat von Behr-Pinnow.

Jn der am 23. Februar , unter dem Vorsiß des Staats- des Jnnern Dr. Grafen von

ehaltenen Plenar hae des Bundesrats wurde ein Schreiben des Apt enten,

bestehenden Handelsverträgen mit Jtalien, Belgien, Rußland, Rumänien der Schweiz, Serbien, Oesterreich- henübereinkommen mit Oesterreichs

assung angenommen hat, zur Kenntnis Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen die Voiblingen, betreffend die Pensionen

der Professoren an der Kaiser

Wilhelms - Universität Straßburg,

lihe Vereins- und Versammlungsreht sowie die Er- teilung von Unschädlichkeitszeugnijjen, ferner die Vor- lage, betreffend Verleihung der Rechtsfähigkeit an die

das Schreiben des Fürstlich lippishen Staatsministeriums, betreffen

n zum Etat des Reichsamts des Innern für 1904 eingebrachten Resolutionen, betreffend die Verbesserung der Geseße n Schuße des Mittelstandes im sfanzler überwiesen. Die Zustimmung N U die Aenderung des § 113 es Gerichtsverfassungsgeseßes, jowie ein Antra Zollfreiheit für die aus der der Rheinbrücke zwishen Rheinheim und Zurzach einzuführenden Materialien. t ffare für die T Beidia im Reichstag bestellt und verschiedene Eingaben durch Beschlußfassung erledigt.

F. haben 1494 S chiffe (gegen 1433 Schiffe im as 1904) mit einem Nettoraumge

R Wilhelm-Kanäal benußt und, nah (bzug des auf die Kanalabgabe in ung zu bringenden E (1904: 142958 A6) entrichtet.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S.¿„Moltke* 22. Februar in Vigo eingetroffen und

i“ geht am 25. Februar von Kap-

. M. S. „Bremen“ ist am (Georgia, V. St.) eingetroffen und

Der Transport der abgelösten Besazun „Mw e“ ¿sst mit l r in Southampton eingetroffen

Hannover, 23. Februar. Der 38. Hannoversche Provinzial- nachmittag um 4 f Kommiffar, Oberpräsidenten Dr. Wentzel mit folgender Rede er-

ajestät des Kaisers und Königs entsprechend der Hannoversche ckcht es mir zur besonderen Freude, daß ih die Ehre

im gesamten deutshen Vaterlande hat die Seiner Kaiserlichen und Königlichen F

Ich glaube in Aller Namen spre

Stelle unsere herzlitzen Wünsche für

Eintritt in die Verhandlungen unserem

vollständige Genesung Seiner Königlichen Hoheit des Friedrich von {chwerer Krankheit in sicherer Aussi

Seit der lezten Tagung haben in den Kreisen Verden, Achim, Neuwahlen von Abgeordneten stattfinden

zur Beschlußfassung überwiesen werden. Neuwahlen von bürgerlihen Mitgliedern der

unterbreitet,

aufgestellten Berichts Ihres Aus- Erfüllung der mannigfaltigen und zu beschließen haben, die die Geseßze

en unserer Provinz und damit zum Wohle unseres

38. Provinziallandtag der Provinz Hannover für eröffnet. Ansprache brate der bisherige Vor-

sißzende des Provinziallandtags Fürst zu ) hausen ein dreimaliges Hoh auf Seine Majestät den Kaiser aus, in das die versammelten Mitglieder lebhaft

Bei der darauf erfolgten Wabl wurde der Fürst zu Innhausen Vorsitzenden, der Stadtdirektor

außerordentliche Einnahme (Anleihe) mit

rer Majestät der D 26. d. M. ab

g vom 22. d. die Zusaß-

betreffend das öffent-

die Fortdauer der Grafen Leopold zur Lippe- Neichstagspräsidenten über

wegen Ge- chweiz nah

Außerdem wurden

alt 280 294 Registertons) den

blotsgeldes,

Dartmouth weiter.

20. Februar in Savannah eht am 27. d. M. von dort ._S. „Falke“ geht am

von dem Reichspostdampfer

Reise nah Antwerpen fort-

Uhr dur den Königlichen

der Allerhöchsten Genehmigung seiner 38. Tagung zusammen-

namens der Königlichen Staats-

en zu

bohen Brautpaares ausspreche. ändnisses gewiß, wenn ih vor einmütigen Gefühl der Ausdruck gebe, d die baldige

rinzen Eitel- t steht.

werden Ihnen zwecks Beschluß- werden. i nur eine Vorlage der Staats- Dieselbe be-

Vorlagen, die der Provinzial-

ift besonders zu nennen: der Provinzialverwaltung. An

r die von Ihnen im Interesse der Woblfahrt der Provinz Hannover

rren, dem aufrihtigen Wunsche andlungen dieser Tagung zum

ich auf Allerhöchbsten Befehl den Fnnhausen und Knyp-

vertretenden Vorsißenden

In der heutigen Sißzung trat der Provinziallandtag in die ! des Provinzialverbandes ein; die

mit der Gesammtsumme von

leuten angear en worden. Der Gegner wurde zurückgeshlagen e

und verlor sechs Tote. : Ein weiteres Telegramm aus Windhuk meldet folgende

Verluste:

Der Unteroffizier Gustav Schipper, geboren am 23. Februar 1883 zu Julienbof, früher im Infanterieregiment Nr. 45, ist am 18. Fe- bruar im Lazarett zu Epukiro an L EE gestorben. Der Reiter Johaun Orphel, - geboren am 20. Juni 1881 zu Straßburg i. E., früher im Kaiser Franz-Gardegrenadierregiment Nr. 2, am 5. Januar im Gefeht bei Gochas s{chwer verwundet (Schuß in beide Beine), ist am 16. Februar im Lazarett zu Kub seinen Wunden erlegen. Der Sanitätsunteroffizier Emil Kramer, geboren am 7, Dezember 1881 zu Sommerfeld, früher im Dragonerregiment Nr. 5, auf Patrouille nah

Amadap zurückgeblieben, wird seit dem 3. Februar vermißt.

Oesterreich-Uugarn.

Das österreihische Abgeordnetenhaus nahm gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Wahl von 12 Mitgliedern des Staats- gerihtshofs vor und seßte dann die Verhandlung der Rekruten- vorlage fort. Der Generalredner für die Vorlage Pogacnik forderte die gleihe Behandlung aller Nationalitäten in der Armee. Nach einem Sébiufwort des Berichterstatters Popowski wurde die Rekrutenvorlage in allen Lesungen angenommen. Das Haus Peggun hierauf die zweite Lesung der Gewerbenovelle. Der Abg. Wrabe t kritisierte die Vorlage, von der eine materielle Hebung des Senoiteflanbre nit zu erwarten sei, seh? abfällig. Die Verhandlung wurde dann abgebrochen.

Die ungarische liberale Partei nahm in einer gestern abgehaltenen Sißung Stellung gegen die Bildung eines interimistishen Kabinetts, die von ihr niht für zweck- entsprehend erahtet wurde. Die Partei werde troßdem weder gegen das Budget noch gegen das Rekrutenkontingent stimmen oder deren Bewilligung verzögern. Gegenüber anderen Geseß- entwürfen, die eventuell vorgelegt würden, behalte sih die

Partei vollständige Freiheit des andelns vor.

Großbritannien und JFrland.

Als Vertreter des Königs wird sih der Mas Arthur von Connaught morgen von London nah Berlin begeben, um der Einweihung des neuen Domes beizuwohnen.

Im Unterhause fragte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, Ellis (liberal) an, ob die Regierung eine Demon über die Entscheidung der Hullkommission erbalten habe. Der Parlaments- untersekretär des Auswärtigen Amts Carl Percy erwiderte, daß der Regierung noch keine Information zugegangen sei. Auf eine Añtrage betreffend die afghanische Mission erklärt der Staatssekretär für Indien, Brodrick, die Mission sei noch in Kabul und die Anordnungen für ihre Sicherheit bingen vom Emir ab; so lange sie in afghanischem Gebiet bleibe, würde es dem öffentlichen Interesse zuwiderlaufen, irgend eine Erklärung über den Zweck der Unterhandlungen ju machen. Earl Percy erwiderte auf eine Anfrage, die Regierung habe keine Kenntnis davon, daß Schritte zum Bau der Bagdadetsenbahn über die Strecke Koniah—Eregli hinaus, die im Oktober des vergangenen Jahres vollendet und dur eine in Berlin augen Ga Anleihe bezahlt worden sei, getan worden seien, und auch keine Kenntnis von irgend einem lane zur Aufbringung der nötigen Gelder für die Fortsetzung dieser inie bis zum Persishen Golf. Bei der weiteren Beratung der Adreßdebatte beantragte Norton (lib.) einen Unterantrag, in dem erklärt wird, daß die fortdauernden Veränderungen im Kriegsministerium den Interessen der Armee \{chädlich seien; slehte Teppoliung und Nachlässigkeit von seiten der Minister hätten die Wirksamkeit des res vermindert. Ferner stellten vershiedene Redner Anfragen wegen der Behandlung der Freiwilligen, wegen neuer Geshüye und des neuen kurzen Gewehrs. Sir Henry Campbell Bannerman erklärte, die Fehler, die man beklage, würden durch Uebereilung seitens der Regierung verursacht, und fragte, ob die Regierung eine definitive S bezüglich der großen Frage der Heereêreor anisation verfolge. er Staatssekretär des Kriegsamt3s Arnold Forster verteidigte in längerer Ausführung die Heeresverwaltung und stellte besonders in Abrede, daß das Heer wertloser geworden sei. Das für das Heer ausgegebene Geld sei gut angelegt, er e aber, die Ausgabe fei zu groß gewesen. Der einzige eg, diese Ausgabe zu vermindern, sei die Herabseßung der Zahl der Mann- haften; große Veränderungen aber könnten nicht in sech8 Monaten durhgeführt werden, sondern nur nah und nach erfolgen. Der Staatssekretär erörterte die bei der Reorganisation der Heeresvers O {hon dur{hgeführten Reformen und führte weiter aus: das Peer sei jezt 275 000 Mann stark; das System des dreijährigen Dienstes abe den D Oedernraen nicht entsproWen und wenn eee System weiter beibehalten worden wäre, würde das Heer unbrauchbar für den Krieg geworden sein. Für die Infanterie sei de8halb eine neunjährige Dienstzeit als zeitweilige Maßregel eingeführt worden und habe gute Ergebnisse gezeitigt. ezüglidh der Freiwilligen sei es sein Wunsch, diese Truppe, ohne Erböhung der Ausgaben, tüchtiger zu machen dur mäßige Herabsetzung der Zabl der Mannschaften. Es sei nit richtig, daß die Bewaffnung der Artillerie mit neuen Shnellfeuergeshüßen ver- zögert worden sei. Es sei behauptet worden, alle anderen Linder hätten chnellfeuergeshüßze; die Vereinigten Staaten aber bâtten keine, und Oesterreich-Ungarn solle fich zwar für ein System entschieden haben, es sei aber nit bekannt, ob es {on solhe Geschüße herstellen lafse. Belgien mae noch Versuche, während Deutshland ein Geschüß ein- geführt habe, das kein wirkliches Schnellfeuergeshüy sei. England werde am 31. März 156 Schnellfeuergeshüßze haben und bis zum Juli weitere 50. Innerhalb 30 Monate von der erften Bestellung der neuen Geshüße an werde England fast 1000 Geschüße mit voll- ständiger Rug haben. Das neue Gewehr entspreche allen An- forderungen. Der Abänderungsantrag Norton wurde \{ließlich mit 254 gegen 207 Stimmen abgelehnt.

Frankreich.

Der Senat bat, wie „W. T. B.“ mitteilt, gestern mit 136 gegen 115 Stimmen der Stadt Paris die Genehmigung zur Auf- nabme einer Anleibe von 100 Millionen Francs erteilt, die ¡um Ankauf der Bestände der Gasgesellschaft bestimmt ist, aber deren Uebernabme in die eigene Verwaltung der Stadt abgelehnt, obgleih fie von der Deputiertenkammer genehmigt und von der Regierung gutgebeißen war.

Die Deputiertenkammer seßte gestern die Beratung des Marinebudgets fort. Der Deputierte Jaurè8 legte Verwahrung ein gegen den neuen Flottenplan. Die Verpflihtung der Kammer, 121 Millionen jährlich während eines Zeitraums von 12 Iahren zu bewilligen, würde jede soziale Reform unmöglich machen. Der Marineminister Thomson erwiderte, daß man, um die Flotte im gegenwärtigen ges zu erhalten, jährlih die angegebene Summe aufwenden müße, und er- suchte das Haus, eine von dem Deputierten Guievysse vorgeshlagene Tagesordnung anzunehmen, die den Minister auffordert, in kurzem ein Programm für die Neubauten vorzulegen. Nach furien Bemerkungen der Deputierten Caillaux und Lanessan wurde die Tagesordnung

Deutsche Kolonien.

Nach einer Meldung des Generalleutnants von Trotha aus Windhuk in Deutsch-Südwestafrika vom 22. d. *M. ist, wie „W. T. B.“ berihtet, Anfang Februar, wahrscheinli am 5., ein Ersaßtransport unter zwishen Owikokorero und Epu

Leutnant Reich halbwegs firo von etwa 20 Traugott-

Guievsse mit 450 gegen 108 Stimmen angenommen.

| Der Deputierte, Admiral Bien aimé, vormals Seepräfekt von Toulon, hat den Senator Clémenceau, Vorsitzenden

| der außerparlamentarischen Kommission zur Untersuhung der

| Zustände in der französishen Marine, ersucht, ihn vorzuladen,

damit er sih gegen die Anschuldigungen verteidigen könne, die der frühere Marineminister Pelletan und dessen Kabinettschef

| Tissier gegen ihn erhoben hätten.

Baku war gestern ruhig, doh ist die durch die leßten Er-

Die Enquêtekommission über den Zwischenfall in der Nordsee hielt gestern nahmittag im Mini a des Aeußern eine Sigaea ab, [in der der Bericht von der Kommission unter- eihnet wurde, Der Beriht wurde sofort den Vertretern der

arteien zugestellt, wird aber erst in der morgen nachmittag tattfindenden Schlußsigung veröffentliht werden. Der Bericht enthält, obwohl er im allgemeinen für den Admiral R o\chdjest- wensfki günstig ist, mehrere Beanstandungen seines Verhaltens; \o hält die Kommission namentlich dafür, daß das russishe Feuer zu lange gedauert habe, und daß der Admiral Roschdjestwenski die Pflicht gehabt hätte, bei seiner Ankunft in den englischen Küsten- waer die Behörden von dem bedauerlihen Zwischenfall in

enntnis zu seyen.

. | Rußlaud.

Die Einsegnung der Leiche des Großfürsten Sergius fand gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in Moskau in der Alexiuskirhe des zum Kreml gehörigen Tshudow- flosters statt. Um 10 Uhr Morgens erschienen im Altar- raum der Kirche der Metropolit und die Geistlichkeit. Den größten Raum nahm die Estrade ein, auf der der Trauerkatafalk mit dem zur Hälfte von Goldbrokatdecken ver- hüllten Eichensarg ruhte, der von einem mit der Kaiserkrone ge- s{hmüdckten Baldachin mit hermelinverbrämten Draperien über- ragt wurde. Zu Füßen des Katafalks waren prächtige Kränze in großer Zahl niedergelegt. Jn der Kirche erschienen Ab- ordnungen der Ministerien, des Reichsrats, Hofchargen und Würdenträger, Vertreter der Selbstverwaltung, der Stände und der Kaufmannschaft. Die Großfürsten Wladimir und Nikolaus wurden durh den Fürsten Golizyn und den VBaxon Staal vertreten. Die * Totenmesse wurde von dem Metropoliten unter Assistenz der hohen Geist- lichkeit zelebriert. Nah der Messe hielt der Metropolit eine Ansprache, in der er _ ausführte, die Verantwortung für den Tod des Großfürsten-Märtyrers falle auf die ganze Gesellschaft. Niemals werde die Erinnerung an den Großfürsten, an seinen O Tod und an seine Verdienste im russishen Volke {hwinden. Wie im Altertum das Blut der Märtyrer dazu gedient habe, die Wahrheit und den Glauben zu erweisen, so werde das vergossene Blut des Großfürsten die N auh zur Reue und zur Be- sonnenheit leiten. Um 11 Uhr Vormittags erschienen die Groß- fürstin Elisabeth mit dem Großherzog von Hessen, die Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha mit dem Großfürsten Paul Alexandrowitsch, die Prinzessin Viktoria von Battenberg mit

dem Großfürsten Konstantin Konstantinowitsh, ferner der .

Großfürst Dmitri Paulowitsch, die Großfürstin Maria Paulowna, die Großherzogin von Hessen, die Prinzessin Beatrice von Sachsen-Coburg und Gotha sowie die Herzöge Michael Georgewitsh und Georg Georgewitsh zu Mecklenburg-Streliß und nahmen rehts vom Sarge Plaß. Nach den vom Metro- politen gesprochenen Gebeten wurde der Sarg von den Groß- fürsten und von Generalen nah der St. Andreaskirhe getragen und dort auf einem Katafalk bis zur Beiseßzung niedergeseßt.

Jn Zarsk oje N fand gestern ein Requiem für den verstorbenen Gro fürsten Sergius im Beisein des Kaisers, beider Kaiserinnen, der itglieder der Kaiser- lihen Familie und des diplomatischen Korps statt. Jn St. Petersburg wurde in der Jsaakskirhe ein Trauer- gottesdienst abgehalten, an dem die Hofhargen, der Reichsrat und die Generalität teilnahmen.

Die Großfürstin Elisabeth ist zum Chef des 5. Grenadierregiments Kiew ernannt worden, dessen Chef ihr Gemahl, der Großfürst Sergius war.

Durch Tagesbefehl des Großfürsten Wladimir sind der Chef der ersten Batterie der berittenen Gardeartillerie- brigade, Kapitän Dawydow sowie 4 andere Offiziere, darunter der Oberstleutnant Polowzow, und 3 Unter- militärs dieser Brigade wegen des bei dem Wasserweihfest OR Kartätschenshusses dem Militärgericht eden

_ Die Kommission, die sich mit der Frage der Er- leihterung der Preßverhältnisse beschäftigen, soll, begann gestern unter dem Vorsize“ des Geheimen Rats Kobeko ihre deri und sprach sich im Prinzip für die Aufhebung der Preßzensur aus. Der Vertreter des Ministers des Jnnern erklärte, der Minister selbst sei für die Auf- hebung der Zensur, er wolle jedoh, daß der Wechsel stufenweise vor sich gehe. S der Bücher sprach sih die Versammlung für die Aufhebung der Zensur aus bei Originalwerken von niht weniger als fünf Bogen, bei Ueber- sezungen von nicht weniger als zehn Bogen, die Zensur solle jedoch beibehalten werden bei Büchern für das Volk und für Kinder. Die Presse solle bezüglih der Verantwortlichkeit nur noch den Gerichten unterstehen.

„W. T. B.“ berichtet ferner über die Ausstände folgendes :

In Warschau sind gestern in der unteren Stadt shwere Unruhen ausgebröhen; Truppen sind zu deren Beilegung eingetroffen. Die Arbeiter der Gasfabrik legten die Arbeit nieder. Die Schaffner der Weichselbahnen forderten die Erhöhung ihres Lohnes. Der Direktor be- nachrichtigte die Stationsvorstände, daß er die Parderun be-

ürworten werde und deshalb erwarte, daß die Schaffner

ie Ordnung nicht stören würden. Die Schaffner wollen bis heute die Entscheidun abwarten. Gestern begann au der Ausstand der Maschinisten, was zur Folge hatte, daß die in Tätigkeit getretenen Fabriken abermals die Arbeit einstellten. Die Fabrik von Girardow erhöhte denjenigen Arbeitern, die drei Nubel in der Woche erhielten, den Lohn um 10%, und denen, die 41/24 Rubel wöchentlich erhielten, um 59/, worauf die Arbeit wieder aufgenommen wurde. Die übrigen großen

abriken zogen die gemachten Zugeständnisse zurück, was den

iederbeginn des Ausstandes zur Folge hatte. Gestern wurden drei

ataren verhaftet, die eine geheime Waffenniederlage hatten. Alle Privatknaben- und -mädchenshulen sind ge- lossen. Jn Lodz wurde gestern nur in kleinen Fabriken gearbeitet ; in den großen wurde wegen Widerrufs der Zugeständ- nisse, die am Montag den Arbeitern gemacht waren, die Arbeit gredergelegt. Die Eisenbahnbeamten sind gestern in den

usstand getreten, die Güter- und Personenzüge wurden ange- halten. Jn der Handelsshule wurde der Unterricht eingestellt. Heute wurde in 6 Fabriken die Arbeit ohne Sine öhung wieder aufgenommen. Jn Alexandrowits sind in Fabriken, Mühlen und Werkstätten von 27 000 Arbeitern gegen f in den Ausstand getreten. Die Arbeiter, Wei chén- teller und Wächter des Bahnhofs in Minsk sowie Ci Teil der Bureau- und Betriebsbeamten der

ibau-Romny - Bahn sind in den Ausstand getreten. D In Simbirsk ist der Ausstand der Telegraphisten, er am 17. d. M. begonnen hatte, beendet. Die Stadt

eignisse hervorgerufene Erregung groß. Viele Einwohner haben

die Stadt verlassen. Fast alle armenischen Läden sind ge- \{hlossen. Die Banken A gestern I bann Shug Ser

Regierung ihre Geschäfte wieder aufgenommen. Die Geistlichkeit suhte das Volk zu beruhigen. Jn Batum herrshte gestern, wie die „St. Peters- burger Telegraphen - Agentur“ meldet, am Tage Ruhe.

Am Abend kamen wieder mehrere Raubanfälle vor n den Werkstätten der russischen Dampfschiffahrtsgesellschaft wird nicht gearbeitet. Patrouillen sind in Tätigkeit, die Garnison ist verstärkt. Man befürchte weitere Unruhen. Die Stim- mung der Einwohner sei deshalb gedrückt. Jn Adjari, 40 Werst von Batum, haben Unruhen begonnen. 2000 Mo- hammedaner legten Verwahrung ein gegen die im Laufe der leßten Jahre eingeführten ländlichen Bezirksverwaltungen, die große Summen erforderten. Die Volksmenge führte die Schließung der Anstalten mit Gewalt herbei. Jn anderen Bezirken um Batum wie auch im Artwimbezirk herrschte Ruhe. Viele Türken verlassen die Stadt und werden für die Nückreise nah der Türkei von dem türkishen Konsulat unterstüßt.

Türkei.

Nah einer Meldung des Wiener „Telegr.-Korresp.- Bureaus“ aus Konstantinopel ist Menasha (Yemen), der Hauptstüßpunkt der Aufständischen zwischen Hodeida und Sana, g vorigen Woche nah zweitägigem Kampfe genommen

Asien.

Dem „Daily Telegraph“ wird gemeldet, japanische Truppen seien kürzlih an der Mündung a ea ea in Nordkorea gelandet, um sie von Minen zu äubern; dies sei nötig, bevor das japanische Heer an die Ein- \hließung von Wladiwostok gehen könne. 7

Das „Reutersche Bureau“ berichtet, Japan hoffe, eine neuc Flotte von Torpedobootszerstörern innerhalb eines Jahres fertig zu stellen. Jedes dieser Schiffe solle 380 Tonnen groß sein, eine Geshwindigkeit von 29 Knoten und die gebräuchlihe Bestückung haben. Zehn neuerdings gebaute Torpedoboote würden jeßt in Dienst gestellt.

4 Afrika.

y er russishe Torpedobootszerstörer „Retivy“ ist, na einer Meldung des „Reutershen Bureaus“, La eid kommend, gestern in Suez eingetroffen und in den Kanal eingelaufen. Er begleitet den Transportdampfer „Malaya“, der Jnvaliden an Bord hat. An der nördlihen Ausweiche- stelle des Suezkanals geriet der „Retivy" auf Grund.

Aus Adis-Abeba vom 22. d. M. berihtet „W. T. B.““, daß der feierlihe Empfang der deutshen Mission durh den Kaiser Menelik am 19. d. M. stattgefunden habe. Der Kaiser wie die Kaiserin Taitu hätten ihre Freude über die von dem Führer der Mission im Namen und mit Grüßen des Deutschen Kaisers überreihten Geschenke bezeugt und gebeten, ihren Dank und Gegen rüße zu übermitteln. Der Kaiser Menelik habe darauf alle Mitglieder der Mission, die Gardes du Corps-Eskorte und die in Adis-Abeba lebenden Deutschen zu einem Prunkmahl e an dem etwa 5000 Personen teilgenommen hätten. Alle Großen des Reichs seien zugegen E Zer ierau a les F große Freundlichkeit

nd wiederholt jeiner Bewunderung für die das E ge en 8 f N ie das „Neuter]che Bureau“ aus Aden berichtet, hat der Mullah einen Tagemarsh von Db dia ausretnt mehrere Leute des Sultans von Obbia gefangen ge- nommen und getötet. E

Parlamentarische Nachrichren.

Die Schlußberichte über die gestrigen Siyungen des Reichstags und des Hauses der A e orbüeten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (148.) Sißung des Reichstags welher der Minister der öffentlihen Arbeiten O BiEda und der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke bei- wohnten, wurde zunächst die Beratung der noh rüständigen Titel aus dem Etat der Reichspost- und Telegraphen- verwaltung fortgeseßt. Jn den Titeln 38a und 38h der fortdauernden Aus- gaben „zu außerordentlihen Unterstüßungen für höhere und mittlere Beamte bezw. für Kanzlei- und Unterbeamte“ sind 80 000 bezw. 120 000 M4 mehr gefordert „zur Gewährung einmaliger Unterstüßungen an mittlere Beamte bezw. an Kanzlei- a ias in Fen T osen und in en gemischtsprachigen Gebietsteilen von Westpreußen bei wirt- E “intrég 4 MRTEUN E ie Budgetkommission hat diese beiden - ftrigen. | \\ h se beiden Posten ge ¿Referent Abg. Patzig (nl.): Jn den genannten preußis Gebietsteilen sind die Shwiertgkiten für die Biinten ea O bezüglih der Wohnungsverhältnisse und der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse. Da der Fonds für außergewöhnliche Unterstüßungen nicht auêreiht, mußten die entsprehenden Fonds für andere Provinzen ge- kürzt werden, um dem dringenden Bedürfnis abzuhelfen. Die Kom- missionsmehrheit hat indessen, obwohl es sich um neu hinzugetretene Bedürfnisse handelt, die Erhöhung der Unterstüßungsfonds abgelehnt, weil sie die Forderung im unmittelbaren Zusammenhang stehend ansah mit der Ostmarkenpolitik, in welhem Sinne auch der Text des Dis- i Eb g Des B : Bei des Blattes nimmt der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke das Wort. |

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (147.) Sißung, welcher der Minister der fifilihen, Unter- rihts- und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt beiwohnte, die zweite Beratung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1905 im Etat des Ministeriums der e Unterrichts- und Medizinalangelegen- A t dem Kapitel „Evangelisher Oberkirchen- ort. __ Abg. Fischbeck (fr. Volklsp.): Mit dem Geist des Protestan- tismus und der Duldsamkeit find der Fall der N betta! des Pfarrers Heyn und der Fall des Pfarrers Fisher von St. Marcus niht zu vereinbaren. Auch die Theologen sind berechtigt, wissen- \haftlih zu forschen, und selbst wenn man alles abzieht, was die Wissen- schaft erforsht hat, so bleibt das, was in Wahrheit das Christentum ausmacht, noch immer bestehen. Von dem Pfarrer Fischer kann man sogen, dah er wirklih ausspricht, was er denkt. Die orthodoxe Presse

Volk die Religion erhalten bleiben, oder foll es gottlos, zuhtlos sittenlos gemaht werden?“ Nach dieser Agitation ge en ihn fällte das Konsistorium ‘seine Entscheidung und richtete an Pastor Fischer ein Schreiben, worin es u. a. beißt: „Sie konnten \sich kaum ver- beblen, daß Ihre Ausführungen in dem in Rede stehenden Vortrage das religiöse Gefühl aller bekenntnistreuen Gemeindeglieder auf das tiefste verlegen und ein weithin gehendes Aergernis verursachen würden. Da dieselben aber den Eindruck niht nur mangelhafter Besonnenheit, sondern auch unzulängliher christlich- theologischer Durhbildung, Klarheit und Reife machen, so glauben wir annehmen zu dürfen, daß Sie sih noch in einem Gutroi@linass stadium befinden, aus welhem es Ihnen mit Gottes Beistand gelingen fann, sich zu einer Erfassung des wahren Wesens der christlihen Religion hindur{hzuarbeiten.“ Gegen einen Prediger wie Fischer, der von der theologishen Fakultät der Universität Königsberg zum Poctor honoris causa promoviert worden ist, darf man niht in dieser Weise vorgshen, daß er fo heruntergepußt und ibm gesagt wird: wir wollen dih zwar nit gleih relegieren, sondern wollen -noch einmal Gnade vor Necht ergehen lassen und dir nur das consilium abeundi erteilen. Wenn von ihm behauptet worden ist, daß er den christlihen Geist verwüste, so will ih nit untersuchen, auf wessen Seite bei dieser Gelegenheit die Verwüstung ist.“ Aber Tausende und aber Tausende deutscher Protestanten - haben das Vorgehen des Kon- sistoriums als einen dreisten Faustshlag in ihr Gesicht angesehen. Tausende seiner Gemeindeglieder haben dem Pfarrer Fischer in ihrer Adresse ihre Zustimmung ausgesprohen. Der Pastor Fischer hat sich ein großes Verdienst um die protestantische Kirche erworben, indem er den Beweis führt, daß man bei wissenshaftliher Forshung noch ein guter Christ sein kann. Wenn es gelingt, Fisher aus der Kirhe herauszudrängen, so gehen im Geiste Tausende und aber Tausende mit ihm. Ein solhes Ver- fahren ist natürlich Wasser auf die Mühle der Gegner der Kirche; denn fie werden sagen: die Geistlihen glauben ja doch niht, was sie sagen, und wenn sie sagea, was sie denken, fo fommt das Konsistorium und zwickt sie in jeder Weise. Was von dem Konsistorium geschehen ist, ist durch nichts mehr aus der Welt zu schaffen, mag eine höhere Instanz Fischer recht geben oder niht. Der Kultusminister kann niht \agen, er habe keinen Einfluß auf die Kirchengemeinden, die Sache gehe ihn nichts an; denn was dem Pastoc Fischer getan ist, das ist Geist von dem Geist, der heute im Kultus- ministerium umgeht. Der Kultusminister ist verantwortlih, und deshalb haben wir das Net, diese Sache hier zu besprechen. Stoecker hat als Person gehen müssen, aber Stoeckerei und Muckerei sind geblieben.

Abg. Heckenroth (konf.): Wir lassen uns auf diese Fälle nicht ein; denn einem interkonfessionellen Landtage steht keinerlei Recht zu, M N ine E enen zu mishen. Wir be-

ef, da eser Ber)uh gemacht wird, und w 3 )

Debatte absolut nicht beteiligen. E

(Schluß des Blattes.)

Béi der Ersaßwahl zum Reichstage im 1. ober- fränfishen Wahlkreise (Hof) siegte, dem „W. T. B.“ zu- folge, in der Stihwahl Dr. Goller (Kandidat der ver- einigten Liberalen) mit 3500 Stimmen Mehrheit über Geißler (Sozialdemokrat).

S

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die dem „Verbande der Bau-, Erd- und gewerblichen Hilfs- arbeiter Deutschlands“ angeschlossenen Se R Ea ette

Berlins und der Umgegend, deren Lohntarif abgelaufen ist, beschlossen, der „Voss. Ztg.“ zufolge, am Mittwochabend, De Neuen. Lans, ver Von 1. Vebruar d. J. - etnen

Stundenlohn von 54 \ und vom 1. August d. F. einen solchen von 55 S, für ungeübte Hilfsarbeiter 50 bezw. 523 A bei O de Arbeitszeit vorsieht, denjenigen Unternehmern, die bisher noh nit Tae haben, aufs neue zur Anerkennung und Unterschrift vor- Men.

In Paris sind heute, wie ,W. T. B.“ meldet, 5000 Wagen- arbeiter in den Ausftand getreten, da die Arbeitgeberkammern \i geweigert haben, ihre Forderungen zu prüfen. :

Kunft uud Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 16. Februar eine Gesamtsizung unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Waldeyer. Herr Cr man spra über die Horuskinder, die nach ägyptishem Glauben die Toten vor Hunger und Durst hüßten. Sie gehören ursprünglih in die Sage des Ofiris und waren ershaffen, um diesen im Tode zu shüßen; nachträglih find fie auch unter die Sternbilder des nördlichen Himmels aufgenommen worden. Herr Conze machte Mitteilung über die Ergebnisse der Aus- grabungen des Kaiserlihen Archäologishen Instituts in Per- gamon vom September bis November 1904. Der genauere vor- läufige Bericht wird, zusammen mit dem über die Fortschritte der Untersuchung im laufenden Jahre, in den Athenishen Mitteilur gen des Instituts, Jahrgang 1906, erscheinen. Herr Auwers über- reihte die seine in den Jahren 1869—1874 angestellten Zonen- beobahtungen enthaltenden Bände 11 und 11l der Zweiten Serie der Astronomishen Beobachtungen auf der Königlihen Stern- ari zu Gu, 3 ® ie Akademie hat durch die physikalisch-mathematische Klasse zur Anschaffung von 16 Deklinatorien zum Behuf Le spezielleren magnetischen Landesvermessung im Anschluß an die topo- graphischen Arbeiten der Königlichen Landesaufnahme 5000 4 bewilligt.

v. A. Wokhlhabenheit, dauernder Besiy und bodenwüchsiges Handwerk sind seit Jahrhunderten die Bedingungen, die Ea? kommen müssen, um eine „Kunst auf dem Lande“ zu ermög- lihen, d. h. eine Ueberlieferung zu schaffen, alle Gebrauchs gegenstände zweckmäßig, haltbar und dem Geshmack der be- treffenden Landbewohner entsprehend herzustelen. Wo diese Be- dingungen am meen _gestôrt wurden, dort finden wir die Bauern- und Landkunst in ihrer höchsten Blüte, dort sehen wir, wie nach kurzer Zeit die Freude am Zierat und bald die Lust am ge- diegenen, reichen, mit klünstlerishem Schhmuck versehenen Hausrat er- wacht und wie ein herber, gesunder, humorvoller Geschmack mit instinktiver Sicherheit die riGtigen Mittel findet, si frei zu

äußern. Wo auch nur eine dieser Bedingungen dauernd fehlt, muß diese Kunstblüte absterben. Schneller Wechsel ded Be- sies, sinkender Wohlstand haben auch in unserer Zeit das ihre

dazu beigetragen. Das in gediegenem Material aufgeführte, mit kfünstlerishem Shmuck versehene, all den vielfahen Wünschen des Landmanns und tüchtigen Wirts entsprehende Haus ist zu teuer g2- worden, ebenfo die besondere Tracht, die früher oft das Leben überdauc cte und deren mühsame und feine Stickerei selbsterfundener Muster Wochen und Monate an Arbeit in Anspruch nahm. Alles muß billig sein und schnell zu beschaffen, denn Zeit ist ebenfo kostbar wie Beld. Diesen Be- dürfnissen kommt die Massenfabrikation ter Städte cntgegen, die dadurch zugleich dem LIeniotgen Handwerk die Lebensmöglichkeit

at aber aus Anlaß seines Vortrags gegen diesen Prediger Lärm ge- schlagen. In einem gegen thn gerichteten Flugblatt hieß es: „Soll dem

entzieht. Der legte Faktor ist zuglei der bedeutsamste. Durch ihn wird der Kunst auf dem Lande der Lebensnerv durchs schnitten, die Möglichkeit, sch in absehbarer Zeit wieder zu erneuen. Der Landbewohner ist bei wichtigeren Dingen auf den städtischen Architekten angewiesen, ihm fehlt die Ge-

legenheit, seinen Wunsh und Geshmack von geübten, verständuig-