1857 / 152 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Berlin, 30, Juni. Seine Majestät der König haben Aller- nädigst geruht: Dem Premier -. Lieutenant R ü st| ow im 32, Jn- antèrie-Regiment, die Erlaubniß zur Anlegung des ihm verliehenen

L T vom Herzöglih Sa@hsen-Ernejtinishen Haus-Orden zu erthetlen.

Nichtamtliches. Hamburg, 29. Juni. Jhre Majestäteu der Kaiser und die Kaiserin von Rußland haben gestern Morgen Hamburg wieder verlassen und sich nach Harburg begeben, von wo die Reise

nach Hannover fortgeseßt wird. 2 Hannover, 29. Juni, Ihre Majestäten der Kaiser und

die Kaiserin von Rußland sind gestern Mittag von Hamburg hier eingetroffen und haben nah einem furzen Besuche am König- lichen Hofe die Reise nach Göttingen fortgeseßt. (Hann, Ztg.) Sachsen. Kobur g, 27. Juni, Der Zusammentritt unseres Sonderlandtags ist auf den 3, Juli festgesept, da die vom gothaischen Sonderlandtage angenommenen Unionsvorlagen zur Erledigung fommen sollen. (L. Ztg.) | e Hessen. Darmstadt, 29. Juni, Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich heute Vormittag nah Gießen begeben, um daselbst Jhre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin von Rußland zu empfangen. (Um eilf Uhr Vormittags sind Jhre Kaiserlichen Majestäten durch Kassel gereist.) Baiern. Berchtesgaden, 27, Juni, Gestern Abend langte Se. Majestät der König Ludwig, direkt aus Italien fommend, über Junsbruck, Lofer und Reichenhall hier an. Belgien. Brüssel, 28. Juni, Die Königliche Familie hat sich heute Morgens 9 Uhr ‘nah Antwerpen begeben, wohin bereits um 64 Uhr früh Erzherzog Max ihr vorausgeeilt war, um an Bord der österreichischen Fregatte „Elisabeth‘“ die Vorbereitungen zum Empfange seiner erlauchten Gäste zu tressen, welche sich auf dem Schiffe erst von ihm verabschieden werden, Der König wird bereits heute Abends in Laeken zurückerwartet, während die Abreise des Erzherzogs von Antwerpen je nah dem Stande des Windes gleihfalls heute Abends oder morgen früh statthaben wird. Der- selbe wird ers ganz kurz vor dem 27, Juli nah Brüssel zurü kehren. (Köln. Ztg.) Großbritannien und Jrland. London, 28, Juni, Die „London Gazette‘/ veröffentliht den vom 25. Juni datirten Königlichen Erlaß, durŸch welchen dem Prinzen Albert der Titel und die Würde eines „Prince Consorte'‘+verliehen wird, Zugleich wird verfügt, daß in Gebeten, Litaneien und bei Kollekten, wenn des Prinzen Erwähnung gethan wird, derselbe hinfort nicht mehr als Prince Albert, fondern als Prince Conjort bezeichnet werden soll. Unter den Truppen zu Chatam herrscht große Bewegung in Folge eines vom Kriegsministerium eingelaufe:en Befehles, welcher die Einschiffung von nahe an 3000 Unteroffizieren und Soldaten verfügt, die zu den provisorischen Bataillonen gehören und zu ihren in Judien stehenden Regimentern stoßen sollen, Diese Detachements werden sich im Monat Juli zu Gravesend einschiffen, wv-_ eine hin- E Anzahl von Transportschisen für sie in Bereitschaft ge- alten ist. y Frankreich. Paris, Der „Moniteur“ veröffentliht in seinem amtlichen Theile das Geseß über Feststellung des allgemeinen Budgets der Ausgaben und Einnahmen für das Rechnungsjahr 1858, wonach die gewöhnlihen Ausgaben auf 1,697,556,190, die genten Einnahmen auf 1,735,987,885, die außerordentlichen usgaben auf 19,600,000 und die außerordentlihen Einnahmen auf 1,100,266 Francs veranschlagt worden, so daß ein Ueberschuß von 19,958,981 Francs zu erwarten wäre. Der „Moniteur de la Flotte‘ berichtet, daß das in Nantes mit vollständigem Erfolge vom Stapel gelassene Transportshiff} der kaiserlihen Marine, „La Sevre,“ der erste der im Bau begriffenen acht eisernen Schrauben - Dampfer sei, von denen dieser und die „Mayence“‘ 900 Tonnen und eine Maschine von 120 Pferdekraft haben, während die“ sehs anderen von Holz gebaut werden, 1200 Tonnen und eiue Maschine von :250 Pferdekraft haben. - Außer diesen acht Schraubenschissen von gemishtem System besißt Frankreich bereits 48 solcher Transportschiffe, “Von diejen \ind 414 armirt und 12 von 1209 Tonnen und einer Maschine von 150 Pferdekraft im Jáhre 1855, vie ‘Seine im Dezember 4856 ‘vom "Stapel “gelassen. Die Trüppén , “bestehend aus 23,000 [Mann -Garde únd "6000 Pferdéèn unter ‘Beféhl des" Genétals ‘Regnault ‘de St, Jean r id werden -am ‘4, September im*Lager ‘von Chalons ein- effen.

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Abgerei s: Se. Durchlaucht der Herzog Älfred von Croy-Düilmen, nah Stettin. Z

29, Juni, Der heutige „Moniteur verösfenitliht die Dekrete, dur welche die General-Directionen für öffentliche Sicher- ‘heit und für den “tit iri oi Sapiiis werden. Dieselben werden in Zukunft blos einfache Directionen sein. Dur andere Dékrete werden Collet - Meygret, der ehemalige General - Direktor der öffentlihen Sicherheit, zum Präfekten des Nord-Departements, und Besson als Nachfolger des in Ruhestand verseßten Créveceour zum Präfekten von Marseille ernannt, : f ußland und Polen. St, Petersburg, 25. Juni.

Der am 28. Mai (a, St.) an den dirigirenden Senat erlassene, von Sr. Kaiserlihen Majestät eigenhändig unterzeichnete Ukas, be- treffend den neuen Tarif (der telegraphisch in Nr. 146 d. Bl. ge- meldet wurde), besagt: :

Nachdem Wi r einen im Ministerium der Finanzen zusammengesftell- ten und im Reichsrath durchgesehenen -neuen -allgemeinen Tarif, bezüglich des europäischen Handels für die Zollstätten des russishen Reichs und des Königreichs Polen bestätigt haben, übermachen Wir denselben nebst allen Beilagen dem dirigirenden Senat und befehlen:

1) Den neuen Tarif, sowohl im Kaijer- als im Königreiche in Kraft zu seßen von dem Tage an, wo jede Zollstätte ihn erhält, mit Ausnahme

bon Odessa, wo bis zum Ablauf der für den dortigen Freihafen gestellten Frist von den im Bereiche desselben verbrauhten Waaren die Zölle auf der jeßt bestehenden Grundlage erhoben werden und 2) diejenigen Waa- ren, welche bis zum Eingange des gegenwärtigen Tacifs in den verschie- denen Zollstätten noch nicht verzollt sind, dem durch den neuen Tarif verminderten Steuersay zu unterziehen, wie auch für diejenigen Artikel, auf welche der Zoll durch diesen Tarif etwas erhöht wird, den von den liegen gebliebenen Waaren zu erhebenden Zoll nach den früheren An-

säßen zu berecbnen.

Amerika. New-York, 13. Juni. Nach Berichten aus Oregon fürchtete man dort wieder neue Feindseligkeiten von Seiten der Indianer und glaubte, daß mit dem Eintritt der dazu A Jahreszeit der Krieg von Neuem beginnen werde.

us Neu - Granada vernimmt man, daß der Vertreter Amerikas, Herr Bowlin, die granadinische Regierung davon in Kenntniß ge- seßt hatte, er werde am 20sten d. M. Bogota verlassen und nah den Vereinigten Staaten zurückehren, da er die Ueberzeugung hege, daß man ihm keinen neuen Vorschlag machen werde. Die bri= tische Macintosh - Forderung war erledigt. Neu - Granada zahlt 560,000 Dollars in Papier, statt in flingender Münze. Der diplo- matische Verkehr zwischen den beiden Ländern is wieder hergestellt.

In Nicaragua herrschte Ruhe und auf den 15, Juni war eine Wahl ‘anberaumt werden, ‘200 franke und verwundete Frei- beuter, der Rest von ‘Walker?s Heer, waren zu San Carlos ‘an Bord des gleihnamigen Dampfers in höchsst kläglichem Zustande angekommen. General Walker und sein Gefolge sind gestern in Washington eingetroffen.

Die Legislatur von New =-=Hampshire hat gestern den Re- publifaner Daniel Clark aus Manchester zum Senator der Ver- einigten Staaten gewählt. Gegen - Kandidat war der Demokrat John G, Wells, welcher mit 125 gegen 190 Stimmen unterlag.

Der neue Tcrif, kraft dessen auswärtige Getränke hin- fort nur einen ad valorem Zoll von 30 pCt., statt, wie bisher, von 100 pCt. zahlen sollen, tritt hier mit dem 1. Juli in Kraft.

Asien. Aus Bombay, 27. Mai, berichtet die „H. B. H.“ Folgendes: Der Aufstand unter den eingebornen Truppen der Prä- sidentschaft Bengalen, auf welchen die während der leßten Zeit unter diesen Truppen vorgekommenen partiellen Meutereien {hon vorbe- reitet hatten, ist merkwürdigerweise zuerst in Mirut ausgebrochen, wo sich neben den eingebornen Truppen eine starke europäische Garnison befindet. Den Anfang machte die Meuterei in dem dort stationirten dritten Kavallerie-Regimente, über welhe noch mit der leßten Post am 12. Mai eine kurze, auf telegraphishem Wege aus Agra eingegangene Notiz abgesendet werden konnte, Schon am 15. Mai erhielt die hiesige Regierung die Nachricht, daß der Auf- stand sich nah Delhi, der Hauptstadt Ostindiens, verpflanzt habe, daß die Rebellen sich der Stadt bemächtigt und in -der Person des Sohnes des leßten Moguls einen König proklamirt, auch alle Europäer dort ermordet haben. Die Regierung hielt diése Nachricht bis zum 18ten geheim und veröffentlichte dann nur ‘den wesentlichen Inhalt derselben, der aber alsbald durch die auf gewöhnlichem Wege einlaufenden Detailberihte in Folgendem vervollständigt wurde :

Ein Trupp des in Mirut stehenden 3. Kavallerie - Regiments war auf ‘der Parade beordert worden, mit den neu ceingesührten Patronen zu feuern, ‘und obgleich dabei die Versicherung ertheilt wurde, daß bei der Anfertigung der Patronen kein Stoff ver= wendet worden sei, dessen Benußung „gegen {hre religiösen Ge= bräuche verstoße, so hatten doch von 90 Mann nur 5 Gehorsam geleistet; die ‘übrigen §5 weigerten sih behartilih, ‘waren darauf in ‘(hre Kasernen zurückgebracht, vor - ein Kriegsgericht | géstellt und zu 5- bis 10sährigem Gefängniß verurtheilt worden. Am 9, Mai wurden die Verurtheilten auf ter Parade Angesichts der übrigen Truppen in Fesseln geshlagen und ins Gefängniß ab- geführt. Man scheint über die Folgen dieser Maßnahmen ganz beruhigt gewesen und daher “vollkommen . überrascht : worden zu sein, als am 10. gegen Abend das 3, Kavallerie - Regiment in

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enen Ausstand: ausbrach. und- sogleich nicht nux. bei der Einwohner- reite uad G LnOes dem: Bazar, sondern auch: bei dem 11lten

und: sten. Regiment eingeboruer Jufanterie, welche: beide Regi= |

menter zu der Garnison von Mirut gehörten, offene Unterstügung fand, Dié Aufständischen brachen sofort in die Gefängnisse ein und

seyten nicht nur ihre Kameraden, sondern noch 1200 andere Straf- |

efangene in Freiheit und begannen darauf ihr blutiges Werk, Pie gehört t Ven aróßiten. Militairstationen in Ostindien und hat ein europáäisches Kavallerie - Regimeut, jeßt das 6te Garde- Dragoner - Regiment, ( l

jeßt das. 60ste Regiment Schüßen , und eine Abtheilung europäisher Artillerie zur Gainison, Ehe diese Truppen sch aber noch sammeln konnten, staud die Hâlste der Cantonnements. in Flammen und die wüthenden Meuterer waren über die ershreckten Weiber, Kinder und die vereinzelten Soldaten her, um sie in barbarisher Weise umzubringen, Die Offiziere der eingebornen Regimenter, welche es versuchten, ihre Truppen zur Pflicht zurückzubringen,. wurden einzeln niedergeschossen und als die euro- päischen Truppen in Schlachtordnung aufgestellt waren, war das Mordwerk fast vollendet. Das Shüßen-Regiment begann nun unter die Meuterer zu feuern, welche beim zweitew Feuer davouliefen, einige Miles weit von den Dragonern verfolgt, endli zwar eine Anzahl niederhieben, aber, schleckcht kommandirt, die Verfolgung zu frühe einstell- ten und so ven Meuterern Gelegenheit gaben, die furhtbaren Scenen in Delhi zu wiederholen, Sie trafen in dieser Stadt am 11, früh Morgen ein und sofort {lossen sih die dort stationirten eingebornen Regimenter, das 38ste, 64ste und 74ste, so wie die Artillerie, Leßtere jedoch, wie es scheint, wider Willen, an sie an. Im Verlaufe des Tages wurden sämmtliche in Delhi befindlichen Europäer uieder= gemacht, mit Ausnahme einiger Damen und Herren, denen es ge- lang, zu Pferde nah den nächsten Militair-Stationen zu entkommen;

| da indeß Delhi noch in den Händen der Meuterer ist, fehlt es an

bestimmten Nachrichten über die Ermordeten. Ein Pulvermagazin fiel den Meuterern in die Hände, mit dem übrigen soll sich ein Ar= tillerie-Lieutenant, Namens Willoughby, in die Luft F preng! haben. Die Meuterer plünderten die Stadt, raubten der ank von Delhi die Summe von 50 Laks Rupien und seßten in der Person des Sohnes des leßten Moguls einen König ein. Ueber ihr weiteres Beginnen fehlen noch die Nachrichten.

Ueber Sind hat man Berichte erhalten, deuen zufolge auth in Firuzepur, eine Militair - Station an der Nordweft - Grenze der britischen Besißungen, ein Aufstand unter den eingebornen Truppen ausgebrochen is. Sie steckten eine Kirche, eine Kapelle und mehrere Baraken in Brand, wurden indeß von den europäischen und. einem Theile der treugebliebenen eingebornen Truppen ver- trieben und bezogen ein Lager vor dem Orte, worauf sie abermals angegriffen und völlig zersprengt wurden,

Die Regierung hat sofort die kräfltigsten Maßregelu ergriffen, um die Rebellion zu unterdrücken, wobei der Umstand sehr zu Statten - kommt, daß die Garnison von Agra und die Besaßung der umliegenden Orte sich dem Aufstande niht angeschlo]jen haben. Der Ober - Befehlshaber des Heeres, General Anson, wollte den 18ten mit einem starken aus Europäern und Re- gimentern eingeborner Truppen bestehenden Corps von Umballah aufbrechen. Ein anderes Truppen = Corps sollte sich am 22sten nah. Vagput in Bewegung seßen und eine Abtheilung Gurkah's wird auf dem Ganges-Kanak nach Bulunds Sihur befördert. Außer- dem wird ein Cordon von Truppen der Kontingente von Gwalior, Bhurtpur und Puttiallah um Delhi gezogen, um den Meuterern den Abzug zu versperren. Die Nachrichten aus Cawnpur, Luknow und Allahabad find vollklommen zufriedenstellend. Dort und an anderen Orte haben die eingebornen Truppen Beweise ihrer vollkommenen Zuverlässigkeit gegeben. Andererseits zeigen“ sich auch die in Ab- hängigkeits-Verhältniß zu der Ostindischen Compagnie stehenden Sürsten derselben ganz ergeben, So hat der Maharavscha Sindia oon Owalior sofort nah dem Bekanntwerden des Aufstandes in Delhi sein ganzes Truppen-Kontingent dem Vice-Gouverneur von Agra zur Verfügung gestellt, und es ist dieses Anerbieten ange- nommen worden. An den Radscha von Dschind hatte der neuer- wählte König von Delhi eine Botschaft geschickt, um ihn zum Beistande gegen die Engländer aufzufordern, Der Radscha, der sich gerade auf der Parade befand, beantwortete die Aufforderung mit dem Befehl an seine Truppen, die Boten sofort niederzumachen, Der Radscha von Bhurtpur hat der englischen Regierung sein Regiment zur Verfügung gestellt und der Radscha von Puttiallah eine Anzahl aufgefangener Schreiben, welche zur Empörung aufforderten, an die englishen Behörden abgeliefert. Wie wenig der Aufstand auch im Uebrigen Anklang findet, geht unter Anderem daraus hervor, daß der größere Theil der in Mirut aus den Gefängnissen befreiten Strafgefangenen \{ bereits: freiwillig wieder zur Haft gestellt hat. Von hier (Bombay) sind das eben aus Persien zurückgekehrte 64ste und 78, Regiment europäischer Jnfanterie sofort nach Kalkutta und das 1, Füsilier - Regiment den Jndus hinauf abgeschickt worden. Auch die résidentscaft Madras liefert ihr Kontingent europäischer Truppen , und innerhalb Monatsfrist wird in solher Weise das

ein europäishes Infanterie - Regiment, |

crgpoile Truppencorys in Bengalen um. 10—12,000. Mann. ver- rft sein.

Der „„Mosfussilite““ giebt eine, indeß noch unvollstäudige-Namens- liste der in Mirut getödteten und verwundeten und. der von Delhi entkommenen Europäer. Unter den- Todten. finden sich: der Com- mandeur des 14, bengalischen Jnfanterie-Regiments, Oberst Finnis, drei Hauptleute, zwei Lieutenants, ein Fähndrih, ein Veterinair- Arzt, ein Unterrichts-Juspektor, ein Dragoner, drei Offiziersfrauen und. mehrere Kinderz unter den Verwundeten der Oberst-Lieutenant Hogge: von der Artillerie, ein Militair-Arzt und. vierzehn Soldaten. Von Delhi entkommen sind etwa 50 Personen, worunter der Brigadier Graves. ;

Nach telegraphishen Berichten aus. Hyderabad ist der Nizam dort am 16ten d, M. gestorben und der älteste Sohn des Verstor- benen am 417ten zu seinem Nachfolger ausgerufen worden. Die Stadt war vollkommen ruhig, man cheint indeß nicht ganz ohne Besorgniß vor Unruhe zu sein, da das Kontingent des Nizam aus=- \chließlich aus Muhamedanern besteht und man befürchten muß, daß dieselben in Aufregung gerathen, wenn sie die Proclamirung des Königs von Delhi erfahren, die von ihren Glaubensgenossen aus- gegangen ist.

Der Oberbefehlshaber der chinesischen Expedition, General=- Lieutenant Ashburnham, hat am 17ten d. M. die Reise von Bombay nach China fortgeseßt.

Hongkong, 12. Mai, Jn Canton herrscht große Theuerung. Die politische Lage hat sich nicht verändert. Die Chinesen hatten abermals ein britisches Dampfschiff in die Luft zu sprengen versucht.

Aus Hongkong, 9. Mai, wird der „Times‘/ gemeldet: „Es herrsht in China großer Nothstand in Folge des Mangels an Nah- rungsmitteln, Die Umgegend von Tutscho wird fortwährend. von Rebellen beunruhigt. Man fürchtet, daß der Handel dadurch erheb- lih leiden wird.“

Der „Sun“ enthält Des aus China: „Jn Canton hat sich die Lage nicht geändert, 7 Kanonenboote waren angelangt und weitere Verstärkungen wurden erwartet. Nach deren Ankunft \oll- ten die Operationen von Neuem beginnen.“

Darmstadt, Montag, 29. Juni, Abends. (Wolffs Tel, Bur.) Se, Majestät der Kaiser und Jhre Majestät die Kaiserin von Rußland nebs Gefolge sind heute Nachmittags 6 Uhr hier ein- getroffen.

Kunst und Wissenschaft.

Während in vielen Gegenden des süd- und mittelamerikanischen Kontinents die naturhistorischen, speziell“ auch die botanischen Studien bisher gewissermaßen im Kindesalter verblieben, wurden unter europäischem Einfluß auf einigen Punkten des nahen westindishen Archipels in eben diesen Zweigen hon nennenstoerthe Fortschritte gemacht. n den centrals amerikanischen Staaten findet man schwerlich irgend eine Sammlung, die eine Uebersicht tropisher Gewächse darbôte. Die Republik Neu-Granada besaß früher cinen botanischen Garten. Der berühmte Spanier Mutis batte einen solchen um die in Bogotà erbaute Sternwarte herum an- gelegt: dieser Garten is aber jeßt völlig zerftört. Jm ganzen granadinischen Lande dürfte man kaum mehr als ein paar Menschen finden, die fich ernstlich mit Botanik beschäftigt und sih etwa ein Herbarium angelegt haben. Ganz anders ficht es in dieser Beziehung auf der nahen britischen Hufe Jamaica aus. Jn Bath of St. Thomas the Apostle, auf der Ostseite dieser Jnsel , wird schon seit geraumer Zeit auf Kosten der Lokal-Regierung ein botanischer Gar- ten erhalten. Dieser Garten liegt etwa 500 Fuß über dem Meeresspiegel und steht unter der Aufficht eines speziellen Kurators , des Engländers Nath. Wilson, welchem viel Erfahrung und ungewöhnliche Liebe zur Sache nachgerúhmt werden. Wilson hat fich auch bereits in den gelehrten Kreisen Europas einen Namen erworben durch eine Sammlung von Bast- pflanzen (sibrous plants), welche er zur großen Ausstellung in Paris eïn- gesendet hatte und für welche er die Ausstellungs-Medaille erster Klasse empfing. Der seiner Fürsorge anvertraute Garten soll, wie Augenzeugen verfichern, einzig in seiner Art sein: eine Fülle der herrlihsten Pflanzen heißer Bone ist dort unter freiem Himmel auferzogen worden und zu der natürlichen Größe erwachsen. Es finden fich darunier zum Theil sehr seltene, nux dur sorgfältige Forshungen an Ort und Stelle bekannt gewordene Gewächse. (Pr. C.) :

Statistische Mittheilungen.

Dem von Herrn Thornton herausgegebenen indishen „Gazetteer® zufolge, welcher nah dem „Globe“ die neuesten authentischen statistischen Tabellen über Ostindien enthält, hatte die Stadt Delhi 137,977 Ein- wohner, und zwar 71,530 Hindus, 66,120 Mohamedaner und 327 Christen. Die ausgedehnten Vorstädte find in diesem Census nicht mit inbegriffen. Giner im Jahre 1847 vorgenommenen Volkszählung zufolge hatten dies solben 22,302 Einwohner. Die Gesammt - Bevölkerung, von Delhi mit Gal der Vorstädte würde fih demnach auf mehx als 160,000 Seelen

elaufen.

Ueber den Handel dex transkaukasischen Kroviutau Nußlands gewähren die Angaben der Zollämter felgende Aufschlüsse. Es beliefen si bezüglich in den 6 ‘zahren 1851 bis 1856 die europäischen.