1857 / 157 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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die in der Hauptstadt wohnen müssen, entscheidet über die Kon- flifte. Die Mitglieder erhalten Vergütungen, welche mit jedem Gehalte und jeder Pension fumulirt werden fönnen. Die Sigungen sind nicht öffentlich. So weit über die Organisation des neuen Staatsförpers, dessen Befugnisse die erwähnte Ordonnanz ebenfall3 regelt. Aus der Verordnung über das Reglement der Stände- Versammlung theile ich Jhnen folgende Bestimmungen mit. Der ordentlide Landtag findet im November statt und dauert vierzig Tage. Länger als auf drei Tage kann sich die Versamm- lung ohne Einwilligung der Regierung nicht vertagen , eine vier- zehntägige Vertagung erheischt die Gutheißung des Königs. Wer während eines ganzen oder während der Hälfte von zwet auf ein-

ander folgenden Landtagen abwesend bleibt, wird von der Versamm- | Das Büreau der Versamm- |

lung seines Mandats verlustig erklärt. ürea lung besteht aus einem Präsidenten, der vom König ernannt wird, und aus zwei Sekretairen, den jüngsten Mitgliedern der Versamm- lung. Jt der Präsident verhindert, oder bis er ernannt ist, prâ- fidirt das älteste Mitglied. Die Mitglieder reden stehend von 1h-

rem Plaße aus, und dürfen nur zwei Mal über dieselbe Frage | Die Regierung und ihre Kommissare müssen allezeit an- | Bei der Abstimmung können sih nur die Mitglie: ] l : Preußen einen Besuch ab.

sprechen. gehört werden. ) | der enthalten, ihr Votum abzugeben, welche erklären, daß fie oder ibre Verwandten bei der Frage interess länglich über dieselbe aufgeklärt sind. Die Geseßvorschläge werden in den drei Sektionen, worin sih die Kammer theilt, vorher un- tersucht und dann einer Central - Sektion zur Berichterstattung iberwiesen. Die Beziehungen der Versammlung zum König, zum Staatsrathe oder zu sonstigen Behörden finden nur durch Vermittelung des Regierungs - Präsidenten statt, Der Komg er nennt den Greffier der Versammlung und bestimmt dessen Gehalt; die anderen Beamten wählt das Büreau. Das Büreau sorgt, daß ein Bericht über die Verhandlungen veröffentliht werde, aus dem alle rein persönlichen Fragen und Alles, was gegen die Ordnung verstößt, weg bleibt. Die Veröffentlichung dieses Berichtes durch die Vresse giebt zu keiner gerichtlichen Einwirkung Veranlassung.

Mer andern Berichte bekannt macht, ist dafür verantwortlich und

Eben so ist slrafbar,

verfällt den Bestimmungen des Preßgesehzes. Fúr 1857 kann

wer über geheime Sißungen etwas veröffentlicht.

der Landtag vor dem Monat November einberufen werden. (Köln. Ztg.) IVürttemberg. Wildbad, 2, Juli, Heute Nachmittag famen Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von

Rußland hier an. (W,. St.,) Baiíiera. Kissingen, 2. Juli,

Max und Königin Marie hier eingetroffen. Hesterreich. Teplih, 3, Juli,

Heute Abend sind Köuig (B, Bl.)

Aufenthaltes hierselbst die verschiedenen Hospitäler besucht und durch milden Zuspruch und tröstende Worte die Leiden der amen Kran-

helfen gesucht. Jn dem preußishen Militair-Lazareth hatte na- mentlich der Grenadier Hoffmann vom Kaiser Alexauder-Regiment sich in dieser Weise der Allerhöchsten Theilnahme zu erfreuen, leider aber konnte Jhre Majestät die Königin dem s{chwer Geprüften da- durch nur die lezten Tage und Augenblicke seines Lebens erleichtern z; er starb am 30. v. M, und wurde gestern auf dem städtischen Bottesacker beerdigt.

Niederlande. Amsterdam, 4. Juli, Die Zweite Kam- mer ter Generalstaaten hat gestern die ersten aht Paragraphen des Unterrichtsgeseßes angenommen.

Großbritannien und Jrland. London, 3. Juli. Als ein Hauptübelstand in der Organisation des indishen Heeres wird vielfach hervorgehoben, daß die Zahl der in demselben dienenden Europäer im Vergleich zu der Zahl der Eingebornen zu gering sei. Ein anscheinend mit den Verhältnissen Jndiens vertrautes Parla- ment8mitglied macht in der „Times“ den Vorschlag, die Rekrutirung der Eingeborenen so lange einzustellen, bis die Zahl der eingebo- renen Truppen von 250,000 ihrer jeßigen Stärke auf 80,000 Mann herabgesunken sei, die europäischen Truppen hinge- gen bis auf 80,000 Mann zu vermehren. Dann werde das rich- tige Verhältniß hergestellt sein.

Viscount Palmerston ist gestern wieder von Manchester aus in London eingetroffen.

“Ju der gestrigen Oberhaus-Sißung wurde der Antrag auf weite Lesung der Bill Lord Redesdales, welche den Zweck hat, die iederverheirathung von Personen, die sih des Ehebruchs schuldig ge- macht haben und in Folge davon geschieden worden sind, auf einen bloßen

Civil Kontrakt zu beshränfen (Adulterers' Marriages Bill) wird mit 62 gegen 23 Stimmen verworfen, Die Sundzoll-Bill wurde zum zweiten Male verlesen.

__ Jun der Unterhaus-Sißung wurde ein Antrag Locke Kings, die Königin in einer Adresse um Auflôsung der zur Prüfung der Sta- tufar - Be cngebang ernannten Kommission zu ersuchen, verworfen. Jm Subsidien -Komité wurden 46,400 Pfd. für das britische Museum und 23,165 Pfd. für die National-Gallerie bewilligt.

4. Juli. Der König der Belgier, die Prinzessin Char-

irt, oder daß sie uicht hin- |

Ihre Majestät die Kö- | nigin von Preußen hat auch während Jhres diesjährigen |

lotte von Belgien und der Graf von Flandern kamen gestern Nach- mittags furz nah 1 Uhr in Buckingham Palace zu einem Besuche bei der Königin Viktoria an. Der König ward am Donnerstag Abends bei seiner Ankunft in Dover von Lord Byron, Kammerherrn der Königin, und dem Kapitän De Ros, Stallmeister des Prinzen Albert, empfangen. Der Prinz selbst, begleitet von dem Prinzen Friedrih Wilhelm von Preußen, erwartete seinen hohen Verwandten am Bricklayers - Arms -Bahnhof zu London und gab ihm von dort das Geleit nah dem Palaste. Gestern Nachmit- tags war Cour in Bueingham Palace. Der Herzog und die Herzogin von Montpensier wurden der Königin vorgestellt. Jhre Königlichen Hoheiten waren von Herrn von Comyn, dem spa- nischen Geschäftsträger, begleitet. Se. Hoheit der Prinz von Ho- henzollern-Sigmaringen hatte eine Audienz bei der Königin, Der Prinz ward durch den Earl von Clarendon vorgestellt. Jn feiner Begleitung befand si der preußische Gesandte, Graf von Bernstorff. Jn der nächsten Umgebung ihrer Mäjestät befanden, sich während des Empfanges bei Hofe der Prinz-Gemahl und der Staats-Se- cretair des Auswärtigen, Earl von Clarendon. Der Herzog und die Herzogin von Montpensier statteten geïtern dem Könige der Belgier und der Herzog dem Prinzen Friedrih Wilhelm von Der auf Kosten der Lady Franklin zu einer neuen Nordpolfahrt ausgerüstete Schrauben-Dampfer Fox ist am Mittwoch von Aberdeen aus nach den arktischen Gewässern abgegangen.

Jn der gesiriyen Oberhaus-Sißung erflärte Earl Granville,

| als Äntwort auf eine Frage des Earl von Ellenborough, die neulich

von den Direktoren der ostindischen Gesellschaft angekündigte Herabseßung des Wechselkourses für Jndien sei nichts weiter, als eine gewöhnliche Handelsoperation. Außerdem bemerkte er, die dem General-Gouverneur zu Gebote stehenden Geldmittel seien den Anforderungen der Lage ent-

| sprechend. Auf eine Frage Lord Brougham's erwiderte der Lord-

anzler, die Frage der Uebertragung von Liegenschaften werde in der Zeit zwischen dieser und der nächsten Session seine ernste Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Die auf unzüchtige Veröffentlichungen bezügliche Vill Lord Campbell's ging durchs Komitké,

Jn der Unterhaus-Sißung fragte T. Baring, ob -die Negie- rung Srhritte gethan habe, um die Auswanderunz nach Britisch-Guhyana

| zu erleichtern, und wies darauf hin, wie wichtig es sei, freie Arbeiter in

jene Kolonie zu bringen, welche ein ungeßeures Feld für die Kultivation aller tropischen Produfte biete. Der Kolonial-Minister, Herr Labouchere, räumt ein, daß die Frage eine sehr wichtige sei, und erklärte, er habe vlles, was in seinen Kräften stehe, gethan, um die Einwanderung freier

| Arbeiter nah Guyana und den westindischen Koloniecn zu befördern.

Lord Palmerston beantragte folgende Nesolution: Jn allen Fällen, wo der Siß eines Abgeordneten im Parlamente wegen Bestechung oder Traktirens aon einem Wahlausschusse für erledigt erflärt worden ist, darf kein Antrag auf Ausschreibung einer Neuwahl gestellt werden, ohne daß derselbe sieben Tage vorher angekündigt wird.“ Disraeli bezeichnete diese Nesolution als verfassungswidrig uad schlug vor, eine Suspension der Wahl - Aus- schreibung nur dann eintreten zu lassen, wenn der Wahl - Ausschuß,

| welcher den Abgeordneten seines Sitzes verlustig erklärt habe, selbst sich ken zu lindern und durch so manche Geldspende der Noth abzu- I De J ertlárt habe, jebst Nic

für eine solche Suspension ausspreche. T. Duncombe und Sir G. Grey sprachen gegen diesen Verbesserungs-Vorschlag, und leßterer rieth, die Worte „sieben Tage“ fortzulasscn. Lord Palmerston zog schließlich den Antrag zurü, mit dem Vorbehalt, ihn am nächsten Montag zu er- neuern. Jm Subsidien-Comité wurden hierauf die noch rückständigen Posi- tionen des Civildienstes besprochen und 224,000 L. für Sicherheitshäfen, sowie 125,089 L. für Konsulate bewilligt. A. Kin gla ke erinnerte an die gegenwär- tige Lage der in jenen Theilen der Krim, welche während des russischen Krieges von den Verbündeten bescht waren, lebenden Tataren und fragt, wann und an welchen Orten England iu Gemäßheit von Artikel 12 des pariser Vertrages Konsuln ernennen werde. Lord Palmerston entzegneke, Lord Clarendon sei damit beschäftigt, Konsulate in gewissen Häfen des Schwarzen Meeres zu errichten. Was die Tataren angehe, so habe eine große Anzahl tatarischer Familien, die auf Seiten der Verbündeten ge- standen und ihnen Dienste geleistet, darum gebeten, auf türkisches Gebiet geschafft zu werden, da sie den Bedingungen des pariser Vertrages nicht recht geiraut hätten. Dieselben hätten sih es seien im Ganzen etwa 10,000 Seelen im Norden der Bulgarei angesiedelt, wo man ihnen Ländereien angewiesen habe und ihnen auch sonst in jeder Be- ziehung behülflih gewesen sei. Er habe Grund zu der An- nahme, daß diese Leute mit ihrem Loose zufrieden **seien.

Frankreich. Paris, 3. Juli, Ju Kurzem wird im Staatsrathe die Berathung über den DekretS8entwurf wegen voll- ständiger Handelsfreiheit mit Gegenständen des Meßgergewerhbes stattfinden. Daß diese Maßregel, die bisher in der Verwaltung selbst lebhaften Widerspruch gefunden hat, jeßt endlich doch durch- dringen werde, wird kaum mehr bezweifelt, Dex Marine-Mini- ster hat vom Admiral Nigault de Genouilly Depeschen aus der Tafelbai, 23. April, erhalten, worin derselbe meldet, daß er bis zum 25, Juni nach Manila zu gelangen und dort mit Admiral Guerin zusammen zu treffen hoffe. Auch hier in Paris is der Protest der Türkei gegen die Beseßung der Jnsel Perim durch die Briten aufgefallen, und man erinnert daran, daß schon im Jahre 1799 englische Schiffe sih dieser Jnsel bemächtigten, dieselbe jedoch bald wieder räumten. Der „Moniteur de l'Armee““ enthält einen Be- richt des Divisionsgenerals C. de Montauban, Befehls8haber8der Pro- vinz Oran, an den General-Gouverneur von Algerien, worin die Ope-

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rationen geschildert werden, die im Westen und Süden der französischen Besizungen in Folge der Expedition O lien nôthig wurden. Son seit längerer Zeit, berichtet der Befehlshaber der Provinz Oran, herrschte an der Westgrenze eine gewisse Gährung, die zu- nahm, als die Unruhestifter den Abmarsch der Truppen nah Ka- bylien hörten, Jm Norden und im Tell konnte man durh Ver- theilung einer binreichenden Anzahl von Jufanterie und Reiterei die Ruhe zu erhalten hoffen, im Süden dagegen erheishten kecke Erhebungen energischere Mittel. So hatte zu Anfang Aprils eine sehr beträchtlicbe Anzahl marokkanischer Nomaden von den Zegdus, denen sich ein Theil der von Sidi-Schikr-ben-Taieb aufgewiegelteñ Maia angeschlossen, vom Norden des Schott-Gharbi auf die Uled- el-Nahr geworfen und denselben auf französiscem Gebiete 3000 Schafe, 25 Kameele, 26 Zelte und sonstige Habe abgenommen. Ein ähnlicher Handstreich , der jedoch mißlang, war gegen die den Franzosen unterwürfigen Hamyanes gerichtet. Die Furcht war so groß, daß die Nomaden sich bis n die Subdivision Mascara flüch- teten, Der Feldzug, den die Franzosen gegen diese Bewegung richteten, war am 25. Mai beendet.

4. Juli. Wie der heutige „Moniteur“ meldet, fand gestern

die Unterzeichnung der Uebereinkunft statt, welche den Dienst der |

zwiscben Franfkfreih und Rheinbayern fahrenden Eisenbahnzüge re- gelt, Außerdem wurden die Natifikationen des den Bau der Luxemburg - Thionviller Bahn betreffenden Vertrages ausgetauscht. Kraft dieses Vertrages muß die in Rede stehende Bahnstrecke bin- nen zwei Jahren fertig sein. Der „Moniteur“ meldet, daß Graf Morny vor seiner Rückkehr nach Paris erst nach Plombières ge- gangen, wo er am 1, Juli eingetroffen sei. Erst am 3, Abends

wurde er in Paris erwartet. Lord Cowley ift wieder in Paris | eingetroffen. Vorgestern ist Baron Feuillet de Conches, Cere- | monienmeister und Einführer der Gesandten, nach Petersburg ab- | Derselbe ist Ueberbringer der Ratifikationen des Handels- | vertrages zwischen Frankreich und Rußland. Daß das Lager bei Cha- lons ein bleibendes Militair-Etablissement werden soll, beweist der Um- | stand, daß der Grund und Boden von Staats wegen gekauft wurde. | Das Lager, welches dur eine Eisenbahn mit der Stadt verbunden | wird, liegt 12 Kilometres. östlicb von Chalons und bildet einen |

gereist.

Theil der berühmten katalgunischen Felder, wo Attila aufs Haupt geschlagen wurde. Das ganze Parallelogramm wird weder von einem Gehölze, noch Hügel, noch Bache unterbrochen, nur im Sü- den erhebt si eine kleine Höhe, auf welcber die kaiserliche Flagge aufgpeflanzt werden soll, und von wo der Kaiser alle Truppen-Be- wegungen beobachten kann. Nicht weit davon liegt auf der Süd- seite das sogenannte Attilasche Lager, eine rômische Verschanzuug.

Sämmtliche Ortschaften in der Umgegend sind sehr unbedeutend, | nur Suippe hat 2000 Einwohner. Die französiscbe Polizei hat |

auf der Grenze ein Waffendepot, das nach Nizza geschafft werden sollte, entdeckt und mit Beschlag belegt. Die Garde-Zuaven, welche bis jekt

Jnfanteriegewehre hatten, wurden, wie die Jäger, mit Minié-Büchsen | sich oh1 j : | unglücklichen Sergeanten, der im Fort Diamante befehligte. Ein

und Vatagans bewaffnet. : Der Dichter Beranger is heute Morgens in seinem 79. Lebensjahre gestorben. 5. Juli. Der „heutige Moniteur“ bringt die Ernennung

des Herrn Frémy zum Direktor des Grund-Kredits, sowie die der | gi i tôdtet.“ | tazzi noch keine Auskunft geben, | aus verschiedenen Ländern unter denselben befänden und auch | einge Genueser. Einem turiner Schreiben der „„Patrie“ zufolge | hat außer in Livorno auch noch ein Aufstandsversuch in der No-

Herren Langlais, Bravoux und Chasseriaux zu Staatsräthen.

Endlich bringt das amtliche Blatt mehrere Berichte bon Marschall Randon , worin gemeldet wird, daß die Operationen 1n Kabylien einen guten Fortgang nehmen. Wi

Spanien. Madrid, 29, Jun. Der Graf von Luzena beschloß, wie die Espana meldet, mit eingen seiner politischen Freunde ins Ausland zu gehen. Man macht viele Kommentare iber diese Neise. Sogleich nah der Votirung der Reform und dem Eintritte dexr Granden von Spanien in den Senat, die, wie der Marquis von Perales, die Herzoge von Jamames und Villa- Hermosa, der Graf von Zolina, der Marqis von Villa - Franca, der Herzog von Alba u. A. noch nicht in der hohen Kammer sind, wird die Königin mehrere Deputirte und andere Personen, welche den Bedingnissen genügen, zu Senatoren auf Lebenszeit ernennen, Die „Gaceta“ theilt mit, daß die permanente Deputation der Granden von Spanien, sowie das Korps der madrider Hidalgo's, Glück- wunsch-Adressen an die Königin richteten.

Aus Madrid, 2. Juli, wird telegraphisch gemeldet: „Der

Preß-Gesehentwurf wird morgen eingerichtet werden, Die Corlkes werden vom 4. Juli bis 10. Oktober verlängert werden. Der Senat hat die Verfassungs-Reform genehmigt. Eine Erhebung in der Carolina (Sierra Morena) wurde unterdrückt.“ Italien. Man schreibt aus Paris 3. Juli: „Alle heute hier eingetroffenen Depeschen melden die Unterdrückung der ver- schiedenen italienischen Aufstandsversuche. Diese Angelegenheiten selbst sind aber nah wie vor in Dunkel gehüllt. Ueber die Ereig- nisse von Genua selbst hat man heute einige nähere Einzelheiten. Es scheint, daß die Jusurgenten sich der Forts Sperone und Dia- mante bemächtigen wollten, Die Angreifer, deren Zahl nur sehr gering war das Fort Diamante wurde nur von 12 Mann an- gegriffen waren mit Pistolen und Karabinern bewaffnet. Die

| dem tie Ruhe in Livorno nicht mehr gestört worden.

Verschworenen hatten 25 Kilometres von ¡Genua die Drähte des Telegraphen durchshnitten, wodurch eine Verspätung in den Kom- munifationen zwischen Turin und Genua verursacht wurde. Die Be- hörden haben viele Verhaftungen in Genua und Umgegend vornehmen lassen. (Eine Depesche aus Marseille spricht von 200.) Ungefähr 50Per- sonen befanden sich in den Händen der Gerichts-Behörden. Man hat ziemli bedeutende Waffen- und Munitions-Niederlagen saisirt Bei einem der Verschworenen fand man eine beträchtliche Anzahl Granaten. Genua is ruhig. j

Der „Corr, Merc.‘“ meldet aus Genua vom 30. v. M:.: "Dn ver- flossener Nacht und heute früh sequestrirten Sicherheits - Organe einige &linten, besonders Pistolen, Stilette, Pulver und Patronen in ziemlicher Menge an verschiedenen Orlen. Verschiedene Verhaf- tungen erfolgten Nachts und Morgens. “Seit gestern werden einige Punkte der Stadt ungewöhnlich überwacht, von zahlreichen Carabinieren und Wachen; die Truppen waren konsignirt. Man \spriht von Gruppen, die sich gegen Mitternacht im westlichen Stadttheile bildeten, jedoch sich zerstreuten und ihre Waffen weg-

| warfen, die von den Agenten der öffentlichen Gewalt aufgelesen

wurden.“

Eine Korrespondenz des „Courier de Paris“ aus Neapel vom 30. Juni spricht von militärischen Vorbereitungen, Jhr zu- folge wurden am 28. Juni in Folge eines telegraphischen Befehls aus Gaeta die Fregatten Nuggiero und Veloce in Vertheidigungs-

| zustand geseßt und gingen noch am nämlichen Tage nah Gaeta

ab, um dort die Befehle des Königs zu erhalten. Zwei andere Fregatten, der Roberto und der Viscardo, wurden ebenfalls in Kriegszustand geseßt, Wie der „Courier“ versichert, sollten diese Schiffe, fo wie noch einige andere, ebenfalls nach Gaeta abgehen,

- Auf eine Jnterpellation, die Herr von Revel in der Sizung der piemontesischen Deputirtenkammer vom 1. Zuli an das Ministerium über die Ereignisse von Genua richtete, gab der Minister RNatazzi folgende Auskunft: „Die Behörde hatte bereits seit einigen Tagen Nachricht von den revolutionairen Umtrieben in Genua, Man war benachrichtigt worden, daß die Bewegung in der Nacht vom 29. auf den 30, ausbrechen sollte. Die Polizei war deshalb auf ihrer Hut, und ein Theil der Truppen war fonsignirt. Man warteie bis Mitternacht. üm diese Zeit erfuhr inan, daß der Telegräpy

| zwischen Genua und Turin durchshnitten worden sei. Die Nachricht be-

E

stätigte den Verdacht, weiwen man hatte, uns sofort erhielten ©ic Truppen Befehl, auszurücken, um die Stadt zu rekognosziren. Man begegnete mehreren Gruppen, schritt zu Verhaftungen, und fand bei allen Verhafteten Waffen. Während sich dieses in der Stadt ereignete, wurde nach dem Fort Sperone cin Bataillon Jn- fanterie gesandt, und man fand dasselbe von bewaffneten Männern bedroht, die verhaftet wurden. Man nahm ferner in der Nacht und am folgenden Tage Haussuchungen vor und entdete beträcht- liche Waffen- und Munitionsvorräthe. Alles dieses ereignete sich ohne Blutvergießen. Zu beklagen is nur der Tod des

Haufe von ungefähr 50 Männern begab sich gegen 9 lhr Abends

Sein Tod erregt allgemein tiefe Trauer. | nach diesem Fort und bemächtigte sih desselben, indem er die fleine

Garnison in ihrer Wachtstube umshloß. Der Sergeant, der eini- gen Widerstand leisten wollte wurde dur einen Pistolenshuß ge- Ueber die soziale Stellung der Verhafteten wollte Ra- (r sagte nur, daß fich Jtaliener

magna stattgefunden, Der Constitutionnel“ spriht auch von iener Bewegung in Carrara. : u. Die „Oesterreichishe Correspondenz“ vom 3, Juli schreibt: Die K. K. Regierung war seit einigen Tagen unterrichtet, daß Tie revolutionaire Partei auf mehren Punkten Mittel- und Unteritaliens Aufstand und Empörung anzuzetteln beabsichtige. Am Abend des 30, Juni fand ein Aufstandêversuch in Livorno statt. Der Pöbel

griff die Gendarmerie anz drei Gendarmen wurden mit Siilet-

stihen ermordet, Die bewaffnete Macht mußte auf die Meuterer feuern z 13 Personen wurden getödtet, Die Zahl der Verwundeten

C

ist unbefannt. Na Berichten aus Florenz von gestern war seit-

Gleichzeitig wird aus Neapel vom 1, Juli gemeldet (wie {on in Nr. 155 d. Bl, telegraphisch mitgetheilt wurde): Ein Schiff (,„Pyroëcaph“) mit piemontesisher Flagge am Hauptmast und der rothenam Nebenmaße warf am 27, Juni unter dem Vorwande erlittener Beschädigungen, Anker

im Hafen der Insel Ponza. Ein Haufen Aufwiegler verließ alébaid | das Schiff, warf sich unter dem Ruf: „Es lebe die Repudlik““ auf " die aus weniger Mannschaft bestehende Hafenwache und todtere den

| wahhabenden Offizier. n sene ve n: " den Meuterern , raubten und zündeten die Häuser an. In der

Nach Ponza Verwiesene verbanden S m:

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Nacht führte der „Pyroscaph““ diese Bande nach Sapri in Calabrieu, von wo sie in das Junere der Provinz einzudringen versuchte,

| Alsbald wurden mehrere königliche Fregatien mit Truppen adgtw sendet, | brien verfolgt,

Das Rebellen\shiff} ist genommen, die Empörer nad Tala-