1857 / 222 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1824

Den 5. September. : ‘Weiß, überzähliger Jntendantur-Secretair bei der Jntendantur des V. Armee -Corps, zum etatsmäßigen Jutendantur - Secretair ernannt.

Bandmann, iant - Amts - Assistent in Neisse, als Depot - Magazin-

Verwalter nach Neustadt. O.-S., Burow, Proviant - Amts - Assistent in

Breslau, nah Neisse verseßt.

Nichtamtliches.

- Preußen. Berlin, 19. September, Se. Majestät der König begaben Sich gestern Morgen 9 Uhr zu Wagen nach dem Kreuzberge und bestiegen daselbst nebst den hohen fürstlichen Gästen, Zhren Königlichen Hoheiten dem Kurfürsten von Hessen, dem Prinzen Friedrich der Niederlande, Sr. Hoheit dem Herzoge von Nassau 2c., die bereitstehenden Pferde und wohnten den dort stattfindenden Kavallerie-Exercitien bei; wie auch Jhre Majestät ‘die Königin und Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen denselben zu Wagen folgten. Nach Beendigung derselben kehrten Jhre Königliche Majestäten nah Charlottenburg zurück, wo Seine Majestät mit dem Minister-Präsidenten und dem Geheimen Ober- Bau-Rath Stüler arbeiteten. Um 3 Uhr fand bei Jhren König- lien Majestäten das Diner statt, an dem Jhre Königlichen Hoheiten der Kurfürst von Hessen, Prinz und Prinzessin Friedrich der Niederlande, Seine Hoheit der Herzog von Nassau, Höchst- welche heute von hier abreisen werden, wie auch Seine Königliche Hoheit Prinz von Preußen und mehrere fremdherrliche Offiziere theilnahmen.

Danzig, 17. September. Gestern früh traf Sr. Majestät Transportscchiff „Merkur“ auf der Danziger Rhede ein, Dasselbe wird zunächst noch eine Schießübung mit seinen Geschüken , deren es 12 führt, bei Oxhöft abhalten und dann außer Dienst gestellt werden.

Hessen. Kassel, 17. September. Die weiteren Vor- bereitungen zu den kürzlih ausgeschriebenen Wahlen für den nächsten Landtag werden mit Eifer betrieben. Bereits sind die Wahlkommissionen für die verschiedenen Wahlkreise bestellt und ist denselben thunlichste Beschleunigung bei Ansezung der Wahltermine besonders zur Pflicht gemacht. Gleichzeitig ist man, dem Vernel)- men na, in den Ministerien mit den Vorarbeiten zu dem Budget pro 1858—60 beschäftigt, um dessen Vorlage bei dem im November Zusammentretenden Landtag zeitig bewirken zu können. (Fr. J.)

Frankreich. Paris, 17. September. Die Kaiserin wird nicht mit nah Stuttgart gehen. Die Sache gilt jeßt einigermaßen für officiel. Des Kaisers Reise nah Stuttgart wird dem Ver- nehmen nach genau mit demselben Ceremoniel erfolgen, wie die osborner Neise,

18. September, Der heutige „Moniteur“ meldet, der Herzog von Cambridge und Lord Cardigan seien gestern im Lager hei Chalons eingetroffen, der Herzog fei enthusiastisch begrüßt wor- den und werde einige Tage im Lager verweilen.

Das offizielle Blatt enthält ein kaiserlihes Decret, welches den Verkauf von Nachdrücken in Hamburg erschienener literarischer Werke vom 1. October d. J. ab verbietet.

Spanien. Madrid, 12. September. Man liest in der Espana“: „Vorgestern traf zu Madrid offiziell die Bestätigung der Nachricht ein, daß Diram Bey, Direktor der Turban - Fabrik zu Konstantinopel, vom Sultan zu dessen Repräsentanten am spaniscben Hofe ernannt wurde. Der Zweck dieser diplomatischen Mission ist, die zwischen beiden Ländern bestehenden Beziehungen zu fichern. Diram Bey wird ein (Pes Gefolbe haben, darunter zwei franzöôsishe Secretäre als Dolmetscher." Die „Gaceta“ berichtet aus Sevilla, 10. September: „Am Dienstag fand die zweite Probefahrt auf der Eisenbahu von Sevilla nah Cordova statt. Eine Lokomotive mit zehn Waggons. befuhr die Linie unter dem Andrange einer ungeheuren Menschenmenge.“

Aus Madrid, 16. September, wird telegraphisch gemeldet, daß die „Hojas Autografas“ von diesem Tage versichern, Concha werde General-Gouverneur von Cuha bleiben. Die Cortes wür- den alsbald einberufen werden, und das Kabinet Narvaez erfreue ch des. vollen Vertrauens der Königin. Die Kabinets - Krisis wäre demnach vorüber.

Griechenland, Aus Athen, 11. September, wird berichtet, daß das Räuberwesen in Macedonien noch immer in Blüthe steht. Die griechischen Blätter sind voll heftiger Angriffe auf die eng- ned its wegen der ijonishen Juseln und der Befestigungen

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Türkei. Aus Marseille, 17. September, wird telegraphisch emeldet: „Der Postdampfer ist aus Konstantinopel mit riefen vom Îten eingetrossen. An diesem Tage war auf tele-

graphishem Wege daselbst die Nachricht eingetroffen, daß der Fürst Danilo von Montenegro von seinen Brüdern ermordet

wo

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worden sei, die denTod seines in Konstantinopel exmordeten Neffen rächen wollten. : Konstantinopel, 12. September. Statt des entlassenen Großnieisters der Artillerie Fethi Achmet ist -Vassiv Pascha und statt des Lehteren Selim Pascha zum Ober - Kommandanten der faiserlihen Garde ernannt worden. Als General - Statthalter in Bagdad wird der Serdar Omer Pascha bezeihnet. Thouvenel und Boutenieff maten dem Sultan ihre Aufwartung, welcher seine Zufriedenheit über die Wiederherstellung der diplomatischen Relationen ausdrückte, Herats Räumung scheint. vorerst noch

der Bestätigung zu bedürfen. Sir Murray ist jeßt im guten Ein- vernehmen mit der persischen Regierung.

Aus Triest, 17. September, wird telegraphirt : Der Vicekönig von Aegypten hat eine Truppen - Aushebung von 10,000 Mann ausgeschrieben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. Sep- tember. Heute baben auch der Priester - und der Bürgerstand die Königliche Proposition in Betreff der Ernennung des Kronprinzen zum Regenten an den Verfassungs-Ausschuß übersandt.

Christiania, 15. September: Zum Eintritt in die Ju- terimsregierung Schwedens und Norwegens sind außer den Mèit- gliedern der norwegischen Staatsraths - Abtheilung in Stockholm, nämli dem Staats - Minister Due und den Staatsräthen Bloch und Manthey, noch folgende Norweger bestimmt und nach Stoc- holm beordert: die Staatsräthe Vogt, Meöinichen und Hagerup, der frühere Staatsrath Stang, Bischof Arup, General - Major Garben und der bisherige Minister-Resident in London, Sibbern, lektere vier als beigeordnete Staatsräthe. Die norwegische Re- gierung hierselbst wird während dessen bestehen aus: Staatsrath Petersen (Marine), Niddervold (Kultus), Bretteville (Juneres), Lange (Finanzen), so wie als beigeordneten Staatsräthen: Amt- mann Thomle (Justiz), Oberst Wergeland (Krieg) und General- Auditeur Diricks (als Chef des Nevisions§-Departements).

Dáuemark. Kopenhagen, 17. September. Wie „Dag- bladet“ in Erfahrung gebracht, haben die Barone Scbeel - Plessen und Vlome, so wie der Kaufmann Th. Neincke aus Altona, dem Ministerium für die innern Angelegenheiten der Gesammtmonarchie ihren Austritt aus dem Neichsrathe angezeigt.

Asien. Bombay, 15. August. Die hier über Lahore eingetroffenen offiziellen Nachrichten aus dem Lager vor Delhi reichen bis zum 27. Zuli, Abends. Sie melden nur den Fort- gang der Velagerung und geben einige Details über die drei Aus- fälle, welche die Belagerten seit den leßten Berichten unternommen haben. Der erste fand am 14. Juli statt und kostete den Englän- dern, da sie in dem Eifer der Verfolgung des fliehenden Feindes in den Bereich des Kartätschen- und Musfetenfeuers von den Wäl- len geriethen, 171 Mann an Todten und Verwundeten, unter welchen Letzteren der Brigadier Chamberlain, der eine Wunde im Arm erhielt. Am 18. Juli fielen die Meuterer von Neuem aus, wurden ober mit leichter Mühe zurückgetrieben. Am 23. Juli erfolgte wieder ein mit größerem Nachdruck unternommener Ausfall: die Meuterer führten bei dieser Gelegenheit Geschüß mit sich und suchken sich unter dem Schuß des Feuers aus dem schweren Geschüß auf den Wällen der britischen Position bei der mehrerwähnten Metcalfe-Batterie zu be- mächtigen. Sie wurden indeß von einer Truppenabtheilung unker dem Brigadier Showers in die Flanke genommen und schnell in die Flucht geschlagen, wobei es ihnen nur mit Mühe gelang, ihr Geschüß zurückzubringen. Seitdem haben die Belagerten nichts weiter unternommen. Nach den leßten Berichten aus dem Lager war die Regenzeit eingetreten, wodurch den europäischen, von dem Sonnenbrande ershöpften Truppen eine große Erleichterung ge- währt wird. Der Regenguß pflegt in der Gegend von Delhi nicht sehr stark zu sein. (— Der Verlust der Engländer hat nichk, wie früher angegeben, in den drei lebten Ausfällen, sondern mit Hinzurehnung des schon mit der vorigen Post berichteten sehr mörderischen Gefechts vom 9. Juli, nach ciner amtlichen An- gabe im „Globe“, 500 Mann an Todten und Verwundeten be- tragen. —)

Die Meuterer von S ealcote, welche, wie schon mit der lekten Post berichtet worden, auf einer Fahrt in dem Flusse Navi von den Truppen des Brigadiers Nicholson umzingelt waren, sind von demselben am 16. Juli völlig bewältigt und entweder zusam- mengeschossen oder in den Fluß getrieben worden. Einige Hundert Maraudeure, welcbe si im Pendschab umhertrieben, sind von den Dorfbewohnern - eingebraht worden. Jm Pendschab hat kein weiterer Aufstand stattgehabt (außer in Mian Mir, wo das 26îte bengalische Jufanterie-Negiment seinen Commandeur, Major Spencer, ermordet hat) “und der ganze Landstrich nordwärts und westwärls von Delhi hält si" meistentheils ruhig, wozu die mobile Kolonne des Generals van Cortlgudt das Jhrige beiträgt.

Agra ist seit der Affaire vom 5. Juli, wo bekanntlich die Engländer einen ‘mit großem Verlust verknüpften Ausfall machten,

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unbelästigt geblieben, aber alle Christen halten sich noch immer im Fort auf, welches auf 6 Monate vexproviantirt ist, (S. die nach- träglich eingetroffenen, auf Agra bezüglichen, einander widersprechenden Mittheilungen in Nr. 2214- d. Bl.) i

Jui Cawnpore, welch{es , wie {hon mit der leyten Post bes richtef, ani 17. Juli von General Havelock wieder beseßt worden ist, haben, nack jegt eingegangenen unzweifelhaften Berichten, wirk- li fast álle dort befindli gewesenen Europäer den Tod gefunden. Der Urheber der dort verübten Niedermeßelungen, Nena Sahib, ist entflohen uud sein Fort Bithur dem Erdboden gleihgemacht. Einem unbestätigten Gerüchte zufolge soll er sich mit seiner ganzen Familie im Ganges ersäuft haben. General Havelock sehte nach der Zerstörung Bithurs, mit Hinterlassung des Brigade - Generals Neill in Cawnpore, über den Ganges’, stieß am 29sten auf der Straße nach Lucnow auf den 10,000 Mann starken Feind, {lug ihn in die Fluht und nahm ihm 15 Geschüge ab. Er wollte am folgenden Tage in Lucknow sein (— nach neueren Berichten soll er bekanntlich nah Cawnpore zurügekehrt sein —). Die Garnison von Lucfuow hält unter ihrem neuen Be- fehlshaber, Major Banks, kräftig aus. Jndeß wird nach dem Entsaße der Festung sowohl Lucknow wie ganz Auhd geräumt wer- den und die Besaßung mit General Havelock vereint nah Delhi vorrücken. General Havelock wird auch dur die von Kalkutta heranziehenden Detachements schnell verstärkt werden. Mittlerweile aber ist es in seinem Rücken keineswegs ruhig geblieden. Jn Dinapore haben si die anscheinend durhaus loyalen Tten, 8ten und 40ften bengalischen Jufanterie-Regimenter empórt; ste machten den Versuch, über den Soane-Fluß zu seßen, wurden aber, da ibnen dies nit gelang, in einen Winkcl zusammengedrängt, von dem General Lloyd mit dem 10ten königl. Jnfanterie-Regiment an- gegriffen und verloren 800 Mann an Todten. Man fürchtet, daß die Revolte si durch diésen Vorfall noch weiter ostwärts aus- dehnen und insbesondere die stets unruhige muhamedanische Stadt Patna berühren wird. Von der Gesammtzahl der 74 bengalischen Jnfanterie-Regimenter befinden sid jeßt nur noch ungefähr fieben nicht in offenem Aufstande, und eins derselben, das 31ste, hat seine Loyalität sogar so weit bewährt, daß es das meuterische 42ste Jn- fanterie-Regiment aus Saugor verjagte und jeßt in Gemeinschaft mit einem kleinen treugebliebenen Theile des 42sten Regiments und mit dem Zten irregulairen Kavallerie-Reginent gegen die Boondela- Häuptlinge operirt, welche die Gelegenheit ergriffen hatten, sich für unabhängig zu erklären und zu plündern.

Die Truppen - Verstärkungen von Außen treffen jeßt fortwäh- rend cin. Aus Birma is am 24. Juli eine Abtheilung des 29sten Königlichen Jnfanterie-Regiments, bier in Bombay am 6ten d. M. eine Abtheilung des 33sten Königlichen Jufanterie-Regiments und eine Abtheilung Artillerie aus Mauritius eingetroffen, Andere Truppen werden aus Singapore und vom Cap erwartet. Das 17te und 27ste Regiment eingeborener Madras-Jufanterie is nach Calcutta eingeschifft worden. Jn Madras und Bombay sollen die eingeborenen Regimenter vermehrt, in Bombay drei europäische Artillerie-Compagnieen errichtet werden. Jn Bengalen bildet sich aus Europäern, die nicht im Dienste der Compagniîe sind, und welche si in Folge der Unruhen außer Geschäftsthätigkeit befinden, ein Corps berittener Miliz, \. g. Yeomanry.

Man 1} hier und in Calcutta (von woher die hier eingegan- genen Nachrichten bis zum 29. Juli reichen) nicht ohne Besorgniß vor dem mobamedanischen Feste Muharrem, welches von 22. bis zum 31. August gefeiert wird, und leicht als Gelegenheit zu einem allgemeinen Aufstande benußt werden könnte, um so mehr, da man bereits muhamedanischen .Jntriguen in Puna auf die Spur gekom- men ist, in Folge deren ein Mulvin, der mohamedauische Ober- priester in Puna, verhaftet und vor Eericht gestellt wurde. Das Urtheil ist nicht publizirt worden, und. man weiß nur, daß der An- geklagte am Bord des „Acbar“ im Hafen von Vombay gefangen gehalten wird. Auch die beiden jungen Ex - Nauis von Sattara und der adoptirte Sohn des verstorbenen Ex - Radscha sollen ver- haftet und auf der Butchers Jnset im Hafen von Bombay in Ge- wahrfam sein. Seitdem sind in einige-der südlicher gelegenen Theile der Präsidentschaft europäische Truppen gesendet tworden, und man hat es für zweckmäßig gehalten, die Frauen und Kinder von Nut- nagherry- nach Bombay zu bringen. |

Die „Bombay- Times“ vom 15. August, aus welcher die Londoner Blätter Auszüge mittheilen, beginnen ihre Uebersicht der seit Abgang der leßten Post stattgehabten Ereignisse mit der Versicherung, daß der Aufstand nit nur seinen Gipfelpunkt er- reiht habe, sondern bereits im Abnehmen begriffen sei. Ste legen dabei besonderes Gewicht auf die Operationen des Generals Havelock, dem es zuerst gelungen sei, dem Aufruhre etnen Damm entgegenzuschen uud den man als den Retter Ostindiens be- trachten könne. „General Havelods Corps hatte, als es Cawn- pore wieder besekte, in aht Tagen 126 Miles zurückgelegt, dem Heere Nena Sahibs gegen eine numerishe Uebermacht vier Ge- fehte geliefert und 24 Geschüße von leichtem und s{chwerem Kaliber genommen und das im Juli in Ostindien, Am 17, Juli

spiel, welhes sih_ dort darbot, läßt keine S derung. e Die

rúdte das Corps in Cawnpore ein. Das herzzerreißende Schau-

Größe der furchtbaren Katastrophe wurde jeßt bekann Der Teufel Nena Sahib hatte eine massenhafte Niedermeßelung vor- genommen. 88 Offiziere, 190 Soldaten vom 84. königl. nfan- terie-Regimente, (7 Damen, 120 Soldaten-Frauen und Kinder vom 32, fönigl. Jnfanterie- Regimente und die ganze christliche Bevöl- kerung’ des Ortes, Civilbeamte, Kaufleute, Jungenieure; Pensionaire und ihre Familien, in der Zahl von ungefähr 400, sind die Opfer dieser fanatishen That gewesen. Der Hofplaß vor dem Versamms- lungshause, wo Nena Sahib sein Hauptquartier gehabt hatte und in welchem die Frauen gefangen gehalten worden waren, war mit Blut übershwemmt. Eine große Anzahl von Weibern und Kin=- dern, nah der Capitulation grausamer Weise einem s{chlimmeren Scbisale vorbehalten, als dem unverweilten Tode, war am vorher- gehenden Tage barbarisch abgeschlachtet worden, die Ersteren wurden völlig entfleidet, enthauptet und in einen Brunnen geworfen ck die Letzteren lebend auf ihre abgeshlahteten Mütter geschleudert, deren Blut noch an ihrem verstümmelten Körper herabrieselte. Nur vier sollen entkommen sein, eine Mrs. Greenway, die Frau eines Kauf- mannes, und drei Zndo-Briten. Es soll das Tagebuch einer Dame in Cawnpore gefunden worden sein, welches bis zu dem Tage ihres Todes geführt worden ist und wichtige Nachrichten enthält, denen gemäß der General sein Verfahren einrihtet.“ Nach einiger Rast rückte General Havelock wieder vor, brannte Bithur, das er ver- lassen fand, nieder und traf am 29. Juli auf den Feind. Ueber den Erfolg berichtet nachstehende Depesche des Generals an den Oberbefehlshaber der Armee von Bengalen:

„Lager zu Bupeer-ul-Gunge, am 30. Juli, Jch traf am 29. d. M- zu Oonao cin. Die Stadt wird durch einen Sumpf gedeckt, der auf der Seite nicht zu durchwaten ist; es standen dort Häuser mit Schießscharten versehen und von 15 Geschüßen vertheidigt. Jh griff die Stellung an und nahm sie nebst allen feindlichen Geschüßen. Der Feind wurde durch einen Tbeil der Truppen Nena's, unter Jupa Sing's Befehl, unterstüßt. Wir machten vier Stunden Halt und drangen dann gegen die Stadt selbst vor, welche ebenfalls vom Wasser umgeben ist und von vier Geschüßen vertheidigt wurde. Die zum Eingange führende Straße war zer- ]tôrt und das Thor barrikadirt. Jch griff an und nahm die Stadt nebst den Geschüßen. Dex Feind hat \{chweren Verlust erlitten; auch der meinige ist bedeutend, nämlich 85 Todte und Verwundete. Der Gemeine Cavanagh vom 64. Regiment würde für das Victoria-Kreuz empfohlen worden sein, wäre er nicht in Stücke gerissen worden, als er ein so glänzendes Beispiel gab. Jch wünsche eine Pension für seine Verwandten. Die Madras-Füseliere haben sich febr ausgezeichnet : Lieutenant Dangerfield von diesem Regiment war der Erste über die Bar= rifaden; Lieutenant Boyle von dem 79. Regiment Hochländer wurde schwer verwundet, als er in eines der mit Schießscharten versehenen Häuser, den Andern voran, eindrang; ih empfehle ihn der Beachtung Sr. Königlichen Hoheit des Ober-Befehlshabers. Oberst Tytler, der kaum im Stande war, sich auf dem Pferde zu halten, gab Allen cin Beispiel des Eifers und der Kühnheit. Lieutenant Havelock wurde ein Pferd unter dem Leibe er- schossen, Lieutenant Seton von den Madras-Füselieren, der als Adjutant fungirt, ist shwer verwundet. Eine ganze Batterie von Feldgeschüßen ist genommen worden. Obne Kavallerie vermag ih nicht, Pferde noch Equi= pirung herbeizuschaffen. Meine freiwillige Kavallerie bessert sich täglich.“

Die lebten brieflichen Nachrichten aus dem Lager des Generals Havelock vom 30. Juli besagen, daß sich der Feind etwa 2 Miles von der Front des Lagers befinde, welches zu Bupeer-ul-Gunge,. 16 Miles von Cawnpore, aufgeschlagen war. Man glaubte Lucknow- am Z1. Juli erreicben und entseßzen zu können und General Have- lock wollte dann nah dem etwa 170 Miles entfernten Delhi vor= rüden.

Ueber Delhi und Agra sagen die „Bombay Times“ nihts- als was fibereinstimmend in den vorstehenden Berichten enthalten ist; die Zahk der in dem Fort von Agra eingeshlossenen Personen geben sie auf 6000 an. Außer den oben erwähnten drei Jnfan- terie- Regimentern, welche in Dinapore rebellirt haben, nennen die „Times“ noch das 12te irregulaire Kavallerie-NRegiment, dessen Commandeur, Major Holmes, nebst seiner Frau bon seinen Sol- daten ermordet worden is. Merkwürdigerweise hatten die dret Jnfanterie- Regimenter bis auf die leßte Zeit Beweise threr Treue gegeben und sogar einen Aufstand in Patna im Ketme unterdrückt. Die Meuterer haben sich nah der von dem 10ten Königlichen Jufanterie-Regiment erlittenen Niederlage plündernd auf den Weg nach Benares gemacht.

Aus London, 17. September, Abends, wird, wie schon gestern telegraphisch erwähnt wurde, gemeldet: „General Lloyd war ge- storben und General Outram war jem Nacbfolger als Befehl8- haber der Divifionen von Cawnpur und Dinapur geworden. Das 63. einheimische Regiment war am l. Auguft zu Berampur eni- waffnet worden. Das Gleicde war mit dem 11. irregulären Ka- valleric-Regiment und dem Leibgarden-Corps des General-Gouver- neurs geschehen. Zu Agra war das Kontingent der Hotah's und anderer Jusurgenten gesprengt worden. Auch die irregulären Truppen von Segowlie hatten sih erhoben und ihre Offiziere me- dergemabt. Zu Benares und zu Yassus war ein Komplott ent- deckt worden, welches die Ermordung der Europäer zum Zweck