1884 / 114 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 May 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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a. des Reichs-Jnvalidenfonds,

b. des Festungébaufond,

c. des Fonds zur Errichtung des Reichstaç8gebäudes ;

HI. über den Reichs-Kriegs\{haß und

IV. über die An- und Ausfertigung, Einziehung und Vernich- tung der von der Reichsbank auszugebenden Banknoten.

Das Haus genehmigte ohne Debatte den Antrag der Kommission, welcher lautet :

Der Reichstag wolle beschließen: :

A. anzuerkennen, daß die Reihs\{uldenkommission durch Ueberreichung des Berichtes vom 24. März 1884 den geseßlih ihr obliegenden Verpflibhtungen Genüge gethan habz; :

B. für nahbezeihnete Rechnungen Entlasiung zu ertheilen und zwar:

I. der Reichs\{uldenverwaltung für die Rechnungen :

a. der Kontrole der Staatspapiere:

1) das Dokumententableau oder Nahweisurg der im Laufe des Etatsjahres 1882/83 bei der Kontrole der Staatspapiere zur Ver- rechnung gekommenen getilgten oder sonst werthlos gewordenen etnen des Norddeutshen Bundes und des Deutschen

ens ; 2) die siebente Rehnung über die unverzinslide Reichs\{huld (Reichskassenscheine) für das Recbnungejahr 1882/83;

die vierte Rechbnung über die weitere Verbriefung der

Reichtanleihe von 1878 und die Ausreichurg der Zinsscheine Reibe Il Nr. 1 bis 8 nebst Zinsscheinanweisungen für das Etats- jahr 1882/83;

4) die zwölfte Rechnung über die Anfertigung und Ausgabe von Reichss{haßanweisungen für das Etatsjahr 1882/83;

b. der Retichsschulden-Tilgungskafse: :

1) über Einnahmen und Ausgaben bei den Fonds der Reichs- \{uldenverwaltung für das Etatéjahr 1882/83;

2) über den Einlösungsfonds der Schatzanweisungen des Deut- schen Reichs für das Etatsjahr 1882/83;

II. der Verwaltung des Reichs-Invalidenfonds für die Rech- nungen:

1) des Reichs-Invalidenfonds,

2) des Reichs-Festungsbaufonds,

3) des Reichstag8gebäudefonds, und zwar fi das Rechnungsjahr 1882/83.

(Schluß des Blattes.)

Jn der heutigen (88.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher mehrere Regierungs-Kom- missarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die dritte Berathung des Geseßentwurss zur Ergänzung des Gesehes vom 13. März 1878, betreffend die Unterbringung ver- wahrloster Kinder.

Der einzige Artikel des Geseßes lautet nah den Be- \{lüssen zweiter Lesung :

Der §8. 19 des Gesetzes wird durch nachstehende Bestimmun- gen erseßt: 1

Das Recht der Zwangéerziehung hört, abgesehen von der Aufhebung des Unterbringungsbes{lusses im Falle des §. 5, auf: 1) mit dem vollendeten achtzehnten Lebensjahre des Zöglings, e 2) mit A Beschlusse der Entlassung aus der Zwangs8- erztenung.

Die Enlafing aus der Zwangserziehung ist von dem ver- pflihteten Kommunalverbande zu beschließen, sobald die Erreichung des Zweckes der Zwangserziehung anderweit sicergestellt, odec dieser Zweck erreicht ist. Ist dies zweifelhaft, so kann von dem Verbande eine widerrufli{e Entlassung verfügt werden, welche das Recht zur Zwangserziehung nicht berührt.

Wird von den Eltern bezichungswei‘e Großeltern, dem Vor- mund oder Pfleger die Entlassung aus der Zwangserziehung be- antragt, weil der Zweck dieser Erziehung anderweit sichergestellt sei, so entscheidet Über den Antrag beim Widerspruch des Kom- munalverbandes auf Anrufen des Antragstellers das Vormundschafts- geriht. Gegen den abweisenden Beschluß des Gerichts sicht dem Antragsteller, gegen den auf Entlassung lautenden dem Verbande das Recht der Beschwerde zu. Die Beshwerde muß innerhalb einer Woche bei dem Vormundschaftsgericht eingereiht werden und hat aufschiebende Wirkung. ; :

Ein abgewiesener Antrag darf niht vor Ablauf von sechs Monaten erneuert werden.

In außergewöhnlichen Fällen kann das Recht der Zwangs- erziehung auf den Antrag des verpflichteten Kommunalverbandes durch Beschluß des Vormundschaftsgerichts bis längstens zur Groß- jährigkeit auétgedehnt werden, wenn eine solche Autdehnung zur Erreichung des Zweckes der Zwangserziehung erforderli erscheint.

Statt solcher Ausdehnung oder an diese anschließend, kann nach Ermessen des Vormundschaftsgerichts durch dessen Beschluß das Ruhen der väterli&en Gewalt in Betreff des Erzichungsrechts über den Zögling für die Zeit von beendeter Zwangserziehung bis längstens zur Großjährigkeit angeordnet werden. :

Der Abg. Dr. Wehr bat, den vom Hause in der zweiten Lesung gemachten letzten Zusaß wieder zu streichen, da der- selbe in Widerspruch mit dem Vormundschastsreht und dem allgemeinen Landrecht stehe und unpraktish sei. Er bitte zu- gleich, daß an solhen Kindern, welche sich bereits in L erziehung besänden, gerihtlihe Strafen, welche die Zwangs- erziehung unterbrähen, niht vollzogen werden sollten, weil die Fortseßung der Zwangserziehung nah der Be- strafung bedenklich sei. Die Strafvollstrekung solle nah Reskript des Justiz:Ministers aufgehoben oder die Be- gnadigung herbeige?ührt werden. Wenn solche Kinder si nit in Anstalten oder Familien befänden, sollten sie Erziehungsanstalten überwiesen werden. 5

Der Geh. Regierungs-Rath Dr. von Bitter ecklärte, daß, falls der vom Abg. Wehr besprohene Zusaß angenommen werde, das Gesey für die Regierung keinen Werth habe. Er bitte deshalb, den Zusay abzulehnen und zugleich das 16. Lebensjahr als Grenze festzuhalten.

Der Abg. Jungck bat gleichfalls, den Zusaß abzulehnen, im Uebrigen jedoch das Geseh unverändert nah den Be- schlü}ssen zweiter Lesung anzunehmen. E . /

Der Abg. Westerburg erklärte, er hätte gewünscht, daß man im Jnteresse der Familiencrziehung an dem 16. Lebens- jahr als Grenze für die Zwangserziehung festgehalten hätte. Mit Rücksiht auf die Stimmung des Hauses wolle er jedoch Wider-

spruch nicht erheben. L f Der Abg. Dr. Brüel vertheidigte die Beschlüsse zweiter Lesung.

Der Abg. Korsch erklärte, daß seine Partei gegen den leßten Zusay stimmen werde.

Der Abg. Zelle trat der Ausfassung entgegen, als ob alle Zwangserziehungskinder in geschlossenen Anstalten erzogen würden.

Unter Ablehnung des lehten Zusaßes wurde hierauf die Vorlage nah den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen.

Das Haus berieth sodann den vierten Bericht der Kom- mission für Petitionen. : E

Der Magistrat zu Hildesheim trug in einer Petition Folgendes vor : |

Seit unvordenklicher Zeit befinde sich in Hildesheim unter dem

maße „Bunge“. Die Stiftung bestehe aus gewissen Realabgaben von früher der dortigen bischöflihen Kirche gutsherrnpflictigen Ländereien in den Ortschaften Adlum, Algermissen, Vorsum und Müllingen, welche ehemals von dem Domprobst an fatho- lishe Arme, später nah ter Säkularisation des Bis- thums Hildesheim von den Staatsbehörden, namentlich der Königlichen Lanktdrostei, an Arme ohne Unterschied der Kon- fession als lebenslänglihe Präbende vertheilt ‘seien. Unter dem 12. November 1874 habe dann das Königliche Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domänen und Forsten, verfügt die Wieder- verleihung der inzwischen durch den Tod der bis dahin bedachten Witiwe Lorenzig frei gewordenen einen Hälfte der Müllinger Bunge nur für den Fall des Bestehens einer von der gedachten Behörde nicht anerkannten recbtlichen Verpflihtung des Domänenfiskus zur dauernden Weitergewährung der Spende. Ein von der Köriglihen Landdrostei zu Hildesheim an den Minister des Innern gerihteter Antrag auf Verwendung für die Konservirung der Müllinger Bunge sei unter dem 4. Juli 1875 abschläglich beschieden und nunmehr, als später im Jahre 1879 auch der zweite Präbendar der Müllinger Bunge gestorben sei, sei die leßtere als erloschen erklärt und nicht wieder verliehen. Von diesen Vorgängen habe der Magistrat zu Hildes- heim erst im Jahre 1880 Kenntniß erhalten und halte sib, da die Bungen, wenn auch nit immer, so doch vorwiegend an bedürftige Einwohner von Hildesheim verlichen worden seien, für berechtigt und verpflichtet, in Wahrnehmung der Inter- essen seiner Bürgershaft auf die Aufhebung der gedachten Ministerialverfügung und Wiederherstellung der Bunge binzuwirken. Der Magistrat habe zu dem Ende unter dem 1. Oktober 1880 eine Eingabe an den Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten geridtet, wclche von diesem an den Minister des Innern zur ressortmäßigen Verfügung abgegeben fei, worauf dann unter dem 17. Juli vorigen Jahres eine ablehnende Antwort erfolgt sei. Da der Magistrat nun nit die Ueberzeugung gewinnen könne, daß diese ablehaende Antwort des Ministers rechtlich haltbar fei uad eben so wenig, daß dieselbe der Billigkeit entsprehe, so habe der- selbe den Weg der Petition eingeschlagen. H e

Die Kommission beantragte, diese Petition der Könic- lihen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Der Antrag der Kommission wurde fast einstimmig an- genommen. W : ; Des Weiteren wurde eine Petition des Magistrats der Stadt Luckau berathen, welhe um Erlaß eines Geseßes über das Patronatsrecht bittet.

Die Kommission beantragte :

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: : die Petition der Königlichen Staatsregierung als Material für das in Aussiht genommene Gesetz wegen Aufhebung des Patronatsrehtes zu überweisen.

Der Antrag der Kommission wurde noch kurzer Debatte angenommen. : E ; Des Weiteren lag eine Petition des Vicars May in Golembiy vor um Aufhebung der Anordnungen der Aufsichts- behörden, welche ihn für niht berehtigt erklären, in den dortigen Kirchenvorstand als Mitglied einzutreten.

Die Kommission beantragte, über diese Petition zur Tagesordnung überzugehen. :

Das Haus trat diesem Antrag ohne Debatte bei.

Eine Reihe von Vorständen von Schmiede-Znnungen petitioniren um den Erlaß eines Geseges, welhes als Vor- bedingung für den selbständigen Betrieb des Hufbeschlages die entsprehende Prüfungspflicht anordne.

Mit Rücksicht auf das kürzlich berathene Gese, betreffend den Betrieb des Hufbeschlaggewerbes, beantragte die Kommission, die Petition sür erledigt zu erklären. s

Das Haus trat diesem Antrage ohne Debatte bei.

Die Markscheider des Ober-Bergamts Dortmund bitten um anderweite Organisation des Markscheiderwesens. Das Haus nahm bezüglih dieser Petition den Antrag der Kom- mission an, diese Petition der Staatsregierung als Material für die in Aussiht genommenen, die Reorganisation des Markscheiderwesens bezweckenden Anordnungen zuüberweisen.

Weiter lag zur Berathung vor ein Bericht über die Petition der Bewohner oon Ober- und Mittelacher, Wilhelnt König und Gen., um Aufhebung der einer Handelsfirma ertheilten Konzession zum Wiederaufbau der im Jahre 188]. explodirten, zwischen beiden Orten belegen gewesenen Pulver- fabrik. .

Die Petitionskommission beantragte: /

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Ueber die

Petition mit RöXsicht auf den Vorbehalt, welher in dem zur

Sache ergangenen Rekursbescheide des Ministers für Handel und

Gewerbe vom 4, März 1883 enthalten, zur Tagesordnung über-

zugehen.

Das Haus trat diesem Antrage bei. /

Das Haus berieth sodann die Petition des Magistrats und der Stadtverordneten-Versammlung zu Varienburg wegen Aenderung der den Vertheilungsmaßstab füc die Erhebung der toctigen Kommunalsteuer feststellenden Anordnung der Aufsichtsbehörde.

Die Gemeindekominission beantragte: ; i

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die Petition der Königlicben Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen, ob nit in Anbetracbt der eigenthümlichen lokalea Verhältnisse eine

Aufhebung cder Modifikation des Nachtrages zum Kommunalsteuer-

regulotiv der Stadt Marienburg herbeizuführen sein möchte.

Das Haus trat diesem Antrag nach einer kurzen Bemer- kung von Seiten des Abg. Spahn bei. |

Uebereinstimmende Petitionen von 17 Hufnern und Käthnern in Mels, sowie 15 Hufnern und Parzellisten in Broballig, beides Gemeinden des Kreises Sonderburg, Pro- oinz Schleswig-Holstein, erheben die Bitte um Ertheilung der Befugniß; zur nachträglihen Anmeldung von Grundsteuer- Entschädigungsansprüchen. j 2

Ein Antrag des Abg. Lassen, diese Petitionen der Re- gierung zur näherer. Erwägung zu überweisen, wurde ab- gelehnt und dagegen der Vorschlag dec Kommission angenom: men, über diese Petitionen zur Tagesordnung überzugehen.

“Hierauf vertagte sich das Haus um 11/4 Uhr au} Freitag 11 Uhr.

Nach der im Reihs-Eisenbahnant aufgesteüten, in der Ersten Beilage veröffentlihten Nachweisung über die im Monat März d. J. auf deutshen Bahnen (aus- \chließlih der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wucden auf 43 größeren Bahnen beziehungs- weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 30.705,81 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 13 240 Courier- und Schnellzüge, 104 603 Personenzüge, 61 257 gemischte Züge und 102 325 Güterzüge ; an außerfahrplanmäßigen Zügen : 1588 Courier-, Schnell-, Personen- und gemischte Züge und 28 199 Güter-, Materialien- und Arbeitszüge. Jm Ganzen wurden 727 967 130 Achskilometer bewegt, von denen 205 684 585 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von deu

gemischten Zügen im Ganzen 400 oder 0,22 pCt., (gegen 0,91 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 0,34pCt. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 87 durh das Abwarten verspäteter Anshlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 313 Verspätungen (= 0,17 pCt.) zur Last sallen (gegen 0,22 pCt. im Vormonat). Jn demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleih zu ziehenden Bahnen von 167 512 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen- beförderung 918, oder 0,55 pCt., mithin 0,38 pCt. mehr. Jn Folge der Verspätungen wurden 233 Anschlüsse versäumt (gegen 475 in demselben Monai des Vorjahres und 251 im Vor- monat). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nah den auf je eine Anschlußversäumniß entfallenden Zugverspätun- gen vorgenommen, so kommen in erster Reihe: die Stargard- Cüstriner Eisenbahn (4 Anschluß-Versäumnisse auf 3 Ver- spätungen) mit 0,75, der Bezirk der Königlichen Eisenbahn- Direktion Berlin (32 Anschluß-Versäumnisse auf 29 Verspä- tungen) mit 0,91, die Marienburg - Mlawkaer Eisenbahn (1 Anshluß-Versäumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00, die Medcklenburg. Friedrih-Franz:Eisenbahn (1 Anschluß-Verjäum- niß auf 1 Verspätung) mit 1,00, die Oberhessishe Eisenbahn (1 Ans{luß-Versäumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00, die Oels-Gnesener Eisenbahn (11 Anschluß-Versäumnisse auf 11 Verspätungen) mit 1,00 und die Saal-Eisenbahn (1 Anschluß- Versäumn:ß auf 1 Verspätung) mit 1,00, während der Be- zirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Bromberg (10 An- fchluß-Versäumnisse auf 31 Verspätungen) mit 3,10, der Be- zirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Elberfeld (4 An- \{chluß-Versäumnisse auf 19 Verspätungen) mit 4,75 und die Braunschweigische Eisenbahn (1 Anschluß - Versäumniß auf 6 Verspätungen) mit 6,00 die leßten Stellen einnehmen und auf 7 Eisenbahnen 11 Verspätungen ohne Anschluß - Ver- säumnisse und auf 11 Eisenbahnen weder Verspätungen noch Anschluß-Versäumnisse vorgekommen sind.

Wegen Verkaufes von auswärtigen Loosen in Preußen is, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IIT, Strass., vom 10. März d. J, auch der auswärtige Verkäuser zu bestrafen, welcher auf Bestellung eines Re- flektanten in Preußen diesem von dem außerpreußishen Orte aus durch die Post das Loos nah dessen Wohnort sendet.

S, M. Kbt. „Hyäne“, 4 Geschüße, Kommandant Kapitän-Lieutenant Geiseler, ist am 1. April cr. in Sidney eingetroffen.

Hanau, 15. Mai. (W. T. B.) Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin von Wales nebst drei Töchtern ist heute auf Sch{loß Rumpenbeim eingetroffen.

Bayern. München, 13. Mai. (Allg, Ztg.) Die Prinzessin Amalia wird mit ihren beiden Töchtern, den Prinzessinnen Elvira und Clara, zwischen dem 6. und 7. des nächsten Monats aus Jtalien zurücfkehren und sich direkt zum Aufenthalt nah Nymphenburg begeben. Auch Prinz Alphons wird Madrid nah der Taufe des neugeborenen Sohnes des Prinzen Ludwig Ferdinand verlassen und über Ftalien hierher zurückehren. i e

Das neue „Hof- und Staatshandbuch des König- reihs Bayern 1884“ ist heute ausgegeben worden. Dasselbe ist nah dem Stande vom 5. d. M. bearbeitet.

Dem Magistrat von München ist folgender Erlaß dez3 Kriegs-Ministeriums zugegangen:

Se. Majestät der König haben anzuordnen geruht, daß die un- mittelbar Allerhöchsten Ortes cingeceihte Vorstellung des Magistrats Allerhöcbstihrer Haupt- und Residenzstadt, betreffend die Gründung des Offizter-Konsumvereins, im Sinne der von der Könige lihe4 Staatsregierung bei den Verhandlungen des Landtages ab- gegebenen bezüglichen Erklärungen verbeschieden werde. Demgemäß hat ckas Kriegs-Ministerium, auf die am 28. Januar d. I. in der 44, iffentliben Sißung der Kammer der Abgeordneten gepflogenen Verl,andlungen Bezug nehmend, hervorzuheben, wie es im fteten Ein- vern2hmen mit dem Königlichen Staats-Ministerium des Innern die Intzressen des bayerischen Handels und Gewerbes auch in der ob- \hroebenden Frage, der ferneren Gestaltung dieser Angelegenheit ent- sprechend, jeweilig na Möglichkeit {hüten wird. :

von Maillinger.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 14. Mai. (W. T. B.) Die „Politische Correspondenz“ meldet: Der Kaiser von Rußland, welcher sofat nah dem Ableben der Kaiserin Maria Anna dem Kaiser von Desterreich telegraphish sein Beileid aussprah, beauftragte den Bot: shaster Fürslen Lobanoff, die shmerzlihe Theilnahme des russischen Kaiserhauses mit Versicherungen der Gefühle der N für den Kaiser von Desterreih Demselben münd- ih auszudrücken. Fürst Lobanoff entledigte sih dieses Auf- trages in einer Privataudienz am 12. d. M.

Pest, 13. Mai. (Wien. Avdp.) Der Dreieraus\huß§ß des Oberhauses genehmigte den Beschluß des Abgeord- netenhauses bezüglih der 1882er Staatsschlußrehnungen, ferner den Geseßentwurf über die Verwendung der Gemeinde- zushläge von gewissen im Geseßartikel 10 vom Jahre 1870 bezeichneten Anstalten und Unternehmungen, weiter den Ge- seßentwurf, betreffend den Bau des neuen Parlamentegebäu- des, und \chließlich denjenigen betreffs der Verstaatlichung der Siebenbürger Bahn.

Belgien. Brüssel, 14, Mai. (W. T. B) Jn der eutigen Sißung der Repräsentantenkammer begründete A on seinen Gesegesantrag auf Beseitigung des Art. 4 des Shulgeseßes, welher dem Clerus die Befugniß beläßt, in den Schulen den religiösen Unterricht zu ertheilen. Der Antrag wurde zur Erwägung angenommen. Der Minister des JFnnern beantwortete die Jnterpellation bezüglih der Choleragefahr und sagte: die Situation sei keineswegs beunruhigend und übrigens seien Maßregeln gegen- über allen Eventualitäten getroffen worden.

Großbritannien und Jrland. London, 14. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus verwarf heute mit 222 gegen 84 Stimmen die Vorlage, betreffend den Bau eines Kanaltunnels. Die Regierung hatte sih gegen die Vorlage ausgesprochen. : j

(A. C) Die Bill über die Creirung eines Ministers von Schottland gelangte am 12. zur Vertheilung an die Mitglieder des Parlaments. Dieselbe joll es „cFhrer Majestät er- möglichen“, einen solhen Beamten mit dem Jahresgehalt von 2000 Pfd. Sterl. anzustellen und im Dienste zu behalten, so lange dies „im Gefallen der Königin liegt“. Der neue Minister wird den Staats-Ministern nicht beigezählt. Sein

Namen „Bungenstiftung“ eine milde Stiftung zu Gunsten hülfs- bedürftiger Personen. Der Name \stamme von einem alten Korn-

179 100 fahrplanmäßigen Courier-, Schnèll-, Personen- und

Wirkungskreis entspriht im Wesentlichen demjenigen eines

Ministers des Jnnern, und es fallen alle Angelegenheiten der \{hottishen Lokalverwaltung (Armen- und Gesundheitspflege, Erziehungs- und Unterrichtewesen, Vogelshuß, Fischereigeseße, städtishe Anlehen, Impfung, Bevölkerungsstatistik, Polizei, Märkte, Straßen und Wege 2c.) in sein Ressort.

Frankreih. Paris, 13. Mai. (Fr. Corr.) Das „Journal officiel“ zeigt den Vertragsab\schluß mit China folgendermaßen an:

„Gestern, am 11. Mai, um 5 Uhr Nachmittags unterzeicbneten der Vizekönig von Petschili, der mit den Vollmachten des Hofs von Peking ausgestattet ist, und der Kommandant Fournier, welcher drei Tage zuvor von der Regierung bevollmächtigt worden war, in Tientsin cine Convention in vier Ariikeln, die der zwischen Frankreich und China obs{chwebenden Meinungsverschiedenhcit ein Ziel sett. Jn Art. 1 verpflichtet sid Frankreich, die süd- lihe Grenze Chinas gegen Tonking zu achten und nöthigenfalls zu {irmen. China seinerscits, über die Unantastbarkeit und die Sicherheit seiner Südgrenzen beruhigt, verpflichtet sh, ohne Verzug alle chinesisWen Garnisonen Tonkings innerhalb dieser Grenzen zurückzuziehen. Ferner verpflichtet es sh, „in der Gegen- wart und in der Zukunft die direkt abges{lossenen oder abzuschließen- den Verträge zwischen Frankreich und dem Hofe von Anam zu respek- tiren“ (Art. 2). Art. 3 besagt, daß „Frankreich in Anerkennung der versöhnli&en Haltung Chinas und um der patriotischen Weisheit Sr. Excellenz Li in der Unterhandlung dieses Uebereinkommers eine Hul- digung darzubringen, auf cine Entschädigung von Seiter. Chinas ver- zihtet.“ Dieses verpflichtet sih dagegen, auf dem ganzen südlichen Grenzgebiete den fceien Waarenhandel „zwischen Anar und Frankreich einer- und China andererseits zuzulassen.“ Zu diesem Behufe wird ein Handels- und Tarifvertrag „in dem versöhnlichsten Geiste auf Seiten der inesishen Unterhändler und unter den vortheilhaftesten Be- dingungen für den französishen Handel“ abgeschlossen werden. End- lih follen beide Regierungen, sobald tie Konvention unterzeichnet ift, ihre Bevollmächtigten ernennen und diese binnen drei Monaten zu- fammentreten, um nach den bereits festgeseßten Grundlagen definitiv zu unterhandeln. Der französishe Unterhändler hat gestern bei dem Vizekönig dinirt; Li-Hong-Chang dinirt heute auf dem französischen Konsulat, welches mit französischen und chinesischen Flaggen ges{chmücckt ist und den ganzen Abend illuminirt sein wird. Der Admiral Lespès ist mit cinem der Schiffe seiner Division. nah Tientsin ab- gegangen. Sofort nah seiner Ankunft wird der Kommandant Fournier mit dem Originalterte der Konvention die Reise nach Frank- reich antrcten.“

Die Pariser Presse zeigt sich von der unverhofften Wendung sehr angenehm berührt, und nur einige erbitterte Gegner der Regierung machen hiervon eine Ausnahme.

Der Minister des Aeußern, Jules Ferry, theilte in einem heute Morgen unter dem Vorsiß des Präsidenten der Republik abgehaltenen Ministerrath seinen Kollegen die diplomatishen Aktenstücke, betreffend die Unterhand- lungen mit China mit, worauf die Minister sich miï der Prüfung der durch den Vertrag von Tientsin Frankrei geschaffenen Lage in Tongking beschäftigten. Die Re- gierung faßte diesbezüglih den Beschluß, die in Tongking b:- findlihen Truppen nah und nach heimzuberufen. Heute früh wurden bereits Besehle zur Heimbeförderung des Marschregiments, das bekanntlich aus Bataillonen dreier Linien - Regimenter zusammengeseßt ist, abgeschickt. Der Kriegs-Minister, auf dessen Verlangen die leßtgenannte Maß- regel getroffen wurde, machte aus diesem Anlaß auf das hohe Interesse aufmerksam, welches sich an die Ausfüllung der durch die Toagking:Expedition geschaffenen Lücken im Kontinental- heere knüpft. Der Marine-Minister, Admiral Peyron, unter- breitete dem Präsidenten der Republik ein Dekret, daß fich auf die Schaffung zweier Regimenter tongki- nesisher Tirailleurs bezieht, die nah den französischen Regimentern organisirt und deren Cadres aus französishen Elementen bestehen sollen. Der sfranzösische Gesandte in Peking, Patenotre, der bekanntlich mit einer Mission am Hofe von Hue betraut ist, trifft daselbst am 28. oder 29, Mai ein und wird sich nah Erledigung der übrigens nur kurze Zeit in Anspruch nehmen- den Mission nah China begeben, um mit dem chinesischen Bevoilmächtigten auf Grund des vorgestern abgeschlossenen Vertrages von Tientsin die Konventionen abzuschließen E die in dem gedachten Vertrage aufgeführten Fragen zu regeln.

Im Ministerium des Jnnern sind nunmehr die endgültigen Resultate der Gemeindewahlen bekannt; sie lauten wie folgt: Jn 230 von 256 Kreishauptstädten ist tie Majorität eine republikanishe, 150 Gemeinderäthe sind vollständig fortschrittlich republikanish, 26 Munizipalräthe wurden ganz oppositionell gewählt : 1 radikal-intransigent (Carcassonne), 4 der Mehrheit nach radikal, 6 durchgehends antirepublikanish, 15 der Mehrheit nach ebenso.

14. Mai. (W. T. B.) Heute beglückwünschte der dinesish2 Gesandte Li-Fong-Pao den Minister des Aeußern, Jules Ferry, persöônlih zu der Verständigung zwischen Frankreih und China, welche seine Mission in Paris in so glüccktlicher Weise eingeleitet habe. Jules Ferry bat Li- Fong-Pao, dem VBizekönig Li-Hung:Chang gegenüber das Ver- trauen zum Ausdruck zu bringen, welches Ferry zu feiner Vermittelung im Jnteresse der neuen Handels- und Freund- \chaftsbeziehungen hege, denen der Vertrag von Tientsin zum großen Nußen beider Länder die Weihe gegeben habe.

__ Italien. Rom, 14. Mai. (W. T. B.) Der italienische Botschafter in St. Petersburg, Graf Greppi, isst beaustragt worden, dem Großfürsten- Dhronfolger das demselben anläßlich seiner Großjährig- Teitserklärung von dem König Humbert verliehene Collier zum Annunziaten-Orden zu überreichen.

__ Der König von Württemberg hal von Stresa aus e der Gotthardbahn die Rückreise nach Stuttgart an- getreten.

__ Afrika. Egypten. Kairo, 14. Mai. (W. T. B.) Die englische Regierung hat die Absendung egyptischer Truppen nah Wadi-Halfa von Seiten der egyptischen Militärbehörden untersagt. Der Gouverneur von Don gola ersucht fortgeseßt, ihm Verstärkungen oder wenig- stens Waffen und Muzition zu senden; es heißt aber, diesen Bitten werde in Rüdusicht auf die geringe Zuverlässigkeit der Truppen nicht stattgegeben werden.

14. Mai. (W. T. B.) Der Aufstand nähert ih Dongola. Debbah ist gegenwärtig die leßte Telegraphen- station über Dongola hinaus, die im Betricbe ist.

Zeitungsstimmenu.

„Der „Schwäbische Merkur“ bemerkt zu der am Freitag, den 9. d. M., im Reichstage stattgehabten Diskussion Über das Sozialistengeseß :

_. « « Des Kanzlers Rede ift geeignet, den großen Gegensaß zwischen staatsmännisher und fraktionsmäßiger Auffassung wieder cinmal recht deutli erkennen zu laffen. Auf der: einen Seîte große G:sichtepunkte, fester Blik auf die Zukunft, kühne Erfassung der Dinge, wie sie sind, offene Benennung derselber, ob die Welt auch davor ershrecke; auf der andern das Fortwirthschaften mit den alten, verbrauchten Schlagwörtern, das Suchen nach neuen Verhüllungen der immer sih gleibbleibenden Verneinung. .

6 Z Die „Norddeutshe Allgemeine Zeitung“ revi:

_ Der Jahreéberiht der Handelskammer zu Frankfurt a. M. bietet wiederum eine Fülle intcrefsanten Materials und überläßt es, wie im Vorjahre, dem für die wirtbschaftlide Entwickelung sch inter- essirenden Leser, sich felbst aus den in objektivster Weise zusammen- gestellten Thatjaten ein Urtheil über die Gesammtlage zu bilden. Schon die große Bedeutung Frankfurts als Vcnkplatz weist darauf hin, daß im dortigen Kawmerbezirke die Handelsinteressen vor den gewerb- liwen und industriellen prävaliren. Daneben ist, um dieses Verhältniß zu verstärken, wie von Alters her der Meßplatz Frankfurt heute noch Haupt- stapelplat Süddeutscblands für eine große Anzahl wichtiger Artikel. Wenn fo in Frankfurt also die Handelsinteressen und dementsprechend deren Vertretung in der Handelskammer vor der gewerbliben Thätig- keit voranstehen, so ist es gewiß als ein Zeichen wirthschaftlicher Gesundheit der Gesammtverhältnisse zu bezeihnen, daß die Handels- kammer die zu ihrer Kunde gelangten Verhälrnisse in objektivster Weise den Juteressentenkreisen zugänglich macht, ohne in dem Streite dcr Meinungen über wirthschaftlice Prinzipienfragen einseitig Partei zu nehmen. . ….

In der Diskussion über die zweck@entsprechendste Förderung der wirtb schaftlichen Interessen ist bekanntlich von vielen Seiten die For- derung einer stärkeren, deren wirthschaftliher Bedeutung entfprechen- deren Vertretung der gewerblichen und industriellen Interessen inner- halb dex Handelskammern erhoben worden. Die Frankfurter Kammer scheint sich der inneren Berechtigung dieser Forderung nicht verschlossen zu haben und hat ihrerseits die Jnitiative erg-iffen, das in ihrer Kompetenz Mögliche zu thun, um derseiben entgegen zu kommen, und zwar durch Bildung eincr besonderen Gewerbeabtheilung tnnerhalb der Handelskammer. Der Bericht theilt darüber mit:

Zur gemeinsamen Erörterung der gewerblichen Verbältniffe, zur Vorberathung der Wünsche und Beschwerden in Vetreff des Gewerbe- wesens, sowie zur Berichterstattung über die Lage desselben hat die Handelskammer eine besondere Geroerbeabtheilung gebildet. Diese Gewerbeabtheilung besteht aus der Gewerbekommission der Handels- kammer und aus Vertretern von gewerblichen Vereinigungen, sowie aus anderen von der Handelskammer berufenen Gewerbe- treibenden. Als Vertrete: der gewerblihen Vereinigungen fungiren die von der Handelskammer berufenen Vorsitzenden der gewerblihen Vereinigungen. Den Vorsiß in der Gewerbe- abtheilung führt der Vorsitzende der Gewerbekommission der Handels- kammer; als Schrift- und Protokollführer fungirt der Syndikus der Handelskammer. Die Sitzungen der Gewerbeabtheilung finden nach Bedürfniß zufolge Einberufung des Borsitzenden oder auf \chriftlihen Antrag von Mitgliedern der Gewerbeabtheilung statt. Beschlüsse werden mit absoluter Stimmenmehrheit der anwesenden Mitglieder gefaßt. Die Beschlüsse und Gutachten der Gewerbcabtheilung werden der Handelskammer zur Unterstützung überreicht, welWe im Fall ihres D sodann für die Ausführang der Beschlüsse Sorge râgt.

Der „Export“ veröffentlicht eine Zuschrift aus Lon- don, betreffend die Subventionirung überseeisher Dampfer- linien, wie solche jeßt von Seiten des Deulschen Reiches pro- jektirt wird. Darin wird u. A. gesagt :

„Wiewoh! ih im Großen und Ganzen Anhänger des laissez faire bin, so finde ih doch bei Wahrung eines objektiven Urtheils —- im vorliegenden Falle diejenigen Verhältnisse in der Praxis richi vor, durch welhe ih von vornberein mich berechtigt erachten fönnte, über die Staatssubveniion den Stab zu brechen. Eine Zusammenstellung der Ketriebsergebnisse der englischen Dampypferlinien zeigt mir nimli, daß die größten Linien ohne die ihnen zugebilligte Staatssubvention mit einem Defizit abgeschlossen haben würden... . Nach den über 3 der größten Gesellswaften (Peninsular 1nd Oriental, Pacific Steam Navigation, Royal Mail Steam Paket) vorliegenden Jahrc®- berichten resultirien im Jahre 1880 deren Einnahmen gus folgenden

Quellen: ie in Proz.

2 059 135 012

1 333 342 039

Subventionen CO8 860 15,0

Sonstige Einnahnien 20 823 0,5

. zusammen 4022 16d 190 Aus diesen Ziffern geht hervor, daß die Einnahme aus dem racht- und Passagierverkch: allerdings den weitaus wesen!lichsten heil des Einkominens dec gebachten Dampfergesellschaften bildet, daß aber cine Verzinsung ohne die Subvention nicht erzielt worden wäre... . Wenn die dre; bedeutendsten cuglishen Dampferlinien ohne ftaatlihe Suboention troy der enormen Exportfähigkeit Eng- lands und der diesem Lande zu Theil werdenden werthvollen Rimessen nicht rentiren, so wird das noch viel weniger mit ciner jungen deut- \{chen Dampferlinie der Fall sein, die weder über gleih gün- stige Exporte noch Rücfrachten verfügt. Das kann einem Zweifel gar nicht unterliegen, Ebenso wenig kann es da- her zweifelhaft sein, daß die Vortheile, welche den be- treffenden englischen Linien aus einer ftaatlihen Subvention crwasen, einer deutsden Konkurrenzlinie ebenfalls gewährt werden müssen, wein diese berhaupt bestehen sol. Dem Prinzip der freien Konkur- renz zu Licde von der staatlichen Unterstüßung einer deutsc-austra- lischen odec deutsh-chinesishen Dampferlinie abzusehen, habea die Gegner ciner Subvention untcr Hinweis auf England also jedenfalls keine Veranlassung." Stließlich wird betont, daß der jeßt ins Auge gefaßte Versuch nur dann einen günstigen Erfolg haben könne, wenn er von vornherein mindestens für 10—15 Jahre sichergestellt sei; auf

kürzere Fristen vcrwendetes Geld würde weggeworfen fein.

Frachten . Pasfsagtiere

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Von den Sizungsberichten ver Königlih preu- ßishen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Verlag der Akademie ; in Kommission in Ferdinand Dümmlers Verlags- Buchhandlung, Harrwitz und Goßmann) liegen uns die 17 Wochen- heste des crsten Quartals von 1884 vor. Das erste (Doppel-) Heft enthält das Verzeichniß der Mitglieder der Akademie na dem Status vom 1. Ja- nuar 1884, Beständige Sckretare sind danach in der physikalish-mathe- matischen Klasse die Herren du Bois-Reymond und Auwers, in der vhilosophish-historishen Klasse die Herren Curtius und Mommsen. Die Zabl der ordentlicher Mitglieder ist 43 (21 in der pbysikalish- mathematischen, 22 in der philosophisc-historisben Klasse). Der Anciennetät, d. h. dem Datum der Königlichen Bestätigung seiner Wahl nach (13. Februar 1832), steht an der{Spige des Verzeichnisses Hr. Leopold von Ranke aus der philosophis{-historisbden Klasse; dann folgt, ebenfalls aus der philosophis-bistorishen Klasse, Hr. Wilhelm Scott (1841), ferner aus der physikalish-mathenatischen Hr. Gotthilf Hagen (1842), dann aus der philosopbisch-historischen Klasse Hr. Richard Lepsius (1850) und aus der physikalis- mathe- matisben Klasse Hr. du Bois - Reymond. Das jüngste Mitglied (15. Auguft 1881) ist Hr. Hans Landolt aus ter ptkysikalish-mathematishen Klasse. Die Zahl der auswärtigen Mitglieder beträat 12; es find der Anrciennetät nach in der philosophisch-historisben Klasse die Herren: Sir Henry Rawlinson in London (18. Mai 1850), Franz Ritter ron Miklosich in Wien, Lebrecht Fleischer in Leipzig, Giovanni Battista de Rossi in Rom und August Friedrich Pott in Halle a. S.; in der physi-

falish-mathematifschen Klasse die Herren: Franz Neumann in Königs- berg, Robert Wilhelm Bunsen in Heidelberg, Wilhelm Weber in Göttingen, Hermann Kopp in Heidelberg, Richard Owen in London, Sir George Bidtell Airy in Greenwih und Jean-Baptiste Dumas in Paris (inzwischen verstorben) Ehrenmitglieder sind fol- gende Herren: Peter von Tschichatshef in Florenz (1853), Graf Helmuth von Moltke in Berlin (1860), Don Baldafsare Boncom- pagni in Rom, Iohann Jakob Baeyer in Berlin, Gecrg Hanssen in Göttingen, Julius Friedländer in Berlin Gagtien verstorben), Carl Johann Malmsten in Upsala, Se. Majestät Dom Pedro, Kaiser von Brasilten und Earl of Crawford und Balcarres in Dunecht, Aberdeen. Der fkorrefpondirenden Mitglieder zählte tie physikalish-mathematische Klase 77, die philosophisch-bistorishe Klasse 79 Herren. Jm 4. Hest finden wir die Festrede des Hrn. Curtius, gehalten am 24. Januar, dem Geburtstage Friedrichs 11, und den Vortrag des Hrn. von Sybel über die in Ausfiht stehende höchst interessante Publikation der Memoiren des SÞweizers de Catt, des Vorlesers des großen Königs; im 16. die Festrede zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs, gehalten von Hrn. Mommsen in der Festsizung vom 20. März, nebst den in dieser Sitzung erstatteten Berichten, nämlich über die Sammlung der griechis{chen Inscriften (erstattet von Hrn. Kirchhoff), über die der lateinischen Inschriften (von Hrn. Mommsen), über die Palaeographie der lateinischen Jn- schriften, über die römische Prosopographie, über die Herausgabe der Aristoteles - Kommentare (von Diels), über die politische Correspon- denz König Friedrihs IT. (von Duncker), über die Herausgabe der Werke Facobi's (von Weierstraß), den Jahresbericbten für 1883 der Bopp-Stiftung und Humboldt-Stiftung und dem Bericht über die Mo- rumenta Germaniae historica (von Waitz). Der Jahresbericht des Archâäologiscben Instituts (von Conze) ift später erscbienen. Von den in dcr vhilosovhis-historischen Klasse gehaltenen Vorträgen 2c. sind in den Heften in extenso veröffentlicht: ein Vortrag von Alcrander Gonze: zur Topographie von Pergamon; Gegenbemerkungen zu der Abhandlung des Hrn. Gustav Hirschfeld über die Lage von Taviuti, von H. Kiepcrt; die Erklärung der Formen, eines merkwürdigen magishen Gebetsrades aus Tibet (mit Abkildung) von Albrecht Weber, fowie eine Abhandlung über die altindishe Gescbichte „von dem Prinzen Trefflichst“ (Uttamacaritrakathanakam), von demselben ; eine Abhandlung von W. Wattenbach über Hcrmann von Marienfeld aus Münster und die Kalenderverbesserung, und endlich interessante kurze Mittheilungen über Erzeugnisse neutürkisher Romantik von W. Schott. Die phbysikalisch-mathematische Klasse ist vertreten dur folgende Abhandlungen und Vorträge: von G. Quincke in Heidelberg: über die Messung magnetischer Kräfte dur hydrostatischen Drudck; E. Goldstein in Berlin: über elektrishe Leitung im Vacuum; Dr. H. Kronecker und cand. med, F. Schmey: über das Coordinations- Centrum der Herzkammerbewegungen; von dem Botaniker Friedrich Johow in Bonn: über westindische Hymenolichenen (Flecten) ; G. Kircbhoff: über die Formänderung, die ein fester elastisher Körper erfährt, wenn er magnetisch oder dielektrisch polarisirt wird; von A. W. Hofmann: Untersuhungen über das Coniin. Das 13. und 17. Heft enthalten eingehende Studien zur Statik monocyklisber Systeme von v. Hemholt, und das folgende Doppel- heft 14/15 bringt eine sorgfältige, mit Abbildungen illustirte Unter- suchung von du Bois-Reymond über Zitterrocen, welche dem phy- fiologis{en Institut durch das hiesige Aquarium aus Triest zu diesen Erxperimenten übermittelt worden waren. Von vielem Interesse ist cndlih die in dem Doppclheft 5/6 abgedruckte Notiz aus einem Schreiben des Hrn, S. von Wroblewski in Krakau an Hcn. von Helmholt, betreffend die Verflüssizung des Wasserstof8. Dem Ersteren ift es dana gelungen, den Wafsserstof unter einem Druck von 100 Atmosphären flüssig zu macen, und cr bofft, daß es ihm möglich sein werde, die Temperatur des siedenden Wafsserstoffs und damit das Minimum zu ermitteln, welches mit den irdishen Stoffen überhaupt ju erret M

Die îin Leipzig, den 17, Mat erscheinende Nr. 2133 der „Jllustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Besuch bei der Familie Beilo. Nach einem Gemälde von Adolf Eberle. Die Orientreise des österreichischen Kronprinzenvaares. 3 Abbildun- gen, nad Skizzen unserer Spezialzeihner K. Szathmári und R. G. Montureano: 1) Die Truppenrevue in Bukarest (Vorbeimarsch der Dobranten). 2) Die Fahrt nah dem Bahnhof durch das illuminirte Bukarest. 3) Der Ball im Nationaltheater zu Bukarest, Ernst Raupach (zu dessen 100 jähriger Gebutsfeier). Castell Pelesh in den Karpaten, die Sommerresidenz dis rumänischen Königépaares. Nach ciner Zeichnung von K. Szathwmäri. Berliner Bilder: Musikalische Abentunterhaltung in einem Kellerlokal. Nach einer Zeicvnung von F. Jüttner. Birkhahnbalz in der Lüneburger Heide. Originalzeichnung von Ludwig Beckmann. Kaiserin Maria Anna von Oesterreich, 7 am 5. Mai. Wiever Bilder: Modellpause vor ver Akademie der Künste. Originalzeibnung von W. Grögler. Ein chinesisdes Schlachtenbild aus neuester Zeit: Der Angriff der Franzosen auf Bacninh (Tongking). Facsimile einer chinesischen Zllustration. Moden: Moderne Redingote. Neue Hutnadeln. Polytechnishe Mittheilungen: Holzharfe. Radcliffe's Patent-Hand- feuerspritze. Thermograph von Meißner und Jaksh. 2 Fig. Paten- tirter Rettung8apparat gegen Feuers8gefahr.

Getoerbe und Handel.

Die „New- Yorker Hdls.-Ztg.“ schreibt in ihrem vom 2, d. M, datirten Wochenbericht: Der Waarenhandel ift wieder äußerst till gewesen; in welcher Brancbe man sih auch er- kundigen mag, hört man Klagen darüber, daß das Gesckchäft nur sehr geringen Prosit läßt und gar keinen Aufschwung nehmen will. Weizenmehl hat zwar bei steigender Tendenz lebhafteres Geschäft ge- habt als feit langer Zeit, dageçien aber ist der legitime Verkehr am

| Getreidemarft in Folge des bevcutenden Avanz der Preise und der

häufigen und bedeutenden Fluktuationen fast ganz ins Stocken gerath:n. Der Frachtenmarkt ift flau geblieben. Baumwolle in disponitler Waare war wieder sehr ill und konnte vor- wöchentlihe Notirurgen nicht ganz behaupten; Termine haben eben- falls eine kleine Einbuße erlit:en. Brasil Kaffees begegneten nur sebr besbränkier Frage und haiten vorwiegend matte Tendenz. In reinschmcckendea Sorten sind nur kleine Umsäße zu wesentlih un- veränderten Preisen berichtet worden. Am Zucker- und Theemarkt herrschte eine flaue Stimmung. Scch{mo0olz, Schmeinefleisch und Sveck verkehrten troß anhaltend shwacher Exvort- und Konsumfrage in festerer Tendenz. Terpentinöl war leblos und niedriger, von Harz sind die geringen Sorten unverändert, die besseren dagegen gesucht und zum Theil öher. Raff. Petroleum fest. Pipe Line Certificates höher und steigend, 99} C. Mit fremden und einheimishen Manu- fakturwaaren ift es ill geblieben. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 1956791 Doll. gegen 1 256125 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.

Aus New-York liegen über dortige bedeutende Falli- ments folgende Telegramme des ,„W. T. B.“ vom 14. d. M. vor: Die Metropolitan-National-Bank und drei Makler- firmen haben ihre Zahlungen eingestelt. Die panikartige E:regung an der heutigen Börse wroar în der Hauptsache durch Verwickclungen hervorgerufen worden, welche aus verfehlten Spekulationen des Prâäsi- denten der Second-National-Bank sowie durch Zahlungseinstellung von ò mit demselben in Verbindung stehenden Firmen entstanden waren. Es wurde zwar vffiziell gemeldet, daß die genannte Bank solvent sei, doch wurde die gute Wirkurg dieser Meldung durch die spätere Zablungeeinstelung der Metrcepolitan - Bank wieder verdorben. Die afssoziirten Banken traten zusammen und beschlo}sen eine Kom- bination zu ihrem gegenseitigen Schuße. Dieses Vorgehen in Ge- mcinscha\t mit der unten mitgetheilten Anordnung des Schaßsekretärs Folger berubigte die Börse wieder, so doß die Course wieder eine steigende Richtung annahmen; der Schluß der Börse war indeß sehr \{wankend. Wie verlautet, würden die Depositoren der Metcopoli- tan-Bank die volle Auszahlung ihrer Depositen erhalten. Die Zahlungs- einstellung soll nur dur allgemcire Depoteentziebung hervorgerufen worden sein. Schaßsekretär Fouiger, der heute hier anwesend ist, hat nah Washington die Anordnung zur sofortigen Cialösung der