für Hamburg, L. Friederibsen u. Comp.,, Hamburg, Admiralitäts-
und beträgt der Preis jedes Heftes :roiz der eleganten Ausstattung und der Mannigfaltigkeit in Text und Jüustration nur 1 M
Land- und Forstwirthschaft.
Weimar, 14. Juni. (Tb. Corr.) Der Stand der Feld- früchte in Thüringen ift kein ganz gleicher; doch wird im All- gemeinen der Stand namentlich deé Getreides als cin überaus gün- stiger bezeibnet. Mit der Heuernte ift in einigen Thälern bereits begonnen worden.
St. Petersburg, 15. Juni, (W. T. B.) Nach einer Mel- dung des „MRegierungs-Anzcigers“ ist der Stand der Wintersaaten in Polen ein günstiger; auch in den Wolga-Gouvernements und im Gouvernement Kowno ist derselbe befriedigend, dagegen in den nörd- licven, centralen vnd fsüdliwen Gouvernements theils mittelmäßig, theils unbefriedigend.
Getverbe und Handel.
Aus Finnland. Laut amtliber Bekanatmacbung ist die bisher interimistisch eingeführt gewesene Ermäßigung des finnischen Ein- gang8zolls auf Scbmelzstücke aufer Krast geseßt worden; es wird demn2ch der volle tarifmêßige Zollsat von 7,00 F. M. pro Sciffspfund nunmehr wieder erhoben.
Stettin, 16. Juni. (W. T. B.) Die Zufuhren zu dem bcu‘e hier stattfindendcn Wollmarkt sind nur klein. Die Wäsche ift befriedigend auégefallen, Der Preisrücckgang geaen voriges Jahr Fetiai 10 bis 15 H, theilweise auch 20 (K Das Gesctäft ift eblos.
Nürnber g, 14. Juni. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held.) Déir Marktverkcbr der leßten aht Tage weist gegeiüber dem ber Vorwecchen keinerlei Veränderung auf, Die Zufuhren bezifferten sich auf etwas über 109, die Verkäufe auf gcgen 250 Säcke. Preise find voll und ganz die lisberigen. Drei Viertheile des Umsatzes be- p aus besseren Mittelhopfen und s&%öônen Gepackten in der Preis- age von 178--186 #46 Von geringen Sorten fanten kleine Posten Russen zn 80—20 #, verzollt, und außerdem io eire Parthie sehr \chör.farbige Prima-Russen zum Preise von 95 #, transit, Nehmer. Stimmung ist rubig feft.
Leipzig, 16. Junt. (W. T. B. Wollmarkt. Die Zufuhren betragen bis jetzt 1250 Ctr. Verkauf flott. Preise durhschuittlich niedriger als im vergangenen Jahre.
Rotterdam, 12. Juni. Die hiesigen Tageéthlälter warnen auf Grund ciner Nachricht im „Allgemeen Politicb!ad*“ vor cet"e:n ge- wissen H. W. Muller in Bredevoort, Gemeinde Aalten, Provinz Gelderland, wclcher bald als Getreidebändler, bald als Kaufmaun Schwindelgeschäfte treibt
Glasgow, 14. Juni. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Storcs belaufen stch auf 589 900 Tons, gegen 582 000 Ton? im verigen Jahre. ZcHl der im Betriebe befin diihen Hochöfen 95 gegen 114 im vorigen Fahre.
Konstantinopel, 15, Juni. (W, T. B) Die Einnahmen der Türkiscwen Tabacks-Regie-Gesellschaft betrugen in der zweiten Maihälste 4} Millionen Piaster gegen 2950 060 Piaster in
der ersten Maithälfte.
Warschau, 15. Juni. (W. T. B.) Der hiesige Wollmarkt ift heute offiziell eröffnet worden. Die Zufuhren waren nur mäßig. Das wenige von feinen Gatiungen Vorhandene wurde mit 1 bis 3 Thalcr Aufschlag per Centrer verkauft, mittlere Wollen e-zielten vor- jährige Preise, geringere blieben vernachlä\sigt. Stimmung gedrüdckt, Käufer abmalrtend.
Verkehrs-Anstalten.
Stettin, 15, Juni. (W. T. B.) Der reue auf der Kieler Schiffswerft erbaute Stahldampfer des Stettiner Lloyd „Martha“ ift heute woh!behalten in Stettin eingetrcffen und wird am Dienstag seine erste Reise nach New-York antreten.
Hamburg, 16, Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Teutonia“ ter Hamburg-Amerikanishen Packetfahrt- Aktiengesellschaft ist, von Hamburg lommend, am 14. d. M. ir St. Thomas eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarautänewesen.
Amilicer Nachricht aus Batavia, vom 22. Mai d. Js. zufolge, ist die Cholera in Groß-Atjeh epidemish ausgebrochen. Die Anwendung des Cholerareglenients is von Siiten der Königlich niederländischen Regierung gegen die Provenienzen aus diescm Vistriït angeordnet worden.
Berlin, 16. Juni 1884.
Eine Altersversorgungs-Arstalt, die sich speziell die Aufgabe gestellt hat, allen Denjenigen, die dur Einzahlungen für thr Alter sorgen wollen, einen Gewinn zu bringen, ist die Kaiser-Wilhelms-Spende. — Schr zu b¿dauern ist «8, daß der Zweck und die Ziele dieser wohl- thätigen Stiftung dem Volke noch so wenig bekannt sind, — aber es wird dieseibe ohne Frage cine große Zukunft haben, wenn die Zahlungen von Rente oder Kapitai an Mitglieder häufiger werden, was jeßt, nah 5 Jahren seit dem Bestehen der Stif- tung, noch nicht der Fall sein kann. — Die Stiftung be- ißt ein Stammkapital von 1900000 #, welches zum größten Theil gesammelt ist vom deutschen Volke aus Freude und Dank, daß die Lcbenêgefahr, in welcher unser geliebter Kaiser dur die ruchlosen Attentate vom 11. Mai und 2. Juni 1878 geswebt, glücklih abgewendet wurde. — Se. Kaiserlide und Königliche Hoheit der Kronprinz führt das Protektorat über diese wohlthätige Stif- tung, und dadur, daß die Zinsen des Stammkapitals den Mitgliedern zu Gute kommen, gewährt die Kaiser-Wilhelmét-Spende mehr als ar-dere Versicherungsarstalten bieten können ; auch verbürgt die direkte Beaufsichtigung der Stiftung durch den Minister des Innecn die denkbar größte Sicherheit. — Mitglieder köanen Alle werden, die für ihr Alter sorgen wollen, zu den gering bemittelten Klassen ge- hôren und Einzahlungen leisten — Für jeden der nicht bestimmt weiß, daß sein Alter in pekuniärer Beziehung forgenfrei scin wird, dient also die Kaiser-Wilhelms-Spende als wohlthätiges Institut, wenn er in den Jahren, wo er Ersparungen macben kany, an das Alter denkt. — Aber au als Alterê-Renten- anstalt sorgt die Kaiser-Wilhelms-Spende, indem sie Kapitalien an- nimwt und hiervon die Rente bis zum Tode des Mitgliedes zahlt. A sind in größerer Anzahl errichtet. Diese Zahlstellen nehmen
inzahlungen an, ertheilen mündlich und schriftli) Auskunft, und verabfolgen Prospekte, Tarife 2c. an alle Diejenigen, welche beabsich- tigen, ter Kaiser-Wilhcims-Spende als Mitglieder beizutreten. Das am 1. April 1884 abgelaufene Geschästsjahr war für die Stiftung ungemein günstig uud hat den Beweis geliefert, daß die Zuna me der Mitglieder und die Einzahlungen in stetcm Wachsen begiiffen sind, und daß die Kaiser-Wilhelms-Spende ihren Zweck, eine Altersversor- gungs- Anstalt für den Mittelstand des deutshen Volks z1 gründen, erreichen wird.
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Die unter dem Namen „Berliner Stadtsynode* bekanate Versammlung der vereinigten Berliner Kreissynoden wurde heute Vormittag im Sißungésaale des Herrenhauses mit Gebet eröffnet. Als Vertreter des Königlichen Kirchen-Reziments wohnte ter Konsistorial-Präsident Dr. Hegel den Verhandlungen bei. Der Vor- sißende, Syn. Kammergecihts-Raih Schroeder, theilte mit: der Dber-Kirchenrath habe den vorjährigen Beschluß betreffs des amt- lichen Kizrchenzettels, der dahingeht, dem „Ecangelish-Kirhlihen An- zeiger" das Recht der Herausgabe des Kirchenzettels zu entzichen, ver- jagt. Der Gemeinde-Kirchenra!th habe den vereinigten Kreis- Jynoden 1000 #6 für den Baufonds armer Berliner Gemeinden
straße 3/4. Vom 1. Januar ab beginnt das regelmäßige Abonnement !
¡ einnahmen und Ersparnisse zu vecrzeibner. Die kicblihen Umlagen haben einen erbcbliden Mebrertrag geliefert. Jm leßten Etat waren die Erträge von 549% des Veranlagungs-Solls der klassifizirten Ein- kfommen- und Klassensteuer auf 285 000 Æ veransblagt. Es sind indeß, abgesehen von den 106 Restposten, im Betcage von 791 M 68 S eingegangen, 297 073 Æ 19 4 Duüuävon sind jedod 1651 M 89 „§ zu Rückzahlungen zu verwenden gewesen, so daß sich aus den kfirhlihen Umlagen eine den Voranscblag überschreitende Mehr- einnahme von 10421 Æ 30 S ergiebt. Als Zinsen, welche die Sparkasse zahlt, sind 2500 A im Etat veranschlagt. Statt dessen sind 2737 ÆÆ 31 4 eingegangen, so daß aub hierbei eine Mehreinnahme von 237 Æ 31 Z erzielt worden ist. Jm Ganzen beziffern sich die Mehreinnahmen auf 1094 M 85 K. Hierzu treten die im verflosseacn Etatsjahre gemachten Ersparnifse. So waren unter Tit. T der Autgaten füc Erziehungs- und Ver- walturgsfosten sowie zur Abrundung 12469 Æ in den vorjährigen Etat eingestellt. Es sind aker rur 12265 M 33 4§ verbraucht worden, also bei diefen Titel 203 #ÆA 85 H erspart. Ferner waren: unter Titel IT zur Enscbädigung für aufgehobene Stolgebühren 116 000 (A vorgesehen. Es sind jedo für diefen Zweck nur 115164 M 25 A nöthig gewesen. Es ergiebt sih fomit eine Gescmmtcrsparziß aus tem vergangenen Jahre von 5197 4 91 „ß. Eine Ueberschr-itung des Etats dagegen hat sih an keinem Punkte als unvermeidlich berau82gestellt. Aus den bezeicneten Mehreinnahmen von 10954 M 85 „ und den Ersparnissen in Höhe von 5197 91 4 set s{ch der Uebershuß zusammen, wclccher im Etat8entwurf für 1284/85 unter Titel T der Einnahme in Höbe von 16 852 46. 76 H enthaltcn ist. Die vom Magistrat geforderte Vergütigung von 209/69 des Jahreêveranlagungsfolls ift ficher so lauge niht zu ho, da der bis jetzt zur Ausschreibung gelangte Prozert- saß der Einkommen- und Klassensteuer bci der Feststellung der kirch- lien Umlagen nicht überschritten wird. Was ferner Tit. II der Ausgabe, Entschädigung für aufgehobene Stolgebühren betrifft, so hat sib die ausgesprochene Voraussicht, daß die anfänglich rapide Steigerung in der Zahl der Taufen und Trauungen in gleicher Weise sih nicht fortsetzen werde, im vergangenen Jahre bestätigt. Es wird wieder beantragt, 116000 M in diefen Titel cinzusetzen. Den in den vereinigten Kreissynoden vertretenen Kirchen fällt aus Taufen und Trauungen cin Jahresbetrag in Höhe von 148546 M 25 #§ zu. Es werden beantragt für Bauten und Reparaturen an Philippus-Apoftel 10 000 #, für Nazareth 5000 4, für Lukas 1500 M
Die leßt crwähnten Anträge wurden ohne Debalte genehmigt.
Der Borfitzende verlas bierauf folgende an ihn gelangte Schreiben : «Ew. Hocbwohlgeboren übersenden wir cuf das Scbreiben vom 3, De- zember v. J., betreffend die Gründung neuer geistliber Stellen an Zion, Sti. Simeon, Str. Martus, St. Thomas, bezw. den Beschluß der vereinigten Kreisspnoden vom 29. Oktober v. I., cinen beute auf Grund der Euntskeidung des Erangelishen Ober-Kirchenraths an den Gemecinde-Kirchenrath von Zion exlassenen Bescheid io Abschrift zur gef. Kerntnißnahme. Wir bemerken dabet, daß wir nach dieser Entschei- dung aub dem von den Gemeindeorganen von St. Simeon unter dem 31. März d. J. gefaßten, Ew, Hocwwohlgeboren von dem Ge- meinde-Kirchcnrath in Abschrift mitgetheilten Entschlusse wegen Grün- dung einer zweiten Predigerstelle keine weitere Folge gebez können
und den Gemeinde - Kirchenrath dementsprechend beschieden haben. Dagegen hat us der Evangelische Ober - Kirchenratl, wie wir im Anschlusse an unsere St. Markus betresfende vorläufige Mittheilung vom 25, April d. F. nicht uncrwähnt
lassen wollen, eröffnet, daß cin Abkommen innerhalb des Rahmens der betreffenden Entschlüsse der vereinigten Kreissynoden zwischen Gemeinden städtischen Patronats und dem hiesigen Mcgistrat als Patron, von Kirchenaussiht8wegen nit bcanstandet werden fönnen. Königliches Konsistorium. gez. Hegel. *
An den Gemeindekirchenrath der Zionskirche ist fo‘gendes Schreiben ergangen: „Auf die Anfrage vorn 29. November v. I., betreffend den Ve- \{luß der vcreinigten Kreissynoden vom 24. Oktober v J. über Zuschüsse zur Ve ¡ründung neuer geistliher Stellen, erwidern wir dem Gemende-
Kircbenrath, unter Bezugnahme auf untern vorläufigen Bescheid vom 30. November v. J, daß der Evangelisbe Ober-Kirchenrath, in An- [2hung dec Stellen an den Kirchen landesherrlichen Patronats, die völlige Aufhebung de: landesherrlichen Präsentationsrechte zu Gunsten der Gemeindeorgane. mit dem Wohle der evangelischen Uniorskircbe nicht vereinbar und deshalb für unzulässig erachtet, dabei aber die Hoffnung ausgesprochen hat: der Hinweis auf den großen Um- fang, des aus {reier Allerbößster Entschließung und ohne etne Gegenleistung in 8. 37 Nr. 2 der Kirchengemeindc - Ordm:ng zugewandten Geschenkes der alternirenden Pfarrwahlen an die Gemrcius den landesherrlichen Patronats einerseits, sowie das täglich dringender auftretende Bedürfniß der Vermehrung der geistlichen Kräfte in hie- siger Resideazstadt werde die vereinigten Kreis\ynoden bewegen von der an die Bewilligung von Dotationëzuschüssen für bedürftice Ge- meinden landesherrlichen Paironats geknüpste«n Bedingung insoweit Abstand zu nehmen, daß auch hier, wie'hei den {cen vorhandenen Stellen diealternirende Beseßung eintrete. Königliches Konsistorium. gez. Hegel.“ Cine jehr lange Debatte veranlaßte cin Antrag, bei Tit. III Nch. i cinzu- stellen: „An die Kircbenkassen der böhmisch-lutherishen un» böhmisch- reformirten Gemcinde der Betlehemskirche je 10 000 A == 20 000 M46“
Der Antrag wurde s{ließlich abgelehnt. Dagegen rourde beschlossen, der bohmish-lutherishen Gemeinde 800 #, der Ändreas- 1860 M und der Bartholomäusgemeinde 300 44 zu bewilligen. Bei St. Markus ist im Etat 1884/85 für den Erster. Geistlihen eine Wohn aungßsent- \chädizung von 1500 (G und für den Zweiten Geistlichen cite solche vor 1200 M in Ausgabe gestellt. Beide Geistliche wohnen in cinerr.
Kircenhause und bezahlen an Miethe, der erstere 900, der zweite 750 Æ „Wir halten dieses Verfahren — so heißt es in dem Berit — so wohlgemeint er auch ift, în
denjenigen Gemeinden, welche auf Grund des Beschlusses von. 6. März 1882 Beißülfen aus der Kasse der vereinigten Kreiésynoden bean- spruchen, oder sont hülfsbedürftig sind für erledigt und glauben, nur denjeaigen Miethsbetrag in Anrechnung bringen zu dürfen, welcher ron dem Geistlihen roirklich gezablt wird. Wir bitten über diesen Punkt eine Entscheidung herbeizuführen. — Es entspann sich hierauf cine sehr lange, lebhafte Debatte, die damit erdete, daß das mitgetheilte Monitum dcs geschäftsführenden Aueschusses bestätigt wurde.
Rennen auf der Bahn des Vereins für Hinderniß- A zu Charlottenburg. Sonrtag, 15. Juni, Nachmittags
r:
I. PiGels3berger Hürden-Rennen. Preis 1000 4 Lieut.
Graf Lehrdorff a. br. St. „Dorothea“ 1., Mr. George djähr. br. St. „Alma 1. 2, — Werth des Rennens 1180 4 der Siegerin, 180 M der Zweiten. Die Siegerin wurde in der Auktion für 3000 A. von Graf Stollberg gekauft, so daß die Rennkasse den Ueberschuß von 500 M erhielt. IT. Freies Offizier-Handicap-Jagdrennen. Preis 2000 J Licut. v. Marschall (Gardes du Corps) a. br. W. ,The Bear“ 1., Lieut. Graf Kleist v. Loß 6jähr. br. H. „Sycomore* 2., Rittm. v. d. Often a. br. W. „Bouncer* 3, — Werth des Rennens 1200 Æ dem Sieger, 196 #4 dem Zweiten, 84 4 dem Dritten.
III. Spree-Hürden-Rennen. Preis 1000 #- Lieut. von
Raverstein 4jähr. br, St. „Immergrün“ 1, Mr. Doan d*sjähr. F. S1. „BVendetta" 2, — Werth des Rennens: 1150 A der Siegerin und 150 G der Zwelten. Die Siegerin wurde in der Auktion für 3150 M. zurückgefkauft. IV. Schluchien-Jagd- Nennen. Preis 1500 4 Hrn. O. Oelschläger 4 jähr. br. H. „Potosi“ 1., desselben 6 jähr. F. W. „Chanach“ 2,, Lieut. Shmidts 6 r br. W. „Curacao“ 3. — Werth des Rennens: 1370 # dem Steger, 300 dem Zweiten, 200 M dem Dritten. — Die nächsten Rennen auf dieser Lahr finten Dienstag, 17. Juni, Nachmittags 4. Uhr, ftatt.
Beimar, 14, Juni. (Th. Corr.) Die Konferenz deut-
zugewiesen. — Hierauf wurde der Gescäftéberiht erstattet. Auch im vergangenen Jahre waren danach nicht unbeträchtliche Mehr-
scher evangelisher Kirchenregierungen ist am 12. in Eisena ch zusammenyetreten, Aatwesend sind 34 Abgeordnete: für
Preußen die Herren Ober-Konsistorial-Rath Professor von der Goltz, Ober-Konsistorial-Rath Schmidt, Ober-Konsistorial-Rath Bayer, Konsistorial - Präsident Weyrauch (Cassel), Konsistorial - Präsident Mommsen (Kiel), Professor Dr. Dove (Göttingea); Bayern: Konsistorial-Präsident von Stählin und Ober-Konsistorial-Räthe Günther und Rish; Königreidb Sachsen: Konsistorial-Präsident von Berlcps und Ober-Hofprediger Kohlshütter; Württemberg: Kon- sistorial-Direktor von S&lickhardt, Prälat von Müller; Hessen : Ober- konsiftorial-Rath De. Habiht; Mecklenburg-Shwerin: Geh. Ober- Kir&en-Rath Kliefoth, Superintendent Polstorf ; Sachsen-Weimar : Geh. Kircben-Rath Dr. Hesse, Regierungs-Rath Dr. Kuhn; Mecklen- burg-Strelitz: Korsistorial-Präsident Ohl; Oldenburg: Ober-Kirchen- ratbs-Direktor Schomann; Braunschweig: Korsistorial-Rath Abt Dr. Sallentien; Meiningen: Ober-Kirher-Rath Geltner; Altenburg: Gereral - Superintendent Rogge; Anhalt: General - Sup.rinten- dent Teichmüller ; Rudolstadt : General - Superintendent Traut- vetter; Sondershausen: Ober - Konsistorial-Rath Zahn; Reuß j. L: Geh. Staatsrath Vollert, Ober-Kirhen-Rath Lte; Lippe- Detmold: General-Superintendent Koppen; Lübeck: Senior Dr. Lindenberg; Elsaß-Lothringea: Ministerial-Rath v, d. Golß _und Konfistorial-Präfident Stöber; Oesterrei: Mitglied des Ober- Kirchenraths Witz-Stöber. Die Reichslande sind zum erstea Male auf dieser Konferenz vertreten. Die Konferenz wurde er- öffnet durch cinen Gottesdienst in der Wartburg-Kapelle, bei welhem Probst von der Golß die Predigt hielt. Der bisherige Vor sizende, Dber-Hofprediger Dr. Kohlshütter (Dreéden) wurde nach Erstattung dcs Jahresberichts, zum Vorsitzenten, Ober-Konsistorial-Nath Schmidt (Berlin) zum Stellvertreter gewäblt. Auf der Tagesordnung stehen : Die Revision der lutherishen Bibelübersetzurg, die Herstellung einer Normaltaxe für den kleinen lutherischen Katehiémus; Maßnahmen ¿ur Wahrung der kirhlihen Ordnung gegen separatistische und sektirerische Umtriebe, Einführung einer Kollckte für die deutswen Gemeinden im Auslandc, Weiterführung der Arbeiten für kirchliche Statistik und des Kirchenchor- Wesens.
__Warswhau, 15. Juni. (W. T. B.) Heute Mittag bra im hiesigen Großen Theater Feuer aus, das aber bald gelöscht wurde. Der Schaden ist unbedeutend; nur cin Theil der Garderobe ift dur das Feuer zerstört.
Noch kurz vor S@&luß der Saison brahie das Wallner-
Theater am Sonnabend cine Novität, welche sich zwar vor ret gelichteten Bänken abspielte, aber doch einen überaus heiteren Erfolg hatte. Es is ein von Franz Schöathan nah dem französischen Original von Chivot und Duru bearbeitetes Lustspiel mit dem Titel „Hotel Blancmignon“: ganz in der lockeren Art der Stücke des Pariser Palais - Royal - Theaters gebalten, voll höchst ergöß- liher und eberso verfängliher Verwitckelungen und hochkomis%er Situationen, getragen von cinem leichlflüssigen, aub dein Prüdesten über alle „Dezails“ binwegscbmeichelnden Dialog, kurz ein Stück, so leichtsinnig und leihtlebig, wie cin Deutscher sich s{hämen würde es zu schreiben und wir ihm ein solches auch die Gescbmazckscensur nicht würden pasfiren, wie voir es aber von cinem Franzosen uns gern gefallen lassen und uns dazu immer wieder bei ihnen zu Gaste laden. Der Inhalt mit seinen unendlich komiscten intrikaten Verwickelungen ift gar nicht zu erzählen; nur so viel kann man verrathen, daß das Hauptmotiv ein behäbiges kleinbürgerlices Ehepaar abgiebt, welches, um die Mode der höheren Klassen mitzumachen oder sih doch diesen Anschein zu geben, unter dem Vorwande ciner Reise nah Venedig nach einem Vororte von Paris, eben in jenes Hotel Blancinignon zieht und doct wider Erwarten mit Denjenigen wieder zusammentrcifft, vor denen es sich verbergen wollte. In dem Lusispiel, das wohl besser die Bezeichnung Schwank führte, st d cine Reibe gernzesehener Mit- glieder des Theaters, mie Fr. Carlsen, Frl. Meyer, Frl. Odilon, &r. Smidt, Frl. Heßling, Hr. Blencle, Hr. Guthery, Hr. Kurz, Pr. Ottbert, Hr. Meißaer u. A. beschäftigt, und das Zusammen- spiel so flott und fesselnd wie in den besten Tagen. Troy der Saison morte, in die wir cingetreten sind, dürfte das übermüthige Stück somit noch Manchem einige fo heitere beifallsfrohe Stunden bereiten wie bei der Première. __ Neues Friedtrih-Wilhbelmstädtisbes Theater. „Lili“, jener ausgelassene Pariser Schwank, d-m Fr. Marie Geistinger durch die schauspielerische Virtuosität ihrer Darstellung einen übe:r2shenden Erfolg vers@aft hat, geht, nahdem die beliebte Künstlerin an 4 Äbenden als „Titania Fanfani“ und „Boccaccio® von Neuem Aus- zeichnungen aller Art geerntet hat, morgen, Dienstag, wieder in Scene. ___ Krolls Theater. Glucks Oper „Orpheus und Curydice®, in welcher die Wiener Hofepernsängerin Fr. Nosa Papier als Orvheus zum crsten Male vor dem Berliner Publikum auftreten wird, ist für die Krollshe Bühne Novität. Sie geht hier zum ersten Male, unter Leitung ves Kapellmeisters Ruthardt, in Scene und er- fordert au eine neue Auéstaitung, die in dekorativer Hinsicht von den Gebrüdern Borgmann ausgeführt wurde. Frl. Martin singt die Curydice und Frl. von Vahsel den Eros.
Im Belle-Alliance- Theater seßte Frl. Fröhlich vom Hamburger Stadttheater ihr Gastspiel, welches sie vor aht Tagen in dem Bittongschen Lustspiel „Die Plaudertasche“ als Lolo von Anken begonnen hatte, in dem eben nicht bedeutenden Schwank von Blumen - thal und Hartmann-Plön „Operationen“ fort und errang auch ir: diesem Stück, in welbem sie eine der emanzipirten Studentinnen, nämli die Olga Strelitßky gab, den Beifall des Publikums, welches an dem flotten, frishen Spiel der lustigen akademishen Bürgerin scine Freude hatte. Frl. Fröhlich verfügt über cinen gesunden Humor, den sie an den richtigen Stellen mit Erfolg anzuwenden weiß, so daß sie den oon ihr dargestellten Rollen, felbst wenn dieselben vom Ver- fasser weniger günstig ausgestattet sind, einen Erfolg zu verschaffen, und dur ihre Munterkeit sowie das ihr gut austehende naive Wesen stets die Gunst des Publikums zu erringen versteht. Ein wohl- kflingendes Organ, lebhaftes Minenspiel und eine ungezwungene gewisse Grazie machen ihre Erscheinung stets zu einer nillklommenen. Von
den Übrigen Darstellern sei Hr. Zink erwähnt, welcher wie immer die Rolle des polternden Alten mit gutem Er- folg gab und den Major a. D. Warren zur Zufrieden-
heit darstellte, während Hrn. Straßmann als Neffe Reinhold C etwas mehr Beweglichkeit zu wünschen wäre. Die übrigen errer und Damen entledigten fh in zufriedenstellender Weise ihrer Aufgabe, und ließ es das zahlreich anwesende Publikum viht an Kundgebungen seines Beifalls fehlen. Von den Bemühungen des Besitzers des Etablissements, für die Unterhaltung seiner Theatergäste auch in den Zwiscbenpausen Sorge zu tragen, legt das Engagement der Estudiantina Española Zeugniß ab, welche dur ihre malerische Tracht nicht minder das Auge zu fesseln, als dur ihre wohlklingenden Vorträge in angenehmer Weise das Ohr zu ehen verstehen. _ Weimar, 14. Juni. (Th. Corr.) Der Regisseur und Hofschau- spieler J. Savits von der hiesigen Bühne is zum Leiter des Hof- und National-Theaters in Mannheim berufen worden. Der treff- lihe Künstler, der sh hier einer ungemeinen Beliebtheit erfreut, verabschiedete sich am Donnerstag von dem hiesigen Publikum, welches ihm seine Sympathie in übershwänglicher Weise bekundete.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Frpedition (Sch olz), Druck: W. Elsner Fünf Beilagen {einsckchließlich Börsen-Beilage), und die Besondere Beilage Nr. 5.
Berlin:
(7384)
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
M 139.
Berlin, Montag, den 16. Juni
1884,
Nichtamlkliches.
Preußen. Berlin, 16. Juni. Jm weiteren Ver- laufe der vorgestrigen (32.) Sißung des Reichs- tages begann das Haus die erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Verwendung von Geld- mitteln aus Reichsfonds zur Einrichtung und Unterhaltung von Post-Dampfschiffsverbin5ungen mit überseeishen Ländern. Dieser Geseßentwurf lautet :
8. 1, Der Reichskanzler wird ermächtigt, die Einrichtung von regelmäßigen Poft-Dampfschiffsverbindungen zwischen Deutschland einerseits und Ostasien bezw. Australien andererseits auf eine Dauer bis zu fünfzehn Jahren an geeignete Privatunternehmungen zu Übertragen und in den hicrüber abzuschließenden Verträgen Bei- hülfe bis zum Höcbstbetrage von jährli vier Millionen Mark (4 000 000 M) aus Reichsmitteln zu bewilligen.
8. 2, Die na §8. 1 zahlbaren Beiträge find in den Netichs- haushalts-Etat einzustellen.
Die in Aussicht genommenen Dampferlinien sollen fclgenden Weg haben:
1) Für den Verkehr mit Osftasien:
a. cine Hauptlinie von der Elbe oder Weser (Hamburg oder Bremen) nach Hongkong, über Rotterdam bezw. Antroerpen, Neapel, Port-Said, Suez, Aden, Colombo, Singovore ;
b. eine Zweiglinie zwischen Hongkong und Yokohama über Dn Nagasaki und einem noch zu bestimmenden Hafen in
orea.
2) Für den Verkehr mit Australien:
a, eine Hauptlinie von der Elbe oder Weser (Hamburg oder Bremen) nah Sydney über Neapel, Port-Said, Suez, Aden, King Georges Sound, Adelaide und Melbourne,
b, cine Zweiglinie von Sydney über Auckland, Tonga-, Samoa-Inseln und Brisbane zurück nach Sydney.
Die Debatte wurde vom Bevollmächtigten zum Bundes- rath, Staatssckretär des Reichs-Postamts Dr. Stephan mit folgenden Worten eingeleitet :
Der vorliegende Geseßentwurf der verbündeten Regierungen ift in einer Reihe von Aufsätzen in Zeitungen und Zeitschriften, dann in vershicdenen besonders zu diesem Zwecke gedruckten und, so viel ih weiß, auch an das hohe Haus gelangten Denkschriften noch näber beleuchtet worden. Ich zweifle aud nicht, daß in derselben fach- kundigen Weise, wie es zum Theil in jenen Schriften geschehen ist, die heutige Berathung in diesem hohen Hause noch vermehrten Stoff für den Gegenstand liefern wird, da ja die zunächst betheiligten Kreise in hervorragender sachkundiger Weise in dem Hause vertreten sind.
Ich hoffe, miß um so mehr Jhrer Zustimmung erfreuen zu können, wenn ich mich in den einleitenden Bemerkungen auf die Dar- legung einiger allgemeiner wesentliher Gesichtspunkte beschränke, wobet ich meinen Mitbevollmächtigten und mir allerdings vorbe- halten muß, auf alle Einzelnheiten, die im Verlaufe der Diskussion etwa zur Sprache gebracht werden sollten, näher einzugehen, soweit Anlaf; dazu vorhanden ift und die Nothwendigkeit resp. Zweckmäßigkeit dazu vorliegt.
Ich glaube zunächst nicht zu irren, daß dem verliegenden Gesetz- entwurse und auch der Art der Behandlung, welcher er bisher unter- zogen worden ist, wohl nit der Vorwurf der Hast und der Eile ge- macht werden wird. Es sind zwei Monate her, eine lange Zeit in dem Jahrhundert, in der wir lehen, seit er der Oeffentlichkeit vor- liegt. Die öffentliche Meinung hat sich in ausgiebigster Weise mit ihm beschäftigt. Die Blätter fast aller Parteien, mit Ausnahme weniger, die auf einem entgegengeseßten Standpunkt stehen, baben ten Entwurf mit Freuden begrüßt; sie haben zum Theil ihre lebs- laîte Sympathie mit demselben zu erkennen gegeben. Aebnlihes tritt mir enigegen aus einer Anzahl von Zuschrif- ten, die aus den verschiedensten nicht blos den nächstbethei- ligten Kreisen an die Regierung in dieser Beziehung gelangt sind. Es s\chbeint mir daher doch ein allgemeines Gefühl in der Mehrzahl des Volkes vorhanden zu sein, daß wir es hier mit einem wohl überlegten, gründlich vorbereiteten und lang gereiften Plan zu thun haben, cinem Plan, der darauf hinaus8geht, den prak- tishen Bedürfnissen zu genügen, und zwar solchen, die ohne Weiteres in nit zu weiter Ferne und ohne irgend welche Verpflichtungen leicht erreihktar sind. Ich möchte besonderes Gewicht darauf legen, hier hervorzuheben, daß der Plan nicht aufgestellt worden ist, irgend cinem handelspolitishen System — diesem oder jenem — zu Liebe. Er geht fkeineswegs darauf aus, theoretishe, national- ökonomische Prinzipien zu verwirklihen. Er will ferner nicht bestimmte Zweige unserer Industrie, z. B. die Rhederei, die Schiffs- bauthätigkeit u. #. w., durch direkte Staatsprämien auf Kosten ande- rer Industrien begünstigen; er s{chafft kein Stoatsmonopol, er steht nit im Zusammenhang mit dei, was man Kolonialpolitik im engeren Sinne nennen kann, und noch weniger will er irgend ein Jdeal des so genannten oder so getauften Staatssoziali8mus ver- wirklichen; er steht lediglich auf dem praktis%en Boden der vorhan- denen Bedürfnisse. Alle Kritik oder Polemik, die etwa von jenen anderen Auffassungen oder Gedanken ausgehen sollte, alle Angriffe und Dis» kussionen, die ih auf jenem Gebiete bewegen würden, treffen die Sache und die Vorlage nit; sie würden in die Reihe der Wind- mühlenkämpfe zu stellen sein und eine Zersplitterung des sehr kostbar gewordenen Kapitals an Zeit gleichkommen, welhes der Reichstag noh besizt. Die verbündeten Regierungen, auf dem Boden stehend, könnten ten Diskussionen und Polemiken dieser Art ganz berechtigt ein einfaches: zur Sache! entgegensetzen.
__ Meine Herren! Das Volk empfindet — ich glaube, daß ih einiges Gefühl dafür habe, id bewege mich viel unter dem Volk — daß sowohl die Art als der Grad unserer Betheiligung an dem Welthandel nit entspriht unsern berechtigten Interessen, niht dem Ansehen und der Stellung, diè die deutsche Nation nah threr Wiedervereinigung sich in der ganzen Welt erworben hat. Sie haben in einem denkwürdigen historischen Dokument im Anfange dieser Woche in einem feierlichen Augenblick verlesen hören, daß die Nation die Kraft gewonnen hat, die Pflege ihrer Wohlfahrt in die eigene Hand zu nehmer. Das, meine Herren, ist der wesent!licchste Zweck dieser Vorlage. e Schon vor Jahren hat der Herr Reichskanzler hier in ähn- lidem Sinne dieses angeregt. Nachdem nun die wesentlichste ld in unsern Beziehungen zu dem fernen Orient, also der Mangel einer direkten Schneliverbindung von Tage zu Tage iumer kTlaffender hervorgetreten ist, hat der Herr Reichskanzler die J&tticative zu dem vorliegenden Plan ergriffen, hauptsählich auch in seiner Stellung als Ghef der Reichspost. Es fehlt uns also die direkte Schnellverbindung mit Asien, Australien und Polynesien. war sind, und darauf ist in den Denkschristen hingewiesen, einige erbindungen vorhanden, man kann sie aber weder direkte Nennen, noch kann man sie zu den {nellen Verbindungen zählen. Ich tolle dem Muth, mit welchem die Männer in Hamburg, die diese Ver- peidungen begründet haben, an dieselben herangegangen sind, en Anstrengungen, die sie gemacht, den Opfern, die sie gebracht haben, alle Anerkennung, aber davon, glaube ih, werden Sie felbst überzeugt ein, daß diese besteenden Linien den Anforderungen nit genügen onnen, wie sie an einen s{hnellen Verkehr und an die Mittel zur
Befriedigung derselben bei der beutigen Lage gemacht werden müssen. Es sind das im Wesentlichen, wie Jhnen ja wohl bekannt sein wird, Frachtdampfer langsamer Gangart, die feinen bestimmten Cours, keinen bestimmten Fahrplan innehalten, die in den verschiedenen Häfen anlegen, je nachdem sie dort Frachten vorfinden und also ihren Ver- fehr verwerthen können. Jch fürhte nicht, daß diese Linien wesentli leiden würden durch Begründung der Schnelldampferlinien, die wir Ihnen vorschlagen, weil das cin ganz anderer Verkehr ist, den die letzteren haben werden. Es kat sich das in anderen
Ländern gezeigt, wo die sogenannten FFrahtdampferlinien schr wohl neben den eingerichteten Postdampferlinien Bestand, gefunden halben, ja, es siad sogar die vermehrten VBe-
ziehungen, welhe durch die Poftdampfcrlinien geschaffen wurden, ihnen zu statten gekommen, und sie können, wenn i eines naheliegen- den Bildes mich bedienen darf, ebenso gut neben den Postdampfer- linien bestehen, wie die Güterzüge neben den Courierzügen der Eisen- bahnen. Das aber steht fest, daß unser eigentliher Schnellverkehr befördert wird über England und Frankreih. Unsere Briefe, Pafssa- giere, Schnellwaaren, unsere Gelder, unsere Wechsel, fie werden be- fördert auf Schiffen, die auf fremden Werft:-n, niht auf deutschen gebaut sind, mit fremden, nit mit deutschen Maschinen, mit aus- ländischen, nit mit inländischen Kohlen, mir ausländishem, nicht mit inländishem Proviant versehen; ihre Mannschaften bestehen leider zum Theil aus Deutschen. Es twerden olso hier die Unternehmungen frem- der Staaten. die zum Theil ja auch zur Verstärkung der Flotte beitragen, mitgestörkt durch deutsde Produktion, durch deutsche Kapitalkraft, dur deutscke Arme; unsere Postkasse ift diesen Unter- nehmungen tributpflihtig. Ih möchte meinen, meine Herren, es genügt, gewisse Dinge autzuspre{en, um sofort das Bewußtsein zu haben, daß hier etwas nicht richtig ist, und daß Abhülfe unter allen Umständen geschaffen werten muß.
Wie fehr dies in den weitesten Kreisen empfunden wird, möchte id mir gestatten, Ibnen aus ein paar mir zugegangenen Denkschriften mitzutheilen, die ih mit Erlaubniß des Herrn Präsidenten nur im Auszuge hier verlesen möbte — von einem unserer ersten Reisenden, dessen wissenschaftliber Standpunkt, Erfahrung und technische Kennt- nisse ihn hervorragend befähigen, ein Urtheil hierüber abzugeben, und der erst in den leßten Jahren, 1880—83, jene Gegenden, auf die es hier ankommt, bereist hat. Da heißt es in dem mic zugegangenen Memoire in Bezug auf diesen Geseßentwurf — den behandelt er chon darin —:
Den so Üüblich gewordenen Weg des bloßen Theoretisirens verlafsend, greift man urter Zusammenwirken der geschzgebenden Faktoren und des Privatunternehmungs8geistes endlich zu praktischen Mitteln, um Deutschland denjenigen Vortheil von dem ostasiatischen Welthandel zu verschaffen, der ihm entspre&Wend seiner Mitwirkung an selbigem als zweite der betheiligten Nationen gebührt, um den Handel zu freierer Entwickelung zu verhelfen und ihn dem einer Groß macht wie Deutschland unwürdigen Abhängigkeitsverhältniß von England, ja auch Frankreich z:1 entziehen, unter deren Schutz und durch deren Institutionen der deutsche Kcufmann bisher zum Theil gezwungen, seinen Verdienst zu suchen. Wie sehr der Druck dieser Verhältnisse von den nationalgesinnten deutschen Kaufleuten im ganzen östlichen Aen, wie Ösiindien, Birma, Straits Sett- lements, Holländisch Indien, Siam, China und Japan, welche Länder ich während meiner Reisen von 1880—-83 in längerem Aufenthalte berührte, ¿empfunden wird, hatte ih in Folge häufigen Verkehrs sowohl mit ihnen fell wie mit diesbezüglich interessirten Personen verschiedensten Standes oft Gelegenbeit zu bemerken, wie ih denn auch wiederhc {t in die Lage kam, die Ursachen und ver- meintlichen Mittel zur Abhülfe der auf dem Handelsstande laften- den Uebelstände zu erörtern. Als den erften der Punkte, die mir immer und immer wieder in den Klagen vorgehalten wurden, und die auch ih als Kardinalursachen für den unbefricdigendeun Stand unserer Handelsinteressen in jenen Ländern erkannte, bezeichnete man mir den Mangel eineê regelmäßig direkten, auf staatlicher Grund- M errichteten Postdampferdienstes zwischen Deutschland und Oft- asien.
Eine andere Denkschrit sagt:
England partizipirt nominell im Total des indisben Handels mit 55 %/9, aber da cine ganz bedeutende Menge Waaren von Deutschland über London spedirt werden müssen, weil es an einer direkten Verbindung fehlt, so reduzirt sid dieser Prozentsaß um ein Erklecklicl-es. Ebenso geht es uiit den deutsdben Waaren, die — fei es ria London, via Genua-Gotthard, über Triest von Satwsen her, oder via Venedig von Süddeutschland \pedirt werden, vom Rhein über Antwerpen-London.
De3aleichen i es mit den nach Deutschland eingehenden Waaren, die sämmtlich unter der Rubrik anderer Länder ver- \chwinden. :
Es läßt sich daher keine genaue Statistik für den Handel des Deutscen Reichs mit Indien geben, aber die unverkennbare rafe Zunakl- me ist aus den Zahlen der anderen Länder, die unbeinerkt thre Ziffern anschwellen schen, zu erkennen.
Belgien z. B. hat im Jahre 1878/9 Waaren im Be- trag von 12285 #4 von Indien bezogen, 1882/3 dagegen waren die Verschiffungen dahin, also nachG Antwerpen auf die außerordentliÞhe Zabl von 21517279 # angewachsen. Diese Waaren find nicht für Belgien, sondern zum größten Theil für den Rhein und einen Theil Süddeutschlands gewesen, Das Nämliche ist der Fall bei Oesterreich, dasselbe figurirt in der Importliste mit 1216 222 \(6 im Jahre 1878/9 und zeigt schon im Jahre 1882/3 2703951 46 Der Handel mit Oesterreich ist nicht bedeutend, aber mit Deutscbland über den österreichischen
Hafen Triest. Vei Exporten dahin ist dasselbe der gal, 13 949 103 M in 1878/9, dagegen 26 025 564 A6 in 1882/3, iese Zunahme ift über Deutschland und Oesterreich zu vertheilen. Italien fällt ganz genau in dieselbe Kategorie; sein Importhandel beschränkt sich auf Korallen, venezianishe Glasperlen und wenig Rothgarn nebst Eleinen Artikeln, die niht aufgeführt werden.
Im Jahre 1878/9 waren jedo 3 830 139 4 Importen auf- gezeichnet und im Recnungsjahre 1882/3 4 444 326 4, dabei ist Deutschland und die Schweiz stark betheiligt. Bei der Ausfuhr nach Italien ist die sämmtliche deutshe Spinnerei betheiligt, die ihre Baumwolle über Venedig oder Genua bezicht, sowie bedeutende Posten Indigo, Jute und andere mehr. :
Die Reichslande beziehen über Marseille, Havre oder Ant- werpen, und bei dem großen Baumwollbedarf jener Distrikte kommen große Ziffern zur BereWnung. Deutschland figuriri aber dennoch im Jahre 1878/9 mit 2 034668 4 und im Jahre 1882/3 mit 5177645 A für Güterbezüge aus Indien, während setne Sendungen dahin mit 914484 4. notirt sind. -— Eine einzige Elfenbeinfirma in Hamburg \{chickt für ähnlihe Summen Elfenbein für den Schmuckgebrauch nach Indien jedes Jahr.
Der deutshe Handel hat eine große Zukunft draußen, aber es wäre an der Zeit, eine direkte Verbindung zu haben, wozu der gegenwärtige Moment günstig erscheint. Ftaliener, Franzosen und Oesterreicher haben ihre eigenen Dampfer- linien nah einem Lande, wo eigentlih kein Italiener, kein Oester- reicher und wenig Franzosen sind. Der Handel Deutschlands wird aber von Deutschen draußen betrieben, und sowohl Verscbiffer als Empfänger R sih der Schiffe und Banken anderer Nationen bedienen, um ihr Geschäft machen zu können.
Es fehlt uns cine Postdampferlinie nach Deutschland mit den nöthigen Anlaufehäfen und im Verein mit entsprehender Besserung des Bankwesens würde der deutschen Industrie so gewaltig vors wärts geholfen, wie se es verdient.
Dann eine Stimme aus einem Berliner Blatt:
„Selten hat eine Gesetvorlage bei allen Parteien eine so \sym- pathishe Aufnahme gefunden, wie der Geseßentwurf, betreffend die Subventionirung überseeischer deutsber Poftdampferlinien. Selbst die „Demokr. Corr.“ f\priht \sich ohne Vorbehalt zu Gunsten der Vorlage aus, indem sie unter Anderm bei aller Anerkennung für die Leistungen unserer deutschen Rhedereien \chreibt :
Eine Retichsunterstützung ostasiatisher und australischer Scbiff- fahrt8gefellshaften ift daher cine nit blos einzelnen Klassen, son- dern dem ganzen deutschen Handel, der gesammten deutschen In- dustrie, der deutschen Arbeit überhaupt zu Gute kommende Auf- wendung. Mag man dieselbe zehn Mal als Staats\ozialismus be- zeichnen, wir fehen nicht ein, warum wir auf diesem so wichtigen Gebiete binter den anderen großen Industrie- und Handelsstaaten zurübleiben follten. Wenn man einwendet, daß dur die Errich- tung der projektirten Linien die bereits vorhandenen deutschen Dampyferfrachktfahrten geschädigt wecden könnten, so halten wir dies für durchaus unrichtiç.* :
Aehnlich spricht sich die „Kölnische Zeitung“ aus, und ebenso Zeitungen aus Süddeutschland, es liegen mir hier eine ganze Menge vor. Wenn Sie auh die „Vosfishe Zeitung“ vernehmen wollen, dann bin ich sehr gern bereit, auch darüber Mittheilungen zu maten. Sie sagt — es ift ganz kurz —:
Wir baben s{chon bemerkt, daß Bremen sich günstig zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Erricbtung neuer subventionirter Dampferverbindungen, stellt. Uns wird darüber von dort ge- s{rieben: Am meisten gefällt an der Vorlage der nüchterne, geschäftsmäßige Geist, welber es ermöglicht, daß man das e than hier mit ebensolchen geschäftsmäßigen Gründen eurthetlt.
Achnlich spricht sih auch der „Hannöversche Kurier“ aus.
_Sie schen also aus diesen verschiedensten Stimmen, daß eine große Sympathie im Volke für den Gesetzentwurf herrscht. Das ift unzweifelhaft, daß in dem jetzigen Jahrzehnt die kommerzielle Welt in Asien und Australien weggegeben wird bei den Bestrebungen aller Nationen, ihre Handels- und Schiffahrtsbeziehungen dorthin zu ver- mehren. Wer si jeßt nicht rührt, hat das Nachsehen. Von Jahr zu Jahr öffnen sich die Thore des himmlishen Reiches immec weiter; nachdem die Haupthäfen bereits dem Weltpostverein zugänglib gemacht worden sind, nachdem China vor einigen Monaten tro allen Sträubens den Telegraphen hat ein- führen müssen, der einen triumphirenden Einzug dort gehalten hat, liegt die Zeit nicht mehr fern, wo auch die anderen Schranken noch fallen werden.
Was Javyan betrifft, so ist der Staat dort auch in wirthschaft- liber Hinsicht in großem Aufstreben begriffen. Vor Jahrzehnten be- stand dort noch nicht ein eigenes geregeltes Staatspostwoesen ; für den internationalen Verkehr wurde die Post durh fremde Postämter ver- mittelt, Amerika, England, Frankreich hatten dort Stationen.
Jetzt, hat Japan sih ein eigenes Post- und Telegraphenwefen aeschaft, und bereits in diesem Jahrzehnt beträgt die Änzahl seiner Postanstalten über 5000 mit völlig ausgerüsteten Einrichtungeu, mit Zeitungswesen, Bücherpoft, Briefvost, Geldpost, mit Postanweisungen, auch mit Postsvarkafsen fogar. Corea, noc) ziemlich unbekannt nach der großen Zahl feiner Einwohner, nah seinem bedeutenden Produkten- reichthum, na feiner Austauscfähigkeit mit uns kommt ebenfalls in Betracht; ebenso Neu-Holland, Neu-Guinea, Neu-Secland, ganz Polpnesien, sie werden von Jahr zu Jabr zunchmen. Bereits beträgt die Zahl der Postanstalten in diesen Ländern 4500. Das sind alles erhetliche Zaÿlen, welche beweisen, wie groß dexr Verkehr ist.
Nun soll diejenige Nation, die deutsche also, veren Söhne dort nächst den Britten am zahlreihsten vorhanden sind, diejenige Nation, deren Seetüchtigkeit, deren Unternehmungsgeist, deren Arbeitsamkeit, deren Handels8ruf auf dem ganzen Erdenrund geschäßt wird, diejenige Nation, aus deren Mitte die größte bisher bekannte Verkehr8svereini- gung hervorgegangen ift, soll da gewissermaßen wie ein Stiefkind und Aschenbrödel auftreten ohne Verbindung mit dem Mutterlande.
Ich hatte erwähnt, daß hauptsächlih die nächstliegenden prak- tisben Bedürfnisse den erften Anlaß zur Einbringung der Gesetze8vorlage gegeben haben, und dabei batte ib die Post erwähnt. Ja, meine Herren, man sagt, es sei nit geklagt worden über die Postverbin- dung mit Indien und Australien; es geht das ganz gut; der Dienst ist in Ordnung, die Sache ist im Zuge. Ja, meine Herren, diese Klagen vernehmen Sie niht. Wenn Sie die Konsulatsberichte lesen würden, die aus den verschiedensten Orten in Menge eingehen, so würden Sie in einec großen Anzahl die wiederkehrenden Klagen finden über die Mangelhastigkeit der Postverbindung, über das Unzulängliche der vorhandenen Linien und namentlih über das Fehlen einer direkten Dampferverbindung.
Es ist ja auch fla:, daß es unter Umständen nicht sehr zu empfehlen ist, unsere Post, auf der si sebr wichtige Depeschen und Nachrichten befinden können, an fremde Verwoaltyngen auszuliefern 1nd einer direkten Postverbindung mit den Ländern völlig zu entbehren. Ib muß zwar der Lcyalität meiner Herren Kollegen in England und Frankreich die vollste Gerechtigkeit widerfahren lassen. Aucb der Dienft ift unter ihrer au®8gezeicneten Leitung bis zu einem hoben Grade der Vollkommenheit gebracht worden. Indessen vermag das alles nichi das Gefühl der Abhängig- keit zu beseitigen, in dem wir uns bezügli unseres Dienstes mit: jencu Länder! befinden. Denken Sie nuc an gespannte Zeiten. Ich will bicx niht von dem Kriegsfalle sprehen, der in den asiatishen Meeren ausbrechen kann unter den zunächst betheiligten Mächten, in welchem Falle es wichtig wäre, eine eigene neutrale Flagge zu hoben, sondern zunächst will ih das nur streifer, weil man jolwe Einrichtungen, wie diese, nicht auf den Kriegsfall berechnen darf. Indessen ist es ein Gesichtspunkt, der erkennen läßt, wie wich- É es ist, sid unabhängig von den übrigen Verwaltungen hinzu-
ellen.
Es ift gesagt worden, der Postverkehr ist niht so bedeutend. Ih habe in cinem fortshrittlichen Blatte eine Berebnung gelesen, wo- nach für jeden Brief, wenn die Subvention betoilligt wird, ungefähr ein Betrag von 100 4 herausgerechnet war. Nun, mein? Herren, in die Details dieser Berechnung will ih nicht eingehen, sie war von A bis Z falsh; ich will sie aur erwähnt haben und es wird ih wohl Gelegenheit bieten, darauf zurückzukommen, wenn es nachher vorgebracht werden follte. Jh glaube, an eine Angelegenleit von dieser Bedeutung sollte man niht mit solch kleinkräuerishem Geiste und ausgehend von solch untergeordüeten subalternen Gesichtspunkten den Maßstab legen. Was schadete es, wenn es wirkli der Fall wäre, daß ein Brief 100 # kostete. Wir leiden darunter, daß gerade das Porto jeßt noch theuer ist nach Australien. Es ift uns nicht mögli gewesen, und gerade der Mangel an Poitdampfscbiffahrt war daran s{Guld, Australten in den Postverein zu bringen. Es kostet der Brief, obwohl der Weltpostvercin jeßt am i. Oktober in das 10. Jahr eintritt, es kostet ver Brief. nah Australien noch 60 4. Während er nach der ganzen übrigen Welt für 20 „Z beförders wird, fostct er nach Auitralien, da ein solcher Brief in der Regel doppelt ist, 1,20 #. dazu die Einschreibgebühr 60 „j, macht zusammen 1,80 G Nun fcagen Sie einmal einen Kaufmann, wie viel hundert
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