1884 / 154 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Jul 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Dies Schriftstück gilt nicht als eine über die Forde- rung ausgestellte Verschreibung.

2) Die Auslieferung der Schuldverschreibungen u. \. w. an Stelle zur Löschung gelangter Forderungen geschieht an den dazu von der P der Staatsschulden legitimirt be- fundenen Berechtigten dur die von ihr bestimmte Kasse nah Prüfung der Jdentität des Berechtigten gegen Quittung.

Hat der Berechtigte die Zusendung durch die Post inner- halb des Deutschen Reichs beantragt, N ist die Hauptverwal- tung der Staatsschulden ermächtigt, diesem Antrage zu ent- sprehen. Die Sendung geschieht alsdann auf Gefahr und Kosten des Berechtigten. Der Posteinlieferungsschein dient als Quittung. E

3) Die Mittheilung der in Gemäßheit des F. 15 zu er- lassenden Benahrichtigungsschreiben geschieht durch die Post und zwar, fofern der Betheiligte niht ein Anderes bestimmt hat, mit der Bezeichnung: „Eingeschrieben.“

4) Posisendungen, welchen Fnhaberpapiere beiliegen, find nach ihrem vollen Nenzwerth zu deklariren.

5) Wegen der Zinssendungen kommen §. 19 des Gesetzes und Artikel 8 dieses Erlasses zur Anwendung.

Artikel 7. (8. 16 des Gesehes.) . ;

Bei der Hinterlegung von Schuldverschreibungen find der Hinterlegungsstele Abschrift des gelöshten Contos und die auf das Conto bezüglihen Akten mitzutheilen. Die Be- theiligten sind von dem Verfügten gleichzeitig zu benach- richtigen.

Artikel 8. (S8. 18, 19 des Gesetzes.)

1) Die Berichtigung der Zinsen kann erfolgen: :

a, durch die Staatsschulden-Tilgungskasse in Berlin,

mittels Baarzahlung oder, wenn dem Empfangs- berechtigten ein Girokonto bei der Reichsbank eröffnet ist, durch Gutschrift auf dessen Conto,

. durch eine jede Königlih preußische Regierungs- und Bezirks-Hauptkasse,

Anlage 1. M u f

c. dur eine jede außerhalb Berlins mit der Annahme H ti Staatssteuern betraute Königlih preußische asse, „ad b und c durch Baarzahlung, : d. mittels Uebersendung durch die Post, jedoch nur innerhalb des Deutschen Reichs. i

2) Die Hauptverwaltung der Staatsschulden bestimmt, auf welchem Wege die Zahlung erfolgen soll und berücksichtigt dabei thunlichst die Wünsche der Gläubiger. Anträge auf eine A des bisherigen Zahlungsweges können für den nächsten Fälligkeitstermin nur Berücksichtigung finden, wenn 4 bis zum ersten Tage des Monats vor diesem Termin ein- gehen.

3) Die Baarzahlung dur eine öffentlihe Kasse (zu Nr. 1a—c) erfolgt gegen Quittung. Bei Prüfung der Legi- timation und Jdentität des Empfängers sind die Kassen ver- pflichtet, nah Maßgabe der allgemeinen Vorschriften gewissen- hast zu verfahren.

4) Wird die Baarzahlung bei der bestimmten Kasse bis zum Ablauf des mit dem Fälligkeitstermine beginnenden Ka- lenderquartals nit erhoben, so wird der Empfangsberechtigte mit dem Betrage bei der Staatsschulden - Tilgungskasse auf eine Restliste geseßt, und die Zahlung kann alsdann erst er- folgen, sobald ein Antrag von dem Berechtigten an die Staatsschulden-Tilgungskasse direkt gerichtet wird. Die Zah: lung geschieht demnächst nur bei dieser Kasse oder mittels Uebersendung durch die Post.

Artikel 9. (8. 20 des Geseßes.)

__ Aenderungen in der Person oder der Wohnung des Zinsenempfängers können für den näwsten Fälligkeitstermin nur berücksihtigt werden, wenn die shristlihe Meldung dar- über bis zum ersten Tage des diesem Termin voraufgehenden Monats bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden eingeht.

Berlin, den 22. Juni 1884. Der Finanz-Minister. von Scholz.

er

der Conten des Staats\chuldbuchs.

Conto Nr. Gläubiger:

Aenderungen in der Person des Gläubigers : (Behörde, welche die Verwaltung der Masse führt beaufsihtigt —)

L 2

I e em

3.

Abschreibungen :

b, i: Umgewandelt

Uebertragen

auf das

Conto:

Betrag der Forderung fonsolidirte

Staatss{uld-

in 4prozentige

verschreibungen :

Die Zinsen zu empfangen ist Beschränkungen berechtigt : des

Gläubigers

| Num-

Abthei- | Num- Litt, | mer

| lung | mer ‘Mark

Betrag Mark

S | | | |

l | |

Anlage 2.

An die Hauptverwaltung der Staatsschulden (Schuldbuchbureau) Berlin SW,,

frei. Oranienstraße 94.

Die Hauptverwaltung der Staatsschulden erhält hierbei die in dem anliegenden Verzeichniß aufgeführten Stück Schuldver- schreibungen der preußischen kon/solidirten vierprozentigen Staats- anleihe über zusammen Æ, schreibe (in Worten) a, Mark, nebst den dazu gehörigen Zinsscheinen über die seit 1 18 , . fälligen Zinsen und den Anweisungen zur Abhebung neuer Zinsscheine mit dem Antrage:

1) die gedachten Æ auf den Namen: *)

: in das Staats\sculdbuh einzutragen, 2) die fälligen Zinsen durch die Post urs die Königliche C em.

an).

Anlage 3. : Verzei der mit Antrag des. ..

vom Ten E

woan i L i Nr. ... zahlen zu lafsen.

*) Hier sind Vor- und Familiennamen, Geburtsname, Beruf oder Stand, Wohnort und Wohnung so voll- ständig und so deutlich anzugeben, daß spätere Verweselungen und Irrthümer thunlich|t vermieden werden.

___**) Der Schluß dicser und die folgende Seite sind zu benußen für die etwaigen Beschränkungen des Gläubigers in Bezug auf das Kapital oder die Zineerträgnisse, welhe eingetragen werden follen (wie z. B. Verpfändungen, Nießbrauchsbestellungen u. A.).

. Wenn eine Vermögenêmasse ohne juristishe Persönlichkeit als Gläubiger einzutragen ift, so muß auch die Behörde nebst deren A qua angegeben werden, welhe die Verwaltung oder die Aufsicht über die Verwaltung der Masse führt.

Soll die Eintragung auf den Namen einer juristishen Person, einer Handelsfirma, ciner eingetragenen Genossenschaft, einer einge- {riebenen Hülfsfkafse erfolgen, so ist die rectlice Existenz des Gläu- bigers durch eine vorschriftêmäßige öffentliche Urkunde nachzuweisen. d A Schluß ift der obige Antrag vom Antragsteller zu unter-

reiben.

bei Frauen zugleich der

chnigß

eingelieferten Schuldverschreibungen der preußischen konsolidirten

vierprozentigen Staatsanleihe. (NB. Zu ordnen nah den Werthabschnitten und für jeden Werthabschnitt nah der Nummerfolge.)

Spalte 1.

Spalte 2,

m m

Betrag | Betrag | Laufende des |für jeden | Nummern. einzelnen | Werth- | Nr. Stücks. | abschnitt.

ÁÁ M.

Betrag | Betrag Laufende des für jeden Nummern. einzelnen | Werth- Stücks, | abschnitt.

M. t.

2473 2474 4 673 10 380 11 760

70 536 19 216 20 355

18 309 20 576 30 682

7 809 90 643 110 948

5000 5000 2000 2000 2000 1000

500 500 300 300 300 200

200 200

6000 | 1000 |

1000 |

pk D 205 D o L HD

pri bd t a

. 900 |

A M O

600 |

Betrag 19500 |

, Bei jeder Schuldverschreibung müssen die dazu gehörigen Zins in den Monaten Juni oder Dezember eingereiht werden, îst d

¡Beine und Anweisungen liegen.

(Soweit die Spalte 1 niht ausreicht, sind die Spalten 2 und folgenden zu benugen.)

Bela lici Uebertrag der Spalte 1 | .

Gesammtbetrag der Spalten 1 U. J 19 500

1 t Nur wenn Swuldverschreibun e Beifügung der chs fälligen Zinsscheine zu unterlassen. 22

19 500

__ Vorstehende Ausführungs - Bestimmungen des Herrn Finanz-Ministers bringen wir hierdurch mit dem Bemerken zur öffentlihen Kenntniß, daß das Geseß, betreffend das Staats]huldbuch, nah der Königlihen Verordnung vom 25. April d. J. (Ges. S. S. 269) mit dem 1. Oktober d. J. in Kraft tritt.

_ Ueber den Beginn und die Formen des Geschäftsverkehrs mit dem Staatsshuldbuch erfolgt noch eine weitere Ver- öffentlihung.

Berlin, den 30. Juni 1884. Königliche Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow.

_ Abgereist: Se. Excellenz der Staats-Minister und Minister der öffentlihen Arbeiten, Maybach, nah Süd- deutshland und der Schweiz.

Nichfamtkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. Juli. Se, Majestät der

Kaiser und König seßten, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Ems, heute früh die Brunnenkur in gewohnter Weise fort, erschienen auf der Promenade und nahmen später die Vorträge des Hofmarschalls Grafen Perponcher sowie des s dla des Militärkabinets, General-Lieutenants von Albedyll, entgegen. __ Zur Kaiserlichen Tafel waren gestern geladen : Se. König- lihe Hoheit der Großherzog und Jhre Kaiserliche Baoait die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, sowie der Fürst und die Fürstin zu Wied.

Abends wohnten Se. Majestät der Kaiser mit den Groß- herzoglich mecklenburgischen Herrschaften der Theatervorstellung bei, nah welcher die Leßteren um 91/2 Uhr mittels Extra- zuges nach Gießen abreisten.

Se. Majestät der Kaiser und König widmen unausgeseßt dem Schifsal der in der „Deutshland“-Grube bei Shwiet ohlowißt vershütteten, so glücklich geretteten 43 Bergleute Allerhöhstihre besondere Theilnahme und A Ps Bericht über das Befinden der Geretteten erfordert.

: gZhre Königliche Hoheit die Prinzessin Therese von Bayern traf heute zum Besuh Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin in Coblenz ein und stieg im Königlichen Stlosse ab.

_ &hre Majestät empfing den Besuch Jhrer Majestäten des Königs von Dänemark sowie des Königs und der Königin von Griechenland auf deren Reise nah Ems.

,_ Den Kammerherrendienst hat Graf Fürstenberg-Stamm- heim übernommen.

Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen: trat heute zu einer Sißung zusammen.

___— Nag einer Allerhöchsten Ordre vom 27, Mai d, J. dürfen dieLöhnungsguthaben derBesaßungsmannschaften S. M. in Dienst gestellten Schiffe und Fahrzeuge gleichviel, ob diese Guthaben aus rückständiger Löhnung oder aus Zulagegebührnissen gebildet sind künftig nicht zwangsweise zum Ersaß eines durch einen Löhnungsempfänger verursachten Schadens herangezogen werden. Die in Betreff der Deckung von Kleidershulden bestehenden Vorschriften er- leiden dur diese Anordnung keine Aenderung; auch soll die- selbe auf die den Botteliers für ihre besondere Verantwortung, bei Beaufsichtigung der Schiffsproviantbestände bewilligte Zu- lage insofern keine Anwendung finden, als diese Zulage zum Ersaß eines Schadens, welcher dur Versäumung der Dienst- pflichten entstanden ist, herangezogen werden darf.

_— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Versmann, ist in Berlin angekommen.

Frankfurt a. M,, 2. Juli. (W. T. B.) Wie aus Bad Soden, von heute, gemeldet wird, ist der seit längerer Zeit mit seiner Familie daselbst zur Kur \ih aufhaltende russische General Graf E. von Totleben gestern gestorben. Derselbe war seit längerer Zeit sehr leidend.

_ Sachsen. Dresden, 2. Juli. (Dr. J.) Die Königin ist, von Brennerbad kommend, heute früh 7 Uhr 57 Mi- nuten hier eingetroffen, von dem König empfangen worden und hat Sich sodann in das Hoflager nah Pillnig begeben.

Württemberg. Friedrihshafen, 1. Juli. (St.-A. f. W.) Die Königin is heute Nachmittag 11/5 Uhr mit den Herzoginnen Elsa und Olga zum Sommeraufenthalt hier eingetroffen. Jhre Majestät wurde bei der Ankunft von dem König auf dem Bahnhofe empfangen und unter freudigen

urufen der zahlreih versammelten Einwohne i Séloß geleitet. hnerschaft in das

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 2. Juli. (Th. Corr.) Die Großherzogin is gestern von Wiel wieder hier eingetroffen. Der Großherzog hat, wie ver- lautet, die Absicht, sich nach den Niederlanden zu begeben, um der Beiseßung der sterblichen Ueberreste des Prinzen. von Oranien, seines Neffen, beizuwohnen.

Gestern fand in Je na die Einführung des Staatsraths Dr. Brü ger als Chefpräsident des Thüringischen Ober- Landesgerichts und des Geheimen Justiz-Raths Dr.

Herzog als Senats-Präsidenten durch den Staats-Minister.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 1. Juli. Gestern wurde das Geseß über den Mißbrau s t Ce in

und Versammlungsrechts publizirt. Dassel ; 4, Quli in Krast. E AROnE selbe tritt am

_ Anhalt. Wörlit, 1. Juli, (Anh. St.-A.) Der Erb -

R Q üdoetebrt die M sind heute nah St@loß zurüdgelehrt, die Prinzen Friedri

Eduard nah München abgereist. A

Schwarzburg- Sondershausen. Sondershausen 1. Juli, (Hann. C.) Der Landtag hat in feinve cet Sigzung den Verkauf der Staatseisenbahnen Jlmenau-

Gehren, Gehren-Großbreitenbach und Hohenebra:-Ebe!eben an

E zubringen.

den Betriebspächter derselben genehmigt. D Bahntarifs ist in dem Kaufvertrage vorgesehen, ebenso eine eventuelle Uebernahme der Bahnen durch das Reich. Die Kaufsumme wird zur Schuldentilgung und eine Uebershuß- summe von 194000 # zur Erbauung zweier Landkranken- häuser in Sondershausen und Arnstadt verwendet. Der Landtag genehmigte ferner mit dankbarer Befriedigung den Verkauf eines Bauplaßes zu einem neuen Post- und Tele- graphengebäude an das Reih. Auch ein Gese über Errich- tung und Organisation höherer Gemeindeshulen wurde ange-

nommen.

Oesterreich-Ungarn. Agram , 1. Juli. (Prag. Ztg.) Der Landtag genehmigte heute das Budget-Ordina- rium definitiv und nahm das Extra-Ordinarium auf der Basis der Spezialdebatte an. Ebenso wurde die Vorlage betreffs der Errihtung einer Landwirthschaftsanstalt in Possega angenommen.

Großbritannien und Jrland. London, 1. Juli. (Allg. Corr.) Das Verschwinden des Tadelsantrags hat die Aussihten der dem Unterhause E Regie- rungs-Bills etwas gebessert. Die zweite Lesung der Vor- lage zur Neform der Londoner Stadtverwaltung ist auf nächsten Donnerstag anveraumt worden ; ob die Bill aber in dieser Session Geseßeskraft erhalten wird, ist noch sehr fraglih. Es heißt, daß, wenn das Oberhaus die Vorlage zur Erweiterung des Stimmrechts, deren zweite Le- jung auf nächsten Montag anberaumt ist, verwerfen sollte, die grneer der Torypartei ihr Vorgehen durch eine deutliche Er- lärung ergänzen werden, welche dahin lauten wird, daß sie, falls sie ins Amt treten, bereit sein würden, im Parlament einen volllommenen Plan für die gleichzeitige Erweiterung. des Stimmrechts und die Neueintheilung der Wahlkreise ein-

Ueber die „Nisero“-Angelegenheit nimmt der Mein ungsaustausch zwischen dem niederländishen Gesandten in London, Grafen Bylandt, und Lord Granville seinen

ortgang. Da eine shleunige Befreiung der gefangenen

annschaft niht wahrscheinlich ist, hat die britishe Regierung den Befehlshaber des britishen Geshwaders in den chinesischen Gewässern angewiesen, denselben Lebensmittel und Kleidungs- stücke zu senden. Jnzwischen haben die Eigner des „Nisero“ in Sunderland aus Singapore die telegraphishe Nachricht er- halten, daß drei Mitglieder der Mannschaft der Cholera, welche in dem Gebiet des Radshahs von Tenom epidemish auftreten soll, erlegen uud andere erkrankt seien.

Der von der Krone gegen Mr. Bradlaugh ange- strengte Prozeß wegen seiner Theilnahme an den Abstim- mungen des Unterhauses gelangte endlih gestern vor dem Queen's Bench-SGerichtshofe zur Entscheidung. Die Hauptfrage drehte sih darum, ob der Eid, den sich Mr. Brad- laugh vor dem Sprecher selbst abnahm, für ihn als bindend habe betrachtet werden können, und ob er dabei die parla- mentarishen Gebräuche gewahrt habe. Die Geschworenen ent- schieden in beiden Fällen, troß des im Ganzen für Mr. Brad- laugh günstigen Resumés des Lord Obexrrichters, in verneinen- dem Sinne, und damit war der Prozeß zu Gunsten der Krone entschieden. Auf Ersuchen Mr. Bradlaughs wurde die Rechts- wirkjamkeit des Urtheils vorläufig suspendirt, um dem An- geklagten Gelegenheit zu geben, nah den großen Gerichtsferien um die Wiederaufnahme des Prozesses einzukommen. Die Krone kann jeßt von Mr. Bradlaugh für jede der Abstim- mungen, an denen er theilnahm, 500 Pfd. Sterl. Strafgeld verlangen.

Großbritanniens Staatseinnahmen in dem am 30, Juni beendeten ersten Quartal des laufenden Finanz: jahres betrugen 19 942 403 Pfd. Sterl. oder 845 355 Pfd. Sterl. weniger als in dem entsprechenden Zeitraum des Vor- jahres. Die Einkünfte aus der Getränkesteuer, der Gebäude- steuer und dem Telegraphendienst weisen eine mäßige Zu- nahme auf, während die Einkommensteuer 315 000 Pfd. Sterl, die Post 200 000 Pfd. Ster!., die Zölle 12000 Pfd. Sterl, die Stempelsteuer 70 000 Pfd. Sterl, die Bodensteuer 10 000 Pfd, Sterl. und verschiedene andere Einnahmequellen 206 049 Pfd. Sterl. weniger lieferten, als in dem ent- sprechenden Quartal des vorigen Jahres.

3, Juli, (W. T. B.) Die finanziellen Experten der Konferenz treten am nächsten Sonnabend zu einer Sigzung zusammen, da bis dahin wahrscheinlich die Prüfung der einschlägigen Fragen beendet sein dürfte.

Frankreich. Paris, 30, Juni. Die Sterblichkeit an der Cholera stellte si, wie folgt:

Toulon: im Militär-Hauptspital vom Sonnabend Abend bis Sonntag Mittag kein Fall; im Marine-Spital St. Mandrier am 29, ein Todter, vier Kranke; unter dem Civil vier Todesfälle. t

Marseille: zwei Todesfälle seit Sonnabend Abend. Keine Kranken in den Ho'pitälern.

1. Zuli. Aus Toulon und Marseille liegen günstigere Nachrichten über den Verlauf der Cholera vor, Das letzte amtliche Telegramm aus Toulon, vom 30. v. M., Abends, berichtete, daß seit dem 29., Mittags, nur Ein Todesfall zur Kenntniß gelangt sei, während in den drei Hospitälern 99 Cholera-Kranke behandelt wurden. Jn Marseille ist, telegraphisher Meldung zufolge, gestern kein Todesfall vorgekommen.

Toulon, 2. Juli, (W. T. B.) Von gestern Abend 10 Uhr bis heute Vormittag 10 Uhr sind hier fünf Personen an der Cholera gestorben.

2. Juli, Abends. (W. T. B.) Seit heute Vor- ias 10 Uhr sind hier 6 Personen an der Cholera ge-

orben.

Marseille, 2. Juli, Abends. (W. T. B.) Seit heute früh sind hier 2, seit 24 Stunden im Ganzen 4 Personen an der Cholera gestorben.

Paris, 1. Juli. (Köln. Ztg.) “Wieder alles Erwarten beendete die Kammer heute die Berathung der Revisions- vorlage noch niht; wegen der vielen Verbesserungsanträge und langen Reden mußte dieselbe auf Donnerstag vertagt werden. Der Minister-Präsident Jules Ferry blieb aber vollständig Sieger, und alle Verbesserungsanträge wurden zurückgewiesen. Nur einmal war sein Sieg zweifelhaft, näm- lih bei der Abstimmung über den Antrag betreffs der Wahl der Senatoren durch das allgemeine Stimmreht. Da die erste Zählung der Stimmzettel zweifelhaft war, so mußte eine zweite Abstimmung stattfinden. Die Spannung war groß, aber schließlich stellte es sich heraus, daß

Die Sicherheit des .

Hr. Ferry doch ge- )

siegt hatte, wenn auch nur mit einer Mehrheit von 30 Stimmen.

Camille Barrère, der Vertreter Frankreihs in Egypten, welcher dem Botschafter Waddington für die Arbeiten der Konferenz beigegeben wurde, ist, wie de Blignières, finanzieller Beigeordneter und hat wie dieser berathende Stimme.

__ Der Präsident der Republik unterzeichnete heute die Ernennungen des Bischofs von Beauvais zum Bischof von Arras und des Pfarrers von St. Quentin, Péronne, zum Bischof von Beauvais.

Das Fe st vom 14. Juli wird nicht vertagt; die Vor bereitungen zu demselben werden mit vollem Eifer betrieben. Die große Parade wird auch abgehalten, aber die Pariser Armee dabei in drei Bruchtheile zerlegt werden, Der Gou- verneur von Paris erhielt gestern die betreffenden Befehle. Um 10 Morgens wird die Artillerie-Brigade von Vincennes und die 6. FJnfanterie - Division auf dem Plaße „Du Trone“ versammelt sein, um vor dem Divisions- General Grévy, Kommandanten der Artillerie von Paris, vorbeizumarschiren. Zu gleicher Zeit werden die Ver- sailler Artillerie:Brigade und die 7. Jnfanterie-Division in den Elyseishen Feldern ihren Vorbeimarsh vor dem Gouverneur von Paris, General Saussier, halten. Um 2 Uhr werden die Kavallerie-Brigaden von Paris, Versailles und Saint Germain (14. und 16. Dragoner, 7. und 10. Cuirassiere, 14. und 18. Jäger sowie drei Batterien Artillerie zu Pferde) \ich auf den Longhamps des Boulogner Wäldchens ver- sammeln. Dieser Parade, bei welcher der Divisions-General Gressot den Oberbefehl führen und welche von dem Kriegs- Minister abgenommen werden wird, wohnen der Präsident der Republik, die Minister, die Präsidenten der beiden Kam- mern u. s. w. an. Vor dem Vorbeimarsh werden diese Truppen einige Manöver ausführen. Die Soldaten werden sonach in diesem Jahre niht gar so gewaltig angestrengt werden und auch einige freie Zeit behalten, um sich am Na- tionalfest vergnügen zu können.

Die Kundgebungen gegen die Juden in Algier dauern fort. Ja der Naht vom 29. auf den 30. Juni ver- hinderte allein die Entfaltung einer gewaltigen Truppenmacht, daß es zu sehr blutigen Auftritten kam. Gestern erneuerten sih die Unordnungen.

Laut Depeschen aus Tongking, die im Marine- Ministerium eingetroffen, sind zahlreihe Sonnen s ich- fälle bei den französishen Truppen vorgekommen. Der Marsch auf Langson ist aufgeschoben worden, und die Kriegsoperation soll erst im Oftober wieder aufgenommen werden. Der Admiral Courbet traf heute mit seinem Ge- schwader vor Schanghai ein, von wo er mit Patenotre nah Tientsin vorgehen wird.

Paris, 2. Juli. (W. T. B.) Der ehemalige Bot- shafter in London, Tissot, ist gestorben. Die Nationalfeier am 14. Juli hierselbst wird niht hinaus- geshoben werden. Das Festprogramm ist heute veröffent- liht worden. Der Gesundheitszustand ist in Paris ein vorzüglicher.

Die genaue Zahl der in dem Kampfe bei Langson erlittenen Verluste beträgt 22 Todte und 53 Verwundete. „Paris“ will wissen, daß die Regierung eine Ent- schädigung von 500 Millionen Francs für die Verlegung des Vertrages von Tientsin von China verlangen werde.

3, Juli, (W. T. B.) Eine Verfügung des Polizei-Präfekten ordnet an, daß alle Reisenden und Gepäckstücke aus Gegenden, die von der Cholera heim- gesucht sind, ehe dieselben Paris betreten, innerhalb der Bahn- hôfe einer Desinfektion zu unterwerfen sind.

Marseille, 3. Juli, Morgens 8 Uhr. (W. T. B.) Seit gestern Abend sind 3 Cholera-Todesfälle vorge- kommen. Gestern fand hier eine Versammlung von Aerzten und Pharmazeuten statt. Der Vorsißende erklärte, daß die Beunruhigung der Bevölkerung unbe- gründet sei, da die Sterblichkeit durhaus nicht die Zahl überschreite, welhe bei Eintritt der starken Hiße die gewöhnliche sei. Man glaubt Grund zu der Annahme zu haben, daß verschiedene in der lezten Zeit vorgekommene Todesfälle irrthümlih der Cholera zugeschrieben worden seien. Die städtischen Behörden haben beschlossen, von der Jllumination am 14. d. M. Abstand zu nehmen und die dadurch freiwerdenden Mittel der nothleidenden Bevölke- rung zuzuwenden.

Portugal. Lissabon, 30, Juni. (Allg. Corr.) Neuere Berichte über die Deputirtenwahlen lassen er- sehen, daß die Resultate der Abstimmung hinter den Erwar- tungen niht zurückgeblieben sind. Die Gesammtzahl der ge- wählten Deputirten ist 168. Die Opposition hat nur 30 Sitße gewonnen, welhe von 28 Fortschrittsmännern und 2 Republikanern eingenommen werden. Von den für Lissabon gewählten 6 Deputirten sind 4 Ministeriele und 2 Republi- kaner. Depeschen aus Madeira melden, daß die Wahlen auf dieser Jnsel einen Sieg der Regierung über die Republikaner herbeiführten. Während dex Abstimmung kam es zu ernsten Ruhestörungen, bei denen 6 Personen getödtet wurden. Ruhe- störungen unerhebliher Natur werden auch von anderen Plätzen gemeldet.

__ Italien. Rom, 2, Juli. (W. T. B.) Die Depu- tirtenkammer hat sih vertagt. E

Der allgemeine Gesundheitszustand ist im ganzen Königreich ein sehr guter. Die im Lazareth von Venti- miglia als chcholeraverdähtig internirte Person befindet si wieder wohl.

Türkei. Konstantinopel, 2. Juli. (W. T. B.) Die serbische Regierung hat bei der Pforte die Ent- sendung von Delegirten, behufs Tracirung der serbisch- türkishen Eisenbahn-Anshlußlinie beantragt. Die Pforte hat dem Botschafter Jtaliens Mittheilung von ihrem Beschluß gemacht, die bisher von italienischen Staatsangehörigen ausgebeuteten Boracit-Werke gegen Entschädigung in eigenen Betrieb zu nehmen.

Serbien. Belgrad, 1. Juli. (Wien. Ztg.) Die Königlihe Familie ist aus Nish im besten Wohlsein hier angelangt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 3. Juli. (W. T. B,) Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffentlicht einen Kaiserlihen Erlaß, durch welchen die Bitt- shristenkommission aufgehoben und die Obliegenheit der Entgegennahme der Bittschriften und die Beförderung der- selben an diezuständigenstanz sowie dieEntgegennahme der an den Kai ser gerichteten Siimediattlagek zunächst auf ein Jahr

dem Kommandirenden des Kaiserlihen Haupt- quartiers übertragen wird. Ferner soll die vorbereitende Revision der über Verfügungen der Senatsdepartements an den Kaiser gerichteten Jmmediatbeshwerden einer bei dem Reichsrath niederzuseßenden temporären Kommission obliegen. Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffentlicht ferner ein von dem Kaiser bestätigtes Gutachten des Reichs- raths, betreffend die Ablehnung von Geschworenen bei den Gerihhtsverhandlungen und betreffend die Abände- lie8 des Verfahrens bei der Aufstellung der Geshworenen- isten.

Asien. China. (Allg. Corr.) Die chinesische Regie- rung hat dem diplomatischen Corps in Peking die feierliche Erklärung abgegeben, daß sie gänzlih unschuldig an dem Angriff auf die Franzosen bei Langson und vorbereitet sei, einen energishen Protest an die Mächte gegen die Jnsinuation, daß sie den mit Frankrei geschlossenen Vertrag verleßt habe, zu rihten. Die Generale und Offiziere, welche Tadel verdienen, würden vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Afrika. Egypten. Kairo, 1. Juli. (Allg. Corr.) Major Stuart Wortley ging gestern mit 500 Beduinen, 550 Kameelen und 250 Pferden von Assiut nah Selima ab. Oberst Colville begleitet die Expedition, um eine Karte der Route anzufertigen. Dampfer und Kähne werden für die Ueberführung der englishen leihten Jnfanterie nah Keneh vorbereitet.

2. Juli. (W,. T. B.) Der finanzielle Beirat h der egyptishen Regierung, Vincent, erklärte in einem Bericht an den Ministerrath, daß eine erhebliche H erab- seßung der Abgaben in den oberegyptishen Pro- vinzen unbedingt nöthig sei.

Nach einem Telegramm der „Daily News“ aus Assuan, vom 2. Juli, verlautete daselbst, daß eine Abthei- lung der Aufständishen in einer Stärke von 12000 Mann Debbah eingenommen und die dortige Garnison und die Einwohner, etwa 3000 Personen, niedergemeygelt

hätten.

Suakim, 30. Juni. (A. C.) Drei Abtheilungen Pilger kamen gestern von Khartum, Kassala und Berber hier an. Sie meldeten, daß Khartum sowie Berber sicher sind und daß Lebensmittel dort in Ueberfluß vorhanden und billig seien, aber sie bringen keine Mittheilungen von dem General Gordon. Jm Gebirge hat es stark geregnet, und Wasser ist auf beiden Routen reihlich vorhanden. Die Pilger hatten Khartum am 23, Mai, Berber am 7. und Kassala am 14. Juni verlassen, Die Rebellen griffen Suakim heute früh um 2 Uhr heftig an; doch sind keine Ver- luste zu verzeichnen.

Assuan, 30. Juni. (A. C) Major Kitchener is} von seiner Nekognoszirung zurückgekehrt. Er fand das Ge- biet von Korosfko ruhig und stellt in Abrede, daß die Bischarin-Araber sih dem Mahdi unterworfen haben,

Zeitungsfstimmen.

Nah dem „Dresdener Journal“ theilen wir aus den Jahresberichten der Königlich sächsishen Fabriken-, Dampf- kessel- und Berginspektoren noch folgende Daten, die Textil- branche betreffend, mit :

Während sich der Dresdener Fabrikinspektor über die Kamm- garnspinnerei in seinem Bezirke günstig äußert, ist seiner Ansicht nah die Lage der Tuchfabrikation weniger günstig; versuch8weise ift, wenn auch in kleinem Maßstabe, die Seidenspinnerei aus Seidenabfällen im Bezirke eingeführt worden. Die gebesserten Verhältnisse der Baumwollenspinnerei im Chemnitzer Bezirke glaubt man allgemein dem erhöhten Scbußtzolle zuschreiben zu müssen; dagegen erachten die Nähfadenfabrikanten den ihrem Erzeugnisse gewährten Schußzoll niht für ausreihend, um den Kampf mit ausländischer, haupt- säclid englischer Konkurrenz mit Erfolg bestehen zu können. Die Kammgarnspinnerei hat augenscheinlich einen größeren Aufschwung genommen, und die Webwaarenindustrie namentlich hat nit geringen Antheil an der schon früher erwähnten Zunahme der Fabrikarbeiter gehabt, wennschon der Export, von welchem ihr Gedeihen wesentli abhängt, durch die im Laufe des Jahres eingetretenen Störungen im Verkehre mit Egypten eine nicht zu untershäßende Cin- buße erlitten hatte. Die Lage der Strumpfwaarenindustrie gestaltete sich im Berichtsjahre keineswegs günstig; ja es fürchten die Unter- nehmer in dieser Industrie S, daß die durch die Ueber- produktion und heranwachsende überseeishe Konkurrenz herbeigeführte Stockung cine andauernde wird, falls sich nicht noch andere Absatz- gebiete, als die bisherigen öffnen. Wenden wir uns nun zum Zwickauer Bezirke, so soll dort in der Wollenindustrie ein Auf- schwung zu bemerken gewesen sein, ebenso hatten die Kammagarn- \pinnnereien alle gute, jedo weniger als früher lohnende Beschäfti- gung, indem bei gleich hohen, selbst etwas höheren Preisen für gute Wollen, die Verkaufspreise der Gespinnste, und zwar bei Kettengarnen am meisten, zurückgegangen sind. Eine erfreulihe Wendung zum Bessern hat si in der Streichgarnspinnerei vollzogen, wogegen bei der Vigognespinnerei wegen der Verpflonzung dieses Industriezweigs nach Rußland ein Rückgang zu bemerken is. Wenn dieser bis jetzt noch nit drückend gewesen ist, so ist das wesentlich dem stärkeren Verbrauche der Vigognegarne bei der Strumpfwaarenindustrie, sowie bei der Fabrikation von Trikotagen und Flanellen seit Einführung der neuen Zoligeseßgebung zuzuschreiben. Auf der Höhe des Vor- jahres hat sich die Fabrikation baumwollener Webwaaren gehalten, die der Gardinen, insbesondere der sogenannten englishen, dur Beschaffung weiterer Maschineu anderweit gehoben, aub ist in- folge der veränderten Mode ein regelmäßigerer Bedarf in der Fa- brikation halbwollener Webwaaren hervorgetreten, dagegen war es troß der größten Anstrengungen niht mögli, den frühern flotten Geschäftsgang bei den Tuchwaaren aufrecht zu erhalten. Eine Ausnahme hiervon macht die Flanellfabrikation und Tücherweberei, bei welchen durhgehends gute Beschäftigung vorhanden war. Nicht un- befriedigend war ferner der Geschäftsgang in der Plüschteppiweberei, den Bleicherei- und Appreturanstalten, den Färbereien, der Strumpf- waaren- und Handschuhfabrikation, der Herstellung von Tricotagen, Korsetten, der Deckenweberei und Fabrikation von Chenilleartikeln. Zu Anfang und Ende des Jahres ist in fast allen Geschäften selbst über die gewöhnliche Arbeitszeit hinaus gearbeitet worden. Die Hand- stickerei und das Tambouriren haben niht nachgelassen, wogegen das Gorlnähen, die Perlstickerei und die Spizenfabrikation sih nit auf der Höhe des Vorjahres zu halten vermohten. In rashem Auf- \{wunge ist die Kunstwollenfabrikation begriffen, die si eines flotten Geschäftsganges zu erfreuen hatte. Während, wie man aus dem Eben- gesagten entnehmen kann, im Allgemeinen im Zwickauer Bezirke nicht von einem guten Geschäftsgange in der Tertil- und den damit verwandten Jn- dustrien zu sprechen ist, äußert sich der Leipziger Berichterstatter über dieselbe Industrie in weit günstigerer Weise. Es han- delt sih dort besonders um die Wollkämmerei und Kammgarn- spinnerei, wiewohl die Tuh- und Budckskinbranche, die meca- nishe Weberei, Flanell-, Planen- und Sälefabrikation eben- falls eine bedeutende Produktion haben. Was endlich den Löbauer Bezirk anlangt, so spricht der dortige Fabrikeninspektor bezüglich der Textilbranhe zwar niht von einem hervorragenden Aufshwunge der Industrie, kann aber auch nicht von einem Rückgange reden.