1884 / 162 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Jul 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Nach den älteren Vorschriften vom 3, Septeinber 1868 sind 4 Kandidaten , nah den Vorschristen vom 27. Juni 1876 = 225 Kandidaten, und z”oar 92 für das Hochbaufah, 74 für das Bau-Jngenieurfah und 59 für das Maschinenfach geprüft worden. : i

Von den 172 Kandidaten, welche in Berlin der Prüfur. sh unterzogen haben, haben 4 mit Auszeichnung bestanden ; in Hannover haben 2 Kandidaten dieses Gesammtprädikat erhalten.

Der Königlih württembergishe Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Geheime Legations-Rath und Kammerherr von Baur-Breitenfeld, hat einen ihm von seiner Re- gierung bewilligten längeren Urlaub angetreten.

Der Gouverneur des hiesigen Jnvalidenhauses, General der Jn'ianterie von Olle, hat einen ihm Aller- hödhst bewilligten Urlaub nach Wilhelmshöhe angetreten.

Der Kommandant des hiesigen Jnvalidenhauses, Ge- neral-Lieutenant von Blumröder, ist von Urlaub aus Berchtesgaden hierher zurüŒgekehrt.

Der Königlich württembergische Militär-Bevollmächtigte hierselbst, General-Lieutenant von Faber du Faur, hat Berlin auf 6 Wochen mit Urlaub nah Süddeutschland und Tyrol verlassen.

VBavern. München, 11. Juli. (W. T. B.) Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Dester- reich-Ungarn sind keute Nachmittag hier eingetroffen.

Schaumburg: Lippe. Bückeburg, 9. Juli. (Hann. C.) Gestern Abend is hierselbst der Chef der Fürstlihen Regierung, Geheime Ober-Regierungs-Rath von Campe, im Alter von 70 Jahren nach längerer Krankheit gestorben.

Oesfterreih-Ungarn. Agram, 10. Juli. (Prag. Ztg.) Der Landtag verhandelte heute über die Vorlage, betreffend die Aufhebung der Unabsezbarkeit der Richter, und nahm dieselbe mit 67 gegen 23 Stimmen als Basis der Spezialdebatte an. Bei der Abstimmung, ob die Spezial- debatte beginnen solle, inszenirte die Opposition große Tumulte und wollte die Abstimmung verhindern; \{hließlich wurde die Vorlage nochmals mit 64 gegen 19 Stimmen als Basis der Spezialdebatte acceptirt, die Debatte jedo vertagt.

- Belgien. Brüssel, 11. Juli. (W. T. B.) Der Finanz-Minister Malou hat in einem Schreiben an den Präsidenten der Fédération des indépendants im Namen des ganzen Kabinets erklärt, daß das Ministerium keineswegs die Absicht habe, einen Eingangszoll auf Korn, Mehl oder Brod zu legen.

Großbritannien und Jrland. London, 10. Juli. (Allg. Corr.) Die Frage, was die Regierung nah der am Dienstag im Öberhause erlittenen Niederlage thun wird, ist von Sir Charles Dilke in einer gestern im Cannon-street-Hotel vor einer Versammlung der Libe- ralen von Middlesex gehaltenen Rede theilweise gelöst worden : Den Wunsch der Pairs, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben, werde die Regierung ; nit erfüllen. Sie werde vielmehr die jeßt abgelehnte Wahl - reformvorlage dem Oberhause nohmals vorlegen und mit diesem Prozeß fortfahren, bis die Pairs die Bill endlich genehmigen. Während die Führer der konservativen Partei bemüht seien, Neuwahlen unter dem alten Stimmrecht herbei- zuführen, scheine die Regierung entschlossen zu sein, die Auf- lösung des Parlaments hinauszuschieben, bis ihre Bill zur Erweiterung des Stimmrechts Geseteskrafst erhalten hat.

Der Großherzog von Mecklenburg - Streliß ist gestern in London angekommen.

_Das in Malta garnisonirende Yorkshire-Regiment (Princess of Wales’ Own) hat den Befehl erhalten, \sich zur Einschiffung nah Egypten bereit zu halten.

11. Juli. (W. T. B.) Die finanziellen Beigeord- nmeten der Konferenz traten heute Nahmittag um 1 Uhr unter dem Vorsiß des Kanzlers der Schaßkammer, Childers, im Aus- wärtigen Amt zu einer Sitzung zusammen. Dem Ver- nehmen nach werden dieselben ihre Arbeiten heute nicht be- enden können, sondern vor Feststelung des Datums für die ilen Sizung der Konferenz noch einmal zusammentreten müfßsen.

Im Ober- und Unterhause fanden heute aus Anlaß der gestrigen Rede des Premiers Gladstone in der Versammlung der liberalen Partei lebhafte Szenen ftatt. Jm Oberhause äußerte Lord Salisbury: er habe nit gesagt, daß er die neue Eintheilung der Wahlbezirke mit dem Strick um den Hals nit diskutiren könne; er habe in seiner Rede bei der zweiten Lesung der Wahlreformbill von dem von der Regierung angebotenen Kompromiß deshalb niht gesprochen, weil dasselbe ein vertraulihes gewesen sei. Zm Unterhause erklärte der Premier Gladstone, daß er niht Salisbury die Worte „den Strick um den Hals“ zugeschrieben, sondern nur die Haltung Salisbury's be- 4hrieben habe. Das angebotene Kompromiß sei nicht ein pertrauliches gewesen. Northcote betonte: Salisbury habe behauptet, daß dasselbe vertraulih ewesen sei. Der Premier erwiderte, daß es möglih sei, daß Salisbury das Kompromiß für vertraulih angesehen habe, es sei jedoch nitt vertraulih gewesen ; er weise den von Churqchill erhobenen Vorwurf, daß er die Gegner absichtlih verleumdet habe, mit Entrüstung zurück. Harcourt erklärte: die Re- gierung habe das Haus nicht herausfordernd behan- delt, sondern durch das Anbieten des Kompromisses

Versöhnlichkeit gezeigt. Whitbread sprah die Hoffnung aus, daß die Agitation noch abzuwenden sein werde, und das Oberhaus die Frage im Li&te des von der Regierung

machten Anerbietens nohmals erwägen werde. Churchill

edauerte die gegen Gladstone gebrauhten Ausdrücke ; er würde gern ein Einvernehmen des Oberhauses mit dem Unterhause sehen. Der Premier erklärte, daß das Ober- haus zur Zeit die Macht, die Reformbill zu behandeln, verloren haben fönne, die Regierung jedoh an dem angebotenen Kom- ‘promiß festhalte.

Sydney (Auftralien), 9. Juli. (A. C.) Die Ein- Tünfte der Kolonie Nex-Süd-Wales beliefen ih während des am 30. Juni beendeten Quartals auf 1880 000 Pfd. Sterl., was, verglichen mit verselben Periode des leßten ei eine Zunahme von 120 000 Pfd. Sterl. bedeutet.

ast jede Einnahmequelle weist eine befriedigende Zu- nahme auf.

{ mit dem Nationalfest vom 14. Juli beschäftigten.

ankreich. Paris, 10. Juli. (Fr. Corr.) Unter denx Vorsiy des Conseils-Präsidenten Jules Ferry traten Minister heute im Auswärtigen Amt zu einem Kabinetsrath zusammen, in welhem sie sih rio e ie Regierung nimmt die geäußerte Ansicht der medizinischen Akademie und der kompetenten Körperschasten sehr ernst ; die Veranstaltung von öffentlihen Belustigungen ist aber eine rein munizipale Frage, und die Regierung ist nur dur die Revuen und die Beleuchtung der ärarishen Ge- bäude daran betheiligt. Die Minister waren demnach der Ansiht, man solle den Fall dem Gemeinderath unter- breiten und ihm die Meinung der Aerzte mittheilen. Der Gemeinderath wird zu diesem Behuf sofort einberufen werden. Die beiden Revuen in den Champs Elysees und Vincennes, welche an Stelle der von Longhamps in ‘Aussichi genommen waren, sind aufgegeben worden, und es wird der Gesund- heitsrath der Stadt und der Gemeinderath selbst aufgefordert werden, ein Gleihes mit der geplanten Revue der Schul- bataillone zu thun. N

10, Juli. (Köln. Ztg.) Der Ministerrath hat nun doch beschlossen, daß wegen der Choleragefahr die Truppenschau am 14. ds. nicht gehalten werden soll. Jn Betreff der Besichtigung der Schüler-Bataillone und der öffentlihen Belustigungen in Paris überläßt das Ministerium dem Pariser Gemeinderath die Verant- wortlichkeit, und derselbe hat demnach darüber zu beschließen. Der Conseils-Präsident machte dem Gemeinderath sofort Mit- theilung von diesem Beschluß, und dieser wurde auf heute Abend 8 Uhr zusammenbecufen. Vorläufig zeigte der Polizei- präfeft den Marktleuten an, daß sie bis auf Weiteres keine Buden aufshlagen dürften. Eine große Anzahl dieser Markt- leute traf heute mit ihren Wagen an den verschiedenen Fest- plägen ein, wo sie einstweilen auf Entscheidung warten; der Bóörsenplat ist mit solchen Wagen überfüllt. Andere Fest- vorbereitungen sind gleihfalls aufgeschoben.

Der Senatsausshuß für die Revision der Verfassung, welcher gestern seine erste Sizung hielt, faßte keinen BVeshluß. Da keine Mehrheit für oder wider die Re- vision in dem Auss{huß besteht, so werden die Arbeiten si in die Länge ziehen und wahrscheinlich erst in der Herbst- session sih endgültige Meinungen bilden.

11. Juli. (W. T. B.) Der Munizipalrath hat es mit großer Majorität abgelèhnt, die Feier des 14. Juli zu vertagen.

Dem „Paris“ zufolge hätte bei der Unterredung, welche ddie der Conseil3-Präsident Ferry mit dem chinesi-

chen Gesandten Li-Fong-Pao hatte, der Leßtere den \o- fortigen Rückzug der chinesishen Truppen aus Tongking an- geboten. Die chinesishe Regierung erkenne das Recht Frank- reihs, eine Genugthuung zu fordern, an, wünsche aber, die Art und den Umfang derselben selbst zu bestimmen. Wie der „Temps“ meldet, hätten die Chinesen ihren Verlust in dem Kampfe bei Langson auf 400 Todte und zahlreihe Verwundete angegeben. Die chinesishen Be- fehlshaber hätten keinen Befehl zur Räumung gehabt.

Seit gestern Abend sind in Toulon 3 Personen, in Marseille 19 Personen an der Cholera gestorben.

12. Zuli. (W. T. B.) Der vom „Fran çais“ ge- brahten Nachrich gegenüber, daß in der Rue St. Pères ein Choleratodesfall ‘vorgekommen sei, konstatirt die „Agence Havas“, daß es sich um einen Fall der sporadischen Cholera handele, welcher ein der Unmäßigkeit ergebener Mann erlegen sei, und daß Krankheitsfälle dieser Art in jedem Som- mer hier vorkämen. Die heutigen Zeitungen versichern eben- falls, daß es sich lediglich um einen Fall der sporadischen Cholera handele.

In Marseille sind am 7. Juli 25 Cholera- Todesfälle, am 8. Juli 18 Cholera-Todesfälle, am 9. Juli 38 Cholera-Todesfälle und am 10. Juli 54 Cholera: Todes-

fälle vorgekommen. Toulon, 11. Juli, Abends. (W. T. B.) Seit heute Seit

früh sind hier 13 Personen an der Cholera gestorben. 12, Juli, Vormittags 10 Uhr. (W. T. B.) O Abend sind hier 17 Personen an der Cholera ge- orben. Marseille, 11. Juli, Mittags. (W. T. B.) Seit heute früh sind hier 12 neue Cholera-Todes fälle vorgekommen. 11. Juli, Abends. (W. T. B.) Die Zahl der seit heute früh bis heute Abend an der Cholera gestorbenen Per- sonen beträgt 38. 12. Zuli, Vormittags. (W. T. B.) Die Zahl der seit gen n hier an der Cholera gestorbenen Personen be- rägt 30.

_ Serbien. Belgrad, 11. Juli. (W. T. B.) Der König von Rumänien hat dem König von Serbien angezeigt, daß er ihm um die Mitte des nähften Monats einen Besuch in Belgrad abzustatten beabsichtige. Die Nah- richt davon hat bei der Bevölkerung lebhafte Befriedigung hervorgerufen.

Bulgarien. Tirnowo, 10. Juli. (Prag. Ztg.) Die Sobranje wurde gestern von dem Fürsten mit einer Thronrede eröffnet, in welcher erklärt wurde, der Zweck der außerordentlihen Einberufung sei die Verifizirung der Ge- walten und, gemäß dem nationalen Willen, den die Regie- rung zu kennen wünsche, den Landesangelegenheiten die Richtung vorzuschreiben rücksihtlich der unumgänglih nothwendigen, der Sobranje in einer außerordent- lihen Session vorzulegenden Geseßentwürfe. Der Fürst sei überzeugt, daß die Deputirten mit aufrichtigen Absichten für das Wohl des Landes ihre patriotische Mission erfüllen und beweisen würden, daß das konstitutionelle Regime in Bul- garien bestehen, in Ordnung fortschreiten und eine ruhige Entwicklung des Landes sichern könne.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 11. Zuli. Das „Reichs-Geseßblatt“ veröffentliht ein vom Kaiser Ce Gutachten des Reichsraths, wonach die Handeltreibenden und FJndustriellen vom Jahre 1885 ab einer gleihmäßigeren Besteuerung zu unter- ziehen sind, Der Steuerbetrag für Handels\cheine von Handel- treibenden der ersten Gilde wird für alle Orte gleihmäßig auf 565 Rubel festgeseßt.

12. Juli. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin sind mit der Herzogin von Edinburg geftern wieder in Peterhof eingetroffen (vgl. Kronstadt).

Kronstadt, 11. Fuli, Mittags. (W. T. B) Die Kaiserlihe Yacht „Zarewna“, auf welher sih der

Kaiser und die Kaiserin befanden, ist auf der Rüfahrt nach Peterhof hier vorüberpassirk. A

Wilna, 11. Juli. (W. T. B.) Heute fand in der hiesigen lutherishen Kirche die Leichenfeier für den General von Totleben statt. Derselben wohnten der Großfürst Nicolaus, die Spißen der Behörden und zahl: reiche militärishe Deputationen bei. Der Großfürst geleitete sodann die Leihe nah dem Bahnhofe, von wo aus die Ueber- führung derselben nah Keidang, einer Besißung des Ver- storbenen, stattfand.

Amerika. Chicago, 11. Juli. (W. T.B.) Die gestrige Sizßung der demokratischen Konvention dauerte biz spät in die Naht. Es fand eine Abstimmung statt, bei welcher Cleveland 392, Bayard 170 und die übrigen Kandidaten eine geringere Anzahl von Stimmen erhielten. Die Kon- vention vertagte sich sodann auf heute. Das Pro- gramm der Konvention verpflihtet die demokra- tische Partei zur Revision der Tarife im Geiste der Gerechtigkeit gegenüber allen Jnteressen und befürwortet eine amerikanish-kontinentale Politik auf Grundlage der engeren politishen und kommerziellen Beziehungen mit den 15 Schwesterrepubliken von Nord-, Süd- und Central-Amerika, unter Vermeidung aller Alliancen, welhe zu Verwickelungen führen fönnten. Das Programm erklärt \{ließlich: Pflicht der Regierung sei es, die Rehte und das Eigenthum derx amerikanischen Staatsangehörigen im Auslande zu schüßen.

11. Juli, Abends. (W. T. B.) Beim heutigen zweiten Wahlgange wurde Cleveland zum Prä- sidentshaftskandidaten gewählt. Bei der ersten nament: lihen Abstimmung hatte Cleveland 475 Stimmen von den erforderlihen 547 Stimmen erhalten; ehe jedoch die Stimmenzahl offiziel festgestellt wurde, übertrugen zahl: reiche Delegirte, welche zuvor für andere Kandidaten gestimmt hatten, ihre Stimmen auf Cleveland. Fn Folge dessen wurde dieser gewählt, und zwar mit 683 Stimmen, Bayard erhielt 81, Hendricks 5, Thurman 4, Macdonald 2 und Randall 4 Stimmen.

11. Juli, Abends. (W. T. V.) Zum Kandidaten e ay Vize-Präsidentschaft wurde Hendricks ge: wählt.

Süd - Amerika. Peru. (Allg. Corr.) Ein in New- York eingegangenes Telegramm aus Lima, vom 8. Juli, meldet, daß die Konferenz zwischen dem General Caceres und den von dem General Jglesias ernannten Kommissarien das Ergebniß gehabt habe, daß Letterer die Präsidentenwürde niederlegte und eine allgemeine Wahl für die Erwählung des neuen Präsidenten und des Vize-Präsidenten sowie neuer Senatoren und Deputirten anordnete. Die Depesche fügt hinzu, daß General Jglesias seine Streitkräfte in Lima kon- zentrirt habe, wodurch die Provinzen von Truppen entblößt

jeien. Die Chilenen haben die endgültige Räumung von Peru begonnen. General Caceres bleibt im Besitz der Mittelprovinzen.

Ein direktes Telegramm aus Lima, vom 9. d. M. meldet, daß General Jglesias und General Caceres zu einer Verständigung gelangt sind. Der neue Kongreß wird am 9. Dezember zusammentreten, und die allgemeinen Wahlen werden im September und Oktober stattfinden. Die Kandidaten für die Präsidentenwürde sind die Generale Jglesias, Caceres und Pierola.

Afrika. Egypten. Kairo, 9. Juli. (Allg. Corr. Das hier garnisonirende Bataillon berittener britischer Infanterie wird um 200 Mann verstärkt werden. Die lezten amtlichen Berichte melden, daß General Gordon sih noch in Khartum befindet, und der Mahdi sich, nah einem Zusammenstoß mit dem Ha mar stamme, nah dem Süden zurückgezogen hat. Saleh, der Scheik des Kababish- Stammes, soll, wie ein Telegramm meldet, auf dem Marsch

so, dann wird er si jedenfalls längs des Nils halten, um mit den anderen Stämmen bei Assuan zusammenzutreffen.

10. Juli. (A. C.) Das 46. Regiment hat zjett in Keneh ein La ger bezogen. Kapitän Bedford und Oberst Taylor begaben \ich gestern von Assuan nah Darawi, um ein Detachement in Omrookba, welhes an der Ver- bindungsstraße von Asuan mit Korosko und Keneh gelegen ist, zu stationiren.

11. Juli. (W.T.B.) Einem Telegramm des „R eu- tershen Bureaus“ zufolge soll sih nach einer Depesche des Obersten Taylor aus Assuan der Mudir von Dongola als Emir proklamirt haben, zu welchem der Mahdi ihn er- nannt habe. Derselbe habe die Absicht, auf Wadi-Halfa vorzurücken.

Suakim, 9. Juli. (A. C.) Das Kanonenboot „Condor“ ist, von Agig zurülkehrend, hier eingetroffen. Dasselbe bringt die Nachriht, daß die befreundeten Stämme daselbst zu keinen Befürchtungen Veranlassung geben, und daß keine Nothwendigkeit vorliege, die in ‘der Nachbarschaft befindlihen Arabex zu beschießen.

Zeitungsstimmen.

Die „Deutsche Consulats- Zeitung“ schreibt:

_ Endlich haben wir einen bedeutenden Schritt vorwärts gemacht ! Die Bestrebungen, welche patriotishe, mit dem überseeischen Verkehr vertraute Männer {on seit Jahren verfolgen, der Eifer, mit welchem diese Blätter seit ihrem Entstehen auf die Nothwendigkeit hingewiesen haben, daß Deutschland eine thâtigere Rolle im Welthandel übernehmen müsse fie haben den ersten glänzenden Erfolg gehabt. Mit den Er- klärungen, welche der Herr Reichskanzler in der Reichstagskommission ge- legentlih der Berathung über die Dampfersubvention abgegeben hat, mit der großen Rede des Fürsten Bismark in der Sitzung vom 26. Juni d. I. ist die überseeishe Politik Deutschlands in die Realität übergeführt worden. Nunmehr heißt es aber mit doppeltem Ernst an den großen Aufgaben arbeiten, welhe uns bevorstehen. Die Reichsregierung muß bei allen Schritten unter- ügt werden, welche sie auf diesem Gebiete unternimmt. Damit ist es aber noch nicht genug. Die bestehenden Vereine, welche die Erweiterung der transoceanishen Beziehungen Deutschlands {i zur Aufgabe gestellt haben, müssen jeßt eine um so regere Thätigkeit entfalten, um die öffentlihe Meinung aufzuklären, um neue Fäden zu finden, an welde \sih ihre Bestrebungen anknüpfen lassen, um die Thatkraft des Volkes auf Unternehmungen im Aus- [ande zu lenken. Jn gleiher Weise muß die dieser Politik günstige Presse wirken. Diese Blätter werden natürlih die Angelegenheit mit Enthusiasmus n wir haben dementsprehend auch die Worte: „Handelspolitische Zeitschrift* in dem Titel umgeändert und werden von jeßt ab dafür seßen: „Zeitschrift für Handels- und Kolonial-Politik“.

„Was die Kolonialfrage im engeren Sinne anlangt*, sagt der Herr Reichskanzler in der gedahten Rede, „so wiederhole i die

pinesis derfelben, wie ih sie in der Kommissionssizung angegeben A

| verzeichniß

von Kedjah nah Ober - Egypten begriffen sein. Jst dem

Ì Und ausführlichem Sachregister.

Das war nit nur patriotisch, das war auch fkaatsmännish prochen! Das waren eben die Ausführungen eines Mannes, e Ther gewöhnt ist, die Wirkungen der Gegenwart au auf die Zu- unft zu beurtheilen, welcher das Deutsche Reich nit für eine kurze Spanne Zeit, sondern für Jahrbunderte hinaus gegründet hat. Seine

i Gegner hat der Herr Reichskanzler freilid aub durch item de nicht eines Besseren belehrt. Die Oppositions- cZuner quard même, die Doctrinaire, welde aus

m E, L z

¿lligfkeit, die Kurzsichtigen, welhe aus Mangel an Kenntniß Selb fltnife niht überzeugt werden wollen und können, verbleiben au heute no bei ihren vorgefaßten Meinungen. Das ift aber nicht u verkennen, daß seit jener denkwürdigen Sißung des Reichstags die fentliche Meinung in Deutschland einen gewaltigen Umschwung durch- ¿mat hat, daß die folonialen Bestrebungen in Aller Munde sind L daß die überwiegende Majorität des Volkes mit diesen Bestres bungen auf das Eifrigste sympathisirt. . : u

An den „Berliner politishen Nachrihten lesen wir

Einer der wesentlichsten zu Gursten der Postdampfer-Subventions- vorlage seiner Zeit von den Befürwortern derselhen geltend gematen Beweggründe gipfelte befanntlich in dem Hinweise auf die Noth- wendigkeit der Schaffung niht nur möglichst s{neller, sondern auch mögli direkter Verbindungen Deutschlands mit den in Betracbt fommenden überseeischen Haupthandelspläben. Der opponirende Radikalismus bestritt auf das Hartnäigste, daß die Einricbtung solcher direkter Dampferlinien dem deutschen Handelsverkehr den be» haupteten Nutzen bringen werde und ließ sich dur keinerlei sachlicbe Belehrung von der Unhaltbarkeit seiner Zweifel überzeugen. Nun weist ein Bericht des Kaiserliben Konsulates zu Funchal auf Madeira darauf hin, wie neuerdings durch das Anlaufen der nach Afrika bestimmten Dampfer des Hamburger Hauses Woermann an Madeira in direkter Fahrt dem Vorsprung, welchen die Schiffe anderer Nationen bisher im Handelsverk:ehr na dort hatten, wirksam vorgebeugt wurde, und wie dieser Vorgang dazu auffordere, dem Absay deutswer Waaren dort dadur einen Weg zu bahnen, daß deutshe Schiffe häufiger bei Ausreisen ihren Weg direkt nah Madeira nähmen, und nit, .wie bislang, über London, Liverpool oder Lissa- bon dorthin gingen. ¿ i ; “a

Wer nit sehen noch hören willi, der wird aub dur die ein- wandéfreiesten Yeugnille si in seinem Vorurtheil nicht wankend

machen lassen ; Î

ür jeden unbefaugen Urtheilenden aber ift obiger Be- riht nur ein weiterer Beweis, daß die Gesetze des Welthandelsverkehrs ganz anderen Jmpulsen folgen, als der s{ablonenhaften Theorie unserer reibstäglihen Oppositionsfanatiker. S

Wie die „Weimarische Zeitung“ mittheilt, hat

die von Seiten des Vereins für Handelsgeographie in Jena an

den Reichskanzler entsendete Adresse folgenden Wortlaut : „Ew. Dur(laucht! Der Jenaishe Verein für Handel8geograpbte und Förderung deutscher Interessen im Auélande, dessen Mitgiieder- in zwei Exemplaren wir beizulegen uns beehren, große Anzahl anderer Bürger unserer Stadt, be- grüßen die von Ew. Durchlaucht dem hohen Bundesrathe und dem Reichstage gemachte Vorlage betreffs der Subventionirung deutscher übersecisber Postdampferlinien als einen weiteren Scbritt zur Hebung der Wohlfahrt des Deutshen Reichs. Das Werk, das Ew. Durcklauht \ch{öpferisher Geist geplant und mit der Kraft des deutschen Heeres so glanzvoll aufgerichtet hat, kann nur dur gemeinsame patriotishe Arbeit erhalten und gestärkt werden. Zu der friedlihen Mitarbeit an der Erhaltung und Entwickelung der deutshen Volkskraft fühlen sich auch die Vereine für Handels- geographie und Förderung deutscher Interessen 1m Auslande be- rufen und begrüßen deshalb Ew. Durclauht Vorgehen freudig und dankbar. Die gegen die Vorlage in der Reichstagsverhand- lung vom 14. d. M. erhobenen Einwände haben den alten Erfah- rungésaß, daß jede Erleichterung eines Verkehrs den leßteren stets be- lebt, niht zu entkräften vermocht, und können solde Einwände zu Gunsten des deutschen Exports und zur Förderung der deutschen Inter- essen im Auslande nicht erdacht worden sein, Indem wir uns voll und ofen zu Ew. Durchlaucht Ueberzeugung bekennen, daß die zur Unterstüßung der deutshen überseeiswen Dampferlinie beabsichtigte Ausgabe eine produktive ift, gestatten wir uns, Ew. Durchlaucht für jeden ferneren Schritt zu Gunsten der Erweiterung des deutschen Wirthschaftsgebietes unseren lebhaften Dank

sprechen. Verehrungsvoll : : der Jenaische Verein für Handelëegeographie und Förderung deutscher Interessen im Auslande. Der Vorst S Jakobi. Pfannenshmidt.“

orstand: Dr, Martin. H. Brückner. Dr. Euen.

Außerdem wurde folgendes Telegramm an den Reichskanzler ab-

gesendet : _ eDurwlaucht Reichskanzlex Berlin. :

Verein für Handelsgeographie begrüßt mit Begeisterung Ihre Kolonialpolitik. Adresse folgt.“ : N

Die „Berliner Börsen-Zeitung“ theilt aus dem Vericht der Handelskammer für die Kreise Hirschberg und Sthönau folgende, den Beritht einleitende Bemerkungen mit:

Die Ergebnisse des abgelaufenen Jahres sind na den vorliegen- den Spezialberihten für die Industrie unseres Bezirkes insoweit im

llgemeinen noch befriedigende gewesen, als es ihr mit geringen Aus-

nahmen an Beschäftigung und auch an Absatz nit gemangelt hat. Einzelne Fabrik ationszweige, namentlich die Textilbranche, haben gegen früher günstigere Resultate erreicht, während die übrigen Branchen meist unter cinem weiteren Druck der Preise zu leiden hatten, der eine erheblive Besserung gegen tas Vorjahr nit aufkommen ließ und dem man nachzugeben gezwungen war, um die Produktion in dcm durch die Betriebseinrichtungen bedingten bisherigen Anjange erhalten zu können. Die Zahl der beschäftigten industriellen Arbeiter ist dem- gemäß dem Vorjahre ziemlih glei geblieben, während deren Lohn- läße in einzelnen Betrieben kleine Erhöhungen erhielten. . …. f

Auch im Großhandel dürften die Erträge im Ganzen kaum eine Verminderung gegen das Vorjahr erfahren haben, dagegen leidet das Detailgeshäft nah wie vor unter dem ungünstigen Einflusse einer übergroßen Konkurrenz, der den ohnehin geringen Nußen auf ein kaum noch lohnendes Maß \chmälert.

Sa

sowie eine

ehrerbietig|t aus8zu-

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 28. In- balt: Zoll- und Steuerwesen: Verlängerung der Frist zur Ein- ¿ablung gestundeter Tabackgewihttsteuer. Befugnisse von Steuer- stellen, Erhebung und Verwaltung der Zölle und der Brausteuer

in den Hohenzollernshen Landen. Konfulatwesen : Exequatur- ertheilung. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende Zuni 1884, Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem

Reichsgebiete.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

bef Die Berliner Universität hat einen neuen {weren Verluft zu be Lagen : Der seit einigen Wochen sh in Wiesbaden zur Kur auf- altende Ober-Konsistorial-Rath und Professor der protestantischen Heologie an der hiesigen Universität, D. Dorner, Mitglied des vangelishen Ober-Kirenraths, ist am 9. daselbst auf der Rükkehr vom Niederwalde, gestorben. Be Die Geseße und Verordnungen, betreffend das G rwaltungszwangsverfahren wegen Beitreibung von i dbeträgen, Verordnung vom 7. September 1879. Aus- Uhrung2anweisung vom 15. September 1879. Mit Anmerkungen 3. Aufl. Berlin 1884. R. von erlag, Marquardt & Scenck. Kart. kl. 8. S. 114, 4 Das kleine Bu, welches, dem praktishen Bedürf-

eckers V Preis 1,20

niß entsprechend, sämmtliche für das Verwaltungs-Zwangsverfahren =

in das kewegliche und unbewegliche Vermögen mafgebender Vorschrif- ten, in den beigegebenen Anmerkungen sabgemäße Verwecisungen auf Forrespondirende Gesetzcsstellen, namentlich der Civil-Prozeß-Ordnung,

eine Reibe (9) zweckmäßiger Formularmuster und ein sorgfältig ge- arbeitetes Sachregister enthält, hat in der gegenwärtigen driiten Auflage gegen die vorangehende eine kleine Texterweiterung durch Hinzufügung der inzwischen ergangenen Reskripte u. \. w. erfahren und dürfte si in ¡einer neuen Gestalt derselben günstigen Aufnahme wie seine Vorgänger erfreuen.

Land- und Forstwirthschaft.

In I. D. Sauerländers Verlag in Frankfurt a. M. erschienen soeben: „Ertragstafeln für die Weißtanne“, nah den Auf- nahmen der Königlichen württembergischen forstli4en Versuchsstation bearbeitet von Dr. Tuisfo Lorey, ord. Professor der Forstwissen- \{aft an der Universität Tübingen, mit ses lithographirten Tafeln. Die Thâtigkeit der forstlihen Versuh8stationen steht, wie der Ver- fafser ausführt, in unmittelbarer Beziehung zu der forstliden Praxis. Jr- dem der Staat für forstlihe Versuche befondere Mittel zur Verfügung stellt, fördert er in böchs dankenswerther Weise die Wissenschaft, aber er darf auch verlangen, daß das forstlidbe Versuh8- wesen doch in erster Linie die Behandlung folder Fragen in Angriff neôme, weldbe auch für die Wirthschaftsverhält- nisse des betreffenden Landes möglihs| unmittelbar von hervor- ragender Bedeutung sind. Die Reihenfolge nun, in welcher die Holzarten in Bearbeitung genommen werden sollen, ist im Allgemeinen dur deren Bedeutung für die Wirthschaft des betreffenden Landes gegeben. Für Württemberg, dessen Versuche der Verfasser ausfch{licß- lich seinem Buche zu Grunde legt, steht in der Bedeutung sür die Holzwirtbschaft die Fichte voran; die zweite Stelle gehört der Buche. Die Weißtanne erscheint unter den Haupthol;arten Württembergs in dritter Linie, Sie is besonders verbreitet in dem Nadelholz- gebiet des Shwarzwaldes, bildet aber auch nit unerhebliche Theile des Woldbestandes in dem Nadelholzgebiete des Jagstkreises. Ueberdies wird in neuester Zeit der Tanne vielenorts Vorschub geleistet, indem sie zur Aufforsiung (Umwandlung, Unterbau) sowohl in gelichteten Forchenbeständen als auch in Laubwaldungen, namentlich in zum Hochwaldbetrieb übergeführten früheren Mittelwaldbeständen benußt wird. In den Staatêwaldungen von Württemberg nehmen die reinen Tannenbestände 16 722,5 ha, d. i. 9,1% der Gesammt-Staatêwald- flädbe ein. (An leßterer ist die Fichte mit 28,2%, die Buche mit 20,6 %/o, die Forche mit 7,3 9/9 betheiligt.) Nachdem nun Seitens der württembergischen forstlihen Versuchéstation 70 Versuchsflächen in Weißtannen - Beständen angelegt waren, hat der Verfasser das bei deren Aufnahme gewonnene Material in dem vorliegen- den Buche zusammengestellt und zu Ertragstafeln verarbeitet, Nach den Untersucbungen kulminirt der durchscnittlich jährlide Zu- wachs der Gesammtmasse in der T. Bonität im Jahre 100/105 mit 10,4 Festmeter, in der II. Bonität im Jahre 115/120 mit 8,2 Festmeter, in der 1II. Bonität im Jahre 120/125 mit 6,6 Festmeter. Der laufend jährlihe Zuwahs des Derkholzes fkulminirt in der I. Bonitât im Jahre 75 mit 16,0 Festmeter in der 11. Bonität im Jahre 90 mit 12,2 Festmeter, in der 111. Bonität im Jahre 100 mit 11,2 Festmeter. Der durchs{nittlich jährliche Höhenzuwachs er- reicht sein Marimum in der I. Bonität im Jahre 65/95 mit 0,30 wm, in der 11. Bonität im Jahre 85/125 mit 0,24 m, in der I1l. Bonität im Jahre 105/140 mit 0,20 m. Im Einzelnen wäre na diesen Versuchen hervorzuheben, daß der Derbholz-DurhschnittszuwaÞs etwas später seinen Höhepunkt erreicht als derjenige der Gesammtmasse; daß sämmtlihe Kulminationspunkte um so später eintreten, je ge- ringer die Bonität ist; daß das Maximum des Höhenwachsthums früher eintritt, als daëjenige der Massenentwicklung. In der Zeit bis ctwa zum 90. Lebensjahre sind die Tannenbestände entscieden stammreicher als die Fichtenbestände. In Bezug auf die Höhe wird die Tanne von der Fichte geschlagen; so hat beispielsweise im Jahre 120 für die Bonitäten die Tanne I. 32,6, II. 28,6, 111. 24,3; die Fichte I. 37,0, II. 32,5, 1II, 26,1 m Mittelböhe. Der Inhalt der allen Forstbeamten und Forstbesißern zu empfehlenden Brochüre ist in folgende Abschnitte getheilt: T. Die aufgenommenen Be- stände. IL. Die Eitragstafeln, 111, Die Formzahlen der Tanne. Anhang: 1) Beziehungen zwisen Höhenlage und Bestandesarakte- ristik. 2) Die Altersbestimmung. 3) Die mittlere Bestandeshöhe. 4) Zusammenseßung der Holzmasse einiger Probebestände. 5) Die Proportionalität an Masse und Höhe. 6) Die ausgeführten Höher- analysen und die Höhenentwicklung des einzelxaen Baumes.

Gewerbe und Handel. Die Jahresberichte der S Eren pro 1883,

(N. A. Ztg.) Au diesmal enthalten die wiederum im Verlage von Fr. Kortfkampf erscheinendea „Amtlichen Mittheilungen aus den Jahreeberihten der mit Beaufsichtigung dec Fabriken betrauten Be- amten“, welche in Bâälde die Presse verlassen werden und von denen uns Aushängebogen freundlichft zur Verfügung gestellt sind, ein viel- seitiges und reichaltiges Material zur Beurtheilung sowohl der wirthschaftlihen und gewerblichen Zustände überhaupt, als speziell in der Bericbtsperiode. e

Im Vorjahre wurde der Hauptinhalt dieser Berichte, nah Ma- terien geordnet, zu veranshaulihen gesucht, indem die Nachrichten über die wirthscaftlihe Situation, die Lohnverhältnisse 2c. aus allen Inspektionsbezirken zusammengetragen wurden, um so für die ein- zelnen Materien ein Gesammtbild zu geben. Dieses Mal soll, um in die wirthschaftlichen Zustände jedes der einzelnen Inspektionsbezirke einen Einblick zu ermöglichen, das allgemeiner Interessante aus jedem derselben ausgezogen werden, und bleibt es überlassen, aus der Ge- sammtheit der gewonnenen Eindrücke si über die im vorigen Jahre behandelten Hauptmaterien : Prosperität, Lohnbewegung, soziale Zu- stände der Arbeiter 2c. ein Urtheil zu bilden. i ;

1) Die Provinzen Ost- und Westpreußen. Die Fabrik- thätigkeit hat gegen das Vorjahr keinen Rückgang erfahren, vielmehr durch mannigfache Neuanlagen, sowie durch Erweiterungen und Ver- besserungen älterer Betriebe an Leistungsfähigkeit auf verschiedenen Gebieten erheblich gewonnen. Dieses gilt zunächst in beiden Pro- vinzen von den Rübenzuckerfabriken, von denen 16 gegen 11 im Vor- jahre in Betrieb standen, während 7 weitere im Bau begriffen sind. Theilweise wurde über geringe Qualität der Rüben geklagt, au stand die Quantität gegen 1882 zurück. Auch Spiriiusbrennereten hatten \{chlechteres Rohmaterial, dem es am wünschenswerthen Stärke- gehalt mangeltez; dagegen sind die Spirituspreise gestiegen. Getreide- Mahlmühlen waren immer lebhaft bescbäftigt, do soll der Ver- dienst gering gewesen sein. Die Zahl der Bairischbier-Brauereicn nimmt stetig zu, wodurch Braunbierbrauereien verdrängt wurden. Cigarrenfabriken waren mit Aufträgen gut versehen, eine in Königs- berg und eine andere in Elbing haben bedeutende Neubauten aus- geführt, bei denen Vergrößerung der Fabrikation für die Zukunft noch irs Auge gefaßt wurde. Die Möbeltischlerei gewann wiederum an Umfang und wird namentlih die darin zum Ausdruck gekommene besjere Gesbmacksrihtung lobend anerkannt. Holzshneidemühlen hatten an Arbeit keinen Mangel, doch soll der Verdienst zu wünschen übrig lassen. Maschinenfabriken waren dur Neubauten von Zuder- fabriken, Schneidemühlen, Brennereien, Meiereien 2c., sowie dur Vervollkommnung der maschinellen Einrichtungen der Landwirthschast meistens lebhaft beschäftigt. : s ,

In allen Industriezweigen mit Ausnahme vielleiht der Zie- geleien und Glashütten, von denen cinige den Betrieb einstellen mußten haben die Arbeiterverbältnifse eher Besserung als Ver- \{le(terung erfahren. Arbeitszeit, Löhnungsweise und Lohnhöhe haben Ach gegen das Vorjahr niht geändert; leßtere war im Vorjahr im Allgemeinen gegen früher gestie :

Jugendlice Arbeiter werden hauptsächli in Ziegeleien, Cigarren- fabriken und kleineren Maschinenfabriken beschäftigt. Bei den Re- visionen fanden sich die geseßlichen Bestimmungen für Beschäftigung jugendlicher Arbeiter meist in wünschenswerther Weise erfüllt, einige Ausnahmefälle führten zu Bestrafungen. Ueble Einflüsse auf körper- lie Entwickelung und in sitttlicher Beziehung waren im Allgemeinen

iht wahrzunehmen.

Arbeiterinnen fanden durb Irbetriebsezung von Zuckerfabrifen und Vergrößerung zweier Cigarrenfabriken ciwa 250 mchr gegen das Vorjabr Beschäftigung. Arbcits- und Loßbnverkältnisse au diefer blieben unverändert. Ï

Arbeitersbuß anlangend, kamen 51 Unfälle zur Kenntniß der Beamten, von denen 6 den Tod zur Folge hatten. Mehrfa de- merkte der Fabrifinspektor, daß frühere vorgeschlagene resp. ange- ordnete Schußvorcichtungen nit zur Ausführung gebracht seien ; auf Befragen wurde dann angegeben: man wiffse nichts von der getroffe- nen Anordnung; es werden daher egt bei den Revisionen, die nah 8. 120 Abs. 3 der Gewerbeordnung Abhülfe erheisWenden Mängel

\crifiliÞ angegeben, eine Frist zur Ausführung derselben verabredet und Anzeige über das Erfolgen derselben er- fordert. Biéber ift nunmehr noch fein Arbeitgeber die An-

zeige über Herstellung angeordneter Schußvorrichtungen s{uldig geblieben. Wiederholt wurde beoba®tet, daß bei Reparaturen an Maschinen Sé&ußvorrichtungen von den Arbeitern entfernt und nit wieder angebracht worden waren. Im Allgemeinen kann sich der Fabrikinspektor über die Sicherung an Maschinen, wie sie gegenwärtig zur Ausführung kommen, befriedigt ausfprehen; immer wieder, vor- nehmlich in Westpreußen, ist es aber vorgekommen, daß bei Dampf- kesseln die Sicherheitsventile überlastet oder verkeilt, oder gegen das Dach des Kesselhauses abgesteift waren, auch hatten mehrere Kessel & bis 14 Atmosphären zu hohe Spannung. Alle diese Uebertretungen wurden zur Anzeige gebracht und meist erfolgte bereits die Bestrafung. Der Aussichtsbeamte meint, es fehle den Arbeitern und selbständigen Werkfsührern vielfach die nöthige Kenntniß und Einsicht, um die Tragweite solcher Geseßeëwidrigkeiten ermessen zu können.

Betreffs der wirth schaftlißen und sittlihen Zustände der Ar- beiter bezieht si der Bericht auf die früher gemahßten Schilderungen, gegen welce eine Veränderung nicht eingetreten sei; von allgemeinerem Interesse ist folgende Beobachtung: „Einige Male habe ih versubt, in Fällen, wo ein Arbeiter verunglückt war und die Heranziehung des Arbeitgebers nab dcm Haftpflichtgesey zweifelhaft crshien, cinen Vergleich zwischen den Parteien zu Stande zu bringen. Nur in einem Falle konnte ih dabci einen günstigen Erfolg für eine Arbeiterin erzielen. Meistens war es der Arbeiter, welcer jedes Entgegenkommen des Arbeitgebers zurückwies und lieber die Entscheidung dem Gerichte übeclicß, mobte der Ausfall auch noH so ungewiß sein. Der Arbeiter flagt in der Regel auf Grund feines Armenre(ts kostenlos und glaubt, bei Durchführung des Prozesses könne seine Sache durch irgend welchen glücklihen Zufall günstig fich gestalten. Falsche Auslegungen der geseßlichen Bestimmungen und unfklare Vorstellungen von der Tragweite der letzteren veranlassen ihn, stets gürstige Erfolge zu cr- träumen.

Was hier aus diesen, im Ganzen wenig iadustriellen Provinzen berihtet wird, beweist, daß die im Vorjahre dort fonstatirte cut- \cchiedene Hebung der Industrie weitere Fortschritte gemacht, jedenfalls nicht in einen Nückgang umgeschlagen ist, und daß durch Vermehrung der Arbeitëgelcgenheit und Behauptung der im Vorjahre erfolgten generellen Lohnsteigerung auch der Arbeiterstaid feinen Theil an diesem Aufshwunge gehabt hat.

Seit Anfang dieses Monats erscbeint in C. Mondts Verlag hierselbst eine neue Zeitschrift unter dem Titel „Centralblatt für die offentlichen Ausscchreibungen“. Der Titel läßt bereits erkennen, welchen Zwecken das neue Unternehmen dienen will, und es ist nicht zu leugnen, daß ein periodisch erscheinendes Organ, in welchem sih die öffentlihen Ausschreibungen, Submissionen und Verkäufe

ÜbersibtliÞd zusammengestelt finden, ein Bedürfriß für Jn- dustrie und Gewerbe sind. Die vorliegende Nummer 1 des „Centralblattes*“ enthält an erster Stelle die öôffent-

liden Ausschreibungen, Submissionen und Verkäufe in tabella- risher Form und na dem Datum geordnet. Die einzelnen Ru- brifen geben weiter Aufschluß über den Ort und die Behörde, welche die Ausschreibung erläßt und endlich über den Gegenstand der Liefe- rungen; an zweiter Stelle findet sich, gleichfalls in Tabellenform und bet gleicher Anordnung, eine Liste der von den Behörden ausgeschriebenen Verkäufe, wobei den öffentlichen Holzverkäufen eine besondere Rubrik eingeräumt ist, Den weiteren Inhalt bilden Mittheilungen über Submissionen im Auëlande, über Submissions-Ergebnisse und Kon- kurrenz-Aus\chreibungen; endlich finden sih darin Miscellen, Personal- nachrihten und ein Bericht vom Berliner Baumarkt. : :

Ueber die Messe in Frankfurt a. O. berichtet die „Leipz. Ztg.“ unter dem 8. Juli: Von Leder und Fellen war wenig Waare zugeführt, wodurch dea Käufern die Auswahl entzogen wurde und dieselben an die Forderungen der Fabrikanten gebunden blieben. Jn braunem Schafleder entwickelte sich animirtes. Geschäft zu gegen vorige Messe höheren Preisen. Für gute braune Waare wurden Preise {lank angelegt. Gute weiße Waare, 7—8 Pfd. \{chwer, wurde mit 160—170 # per 109 Stück, 6—7pfd. mit 140 bis 160 M und kleinere Sorten entsprechend bezahlt. Braune Leder brahten je nah Größe und Güte dieselben Preise. Für 3 bis 4 Pfd. s{hwarze Waare wurde bis 2,10 4 pco Pfund bezahlt, für 4— pfd. 1,80—1,90 4, 5—T7pfd. 1,59—1,75 M je naw Sortiment und Qualität. Fahlleder erzielte 5—15 S gegen vorige Meffe mehr pr, Pfund. Man zahlte 1,20—1,30 A pro Pfund. Nab Rofß- \chuhleder war lebhafte Nachfrage, der nicht genügt werden konnte ; es wurde 15—20 - höher im Preise als vorige Messe bezahlt. Soßhl- leder und Brandleder waren wenig am Plage. Weißgares Rindleder wurde von einigen Fabrikanten feilgehalten, die ihre Waare im Laufe des Tages räumten. Rindleder war ziemlich angefahren und wurde der Centner ¿u 70—80 6 abgeseßt. Erste Sorte von Kaldb- fellen wurde mit 1,45 pro Pfund bezahlt. Schaffelle waren viel am Markte und erfuhren erhebliche Preisreduktionen. Man bezablte für Scaffelle ohne Pfoten 55—60 #4 pro Centner, für solche mit Pfoten 46—50 A Schmassen und Zickelfelle waren ebenfalls erheb- lih im Preise gesunken, man bezahlte erstere mit 0,12 ( das Stü, leßtere mit 0,50 A pro Pfund. Roßhaare waren aud im Preise zurückaegangen, der Centner bedang 146 6 und zwar für Primawaare, \chlebtere Waare stellte sich auf 110 4

Breélau, 11. Juli. (W. T. B.) Der „Breslauer Zei- tung“ wird aus Mährisch- Ostrau gemeldet, daß die drei der Nordbahn gehörigen Kohlengruben Wilhelm, Hermen- gild und Jacobs scha cht den Betrieb eingestellt haben, weil die beiden ersten Gruben in Brand gerathen find. Bei dem Versuch, das Feuer zu löschen, sollen zwei Ingenieure ums Leben gekommen sein. Die Kommission der Nordbahn bes{loß, die Hermengild- und die Wilhelm-Grube ein Jahr unter Wasser zu seßen.

New-York, 11. Juli. (W. T. B) Baumwollen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 7000 B., Aus- fuhr nach Großbritannien 30000 B., Ausfuhr nab dem Kontinent 11 000, Vorrath 285 090 B.

Verkehrs-Anstalten. i Bremen, 12. Juli. (W. T. B) Der Dampfer des Nord - deutshen Lloyd „Ems“ ist gestern Vormittag 11 Uhr in News» York angekommen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Quarantänemaßregeln N aus Anlaß des Ausbruchs der Cholerafkrankheit in Toulon und A L iciGa Bi Die ariechische Regierung hat füc alle aus ttattent[@en Pasen Larisiiinden Dampfe und Segelschiffe cine fün ftägtge Beobachtungs- uarantäne angeordnet. : 2 \ Die italienische Regierung hat unterm 10. Juli an fämmt- lichen E der Se hs S und Güter- rkehr cine fün ftägige Quarantäne eingesUhrk L 1 “Der tägliche lBrtetwostverkebr zwischen dem Festlande und Sizilien ist unter Einführung eînes Desinfektionsverfahrens füc die betreffen- den Sendungen in Meisina am 10. Juli wicderbhergeftelli worden. Die spanishe Regierung bat durch Erlaß der General- Gesundheits-Direktion vom 2. Juli Folgendes bestimmt : 1) Die Provenienzen aus französichen, englishen und anderen für unrein oder verdächtig erklärten Häfen, bezüglib deren ein Abo fahrtsdatum für den Eintritt der Quarantäne nicht festgeseßt ist,