1884 / 169 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Jul 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Fahrt in die Umgegend. Am Sonnabend mußté diese eines - Gewitters wegen aufgegebez werden, und gestern Morgen unterblieb auch die Promenade auf dem Kaiserwege sowie der beabfichtigte Besuch der Kirche, da von früh 5 Uhr bis Vor- mittags 11 Uhr ein hestiger Schneefall andauerte. Der Kardinal von Fürstenberg, welcher sich zur Kur in Gastein aufhält, wurde gestern zur Kaiserlichen Tafel geladen.

Gestern ist über das Befinden Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Wilhelm folgendes Bulletin ausgegeben worden :

Marmor-Palais, den 20. Juli 1884. Da das Befinden Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Wilhelm, und des neugeborenen Prinzen unver- ändert gut und der Verlauf des Wochenbettes durchaus regel- mäßig ist, werden weitere Bulletins nicht erfolgen.

Schröder. Ebmeier.

_— Eine Perjon, welche eine auf bestimmte Zwecke be- schränkte Befugniß zum Betreten einer fremden Woh- nung hat, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 1. Mai d. FJ., wegen Hausfriedens- brus zu bestrafen, wenn sie niht in Ausübung jener Be- fugniß, sondern zu anderen Zwecken in die Wohnung ein- dringt oder wider den erklärten Willen des Berechtigten in derselben verweilt.

Der Kaiserlihe Gesandte am Königlich griechischen Hofe, Freiherr von den Brincken, hat einen ihm Aller- A bewilligten Urlaub angetreten. Als interimistisher Ge- S fungirt der Legations - Sekretär Graf von

allwiß.

Der Königliche Gesandte am bayerischen Hofe, Graf von Werthern-Beichlingen, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von München fungirt der Legations-:Sekretär Graf zu Eulenburg als interimistisher Geschäftsträger.

__— Der General-Jnspecteur der Artillerie, General- Lieutenant von Voigts-Rheßz, hat sich in dienstlichen An- gelegenheiten nah dem Elsaß und dem Rhein, und der Direktor der Kriegs - Akademie, General - Lieutenant von Flatow mit 45 tägigem Urlaub nach Baden-Baden und Stuttgart begeben.

Als Aerzte haben sih niedergelassen die Herren: Dr. Mosler in Beeliß, Dr. Chayen in Rogäß, Dr. Gutjahr in Vörde und Dr. Junkers in Hamm.

_ Wiesbaden, 21. Juli. (W. T. B.) Fhre Majestät

die Königin von Griechenland hat sih gestern nah Bayreuth begeben. Se. Majestät der König von Griechenland ist mit seinen Söhnen heute früh nach Berlin abgereist, um sih von dort zum Besuh des Groß- herzogs und der Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin nah Schwerin zu begeben.

Sachsen. Dresden, 19, Juli. (Dr. J.) Der Köni hat fih heute Nahmittag nah Leipzig begeben, is im dow tigen Königlichen Palais abgetreten und wird am Montag in das Plage nas Sul E B 9

eipzig, 19. Zuli. . T. B.) Der König ist heute Nachmittag 5 Uhr mittelst Extrazuges zum VIII, L

schießen hier eingetroffen und hat sih, von der Volksmenge enthusiastisch begrüßt, vom Bahnhofe durch die festli z \{chmüdckdten Straßen nah dem Palais balb M0

Mecklenburg - Schwerin. Schwerin, 19. Juli. (Medl, Anz.) Das gestern Nachmittag auf Befehl des S herzogs im Schloßgarten abgehaltene Volksfest hatte einen ungemein zahlreichen Zuspruch der hiesigen Einwohner- haft hervorgerufen. Jung und Alt, Vornehm und Gering pilgerte zu Tausenden in dihten Schaaren dem Festplaß zu. Aehnlich wie beim Sedanfest waren in den Alleen um den Pavillon herum Spiel- und Erfrishungsbuden aufgeschlagen, die bald stark frequentirt wurden. Beim Pavillon konzertirte das Waldhornisten-Corps des Jäger-Bataillons, auf derTerrasse hinter den Cascaden das Hautboisten-Corps. Am Pavillon war schon frühzeitig kein Sißplag mehr zu bekommen. Um 5 Uhr be- gann an fünf dur Tafeln bezeichneten Stellen der unent- geltlihe Ausschank von Bier, und hier entwickelte sich nun ein Leben und Treiben, wie man es in Schwerin sons wohl noch kaum gesehen hat; die Schankstellen waren vollständig umlagert, bei der Reitbahn befand sih ein Frei-Bierausschank ausscließlich für das Militär. Die Mannschaft der Gar- nison war im Ordonnanzanzuge wohl vollzählig am Plaße. Etwa um 51/2 Uhr trafen der Großherzog und die Großherzogin auf dem Festplay ein. Die Großherzoglihen Herrschaften wandelten an den Buden- reihen entlang nah den Cascaden zu, woselbst für die Waisenhaus\hüler Stangenklettern, Sacklaufen und andere Wettspiele arrangirt waren. Der Großherzog und die Großherzogin verkehrten aufs Leutseligste mit der Menge, die den Herrschaften, wo sie erschienen, ehrerbietig Raum gab, so daß sih dieselben in dem Gedränge von Tausenden ungehin- dert bewegen konnten, ohne daß irgend welhe Maßnahmen zur Aufrechthaltung der Ordnung nöthig gewesen waren. Laute Hurrah- und Hochrufe wurden dem verehrten Herrscherpaare von allen Seiten entgegengebracht. Nah längerem Verweilen auf dem Spielplaÿ begaben sihdieGroßherzoglihenHerrschaften unter fort- währenden Hochrufen der Festtheilnehmer zurück, um nah dem- Schlosse zu fahren, wo später Tafel stattfand. Der freie Ausschank von Bier, der um 7 Uhr sein Ende erreichte, hatte seine Wirkung auf eine richtige Festesstimmung nicht verfehlt ; überall herrshte lustiges Treiben und frohe Auzsgelassenheit : die Soldaten wurden niht müde, muntere Lieder erschallen zu lassen, und in einigen der großen Restaurationszelte fanden sich geübte Sänger zu Quartettgesängen zusammen. Mit Dunkelwerden nahm die Zllumination des Festplaßes ihren Anfang. Die Spiße des Pavillons krönte eine weithin leuhtende Pyramide mit dem Namenszuge FFA ; die Contouren des Daches und des ganzen Gebäudes waren durch farbige Lampen markirt. Einen imposanten Anblick gewährte die lange, links von den Laubengängen zum Pavillon und an demselben vorbeiführende Allee, die mit Lampions und kleinen Lampen aufs Reichste illuminirt war; besonders von der Schloßbseite aus machte die Allee mit dem Festplaÿ einen wundervollen Eindruck. Die kleine Jnsel im Kanal war mit. Pyramiden, Sternen und Figuren, die aus farbigen Glaslampen zusammengeseßt waren, dekorirt und nahm sich gleihfalls reizend aus. Ben- galishe Flammen, die zahlreih entzündet wurden und mit

bäume leuchketen, érhöhten und vervollständigten die Be- leuhtungseffekte der Zllumination ganz besonders. Das Wetter war bis zum Abend dem Fest ungemein günstig ge- wesen; jedoch etwa um 9 Uhr kam ein Regenschauer auf, welcher das promenirende oder im Freien sizende Publikum veranlaßte, eiligst Shuy im Pavillon oder den Zelten zu suchen; troßdem beeinträhtigte der Regen die Jllumination nit wesentli, und ebensowenig hatte er auf die Festesstim- mung einen nachtheiligen Einfluß; vielmehr blieb dieselbe bis zum Scluß des Festes, der erst in später Abendstunde eintrat, die allerbefte. Am Sonntag Nachmittag findet eine Nach- feier des shöônen Festes statt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 19, Juli. Die heutige „Wiener Zeitung“ publizirt die Gesetze: vom 21. Juni d. J. über die Beschäftigung von jugendlichen Arbeitern und | ria gy dann über die täglihe Arbeitsdauer und die

onntagsruhe beim Bergbau; vom 30. Juni d. J., be- treffend die Förderung der Landeskultur auf dem Gebiete des Wasserbaues; vom 30. Juni d. J. betreffend Vorkehrungen zur unschädlihen Ableitung von Gebirgswässern.

Großbritannien und Jrland. London, 18. Juli. (Allg. Corr.) Der Mißerfolg des Kompromisses zwischen dem Oberhause und der Regierung steht heute im Vordergrunde der öffentlichen Diskussion. Die liberalen Or- gane {lagen Kapital aus der Thatsache, daß die Majorität der Opposition in der Pairskammer sih von 59 auf 50 ver- ringert hat. Die „Daily News“ sagt: diese Reduktion könne die Hauptthatsahe nicht viel beeinflussen, daß das Oberhaus dem Hause der Gemeinen und dem Lande den Fehdehandshuh hingeworfen habe. Die Regierung habe jeßt keine Alternative. Lord Salisbury wolle von einem Kompromiß nihts wissen, und der Kampf müsse seinen Fortgang nehmen.

Die Finanzkommission der Konferenz über die egyptischen Angelegenheiten hat gestern ihre Arbeiten zum Abschluß gebraht. Wie die „Preß Association“ erfährt, ist das Ergebniß der Berathungen der Kommission kein völlig befriedigendes. Es ist dem Earl Granville sowie den Bevollmäch- tigten der Großmächte mitgetheilt worden und die Konferenz werde nicht eher wieder zusammentreten, bis die Vertreter neue Jn- struktionen von ihren resp. Regierungen erhalten haben. Es werde wahrscheinlih einige Zeit verstreihen, ehe Lord Gran- ville in der Lage sein wird, die Bevollmächtigten einzuladen, sih wieder im Auswärtigen Amt zu begegnen, und in offi- ziellen Kreisen mache sih der Eindruck geltend, daß die Unter- handlungen auf ernste Hindernisse gestoßen seien.

420. Juli. (W. T. B.) Die Herzogin von Alban ist gestern Abend in Claremont von einem Prinzen entbunden worden. Die Königin Victoria hat sih gestern Abend mit der Prinzessin Beatrice nah Claremont begeben. Die Abreise des Hofes nah Osborne ist bis auf Weiteres vershoben worden.

Auf dem britishen Dampfer „Saint Dustan“, am 3. d. M. von Bombay in Marseille angekommen, am 9. von Marseille nah Liverpool abgesegelt, sind am 11. resp. 15. d. M. zwei Seeleute an der Cholera ver- Poren. Das Schiff liegt untér Quarantäne auf der

ersey.

Durban, 17. Ju#e (A. C.) Dás Kap- Parlament hat vie Annexion A Cto nte an der Walfisd Ba und der St. Johns- Territorien, ferner eine Aus- dehnung der Grenzlinie von der Walfish-Bay nach dem Flusse Cunene und ebenso die Annexion von Bet- shuanaland genehmigt. Ruhestörungen und Repressalien haben sih jüngst in Stellaland und Goshen ereignet.

Frankreih. Paris, 18. Juli. (Köln. Ztg) Die Regierung hat die Nachricht erhalten, daß A T Juli der Tsung-li-Yamen dem Hrn. de Semellé folgendes Kaiserl he Dekret mitgetheilt hat, welches an demselben Morgen in der amtlihen „Pekinger Zeitung“ erschienen war: „Jn Gemäßheit des Vertrages vom 11. Mai soll im Verlauf von drei Monaten ein fester Vertrag auf der in den vier ersten Paragraphen enthaltenen Grund- lage abgeschlossen werden. Da diese Frist beinahe abgelaufen ist, muß jet der §. 2 in Vollzug treten. Der Kaiser befiehlt also dem Vize-König von Yünnan und dem Gouver- neur von Kuangsi, alle Truppen, welche Lao-Kaï, Langson, Kao-Bang beseßt halten, zurückzuziehen und dieselben diesseits der Engpässe auf dem Yünnanschen, dem Kuang-Kongschen und Kuangsishen Gebiet einzustellen. Diese Räumung muß Brett einem Monat beendigt sein. Man gehorche diesem

efehl !“ (Fr. Corr.) Jn der heutigen Sizung der Ver- fassungs-Revisionskommission des : S nats er- schienen die Herren Jules Ferry, Minister-Präsident, und Martin-Feuillèêe, Justiz-Minister, um dem Ausschuß die ge- wünschten Aufklärungen zu geben. Der Vorsizende desselben seßte den Ministern die bisher beschlossenen Bestimmungen aus- einander und erörterte die Frage bezüglih der zu erhaltenden Garantien für den Kongreß. Auf seine Anfrage erklärte der Minister-Präsident, daß die Regierung im Allgemeinen mit den Wünschen der Kommission übereinstimme, und daß er, Falls die Beschlüsse des Senats von denen der Kammer abweichen sollten, dieselben sih aneignen und vor die Kammer bringen könnte, damit dieselbe von ihrem ersten Beschlusse zurückkomme. Die Voten der beiden Häuser müssen nah Ansicht der Regierung übereinstimmen, da sonst der Kongreß nicht zusammentreten könne. Ein Aus\chußmitglied seßte sodann auseinander, daß, nach- dem die Kommission die Punkte, betreffend die Rechte des Senats in Finanzsachen, dur ein besonderes Geseß geregelt wissen wollte, es sich nur noch darum handle, ob die sieben Artikel, betreffend die Organisirung des Senats, aus den Verfassungs- geseßen entfernt werden sollen, und fragte den Minister: 1) ob der Senat dem vertrauen dürfe, daß der Kongreß sih nur auf die vorher bestimmten Punkte erstrecken werde; 2) was die Regierung nach dieser Regierung hin versprechen fönne, oder mit anderen Worten, ob Garantien vorhanden seien, daß der Kongreß sih den Beschlüssen des Senats fügen und nicht darüber hinausgehen werde. Der Minister - Präsident er- widerxte, daß kein Grund für die Befürhtung vorhanden sei, Ta ae ibi M cio ihr bei der Revisions-

e gefaßten Beschlüsse vergessen : sie selbst habe die Revi

durch I R ° B i ea 6c E QUI (W. D. D) n dem heute Vor- mittag abgehaltenen Ministerrat machte u Kon-

‘ihrem farbigen Nebelschein bis hoh in die Kronen der Linden-

seils - Präsident Ferry Mittheilungen über den Stand

von der chinesishen Regierung zu leistenten Genu Die drei Minister, welehe sih nah ab ting, F Marseille begeben hatten, erstattet-n Bericht über O von ihnen gemahten Wahrnehmungen und erklärten: e ie nothwendig, Maßregeln zu ergreifen, um die öffentl[i E Gesundheitspflege an den genannten Orten zu verbe} Ÿe Zwei Millionen seien unzureihend, um den von der Chole= G Betroffenen zu helfen. DerKriegs- Minister Campen s E E n R t den Antrag 2 ellen, die großen Manöver im en in die L LE pen, find J fem Jahre __— Jn Marseille sind vom 15. Juli (8 U bis um dieselbe Zeit am 16. Juli 54, vom 16. pu 7, D 56 und am 18. Zuli 65 Cholera-Todesfälle vorgekommen. 19. Juli, Abends. (W. T. B.) Die Deputirten. kammer hat heute das Ehesheidungsgeseß mit dey vom Senat beshlossenen Modifikationen ohne erhebliche De batte angenommen. Der Senat seßte die Berathung Vorlage über den für Madagaskar beantragten Kredit auf Ber ie N l on heute Vormittag 10 Uhr bis heute Abend in Marseille 14, in Toulon 21 Personen 4 Cholera. Aus Arles werden 4, aus Sisteron 2, auz Nimes L 5 Ï s 20. Juli. „L. B: n Toulon starbe gestern Abend bis heute Vormittag 10 Uhr 31 Personen E Marseill e Personen M R 5 : 20. Juli, Abends. (W. T. B. on heute Vormi 10 Uhr bis zum Abend kamen in Toulon 15, in Ma d seille 25 Cholera: Todesfälle vor.

Italien. Rom, 20. Juli. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ erklärt es für unbegründet, daß der \{chwei-: zerishe Bundesrath wegen Grenzverlegungen dur die den Sanitätscordon bildenden italienishen Truppen bei der italienishen Regierung reklamirt habe. Die Verhand- lungen zwishen Jtalien und der Schweiz wegen der Quarantäne-Maßregeln dauern noch fort. Der Präsident des Senats, Tecchio, hat aus Gesundheits: und Altersrücksihten seine Entlassung gegeben. Der Minister-Präsident ersuchte Tecchio, das Präsidium weiterzu- führen. Tecchio beharrt irdessen auf seiner Entlassung.

__ Amerika. Washington, 20. Juli. W. T. Die Regierung der Vereinigten et hat an Mane en Sagen die Einshleppung der Cholera angeordnet. egierungsschiffe werden an der Küste einen Cordon bilden, um das Landen von aus fremden Ländern kommenden Schiffen, welhe niht mit einem reinen Patent versehen sind, zu verhindern. Der Präsident Arthur hat eine Proklamation erlassen, in welcher eine wachsame Quarantäne anbefohlen wird.

Afrika. Egypten. Kairo, 17. Juli. (Allg. Corr, Major Kitchener meldet aus s ats daß E Putt von Dongola mit 4000 Mann nah Marawi marschirt sei, um an diesem Orte die von den Rebellen gestörte Ordnung

wieder R (W

20. Juli. (W. T. B.) Der Mudir von Dongola meldet : er habe ein Schreiben des Generals Gor Da, vom 22. Juni, erhalten, in welchem derselbe berichtet, daß Khartum und Sennaar unbeschädigt seien. Gordon welcher noch übér eine Frupypengbelling von 800 Mann verfügte, habe Verstärkungen verlangt.

Assiut, 17. Zuli. (A. C.) Der Rest des türkischen Bataillons, welches sich während der jüngsten Meuterei ruhig verhalten, meuterte gestern Abend ebenfalls. Die Mann- schaften shlugen es rundweg ab, nah Asuan abzugehen, bis 206 Mann des Cornwall - Regiments, welches am Dinstag hier ankam , und auf Oberst Grants Ersuchen seinen Weiter: marsch verschob, erschienen und die Ordnung wieder her: stellten. Das ganze Bataillon is jeßt entwaffnet, und zehn der Rädelsführer wurden heute früh unter einer egypti schen Esforte nah Kairo gesandt. Der Rest d es Bataillons wird später abtheilungsweise folgen.

Zeitungsstimmen.

Die „Norddeutshe Allgemeine Zeitung“ ver öffentlicht weiter folgende Adressen, welche dem Fürsten Bis- marck in Betreff der Subventionirung deutscher Postdampfer linien zugegangen sind. Der Deutsche Exportverein in Berlin schreibt: Ew. Dur(@laucbt ! Angesihts der ablehnenden Haltung, welche ein großer Theil unserer Reichstagsabgeordneten dem ihnen vorgelegten Gesetzentwurf, betreffend die Subventionirung deutsher Postdampferlinien, gegen über eingenommen hat, einer Haltung, welche sid wohl mit den Ar sichten eines großen Theiles der Wähler dieser Reichstagsmitglieder, fiherlich aber mit denen der Mehrheit des deutschen Handels und Fabrikantenstandes in Widerspruch befindet, läßt es uns, den Vertretern einer großen Anzahl auf die Ausfuhr ihrer Erzeugnisse nah überseeishen Absaßgebieten angewiesener deutscher Fabrikanten als Pflicht erscheinen, Ew. Durchlaucht hiermit unsere volle Ueber einstimmung mit dem von unserer Reichsregierung in dem genannt Geseßentwurfe eingenommenen Standpunkte auszudrücken, von defsen Bib wir M er E Aufschwung unserer Handel en zu dem Auslande und damit u ande und nationalen Ansehens erwarten. E R Der R M Erportvereins. nterschriften. Berlin, den 7. Juli 1884. e Ein Schreiben aus Guben, den 10. Juli 1884, lautet: . In einer öffentliben Versammlung von ca. 150 Männern aller Parteirihtungen is den Unterzeichneten der ehrenvolle Auftrag Theil geworden, nachstehende in dieser Versammlung gefaßte Rest- lution Ew. Durchlaucht hobgeneigter Kenntnißnahme zu unterbreiten. In verebrungsvollster Ergebenheit Ew. Durchlaucht ganz s

horsamste (Unterschriften).

Die Versamml e 1 vol u di _D rsammlung erkennt in vollem Umfange die Nothwendig/ keit für das Deutsche Reih an, aus seiner bisherigen Reserve in kolonialpolitiscer Beziehung herauszutreten und, wenn auch mit großer Besonnenheit, so do auch mit nicht minder großem, seiner heutigen Madt- und Weltstellung würdigem Nachdruck in diejenigen Bahnen einzulenken, welhe in unverkennbarster Weise auf Hebung und dauernde Förderung des nationalen Wohlstandes in Gegenwart und Zukunft gerichtet sind. Aus diesem Grunde begrüßt die Versammlung mit hoher Freude die bereits na dieser Richtung hin in neuester Zeit Seitens der Reichsregierung dokumentirten Beftrebungen, in sonderheit au die vom Herrn Reichskanzler Fürsten von Bismard während der jüngsten Reichstagssißungen gemabten Mittheilungen

der Unterhandlungen mit China wegen der

über seine kolonialpolitishe Auffassung und Initiative.

Der Chemnizer Verein für Handelsgeographbie be- grüßt die erwähnte Vorlage als einen weiteren glückverheißenden Scritt zur Hebung der Wohlfahrt des Deutschen Reiches.

Die altmärkishe Abtheilung des deutschen Kolonialvereins in Stendal erklärt, daß der Reichskanzler in der Kommissions- sißung vom 23. Juni und in der Reichstagésißung vom 26. Juni das erlôsende Wort gesprochen habe, „welbeë, wie in dem Herzen jedes pratriotisen Deutschen, so besonders in dem Herzen jedes eten Alt- märkecs wiederklingt.° i

Die Plenarversammlung des 752 Mitglieder zählenden land- wirthschaftlihen Bezirksvereins Riedlingen bedauert, daß die Vorlage zum Zwecke der ftaatlihen Unterstüßung der Post- dampferlinien dieselbe Behandlung, wie dereinst die Samoavorlage, gefunden hat, und bittet den Reichskanzler, seine Pläne zum Heile Deutschlands unbeirrt weiter zu verfolgen.

Die Handelskammer zu Iserlohn, welche darauf hinweist, daß gerade die Fabrikate ihres Bezirks, besonders märkishe und ber- ishe Metallwaaren, nach allen Ländern der Erde exportirt werden, Ciengt, daß die Vorlage in den gewerblichen Kreisen den lebhaftesten Beifall gefunden hat, weil die fihere Erwartung gehegt wird, daß dur die Erweiterung der deutschen Dampfschiffverbindungen nach Ost- asien und Austraiien auch der Ausfuhrhandel dorthin größeren Auf- \{wung nehmen werde.

Die Handelskammer zu Worms bringt der Vorlage, die darauf gerichtet ist, ihr Absazgebiet zu sichern und zu erweitern, ein lebhaftes Interesse entgegen.

„Es sind nicht unbestimmte und vage Gefühle" heißt es, edie hier das Urtheil beeinflussen, es ist vielmehr die nücbterne Erwägung sehr ree!ler Faktoren, die zu dem S(hlusse führen, daß eine direkte deutsche Postverbindung mit fernen Gegenden für uns von großem Nutzen sein wird. i f

Son die Thatsache, daß der deutsche Handel und der deutsche Export si immer mehr ausgebreitet haben, seitdem unsere Kriegs- chiffe die fremden Meere regelmäßig befahren, ist ein Beweis dafür, wie sehr durch die Entfaltung der nationalen Flagge der Unter- nehmungsgeist und das Selbstvertrauen bei der eigenen Nation und der Respekt und das Zutrauen zu der Leistungsfähigkeit derselben bei dem Ausländer unterstüßt und gehoben wird.

Ebenso ist von der Errichtung deutscher Postdampferlinien ein moralischer Effekt nah beiden Richtungen hin zu erwarten.

Neben dem unmittelbaren Nuten, den jede direkte Postlinie dem einheimischen Handelsstande und jede Vermehrung unserer Handels- marine der deutshen Rhederei und Kriegsflotte bringt, ift es gerade dieser mittelbare Vortheil, dem wir den größten Werth beilegen. Er wird sicher dahin führen, daß die angeforderten Geldopfer in furzer Zeit durch eine sehr fühlbare Erweiterung unserer auswärtigen Handelsbeziehungen aufgewogen werden.

Wir haben deshalb mit Bedauern die Behandlung der Vorlage dur den Reichstag gesehen, die einer Ablehnung gleihkommt, aber wir hegen das feste Vertrauen zu Ew. Dur(laucht, dieselbe werde ich hierdurÞ nicht abhalten lassen, mit gewohnter Energie das er- strebte Ziel weiter zu verfolgen, und wir hoffen, die nun bald neu zu wählenden Vertreter des deutshen Volkes werden nach dem aller- wärts ausgesprochenen Willen des Volkes einer erneuerten Vorlage Ew. Durchlaucht ihre Zustimmung nit versagen. *

Die Handelskammer zu Darmstadt fügt der Zustimmung zu dem Entwurf noch Folgendes hinzu: S i

„Wenn au(h diesmal der erste Schritt zur Verwirklibung einer maßvollen, aber dabei kräftigen Kolonialpolitik an dem beinahe unbe- greiflihen Widerstand politisher Parteien, die als folhe sich® mit der Frage als einer eminent wirthscha\tlihen gar nicht zu be- \{äftigen hätten, gescheitert ist, so sprechen wir doch die Ueberzeugung aus, daß die Reichsregierung diese von der Sympathie des ganzen Volkes getragene Sache nicht auf sihch beruhen lassen, sondern dem neuen Reichstag erneute Vorlage machen wird. Die deutsche Industrie, die auf Eröffnung stets neuer Ausfuhrwege und Absaßgebiete angewiesen ist, sowie der Ausfuhrhandel, welche beide wichtigen wirthschaftlichen Faktoren der unablässigen Arbeit Eurer Durchlaucht {on so viel Förderung verdanken, haben das allerlebhafteste Interesse an dem Zustandekommen des Eingangs erwähnten Gesehes und erwarten von der Reichsregierung, daß auch diese nit nacläßt an der Verfolgung fast allseitig als richtig erkannter Ziele auf diesem Gebiet.“

In der Erklärung der Handels- und Gewerbekammer Ulm wird namentlich hervorgehoben : : 5 A

„Die von Ew. Dur(laucht eingeleitete Aktion für die Einfüh- rung einer sicheren und prompten Verbindung des Reiches mit den überseeishen Märkten ist von hoher Wichtigkeit für Handel und Ins dustrie, weshalb wir den Verlauf der Verhandlungen über die Vor- lage im Reichstag lebhaft beklagen und als Vertreter des Handels und der Industrie unseres Kammerbezirks im Sinne unserer Auftrag- geber zu handeln glauben, wenn wir gegenüber der Kritik der Vor- lage dur einzelne Parteiführer konstatiren, daß wir in der Dampfer- subventions-Vorlage ein unser volkswirthshaftlihes Wohl förderndes Vorgehen der Reichsregierung erblicken. “* . ;

Endlich is noch eine Adresse von dem Bürgermeister aus Reichenba ch (Oberlausiß) und einer Reihe von Fabrikanten und Kaufleuten der Stadt und Umgebung eingegangen. Die Petenten danken dem Kanzler für das energische und zielbewußte Vorgehen und beklagen es, daß cine Anzahl von Parlamentariern die Bedürfnisse der deutsben Nation vollständig verkannt hat.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 29, In-

halt: Handels- und Gewerbewesen: Bekanntmachung, betreffend die

Einrichtung von Anlagen zur Anfertigung von Zündhölzern. All- gemeine Verwaltungssahen : Einrichtung des MReichs-Versicherungs- amts und Ernennung tes Präsidenten. Konsulatwesen : Erequatur- ertheilung. Todesfall. Polizeiwesen: Ausweisung von Auslän- dern aus dem Reichsgebiete. : Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 37. Inhalt: Verfügungen : vom 10. Juli 1884, Wegfall einzelner Sorten von den Werthzeichen zur Entrichtung der statistishea Gebühr und von den Wecselstempelwerthzeihen; vom 12: Suli 1884. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Wabern-Wildungen. ‘5 Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 29. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Ertheilung von Reise-Prämien an Regierungs-Baumeister und Regierungs-Bauführer in Preußen. Nichtamtliches: Anlagen für die Zollabfertigung in Häfen. Die Bauthätigkeit des preußischen Staates im Gebiet des Hochbaues während des Jahres 1883. Das Post- und Telegraphengebäude zu Freiburg in Baden. Der Hausshwamm und die Mittel zu seiner Bekämpfung. Neuere Wohn- und Miethshäuser in Madrid. Vermischtes: Zur Einführung einer Normalzeit in Deutschland. Wiener Stadtbahnfrage.

Statistische Nachrichten.

_ Nat Feststellungen, welche von dem Verein deutscher Jute-Indu- strieller ausgehen, umfaßt die deutsche Jute-Industrie gegen wärtig 23 Vite-Spinzeteien und Webereien, welhe über 51 126 Spindeln und 2240 Webestühle verfügen. Außer diesen bestehen eine große ‘Anzahl Hand- und mechanische Webestühle ohne Spinnerei- betrieb, welbe das von den erwähnten Fabriken gefertigte und von den eigenen Webereien der leßteren nicht absorbirte Gespinnst sowie auch ausländishe Garne verarbeiten. Die neuesten Werke, wie Harburg, Hamburg und Stralau, sind noch in der Vergrößerung begriffen, welche nach der Vollendung (voraussichtlich im Jahre 1885) die aufgeführte Anzahl Spindeln noch um ca. 10 000 und die der Webe- stühle um ca. 600 vermehren werden. Hiernach wird die deutsche Jute-Industrie in nächster Zeit dur ca. 61000 Spindeln repräjen-

KQuust, Wissenschaft und Literatur.

Au in dem 2. Vierteljahrsheft (April bis Juni 1884) der „Altpreußishen Monatss\chrift*“ (21. Band; der „Neuen Menden Provinzialblätter“ 87. Band), herausgegeben von

udolf Reidcke und Ernst Wichert (Königsberg i. Pr., Verlag von Ferd. Beyers Buchhandlung) wird die Publikation des viel- besprochenen, bisher ungedruckten, leßten (physikalisben) Werks von Kant, welches Reicke in dieser Form, unter Vorbehalt aller Rechte, als Manuskript herausgiebt, weiter fortgeseßt. Das neue Convolut, welches in dem vorliegenden Heft abgedruckt wird, besteht aus zwei halben und zehn ganzen Bogen und bildet das erste der ganzen Reihe, ist aber, wie der Herausgeber annimmt, das leßte gewesen, welcbes sich Kant anlegte, wahrsceinlich nicht vor 1801, und an dem er bis zu- leßt, bestimmt noch im Jahre 1803, im Alter von 80 Jahren ge- schrieben hat. Oft haben ihn seine Freunde noch an demselben arbeitend gefunden, wenn fie als Tischgäste ihn besuhten. Bei keinem der Convolute, sagt Reicke, wird man so sehr an den alters\{wacen Kant gemahnt als bei diesem ; keines gewährt einen traurigeren An- blick als dieses, \chon äußerlih, denn nirgendwo font ist soviel aus- geritten, über- und zwischengeschrieben, jo diht und mit so kleiner, isweilen unleserliber Schrift, daß das Ganze buntscheckig aussficht und das Auge beim Lesen ermüdet ; ebenso ermüdend wirkt auch der Inhalt. Der erste Bogen hat die Ueberschrift: „Das All der Wesen, Gott und die Welt in einem synthetisben System der Ideen der Transc. Phil. in Verhältniß zu einander aufgestellt von 2c.“ Wohl mehr als 60mal versucht Kant den Titel für sein Werk zu fixiren, dessen Ausführung weit über seine Kräfte ging; im vierten Bogen kommen solche Titelversuhe wohl gegen 30mal vor; no viel bäufiger, mindestens 150mal, müht er si ab, eine Definition der Transs\cendental- Philosophie zu geben und den Gegenstand derselben zu bestimmen. Die einzige Erholung in diesem Cinerlei gewähren noch die hier und da eingestreutcn Allotria: allerlei zufällige Gedanken über die verschiedensten Gegenstände, wie sie ihm bei seiner Lektüre oder bei seinen Gesprähen mit den Tischgenossen aufstießen, wirths \chaftlihe Notizen und allerhand Sachen, die nicht vergessen werden follten. Das Wichtigste daraus ist an den betreffenden Stellen in dem Heft mitabgedruckt. Als Umsblag bat Kant das in Folio gedruckte Einladungéprogramm zu der am 22. Mai 1801 zu haltenden Ge- dâchtnißrede auf den Minister und Ober-Burggrafen Jakob Friedrich von Rohd benutzt, worin der zeitige Dekan der philosophischen Fakul- tät, Prof. Dr. Samuel Gottlieb Wald das zweite Stück der „Nach- ridbten von den Scbulen in Ostpreußen“ mittheilt. Auch dieser Um- \chlag forderte Beachtung, denn die erste, dritte und vierte Seite sind von Kant an vielen freien Stellen und zwischen den Zeilen mit allerhand Bemerkungen versehen, welbe Reicke wörtlich wiedergegeben hat, da sie hôöchst wahrsceinlid die leßten Kraftäußerungen des einst so gewaltigen Geistes gewesen sind. Angesichts der erbitterten Polemik, welche über den Werth des Werks in einer der angesehensten deutshen Zeitungen jüngst ausgefochten wurde, ist gerade die Publikation dieses Convoluts von ganz beson- derem Interesse. Ferner bringt das neueste Heft der „Altpreu- ßishen Monats\{rift* den Anfang einer eingehenden Abhandlung von Dr. Walther Fuchs über Peter von Dusburg und das Chronicon Oli- vense; sodann von Carl Beckherrn eine Genealogie seiner Familie nebst biographisben Mittheilungen über dieselbe, als Beitrag zur Kenntniß der Königsberger Stadtgeschlechter, und endli einen interessanten Aufsatz von A. Thomas über die „Struter*, wie der Reimchronist Nicolaus von Jeroschin jene Freishärlerbanden benennt, welche, in der Nähe der Grenze angesiedelt, den kleinen Krieg gegen die Do und Litauer führten und bald im besonderen Auftrage der Drdens- gebietiger, bald auf eigenen Antrieb die Dörfer und Höfe der H eiden mit ibren Ueberfällen heimsuchten.

Land- und Forstwirthschaft.

S t. Petersburg, 20. Juli. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Regierungsanzeigers“ ist der Stand des Getreides in Nordrußland ein mittelmäßiger, in Livland und Kurland ein befriedi- gender, in Litthauen und Polen ein günstiger, in Centralrußland ein mittelmäßiger (in Orel und Tula ein ungünstiger), in den Provinzen des Wolgagebietes ein befriedigender (in Samara, Simbirsk und Ufa sogar ein günstiger) und in Südrußland ein gebesserter.

Gewerbe und Handel.

In dem Juliheft 18. Jahrgangs 1884 von „Kunst und Ge- werbe“, Zeitschrift zur Förderung deutsher Kunstindustrie, heraus- gegeben vom Bayerischen Gewerbe-Museum zu Nürn- berg (redigirt von Dr, Otto v. Schorn; Druck und Verlag von G. P. I. Bieling G. Dietz in Nürnberg) gelangt der îinter- essante Beitrag „Zur Geschichte des Goldfadens in alter, neuerer und neuester Zeit, von Dr. Franz Bo,“ zum Abschluß. Ueber die Neu-Entdeckung des Geheimnisses der alten Goldgespinnste heißt es am Schlusse: Viele haben in den leßten Jahrzehnten das \chbon 1m Mittelalter ungekannte mysterium auri filati vergebens zu lüften ge- \suht. In Oesterreih gelangten zwei Fachgelehrte zuerst zu der Er- kenntniß, daß die vergoldete Umhüllung des berühmten cyprischen Goldfadens nit eine vegetabilishe, sondern eine animalische Substanz sei. Endlich gelang cs zwei Professoren an der tebniscen Hochschule zu München im vorigen Jahre, den Nachweis zu erbringen, daß nicht, wie jene annahmen, das Peritoneum, sondern die Sub- mucosa der Därme gewisser Thiere das Substrat sei, dessen sich die Alten zur Herstellung der cyprisben Goldfäden bedient haben. Zu- glei versubten auch die beiden Münchener Gelehrten, was vor ihnen noch Keiner unternommen hatte, vermittels dieser vergoldeten Darm- häuthen ein den cyprishen Goldfäden gleichartiges Gold- gespinnst für die heutige Industrie zu liefern. Die mittels der neu erfundenen Technik hergestellten Goldbrokate, Gold- und Silber- stickereien, welhe im Münchener Künstlerhause ausgestellt waren, haben den Beweis geliefert, daß die Professoren Dr. Harz und Dr. Wilhelm von Miller die s{hwierige Aufgabe glänzend gelöst und der heutigen so hoch entwickelten Industrie ein vortrefflihes Gold- gespinnst wieder zugeführt haben, dessen Bereitung Jahrhunderte hindur vergessen war. Da die obengenannten Erfinder zuerst für Deutschland der bekannten Firma Tröltsch und Hanselmann in Weißenburg bei Nürnberg das Patent zur fabrikmäßigen Herstellung der wiedererfundenen Gold- und Silbergespinnste übertragen haben, so steht mit Grund zu erwarten, daß, gleichwie ehemals von der Insel Cypern das orientalishe Goldgespinnst auf die Märkte des Abendlandes gelangte, so aub in den nächsten Zeiten das wieder- erfundene Münchener Goldgespinnst von Deutschland aus zunäcst seinen Weg zu den Fabrikstädten des Abendlandes antreten und in nit zu fernen Tagen auch den Industriellen des Orients wieder zu Gute kommen wird, von wo dasselbe seinen Ausgang genommen hat. Ferner bringt das Heft einen nachträglihen Bericht über die bistorishe Goldschmiedekunst - Ausstellung in der Bildergalerie des ungarischen National - Museums in Budapest, welche in den Monaten Februar bis Mai d. J. dort stattfand, und eine eine eingehende Besprechung der bei Paul Bette hierselbst erschienenen Lichtdruck-Publikation des Tafelsilbers Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm, des zur Ver- mählung Höchstderselben von preußishen Städten dargebrachten Fest- geshenks. Letterer Aufsatz ist mit mehreren Abbildungen von Relief- medaillons ausgestattet, welhe die Schalen eines Weinkühlers und einer Schmuckanne zieren. Außerdem iff auf einer der Kunstbeilanen in dem Original-Libtdruck des Werks (von Albert Frits{) ein Dessertteller nebs Besteck dazu reproduzirt. Unter der Rubrik, welhe über Museen, Vereine, Aus- stellungen, Schulen 2c. berichtet, finden wir u. a. eine Beschreibung der zur Auktion gekommenen Kunstsammlung von Lorenz Gedon. Außer den schon angeführten Terxtillustrationen bietet das Heft die Abbildung einer Bronzeglocke im Mährischen Gewerbemuseum zu Brünn (17. Jahrh.) und ihrer sbönen Reliefs und Ornamente, die Aufnahme eines sinnig stylisirten Scheiben-Ornaments vom Stylobat

Sebastian zu Venedig. Von den zwei weiteren Kunstbeilagen zeigt die erste, in vorzügliher Radirung von J. Geyer, einen präch- tigen italienishen Shmuck (Kette, Kreuz, Ohrgehänge), eine vor- trefflihbe Arbeit der ‘Spâtrenaissance des 17. Jahrhunderts;

die zweite, in Gold- und Farbendruck, eine Albumdecke im Geshmack

des vorigen Jahrhunderts (Leder mit Goldprefsung), entworfen und gezeibnet von Johann Fink. Gleichzeitig ersbienen als Beiblätter die Nrn. 12 und 13 der „Mittheilungen des Bayerischen Gewerbe- museums.*“ Für die Tertilabtheilung der Mustersammlung des Museums sind neue Schränke mit Schubladen angeschafft und die reiben Schätze dieser Abtheilung in historis{er Entwick- lung übersihtlichb geordnet worden. Im cchemis{en Labora- torium sind in jüngster Zeit mehrere japanishe Bronzen auf ihre Zusammenseßung hin untersubt worden, und es werden dem- nächst die „Mittheilungen“ des Museums darüter einen ausführ- liheren Bericht bringen. Zu dem Bibliothekskatalog ist die Drudk- legung eines II. Nachtrages begonnen worden. Derselbe umfaßt die

} Erwerbungen vom 1. August 1878 bis zum 1. Juli 1884. Für

die nähstjährige Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legirungen sind neue Anmeldungen eingegangen aus: Graz, Venedig, San Sepolcro. Ferner darf die Betheilung der Türkei jeßt als gesichert angesehen werden. Ganz besonderes Interesse erregt die hiftorishe Abtheilung. Unter den verschiedenen bocbinterefsanten Gegenständen, welde in dieser Abtheilung zur Ausstellung kommen werden, sei cine größere Anzahl altpersischer Metallarbeiten und eine Reihe von antiken Schmuckgegen- ständen aus Italien hervorgehoben. Die leßteren sind so gut erhalten, und gefielen bei ihrer Auffindung vor 20 Jahren selbst dem ver- wöhnten Geschmack der süditalienishen Damen höherer Stände o sehr, daß sie von diesen mit Vorliebe getragen wurden. Ferner wird sih an der alten Abtheilung Hr. Dr. Fr. Bock, der bekannte Fach- mann der Textilbranhe und Verfasser des oben besprochenen Artikels, durch Ausstellung einer ganzen Kollektion altec Rauchfässer aus Bronze betheiligen, welche die geschitlihe Entwickelung dieses Ge- râthes vorführen werden. In dec permanenten Ausftellung des Museums hat die Firma Stablshmidt u. Söhne in Mainbernheim mehrere Laternen, Hand- und Wandleuchter aus Schmiedeeisen zur Ausftellung gebracht. Nürnberg, 19. Juli. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Die Ruhe des Marktes hat auch diese Woche angedauert, und die täglihen Umsätze sind nur ganz geringe. Preise geben in Folge dessen langsam na. Man kann heute s{ône _ gepackte s{on zu 168 —175 M, feine Originalhopfen zu 170—180 # erhalten. In geringeren Sorten wurde leßter Tage nichts gehandelt. Die Ernteaussichten sind bis jeßt in Deutschland fast allenthalben günstig.

Antwerpen, 19. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. An- geboten 2811 B. australishe Wollen, davon 2169 B. verkauft. Preise unverändert. :

M oskau, 20. Juli. (W. T. B.) Die Dividende der Kurs k- Kiewer Eisenbahn ist auf 10 Rubel festgeseßt worden.

New-York, 20. Juli. (W. T. B.) Nach dem leßten Wodtenauéêweise der associirten Banken ist die Lage der Banken seit Jahren nicht so befriedigend gewesen, wie sie es gegenwärtig ift. Der Werth der Waareneinfuhr der leßten Woche beträgt 10% Mill, von denen 3% Mill. auf Manufakturwaaren entfallen.

Verkehrs-Anstalten.

Hamburg, 2. Juli. (W. T. B.) Die Postdampfer „Westfalia“ und „Wieland“ der Hamburg- Amerika- nischen Padcketfahrt-Aktiengesellshaft sind, von Hamburg kommend, gestern Morgen in New-York eingetroffen , und der Po st - dampfer „Lessing“ derselben Gesellsaft, hat, von New-York fommend, gestern Nachmittag 2 Uhr Kap Lizard passirt.

Sanitätswesen und Quarautänewesen.

Quarantäne-Maßregeln aus Anlaß des Ausbruchs der Cholerakrankheit in Toulon und Marseille,

Durch Verfügung der K. K. Seebehörde zu Triest vom 7. Ju. ist die strenge ärztlihe Untersubung der aus Italien anlangenden Schiffe und Personen, sowie der Effekten Leßterer vor der Zulafsung zum freien Verkehr mit dem Hinzufügen angeordnet worden, daß auf Reisende aus Frankrei, sowie auf durch Exkremente verunreinigte Wäsche besondere Aufmerksc.mkeit zu verwenden ift. : -

Außer den bisherigen Mitteln wurden zur Desinfizirung für \{mutzige Wäsche und Kleider 59/6 Karbolsäurelösung empfohlen.

Cut Anordnung der K. K. Seebehörde zu Triest sind für Schiffe, wele seit dem 16. Juni aus den französishen Häfen des Mittel- meers oder aus den algerishen Häfen nah Gravosa (Ragusa) ab- gefahren, Quarantänemaßregeln verfügt worden. Diejenigen dieser Scbiffe, auf denen während der Ueberfahrt kein Krankheitsfall vor- gekommen ist und die auch sonst unverdächtig find, unterliegen bei der Ankunft in den Häfen Bulgariens einer Observation von zehn Tagen, die verdächtigen einer Observation von zwanzig Tagen. :

Die für Konstantinopel angeordnete fünftägige Quarantône ist auf die Provenienzen der Häfen Varna, Küstendje, der Donau- hâäfen (Galatz u. \. w.) und Odessa, andererseits auf diejenigen. von Triest und Brindisi ausgedehnt worden. Die vom Sch{warzen Meere fommenden Scwiffe machen die Quarantäne in Anadoli Kawak (gegen- über von Bujukdere) dur, die vom Mittelmeer kommenden in Nagara, am Eingang der Dardanellen.

Das Gepâck und die Kleider der Passagiere (welche an Bord zu verbleiben haben), werden desinfizirt, die Waaren dürfen während der Quarantänezeit niht ausgeladen werden; dagegen wird die Post nach aründlicher Desinfektion den betreffenden fremdländishen Postämtern sofort ausgeantwortet. i

Nachdem in Odessa eine viertägige Quarantäne gegen Schiffe aus Konstantinopel angeordnet worden ist, wird das deutsche Post- amt zu Konstantinopel bis auf Weiteres keine Sendungen über Odessa abfertigen. :

St. Petersburg, 1. (13.) Juli. Anläßlich der in Frankrei immer größere Dimensionen annehmenden Cholera hat der „Pra- witelstwennij Westnik“ in seiner heutigen Nummer Folgendes ver-

öffentlicht: i: A

Die russisbe Regierung hat unterm 16. und 19. Juni die Anordnung getroffen, daß unverzüglih die nämlichen sanitären Quarantänemaßregeln zu treffen seien, wie im verflofsenen Jahre ge- \{ah, als die Cholera in Egypten herrschte :

‘a. Sämmtliche Fahrzeuge, welche aus von der Cholera befallenen Gegenden Frankreichs in russische Scchwarzmeer-Häfen einlaufen, sind an den Quarantänepunkten einer zweiwöchentlichen Obzervation zu unterziehen, ganz unabhängig voa der im Auslande beobachteten Quarantäne; b. in den baltishen Häfen sind sämmtliche aus Frank- rei kommenden Fahrzeuge einer strengen sanitären Kontrole zu unter- ziehen, und Swiffen aus solchen Ortschaften, an denen die Cholera herrscht, is überhaupt nur dann das Einlaufen in den Hafen ge- stattet, wenn dieselben ein Zeugniß über eine durhgemate Observation an ausländisben Punkten vorzuwet]en vermögen. i

Am 2. Juni hat sich das Ministerium des Innern mit dem Ministerium der Kommunikationen in Verbindung gefeßt behufs un- verzüglicher Ergreifung von sanitären Maßregeln auf den Eisenbahnen im Allgemeinen und auf den Südwestbahnen im Besonderen nach den für diesen Zweck bestehenden Bestimmungen. Außerdem ist das Ministerium des Jnnern mit dem Finanz-Ministerium in Benehmen getreten in Bezug auf die Frage, daß das Zollrefsort nothwendig den Quarantäne-Institutionen behülfli sein müsse. :

Um lügenhaften Gerüchten und unbegründeten Nachrichten von Erkrankungen an der Cholera vorzubeugen und um die betreffenden Sanitäts-Institutionen für den Fall, da die Cholera faktish in den Marken des russishen Reiches ausbrechen sollte, in voller Bereit- haft zu halten, hat das Ministerium den betreffenden Behörden vorgeschlagen, si an folgende, im Cirkular des Medezinal-Departe-

des Andrea Vendramin aus der Kirche San Giovanni e Paolo in

tirt, die eine Produktionsfädigkeit von ca. 522 000 Doppel-Ctr. Fabri- kate besitzen. A

Venedig und endlih zwei Fußbodenplatten von Fayence aus San

ments herausgegebenen Verordnungen vom 20. August 1883 zu halten: