1905 / 54 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Mal mit 3 4 Nebenbei sind mir die betreffenden unreinen Wagen genullt worden. Das eine Mal war in dem betreffen- den Wagen ein Ziegelstein und etwas Kalk enthalten, jedoch Feine Grubenberge. Das zweite Mal. war in dem Wagen eiwa eine Müge voll Steine enthalten. Den Wagen hatte mein Lehrhauer geladen. Jn beiden Fällen war jedesmal die ganze Kameradschaft bestraft worden. i

Meine Beschwerde beim Betriebsführer Zimmermann hatte keinen Erfolg. Jch bin auch sonft_noch wiederholt wegen Lieferung unreiner Kohle mit Geld bestraft, aber nur mit je 150 # - d: /

An den legten 2 Jahren hat das Strafen mit Geld wegen unreiner Förderung nachgelassen. Jedenfalls werden nicht mehr so shwere Strafen verhängt.

i g. U. Jzydor Kocyan.

v

Direktor Brenner bittet darum, daß die Steiger Lüning und Lensing über ihre Kenntnis zur Sache vernommen werden. Es erscheint der Steiger Wilhelm Lenfing und erklärt

a. zur Person: 7

S bin 40 Jahre alt, katholish, wohne Bottrop, Lehmfkuhle.

b. zur Sache: S j i

J kann mich der Bestrafung des Zgoll im Monat Mai 1902 niht mehr erinnern. Die hohe Strafe seßt aber voraus, daß es sih einmal um einen sehr unreinen Wagen gehandelt hat, sodann, daß der hohen Strafe schon geringere Strafen in den vorhergehenden Monaten vorausgegangen find.

Wie Zaoll auch zugibt, sind ihm jedenfalls vorher wegen Unreinheit hon Wagen genullt worden.

v. g. U.

Wilh. Lensing.

Es erscheint darauf der Reviersteiger Heinrih Lüning, 53 Zahre alt, katholisch, wohnhaft Bottrop.

Derselbe erklärt : L E /

Die Strafen des Dziwish seßen sich in den einzelnen Monaten aus mehreren Einzelstrafen zusammen. Sie rühren, so viel ih weiß, größtenteils aus unrein geförderter Kohle her.

Dziwish, der damals Lehrhauer war, war besonders nach- läsfig und legte keinen Wert auf reine derung, Ih gebe allerdings zu, daß das Flôz Prosper 1, ein mähhtiges Flöz, mit mehreren Bergstrecken durhzogen ist, Das Gedinge ftand aber so hoh, daß er bei Verwendung größerer Aufmerksamkeit nit so viel unreine Wagen herauszushicken brauhte. Der Kamerad des Dziwisch ist in gleiher Höhe bestraft worden.

V. g. U. Heinr. Lüning.

Direktor Brenner gibt an, daß die Steiger Schulte und Wollny nicht mehr auf der Zehe Prosper angestellt sind und infolge dessen über die Beschwerde des Koczian niht ver- nommen werden können. z .

Der Arbeiterdelegierte Veelken erklärt, daß ihm noch folgende Beschwerden über zu hohes Strafen zu Ohren ge- kommen find. i j j

1) Der Bergmann Joseph Lißka, Steigerrevier Große- Bröhmer ist in 11 Fällen innerhalb 21 Monaten mit zusammen 18 M 50 S bestraft worden. ; i 2

2) Der Bergmann Gerhard Haake, Steigerrevier Lünin ift in 14 Fällen innerhalb 15 Monaten mit 17 X bestraft worden. y i

Der erste Fall betrifft die Zeit von Auguft 1902 bis Juli 1904: der zweite Fall (Haake) fällt in die Zeit von Juni 1902 bis November 1903. i: L e

Nach Aussage der Beshwerdeführer sind die Strafen vor- wiegend wegen unreiner Kohle verhängt werden.

Der Delegierte Barczyk bringt folgenden Fall zur Kenntnis:

Jm August 1901 Veachie der Pferdelenker Bernhard Dreja auf der I[l. Sohle des Schachtes Prosper IT einen leeren Zug fort, wobei ihm seine Reservelampe abhanden kam. Es war gegen Ende der Morgenschicht, als die Leute {hon zum Schachte gingen. Obschon er nicht dafür konnte, wurden ihm 8,15 Æ für die verlorene Lampe nah Ausweis des vor-

elegten Lohnbuches vom Lohne abgezogen. Auf seine Be- shwerde beim Steiger Lambery erwiderte ihm derselbe, er önne nihts daran machen, er müßte die Lampe bezahlen.

Direktor Brenner n fih zu den Beschwerden über zu

ohe Bestrafungen wie folgt: Í

s X Sena ber SS 21 bis einschließlich 26 der Arbeits- ordnung der Zeche Prosper ist der Betriebsführer befugt, Zuwiderhandlungen jegliher Art mit Geldstrafen zu ahnden, welche im öfteren Wiederholungsfalle bezüglih ihrer Höhe bis

m Beitrage des jeweiligen Tagesarbeitsverdienstes der jeweils |

in Betracht kommenden Arbeiterklasse hinaufgehen können. Jn den hier vorgebrahten Fällen handelt es sich augenscheinlich um wiederholte Vergehen, die deshalb so hoch geahndet werden mußten, weil frühere Strafen den gewünshten Erfolg nicht ehabt haben. Jm übrigen bestreite ih auch hier, daß mit em Beftrafen auf Prosper ITT im allgemeinen rigoros ver- fahren wird. :

Nach d:¿n von mir véranlaßten P Se ungen aus den Straflisten und Lohnzetteln Hat sich die Summe der Strafen zur Gesamtsumme * der gezahlten Löhne wie folgt R: m Jahre 1901 02S Prozent

Jahre h 1902 0, L 1903 0,42 t 10S a via E "éb

Wenn in eirzelnen Fällen diese Summe sehr hoh über-

shritten ist und der betreffende Arbeiter über den Grund der

trafe bezw. der Höhe der Strafe nit klar war, und er sich mit der über ihn verhängten Strafe niht zufrieden geben wollte oder konnte, so ftand ihm der E e S vom Steiger über den Betriebsführer, zum tehnischen Direktor und eventuell über dessen Kopf hinweg auh zum Vorfitzenden des Auffichtsrats zu. Außerdem hätte er ja auch den Weg zum Beragewerbegeriht nehmen können.

“An mich sowie an den Herrn Vorsißenden des E tsrats ist aber nie eine bezügliche Beschwerde gelangt. Auch find meines Wissens nie Fälle beim Berggewerbegeriht wegen zu Boyer Bestrafung gegen uns anhängig gemaht worden. Auf ie einzelnen Fälle, die ja zumeist aus den Jahren 1902 und 1903 datieren, vermag ih mich mit Bestimmtheit allerdings pit zu äußern. Auch ist der betreffende Betriebsführer, der diese Strafen verhängt Hat, shon seit einem Jahre nicht“ mehr in unseren Diensten.

Was den Fall Koczien anbetrifft, so ist aus den Lohn- tteln und S isten due erfihtlih, daß derselbe einmal mit 3 K bestraft worden ift. V; g. U.

Brenner.

Der Arbeiterdelegierte Veelken erklärt hierauf folgendes: Nachdem der seitens der Zehe vernommene Zeuge, Steiger Leining, selbst zugegeben hat, daß die Ortsverhältnisse im Falle Dziwish ungünstige waren, mußte er als Fahmann einsehen, daß die Reinkohlenlieferung hier mit Schwierigkeiten verknüpft war, und darüber dem Betriebsführer Zal äru eben. Eine prozentuale Berechnung sämtlicher Strafen au Ga Gesamtlohn ift hier um so weniger am Plage, als dadur die CUngelnen, [Ger betroffenen Fälle in ein ganz falsches Licht gerückt werden. e p Jn übrigen begnüge ih mich mit den aftenmäßig fest- gelegten Zahlen.

Vv U.

i: g. Jos. Veelken.

Direktor Brenner erklärt hierauf: i Einer generellen Klage über zu hohe Strafen kann ih do nur generelle Angaben über den Prozentsaß der Straf- summe gegenüber der gesamten Lohnsumme entgegenhalten. Daß älle vorkommen, die weit über dies Maß gehen, ist mir be- ares und wohl dadur zu erklären, daß der betreffende Arbeiter sih ein und dasselbe Vergehen wiederholt hat zu Schulden kommen lassen oder aber, daß es fih um einen be- fo ers eflatanten Fall von Uebertretung bergpolizeilicher

Vorschriften oder betriebliher Anleitung handelt. i r Fall Dreja betrifft keine Bestrafung, sondern eine

Ersazleistung. V. g. U. Brenner.

Zu Punkt c niedrige Löhne.

Es erscheint der Hauer Johann Strassek, 37 Jahre alt, katholisch, wohnhaft Bottrop. - Derjelbe erklärt: i L Jh habe * ausweislich der vorgelegten Lohnbücher im Oftober 1904 in 2 Schichten nur 76,54 reinen Lohn verdient. Jh“ habe teils in Flöôz 2/4, teils in anderen Flözen gearbeitet." Als ih mich beim Steiger Lensing anfangs November nach dem Ergebnis der Abnahme erdundils wollte und fragte, was ih verdient hätte, gab er mir zur Antwort, das wäre niht meine Sache, sondern seine Sache, was ih verdient hätte. Bei der Ab- nahme im Monat Dezember hat derselbe Steiger mi, obwohl ih anwesend (am Ort) war, bei der Abnahme nicht zugezogen. Bei dieser Abnahme find uns zehn Hölzer niht verrehnet worden. Ortsältester war Johann Kambrik. Derselbe hat mir mitgeteilt, M Steiger zehn Hölzer sowie eine Schicht niht abgenommen hat. i N 9 J habe von einer Beschwerde beim Betriebsführer Ab- stand genommen, weil mir unser Ortsältester sagte, daß ih hiermit keinesfalls Erfolg haben würde. D bin im übrigen mit meinem Lohn zufrieden gewesen, bemerke aber hierbei, daß ih erft fünf Monate auf der Zeche Prosper II arbeite. v. g. U.

Johann Strassek.

Es erscheint der Steiger Lenfing, um auf die Beshwerde folgendes zu erwidern: : E A

Jch erinnere mich der Aeußerung nicht mehr, die ih dem Strasfek gegenüber auf der Steigerstube gemacht habe. Jch habe jedenfalls nicht in dem Tone geantwortet. Daß ih im Monat Dezember zehn Hölzer und eine Schiht zu wenig berechnet habe, nue ih entschieden bestreiten. e

Jch bemerke noh, daß Strassek ein wenig leistungsfähiger Hauer ift.

Daß Straßek im Oktober einen verhältnismäßig niedrigen | Lohn verdient hat, liegt daran, daß er 8 oder 9 Schihten als | Zimmerhauer gearbeitet hat; als solcher hat er pro Schicht | 3,94 M verdient. Er hat mi selbst darum gebeten, als | Zimmerhauer beschäftigt zu werden, weil er eine leihte Ver- legung erliiten hatte.

v U

: g. L Wilh. Lenfing.

Der Arbeiterdelegierte Barczyk brachte darauf unter Ge- stellung des P Let perT eine weitere Beshwerde vor; und zwar erklärt der Zimmerhauer Johann Bartussek, 45 Jahre alt, katholish, wohnhaft E f E :

Jch bin Zimmerhauer im Revier des Steigers Leggewie; ih verdiene einen Schichtlohn von 3,80 und verfahre regel- mäßig Mittagschicht. abei muß ih fast täglih vor Beginn der Schicht schwere Gegenstände auf den Förderkorb tragen, sodaß es mir in der Regel erst mögli ift, um 3 Uhr anzu-

I Dies hat für mich den Nachteil, daß ih auch als | leßter wieder ausfahren muß, wodur meine Schicht gleichsam um eine halbe Stunde verlängert wird.

Dieser Nachteil trifft nicht mich allein, sondern noch mehrère Zimmerhauer, welche in derselben Lage find, wie ich.

Jch habe mich bisher noch nit bei meinem Steiger be- chwert, weil mir von meinen Kameraden gesagt wurde, daß mir dieses doh nihts nüße.

Wie mir meine Kameraden gesagt haben, sollen die Zimmerhauerlöhne in anderen Steigerrevieren unter gleichen Verhältnissen höher sein.

v. g. U. Johann Bartusfsek.

Er erscheint der Steiger Guftav Leggewie, 38 Jahre alt, evangelish, wohnhaft zu Bottrop.

Derselbe erklärt zu vorstehender Beschwerde :

Daß Bartussek schwere Sachen auf den Förderkorb tragen muß, ist bis icht meines Wissens niht sehr häufig vor- | gekommen. Da Bartufsek ein {wächliher Mann ist, eignet er | fich auch nit zu derartiger Arbeit. Daß die Zimmerhauer in | anderen Steigerrevieren mehr verdienen als in dem meinigen, | bestreite ih. Die Zimmerhauer werden auf Zeche Prosper | wie auf allen anderen Zechen nah ihren Leistungen bézahlt.

Auch in meinem Revier sind Zimmerhauer beschäftigt, die für die Schicht 4 Æ verdienen. : v. g. U. G. Leggewie.

Wegen vorgerüter Zeit wurde die Verhandlung für heute geschlossen. j v. g. U. Georg Krawehl. Brenner. Ortmann. Josef Veelken. h Leopold Barczyk. Franz Zgoll.

v mw. o.

Boectenhoff, Amtmann. Pommer. Frick.

Fortgesezt am 8. Februar 1905 im Amtshaus Bottrop.

Anwesend : Dieselben Personen, die in der Verhandlung vom 4. Fe- bruar zugegen waren. i Vor Eintritt in die heutige Verhandlung überreicht Direktor Brenner t Heft, enthaltend Flözquerschnitte der Zehe Prosper, Schacht II.

Zu Punkt e.

Es erscheint der Shlepper Paul Myka, 47 Jahre alt, fatholisch, wohnhaft Bottrop.

Derselbe erklärt: L

Jh bin seit dem Jahre 1892 auf dem Schachte Prosper IT als SSlebre beschäftigt gewesen. Jn den leßten Jahren war ih in der Steigerabteilung Leggewie. Jch bin wiederholt von dem genannten Steiger mißhandelt worden. Einmal hat er mich so geshüttelt, daß mein Leibriemen, an dem er mi ge- faßt hatte, zerriß; es war Ende des Jahres 1902. Einige Monate später lief Steiger Leggewie, als ih im Flôz Gustav auf der Ÿ. Sohle am S{hleppen war, hinter mir her, offenbar in der Absicht, um mich zu schlagen. Jch habe es nur meiner Flinkheit zu verdanken, daß er mih nicht erfaßt hat; er hatte aber einen Metérstock in der Hand. Das dritte Mal stieß mich der Steiger Leggewie, als ih eine Lampe und 4 bis 5 geschnittene Schalhölzer unter dem Arme trug, so heftig, daß ih zu Boden stürzte und mir eine Wunde über dem Auge uzog. Der Grund dieses Vorfalls lag darin, daß sih Steiger Leggewie darüber ärgerte, daß ih keine leeren Wagen geyatt hatte. Von anderen Steigern bin ih niemals mißhandelt worden. : i

Außerdem bin ich auch wiederholt von dem Steiger Leggewie mit Geld bestraft worden wegen Mangel an leeren Wagen und wegen Offenlassen der Barriere. Beschwert, habe ih mi über die Mißhandlungen und Bestrafungen nit, weil ih dies nicht gern tat.

v. a. U. C 2K

Zandzeichen des Myka, der des Schreibens unkundig ift. Det c der Beschwerden äußerte si Direktor Brenner wie folgt:

O von dem Arbeiterdelegierten am Schluß der vori Verhandlung mündlih vorgetragenen Löhne von dem Lehr- hauer Konieczny, wona derselbe in der Zeit von No 1902 bis September 1903 als niedrigsten Lohn 4,15 4 per Schicht und als höchsten 4,50 # verdient hat, finde ih mit unseren Journalen in Uebereinstimmung. Jh bemerke dazu aber, daß Konieczny als E wie dies auf Prosper überhaupt üblich, per Schicht stets 50 Z weniger verdiente als die gleichzeitig mit ihm beschäftigten Vollhauer. ?

Zur “Zllustration der Lohnverhältnisse auf Prosper Tl im Jahre 1904 möchte ih noch folgende Angaben machen:

Es hat betragen der gesamte Durchschnittsnettolohn pro Arbeiter und Schicht einschließlich aller Tages- und jugend- lihen Arbeiter, aber ausschließlich aller Beamten und ‘An-

an und sonst aller mit festem Gehalt besoldeten Leute 113 M gegen 4,05 Æ in 1903. Zu gleicher Zeit betrug der Durchschnittsnettolohn pro Schicht der 5 1) Gesteinshauer 5,48 M gegen 5,31 M, 2) Kohlenhauer . D 00. 5 Snimerzaue ; B, 8/00 4 epper, Bremjer, i Pferdejungen usw. 329, „y 32% ,„ in 1903. v. g. U. Brenner.

Der Arbeitervertreter Veelken erklärte auf die vorstehende ußerung: z M S Tis dem Herrn Zechenvertreter angegebenen Durch- shnittslöhne kann ih niht anzweifeln, habe aber auf Wunsch mehrerer Hauer zu erklären, daß fie nur dann zu einem aus- fömmlichen Lohne gelangen könnten, wenn sie die ganze Sdici Kohlen förderten und erst, nahdem die Schlepper Schicht emacht, genötigt wären, die Nebenarbeiten Ver tie S und’ Steinnachbrechen) auszuführen, und fich so selbst die Schicht verlängern müssen.

v. g. U. Jof. Veelken.

Direktor Brenner hierzu folgende Gegenerklärung : : Jch gebe ja zu, daß die von dem T Arbeitervertreter erwähnten Nebenarbeiten vielfah in Neben- und Ueberschichten von den Hauern ausgeführt werden. Diese Neben- und Ueber- schichten werden aber von den betreffenden Arbeitern stets frei- willig und meistens au gerne verfahren. Wie wenig der- artige Uebershichten 1m sren werden, bezw. daß man j ) eber- und Nebenschichten füglih nicht sprechen kann, e ch aus dem hierzu angefertigten amtlihen statistishen N terial Danach find auf den Kopf des einzelnen Arbeiters pro Monat verfahren : im

hre 1901 = 0/02 Ueberfchichten, 1902 = 0,08 L 1903 = 0,68 J 1904 = 0,44 Í v. g. U. Brenner.

roßen ganzen auf Prosper II ver- ß man von einem Uebermaß folcher

Der Arbeiterdelegierte Veelken entgegnet auf vorstehende

Aeußerung: / : G abe meine vorhin abgegebene Erklärung fo - ver-

nta daß die Hauer behufs Ausführung der vorkommendew

Nebenarbeiten- ihre Schicht - bis zum legten Augenblicke aus- n müßten, und dabei unter Umständen - auf das Recht in der Reihenfolge der Ausfahrt verzichten müßten. . v. g. U. Jos. Veelken.

Zu Punkt 4g. z S De CTUeSIE Veelken äußert fih zu dem Punkte d wie folgt :

Jm November vorigen Jahres erschien plöglih ein Anschla auf der Zeche, wonah die Nactschicht in Zukunft von Bj bis 9 Uhr (Maren müßte, während die Anfahrt bisher von 8/4 bis 9 Uhr dauerte. Die Nachtshiht ist hierdurch ohne Zes um eine Viertelstunde verlängert worden. Wodurch iese Veränderung hervorgerufen ist, entzieht fich unserer Kenntnis.

Im übrigen find uns Klagen von Bedeutung. bei der Seilfahrt von den Mitgliedern der Belegschaft nicht zu Ohren gekommen.

Eine Verlängerung der Förderzeit über 8 Stunden hat nicht stattgefunden, wohl if es ab und zu vorgekommen, daß die Seilfahrt am Schlusse der Schiht nicht gleih beginnen

E fonnte; indessen find diese Fälle, soviel uns bekannt, dur

Defekte an der Maschine entstanden. v. g. U. Jos.

Veelken.

Es erscheint der Betriebsführer Richard Rosterg, 33 Jahre alt, evangelisch, wohnhaft Batenbrock bei Bottrop.

Derselbe erklärt :

Die Verlängerung der, Seilfahrt für die Nachtshicht um eine Viertelstunde war lediglih dadur geboten, daß die Zahl der anfahrenden Nachtschichter sich allmählih vermehrt hatte und daß es infolgedessen niht mehr möglih war, die Seil- fahrt für diese Schiht in einer Viertelstunde zu bewerk-

itelligen.

Die Zahl der Anfahrenden hatte sich deshalb vermehrt, weil von Oktober ab die Absazverhältnisse sich wieder etwas besser gestaltet Ae und infolgedessen wieder mehr freiwillige Ueberschichten seitens der Arbeiter verfahren wurden. És hängt dies zum Teil auch schon mit dem Weihnachtsfest zu- IENEN, wo die Leute dahin streben, “cinen hohen Lohn zu verdienen.

V. U,

g. Rosterg.

Direktor Brenner hat den Ausführungen des Betriebs- führers Rofterg nichts hinzuzufügen.

Punkt e.-

Es erscheint: :

1) Theodor Wosnigza, 28 Jahre alt, katholisch, Bottrop, Prosperstraße wohnhaft.

Derselbe erklärt:

Jch bin seit dem Jahre 1901 in dem Revier des Steigers Leggewie zum Teil als Schlepper, zum Teil als Kohlen- hauer beschäftigt gewesen. Während dieser Zeit bin ih wieder- holt von ihm beschimpft worden, obgleih ih mir nichts habe zu Schulden kommen lassen. Seine beliebtesten Shimpfworte waren: Waschweib, Hammel, Arschloh, Schmierlapp, Stock- fish usw. Tätlich vergriffen hat er sih an mir jedo nicht.

V. g. U. Theoder Wosnigza.

Der nächste Zeuge: j

Carl Kubek, 33 Jahre alt, katholisch, wohnhaft Bottrop, Waldthausen Nr. 7, ließt sich den Aussagen des vorher- gehenden Zeugen an mit dem Bemerken, daß auch er fast täglich in derjelben Weise beshimpfi worden wäre.

V. g. U. Carl Kubek.

Es erscheint: der Hauer Johann Bombeck, 21 Jahre alt, fatholish, wohnhaft Bottrop.

Derselbe erklärt:

Ich bin Ende Juni oder Juli 1902 von dem Steiger Wollny einmal wegen zu später Aufnahme der Arbeit mit 2 #4. bestraft worden. Es wurde mir ein Zettel in den Wagen gelegt mit der Anfrage, warum ih meine Arbeit nicht recht- zeitig aufgenommen hit. Diesen Zettel bekam ich aber erst während der Butterbrotpause, sodaß cs zwecklos war, denselben u beantworten. Als ih mich nachher beim Betriebsführer Fimaetaana über die ungerechte Bestrafung beshwerte, gab mir dieser zur Antwort: „2 # is ja gar keine Strafe, mit 9 6 müssen Sie bestraft werden.“

Als der Steiger Wollny 14 Tage darauf wieder vor ineine Arbeit kam, bat ich ihn nochmals, die Strafe wieder zurückzunehmen, worauf er erklärte, davon könne feine Rede 4

_Jch hake dem Steiger darauf geantwortet, das wäre eine Spigzbüberei, wenn er mih zu Unrecht bestrafe; später mußte h zum Betriebsführer kommen, um diesen Ausdruck zurück- zunehmen. Als ich dies ablehnte wurde ih sofort entlassen.

_Mein Verlangen, daß mir 6 Schihten für die unreht- Bie Entlassung vergütet werden möchten, ist nicht anerkannt vorden.

v g. u

Joh. Bombeck.

Es erscheint der Hauer Herm. Tönesen, 28 Jahre alt, atholish, wohnhaft F E

jelbe erflärt:

Ih arbeitete im Jahre 1903 als Kohlenhauer auf der ehe Prosper Schacht I[l. Mitte April hatte 1ch gekündigt. Als ih darauf am 1. Mai meine Abkehr holen wollte, fragte

ih Fahrsteiger Oberheyden, ob ih die legte Schiht auch 0ch gearbeitet hätte, was ich verneinte. Darauf entgegnete der Fahrsteiger, dann würde ih mit einer ganzen Schicht be- aft werden. Auf meine Aeußerung, daß E Strafe doch u hart wäre, entgegnete der Fahrsteiger: „Das sei Geseß Tatsähli is Loh M atsächlih ift mir von meinem Lohne im leßten Monat 22 Æ in Abzug gebracht. __ Ein Jahr zuvor arbeitete ih beim Steiger Knaup. Eines ages fragte mich dieser, warum ih keine Üeberschichten ver- ühre, worauf ich ihm erwiderte, daß ih nit gern Ueber-

shihten mahie. Der Steiger antwortete mir darauf, daß er mir in diesem Falle eine Arbeit geben würde, wo ih das nicht nötig hâtte. Da ich hieraus {loß, daß ih in eine j lehtere Arbeit verlegt werden würde, so habe ih mi shließlih bereit erklärt, Uebershichten zu machen.

v. N Hermann Tönesen. Der Arbeiterdelegierte Zgoll gibt sodann folgende Be-

shwerde zu Protokoll : Der Jugendlihe Arbeiter August Orlik gibt er sei im Dezember von dem Aufseher an dem Arme über dem Ellbogen gefaßt und 29 m in eine Bude hineingeshleppi. Hamann habe fih dort mit ihm eingeschlossen und ihn darin mit den Füßen ‘gestoßen und habe ihn so lange geshlagen, bis Arme und Beine ge- shunden gewesen seien. i

v

an, Hackmann

: g. U. Franz Zgoll.

Der Arbeiterdelegierte Barczyk gibt folgende Beschwerde zu Protokoll :

__Der Gedingeschlepper Johann Kozlik behauptet, von dem Hilfsfteiger Grote-Husmann geschimpft und mit Füßen ge- treten zu sein, weil er einen ihm aufgegebenen Befehl nicht ausgeführt habe. Außerdem sei er von demselben mit einem Beil in den Oberarm gehauen.

Beweis : Dr. Buderath, der ihn behandelt habe.

v. g. U. Leopold Barczyk.

Der Arbeiterdelegierte Veelken gibt folgende Beschwerde zu

Protokoll: ___ Der Sclepper Viktor Bohren hat angegeben, daß er ge- schen habe, daß eines Tages der Shhlepper Suchaßki von dem Schachtaufseher Bieczka mehrmals geschlagen wäre, weil dieser Anzeige über ihn und seine Kameraden an den Fahrsteiger Oberheyden gemacht hätte. ,

Auch Bohren selber sei von dem Fahrsteiger Oberheyden beschimpft worden, unter anderm sagte dieser zu ihm und seinen Kameraden, sie A Lumpen, Schweinehunde und Drecksäke. Wenn sie nicht arbeiten wollten, hätten fie in der polnischen Wallachei bleiben können, er hätte sie nicht gerufen.

__Pieczka hatte nämlich Anzeige über die vier Schlepper beim Fahrsteiger erstattet, daß fie ihm nitt gehorcht hätten. v. g. i Jos. Veelken.

Es erscheint der Reviersteiger Leggewie.

Nachdem demselben die Fälle von behaupteten Mißhand- lungen vorgehalten ‘waren, erflärte Leggewie:

Jch bestreite entshieden, daß ih den Schlepper Myka in der von ihm angegebenen Weise mißhandelt habe. Jh habe A “ta des ofteren wegen seiner geringen Leistung zur Rede gestellt.

Des weiteren bestreite ich auch, day ih die Bergleute Wosnißa und Kubek in der angegebenen Weise beschimpft habe. Wenn ih mich u E eHe gegen dieselben zu Schimpfworten habe reien lassen, so ist dies nur bei per- sönlichen Anseinandersezungen der Fall gewesen.

Derartige Auseinanderjezungen kamen z. B. vor, wenn ich die shlechte Leistung der Leute bemängelte, wobc!"fie häufig grob und ausfallend wurden.

v. g. U.

G. Leggemwie.

Es erscheint der Hilfsaufseher Wilhelm Hamann, 34 Jahre

alt, fatholisch, wohnhaft Bottrop, Lehmkuhl, Bez. IV

Derselbe erklärt:

Jch gebe zu, daß ih den August Orlik eines Tages in das Aufseherzimmer geführt habe, um ihn seinem Aufseher Schlüsener zuzuführen, weil er fih unberetigterweise an der Förderung etwas zu tun gemaht hatte.

Jch bestreite, daß ih den Orlik zu Boden geworfen und mit Füßen getreten habe. Als er mis aber gegen das Schien- bein trat, habe ih ihm einen Schlag in den Naen verseßt.

Einschließen konnte ih den Orlik hon deshalb nicht, weil ih in dem Befiß eines Schlüssels niht war.

v. g. U. Wilhelm Hackmann.

Es erscheint der Aufseher Wilhelm Schlüsener, 41 Jahre alt, katholisch, wohnhaft Bottrop.

Derselbe erklärt: :

Jch bin Aufseher bei Schacht Prosper I. E

Der Fall Orlik ift mir persönlih nicht bekannt, weil ih niht zugegen war. J kann nur bestätigen, daß Orlik von den übrigen Aufsehern als ein unnüßer Junge geschildert wird, der sehr zu dummen Streichen geneigt if. Für fav M war Orlik am Bergeausklauben; es kommt aber au vor, da die jugendlichen Arbeiter leere Wagen schieben müssen.

Die Ausseherstube steht für gewöhnlich offen; der SERUei wird in der Regel abgezogen und von dem Aufseher in die Tasche gefsteckt.

der Verladung am

v

i g u Wilh.

Sghlüsener.

Es erscheint der Revierfteiger Wilhelm Knaup, 51 Zahre alt, katholis, wohnhaft Bottrop.

Derselbe erklärt : :

Jch erinnere mih nicht, mit dem Hauer Tönesen von Uebershihten machen geredet zu haben. Jedenfalls bestreite ih, daß ih ihn dur irgend welche Mittel gezwungen haben soll, Ueberschihten zu verfahren. Jh habe niema au! die mir unterstellten Arbeiter einen Druck in dieser Beziehung ausgeübt.

v U.

; g. Wilh. Knaup.

Es erscheint der Fahrsteiger Wilhelm Oberheyden, 45 Jahre alt, evangelisch, wohnhaft in Bottrop.

Derselbe erklärt: e

Jch kann mich des Falles Tönesen niht genau mehr er-

innern. Es ist wohl möglich, daß demselben 5/22 M als

Schadensersaß vom Lohn in Abzug gebraht worden sind, weil er die leßte Schicht niht mehr a f r hat, bezw. niht mehr cerfahren wollte.

Was die Beschimpfung der 4 Schlepper, zu denen Suchaßki gehört, anbetrifft, so bestreite ih, die behaupteten Schimpfworter gebraucht zu haben. Es if wohl mögli, daß ih zu ihnen gesagt habe, fie sollten wieder dahin gehen, wo fie

Ma E. i en Ausdruck „polnishe Walachei“ habe ih niht ge- brauht. Jch vermeide den Ausdruck absichtlich, i ih wetß, daß fih die Polen dadurch gereizt fühlen.

v. g. U.

W. Oberheiden.

A LE Saa erflärt : 8 rauhe wohl nit besonders hervorzuheben, daß Be- shimpfungen oder gar Mißhandlungen der Arbeiter seitens er Verwaltung der Zeche Prosper unter keinen Umständen geduldet werden können, und daß, wo solhe Fälkezur Kenntnis ommen sollten, die betreffenden Beamten in ernstester Weise ur Verantwortung gezogen und eventuell aus den Diensten er Gesellschaft entlassen werden würden. Was die einzelnen hier vorgebrachten Klagen angeht, so steht in den Fällen Leggewie Myka Wosnißa Kubek sowie Orlik gHackmann Schlüsener; Knaup Tönesen Oberheiden und Oberheiden Suchaßki Bohren Aussage gegen Aussage.

Den Fall Bombeck Wollny Zimmermann kann ih im Augenblick nicht näher untersuchen, da Zimmermann und Wollny schon längere Zeit niht mehr in unseren Diensten stehen.

Im Falle Tönesen Oberheiden handelt es si zweifellos um eine wegen Kontraktbruchs eingehaltene Strafschicht ; über die Rehtmäßigkeit dürften somit Zweifel wohl nicht bestehen.

Wie häufig übrigens seitens einiger Arbeiter unwahre Behauptungen über angeblihe Mißstände oder gar Miß- handlungen von Arbeitern seitens der Beamten in die Welt hinaus posaunt werden, erlaube ih mir an der Klage Steiger Nieswand gegen Johann Breskot , gewesenes Mitglied der Siebener-Kommission, nachzuweisen. Breskot hatte den Nies- wand in einer öffentlichen Bergarbeiterversammlung in Bottrop u igl den Schlepper Adamczyck tätlich auf der Steiger- stube mißhandelt zu haben. Nieswand, von mir darüber be- fragt, stellte die Behauptung ganz entschieden in Abrede. Jch erließ darauf eine entsprehende gung in der Bottroper Zeitung, worauf Breskot erwiderte und seine Behauptungen voll und ganz aufrecht erhielt. Zur Klarstellung der An- gelegenheit habe ih den Nieswand veranlaßt, den 2c. Breskot wegen Beleidigung zu verklagen. Der Klage wurde statt- gegeben und fie hatte den Effekt, daß Breskot von dem Schöffen- geriht zu Bottrop wegen Beleidigung verurteilt wurde. Die H der Strafe ist mir añgeiblidic allerdings nicht bekannt. Breskot hat dann gegen das Urteil Berufung eingelegt, worauf in der öffentlichen Sißung der V. Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Essen der Fall abermals verhandelt wurde.

ierbei kam ein Vergleih zustande, wobei Breskot fh olgendermaßen äußerte:

„Zch nehme die beleidigenden Aussagen als unwahr mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück.“ Breskot wurde dann in die sämtlichen Kosten des Verfahrens verurteilt.

_ Jch behalte mir vor, auch in den hier behaupteten Fällen Orlik E und Kozlik Grotehusmann eine gerihtlihe Klarstellung herbeizuführen.

v. g. U.

Brenner?

Es erscheint der Hilfssteiger Gustav Grotehusmann 34 Jahre alt, evangelish, wohnhaft "zu Bottrop. ;

Derselbe erklärt: le É

In dem Falle Kozlik war niht ih, sondern dieser !der- rbe der sid zu Tätlichkeiten gegen mich hat hinreißen lassen. Nachdem wir einen Wortwechsel gehabt hatten, ergriff derselbe den oberen Teil seiner Lampe und riß mir mit dem Lampen- haken die Brust auf. Darauf habe ich mich natürlih zur Er Ps und s{ließzlich haben wir uns gegenseitig ver- prügelt.

Id Hale den E niemals für einen normal veran- lagten Menschen angesehen und habe aus diesem Grunde die Sache nicht weiter verfolgt.

Es wird mir niemand von meinen Arbeitern den Vorwurf machen können, daß ih grob oder jähzornig gegen sie bin. Jh bestreite, den Kozlik mit einem Beil gehauen zu haben, ih hatte nur einen kleinen Stock in der Hand.

v. g. U. Gustav Grotehusmann.

Der Arbeiterdelegierte Veelken erklärt:

Auch ich schließe mich den Ausführungen des Herrn Werksvertreters insoweit an, daß hier Aussage gegen Aus- sage steht; ih gebe aber zu bedenken, daß seitens der Arbeiter ein gewisser Mut dazu gehört, offen gegen seinen Vor esegten aufzutreten. Der Fall Breskot Nicswand liegt bodi etwas anders, als wenn ein Arbeiter direkt seine Klage vorbringt. 2c. Breskot war eben falsh berihtet worden. Da übrigens in den meisten Fällen Kläger hier ihre Sache persönlich vertreten haben, habe ih weiter nihts hinzuzufügen.

v. g. U. Jos. Veelken.

__ Der Arbeiterdelegierte Zgoll erklärt, auch er müsse darauf

hinweisen, daß die Arbeiter, denen unrecht geschehen sei, in der Regel nicht den Mut hätten, sich bei ihren vorgeseßten Beamten zu beschweren.

; Punkt f. Es erscheint der Lehrhauer Karl Roßkosh, 19 Jahre alt, katholis, eta dast Lehmkuhle Bez. I. Derjelbe erklärt :

Ich habe im November v. J. im Nevier des Steigers Nieswand eine Quetschung beider Öberschenkel dadurch erlitten, daß ih an einem Bremsberg zwishen Förderkorb und Tür- stock geriet. Jh bat Steiger Nieswand, er solle mir einen Schcin zum Ausfahren geben, worauf er erwiderte, das ginge nicht, ih könne noch arbeiten. Jch bestand aber darauf, aus- fahren zu wollen, da ih tatsählich niht mehr arbeiten konnte.

Schließlih ließ fih der Steiger erweihen, mir cinen Schein zu schreiben. Doaleid ih große Schmerzen hatte,