1905 / 55 p. 12 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Bei den Ausgaben für das Meßbildverfahren bittet

Abg. Graf von Praschma, das Meßbildinstitut als dauernde Einrichtung zu begründen und es niht mehr als „künftig wegfallend“ im Etat zu bezeichnen.

Bei den Ausgaben für den seismologishen Beob- ahtungsdienst, 2200 4, wünschen die

Abgg. Krau se- Waldenburg (freikons.) und Dr. Wagner (freikons.) im Interesse der \{lesi}/chen Kohlenindustrie die Errichtung einer Erdbebenstation in Breslau. E -

Ein Regierungskommissar erwidert, daß diese Absicht bereits besteht und ausgeführt werden wird.

Bei den Ausgaben für die staatswissenschaftlihen Forthbildungsfku.rse (Zushuß 20000 #) teilt auf Anfrage des Berichterstatters Abg. Dr. Friedberg ein j

Regierungskommissar mit, "A das Nückgrat der Teil- nehmer an diesen Kursen hinsihtlih der Besuherzahl von Justiz- beamten (132) und höheren Verm, Emen (83) gebildet werde; die anderen Teilnehmer seien Aete, ‘aufleute und Offiziere. Das Vorlesungsverzeihnis zeige das Bestreben, allen Kategorien zu genügen.

Abg. Münsterberg (fr. Vgg.) f\priht feine Anerkennung für diese außerordentli verdienftvolle Einrichtung und deren außer- ordentlih geschickte Ausführung aus, die sehr geeignet sei, in unserem Zeitalter des sozialen Gedanken® auf den Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Praxis befruchtend zu wirken.

Abg. Dr. Arendt (freikons.) : Die Bekanntschaft unserer jungen Beanten mit der sozialpolitishen Geseßgebung und dem ganzen praktischen Leben ist so wihtig, daß ih meine, daß diese Einrichtung dezentra- lisiert werden muß. Es wäre z. B. wünschenswert, wenn an die Akademie in Posen ein solher Kursus angegliedeit würde. Es kann noch weit über das bisherige Maß hinausgegangen werden. Jch freue mich, daß zum ersten Male eine Summe in_den Etat für die Unterstüßung dieser Kurse eingestellt ist. Diese Summe wird sich in weitestem Maße für den Staat fruhtbar erweisen, denn die Kennt- nisse, die sich die Beamtèn in diesen Kursen erwerben, werden ein Segen für das ganze Land werden. Ich bitte also, darin fortzu- fahren, diese Kurse mößlichst zu erweitern und auf die Provinzen auszudehnen. Ih hoffe, daß auch der Finanzminister, der sich ja “adi dafür interessiert hat, weitere Mittel dazu zur Verfügung stellt. L h

Bei den Ausgaben für die Akademie der Künste in Berlin bittet /

Abg. Münsterberg (fr. Vgg.), daß den Frauen, welche in eifriger, ernster Arbeit der Kunst sih widmen und der Kunstakademie fih ans(hliefen wollen, ein größeres Entgegenkommen zuteil werde, als jeßt auf Grund des § 10 des Akademiestatuts möglih ist. Eine Petition, die in dieser Angelegenheit eingereiht ist, zeigt, daß es si nicht um Launen junger Damen handelt, sondern um das ernste Streben von Künstlerinnen, wie die Namen unter der Petition be- weisen. Der Akademitedirektor habe leider auf die Eingabe wenig höflich geantwortet. i

Geheimer Oberregierungsrat Dr. Sh midt: An den kleineren Kunstzentren wie Königsberg und Cassel sind die Damen zugelassen, in Berlin und Düsseldorf bestehen allerdings Gründe dagegen, die nicht so leicht zu erörtern find. Es besteht aber in Berlin ein Verein der Künst- lerinnen, der vom Staate unterstüßt wird. Daß der Direktor von Werner gegen die Höflichkeit verstoßen habe, kann ih nit anerkennen. Die Damen widmen \ch bekanntlich in sehr großem Umfange der Kunst, es ist aber besser, wenn der Staat dieses Streben nicht fo sehr unterstützt, sondern sih bemüht, andere Erwerbszweige den Frauen zu eröffnen.

Abg. Henning (konf.): Wir müssen das Streben der Frauen zwar anerkennen, dürfen aber niht vergeffen, daß die Talente doch ehr ungleihmäßig find. Die Frauen leisten reproduftiv vielfach, namentlich in der Musik, sehr Anerkennenswertes, aber auf den Gebieten des Schaffens finden wir sie niht. Die Frau kommt in diesem Streben leiht in Gefahr, ihr Bestes zu verlieren, ohne etwas einzutaushen, was Künstlershaft ihr bieten kann. Das Talent darf fi nur in der Stille und in ernster Arbeit ausbilden. Alle unsere Künstler müssen mit dem Studium der Anatomie anfangen. Die sittlihen Gefahren, die immer mit dem Aft verbunden find, können nur dur ernstes Studium gemildert werden; sie sprehen aber gegen die Koedukation. Sollen die Frauen zugelassen werden, so müßte eine neue Akademie errichtet werden. Wenn die der Kunst fich widmenden Frauen später erfahren, daß fie doch auf dem falschen Wege gewesen sind, so ift das für sie ein namenloses Unglück, und wir tun besser, fie davor zu bewahren. Unsere Kunst befindet ih zur Zeit in einer Periode der Gärung, wir müssen dana streben, eine Klärung zu \{haffen, damit die Kunst eine Quelle dec Erhebung, Freude und Schönheit bleibt. h:

Auf eine Anregung des Abg. Wallenborn (Zentr.) erklärt

Geheimer Oberregierungsrat Dr. Schmidt, daß es eine Ehren- pflicht sei, zur Hochschule für Musik Ausländer zuzulassen, denn die deutihe Musik genieße einen Weltruf. Auf keinem Gebiete fei die Internationalität der Kunst so hervortretend, wie auf dem der Musik. Allerdings dürften®i?: Jnläæer nicht zurückgedrängt werden. d

Abg. Mün fterberg (fr. Vgg.): In der Kunstrihtung muß Freiheit berrshen, da fann nihts durch Paragraphen und Statuten vorgeschrieben werden. Die Gründe des MNegierungskommifsars gegen die Zulassung der Frauen zur Akademie haben mi nicht überzeugt. Der Staat darf höchstens Kautelen schaffen, die ungeeignete Elemente fern halten. Auch unter den Frauen leisten viele Hervorragende®, und anderseits gibt es unter den Männern viele, die niht mehr Talent haben als die Frauen. Es gibt au hier viel Spreu unter dem Weizen. ‘Daß die sittlihen Gefahren im künstlerischen Beruf größer sind als in anderen Berufen, kann ih dem Abg, Henning nit zu- geben, ih brauche nur auf die Debatte im Reichstag darüber hinzu- weisen. Gerade wenn wir den jungen Männern und Frauen Ver- trauen entgegenbringen, werden fie selbst das nôtige Verständnis für die ernsten Aufgaben der Kunst haben. Ich habe zur Intelligenz und fittlihen Kraft der Frauen das Vertrauen, daß sie sih die soziale Stellung erfämpfen werden, die sie beanspruchen können.

Abg. Henning entgegnet, daß er nicht allgemein den Frauen den Vorwurf der Minderwertigkeit gemacht habe.

Der Rest des Kapitels wird bewilligt.

Bei den einmaligen Ausgaben für Kunst und wissenschaft-

liche Zwecke bemerkt 9 À Es ift erfreulich, daß so viel

g. Dr. Lotichius (nl.): j f: e Mittel eingestellt sind für Erwerbungen in Aegypten und für Aus- Ich möchte aber

grabungen in Mefopotamien, Bakbylon und Assuan. erfahren, ob über die Gegenstände, die teilweise im Original vor- banden sind, von denen aber teilweise nur Kopien genommen werden fonnten, Vereinbarungen mit den betreffenden Ländern über die Erwerbung des Besizes stattgefunden haben, und wohin diese Schätze kommen werden, ob sie nur nach Berlin oder auch in die Provinzialmuseen geführt werden sollen. j

Generaldireftor der Königlichen Museen Dr. Schöne er- widert, daß Vereinbarungen mit den fremden Regierungen statt- „gefunden hätten, und daß die Schätze, namentlich soweit es Originale seien, nach Berlin kommen sollten, da fie alle in engem Zusammenhange miteinander ständen, daß aber immerhin auch nah Möglichkeit die Provinzialmuseen bedaht werden sollen.

Abg. Dr. Hauptmann (Zentr.) meint, daß statt des Grweiterung?- baues für das Völk-rmuseum in Berlin besser gleich ein Neubau zu errihten gewesen wäre. Einen Bauplay hätte der Fiskus în Dahlem

umsonst gehabt. Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Ih möchte bitten, dem Vorschlag des Herrn Hauptmann keine weitere Folge zu geben. In der Denkschrift, die ih auf Wunsch des hohen Hauses im vorigen Jahr bei der Etatsberatung vorzulegen die Ghre hatte, find die Gründe eingehend dargelegt, aus denen es sich empfiehlt, unter Benußung dec günstigen und zentralen Lage des

- bisher.

_WD———eftrisSen—Angrisse=einer=gewi#en

Museums für Völkerkunde einen Erweiterungsbau vorzunehmen. Ich darf kurz auf diese Gründe zurückommen.

Sie bestehen im wesentlihen darin, daß für den Besuch seitens des Publikums eine günstige und tunlichst zentrale Lage geradezu ent- \cheidend ist. Ferner kommt in Betracht die Nachbarschaft anderer Kunstinstitute, die Möglichkeit, daß die Gelehrten, die an diesen Kunstinstituten beschäftigt sind, miteinander leiht in Verbindung treten können, eine Möglichkeit, die beeinträhtigt würde, wenn das Museum weit hinaus verlegt werden follte. Auch auf die privaten Interessen der Beamten, auf ihre perfönlihe Berührung mit den anderen gelehrten Kreisen der Hauptstadt if Wert zu legen.

Der Herr Abgeordnete hat Bezug genommen auf ähnlihe Museen, die nah dem von ihm vorgeshlagenen System in Stockholm und Christiania errichtet sind. Diese Museen haben nach meiner persön- lichen Kenntnis eine zentrale Lage und liegen niht, wie Dahlem, außerhalb des städtishen Weichbildes.

Auch in früheren Jahren ist es, glaube ih, immer als selbst- verständlih angesehen worden, daß zur Beseitigung der vorhandenen Uebelstände in erster Reihe ein Erweiterungsbau in Ausficht genommen

* werden müßte. Ich schäge mi glücklih, daß die großen Hindernisse,

die der Durchführbarkeit dieses Projekts entgegenstanden, nun endli beseitigt sind nach jahrelan gen Bemühungen, und ich würde es un- endlich beklagen, wenn nun auf einmal die Kunstverwaltung genötigt sein sollte, and ere Bahnen zu beschreiten, und man ihr ein Zukunfts- projekt aufnötigen würde, welches erstens als niht gleihwertig an- gesehen werden kann, und ferner dem vorhandenen Uebelstande erst in einer Reibe von Jahren zu genügen im stande sein würde.

Ich bitte zu bedenken, daß dec in Ausficht genommene Erweiterungsbau für eine längere Reihe von Jahren dem Be- dürfnis genügen wird. Herr Hauptmann behauptet das Gegenteil, er hat aber bei seinen Ausführungen niht berücksichtigl, daß in dem Augenblick, wo hier ein Erweiterungsbau ausgeführt ist, auh die Möglichkeit vorliegt, die Sammlungen besser zu sichten als Mit der Sichtung wird verbunden sein die Abgabe von Dubletten an Provinzialmuseen usw. und somit eine Verminderung des auézustellenden Bestandes Der geplante Erweiterungsbau ist von außerordentlißem Wert, er erweitert und ergänzt das einheitliche System des Museums für Völkerkunde, hält seinen Zusammenhang mit anderen Museen aufrecht und gibt eine erleichterte Gelegenheit zu Besichtigung und Studium für das Publikum. Jch glaube nicht, daß die Voraussetzung des Herrn Abgeordneten sich erfüllen würde, wenn das Museum nach Dahlem verlegt wird, der Besuch dés Publikums ein gleicher sein würde wie bisher. Auch selbst bei verbesserten Berkehrsvhältnissen wird sich der Besuch eines so entfernten Museums faum cerheblich gestalten. Der Hinweis auf historische Stätten wie Sanssouci und Potédam paßt nicht; bei diesen handelt es sich um historisch wertvolle Stätten, die an Ort und Stelle besichtigt werden müssen; ein solcher Gesichtspunkt kommt aber bei der Wahl des Platzes für ein Museum nicht in Betraßt. Ich bitte daher, dem Vorschlag, der Ihnen unterbreitet ist, auch die entsprehende Folge zu gebzn.

_ Abg. Kir \ch (Zentr.) spridt fih im Gegensaß zum Abg. Lotichius dafür aus, daß die Shâßge der Ausgrabungen nicht in die Provinzial- museen übergeführt werden; die Provinzialmuseen seien niht dazu da, die Schätze des Auslandes aufzunehmen, sondern müßten sich auf Sammlungen beschränken, die mit der Geschichte der Kunst ihrer Fon zusammenhängen. Kunstshäße von einer gewissen Welt- edeutung wie die erwähnten Ausgrabungen müßten irgendwie kon- zentriert werden.

Bei dem Fonds zu außerordentlihen Erwerbungen für die Sammlungen des Kaiser-Friedrih-Museums im Betrage vvn 1 Million Mark spricht

Abg. Dr. von Dirksen (freikons.) den Beamten, höheren wie niederen, lebhafte Anerkennung für die Sorgfalt und Sachkenntnis aus, womit sie die Ueberführung der Shäte in das neue Musenm vorgenommen hätten. Bei der Einweihungsfeier habe der Minister in seiner Er- öffnungsrede mit Net darauf hingewiesen, welchen Dank die Museen dem Verständnis der Hohenzollern s{huldig seien, mit dem diese den Kunstsammlurgen ihr Wohlwollen entgegengebraht hbâäiten. Kaiser Friedrih sei Protektor der Königlihen Museen gewesen und sei dieser Pfliht mit warmem Interesse nachgekommen. Ich halte es für eine Ehrenpfliht, die Voreingenommenkßeit und Wdliner- Presse zurückzuweisen, die anläßlich dieses Baues erfolgt sind. Die Architekten baben allerdings mit großen Shwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Der Redner spricht zum Schluß nohmals Seiner Majestät dem Kaiser und König seinen lebhaften Dank für die Errichtung dieses Museums aus.

Bei den extraordinären Ausgaben für seismo- logishe Beobachtungen empfiehlt

Abg. von Kessel (kons.) die Trebnizer Berge zur Errichtung der für Schlesien geplanten Erdbebenstation.

Der Rest des Kapitels „Kunst und Wissenschaft“ wird bewilligt.

Es folgt das Kapitel der „Technishen Hochschulen“.

In der allgemeinen Besprechung bemerkt

Abg. Feli \ch (kons.) : Ein Mißstand an unseren Technischen Hoch- \{ulen ift deren Ueberfüllung mit Ausländern, befonders mit russischen Studenten. Ih fordere, daß die Ausländer 1. höheres Honorar zahlen, 2. eine genaue und genügende wissens{chafilihe Vorbildung nahweisen. Die Ausländer tragen cinen revolutionären Geist in unsere Hochschulen, bestehen doch in Bern und Braunschweig Verbindungen von Ausländern, die die Religion abshaffen wollen. Speziell für Charlottenburg wird mir ferner die Klage übermittelt, daß es zu wenig bestimmt sei, wann jemand fih Ingenieur oder Architelt nennen dürfe. Es müßte ein Triennium zur Bedingung g-macht werden. Zuleßt wünshe ih für den Lehrplan, daß die Studierenden des Baufachs mehr praktishe Unterweisung in der Ver- anshlagung von Bauten erhielten.

Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Dr. Naumann: Ich beziehe mich wegen der Ausländerfrage auf die Erklärungen der Regierung bei den Verhandlungen über die Universitäten. Es handelt sih darum, lästige Ausländer fernzubalten, andererseits ist es ein nobile officium, die ausländishen Studenten zuzulassen. Auf den vier preußishen tehnishen Hobshulen studieren nur 627, auf den außerpreußishen technischen Hochschulen 1895 auéländishe Studenten. Nussishe Studenten haben wir in Preußen nur 160, im übrigen Deutschland über 1000. Zu Diplomprüfungen müssen alle zugelassen werden, welche die neunklassige Schule absolviert haben, und das trifft sowohl die Ausländer wie die Inländer. Die Zeugnisse der Ausländer werden alle dem Minister vorgelegt, die Zentrale ift also

in der Lage, sie zu prüfen, eine absolute Gleihwertigkeit der Zeugnisse"

der verschiedenen Länder gibt es aber niht. Höhere Gebühren werden von den Ausländern nicht erhoben. Ueber den Lehrplan an den tehnishen Hochshulen hat au das Ministerium der öffentlichen Arbeiten mitzureden.

Abg. Macco (nl.): Ih empfehle eine bessere Fürsorge für Eisenhüttenkunde an der Hohshule in Danzig. Die private Be- schäftigung der Professoren der Technischen Hohschulen ist unumgäng- li, ohne dieselbe würden wir nit die geeigneten Kapazitäten als

Lehrer bekommen. Aber die private Tätigkeit darf selbstverstäng: nicht einen so großen Umfang annehmen, daß der Unterricht da leidet. Die Technik ist eine internationale Wissenschaft ; wir kz, nur dabei lernen, wenn ein Austausch zwischen unseren und ; ländishen Studenten stattfindet. Aber immerhin is es \chon 4 beträhtlihe Zahl, wenn 627 Ausländer auf unseren technif F: schulen sind. Die Hauptsache ist die persönlihe Berührung von fessoren und Studenten in den Laboratorien; die Regierung djZ also doch Veranlassung haben, die Frage einer Einscheänkung i ulassung von Ausländern im Auge zu behalten. In Danzig sin

G Bestimmungen über die Vorbereitung® der Ausländer gegeh worden.

Abg. Dr. Hauptmann (Zentr.) tritt dafür ein, daß 4 Ar@itekten nicht nur in den Stilarten unterrichtet, sondern ael den Geist der betreffenden Zeitepochen eingeführt werden.

__ Damit schließt die allgemeine Besprehung über das tg nishe Unterrichtswesen.

Eine Petition des Chemikers Dr. Wis8bar und Genossen F Groß-Lichterfelde um Vermehrung der Stellen für ständige M; arbeiter beim Materialprüfungsamt in Dahlem y andere Regelung der Gehälter der Assistenten bei dieser Behör beantragt die Budgetkommission, Berichterstatter Dr. Frie dber; der Negierung zur Erwägung zu überweisen.

__ Abg. Rosenow (fc. Volksp.) beantragt namens feiner Freunß die Petitioa zur Berücksichtigung zu überweisen. Der Etat sehe zw sech8s neue Stellen für ständige Mitarbeiter vor, aber dies genü niht. Die Stellen würden als Durchgangsstellen angesehen; es i aber bei der Wichtigkeit dieser Tätigkeit ganz fals, die Hery wieder fortzunehmen, nachdem sie sih in die {wierige Materie gearbeitet hätten. Die Assistenten müßten vielmehr fo gestellt wer daß sie dauernd in dieser Stellung verblieben.

Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Dr. Naumann bitt dem Beschluß der Kommission beizutreten ; die Regierung werde Frage nochmals prüfen. h

bg. Macco (nl.) ma§ht darauf aufmerksam, daß nach di-sy Etat nur 13 Mitarbeiter etatsmäßig angestellt sein würden, währe 22 diâtarish beschäftigt seien. Auf der Arbeit diefer Herren bery die Bedeutung des ganzen Instituis und auch das Einkommen, dem Staate aus diesem Institut zufließe. Es müßten wissenscaftl; gebildete Herren an dem Ixstitut festgehalten werden, die diese Täti keit zu ihrer Lebensaufgabe machen; nur durch solche könnte b Institut auf der Höhe erhalten werden. Der Redner bittet, deshalb dg Antrag auf Berücksichtigung anzunehmen ; er mat ferner darauf au merksam, daß die Beamten, welche von Charlottenburg nah Dahse übergesiedelt seien, einen geringeren Wohnungs9geldzushuß erbieita Dahlein müsse au in die Serviéklasse A gebraht werden wie Cha lottenburg.

__ Das Haus beschließt nah dem Antrage der Kommissi die Ueberweisung der Petition zur Erwägung.

Das Kapitel des technishen Unterrihtswesens wit bewilligt.

Jm Extraordinarium werden zum Neubau des eisenhütta männischen Jnstituis in Aachen als erste Rate 232 250 gefordert.

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Zu dem Vortrage des Herrn Referenten möchte ih erwähn daß nicht nur 100000 Æ von den Interessenten gezeihnet worde find als freiwillige Gabe für dieses Institut, sondern nech nachträgli 110 000 A; die Gesamtsumme stellt fich also auf 440000 4 D dur ist das, wie der Herr Referent hervorgehoben hat, die Schaffu eines Instituts allerersten Nanges ermöglicht worden, und ih halte & für eine Pfliht ter Unterrihtsverwaltung, den opferwilligen Gebe meinen verbindlihsten Dank und vollste Anerkennung auszusprehez ' Bei den Baukosten für die tehnishe Hochschule i Breslau bittet

Abg. Dr. Volt (nl.), auf eine spätere Erweiterung der Hod \{ule dur eine Abteilung für Eisenhüttenkunde Bedacht zu nehmen

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Meine Herren! Das superrevidierte Projekt für das Chemiegebäud an der Technischen Hohschule in Breslau ift im vorigen Jahre da Hause vorgelegt worden. Danach soll ein Teil des Gebäudes, ut zwar der fünfte Teil, dem Unterricht in der Eisenhütten- und Mehl hüttenkunde “dienen. Allerdings ift an der Breêëlauer Hochschule nil ein besonderes Institut für diese gerade für Schlesien sehr wichtiz Unterrichtsgebiete in dem Umfange vorgesehen, wie es jet in Aae erbaut werden foll. Das erklärt sih daraus, daß zu der Zeit, wo t! Pläne für das Chemiegebäude aufgestellt worden find, andere e hauungen über den Unterricht _guf Zga_ fraglidhen Gebieten herrshta als heute. Erst in jüngster Zeit ist durch die Verhandlungen zwis der Staatsregierung und Vertretern der Eisenhütten- und d

flargestellt worden, daß der Unterricht auf diefen Gebieten einer erh lihen Ausgestaltung noch bedarf, und zwar sowohl in bezug auf ti Laboratorien, als auch in bezug auf die Lhrkräfte, wie das au bei der Begründung der Etatsposition als wesentlih hervorgeho? worden ist.

Angesichts diefer Sachlage ist es durchaus erklärlich, wenn in t Kreisen der s{chlesishen Industrie dec Wunsch laut geworden ist, da dieselben umfangreichen Unterrihtseinrihtungen, wie sie für Aadz auf dem Gebiet des Eisenhüttenwesens in Auésiht genommen sind urt auf dem Gebiet des Metallhüttwesens bereits bestehen, auch in Bre geshaffen werden. Eine hierauf gerihtete Eingabe des Oberschlesisde Berg- und Hüttenmännischen Vereins ift mir erst vor wenigen Tag!

Unterrihtsverwaltung wird ih der näheren Prüfung diefer Einga gern unterziehen und dabei auÿ eingedenk bleiben des Gesidhl punktes, der in der Denkschrift, betreffend die WBegründu einer Technishen Hochschule in Breslau, ausgesprochen i nämlih daß die Hohschule in bezug auf Lehrkräfte und Unterri! mittel in jeder Beziehung a!s eine erstklassige auszugestalten sein wit Dieser Gesichtspunkt wird bei der Prüfung der Sache gewiß a

(Bravo!)

Abg. Dr. Wagner (freikons.) spricht seine Freude über diese G flärung aus.

Unterrichtswesen ohne Debatte bewilligt.

Es folgt das Kapitel des Medizinalwesens.

Abg. Dr. Gör ck (nl.) tritt für eine Regelung der Ginkomme! verhältnisse der Hebammen ein. Wenn äuch ein Gese über d Hebammenwesen in Aussiht stehe, so wolle er doch nicht weist ferner auf die Notwendigkeit einer erweiterten Fürforge Wöchnerinnen hin.

(Schluß in der Fünften Beilage.)

Metallhüttenindustrie aus dem Westen und dem Osten PreußerŸ

und zwar am S{hlufsse des vorigen Monats zugegangen. W

bei den übrigen beteiligten Nessorts volle Berücksichtigung find

Jm übrigen wird das Extraordinarium für das techniss

fehlen, auf die PUPNE dieser Materie hinzuweisen. Der Red!

erwähnen.

Fünfte Beilage

9

zum Deutshen Reichsanzeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

M 0D:

(Schluß aus der Viertèn Beilage.)

Ministerialdirektor Dr. Förster: Ein Entwurf zur Reform des Hebammenwesens ist bereits aufgestellt; die gutahtlihen Aeuße- rungen der Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten darüber {d vor einigen Tagen eingegangen. Wir hoffen, in der nähsten Session dem Landtage einen Geseßentwurf vorlegen zu können. Auch der Fürsorge für die Wöchnerinnen wendet die Medizinalverwaltung ihre volle Aufmerksamkeit zu.

Abg. Rosenow (fr. Volkêp.) fragt unier Hinweis auf eine amtliche Umfrage über die Spezialärzte an, ob etwa beabsichtigt sei, dië

ahl der Spezialärzte zu beshränken oder sie einer besonderen P drotatión. zu unterwerfen. Die Beschränkung der Spezialärzte würde niht im Interesse der Bevölkerung liegen; diese würde dann noch mehr veranlaßt fein, sich Pfuschern anzuvertrauen. Für die Absolvierung des praktischen Jahres der jungen Mediziner hätten manche Krankenanstalten die Bestimmung getroffen, daß nur evangelische, und manche, daß nur fkatholishe Praftikanten angenommen werden sollen. Es fei zu befürhten, daß auch andere Krankenhäuser die Praktikanten zurückweisen könnten, die ihnen nicht genehm seien, und daß manche deshalb vielleiht gar keine Aufnahme fänden.

Ministerialdirektor Dr. F ör st e r erwidert, daß die Umfrage rein informatorishen Absichten entsprungen sei, und nicht die Absicht be- stehe, das Spezialarzttum von besonderen Prüfungen abhängig zu machen. Zu der weiteren Anfrage sei zu bemerken, daß es konfessionelle Krankenhäuser in Preußen nicht gebe. Die Krankenhäuser hätten über die Aufnahme der Aerzte zur Absolvierung ihres praktischen Jahres selbst zu entsheiden, ein? Einwirkung stehe der Verwaltung nicht zu.

Abg. Dr. Ruegenberg (Zentr.) sowie Abg. Dr. Martens (nl.) bringen erneut Bitten um Aufbesserung der Pensions- und Gehalts- verhälinisse der Kreisärzte vor. e

Ministerialdirektor Dr. Förster entgegnet, daß die Frage der Regelung der Anstellungsverhältnisse der Kreisärzte zur Zeit nicht aktuell sei, aber im nächsten Jahre erledigt werden folle.43ÿ

Abg Dr. Heif i g (Zentr.) spricht seine Befriedigung aus über die Arbeiten der Versuchs- und Prüfungéanstalt für die Zwccke der Masserversorgung und Abwässerbeseitigung in Berlin, Die Frage der Beseitigung der Abwässer fei eine außerordentlichß wichtige für Stadt und Land; dur eine systematische Regelung sei auch für die Land- wirtschaft ein erheblicher Nußen zu erwarten. Der Redner bittet, den Mitgliedern des Hauses die Besichtigung der genannten Anstalt ge- statten zu wollen.

Geheimer Obermedizinalrat Dr. Schmidtmann sagt im game! der Verwaltung gern die Erlaubnis zur Besichtigung der

nstalt zu.

Abg. Dr. von Savigny (Zentr.) bringt mit Nücksicht auf die im Sommer 1904 hervorgetretenen Schäden dur den Wassermangel in Anregung, daß der Staat finanziell die Gemeinden unterstüße, um die von der Technik vorbereiteten ausgezeihneten Vorrichtungen zur Wasserversorgung überall nußbar zu mahen. Bayern und Württem- berg seien darin {on Preußen vorangegangen.

Nach weiterer unecbebliher Debatte, an der sih noch die Abgg. Henning (kons.), Shmedding (Zentr.), Kehr (fr. Vgg.) und Wallenborn (Zentr.) beteiligen, wird das Kapitel , Medi - zinalwesen“ bewilligt.

Damit ist der Etat des Ministeriums der geist- lihen, Unterrichts- und Medizinalangelenheiten erledigt.

Abz. von Arn im (konsf.) teilt zur Geshäftsordnung mit, daß er anläßlich E neulihen Rede einen Brief von dem jeßigen Bürgermeister in Torgau erhalten habe. Er nehme gern Ver- anlafsung, zu beribtizen, daß seine Worte gegen die Behauptung tes g. Friedberg über ein Wahlbündnis zwishen Konservativen und Sozialdemokraten nicht auf diesen Herrn Bezug nahmen, sondern auf den 1897 in Torgau amtierenden Bürgermeister. j

Präsident von Kröôöcher schlägt die nähste Sizung für Sonn- abend 11 Uhr vor zur Beratung des Etats der Bauverwaltung.

Abz. Freiherr von Zedliß und Neukirch (fceikons.) bittet mit Rücksicht darauf, daß über das Ausführungsgeseß zum Reichs- Enden gien ne Einigung mit der Regierung nicht erzielt sei, anderer- seits der Wunsch bestehe, das Geseß rasch dem Herrenhause zu über- weisen, morgen zunächst die Beratung dieses Geseßes vorzunehmen. Sie werde nah kurzen Erklärungen der Parteien bald beendet f*in.

S) ck gegen 5. Uheck Nächste Sißzung =Sonnabeno 11 Uhr. (Seuchengeseß, Etat der Bauverwaltung.)

Kunft und Wissenschaft.

Bei Eduard Schulte beginnt morgen eine neue Aussftellurg. Ste wird Porträts enthalten u. a. von John Lavery-London, Adolfo Levier-Wien, Walther Meyer-Lüben-Berlin, August Nev:n.Du Mont- London und Karl Ziegler-Posen. Ferner werden Werke von John L Barnard-West Drayton, Johann Georg ODreydorff-St. Anna, Emanuel Hegenbarth- Dresden, Rudolf Kohg-Berlin und von Charles Shuhf-Wien ausgestellt.

Dem soeben erschienenen Jahresberiht des Germani schen Museums in Nürnberg is zu entnehmen, daß es auch 1904 ge- lungen ist, die Zuschüsse, auf welhe die Anstalt bezüglih ihrer Ans fâufe, Bauten und Schuldentilgung aus\{ließlich angewiesen ist, zu erhöhen. Namentlich trugen dazu die Hansestädte, die bayerischen Lndrâte, die preußischen Kreisaus\chüsse, die deutshen Städte, die ihre Jahresbeiträge erhöhten, und natürli die Pfleger des Mußzeums bei. Seine Königliche Hoheit der Prinzregent Luitpold bewilligte die 1000 6 Jahresbeitrag für die Wittelsbaerstiftung neuerdings auf unbestimmte Zeit, Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich spendete 2000 Kronen zur Anschaffung Habsburger Medaillen, die Oberhäupter der sächsischen Fücstenhäuser itifteten den Abguß des Grabmals des Erzbishofs Ernst von Magdeburg, eine Arbeit Peter Vischers. Die Pflegschaft Berlin erbaute auf ihre Kosten den Bogen, der die Kartause mit den alten Befestigungen Nürnbergs verbindet. Be- sondere Stiftungen kamen dem Germanishen Museum wiederum vom deutshen Apotherverein, der deutshen Gesellshaft für Chirurgie und den deutshen Shub- und Schäftefabrikanten zu. Aufgestellt wurde das reiche Wespienshe Zimmer aus“ Aachen und ein bemaltes tinfacheres aus Nürnberg aus dem 18. Jahrhundert. Die großartige Sammlung von deutschen Volkstrachten, die ein bewährter e des Museums gesammelt und gestiftet hat, wird im Frühjahr eröffnet werden. Jede Abteilung der Sammlungen erhielt Zuwachs, besonders zu nennen sind eine Sammlung von gegen 300 Fund- iden aus Aegypten, die ein fehr merkwürdiges Vergleichs- material zur Völkerwanderungszeit und merowingischen Periode bieten. Aus letzterer ist eine wichtige silberne Fibel in Schwanengestalt zu Von den Gemälden is eine Bauernhochzeit von Peter Breughel d. ä. (?) hervorzuheben. Von kirhlihen Geräten ein präch- tiger baroker Altarrahmen. Die pharmazeutische Abteilung erhielt dur den Geheimen Kommerzienrat Oehler in Offenbach eine kostbare mit Miniaturen geschmückte alchemistishe Handsrift. Die wertvollsten

Berlin, Sonnabend, den 4. März

| 1905.

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Stüdcke fielen der Sammlung der Hausgeräte zu: Graf von Bentinck und Waldeck.Limpurg in Gaildorf übergab unter Eigentums- vorbehalt einen seinen Ahnen von Kaiser Maximilian Il. ver- ehrten filbervergoldeten Prachtpokal; dann wurde fkäuflich er- worben ein Prunkshrein von Palisanderholz mit Auslagen von Goldemail. Die Kupferstihsammlung, die Bibliothek und das Archiv erhielten durch Geschenke und Ankäufe ebenfalls reichen Zuwachs. Die Rechnung des Verwaltung8fonds für 1903 hat leider eine Mehrausgade von 3212 Æ( 20 „. Der Fonds für die Samm- lungen, den Ausbau und die Schuldentilgung des Germanischen Museums konnte nur dur die Aufnahme einer Schuld von 50 009 4 balanziert werden. Für die Sammlungen konnten 66245 4 44 4 verauëgabt werden: eine stattlihe Summe, die aber verhältnismäßig klein ist gegenüber den riesigen Preisen guter Stüe.

Literatur.

In der Sammlung von Büchern, die Freiherr von Gfbithuß im Verlag von Greiner und Pfeiffer in Stuttgart untec dem Titel „Bücher der Weisheit und Schönheit“ ASAusgibE, ist eine Auswahl von Schriften Marim Gorkis, von August Scholz zu- sammengestellt, ershienen (2,50 4). Gorkis Dichtergestalt ist nit nur eigenartig, sondern einzigartig. Aus den tiefsten Schichten des russis&en Volks, nah einem we&selvolleèn Leben unter niedrigen Be- s{äftigungen, in jeder Hinsicht Autodidakt, ist er s{zinbar unver- mittelt und plôglich ia den Kreis der am meisten genannten und gelesensten Schriftsteller getreten. Die Wertshägung seiner Schriften ist erklärlicherweise zum guten Teil Mode]ache, aber zweifellos ist seine ungewöhnlihe Begabung, wenn ihre Ent- faltung und Betätigung auh die ranken ines engen Lebens nur zu deutlich gehemmt haben. ie vorliegende Sammlung ist niht ungeshickt; sie gibt im wesentlichen

ein richtiges

Bild von den Gedarken der Gorkishen Dichtung und ihrer äußeren.

orm. Beide sind eng umgrenzt, und wo der Dihter über die Schilderung des engen, gedräckten Daseins der untersten Volksschichten Rußlands \ich gelegentlich hinauswagt, wird seine Charakteristik \hemenhaft und sein Stil gezwungen. Jm. übrigen wird die Samm- lung ¿eden interessieren, der sich mit dér jüngsten Strömung der russi- schen Literatur und mit ihrem Hauptvertreter näher bekannt machen will. Der Uebersetzer hat dem Buch einen kurzen Abriß des seltsamen und bewegten Lebens des Dichters vorausges{chickt.

_ Deutsche Revue. Herau3gegeben von Richard Fleischer. (Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt.) ärzheft 1905. Ueber die Beziehungen ¿wischen Deutschland und England sprechen si zwei Kenner der Verhältnisse, ein Deutscher und ein Engländer, und zwar übereinstimmend in beruhigendem Sinne aus: der deutshe Admiral Thomsen in einem Briefe „Ueber das Verhältnis zwishen der deut- \hen und der englischen Flotte", Sir Thomas Barclay, der Vor- kämpfer friedliher Beziehungen zwishen England und Deutschland, in dem Artikel „Friede zwishen England und Deutschland“. Er- innerungen an Adolf von Menzel als letztes Mitglied der vor 50 Jahren begründeten Berliner Sonnabendgesellshaft „Rütli“ veröffentliht Nahida Lazarus u. d. T. „Menzel im NRütli“. Fortgesept werden die von Friedri} Curtius herausgegebenen

rinnerungen aus der Jugend des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-

Schillingsfürst, des Generalfeldmarschalls Freiherrn von Loë, „Er- innerungen aus meinem Berufsleben*, die von H. Oncken heraus- degetenen Briefe Rudolf von Bennigsens und des Generals von Lignißz „Betrachtungen über den russish-japanishen Krieg“. In das Gebiet der Naturwissenschaften führen uns die Abhandlungen „Die Schiffahrt in den Zonen des Eises“ von Prof. Erich von Drygalsfi und „Die Lebens- elemente“ von Du: Karl B. Hofmann (Graz); medizinishe Fragen behandeln die Aufsäße „Ueber Schußverleßungen im Frieden“ von Prof. Dr. von Bruns (Tübingen) und „Aerzte und Laien“ von Prof. Dr. Naunyn (Straßburg). Endlich bringt das Heft noh den Artikel „Die Deutsche Orient-Gesellshaft“ von Prof. C. F. Lehmann, und den Schluß der Novelle „Zwei Frauen“ von dem modernen japanischen

Dichier Koyo Sanjin.

Ftalien in 60 Tagen. Ahte Auflage. Mit 21 Karten und 40 Plänen und Grunktrissen. In Leinwand gebunden 9 (‘Meyers Reisebücher.) Verlag des Bibliographishen Justituts in Leipzig und Wien. Ein alter Begleiter aller Italieureisenden ift Meyers „Italien in 60 Tagen“ soeben wieder erschienen, gerade zur reten Zeit, um den nah dem Süden Strebenden mit gutem Rat auf allen Wegen _Jtgliens beizustehen. Wer das vortrefflihe Buch

bénußt hai niünmt e#Fiminer itèder rine D r dankbar sein, daß die Redaktion durch neue, sorgfältig revidierte Auf- lagen stets dafür sorgt, daß cs auch seinen Zweck nach jeder Nichtung hin ausgiebigft erfüllt. Das handliche Taschenformat, verbunden mit praktisher Anordnung des ganzen Reisegebiets, Gründlichkeit der An- gaben und übersichtlihen Plänen, haben dem Buch seinen Play in der Welt {on längst erobert. Auch die neue, ate, Auflage wird mit Freuden begrüßt werten.

Küxrgas Anze tg) neu erschienener Schriften, deren Besprehung vorbehalten bleibt.

Das Recht auúf Ergänzung des Pflichtteils nah dem Bürgerlichen Gesezbuch (§§ 2325 ff.) unter Berücksichtigung der gemeinrechtlihen querela inofficiosae donationis sive dotis. Von Dr. jur. Robert Hahn. 2,80 A Berlin W. 8. Franz Vahlen.

Dienstlaufbahn der preußischen Nichter und Staats- anwälte. Bearb. im Bureau des Justizministeriums. 2. Ausg. Gebd 2 A Berlin W. 8, Carl Hcymanns Verlag.

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NRechtsfragen. Heft 1—3. Heft 1: Max Treu: Straf- justiz, Strafvollzug und Deportation. 2 Bogen. Preis 0,50 A Heft 2: Nuth Bré: Keine Alimentationsklage mehr! Schuß den Müttern! Ein Weckruf an alle, die eine Mutter hatten. 2 Bogen. Preis 0,50 # Heft 3: Dr. Käthe Schirmacher: Die Frauenarbeit im Hause, ihre öôkono- mische, rechtliche und soziale Wertung. 2 Bogen. Preis 0,50 A Leipzig, Felix Dietrich. A

Die Ordnung des Rechtsstudiums und der ersten juristischen Prüfung im Königreich Preußen. Bearb. von Professor Dr. Paul Daude und Dr. Martin Wolff. 1 Halle a. S., Buchhandlung des Waisenhau]es.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 9 ( N va 1. März 1905.)

Pest.

Aegypten. Auf dem Dampfer „Aida" der ägyptischen Hafen- und Subtfeuerverwaltun wurden in Port Said bei JOner Ankunft von Suez 2 Fälle von L inigeunei festgestellt. Der eine Pestkranke, ein in Suez am 4. Februar als Matrose eingestellter Sudanesfe,

früher zeitweiliger Wächter in der Quarantäneanstalt daselbft war am 9. Februar erkrankt und am 8. gestorben; ein anderer Matrose, welcher mit dem verstorbenen denselbea Schlafraum benußt hatte, war am 8. Februar erkrankt und am 10. gestorbea. Das Schiff wurde den vorgeschriebenen Ouarantänemaßregeln unterworfen, d. h. einer 5 tägigen Beobachtung nebst einer täglichen Untersuchung der ins Lazarett übergeführten 26 Schiffsleute sowie der Schiffs- offiziere und des an Bord belassenen Restes der Schiffsmannschaft ; ferner wurde eine Desinfektion der {chmußzigen Wäsche, aller Ge- brauch8gegenstände und des Bettzeugs der Besatzung sowie aller Räumlichkeiten und Stellen im Schiffe, welhé verseucht sein konnten, ausgeführt; endlich wurde eine Nattentgrtilgung vorgenommen.

In der Zeit vom 11. bis 18. Februar sind in Suez 3 neue Er- krankungen und 5 Todesfälle an der Pest beobahtet worden: aus dem ‘ala T ukh wurde nachträglih ein Pestfall vom 4. Februar gemeldet.

Aden. In der am 4. Februar abgelaufenen Woche sind an der Pest 247 Personen erkrankt und 223 gestorben. S Vorwoche sindnachträglih noch 2 Erkrankungen und 1 Todesfall gemeldet, des- gleihen für die am 21. Januar abgelaufene Woh?: noch 2 Er- krankungen.

Brit ish-Ostindien. Während der am 28. Januar ab- gelaufenen Woche sind in der Präsidentshaft Bombay 4787 neve Erkrankungen (und 3669 Todesfälle) an der Pest zur Anzeige gelangt, davon 440 (386) in der Stadt Bombay, 63 (58) im Stadt- und Hafengebiet von Karachi.

Ich Hafen von Broach waren, wie unter dem 1. Februar mit- geteilt wurde, am 4. Januar 4 Pestfälle mit tödlihem Ausgange vor- gekommen; dieser Hafen ist demgemäß für pestverseucht erklärt worden. In Rangun (Burma) wurde am 28. Januar ein eingescleppter Pestfall beobachtet.

British-Südafrika. In der Kapkolonie wurden auh vom 15. bis 21. Januar neue Pestfälle niht gemeldet.

Brasilien. In Rio de Janeiro find in der Zeit vom 26. Dezember bis 22. Januar 72 neue Erkrankungen und 36 Todes- fälle an der Pest zur Anzeige gelangt.

Queensland. In ter Zeit vem 8. bis 21. Januar sind neue Pestfälle niht beobahtet worden.

Pest und Cholera.

British -Ostindien. In Kalkutta starben in der Woche vom 22. bis 28. Januar 58 Personen an der Pest und 103 an ter Cholera.

Cholera.

Rußland. Zufolge einer am 23. Februar veröffentlihten Be- kanntmachung sind Chole-rafälle im donishen Heeres8gebiet fest- gestellt; daselbst sind vom 5. bis 17. Februar auf dem Chutor Bassowo und der bei diesem gelegenen Eisenbahnstation Morosowskaja 7 Personen erkrankt und 3 gestorben. An anderen Orten des Reichs sind während der genannten Zeit keine Choleraerkranfungen beobachtet worden.

Gelbfieber. Nach den Veröffentlihungen des Gesundheitsamts zu Rio de Janeiro sind. dort vom 26. Dezember bis 22. Januar an Gelb- fieber 8 Personen erkrankt und 2 gestorben.

Podcken.

Deutsches Reih. In der Woche vom 19. bis 25. Februar sind in Bremen bei einem Ehepaar die Pocken festgestellt worden ; die Erkrankungen stehen mit den auf dem Dampfer Leonis vor- gekommenen van im Zusammenhang. j

Für die Vorwoche ist noch in Hayingen (Kr. Diedenhofen-West,

Bez. Lothringen) eine Erkrankung zur T n i

Brasilien. In Rio de Janeiro sind während der vier Wochen vom 26. Dezember bis 22. Januar an den Poten 73—45— 54— 36, zusammen 208 Personen erfrankt und 78 gestorben.

Fledckfieber. __ Deutsches Reich. Ia der Woche vom 19. bis 25. Februar ist in Posen cin russisher Auswanderer an Fleckfieber erkrankt.

Rußland. In der Stadt Wladimir wurden in der Zeit vom 11. bis 17. Februar 5 neue Erkrankungen an Fleckfieber an-

gezeigt. Milzbrand. Rußland. Im Gouv. Wjatka wurden vom 8. bis 17. Fe- evruar noch 32 Erkrankungen an „sibirisher Pest“ gezählt.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Paris 2, Warschau 4, Konstantinopel (vom 13. bis 19. Februar) 4, Kalkutta 2_ Todesfälle; Christiania 2, London (Krankenhäuser) 3, Paris 8, St. Petersburg 5, Warschau (Kranken- häuser) 3 Erkrankungen; Varizellen: Budapest 26, New York 135, St. Petersburg 20, Wien 91 Erkrankungen; Fleckfieber: Krakau 3, Moskau 2 Todesfälle; St. trcnts 10, Warschau (Krankenhäuser) 2 Er- frankungen; Rückfallfieber: Moskau 2 Todesfälle; St. Peters- burg 12 Erkcankungen; Tollwut: Reg.- Bez. Arnsberg 2 Er- krankungen; Rotlauf: Wien 37 Erkrankungen; epidemishe Ohr- speiheldrüsenentzündung: Nürnberg 23, Wien 43 Er- krankungen; Influenza: Altona 2, Barmen 3, Berlin 14, Braunshweig 2, Hamburg d, Leipzig 2, Lübeck 5, Magdeburg 4, München 7, Potsdam 3, Amsterdam, Brüssel je 2, Budapest 4, Kopenhagen 10, London 40, Moskau 5, New York 18, Paris 20, St. Peteréburg 16, Stockholm 5 Todesfälle; Nürnberg 273, Dn 17, Kopenhagen 829, Stcckholm 184, Wien 26 Erkrankungen ; éuhhusten: Reg.-Bez. Schleswig 33, Kopenhagen 31, New York 61, Stockbolm 23, Wien 22 Erkrankungen; Lungenentzündung: Neg.- Bez. Schleswig 85 Erkrankungen; Krebs: Altona 2, Berlin 42 Todesfälle; Ankylostomiasis: Neg.-Bez. Arnsberg 3 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Scharlach (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1886/95: 0,91 9/9): in Wiesbaden Erkrankungen rourden gemeldet in Berlin 29, in den Neg.-Bezirken Arnsberg 126, Düsseldorf 111, Wiesbaden 115, in Hamburg 20, Budapest 64, Khristiania 23, Kopenhagen 48, London Krankenhäuser) 241, New York 233, Paris 77, St. Petersburg 64, Stockholm 28, Wien 36; desgl. an Masern und Röteln (1886/95: 1,159%/0): in Altenburg Erkrankungen kamen zur Anzeige in Breslau 28, in den Reg.-Bezirken Marienwerder 100, Posen 240, Stettin 163, Wiesbaden 125, in Hamburg 48, Budapest 152, Kopenhagen 90, New York 185, aris 70, St. Peters- burg 79, Prag 48, Wien 210; desgl. an Diphtherie und Krupp (1886/95 : 4,27 9/0): in Bromberg, Hamborn, Münster Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 34, in den Reg.-Bezirken Seri 121, Düsseldorf 123, in Hamburg 32, Budapest 34, Christiania 63, London (Krankenhäuser) 113, New York 311, Païis 65, St. Petersburg 61, Stockholm 30, Wien 80; „ferner wurden Erkrankungen gemeldet an Typhus in den Reg.-Bezirken Arnsberg 34, Hannover 27, in

New Vork 32, Paris 34, St. Petersburg 252.

Siam.

Das Kaiserlihe Generalkonsulat in Bangkok hat unterm 27. Sanuar d. J. folgende Polizeiverordnung erlassen: Auf Grund

des § 51 des Gesetzes über die Konsulargerihtsbarkeit vom 7. April.