1905 / 57 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

ift, den öffentlihen Verkehr zu bedienen durch eine betriebs\sihere, ausreihende und flotte Zugführung, im Personen- wie auch im Güterverkehr und nah Tarifsäßen, die der Weiterentwidcklung des Er- werbslebens in angemessener Weise Rehnung tragen. (Abg. Krawinkel : Sehr ritig!)

Ih habe also an die erste Stelle die Pflicht der Eisenbahn ge- ftellt, einen oxdnung8mäßigen, siheren Betrieb zu führen. Db dies der Fall ist, unterliegt tagtäglich der Kritik von den Millionen Personen, die sich der Eisenbahnverwaltung anvertrauen. Einen gewissen Maßstab geben die Unfälle ab. Ih möchte daher auf den Betriebsberiht Seite 210 und 211 hinweisen, wo Sie eine größere Anzahl von Vergleihszahlen finden, aus denen ih die folgenden herausnehme: Vor 10 Jahren, im Jahre 1894, kamen auf 100 km Betriebslänge 8,13 Unfälle, im Jahre 1903 nur 5,82; auf 1 000 000 Lokomotivkilometer 1894 5,91 Unfälle gegenüber 3,23 Unfällen im Jahre 1903; auf 1000000 Wagenachskislometer 1894 0,23 Unfälle gegenüber 0,13 Unfällen im Jahre 1903. An Perfonen wurden ge- tötet oder verleßt im Jahre 1894 1845, im Jahre 1303 1761. Davon kamen auf 1000000 Achékilometer der Personenwagen im Jahre 1894 1,01 uvd im Jahre 1903 0,53, also ungefähr die Hälfte, auf 1 Million Personenkilometer 0,21 gegenüber 0,11, also auch die Hâlfte, auf 1 Million Zugkilometer 8,43 gegenüber 4,78 und auf 1 Million Wagenachskilometer aller Art 0,20 gegen 0,12. Es ist also innerhalb 10 Jahren eine wesentlihe Verminderung der Unfälle eingetreten, und zwar, wie es namentlich aus den leßten Vergleichungen hervorgeht, ungefähr um die Hälfte.

Meine Herren, diese Leistungen sind erreiht troy der gewaltigen Steigerung des Verkehrs, die natürlich au mehr Gefahren mit \ih bringt. Wir sehen aus diesen Zahlen, die mir selbstverständlih immer noch viel zu hoh sind, daß wir auf dem richtigen Wege gehen (Abg. Krawinkel: Sebr richtig !), daß wir durch die tehnischen Einrichtungen, die wir getroffen haben, durch die großen Aufwendungen an Seld- miiteln vorgesorgt haben, daß die Unfälle sich verminderten. Sie werden au in den Etat 1905 wieder große Summen für diesen Zweck eingestellt finden, von denen ih besonde1s hervorheben möchte: die für weitere Ausgestaltung des Signalwesens, für Weichenstellwerke, für die elektrisGe Streckenblockierung, die ziemli durhgeführt ist, für Streckenfernsprecher, für {weren Oberbau, für große Bahnhofs- bauten und dergleihen mehr. Meine Herren, auf der Weltausstellung von St. Louis hat die Staatseisenbahnverwaltung nicht weniger als fünf große Preise für ihre ausgezeichneten Sicherheitseinrihtungen und Woblfahrtseinrihtungen bekommen.

Selbstverständlih Xönnen diese tehnishen Sicherungen uns nit allein hüten, fondern es gehört dazu eine gute Organisation und eine gute Handhabung des Betriebes, und, meine Herren, die Organisation ist dech auch nur ein toter Bugstabe; sie steht nur auf dem Papier, wenn nicht der lebendige Geist eines vorzüglihen Personals hinzu- kommt (Sehr ritig!), nur dadurch bekommt eine Organisation das Leben, nur dadur wird sie wirksam werten; doch ich komme darauf später noch zurü.

Meine Herren, ih hatte als zweiten Gesihtêpunkt hingestellt, daß die Staa:eteisenbahnverwaltung verpflichtet ist, einen ausreihenden flotten Betrieb zu unterhalten. Hinsichtlih des Personen- verkehrs habe ich mir angelegen sein lassen, den Perfonenfahrylan weiter durchzuarbeiten, indem ih mir hierzu im Einverständnis mit dem Herrn Finanzminister die nötigen Mittel von JIbnen im Etat erbat. Fh habe im Jahre 1903 30 neue Schnellzugéverbindungen eingeführt, und zwar bis auf einen durchweg mit L., Il. und IIL. Wagenklasse. Meine Herren, das wird vielfa getadelt. Ich bin der Ansiht, daß ich, soweit es die Betriebsverhältnifse gestatten, soweit die Züge nicht zu lang werden, soweit der Verkehr auf einzelnen Linien nicht den Anschluß der dritten Klasse notwendig mat, weil es große inter- nationale Schnellzüge sind, die eben mehr als Luxuszüge benußt werden, die dritte Klasse zulasse; denn fie wird namentlich von denjenigen be- nußt, die im Erwerbsleben für ihre Kosten un&Anter Belastung ihrer Firmen reisen müssen (sehr rihtig! und Bravo!). Meine Herren, das können wir uns au erlauben, weil wir die IV. Klasse baben. Hätten wir die 1V. Klasse nicht, so würde ih mit dieser sozialen Maßregel nicht so haben vorgehen können, wie ih es getan habe. (Sehr rihtig!) Meine Herren, ih bin mir bewußt und muß das hier von der Tribüre des Abgeordnetenhauses aussprehen —, daß manche Un- bequemlichkeiten hierdurch entstehen, aber ih appelliere dabei an alle Reisenden, daß sie sich stets klar machen möchten, die Züge einshließlih Speisewagen immer so zu benußen, wie man selbst wünscht, daß die Betriebseinrihtungen von anderen Reisenden benußt werden möchten. (Sehr rihtig!) Viele Klagen, die an mich über Unbequemlichkeiten oder Belästigungen

auf Reifen gerihtet werden, laufen darauf hinaus, daß die gegenseitige Grziehung im Publikum nicht so weit gediehen ift, daß jeder von dem Willen beseelt ist: ich muß fo reisen, daß ich meine Mitreisenden nit belästige. (Sehr richtig !) Dasselbe gilt von der Benußung der

gesamten Benußung der Züge. Meine Herren, auch im Nahverkehr sind zahlreiche Züge neu cin- gelegt worden, ebenso üker 90 wihtige Personenzugverbindungen,

namentli Querverbindungen, in denjenigen Landesteilen, die haupt- | sächlih mit Nebenbahnen ausgestattet sind (Abg. Krawinkel : Sehr gut!), |

und infolgedessen keinen so flotten Betrieb haben können, wie die- jenigen Landeêteile, wo mehr Hauptbahnen vorhanden sind. Es ift

aber auch in dieser Hinficht b-sser geworden. Auf etwa 30 Neben- | schäftigen oder zu Aufräumungsa: beiten auf den Strecken, wo es irgend

bahr.en von längerer Ausdehnung können wir, wenn am 1. Mai die neue Betriebsordnung eingeführt ist, unsere Fahrpläne mit 50 km Gru:dgeshwindigkeit konftruieren ; dadurch wird jedenfalls eine erheb- Tihe Zugbescheunigung erreiht werden. (Abg. Krawinkel : Bravo!) Nun ift mir aber mitgeteilt worden, daß man auf dem Lande roegen dieser gesteigerten Geschwindizkeit besorgt wäre und verlangte, daß alle Nebenbahnwegübergänge bewaht fein möchten. Meine Herren, in Amerika fahren die Züge ohne Wegebewahung, und wenn wir

Raudther- und Nichtraucherabteile, der Speisewagen, überhaupt von der | Richtungen geltend machte. Mitte Januar brah der Streik aus und

| hatte zur Folge, daß, während im Ruhrrevier sonst tägli 18 000 bis 20 000

| heblich geschädigt würde. Es wurde deshalb von mir angeordnet, daß

verkebr kann unter Umständen viel gefährliher werden als* der Neben- bahnverkehr. (Sehr rihtig!) Denn jedermann, der mit seinem Fuhr- werk fährt, weiß ganz genau, daß durch das Gelände eine Nebenbahn führt, (Abg. Krawinkel : Ganz richtig!) Ich glaube, wir können den Fortschritt ter Beschleunigung der Nebenbahnen niht dur die Furcht bintenanhalten, daß \ich Unvorsichtige einer Gefahr auéseßzen. (Bravo!) :

Eine Kleinigkeit möchte ih noch erwähnen, da ih ja vor Ihnen Rechenschaft ablegen muß; das find die Verkehröbücher, die ih für manhe Routen einzuführen beabsichtige. Es ist nihts neues, au nichts großes ; aber vielleicht hat mancher doch ein Interesse, sich diese Bücher hier anzusehen. Ich habe fie dem Auslandsverkehr ents nommen. Manger Amerikaner oder Engländer geht auf die Reise, obne daß er die Landkarte von Deutschland genau studiert hat, ohne daß er diz Wege kennt, und da haben die Ausländer sehr praktische Büchlein angefertigt, in denen man die Wege verzeichnet findet, An- sihten von den Sehenswürdigkeiten, uad dadur angeregt wird, im Lande zu reisen. Diese Bücher sollen kostenlos auf den großen Schiffen der Hamburg-Amerika-Linie und des Norddeutschen Lloyd verteilt werden, ebenso auf crößeren Stationen, und h hoffe, daß diese Vers fehrêhefte von Nugzen sein werden. Sie bervhen auf demselben Prinzip, das unsere Verkehrövereine {hon eingeführi haben, um das Publikum auf ihre Verkehrswege anzulocken. Lose Fahrpläne sollen diesem Büchlein beigegeben werden.

Es würde ja über den Personenverkehr und seine Einrichtungen noch viel zu sagen sein; ih möchte aber denjenigen Herren Rednern, die mich interpellieren wollen, ihre Fragen nit vorwegnehmen, und mi deshalb auf diese Mitteilungen beschränken. A

Was den Güterverkehr betrifft, so haben wir die Absicht, auch dauernd cine Beschleunigung und Verbesserung des Güterverkehrs herbeizuführen. Sie wissen, daß der Stückgutverkehr beschleunigt iste au der Wagenladungsverkehr durch entsprechende Anordnungen im Fahrplan der Güterzüge und Leitung derselben. Jeder, der ein Gut versendet oder empfängt, wird im großen und ganzen sagen fönnen, daß die Güterbeförderung sich in den [eßten Jahren wesentli gebessert hat. Das neue Abfertigungsverfahren, das im vorigen Fahre eingeführt wurde, hat sich durchaus bewährt, namentli das Markensystem bei der Beförderung von Gütern, für die nur eine geringe Fracht zu zahlen ist. Wir ersparen außerordenilich viel Personal dadur, und die Abfertigung der Güter ist beträchtlih be- \{leunigt.

Einen gewissen Maßstab, wie der Güterverkehr ih entwidelt hat, gibt die Wagengestellung, die im Jahre sehr verschieden ge- wesen ist. Im Frühjahr 1904 war die Wagengestellung im Steigen begriffen. Im März war die Steigerung in der Gestellung der gedeckten Wagen arbeitstäglih 4,7 9/0, September 2,4 9/0, Oktober 259/0, November 1,5 9/9. Bei den offenen Wagen ist der Unter- schicd noch viel größer. Im März 1904 war die Steigerung arbeits- tägli 14,3 9%, September 1,7 9/o, Oktober 1,0 9/0, November 1,0 9/o. Die Befriedigung des Bedarss im Herbst mate große Schwierig- keiten, namentli bei den bedeckten Güterwagen, und ich muß gestehen, daß eine größere Anzahl derehtigter Klagen über nicht rehtzeitige Gestellung von Güterwagen an mi gelangt find.

Die Schwierigkeit lag zunähst in der Einstellung der Schiffahrt auf den östlichen Strömen, sodaß der Verkehr in bedeckten Güterwagen dadur erheblich zunahw, und ferner in der Verzögerung der Kali- auéfubhr, mit der man wartete bis nach Abs{luß des neuen Kali- syndikats. Während \onst die Kaliausfuhr fich in zen verkehrsarmen Monaten geltend matte, trat sie nun zurü, und alles warf {ih auf den Herbst, wo es nun an Wagen fehlte.

Zur Verbesserung der Gestellung der offenen Wagen bin ih euergish vorgegangen im Ruhrhafen, wo ih Zustände entwickelt hatten, die stôrend waren, indem man ganz beliebig von den Zechen aus die Wagen in den Hafen hineinshob, ohne vorher zu wissen, ob fie weitergelangen konnten. Jh habe mich deshalb mit dem Kohlens syndikat=wd dem Kchlenkontor in Verbindung geseßt und hoffe, da- dur, daß die Zufuhr genau nah der Abfuhr geregelt wird, einen flotteren Wagenumsthlag zu erreichen. Im großen und ganzen, glaube ih aber, ist der Verkehr ohne besondere Störung bewältigt worden, trogdem häufig plöglih höhere Ansprüche an den Verkehr gestellt wurden und troßdem an einzelnen Stellen ih erinnere an die Klagen auf dem Bahnhof Neuß dur den Umbau von Bahnhöfen erheblihe Schwierigkeiten entstanden.

Zwei große Krisen hatte die Staatsverwaltung im vorigen Jahr zu überwinden. Die erste war die große Dürre mit Einstellung des Sthiffsverkchrs, die erheblihe Nachteile im geordneten Betrieb herbei- führte und mich veranlaßte, das Einverständnis des Herrn Finanz- ministers dazu herbeizuführen, daß wir für 10 Millionen Betriebs- mittel über die Zahl von 120 Millionen hinaus bestellten, für deren Verausgabung wir bei Ihnen jeßt die Indemnität nahsuchen.

Eine zweite {were Krisis lag im Streik der Bergarbeiter, der

G fr. die Eisenbahnverwaltung nach den verschiedensten

offene Wagen verlangt wurden, plößlich der Bedarf auf 3 bis 4000 zurück- ging. Das haite zur weiteren Folge, daß bis zu 1400 Güterzüge eingestellt werden mußten, und das hatte wieder zur Folge, daß die Lokomotiven bra standen, für das Personal vielfa die Beschäftigung fehlte und au für viele Arbeiter namentlich auf den großen Rangierbahnhöfen. Meine erste Fürsorge ist gewesen, die Eisenktahndirektionépräsidenten anzuweisen, das überflüssige Personal möglichst in Werkstätten zu be-

möglich war, ferner aber, daß unser Fahrpersonal durch die Einstellung der Güterzüge in ihrem Einkommen nah Möglichkeit nit geschädigt würde; dern ih bielt es niht für rihtig, daß dieses Personal, das gänzlich unschuldig an dem Streik war, in seinem Einkommen er-

dus Personal zwei Drittel der Fahrgelder bezahlt bekam, sobald es in Bereitschaft gehalten werden müßte, und das war in der

nser polizeilihes System auf den Bahnen immer weiter ausdehnen wollten, so würde das, glaube ich, eine Bevormundung des Publikums sein, die niht nur wirts{aftlich unrihtig wäre, sondern auh unserer keutigen Zeit nicht entspräche. (Sehr gut !) F glaube, wenn alle diejenigen, die auf Lantwegen ein Fuhrwerk Lenken, die Bestrebungen der Antialkok olvereine betätigten, (Heiterkeit) dann würde manches Unglück auf den Landwegen vermieden werden, (sehr richtiz !) oder wenn die Wagenführer niht \{liefen, wenn sie über die Uebergänge hinüberfahren. (Sekr richtig !) Der Automobil-

Regel der Fall, weil der Verkehr tagtäglich wetselte. Eben- | so bemerke id, meine Herren, daß fkein ständiger Arbeiter | von der Staatseisenbahnverwaltung entlassen wurde, (Bravo!) | troydem wir vorütergehend natürlih eine größere Anzahl Arbeiter | hâtten entbehren können. Das war also die eine Schwierigkeit, die | der Staatseisenbahnverwaltung durch den Bergarbeiterstreik entstand. Dem gegenüber stieg aber in anderen Bezirken der Verkehr

' gewaltig, so z. B. in Oberschlesien um etwa 20 9/6, in Braunkohlen-

Vorräte, die dort angehäuft waren, mit Swnelligkeit befördert werden mußten. Ein großer Kohlenstrom ergoß fih außerdem aus dem Aus- lande zu uns, aus Belgien und von der Küste her mit englischer Kohle. Es war nun notwendig, diesen Betrieb sofort zu beherrschen, und ich habe im Monat Januar nicht weniger als 50 Lokomotiven und 452 Köpfe an Lokomotiv- und Zugperfonal in andere Gebiete detachiert bis nah Oberschlesien hin. Das sind alles Leistungen, die natürlicherweise ein gutes Personal verlangen.

verwaltung selbst mit ihren Kohlen in Verlegenheit käme. Nun bat aber die Eisenbahnverwaltung aus früheren Jahren gelernt, daß fie Vorräte bereit halten muß, unWdiese Vorräte waren so reihli, daß ih bis zum Schluß des Streiks keine Sorge gehabt habe, daß die Allgemeinheit im Eisenbahnverkehr dur den Streik gestört würde, (Bravo!) Freilih, meine Herren, habe ih zu außerordentlichen Maß, regeln greifen müssen. In den ersten 14 Tagen bis 3 Wochen des Streiks habe ih mir keine Kohlen añgekauft außer der Menge, die ih vertrag8mäßig geliefert bekam. Dies fank aber in Westfalen auf 5 9/9 der vertragsmäßigen Lieferung herab, war also sehr gering, an einigen Tagen nur einige hundert Tonnen. Ich hielt es aber für Queine Pflicht, die Kohlen, die überhaupt zu haben waren, der Ju dustrie zu überlassen (sehr rihtig! bei den Nationalliberalen), damit nicht noch mehr Arbeiter brotlos weden. (Sehr rihtig!)) Grst als der Streik länger dauerte, als man dachte, da mußte ih, wenn aud \chweren Herzens, mich doech weiter versorgen, indem ih aus. ländishe Kohle angekauft habe, und zwar babe ich etwa 100000 t englishe Kohle angekauft, die an der Küste haben waren, mit denen ih die Bezirke vorzugsweise versorgte, die von dem rheinish-westfälishen JIndustrierevier uiht mehr versorgt werden konnten. Außerdem habe ih von den staatlichen Werken an der Saar mehr Kohlen bekommen, als vertcragsmäßig zu liefern. waren, ferner aus den staatlichen Werken in Oberschlesien und vor allem, meine Herren, und das muß ich® besonders Hervorheben von den großen oberslesischen Koßlenhändkern, die nach Bedarf und nah meiner Anforterung im Interesse des öffentlihen Verkehrt mir alles zur Verfügung gestellt haben, was ih haben wollte, sodaß ih die Bezirke Halle, Erfurt, Magdeburg bis nah Hannover hin mit oberschlesisher Kohle versorgen konnte, während diese Bezirke natürlih son dur rbeinis{ch-westfälishe Kohle versorgt werden. Im ganzen genommen sind in Rkeinland-Wesifalen etwa 350 bis 400 000 t in der Lieferung ausgefallen, die aber teilweise durd 950 000 t gedeckt worden sind, die ih, sei es im Ausland, fet es in andern Revieren b:hafft habe. Aber bis zum Schluß des Streiki ist für die Staatseisenbahnverwaliung feine Sorge gewzsen, scdai wir noch auf Wochen hinaus einen ungestörten Betrieb unterhalten konnten.

Meine Herren, leider wird uns der Koßhlenstreik, lediglih ar Mehrausgaben für Kohlen, die im Auslande beschafft und auf weiter Entfernungen herangefahren wurden, wohl eine Million Mark kosten.

Noch einer kleinen Störung muß ih Erwähnung tun, die aus im vorigen Jahre vorgekommen ift infolge der Dürre, der Trockenheit im Lande; das sind die {weren Waldbrände, die wir gehabt haben. Während sonst im Durchschnitt der leßten fünf Jahre die Enb- \{ädigung für Waldbränte bei der Staatseisenbahnverwaltung 985 000 A ausmatte, während voraus\itlih im Etatsjahre 1901 ungefähr 3 bis 4 Millionen Mark gezahlt werden müfsen. (Hört,

Primkenau verursacht haben, wo über 20 000 Morgen Wald angezündet wurden. Ich bin mit dem Herrn Landwirtschaftsminifter in Verbindung getreten, um eine Verbesserung der Waldshußstreifen herbeizuführen, undet wird infolgedessen au der betreffende Titel im Extraordinarium vor 200 009 auf 1 Million Mark erhöht werden. Ih bemerke dab meine Herren, daß die Eisenbahnverwaltungen niht etwa unvorsichti; gewesen sind, sondern sie haben überall an den Strecken Wachtposte aufgestellt. Troy der Wachtposten entstand der große Brand, da di Posten, die sofort an die Stelle hinliefen, wo die Lokonzotive gezündd hatte, niht imstande waren, das Flugfeuer aufzuhalten, das dur da Wind schr gefördert wurde.

Meine Herren, ih komme wieder auf meinen Eingang zurüd Fh hatte gesagt, daß der Verkehr auch zu angemessenen Tarif fäget bedient werden müsse. Ob das geschieht, darüber werden die Eisenbahn interessenten natürlih immer verschiedener Meinung sein; denn jede möHte zu einem möglichst billigen Tarife verfrahten. Wir werd uns darüber ja bei den vershiedenen Anträgen, die von Ihnen var liegen, noch näher unterhalten. Ih beschränke mih hier darauf, nad zuweisen, daß auch im verflossenen Fahre die Staatseisenbahnverwaltunz die Augen in dieser Hinsicht nicht vershlossen uad entsprechend gewirl hat, indem sie z. B. bei der Kalamität der Dürre Notstandétarif für weite Gebiete gewährt hat, nit, wie das imm in der Presse fälschlich dargestellt worden M-M speziel dem Landwirt ein Geschenk zu machen nei der Tarif wurde bewilligt, um allen Einwohnern, die in den Bezirk wohnten, die Kalamität zu ersparen, die durch eine Verminderung u Verschleuderung des Viehstands entstanden sein würde. Es ist all nit ein Geschenk an die Landwirtschaft, sondern, wenn man übe! haupt von Geschenk sprechen will, ist es an die ganze Gegend d mat worden, an jedermann, der Butter, Milch, Fleisch, die no wendigsten Lebensmittel gebrauht. Jh werte ja wohl noch darübt zu hôren bekommen, daß ih dem Handel diese Tarife versagt hâil Meine Herren, das liegt auf einem ganz anderen Gebiet. Jch wür auf eine sehr shiefe Ebene gekommen scin, wenn ich nicht Rüdz bewahrt hätte und den Notstandstarif im Einverständnis mit Staatsministerium auf die Bezirke beschränkt hätte, wo wirklich d \{chwerer Notstand durh Vershleuderung des Viehstants eintres konnte.

Eine zweite Tarifermäßigung haben wir den Schiffern, die unt! wegs mit ihrem Fahrzeug liegen blieben, gewährt, und zwar b! Ausgangspunkt ihrer Fahrt bis zum Endpunkt, für dea Fall, | dieser Tarif billiger war, als wenn sie ihre Ware ausluden auf e Unterwegsstation und fie dann mit der Eisenbahn zur Zielstal! führtlen.

(Schluß in der Zweiten Beilage.)

! gebieten am Rhein an einzelnen Tagen bis zu 100 0/6, indem die

Eine dritte Schwierigkeit war die Gefahr, daß die Eisenbahn:

hört!) Das liegt namenilih an einem großen Waldbrande, den wir beil

M D0

| Zweite Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

(Schluß aus der Ersten Beilaze.) 09 Fernerhin mußten Notstandstarife aus Anlaß tes vorhin be- rührter Streiks gewährt werden, und zwar nah zwei Richtungen. Es wurde der Rohstofftarif, der bis dahin nur eingeführt war für die Absatzgebiete der verschiedenen Reviere, allgemein eingeführt. Hierdurch war es Industrien, die inmitten des Landes liegen, mögli, aus Oberschlesien Kohlen zu beziehen. Es wurde ferner der Ausnahmetarif eingeführt, der aber bereits am 1. d. M. wieder ver- fallen ist, zur Einführung ausländisher Kohle aus Belgien und von der Küste her, der eine Ermäßigung von 20 bis 25 9/6 brachte. Auch dies hien mir notwendig, um die Industrien am Leben zu erhalten und zu vermeiden, daß noch mehr Arbeiter brotlos würden. Endlih wurde vor kurzem dem Industriegebiet im Siegerland, also der Industrie im Lahn-, Sieg- und Dikllgebiet, ein Ausnahmetarif gewährt für Kohlen und Koks. von der Ruhr. Dieser Tarif machte einen Ausfall für die Staatskasse von rund einer Million Mark aus. Ich beschränke mich auf diese Beispiele, um Ihnen zu zeigen, daß die Staatseisenbahnverwaltung sh wohl bewußt ist, daß sie auf das Erwerbsleben Rücksicht nehmen muß. Sie wird dies auch nach ‘wie vor bei der Tarifbildung im Auge behalten. (Bravo !) Meine Herren, die beiden Krisen, die ih erwähnt habe, die Dürre und der Bergarbeiterstreik, haben uns andererseits eine sehr erfreuliche Erfahrung gebracht, sie haben uns nämlich gezeigt, daß die große Staatseisenbahnverwaltung imfstande ift, ganz gewaltige Störungen mit Leichtigkeit und Schnelligkeit zu-überwinden. Ich glaube nicht, daß, wenn user Bahnneß noch zerrissen wäre und vielen Privat- gesellshaften angehörte, die Schwierigkeiten auch so leiht überwunden worden wären. (Sehr richtig!) Dazu- gehört ein einheitlihes Bahn- net, gehören großartige Betriebseinrihtungen, ein außerordentliher Betriebsmittelpark an Lokomotiven und Wagen und vor allem ein ganz ausgezeichnetes Personal, ein Personal, welhes nach einheitlichen Grundsätzen angeseßt und behandelt wird.

Ih habe vorhin {on gesagt, der richtige Geist muß im Personal

sein und erhalten bleiben. Dazu ist es aber auch notwendig, daß die Staatsbahnverwaltung dem Personal eine entsprehende Für- sorge zuteil werden läßt, daß sie vorausdenkt, daß sie sich nit zu Verbesserungen treiben läßt, sondern die Verbesserungen aus eigener Initiative einführt. (Sehr richtig!) Sie finden deëhalb im Giat für 1905 neue große Aufwendungen für das Personal. Die Kopfzahl des Personals der Eisenbahnverwaltung is auf 389 000 Köpfe angewachsen, in den letzten beiden Jahren zusammen if eine Ver- mehrung um 10 000 Köpfe eingetreten. Für dieses Personal wird über eine halbe Milliarde Mark, 56 9/ aller Betriebsausgaben, ausgegeben. Die Kopfzahlvermehrung im Jahre 1905 entfällt in der Hauptsache auf den äußern Dienst, in dem die große Steigerung des Verkehrs natürlicherweise eine erheblihe Anstrengung für das Betriebspersonal im Gefolge hat. Mit Rücksicht auf den stets s{chwieriger und an- strengender werdenden Dienst des Personals war es auch uötig, fort- geseßt eine Akürzung des Dienstes, namentlih für die s{chwer be- lasteten Kategorien einzuführen, und Sie werden das auch ziffermäßig im Betriebsberiht angeführt finden. Ih darf generell noch be- merken, daß seit 1892 eine steigende Verbesserung zu Gunsten des Personals in der Anordnung des Dienstes stattgefunden hat. D Lenn ih nun auf die Besoldungsverbefserungen im einzelnen eingehe, so muß ih vorausscicken, daß die Staatsbahnverwaltung als Glied des ganzen Staatskörpers selbstverständlih an die Grundsäße gebunden ist, die die Staatsregierung durch den Herrn Finanzminister in diesem Hause oftmals hat erklären lassen. Ueber die Barriere fann ich troy aller Petitionen niht hinwegspringen, daß einzelne Kategorien im Gehalt nicht aufgebessert werden sollen, wenn nicht organisatorishe Verhältnisse dies notwendig machen, d.h. dur die Organisation die Dienstleistungen des betreffenden Personals verändert worden sind, fodaß eine Gehältssteigerung am Plage ist. Jch freue mich aber, daß, troßdem diese Grundsätze bestehen, sehr erheblihe Verbesserungen eingeführt werden konnten.

Zunächst soll im Bahnmeisterdienste ebenso wie im Stations- und Abfertigungsdienste eine Dreiteilung stattfinden, die das Bahn- meisterpersonal seit Jahren gewünscht hat, statt der bisherigen Zwei- teilung. Die Verwalter der wichtigsten und bedeutendsten Bahn- meistereien sollen als Oberbahn meister auf das gleiche Gehalt wie die Stationêvorsteher erster Klasse, nämlich 2400 bis 4200 #, ge- stellt werden. Solcher Stellen sind für das Etatsjahr 1905 150 vor- gesehen. Von dieser insbesondere durch die Durhführung der Neu- ordnung des technishen, Telegraphen- und Sicherheitsdienstes ver- anlaßten Maßnahme ist zu hoffen, daß sie dazu beitragen wird, dem Bahnmeisterdienste tüchtige Kräfte zuzuführen und zu erhalten, was unbedingt notwendig is mit Rücksicht darauf, daß die Sicherheit des Betriebes zum großen Teil in den Händen der Bahnmeister liegt.

Für die Rangiermeister ist mit Rücksicht auf den außer- ordentlih aufreibenden Dienst, der ihren frühzeitigen Verbrau zur Folge hat, eine Abkürzung der Aufrückungszeit im Gehalte von 18 auf 15 Jahre vorgesehen.

Tie im Bahnhofs- und Abfertigungsdienste tätigen Weichen - steller erster Klasse einshließlich der Hal testellenaufseher, welche wesentli andere Dienstfunktionen auszuüben haben wie die im Stellwerksdiensst beschäftigten Weichensteller, sollen ebenfalls künftig nah einer günstigeren Stufentafel im Gehalt aufrücken können. Auf diese Weise erreichen die Weichensteller erster Klasse ein- {ließli der Haltestellenaufseher das Höchstgehalt stait bisher in 18 künftig 15 Jahren.

Für die Stationsvorsteher zweiter Klasse, bei denen aus den vorhin erwähnten Grundsäßen eine Gehaltsaufbesserung, die von ihnen auch gewünsht war, nicht stattfinden konnte, sind indessen auch Verbesserungen eingetreten, und zwar nicht nur“ für fie, sondern auch für die Bahnmeister erster Klasse, die Bahnmeister, Werkmeister, - Güterexpedienten

Gisenbahnsekretär tatsählich nachgewiesen haben, zu befördern und

Berlin, Dienstag, den 7. März

fepbigaun cahen ste, ipdatanaimmnini il cine ini also ftatt einer Gehaltserhöhung, im neuen ausgebra :

Gleichzeitig if die Höchstgrenze zum Bezuge dieser Stellenzulage auf 400 Æ erböht worden, und so wird es mögli sein, {wierige Dienst - leistungen mit reihlihen Stellenzulagen zu entlohnen.

Zwei neue Beamtenstellen sollen eingeseßt werden, auf die ih ganz besonderen Wert lege: die Röottenführer und die Schirr- männer.

Die NRottenführer sollen ‘die Führer der einzelnen Arbeits- rotte sein, die bisher aus\{hließlich aus Arbeitern bestanden und die auf den Strecken also den Bahnkörper zu unterhalten hat. Meine Herren, diese Arbeiter kommen namentlich in den Industriegegenden plöulich bergelaufen, nehmen Arbeit bei der Bahn an, und wenn sie da ein paar Tage oder Wochen gestopft oder gehackt haben, dann werden sie von irgend einem industriellen Werke, von dem sie unter Umständen, wenn au nur vorübergehend, einen höheren Lohn bekommen, angenommen. Um nun einen Stamm zu gewinnen, is es nötig, tüchtigen Leuten die Beamtenlaufbahn zu ershließen; das sind die Rottenführer. Ebenso war es notwendig, einen Anführer in der Rangierkolonne auf den Rangierbahnhöfen zu haben, der Schirrmann genannt werden sol und au die Vorteile des Beamtentums bekommt. Diese beiden Kategorien sollen das Gehalt der Schaffner erhalten. Ich halte diese beiden Beamtenklassen für eine ganz wesentlihe Ver- besserung für unseren Betrieb und auch für einen Ansporn für die Arbeiter selbst. (Sehr richtig!)

Ich komme jeßt auf die höheren Beamten. Bei der Zentral- verwaltung hat \ih die Notwendigkeit herausgestellt, von der tehnishen Abteilung, in der bisher sowohl die bautehnishen wie die maschinen- tehnishen Geschäfte bearbeitet wurden, die maschinentehnishen Ge- {äfte loszulösen und die Leitung einem besonderen Abteilungs- dirigenten zu übertragen. Bei zwei Eisenbahndirektionen war ja eines der vorhandenen! maschinentechnishen Mitglieder zu Oberbauräten er- nannt; zwei solche Stellen sind in den leßten Jahren eingeführt worden, sodaß Sie also sehen, daß auch für die maschinentechnischen böberen Beamten weiter gesorgt wird.

Die Anstellungsverhältnisse der Regierungsbaumeister haben- sich in den legten Jahren wesentlich verbessert. Die zum 1. April 1905 zur etatsmäßigen Anstellung kommenden Regierungsbaumeister haben die leßte Prüfung im Maschinenfah 1898, im Baufach 1899 abgelegt. Es beträgt also die Anstellungsdauer für die ersteren 64 bis 7 Jahre, für das Baufah 6 Jahre. Der neue Etat wird namentlih die Aus- sichten der höheren technish:n Beamten auf Beförderung in-Dirigenten- stellen verbefsern; neben vier Mitgliedsstellen sür höhere Administrativ- beamte sollen neun neue Mitgliederstellen füx bau- und maschinen - tehnishe Beamte geschaffen werden. (Sehr gut !)

In welhem Maße fortgeseßt die Verhältnisse der höheren technishen Beamten eine Verbesserung erfahren haben, bezw. durch den neuen Etat erfahren sollen, ergibt sich aus den seit 1895 geschaffenen Etatstellen für die tehnishen Mitglieder. Die Bèrmehruug betrug 102, während die Vermehrung der administrativen Direktionsmitglieder in derselben Zeit nur 20 betrug. Bei den Eisenbahndirektionen Berlin und Kattowiy ist die Stelle eines Oberregierungsrats vorgesehen, und zwar in Kattowiß für die Shmalspurbahn, die wir erworben haben, damit in deren Leitung nicht zu oft ein Wechsel eintritt, und in Berlin für die Verwaltung der Wohlfahrtseinrihtungen, die wir hier zentralisiert haben. Die Stellungeu für Inspektionévorstände werden um 6 ver- mehrt, darunter 5 technische, “und zwar infolge des Zugangs der Swhmalspurbahn sowie der Eröffnung von neuen Bahnstrecken, außer- dem 4 infolge Verkleinerung der bisher hon bestehenden, sehr stark belasteten Inspektionsvorstände. Mit dem 1. April 1905 werden die Vorstände sämtliher Maschineninspektionen mit Dienst- wohnungen bedacht sein; sie sind also dadurch den Betriebsinspek- tionen nunmehr völlig gleihgestellt, was auW den Wünschen der Maschineninspektoren, die sie feit langen Jahren gehegt haben, ent» spricht.

Im Etat von 1905 ist eine ganz erheblihe Vermehrung der etatsmäßigen Stellen vorgesehen, wie ih {hon erwähnte ; insgesamt kommen gegen 1904 einshließlich der Rottenführer und Schirrmnänner niht weniger als 10302 Stellen in Zugang, sodaß sih die Gesamtzahl der Etatsftellen auf 146 183 erhöht. Vor 10 Jahren war die Gesamtzahl nur 96195; die Steigerung beträgt hiernach 52 9%, während die Steigerung der Gesamtkopfiahl des Personals 35,4 9/6 beträgt. Hieraus folgt, daß ein hoher Prozentsatz von bisher in außeretatsmäßigem Verhältnis beshäftigten Bediensteten in das etatsmäßige Beamtenverhältnis überführt worden ist oder im neuen Etatsjahre noch erfolgen wird. Darin liegt eine außerordent- lihe Besserstellung des Perfonals.

Zu den Stellenvermehrungen im einzelnen kann ih noch folgendes bemerken. Die Staatsverwalkung hat si entshlossen, um die älteren Jahrgänge der Eisenbahnsekretäranwärter, die hauptsählich infolge der Neuordnung des inneren Dienstes in ihren Anstellungs- verhältnissen gehemmt sind, in Eisenbahnsekretärstellen anstellen zu können, nohmals 156 niht technishe Eisenbahnsekretärstellen in den Etat zu bringen. Somit wird es möglich sein, im Jahre 1905 diejenigen Betriebssekretäre, die die-Befähigung zum

auch die Anstellung der älteren Bureaudiätare zu beschleunigen. Durch diese Maßnahme wird den Verhältnissen derjenigen Eisenbahnbetriebs- sekretäre, die also das Beförderungsexamen abgelegt haben, wesentli Rechnung getragen. Im äußeren und mittleren Dienst ist insbesondere die Schaffung von rund 800 Beförderungsstellen zu erwähnen, darunter 300 I. Klasse, und zwar für den Bahnhofs- und Abfertigungsdienst ist dies eine ganz besondere Verbesserung. Eine Vermehrung in dieser Höhe hat noch nie zuvor stattgefunden. Sie wird gleichzeitig die Beförderungsverbältnisse der Anwärter günstig beeinflussen. Im übrigen sind zu erwähnen folgende Stellenzugänge für die einzelnen Kategorien: Lokomotivführer und Maschinisten 779, Zugführer 567,

1905.

steller 1221, Schaffner, Bremser, Wagenwärter 1650, Ragi r

ves cas A S 37, Lademeister Ai ausgeber 50, ahnsteigshaffner 65 un i ivhei mar. e Ray d endlich Lokomotivheizer

Meine Herren, ih glaube, das is eine Stellenvermehrung, wie sie wohl von dem Personal nit besser hätte erwartet werden können. (Sehr richtig!)

Was die Stellenzulagen betrifft, so stellt sich dieser Fonds gegen das [aufende Jahr ‘um über 2 Millionen Mark höher, davon, wie erwähnt, {hon rund 14 Millionen für die- mittlerèn Außenbeamten als Entgelt für die erheblich größeren Dienstleistungen, während rund # Million Mark zur Gewährung von Dienst- und Teuerungs- zulagen an Unterbeamte bgxeit gestellt worden ift. Vor 10 Jahren betrug der Stellenzulagenfonds 2 524 000 Mark, * für 1905 find für die gleihen Zwedcke rund 74 Millionen Mark, also 196 9/% mehr vorgesehen. Die Stellenzulagen haben sich also im Laufe der Jahre als ein unbedingt erforderlihes Mittel heraus- gestellt, um stärkere Dienstleistungen, die namentlich durch solche plög- lihe Anshwellung des Verkehrs, wie wir sie in diesem Jahre gesehen, verursaht werden, um solche größeren Dienstleistungen zu entlohnen.

Was nun die Arbeiterl öhne anbetrifft, so sind diese auch in einer stetigen Steigerung begriffen, wie die Anlage 8 des Betriebss berihts Jhnen zeigt. Die Steigerung beträgt in den verflossenen 8 Jahren 16,3 9/6. Für das Etatsjahr 1905 find für Betriebs- und Bahnunterhaltungs- und Werkftättenarbeiter zum Zwette der Erhöhung der Lohnsäße, gegenüber dem zuleßt abges{hlofsenen Jabre 1903, über 34 Millionen angeseßt. Diese 34 Millionen Mark fallen um so mehr ins Gewicht, als durch die Einführung der Rottenführer und Schirrs männer eine größere Anzahl von hochbesoldeten Arbeitern ausfällt und dur minderbesoldete Arbeiter erseßt wird. Deshalb ist natürlich die Bedeutung dieser 3F Millionen Mark für die eînzelnen größer. Daß den langjährig an der Eisenbahn beschäftigten Ar- beitern durch einmalige Geldbelohnungen eine Freude bereitet wird, habe ich {hon erwähnt. Die Fristen dafür sind aber abgekürzt worden, indem wir niht in 25, 30 und 50 Jahren die Belohnung gewähren, sondern jeßt nach 20, 30, 40 und 45 Jahren, und zwar betragen die Belohnungen 20, 30, 40, 60, 80, 100 bis 150 Æ

Meine Herren, das Wohnungswesen ist in außerordentlicher Weise gefördert wordez Es werden auch hier große Mittel in diesen Etat für das Wohnungswesen angefordert. Gegenwärtig verfügt die Staats- eisenbahnverwaltung über 39 000 staats8eigene Wohnungen, rund 2700 Wohnungen mehr als im Vorjahre. Außerdem kommen noch Aufroendungen in Betracht, die aus dem sogenannten Wohnungs- fürsorgegeseß genommen werden, und die Darlehne, die gegeben werden aus den Einrichtungen der Arbeiterpensfionskassen. Ih will, um nicht zu lang zu werden, die Zahlen nicht im einzelnen anführen, sondern mich darauf beschränken, zu erwähnen, daß die Summe der \taats8- eigenen und Genossenschaftswohnungen jeßt 45 150 Wohnungen beträgt. Wir: werden dafür sorgen, daß wir immer mehr Wohnungen zur Verfügung bekommen, weil gerade die Wohnungsfürsorge eines der besten Mittel ist, um die Beamten und Arbeiter an die Staats- eisenbahnverwaltung zu fesseln. (Sehr rihtig! im Zentrum.) Unsere Unterstützungsfonds sind bei der Staatseisenbahnverwaltung auch wieder durch den Etat verbessert worden. Die Mittel für solche Zwedcke sind um -rund 645 000 Æ gegenüber der Ausgabe des Jahres 1903 verstärktWorden. Im ganzen sollen zur Unterstützung für Arbeiter und Hinterbliebene 1 080 000 A im Jahre 1905 verwendet werden. Insgesamt stehen für Remunerationen und Unterstüßungen 5 723 800 A zur Verfügung. Andere Wohlfahrtseinrihtungen find im Etat ja in reihlihem Maße vorgesehen, und ih lege ganz be- fonderen Wert darauf, daß namentlich die Aufenthaltsräume für die Beamten, die Versorgung mit warmer Kost während der Fahrt und die Uebernahtungslokale daß alle diese Einrihtungen wesentlich verbessert werden, namentlich auch dafür gesorgt wird, daß den Arbeitern, die draußen in Wind und Wetter arbeiten müssen, ein Schuß je nah den Verhältnissen geshaffen wird. Auf diese Sachen im einzelnen will ich niht eingehen.

Für die Arbeitershaft werden im Jahre 1905 an Zuschüfsen zu den Krankenkafsen und Pensionskafsen für die Arbeiter an Entschäti- gungen auf Grund des Unfallversicherungs- und Haftpflichtgesezes im ganzen 133 Millionen aufgewendet. Der Prozentsaß der ständigen Arbeiter als folhe werden alle bezeihnet, die mindenftes ein Jahr bei der Eisenbahnverwaltung in Dienst sind hat sich erheblih erhöht, und zwar seit 1893 um 13 °/6. Er betrug 1893 80 °%%/ aller Arbeiter.

Dann, meine Herren, ist auch ein Etatstitel eingeseßt worden zur Verbesserung und Förderung der Einrichtung zur Kranken- und Klein- finderfürsorge an folchen Orten, wo die Beamten und Arbeiter in der Einsamkeit wohnen und s{chwer Anshluß finden an Krankenhäuser. Auch da sind zwei Posten von 24 000 A und 26 000 #4, zusammen also von 50000 M hierfür eingeseßt. An Beihilfen zur Herstellung von Genesungsheimen finden Sie auch wieder einen Titel von 50000 Meine Herren, die Krankenkasse, die gegründet worden ist, hat fich sehr {nell entwickelt ; in wenigen Wochen waren 70 000 Mitglieder in die Kasse eingetreten. Auf alle diese Verhältnisse komnien wir ja im ein- zelnen noch zurü.

Aus dieser Fürsorge möge das hohe Haus entnehmen, daß ih es zweifellos als meine erste Pflicht erahte, für die Beamten nah Mög- lihkeit zu sorgen. Es sind im Etat 1905 im ganzen an Mehraus- gaben für die Beamten und Arbeiter lediglich. durh die Verbesse- rung der Bezüge 105 Millionen mehr vorhanden als im Jahre 1903, und von diesen 104 Millionen entfallen allein auf die Vermehrung von 1904 zu 1905 rund 7 Millionen Mark.

Meine Herren, aus diesen Zahlen ergibt sich, wie ih wiederhole, daß wir bestrebt sind, voraus zu denken. Das wird aber nicht ver- hindern, daß Jhnen eine große Anzahl von Petitionen zugehen werden, daß eine Anzahl von Arbeitern oder Beamten immer noch nicht

Stationseinnehmer und -Assiftenten im äußeren Ab-

Weichensteller 1. Kläfse und Stellenwerksweichensteller 500, Weichen- b

zufrieden sein wird. Ih möchte von dieser Stelle aus an die Beamten