1905 / 64 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Großhandelspreise von Getreide on deutschen und fremden Börseuplözen für die Woche vom 6. bis 11. März 1905 nebst entsprehenden Angaben für die Vorwoche. Zusammengestellt im Kaiserlichen Statistisen Amt. 1000 kg in Mark. (Preise für greifbare Ware, soweit nicht etwas anderes bemerkt.)

Nummer d. Bl. berichtet. nimmt das Wort der

den meisten Kollegen ist keine Beshwerde aus

6./11. gegen März | Vor-

1905 | woe | die Verzögerungen zum Teile durch die Pat Ï Berlin. vers Sultet be A großen tile urch die Patentanwälte felbst Roggen, guter, gesunder, mindestens 712 g da81 ,1 139,75| 139,88 Bild Klagen gard die R Tonn n adt Ae E e é 759 g das 1 , 174,29 175,20 | das Geseß richten; aber man hat den Eindruck, als ob 8 Hafer, 7 “i z 450 g das 1 141,50| 141,75 A 1E E de En Vorwürfe erhoben werden sollen. Manub éin er Borpruser muß doch erst untersuchen, ob etwas Neucs vorliegt : ( ; : das geht nit so \chnell. Daß sch allmähli% ni äe, Roggen, Pfälzer, geht nel allmählih nicht Grundfäe, Been, Hsülier, ruff der, amerite rumdn, mittel. | 19052 16931 | [fien Ersahngglübe Im Pasentams berouägebiltet baben, it bos jc h 1 daes f : L ' 1bItverstà - &aß aver nur Naritäten zugelassen werden, ift doch ci ae ies württembergische, e 12809 152,90 | eigentümlihe Behauptung. Ich bin Be D da, die G Vot , 7 zer, N 79,37 179,37 | Patentamt zu verteidigen, das werden sie hon selbst tun. Differenzen L E Mt en. | E bebclten Augen ausgeglihen werden; man sollte uns damit A el l 140,63| 142,40 Um 2 Gs j / Weizen, Theis, S 185,80! 188,45 | ; Abg. Dr. Müll er - Meiningen (fr. Vgg.): Es ist mit großer E s 181,25| 130,46 | Sedeloea a gnomumen worden, daß E A 155/12| 155, Handelsverti ) etzer Regierung den Klagen der chemischen Mais, Ute 143/19 Be Industrie über die Beeinträchtigung durch die \{chweizerische Gesctz- Budapest | | üllgemein gefalten, Ge U lotution Völtier ift rot : : m [ . Es T Wasser in die Spree laufen, Noggen, Mita 130,47] 130,38 | ehe wir zu einer tiefgreifenden Reform des Urheberrechts kommen. Am eizen, E 170,84] 171,99 | verbesserungsbedürftigsten scheint mir das Warenzeichengefetz zu sein. Es afer, : C 125,67| 124,49 | darf nit geschehen, daß ein Warenzeichen dem einen ver!agt und dem Ee B 124,22| 123,98 | Usurpator gegeben wird. Auf Einzelheiten will ih bei der Kontingentie- ais, E 136,73| 135,58 | rung der Debatte nicht eingehen. Was das Patentamt selbst betrifft, Oidéffa, r mo Q ien vid pee M juristis@en i [ehr z hen. Vie Techniker beschweren ih darüber, daß die groggen, d A LEREO M 102,44| 101,91 âlteren Regierungsräte niht den Titel Geheimer Rat inn, etzen, Ulfa, is E D An 128,11| 128,44 | "Was die Patentanwalte betrifft, so stehe ich in der Mitte zwischen Riga. s e T E Nele Mißstände E da enfer Roggen, 71 bis 72 kg das hl h n vorhanden waren, wurde in Industriekreisen Wein, n s E s S8 102 bedauert. Unter dem jeßigen Präsidenten ist es ja wesentlich besser ge- “u N C 12 / G E E um Milliarden von Werten, und es ist zu Noggen } lieferb E 124,36| 123,69 Aas E E s liber e bas l G ist e ie ,30| ; 9 mey. ' Jer Un er Geist eine Weiten er A Er A adi Monats ( 188,04| 186,35 eigen Kommandos, der unter dem früheren Präsidenten herrfchte, Bana / 139,98] 140,16 Abg. Noeren (Zentr.): Ueber die Entstehungsgeschi S z ; y entr. ): geschihie der Denk- Da E 146,07) 146,25 {rift der Patentanwälte möchte ih nur fagen, daß ich ta Sache S 146,07| 146,66 | ungefähr auf demselben Standpunkt stehe wie der Vorredner. Ich Weizen D 148,10] 148,28 | habe gefunden, daß es faum einen Punkt gibt, über den sich die Patent- Cn 156,21| 156,41 | anwälte nicht bes{wert haben. Das ist um so auffallender, als Be- Va a 151,18/ 151,78 | \chwerden aus Industriekreisen uns nicht zugegangen sind. Die Beschwerden urrachee, rot. . E 134,95! 134,71 | der Anwälte erklären sich daraus, daß es sich hicr um ein verhältnizmäßig Dombay Cw. 142,01| 142,19 U Eo E täust f wle in ihren Erwar- S | ungen "ih einigermaßen getäuscht sehen. o ist es bei jedem Geseg, T is d 119,27| 117,00 so war es aud beim Geseß über den unlauteren Wettbewerb. Die oggen f St. E 14048 191 Anwälte wollen eine Herabseßung der fiskalischen Patentgebühren ; a en | A 155/131 A an eine Revision ihrer eigenen Gebühren aber denken sie nicht. ! | amerikanischer Winter- . . : : : } 169/23| 169/45 Je will det Für eirtreteerBaltnis zu den fisfalishen recht hoh. Mais \ A Bleis E 96,04 96,16 geseßt wert: ha “die Mebisigt Mie: Gebdg WGüdren L Ie S D,TT] f / ; : E S « «| 105,77) 101,67 | der fisfalishen Hand in Hand gehen. Ih bestreite nit, daß das London | ael eet fee A Rer der Zeitpunkt ist noch nicht : aiaNiT dei : 96 1469 | Setommen, jept [hon eine solhe Reform vorzunehmen. Die Denk- Delen j V po} (fark ano). f 18020) 19853 | Init folte nad ein, noch, dret Jahren wieker untersucht twerden, B N u / Aba B ih begründe sind. : ezen) englisches Getreide, 14441) 14423 | outen r Ot thoff (fr. Vag.): - Au uns scheint die Hafer Mittelpreis aus 196 Marktorten 121,62 121/89 | H&olution zu allgemein gehalten, an balten wir den Zeitpunkt noch erste J (Gazette averages) 141 82| 14203 | nit für gefommen, eine so weitgehende Reform des Patentgeseßzes : L | vorzunehmen. Bedenklih ist urs, daß die Erfindungen der angestellten Liverpool. | Ingenteure, Techniker usw. absolut rechtlos sind. Jhre Interessen O 168 10| s müßten bei einer Neuregelung des Geseßes mit berüdsichtigt werden. O 140 26: Heute gelten die Erfindungen der Angestellten als Erfindung der I 010 150 784 1,48 Unternehmer, und die RNechtsprehung des Neich8gerihts geht auch Kura - S 141,36 D R Mes S E Cn sich die Ren die Erfindungen E S 1, (49 ¡rer A1 en als ihr Eigentum vor. tese z ei Hafer, englis E E 127/32] 127 51 materiellen Entshädigung beeinträchtigt den E d V ad G fi / Df E dos gestellten zum Schaden der Unternehmer selbs. Amerika und ste, T 9940| - 97/98 Desterreih haben den Schuß der Angestellten infofern durchgeführt, als A. Odessa E 2 148/38 m n L A Mere dec C M daß Erfindungen a amerikan. ; a E R r u! dem Namen virtlihen Erfinder ges{hüßt : fa P n o) E 008 | Bea go ut lORE B ci pn Man fan namen de : L / / [Wen und fe@ntsden Induslrie bei der EigentümlicGkei Chicago | Verhältnisse ein gewisses Necht auf die efndungea iber A E 175,48| 177.87 n Tren, Doch könnten immerhin die billigen Ansprüche der Weizen, Lieferungsware L dv 145,86 153,10 Wee del, Diliare (e Ge, ette : E BEL R p du ) gr “C! = un 4 Mais Mei tai E 1389,51) 140,81 | mäßigen Stellen als berehtigt der Regierung empfehlen Gin " E 79,43) 79,41 Abg. Dr. Paa sche (nl.): Ih möchte den Abg. Noeren bitten eu Vork. doch für den Antrag zu stimmen. Wir haben den Antrag absichtlich roter Winter- Nr. 2. 183,73| 187 07 allgemein gehalten. Er ist mehr eine Resolution und kommt eigent- S / 1,0 lih auf die Anregung einer Enguete hinaus. Herr N i R K E 174,48| 17707 | gl E, “neren Wu pon Lieferurdowas 7 M 7 152,84) 159,31 | gewerblichon Rebrsft g esrift erfahren haben. Der Verein für Sebleuer 140 43 145/47 gewerblichen “Bauk arbeitet {hon seit Jahren auf eine Ver- Mais 7 E besserung des Patentge ebes hin, ebenso andere Korporationen. Jch las M ' habe den Antrag mitunterstüßt, weil ih cine Reformbedürftigkeit des Weizen enos Aires. s : Lu für erwiesen halte. Cine grundlegende Reform erwarten wir Mais | Durchschnittsware a { 112/08) 121,16 na R Große Rücksicht ist hier am Plate. Ih erkläre 86,42| 85,53, | auédrüdlich, daß ih mih mit allen Einzelheiten der Denkschrift

Bemerkungen.

1 Imperial Quarter ist für die Weizennoti ¿ an der Lond duktenbörse = 504 Pfund engl. gerechnet; für die aus ten Umsähen

an 196 Marktorten des Königreichs ermitt [t Syreise ff arf e einheimishes Getreide Gade Sa fil Sa De Mr Daß in einem so großen Amt der eine oder and

Weizen = 480, Hafer = 312, Gerste = 400 Pf eift, ift unvermeidlich, spricht aber nicht gegen d

wird eine scharfe, ja unerhörte Kritik unberechtigt ist. Was soll man z. B. dazu sagen,

( d engl. angesetzt. Di Geb 7 z i 1 Busbif Wein n 1 6 _ Fund eng ge! ie Gebühren sind durhaus zweckmäßi

zen 90, 1 Bushel Mais = 56 Pfund DENiS: niedrig und steigen allmätlich. S ite, än diéser Gut ile zu ändern. Die Patentanwälte baben am wenigsten Ursahe,

1 Pfund englisch = 453,6 g; 1 = izen = 2400, Mai 2000 E g; 1 Laft Roggen 2100, Weizen =

et der Umrechnung der Preise in Reihswä i aus den einzelnen Taletanceisés im Reid eia E o wöchentlihen Dur@schnittswehselkurse an der Berliner Börse zu

Srndeegclegt. Preise in Buenos Aires unter Berücksichtigung der

die Höhe der Gebühren zu beschweren. Der teh

Petition eintreten, da

ihnen den Titel Gewerberat oder dergl. geben.

Posadowsky - Wehner:

Deutscher Reichstag. 163. Sigung vom 14. März 1905, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Tagesordnung: Fortseßung der zweiten Berat Reichshaushaltsetats für 1905 bei dem Etat us Rei Samts des Jnnern, und zwar bei den Ausgaben Gi De serlige e und der dazu von den 9g. Lr. Dottger (nl.) und Genossen eingeb i Wortlaut bereits mitgeteilten Resolution. O

ziemlih lange Rede halten und auf sehr viele te

Bedenken Anlaß. Diese Verhältnisse veranlaßten entwurf, betreffend Vorbildung und Stellung der Bundesrat vorzulegen; dieser Entwurf . ist von Körperschaften des Reiches verabschiedet worden.

legung des Gesezes das Ziel, aus dem Patenta

und der Industrie in dieser Nichtung zugegan der Patentanwälte ist nur von der fnappen H dieser Kategorie unterzeihnet; ob diese zur Vertretung von Handel —— | und Industrie berufen sind, möchte ih bezweifeln. Schon die Form Wo D der Gingaben muß beanstandet. werden. Die Herren treten in auf-

oe a- fälliger Weise als der Stand der Patentanwälte avf, obwohl nur etwa die Hâlfte unterschrieben hat. Die Beshwerden über die Verzögerung der Erledigung der Patentanmeldungen sind insofern unbegründet, als

durchaus nit identifizieren kann. An der Tätigkeit des Patentamtes geübt, die durchaus

die Hälfte aller Bescheide beruhe auf einer unreifen Auffassung!

babe ih mich {on t ege und n; auch J i l ihre Gehalts- und Titelverbältni - sprehend ihrer wissenschaftlichen Vorbildung verbesseet wel * Diese Beamten sollten niht ewig Hilfsarbeiter heißen : vielleiht könnte man

Staatssekretär des Jnnern, Staatsminister Dr. Graf von Da der Abschluß der Etatsverhandlungen drängt, muß ih mir versagen, auf viele Fragen, die heute in bezug auf das Patentamt bè-

rührt worden sind, eingehender zurückzukommen. Ih müßte sonst eine

eingehen. Ih will mich deshalb so kurz fassen, wie nur mögli. Der Stand der Patentanwälte gab früher zu mancherlei ernsten

Ueber den Anfang der Sizung wurde in der gestrigen

Nah dem Abg. Dr. Böttger

, Abg. Paul i - Oberbarnim (Rp.): Wir können uns nit ent- \{ließen, hon jeßt an dem Patentgeseß wieder zu ändern. Mir und den Kreisen des Handels gen. Die Denkschrift älfte der Angehörigen

wenn behauptet wird,

ere sich cinmal ver- en Wert des Amtes.

he, fich über nischen Hilfsarbeiter jeßt für ihre

nische Einzelheiten

mi, einen Gesetz- Patentanwälte, dem

den geseßgebenden Ich hatte bei Vor-

kostengesetes. Ich kann zunächst nur dringend davon abraten.

Aehnliches herauszubilden und ihm allmählich die gleihe Stellung zu geben, wie sie etwa der Rehhtsanwaltsftand im Deutschen Reiche ein- nimmt. Es war meine Idee, die Stellung der vorhandenen Patent- anwälte zu heben und zu stärken und der Stellung der Patentanwälte neue Männer zuzuführen, Männer, die unzweifelhcft die technische Vorbildung und das notwendige Maß von Charakterbildung besäßen, um den Verkehr zwishen Publikum und Patentamt in wirtschaftlich nüßliher Weise zu vermitteln. Ich hatte dabti die Hoffnung, daß dann ein gewisser Friede sowohl in den Patentanwaltsstand selbst einziehen würde, wie auch in das Verhältnis zwischen Patentanwalt- {chaft und Patentamt. Jh muß aber zu meinem Bedauern sagen, daß in den Patentanwaltstand ein Geist des Unfriedens eingezogen, aus persönlichen oder angeblih sachlichen Gründen der Beschwerdeweg gegen das Patentamt in einem Umfange beschritten ift, daß der Ver- kehr zwischen leßterer Behörde und der Patentanwaltschaft auf diesem Wege si zu einem gedeihlihen nicht gestalten kann. Ich freue mi darüber, wenn in dem Patentanwaltsstande sich ein gewisser Geist der Berufêgenossenshaft herausbildet, und wenn der Patentanwaltestand darauf bält, die berufsgenossenshaftliche Ehre hozuhalten und zu wahren. Wenn aber dieser Stand eine ähnliche Stellung e:streben will gegen- über dem Publikum und der rechtsprechenden Behörde wie der Nechts- anwaltsstand gegenüber den Gerichten, dann, glaube ih, muß er sich au sagen, daß er sich in den Formen bewegen muß gegenüber der Be- hörde, in denen der Nechtsanwaltsstand in Deutschland gegenüber den riterlihen Behörden sih zu bewegen pflegt. An dieser Art des Verkehrs hat es zum Teil bisher gefehlt. Aendern sich diese Ver- hältnisse, so wird cs gewiß auch an Entgegenkommen von der andern Seite nicht fehlen.

Im einzelnen will ich nur ganz kurz bemerken, daß über die Stellung des Vorprüfers folgender Grundsaß im Patentamt aufgestellt worden ist:

„Hat der Vorprüfer keinen Bescheid erlassen, so ist er zur Teil- nahme an der Beschlußfassung in der Anmeldeabteilung berechtigt, wie jedes andere Mitglied. Hat er einen Bescheid erlassen, so nimmt er an der Abstimmung nicht teil.“

Dana berfährt das Patentamt. Sollte es aber einmal zu einer Aenderung der Patentgesezgebung kommen darüber werde ih mich naher noch aus\prechen —, dann wird die Frage sehr erwägenswert sein, ob man nit dem Vorprüfer eine voll- fommen selbständige Stellung anweist und ihn an dem Geschäfte der Anmeldung überhaupt niht mehr beteiligt.

Es ist ferner darüber geklagt worden, daß der Prozentsay der zurückgewiesenen Patentgesuche zu groß sei. Ebenso wie in bürgerlihen Nechtsstreitigkeiten die Parteien si gegenüberstehen, stehen sich au beim Patentverfahren zwei Parteien gegenüber : auf der einen Seite die gesamte Industrie, das gesamte Publikum, auf der anderen Seite der Patentsucer, der für seine Erfindung auf einen beschränkten. Zeitraum ein Monopol erwerben will. Ich glaube, das hohe Haus würde sehr überrascht sein, wenn sich hier bei ihm in Form einer Petition der Stand der Rechtsanwälte beshweren wollte, daß sie beim Reichsgericht zu viele Prozesse verlieren. Ganz ebenso aber liegt die Sache hier. Das Patentamt ist eine recht\prechende Behörde, die Reht macht zwischen den allgemeinen Interessen des Publikums und dem Sonder- interesse des Erfinders. Man kann also niht auf Grund einer all- gemeinen Statistik sagen, das Patentamt entscheide sahlich falsch, weil fo viele Patente zurückgewiesen werden. (Sebr rihtig!)) Dann ist gefordert worden: die technischen Hilfsarbeiter müßten mehr den Ständen der Industrie entnommen werden, aus dem Kreise von Per- sonen, die mit der Jndustrie praktisch aufs engste verknüpft wären. Ih würde dem mit der allergrößten Freude nachkommen. Es besteht nur das Hindernis, daß mir das Schazamt für die Beamten nicht die Gehaltssäge bewilligen würde, die zu diesen Zwecke erforderliß wären. Hervorragende technische Kräfte werden in der Industrie, namentlich wenn es ihr gut geht recht hoh bezahlt und es ist kein Gedanke daran, daß wir jemals solche Gehälter einseßen könnten, wie sie von hervorragenden Technikern in der großen Industrie vielfah erworben werden. In der Stagts- stellung findet \sih eben der Ausgleich in der größeren Sicherheit und der Pensionsberechtigung. In dieser Konkurrenz mit der besser ¿ahlenden Industrie liegt deshalb häufig eine große Schwierigkeit für die Gewinnung neuer Kräfte. Ich bin im übrigen von jeher der Ansicht gewesen, daß im Patentamt die Techniker eine größere Rolle spielen müssen, und ich fönnte Ihnen Zahlen vorführen, wenn ih niht dadurch die Debatte aufhalten würde, aus denen hervorgeht daß das technische Personal in der Zahl der Beamten des Patent- amts fortgeseßt eine ftärkere Berücksichtigung erfahren hat, auch in den leitenden Stellen, und ih denke auf diesem Wege fortzufahren. Was das Gehalt der Hilfsarbeiter und ihre sonstige äußere Stellung betrifft, so bin ih, soweit es in meinen Kräften steht, immer bereit die Stellung der mir nahgeordneten Beamten zu verbessern, aber ih kann darüber keine bindende Erklärung abgeben, weil ih darin von den allgemeinen Gehaltsgrundsägen abhängig bin, die vom Neichs- shayamt für die gesamten Ressorts festgelegt werden. Die Stellung eines tehnishen Hilfsarbeiters ist allerdings für die meisten Herren eine abshließende, und es wird mich deshalb sehr freuen, wenn es 2 gelingen sollte, die Stellung dieser Herren au äußerlich zu ver- essern.

Was die Herabsetzung der Gebühren betrifft , i i fiskalishes JInterefse eigentlich niht vor; as L 4 Ge: bühren herabseßzen, so würden vielleiht die Einnahmen des Patentamts steigen; aber die Gebühren nit herabzuseßen, liegt durd)aus im FInteresse der Allgemeinheit, im Interesse der Industrie, damit Patente, die niht mehr lohnen, au wieder der Allgemeinheit zur Ausnugßung zufallen. Was die Zurücfzahlung der Patentgebühren betrifft, so richtet sih diese nah tem Grundsatz, daß nur dann die Kosten zurückgezablt werden, wenn die Sache von der Behörde ohne Schuld der Beteiligten falsch behandelt ist. Dieser Grundbfaß entspricht vollkommen dem § 6 tes Gerichts- Stließlich die Aenderung - tes Patentgesetzes ! Es i

sehr langen Verhandlungen gelungen, endli den N Deutschlands zur Union für den Schuß des gewerblichen Eigentums herbeizuführen. Würden wir jeßt das Patentgeseß {on wieder ändern, so müßten wir auch sofort wieder daran gehen, eine Aende-

rung dieses Unionévertrags herbeizuführen, und ih ; glaube, daß dieser Unionsvertrag \o große Vorteile für unsere Industrie bietet d G

nwalts\stande etwas

sonders in der internationalen Verwendung von Patenten

t, 0

25 die Industrie sehr wenig gencigt fein würde, zum Besten einer Aenderung des Patentgeseßes jeßt wieder ie ganze Beteiligung Deutschlands an der internationalen Union in rage zu stellen. Ih glaube vielmehr, daß die meisten der Be- Herden sich vielmehr gegen angebli falshe Handhabung des Ge- ges richten als gegen die Bestimmungen des Geseßzes selbst. Soweit e sih aber gegen die unrichtige Handhabung des Gesetzes richten, n ih der Ansicht, daß der größte Teil dieser Beschwerden fahlih nberechtigt ist. Mane Shwierigkeiten werden sfih auch dur die ortshreitende Nechtsprehung klären.

Abg. E hrhart (Soz.): Jh habe mi einer Neihe von Ge- verbetreibenden anzunehmen, die si über unsere Gefeßgebung zum atent- und Mustershuy beschweren und nit etwa als Querulanten ngeschen werden dürfen. Leider ist Herr Böttger nicht im einzelnen uf die Mißstände eingegangen, die ihn zu seinem Antrage veranlaßt aben; er hat im wesentlihen nur auf die Eingabe der Patent- nwälte verwiesen. Tatsächlich ist die Unzufrievenheit über unser atentgeseß und namentlih über dessen Handhabung durch das atentamt weit verbreitet. Herr Pauli hat die Zuschrift der Patent- nwälte scharf kritifiert und eine Veranlassung zur Remedur nicht [s vorhanden anerkernen wollen. Da wird nichts übrig bleiben, als uch noch sämtliche Akten auf den Tisch des Hauses niederzulegen, m Herrn Pauli und seine Gesinnungsgenossen zu überzeugen. Man at auch di2 Eingabe wegen ihrer Form ges{holten, aber eine nsthafte Widerleguna der dort erhobenen Anstände ift kaum versucht orden. Zahlreiche Patentsucher behaupten, daß die Vorschriften des eseßes dur die Praxis des Amtes ins Gegentcil verkehrt werden. ¡e Arbeiter sind als Patentsucher ganz besonders im Nachteil. Man empelt das Patentamt als eine melfende Kuh, als eine Einnahme- uelle des Reichs; es bringt einen Ueberschuß von über 3 Millionen. icjenigen, die aus den Patenten einen wirklitßen Genuß haben, ahlen dafür nur einen ganz geringen Teil. Mit der Stundung der Behühren ist es auh eine mißli§e Sahe. Der Armenpaß ift eine hlechte Unterstüßung für den Erfolg des Patentsuchers. Der größte chwindel wird mit dem Begriff der Medikamente auf dem Gebiete er Nahrungs8mittelindustrie getrieben. Wenn die Regierung speziell iesen Erscheinungen nachgehen wollte, die das arme und kranke Volk enachteiligen, so würde sie bald Material genug für eine Revision eisammen haben. N : :

Abg. Held (nl.): Tatsählich haben sich auf dem Gebiete der \1zneimittel Zustände herausgebildet, die auch mir Anlaß zu Be- enken geben und die eine Aenderung des Warenzeichengeseße3 an- jezeigt erscheinen lassen. Der Inhaber einer Wortmarke, die er si hat [hüßen laffen, kann den Preis ganz unabhängig von der Markt- age festseßen; hier spielen u. a. Aspirin und Crinin eine Nolle, die chon vor Jahren hergestellt wurden und als wissenschaftlizes Mittel inen annehmbaren Preis baben, dann aber unter anderen geshüßten Namen zu ganz exorbitanten Preisen von den hberstellenden abriken vertrieben werden. Häufig erfolgt der Betrieb gleichzeitig n beiden Formen. Die Wortmarke gilt zudem nicht allein wie das Patent für 15 Jahre, sondern für immer ; die Schädigung des Publikums st also evident. Eine Menge Geheimmittel werden vertrieben als geseßlich ges{chüßt“ ; aber es ist nur die Wortmarke geschüßt, nicht das Präparat, so dcs „Soloin“ und einige 20—30 andere Präparate. Der Redner zeigt zahlreihe Exemplare vor.) Bei anderen Mitteln, die ie Shwindsucht und anderes heilen und vertreiben sollen, hat der nternchmer sein ehrenwertes Konterfei s{chüßzen lassen. Die Bahl dieser Fälle läßt sih ins unendlihe vermehren. Es liegt ier ein Mißstand vor, der unter allen Umständen beseitigt werden nuß, denn das Publikum wird vadurch unweigerlich in den Glauben erseßt, daß das Präparat selbst behördlich geprüft und für gut be- unden worden ist, während nur das Wort oder das Bild gescküßt st. Der Deutsche Apothekerverein hat {on häufiger, so {hon 1897, eine Aenderung des Gesetzes dahin angeregt, daß für Wortzeichen zur Bezeichnung von Arzneimitteln die Eintragung versagt werden ollie; ich hoffe, daß demnäÿhst in dieser Richtung etwas ge- chehen wird. j : E :

Die Resolution Böttger und Genossen wird an- genommen, das Kapitel „Patentamt“ bewilligt. Bei den Ausgaben für das Reichsversicherungsamt bemerkt der | Abg. Erzberger (Zentr.): Die vorjährigen Klagen des Abg. Svahn über die Imparität unter dem Pflegepersonal der Landes- ersiherung8anstalten sind dur die uns vorgelegte Statistik durhaus bestätigt worden. Das Mißverhältnis springt in die Augen. Jn Posen und Schlesien hat auc die Pasftoration der katholischen Patienten zu großen Klagen Veranlassung gegeben. & muß mehr Freiheit ür die frankenpflegenden Orden geschaft werden. Der Staats- retär follte denjenigen Staatsregierungen, die den Nieder- lassungen krankenpflegender männlicher und weibliher Orden Schwierig- teiten machen, mit recht deutliher Handschrift zu erkennen geben, wie wenig sie damit den tatsählihen Verhältnissen gerecht werden. 5s fommen dabei vor allem unsere barmherzigen Schwestern in Betracht. umal auf dem Lande muß mehr als bisher für die Krankenfürsorge getan werden. Die Anzeigepfliht für die Tuberkuloseerkrankungen follte durch Reichsgeseß oder durch Verständigung unter den Bundes- taaten zu allgemeiner Durchführung gebracht werden. Im Königreich asen ist diefer wihtinge Schritt bereits getan U Abg. Schickert (d. kons.) bittet den Staatssekretär, die Vorschriften über die Aufbringung der Beiträge zur Seeunfallversicherung seitens der Klein- und Küstenschiffer baldigst einer Revision zu unterziehen. er bisherige Veranlagungs8modus sei auf dem rohen Prinzip der ropfzahl aufgebaut, was für den östlihen Teil der Ostseeküste nd für die Anwohner des Kurishen Haffes eine Ueberlastung Und Benachteiligung mit sich bringe, da der ortsüblihe Tage- ohn der Bemessung zu Grunde liege. Der Bundesrat follte von der ihm zustehenden Befugnis auf diejem Gebiete alsbald Gebrauch nahen, wobei auch die Länge der Beschäftigung mit in Berehnung ju ziehen wäre.

Graf

Staatssekretär des Jnnern, Staatsminister Dr. von Posadowsky-Wehner:

Bekanntlih werden die Beiträge zur Seeunfallversiherung nah inem festen Saße von 7 4 erhoben. Jh kann dem Herrn Vorredner vemerken, daß bereits dem Bundesrat ein Antrag vorliegt im Sinne der Befugnis, welhe das Seeunfallversicherungsgeseß erteilt, diese Beiträge nah der Länge der Beschäftigung und der Höhe des orts- blihen Tagelohns festzuseßen. Wenn diese Verordnung vom Bundesrat genehmigt ift, wird ein zweiter Beschluß ergehen zur Durchführung des ersten Beschlusses auf Grund eingehender lokaler Srhebungen.

Abg. Schmidt- Berlin (Soz.): In der Presse, die den Be- rufsgenossenshaften dient, wird behauptet, daß sih in der Arbeiterschaft die Rentensucht zu einer fixen Idee ausgestaltet habe. Ich würde da- von keine Notiz nehmen, wenn diese Meinung nicht vom Staats- efretär vertreten worden wäre. Jch bedauere sehr lebhaft diese Auf- assung des Staatssekretärs, und ih erkläre sie mir aus der einseitigen Snformation der den Berufsgenossenschaften naheftehenden interessierten reise, Der Regierung fehlt leider jede nähere Fühlung mit den Arbeitern. Der Staatssekretär sollte einmal die interessierten Ar- eiter hôren. Die Organe der Berufsgenossenshaften behaupten, daß Aerzte und Gemeindebehörden einseitig zu Gunsten der Verleßten Urteilen, daß die deutshe Nation immer mehr zu einer Nation von Tentenempfängern werde. Das is eine maßlose Uebertreibung. Anderseits kann man es den Arbeitern niht verargen, wenn sie ihre verehtigten Ansprüche zur Geltung bringen. Von einer Rentensuht 1 keine Rede. Einzelne Miherauce kommen ja vor, aber fie dürfen nit verallgemeinert werden. Der Gutachter, auf den fich der Staats- ekretär neulih bezog, ist kein sozialpolitish fortgeschrittener, sondern

rüdckständiger Mann. Daß Neurasthenie oder Nervenleiden fehr oft die Folge von Unfällen sind, ist eine feststebende Tatsahe. Was soll denn ein törperlih heruntergekommener, invalide gewordener Arbeiter machen? Verdienen kann er nichts, weil er keine Stellung mehr findet. Auf dem legten Berufsgenossenshaftstag hat ein Vertreter der preußishen Negierung den ausführenden Behörden gewissermaßen empfohlen, einer Bestimmung, die auf Antrag Stadthagen in das Gese gekommen ist, keine Folge zu geben. Daß die Sozialdemo- fraten behördliherseil8 als Leute minderen Nechts bezeichnet werden, wußten wir schon; neu war mir aber, daß auch Anträge der fozial- demokratischen Partei minderwertig seien, auch wenn sie in das Geseß gekommen sind. Die Bestimmung über das Wiederaufnahmeverfahren bei Rentenansprüchen follte erleihtert werden. Das jeßige Verfahren ist eine Quelle von Ungerechtigkeiten gegen die verunglückten Arbeiter, die nah Ablauf der vorgeschriebenen Frist ihre berechtigten Ansprüche nit geltend machen können. Sehr notwendig wäre, die fleinen Handwerksmeister, die keine Gesellen beshäftigen und die viel {lechter stehen als die Berufsarbeiter, der Alters- und Jnvaliden- versicherung zu uniterstellen. Der Redner bemängelt das Wahlverfahren für die Arbeitervertreter zu den unteren Verwaltungsbehörden. In Nürnberg beständen keine Ortskrankenkassen und hätten die Arbeiter überhaupt fein Stimmrecht, in Hamburg hätten sie es deshalb nicht, weil dort nur eine kleine Ortskrankenkasse bestände, das Gros der Arbeitershaft müsse sih mit den freien Hilfékassen behelfen, diese besäßen aber fkein freies Wahlreckt, weil ihr Wirkungs- kreis über Hamburg hinausgehe und ih au auf Uliona erstrecke. Das Wahlsystem sei ungemein kompliziert und undurc(hsichtig. Es wäre die hôchste Zeit, daß bas Reichsamt des Innern und das Neich8versiherung2amt hier Wandel schafften. Zuleßt wünscht der Redner eine Aenderung der bergpolizeilihen Vorschriften zur Beseitigung gewisser, erst dur die Praxis eingetretener Benathteiligungen der von Unfällen betroffenen Bergleute hinsichtlich des Rentenbezuges. Auf dem Gebiete der Sozialreform scheine jeßt ein allgemeiner Stilistand eingetreten zu sein.

Staatssekretär des Jnnern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky-Wehner:

Meine Herren! Der Herr Vorredner hat fich gegen eine sachverständige mediz inishe Aeußerung gewendet, die ih hier bei einer früheren Rede vorgelesen babe. Jh hatte hierbei erklärt, daß es die Aeußerung eines sehr hervorragenden Nervenarztes wäre. Der Herr Vorredner erklärte, das könne kein sozialpolitisch verständiger Mann sein, sondern es müfse ein sozialpolitisch sehr rückständiger Mann sein. Ich muß dem Herrn Vorredner das wiederholt bestreiten. Kein Nervenarzt wird \sich darüber auch nur im geringsten in Zweifel befinden, daß nach Unfällen neurasthenische Zustände und {were Erschütterungen des ganzen Nervensystems eintreten können. Ich habe erst vor kurzem einen wissenschaftlihen Aufsaß gelesen, in dem auszeführt wurde, daß Personen nah Eisenbahnunsällen, obwohl sie äußerlich gar nicht verleßt sind, einen folchen Chok des Nerven- systems bekommen können, daß sie jede Tatkraft verlieren und zu jeder ferneren Beschäftigung unfähig sind. Daß Aerzte, und ins- besondere Nervenärzte, solhe Tatsachen niht kennen oder in einer wissenschaftlißen Ausführung absihtlih außer aht lassen follten, das, glaube ih, wird der Herr Vorredner mit mir für vollklommen aus- geschlossen halten.

Die Ausführungen, die ih vorgelesen habe, bezogen sich vielmehr auf Fälle, wo jene Vorau®ësezungen, die der Herr Vorredner anführte, nit vorliegen. Daß folche Fälle der reinen Rentenhysterie vor- kommen, geht au aus einer Entscheidung des Reichsversicherungs- amts hervor, die im neuesten Bericht des Neichsversiherung8amts ent- halten ist. Der Bericht liegt, glaube ih, dem hohen Hause noch nit vor. Dort heißt es auf Seite 25: '

Der ursählihe Zusammenhang zwishen Betriebsunfall und einem Leiden ist zu verneinen, wenn jener lediglih durch die Be- mühungen um Durhseßzung des vermeintlihen, aber unberehtigten Anspruchs auf Unfallrente und die damit verbundenen seelis{Wen Er- regungen zur Entwicklung gelangt ist, während der Unfall selbst als wesentliher Umstand für die Entstehung des Leidens aus\cheidet.

Das sind Fälle, meine Herren, welche die sahverständigz Erklärung vorsieht, die ih hier vorgelesen habe, und auf die ih mi gestützt habe, wenn ich sagte, daß Fälle vorkommen, wo der Unfall gar keine Nolle mehr spielt, sondern wo der Nentensucher in der Verfolgung seines Nechts und dur die Art der Verfolgung seines Nechts \{chließ- lih in einen frankhaften und willens\chwachen Zustand gerät. Daß das vorkommt, geht aus jener Entscheidung des Reichsversicherungs- amts klar hervor, und nur gegen diese Fälle habe ich mich gewendet.

Was fernec die sehr roihtige Frage der eventuellen Wieder- aufnahme des Verfahrens betrifft, so is diese Frage be- reits in der vorigen Tagung - des Neichstags eingehend er- örtert worden; ih habe damals zugesagt, dieser Frage nachzugehen. Ich habe deshalb das Reichspersiherungsamt darüber gehört, und dieses erklärte :

Wollte man die Wiederaufnahme im Falle der glaubhaften Zurücknahme einer uneidlichen Zeugenaus\age zulassen, so würde man wohl nicht umhin können, auch den Fall einzubeziehen, in dem eine uneidlihe Ausfage eines Zeugen später durch Aussagen néuer Zeugen widerlegt wird. Damit käme man auf das weite Gebiet der Wiederaufnahme auf Grund neuer Tatsaßen und Beweismittel insbesondere auch Gutachten überhaupt. Die Endgültigkeit der rehtskräftigen früheren Entscheidung würde dadurch in bedenklihem Umfange viel weiter als nach der Zivilprozeßordnung in Frage gestellt werden.

Das NReicsversierungsamt erklärte weiter :

Wollte man übrigens in den Fällen der späteren Zurücknahme oder auh der Widerlegung einer uneidlihen Zeugenaussage die Wiederaufnahme des Verfahrens zu Gunsten der Rentenberechtigten zulassen, so würde man nicht umhin können, fie gegebenenfalls auch ¿u Gunsten der Versicherungsträger, also zu Ungunsten der Nentenberehtigten, zuzulassen. Die Sache hat also für die Rentenberechtigten im ganzen ihre zwei Seiten, zumal da die Fälle der leßteren Art vermutlih die häufigeren sein würden.

Das Reichsversiherungsamt erklärte {ließlich :

Offenbare Härten, welhe ih aus dem beschränkten Umfange der Wiederaufnahme des Verfahrens ergäben, würden gegenwärtig in der Art ausgezlihen, daß die Versicherungsträger ersucht würden, unter Verzicht auf die Geltendmachung der Rechtskraft sachlich erneut dur berufungsfähigen Bescheid Stellung zu dem Anspruch zu nehmen. Diesem Ersuchen sei bisher in der Regel entsprochen worden.

Und in einem Rundschreiben des Reich8versiherungsamts vom

15. November 1904 an die Vorstände der Berufsgenofsenschaften wegen des Verfahrens bei Feststellung der Rentenansprüche heißt es.

Die freiwillige Wiederaufnahme des Verfahrens hat auf dem Gebiete der Unfallversiherung eine viel größere Bedeutung als

auf dem Gebiete des bürgerlihen Nets. Da die Feststellungen in Unfallverficherungs\sachen sich meist auf unbeeidigte Aussagen und Gutachten stüßen, so ist eine Wiederaufnahme des Verfahrens auf Grund der "ohnehin engbegrenzten Vorschriften der Zivilprozeß- ordnung im Unfallentsck{ädigungéverfahren noch feltener angängig. Es entspricht daher der Billigkeit, das Feststellungsverfahren jeden- falls dann von neuem einzulciten, wenn eine unbeecidigte Be- kundung, die bei der früheren Entscheidung für erbebli gehalten ist, sich nahträglich als unrichtig herausstellt. Es darf erwartet

_ werden, daß die Berufsgenossenschaften, wie bisher, au obne An- regung seitens des Neichsversicherungsamts von der Befugnis der freiwilligen Wiederaufnahme des Verfahrens Gebrauchß machen werden.

Meine Herren, in jedem Fall, wo die Wiederaufnahme des Verfahrens nachgesucht ist, und der angeblich Nentenberechtigte ih an mi gewendet hatte, babe ih das Neichsversicherungsamt stets ver- anlaßt, in dieser Weise auf die Berufsgenossenschaften cinzuwirken,

Abg. Kulerski (Pole): Die Kapitalien der provinziellenæ Landeéversicherung8anstalten sind bereits auf etwa 1 Milliarde ange- wachsen. An dieser ungeheuren Summe klebt so manche Träne armer Leute. Die Klagen, die mir in großer Menge zugegangen sind, bestätigen meine Ueberzeugung, daß Millionen vorhanden sind, die aus geringen Verstößen der Versicherten oder Versicherungspflichtigen, aus Formfehlern geflossen sind und sich allmählih zu so boben Be- trägen kapitalisiert haben. Die Fälle sind zahlrei, wo die Bei- träge gezahlt sind, aber die Versicherten nahher wegen solher Form- fehler oder wegen zu bureaufratisher Härten in der Auélegung der ge\eßlihen Bestimmungen weder die Alter3-, noch die Fnvaliden- renten erhalten. Ganz besonders haben darunter die polnischen Rentenempfänger zu leiden, die von den Behörden, namentli den unteren, sehr \chlecht behandelt werden, wovon ih auch der Staats- sekretär, wenn er einmal in unsere Gegend kommen sollte, leiht über- zeugen könnte. Die Anstaltskapitalien werden bei uns unter direkter Verleßung des Grundsayes der konfessionellen Parität fast aus- \hließlich für evangelishe Zwecke bergegeben; es wird damit kon- fessionelle Propaganda getrieben; der Vaterländishe Frauenverein und selbft Genossenschaften und Vereine, welche die Bekämpfung des Polen- tums auf ihre Fahne geschrieben haben, erlangen Darlehne aus diesem

onds. Die katholischen Kranken w-rden mit Vorliebe, und, wie es scheint, systematisch vrotestantis@en Anstalten überwiesen, siehe das O zu Posen, das ohne folhe Zuweisung kaum bestehen önnte.

Abg. Trimborn (Zentr.): Die Stellung der Beamten der Berufsgenossenschaften ist \{chon früher hier berührt worden. In den sämtlichen Beruf8genossenshaften hat man im leßten Jahre Dienst- ordnungen aufgestellt. Diese sind außerordentlich verschieden aus- gefallen; desgleihen die Anstellungsbedingungen. Das Meichs- versicherung8amt sollte doch auf möglihste Gleihmäßigkeit dieser Be- stimmungen hinwirken. Einzelne Berufsgenossenshaften geben ihren Beamten ein Recht auf Pensionen, andere s\tatuieren nur etnen fakultativen Anspruch; das ist eine sehr mißliße Sahe. Manche Beamten besißen aber sogar nah langen Jahren tadelloser Führung kein Pensionsrecht. Das Neichéverisicherung8amt sollte hier gelegentlich der Revision der Berufsgenossenschaften eingreifen, um folche ganz er- heblihen Unterschiede auëzugleihen. An irgend einer deutschen Uni- versität oder an einem deutschen Polytehnikum sollte ein Lehrstuhl für Gewerbebygiene errihtet werden.

Abg. Körsten (Soz.): Die Praktiken der Berufsgenossen- schaften gegenüber den verunglückten Arbeitern bis zur Anweisung der Rente find geeignet, die Unzufriedenheit und den Unwillen in der Ar- beitershaft ganz erheblich zu sieigern. Nicht nur, daß man die Opfer der Unfälle unnüß peinigt dadur, daß man ihnen die Rente niht gibt, daß man sie über ihre Zukunft im Zweifel läßt, zieht man au oft die Zahlung monatelang nah der 14. Woge hin. Manche Genossenschaften geben ja Vorshüffe, aber nur 20, 30 4: damit foll sich die Familie einrihten und fich oft monatelang durhhelfen. Da spielen sich oft in den Bureaus der Berufsgenossen- schaften herzzerreißende Szenen ab und wiederholen ih oft auf unserem Gewerkshaftsbureau. Manche Berufsgenossenshaften geben aber auch nicht einmal einen solhen geringen Vorschuß, sondern verweisen den Verunglückten und seine Familie an die Armendiréktion. Und au von dieser ist nicht immer leicht etwas zu erlangen; anderseits zahlen manche Berufëgenossen- schaften die Rente, wenn sie endlih zur Anweisung gelangt ist, niht an den Verunglückten, sondern an die Armendirektion, um deren Leistung zunächst zu decken. Sehr böfe liegen au die Verbältniffe, wenn bei einem UÜnfallverleßten eine Vershlimmerung eintritt. Aerzte und Krankenhäuser geben keine Aiteste an die Verletten; in Berlin tut dies keine einzige Anstalt. Wie soll nun der Verleßte die Ver- hlimmerung nahweisen? Diese Uebelstände find dazu angetan, die Arbeitershaft aufzubringen.

Das Kapitel wird bewilligt, ebenso die Ausgaben für die Physikalish-tehnishe Reichs8anstalt.

Beim Kapitel „Kanalamt“ kommt der

Abg. Hoeck (fr. Vgg.) auf die Wünsche bezüglich der Ver- mehrung der Verkehrsgelegenheiten über den Kanal zurück. Für eine bestimmte Gemeinde, die durch die Kanalanlage eine alte stark frequentierte Verkehrs\traße verloren habe, befürwortet er die Ein- rihtung einer Stand- oder Schwebefähre und ciner Brücke. Ferner wünscht er Vermehrung der Ladepläße. Weitere Ausführungen des Redners werden im einzelnen auf der Tribüne nicht verständlich ; er scheint Beshwerden über Beamte des Kanalamtes vorzubringen.

Abg. Dr. Leonhardt (fr. Volksp.) tritt für die Aufbesserung der Verhältnisse der Lotsen ein. Das Gehalt von 1500 M entspreche keines wegs den Anforderungen, die an diese Beamten gestellt würden, und der aufreibenden Anstrengung des Dienstes, in dem es Feiertage überhaupt nit gebe. Von vier Todesfällen seien drei im Dienste einge- treten, diese drei Personen seien inmitten ihrer Tätigkeit von einem Herz- \hlage dahingerafft worden. Die Kanalvzrwaltung müsse au ihren Beamten das nôtige Wohlwollen entgegenbringen. Es sei zu rigoros, wenn das Kanalamt verlange, daß der Lotse dem Kapitän, der ibn an Bord genommen habe, das Frühstück, Mittag oder Abcnd- essen mit 15—40 bezahlen solle; ein Kapitän habe er- klärt, er würde dem Lotsen, der dies tun würde, das Geld an den Kopf werfen. Von Bestehung könne man in diesen Fällen do nicht reden; was solle dann wohl von den Landbriefträgern gelten ? Die Denkschrift über die Arbeiterverhältnisse am Kanal sei nit aus- führlih genug. Die Krankenversiherung der Arbeiter sei mangelhaft, da die infolge des Streiks mit den Aerzten aufgehobene Familien- versiherung noch immer nicht wieder eingeführt sei. Den Wunsch des Vorredners auf Verbefserung der Verkehrswege kann ih nur unterstüßen.

Das Kapitel wird bewilligt.

Bei den Ausgaben für das Aufsicht3amt für Privat- versiherungen bemerkt der E t

Abg. Erzberger (Zentr.): Die Geschäftsführung dieses Amtes verdient alle Anerkennung, um fo mehr, als es in der leßten Zeit sehr beftig angegriffen worden ist. Es wurde ihm zuerst vorgeworfen, daß es die kleinen Kassen zu Gunsten der großen bevorzuge, dann wurde der umgekehrte Vorwurf erhoben. Ich finde, daß das Amt den kleinen und großen Versiherungen durhaus objektiv gegenübersteht. Jch wünsche nun, daß der Versicherungsbeirat zweckmäßiger zusammengeseßt werde als bisher. In diesem Versiherungsbeirat figen drei national- liberale Abgeordnete. Dagegen habe ih nihts, aber ih wünsche, daß mehr Vertreter der Landwirtschaft und der Arbeiter darin vertreten

ein ámtlihes Tarbureau zur Regelung des Hypothekenwesens errichtet

sind. R REETS möchte ih jur Erwägung stellen, ob niht in Berlin

werden könnte.

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