1905 / 77 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

geb. am 25. 5. 80 zu Berlin, früher im triershen Feldartillerieregiment Nr. 44 (Fleishshuß in rechten Ober- schenkel); Sergeant Richard Großmann, geb. am 10. 3. 78 zu Cordes- baaen, früher im westpreußishen Pionierbataillon Nr. 17 (Streif\{Guß an der rechten Hand); Unteroffizier Hermann Göße, geb. am 13. 7. 76 zu Merseburg, früber im Königlih württembergischen 9. Infanterie- regiment Nr. 127 (Fleishshuß in rechten Oberarm); Unteroffizier Arthur von Kostka, geb. am 13. 11. 82 zu Scidlig, früber in der Mascbinen- gzwebrabteilung Nr. 4 (Streifshuß am linken Oberarm); Reiter Fri Witscher, eb. am 12. 7. 82 zu Elberfeld, früber im Dragoner- regitnent von Bredow (1. {lesis{hen) Nr. 4 (Schuß dur rechtes Ohr); Reiter Johann Matern, geb. am 12. 8. 82 ¡u Allenstein,

früber im Pionierbataillon „Fürst Radziwill* (ostpreußishen) Nr. 1

Wachtmeister Bruno Klebe,

(Schuß in linke Hand); Reiter Hugo Steinert, geb. am Dr. 2. S6 ¿zu Tillendorf, früher im Feldartillerieregiment „von Pod- bielefi“ (1. nieders{leßsGen) Nr. 5 (Streifsßuß am reten Obershenkel); Reiter Klaus DES ged, am 7. 9, 98 zu Liderdeih, früher im voberzollernshen Fufartillerie- regiment Nr. 13 (Streifhuß an der linken Schulter) ;

ter August Zacharias, geb. am 18. 1. 83 zu Nbein, früber im Garderegiment z¿. F. (Streifsuß am Kopf); Reiter Bruno eb. am 13. 4. 83 zu Riesa, früber im Königl. fälsischen ¡ment Nr. 193 (Schuß iw zechten Fuß).

gemelde?, daß der Unteroffizier

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g äInfantertier?g

Nachträglich wird ferner

Homann,

S 4.

Albert Beier, geb. am 22. 12. 80 zu Liebenow, früher im Grenadierregiment „König Friedrich Wilhelm IV.“ (1. pommerschen) Nr. 2, am 29. Mai v. J. im Lazarett zu

Otjosondu an Typhus gestorben ist. e

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Oesterreih-Ungaru, Eine gestern in Budapest stattgebabte Konfe ralen Partei nabm, wie T. 'B.* meldet, ay Ministervräsidenten Tisza eine Mefolution an, in der ste er

renz der libe uf Antrag de tlârie, daß

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4 5 s 42.

fie als Minderheitspartei eine Lösung der Krise nit Lewerk- stelligen könne, daß sie aber der zu bildenden NReaierung gegenüber

ur fablih die Pflicht der verfassungsmäßigen Aufsicht als Oppositions vartei auéüben werde. Die liberale Partei erkläre ferner, daß Ne cine Entsch-idung des Königs, betreffend Geltung der ungarischen Sprache als Diznfisbra&e und Kommandosprahe in der Armee, wohl [mit Freuten begrüßen würde, allein sie warne die Nation davor, in dieter Frage eizen Druck auszuüben und den unshäßgbaren Segen der Harmonie zwischen dem Könige und dem Lande dadur aufs Sviel zu segen. Die liberale Partei erkläre weiter, daß sie die Aufrecht- erbaltung des gemeinsamen Zollgebiets mit Desterreih unter den gezenwärtigen Umständen für um jo wichtiger halte, als die ungarise Husfutr auf dem zollfreien österreihisWen Markt leiter unter- gebracht werden tönne, da diese Ausfuhr gegenüber den Erzeugnifzen der mit Ungarn wetteifernden Staaten Zollschuß finde. Die Kesolution wurde einstimmig angexommen.

Großbritannien und JrlaudD.

terhause erklärte, „W. T. B.“ zufolge, gestern im Beratung über die Heereterfordernisse Ctiaude \.) es sei wegen der Vorgänge an ter indischen Srenze regelmäßige Heereéstärke obne Gefahr zu verrirgern. ih dzs, was Rußland in der Nähe der indischen 12, as eine Mahnung dienen lassen. Der eine Erweiterung des engliscken Japan aus, das eire solhe Form an- im Falle eines Angriffs auf die asiatischen Besitzungen ciner der beiden Mächte beide Mächie V _ein- ander verteidigen, England mit seiner Flotte, Japan mit jeinem Heer. Williams brachte einen Bes&lußanirag ein, in dem er erklärte, die Finanzvorschläge Chamberlains würden die eng- lis%e Sgiffahrt und die englishe Industrie schädigen. N 4 gerer Beratung wurde der Beshiußantrag angenommen. Diez Regierung

bewahrte dieselbe Haltung, wie in den früheren Finanzdebatten.

Das Jndishe Amt gibt, wie „W. T. B.“ aus London meldet, bekannt, daß die nach Kabul entsandte britische Mission die Nückreise nah Indien angetreten, nachdem fte die ivr übertragenen Geschäfte beendet und ein Abkommen ge-

hlossen habe. Rußlaud.

Nach zuverlässiger Information vom „Russkoje Sslowo“ wird ein viertes Geshwader, dessen Ausrüjtung energisch betrieben wird und das weit stärker sein wird, als anfänglich beabsichtigt war, im April auszulaufen bereit sein. y

General Karfkewitsch meldete gesiern dem Generalstab:

unseren Armeen ist keine Veränderung eingetreten. eral Linewitsch inspizierte die Truppen der zweiten Armee; ihre Haltung ist ausgezeichnet.

Der „St. Petersburger

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Tis e 4 Aarathor l Lowe er {10}.

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mIt nebmen folle, daß

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„St. Telegraphenagentur“ wird aus Sitjasa von der ersten mandschurishen Armee vom geitrigen Tage gemeldet, Gerüchten zufolge unternahmen die Japaner in der legten Woche keinen Vormarsch; ihre Haupt- kräfte sind bei Tieling zusammengezogen, ihre Vorhut bei Kaizjuan. e /

Nach Meldung derselben Agentur beshloß eine außer- ordentlihe Gouvernementssemstwoversammlung in Saratow, den Minister des Jnnern um unverzüglihe Beratung über die gegenwärtige Lage unter Teilnahme von Vertretern der Saratower Gesellschaft an- zugehen, weil die Lage sich immer mehr zuspige. Erforder- lich sei die Aufhebung des verstärkten Schußes. Um der Gesellschaft die bürgerliche Freiheit zu gewähren, sei feine fomplizierte geseßgeberishe Arbeit erforderlich. Ferner wurde beschlossen, den Minister und den Synod darum anzugehen, öffentlich die lügenhaften Meldungen, wona die intelligenten Kreise von den Japanern erkauft seien, zu widerlegen. j

(Gestern suhte eine Menge von etrba 300 Personen die auf 1 Uhr Nachmittags angeseßte Wiederaufnahme des Unterrichts im St. Petersburger Konservatorium zu verhindern. Es wurden revolutionäre Rufe ausgestoyzen. Die Polizei zerstreute die Ansammlung und nahm einige Ver- haftungen vor. Jn den Jukoffshen Oelwerken entstand aeitern nahmittag in der Oeldestillationsabteilung, wie man vermutet, infolge Brandstiftung eine Feuersbrunst, durch die sechzigtausend Pud Oel vernichtet wurden. S

Rie „W. T. B.“ aus Reval meldet, fordern zahlreiche Proklamationen die Arbciter auf, Unruhen in Masse am 2. April zu organisieren. Jn der Fabrik Dvigatel haben die Unruhen bereits angefangen.

Portugal.

Jhre Majestäten der Kaiser Wilhelm, der König und die Königin begaben sih, wie „W.T.B.“ aus Lissabon meldet, gestern, nahdem das Frühftuck bei der Königin-Muiter ein- genommen war, zu Wagen bei herrlihstem Wetter nah dem bogelegenen Schlosse Penho, von wo man eine woundervolle Aussicht über die Berge, die Küste und das Meer genoß. Unter Führung des Königs und der Königin ging der Kaiser dann zu Fuß durch die herrlichen Kameliengärten hinab, worauf der Rest des Weges bis zur Eisenbahn wieder zu Wagen zurückgelegt

des Herrenha

wurde. Abends fand bei dem deutschen Gesandten Grafen Tatten- |

bach ein Diner statt, an dem außer dem Kaiser das Gefolge, der Ehrendienst, die Herren der Gesandtschaft und eine größere Anzahl portugiesisher Staatsmänner und Würdenträger teil- nahmen. Bu der an das Diner M anshließenden Soiree waren die Gäste des Kaisers bei der Mittelmeerfahrt geladen.

Schweiz.

Der Ständerat ratifizierte „W. T. B.“ zufolge einstimmig

die Schiedsverträge mit Belgien, Großbritannien, Ftalien, Oesterreih - Ungarn, Frankreich und

Schweden und Norwegen. Türkei. Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-

Bureaus“ aus Konstantinapel haben vorgestern die kretensishen |

Unzufriedenen bei Theresino die angekündigte Vereini R mit Griechenland ausgesprochen und gleichzeitig das Konsular- forps davon verständigt, daß die Vereinigung auf die von den

internationalen Truppen beseßten Pläße und die von den |

Admiralen im Jahre 1897 festgeseßte neutrale Zone nicht aus- gedehnt werde. Ferner erklärten ste, daß sie die gegenwärtige Verwaltung nur bis zur Einführung einer neuen Regierung anerïennen wollen, sie aber bis O unterstüßen werden, um die Ruhe aufrehtzuerhalten. Jn den übrigen Orten herrscht Nuhe. Der Grieche

Gouverneur von Kreta, Prinz Georg von nland, erließ, dem „Reutershen Bureau“ zufolge, an die Einwohner von Kreta eine Proklamation, in der er erflärt, die Mächte hätten den internationalen Truppen Anweisung gegeben, behufs Wiederherstellung der öffentlihen Ordnung auf der Jnsel einzuschreiten. Der Prinz gibt zugleih bekannt, er habe angesihts der Trag- weite dieses Beschlusses an die Mächte das Ersuchen gerichtet, dessen Ausführung auf 36 Stunden aufzuschieben, damit er die Bevölkerung davon benachrichtigen könne. Der Prinz fordert dazu all na Hause zurückzukehren, und beschwört die Aufständigen in Therisso, die Waffen niederzulegen.

Dänemark.

Der Reichstag nahm gestern endgültig den Geseß- entwurf, betreffend Einführung der Prügel strafe, ferner den d änisch-russishen Schiedsgerichtsvertrag an.

Afien.

Bei der Budgetberatung im indishen General- gouvernementsrat wandte jih, wie „Reuters Bureau“ aus Kalkutta meldet, Gopal Krishna Gokhale, der dem Rate als nihtoffizielles Mitglied für Geseßentwürfe angehört, an- gesihts des gegenwärtig daniederliegenden Rußlands gegen die großen militärishen Ausgaben. Der Vizekönig Lord Curzon erwiderte hierauf, der Krieg 1m fernen Vjtlen jer die größte Rechtfertigung für die Rüstungen.

Parlamentarische Nachrichrteu.

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des Rei s- tages, die Berichte über die vorgeitrige und die gestrige Stßung fes sowie der Schlußbericht über die gelirige des Hauses der Ab geordneten befinder ih in

en, Zweiten und Dritten Beilage.

Jn der heutigen (176.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky-Wehner, der Staatssekretär des Neichsmarineamts, Staatsminister, Admiral von Tirpiß, der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben, der Kriegs- minister, Generalleutnant von Einem genannt von Nothmaler, der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Reichspostamis Kraetke und der Staatssckretär des Reichsshaßamts Freiherr von Stengel beiwohnten, wurde die dritte Beratung des Reichshaushaltsetats für 1905 in der Spezial- diskussion des Etats tes Reichsamts des Innern fort:

escht.

M Siba. Dr. Südekum (Soz.): Der Abg. Dr. Mugdan bat uns das Beispiel von Fürth angeführt, um zu beweisen, daß auch die Sozialdemokraten, wo sie die Herrschaft in der Kommune haben, den Anforderungen des Parteiprogranams niht nachkommen. Herr Mugdan bätte ch doch daran erinzern sollen, wie eine ganz unverfälscht freisinnize Kom munalverwaltung, nämli die in * Nürnberg, die Krankenversicerurg geregelt hat. Dort ist die denkbar slecteste Form der Versicherung, die Gemeindeversicherung, die den Ansprüchen der Arbeitershaft in keiner Weise genügt, gewäblt worden, und alle Versuche, eine Ortskrankenkafse ins Leben zu rufen, s{eitecn an dem Veto der Verwaltung. An Verwaltungékosten, Bädern, Medi- famenten wird aufs äußerste gespart, um das Defizit herabzumindern, das bei diescr Verwaliung {hon auf über § Million angewachfen ift. Da die Erträge nit zur Deckung der Ausgaben reichen, müffen die Gereindemittel berkalten, die ihrerseits wieder hauptsächlich aus den un- gerechten indirekten Steuern herrühren. Im Jahre 1903 bat der Magistrat den Fabrikanten, die mehr als 50 Arbeiter beschäftigen, auferlegt, Betriebs- franferkafsen zu gründen oder der Stadt einen Teil der Kosten zu erseßen. Die Folgen dieses Systems sind rücksi{tslose Arbeiterentlassungen. So sieht es in diesem sozialpolitischen Kamerun aus. Arbeiter, die wiederholt erkrankten, suhen nun nah Möglichkeit ihre Krankheit zu verheimlichen. Solie ee der Stadt mit den Fabrikanten kann inan nur als unsittlih bezeichnen.

Abg. A P (Soz.): Herr Dr. Mugdan bat in zweiter Lesung eine Rede gehalten, die si gar niht gegen das richtete, was ih willi gesagt habe. Auch in den Augen vieler Aerzte hat diese Rede fich selbît gerichtet; sie vertritt nach deren Meinung die be- rechtigten Interessen der Aerzte nit. Herr Mugdan meinte, der Kamy?! der Sozialdewokraten gegen die freie Arziwahl gehe darauf aus, den Aerzten die Koalitionsfreibeit zu verbieten, die viele als ihr böcstcs Eut betraten. Für uns ist aber die freie Arztwahl keine volitishe Frage. Der Verein Berliner Kassenärzte hat über

Sißun ber C

700 Mitglieder, unter denen freie Wahl besteht. Herr Mugdan meinte ferner, ein Arzt, der den Kranken Mil usw. verschreiben würde, würde v

on den Kassenvorständen ohne weiter-s entlassen. Wie kann man 30 bis 40 090 Kasienvorflände so obne weiteres einer solchen nieder- trähtigen Handlung zeiben? Wenn die Kasse ein Pauschale ver- cinbait bat, kann sie noch nit übersehen, was an Krankengeld und an Medikamenten verausgabt werden wird. Herr Mugdan unter- {hob mir auch, gesagt zu haben, daß die freie Arztwahl nicht anginge, weil tann die Simulation unter den Arbeitern um sich greifen würde. Damit hat Herr Mugdan eine objektive Un- wahrbeit au3zesprohen, die er hboffentlih zurücknehmen wird. Wenn man ecrade den Arbeitern, den sozialdemokratischen Kranken- kassenvorständen rohe, unwürdige Kampfesweise vorwirft, wenn das gerade Herr Mugdan mit folchzer Emphase tut, so hat er wohl ver- essen, wie auf dem Lübecker Aerztetag der Berichterstatter Friedländer ebhandelt wurde, wie er unter dem „Hinaus !" des ganzen Vorstandes und des Vorsitzenden das Lokal verlassen g t Ein liberales Blatt hat diese Handlungsweise als unwürdig ezeihnet. Wir brechen

deshalb feineswegs über die Aerzte ter Stab; im Gegentzi

erkennen freudig und mit Hochachtung an, daß die eifrig an der Mitärbeit bei der Durchführung der sozialen Geset, bemüben; aber wenn ich in dieser Weise den deutschen Aerite; Kompliment mae, so sind daran Herr Mnugdan und Herr Beg unschuldig. Herr Mugdan hat ja auch nah seiner Rede in Lesung erlebt, daß der konservative Abg. Fürft zu Dohna.Sg an ihn berantrat und ihm gratulierte. So weit ist es mit deng schon gekommen. Früher wäre ein Liberaler bis über die \hamrot geworden, wenn ihm fo etwas im Reichstage passiert

Präsident Graf von Ballestrem: Sie dürfen nit sage ein Äbgeordneter shamrot werden müßte, wenn ihm ein ander geordneter zu irgend einer Sache gratuliert.

Abg. Stadthagen (Soz) tritt dem Abg. Bruhn entgegen, wolle das Streikpoftenste en verbieten; er sei also nur tbe; für die Koaliticnsfreiheit, in Wirklichkeit aber ein offener dieses Rechts der Arbeiter. Wenn Herr Brubn gestern versu ibm Widerspröhe nachzuweisen, so genüge der Hinweis auf den grapbishen Wortlaut seiner in ¡weiter Lesung gehaltenen 5

legunggrede. : Âbg. Dr. Mugdan fr. Doleps In betug an das Y ‘bausener Flugblati fowie über die Verbältniffe in München kg]

meine Behauptungen aufrecht. Was speziell Vèünchen betris mag siŸ Herr Fräßdorf mit Herrn von Vollmar auseinander Der ganze Kampf gegen die freie Arztwabl ist nur nit Argument zu führen, daß die Arbeiter simulieren. Wr freie Ar¡twabl deshalb bekämpft, weil er meint, daß die Aerite mit der Bescheinigung der Arbeit8unfz; zu leiht umspringen, der macht tatsählich damit der beitern den Vorwurf der Simulation. Ueber einen Vorfall in 3 sind tendenziòs entstellte Berichte in die Presse gekommen. Au Nürnberg liegen die Verhältnisse niht so s{limm, wie fi: Sübekum dargestellt hat. Den Vorwurf des Aerzteagrarierë ih zurúck. I stebe hier lediglih als Abgeordneter vnd nebm: Rüdcksidt auf die speziellen Interessen des Neritestandes. Mar es mir sebr balt daß ih Beifall auf der Rechten gehabt Sie (¡u den Sozialdemokraten) sehen den Splitter im A:

anteren, aber nicht den Balken im eigenen Auge. Wi 1 Herc Singer gefreut, als Herr Liebermann von Sy erg mit ibm in der Einjährigenfrage Hand in Hand y Und wenn Ihnen Konservative und Zentrum einmal ihre Ü stüßung gewähren, so find Sie darüber keineswegs

Meine „objektive Unwakbrkeit! Shnen doch etwas {wer im Magen liegen, denn fonft bätte Herr Zubeil, dieses Muster objektiver Wahrheit, zu meiner Y legung genügt. Ih soll ein Verbrechen begangen haben, ü id Arbeiter angriff, die sich bier nit verteidigen können. Hat Bebel sich geniert, den Dr. Karl Peters und den Prinzen P:

sondern nebmen fie gern an.

Arenberg anzugreifen, die sich au bier nicht vert können? Wenn ih sagen würde, ter Arzt, der den ÿ Antrick in eine Nervenhbeilanstalt scickte, habe dies nur e

um die Ebeirrungen des Herrn Antrick etwas unsBuldiga scheinen zu laffen, (Widersvruch links) so sehen Sie, da kommt Bebel sofort mit seinem Widerspruch, aber Herr Bebel und Freunde glauben obne weiteres behaupten zu dürfen, daß mar Prinzen Pros3per Arenberg nur deshalb für verrückt erklärt hate ihn der verdienten Strafe zn entziehen. (Fortdauernde Unrußbe Soiialdemokraten.) Sie fangen an, mit diesem Verbalten |: zu werden, und au dieses Komische wird nicht lange Bestand b

Abg. Gamp (Rp.) kommt auf die Forderung des Abg. § wegen Herabsezung der Altersgrenze für die Bewilligung der Alter: zurúck. Der Abg. Ktösell sei noch immer die Darlegung der Aukfü seines Vorschlaçes dem Hause schuldig geblieben. Es sei seine Þ damit berauszufommen mindestens innerbalb der wirtschaftlichen einigung, die ihn angenommen babe. Die Angaben des Abg. Wurn die „Giftbude* in Leverkusen bei Elberfeld, wo die Arbeiter zum S gegriffen bätten, weil die Zustände in dieser chemischen Fabri! erträglib geworden seien, teien von A bis Z erfunden. Das Y erfreue sih ter vorzüglicften Sanitäts- und WoblfahrtSeirrihtuz Unrichtig sei es, daß die christlihen Arbeiter sich an dem stand dieser Fabrik beteiligt bätten. Der ganze Crfolg der S demokratie sei nur der, daß 50 bis 100 Familien inë h gestürzt wordez wären. In einer kontradiktorisher Vernehm Arbeiter sei festgestellt worden, daß die Arbeiter keine Ursas Unzufriedenbeit cebabt baben ; das bâtten die Arbeiter aud aru

Aba. Thiele (Soz.) weist die gegen die Krankenkahenv

gerichteten Angriffe unter Exemplifizierung auf Vorgërz Merseburg zurück. j 4 Abg. Dr. Beer - Hessen (nl.): Angesichts der Ed

lage des Hauses verzihie ich darauf, auf die einzelnen gestuizn griffe des Abg. Scheidemann einzugeben, aber aufgeschoben i mir niemals aufgehoben. Nur das eine: Herr Scheidemann 9 aus, die Schädigung der Kasse durh zu bobe Rezeptkosten ci ditt des ¡wischen mir und der Kasse au8gebrechenen Konflikts E fest, daß der Konflikt hon im Dezember 1901 ausgebrochen 2 wenn id alio die Kasse bätte s{hädigen wollen, konnte das dci erst im März und Apzil 1902 gesehen. Das Kreis8amt bat t beime Abstimmung vom 7. September 1902 vorgesczrieben, und daj! die Stimmzetiel nit von mir, sondern vom Vorstand der Kranken ftützungskafse d

ry

Sprendlingen auégegeben worden; die Abstimmurg mit Stimwmenmebrbeit meine Anstellung. Obne Kenntnis de Krankbeitsfälle ?ann man kein Urteil über die vorgeschriebenen X abgeben. Die großen Mengen, die beanstandet worden find, * {reibt sich ter Kassenarzt für seine Spredstunden; er behan eventuell die Kranken monatelang damit. Dasselbe gilt v Verbandftoffen.

Der Mann, der infolge der zu großen VienX Medizin gestorben sein soll, ist allerdings gestorben, aber nit a Medijin, fondern daran, daß er zwischen die Puffer weier Eisens wagen geriet. Von der Eisenbabndirektion Mainz bin ich wit Babn- und Kafssenarzt angeftellt worden (Lachen bei den 29 demokraten; Rufe: Was beweist das ?); das beweist, daß ih Med:kamenten nit vershwenderisch, sondern sparsam umgehe. 2 schließe ih. N n Abg. Scheidemann (Soz.): Herr Becker hat hier # empbatish gesagt, er könne meine Angriffe mit amilihem M2 entkräften. Diese Bebauptung is zerplazt wie eine Seit Herr Beer hat gestern erklärt, der betreffende Arbe! an den er \ich nur zu wenden brauhte, um einen Arbeit Entlassung zu bringen, sei garniht in Karlsbad anwesend g Darauf kommt s nichi an; es kommt darauf an, daß Vel f dem Arbeiter mit Entlafsung gedroht hat, und das hat er n& streiten können. Hat Herr Becker au die große Masse von F wein für die Sprechstunde vershrieben?_ Ih beziehe m : mals auf das Gutahten des Berliner Kassenarztes, das id 2 anführte. (Rufe: Namen nennen!) Ich denunziere nicht. Li lichen Hauptpunkte meiner Anklagen hat Herr Beer nicht bestr® nit widerlegen können. Er hat versucht, abzuftreiten, daß f! Gründer des famofen Bürgervereins war; ih habe ihm das Ges nachgewiesen. Die Stimmzcttelgeshihte liegt so, wie ih elegt babe. Gs waren zweierlei Stinimzettel au2gegeven. = Beers Becker gekündigt werden oder sollte raan thn neen" zweiten Arzt weiter beschäftigen? Das war die Fragt. ; enigen Stimmieitel, die seinen Vorteil wahrnahmen, ielbst berumgetragen, was ich ibm ganz und gar nit übel 7 Herr Becker spielt so sehr auf seine Beliebtheit an; wie reines, damit diese Gewaltmittel, wie die Tatsachen, daß er uns ? Wählerversammlungen nicht hincinläßt? Dort hat er erzu Graf von Posadowsky sich an ihn gewendet und ihn gefraz: Sazrn Sie nur, Herr Doktor, wie ist es möglich gewesen, diesea alten Besiß der Sozialdemokraten erobern konnten ? Heiterkeit.) Ja, ich könnte Ihnen stundeulang sole Dinge eri ‘die uns [ehr amüsieren würden, ich tue es aber nicht. (Vi? Dr. Paas che: Die Wahlgeshichte eines Abgeordneten gehör! niht hierher!) Ih sagte ja, weil wir nicht hier sind, um amüsieren, darum tue ih es auch niht. Abgesehen von diet

Sresfei cel

end erwiesen worden. Abg. Lipinski (So)

Abg. Itschert bezüglih der Sonntagsrube der Handlung®gebilfen an seinen früheren Behauptungen fest; dasselbe erklärt der Abg. Wurm (Soz.) gegenüber den beutigen Sarungen des Abg. Gamp.

Nach ciner kurzen Erwiderung des Abg. Gamp, der es für das te Recht dér erwähnten Farbensfabriken erklärt, ibren Arbeitern die itgliedshaft in politishen Organisationen zu untersagen, triit der

Abg. von Massow (d. konf.) dem Abg. von Gerlach entgegen,

der seinen Namen ganz obne Veranlassung in einer früheren Rede über die Verhältnisse der ländlihen Arbeiter herangezogen habe. Le von Gerlach habe einen Gutsnamen angeführt, der auf keiner neralstabskarie ¡u finden fei. Herr von Serla& schillere politis wie ein Chamäleon . . . (Der Rest der Bemerkung geht unter der Heiterkeit ter Na(barn des Redners verloren.) (Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten nahm in der heutigen (172.) Sißung, welcher der Minister der geistlichen, Ünterrihts- und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt beiwohnte, zunähst in dritter Beratung den Geseß- entwurf, betreffend die Schadloshaltung des Herzog- lichen Hauses Schleswig - Holstein - Sonderburg- Glücsburg, ohne Debatte an und trat dann in die zweite Be- ratung des Geseßentwurfs, betreffend die Erhebung von Kirchensteuern in den Kirhengemeinden und Parochialverbänden der evangelishen Landeskirche der älteren Provinzen der Monarchie, ein. Der Vor- lage ist das entsprechende Kirchengeseß als Anlage beigefügt.

Nach Artikel T unterliegen die Bekchlüfse der evangelischen Kirhengemeinden über die Erhebung von Kirchensteuern der Genehmigung der staatlichen Auffichtsbehörden.

Der Abg. Wißmann (nl.) beantragt mit Unter- stüßung von nationalliberalen und freifinnigen Abgeordneten folgenden Zusagz:

„Die Gen-hmigung ist zu versagen in Ansebung von Real- steuern (Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuern), welce nicht {on bei der Verkündigung dieses Gesetzes in den geaenwärtig bestehenden T als Maßfiab der Umlegung der Kirchensteuern gedient

aben.“

Abg. Dr. JFrmer (kons.) beantragt:

die Regierung zu ersuhen, im Sinne des § 9 Abs. 2 des Kirchengesetzes, betreffend die Erhebung von Kirchensteuern, dabin zu wirken, daß Realsteuern nur da, wo es im Hinblick auf die ört- lihen Verhältnisse geboten erscheint, zum Maßstabe kirlicher Steuern aewähblt werden.

Nach § 2 des Kirchengeseßes sind kirhensteuer pflichtig alle

2

Evangelischen, welche der Kirchengemeinde dur ihren ! Diese Bestimmung i} in den bis- :

nan |

Wohnsiß angehören. Feen Beratungen, auch im Herrenhause lebhaft a worden, da danah die nichi zur evangelishen Landeskirche emen Evangelischen, namentlich die Altlutheraner, zur irhensteuer für diese herangezogen werden, wenn sie aus einem anderen Landesteil in das Gebiet der evangelischen Landeskirche übersiedeln.

Die Abgg. von Blanckenbur Graf von Wartensleben-Shwir folgende Resolution :

Die Königlihe Staatsregierung wird ersucht, dem Landtage tunlihft bald einen die Generalkonzession für die von der Gemein- daft der evangelisden Landeskirche sich getrennt haltenden Lutheraner vom 23. Jult 1845 ergänzenden Gesetzentwurf Borzu- legen, durch welchen die Bedingungen festgestellt werden, unter denen Lutheraner das Sonderre%t der Generalkonzesfion für sich in Auspruh nehmen können.

Die Kommission, Berichterstatter Abg. Pallaske, beantragt die Annahme der Vorlage in der vom Herren- hause beschlossenen Fassung sowie die Annahme folgender Resolution :

„in Erwägung, daß, von größeren gewerblihen Unter- nebmungen veranlaßt, oftmals eine außergewöhnlih ftarke Ver-

p: Jacobskötter und en (fkons.) beantragen

mehrung der Bevölkerung durch Zuzug von Arßbeiterfamilien in Kirhengemeinden stattfindet, diesen aber infolge der bierdurch notwendigen Erweiterung fkir{lider Einrichtungen erheblihe Mehrbelasitungen erwachsen, die Königlihe Staats- regierung zu ersuchen, auf geseßlide Maßnahmen Bedacht zu

nehmen, durch welche die Heranziehung der Unternehmer, sowie der |!

juristishen Personen (Aktien-, Kommanditgesellshaften, Gewerk-

haften usw.) zu den Kir®Lenlasten ermöglicht wird.“

Abg. D. Hackenberg (nl.) erklärt für die Mehrheit der national- }

anz nebensählihen Lapsus find alle meine Behauptungen als | bält gegenüber Ausführungen des

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

j Ter Ausstand der Tapezierergebilfen in Frankfurt a. M. (vgl. Nr. 71 d. h scheint, wie die „Frkf. Ztg." berihtet, nah MeiLAgtger Dauer so gut wie beendet. Die Meister haben, nabdem ihre Vorschläge von der G@ehilfenversammlung am Donnerstag ab- gelehnt worden waren, das Gewerbegeriht als Einigungsamt an- gerufen. Die Arbeitszeit wurde hier auf xeun Stunden, Sonnabends ' auf acht Stunden festgelegt. Vor hohen Feiertagen soll möglihst um | vier Uhr Feierabend gemacht werden. Bei den Löhnen hat man ih auf 36, 42 und 48 4 geeinigt; außerdem wurde eine allgemeine Auf- besserung von acht Prozent vereinbart. Die Lobnzahlung findet Freitags statt. Der Tarif, der drei Jahre Gültigkeit haben toll, ift, wie in einer Versammlung der Meister mitgeteilt wurde, von beiden A vor tem Gewerbegeri&t unterzeinet worden. Die rinzipalsversammlung hat dem Tarif zugestimmt; an der Zu- \timmung der Gehilfen dürfte nicht zu zweifeln sein. a Weißenfels beschlossen die seit längerer Zeit ausständigen Schubfa brifarbeitezr, tem „Weißenfelser Tageblatt“ zufolge. den Streik fortzuseßen. Am Dieistagabend und zu Beginn der Naht kam es in einigen Straßen zu Ausschreitungen gegen von außerhalb eingetroffene Arkbeitéwillige, wobei mehrere Per- sonen durch Steinwürfe verleßt wurden. Mehrere Verhaftiur gen wurden #orgenommen. Die Au?schreitungen wiederbolten sich gestern nachmittag und abend in erböhtem Maße in der Neustadt und auf dem Marktplaßze. Zablreihe Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Polizei mate von der blanken Waffe Gzbrauh. In einigen Kabrifgrundstückden wurden die Fenster eingeworfen. Die Polizei mußte dur.) Gendarmerie verstärkt werden.

Kuufst und Wissenschaft.

A. F. In der leßten Fasitßung der Gesellschaft für Erd- kunde sprach Dr. F. Solger über „die Moore in ihrem geographishen Zusammenhang“. Moore haben bisher zumeist den Botaniker und dea Chemiker interessiert: den ersteren, weil Torf immer nur aus Pflanzen entsteht; ten anderen, weil die Ent- stebung des Torses nickt nach einem einheitlichen Rezept vor sich gebt, sondern die chemischen Vorgänge und ière SGluß- ergebnisse sehr verschieden sind, je nahdem daran „Ver- wesung®“ oder „Fäulnis* mehr oder weniger beteiligt find. Für den Geologen ist die Frage von Ipteresse: Unter welchen

Orte lien und Aima1ishen Verbältnifsen tritt Torfbildung ein und welche Iufich{lüfse geben, bieran gemessen, die fossilen Koblenflöze über Klima und ôrtl:e Verbältnifse threr Bildungsftätte und Bildungszeit ? Der Vortragende gab eine Darstellung der verschiedenen Mocrbildungen, erklärte an den Verhältzissen, die z. B. am Girunewaldsee vor- handen find, die Unterschiede zwishen Faulsck&lammbildung am

Seegrunde und Verlandungstorf, zwishen Flahmoor (Niedermoor) | auf dem feuchten Sande, der Verlandung folgend, und Ho-

woor auf dem Flahmcor, wenn der Grundwasserspiegel über- schritten wird, und erläuterte die klimatisWen Voraussetzungen für die Entstebuno ven Mooren überbaupt. Diese find an der feuhtez Nordseeküste am bestcn gegeben. Der Gegensaß ¿wischen Flachmoor und Hohmoor ift in seinem Pflanzenbestande so augenfällig, daß bisber diese Unters{:idung der Autgang®punkt aller weiteren Be- trahiungen war. Unter geographischen Gesicztspunkten genügt diese Erklärung des Gegensatzes jedoch nicht, vielmehr erscheint die Wer-

schiedenheit des Pflanzenwuhses nur als Folge des tieferen Gegensaßes, daß Flawmoore auf Nieder]chtäge angewiesen, Hochmoore dagegen an irdishe Wasser gebunden sind,

die Nieders(hläge aber meist kalkîrei find und deshalb eine andere Vegetation begünstigen, als die irdishen an Mineralftoffen reien Wasser. Wäktrend Flahmocre tin fi&eres Kennzeichen für bestimmte flimaiishe Verbälinisse sind, find Homoore vom Klima etwas un- abbänaiczcr. Bei dem Versu:ch einer geoarapbishen Einteilung der Moore wird man daber von den Ursaben ausjugehen baben, die tas Vorbandensein des Wasservorrats im- Boden herbeiführen. In letzter Stelle sind das ja immer die Niederschläge; deren Gefsamtmenge kann

auf einem beslimmten Terrain aber größer fein als die von einer Moorvegetation benötigte Menge, oder sie reiht nicht aus, um auf dem ganzen Sefiet Moorpflanzen zu ernähren. Jm

ersteren Falle kann das ganze Land, soweit es die Bodenvcrhältnifse estatter, vermooren, im zweiten sind die Wafseranfammlungen die torautseßzung Tofaler Moore. Dem entsprechend find Rütcken- und Plateaumecore ihrer Natur nah Hobmoore, gewissermaßen deren normalste Form, aber es gehören nach ihrer vorgenannten Ent- ftebungéursahe bierier aud die Gebängemoore (Moore der Regen-

| hänge) sowie die Tal- und Beck-n- sowie die Wasserscheiten- | moore, während den mäßigen und zeitweisen Wasser- S

i ansamimnlungen die Quellmtoore. Terrafsen- und Uebers{wemmungs- moore (Moore periodis&er Seen) entsvre{en. Tritt zu überreihlicben | Niederslag2:nengen ncch ein ständiger Ueberfluß an irdishem Waffer, so finden bierin die Deltamoore, die Fluß- und Seeufermoore, die Altwafsermoore und {ließlich die Faulschlammbildungen ibre Er-

r C E M é } erd r Gei gunslig uit zu „antworte: Förderlih_ t große Niedersch!lags- gründet werden. y : __| menge, niedrige Temperatur, geringe Sonnenwirkung; ungünstig

Abg. Dr. Irmer (kons.): Den Antrag Wißmann, der die | dagegen sind ausgeprägte Trockenzeiten. Es erklärt si Heranziehung der Realsteuern zu den Kirchenfteuern verbieten will, | hieraus, warum im großen und ganzen im Norden und am müssen wir ablehnen, da er cinen tiefen Einschnitt in das | Meere die Moore häufiger sind a!s im Süden, und warum Kirbengeseß bedeuten würde. Der Generalsynode darf das | die \kandinavishen Moore und unsere norddeutsGen, dem Meere be- Recht, Kirenstevern zu erheben, nicht beshränkt werden. | nahbarten Moore stärkere Humussäureverwitterung zeigen als die Andererseits verkennen wir nit, daß ein gewisser Miß- | binnenländishen Moore, wie diejenigen der "Mark, die sich brauh mit der Umlegung der Kirchensteuern auf die Realsteuern | als Ueberschwemmungsmoore carait-risieren, d. i. ' foldhe, in getrieben werden kann, und wir baben deshalb cinen Antrag ein- | denen abwechselrd Verwesung und Fäulnis wirksam gewesen cat, nah dem die Regierung ersucht werde: fol, die | find. Diesen beiden Fattoren verdanken au die humöfen firbensteuern auf die Realsteuern nur dort weiter erbeben zu | Schwarzerten ihre Ertitebung, die zwar kein Torf, vielmehr afen, wo es im Hinblick auf die örtliHen Verhältnisse. geboten | ganz strukturlos, aber Produkte einer &emisGen Ausscheidung sind,

erscheint. Wir müssen jedem Versu, das Gese jeßt ändern u wollen, entgegentreten, weil die Aenderr:ng der As der Generalsynode 1909 bedürfte, und lehnen alle dabingeberden Anträge . Mit dem Antrag Blankenburg, der für spätere Zeit zu einer

derung der Generalkonzession von 1845 für die Altlutherzner auf- fordert und den Zustand von 1873 wieder herstellen wili, können wir uns einverstanden erklären. L

Abg. Na (nl) erklärt, dem Gefeß nur zustimmen zu können, wenn sein Antrag angenommen werde, der die Hausbesißzer gegen ungerechte Belästigungen {ügen wolle. _ Ministerialdirektor von Chappuis: Die Regierung kann i wit dem Antrage Wißmann nit einverstanden erklären. Der intrag würde eine Aenderung de2 Kirchengeseßes erforderlih maden

außerdem die Gründung von neuen Kirchengeieinden, die fich namentlich in der Diaspora vollzieht, erschweren. Die Aufsichtsbehörde vird dafür sorgen, daß die Realsteuern niht in drückender Weife erangezogen werden. : i

Abg. Jaco bskötter (kons.): Die Lutheraner können nach ihrer leberzeugung der evangelishen Landeéfirhe niht angehören. Ist es denn das Necht des Staates, zu bestimmen, welher Kirche jemand

ingebôren soll, oder ist das nicht vielmehr Sache der Per- onen selbt? Die Vorlage enthält eine Uebertreibung des andesfirchliden Prinzips. Wenn ich aus einem Gebiet der

utberishen Kirche in das Gebiet der evangelischen Landeskirhe über- dle, soll ih der evangelischen Landeskirhe angehören, zu welber ich ab meinem Gewissen nit gehören fann. Wir steht iwar der Aus- titt aus der evangelishen Landesfire frei, aber wie kann ih über- apt aus einer Kirchengemeinde austreten, der ih nie ._ Hierauf nimmt der Minister der geistlihen 2c. Angelegen- ten Dr. Studt das Wort. (Schluß des Blattes.)

angehört habe? !

eine Folge unvollständiger, dur@ Kälte im Winter und Trockenheit im Sommer gestiörter Verwesung. In Norddeuts&land begegnen fi Schwarzerdz und Torfbildungen Gifhora und Magdeburger Börde. Was nach dem Vo:stebenden für die Verteilung der Moore in Eurova

ilt, hat auch Anwenduna auf die ganze Erde. In den Tropen ind uns bis jezt Moore überbaupt nit bekannt, und doh wären wir im Aeqguatorialgürtel, “wegen der großen Niederschläge bei f\tarkem Pflanzenwußs, zu der Erwartung berechtigt, Mooren zu begegnen, namentiich in Brasilien.

Es scheint dort aber nur saure Humuébildung, und zwar nur in böberen und fälteren Gegenden stattzufinden. Diese Erfahrungen zu- sammenfafsend, darf man also sagen: Die Gelegenheit zur Entstehung von Torf wird mit höheren Breiten immer Enns, z¡ugleich aber läßt die Kraft der Vegetation nach.

o ergeben sich regnerishe Gebiete mittlerer Breite als Ge- biete stärkster Torfbildung, wobei die Gebirge wegen der Steilbeit ihrer Gebänge tro der sonst günstigen Verhältnisse aus- gelesen sind. Was Europa an Moorbildungen bietct, ist ver- bältnismäßig gering im Verglei zu den Swamps in Nord-Caro!ina. Selbst nakbe den Tropen, wie auf den Chaltham- und Bermudaë- Inseln werden ncch 12—15 m mäthtige Torfe unter starker Beteili- gung bon Baumfarnen angetroffen Vegetationsbilder, die ebenso an die Steinfoblenzeit erinnern, wie die Swamps den Bergleich mit den BVildungsfiätten der Braunkohle nabe legen.

Der Vortragente folgerte aus diefen Verbältnissen der Torf- entstehung, daß das beiße Klima der Eocänzeit der Braunkoblen- bildung nicht förderliß war und daß es in der nahfoïlgenden Epoche des Tertiärs einer Abkühlung de Klimas bis auf die klimatischen Verhältnisse der beutigen Swampys bcturfte, uin die in den Braun- foblenflözen gegebenen Bildungen in langen Zeiträumen zu \{affen. Das Fortschreiten dies-r Abkühlung fübrte ¿zur Eiszeit. Auch in der Stein- koßlenzeit muß es eine solche Eiszeit gegeben haben, und cs ist die Annahme kaum abzuweisen, daß die großen Kohlenverioden Zeiten relativ-feuchten, fübhleren Klimas gewesen find. Nah Arrhenius waren die ricsigen Vegetationgentwickelungen, die

owohl der Steinkohley- «ls der

Braunkohlenpertode vorangegangen sein müssen, die Ursah- der Ab- küblung; denn fie verminderten den Koblensäuregebalt der ätinosvhäre beträctlich und führten zu erhöbter Ausftrahlung und Abküblung der Erdoberfläche. Inwieweit das für die Steinkohlenzeit zutreffend ift, was Ursache, was Wirkung war, ift s{hwer zu sagen; für die Braun- koblenbildung darf jedoch wie oben behauptet werden, daß Abfühlung der Zeit vorausgehen mußte, in d:r diese Vegetation mit der sich an- schließenden Vertorfung entstand Die Klimashwankung abwärts war somit in diefem Falle das Primäre, die Koblezaentwickelung das Sekundäre. Ss waren, an der Größe unserer Stein- und Braun- foblenflöze gemessen, ja in der Tat ungeheure Mengen von Koblen- säure, die der Atmospbäre entzogen wurden, verglihen mit denen der heutige Bestand an diesem Gase in der Atmosphäre vzr- \{hwindend ift, und wenn wir uns daran erinnern, daß ter Vulkanismus zwar die Hauptquelle der Ergänzung des Kohlen- säuregebalts ift, aber doch nit gleichzeitig mit der Gntzicbung in Wirkliamkeit trat, sondern wahricheinlid erft lande nach der Stein?- koblenzeit, so ist die Annabme nit abzuweisen, daß große Klirma- s{wankungen sich aus der von Arrhbenius behaupteten Ursache ergeben haven müssen. Der Vortragende beantwortet? s{ließlich die Frag?, ob wir wobl einer neuen Eiszeit entgegentreiben, dahin, daß dic Ver- minderung der Kohlensäure die Vegetationskraft niht mebr fo stark aufblühen lafîe und jugleih s{ärfere Élimatii%e Gegensäße affe. Des8balb sei nunmehr cine verhältnizmäßiz geringere Koblenbildung in Form der Moore zu erwarten. Sie würden fortfabren, ein regel- mäßig funktionierendes Sicherheitêventil für den Koblensäuregehalt

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der Luït zu bilden, ohne ertreme Klimashwankungen wie in der Steinkoßlen- und Braunkoblenzeit befürhten zu lassen. Freilich sprachen in diejeu Fragen zu viele auf das Klima einwirkende Faktoren

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unbekannier Art mit, als daß man der Erde gerade d Entwidkelung mit einiger Sicherheit vorbersagen könnte.

1 A ieten Weg d

Literatur.

ebenSerinnerungen von Rudolvh 1817—1867. Mit einem Nachtrag aus von Duncker und Humblot in Leivzig. (15,60 6; geb. 18 M). Rudolph von Delbrück batie seine Lebenterinnerunge! ais Manuskript drucken lassen und dieses seiner Gattin geschenkt. Nachdem der ver- dienstvolle Staat2mann aus diesem Leten abberufen, bat feine Witwe

von Delbrück.

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s E dem Iabre 1870. Verlag

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die thr anvertraute wertvolle literarishe Gabe niht fei fi ver- {ließen wollen, sondern sich entshiofsen, sie weiten Kreiïen zu- gänglih zu machen. „Teils“ so schreibt sie im Vorwort „weil es mir felbst am Herten lag, das Bild meines Mannes mit seinem vorbildlithen Fleiß, mit sein-m unentwegten Streben zum Wohle seines Vaterlandes, mit der Reinheit seines Charakters und mit der Tiefe seiner Empfindungen n:cht ver- loren geben zu lassen. Vor allem aber wünschte ih die Erinnerung - iotn tolssitins T 34+ ; Got g C A d “t an feine vieljeitige Tätigkeit zur Hebung von Handel und Sewerbe und seine herrorragende Mitwirkung bei der Entwikelung, Erw?iterung und Erneuerung des Zollvereins, durch den der Boden für das ge-

einigte Deuischland vorbereitet wurde, auch in weiteren Kreisen rege zu erbalten.“ Man muß diesen Ents{lukß mit warmem Dank begrüßen und wird ih des weiteren frzuez, daß Delbrücks Aufzcinungen in allem Wesentlichen unverkürzt beraußgeaeten wurten. Ft das Buch für die Geschichte des Zollvereins doch von grundlegender Bedeutung und somit zugleich eine widtige und absolut zuverlässig? Quelle für die Geschichte ter deutscken Einheitébewegung überhaupt. Eine be- rufenere und zugleich geeignetere Persönlichkeit als *tudelph ven Delbrück läßt fich nicht denken, diesen für die Ge!hichts\hreibung vielleicht \sprôdesien Teil der geæœaltigen und vielfeitizen Bewegung darzustellen ; war er doch an erster Stelle dazu ersehen, nit nur ausführend, fondern au vielfah den Weg tweisend an der wirtiHaftlihen Einigung DeutsLlands zu arbeiten. Und zu dieser tiefgegründeten Kenntnis tritt eine unzewöhnlihe Gabe der Darstellung,

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in deren klarer Sach»

lidfeit sich überall der wahrhaftige, in ie ermüdender Treue wurzelnde Charakter Delbrücks spiegelt. gibt das Buch,

0 was fo selten geboten wird: obtjektive Ses{bibiäurkunden in gediegener Form von einer Persön! i(keit, die selbst hervorragend tätigen Anteil in der dargestellten Geschichtsepoche batte. Delbrück geht bis auf die Geschichte seiner Kindbeit zurück. Aus diefer Schilderung der Jugend- und Universitätszeit spricht ein tiefes, dankb2rez Gemüt:; fie bictet somit eine wertrolle Ergänzung zu dem Gefamtbilde des Berfafsers

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und erklärt uns zugleich, wie der bald Vkielbeschäftigte, dann mit Arbeiten Ueberbäufte fb dennochz vielseitige, anregenide Interessen în das Dienstlebzn hinükterrettzn konnte. Im weiteren Verlauf tritt naturgemäß die Sgilderung der amtlihen Tätigkeit in den Vordergrund, sie ift aber überall

belebt dur Einblicke in das weitere vpolitishe, künstleris{e und

gesellige Leben, und hierbei zeiot Delbrück sich als ein îo feiner Beobachter, ein so prägnanter Charakteristiker, daß das Bu, ganz abgeïchen von seinem Hauptwert, den es als Quellenwerk für die

ais es ‘us d 1 A J E 7 - 9 Geschichte des Zollvereins in Ansprub nimmt, auh_ als ein herbor- ragendes Denkmal der preußishen Beamten-, Geistes» und Kultur- geschichte in dec ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelten muß.

_ Friß Stahl: Wie sah Bismark aus? Mit 31 Tafeln. Berlin, Verlag von Georg Reimer. 3 A „Die

Gestalt ift der Tert zu allem, was si über einen Menschen empfinden und sagen läßt*, urteilt Goethe. Diese „Gestalt“ des Menschen aber bat ihre Entwickelung8geschihte, und je bedeutender der Seist, efto eneraischer vfleat cr seine förperlihe Hülle umzuformen und ihr das wechselnde Gey-äge seiner inneren Entroickelung aufzudrütZen. Daraus erklärt sich zum Teil die große Verschiedenheit der überlieferten Bilder unserer Geistesberoen, deren viele man mit Unre(cht für avofryph oder für „unäbrlih* bält, während fe, wenn aud) oftmals wobl nur dilettantish, den äußern Ausdruck ciner Entwickelung8ph1se wiedergeben, der dem uns geläufizen Bilde nur nit entspriht. Nun find gerade von Bismarck so ungezählte Bilder gute und \{lechte übrrall ver- breitet, daß man sagen darf, sein Bild hat sih dem Volksbewußtfein eingevrägt; und doch ist das nur der Fall mit jenem Bismarck auf der Höhe feiner Entwickelung, dem ausgereiften Genie, dessen „Gestalt“ in dem feingeformten, fablen Schädel, mit der herrishen Steilfalte ¡wischen den Brauen, mit den leuhtenden Augen mit dem alles durhdringenden Blick, dem herrishen Mund unter dem grauen SchHhzurrbart und dem festen Kinn ibren Ausdruck fand. Wie diescs wundervolle Haupt sih aber formte unter den gewaltigen Kämvfen und Siegen eines titanishen Geistes, ift den metïten uns bekannt. Friß Stabls Büchlein mit seinen 31 Bildern Bismarcks ist wobl geeignet, diese Kenntnis zu vermitteln, wenn \ck{on natur- gemäß der Wert der einzelnen Bilder sehr verschieden ist; neben tolchen, die tem treflichen Franz Krüger, eincm Menzel und Lenbach ibr Dasein verdanken, finden fi LiebbaberzeiGnungen und zahlreiche Photographien. Das Büchlein enthält aber die reihhaltigste und beste- Sammlung von Bismarckbildern, die zur Zeit dem Privatmann zu- gänglih sind, denn dem Herausgeber haben fi alle für seine Samm- lung in Betracht kommenden Quellen freundlih erschlossen. So sehen wir, wie der pausbackige norddeutshe Laudjunge mèi dem

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iturren, blonden Haar sich zum s{chmähtigen, langaufgeschoffencn: Studenten auéwähst; dann folgt das Bild des MNe-. gierungsreferendars a. D., der auf dtîe Fortleßzun@z feiner

Beamtenlaufbahn verzihtete, um die vers{Guldeten vätersihen Gütcr-| zu übernehmen, dann die „wifde Zeit in Kniepbof“ hat kein. Bild geliefert Bismarck als Abgeordneter dzr fähsishen Ritterschaft. zur Zeit des Erfurter Parlaments und als Bundes8tagsgesandter.. Endlich die lange Reihe der Bilder aus der Minister- ‘und Kanzler=- zeit und aus der Muße in Friedrihsruh. Es ift von bohem Jxteresse, , an der Bilderreihe zu verfolger, wiz diesec Schädel \b aÿïmählich au3bildet, die Stirn über de-n Augen sich wölbt, ‘der Blick-fich ver tieft und das Antlih sih mit jener {chwerdeutbaren Schrift der Falter. und Runzeln bedeckt, diz hier das ehrwürdige Zeich:n unsäglicher, für das Vaterland durhgefohtener Kämpfe und Mühen fin.

„Zung-Deutschland*, so betiteli f eine socben im Berlage von Paul, Förster, Breëlau, e:s{ienene Zcitung, die für die Hand der her nwachsenden, reiferen Jugend beiderlei GesÞlehts | bestimmt ist, Herausgegeben wird sie unter verantwortlicher Leitung