1858 / 37 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Jn eigenthümlicher Weise aber ergreift beides die Universitäten. Z wischen dem Königlichen Hause, welches ihnen die Erziehung der Jugend in der bewegtesten und empfänglichsten Zeit ihres Lebens anvertraut, und den preußishen Hochschulen besteht seit alter Zeit ein zartes aber un- auflöslihes Band gegenseitigen Vertrauens und innigster Dankbarkeit. Den hôchsten Beweis dieses Vertrauens gaben ihnen Etv. Königlichen Hoheiten, indem Sie die Leitung der Studien des allgeliebten Fürsten- sohnes in ihre Hand zu legen geruhten.

Es ist nicht unsere Aufgabe, die hohe politishe Bedeutung zu wür- digen, welche die A Preußens und Großbritanniens nach dem Gedanken Königs Friedrichs des Zweiten anspriht, oder des häuslichen Glüûds zu gedenken, welhes den hohen Neuvermählten als ein köstliches Familienkleinod überkommen ist. ;

Die dankbare Hoffnung aber dürfen wir aussprechen, daß die größesten und ernstesten Bestrebungen unserer Nation für die Freiheit des Glaubens und die Tiefe des Erkennens durch die innige Verbindung des durchlauch- tigsten preußischen , weimarischen und britischen Fürstenhauses eine neue Bürgschaft gewonnen haben. Ï i j M

Mögen die Segnungen dieser glückverbeißenden Fügung zum Heil „der Hohen Neuvermähltcn, der Durchlauchtigsten Eltern, des ganzen Königlichen Hauses und Vaterlandes sich auf das Herrlichste erfüllen.“

Zhre Königlichen Hoheiten dankten dem Sprecer in den huld- reichsten Ausdrücken , geruhten hierauf, Sich die sämmtlichen Ab- geordneten vorstellen zu lassen und Sich mit jedem Einzelnen auf

das Herablassendste zu unterhalten.

Auch die Akademie der Künste hatte die Ehre, Jhren Königliben Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Wilhelm bei der gnädigst bewilligten Audienz am 10ten d. M. ihre ehrfurchtsvolle Huldigung darzubringen. Alle Mitglieder des akademischen Senats, mit Ausnahme von Wichmann und Meyerbeer, die si nicht in Berlin befinden, waren anwesend. Die Anrede, welche der Secretair der Akademie, Geheime Regierungsrath Professor Toelken, an das erhabene Fürstenpaar richtete, begann mit den Worten:

„Die Akademie der Künste, vertreten durch ihren Senat, {äßt fic glückli, Ew. Königlichen Hoheiten im Namen der KünstlerBerlins ihren ehrfurhtsvollen Glückwunsch darzubringen ;“ worauf die Erwähnung folgte, daß es der Akademie nicht unbekannt geblieben sei, wie Jhre Königliche Hoheit die Durchlauchtigste Prinzessin in Höchsteigenen malerischen Kunstsböpfungen ein glücklices und geistreihes Talent voll reinem zarten Naturgefühl {on früh entwickelten. Des Prinzen Jhres erhabenen Gemahls Königliche Hoheit habe Jtalien bereist und durch Erwerbung vorzüglich schöner Deukmäler von zugleich historisem Werth die edelste Kunsiliebe bethätiget. „Wie sollten nicht die Künste vertrauens- und hoffnungsvoll zu einem so hochbegabten angebeteten Fürstenpaar hinaufblicken?“ Der Ausdruck innigster Wünshe für das Heil Jhrer Königlihen Hoheiten und des Preußishen Vaterlandes bescbloß diese L An- sprache, worauf der Vice - Diréktor der Akademie, Professor Herbig, die von dem akademischen Künstler Ernst Schüße jun. fkalli- graphirte schriftlihe Adresse der Akademie, in Purpursammt ge- bunden, Jhren königlichen Hoheiten ehrerbietigst überreihte. Der Jnhalt derselben, den wir uns erlauben hier beizufügen, war

folgender : Durchlauchtigster Prinz, p Gnädigster Fürst und Herr! Durchlauchtigste Prinzesfin, Huldreiche Fürstin und Frau!

Wenn Eueren Königlichen Hoheiten unter den gllickwlinschenden Tausenden auch dix Akademie der Künste durch ihren gehorsamft hier ver- einigten Senat fih chrfurchtsvoll zu nahen wagt, so fühlt sie, daß ibre von der innigsten Verehrung und Liebe für Höchstdieselben eingegebenen Wünsche zugleich das Gedeihen der shônen Künste miteinschließen, welche die Akademie zu vertreten berufen ist. Von Kunstliebe bewogen, haben Euere Königliche Hoheit, Durchlauchtigster Prinz, Jtalien besucht und sich begeistert im Anblick unver-

änglicher Meisterwerke. Höchstdero Königliche Gemahlin, die erhabene jür tin und Frau, zu der Preußen voll schönster Hoffnungen aufblickt, hat urch eigene malerische Leiftungen sich selbst als geistreihe Künstlerin gezeigt. Unter der Herrschaft Hohenzollernsher Kurfürften begann im Nordosten Deutschlands ein Anfang höherer Kunstbildung, wie im Schuß des siegreichen Hohenzollernshen Banners im Deutschen Frankenlande sich jene Kunstschule vorbereitet hatte, aus der Albrecht Dürer ' hervorging. Euerer Hoheiten Königlihe Vorfahren auf Preußens Thron, deren erster noch als Kurfürst diese Akademie begründete, waren Ur- heber erhabenster Kunstdenkmäler, die noch jeßt in Erstaunen seßen. Wie sollten wir zweifeln, däß den s{hönen Künsten unter uns durch Euerer Königlichen Hoheiten eigene Kunstliebe noch eine fernere s{öpfungsreiche Blüthe bevorsteht, wozu das Beispiel Seiner Deitint unseres regierenden Königs und Herrn, Allerhöchstdessen völlige Herstellung wir mit Euercn Königlichen Hoheiten und allem Volke von Gott erflehen, niht verfehlen kann, mitzuwirken, Preußen bewillkommt in Eueren Königlichen Hoheiten eine segensreiche Zukunft. "Möge dieselbe durch Gottes Gnade, die wir ier anrufen, au für Ste, erhabenstes Fürstenpaar, ein langer Zeitraum äuslihen Glückes und höchster ununterbrochener Wohlfahrt fein] Jn tiefster Ehrfureht erftetben wir, Duxhlauchtigster Prinz ! Huldreichste Prinzesfin! Euerer Königlichen Hoheiten treu gehorsanst ‘ergebene die Königliche Akademie ‘der ‘Künste. Verlin, den 10, Februar 1858,

Die Urschrift war unterzeidnct von sämmtlihen anwesenden Mitgliedern des akademischen Senats: Herbig (Vice - Direktor), Toelken, EStüler, Drake, August Fischer, von Kloeber, Daege, Sra Hensel, Eybel, Schirmer, Schrader, Mandel, Bach und

rel.

Auf den huldvoll ausgesprodenen Wunsch Zhrer Königlichen Hoheiten hatte der Vice-Direktor Prof. Herbig die Ehre, dem er- habenen Fürstenpaar die Mitglieder des Senats der Akademie der Künste noch besonders vorzustellen und, so weit diese Höchstden- selben nicht s{on bekannt waren, namentlich zu bezeihnen. Beide Königliche Hoheiten hatten die Gnade, an mehrere, wo nicht an die meisten derselben, huldreihe Worte zu richten mit einer Herab- lassung, Anumuth und wahrhaft Fürstlihen Freundlichkeit, deren herzgewinnender Eindruck unwiderstehlih genannt werden muß.

Frankfurt, 11. Februar. Die Bundesversammlung hat in ihrer heutigen Sihung die in der holftein-lauenburgischen Angelegen- heit unterm 14, Zanuar gestellten Ausshuß-Anträge zum Beschluß

A,

erhoben. (Dr. J.)

Niederlande. Haag, 9. Februar. Heute ist die Zweite Kammer nach den Winterferien wieder zusammengetreten. Zu den wichtigeren Angelegenheiten, mit welchen sie sih jeßt zu beschäftigen haben wird, gehört die Frage der Negersclaven - Emancipation in den westindishen Kolonieen. (Jn Ostindien ist bekanntlich die Sclaverei bereits aufgehoben.) Der darauf bezüglihe Gesehz- entwurf ist bereits vor Weihnachten in den Sectionen behandelt und der die daselbst gemachten Anmerkungen enthaltende Kom- missionsberiht ist dieser Tage veröffeutliht worden. Die große Mehrzahl der Mitglieder ist der Meinung, daß zwar auf dem Staat keine rehtliche Verbindlichkeit zur Entschädigung der Sclaven- Besißer in Folge der Emancipation beruhe; daß dieselben jedoch billiger Weise eine solche Entschädigung beanspruchen können. Dagegen hat fi die Majorität bestimmt gegen den Vorschlag er- flärt, nah welchem der Schadenersaß theilweise von den frei- gelassenen Sclaven selbst abgetragen werden sollte, (Köln. Z.)

Velgien. Brüssel, 10. Februar. Die Angelegenheit des „Crocodile“ ist heute vor die Assisen gekommen, Victor Hal- laux aber, der beklagte Autor, befindet sich seit geftern Abends auf dem Wege nah England. Nachdem der Staats-Anwalt in kurzen Worten das seiner Anficht uach feige Benehmen des Beklagten hervorgehoben und eine Ordonnance de prise de corps gegen ibn erlangt hatte, wurden die Verhandlungen auf eine der nächsten Sihungen des Asfisenhofes vertagt. (Köln. 3.)

Großbritannien und Jrland. London, 10. Februar. Jn Buckingham Palace war gestern Nachmittags Cour. JZhre Majestät nahm mehrere aus Aulaß der Vermählung Zhrer Königliden Hoheit der Prinzessin Friedri Wilbelm von Preußen beschlossene Glückrounsch - Adressen, darunter eine der Universität Oxford, eine der Universität Cambridge und eine des Gemeinderaths der City von London, entgegen. Auch Jhre König- lihe Hoheit die Frau Herzogiu von Kent nahm gestern eine Glück- wunsch- Adresse des Gemeinderaths der City von London entgegen.

Jn der gestrigen Unterhaus-Sißung erschien der neue Abgeordnete für Birmingham, Herr Bright, zum ersten Male seit langer Zeit wieder im Parlament und wurde von beiden Seiten des Hauses mit Beifalls- bezeugungen empfangen. Thomas Baring überreichte eine Petition der Ostindischen Compagnie, in welcher dieselbe das Parlament ersucht, keine Aenderung in der Constitution der indischen Negierung vorzunehmen, so lange nicht die Ruhe in Judien wiederhergestellt und so lange das gegenwärtige System keiner gründlichen Prüfung unterworfen worden fei, T. Duncombe zog auf die Bitte Lord Pa lmerston's, der ihm vorstellt, daß es wünschens- werth sei, zunächst die vertagte Debatte über- die Flüchtlingsfrage zu Ende zu führen, für jeßt cine von ihm angekündigte Nesolution zurück, die darauf abzielt, dem Baron Notbschild den Zutritt ins Haus zu ermöglichen. Die Debatte über“Lord Palmerston's die Mordvershwörungen betref- fevde Bill wurde sodann wieder aufgenommen. T. Duncombe berichtigte cine Bemerkung zweier Abgeordneten, die sich früber an der Debatte be- theiligt hatten, der Herren Gilvin und Nocbuck nämlich. Dieselben hatten behauptet, Louis Napoleon habe bei der Expedition nah Boulogne einen Mann mit eigener Hand niedergeschossen oder, wie Noebuck sich ausdrüte, ermordet. Diese Angabe sci fals. Louis Napoleon sci damals nur mit einem einzigen Pistol bewaffnet gewesen, und dieses sei gar nicht abgefeuert wor- den. Die Veröffentlichung der anstößigen Adressen im „Moniteur“ halte er übri- gens für nicht zu entschuldigen. Warren (konservativer Abgeordneter) sprach gegen die Bill. Scines Erachtens ist dieselbe überflüssig, würde sich als unwirksam erweisen und die Nationalirürde beeinträchtigen. Sir G. Grey freute sich, daß in feinem der beiden Häuser des Parlaments sich auch nur eine einzige Stimme zu Gunsten einer Verleßung des heiligen Asylrechtes er- hoben habe. Durch das pariser Attentat sei die Ausmerksamkeit der Ne- gierung auf den mangelhaften Zustand des englischen Gesekes gelenkt wor- den, und sie habe cs für cine Verbesserung gehalten, wenn die Strenge des irischen Gesehes geiildert, das englische Gese hingegen verschärft werde. Jn der Depeiche des Grafen Walewski vom 20. Januar liege nichts, was geeignet sei, die englishe Negierung davon abzuschrecken, das zu thun, was sie für reht halte, Schließlich verlas Sir G. Grey fol- gende, vom 6. Februar datirte Depesche des Grafen Walewski an den Grafen Persigny: :

Herr Graf! Was Sie mir über -die Wirkung melden , welche - die

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im „Monitenr“ erfolgte Verdffentlihung gewisser vom Heere ausgegange- ner Adressen in England verurfacht mat, ist meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, und ih habe dem Kaiser darüber Bericht erstattet. Sie kennen die Ansichten, welche uns bei den Schritten leiteten , die wir aus Anlaß des Attentats vom 14. Januar der Regierung Jhrer britannischen Majestät gegenüber thaten, und Sie wissen, wie sehr wir uns bemühten, indem 1vir hre Beihülfe nachsuchten, Alles zu vermeiden , was den An- schein cines von unserer Seite ausgeübten Druckes hätte haben können. Alle unsere Mittheilungen athmen das Vectrauen, welhes wir zu der Loyalität dieser Negterung haben, und die Achtung, welche wir vor der von ihr ergriffenen Junitiative hegen, und wenn bei den begeisterten Manifeftationen, in denen die Ergebenheit des Heeres sich aussprach, möglicher Weise Worte vorgekommen sind, die in England # den Eindruck machten, als seien sie von einer anderen Gesinnung eingegeben, so stehen sie zu schr in Widerstreit mit der Sprache, welche die kaiserliche Regierung stets der Regierung Jhrer britannischen Majestät gegenüber ge- führt hat, als daß es möglih wäre, ihre Veröffentlihung irgend einem anderen Umstande zuzuschreiben, als einer durch die Zahl dieser Adressen verursachten Unachtsamfkeit, Der Kaiser trägt Jhnen auf, Lord Clarendon zu sagen, wie sehr er die Sache bedauert. (Lauter Beifall von beiden Seiten des Hauses.) Jch ermächtige Sie, dem ersten Staats-Secretair für die alswärtigen Angelegenheiten eine Abschrift dieser Depesche ein- zuhändigen.*

Lord John Russell bemerkte, wenn er auch von der Ansicht ausgehe, daß man die Bill zum Zwecke der Verbesserung des Gesetzes einbringe, \o zweifle er do, ob fie wirklich eine Verbesserung des Gesezes sei. Es sei äußerst \{chwer, das Verbrechen, um welches es sich handle, zu beweisen, und wenn man die Strafe * verschärfe, so werde eine Jury Anstand neh- men, den Angeklagten für schuldig zu erklären. Der Geist des vorgeschla- genen Geseßzes widersprehe durhaus dem Geiste der modernen aufgeklär- ten Gesezgebung. Auch werde es nichts gegen politische O helfen. Denn Verschwörer seien Leute, die sih nicht davor scheuten, ihr Leben aufs Spiel zu seßen, Man würde besser daran thun, sein Augen- merk nicht sowohl auf die Bestrafung, als auf die Entdeckung des Verbrechens zu richten. Es würde weiser gewesen scin, wenn man gleich rund heraus exklärt hätte, man habe nicht die Absicht, das englische Geseßz zu ändern. Disra eli tadelte die Veröffentlihung der mehrfach gerügten Adressen im „Moniteur“ als sehr taktlos. Allein der Ausdruck des Be- dauerns von Seiten des Kaisers sei freimüthig und gerade, und deshalb gezieme es Engländern nicht, jene bedauernswerthen Vorfälle auch jeßt noch mit allzuviel Strenge zu fkritisiren. Er halte die von der Regierung vorgeschlagenen Maßregeln für ungeschickt und s{chwächlich, werde aber dennoch für Einbringung der Bill stimmen und die Ausstellun- gen, -die er zu machen habe, sih für spätere Zeit wvorbehal- ten Sydney Herbert wagte noch fkein bestimmtes Urtheil über die Zweckmäßigkeit der Vorlage, indem erx zuvörderst besser über den gegenwärtigen Stand des Gesehes unterrichtet sein müsse, als dies gegenwärtig der Fall sei. Lord Palmerston bemerkte, die Bill stüße si auf zwei Gründe, nämlih zunächst darauf, daß sie eine Ver- besserung des englischen Geseßes sei, und sodann darauf, daß sie die Wir- kung haben werde, der Wiederholung eines im Auslande begangenen Ver- brechens vorzubeugen, welches höchst nachtheilig für die Jnteressen und die Ehre Englands sei. Kinglake zog darauf sein am vorigen Tage gestelltes Amendement zurück, und es kam zur Abstimmung über den ursprünglichen Antrag. Das Haus ertheilte mit 299 gegen 99 Stimmen die Erlaub- niß zur Einbringung der Bill.

Frankreich, Paris, 10. Februar. Frankreich hat im- vorigen Jahre mehrere neue Post-Verträge abgeschlossen. welche dem Briefverkehr und der Verbreitung französisher Zeitungen und Bücher sehr förderlich sein werden. Am 3. Dezember 1857 wurde auch mit Belgien ein neuer Post - Vertrag abgeschlossen, der am 2. Januar dieses Jahres in Brüssel ratifizirt wurde und heute im „Moniteur“ vollständig veröffentlicht wird,

Gestern Nachmittags um 2 Uhr ritt eine Abtheilung Garde- Ulanen in den Tuilerieen «Hof. Sie bestand aus zwei Offizieren, einem Unteroffizier, einem Trompeter und dreiundzwanzig Ulanen, welche den Kaiser am Abend des 14. Januar eskortirt hatten. Fünf Mann, welchbe an den erhaltenen Wunden noch im Spital liegen, feblten, Nachdem die Leute abgestiegen waren, wurden sie durch einen Kammerherrn zum Kaiser und zur Kaiserin geführt, welche sie auf das wohlwollendste anredeten und Jedem eine Uhr mit Kette, auf deren Gehäuse ein „N.“ mit Krone eingravirt ist, überreihten. Die Uhren der beiden Offiziere sind von Gold, jene der Soldaten von Silber.

Herr von Rayneval, der seit längerer Zeit fürden fran- zösischen Gesandtschafts-Posten in Petersburg ernannt, doch krank- heitshalber verhindert war, an den Ort seiner Bestimmung abzu- gehen, ist in verwichener Nacht zu Paris gestorben.

_— 11. Februar. Der heutige „Moniteur“ meldet, daß der Kaiser 520 Militaire begnadigt und 253 ihre Strafen gemil- dert habe,

Túürkei. Aus Konstantinopel, 3. Februar, is der Postdampfer am 10. Pte in Marseille eingetroffen. Die Be- ziehungen des französishen Gesandten zum Divan sind nech immer gut, Herr von Thouvenel hat am 1, Februar dem Großvezier und dem Präsidenten des Tansimats-Rathes einen Besuch abge- stattet. Die "Gehälter der türkishen Minister sind wegen der Theuerung, troß der Finanznoth, um 25,000 Piaster (5000 Gr.)

monatlich erhöht worden, Die Nachrichten aus den Provinzen schildern die Schrecken des ungemein strengen Winters. Schuce-

ftürme hahen auf dem Schwarzen und Marmor - Meere, so wie in den umliegenden Ländern den ganzen Januar hindurch mehr oder minder stark gewüthet und zahlreiche Unglücksfülle zur See wie zu Lande herbeigeführt. Das Volk leidet unbesthreiblih; Er- frierungsfälle sind bei den auf solche strenge und anhaltende Kälte nicht eingerichteten Orientalen gar nihts Seltenes.

Aus Marseille, 10. Februar, wird nach Berichten aus Kon- stantinopel vom 3. Februar der „Jndépendance Belge“ tele- graphisch gemeldet : « Mehemed Bey, welcher von den Anfuèättèn dek Herzegowina im Fort Jesera belagert wurde, hat kapituliren müssen und nur freien Abzug mit den Waffen erlangt. Türkische Kommissare durhziehen Bosnien und die Herzegowina, um die Beschwerden der Bevölkerung zu vernehmen. Jn manchen Gegen- den machen Mohamedaner und Christen gemeinschaftlihe Sache, zumal die Jusurgenten in ihren Aufrufen erklären, sie bezweckten blos strenge Vollziehung der bestehenden Geseßze. Ein türkischer Kounnissar hat dem Fürsten Danilo ein Ultimatum der Pforte zu- gestellt. England läßt seine Festungen auf Korfu und Zante in Kriegsstand setzen.“ -

Aus der Herzegowina wird über Triest, 10, Februar, ge- meldet, daß Selim Pascha in Trebinje eingetroffen is. Er ver- langte, daß zwei Kallugier von Duzi und die Häupter der Rajahs sih nach Trebinje begeben; diesem Rufe hat bisher nur ein Kallngier Folge geleistet. Jn Folge der Beseßung von Poljice durch eine Abtheilung Baschi-Bozuks, wodurch die Rückzugslinie von Duzi nah Zubzi bedroht wurde, haben sih die Rajahs sammt den Us- kofen und einigen Montenegrinern zurückgezogen. Zubzi soll von seinen Einwohnern und einer Anzahl von Montenegrinern hbe- seßt gehalten werden.

_ Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. Februar. Heute hat auch der Adel, wie schon früher der Priefterstand, die beantragte Veranschlagung von je 100,000 Thlr. für die Jahre 1859 und 1860 zur Befestigung Stockholms angenommen. Da jedo Bürger- und Bauernstand den Antrag verworfen häben, so wird die Sache vom verstärkten Staatsausschusse entschieden werden. Jm Büugerftande wurde heute der Ausshußvertrag in der Re- ligionsfreiheitsfrage mit 23 gegen 20 Stimmen angenommen.

Dánemark. Kopenhagen, 11. Februar. Das heute auSgegebene Bülletin über das Befinden des Königs lautet also: „Der König befand sih den gestrigen ganzen Tag über wohl, und nachdem der ‘periodishe Hustenanfall weder gestern Abend noch heute Nacht fich eingestellt hat, ift er heute besser. Christiansborg, den 11. Februar, Unterz. Lund.“ | :

Amerika. New-York, 28. Januar. Aus einer Procla- mation des neuen Gouverneurs von Kansas, Herrn Deunis, er- sehen wir, daß die dortigen Freistaats - Männer bei der Wahl der Staatsbeamten alle ihre Kandidaten mit geringer Majorität durh- gebracht haben, und daß sie in beiden Häusern über eine starke Majorität verfügen. Dem nach Utah entsaudten Erpeditions- Heere bereitete der Verlust von Zugvieh große Verlegenheiten. Die Regierung trifft Vorbereitungen für nachdrückliche Operationen, die im Frühling erfolgen sollen. Wahrscheinlih wird man den Ober- Befehlshaber, General Seott, nach Kalifornien entsenden, wo er cine Expedition organisiren soll, um den Mormonen in den Rücken zu fallen, während die kleine Schaar des Obersten Johnston be- deutend verstärkt worden und fie in der Front angreifen soll. Die Bills, welche eine Verstärkung des Heeres bezwecken, sind im Kon- greß bereits eingebraht werden, Sie stoßen im Senat auf Wider- stand von Seiten der Republikaner, welce in ihnen einen wei- teren Schritt zu. dem erblicken, was sie die „Unterjohung“ von Fansas nennen.

Wie die zu Paris erscheinende „Correspondence Bullier“ nach Berichten aus New-York vom 28. Januar meldet, wäre in Meriko eine Revolution ausgebrochen, die bereits vielen Personen das Leben gekostet, Es soll fi nämlich eine Coalition gebildet haben, welhe die Nückberufung Santa *Auna's bezweckte, Leyterer marschirte auf die Hauptstadt Mexiko.

Afffien. Die „Times“ hat am 10. Februar von ihrem C NERE zu Malta über Cagliari folgende Depesche er- giten :;

_y Alexandria, 6. Februar. Die Posten aus Kalkutta und Ching gehen heute ab mit Nachrichten aus Kalkutta vom 9. Ja- nuar, Madras, 16. Januar, Ceylon, 19. Januar, Hongfong, 30, Dezember, und Canton, 29. Dezember. Auch ist eine Post aus Bombay mit Nachrichten bis zum 13. Januar eingetroffen. Die Nachrichten aus Cawnpur reichen bis zum 4. Januar. Six Colin Campbell beseßte Furruckabad am 3. Januar und stand in Verkehr mit der Heersäule des" Obersten Seaton. Am 2. Januar hatten die Nebellen die unter dem Ober-Befehlshaber stehenden Truppen - angegrissen, wareu jedoch nah einem lebhaften Scharmüzel, in iwvelcbem der. Feind alle seine Kanonen, 7—8 an der Zahl, verlor, zurückgeworsen worden, Am Abend jenes Tages râumten sie Furruck-