1858 / 100 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Preußen. -Bévliit73B Apt,“ Zeüts Vorkittag 11 Uhr nahm Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen den Vortrag des Poligei-Prästdènteu bon Zedliß entgegen

Gegen 42-Uhr -stattoten Jhte! Majestät die Kömigin von Portugal Jhren Königlichen Hoheiten dem: Prinzen und: dex Prinzessin von Freußew Allerhöchst, Zhreu Besuch ab, P

Gegen- 4 Uhr: empfing Seine Königliche Hoheit den. Minister- Präsidenten von Manteuffel und gegen 2 Uhr den bairischen Gesaudten Grafeu. Mo ntgel as, so wie später den holländischen Gesandten Baron, ou, Schimmelpenniuk in besonderer Audienz, im Besein des- Miuistét-Präsibenten..

von -Poxtugal.: Majestät fürden 1 ende. erwählten Stell- vertreter V tez— -Sx. Kouig oheit dem P Preußen, erbat von Höchstdemselben #tie Erlaubuisu.zu. persönlicher

ollziehung des Jhm gew etn begab Sich, nachdem Jm fóle'zu Dheil’ ge Ga L de SEE E

wt; "um Höchstdieselbe zum Altttr* zu! ain h na ee Edt

* demselben der für die Dauer der

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eordnete? Ehrendienst, béstehend- aus dem General-Lieutenant: bon: Peucker und dem Oberst-Lieutenant im zweitew Garde-Regiment" zw Fuß, von Werder, an. y : Während des nunmehr folgenden Trauungsaktes nahm Seine Durchlaucht der Erbprinz, ben Play zur Nechten der Königlichen Braut ein; der dem Hohen Brautpaar zugrorduete Ebrondienst

29, April. Am E A hat am hiesigen Königlichen | Fellte sich rückwärts Höchstdesselben-auf;— und die von Seiner Majestät

Hoflager in Gegenwart déx Hohen Mitglieder des Königlichen Hauses Ht Vermählung durd Procúration Jhrer Durchlaucht der Prinzessin Stephanie von Hohenzollern - Sigmaringeu, Durh- lautigsten Tochter Sr. Hoheit des Fürsten Karl Anton zu ohen- zollern-Sigmaringen und Jhrer Großherzoglichen Hoheit der Fürstin Josephine von Hohenzollern-Sigmaringen, geborenen Prinzessin von Baden, mit Sr. Majestät dem König Dom Pedro V. von Por- tugal und Algarbien stattgefunden:

Da Se. Majestáäk dék König wie Jhte Majestät die Königin abgehalten eten, G dieser Feier persönli Theil zu nebmen, so haîté Se. Königlichè Hoheit der Prinz von Preußen au hierbei die Stellvertretung Sr. Majestät des Königs übernommen. L

Schon um 12 Uhr hatten sih in dér für den Trauungs-- t bestimmten St. Hedtvigs - Kirche die Generalität, die Königlichen

Stäcäts-Minister und Wirklichen Geheimen Räthe, die Räthe erster |

Klase und die Chef-Prásidenten der Landes-Kollegien, ‘so ‘wie deren an afrcus as YY das diplomatische Corps; so wie dîe ‘hier anwésenden Fremden dersammelt und die ihnen reserbirten Plähe ingenommen. E

einge A darauf erschienen die hohen Mitglieder des Königlichen Hauses mit Gefolge und gleichzeitig mit Höchstdenfelben Jhre' Königslithen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden, Se, Großherzogliche Hoheit der Prinz Wilhelin- von- Baden,

uns-Fhre- Durchlauchten der Erbprinz Leopold, so wie der Prinz |

Karl'‘von Hößenzollern-Sigmatingen.

Gegen 2 Uhr traf Se. Königlihè Hoheit der Prinz -vow f | Gösiderselbe wurde im Hauptportal vón ‘Sk. }

reußen ein. Pas liben Gnaden dem Fürst - Bischof von Brésliru, der: die Voll-

ziehung der Trauung übernommen hatte, und von der Geifilichktit.|

dev 'St. Hedwigskirhe empfangen und von hier ünter Anschluß- der

Obersten Hof-, Ober-Hof- und Hof-Chargen, so wie des Ministers. |

des Königlichen Hauses bis an die Stufen “des Hocältars! und zu dem daselbst für Höchskdenselben in Bereitschaft gehaltenen Plate geleitet. | | Glei darauf ershien auch die durchlauchtigste Braut in Be- gleitung Jhrer Großherzoglichen Hoheit der Fürstin und Sr. Hoheit des Fürsten von Hohenzollern-Sigmatingen. Höch tleseben wur- den ebenfalls von Sr. Fürstlidien Gnáden bem Flirffkbischof von Breslau am Eingang in die“ Kirche empfangen, demnäcchft von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden in leytere ein-

geführt und von hier aus. don dem von Sr. Majestät dem König f pfangen hatte, trat Se.

; Hohenzollern-Sigmariugen, dg. der ihm. gewordene Auftrag, beendigt , wax, zurück, und eS näherten si die shon- obeu genannten pottu- -giesishen Herren, um; der Hohen Neuvermählten als ihrer. uun- ; mehrigen Souverainin ihre Huldigung darzubringen. pt ge- schah Seitens der anwesenden portugiesischen: Damen , welch

der Durchlauchtigsten Prinzessin-Braut zugeordneten Ehrendienst, dem Ober-Ceremonienmeister, Witkli(ßen . Geheimen. Mäth Freiherrn von Stillfried, so wie den Königlichen Kammerherrn unb Schloßhauptleuten, Gráfen von ScWaffgotsh und von Booss-Waldeck zu: den links vom Altar in Bereitsthäft gehaltenen Pläyen geführt. Die Schleppe bér Durtlqu tigsten Braut wurde hierbei von vier Damen, nämli ber Fürstlich Vbatofterntten Hofdame ráulein vom Axtér und: brei Höcstderfelbeu füx“ die Dauer dèr Festlichkeiten zum Ehrendienfst beigègebenen Königlich preußästhen- Hofbamen: ben Gräfînnen Ade? laide und Vixrginie vou Hacke, so wie. der Gräfin zu. Lynar ge- trägen, wäßrend techts neben dex R Jhrer Durchlaucht -die als” Hô@fiberseldben Öberbofmelsterin fungîirenbè verwittwete Frau Staats-Minister von Bülow- ging, ( ver Flcrstbischof von Breslau, welcher nunmehr vor den Altar getreten war, wendète sich zunách| an Se. Königliche Hoheit den Prinzen, vou Preußen und, bat Höchstdenselben, bevor er 4 dem ihm aufgetragenen Trauungsakt unterziehen könne , die: öffentliche Verlesung der Procurations:Vollmacht Sr. Majestät des Königs' von Portugal anbefehlen zu. wollen, ___ Gleichzeitig naßte sich ber Königlich portugiesische außerordent- lie Gesandte und bévollmätbtigte Minister am Königlichen Hofé Baron von Santa Quiteria unb überreichte Sr. Königlichen Hoheit-dem-Prin- gen „von. Preußen die zu diesem Behufe ausgefertigten portugie- fische Urfu G. ss wie’ eine beglaubigte Uebersezung derselben in lateinischer. Sprache, Beide Dokumente übergab Se: Königliche Hoheit dem rückwvärts Höstdesselben stehenden Ministe lichen. Halses, welchèr Lèbteté ben Wirklichen Geheimen Ober- Finanz - Rath“ von Obstfelder mik der Verkesung der: lateinischen Ueberkragung beauftragte, Nachdem diese. Verlesung erfolgt, näherte Sfch Séine Dur{laucht der Erbprinz. Leopold zu. Hohenzollern-

r des König- |

dem König von Portugal hierher gesaudten Herren nämlich der Kö- niglih portugiesische Feldmarschall Herzog von Terceira, der Graud: von: Portugal uud. Oberstallmeister Marquis von: Ficalho, der Graud von Portugal und Kammerherr. Marquis von Souza «Holstein , der Chevalier Borges de Castro und der Commandeur Viale bes gaben sih an die Seite des Stellvertreters ihres Souverains, während der am Königlichen Hofe accreditirte“ außerordentliche Gesandte, Baron von Santa Quiteria, fich dem diesseitigen Ehren- dienst Seiner Durchlaucht angeschlossen hatte. E

Der Fürstbishof wandte sih zunächst in einer umständlichen Ansprache, in: welcher er -die. Wichtigkeit und Bedeutsamkeit der- gegenwärtigen Feier hervorhob, an die Hobe Prinzessin Braut und begann demnächst den Trauungsakt selbst, indem er an Seine Durchlaucht den Erbprinzen Leopold von Hohenzollern - Sigmaxin- en diè Frage richtete, ob Er im Namen Seiner Allergetreuesken Majestät die Prinzessin Stephanie von Hohenzollern - Ie als Gemahlin: annehmen wolle, worauf Se. Durchlauchb mit: „J will“ antwortete. Jn ähnliher Weise wendete sih sodann der Güxstbischof mit der Frage, an die Durchlauchtigste: Prinzessin

ragut, ob Sie, dew Köuig Dom Pedro V, von Portugal und

Algarbien , vertreten: durch, den Erbprinzen -Leopold vou: Hohen- zollern-Sigmarxingen, zu Jhrem Gemahl annehmen: wolle , worauf Zócstdieselbe, nachdem. Sie durch, eine Verbeugung box Sr, Königs» lihen Hoheit dem Prinzen von Preußen. und Zhren Durchlauch- tigsten- Eltern, die Einwilligung; hierzu: erbeten, gleihfall8. mit; „Jch, will“ antwortete, / i

Nachdem hierauf der Fürstbischof- die Trauringe gesegnet und. die gehräuchlichen Kirchengebete . vervichtet. hatte, Mi „er Seiner Durchlaucht, denx Erbprinzen, Leopold, deu Trauring für. die König» liche Braut, Höchstleßterer dagegen den. Trauring für - Seine Majestát den Kónig, von Portugal. Während das Hohe Braut: paax die. Ringe wechselte, beganu-das, Glockengeläut der St. Hedwigs- Kirche, so wie die Abfeuerung, von-drei Mal zwölf KanonenschÜssen: aus den zu diesem. Zwet in der Nähe. aufgestellten Geschüßen. Nachdem Wechselu der Ringe endlich. legte das Hohe Brautpaar. die beiden; reten Hände in- einander ; der Fr stbisczof bededte diesel- ben mit dec:Stola, ughm sodann deu Hohen Neuvermählten das Che- gelöbniß ab und {loß nach dem üblichen Gebet. die Feierlichkeit.

* damit, daß, er- das- Te- deum laudamus anstimmen: ließ.

Na«bdem, hierauf das: Hohe. Paar noch, knieend, den Segen êms urMlauht- der Erbprinz Leopold von;

e zur Bildung des nunmehr in Function tretenden Hofstaats Jhrer | Majestät bereits vorber bestimmt worden. waren, nämlich der Ober-

- hofmeisterin Jhrer Majestät, Herzogin von Terceira, und Aller-

; hôchstderselben Hofdame, der Fraw von. Souza-Coutinho.

Nach Entgegennahme dieser ehrfurchtsvollen Begrüßungen : wandte Zhre Majestät die Königin von Portugal Sich zu Sr. 7 Königlichen Hoheit dem Prinzen von Preußen, und ward von ; Höchstdemselben unter Begleitung des Fürstbishofs aus der Kirche geführt, woselb} die- Durchlauchtigften Herrschaften den für die Rü-

Ï fahrt na dem Königlichen Schlosse bereit stehenden ‘Wagen: boftivgen:

Gleich barauf begaben Sich auch Jhre Königlichen -Höheitén: : die“ Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hausés, so wie die anwesenden“ Hohen Gäste nah dem Königlichen Schlosse, woselbst um vier Uhr ein: Gäla-LDiner im Weißen Saale, bei- welchem außer

! Jnfagterie und- Kavallerie, die General -Liéutenants, die Minister und Wirklichen Geheimen- Räthe, so wiè die Gesandten der be- , treffenden Höfe und deren Gemahlinnen zugezogen wurden, die ; Vermáhlunßsfestlihkeit beschloß. L

E, ‘orgen Abend- wirb éine Cour! bei! Jhrer Majestät dex ; Königin. von Portugal, und im Anschluß! an bitfélbe ein Hof- ; Konzert im Weißen Saalé' des! Königlichen Schlosses skättfinden.

Sachsen. Gotha, 27. April, Die vom hiesigen Sonder- landtage gewählte Kommission hat bereits dem vom Staats-Mi-

Sigmaringen, Höchstwelchen die Vollmacht als den“ von des Königs

! nisterium vorgelegten! Entwurf zu: einan Géseze über diéOrga-

- Zuskizämter. Was die gei . wird das Ober-Konsistorium aufgehoben, dessen Geschäfte geheu an

den Hófstaaten der Fürskbifhof| von Bresläu, die Generale der

"639 “4iisation der Vert altun g8behörden durchberakhén. Der \ Xakholishe' Velzien wie +as .kälholisthe Frankrei; Æntwúürf ‘regelt die Organisation und ven Geschäftsfveis der Be- hôrden im Bereiche der inneren Verwaltung, der geistlichen und

die Verecinighen Staaten von Nord - Amerika seien etwa diese Staaten, ‘sei der ‘größte Theil der

f eivilifivien Welt entchriftlichi? Oder bestéhe das wesentliche Charakter-

Schulverwaltung und der Finanzverwaltung, und seht für die erstere f Merlmal des Christenthums iu Unduldsamkeit?# Wenn ‘er sich-- ge-

als Behörden ein: die Gemeindevorstände, die Landrathsämter, die General-Kommissionen und die Spezial-Konmisfionen für Ablösungen und Separakionen , und das Skaats - Ministerium. Die jehige Landesregierungs-Verwaltungs-Abtheilung wird aufgehoben; der

Laudrathsämter soll es drei geben, æœins in Gotha, ein anderes in Ohrdruff, ein drittes in Walter8hausen. Die Rechtspflege wird von der inneren Verwaltung auch in der unteren Jnstanz getrennt, mit Ausnahme zweier, von anderen Staatsgebieten eingeshlossener stlihe und Schulverwaltung betrifft, so

das Staats-Ministerium über und die unteren geistlihen Verwal- tungsstellen bestehen aus 8 Kirchen- und Schulämtern. Bezüglich der Finanz-Verwaltung wird die jeßige Landesregierungs - Finanz- Abtheilung anfgehoben, und deren Geschäfte werden dem Staats- Ministerium zugewiesen. (F. P. Ztg.)

Naf}au. Wiesbaden, 28. April. Jun der heutigen Sißung der vereinigten Kammern wuxden die Exigenz-Etats

der oberen Gericht8stellen festgestellt. Da dieselben die den Staats- !

beamten im vorigen Jahre bewilligten Besoldung8zus(lisse ver- langten, so mußte erst ein Prinzip festgeseßt werden, ob man diese

Zuschüsse auh für dieses Jahr bewilligen wolle. Dies bezweckte |

ein Sonderautrag, welcher angenommen wurde. Die Sacbe bleibt in dem bisherigen Provisorium. Sodanu trug dex. Abg. Dr. Braun den Negierungskommissarien den Wunsch nach eiuer Ver- besserung der Untersuhungsgefänguisse vor. Der Abg. Dr. Groß- manu ftellte schließli den Autrag auf Aufhebung der Unter- suchungsgerichte uud Bestellung von besondern Jnstruftionsrichtern für die einzeluen Strafsachen.

Séhweiz. Beru, 29. April. Der Bundesrath hat heute |

durch Stich - Entscheid die Zulassung französisher Eonsular- Agenturen bescblossen. Der Antrag Stämpfli's auf sofortige Einberufung der Bundes-Versammlung wurde verworfen.

Großbritannien und Jrlaund. London, 28. April. Die :

Königin hat heute Nachmittag ein stark besuchtes Lever abgebalten. ¡rinz Nicolaus von Nassau empfing gestern Besuche vom Prinz Gemahl und dem Prinzen von Wales. Leßterer siedelt

heute oder morgen nach White-Codge im Park von Richmond über

und wird daselbs eigenen Haushalt führeu. i s Aus der - Abstimmungsliste sieht man, daß alle im Oberhaus anwesenden Minister, Lord Derby, Lord Ellenborough, Lord Mal- mesbury, Lord Carnarvon und der Marquis Salisbury, míît dem Lord-Kanzler gegen ‘die Judenbill géstimmt haben; eben so \timm- ten Lord Shaftesbuxy, Lord Cardigan, Loxd Lucau, Lord. Har- diuge und Lord Redesdale. Unter den Stimmen für die Bill war ‘die Lovd, ‘Macaulay's. é | In der gestrigen Sipung des Oberhauses wurden mehrere Peti- tionen gegen und eine für die Cidbill übevreiht. Das Haus geht darauf in Comité über die Eidbill. Dex Earl of Wiklow stellt gegen die erste Klausel das Amendement, daß die im Eid auf das Supremat ‘bezügliche Stelle gestrichen wetden soll, läßt sih jedo von Lord Ly, ndhuxft zur Nachgiebigkeit bewegen, unddie ersten vier Klauseln gehen ohne Anstand durch. Die fünfte Klausel, welche jüdishèn Mitgliedern gestattet, bei der Eidesleistung die geeeed „deim wahren Glauben eines Christen“ wegzu- lassen, wird vom Lord Kanzlex (Lord Chelmsford, früher Sir Fred. Thesiger) in einer längeren und sehr enexgischen'Rede bekäupft. Niemand dürfe sich wundern, daß erx für seine alten und tiefen Ueberzeugungen wieder in die Schranken trete. Es handle sich niht um die Ausschließung dieses oder jenes ZJudividuums, sondern um die Aufrechthaltung eines Prinzips, das für die Wohifahrt und den Fortbestand dex pristlichen Kirche Englands- nothwendig \ci. Wer die Juden, auf Grund ihrer Bürger- rechte, für geeignete Geseggeber halte, mißwverstehe die Bedeutung des Aus- drucks „bürgerliche Rechte“. Darunter begreife ex den geschlichen Genuß von Eigenthum, persönlicher Sichevheit und Freiheit, niht aber die Zu- lassung zu politischen ‘Aemteæxn. Die Formel „beim wahren Glauben eines Chriften“, gleichviel, welches ihr Ursprung, beweise, daß nach dem Geist und Buéhstaben des Eides das Parlament ein bewußt christlihes Zn- stitut ist, welches nur Ehristen „als Mitglieder . anexkenneon kann.

_ Die City oder eine andere Munizipalität könne einen Juden

zum Mayor, zu ‘einem das Geseg ausführenden Beamten wäh-- len, aber die Erwählung eines Juden zum Geschgeber sei ein un- konftitutioneller Akt. Ucbenudies" läugne er, daß sich in solchen Wahlen tin ‘wirklicher Wunsch des englischen ‘Volkes ausspreche. Lord Lyndhurst entgegnet, ‘es. sei die Pflicht und der Beruf des Hauses, die Parlameuts- akte der Vorzeit nach ilhæxem Sinn und ihrer Abficht zu beurtheilen und dem Geist, so wie iden Bedürfnissen der Gegenwart anzupassen. Nicmand bor wolle heute. noch behaupten, daß die gegen die Juden citirten Parla-

mentsgeseße ursprünglich die Ausschließung dex Juden zum Zweck gehabt |

hätten. Die Redensart,: daß die Juden - Emancipation däs” Parlament entchristlichen würde, sei selbft von einem ftrenggläubigen Christen, dem

- Erzbischof Whateley, / widerlegt. woxden / Wäre die Phrase ernst zu. neh-

men, so könnte man wit demselben Récht behaupten, daß England ganz und gax mit ‘seinen Munizipalitäten und Gerichtshöfen entchristlicht féi.

‘Fu CEañada habe ein Jude mehrere Jahre taug in der Gescßgebung mit- gewirkt und ih eine“ seltene Popularität errungen, „im Paxlamènt von Australien fige ebenfalls ein ‘Jude: Das protestantische Holland und das

j awungen sehe, auf das Beispiel Amerika's und o vieler konti-

neutaler Staaten hinzuweisen, so könne dies Niemand mehr als er selbst bedauern, uud England sollte dex Welt mit seinem Beispiel borangshen. Der M d0 bon Marlborough bekämpft ‘die fünfte Klausel, indem er ihre staatsgesährlihen Folgen in ein grelles "Litht zu stellen sucht. Wenn man die Juden fr wählbar erkläre, so entstehe die Möglichkeit änes ¡dischen -Geheimraths-Mitgliedes und eines jüdischen Pre er-Ministers, der die Ernennung anglikanischer Bischöfe zu unterzeichnen hätte. Lord Stratford de Redcliffe (der zum erften Mal im Oberhause das Wort nimuu ) erklärt sih für die Emancipation der Juden und verfichert, daß man es kaum glauben fônne, wie sehr ihn der Umstand, daß Groß- britannien im Punkt der religiösen Gleichberehtigung binter der Zeit zurück

4 ist, bei seiner Mission im Orient hinderlih gewesen sei. Seit 17 Jahren

war er bèmüht, bei der hohen Pforte für Fortschritt und Etvilisation zu sprechen, und nichts hätte ihm dabei von größerem Nutzen sein können, als weun er im Stande gewesen wäre, ‘auf die Aufhebung aller gehäsfigen Unterschiede in England zu deuten. Jm Uebrigen muß er si den be- treffenden Argumenten Lord Lyndhuxst's anschließen. Lord Du ngannon macht gegen die Judenzulassung geltend, daß man die Sitzungen nicht schickdliher Weise mit Gebet beginnen könnte, wenn ein paar Juden an- wesend wären. Der Bischof von Cashel sagt, er schenke den Juden

j so biel Nächstenliebe wie irgend Jemand, aber einem Menschen, dessen

Vorfahren den Heiland gekreuzigt, und der selbft täglih Gottes Sohn läftere, als Gefezgeber anzuerkennen , E empbvre fich fein Gewissen. Die ‘Abstimmung ergiebt: für die Klausel 80, gegen die Klausel 119.

Jm Unterhause erklärt Mr. Walpole auf Befragen, daß die

' Regierung damit umgehe, eine amendirte Bill gegen Wahlimtviebe einzu-

bringen, Die bei den lezten Wahleu gemachten Erfahrungen würden der- selben zu Grunde gelegt werden. Auch hält er es für thunlich, die Wirk- samkeit der beabsichtigten Bill auf Munizipalwahlen auszudehnen. Auf eine Aptarpellatiqn bon Gencral Codrington erflärt General Peel, daß alle in neuerer Zeit nah Jndien gesandten Truppen mit der gezoge- nen Enfield-Büchse bewaffnet worden seien. Vor 1857 habe man dex in-

“dischen Armce die alte glattgebohrte Muskete geliefert, allein ‘voriges Jahr

seien 35,000 und bis zum 19. dieses Monats 82,000 Enfield-Büichsen ‘da- bin expedirt worden. Mr. Wise fragt den Unterstaats - Secretair des Auswärtigen, ‘ob er den von Konsul General Ward in Leipzig im Mai 1857 an die britische Regiexung erstatteten Bericht über die deuts: dänischen Dif- ferenzen, eben so wie die Antwort und die etwaigen Bemerkungen des dänischen Ministeriums darüber in Abschrift vorlegen wolle ? R; S. Fißgerald exwidert, der Bericht des Konsuls in Leipzig sei zux ber- traulichen Kenntnißnahme der britishen Regierung aufgesczt wordeu und könne daß&" niht der ganzen Welt mitgetheilt werden, wie dies durch feine ‘parlamêntarishe Vorlage geschehen würde. Es seien zwar Akten- srücke, die fih auf jene Depesche bezichen, in deutséhen Zeitungen erschienen, doch nicht in extenso, woraus man wohl sehe, daß gute Gründe zur Zu- rückhaltung vorhanden wareu. Von Seiten der dänischen Negierung, welcher die Depesche Mx. Ward's ebenfalls vertraulich zugestellt worden, sci. feine Rückäußerung exfolgt. Lord John Russel wünscht seinen ehrenwerthen Freund für Middlesex zu fragen, ob er nicht so gütig sein wollte, seine Voranzeige für kömmenden Dienstag auf einen anderen Zeit- punkt zu verschieben, damit die Motion des ehrenwerthen Mitgliedes für

Bridgewater - (Mr. Kinglake) an die Reihe kommen könne. Diese den

„Cagliari“ und Englands Verhältniß zu Sardinien betreffende Motion sei von hoher Bedeutung; sie gehe die Ehre und den Ruf Englands an und sollte daher nicht länger hinausgeschoben werden. Mx. Byhg ist bereit zu willfahren, wenn zwei andere Mitglieder, die auf Dienstag bvor- gemerxkt sind, ein Gleiches tbun wollen. Aus einer kurzen Conversation gcht bervor, daß die Ernennung des Stadezoll-Sonderaus\huß noch nicht erfolgt ist und beinahe vergessen worden wäre. Mr. Locke-King bean- tragt eine Bill, um das Stimmrecht bei Parlamentswahlen auf die Zehn- pfund-Miether in allen Grafschaften von-England und Wales auszudehnen, die ländlichen Wähler somit ‘den städtischen gleichzustellen. Der Sha - kanzler wendet ein, daß die Bill die Stellung der Grafschaften nur @äno- maler mahen würde. Gegenwärtig hätten sie bei einer halben Million Wähler nux +20 Vertreter ins Parlament zu schicken; die Städte mit nur 400,000 Wählern \chcickten 330 ins Unterhaus. Waxum diese Ungleichheit erhöhen? Eine particlle Néform könne nur die Cifersüchteleien nähren und die Agitation in die Länge zichen. Die Neformfrage müsse „als Ganzes rate werden. Er fteilt daher ‘das Améndement auf die Vorfxrage. ord J. Rufsfell findet keinèn so scharfen Unterfchicd zwischèn Städt und Land, Viele ländliche Wähler wohnten ‘in Den Städten, und er glaubt, der Einfluß der Grafschaftsmitglieder könnte nur gewinnen, wenu sie eine größere Anzahl Wähler zu vertreten hätten. Auch ex ziehe eine umfassende Neformbill vox, aber von einer Regierung, ‘deren Majorität so schwankend, und deren Premier ein fo lauer -Refoxmex wie Lord Derby, vermöge cer fich weder in Zeiten der Nuhe,. noch in Zeiten der Aufregung eine groß augelegte Neform zu vexsprehen. Das Haus werde daher am besten thun, dem Gebot der Klugheit zu folgen und die King’sche Maßregel anzunehmen. Mr. Labouchere exklärt ebenfalls, daß er den nebelhaften Verheißungen des Sthaßkanzlers ‘kein Vertr@uen schenke und deshalb lieber die porliegende Motion unterstüßen wolle. Rachdem noch ein. Dußend Mitglieder theils für, theils wider gesprochen haben, macht keiner von den auwesenden Ministeru einen Versuch, das Amendement Mr. Disraeli's zu unterstüßeu. Die Vorfrage wird -vicl- mchr ohne Abstimmung verneint und die Einbringung der Bill genehmigt. Fraukrei{. Paris, 28. Aptil. Heute fand im Mimistez rium dex außwärtigen Angelegenheiten unter dem Vorsiße des Grafen ‘Walewski die Auswechselung der auf die türkisch - russische

Grenzregulirung in Asien bezüglichen Aktenslücke stait, und zwar