1858 / 108 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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j eere im Verlaufe des gegenwärtigen Jahres: Die

a Bun ber die Anträge des Ausschusses S auf 2 und

beziehungsweise 3 Wochen vertagt. :

Auf weiteren Vortrag des nämlichen Ausschusses genchmigte die Versammlung die zeitweilige Entfernung einer Abtheilung der Garnison von Mainz aus der Festung behufs der Antheilnahme an größeren militairischen Uebungen. ;

Jn- Folge von Berichten der Reclamations- Kommission lehnte die Versammlung die Erwerbung einer ihr augebotenen angeblichen Erfindung ab, und ersuchte die: betreffenden Regierungen um deren Aeußerung bezüglich einer Beschwerde über angebliche Justizhemmung.

Jngleicben stellte die Versammlung an die Großherzoglich ol- denburgische Regierung das Ansuchen um Abgabe einer Erklärung über eine Eingabe des Grafen Heinrih Johann Wilhelm v. Ben- tinck in Bezug auf die Herrschaft Kniphausen.

Endlich faßte die Bundes-Versammlung den Befchluß;, daß fie zwar 1)- die in der Eingabe des Stadtvorstandes von Mainz vom 29. November v. J. enthaltene Forderung, daß. der deutsche Bund den Ersay für alle Schäden, welche an dem Eigenthum der Stadi- gemeinde Mainz und ihrer Bewohner durch die am 18. November vorigen Jahres stattgehabte Pulver - Explosion entstanden sind, zu- fichern und gewäbreù möge, nicht anerkennen könne, dieselbe viel- mehr als ungegründet zurückweise, aber 2) zu! der für: die Be- s{ädigten dortselbft veranstalteten Sammlung aus Billigkeitsgründen einen Beitrag von 160,000 Fl. gewähre, von welchem zunächst der an den drei als Garnisonsfirhen benußten Kirchen entstandene . Schaden in der aus der gepflogenen Abshäßung hervorgehenden Höhe zu erseßen sein werde, welhe Summe matrikularmäßig um- zulegen und der Großherzoglich hessishen Regieruug zur Verabfol- gung nach Mainz und geeigneten Verwendung für den angegebe- nen Uns zur Verfügung zu stellen sei. (Fr. E)

i aden. Karlsruhe, 8. Mai. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat fi heute früh nah A, begeben, um dort mit Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin und JZhrer Großherzoglichen Hoheit der Prinzesfin Marie zusammen- zutreffen, HöWhflwelhe auf der Rückehr von Gotha daselbst an- Vou find. Heute Nachmittag um 2 Uhr find Jhre Königlichen doheiten der Großherzog und die Großherzogin, so wie Jhre Pag ge Hoheit die Prinzessin Marie wieder hier eingetroffen. arlsr. 2tg,

Baiern. München, 7. Mai, Se. Majestät der König haben heute Bachmittag den neuernannten Gesandten Sr. Majestät des Königs von Preußen , den Königlihen Kammerkerrn und Wirklichen Geheimrath Grafen von Seckendorf zu empfangen und dessen Beglaubigungsschreiben als außetordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers entgegenzunehmen geruht.

_ Großbritannien und Jrland. Lonban, 7. Mai. Die Königin von Portugal, die in Dover durch die im Auf- trage der Königin Victoria dahin abgegangenen Lord Sheffield und General - Major Wylde empfangen worden war und daselbst nur furze Zeit verweilt hatte, traf gestern Abends vor 5 Uhr auf dem londoner Bahnhofe ein, wo der Prinz-Gemahl, in dessen Begleitung sd der Marquis von Abercorn und General: Lieutenant Ponsonby

efanden, ihrer wartete. Jn Gesells@aft des Prinzen fuhr Jhre Majestät sodann nach Buckingham-Palace, in dessen großer Ein- gang8Shalle die Königin, umgeben von ihren älteren Kindern und ihrem Hofftaate, den hohen Gast, deren Vater und Bruder begrüßte. Die gegenseitigen Vorstellungen fanden in einem der Säle des Erd- eshosses statt, worauf sih die Königin mit ihren Gästen in ihre

rivatgemächer zurückzog. Zur Hoftafel waren nur wenige Per- sonen geladen, unter ihnen die Gesandten Preußens und Portugals mit ihren Gemahlinnen, die Lords Derby und Malmesbury, Der Prinz von Wales war von Richmond hereingekommen, um die Königin zu begrüßen.

Sir Colin Campbell wird als Peer -wahrscheinlich den Titel Lord Clyde führen, vom shönen Clydeflusse, an dessen Ufer (nit weit von Glasgow) sein Elternhaus steht. Er is in seinem 67. Jahre und unverheirathet. l

Das Bankett, welches dem Herzog von Malafkow zu Ehren gestern Abends vom jüngeren United Service Club veranstaltet worden war, is überaus glänzend ausgefallen. General Williams von Kars präfidirte, und viele der namhafteften Armee: und Slotten-Offiziere waren dem Gast und Waffenbruder zu Ehren er- UeeY. Der Herzog brachte einen Toaft auf die unvergängliche

erbrüderung der Heere und Flotten Englands und Frankreichs E L Sir John Patnglan sprach seine Ueberzeugung aus, daß er Herzog genug von London gesehen habe, um zu wissen, daß cha E des Landes niht nach ‘den Aeußerungen der

gassen- evölkerung dieser ungeheuren Stadt, und auch nit s Reden von Leuten, die si eines maßvolleren igen sollten, bemessen dürfe. Das seien eben Vor-

tommnisse, die um d j 3 er unschäßbaren Freiheit wille it in de Kauf genommen werden müssen. Se R

Die regelmäßige Rekrutirung zur Ergänzun

Regimenter geht, wie aus Chatham gemeldet wird S E

, in befriedigen-

' der Weiss von: Statten. Es werden an das Hauptdepot daselbft jede Woche im: Durchschnitt 1000 Mann abgeliefert. ; Jw der Oberhaus-Sißung von 6, Mai bemerkt der Earl ‘bon "Granville, es sei ihm zu Obren gekommen, daß der schr cbrenwerthe ministerielle Führer im andern Hause auf eine Jnterpellation die Antwort ertheilt habe, daß Lord Canning's Proclamation an die Bevölkerung von u von: Zhrer Majestät Regierung in toto mißbilligt worden sei. Er * wünsche zu wissen, ob diese Auskunft im Einverständniß mit dem edlen Lord gegenüber gegeben worden. Lord Ellenborough weiß nihts: von dem, was im andexn Hause vorgekommen ist, und hat mit dem sehr ehven- werthen Herrn, der die Auskünft gab, nicht darüber gesprohen. Dex sehr ehrenwerthe Herr habe jedoch den Erief gelesen, den er (Ellenbvrough) aus Anlaß jener Proclamation geschrieben. Auf eine Frage Lord Gran- balle’s nach dem Jnhalte, sagt Lord Ellenborough, er wolle in der nächsten Sißung die betreffenden Schriftstücke vorlegen, um aller Unklar- heit ein Ende zu machen. Lord Ebury beantragt eine Adresse an die Krone auf Einseßung einer königlichen Kommission zur Untersuchung, ob es nicht gerathen wäre, die anglikanische Liturgie, die von Wiederholungen und I A be G zu verbessern. Die Liturgie in ihrer jeyigen Gestalt. sei für die Geistlihen ermüdend und tôdte zugleih das Audachts- gefübl der Gemeinde. Der Erzbischof von Canterbury und andere Bischöfe bekämpfen den Antrag mit Entschiedenheit, indem erstens eine Verbesserung nicht nötbig und eine königliche Kommisfion nicht kompetent sei, eine Reform so durchgreifender Art vorzunehmen. Lord Ebury nimmt seinen Antrag zurück. Lord Granville zeigt seine Absicht an, die Procla- mation Lord Canning's zum Gegenstand einer Besprechung zu machen. Jn der C Unterhaus - Sißung fragt Hadfield, ob kraft des 14, Protokolls der pariser Konferenzen vom Jahre 1856 eine Nevifion der Bestimmungen stattgefunden babe, durch welche die Handels- Beziehungen der Pforte zu den anderen Mächten und die Stellung der in der Türkei lebenden Fremden geregelt wurden, und ob in Gemäßheit der von den Bevollmächtigten ausgedrückten Wünsche seit Abschluß des pariser Friedens in Konstantinopel Unterhandlungen im Hinblick auf dieses doppelte Ziel eröffnet worden seien. Der Jnterpellant wünscht ferner zu erfahren, ob England der Türkei gegenüber in kommerzieller Beziehung zu den N agg ten Nationen gehöre und ob Unterhandlungen an- geknüpft worden seien, um den Handelsverkehr zwischen beiden Ländern zu erleichtern: Der Schaßykanzler entgegnet, seit Beendigung des Krieges habe feine Tarif-Nevision in dem erwähnten Sinne stattgefunden, doch werde eine solhe voraussichtlich nicht lange auf sih warten lassen. Die in der Türkei lebenden Engländer befänden sich hinsichtlich des Genusses der bürgerlichen Rechte und hinsichtlich ihrer kommerziellen Verhältnisse auf dem Standpunkte der meistbegünstigten Nationen. Bright: Der General - Gouverneur Jndiens hat auf Anlaß der Ein- nahme Luckno's (fiehe Afien) eine Proclamation veröffentlicht, welche die indische Regierung ermächtigt, die Ländereien der treugebliebenen Zemindars denselben zu belassen, den ganzen übrigen Grund: und Boden des Königreihs Audh jedoch summarisch konfiszirt, um später darüber nah dem Gutdünken des General - Gouberneurs und der Negierung Jndiens zu verfügen. Jst dieser Theil der Proclamation in Gemäßheit bon Jnstructionen aus dem Mutterlande erlaffen worden? Baillie: Die Negierung Jhrer Majestät hat bor drci Wochen eine ODe- pesche in Bezug auf eine Proclamation des General - Gouverneurs von Jndien erhalten. Zener hohe Beamte thut darin die Absicht fund, bei Eintreffen _der Nachricht von dem Falle Luckno's die besagte Procla- mation zu veröffentlichen, mit Ausnahme jedo eines erst später hinzuge- fügten Paragraphen. Gleich nach Eintreffen dieses Schriststückes zog Jhrer Majestät Regierung dasselbe ernstlich in Erivägung, und es ward eine Depesche an den General-Gouverneur gerichtet, um ihm die Ansichten der Negierung Jhrer Wajestät in Bezug auf die Proclamation auézudrücken. Die Confiscation ist in der Proclamation nicht in Folge von Jnstructionen aus dem Mutterlande verkündigt, sondern einzig und allein unter Autori- tät der indishen Negierung verfügt worden. Die an den General - Gou- berneur gerichtete Depesche wird dem Hause vorgelegt werden. Bright* Können wir bielleiht schon jeßt den Juhalt derselben erfabren? Der Schaßkanzler: Jch nehme keinen Anstand, zu erklären, daß die Negie- rung in der an den General-Gouverneur gerichteten Depesche die von ihm in dieser Angelegenheit befolgte Politik in jeder Beziehung mißbilligt Greer beantragt einen Sonder - Aus\{uß, um über den. Ursprung den Charakter und die Ausdehnung des Pachtrechts in Jrland eine Unter- v Ec und zu ermitteln, wie weit es thunlich wäre, das unter nflusse des Herkommens entstandene Pächter-Eigenthum geseßlich zu

\{üßen. Lord Naas erklärt die Untersuchung i fi : E Â Unl q für bollkom j} ; Macartnehy vertheidigt die Gutsbesißer in d Trieos, a ENE:

Lex Kârte gegen ihre Pächter beschuldigt hatte. Schließlich verwirft das n Ehe runa G gean Line, Kinglake bverschiebt nen M, M 08 nach der Vorlage der höchst wichtigen Akten- ftite, welche dem Vernehmen nach, n v e daa , l Í na, 1üngst im auswärtigen Amte an - Wen ute tt ragt, ivann die vom Unter-Staatssecretair des An6tvätigen sollen D E, hnten Cagliari * - Aktenstücke vorgelegt werden solche Vorlagen ns ias Laa S E Aa Lebbastigkeit, daß 4 g , wo die Unterhandlungen noch in d billiger Waise T pet D actheil E den Staatsdienst e dad ger ( / angt werden follten. Lo cke King beant die zweite Lesung seiner Property Qualificati i "Ae Mb n per alification Bill, welche di : pubingen baben, “Soi Kendiek dp erlehents andibaten ber i I . Jottish idaten seien von diesem Nachweis ent- un Laufe Das eses (e MUIS Mitglieder zu M Ml aaeiaüen n : j De BNeueicht eine Anzahl Chartiste L: 0 Par E N scine Konnexionen de Ne E Ter afen e sei, estebt, er sci in Zweifel darüber das bestchende Geseß wirklich seinem Zweck L L OULIE Zaxoee, ob 0e 4 ¿ ent iy bon unabhängigem Vermögen die Pre bes Calif AMAnnern

bielen Fällen begünstige es Schein und Shyi i e LOt piegel Fäll. n {ließe es sehr fähige und gebildete “tyr a vid in Bab

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3 Einkommen erwerben, welches aber nah dem Geseß nicht als rea- Mer, Unabhängigkeit verbürgender Besiß gen wird. Er kanu fi omit der zweiten ‘Lesung nicht widerseßen. teselbe erfolgt darauf ohne

bstimmung. R : ;

_— 8. Mai. Die Königin hielt gestern außer dem geheimen Staatsräth auch ‘cinen „Hof“ ab, ‘bei welchem der aus den Donau- fürstenthümern zurückgekehrte Sir Henry Bulwer Audienz und der ehrenwerthe Henry George Howard, außerordentlicher Botschafter und bevollmäthtigter Minister in Florenz, cine Abschiedsaudienz hatte.

Abénds war e s Hofe, welchem Jhre Majestät

ie Königin von Portugal beiwohnken. : | E na A ut erfährt, hat am Mittwoch ein Meeting von 120 líberalen Unterhausmitgliedern stattgefunden, in welchem drei Resolutionen einstimmig angenommen wurden, des Jnhalts daß die liberale Partei kein künftiges Minifterium ihrer Unter- ügung würdig erachten wird, welhes nicht mit aufrihtigem Eifer an der Reform der Verwaltung und Fortentwicklung der Jnstitu- tionen des Landes arbeitet, welches nicht auf einer breitern Grund- Tage als das leßte liberale Ministerium (Palmerfton) ruht, drit- tens daß zwei Gentlemen erwählt werden, die der „unabhängigen Tiberálen Vartei“ zur rethten Zeit von jedem interessanten Vorgang

im Parlament voraus Kunde geben.

B der gestrigen Sißung des Oberhauses "legt „Lord Ell enm- borough die den Abend vorher erwähnte Ottde-Procläamation Lord Can- ning's, ein die Proclamation begleitendes Schreiben ‘vom indischen Re-

ierungs - Secretair in Kakkutta an dén Obér-Kommissarius in Oude (mit Weglassung zwéier Säße) und die Depesche, worin die beimishe Negierung fich liber die Proclamation aussprach, auf den Zis des Haufes, und be- antragt, daß diese Aktenstlcke dem Dru übergeben werden. Lord Gran- pille weiß nicht, wozu zwei Stellen aus dem Séhréiben des indischen Negierungs-Secretairs in der Vorlage féhlen, ‘da doch die ganze Depesche fich in den Händen einiger unabhängigen Parlaments - Mitglieder befinde. Das Verfahren Lord Canning's gegen Oude verdiene nicht den darüber ausgesprohenen Tadel. Davon abgéféhen, müsse er ‘die Umstände, untex denen die mißbilligende Depef@he veröffentliht werde, un- erbdrt nennen. Sélbst ‘das Direktorium habe bis Jeßt ‘von der Existenz dieses geheimen Afteisstückes nichts gewußt ! _Ujid welche Wirkung werde es auf die Eingeborenen in Oude und auf Lord Canning haben! Es sei zu fürchten, däß Lord Canning resigniren werde, ‘ein Ex- eigniß, daß in diesem Augenblick ‘die größte Verwirrung bervorrufén müßte. Lord Derby entgegnet, daß die Veröffentlichung provozirt „wurde. Die Proclamation var 3 Wothén lang ‘in ‘den Händen der Regierttng , ohne daß sie ein Wort darüber fallen ließ; ‘da erscheint sie in den Zeitungs-

orrespondenzen aus Jndien, und bie Oppofition interpällirt um Erklä- A so daß 278 Schwéigen unmöglich ward. Was die „undäbhän- gigen Mitglieder“ betrifft, welche das ganze Schreiben des U Q gierungssecretairs kennen, \o hat die Regiertúing dasselbe dem edlen- Lor Branville) aus Höflichkeitsrücksichten mitgetheilt; demna sollte man Teinen Mißbrauch zu besorgen haben. der mißbilligenden Depesche hat die Regierung auf die Lage des General-Gouverneurs Nüsicht genommen, ihn nicht aufgeforderl, die Proclamátion zursi{zunchmen, sondern hu die Hoff- nung ausgedrüdckt, daß sie in der praftishenAnwendung die möglichste Milderung erfahren werde. Er muß wiederholen, daß die Proclamation R P und den Feinden in Oude, einem ‘erst unlängst und aus Gründen von zweifelhafter Stichhaltigkeit einverléibten Königreich, nicht genlgeno untere scheide. Die Abberufung Lord Canning's liegt nicht in der Absicht der Regierung, und die Depesche ist nicht so abgefaßt, um ihn zur Resignation zu zwingen. Der Herzog von Argyhll behauptet, daß der General- Gouverneur eine discretionaire Gewalt besißt, welche ihm das Ministerium nicht unnöthig s{chmälexn darf und Indien muß in alles dringenden Fâllen in Fndien selbst regiert werden. Lord Ell enborou gh bekennt, daß M ‘Regierung bei Erwägung der Proclation die Woblfahrt Jndiens mehr als Lord Cánning's Selbstgefühl im Auge hatte. Die schreiende Ungerechtig- keit der Proclamation sei nicht zu beschônigen. Genug, daß sie A Canning's Resignation weder wünscht noch fürhte. Earl Grey kann nicht umhin, die Veröffentlichung der Depesche zu mißbilligen und einem Mangel an Vorsicht zuzuschreiben. Wenn Lord Canning, E sich bisher dur Takt, Humanität und Mäßigung ausgezeichnet, diese Eigenschaften in ‘einem einzigen Falle ‘verläugnet hat, so hätte die Regierung ihn doch nicht ungehört verdammen, sondern vorerst um Exklärungen ersuchen follen. Sie war nicht gezwungen, die indiskreten Fragen der Opposition zu be- antworten. Er hält ‘das Verfahren der Regierung nicht für Popularitäts- baschevei, aber für eine taftlose Uebereilung. Die Motion wird darauf enéhmigt. 4 L 9 am Unte ause verschiebt Lord J. Russell die Erwägung der amendirten Eidbill auf Montag Abend. Darauf fragt Mr. Kinglake an, wenn die Regierung für gut finden werde, gewisse, zwischen Lord Malmesbury und der sardinischen Negierung gewech}felte Depeschen mitzu- théilen. Sehr auffallender Natur, sagt er, war die Note, in welcher Lord Malmesbury sich bemüht hat , die sardinische Negierung über die Trag- weite des von Mr. Erskine begangenen Schreibfehlers aufzuklären. Der Eindruck dieser Auseinanderseßzung auf das kontinentale Publikum war, daß England eine Schwenkung machen und Sardinien in einer Position der Jfolirung lassen wolle; denn troß des angeblich so droben und bedeu- tenden Versehens von Mr. Erskine stehe fest, daß es nichts gesagt, als was Lord Clarendon in seinen früheren Depeschen gesagt, nämlich daß die eng- lische Negierung von der Gerechtigkeit der sardinischen Forderungen über- zeugt sei. Jn dem Bewußtsein, daß die Majorität der ehrenwerthen Mit- glieder sciner Meinung ist, daß England der sardinischen Negierung mehr als den kalten Trost guter Dienste und Rathschläge schulde, zeigte er jenen Nesolutions - Antrag an, der durch die Fürstenthümerfrage zurückgedrängt wurde. Am Dienstag Abend nun, als er eben seine Motion auf eine Woche verschob, überraschte ihn der Unter - Staatssecretair des Auswär-

ügen mit der angenehmen Nachricht, daß Jhrer Majestät Regierung t voflèm und herzlihem Einvernehmen mit der Regierung von Sardinien handle. Am nächsten Tage jedo sagte der Schaßkanzler, daß ‘die Unter- handlungen noch in der Schwebe seien und daß noch gewisse. Schwierig- keiten zu überwinden wären eine -Mittheilung, die mit der des Unter - Staatssecretairs niht ganz im Einklang steht. Er wünscht zu wissen, welche der beiden Lesarten die richtige? Wenn Sardinien mit den RNath- schlägen der englischen Regierung wirklih einverstanden und zufrieden ift, will er seine Motion zurückziehen; wo nicht, läßt er fie auf dèm Añzeigeblatt stehen und wird fich für dieselbe einen Abend zu vetfdaffen snhen. Dèr Schaykanzler: Die beiden Lesarten, wie der ehrenwerthe Gentleman sich ansdrückdt, stimmen wboll- fommen überein. Mein ehrentwerther Freund , der Unterstaats - Sekretair des Answärtigen, erklärte am Dieustag Abend, daß der Hof von Sardi- nien anf den in der Depefche Lord Malmesbury's an den Grafen Cavour enthaltenen Vorschlag eingegangen ist d. h. bereit ist, die Cagliarifrage durch cine schiedsrichterliche Vermittelung entscheiden zu lassen. Das Haus wird jedoh einsehen, daß damit noch nicht alle Schwierigkeiten gelöst sind. Da ist noch die Entschädigungsfrage zu erledigen dann fragt ‘es si, wer soll der Vermittler sein? Wenn das Haus zu der Art und Weise, wie das gegenwärtige Minifterium diese Angelegenheit behandelt , kém Vertrauen fühlt, so möge es dies ausdrücklih zu erkennen geben, und wir werden dann unsere Stellung begreifen, allein ich muß wiederholen, daß die Vorlegung der gewünschten Aktenstücke ohne Nachtheil für den Staat in diesem Augenblick unmöglich is. Lord J. Russel stellt sti auf die Seite der Negiexung, deren Bemühen, Sardinzen Genugthuung zu verschaffen, ohne eine gefährlihe Aufregung in Jtalien zu shüren, alle Anerkennung verdiene, Mr. S. Fibßgerald wiederholte in andern Worten, was der Schaßkanzler zur Antwort auf Kinglake's Frage ge- äußert hat. Das Haus fezt schließliche Comité-Berathung über die indi- \che Resolution fort. Zur 2. Resolution wurden einige Amendemeitts, auf Aenderung des Titels, den ‘der indishe Staats-Sekretair fübren soll, gestellt , aber wieder zurückgezogen. Sie wird dann in der ursprünglichen Fassung genehmigt. Die Debatte über die dritte Resolution Creirung drr -Nathskammer wird verschoben.

Frankreich. Paris, 7. Mai. Auf der Tagesordnung der gestrigen Sißung des geseßgebenden Körpers ftand der Geseßz- Entwürf, der dahin geht, daß die Grund-Credit-GeseUschaft an die Stelle des Staates für die Darlehen treten soll, welche bis zurn Betrage von zehn Millionen den Drainirungslustigen durh das Gesey vom 17. Juli 1856 über ‘die Dktainage angeboten werden. Der érste Redner, Herr von Pierres, bemerfte, thm \cheine das Drainagegesey nichts zu sein, als eine kolossale Reklame zu Gunftén einer sonst wohl recht nüßliwen Aerbau - Einrichtung. Aus dem ersten Gesehe fei nun das zweite erfolgt, ‘dessen Sinn ihm noch weniger einleuchte. Der Grundfkredit, meinte der Nedner \ckließlich, werde übrigens bei der Uebernahme der Leiftung der Darlehen nicht viel wagen, denn \{werlich werde viel geborgt werden. Herr Josseau wies, um die Nüßlichkeit der Drains zu beweisen, auf England hin, ‘das seinen Ackerbau dadurch bedeutend gehoben habe. Schließlih wurde dieser Geséß: Entwurf mit starker Majorität an- genommen. j

Die Arbeiten des Ausschusses, den der Kaiser zu Vorschlägen wegen dér Umgestaltung der Verwaltung Algeriens ernannt het, sind bis zur Berichterstattung gediehen, die dem Staatsrathe Langlais unter Hinzuziehung des Generals von Salles nud der Herren Chaix d'Estange und Victor Foucher übertragen wurde. Der Kriegs-Minister ist diesem Plane jedo entschieden entgegen.

Der „Moniteur Universel“ berichtet, daß am 6. Mai in seinem Büreau zu Paris Versuche mit dem von Herrn von Lucy-Foussa- rieu und von Herrn Mouilleron gebauten neuen elektrischen Teke- graphen angestellt wurden, durch den mathematish genaue identíische Depeschen aller Art und in jeder beliebigen Sprache befördert wer- den können. Diescr Telegraph, der aus einem „Manipulateur“, „Transmetteur, der die Depeschen befördert, und einem „Recepteur “, der sie am Ort ihrer Bestimmung empfängt, besteht, gehört, ob- wohl er noch mancher Vervollkommnung fähig ift, laut dem Urtheîle des „Moniteur“ zu den glänzendsten elektrischen Erfindungen un- seres Zeitalters. E e

§8. Mai. Der heutige „Constitutionnel“ enthält einen von Renée unterzeichneten Artikel, welcher über die be- vorstehenden Konferenzen spricht. Es wied. M demfelben die Meinung ausgesprochen, daß die Union der Fürsten- thümer aufgegeben sei, obglei i granfrei seine Ansicht nicht geändert habe. Man könne die Türkei zur Annahme der Union nicht zwingen, aber die Konferenz werde die Lage der Jürsten- thümer verbessern. Der Donauschifffahrtsbertrag sei vorzeitig ab- geschlossen worden, und habe dies zu einstimmigen Reklamationen

n dieser Frage ihrem Wefen und ihrer Form nah Veranlassung gegeben. Es sei nicht zweifelhaft, daß, wenn erst über das Wesen ider Frage eine Einigkeit erzielt worden sei, man auch dur Com- bination über die Frage in Betreff der Form hinwegkommen werde.

Das Adels8geseh ist von der Legislativen mit 221 gegen 93 Stimmen angenommen worden. Die Königin von Holland ¡st gestern hier eingetroffen.

9. Mai. Wie der heutige „Moniteur“ meldet, ist der

die Vershöônerung von Paris betreffende Gesezentwurf mit 180