1858 / 113 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Angekommen: Se. Excellenz der General-Lieutenant und Com- mandeur der 5. Division, von Brandenstein, von Frankfurt a, O. Der General - Major, General à la suite Sr. Majestät des Königs und Kommandant von Berlin, von Alvensleben, von

Brandenburg. L Bat Nichtamtliches.

Preußen. Charlottenburg, 17. Mai. Jhre Majestäten der König und die Königin wohnten gestern Vormittag in der Scbloßkapelle zu Charlottenburg dem vom Hofprediger v. Hengsten- berg gehaltenen Gottesdienste bei. Heute Mittag begaben Sich Allerhöchstdieselben mittelst der Eisenbahn nah Potsdam und nahmen auf Schloß Sansfouci Wohnung.

Berlin, 17, Mai. Se. Königlihe Hoheit der Prinz von Preußen arbeitete heute mit dem Minister-Präsidenten, dem Wirklichen Geheimen Rath Jllaire und dem Geheimen Rath Coftenoble, nahm darauf im Beisein des Komman- danten General - Majors von Alvenêleben die militairischen Mel- dungen entgegen und ertheilte nähstdem dem Königlichen Ge- fandten am Königl. Hannöôverschen Hofe, General der Kavallerie Grafen von Nosftiz und dem Fürsten von Pückler-Muskau Privat- Audienzen. : O 5

Düsseldorf, 15, Mai. Se. Hoheit der Fürst von Hohenzollern if von Plymouth, woselbst Hochderselbe der Einschiffung Jhrer Majestät der Königin von Portugal beige- wohnt, in erwünschtem Wohlsein zurückgekehrt. Auf dem Bahn- hofe wurde Se. Hoheit von den Spitzen der Militair - und Civil- Behörden empfangen. Wt :

Laut telegraphischer Benachrichtigung: des Königl. preußischen Gesandten , Grafen von Galen, aus Madrid vom 15. Mai hat der „Bartholomeo Diaz“ wegen Unwetters in die Bai von Co- runna einlaufen R “7 Königin von Portugal be-

indet sich wohl. Un, fg.) /

| D dees, 15. Mai. Heute hat die Zweite Kammer den ersten Paragraphen des Geseßentwurfes, demgemäß gewisse Polizei- vergehen im Verwaältungswege bestraft werden sollen, mit Stimmen- gleichbeit abgelehnt. Der Kern des Geseßes ist damit gefallen.

Oldenburg, 16. Mai. Dem Landtage is ein Geseß-Ent- wurf, betreffend die Aufhebung der Wuchergeseße, vorgelegt wor- den, Der Jnhalt desselben ist kurz und einfach der, daß unbeschadet der privatrechtlicen Bestimmungen über Zinseszinsen und in Ansehung der Zinsen über den Betrag der Hauptschuld, alle bestehenden Be- s{ränkungen des vertrag8mäßigen Zinsfußes aufgehoben seien. i

Wöürttemberg. Stuttgart, 13. Mai. Zhre Kaiserliche Hoheit die Frau O ist heute Vormittag nach St. Petersburg abgereist. : 5 L 15. Mai. Auch die Kammer der Standesherren hat die Regierungs-Vorlage in Betreff der Rübenzuckersteuer-Erhö- hung angenommen. erner erklärte in derselben Kammer der Herr Fürst Wallerstein, die Standesherren ließen ihre Beschwerde beim deutschen Bundestage fallen, und die Kammer trat darauf in die Berathung des Ablösungs-Geseßentwurfes ein.

Baiern. München, 14, Mai, Der bisherige Gesandte Baierns am Königlich preußischen Hofe, Graf von Montgelas, ist bier eingetroffen ; derselbe ist, wie man vernimmt, zum Gesandten Baierns am Kaiserlich rusfishen Hofe ernannt. (N. C.) oe:

Oesterreich. Triest, 13. Mai. Se, Königliche Hoheit der Großherzog von Weimar ift gestern um 11 Uhr Nachts mit dem Shnellzuge von Wien hier eingetroffen und um 12 Uhr nah Venedig abgereist. Ed

Großbritannien und Jrlaud, London, 14. Mai. Se. Hoheit der Fürst zu Hohenzollern verabschiedete sich gestern Abends von Jhrer Majestät der Königin Victoria und reiste um 8 Uhr nach Dover ab.

Die Königin von Portugal hat vorgestern bei Tages- anbruch die Rhede von Plymouth verlassen. Das Wetter war ziemli günftig. Der Marquis von Bath hat sich, als außer- ordentliher Gesandter Englands zur Bermählungs - Feier, gleich- zeitig mit den Schiffen der Königin auf die Reise nah Lissabon begeben.

Jn der gestrigen Unterhaus-Sißung erklärt als Antwort auf eine Frage Newd egate's Vernon Smith, der mehrerwähnte Brief Lord Canning's, den er empfangen, sei vom 6. März datirt. Jn einer Stelle desselben werde einer Proclamation Erwähnung gethan, welche der General - Gouverneur zu erlassen beabsihtigte. Der Brief habe damals nit den Eindruck auf ihn gemaht und er sei jeßt noch derselben Meinung —, daß es nöthig sei, ihn Lord Ellenborough mitzutheilen. Leßterer bätte eine solche Mittheilung als ungehörigy betrachten können.

Er habe den Brief Lord Palmerston vorgelesen, und diesem sei es eben so wenig, wie ihm selbst, eingefallen, daß der Regierung das Schreiben mitgetheilt werden müsse. Lord J. Russell legt den Bericht des Ausschusses bor, welcher zu dem Ende ernannt worden war, die Gründe darzulegen, dur die fih das Haus der Gemeinen veranlaßt fühlte, die Amendements der Lords zu der Eides - Bill nicht gutzuhcißen. Nach einem Protefte Newdegate's genehmigt das Haus den Bericht, und auf Antrag Lord J. Russell’s wird beschlossen, die Peers in einer Botschaft um eine Konferenz zu ersuchen. Die Bill, durch welche die Kirchensteuern auf- gehoben werden, geht durchs Comité.

195. Mai. Die „London Gazette“ enthält die Anzeige, daß General - Lieutenant Sir Colin Campbell zum Range eines Generals befördert worden is. Sir Henry Bulwer is vor- gestern nah Paris abgereist.

Zu der gestrigen Oberhaus-Sißzung hatten die Peers sich sehr zahlreich S RE Der Earl von Shaftesbury beantragt die von ihm angekündigten Nesolutionen, welche die vorzeitige De entl Gung der an Lord Canning gerichteten geheimen Regierungs - Depesche tadeln, da dieselbe geeignet sei, „die gegenwärtig gegen England in Waffen Stehen- den zu ermuthigen“. Der Nedner erklärt zuvörderst, jedes persönliche, so wie jedes politische Partei - Motiv sei ihm bei Beantragung dieser Resolu- tionen fremd. Daß Lord Ellenborough zurückgetreten sei und die ganze Verantwortlichkeit für die Depesche auf sih genommen habe, spreche das Kabinet niht von Schuld frei. Logish und moralisch genommen sei die Sachlage nicht geändert. Eher lasse sih behaupten, daß der Rüdcktritt des Präsidenten des indischen Kontrol-Amts die Stellung der Negterung ver- shlimmert habe. Für die ganze in der Depesche ausgesprochene Politik sei noch immer das gesammte Kabinet verantwortlich. Auch sei in Wahr- heit Lord Ellenborough nicht der einzige Minister , der sie veröffentlicht habe. Die von einem anderen Minister ( Herrn Disraeli) geführte Sprache müsse gleichfalls als eine Veröffentlichung derselben betrachtet werden. Der Schaßkanzler habe erklärt, daß die Negierung die Procla- mation Lord Canning's in jeder Beziehung mißbillige. Zun diesen Worten sei ein noch höherer Tadel ausgesprochen , als in der Depesche Lord Ellenborough's, und nachdem dessen Rücktritt angenommen ivorden sei, hätte seines Erachtens auch der Nücktritt des Schaßkanzlers verlangt werden müssen. Jn der Depesche Lord Ellenborough's spreche sich die irrige Ansicht aus, daß die in der Proclamation erwähnte Confiscation die Einziehung des sämmtlichen Eigenthums in Audh, des Besizes der kleinen Grundbesißer und Bauern, bedinge. Die Eigenthums-Nechte, um die es sih handle, beträfen nur die Talukdars und ähnliche Leute. Nach der Auffassung Lord Éllenborough's würden etwa 2,000,000 Per- sonen davon betroffen sein. Jn Wirklichkeit aber berühre die Sache nur etwa 600 Personen, die größtentheils der englischen Regierung in Waffen gegenübergestanden hätten. Zudem gehe aus dem amtlichen Berichte des Generals Sleeman hervor, daß diese Leute im Allgemeinen habsüchtig, raubgierig und gewaltthätig seien, Es sei eîne gefährliche Sache, wenn die englishe Regierung diesen Männern sage , daß sie grausam be- handelt worden seien. Die Depesche werde in 10 12 indische Sprachen überseßt und Gegenstand der Unterhaltung in allen Volks- klassen Jndiens werden, Wenn sich in Judien der Glaube verbreite, daß die englische Regierung die Art, wie ein großer Theil des indo- britischen Neichs erworben sei, mißbillige, so werde die Sicherheit des englischen Besißstandes gefährdet, Wenn Lord Ellenborough die Ein- verleibungs-Politik verdamme, so möge er doch bedenken, daß er selbst es gewesen sei, „welcher das ganze Gebiet der Amirs von Sindh dem indo- britischen Neiche einverleibt habe. Die Depesche sei der furhtharste Vor- wurf, den man je einem Staatsmanne gemacht habe, und dieser Vorwurf sei um so härter, als er einen Mann treffe, der eine so hohe Stellung, ivie Lord Canning, einnehme. Wie könne man fonsequenter Weise die Negierung von Audh behaupten, wenn man das Prinzip verdamme, kraft dessen die Einverleibung des Landes erfolgt sei? Auch sei die Depesche geeignet, die Nationalehre Englands auf dem europäischen Festlande zu beeinträchtigen. Es sei unerhört, daß eine Regierung die ganze in Jndien befolgte Politik in der Weise, wie es hier geschehen, verdamme, und alle die großen und guten Männer, durch welche die britischen Besißungen in Jndien erworben worden seien, an den Pranger stelle, Besser wäre es gewesen, Lord Canning abzuberufen, als ihn im Amte zu belassen und zu demüthigen. Es fomme jeßt darauf an, darzuthun, daß weder das Par- lament, noch die Stimme des Volkes das Benehmen der Regierung gut- heiße. Der Earl von Ellenborough entgegnet, aus dem JÎnbalt der aller Welt zugänglihen Aktenstücke gehe hervor, daß die Auf- lehnung von Audh mehr ein redlicher Krieg, als eine Rebellion sei. Eine Politik, wie die Confiscations - Politik Lord Canning's, sei bisher in Zndien unerhört gewesen. Was sein (Ellenborough's) Verfahren in Sindh betreffe, so habe er allerdings die Amirs jenes Landes gestürzt, weil sie sich des Verrathes gegen die englische Negierung schuldig gemacht. Doch habe er jeden Mann in seinem Besißstande ges{chüßt, und das sei das Ge- heimniß, weshalb die Nuhe dort unter englischer Herrschaft aufrecht er- halten worden sei. Die Depesche an Lord Canning könne nur dessen Macht, Uebles zu thun, s{chwächen, und werde seine Macht zum Guten stärken. Auch glaube er gar nicht, daß die Proclamation die Ansichten Lord Canning's ausdrücke, Sie fließe aus einer anderen Quelle, indem der General - Gouverneur in böse Hände gefallen sei. Der Herzog bon Argyll behauptet, die Depesche fei blos zu dem Zwecke veröffentlicht worden, um politisches Kapital in England. zu machen. Der Lord- Kanzler meint, der Chef eines Kabinets sei nicht nothwendig gehalten, jeden Akt eines jeden seiner Kollegen gut zu heißen und zurückzu- treten, falls ein solcher Aft mißbillizt werde. Das beste den Neso- lutionen gegenüber einzuschlagende Verfahren werde die Beantragung der Vorfrage sein. Earl Grey räumt ein, daß, wie Lord Ellenborough die Proclamation Canning's einmal aufgefaßt habe, es allerdings seine Pflicht gewesen sei, eine Antwort darauf einzusenden. Doch hätte dieselbe taft- voller abgefaßt sein können, Auch sei die Veröffentlichung der Depesche höchst gefährlih, Es sei eine Pflichtvergessenheit von Seiten der Regie- rung, die in Bezug auf die Einverleibung des Königreihs Audh von der Krone befolgte Politik als ungerecht zu brandmarken. Er wundere si darüber, daß das Ministerium einem Tadelsvotum durch Beantragung der Vorfrage entgegentrete. Es sei das seines Wissens in der parlamentarischen Geschichte Englands unerhört. Sonst pflege man einem derartigen Antrag dur ein Amendement zu begegnen, welches denselben in ein Vertrauens- Votum umwandle. Der Earl von Derby spricht den Verdacht aus, daß Lord Shaftesbury gar nicht so frei von Partei - Einflüssen sei, als er sih anstele. Die ganze Sache sehe wie ein Familien - Arrangement aus,

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Sobald die Regierung von der Veröffentlihung der Depesche er- fahren, habe der Minister, von dem die Ermächtigung zu der Veröffentlihung ertheilt worden sei, aufgehört, sein Kollege zu sein. Wenn man behaupte, daß durch den Nücktritt Lord Ellen- borough's das Kabinet der Verantwortlichkeit für dessen Schritt nicht enthoben sei, so müsse er an den Rücktritt Lord J. Nussell's im Jahre 1855 erinnern. Dessen Kollegen hätten damals den von ihm zu Wien abgeschlossenen Vertrag desavouirt, Lord John Russell sei zurückgetreten, und in Mee davon fei der gegen die Negierung gerichtete feindliche An- trag zurückgezogen worden. Earl Granville beweist, daß der eben an- geführte Fall nicht auf die vorliegende Frage paßt. Bei der Abstim- mung stellen fich 167 Stimmen (118 anwesender Peers und 49 durch Stellvertretung abgegebene) gegen und 158 Stimmen (93 anwesender Peers und 65 durch Stellvertretung abgegebene) für die Resolutionen heraus. Die Nesolutionen find folglich mit einer Majorität von 9 Stim- men verworfen.

Jn der gestrigen Unterhaus-Sißung beantragt Cardwell die bon ihm angekündigte, Lord Ellenborough's Depesche betreffende Ne- solution. Deasy unterstüßt den Anirag. Nachdem der Solicitor Ge- neral die Negierung zu elde lg gesucht hat, ergreift Lowe das Wort. So viel er verstehe, bemerît er, desavouire die Regierung das Verfahren Lord Ellenborough's. Sie hätte dies aber, wenn sie es über- haupt thun wollte, gleich thun müssen. Doch habe sie das unterlassen. Es sei, meint er, Pflicht der Regierung, sih über die Politik auszusprechen, die fie in Zukunft in Jndien zu befolgen gedenke. Mit Einem Worte, sie tnüsse entweder erklären, daß sie die in der Depesche Ellenborough's ent- haltenen Grundsäße gutheiße, oder einen öffentlichen Widerruf leisten. Lindsay, Lord Vane Tempest und Baillie sprechen gegen die Ne- folution. Vernon Smith tritt für Lord Canning in die Schranken. Lord Stanley verdammt die Confiscationspolitik Lord Canning’'s. Lord J. Russell hält das Benehmen der Negierung gegen den General-Gou- verneur für unverantwortlih und behauptet, das Ministerium sei sowohl für die Absendung, wie für die Veröffentlihung der Depesche verantwort- lich, Auf Antrag Noebuck's wird die Debatte vertagt.

Frankreich. Paris, 14, Mai, Es if wiederum zweifel- haft, ob der Anfang der Konferenz s{hon am 17ten erfolgen wird und kann, man spricht im Gegentheil heute vom 22sten, ja, dem „Nord“ - wird von hier sogar gemeldet, die Eröffnung fönnte vielleicht bis zum 27sten verschoben werden.

Der Justiz - Minister hat ein Umlaufsschreiben an sämmtliche General-Prokuratoren erlassen, worin er ihnen empfiehlt, die Ope- rationen der Actien - Commandit - Gesellschaften streng im Auge zu aben.

N Frankreich besißt gegenwärtig 7468 Kilometres in Betrieb be- findlicher Eisenbahnen, also nahe an 2000 Lieues.

15. Mai. Die heutige Notiz des „Moniteur“ paßt ganz

genau zu dem Leitartikel, den das amtlihe Organ vor einigen Tagen über Montenegro brachte. Das amtliche Blatt bemerkt nämlich: „Troß des eifrigen Bestrebens der Mächte, welche in Konstantinopel gewirkt haben, um zu erlangen, daß die Pforte ihren eigenen Zusagen gemäß verfahren und einen Zusammenstoß zwischen ihren Truppen und den Montenegrinern vermeiden möge, haben die Türken ihren Marsch fortgeseßt und die Feindseligkeiten haben am 11. d. im Thale von Grahowo begonnen. Man meldet, daß die Türken das vorgenannte Dorf in Folge eines hartnäckigen Kampfes beseßt haben, wobei die Montenegriner 150 Kampfunfähige, dar- unter 50 Todtke, hatten. Wie es heißt, wurde Grahowo in Brand gesteckt; doch bedarf diese Nachricht erst noch der Bestätigung.“ Der „Moniteur“ bringt ferner einen umfassenden Artikel über die Finanzlage des Reiches, worin zunächst auf die Darstellung der Finanzlage, welche Hr. Magne im Oktober v. J. gab, Bezug genommen und nah Aufzählung aller seit jenem Zeitpunkte ein- gegangenen Belegmittel als Gesammt - Ergebniß gesagt wird: „Was die Vergangenheit anbetrifft, so bleibt es außer allem Zweifel, daß der Schaß in Folge der Anleihen, deren Betrag, 0h- glei dies oft bezweifelt worden war, mit bewunderungswerther Pünltlicbkeit eingezahlt wurde, in Folge der Zunabme der indirek-

ten Steuern und ungeachtet der ungeheuren Lasten, welche Krieg,

Theuerung, Cholera und Uebershwemmungen mitunter auf die un- verhoffteste Weise ihm auferlegten, vollständig und pünktlich allen vorgesehenen und unvorhergesehenen ordentlihen und außerordent- liden Ausgaben gerecht werden konnte, und daß s{ließlich seit Ab- {luß des Rechnungs - Jahres 1854 die ungedeckten Ausgaben des Budgets sih nicht um Einen Centime vermehrt haben; daß im Gegentheil cine vom verfügbaren Reste der Anleihe zu neh- mende Summe von 20 Millionen durch ein neuerdings ange- nommenes Geseh zu neuen Arbeiten zum Schutze der Ueberschwem- mungen hat verwandt werden können, Alles läßt sogar hoffen, daß der Uebershuß viel beträchtliher sein und Hülfsmittel für den cinesisben Krieg bieten werde. Es if überdies cine ausgemachte Sache, daß die ungedeckten Ausgaben, die sich im Ganzen auf 965 Mill. erheben, in Folge von Maßregeln, welche durch die Negierung vorbereitet wurden, in Kurzem und ohne Schwankungen auf 756 Mill. reducirt und mittelst der der Bank zu machenden RNückzablungen weiterhin auf 725 Mill. herabgebracht werden sollen. Diese Liquidirung der Vergangenheit wird Schritt für Seritt die {webende Schuld und namentlich die Schabscheine auf fast normale Gränzen zurück- führen, Jn Betreff der Gegenwart ergeben die während der vier

ersten Monate des Jahres erlangten Resultate eine Vermehrung von 6,670,000 Frs. in Vergleih mit der entsprehenden Epoche des Jahres 1857. Doch da die Einnahmen von 1858 nach den im Jahre 1856 erzielten Beträgen berechnet find, so ift der Mehr- betrag, der über die vorgesehenen Beträge erzielt wurde, ungefähr 29 Millionen, welche zu den 20 Millionen hinzukommen werden, die aus dem Einnahme-Ueberschusse erhellen, welcher für das Budget zur Deckung der Ergänzungs - Kredite votirt wurde. Hr. Magne entwielt hierauf, was zur Erlangung eines Einnahßme-Uebershuises gesehen sei , der beträchtlich genug wäre, um die Amortifirung wieder in Thätigkeit treten zu lassen. Dieser Ueberschuß wird vor- aussihtlich für 1859 nicht weniger als 93,878,000 Frs. betragen, wovon 46 Millionen für die außerordentlichen AusgaLëen und 40 Millionen zur Amortisirung verwandt werden sollen , so daß noch ein Ueberschuß von beinahe 8 Millionen bleibt.

Aus den bei den Bebörden eingelaufenen Uebersichten ergiebt sih, daß die indirekten Steuern pro April eine Zunahme von 1,997,000 Fr. gegen voriges Jahr ergeben. Unter Zuzählung der seit Anfang des Jahres abgeschafften Kriegs-Decime würde diese Zunahme 2,587,000 Fr. betragen. Sie ist um 6 Millionen bder, als der Voranschlag im Budget pro 1858.

Nach dem so ebea erschienenen Lankausweis hat sib der Baar- vorrath der Bank von Frankreich um 594 Millionen Francs ver- mehrt, das Portefeuille dagegen um 37; Millionen vermindert.

16. Mai. Der heutige „Moniteur“ meldet, daß die Trüm- mer der geschlagenen türkischen Streitkräfte sich in großer Unerd- nung nach Trebinje zurückzogen, nachdem die Mehrzahl ihrer Offiziere gefallen war. Das amtliche Organ beßätigt ferner, daß die französischen Linien-Dampfer „Algesiras“ und „Eylau“ Toulon am 14. Mai verlassen und die Fahrt nah dem Adriatishen Meere angetreten haben,

Spanien. Madrid, 15. Mai. Die diesjährige Session der Cortes ist geschlossen worden. Posada Herrera wurde zum Minister des Jnnern ernant.

Italien. Neapel, 10. Mai. Nachdem hier bekannt ge- worden, daß Sardinien den Vorschlag Englands, sih einem Scieds- gerichte in der „Cagliari“- Angelegenheit zu fügen, angenommen hat, ift auch vom König Ferdinand die Bereitwilligkeit hierzu er- klärt. Doch verlangt er, daß vorher der Gerichtshof seinen Spruch abgebe.

11. Mai. Der König is nach Gaeta zurückgekebrt. Der Prozeß von Salerno is von Neuem suspendirt worden. Der Gerichtshof wartet auf weitere Mittheilungen aus Turin. (Köln. Ztg.)

Turin, 13, Mai. Hiesigen Blättern zufolge wurden 7 Be- rihte der zur Untersuchung der beanftandeten 7 Wahlen vertheilt. Die Kommission trägt auf Ännullirung derselben an. König Victor Emanuel hat si bei der Actien - Gesellshaft, welche Brofferio's Memoiren herausgiebt, mit 5 Actien betheiligt.

Griechenland. Athen, 8 Mai. Der Kammer wurde ein Gefeß-Vorschlag vorgelegt wegen Abtretung eines Terraiis zur Errichtung eines Friedhofes für english-französishe Nationalen,

Túrkei. Konstantinopel, 3. Mai. Ein zweites Ex- pedilions-Corps von 4000 Mann, für Boënien und die Herzego- wina bestimmt, ist am Bord des Schraubendanmpfers Peit! Safer“ und zweier Fregatten abgegangen. Ethem Pascha is aus Serbien wieder hier eingetroffen. Abdulah Pascha wurde an Stelle seines verstorbenen Vaters zum Scherif von Mekka ernannt.

Nach ferneren in Trie |, den 15. Mai, eingetroffenen Privat- Nachrichten aus Ragusa haben die Montenegriner am 13. d. einen türkischen Proviant - Transport angegriffen und genommen, dann die aus dem Lager fih zurückziehenden Türken überflügelt, gesprengt und dieselben gegen Klobuck und Korieneck zurückgedrängt. (In einer Depesche der „Köln. Ztg.“ beißt es dagegen : doch wur- den die Montenegriner bei ihrem Angriffe auf Klobuk zurück- gedrängt.)

Amerika. New-York, 1. Mai. Die Kansas-Frage ist im Kongreß insoweit erledigt worden, als der Senat den Ve- richt des Konferenz - Ausscbusses mit einer Majorität von 8 und das Repräsentanten - Haus mit einer Majorität von 9 Stimmen annahm. Jn Washington berrsht bedeutende Aufregung wegen des die Transit -Noute durch Nicaragua betreffenden Yrisarri-Ver- trages, Derselbe stößt auf eine heftige Opposition, und man glaubt vielfa, er werde nicht ratifizirt werden, wofern nicht das Transit- Monopol aufgehoben werde. Die auf Herstellung eines Protekto- rats über Mexiko abzielende Resolution des Generals Houston ist nah kurzer Debatte auf den Tisch des Hauses niedergelegt worden.

Afffiíen. Mit dem Lloyd - Dampfer „Australia“, welcer am 11ten d. Mts. in Triest einlief, find Berichte aus Bombay und

| Kalkutta bis zum 9. April, aus Hongkong vom 30. März | angelangt. Die Einnahme von Luckno brachte durchaus nicht die

bedeutenden Vortheile, welche man von dieser Waffenthat erwartete. Die Rebellen wurden zwar aus der Stadt getrieben , zerstreuten sih aber in allen Richtungen über das Land und werden den