1858 / 119 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Der gegenwtelge Erlaß ift durch die Geseß - Sammlung zur óffentlichen Kenntniß zu dringen, Berlin, den 3. Mai 1858. Jm Allerhö(ften Auftrage Sr. Majestät des Königs: Prinz vou Preußen. pon der Heydt. von Bodelschwingh.

An den Minifter für Handel, Gewerde und öffentlide Arbeiten

und den FinanzpMinister.

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Gesetz, betreffend dié Anwendung der für den Ver- ebr auf den Nunststraßen bestehenden Vorschrif- ten auf die Kreise Weßklar und Erfurt.

Vom 10, Mai 1858.

Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen 2c., verordnen, mit Zusliimmung beider Häuser des Landtags Unserer Monarchie, was folgt:

Einziger Paragraph.

Die Verordnung vom 17. März 1839 (Gescß-Sammlung 1839, S. 80) und die Ordre vom 12. April 1840 (Geseß-Sammlung 1840, S. 108), den Verkehr auf den Kunfststraßen betreffend, so wie das darauf bezüglide Gefeß vom 12. März 1853 (Geseß- Sammlung 1853, S. 87) finden vom 1. Januar 1859 ab auch auf die Kreise Weklar und Erfurt Anwendung.

Urfundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jusiegel.

Gegeben Berlin, den 10. Mai 1858.

Zm Allerhöchften Auftrage Sr. Majestät des Königs: (L. S.) Prinz von Preußen.

von Manteuffel. Den. dex. He dr, Simons. von Naumer. von Westphalen. von Bodelschwingh. von Massow. Graf Waldersee. von Manteuffel U.

Angekommen: Se. Excellenz der Staats - Vémister für Handel, Gewerbe und öffentlihe Arbeiten, von der Heydt, aus Schlesien.

Se. Excellenz der Staats: Minister des Junern, von We | phalen, aus Scbônfließ.

Se. Excellenz der General-Lieutenant und JZuspecteur der tech- nischen Jnstitute der Axtillerie, von Kunowski, von Deuy.

Abgereist: Se. Excellenz der General - Licutenant und Di- rektor des Allgemeinen Kriegs - Departements, von Hann, na Stettin.

Se. Excellenz der General - Lieutenant und Znspecteur der 2. Artillerie-Znspection, Encke, nach Magdeburg.

Se. Excellenz der Wirklide Geheime Rath und Präsident des Evangelischen Ober-Kirhen-Raths, von Uecbtriß, nach der Provinz Preußen.

Der General-Major und Commandeur der 3. Garde- Znfanterie- Brigade, von Arnim, nah Breslau.

Der General - Major und Commandeur der 9. Jnfanteric- Brigade, Herwarth von Bittenfeld, nah Frankfurt a. O.

Der General - Major und Kommandant von Stettin, Baron von der Golk, nah Steitin.

Berlin, 25. Mai. Se. Majestät der König haben UAler- gnädigst geruht: dem Commandeur der 2ten Garde - Jnfanterie- Brigade, General-Major von Kleist, die Erlaubniß zur Unlegung des von des Großberzogs von Baden Königlicher Hoheit ihm ver- liehenen Commandeur - Kreuzes erfter Klasse mit dem Stern des Zähringer Löwen - Ordens, und dem Major von Borstell des Garde - Dragoner- Regiments, zur Anlegung des von des Herzogs von Braunschweig Hoheit ibm verliebenen Ritterkreuzes des Ordens Heinrichs des Löwen, so wie dem Jntendantur-Rath Riecks vom 1V. Armee - Corps, zur Anlegung des von des Kurfürsten von Hessen Königlicher Hoheit ihm verliehenen Wilhelms- Ordens vierter Klasse zu ertheilen.

Nichtamtliches.

_ Preußen. Potsdam, 25. Mai. Se. Majestät der nontig wohnten an beiden Pfingst - Feiertagen dem Gottesdienße in der Friedensfirhe bei, was auch am ersten Feiertage seitens E Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin rinzesfin Wilbelm, des Prinzen Albrecht (Sohn) und der Bi Alexandrine der Fall war. Jhre Majestät die Geñers Mou durch leicbtes Unwohlsein daran verhindert. lien Sh A altete Se. Majestät der König Jhrer König-

woe der Prinzessin Friedrih Wilhelm einen Besuch hôcbstdieselben Nachmiktags eine Spazierfahrt

ab und machten Aller

nach S Pfaueninsel. erlin, 25. Mai. Se. Köniall,& i ‘i

: : iglice Hoheit der Prinz von

Preußen nabm heute Nachmittag {2 Ubr den Vatiraa des

Wirklichen Geheimen Le ationsra 4 / ' Balan entgegen. 3 hs und Ministerial - Direktors

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Oldeuburg, 20. Vai. Es bat der Landtag mit 26 gegen 15 Stimmen cine Adresse an den Großherzog beschlossen, in welcher im LWesentlichen ausgesprochen werden soll, daß der Landtag das Nichtzuftandekommen der Persouen-e und Einkommensteuer bedauere und eine demnáchstige außerordentlite Berufung erbitte, um die deshalb eimgetretenen übeln Folgen wieder gut zu machen. (Old. Z.) Sachsen. Coburg, 23, Mai. An unserm Hose befindet sich gegenwärtig Se. k. Hob. der Herzog von Brahant zum Be- juve. Der Landtag hat fich vorgestern des Festes wegen bis zum 1, Zum vertagt. Er hat bis jeßt nur die minder wichtigen Vorlagen ‘erledigt. Das Schulgesey und das Geseg über die Or- ganisation der WVehbörden find in den öffentliben Sißungen noch nicht zur Verhandlung gekommen. Das Posulat, die Zustimmung zur Contrabirung cines Anlebens von 00,000 Thlr. zur Deckung der dur die Landesvermessung verursahten Kosten zu ertheilen, ist dem Vernehmen na wieder zurüclgezogen worden. (L. Ztg.) Nassau. Wiesbaden, 22. cktändekammer hat die Ausführung der Rhein- Labn-, so wie der Dill- Eisen- babn auf Staatskosten genehmigt und die von der Regierung den Nacbbarstaaten gegenüber befolgte Politik gebilligt. Jm Verlauf der Debatte wurde ein Antrag auf Beseitigung der Rüdeshbeimer Geselischaft gestellt und von der Kammer zum Beschluß erhoben. Württemberg. Stuttgart, 22. Mai, Jn der gestrigen Sihung der Kammer der Abgeordneten beautwortete der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Frhr. von Hügel, die Juter- pellation des Abg. Frhrn. von Wöllwarth: Er freue fich, sagte er, erwidern zu können, daß 1n der Verfassungsangelegenheitk der Herzogthümer Z olstein undLauen burg, deren Regelung von allen europäischen Großmächten als in der Befugniß des deukschen Bundes lie- gend anerfannt worden, nicbt eine einzige deutsbe Negterung im Ent- ferntesten daran gedacbt babe, oder daran denfe, den, nach den 1m Februar dieses Jahres gefaßten Veschlüssen, eingesblagenen Weg und Standpunkt zu verlassen, und in wenigen Tagen werde cin na Form und JZnhalt wohl einstimmiger weiterer Vescbluß dies aufs Unwiderleglichste beurkunden. Frbr., v. Wöllwarth bemerskt, daß die Regierung auf die kräftigste Unterstüßung der Kammer und des Landes rechnen dürfe, wenn es sch um den Schuß deut: shen Rechts handle, werde dies an der Osisee oder am Rhein oder der Donau gekränkt, Zum Zeichen des Einoverständnisses mit dicser Bemerkung von WolUwarth's erbob sich dice Kammer von 1hren Sitzen.

__Großbritannien und Jrlaud. London, 21. Mai. Gestern Nachmittag um halb 3 Uhr verließ der Hof Buckingham Palace und traf um halb 7 Uhr in Osborne auf der Znsel Wight ein, Die Königin, der Prinz-Gemahl und die königliche Familie baben aus Anlaß des Todes der Herzogin von Orleans auf einen Monat Trauer angelegt. Die verstorbeue Fürstin war die Pathin der Prinzessin Helena. Die Herzogin von #eut und die Prinzessin Anna von Sachsen-LWcimar statteten gestern dem Herzoge und der Herzogin von Aumale, dem Grafeu vou Paris und dem Herzoge von Chartres ciuen Beiletidsbesuch ab. E

Ver Vorgänger Lord Canuing's als Genexal - Gouverneur von Vslindien, der Marguis von Dalhousie, welcder aus Gesundheits - Nücksihten den Winter in Malta zugebraht hatte, ift gestern an Bord des Dampfers , Jndus“ in Southampton an- gekommen. E

i In der gestrigen Oberhaus -€ gung erflärte der Earl v. Derby es setzen un Laufe des Morgens wichtige Depeschen aus Judien eingetrof- fen, unter Anderem ein Schriftstück, in welchem Sir J. Outram sich über die viel erwähnte, an die Bewohner von Uudh gerichtete Proclamation ausspreche, so wie von Seiten Lord Canning's eine Darlegung der Gründe die ibn zum Erlaß der lepten Proclamation bewogen. Er werde diese Schriftstücke dem Hause morgen vorlegen.

Zn der Unterhaus - Sißung verliest Lord Palmerstou folgenden Auszug aus einem an Vernon Smith, den ehemaligen Präsidenten des indischen Central- Amtes, gerichteten Briefe Lord Canning's, datirt : Allababad 20, Februar 1858: „Die Talukdars, Grundbesizer, und ibre Anhänger, Männer, die nit unser Salz gegessen haben, die uns nichts schulden ‘die wir, wie sie nicht mit Unrecht glauben, verleßt haben, gehören ciner ganz andern Kategorie an. Jch will für sie eineu umfassenden Erlaß der Be- gnadigung und Nachficht verfünden, nahdem Luckno unser ist. Ebe es aber so weit gckommen ist oder wenigstens che Sir Colin Campbell das Feuer seiner Kanonen auf die Stadt eröffnet hat, werde ih feine derartige öffentliche Einladung an fie ergehen lassen. Was einzelne Personen angeht, z. B. Maun Einghb und alle anderen, die sich geneigt zeigen, sich zu unterwerfen, so werden fie dazu ermuthigt. Jch betrachte dies als hinreichend und glaube nicht, daß ein Sterblicher eine Begnadigungs - Proclamation für reuige Meuterer erlassen könnte, welche, weun man fie jept an die Meuterer von Audh erließe, nur als ein Zeichen des Schwankens und der Schwäche angesehon werden und auf diese Weise mehr Böôses als Gutes ftiften würde.“ Jn einem späteren, gleichfalls an Vernon Smith gerichteten Briefe, datirt : Aliahabad, 6. März, schreibe Lord Canning: „Mein mit der leßten Poft übersandter Brief that einer Proclamation Erwähnung, welche ih an die Häuptlinge und Grundbesißer von Audh zu richten beabsichtige Sie er- halten dieselbe offiziell mit dieser Post. Jch dachte Anfangs, sie mit einer elflärenden Depesche zu begleiten, welche darlegen sollte, weshalb fie in gewisser Hinficht so s{onungslos durchgreifend und in anderer Hinsicht so uachfichtig ist. Auch wollte ih sie zum Voraus in Bezug auf andere Punkte vertheidigen; denn jedenfalls wird sie angegriffen werden. Allein

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ih hatte während der verflossenen Woche in jeder Stunde dringendere Dinge zu tbun. Sie werden die Proclamation naturlich nicht eher drucken, als bis sie faktisch zur Geltung gekommen ift. Für jeyt ist sie weiter nichts, als ein Theil einer Justruction an Outram.“ Er habe es für wünschenswerth gebalten, in Erfahrung zu bringen, ob Earl Granville, der vertraute-Freund Lord Canning's, von diefem Mittheilungen in Be- zug auf die Proclamation erhalten habe. Um heutigen Tage nun sei ibm folgender Brief Lord Granbville's zugegangen: „Jn Erwiderung Jhrer meine seit dem Ministerwechsel stattgehabte Privat - Korrespondenz mit Lord Canuing betreffenden ¡Fragen erlaube 1ch mir, Zhnen zu bemerken, daß ih blos Einen Brief von politischer Wichtigkeit er- halten babe. Jch empfing ihn am 19, April und las Lord Ellenborough den größeren Theil deffelben am folgenden Tage vor. Jch las ibn nit ganz vor aus Gründen, die ih öffentli angegeben habe und die ib nicht zu wiederholen brauche, doch ließ ich mckchts von wirk- licher Bedeutung aus. Jedes die Proclamation betreffende Wort ward verlesen, mit Einschluß der Thatsache, daß General Outram gegen ihre Strenge Einwand erboben, und daß Lord Canning in Folge davon der Protlamation einen Sap hinzugefügt babe, aus welchem klar hervorgehe, daß, wenngleich Confiscation des Eigeutbumsrehtes an Grund und Boden die allgemeine Strafe, doch die Nückerstattung der Lobn für Unterwerfung und gutes Betragen sein solle. Jn Bezug auf das Datum, wann ich den Jubalt des Briefes Lord Ellenborough mittbeilte, war ich nicht ficher; doch hatte er die Freundlichkeit , seine Papiere einzusehen, und verlas mir ein Memorandum, welches das Datum genau angab, und in welchem es heißt, daß er mih davon in Kenntniß sezte, er habe über die Sache an Lord Canmung ge\chrieben. Vord Cilenborough bat erklärt, die geheime Depesche sei am 18. ge]chrie- ben, bom 19. datirt uud am 26. April abgesandt worden , und er hat geäußert, keine Erklärungen oder keine Ankündigung von Erklärungen würden seine Ansichten liber die Abfassung und Absendung seiner geheimen Depesche geändert baben. Granville. P. S.

Jch habe diesen Brief |

Lord Ellenborough vorgelegt, und er sagt, er halte das, was ich an Sie |

geschrieben babe, für ganz richtig.“ Lord Palmerston verliest hierauf ein ganz furzes Schreiben Lord Ellenborough's, in welchem diese Erklärung enthalten ist. BVrigbt fragt, ob die Mittheilungen, welche Vernon Emith oder Lord Palmerston über die politischen Angelegenheiten Indiens er- balten bätte, sich auf die erwähnten beiden Briefe beschränkten. Lord Palmerston entgegnet, es seien vier Briefe eingegangen, datirt vom 5, Februar, vom 20, Februar, vom 6. März und vom 17. März, Die Debatte über den Antrag Cardwell's wird wieder aufgenommen. Vord Go derich spricdt für den Antrag. Er behauptet, Lord Canning babe nichts weiter gethan, als tie ven Lord Dalbousie befolgte Politik fortgeseßt. Die Depesche Lord Ellenborough's müße ex verdammen, babe doch die Regierung offen erklárt, daß sie dem Volke als UAntidotum gegen die Proclamation Lord Canning's diencn wolle. Bright erklärt, es habe zwijchen idm und dem Präsidenten des indischen Control-Büreau's keine Verabredung binsihtlih der Canning'schen Pro clamation stattgefunden. Die Resolution, meint er, umgehe die Frage. Die Proclamation werde in Audh nicht eine politische, sondern eine soziale Revolution bervorrufen. Von der Vernichtung des Eigenthumsrechtes würden niht weniger als 40,000 große Grundbefiger betroffen werden, Die Proclamation sanctionire diese summarische Confiscation und die Reso- lution binwiederun sanctionire die Proclamation. Collier spricht für Cardwell. Er meint, wenn das Haus die in der Depesche Lord Ellenbo- rough's ausgesprochene Politik guthe1ße, so gebe er keinen Heller aufden Bestand des indo.britischen Neiches. Sir J. Graham bemerkt, er se fein Anhänger der gegenwärtigen Regierung ; im Gegentheil, er stehe mit seinen Sympatbieen auf Seiten der liberalen Partei; es sei ibm daher febr peinlich, daß er nach reifliher Erwägung zu dem Entschlusse babe gelangen müssen, den Antrag Cardwell's nicht zu unterstüßen. Die Veröffentlichung der De vesche sei seines Erachtens eine Judiscretion, aber nichts weiter; die Lebre von der solidarishen Verantwortlichkeit eines Ministeriums sei in dem vorliegenden Falle in lächerlichem (Hrade auf die Spige getrieben worden, Die Proclamation Lord Canning's müsse er für unpolitish erachten wenn man ibm sage, der Antrag solle keinem politischen Parteizwecke dienen, fo beiße das, seiner Leichtgläubigkeit etwas viel zumuthen. Sir R. Bethbell wirft der Negierung Undankbarkeit für die ihr von ihrem Gegner bewiesene Lanqmuth vor. Die Verdffentlihung der Depesche müsse als ein nach reiflicher Ueberlegung mit Vorbedacht begangener Akt der gesammten Negierung, nicht als die Handlung eines einzelnen BMinijters, Lord Ellenborough's , betrachtet werden. Die Fortseßung der Debatte wird hiernach vertagt.

22. Vai. Die Depeschen Lord Cannings, welche Ur- sache oder auch Vorwand waren, daß die Motion Cardwell's f in Nichts auflöôste, besteheu aus zweiunddreißig Briefen. Der erste ist von Outram an Lord Canning aus dem Lager Chiurlut vom 3, März. Outram, der dazumal noch die Stelle eines Ober-\om- missars von Audh bekleidete und als folcher von Lord Canning die vicelbesprobene Proclamation als Entwurf zugescbickt erhalten hatte, findet diese zu streng, zu allgemein strafeud. Uuf diesen Brief läßt Lord Canning am 10, März aus Allahabad durch seinen Sekretair Folgendes erwiedern: Die Vorstellungen des Generals würdigend, ersuche er 1hn, der eingesandten Proclamation die ver: sôhnenden Worte anzuhängen: „daß allen jeuen, die sih ras unterwerfen und dem Ober - Kommissar bei der Wiederherstellung der Ordnung bebülflih sein werden, eine ausgedehnte Nachsicht zu Theil werden solle, und daß der General-Gouverneur bereit sei, ihre Ansprüche auf die Wiedererlangung ihrer früheren Rechte, welche sie ‘dur dieses schnelle Entgegenkommen geltend machen, in liberaler Weise zu berücksichtigen;“ die Proclamation, durch diesen Anhang ergänzt, môóge Sir James gleih nah der Einnahme von Luckno so rasch als thunlich verbreiten und den exsten Entwurf in allen be-

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reits gedrucktcn Exemplaren vernichten lassen. Diesem Briefe folgte drei Wochen später ein anderer, vom Secretair Canning's aus Allahabad vom 31, März datirter Brief nach, in welchem die Gründe angegeben find, weshalb Sir James Outram's Rath (den sich Unterwerfenden die Wiedereinseßung in ihre alten Besißthümer und Rechte zuzusichern) nicht befolgt werden konnte. Der General- Gouverneur so heißt es in diesem Schreiben sei gleichfalls der Anficht, daß die Bewohner von Audh n\cht wie die Rebellen in den anderen Provinzen anzusehen seien, Denn ihr Land sei gegen ihren Willen annexirt worden, und viele Landes - Häupt- linge bâtten dadur an Vermögen und Einfluß gelitten. Dies mildere die Strafbarkcit des Aufstandes, und deshalb fei in der Proclamation gegen Niemanden, der nicht im Kampfe weiter verharrt oder fsich gemeiner Mordthaten schuldig gemacht habe, die Drohung der Todes- oder Gefängnißstrafe ausgesprochen worden. Man habe aber nichts weiter verlangt, als Rückehr {um Frieden und Beistand zur Unterdrückung der Rebellion. Würde man überdies Wiedererftattung früher besefsener Vorrecbte in Aus- siht gestellt haben , so bátte dies foviel geheißen , als man erkenne sie nit bloß als ehrenhafte, sondern auch als fiegreihe Gegner an. Eine solche Zusage wäre als S{wäche ausgelegt, wäre als Beweis angesehen worden, daß bei einer Rebellion gegen die engli- she Regierung in keinem Fall etwas zu verlieren sei. Möglich, daß dadurch die Ruhe rasch wieder hergestellt worden wäre, aber gesicbert für die Zukunft wäre sie nimmermehr gewesen.

Alexander Borromeo, alias Tucker, der Erfinder der „Jta- lienisben Konferenzen“ in London , ftand geftern vor den Midpdle- sex- Assisen wegen Gelderschleiwung durch die Konferenz-Ente, ver- theidigte sich selbst mit Gescbick und Beredtsamkeit, wurde jedoch s{huldig gesprochen und zu 12 Monaten Gefängniß mit Zwangs- arbeit verurtheilt.

Jn der gestrigen Oberhaus -Sißgun g zeigte Lord Lucan an, däß er am 31. Mai die von Lord Lyndhurft angemeldete Motion, die fich auf die Eidbill - Amendements bezieht, durch entgegengefeßte Amendements be- kämpfen werde. Lord Derby stellt den Antrag, daß fich das Haus dis zum 31. Mai vertagen mdge. Bei diefer Gelegenheit fragt Lord Minto, ob die neapolitanishe Regterung auf die Schadenersaz-{Forderung für die Maschinisten des „Cagliari“ eine Antwort ertheilt habe. Lord Malmes- burh sagt, daß eine Antwort von Neapel cingelaufen und 1hm allerdings als eine abshlägige Untwort erschienen sei ; diesen Morgen jedoch sei eine Depesche eingelaufen, aus welcher bervorgebe, daß jene Antwort nur ein Gegen-NRaisonnement und nicht cine kategorische Zurückweisung gewesen sei.

Jn der Unterhaus-Sizgung beschwert fich Clive über eine an seiner Person begangene Verleßung der Privilegien des Haufes. Er hatte neulih als Präftident eines Comité's zu fungiren, welchem zwei rivali- firende Eisenbahn-Projekte zur Entscheidung vorgelegt waren. Das eine Projekt erbielt den Vorzug, worauf das Blatt „Carlisle Eraminer“ ibn cigennüßiger Motive beschuldigte. Er trägt darauf an, daß 1Zudfon Scott, der Drucker, und Washington Wilks, der Verleger des genamnten Blattes, auf den 28. Mai doc die Schranken des HYaufes geladen toerden. Zugesfen, ein Mitglied des erwähnten Comite's, sekundirt den Antrag. Lord Palmerston fragt den Schaßkanzler, ob die dem Hause vorgeleg- ten Aftenstücke mit einer begleitenden Depesche gekommen seien und ob die Negierung die Cardwell-Debatte heute zu Ende geführt sehen wolle. Das aus stehe auf dem Punkte, sih über Pfingsten zu vertagen, und die

Erörterung einer so wichtigen Frage auf eine Woche zu verschieben, fônne wohl niht der Wunsch der Negterung fein. Der Sch{aßz- fanzler fann die erste Frage in diesem Augenblicke nicht beant-

worten, hat aber nichts gegen die Vorlegung der begleitenden Depesche, falls eine selche vorhanden sein sollte. Was die andere Frage betrifft, so sei wohl Alles einverstanden, daß die Debatte beute Nachts zum Schlusse gelangen solle. Er beabsichtige, das Haus anzureden, und hoffe, daß man zur Abstimmung schreiten werde. Gladstone fragt (mit Beziehung auf den vorgestern verlesenen Brief-Auszug, welchen V. Suuth für ganz un- wichtig gebalten), ob die Negierung vor dem Abgang der Ellenborougb'schen Depesche Kunde hatte, daß Lord Canning die seiner Proclamation drohen- den Ungriffe voraussah und desdalb cine Erläuterung in Ausficht stellte. Disraeli antwortet verneinend. Clay hat gegen den schr ehrenwerthen Antragsteller (Cardwell) einen Wunsch auszusprechen. Er war von Anfang an für die Motion, aber seit Lord Ellenborough’ s Abdankung begann fie ibm täglich weniger angemessen zu scheinen. Die Diskussion konnte seit jenem Ereigniß ih nur um die Proclamation dreben, von welcher die Motion selbst absah, und das Haus sei weder in der Lage noch Willens, über diese Proclamation abzuurtbeilen. Die beute angekommenen wichtigen Depeschen bestärkten ibn in dieser Ansicht. Obgleich er Lord Canning's Politik für ret halte, werde man jeyt einsehen, daß die Motion unzweckmäßig geworden sei. Alle Welt und ganz Jndien würden 1m Votum des Hauses eine Entscheidung für oder wider Lord Canning's Politik sehen, was fie doch nicht wäre. Sie bätte nur die Bedeutung eines Partei-Schacyzuges. Er ersucht daber das sehr ehrenwerthe Mitglied für Orford, den Resolu- tions- Antrag zurückzunehmen. Hoffentlich werde die Regierung nichts da- gegen einwenden. Bowyer ertheilt Herrn Cardwell ähnlichen Nath und macht bemerflib, daß Sir J. Outram's Protest gegen dîe Confiscations- Politik {wer in die Wag)chale falle. Cardwell denkt, die Debatte müsse ibren Hang gehen. Sir de Lacy Evans ist der Ansicht, daß ein BNotum über Cardwell's Nefolution das Land irreführen müßte, und da der Antragsteller niht nachgeben will, hat er eine Motion entworfen, die er nach Pfingsten einbringen will, des Jnhalts „daß die Audh - Pro clamation nicht billig, politisch oder angethan ift, die Pacificirung von Audh zu fördern, und daß fie daher nicht zur Ausführung gelangen sollte.“ Drummond bat auh das Palmerston - Kabinet gegen bloße