1858 / 130 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1122

Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Chef des Mi- S. die landwirthsaftli Angelegenheiten, Freiherr | pon Manteuffel, nah Marienbad.

Der General-Major und Commandeur der 2. Garde-Jufanterie- Brigade, von der Mülbe, nab Cotthus.' Der General-Post-Direktor Shmücker t, nah Bad Gastein.

Summarische Uebersiht der im Sommer-Semester 1858 auf der Königlichen Rheinischen Friedrich- Wilhelms-Universität zu Bonn anwesenden immatrikulirten Studirenden.

Von Michaelis 1857 bis Ostern 1858 sind gewesen... E s ei iun a ai À L Seit Anfertigung der Ueberficht des vorigen Semesters sind

C ens Die Gesammtzahl der immatriculirten Studirenden beträgt

daber h | 209 Die katholish-theologishe Fakultät zählt.) E N

209

Die epangelisch-theologische Fakultät zählt} Pun 3 y T1720

Die juristische Fakultät zählt... E pi 156

Juländer 96

Ausländer 3

E E

99

Die medizinishe Fakultät zählt

Jnländer 202 Ausländer 8 290 ; Gleiche Summe S0 Unter den Studirenden der philosophischen ¡Lina befinden ch fiebzebn Juländer, welche nach §. 36 des g ements bom . Juni 1834 immatriculirt wurden, und sechs und ehzig, welche der bôhern landwirtbschaftlichen Lehr - Anstalt zu Poppelsdorf an-

gebören. i Außer diesen immatriculirten Studirenden besuchen die Uni-

Die philosophische Fakultät zählt

verfität als zum Hören der Vorlesungen berechtigte Hospitanten .. 30

Summa 936

Nichtamtliches.

Jhre Majestäten der König und die Königin empfingen gestern Vormittag auf

Sanssouci den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen, machten Abends wieder eine Spazierfahrt, sahen bei dieser

Preußen. Potsdam, 5. Juni.

Gelegenheit in Babelsberg Se. Königliche Hoheit den Prinz- Gemabl von Großbritannien und wurden unterwegs auch von Zhren Königlichen Hobeiken dem Prinzen und der Prinzesfin Karl von Preußen begrüßt.

7. Juni. Jhre Majestäten der König und die Königin empfingen geftern früh den Besu Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin - Mutter von Medcklenburg - Schwerin, Höôöchsiwelche Morgens von Schwerin kommend, in Berlin ein- getroffen war und Sih um 9 Uhr mittelst Eisenbahn - Extra- zug hierher begeben batte. Um 10 Uhr begaben Sich Jhre Mazjeftäten nebst Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzo- in zum Gottesdienste nad der Friedenskirhe, welhem auch Fhre Königlichen Hobeiten der irinz von Preußen, wie die Prinzen Friedrich Wilhelm und Prinz Albrecht (Sohn) beiwohnten. Nächstdem machten Jhre Königlichen Majeftäten und die Großherzogin Königliche Hoheit eine Spagierfahrt durch den Garten von Sanssouci. Später empfing Se. Majestät der König auf Sanssouci den Prinzen Auguft von Württemberg so wie den General der Kavallerie Grafen v. d, Groeben. Gegen Abend machte Jhre Majestät die Königin in Begleitung der Groß- berzogin Königliche Hoheit und S e. Majestät der König, be- gleitet von dem General Grafen von der Groeben, eine S pazier- fahrt nah der Pfaueninsel und kehrten von da na Sanssouci zurück; um 10 Ubr begab sib Jhre Königlicde Hoheit die Groß- herzogin wieder mittelst der Eisenbabn nach Verlin zurü.

Berlin, 7. Juni. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen if gestern Abend 7 Uhr von E {loß Babelsberg hbier- her gekommen. i

Se. Königlibe Hoheit der Prinz von Preußen nabm heute Vormittags 9 Uhr den Vortrag des Minister-Präfidenten entgegen, und fuhr um #11 Uhr zur fkirhliben Feier nach Char-

lottenburg.

Um 1 Uhr nahm Se. Königlihe Hoheit . im Beisein Sr. Excellenz des General-Feldmarshalls von Wrangel die Mel, dungen mehrerer Generále und Offiziere entgegen.

Um 2 Ubr empfing Se. Königliche Hoheit Se. Durchlaucht den Herzog von Schleswig-Holstein-Augustenburg.

Sachsen. Dresden, 5. Juni. Jhre Majeftäten der König und die Königin hahen mit Zhren Königlichen Hoheiten den Prinzesfinnen Sidonie und Sopbie heute Mittag © E O hausen verlassen und das Königliche Sommer - Hoflager f [lnig bezogen.

Coburg, 3. Juni. Mit dem geftrigen Regierungsblatte ist ein Geseß über Glücksspiele ausgegeben worden. Nach demselben find die sogenannten Hazardspiele an öffentlichen Orten, so wie an Privatorten verboten, sofern an leßteren die Spielenden zum wie- derkehrenden Betriebe solher Spiele fih vereinigt baben. Aus- nabmêweise fann aber das Staatsministerium an öffentlichen Orten Hazardspiele gegen eine Abgabe zur Armenkasse zulassen.

essen. Darmstadt, 4. Juni. Se, Majeftät der König von Baiern ift zum Besuhe am Großherzoglichen Hofe heute Nachmittag hier angekommen. (Darmft. Ztg.)

Nassau. Wiesbaden, 5. Juni. Jn der geftrigen Abend Sitzung der Ständeversammlung wurde der Bericht über das Kriegs-Budget zu Ende vorgetragen uud schließlich die ganze Anforderung von 799,081 Fl. 52 Kr. bewilligt. (Wiesb, Bl,)

Niederlande. Haag, 4. Zuni. Die Erste Kammer der General - Staaten , welche seit dem 26. Mai zusammen war, hat gestern ihre Arbeiten beendet; sie hat alle ibr von der Zweiten Kammer zugesandten Entwüfe angenommen. Das Prinzip , die Uebershüsse des Schatzes zur Tilgung der Staatsschulden zu ver- wenden, fand auch an dieser Stelle Unterstüßung, da es als das einzige Mittel angesehen wird, um zur Verminderung von Lasten zu gelangen. Der Finanz-Minister theilte mit, daß in den leßten sech8zehn Monaten 34 Millionen Schulden amortisirt worden seien, und er glaube, man fkôênne jegzt die Uebershüsse des Schatzes zur Unterstüßung von Eisenbahn- Anlagen oder anderen allgemein nüß- lihen Unternehmungen verwenden. (Köln. Ztg.)

__ Velgien. Brüssel, 4. Juni. Der König if heute von einem mehrtägigen Ausfluge nach seinem Landgute Postel in der Campine wiedèr zu Laeken eingetroffen. Der Gegenstand, welcher gegenwärtig Kammern, Presse und Publikum fáäst ausschließlich beschäftigt, ist die wichtige Frage der Vergrößerung Antwerpens. Die Gemeinde- und Handels-Behörden dieser Stadt haben sich mit einftimmiger Energie zu Gunsten der allgemeinen, der Ausdehnung des gesammteu ¡Feftungs- Rayons und gegen das Projekt der Me- gierung erflärt, welcbe die Erweiterung nur nach Norden zu vor- genommen wissen will, Jn den Ausschüssen stößt der Kabinets- Entwurf gleihfalls auf den ernfstlicbften Widerstand. Das Kabinet hált aber mit solcher Anfirengung an seinem Projekte feft, daß es den Ausschüssen in sehr kategorisher Weise angefündigt hat, es werde das gesammte, die öôffentlihen Arbeiten betreffende Gesetz zurückziehen, wenn die Kammer den antwerpener Kredit verweigere. (Köln. Ztg.)

Großbritannien und Jrland, London, 4. Juni, Es i} gestern ein Brief veröffentlicht worden, den das Direktorium der oftindishen Gesellschaft unterm 18. Mai an den General- Gouverneur, Viscount Canning, in Bezug auf die bekannte Proclamation gerichtet hat. Dieses Schreiben nimmt Bezug auf einen Biuief des Direktoriums vom 5. Mai, in welchem hervorge- hoben war, daß zwischen der Behandlung der meuterishen Sipahis in Audh und den übrigen Jnsurgenten des Landes ein Unterschied zu machen sei, indem leßtere mit größerer Milde behandelt werden müßten. Was die Confiscations-Erklärung anbelangt, so sagt das Direktorium, es hoffe zu hôren, „daß der General-Gouverneur feine andere Absicht gehabt habe, als die , slch vollständige Freiheit des Handelns vorzubehalten E E Mes stätigung aller die öffentlide Wohlfahrt nicht beeinträchtigen- den Rechte, deren Jnhaber sich nit selbft durd ihr Ver- halten einer milden Berüsichtigung unwerth erwiesen haben, den Charafter der Gnade zu verleihen.“ Das Direktorium zeigt s{ließlid an, daß cs folgende Nesolutionen angenommen habe : „Mit Bezugnahme auf die vom 19ten des vorigen Monats datirte Depescbe des geheimen Ausschusses an den General - Gouverneur Jndiens und die darin erwähnten, heute dem Direktorium voungeleg- ten Aktenstüicke, erklärt das Direktorium biemit, daß es auch in Zukunft dem General-Gouverneur, Lord Canning, scin Vertrauen sbenkt, ja die Ueberzeugung hegt, daß seine Maßregeln zur Wieder- herstellung der Ruhe in Audh- und den anderen in Empörung be- griffenen Landschaften sich durch eine edelmüthige Politif und durch die größte, mit der befriedigenden Erreichung: jenes wictigen Zweckes verträglicbe Milde auszeichnen werden,

Jn der gestrigen Unterhaus-Sißung erklärte der Schatz ka nz-

1123

lex ald Antwort auf eine Fräge Milnér Gibson's, diè Regiccung erathte es nicht für ratbsäm, die den Sue z-Kanal betreffende Korrespon- denz dèm gay vorzulegen. Sir J. Walsh fragt, ob die Negierung die Absicht habe, irgendwelche Schritte zu thun in Folge der am Dienstag angenommenen Resolutionen, kraft welher es als zweckmäßig anerkannt worden sei, daß die Vertvaltung des gesammten Heerwesens unter die un- getheilte Autorität eines einzigen Ministers ge werde. Der Schaj- kanzler entgegnet, ZJhrer Majestät Regierung werde stets mit ¡Freuden jeder Resolution des Haufes die gebührende Achtung erweisen. Sn Anbetracht jedoch der großen Wichtigkeit des Gegenstandes, um den es sich am Dienstag gehandelt, der ziemlich geringen Anzahl der an- wesenden Abgeordneten und der hôöôchft unbedeutenden Majorität, mit welcher die Nesolution angenommen worden sei, erachte die Regierung es niht für ibre Pflicht, dem Parlamente in Folge der Resolution einen Geseßentwurf vorzulegen. Kinglafke fragt den Schaßkanzler, ob neuer- dings Depeschen Lord Elgin's eingetroffen seien, und zwar namentli De- peschon, in welchen der Abbruch der Unterhandlungen mit der Negierung des Kaisers von China gemeldet werde, ferner, ob, falls solche Aktenstücke vorhanden, die Regierung bereit sei, dieselben dem Hause vorzulegen, und ob er, ohne seinen Pflichten gegen den Staat etwas zu vergeben, mitthei- len: fônne, wie die Negierung sih hinsichtlih der Betreibung- der eng- lischerseits an den Kaiser von China gestellten Forderungen zu verhalten gedenke, Der Schaßkanzler entgegnet, die Unterhandlungen mit China seien micht abgebrochen. Der Kaiser habe erklärt; er werde einen Staats- Minister nach Canton senden, und babe Lord Elgin ersucht, dorthin zurück- zukehren, um sich mit demselben zu besprehen. Lord Elgin jedoch habe fih nach Norden begeben. Was den zweiten Theil der Frage betreffe, nämlich welches die Absichten der Negierung hinsichtlih der Durchseßung der englischen Forderungen seien, so müsse man bedenken, daß England in Gemeinschaft mit Verbündeten handle. Es sei daher nit rathsam, dem Hause die von der vorigen oder jeßigen Regierung ertheilten Jnftructionen vorzulegen,

9, Zuni. Die große Erbitterung, welche die Durdsuchung amerikanisher Schiffe durch englische in den Vereinigten Staaten erregt hat, veranlaßt die „Times“ heute wiederum zu einer Reihe von Bemerkungen über die englischen Geschwader, welche dem Sklavenhandel Einhalt thun sollen; Die „Times“ meint, man solle dem Dinge so bald wie möglich ein Ende machen, d. h. nicht dem Sklavenhandel, sondern diesen Anti-Sklaverei-Geschwadern. Auf die Dauer werde man doch nichts gegen die Vereinigten Staaken ausrichten können.

Die „Morning-Post“ und das „Chronicle“ zeigen sich eben so wie die „Times“ ängstlih bemüht , jedes weitere thätige Auftreten gegen den unter amerikanischer Flagge betriebenen Sklavenhandel als eine unnuüße und gefährliwe Pedanterie darzustellen.

Jhre“ Majestät die Königin ift gestern von Osborne nah Lons- don zurückgekehrt.

Aus Plymouth meldet man, daß der Dampfer „Agamemnon“ mit den Fregatten „Niagara“, „Valorous“ und „Gorgon“ vor- geftern auf einer Probefahrt na ber Bai von Biscaya höôchst ge- lungene Versuche mit dem atlantischen telegrapbis{en Kabel an- gestellt hat. Die Expedition soll Mittwocb, den 19; d. M., zur ents{cheidenden Arbeit von Plymouth abgehen. Nach cinem Tele- gramm der „Morning Post“ waren die Versube mißlungen. Das Kabel sei at englische Meilen weit glücklich gelegt worden, als das Oehr der Boje brach und in Folge davon die Drähte aus- einanderrissen. Die Versuche wurden daher suspendirt. Das Ge- sckchwader gerieth auch in dicten Nebel.

Jn der gestrigen Oberhaus-Sißung beantragte der Earl von Derby die zweite Lesung der auf den Verkauf von Giften bezüglichen Bill, Zweck des Gesezentwurfs ist der, den Ankauf giftiger Substanzen zu erschweren. Die Bilk wird zum zweiten Mal verlesen. Der Marquis von Breadalbane interpellirt über die in militairishen Angelegenheiten obwaltènden Beziehungen zwischen dem General-Gouverneur Lord Canning und dem Ober-Befehlshaber des indischen Heeres, Sir Colin Campbell. Er ist der Ansicht, daß eine unweise Einmischung der Cibilisten in militairische Angelegenheiten zu den Ursachen des indischen Aufstandes gehöre. Der Eaxl von D erbh kann die so eben ausgesprochene Ansicht durhaus nicht theilen und glaubt, daß das Verhältniß zwischen dem General-Gouverneur und dem Ober - Befehlshaber der Art ist, wie es der Natur der Sache nah vernünftiger Weise sein muß. Die den Vermögens-Rachweis der Parlaments - Mitglieder betreffende Bill wird, auf Antrag Lord Redes- dale's, zum erften Male verlesen. :

Jn der Unterhaus: Sißung ertheilte derx Schaßmeister als Ant-' wort auf eine China betreffende Jnterpellation Lord John RNRussell's, er wisse nicht. genau , wie der Stand der Dinge: in China sei, Die Lord Elgin“ urfprünglih ertheilten Vollmachten bätten- dem freien Ermessen desselben einen weiten Spielraum gegeben. Die gegenwärtige Regierung habe dem freien Ermessen des britischen Bevollmächtigten eben o bvtel überlassen, Seines Erachtens habe Lord Elgin weise gehandelt, indem er fih nad dem Norden begeben habe und nicht nach Canton zurückgefehrt sei Welche Antwort die cinefishe Negierung ertheilt habe , vermöge er nicht zu sagen. Eben so wenig könne er die von Lord Elgin gestellten

Forderungen genau angeben; derselbe agire in bvôlligem Einverständniß |

mit Frankreich. Seit einiger Zeit bätte sih die Vereinigten Staaten und in einem gewissen Grade auch Rußland den Engländern in der chine- sischen Angelegenheit angeschlossen. Die Bundesgenossen Englands hätten dem freien Ermessen ihrer Beamten gleichfalls viel überlassen. Bright tadelt es, daß England in dieser Angelegenheit mit anderen Mächten cooverire.

Wenn England überhaupt von den Chinesen beleidigt worden sei, so sei |

es ftark henus ewesèn , seine Ehré allein zu wahren, O , daß._es

andere Mächte f seine Bundesgenofssenschaft e, habe es

die Hände gebunden, und zudem sei eine Folge davon der Uebelstand, da

das Parlament nicht von dem Zustande der Dinge unterrichtet wétde. úr das britishe Museum werden sodann auf Antrag Lord Z, Russell's 9,275 Pfd. votirt.

Frankreih. Paris, 6.Juni. Von den se{s Ztalienern, welche auf Mittheilung der kuriner Polizei an die pariser in ver- brecherishen Abfihten nah Frankreïih gegangen sein sollen, find, dem Vernehmen na, vier in Paris verhaftet worden.

Heute standen vor dem hiefigen Zuchtpolizei - Gerichte 13 Zn- dividuen, welche alle dem Handwerkerstande angehören, der Theil- nahme an gepeune Gesellschaften angeklagt. ei einem derselben hat man alles vorgefunden, was zur Fabrication des Knallsilbers erforderlich ist.

Wie dem „Journal de la Meurthe“ aus Plombières ge- schrieben wird, wurde Herr Gentilhomme, Apotheker des Kaisers zu Plombieres, dur den Grafen Lepic beauftragt, die Wohnungen, welhe das Gefolge Sr. Majestät im vorigen Jahre inne hatte, für den 20. Juni bis 30. Juli wieder zu miethen. Der Kaiser ift gegen die Mitte der zweiten Hälfte des Juni zu erwarten.

5. Juni. Der , Moniteur“ bringt heute den Bericht des Jusftiz - Ministers über die Civil: und Handelsgerichts - Verwaltung im Zahre 1856. Die Zahl und die Arten der Prozesse in beiden Gerichtszweigen waren fast dieselben, wie im Jahre 1855; do will der Zufliz- Minifter nit verfehlen, darauf hinzuweisen, das, während die Beförderung der Kriminal- und 5 uchtpolizéi-Prozesse einen bemerken8werthen Fortschritt und eine ichtbare Beschleuni- gung zeigt, die Civil - Prozedur im Jahre 1856 nicht rascer als im Zahre 1855 war. Da hier den Parteien die Jnitiative ge- hóôrt, so lähmt die Nachlässigkeit oder der böfe Wille gar oft den Eifer der Richter und seßt ihm unübersteigbare Hinder- niffe entgegen. Die Requetenkammer des Caffationshofes hat im Zahre 1856 im Ganzen 558 neue Gesuche (1855 546, 1854 532) erhalten; von jenen 558 waren 431 gegen Urtheile faiserliher Ge- rihtshöôfe, 104 gegen solhe von Civilgerihten, 20 gegen solche von speziellen Handelsgerichten und 1 gegen ein Friedensgerichts-Urtheil gerichtet, Die Requetenkammer entschied endgültig über 491 Gesuche, darunter 276 Verwerfungen. Die Civilkammer ertheilte 200 Be- {lü}sse, wovon 93 Verwerfungs - und 107 Cassations - Beschlüsse. Die Zahl der bei den fkaiserlichen Gerichtshöfen anhängig gemachten Prozesse hat si wieder stark vermehrt und betrug 10,405. (2u- nahme neuer Drozesse in den legten fünf Jahren 15 pCt). Die Zahl der in den Rollen der Civil-Tribunalke eingetragenen Prozesse des Jahres 1856 betrug 11,145 (im Jahre 1855 111,664). Die Handelsgerichts-Prozefse haben fih im Jahre 1856 um 2 pEt. ver- mebrt, da in diesem Jahre 202,756 Prozesse dieser Art anhängig gemacht wurden (1855 nur 197,821, 1850 sogar nur 138,027); dazu kamen noch 11,306 rückständig- gebliebene Sacben, so daß im Ganzen in 214,062 Prozessen zu entscheiden war. Davon wurden neun Zehntel den 218 speziellen Handelsgerichten , ein Zebntel den 173 Civilgerihten, welche da, wo keine Konsular-Gerichtshöfe vor- handen, au in Handelssachen entscheiden, überwiesen. Von den 214,062 zu erledigenden Prozessen wurden 203,521 wirkli erledigt. Es wurden im Jahre 1856 3717 Fallissements (1855 3540 und 1854 3691) erkannt: 2073 auf Erklärung der Fallirenden, 1674 auf Klage der Gläubiger, 267 auf Antrag der Staats - Behörde. Das Handelsgericht der Seine hatte 1856 allein 1820 Fallisse- ments zu erledigen, Die Zahl der 1856 gebildeten Handels- Gesellschaften betrug 4159 (4 9 mehr als 1855).

Die Naturalifirung der Yacht des Königs von Preußen hat am 3. Juni im alten Bassin von Havre stattgefunden. Alle Offiziere und Matrosen waren in großer Uniform auf dem Ver- deckde versammelt, und gegen 5 Uhr wurden die preußischen Farben aufgezogen, Flagge am Hintertheil des Schiffes und Wimpel am Maste. Am folgenden Tage wurden Kohlen eingenommen, und wie es heißt, soll die Grille am 10. d. M. na der Ostsee ab-

gehen.

Spanien. Madrid, 4. Juni. Die Königin reift heute von Valencia nach Aranjuez ab. Heute fand ein kleiner Stus denten- Auflauf ohne allen politishen Charakter statt und wurde \o- fort unterdrüdckt.

Italien. Aus Turin. 4. Zuni, wird telegraphirt: „Der Senat hat heute mit 55 gegen 50 Stimmen das die Verschwörungen, den- politishen Meuchelmord und die Umgestaltung des Geshwornen- Gerichts betreffende Gesez angenommen.

Túrkei. Konstantinopel, 29, Mai. Na Candia find drei Schiffe mit Truppen abgegangen. Der Emir Koschir wurde

| bon den Maroniten verjagt und ift in Beirut angekommen. Mehe-

med Pascha, Militair-Gouverneur von Pera, wurde zum Militair- Kommandanten von Bosnien und der Herzegowina ernannt. Nachrichten aus Teheran vom 30. April zufolge wurde die Armee