1884 / 196 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Aug 1884 18:00:01 GMT) scan diff

lung der Wahlbezirke gepaart und das Gutachten der Wähler über den beabsihtigten Verfassungswechsel eingeholt werde. Für dieses Verhalten verdiene die Pairskammer die Dankbarkeit eines Jeden, der sein Vaterland und die Verfassung liebe. Vor den edlen Thaten, welche das Oberhaus in der Verzangenheit vollbracht, versänken die Ereignisse und die Gesetzgebung der Gegenwart in ein Nichts. Es wäre besser, wenn das Oberhaus gänzlich aufhörte zu existiren, als daß es gezwungen sein sollte, die Vorlagen, welhe das Unterhaus an dasselbe gelangen lasse, ohne Abänderung oder Debatte anzunehmen. Das Ober- haus sei konservativ geworden zur Zeit der fran- zösishen Revolution, weil die während derselben ver- übten Ausschreitungen es ershreckten, und wenn es jeßt konservativ sei, so sei das der Fall, weil Mr. Gladstone und seine Regierung Männer in den liberalen Kreisen erschreckt und aus denselben vertrieben hätten, welhe ihn bisher unter- stüßt hatten. Wie zur Zeit der franzöfishen Revolution spiegele das Oberhaus die Erziehung, die Vernunft, die Achtunaswürdigkeit, die guten Gesinnungen und die Jntelligenz des Landes wider. Da dem so sei, sheue es nicht den Kampf, der gegen dasselbe entbrennen dürfte.

%0, August. (W. T. B.) Die „St. James-Gazett e“ bringt einen längeren Artikel, in welchem sie sich über die Politik, die das Kabinet Gladstone vom Rücktritt des Kabinets Beaconsfield an Deutschland gegenüber beobachtet habe, entshieden mißbilligend ausspriht. Die „Pall Mall- Gazette“ sagt in einem dasselbe Thema behandelnden Artikel: es sei in keiner Weise wahrscheinli, daß Deutsch: land und England die augenblicklihen Differenzen zu einer dauernden Erkaltung unter den beiden Ländern werden lafsen fönnten; der Fundamentalgrundsaß der auswärtigen Politik Englands sei und müsse bleiben: die Freundschaft mit Deutschland; über dem Eingange zum Auswärtigen Amt müßten die Worte: Sine Germania nulla salus! eingegraben werden.

Frankreich. Paris, 20. August, (W. T. B.) Wie die Abendzeitungen melden, würde der chinesishe Ge- sandte Li-Fong-Pao morgen eine leßte Unterredung mit dem Minister-Präsidenten Jules Ferry haben, der ihm die Entschließungen der französishen Regierung mittheilen werde. Letbtere sei entschlossen, an der Forderung von 80 Millionen als Entschädigung festzuhalten. Dieselbe könne in Form einer Erhebung der Zölle entrichtet werden, welche Frankreih an gewissen Punkten zu überlassen wäre. Eine Frist von zwei Tagen solle bewilligt werden, um die Antwort der chinesischen Regierung zu erwarten. Jm Weigerungsfalle werde der Admiral Courbet Befehl erhalten, das Arsenal von Foutschou und andere Punkte wegzunehmen. Mehrere Schiffe würden demnähst zur Verstärkung des Geschwaders in den cinesishen Gewässern abgehen.

(Fr. Corr.) Die von einigen Blättern gebrachte Nachricht von der Abberufung des Generals Millot, Höchst- kommandirenden in Tongking, und seiner Ersezung durch den General de Négrier wird auf das Entschiedenste dementirt. Dagegen bestätigt si, daß die französiche Regie- rung sich eifrig damit beschäftigt, das Expeditions- corps von Tongking zu verstärken. So ist bereits am 18. der Transportdampfer „Rio Negro“ in See gegangen, nachdem er in Oran 400 Mann von der Fremdenlegion sowie in Algier 600 Mann afriïanischer Tirailleurs und 300 Mann leihte afrikanishe Jnfanterie eingeschifft hat. Der Dampfer soll gegen den 21. September in Tongking eintreffen.

Jn Marseille sind am 19. August 5 Personen an der Cholera gestorben.

20. August. (W. T. B.) Jn den leßten 24 Stunden sind in Marseille 8, in Toulon 1, in Hérault 2, in Gard 3, in Aude 7, in den Ost-Pyrenäen 15 Cholera-Todesfälle vorgekommen.

Ftalien. Rom, 2. August. (W. T. B.) Gestern ist in Bergamo eine Person an der Cholera gestorben; in der gleihnamigen Provinz kamen 8 Erkrankungs- und 3 Todesfälle vor. Jn der Provinz Cuneo ist 1 Cholera- todesfall, in der Provinz Genua 1 Erkrankungsfall, in der Provinz Massa e Carrara 3 Erkrankungsfälle, in der Provinz Parma 1 Todesfall vorgekommen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 21. August. (W. T. B.) Den jeßt getroffenen Dispositionen zufolge wird am 27. d. M. in Gegenwart des Kaisers ein mit einem Angriff auf die Nordbefestigungen Kronstadts verbundenes Flottenmanöver stattfinden, dem sich am folgenden Tage ein Geshwadergefecht im Bjoerkoe-Sund anschließt. Am 29. d. M. hâlt der Kaiser sodann eine Revue über die gesammte Flotte im Bjoerkoe-Sund ab,

Afrika. Egypten. Kairo, 18. August. (Allg. Corr.) Major Kit chener telegraphirte von Debbeh an den Oberst Trotter in Wady-Halfa: Ein von dem Mahdi mit Briefen an den Mudir von Dongola abgesandter Emir wurde vor 14 Tagen auf der Reise nach Kordofan von feindseligen Arabern ermordet. Nach weiteren Berichten des Majors Kitchener herrsht in Debbeh Ruhe und die Straße nach Ambukol ist ofen. Oberst Cher mside telegraphirt aus Suakim, daß während eines Angriffs der Rebellen in der Nacht vom Sonnabend zwei Neffen Osman Digma's getödtet wurden. S e

General Earle ist zum Oberbefehlshaber der zum Entsay Gordons bestimmten Nil-Expedition und General Butler zum Chef des Generalstabes der Expedition ernannt worden.

%. August. (W. T. B.) Nach einer amtlihen Mel- dung aus Assuan fällt das Wasser des Nil täglich um mehrere Zoll, und is es deshalb ie Ten J ganz unmögli, die Nilkatarakte zu passiren. Jn hiesigen Mi- litärkreisen hält man eine Verlegung der Operationsbasis für die Expedition nach Khartum nach Suakim für nothwendig, falls niht ein baldiges und rasches Steigen des Nilwassers eintreten sollte. Major Kitchener meldet aus De bbeh: der Emir von Elhoda, der vom Mahdi ein- geseßzt worden sei, habe den befreundeten Stamm der Scheikiyeh geschlagen und sei auf dem Marsche zur Ver- einigung mit einer anderen Schaar Ausfständischer, die sich 3 Tagereisen von Debbeh entfernt befinde.

Zeitungsstimmen.

Die „Rhein- und Ruhr-Zeitung“ meldet: Der Vorsitzende des konservativen Vereins zu Duisburg, Frhr. von Plettenberg, bat dem Vorsitzenden des notionalliberalen Vereins,

Dr, Nieten, daselbst mitgetheilt: die konfervative Partei werde mit der nationalliberalen für Duisburg in Kooperation treten, falls leßtere den bisherigen Vertreter, Dr. Hammadter, wieder als Kandidaten aufstellen werde.

Jn einem ,1881 und 1884“ betitelten Artikel sagt die „Wiesbadener Zeitung“: :

Die große Schlacht, welche die freisinnige Partei dem Reich8- kanzler in Sachen der Dampfersubvention angeboten hatte, ist fo vollständig verloren gegangen, daß begreiflich erscheint, wenn die Oppositionspresse fich wieder auf den kleinen Krieg gegen die Politik verlegt, der sie im Großen und Ganzen nichts anzuhaben vermag. Die alten, bundert Mal erhobenen Beschwerden über Vertheuerung der „unentbehrlihen“ Lebensbedürfnifse, über Zu- nahme der öffentliben Lasten, einseitige Begünstigung der Inter- essen der Großgrundbesiter u. \. w., sollen dazu herhalten, böôses Blut zu machen und die Mißgriffe in Vergessenheit zu bringen, dur welhe die Herren Richter, Rickert und Genossen sich um die Gunst eines großen Theils ihrer ehemaligen Freunde gebracht haben. Selbst so fern abliegende Dinge, wie die Ausweisung einer Anzahl in Berlin anwesender Russen, müssen den Stoff zu Zeitungsartikeln hergeben, mit deren Hülfe man den ungünstigen Eindruck der leßten freisinnigen „Thaten“ zu verwishen subt. Künstlih und absichtlich foll die ôffentlide Meinung von den Dingen abgelenkt werden, auf welbe es wirklich ankommt und die den wahren Maßstab für die Beurtheilung dessen abgeben, was währead der letzten Legislatur- periode geleistet und gefördert worden ift.

Vergeblihe Mühe! Die bloße Erinnerung daran, wie die Ver- hältnisse ror drei Jahren lagen und wie sie gegenwärtig liegen muß für alle mit Leidlidbem Gedächtniß begabte Deutsche dazu auéreichen, ch über den Weg klar zu werden, der weiter zu gehen ist. Von den Vorbersfagungen, mit denen die Gegner im Herbft 1881 in den Kampf zogen, hat si keine einzige erfüllt, während die Versprebungen der damals gehaltenen Thronrede ibrem entscheidenden Theile nah in Ausführung gebracht worden find.

Zwei Dinge waren es, welche zur Zeit der leßten Reichstags8- wablen alle Gemüther beschäftigen: die wirthschaftlihe Lage und die in der Kaiserlihen Botschaft enthaltene Ankündigung der Sozial- reform. Die ihr im Herbst 1881 zugefallenen Stimmen hatte die forts{rittlibe Opposition der wit verbreiteten und absichtlich genährten Besorgniß vor ungünstigen Wirkungen des neuen Zolltarifs und der Furt vor sozenannten „sozialistishen Erperi- menten“ zu danken gehabt. Die einen wie die anderen Be- fürbtungen sind fo vollständig widerlegt worden, daß von ihnen niht mehr die Rede ift, und daß man dritte Dinge herbeizieben muß, um überbaupt noch selten und verdächtigen zu können. Von Fabr zu Jahr haben die Verktältnisse der deutswen Industrie d gebessert, die Arbeitsgelegenbeiten sich vermehrt —. die Preise für die unentbehrlihen Lebenêmittel aber sind nicht gewasen. Es ift der thatsählihe Beweis geführt worden, daß die Interessen der verscbiedenen Berufszweige mit einander in Einklang gebracht werden können und daß denselben durch ein umsictig geleitetes nationales Wirthschaftssystem ungleih wirksamer geholsen werden kann, als durch die Politik des planlosen „Gehbenlafsens", das uns an den Rand des Bankerotts geführt hatte. Auf fozialpoliti- schem Gebiete aber sind zwei Maßregeln durcbgesetzt worden, die die Bewunderung der gesammten gebildeten Welt auf sib gezozen haben, ohne daß gewaltsame Einariffe in die beftehenden Verbältnisse au nur von den leidenschaftlihsten Gegnern bebauptct werden konnten. Aub die dem Krankenkassen- und dem Unfallversiherung8- geseze anfangs abgeneigten Parteien find für die gemachten Vorsbläge gewonnen und davon überzeugt worden, daß den berectigten Forderungen des Arbeiterstand:s auf der Grund- lage der gegebenen Verbältnifie geholfen werden könne. Dieselbe nationalliberale Partei, die bei Beginn der Session eine höchst reser- vir®e Stellung cinnahm und--3on der man vielfa annahm, sie werde mit“ den chemaligen sezessionistischen Freunden gemeinsame Sache maden, bat an dem Zustandekommen der wichtigen Reformgesete so erheblichen Antheil genommen, die Vorzüge derselben so einsi&tig zu schäßen gewußt, daß sie heute auf der Seite derjenigen fteht, die das in der Kaiserliben Botschaft angekündigte Werk weiterfördern und an der Förderung des gefellshaftliben Friedens positiven Antheil nehmen wollen. Dem politishen Erfolge hat sich ein großer mora- lisher Erfolg ebenbürtig an die Seite gestellt!

_ Ueber die Lage des deutschen Exportkandels na Ost- asien meldet das Augustheft des „Deutschen Handels- archivs“ aus Manila:

Deutschlands Erporthandel nah Ostasien hat in den leßten zehn Jahren bedeutende Fortschritte gemacht und ift in stetem Zunchmen begriffen. Besonders gilt dics bezüglih der Philippinen, indem er sid bier in der genannten Periode sicher auf das zehnfache seines ursprünglichen Werthes erhoben hat, von einer Million Mark näm- li auf zehn Millionen.

No vor drci Jahren waren in den feineren Detailgescbäften Manilas deutse Fabrikate unbekannt. Jett find Portefcuillewaaren und die unzähligen Artikel des Kunstgewerbes aus Bronze, cuivre poli, Nickel, Holz, Glas und Porzellan, sowie Möbel aus\{ließlich deutscher Herkunft; in Gold- und Silbersachen, Bijouterien, Mode-, Konfektions- und Wäscheartikeln sind wir allen anderen Konkurrcnten ebenbúrtig aeworden, und sogar deutsde Konserven haben solche Be- liebtheit erlangt, daß fie in den Anzeigen der Delikatessen- und Eß- waarenhandlungen neben französisden und englisben als Reklame figuriren. Der Artikel hat zwar für die Philippinen k.ine große Bes deutung, aber die Thatsache beweist in erfreuliher Weise, daß bier wenigstens der deutste Ursprung der Waaren nit mehr w*e früher als ein Hinderniß für den Absatz, fondern geradezu als eine Em- pfeblung gilt. n

Im Engro3zescchäft endlih werden, um nur die bedeutenderen Artikel zu nennen, Wollenwaaren, Seiden- und Sammetstoffe, Hüte, Lampen, Eisenwaaren und Bier entweder auss{ließlib, oder in be- träcbtlidem Maße, von Deutscbland eingeführt,

Unser Handel ist fortgeschritten auf Kosten Franfkrei8, vielleicht auch Belgiens; England ist von seiner Höbe nit gewichen, im Degen die Macht seines Handels und Karitals wirkt erdrückender

enn je.

Neben Deutschland hat au Oesterreihs Industrie in Osftasien große Geltung erlangt. In Wirklichkeit aber wird der öîter- reichische Üübcrseeishe Handel (wenizstens der nach ODstasizn) zum großen Theil dur und über Deutsland vermittelt; es kann somit Oesterreich in dieser Beziehung als mit uns wirthschaftlih verbunden betrabtet werden. In dieselbe Verbindung gehören auch dur Ham- burgs Vermittelung Dänemark, Schweden und Norwegen.

Die Schweiz, weldbe in Osftasien für ibre Baumwollen- und Seidenstoffe namhaften Absatz hat, hauptsäblih aber in Singapore, Java und auf den Ptilippinen, fo daß sie bier hinsihtlih des Im- ports Frankreich übertrifft, betreibt diesen Handel dur eigene Mittel über Marseille, führt aber gleibzeitig über Antwerpen und Hamburg das gleibe Quantum deutscher Artikel ein. Der Schweizer Handel ager mithin als theilweise förderlich für unsere Industrie angesehen werden.

Unsere wahren Konkurrenten find Frankreid, Belgien, die Ver- einigten Staaten von Amerika und England; Italien, Spanien und die Niederlande kommen als solche für Ostasien nicht in allg: meinen Betracht.

Frankrei, welchbes in den leßten drei Jahren unstreitig einen bedeutenden Theil seines Erporthandels an uns und andere verloren hat, wendet seit Kurzem den überseeischen Verhältnissen aroße Auf- merksamkeit zu. Wie in Europa auf dem Gebiete der Industrie, jo sind hier und in Ostasien überhaupt, auf dem des Handels Engueten erôffnet worden. E

Belgien besißt bessere Verkehrêmittel mit Ostasien, als Deutsch- land, die freilih nicht eigene, sondern englishe Schöpfung find. Die Regierung und die Industriellen maten aber auch ihrerseits ganz be- deutende Anstrengungen, um für ihre Erzeugnisse den Zugang zu den ostasiatishen Märkten zu gewinnen. Während in den Hauptplätzen

Chinas und Japans feste Konsulate ‘nit Berufsbeamten und tet, nischen Attachés eingerichtet sind, werden Java und die Philippinen von Agenten, die den Titel Konfvyl führen, \ystematisch bereist Letztere maten eingehende Untersuchungen über Aus- und Einfuhr, Produktion, Bergbau, Induftrie c. und legen Mustersammlungen vor Importen, Produkten und inländis&en Induftrieerzeugnissen für daz Handels-Museum zu Brüfsel an.

_ Nordamerika gewinnt in den letzten Jahren auf den Chinesischen Märkten, selbft England gegenüber, immer mehr Terrain in der Ein- fuhr von Geweben, Mascbinerien, Eisen- und feineren Metallwaaren Konserven 2c., alle ostasiatishen Länder sind bedeutende Abnebmer von Petroleum. Es exportirt ungeheure Quantitäten von Thee Zueer und Marilabanf. In allen Pläßen find amerikanische Firmen etablirt. Seine geograpbische Lage ermöglit die kürzesten und billig, sten Verbindungen. -

——

Landtags - Angelegenheiten.

Der Landtagsabgeordnete K. Kreuser, welcher seit 1882 den Ens Swleiden-Malmedy rertrat, ift am 17. d. M. in Bonn ver- orben.

Qunft, Wissenschaft und Literatur.

Leipzig, 20. August. (W. T. B) Der Geheime Hofrath, Professor der Rechte, Dr. O fterlohb, ift gestorben. i __— Im Verlage von Sigmund Bensinger in Wien, Prag und Leipzia erscheint in derselben reien, {önen Ausstattung wie die Werke Lessings, Körners und Lenaus jeßt auc eine illustrirte Practbt- ausgabe der Werke Heinri. Heiws, welche noh der kürzli heimgegangene Heinri Laube besorgt hat. Dieselbe ift mit zahlreiwen Slluftrationen erster Wiener Künstler ges{mückt und wird in ca. 99 vierzehntägigen Lieferungen (Lerikon-Format, auf feinstem Chamois- papier gedruckt) vollständig sein. Der Preis der Lieferung ist, wie bei den früheren Klassikerauëgaben nur 50 -§. Die erste Lieferung, mit der „Harzreise* beginnend, liegt bereits vor und ist vielversprebend. Die erste Auflage der Publikation, in Höhe von 100 000 Eremplaren, war, wie uns die Verlagshandlung mittheilt, in einem Zeitraum von kaum 8 Tagen vergriffen.

Das „Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Gescbicbts- und Alterthumsvereine*“ (her ausgegeben von dem Verwaltungsaussbuß des Gesammtvereins in Frankfurt a. M. unter Redaktion von Ernst Wörner in Darmstadt) veröffentlitt in seiner Augustnummer 32. Jahrgangs 1884 das vor- läufige Programm der Generalversammlung des Gefammt- vereins, wezlche in den Tagen vom 7. bis 10, September d. I, in M eißen abgehalten werden wird. Auf dem Programm finden wir, aufer der Besichtigung der Albrechtsburg, des Domes und der Statt, einer Fahrt na Dresden zum Besu des dortigen fäbsisben Alter- 1bhum8museums sowie versciedenen gefelligenVereinigungen, folgendeVor- träge: von Prof. Flathe über die älteste erkennbare Gefcbichte desMeißner Landes, von dem Architekten Cornelius Gurlitt über den vrotestan- tishen Kircbenbau in Sadsen, von Prof. Dr. Stece über die Albrechts burg und von Prof. von Rziha aus Wien über die „Vier Gefkrönten“, die Schutbeiligen der Bauhütte. Der Beitrag ist für Vereins delegirte auf 6 M, für andere Theilnehmer auf 2 M festgesetzt, Sodann bringt auch diese Nummer die Fortseßung der Geschichte der Herren und Grafen von Heusenstamm, von FriedrichÞ Ritsert; ferner eine ausführlidbe Besprechung des sehr interessanten Werks von dem Konservator, Obersten A. von Cohausfen: „Der römische Grenzwall in Deutschland, militärisde und teniste Beschreibung desselben“ (Wiesbaden, Kreidels Derlao): ein furzes Referat über die Scbzuift: „Dänemarks Beziehungen zu Livland vom Verkaufe Estlands bis zur Auflösun#ck det Ordensftaats (1346 bis 1561)", von Dr. W. Mollerup, aus dem Dänischen überseßt von Woldemar Ruberg (Berlin, Verlag von Franz Siemenroth). Leßteres Buch scildert auf Grund der in Biene- manns und Stirrens Urkundenfsammlungen gedruckten Briefe und Aktenstücke und der eigenen Forshungen im Geheimarciv zu Kopenhagen hauptsäcblih die Ercignisse der Jahre, welde dem nad 350jährige:n Vestande erfolgten Untergang des livländishen Ordent- staates vorangehen und ihn berbeifübrten. Weiterhin folgen Mit theilungen über einen Ausflug des Historiscben Vereins für das Groß herzogthum Hefsen nah Schbloß Oubkerg und dem darunter gelegenen Städtchen Hering, nebff Beschreibung derselben und Erörterungen über Erbauungszeit, Geshichte und Namen (von Ernst Wörner); über die în der ¿weiten Hessisben Kammer von dem Abgeordneten Reinhart gestellte Interpellation, betr. die Erhaltung der Baudenkmäler, und die Antwort der Großherzoglichen Regierung; endlich über den dur Abbruch bedrohten malcriswen Kuhhirtenthurm in Sawhsenhausen bei Franfkfurt a. M.

Die in Leipzig und Berlin den 23. d. M. erscheinerde Nr. 2147 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Austria-Statue. Ausgeführt in Bronze und Martnor für die Oester reichische Länderbank in Wien von Ioh. Benk,. Babelsberg, dat Luftsc:loß des Kaisers Wilhelm bei Potsdam. Originalzeiwnung von Wilbelm Geißler, Die Schönkopfsche Tafelrunde. 16 Schatten risse aus Goethes Leipziger Studentenjahren (im Besiß des Herrr Kaufmanns Anders in Leipzig). Die Besiznahme Siebenbürger? und Gründung Hermannftadts durch deutsche Einwanderer. Gt mälde von Georg Bleibtreu. Nach einer Photographie aus d Verlage von Fr. Midtaelis in Hermanrstadt. (Zweiseitig.) Wildbatb bei Ungewitter. Nach dem eigenen Gemälde auf Holz g zeicnet von Albert Rieger. Amalie Haizinger, f am 11. August Das am 1. August dur Feuer beschädigte Knocenhauer- Amté- baus in Hildesheim. Nach ciner photograpbisben Aufnahme. Sicherheitsmaßreaeln an der Gatschina-St. Petersburger Eisenbahr. 3 Abbildungen. Originalzeibnungen von G. Broling: 1) Posten ke einer Wegunterführung. 2) Frau als Bahnwärterin. 3) Ein Wat! haus. Polytechnishe Mittheilungen; Neuerungen an Velocipeder. Z3 Fig.: Matg&leß-Bicycle. Spezial - Matchleß - Tricycle. Omnicycle-Tricycle.

Land- und Forstwirthschaft.

Englands Landwirthschaft. (Allg. Corr.) In Grof britannien waren in diefem Jahre 2676477 Morgen Landes m! Weizen bestellt, 2159485 Morgen mit Gerste, 2892 576 Morge: mit Hafer, 562 344 Morgen mit Kartoffeln und 69258 Morgen m? Hopfen. Verglichen mit 1883 weist das mit Weizen bestellte Arez! eine Zunahme von 2,4%/6 und das mit Kartoffeln und Hopfen be stellte eine sol: von 3,5 9/0 beziehungswcise 1,8 9g auf, während da mit Gersie uxrd Hafer bestellte Areal eine Abnahme von 5,8% bezichungtweise 2.8 9/9 bekundet. Der Viebstand in Großbritannitt umfaßte am 4. Juni 6241127 Rinder, 16 371 280 Schafe, 96659! Lämmer und 2582 323 Schweine. Verglichen mit 1883 weisen di! Ziffern einen Zuwachs von 4,7°/6 in Rindern, 2.6% in Scha! 69/9 in Lämmern und eine Abnahme von 1,4 °%/% in Shweinen au!

Gewerbe und Handel.

Im Verlage der Haude und Spenershèn Buchhandlur: (F. Weidling) in Berlin hat R. Siegfried, der bekannte Herau® geber des erften (allgemeinen) Theils von „Salings Börsfenpapieret eine kleine Brocbüre erscheinen lassen unter dem Titel „Die Ret! der Aktionäre und der Swußtz ihrer Interessen nach di neuen Aktiengescß vom 18. Iuli 1884,* Der Verfasser will mit diese kleinen Schrift eine Erläuterung des Aktiengeseßes und zugleich eir! Ercäânzung zu dem erwähnten ersten Theil von „Salin Börsenpapieren“ geben. Wie der Titel bereits erkennen läßt, b? wegen fi die Erläuterungen, welche- gegeben werden, vorwiegend !* der Richtung, die Veränderungen festzustellen, wele das neue Afktier' gesetz in den Recbtsverhältnifsen und der Geschäftsführung der geg wäctig bestehenden Aktiengeseüshaften hervorruft, und den Zuwat? an Redten der Aktionäre gegenüber dem bisherigen Zustande

Der Verfasser weist in einer Vorbemerkung besonders vcauf hin, daß überall diejenigen Bestimmungen des Gesetzcs genau rngegeben seien, welde während der Uebergangezeit niht im vollen infange in Kraft treten oder auf die bestehenden Gesellshaften überhaupt táne Anwendung finden. Die Aueführungen der Broscüre sind unter églgende Gesicbtpunkte zusammengefaßt: 1) Geschäftsführung, Vor- fand und Aufsichtsrath ; 2) Generalversammlurg und Minoritäts- hte; 9) Grundsäße der Bilanzaufftelluna und Reservefonds; 4) arftung bei nit vollgezablten Aktien; 5) Erböhung des Grundkapi- 7/8; 6) Mindestbetrag der Aktien. Die Darstellurg ift einfa ad flar, daber für Jedermann leibt verständlih. Schon aus die- iem Grunde kann die nüßliwe Broschüre den bei Aktiengesellschaften sei es in der Verwaltung oder als Aktionäre Betheiligten entfohlen werden. G :

Die näbste Börsenversammlung zu Essen findet am 55 August im Gasino (bei C Rothe) statt. Dortmund, 18. August. (Rhein.-Westf. Ztg.) Auf dem Cisenmarft find in der verflossenen Woche wesentlibe Ver- :rderuncen nit vorgekommen, doch ift besonders hervorzubeben, taß ine weitere Versblebterung der Verkbältnifse nit eingetreten ift. Die Preise für Roheisen und Walzeisen sind zwar nab und nab auf ten Sab von 1879 zurückgegangen, aber die heutige Lage der Cisen- industrie ift nit entfernt mit der damaligen zu vergleichen, denn die gzuffähigkeit des Inlandes ist mittlerweile so chr gestiegen, daß beute fast alle Werke béfriedigend beschäftigt sind, während damals ine ganze Reihe von Etablifsemenis ganz oder theilweise still lag, auch ¡f die Produktion gegenwärtig infolge großer tehniscber Fortscbritte im Betriebe billiger als damals. Und dann fällt ncch ganz besonders ins Fwicht, daß die heimische Eiscnindustrie wegen des eingeführten Z4utziolles nit mehr in dem Maße unter der übermäßigen engli- en Konkurrenz leidet, indem jener der inländishe Markt mehr -sihert ist, wie früber, als die nationale Arbeit noch ohne jegliben Stuß war. England leidet deéhalb aub ungleih s{werer unter der cazenwärtigen Krisis als Deutschland, denn dort haben viele Hochöfen “uégeblasen, Walzwerke ftillgelegt und sogar das große Stahl- verk der Firma BVolckow, Vaughan u. Co., eines der größten der Welt, außer Betrieb geseßt werden müfsen wegen Mangel qn Beschäftigung. Was die einzelnen Branben des rhei- rii-westfälishen Eisengesbäftes betrifft, so ist Robeisen anhal- imd vernachlässigt und daber im Preise gedrückt. Eine Besserung der Lage der Hocbofenindustrie ist auch wohl erst dann zu erwarten, omn die Vorräthe anfangen zusammenzusbmelzen, wozu aber augen- vlidlid noch wenig Aussicht ist. Im Walzeisengeschäft nimmt ter heimische Bedarf fortwährend zu und die meisten Werke sind 4 in Walzeisen befriedigend, manche sogar flott beschäftigt, aber wegen der großen Leistungsfähigkeit und der scharfen Konkurrenz der Werke bleiben die Preise niedrig, die dazu noc von einigen Großkändlern durch S(@leuderei gedrückt werden. In Blechen szufen neue Bestellungen anhaltend spärlih ein und können si deshalb auch die Preise nicht erholen. Für Walzdraht scheint {d die Nacbfrage wieder beleben zu wollen, indem fich die Aufträge in etwas vermehrt haben und cinzelne wicder besser bescäftigt snd. Die Stahlwerke baben feit ciniger Zeit mebr in Eisen- abnmaterialien zu thun und es steben auch noch größere Ordres Seitens inländischer Eisenbahnen in Autsicht. Die Maschinen- fabriken, Eisengießereien, Lokomotive und Waggonfabriken sind andauernd meist reiblich beschäftigt und erbalten au regelmäßig neuen Zuwachs an Bestellungen und können daher den bis- herigen Betrieb auch noch für lärgere Zeit aufrecht erhalten. In der Kohlenindustrie mat sih eine wesentlibe Zunahme des Versandes bemerkbar, so daß bei weiterer Entwicklung der N2ch- frage eine bessere Preiëtendenz bald zu erwarten ift.

London, 20. August. (W. T. B.) Bci ter gestrigen Woll - auktion waren Preise unverändert.

Odessa, 21. August. (W. T. B.) Die Passiva ter Firma C. S. Sewastopulo, welche ihre Zahlungen eingestellt hat, wer- den auf 1 Million, die Aktiva auf 700 C09 Ré1. angegeben.

Verkehrs-Ansftalten.

Im Verlage von Alerius Kießling in Berlin (8. Branden- burgstraße 64) erschien soeben die vierte Auflage der Somme r- ausgabe von „Kießlings Berliner Verkehr“, 6 Bogen in Víestentascbenformat (Preis 30 &§) mit den Sommer-Fahr- vlânen sämmtlicher Berliner Eisenbahnen, der elektriswen Bahn, simmiliber Pferdebahnen, Omnibus und Dampfschiffe (Berliner, Potédamer, Spandauer und MRüderédorfer), Droschkentarif und Stundenplan sämmtliher Sebenswürdigkeiten Berlins. Die praktische und gewissenhafte Bearbeitung des kleinen Buches sichern im die Gunst in allen Kreisen der Berliner Bevölkerung. Als Supvlement dazu ersbien in demselLen Format (zum Preise von 9 „i) Kießlings Tascbenplan von Berlin mit dem Situa- tionéplan der Stadt- und Ringbahn, sämmtliden Pferdebahnlinien (in Roth) und Straßenverzeichniß nebst Angabe der Postbezirke.

Sanitätsweseu und Quarantänewesen. Spanien.

Nas tiner Verfügung der spanishen General-Gesundheits- direktion vom 13. August 1884 find alle Provenienzen Frankreis, elde Über die Grenzen der Provinzen Gerona, Lérida und Hueêca eingiführt werden, als unrein zu betraten; es sollen daher die Personen einer 10tägigen |trengen Quarantäne und die fentumazpflihtigen Waaren und Cffekten ciner Quarantäne von fo langer Dauer unterworfen werden, als für ißre Reinigung und Des- infeltion, gemäß der Entscheidung der General-Inspektoren des olichen Gesundheittwesens und der Spezialdelegirten, erforder- l t,

In den Lazaréthen von Navarra und Guipúzcoa bleibt die Reben- tägige Q uarM1âne für die Behandlung der kompromittirten Pro- ventenzen Frankreichs fortbestehen. -

temnzeicnen.

nan

Berlin, 21. August 1884.

Das Meeting, welbes der Berlin-Potsdamer Reiter- verein bei Neu-Babelsberg gestern (Mittwoch) Nacmittag verarstaltet batte, war sehr zahlreiÞ von den Bewohnern Berlins und Potédams und ganz besonders von dem Offiziercorps der genann- ten Garnisonen. besucht. : E Se. Majestät der Kaiser und König sowie Ihre König- lidea Hoheiten die Prinzen Wilhelm, Heinri, Leopold und Alexander, der Erbgroßherzog von Baden und der Erbprinz und die

r bprinzessin ron Sachsen-Meiningen wohnten gleifalls dem inter- esanten Schauspiel bei, das auf der Feldmark „Sperlingéeluft * zwischen zem Griebnigsce, Nowawiß und Neu-Babelsberg belegen, abgehalten

urde.

Die Bahn hatte 14 Hindernisse, welhe in Hürden, Kegelgräben und Wafsergräben bestanden. Die einzelnen Konkurrenzen begannen, lobald Se. Majestät der Kaiser eingetroffen waren, mit: E

I. Kaiserin A ugusta-Steeple-Chase ca. 2800 m. 75 kg. 19 % Einsas. Ganz Reugeld. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin gab zu diesem Rennen für den Reiter des ersten Pferdes einen Ebrenpreis, bestehend aus einer Frucbtsaale aus Cuivre poli. Es waren 4 Pferde am Start erschienen, von ènen na einem s{arfen Rennen des Lieut3. von Arnim (1. Garde- Ulanen-Regt.) a. F. St. „Flightiy“ (Reiter Besißer) mit einer Länge gegen des Rittmeisters von Tresckow (1. Garde-UÜlanen-Rgt.) 6 jähr. ar. W. „Kühleborn“ (Reiter Besißer) als Siegerin eintraf. Des Lieuts. Grf. A. Dohna (1. Garde-Drag. Regt.) 4jähr. dbr. St. «„Margot* und des Lieuts. von Köller (3. Garde-Ulanen-Regt.) br.

. „Monk Lewis“ kamen, beide von ihren Besißern geritten, zu

Fall, ohne daß weder Pferd noch Reiter Schaden nahmen. Der

Sieger erhielt den Ehrenpreis und 40 Es folgte tein Rennen : II. Steevple Chase. 2800 m. 90 kg. 10 Æ Einsaß. Ganz Reugeld. Se. Majestät der Kaiser hatten zu diesem Rennen sür den Reiter des siegenden Pferdes einen Ehrenpreis, bestehend in einem bampagnerfühler aus Cuivre poli in antiker Form mit Emblemen

des Sports gegeben, an tessen 4 Eten cin Kürafsier, ein Dragoner, ein Ulan und ein Infanterist im Wachtanzug angebracht waren. Zu dem Rennen erschicnen 6 Pferde am Pfosten, von denen na \charfem Lauf des Lieut. Graf von Sierstorpffff-Franzdorf (3. Garde- Ulan Rezts.) br. W. „Kilbarry“ (Reiter Besißer) mit 2 Längen, des Rittm. Frhrn. von König (1. Garde-Ulan Reats.) br. St. „Beatrice“ (Reiter Besitzer) {lug. Des Rittm. Graf Scblippenbah br. St. unter Lieut. von Kramsta wurde dritte, dann folgte Lieut. von Oettingen (Garde-Art. Regt.) br. St. „Stella“ und des Lieut. von Goßler (Garde-Husar.) F. St. „Kobelia 11.“ (Reiter Lieut. von Arnim), des Lieut Graf A. Dohna F. W. „Trial* unter seinem Besißer kam zu Fall, ohne daß Pferd und Reiter Schaden nahmen. Der Sieger erbielt den Ehrenpreis und 60 A Den Sthluß des Meetings bildete

III. Steeple Chase 1909 m. Ohne Gewichtéausgleichung. 5 Einsaß. Ganz Reugeld. Es ftarteten zu diesem Rennen: 1) des Rittmstrs. v. Treëckow (1. G. U!1. Regt.) sjäbr. dbr. St. „Sarvrannah“ (Reiter Besitzer), 2) des Lieuts. v. Sydow (2. G. Drag.) br. W. „Atberton“ (Reiter Besißer), 3) des Lieuts. v. Dobeneck (1. Garde-Feld-Art.) br. W. „Brougbborcuk*" (Reiter Lieut. von Heinneccius), 4) Lieuts. Graf Scbwerin (1. Garde-Feld-Art. Regt.) br. St. „Krimbild“ (Reiter Besiger). Nab einem fehr s{önen Rennen siegte „Savannah“ leiht mit 2 Längen gegen „Atberton“. Beide Pferde erbielten vom Vcrein aus8gefeßte Chrenpreise, die Sie- gerin außerdem die Einsäte und Reugelder mit 20

Se. Majestät der Kaiser, Allerhötstwelcber die Ebrenpreise an die Sieger mit anerkennenden und aufmunternden Worten per- sönlich überreihten, unterhielten Sih nab Beendigung der Renzen noch kurze Zeit mit den anwesenden Herrschaften und kehrten dann, unter den begeisterten Zurufen der Menge, nab Babelsberg zurü.

Die diesjährige große Kunstausstellung der König- lien Akademie der Künste wird am Sonntag, den 24, Auguft, Morgaers 10 Uhr, in dem provisorishen Auéstelungë&gebäude auf dem Cantianplatz, am Kupfergraben, eröffnet werden. Der Katalog umfaßt 1067 Nnmmern. Leider hat fi wiederum herautgeftellt, das dtie vorhandenen Räume nit ausreihen, um alles Gute zu placiren, weêwegen fast ein Drittel der eingesandten Kunstwerke nicht aufzenommen werden konnte.

Dr. Pogge's ethnologisde Sammlung im König- lien Museum zu Berlin. (W. W. C.) Als im Mai 1883 die dur die Mafsenbaftigkeit ihres Materiales und dur die Origi- nalität und den hoben wissenschaftliden Werth faft jedes einzelnen ibrer Bestandtheile ausgezeihnete cthnologisbe Sammlung, welche unser berüßmter Landsmann, Lieutenant Wißmann, von seinem kühnen Zuge dur Afrika mitaebraht batte, im Königliben Museum zu Berlin Aufstellung fand, richt.te sich die Aufmerksamkeit der Männer der Wissenschaft mit Svannung auf jenes ungeheuere Gebiet, welches, die ganze Südhälfie des Kongobeckens cinnehmend, fich in ethno- grapbisher Beziehung als ein cinheitliches darstellte.

Es wurde damals klar, daß jene ausgedehnten Gebiete von Centralafrifa, welche Seitens der Afrikanischen Gesellshaft in Deutsch- land mit so großen Opfern erfors{t wurden und noch erfor]cht werden, von einer seßhaften, kultivirten Bevölkerung bewobnt sind, welde cine Reibe von technisben Fertigkeiten, namentlich die Schmiedekunst, die Schnißtzkunst, die Ornamentirung u. A, m. auf eine bobe Stufe der Vollendung gebract bat.

Son damals wurte darauf bingewiesen, daß der Freund und Reisegefährte Licutenant Wißmanns, ter in Afrika zurückgebliebene Dr. Paul Pogge aub seinerseits bei der größeren Muße, welcbe er während seines langen Aufenthaltes auf der von ihm gegründeten centralafrifanisben Station Mukenge nach seiner Rückkehr aus Nvangwe finden würde, dazu beitragen würde, dur Sammeln und Erwerben von ethnographisben Gegenständen die Kollefktion zu vergrößern und zu vervoll- ständizen. Dies ift au geschehen, und Dr. Pogge, dessen Pflicbttreue einzig in ihrer Art war, hat neben seinen vielen Arbeiten auch die bier be- zeineten ausgeführt. Als er das Herannahen feiner todtbringenden Krankheit fühlte und in s{neller Rückreise den Küstenort S. Paul de Loanda aufsuchte, rate er Alles zusammen, was er bei der Eile des Marschcs fortbringen konnte. In feinem letzten Schreiben, welches er kurz vor seinem Märivrer:ode an Prof. Bastian sandte, spra er no von seinen Sammlungen und theilte mit, daß er bei seiner vor- auésihtlib baldigen Rückkehr na Berlin die etnographiscben Gegen- stände einregistriren würde.

Umsonst! Der unerbittli&e Tod entriß urs den treuen liebens- würdigen Mann, und als die Erde Afrikas seine Ucberreste bedeckt batte, wurden seine Tagebücher, Aufzeihnungen und Sammlungen an den Vorftand der Afrikanishen Gesellschaft na Berlin gesandt, wo- selbst sie vor wenigen Tagen ankamen und soweit sie aus ethnolo- gischen Gegenständen bestehen dem Königlihen Museum übergeben wurden. Hier hat die Sammlung des Dr. Pogge in den, wegen Ueberfüllung leider dem Publikum nit zugänglihen Räumen, soeben eine nur kurze Zeit dauernde Aufftellung gefunden.

Wir würden vor diesen Gegenständen, denen das erklärende Wort des Meisters fehlt, ratblos dastehen, wenn wir nit die eben er- wähnte Wißmannsche Kollektion besäßen. Das ift dieselbe hohe Aus- zeibnung der technishen Fertigkeit, dieselbe Originalität echt afrika- fanishen Stils, dieselben Metalle und anderen Materialien! Zwar ist die Pogge’s&e Sammlung nid: so umfangreid wie die Wiß- manrsche, aber sie ergänzt letztere in slüdcklidster Weise. Auf den ersten Blick erkennt man, daß es sich hier und dort nicht um ctwas Vielgliedriges und Modernes, vielleicwt gar von europäischen Einflüssen Gestreiftes handelt, sondern um etwas Einkheitlicbes, das id, viellei£t son seit Jahrtausenden in vollster Ursprünglicwkeit und typischen Reinheit im Kongobecken entwidelt hat. Wir besißen alüEliher Weise in den von Stanley, Cameron u. A. gemachten Sammlungen Vergleibsmaterial genug, um zu erkennen, daß das ethnograpbisde Gebict, um welches es fic hier handelt, nördlich und südlih weit über das von Pogge und Wißmann persönlich besucte Terrain binausgeht ; wir dürfen selbst die durÞ Scbweinfurths8 berühmtes Werk „artes africanae“ befannt gewordenen ethnogravhisen Gegen- stände der zwiiden dem Kongo- und Nil-Becken wohnenden afrifa- niscen Völkerschaften mit in den Kreis der Vergleihung ziehen und dürfen hoffen, daß es dermaleinfst gelingen wird, aus allen diefen Gegenden so viel unverfälschtes ethnograpbishes Material zusammen- zubringen, daß die Wissenschaft daran die Beziehungen und Fern- tive rad der sehstausendjährigen altegyptishen Kultur wird studiren önnen.

Seben wir beispieläweise cincs der Pratflüke der Kollektion Poage, jene etwa meterhobe hölzerne ge\chnißte Trommel, die cinen doppelgesichtigen Menscbenkopf darstellt, an. Zeigt nit der lange spite Kinnbart und der Gesihtsausdruck unverkennbare Ankiänge an ecvptisde Skulptur? Ecinnera nit bei manchem der vielen ge- s{nißten Menschenköpfe die eigenthümlihen Kopfaufsäße an die Skulptur ter Pharaonen ? Dieses genauer zu untersuchen, wird ein dank- barer Gegenstand künftiger Forscung sein. Die genannte Trommel ift mit Fell überzogen, welchces, um die clastisde Wirkung des Schlages zu vergrößern, in der Mitte mit Kautschuk telegt it. Eine zweite, kleinere hölzerne Trommel, ohne Gcsichter besitzt einen Ueberzug von Eidec{senhaut, der in der Mitte gleichfalls einen kleinen Kautschuk knovf trägt. Eine rechtwinklige Ohrverzi-rung am Menschenkopf der großen Trommel finden wir wieder an einer Tanzmatke, die einen Mensckenkopf darstellt, der cinen mäbtigen Bart aus Pflanzenfasern trägt. Wunderbarer Weise ift dicse Matke mit breiten rothen, N und s{warzen Streifen so bemalt wie cine echte Südsce- masfe.

Uebergebend zu den „Musik “-Inftrumenten betrahten wir zunächst die bei allen Naturvölkern der Erde vorkommenden Rafseln oder Ratteln, die auf unsere moderne Kultur in der Gestalt von Castagnetten und Kinderklappern \ich vererbt haben. Hier finden wir eine einfache, die Form einer Sparbücbse mit Spalt annehmende hoble runde hölzerne Raffel, die einen bellen scarfen Klang besißt und eine lange, pfriemenförmige, aus Palmblattftielen gebildete Rafsel, deren feine Quer - {täbe im Innern die kleinen Steinchen beim Umdrehen des Instrumentes

mit einem Ton hinabfallen laffen, der an das Rieseln cines frischen Quelles erinnert. Es folgt alsdann tas i Urbild unserer stolzen Orgel, die im fklassiihen Alterthum vielgenannte Panéflôte, ganz so, wie sie von der antifen Skulptur abgebildet wird. Was das Merkwürdigste ist, die sieben Pfeifen des einen Eremplars umfassen eine Oktave. Eine zweite Panétflôte der Sammlung ent- bält nur vier Stäbe. Ein in Afrika weitverbreitetes Instru- ment, das recht gut als Urtyxus der Musikinstrumente mit Resonnanzboden betradbtet werden fann, besteht aus einem, durch einen Stab gestricenen Bogen mit Bamtusschne, welcher auf einen bohlen Kürbis gele2t wird. Zur Verstärkung des Tones drückt der \{chwarzbraune Künstler den Kürbis gegen jeinen Brusftkaften.

Drei Kriegébörner aus Elfenbein, von der Form, wie sie s{hon Stanley \{ildert, bilden den Uebergang zu den Waffen. Wie zu erwarten, bat sich die Tecbnik und centralafrikanisbe Scbmiedekunst bei der Her- stellung der Waffen in außerordentli&cr Weise entwickelt. Wie fein geschmiedet und künstleri]h chön geformt sind diese zahlreichen Speere, Lanzen 2c. Scbmal und pit, scharf und \{neidig, elegant und zierlich, bald mit Ornamenten versehen, bald mit Kupfereinlage auêgestattet oder mit kleinen eisernen Glöckfdben geschmüdt, den Holz- schaft über und über mit Metallsviroalen umwickelt, so daß er aus Kupfer oder Eisen zu bestehen scheint, der Fuß des Schaftes aus Eisen, bölzerren Kugeln oder anderem Schnitzwerk aus Holz be- stehend, so präsentiren sch diese leichten graziösen Waffen. Zu thnen gehören ornamentirte, bemalte oder mit Rohrgefleht bedeckte aroße viereckige Schilde. Gegenstärde bäuéliden Gebrauthes find gleihfalls vorhanden: Farbiges und gemustertes Basft- zeug, ein Wekbstubll für Bastgewebe, Töpfe, Kämme, Tabackspfeifen, Tbierfallen, Fiscbreusen, Modelle von Fisbfpeeren u. A. m. gehören hierher. Originell ist die Verwendung der Gestalt cines kleinen boŒenden Mannes als Swnupftabacksdose und schr merk- würdig ein reib gesbnittes Holzgefaß, das die Ornamente alter prähiftorisher Thongefäße besitzt. Bei Durckarkbeitung der Tage- bücher Dr. Pogges's wird fch vorauësitlich roch eine nähere Be- chreibung der Gegenstände finden.

In der leßten gestrigen Sitzung hat deutscher Bäckermeister das Statut des nungsverbandes der Bäckermeister Deutschlands“ berathen. Der Ver- band bezweckt darnach die Unterstüßung und Ueberwacbung der dem Verbande angehörenden Innungen, sowie die Wiederbeletung des Innungtwesens innerh2lb des Bäckergewerbes durb Hinwirken auf die Erribtung neuer Innungen in Orten, welbe einer Innung ent- bebren ; ferner die Durhfübrung gleiber Grundsätze in Bezug auf das Arkteitsrerbältniß ¿wischen Meister und Gesellen, Lebrlingsauëbildung, Meister- und Gesellenprüfungen, Fortbildungs- und Fabsculen, Errich- tunz von Svar-, Darlehns-, Sterbe- und Krankenkassen 2c. Zum Sig des Fnnunasverbandes wurde vorläufig Berlin bestimmt. Ein längerer Gedanfenaustausch fFnürfte sich auferdem an das alte Thema von der Pflicht der Besteuerung der Konsumvereine, und der Kongreß be- bloß, den Centralvorstand mit dem nöthigen Material zu versehen und denselben zu beauftragen, nad Eingang des Materials die er- forderliden S{&ritte zu thun. Hierauf wurde noch eine von der Kommission ausgearkbeitete einheitlibe Instruktion für Arbeits- büter anaecnommen und der Kongreß alédann mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser gc\&lofsen.

Der „Verein zur Begründung eines Asyl3s für Thiere” erläßt einen Aufruf, worin er zur Sammlung einer Summe auffordert, um den Hundefang zunächst innerbalb Berlins in die Hände des Thiershutvereirns zu geben. Beiträge werden ent-

Kongreß

gegengenommen vom Schaßzmeister des Vereins „Hektor“, Hrn. Hof- bubhändler Radetki, Berlin 8., Alte Jakobstraße 86, sowie von Hrn. Professor Langenscheidt, Berlin SWV., Möôdternstraße 133.

Das Polizei-Präsidium bringt unter dem gcftrigen Datum zur Kenntniß, daß die Rotkrankbeit, welhe bei einem Pferde des Kaufmanns Dannenberg, Belle-Alliancestraße Nr. 107, hierselbst am 16, d. M. zum Ausbruch gekommen war, nunmehr erlosch{en ift.

Krolls Theater. Sgra. Alma Fobstrôm wird am Sonrtag nob einmal die „Lucia*“ wiederholen, An diesem Abend gelten, unge- abtet des sehr bedeutenden Andranges, den das Gaftspiel der Künit- lerin zur Folge hat, ausnabmêweise die aecwöhnlicen EintrittEpreise auf allen Plätzen; die Direktion berücksihtigt hiermit namentli vielfawe Wünsdbe größerer Familtienkreiïse. Der andere gefeierte Gast des Krollshen Theaters, Hr. Franz Nadbaur, Königlicher Kammersänger aus München, fingt am Sonnabend den „Troubadour“. In der Rolle des „Grafen Luna“ tritt neben ihm ein neuer Barvtonift, Hr. Richard auf. Die übrige Besetzung ift die frübere.

Literarishe Neuigkeiten und periodishe Shriften.

Preußishes Verwaltungs-Blatt. Nr. 46. Inhalt: Zur Ausführung des Unfallversiherung2gesetßzes. Versagung der besonderen Genehmigung zur Errichtung einer Gaëbereitungs- und Gasbewabrunçg8anstalt. Kommunale Dovppelbesteuerung bei dopveltem Wohnsitz des Censiten. Reklamationen gegen die Heran- zichung zu Scbulbeiträgen. Verwaltungéstreitverfahren, betr. Schul- abgaben und Listungen. Schulbaupflicht; Kosten der miethsweisen Beschaffung von Schullokalen und einer Lehrer-Dienstwohnung als Schulbaukosten. Zwangeverfahren, betr. die einer Landgemeinde oder cinem Gutébezirke geseßlih obliegenden Leistungen (für Schulen). Hcranziebung der Juden zur Schhulsteuer und zur Schulgeldzahlung für die bristlibe Volks\cwule in der Provinz Hannover. Unter- haltung der fatbolis&en Scbulen auf dem Lande im Herzogthume Swlesien. (Antheilige) Stwulunterhaltungspfliht der Dominien, speziell im Falle des Bestehens cines Nießbrauhêrechtes an dem Dominium. Außerdem verschiedene Erkenntnisse des Bunde2amts für das Heimathwefen.

Deutsche Landwirthscbhaftliche Presse, balt: Unsere deutshe Rindviebzubt. Von GSeneral-Sefretäc von Mendel in Oldenburg. Feuilleton, Etwas über den fogenannten Brand der Scrotgewehre. Von Rittergutébesitzer S. G. Weber auf Hummelradeck. Jagd. Die Größe unseres Viebstandes im Bergleich zu dem anderer Länder. Von Geh. Reg.-Rath Dr. H. von Scheel. Correspondenzen. Misc-llen. Personalien. Lite- ratur. Versammlungen. Aus dem Recbt8gcbiet. Spre@bfaal. Handel und Verkehr.

Monatss\crift für chriftlic Sbi von D. B. Wiemann în Barmen, Preis pro I 12 Heft. Inhalt: Zur Sedanfeier, den 2. Gedicht von Heinr. Wiih. Rowoll sst:n, Zur E Sedan. Von Pfr. Lic. Weber. Was kann der Einzelne zu fcinem Selbstsut geaen die Cholera thun? Wem gehört die Mebrheit im fünftigen Reihêtag? Von Frauer, Ilétfeld. Lavater am Rhein und im Bergishen im Jahre 1774. Von Pfr. F. Auzé, —- Der fleine Vagabund. Allerlei Soziales. Literatur. :

Milch-Zeitung. Nr. 34. Doppelte oder cin- fade Budbführung in der Landwirthswaft. Von Benno Martiny, Ansteckende Hausthier!rankheiten. Rußland. „Sibirische Pest.” Ausftelungen. Deut|&land. Ausstellung von Pferden aller Länder in Berlin. Fünfte Mastviehausstellung in Wien. Oefterreih- Ungarn Landeeausftellung in Budapest 1885. Allgemeine Berichte. Zum Buttererport. Usancen beim Biehbandel. Erfahrungen in der Pcaxis, Leistungsfähigkeit des Separators. Trägheit der Mil im Aufcahbmen. Milcuntersubungen. Geräthe, Ma- \cinen- uad Baukunde. Hufbeshlag obne Nagelung. Patente. Spre{saal. Das Angler Vieh und die Viehzubt in Angeln. Zum Berichte über die Ausftellung in Sbrewsbury. Slbftkoh- apparat. Verwerthung der Mil nach Fettgehalt. Herr Fijord und die Aalborger Konkurrenz. Zum Handel mit Margarin. Der Norwegisde Selbstkowapparat. Ane urxd Verkäufe von Zuht- vieh. Marktberichte.

Nr. 67. JIn-

innerung an

Fal alte Fil, alli