die Bureaudiätare Béranger, Bernhard, Schoele, Crone, Sechandlungskassensekretären und
der Bureaudiätar bei dem Königlichen Leihamt Wendt zum Leihamtssekretär.
Ohning, Keue, homas, Sebmans zu
Ministerium für Handel und Gewerbe.
» Bei dem Berggewerbegerichte zu Beuthen O.:-S. ist der Bergmeister Wiester daselbst zum ersten Stellvertreter des Vorsißenden unter gleicher Betrauung mit dem Vorsiß der Kammer Ost-Beuthen und mit der Stellvertretung im Vorsiß der Kammer Süd-Beuthen des Gerichts ernannt worden.
Zum 1. April d. J. sind verseßt worden:
Gewerberat Tschorn von Berlin nah Marienwerder zur zunächst kommissarishen Verwaltung der dortigen Regierungs- und Cewerberatsstelle,
Gewerberat Ermlich von Dortmund nah Berlin unter Verleihung der Stelle cines gewerbetehnishen Hilfsarbeiters bei dem Polizeipräsidium,
die Gewerbeinspektoren: Gewerberat Max Fischer von Marienwerder nach Berlin TIT (Potsdam), Gewerberat Kattentidt von Schleswig nach Dortmund, Gewerberat Niemann von Jhehoe nah Kiel, Gewerberat Knoll von M.-Gladbah nah Berlin 8., Gewerberat Garnn von Danzig nah Stettin T, Gewerberat Dr. Spruck von Hildesheim nach Wandsbek, Gewerberat Remerßg von Kiel nah Schleswig, Julius Schulz von Magdeburg nach Paderborn, Dr.
ittrih von A abethorn nah Hildesheim, Steinhäuser von Stettin nah Jyehoe und Dr. Welzel von Aachen nah Berlin O. in der bisherigen Amtseigenschaft,
die Gewerbeassessoren: Kaufmann von Fserlohn nach Marienwerder, Lüdemann von Cassel nah Flensburg, Dr. Burgaß von Magdeburg nah Aachen Il, Kern von Solingen nah M -Gladbach, Dr. Klein von Posen nah Graudenz und Dr. Urban von Duisburg nah Magdeburg 11 unter Ernenaung zu Gewerbeinspektoren.
Der Gewerbeassessor Debusmann in Saarbrücken ist zum Gewerbeinspektor ernannt und mit der Verwaltung der Gewerbeinspektion in Saarbrücken betraut worden.
Den Gewerbeassessoren Dr. Neigzel in Frankfurt a. M. T1, Dr. Gundermann in Dortmund, Karl Klein in Düssel- dorf, Schmitt in Berlin S0., Liebreht in Osnabrück und Heerdegen in Erfurt ist eine etatsmäßige Hilfsarbeiterstelle bei den bezeichneten Gewerbeinspektionen verliehen worden.
Jn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ 1 eine Genehmigungs- urkunde, betreffend eine Anleihe der Deutschen
Continental-Gas-Gesellshaft in Dessau, veröffentlicht.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 6. April.
Der Bundesrat versammelte sih heute zu einer Plenar- sißzung; vorher hielten der Aus\huß für Handel und Verkehr und die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Rehnungs- wesen und für Handel und Verkehr Sißungen.
Laut Meldung dcs „W. T. B.“ geht S. M. S. „Hansa“ mit dem Zweiten Admiral des Kreuzergeshwaders, Kontre- admiral Grafen von Moltke am 8. d. M. von Amoy nah Futschau in See.
S. M. Flußkanonenboote „Vaterland“ und „Vor- wärts“ sind am 4. April in Schiakwan (Nanking), S. M. Son nao! „Tsingtau“ ist an demselben Tage in
utshau und S. M. Torpedoboote „S 90“ und „Taku“ sind gestern in Tsingtau eingetroffen. er ausreisende Ablösungstransport für S. M.S. „Condor“ ist mit dem Reichspostdampfer „Seydliß“ gesiern in Fremantle eingetroffen und hat an demselben Tage die Reije nah Adelaide fortgeseßt.
Der Dampfer „Eduard Woermann“ mit der 2. Staffel des Marineexpeditionskorps an Bord ist auf der Heim- reise am 3. April Las Palmas angelaufen und alsbald von dort weitergegangen.
Der Dawpfer „Frankfurt“ mit dem Transport der abgelösten Besaßung von Kiautschou an Bord ist am 2. April in Kalkutta eingetroffen und hat an demselben Tage die Heimreise fortgeseßt.
Wiesbaden, 5. Avril. Der 39 Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden wurde beute, Mittags 12 Uhr, dur den stellvertretenden Landtagekommissar, Königlichen Regierungs- präsidenten Hengstenberg mit einer Ansprache eröffnet.
Als Alterêpräfident übernahm der Geheime Justizrat Hilf- Limburg den Vorsig vnd brachte ein von der Verfammlung begeistert aufgenommenes Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König aus. Die Versammlung wählte sodann zum Ersten Vorsitzenden den Geheimen Justizrat Dr. Humser- Frank- furt a. M. und zu desen Stellvertreter den Justizrat Dr. Alberti- Wiestaden. Nach der Wabl der Schriftführer und Begrüßung der in die Körperschaft neu eingetretenen Mitglieder fanten einige Hclaubdgesdtbe Erledigung. Auch stellte der Vorsitzendz ten vom Lantesaus\{huÿ zum Landesafsessor neu gewählten Gerihtsafsesscr Augustin dem Kommunal- Ianttage vor. Zur Nachprüfung der Neuwahlen ¡zum Kommunalland- tage wurden die Wahlakten cn die Referenten verteilt, worauf der Vorsigende von dea eingegangenen Vorlagen Kenntnis çab. Diese wurten den einzelnen Auvss{üffen zur Vorbereitung der Beschlußfassung oder auch direft dem Plenum tes Kommunallandtags überwiesen. Als Aus|hüss2 wurden gebildet: ter Finanzausshuß, der Wegebau- auésduß, der Rehnungéprüfungéautshuß, ter Eingaben- m.d Beamten- azésduß, ter Wablvorshlagéausschuß, urd wegen der bevorstehenden Neuwabl eines Landeshauxtmanns ein Sconderausshuß für Vor-
bereitung dieser Wahl. Jn einer Unterbrechung der Sizung wählten die einzelnen Ausschüsse alébald ibre Borsigenden, deren Namen in j ter sogleih wieder aufgenommenen Sizung bekannt gegeben wurden.
Württemberg.
Die Kammer der Abgeordneten seßte gestern, wie ,W. T. B.“ meldet, die Generaldebatte über den Etat fort. Der Minister des Auswärtigen Freiherr von Soden gab dabei die Erklärung ab, daß durch die geplante Betriebsmittelgemeinschaft an dem Bewilligungsrecht der Karamer bei Anschaffung von Betriebsmitteln für die Eisenbahn nihts geändert werde. In Zukunft werde die Einstellung der unge in den Etat statt durch die Generaldirektion dur) das Gemein- chaftsamt geshehen. Der Minister erklärte weiter, daß ihm persönlich eine Betriebs- und Finanzgemeinscaft lieber gewesen sein würde, da die Betriebsmittelgemeinschaft die O Regen nicht beseitigen werde. Eine Betriebs- und Finanzgemeinschaft habe er jedo nicht erreihen können. Entspreie aber die Betriebémittelgemeinschaft den Erwartungen niht, dann werde durch die Macht der Verhältnisse etwas anderes an ihre Slelle geseßt werden.
Deutsche Kolonien.
Ein Telegramm aus Windhuk in Deutsh-Südwest- afrika meldet, wie „W. T. B.“ berihhtet, folgende Verluste :
Es sind gefallen: im Gefecht bei Gr oß-Heufsts am 26. März Leutnant der Reserve Elsner, früher im usarenregiment Nr. 16, und Reiter Karl Schimmel, geboren am 25. August 1883 zu Besse, früher im Füsilierregiment Nr. 39, bei Kranzplaß, nördlih von Gibeon, an demselben Tage Gefreiter Gustav Herrmann, geboren am 20. März 1881 zu Noyn, früher im Feldartillerieregiment Nr. 56, und Reiter Marx Anderseck, geboren am 18. Juli 1878 zu Polsniß, früher im Feldartillerieregiment Nr. 21. C
Oesterreich-Ungarn.
Der Kaiser ist gestern abend von Budapest wieder in Wien eingetroffen.
_ Die ungarische liberale Partei beriet, dem „,W. T. B.“ zufolge, geftern darükter, welche Petung fie in der heutigen Sißung des Unterhauses annehmen solle, wenn der Abg. Kossuth den Antrag stelle, den Beschluß des Präsidenten des Unterhauses vom 18. November v. J., betreffend die Revision der Hausordnung, für ungültig zu erklären. Auf Vorschlag des Ministerpräsidenten Grafen Tisza wurde beschlossen, daß ein Mitglied der Partei bei der Beratung des Antrages den Standpunkt der Partei kurz dahin kennzeihnen solle, daß sie für die Ablehnung des Antrags itimmen werde. Hinsichtlih des Antrags, einen Aus\{huß einzusezen behufs Abfassung einer Adresse an den König, beantragte Graf Tis8za, daß die liberale Partei dagegen stimmen solle, da die gegen- wärtige Lage für einen solhen Schritt nicht geeignet sei. Die Partei stimmte dem Antrage zu, da nah dem parlamentarischen Gebrauch in den Adreßaus\{huß nur Mitglieder der Majorität gewählt werden und die liberale Partei mithin ausge\{lossen sei. Der inisterpräsident Graf Tisza stellte den Antrag, bei der Vorlage der Adresse im Unterhaufe einen Adreßertwurf der liberalen Partei als Minoritäts- partei einzureihen. Schließlih skizzierte der Ministerpräsident in kurzen Worten die politishe Situation. Er hob hervor, daß jedes Mitglied der Partei, das zur Teilnahme an der Lösung der Krisis herangezogen worden fei, sowie auch _der Ministerpräsident selbst mit größter Hingebung und Anpassungsfähigkeit bemüht gewesen seien, die Bildung eines Koalitionskabinetts zu er- möglichen. Leider seien alle Versuche fehlgeslagen, der Minister- präsident sei mithin genötigt, die proviforische Geschäftsführung vor- läufig weiter in Händen zu behalten. Er wünsche sehnlichst, daß dieser Zustand fo bald wie möglih ein Ende nehme, nicht nur aus sub- jektiven Motiven, sondern weil er wünsche, daß die falsche Situation der liberalen Partei beentigt werte und daß sie aus dem Zusammen- hang mit der Regierung befreit werde, da der jeßige Zustand ihre
osition im Lande s{wähe. Die Versammlung {lok mit lebhaften
ljenrufen auf den Ministerpräsidenten.
Grofbritannien und Frland.
Jn Brighton (Grafschaft Sussex) wurde gestern, wie „W. T. B.“ meldet, Villiers (liberal) mit 8209 Stimmen gegen Loder (konservativ), der 7392 Stimmen erhielt, zum Mitglied des Unterhauses gewählt. Die Regierungs- partei hat damit einen Siß verloren.
Das Unterhaus seßte gestern die Beratung des Armee- budgets fort. Mehrere Ytedner tadelten die Haltung der Negierung gegenüber den Freiwilligen. Der Premierminister Balfour und der Staatssekretär des Kriezëamts Arnold-Forster bestritten, daß die Regierung gegen die Freiwilligen, die einen wesenilihen Teil der eng- li)hen Streitmacht bildeten, Abneigung empfinde, aber sie wiesen darauf hin, daß mit Rücksibt auf die großen Aufwendungen für die not- wendige Zahl regulärer Truppea, die Aufwendungen für die Freiwilligen beshränft werden müßten. Das Haus müsse wählen zwischen einèr großen Zahl von Freiwilligen mit einer geringen Ausbildung und einer zwar geringeren, aber'leistunesfähigeren Freiwilligentruppe. Der Antrag, Abstrihe von dem Budget zu machen als Protest gegen die Halturg der Regierung, wurde {ließli mit 218 gegen 187 Stimmen verwo1fen. Gegen Schluß der Sitzung riffen ver]chiedène liberale Mitglieder des Hauses die Regierung jeftig an. Dabei betonten sie, daß tie Wabl in Brighton den Aus- druck der Unzufriedenheit des Landes mit der Regierung bedeute, und verlangten zugleih die Auflösung des Parlaments. Der Premier- minister Balfour war nit mehr zugegen; jeine Abwesenheit wurde von den Rednern ter Opposition schar} fkritisiert.
Frankreich.
Die Königin von England is gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in Marseille gelandet.
Infolge fortdauernder lärmender Kundgebungen der Studenten der Medizin gegen den Professor Garriel hat der Dekan der medizinischen Fakultät der Sorbonne beim Unterrihtsminister Bienvenu Martin die Schließung
„ der medizinischen Fakultät beantragt.
Jn Paris ist der beurlaubte Haupimann Tammwurini, in dessen Wohnung fkürzlih bei einer Haussuhung 500, an- geblich für die Milizsoldaten eines privaten Kolonial- unternehmens bestimmte FJnfanterieuniformen gefunden worden waren, verhaftet worden. Ferner wurde in dem Vororte Puteaux ein Mechaniker namens Meyer verhaftet, in dessen Hause 8000 Gewehrpatronen be- shlagnahmt wurden. Der Schwiegervater Tammurinis, der ehemalige Unteroffizier Vrinat, wurde ebenfalls ver- haftet. Dem „Temps“ zufolge, glaubt die Polizei, daß es sich um eine militärishe Vershwörung handele, die derjenigen gleiche, die der General Malet im Jahre 1812 zum Sturze des RKaiserreihs angezettelt hatte. Nah einer weiteren Meldung habe die Polizei festgejtellt, daß die Vershwörer etwa 500 alte Grasgewehre beiseite geschafft hätten. Sie besige auch ene Liste derjenigen Leute, für die diese Gewehre bestimmt gewesen seien. Es seien dies zumeist aus- gediente Unteroffiziere und Kolonialsoldaten, die von einer unter dec Leitung eines gewissen Bunau stehenden Kolonial- gesellshaft angeworben worden seien unter dem Vorwande, daß man ihnen in Südafrika, wo die Gesellshaft große Ländereien besize, Stellung verschaffen wolle.
Das Zuätpstiteineeidi in Hâvre verurteilte das
| Lokalblatt „Eclair“ wegen Veröffentlihung von Aus-
funftzetteln zu einer Geldbuße von 500 Franks und zu
einem Schadenersaß von 2000 Franks an den freimaureri Advokaten Guil lot. Der Deputierte A de Vier neuve wurde freigesprohen, da das genannte Blatt die Aus- kunftzettel niht von ihm erhalten hatte.
Rußland.
, Das Ministerkomitee verhandelte, wie dem „W. T. B“ berichtet wird, in zwei Sißungen am 4. und 5. d. M. über die Berechtigung der Polen, Stellungen im Staats- dienst einzunehmen, und beschloß, in dieser Beziehung be- stehende Beschränkungen aufzuheben. Solche sollten nur für die höheren Stellen bestehen bleiben. Die Frage, ob die Unter- beamten in den neun westlihen Gouvernements der Sprache der dortigen polnischen bezw. littauishen Mehrheit der Be- S mächtig sein müßten, wurde in bejahendem Sinne entschieden.
Die „Nowoje Wremja“ meldet, in der am 4. d. M. ab: ehaltenen Sigung des Heiligsten Synod sei endgültig die inberufungeinesKonzils zurWahleinesPatriarcen
beschlossen worden. Der Beschluß werde dem Kaiser vorgelegt werden. Das Konzil solle in Moskau stattfinden. Erste Kandidat für das Vatriarthat sei nah den kanonishen Br stimmungen der höchste Geistliche der auptstadt, âlso der St. Petersburger Metropolit A ntoniu s. Der Synod werde dem Patriarhen als beratendes Organ zur Seite stehen. Der Posten des Oberprokurators werde aba eat werden und das Recht des Vortrages beim Kaiser auf den Patriarchen übergehen.
Aus Warschau meldet die „St. Petersburger Telegraphen- agentur“, am 4. und in der Nacht zum 5. d. M. seien 77 Per- sonen in den Vorstädten verhaftet und bei ihnen viele Aufrufe und Revolver gefunden worden.
Jn Kischenew verübte in der Naht zu gestern cin Unbefannter einen Anschlag oegen den Gehilfen des Polizei kommissars Kirligki in der Nähe des Stadtwalls, ohne ihn jedoch zu verlegen. Es gelang dem Täter, zu entkommen.
Aus zahlreichen Orten des Bezirks Gori werden shwere Ausschreitungen der Bauern gemeldet, die sih besonders gegen die Geisllihkeit und die adligen Gutsbesißer richteten. Die Ruhestörer plünderten, verübten Brandstiftungen, \{lügen Waldungen nieder und raubten Gelder. Kosaken und Polizei- mannschaften seien gegen die Tumultuanten vorgegangen. Eine Anzahl Personen sei getötet und verwundet worden.
Italien.
__ Der König ist in Begleitung des Ministers des Aeußern: Tittoni und des Marineministers Mirabello heute früh um 7 Uhr von Rom zur Begrüßung des Kaisers Wilhelm nah Neapel abgereist. i:
Bei der Ankunft in Neapel meldeten sih gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, bei dem Kaiser Wilhelm an Bord des Dampfers „Hamburg“ der Prinz Adalbert von Preußen, der E Botschafter Graf von Monts mit den Mitgliedern der deutschen Botschaft in Nom, der deutsche Generalkonsul in Neapel von Rekowski, die Kommandanten der Schiffe „Hohen- zollern“ und „Hertha“ sowie die Spitzen der italienishen Be- hörden. Der Kaiser stedelte sodann auf die Jacht „Hohen- zollern“ über. Am Nachmittag begab Sih Seine Majestät nah der ouf dem Vomero gelegenen Villa des Generalkonsuls N Some und kehrte Abends auf die „Hohenzollern“ zurück.
Die Deputiertenkammer beriet gestern den deut\ch-italieni- shen Handelsvertrag. Gaetani di Laurenzana pras sih günstig über den Vertrag aus. De Marinis meinte, dieser ertrag set weniger scblecht als die anderen; doch wüsse man sagen, daß trotz des guten Willens der italienishen Unterhändler die neuen Handels- bestimmungen die Lage des Landes, anstatt zu verbessern, vershlechtert bâtten. Der Redner spra seine Freude darüber aus, daß Handels- vertragSverhandlungen mit Rußland eingeleitet seien, und wünschte, daß man au ähnliche Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten, England und anderen Ländern beginne. Graf Arnaboldi führte aus, der deu1s{-italienische Handelévertrag sei bei 20 Artikeln, darunter einigen landwirt schaftlihen Erzeugnissen, vorteilhaft, hob aber dem gegenüber den Schaden hervor, den Italien hinsihtlich seiner Wein- ausfubr baben werde, und ferner die außerordentlichen Erleichterungen, die dec Einfuhr des deutshen Bieres zugestanden seien, und äußerte, man hab? überbaupt die Ben der landwirtschafilien Produkte vèrnahlässigt. Er forderte die Regierung auf, Schritte zu tun, um eine verbängnisvolle Krisis zu verhüten. Die Regierung sollte da€ Beispiel Deutschlands befolgen, das sich als meisterhaft in der Organisation auf kommerziellem ebiete erweise und geshickt aus allen Zugeständnifsen, die ihm bei den Handelsvertragsverhandlungen gemacht seien, Nugzen ziehe. Pantano, der einer der Unterhändler bei ten Handelévertragéverhandlungen gewesen ist, erklärte, durch die neuen Verträge erlange man alles, was man unter den gegenwärtigen, veränderten Verhältnissen habe erlangen können. Der Bercicht- erstatter Chimirri erklärte, das Ziel der Regierung und der italienishen Unterhändler habe sem müssen, von den Be- stimmungen des Vertrages von 1891 so viel als möglich aufcett- zuerhalten. Den italienishen Unterhändlern hätten die deutschen Agrarier mit ihren Forderungen gegenübergestanden; die Unter- bändler hätten alle ihre Bemühungen darauf gerihtet, die Interessen der italienishen Landwirtschaft zu wahren. Der Redner {loß mit der Aufforderung an die Kammer, dem Vertragz zuzustimmen. Hierauf erklärte der Minister des Aeußern Tittoniî die abgeschlossenen Verträge seien nit allein in kommerzieller, fondern au in politischer Hinsiht von Bedeutung, indem sie die guten Beziehungen Italiens mit den Nachbarnationen sicherstellten. In Er- widerung auf die Ausführungen des Grafen Arnaboldi erkläcte der Minister, die Klausel der Meistbegünstigung sei eine Notwendigkeit und tiete einen gewissen Vorteil. Den Ausführungen Chimirris sdließe er sich an und erflâre, daß die gemahten Kon- zessionen und die erlangten Vorteile sich vollständig das Gleichgewikt hielten. Zum Schluß betonte der Minister die Wichtigkeit der Beslimmung zum Schuxe der Arbeiter und diejenige bezügli der I: Austragung von Streitfragen und empfahl dec Kammer die Annahme des Vertrages. Der Adcker- baumirister Rava deutete die Schwierigkciten an, denen die italienisden Unterhändler wegen der agrarisch-{utzöllnerishen Strömung in Deutschland begegnet seien, und führte aus, es seien die bestmöglihen Resultate erzielt worden, unter wirksamer Wahrurg ter wichtigsten Interessen Ztaliens, Die Be- fürchtungen wegen der Meistbegünstigungsklausel seien ungereckcht- fertigt. Der Handelsvertrag werde Ftalien auf 12 Jahre eine friedliche, ruhige Tätigkeit auf einem der Hauvtmärfte der Welt sichern. Der Schaßminister C arcano befürwortete gleichfalls die Annahme des Handelsyertrages und rühmte den freundschaftlichen Geist, der bei den Vertragsvechandlungen obgewaltet habe. Die Be- ratung wurde hierauf gesMlofsen. Veber den einzigen Artikel der Vorlage wird geheime Abstimmung erfolgen.
Schweden und Norwegen.
_Die eg erna hat gestern, wie „W. T. B.* erfährt, im Reichstag einen Geseßentwurf, betreffend die Fesisehung der Strafbestimmungen für gesellshaftsgefährlihe Aus- stände der Sozialdemokraten, einzebracht. Der Gesegentwurf wurte einer Kommission überwiesen.
außergewöh
F bedenklichen Finanzlage zu, indem wir die Besserstellung der
Amerika. &
. Qckgierung der Vereinigten Staaten hat, wie Die S die Regierungen von Groß- „W. n Deutschland un e ersucht, je britann enieur als Mitglied für den Beirat der einen Md nalkommis sion zu bezeihnen. Die Regierung Fsthmu die russishe Regierung davon in Kenntnis geseßt, hat i phie Bericht des Gesandten der Vereinigten Staaten in daß lau ie Bewegung gegen die Ausländer in Peking, em Charakter und threr Ausdehnung nach keine China ihre! nlihe Bedeutung habe. ington wird, dem „Reutershen Bureau“ zu-
Jn Washir Ansprüche aller Nationen gegen die folge, geplant, e Nepublik durch eine internationale L lassen, deren Urteil endgültig sein
N n prüfen / l glaube, die É Q ry erte E lehten a
: europäischen Mächte gegen den Vorschlag der wendung" leaens die Erhebung der dominikanishen Zölle
Regier oe: ishe Beamte, beseitigen. dd Chicago ist gestern Dunne (Demokrat) mit 24 248
Stimmen Mehrheit gegen Harlan (Republikaner) zum Bürger- meister gewählt worden. Asien.
Der General Linewitsch- hat, der „St. Petersburger Telegr.- Agentur“ zufolge, dem Kriegsminister telegraphiert: Aus Mukden 1 der Vertreter des russischen Roten Kreuzes Gouckoff mit neun barmherzigen Schwestern, 26 hohen ärztlihen Beamten und 6° Krankenpflegern im Hauptquartier eingetroffen. Sie sind von den Japanern unseren Kosaken entgegengefandt worden. Gouhkoff berichte, von Tschifu seien 200 Sanitätspersonen (20 barmberzige Schwestern, 30 Aerzte und 150 Kranken- fleger) nach Rußland gesandt worden. Gouchkoff habe ferner A Meldung gemacht, daß er in Mukden den General Gannenfeld, 36 Offiziere, einen Arzt und 1649 Soldaten verwundet zurückgelafsen habe. Bei der Räumung von Mukden seien in den Spitälern des Roten Kreuzes 460 Soldaten krank oder ver- wundet zurückgelassen wörden, außerdem 406 Japaner, die ebenfalls frank oder verwundet gewesen seien. Unsere anderen Verwundeten, der General Gannenfeld, 36 Offiziere und 1189 Soldaten, seien nach der Räumung von Mukden in die dortigen Spitäler gekommen. Die im Felde Verwundeten seien dur unsere Krankenpfleger und die Japaner dorthin gebraht worden. Gouchkoff berihte ferner, daß die Japaner unsere Verwundeten, die Aerzte und Krankens{western gut behandelten und sie weder beleidigt noch belästigt hätten.
Aus T okio wird amilih mitgeteilt :
Ein Teil der japanischen Besaßung von Tschantschun habe die Russen, die T\suluschu, 2 Meilen nördli von T\hantschun, und Sumientscheng, 9 Meilen westlich von Tsuluschu, n ge- halten hätten, vertrieben und beide Orte am Montag beseßt. Nach- dem die Japaner dann den Feind aus der Nathbar|chaft von Sumiaotsu, 6 Meilen südöstlich von Tfuluschu, vertrieben hätten, seien fie am Dienstagmittag in die Nähe von Santaoku ge- kommen und hätten ein heftiges Feuer gegen ungefähr 500 russische Kavalleristen eröffnet, die sich nach Norden der Eisenbahn entlang zurückgezogen hätten und \{ließlich zersprengt worden seien.
Der Generalgouverneur von Jndo-China Beau, der un- verzüglih nah Frankreich abreisen sollte, wird, dem „W. T. B.“ ufolge, in Saigon bleiben, um den Kolonialminister Clémentel ju empfangen und auf seiner Reise durch Jndo- China zu begleiten.
Afrika.
Aus Tanger meldet die „Agence Havas“, der Kaid Maclean sei vom Sultan nah Fez berufen worden und werde sih in Begleitung des Vizekonsuls der Vereinigten Staaten zugleich mit dem Onkel des Sultans Muley Abd-el-Malek dorthin begeben. — Ueber den Forschungsreisenden Segonza c lägen gute Nachrichten vor, er sei bei guter Gesundheit und werde gut behandelt. Der Scherif von Tajeruad habe dem Scheik Sultana, bei dem Segonzac sih als Gefangener befinde, geschrieben, er solle ihn sofort Keilassen, und sih für die Zahlung des verlangten Löse geldes verbürgt.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gelrige Sizung des Rei chs- tags befindet sih in der Ersten Beilage.
— Jn der heutigen (180.) Sißung des Reichstags, welher der Staatssekretär des Mei Ce [Gatamis Freiherr von Stengel beiwohnte, stand der Gese entwurf, be- treffend die Aufhebung des 8 46 Nr. 6 des Reichs- beamten eseßes von 1873, zur ersten Beratung. Die aufzu- hebende Zifter enthält die Bestimmung, daß, wenn das pensions- fähige Diensteinkommen dieser Beamten mehr als 12000 beträgt, von dem überschießenden Betrage bei der Berehnung der Pension nur die Hälfte in Anrehnung gebracht wird. Die Le gliche Vorschrift ist vor kurzem in Preußen aufgehoben
orden.
Abg. Raab (wirls{ch. Vgg.): Wir stimmen der Vorlage troß der etreffenden hohen Reidsbeamten nah dem Vorgehen Preußens als eine Pflicht ger Gerechtigkeit anerkennen. Wir möchten freilich dem Gesetz die Widmung hinzufügen : „Jn Dankbarkeit seinem Staatssekretär der diätenlose Reichstag.“ Stimmen auch Sie zu nah dem Grundsaß: Lieber Unrecht leiden als Unrecht tun. „ Darauf wurde die Vorlage in zweiter Beratung un- verändert angenommen. , ,_ Der von dem Abg. Büsing (nl.) in Gemeinschaft mit Mitgliedern aller Parteien eingebrahte Geseßentwurf, betreffend le Abänderung des §55 der Grundbuchordnung, wurde darauf in dritter Lesung ohne Debatte, unverändert, êndgültig angenommen.
¿Os folgte die zweite Beratung der Ergänzung qum. Rei shaushaltaetat für 1905. Die Budget-
| ‘ommission hat von dem für Kamerun zur Verstärkung
y ppen um 2 Kompagnien geforderten außer- indentlijen Kredit von 723732 #6 100000 M abgeseßt, erm m die für Bauten geforderten 200 000 / auf 100 000 M Sf; äßigt wurden. Die extraordinäre g für di Vweslafrifa im Betrage von 341/, Millionen sowie nun erigen Forderungen des Ergänzungsetats, der Lei G r als Nachtragsetat bezeihnet wird, im Be- des ger Ressorts des Auswärtigen Amts, im Reichsamt wil nnern und der Marine sind von der Kommission be-
\gt worden. Ler Referent Abg. Erzberger (Zentr.) erstattet aus- hen Bericht über die Erörterungen, die die Kom-
Lage in Kamerun und Südwestafrika
__ Eine Debatte knüpft sich nur an die Forderung für Südwestafrika.
Abg. Ledebour (Soz.) erklärt, er wolle dgs Referat des Abg. Erzberger durch die Feststellung ergänzen , daß der Kolonialdirektor in der Kommission es unter allen Umständen für ausgeschlossen erklärt habe, daß den Hereros das früher bon ihnen besessene Land zurückgegeben werde; er stelle ferner fest, daß vas der Auffassung der Sozialdemokraten Deutschland sich damit außerhalb der Gebräuche zivilisierter Nationen stellen würde. Geld und Menschenleben seien in Südwestafrika in unsinnigster Weise vergeudet worden; das südwestafrikanishe Abenteuer koste dem Deutschen Reihe hon über 200 Millionen und noch sehe man kein Ende ab, im Gegenteil könnte sehr wohl der Hererokampf eine zweite Auflage erleben in Gestalt einer Expedition gegen die Ovambo. Die Sozialdemokratie lehne jede Verantwortung und jeden Pfennig für diese E en ab.
bg. Dr. Arendt (Rp.): Herr Ledebour würde recht haben, wenn es sich um einen Krieg zwischen zivilisierten Völkern handelte. Wir haben es hier aber mit Gegnern zu tun, die raubend und mordend und unter allen Greueln wilder Völker über unsere deutshen Landsleute hergefallen sind, und da wäre es doch eine unerhörte Politik, wenn man mit Herrn Ledebour sagte: Ja, das haben die armen Leute ein- mal getan, aber nun mögen sie wieder zurückommen und si auf dem- selben Lande ausbreiten, das sie besessen haben. So etwas würden die ereros nicht für Zivilisation, sondern für Shwäche und Furcht alten, und fie würden bei ‘nächster Gelegenbeit wieder über unsere deutschen Landsleute herfallen. Wir müssen sie unter allen Umständen fühlen lassen, daß sie sich an deutschem Leben und Eigentum ver- angen haben. Herr Ledebour wird doch nicht verlangen, daß man ie sämtlich an Leib und Leben straft; da gibt es eben nur eine Strafe am Eigentum. Das Stammeseigentum bildet die Grundlage für die Kriegsentshädigung, die diese Völker zu leisten haben. Mittels einer Anleihe werden sie doch nicht die Kriegskosten erstatten. können. Es ist übrigens eigentümlich, daß gerade Herr Ledebour und seine Freunde sih so fehr als Beshüter des Eigentums, allerdings der Hereros, aufwerfen. i
Bei Schluß des Blattes \priht der Redner weiter.
— Jn der heutigen (174.) l: des Hauses der Ab geordneten, welcher der Minister der geistlihen, Unter- rihts- und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt und der Minister des Jnnern Dr. von Bethmann- Hollweg bei- wohnten, gelangte zunächst folgende Jnterpellation der
Abgg. G (Zentr.) und Genossen zur Verlesung: „Ist der Königlichen Staatsregierung bekannt, daß in Ober- chlesien die Genidstarre epidemisch auftritt? Welche aßnahmen hat die Königliche Staatsregierung dagegen ergriffen
und gedenkt sie dagegen weiter zu ergreifen 2“
Nachdem der Minister der geistlihen, Unterrichts- und Nane o dee Dr. Studt k die Frage des Präsidenten sich bereit erklärt hat, die Jnterpellation namens der Königlichen Staatsregierung sofort zu beant- worten, nimmt zur Begründung das Wort
Abg. Faltin: Er führt unter großer Unruhe des Hauses aus, daß es sich hier um eine Frage handle, die in weiten Kreisen des Volkes, nament- lih in Obers i eis große Beunruhigung hervorgerufen habe. Die Genick- starre sei eine Krankheit, die O iS gefährlich und auch weit verbreitet 14 Der Redner gibt eine Statistik über die Verbreitung der Krankheit in Schlesien, vermag sih aber, obwohl der Präsident wiederholt ein Glockenzeichen gibt und auch ausdrücklich das Haus ersucht, die Gespräche etwas weniger laut zu führen, da er den Redner nicht verstehen könne, nicht Gehör zu verschaffen. Er geht dann auf die Entstehungsursahe der Epidemie ein und weist darauf hin, daß die Krankheit bereits am Anfange des neunzehnten Jahrhunderts aufgetreten sei. Scine Ausführungen im einzelnen gehen aber wiederum in der großen Unruhe des Hauses unter. (Präsident von Kröcher: Ih muß das Haus bitten, etwas leiser, und den Herrn Redner, etwas lauter zu sprechen, die Königliche Staatsregierung kann ihn nicht verstehen.) Er habe die Interpellation eingebradt, damit das Volk über das Wesen der Krankheit auf- geklärt werde. : G
Minister der geistlihen, Unterrihts8- und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt: Die erste Frage kann ih dahin beantworten, daß es der Regierung bekannt is, daß die Genickstarre in Oberschlesien epidemisch auftritt. Sobald die erste Anzeige davon im November v. J. erfolgte, haben die Behörden sofort energische Maßnahmen veranlaßt, und es ist von hier eingehende Berichterstattung gefordert worden. Troß der umsihtigen Maß- nahmen der Behörden hat die Krankheit im Januar einen aus- gesprochen epidemischen Charakter angenommen. Im Regierungsbezirk Oppeln sind ungefähr 1209 und im Regierungsbezirk Breslau 60 E1krankungsfälle und 609 bezw. 9 Todesfälle vorgekommen. Selbst- verständlih haben die Behörden ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet, die Entstehungsursahen der Krankheit zu erforshen, aber die Forschungen haben leider zu cinem nennenswerten Ergebnis nicht geführt. Einzelne Fälle von Genickstarre sind in jedem Jahre vorgekommen, aber in den Jahren 1886/87 und 1895—97 hatte die Meningitis einen epidemishen Charakter angenommen. Alle Behörden und Privatverwaltungen sowie namentlich die Medizinalverwaltung haben vollkommen ihre Pflicht zur Bekämpfung der Krankheit getan, aber troydem ist in der Bevölkerung eine gewisse Beunrubigung ein- getreten. Ih möchte die Bevölkerung Oberschlesiens beruhigen. Der Minister gibt sodann eine eingehende Schilderung der zur Bekämpfung der Krankheit getroffenen Maßnahmen, ist jedoch bei der andauernden sehr großen Unruhe des Hauses auf der Tribüne nicht zu verstehen. Er weist besonders auf die Untersuhungen des im Jahre 1900 errihteten Hygienishen Instituts in Beuthen hin und spricht die Hoffnung aus, daß das dem Hause vorliegende Geseß über die Bekämpfung der übertragbaren Krank- heiten eine Handhabe dazu bieten werde, au dieser Seuche entgegen- zutreten. Wenn auch die Epidemie {hon eine große Anzah von Menschenleben erfordert habe, so liege doch eine Veranlassung zu einer großen Beunrubigung nicht vor. i : j
Geheimer Obermedizinalrat Dr. Kirchner legt eingehend _die Ursachen und den Verlauf der Krankheit dar und verbreitet sich über die Mittel, die bisher zu ihrer Bekämpfung angewandt worden sind. Es handele sih hier auch um einen Krantheitserreger, ten sogenannten Diplokokkus. Wenn die Gpidemie au außerordentli gefährlich sei, fo sei doch Ausficht vorhanden, daß man ihr mit Erfolg entgegen- treten könne. Die Ausführungen des Kommissars im einzelnen bleiben bci der großen Unruhe des Hauses auf der Tribüne un- verständlich i
Damit ist dieser Gegenstand der Tagesordnung erledigt, da cine Besprehung der Sritärvellation nicht stattfindet.
Jn dritter Beratung werden darauf die Geseßentwürfe, betreffend Abänderung der Amtsgerichtsbezirke Czar- nikau, Filehne und Schönlanke und der Amts- gerihtsbezirke Alt-Landsberg und Lichtenberg, endgültig angenommen, nahdem Abg. Dr. Beer (Zentr.) noch den Wunsch ausgesprochen hat, daß für den Westen ähnliche Geseßentwürfe vorgelegt werden möchten.
Auf der Tagesordnung steht ferner die zweite Beratung des Lide Sat betreffend die Verwaltung gemein-
aftliher Jagdbezirke.
S éa, G oS S) ale: Viirum (konf.) beantragt zur Geschäftsordnung im Namen seiner politischen Freunde, den Geseßz- entwurf an die ‘tragt! deta zurückzuverweisen, da man sich im Plenum über die neugestellten Anträge \{werlich werde. einigen können.
bg. Herold E Wenn eine fo große Fraktion einen der- artigen Wunsch aus\priht, dann find wir immer ganz außerordent- lih geneigt, einem derartigen Vorschlag entgegenzukommen. Aber
nah den Vorgängen, die [9 bislang in bezug auf diesen Geseßentwurf abgespielt haben, bege ch doch die Befürchtung, E auch in der Kommission keine Einigung erzielt werden wird. ei den zwet Lesungen der Kommission war eine Einigung nit mögli, au nit später bei den monatelangen Verhandlungen aller Fraktionen und den privaten Unterredungen. So bleibt uns nich1s anderes übrig, als die Sache dur eine Abstimmung im Plenum zur Entscheidung zu bringen. Ich bitte daher, in die Beratung ein- zutreten. Sh befürhte au, daß, nachdem die Zeit so weit vor- geschritten ist, bei einer nohmaligen Verweisung an die Kommission die Vorlage wegen Mangels an Zeit und wegen vorhergehenden Schlusses der Session niht zur Verabschiedung kommen könnte.
Abg. Dr. Krause (nl.): kann mi nur den Ausführungen des Vorredners anschließen. Es handelt \sich hier nicht um ein poli- tisches Gesezg. Nach dem bisherigen Gange der Kommissionsverhand- lungen habe ih die Ueberzeugung, das eine nohmalige Beratung in der Kommission eine Verständigung nit herbeiführen wird.
Abg. Fischbe ck (fr. Volksp.) erklärt namens seiner Fraktion, daß auch sie eine sofortige Entscheidung über diese reformbedürftige Materie im Plenum wünsche.
_ Abg. Brütt (fr. kons.): Ich habe die Ueberzeugung, daß, wenn wir die Sache jeßt an die Kommission zurückverweisen, sie zu einem gedeihlihen Ende gebraht wird. Es ift auch eine Anzahl von An- trägen eingebraht worden, die eine solhe Summe von Intelligenz und Erfahrung în He bergen, daß es besser ist, si darüber in der Kommission zu verständigen.
Abg. Freiherr von Doben eck (konf.): Jch kann mich nur für den Antrag des Grafen Limburg aus\prehen. Selbst auf die Gefahr hin, daß noch einige Wochen hingehen, ist es besser, wir beraten das Geseh gründlich, zu dem so viele Anträge noch vorliegen. Die bäuerlichen Gemeinden find in der größten Aufregung, und daf aus der Kommission niht etwas Fertiges hervorgegangen ist, beweist die große Zahl der jeßt eingegangenen Anträge. Die Mehrheit der Kommission ist selbst niht mit den einzelnen Bestimmungen eins verstanden.
Abg. Dr. Krause: Diese Anträge sind nur ein Beweis des weitgehenden Entgegenkommens; ein neuer Gedanke ist in allen An- trägen nicht enthalten. :
Abg. Herold ließt si diesen Ausführungen an.
Abg. Graf zu Limburg-Stirum: Es wäre doch ein seltsamer Vorgang, wenn der Vorschlag zweier bedeutender Fraktionen, eine Vorlage an die Kommission zurückzuverweisen, vom Haus abgelehnt würde. Ich glaube, daß in der Kommission eine Einigung zustande kommen würde.
Abg. Herold: Die Ueberweisung an eine Kommission erfolgt in der Regel auf Wunsch einer großen as, aber es sind au Aus- nahmen davon gemaht worden, auch gegen unseren Wunsch, z. B. beim Uebershwemmungsgeseg.
Abg. Dr. Krause: Die parlamentarische Uebung besteht wohl darin, daß, wenn nach einer ersten Beratung eine Kommissions- beratung gewünsht wird, das Haus diesem Wunsche folgt. Hier handelt es sih aber um eine Zurükverweisung.
Abg. Freiherr von Dobeneck: In der Kommission ist die Vor- lage nur mit einer Stimme Mehrheit angenommen worden; daher besteht die Meinung, daß doch etwas an dem Geseßentwurf geändert werden könnte, und deshalb ist noch eine ganze Menge von Anträgen gekommen. Das Gesey würde hier doch nur \tückweise zustande kommen, es würde immer Stückwerk bleiben.
Die Abstimmung bleibt bei Probe und Gegenprobe zweifel- haft; sie muß also durch Auszählung erfolgen. _Für die Zurükverweisung stimmt außer den beiden konservativen Parteien auch ein Teil der Nationalliberalen und des Zentrums; die Abstimmung ergibt die Annahme des Antrags auf Zurücckverweisung mit 133 gegen 123 Stimmen.
(Schluß des Blattes.)
Nr. 14 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 5. April 1905 hat folgenden Inhalt : Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Desgl. gegen Cholera. — Gesetzgebung usw. (Deutsches Reih. Schutzgebiet Deutsh-Neu-Guinea ) Opium. — (Preußen.) Aerztlihe Studienzeit. — Schlahhtvieh- und Fleis{h- beshau. — (Schwarzburg- Sondershausen.) Schlachtviehversicecung. _— Feil Mheschau 2c. -Statistik. — (Neuß ä. L). Schlachtvich- und Fleischbeschau. — Fleischbeschau 2 -Statistik. — (Belgien.) Kaffee. — (Niederländisch-Neu-Guinea.) Spirituosen. — Tierseuchen in den Niederlanden, 4. Vierteljahr 1904. — Desgl. in Serbien. — Desgl. in Aegypten. — Desgl. in Natal, Sept. 1904. — Zeitweilige Maß- regeln gegen Tierfeuchen. (Schweden.) — Verhandlungen von geseßz- gebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen usw. (Preußen.) Staatshaushaltsetat für 1905. (Fortsezung.) — (Frankreih.) Echino- kokkenkrankheit. — Vermischtes. (Deutsches Reich ) AUE Mi tegungen, Geburten, Sterbefälle 1903. — Schlachtvieh- und Fleichbeschau, 4. Vierteljahr 1904. — (Rußland.) Bevölkerungsbewegung 1901. — Infektionskrankheiten 1902 u. 1903. — (Vereinigte Staaten von Amerika.) Ausfuhr von Tieren 1902. — Gesundheitsverhältnisse in Alaska, Arizona, Hawaii, Oklahoma, Porto Rico 1902/03. — (Dan) Gesundheitsverhältnisse der Stadt Bahia 1904. — Ge- denkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Des; leichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutshen Stadt- und Landbezirken. — Witterung. — Beilage : Gerichtlihe Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlihen Gesundheitspflege (Kurpfusher, Kurpfuscherei).
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Im Kreise Eschwege sind, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, mehrere hundert Weißbinder und Zimmerleute in den Ausstand etreten.
/ Zum Ausstand der Maler, Lackierer und Anstreicher in Darmstadt (vgl. Nr. 80 d. Bl.) teilt die „Fikf. Ztg.“ mit, daß einige Unternehmer die Forderungen bewilligt haben, sodaß ein Teil der Arbeiter die Arbeit wieder nonen hat.
In Szegedin hatten, wie ,W. T. B.“ meldet, sämtliche Ge- werkschaften angehörende Fabrikarbeiter der Stadt gestern die Arbeit niedergelegt, weil der Stadthauptmann den Sozialistenführer Reveß ausgewiesen, der den Bürgermeister in seinem Amtslokal beleidigt hatte. Die aus\tändigen Arbeiter zogen mehrere tausend Mann stark, ein Arbeiterlied singend, in das Streiklager. Der Geaeralausstand ist aber inzwishen beendet. Es sind nur noch 650 Arbeiter der Hanfspinnerei ausftändig.
Kunst und Wissenschaft.
Ein neuer Zuwachs ist der Menzelausstellung in der Königlichen Nationalgalerie durch die Eröffnung des langen Seitengangs vor dem Ana nett des zweiten Geschofses zuteil geworden. Auch hier wieder reiht sich dichtgedrängt Zeug an ZäiGuüung aus dem Nathlaß Menzels; unter ihnen sind die amüsanten und oft boshaften Skizzen, die der Künstler von Festen und Hofbällen heimzubringen pflegte, oli erwähnen. Auh als Kriegsberichterstatter lernt man enzel hier in den Skizzen aus dem Kriege von 1866 kennen. Von seiner minutiösen Beobachtung8gabe zeugen die Studien von den Billardspielern und die aeradezu ain Art, wie er das Fahr- rad und seine einzelnen Bestandteile studiert. Einzelne Gouachen aus
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