1905 / 89 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Apr 1905 18:00:01 GMT) scan diff

E I S EE E E E E E D I SILNE M rv M L BE F M Es

E EE S L E ere MM E E T E M E

Lebensversicherungsgesellshaften auf eine Eingabe erteilter Bescheid vom 17. Oktober 1904, der die vom Aufsichtsamt aufgestellten E für die Beleihung und Er- mittelung des ertes inländischer städtischer Grundstücke in einer Reihe von Punkten erläutert und näher begründet. Jm Anschluß hieran werden Zulassungen s Geschäftsbetriebe sowie Genehmigungen von

enderungen des Geschäfts plans inländischer und ausländisher Unternehmungen und von Bestands- veränderungen bekannt gemacht.

Von den beiden wiedergegebenen Beschlüssen erörtert der erste die Frage, inwieweit Aenderungen des Ge- shäftsplans einer ausländischen Gesellschaft, welche den Geschäftsbetrieb im JFnlande ein estellt hat, der Genehmigung der inländischen Aufsichts- behörde und der Anmeldung zum Handelsregister bedürfen; es wird die Ansicht vertreten, daß die Gesellschaft bis zur vollständigen Abwickelung des inländischen Ver- siherungsgeshäfts der Beaufsichtigung nah Maßgabe des Versicherungsaufsichtsgeseßzes unterliegt und bis zu diesem Zeitpunkt in gleicher Weise wie eine in Liquidation befindlihe inländishe Gesellschaft verpflichtet ist, zur Eintragung ins Handelsregister alle Veränderungen anzumelden, die hinsichtlich der bereits eingetragenen Tatsachen eingetreten sind. Der zweite Beschluß verneint in Abänderung der bisherigen Praxis des Kaiserlichen Aufsichteamts die Frage, ob die Prämienüberträge regelmäßig einen Bejtand- teil der Prämienreserve bilden; denjenigen Gesellschaften, deren Rechnungsgrundlagen eine Teilung der Prämienüberträge , und der Prämienreserve vorsehen, wird gestattet, nur die

ihren Rechnungsgrundlagen entsprehend berechnete bilanz- mäßige Prämienreserve dem Soll des Prämienreservefonds zu Grunde zu legen.

Die hierauf folgende Rekursentscheidung vom 3. Ja- nuar 1905 stellt fest, daß eine ausländische Versicherungs- unternehmung, welche nach Jnkrafttreten des Ver- siherungsaufsihtsgeseßes nur noch in einem Teile

es RNeichsgebiets Geschäfte betrieben hat, bezüglich ihres ganzen deutschen Betriebs der Beaufsichtigung durch das Kaiserliche Aufsichtsamt unterliegt, und zwar auch in dem Gebiete, in dem sie si bereits seit dem 1. Januar 1902 auf die Abwikelung bestehender Verträge beschränkt hat.

104 des Versicherungsaufsihhtsgeseßes erscheine in diesem alle unanwendbar, es könne nicht innerhalb dez einheitlichen

irtshafts- und Nechtsgebiets des Deutschen Neichs eine und dieselbe Unternchmung bezüglich desselben Versicherungszweiges sowohl im Zustande des Geschäftsbetriebs wie der Liquidation sich befinden. Verfehlt sei die Ausführung der Rekurrentin, daß in den einzelnen Staaten von dem Zeitpunkt an, wo die Ge- sellshaft in diesen ihren Geschäftsbetrieb eingestellt habe, keine landesherrliche Aufsicht mehr bestanden und deshalb ein Auf- sihtsreht auf das Reih nicht habe übergehen können: das Reich sei im Sinne des Geseßcs vom 12. Mai 1901 nicht Rechtsnachfolger der Einzelstaaten, seine Aufsichtsb:fugnis seße sih niht aus der Summe der vormaligen Befugnisse der Einzelstaaten zusammen. Eine Teilung der Aufsicht zwischen Reichs- und Landesbehörde sei ausgeschlossen.

Jn einem Anhange werden 20 gerihtliche Ent- scheidungen in Versicherungss\achen veröffentlicht. Be- merkenswert erscheint namentlich ein vom Reichsgericht bestätigtes Urteil des Königlichen Landgerichts I Berlin vom 5. März 1904, welches in wesentlicher Ueber- einstimmung mit der Praxis des Kaiserlichen Auf- sihtsamts aus dem Gefamtinhalte der Statuten eines Unterstüßungs vereins feststellt, daß hier den Mitgliedern ein Nechtsanspru ch auf die in Aus- siht gestellten Krankengelder zustehe und daß die in den Statuten enthaltene Bestimmung, wonach die Leistungen des Vereins freiwillige seien, und ein Rechtsanspruch auf sie nicht bestehe, nur getroffen sei, um die Behörden über die wahre Natur des Vereins zu täuschen; troß dieser Bestimmung falle der Verein deshalb unter die Bestimmungen des Versicherungs- aufsihtsgescßes und seien die Vorstandsmitglieder gemäß S 108 a. a. O. strafbar, wenn sie ohne Erlaubnis der Auf- sihtsbehörde den Geschäftsbetrieb eröffnet hätten.

Oesterreich-Ungarn.

Der Budgetaus\chuß des österreihischen Abgeordneten- hauses nahm geftern, wie ,W. T. B.“ berihtet, mehrere Titel des Handelsbudgets an, Im Laufe der Debatte ftellte der Handels, minister Freiherr von Call mit B-fri-digung fest, daß die Bericht- erstatter sowie die Mehrzahl der Redner die Tätigkeit des E ena: insbesondere dessen Leistung - beim Ab- chlusse der Verträge mit dem Deutshen Reiche und Italien, sympathisch berurteilt hätten, und fuhr dann fort: „Mit der Beteiligung an der Londoner Ausftellung im Jahre 1906 wird bezweckt, unsere Produkte direft auf dem Londoner Markte ein- zuführen, was durch die im Anschluß an die Ausstellung beabsichtigte Errichtung eines österreihisen Importhauscs in London erreicht werden soll. An der Mailänder Ausstellung gedenkt die Re- gierung fich offiziell zu beteiligen mit besonderer Berüsihtigung der dem Transportwesen dienenden Industriezweige.“

Im ungari|hen Unterhause wurde von dem Abg. Göôtvös ein Antrag eingebraht, wona tem früheren Präsidenten des Abgeordnete hauses Perczel und dem Ministerpräsitenten Grafen Tisza wezen der Vorgänge am 18. November und 13. Dezember v. J. die Mißbilligung des Hauses ausgesprochen werden foll.

Großbritannien und JFrland.

In einer dem Unterhause zugegangenen s{chriftliden Beant- wortung einer Anfrage erklärte, wie „W. B.* meldet, der Par- lamentsfekretär des Aeußern Earl Perc y: „Mir sind keinerlei Fâlle bekannt, in denen dic deutsche Regierung eire vca der unsrizen ab- weihende Ansicht über ten Sinn der Klausel von der meist- begünstigten Nation vertreten hätte.“ Sir Henry Campbell Bannerman (lib.) kündigte an, daß er einen Tadelsantrag gegen die Regierung wegen ihrer neueren Politik binsihtlich der irischen Verwoltung einzubringen beabsichtige. Der Premierminister Balfour verspraw, nah den Osterferien solle Gelegenheit zur Be- ratung des Antrages gegeben werden. Im Laufe der Debatte über eine von Tuff (kons.) eingebrahte Resolution, durch die Sir Henry Campbell Bannerman aufgefordert wird, ausführlich zu er- klären, ob er die Homerule-Politik bei den etwaigen näbsten Wahlen empfehlen werde, besprah diefer den außergewöhnlihen Charafter der Resolution und weigerte sich, Erklärungen darüber abzugeben,

welch: Politik er für die Zukurft empfeblen werde, wieder- |

holte aber seine Ansichten, die er vorher über die irische Verwaltung

zweideutig und versicherte, daß die konservative Partei an der Sache des Urionismus festhalten werde. Darauf wurde die weitere Be- \prechung auf ‘unbestimmte Zeit vertagt.

Jm Klub der liberalen Unionisten zu London hielt Joseph Chamberlain gestern eine Rede, in der er, dem „W. T. B.“ aufotge sagte:

ch wünsche, daß jedes Mitglied des Klubs si darüber klar sei, was wahrscheinlich die Folge der kürzlih von Deutschland mit anderen Ländern abgeschlossenen Handelsverträge sein werde. Alle diefe Verträge sind unabhängig von uns abgeschlossen worden. Ich weiß nichts davon, daß das Auswärtige Amt in dieser Hinsicht Einspruch erhoben habe; wir wissen aber sehr wohl, daß, wenn es protestiert hätte, es damit keinen Erfolg gehabt haben würde, solange wir feine Waffe haben, mit der wir kämpfen können. Es ist nußlos für unsere Gegner, zu sagen, daß Sre die Meistbegünstigungéklausel auf uns Anwendung finde. Diese wird uns nur Vorteile bei Artikeln bringen, die wir nit erzeugen und an derén Erzeugung uns nichts liegt. Sehr bemerkenswert ist die Aeußerung, die der Marquis of Salis- bury im Oberhause kürzliß gemat hat, daß kei dem gegenwärtigen großen Handel mit Deutschland nur wenig mehr als zwei Pes unserer ganzen Ausfuhr unter die Meistbegünstigungsklausel falle.

Frankreich.

In der gestrigen Vormittagésißung des Senats wurde die Er- örterung des Marinebud gets fortgeseßt. Der Marineminister Thomson erläuterte, wie ,W. T. B.* erfährt, das Programm vom Jahre 1900 bezüglich der Flottenneubauten, die im Januar 1907 be- endet sein follten, aber, soweit die Kreuzer in Betracht kämen, erft mit einer Verspätung von 15 Monaten fertiggestellt fein würden. Der Marineminister legte sodann die Notwendigkeit dar, nach der Erledigung des Flottenprogramms von 1900 mit dem Bau von neuen Kriegs- \chiffen fortzufahren; denn sowobl die englishe wie die amerikanische Flotte set der französishen überlegen, und die deutsche Flotte sei ihr fast glei. Frankreih beschränke sich übrigens darauf, seine alten Schiffe dur neue zu erseßen. Der Minister verbreitete sih dann über die Unterseeboote und sagte, daß Frankreih eine Flotte von Torpedo- und Unterseebooten besitze, die allen anderen sehr überlegen seien. Es sei vorauszuseben, daß es werde nötig werden, den Tonnen- gehalt der Unterseeboote zu vergrößern, um gewisse Verbesserungen zu erreichen. Der Minister bemerkte sodann, daß für Neu- bauten im Budget 1905 121 Millionen vorgesehen seien. Mit diesen Aufwendungen fortzufahren sei nötig, denn nur so werde es mögli scin, die veralteten Schiffe zu erseßen. Auf yers- schiedene Bemerkungen erwiderte der Minister, daß diese Au€gaben, ohne auf das Extraordinarium zurückzugreifen, gedeckt werden könnten, wies sodann auf die Notwendigkeit hin, die Ausrüstung des Arsenals zu vervollständigen, und erklärte, die Ausführungen d'Estournelles seien ebenso chimärish, wie ahtenswert und bohheczig gewesen. Die besten Mittel, den Frieden aufrecht zu erhalien, seien Voraussicht und eine starke Flotte. Ja der Naqmittagésigung stimmte das Haus mit 154 gegen 116 Stimmen dem Beschlusse der Kommission zu, wonach die Löhne der Arsenalarbeiter herabgesetzt werden follten. Das Marinebudget gelangte dann zur Annahme.

Die Deputiertenkammer nahm gestern, nach Ablehnung einiger Abänderungsanträge, _mit 422 gegen 45 Stimmen den ganzen Artikel 1 der Vorlage, betreffend die Trennung von Kixche uñd Staat, an, in dem Gewissensfreiheit und freie Ausübung der Kulte zugesagt wird.

Die Deputierten Deloncle, Jaurès, Archdeacon und Hubert, die in der Deputiertenkammer Intervpellationen über Marokko eingebracht baben, lteßen sich in die Redrerliste für die Debatte über das Ministerium des Aeußern eintragen, die voraussihtlih im Laufe der näâhsten Wehe gelegentlih der Erörterung der vom Senat an dem genannten Budget vorgenommenen Aende- rungen ftattfizden wird.

Rußland.

Der Kaiser hat gestern nachmittag, wie die „St. Peters- burger Telegr.-Agentur“ meldet, in Zarskoje-Sselo den neuen Bo!schafter der Vereinigien Staaten von Lengerke-Meyer zur Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens in feierlicher Audienz empfangen. Nachher wurde der Botschafter von der Kaiserin und der Kaiserin-Witwe empfangen.

Ftalien.

In der gestrigen Sißurg der Deputiertenkammer erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, ter Unterstaatssekretär des Aeußern Fusinato in Beanlworturg von Anfragen der Abgg. NRomussi und Santini, welhe Stellung die Regierung gegenüber der von zahlreien ‘italienisWen Bürgern erhobenen Forderung, daß Italien die Initiative zur Feieden8vermittlung zwishen Ruß- land und Japan ergreifen solle, einzunehmen gedenke: die Negie- rung {äße den Edelsinn der Beweguno, die sich in Italien zu Gunsten eines Friedenés{lufses zwishen Rußland und Japan geltend mache, außerordentli, aber ein Staat könne derartige Jnitiativen, für deren Erfolg keine Wahrscheinlichkeit bestehe, nicht ergreifen. Wenn sihch eine günstige Gelegenbeit biete, werde die Negierung es niht unterlassen, ihre humanitäre Aufgabe zu erfüllen.

Spanien.

Der König und die Königin: von England haben Port Mahon gestern vormittag verlassen und trafen Nach- miitags in Palma ein.

Belgien.

Die Repräsentantenkammer erörterte, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern den gute tag zum deutsh-belgischen Handelsvertrage. Die L'nke erhob Einspruch gegen die Be- stimmung, nah der der belgishen Negierung die Befugnis zusteht, die Wettzölle des Tarifs A ‘in gleihwertige \pezifische Zölle umzuwandeln. Der Deputierte Woeste beglückwün)ckte die Regierung zu thren Er- folgen in der Handelspolitifk. Die Verhandlung wurde darauf vertagt.

In der legten Sißung der ständigen Zucker- kommission wurde hauptsählich die Anwendung der in dem Zuckerabkommen vorgesehenen Strafklausel beraten. Hinsichtlich der Vertragsländer war es nicht strittig, daß das Vorhandensein eines über den vereinbarten Aus- gleihzoll hinausgehenden Fushusses die Anwendung der Klausel bedinge; hinsichtlich der außerhalb des Vertrags stehenden Staaten überwog die Ansicht, daß ein derartiger Zuschuß als Prämie aufzufassen sei. Es wurde hervorge- hoben: Der Kommission liege es niht ob, eine Frage dcr Aus- legung des Brüsseler Abkommens zu entscheiden, und wenn die Erörterung auf das Gebiet der Prinzipien gebracht werde, müsse die Entshe:dung der Vertragsstaaten selbst an- gegangen werden. Dank den Anschauungen der verschiedenen Vertreter, war es möglich, die Anwendung der Klausel von e zu Fall ins Auge zu fassen; wo begründete Zweifel vor- agen, wurde von einer Beschlußfassung abgesehen, bis das ständige Bureau in der Lage sein werde, der Kommission ent- scheidende Beweise für oder gegen das Vorhandenjein von Prämien vorzulegen. Die Kommission hat si dann bis zum 23. Oktober d. J. vertagt. i

Türkei. Das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ meldet aus Kon-

Bee j E de L T i j Osif Botschaft habe ein cäußert hatte. John Redmond (Nationalist) betonte nochma[s | lltantinopel, die sranzo}ishe Bot : C unen A Noti 0s ie und f E | „Armenisches Revolutionskomitee unterzeihnetes Zirkular er: Befriedigung über die Rede Sir Henry Campbell Bannermans aus. | halten, das eine Jntervention gegen das gemwalttätige Vor-

Der Premierminister Balfour erkläcte dessen Ausführungen für !

gehen der türfishen Beamten in Zeitun gegen die Armenier

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erbitte, die durch fortwährende Verfolgungen gezw

seien, aus Zeitun, das fortgesezt militäris verstärke x f

auszuwandern. Dieses Zirkular dürfte allen Botschaften gehen, da im Januar 1896 die Unterwerfung der aufstän Zeitunisten durch Vermittelung der Großmächte erfolgte. Die „Frankfurter Zeitung“ meldet aus Salonitki vo

gestrigen Tage, in der Ortschaft Zagoritsank (Kreis Kastoriot habe gestern ein Kampf zwischen einer stacken griechi L Bande und Bulgaren stattgefunden. Dreißi Bulgarer seien gefallen, cbensoviele von den Griechen als Geiseln fik geschleppt worden. Eine andere zu Hilfe eilende bulgarisg Bande sei niedergemacht worden. Y

Griechenland.

Der Kaiser Wilhelm machte gestern, wie „W.D.BAF Corfu berichtet, mit der Königlichen Familie einen Ausfly nah Peleka und besichtigte hierauf das S loß Achilleion Die Königlihe Familie geleitete sodann den Kaiser zur Landungsstelle, worauf Seine Majestät auf die „Hohen: zollern“ zurückehrte. Am Abend veranstaltete, ‘dy „Agence Havas“ zufolge, der Admiral - des ; lischen Geshwaders Sir C. E. Domvile an Bord seinz Flaggschiffes „Bulwark“ zu Chren des Deutschen Kais der griehishen Königsfamilie ein großes Festmahl. Naÿ 10 Uhr Abends gingen die deutschen Schiffe unter lebhaften Abschiedsovationen- der Bevölkerung und dem Salut der Kriegs: schiffe nah Messina in See.

Rumänien.

Der Finanzminister legte gestern, wie „W. T. B.* berichtet der Deputiertenkammer den Gesctzentwurf über die Kon- version bon 422 Millionen Francs fünfprozentiger Anleihen in vierprozentige Schuldverschreibungen zum Nettokurse von 8735 mit einer Umlaufsdauer von 40 Jahren vor. Durch diese Konversion wird die jährliche Zinsenlaft des Staats um fünf Millionen Francs verringert.

Schweden und Norwegen.

__In beiden Kammern des Reichstags haben, wie ,W. T. B“ erfährt, Mitglieder aller Parteien, mit Ausnahme der sozial, demokratischen, einen Antrag eingebrackt, ter Reichstag solle feine Zustimmung ¿u der jüngft vom Kronprinzen-Negenten ab, gegebenen Erklärung bezügli neuer Verhandlungen über die Unionsfragen erklären. Die der Zweiten Kammer angehö:igen Antragsteller betonten in der Begründung des Antrages, die Erklärung des Kronprinzen habe unter den Freunden der Union lebhafte Be, friedigung hervorgerufen, und die neuen Verhandlungen würden eine entscheidende Bedeutung für die Union haben.

Dänemark,

Der König hat, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern zwi veue Posten militärischer Direktoren geschaffen und der Departementsdirektor, Oberstleutnant S eedorff zum Direktor des Kriegsministeriums und den Departementsdirektor, Kapitän zur See Kofoed- Hansen zum Direktor des Marineministeriums ernannt. Die Oberleitung der beiden Ministerien bleibt in den Händen des Ministerpräsidenten,

Der Kronp*inz und die Kronprinzessin, die Prinzessinnen Thyra und Dagmar und der Prinz Gustav sind gestern abend von Kopenhagen nach Wien abgereist.

Amerika.

Aus Washington berichtet das „Reutersche Bureau“, der Kriegssekretär Taft habe die Antwort des Präsidenten Castro auf die legte Mitteilung des amerikanischen Gesandten Bowen erhalten, er wolle aber die Antwort dem Präsidenten Roosevelt nicht zustellen, sondern sie selbst erwägen. Es heiße, das Antwortschreiben enthalte einen Ausdruck, den Bowen vorher für insolent erklärt habe.

Nach einer in New York aus Carácas eingegangenen Meldung vom 11. d. M: hat der Präsident Castro eine längere Reise in das Junere Venezuelas angetreten.

Asien.

Jn Tokio eingegangenen Meldungen aus der Mand- \ch ur e i. zufolge, fahren, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, die Russen fort, ihre Streitkräfte zusammenzuzieh-n und ihre Stellungen auf der Linie Tschangt\chun— Kirin zu be- festigen. Die Abteilung Ma drik ows behält beständig Fühlung mit dem japanischen linken Flügel; häufig finden Scharmügel statt, es dürfte möglicherweise zu einem ‘größeren Gefecht kommen. Wie ferner verlautet, nchmen die Russen in Wladiwostok mit sechs Unterwasserbooten, die sämtlih im Ausland gebaut worden sind, Uebungen vor. Es sind darunter Boote von französischem, englischem und amcrikanishem Typus.

„Lloyds Agency“ erfährt aus Yokohama, daß der norwegishe Dampfer „Henry Bolckow“ - beschlagnahmt worden sei, /

Der englische Kreuzer „Sutley“ ist, wie das „Neutersche Bureau“ meldet, in Singapore angekommen und meldet, daß cr die russische Flotte, einshließlih sieben Schlacht- schiffe, vorgestern bei Tagesanbruch etwa 550 Meilen nord- ostlih von Singapore gesehen habe. :

Dem Kohlendampfer „Hindoo“, der in Tandjong- Pandan auf Billiton 4200 Tonnen Cardiff-Kohle an Bord genommen hat, wurde in Singapore die Ausklarierung nah Saigon vcrweigert, wenn der Kapitän nicht die Ver- pflihtung eingehe, daß die Ausfolgung der Ladung in Saigon durch Vermittelung des britishen Konsuls erfolge. Eine Abteilung Sikhs sei als Wache an Bord des Schiffes gegeben worden.

Afrika.

Nach einer dem „Reutershen Bureau“ zugegangenen Meldung aus Tanger wird der Vizekonsul der Ver- einigten Staaten nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, den Kaid Maclean nah Fez begleiten.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Die Verschuldung der ländlichen Grundbesißer Preußens im Verhältnisse zum Gruadsteuerreinertrage 1902. In Erçänzung früher veröffentlihter Artikel über die Ver- s{uldung der jelbständigen Landwirte im Hauptberufe mit Quer Grundbesiß von mindestens 60 M Grundsteuerrcinertrag im ge hâltnis zu ihrem Gesamt-, Grund- und Kapitalvermögen !) E in der „Stat. Korr." jegt deren Schulden mit dem Grundste reinertrage ihrec Besißungen verglichen. vit Allerdings ift die preußische Grundsteuerveranlagung [hon en langer Zeit erfolgt und kann demnach in zahlreichen Einz

1) „Reichs- und Staatsanzeizer“ Nr. 7 vom 9. Januar und Nr. 2 vom 13, März 1905,

nder Maßstab für die heutigen Bedenwerte Ai eie aber der Grundsteuerreinertrag 1m allge-

egènwa an Wer tun

t

rtig noch brauchbare Anhaltspunkte fu. die Be- terschiede L G une ens e Berhältnisses zwishen Grundsteuerreinertrag un c D die natürliche, nit erst durch erungen oder fonstige Kulturfortshritte bedingte Er- Landes in Frage steht, fh leichmäßig vollzogen haben werden, als d en" Gebiete noch heute dieselben sind -). für die Darstellung des Bodenwerts und seiner Ab- ntlich auf die Ergebnisse der Grundsteuerveranlagung Es ist ihnen daher auh als : g der ländlichen Besißungen bei der neuen Verschuldungs- Vorzug zu geben, als die Einteilung n3ch vegen der Berschiedenhcit der Kulturart und Bouität ndteile des Grundbesißes untunlich und der glei- Verfügung stehende gemeine Wert der Besißungen si nicht ondern au zugleich untrenntar sowie das landwirtschaftliche Anlage- und sitzer bezieht.

Bodens, da die

ebieten wenigstens früher „besseren“ Noch jeßt ist

Grundlage für die

engruppen 1!

Liegenschaften,

E den gesamten Hausbesi

¡jcbzkapital der Grund O Es beziffern sfich die Schulden der Eigentümer E

auf das . . . fahe des Grundsteuerreinertrages

in der Grundsteuerreinertragsklasse von

00 750 15090 3000

1500 3000 mehr mehr 53,7 38,7

; rovinz bis in der P 20

43,0 39,2 484 455

testpreußen . Bestpreuß 55,3 211,8

Stadtkreis Berlin Krandenburg -

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Hessen-Nassau ;

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nzollern?) M Staate 28,1 Im Gesamtstaate entfallen hiernach auf je selbständigen Landwirte

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Grundsteuer- im Hauptberufe 247 Shulden. Nimmt man den mit 4 v. H. kapitalisierten Greundsteuer- reinertrag als den allgemeinen Bodenwert an, \o erscheint die Ge- samtheit der ländlißen Grundbesißer in dessen voller Höhe ver- huldet. Aber au, wenn man nicht durhs{nitilch das 20- bis Hfache, sondern gemäß den auf amtliher Avfzzihnung der Grund- stücképreise berubenden Ermittelungen aus den Jahren 1871—1881 den 63,3 fahen Betrag des Reinertrags zu Grunde legt, beträgt die gesamte Verschuldung immer noch rund zwei Fünftel des Bodenwerts; sie ist also für den Staatsdurhschnitt recht bedeutend. i

Noch höher als bei den Landwirten im Hauptberufe beziffert ih bei denjenigen im Nebenberufe, also denen, welche aus der Land- oder Forstwirtshaft nur ihren Nebenverwerb, ibren Haupterwerb dagegen auz Gewerbebetrieb, Hausbesitz, Beamteuftellung u. dergl. haben, die Verschuldung im Verhältnisse zum Grundsteuerreinertrage, nämli auf das 97,9Ifache des letzteren; in dieser Ziffer kommt vor allem die große Beleihungsfähigkeit des Hausbesitzes, insbesondere auch der ge- werbliden Gebäude, zum Ausdruck. Betrahtet man die Landwirte im Haubt- oder Nebenberufe zusammen, so stellt sih deren Verschul- dung auf das 29,2face ihres Grundsteuerreinertrags.

Auffallen müssen na vorstehender Uebersicht die Verschuldungs- untershiede zwischen den ösilihen und westli§en Landwirtcn im Haupt- berufe, Während im Osten der Monartie nur Berlin etwas unter dem Staatsdurchschnitte steht, geht im Westen (eins{ließlich der Pro- binz Sachsen) kein Landetteil darüber hinaus, und die niedrigste Ver- shuldung des Ostens (in Berlin und als die hôhste des Westens (in Sa Unter den Regierungsbezirken : 465 fahen des Grundsteuerreinertrags die erste Stelle cin mit dem 43,0, Bromberg 9,0, Danzig mit dem 37,1, it dem 34,0, Stettin und Breslau je peln mit dem 32,6fachen usw.; die niedrigsten Ziffern ch in den Bezirken Koblenz mit tem 3 t Wiesbaden mit dem 7,3 und Cöln mit dem In den westlihen Bezirken Düsseldorf und Cassel ist die mit dem 20,0 bezw. 16,5fahen des Grundsteuerrein- rgleihe mit den übrigen rheinishen Regierungsbezirken Bezirke Wiesbaden ziemlih hoch. i : einzelnen Grundsteuerreinertragéklafsen zeigen im Gefamt- insichtlih der Reinertragsvershuldung keine sehr erheblichen geringsten sind die mittleren Klassen en die oberste und die unterste ver- Um so größere Verschiedenheiten nehmen wir aber von 1 Provinz sowie innerhalb einiger Landesteile wahr. Bei- in der untersten Gruppe ist die Verschuldung in Berlin ia der Provinz Pommern annähernd zehnmal fo be- im Rheinlande; daétselbe gilt für Hohenzollern von der im Verglei mit der obersten das 8 hohe Grad der Reinertragsver | 218 150 und selbst in der von 750 bis 1500 von Berlin eine Ecklärung darin, daß es sih hier um Grundstücke handelt, lhe zwar zur Zeit noch land- oder forstwirtshaftlih g l e Rücksicht auf ihre künftige Bebauung mit Gebäuden hrem Grundsteuzrreinertrage unabhängiger, sehr beträhtlicher tonswert innewohnt.

reinertrag der

Brandenburg) ist noch größer chsen und Schleswig-Holstein). nimmt Marienwerder

mit dem 42,4, Königsberg mit dem 3 Posen mit dem 36 4, Liegniß m mit dem 33,2, Op ,2, Trier mit dem 3,5, ahen mit dem 5,5,

iw. mit dem

weihungen von einander; am bis 1500 K, am höÿst

elbst usw. Insbesondere {uldung in der Klasse

enußt werden, en aber mit

und Waisenversicherung Hamburg-Amerika - Linie.

Institutionen sozialer Fürsorge, welhe die Hamburg- zu Gunsten ihrer Beamten und eit 1888 eine Invaliden-,

ionsfkasse für die ständigen Bure Kapitäne, Offiziere und Unter tung hat sich dank der steli sowie dark der tatkrà im [eßten Jahre Pensionskasse 114210 M“ altßerordentlih Zusammentreffen u: ( istungéfähigkeit eine Einbuße nicht erleiden würde. 17 Jahren ihres Bestehens gelungen, ein Ver- Die Höhe dieser Summe Ergebnissen der legten Jahre zuzuschreiben, die große nçgen und in threm Gefolge einen Zustrom von neuen brahten. Während das Vermögen der Kasse in dem zehn- 1890—1900 von 353 779 e auf 1667 839 M stieg es in den folgenden vier Jahren 1901—1904 auf lío ai annähernd dieselbe Summe wie in dem vorauf-

nt,

e Steigerung, welche die einzelnen n “Babe Die Zahlungen der

und Staatsanzeiger“ Nr. 197 vom 20. August es Königlich preußischen Statistishen Bureaus“, Seite 128 ff.: G. Evert, Die Abstufung des Aer-

entspriht 1 #6 Grundsleuerreinertrag einem Grund- von 20 M

„Invaliden-, Witwen- ur die Angestellten der Amerifa-Linie Arbeiter ge schaffen hat, Witwen- und W avanrgestellten der Gesellscha offiziere ihrer Flotte. g wachsenden Zahl der Kassen- ftigen Unterstüßung dur die die Ham- ordentlichen

für die Rie mente ihre Le

en von 2 861

ungünstigster

000 6 anzusammeln.

H tebêausdehnu

Iteressant ist die ra n Einnahmen erfahren haben.

Mitglieder betrugen 1890 59 000 M, 1900 bereits 141 000 Æ und ;

1904 248000 &# An Zuscüssen der Hamburg - Amerika - Linie flossen der Pensionskasse im Jabre 1890 27 000 #4 Ju 1900 92000 J und 1904 114000 A (ohne die oben erwähn

sondere Zuwendung von 500c0 4). Zinsen und sonstige

nahmen kamen 1890 11000 #Æ, 1900 73000 M und 1904 156000 M in Anrehnung. In gleicher Weise find au die Ausgaben, mit anderen Worten die Leistungen der

Kasse gewachsen. Seit Gründung der Pensionskasse ist an Pensionen,

zurückgezahlten Beiträgen 2c. insgesamt die stattlihe Summe von nahezu einer Million Mark gezahlt worden, und zwar bis 1890 19 000 Æ, bis 1900 489 000 und bi3 1904 937 000 6 Dabei ist bemerken8wert, daß allein die Zuschüsse der Gesellschaft (1888—1904 zusammen 972713 M) dazu ausgereicht haben würden, die an die Kasse gestellten Anforderungen zu erfüllen.

Ueber die Fortschritte der Pensionékafse, speziell im lebten

Jahre gibt die soeben veröffentlihte Jahresabre{nung Auskunft. Die Einnahmen beliefen si{ch cinschließlich der Ertrazugabe auf 567 918 A (1903: 425149 M), die Ausgaben auf 139 668 4 (1903: 121154 e). Die Zahl der Mitglieder hat sich im

Laufe des vergangenen Jahres dur das Ausscheiden von 160 und

den Eintritt von 322 Personen von 1667 auf 1829 gehoben, sie ist also um 162 (1903 um 65) gewachsen. Penfionen wurden an +128 (im Vorjahre an 114) Personen gezahlt und zwar an 46 Invaliden und 78 Witwen, an letztere au für 54 Kinder. Unter den außerordentliden Einnahmen verdient ein Betrag von 14 976 6 besoadere Erwähnung, der der Pensionskasse von den Passagieren der Hawburg-Amerika- Linie aus den Erträgnissen gelegent- licher Konzeite oder Abendunterhaltungen an Bord überwiesen wurde.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Cöln wird dem „,W. T. B.“ gemeldet, daß dort gestern, nachdem ein Boykotts{(ußzverband rheinish-westfälisher Brauereien in kleinem Umfange schon bestanden hatte, in einer Versammlung von Brauereileitern ein Boykott\chußverband rheinisch - w eft- fälischer Brauereien gegründet wurde, dem ungefähr 200 Brauereien angehören, und der notarielle Akt über die Grün- dung vollzogen wurde. Die Versammlung sprach den boykottierten

( h Sympathie aus und bes{loß einstimmig, am 28. April in sämtlihen Verbandsbrauereten die Hâlfte aller zum Zentralverband deutsher Braueretarkeiter gehörigen Arbeiter zu entlassen, B bis dahin der Boykott niht aufgehoben ist (vgl.

Brauereien von Cöln und Eden ihre

Nr. 85 d. Bl.).

Die Solinger Messerfabrikanten lehnten, der „Rh. Westf. Zta.“ zufolge, eine Lohnerhöhung von 30 vom Hundert für ihre Taschen- und Federmesserarbeiter ab, die infolgedessen. den

allgemeinen Ausstand vorbereiten.

2, Die Zimmerleute in Göttingen und der Umgegend stL,F wie der „Voss. Ztg.“ telegraphiert wird, in den Ausstand ge- treten, weil die Arbeitgeber sich geweigert haben, den Stundenlohn

auf 40 4 zu erböhßen.

Unter den Arbeitern zweiter Porzellanfabriken von Limoges ist, wie ,W. T. B.“ meldet, eine Ausftandsbewegung im Gange. Es heißt, daß \sich im Falle eines Ausstandes die übrigen Fabriken mit den beiden betroffenen Fabriken solidarisch erklären

wollen. Dadurh würden 20 000 Arbeiter beshäftigungslos werden.

Kunft und Wissenschaft.

Nach den amtlihen Berichten aus den Königlihen Kunst- sammlungen sind für das leßte Vierteljahr 1904 u. a. folgende Neuerwerbungen, Ueberweisungen und Geschenke zu ver-

zeichnen :

Die Eröffnung des Kaiser Friedrich-Museums hat ten Sammlungen der Gemäldegalecrie und der christlichen Plastik eine Reihe sehc wertvoller Geschenke eingebracht, die von Gönnern der Sammlung als Ausdruck ihrer Freude an deren Gedeihen und ibres Interesses an der alten Kunst gespendet wurden. Seine Majestät der König hatte die Grade, das Kaiser Friedrich- Museum mit ciner Anzahl der verschiedensten und wertvollsten Kunst- werke au?zustatten. Zum S{muck des kleineren Treppenhauses Festimmte Seine Majestät die se{ck8 großen Marmorstatuen der Generale Friedrihs des Großen, die früher den Wilhelméplaßtz s{chmüdckten, darunter je zwei Meisterwerke von Schadow und Tassaert sowie die Marmorstatue ter Vezus von Pigalle als Gegenstück des {on von Friedri Wilhelm 111. überwiesenen Merkur, zwei Hauptwerke dieses größten französishen Bildhauers des XVI!1. Jahrhunderts. Der Abteilung der altchchristlihen Kunst wurde pon Seiner Majestät das Mosaik der Apsis von S. Michele in Africisco zu Navenna überwiesen, das Friedrih Wilhelm 1V. 1843 erworben hatte. Dadurch hat diese Abteilung ihr Mittelstück und einen groß- artigen Abs{luß crhalten, wie sie keine andere Sammlung dieser Art

diesseits der Alyen aufzuweisen hat.

Mit der Eröffnung des Museums ist au das Ges(enk Seiner Majestät des Sultans an Seine Majestät unseren Kaiser, die Fassade von M'schatta, aufgestellt, das von Allerh öchstdemselben dem

Kaiser Friedrih-Muscum überwiesen wurde.

Durch verschiedene Mitglieder des Kaifer Friedril-Museums- Vereins sind dem neuen Museum wertvolle Geschenke zuteil geworden : Herr James Simon schenkte eine vollständige, sehr gewählte Sammlung von vershiedenartigen Kunstwerken der Renaissarce, die als Ganzes im Neubau zur Aufstellung gekommen ist; ein Geschenk von einem Wert, wie den Königlichen Museen noch keins zuteil ge- worden ist. An Gemälden enthält sie u. a. Werke von Mantegna, Naffaellino, Bronzino, Catena, G. David und B. Bruyn, von Skulpturen fol&e von Nino Ds Ben. Da Majano, Andrea della e kleine Bronzen, Holz- und Wachsbild-

werke und eine größere, fehr vielseitige Sammlung von Medaillen der Renaissance, die sih der unseres Münzkabinetts durch manbe dort fehlende oder ungenügend vertretene Stücke würdig anreißt. Ein be- schreibendes Verzeichnis der Sammlung James Simon wurde bei

Nobbia u. a., daneben zahlrei

Eröffnung des Kaiser Friedrih-Museums herausgegeben.

Eine andere Sammlung, die gleichfalls von einem unserer Mit- bürger hier gebildet ist, gelangte zur E: öffnung des Neubaues käuflich in den Besiß des Museums, die Sammlung alter niederländischer und holländiszer Bilder des Herrn Adolf Thiem in San Nemo, deren Hauptbild: etn herrliches Frauenbild van Dycks aus der Genueser Zeit, vom Besigzer als Geschenk an Seine Majestät den Kaiser über- wiesen wurde. Die Sammlung umfaßt im ganzen 26 Bilder, darunter Werke von Dirk Bouts, Orley und Clouet, einige italienishe Gemälde von E. Roberti und C. Crivelli; der Nest niederländishe Bilder des XVII. Jahrhunderts, von hoher malerischer Qualität, namentlich vorzüglihe Stilleben von Fyt,

Snyders, Hondecoeter, Heda, ferner Bilder von P. de Hooch,

J. NRuisdael, Nubens u. a. m. Diese Sammlung ist, wie die Simonsche, in einem besonderen Rum aufgestellt worden. Das-- selbe is der Fall mit der Auswahl tüchtiger Gemälde der ver-/

schiedenen Stulen, die die Erben des bekannten Kunstfreundes

Otto Wesendonck, die Herren Dr. von Wesendonck und Dr. Freiherr

F. W. von Bissing, dem Kaiser Friedri-Museum leihweise zur Aus- ¡ellung übergeben haben. Darunter befinden s\ch Gemälde von J. van Ruisdael, G. Terborch, J. Vermeer van Haarlem, Patenter, Zurbaran, Moretto, Costa, Reynolds u. A. m. : i Als ganze Sammlung, die aus Beiträgen ciner Reibe von Mit- gliedern- unseres Kaiser Friedrich-Museums- Vereirs seit etwa 1898 zusammengebracht und für den Neubau geschenkt worden ist, ist die Sammlung altchzistliher, byzontinisher und koptischer Antiquitäten aller Art jeßt im Kaiser Friedrib-Museum zur Aufstellung gekommen. Um ihre Zufammenbriagung haben si namentli die Herren Professor Strzygowski in Graz und Direktor Wiegand in Konstantinopel bemüht. Die eingehendere Würdigung dieser Sammlung, die in ihrer Art eine der umfangreick}t:-n und mannigfaltigsten ist, wird einem späteren besonderen Bericht vorbehalten. Seine Mojestät

der Kaiser hatten de Gnade, aus Allerhös{\tem Interesse an dieser neuen, fast ganz aus Geschenken gebildeten Abteilung, eine Anzahl ewählter Stücke dieser Nichtung, die in den Umgängen der Friedens- irhe in Potsdam aufgestellt waren, dem Kaiser Friedrih- Museum zu überweisen und die Sammlung der mittclalterli&en Elfenbeinbild- werke durch ein wertvolles Reli aus dem IX. Jahrhundert zu be- reicern.

Mie Zahl der einzelnen Kunstwerke, die tem Katser Friedrih- Viuseum bei seiner Eröffnung gescherkweise überwiesen sind, ist gleib- falls bedeutend. Das wertvollste Stück ist ein Porträt von Ginsborough, von Herrn Alfred Beit in London gesenkt; ein treffliches großes Gemälde des Künstlers, das für unsere Sammlung von besonderem Wert ift als erstes Stück der englifGen Schule. Angeregt durh diese Schenkung und in dem Wunsch, die Galerieleitung zu der Schaffung einer kleinen Sammlung altenglisher Gemälde zu bes wegen, hat Seine Exzellenz Graf G. Seckendorff dem Kaiser Friedrich, Museum ein tüchtiges männlihes Bildnis von Th. Law- rence zum Gescenk gemacht.

Dem Antiquartum wurde eine großartige Zuwendung dur Franz Freiherrn von Lipperßb eide gemacht, der dur seine Studien auf dem Gebtete der antiken Waffenkunde rühwlichs bekannt ist; er hat seine reiche Sammlung antifer Helme vorläufig als Leihgabe auf fünf Jahre dem Antigquarium überlassen. Ueber den Wert und die Cigenartigkeit dieser Sammlung ift f. Z. an dieser Stelle bereits aus- führlih berihtet worden.

Unter den Ankäufen ist ferner die Erwerburg einer Sammlung von Altertümern aus Dodona anzuführen. Die Stüe bestehen aus SYhmucksachen in Gold, eincr größeren Anzahl von Orakeltäfelchen aus Blei und Bronzegeräten und »bildwerken.

Die Vasensammlung sowie die der Bronzen und Terrag- Totten wurde ebenfalls dur Ankäufe und Geschenke vermehrt.

Aus den Erwerbur gen für das Kup ferstihkabinett seien hervorget oben: Eine Neihe Federzeihnungen deutshec Schule vom Anfang des XV. Jahrhunderts, das Leben des hl. Augustinus dar- stellend. Von Werken neuerer Kunst wurden erworben: Kupfer- stihe und Radierungen von Ernst Forberg, Wilhelm Het, Albert Hendschel, Richard Kaiser, Karl Nauscher, Philipp Rumpf, Ferdinand Schmutzer und Johann Sonnenleiter.

Ferner wurden Holzschnitte, Lithographien, Kupferstiße und Nadierungen angekauft.

Die Sammlungen des Münazkabinetts sind vermehrt um 94 griehisWe, 25 röômishe, ‘33 mittelalterlihe, 370 neuzeitlidhe, 29 ortentalishe Münzen, 17 Medaillen, 1 Stück Paptergeld, 1 alt- ägyptisches Steingeri{t, 2 Geldringe und 12 Stü von Geldsurro- gaten der Naturvölker, insgesamt 544 Stück. Die Sammlung der antiken Münzen verdankt Fräulein Elise Koentgs einige sehr wertvolle, dur vorzüglihe Erhaltung oder große Seltenheit \ich auszeihnende Stücke. Als die {önsten und Tostbarsten sind daraus hervorzuheben: etrusfishe Silbermünze mit der Aufshrift Oezi, zwet kleine Bron;emünzen von Syrakus mit der Künstlerfignatur des Phrygillos, ein Tetradrachmon von FKnidus mit dem Kopf der Aphrodite von sehr \{chönem Stil, eine Bronzemünze mit dem Bildnis des Augustus von wunderbarer Schönheit und vier stempelfrishe Goldstüke der Kaiser Pertinax, Septimius Seberus und Caracalla aus dem Funde von Karnak. Von den übrigen Euwerbungen sind zu erwähnen etne in Philippopolis (Thrazien) geprägte Münze des Geta mit der Darstellung des von laushenden Tieren umgebenen Orpheus fowie einc römische Bronze- münze des Vespasianus, auf der Noma auf den sieben Hügeln thronend dargestellt ist. Unter den Mittelaltermünzen ist die hervor- ragendste ein Achtgrosherstück des Hohmeisters des Deutschen Ordens, Albrechts von Biandenburg, und unter den neuzeitlichen ein Halbers städter halbcr Zwittertaler des Kardinals Albreht von Mainz und ein Eoldgulden des Erzbischofs Heinrih von Bremen mit seinem Porträt.

In Wiesbaden ist gestern, wie ,W. T. B.* berichtet, ter 22. Kongreß für innere Medizin unter dem Vorsiß des Ge- beimen Hofrats, Professors Dr. Erb- Heidelberg eröffne worden. Zur Teilnahme sind über 300 Gelehrte aus Deutschland, Desterreih, der Schweiz, Rußland, England und Japan ein- getroffen. Nach der Begrüßung dur Vertreter der Regierung und der Stadt hielt der Geheime Hofrat, Professor Dr. Ziegler- Jena ein Referat über den Stand ter Vererbungslehre und der Biologte. Nach ihm sprach der Professor Dr. Martius-Nostock über die Be- deutung der Vererbung und Disposition in der Pathologie mit be- sonderer Berücksichtigung der Tuberkulose. Die Verhandlungen des Kongresses sollen bis Sonnabend dauern.

Land- und Forftwirtschaft. Das biologishe Verhalten der Reblaus.

Die bereits erwähnte Denkschrift des Kaiserlichen Gesundheits- amts über die Bekämpfung der Neblauskrankheit im Jahre 1903 enthält auch Mitteilurgen über weitere Beobachtungen und Versuche betreffs des biclogishen Verhaltens der Reblaus aus einem Berichte, den der Geheime Regierurgérat Dr. F. Moritz hicrüber erstattet hat. Diese Arbeiten wurden in der Zeit vom 30. August bis 27. September 1903 in einem Weinberge der Provinz Sachsen außgeführt. Statt der in den [eßten Jahren beobateten stetigen Abnahme in dem Auftreten der ge- flügelten Form der Reblaus auf demselben Versuchsfelde hat fich im Berichtsjahre wieder eine erheblite Zunahme gezeigt. Die Zahl der im Freien gefundenen Rebläuse betrug 50, gegen 15 im Jahre zuvor und 20 und 23 in den Jahren 1901 und 1900. Es s{eint, daß diescs zahlreihere Ersheinen von geflügelten Rebläusen in dem vor- liegenden Falle dur die Witterungsverhältnisse mit bedingt gewesen ist.

Die Nahhforshungen nah dem Verbleib der Nachkommen der

eflügelten Rebläuse auf den Blättern der Neben baben auch im Beritisiahre weder bega von Etern der Geflügelten, noch von Geschlehtstieren geführt.

B Jahre 1902 eingeleiteten Versuche betreffs der Dauer der Haltbarkeit und des Verseuchtbleibens abgeschnittener, reblausbehafteter Wurzeln in verschiedenen Bodenarten haben 1903 ergeben, daß im Humusboden die Rebwurz:ln größtenteils gefault und verpilzt waren und keine Rebläuse mehr erkennen ließen. Jm Kiesboden hatten \ich die Wurzeln besser gehalten, do konnten an den herausgenommenen Stüdcken Nebläuse ebenfalls nit mehr gefunden werden. Dagegen zeigten sich mehrere der im Tonboten ein Jahr lang verbliebenen NRebwurzelstücke verhältniêmäßig gut erhalten und ncch stark wit lebenden Rebläusen beseßt. Unter den leßteren wurden au eier- legende Tiere beobachtet, die bereits mehrere Eier abgelegt hatten.

Aus diesen Beobachtungen ergibt \sich, daß die Dauer der Er- haïtung abgeschnittener, im Boden verbliebener Rebwurzelreste in boßem Grade von der Natur des betreffenden Bodens abhängt. Toniger Boden begünstigt die Erhaltung, humofer Boden wirkt ihr entgegen. Ferner hat si gezeigt, daß an in den Boden gelangten, ab- geschnittenen Rebwurzelftücen die Reblaus untec Umständen mindestens ein Jahr lang lebend und vermehrungéfäzig erhalten bleiben fann.

Neben den biologishen Beobachiuugen wurden im Berichtsjahre die Versuche betreffs der Wirkung verschiedener Desinfektionsmittel fortgeseßt. Diese Versuze haben bis jeßt unter anderem zu der Er- kenntnis geführt, daß das Kresolwasser in betref der vernihtenden Wirkung auf die Reblaus dem Petroleum erheblih überlegen ist.

Die 20. Wanderausfstellung der Deutschen Landwirt- schafts, Gesellshaft in Berlin-Schöneberg vom 21. bis 26. Juni 1906.

Die 20. Wanderausftellung der Deutschen Landwirischafts-Gesell- haft, deren Präsidium zu übernehmen, Seine Kaiserliße und Königlihe Hoheit der Kronprinz gebeten worden i, wird bei Berlin in den Tagen vom 21. bis 26. Juni 1906 stattfinden. Der Ausftellungsplaß ist seitens der Stadt Shöne- berg der Deutshen Landwirtschafts-Gesellshaft in der ente