1884 / 205 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Sep 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Dem Ober-Regierungs-Rath Kauth in Cöln :st| die Stelle des Dirigenten der ersten Abtheilung der Königlichen Eisenbahn-Direktion (linksrheinische) in Cöln verliehen worden.

Bekanntmachung.

ie Kandidaten des Bau- und Maschinensahs, welche die

erste f fern im Winterhalbjahre Oktober d. J. bis cinshließlich März k. J. abzulegen beabsichtigen, werden hier- dur aufgefordert, bis zum 30. September d. J. sih schriftlih bei der unterzeihneten Behörde zu- melden und dabei dic vorgeschriebenen Nachweise und Zeichnungen einzureichen.

Wegen der Zulassung zur Prüfung wird denselben dem- nächst das Weitere eröffnet werden. L :

Meldungen nach dem angegebenen Schlußtermin müssen unberücksichtigt bleiben.

Berlin, den 30. August 1884. S

Königliche tehnishe Prüfungskommission. Oberbeck.

; Angekommen: Se. Excellenz der General-Direktor der indirekten Steuern, Wirkliche Geheime Rath Hasselbach.

BekäanntmaGuna

Allerhöchster Bestimmung gemäß wird die Große Parade auf dem Tempelhofer On M nicht um 10 Uhr, sondern ers um 107 Uhr Vormittags beginnen.

R in der diesseitigen Bekanntmachung vom 28, v. M. angeord» neten Absperrungsmaßregeln werden dementsprechend der Zeit nach um cine halbe Stunde hinausgeschoben, so daß die Absperrung der Tempelhofer Chaussee erft um 92 Uhr beginnt und die Maß- regeln wegen der Omnibusse und Pferdebahnen erst um 9 Uhr bezw, 117 Uhr eintreten.

Berlin, den 1. September 184.

Königliches Polizei-Präsidium, von Madai.

Nichtamtliches. Deutsches Neicech.

Preußen. Berlin, 1. September. Ueber die gestrige Tauffeierlihkeit in Potsdam meldet „W. T. 2

Die Feier fand in dem als Taufkapelle hergeriteten Bibliothekzimmer Friedrichs des Großen statt und verlief voll- Tommen programmgemäß. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin war schon Vormittags im Stadtschloß ein- etroffen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Arnulf von Büvern mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilheln um 11/2 Uhr. Se. Majestät der Kaiser und Königs sowie Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz langten gegen 2 Uhr im Stadtshloß an, Kurz vorher war auch der Täufsling durch die Hofdame von Gersdorff von der Villa Liegniß dahin gebracht worden. Gegen 21/2 Uhr trafen mit einem Extrazuge von Berlin die Minister, Generale, sowie die übrigen geladenen Hofbeamten und Staatswürdenträger ein. Die Tauffeier begann mit einem Gesange des Berliner Domchores ; hierauf folgte die Taufrede des Ober-Hofpredigers D. Kögel. De Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz, Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Wilhelm , Heinrich und Leopold, der Prinz Arnulf von Bayern, der Erbgroßherzog von Baden, die Prinzessin Luise von Holstein und die anderen geladenen Taufzeugen und Gäste standen im Halbkreise vor dem Altare. Die Erb- prinzessin von Meiningen, welche den Täufling aus den Händen der Ober - Hofmeisterin Gräfin Perponcher an der * Thüre der Kapelle entgegengenommen hatte, hielt denselben während der Taufrede. Bei dem ei entlichen Taufaft hielten Se. Majestät der Kaiser den Täusling. Der Prinz erhielt die Namen : Adalbert Ferdinand Berengar Victor. Der Rufname des jungen Prinzen ist Adalbert. Während des eigentlihen Taufaktes wurden im Lustgarten die Geschüße gelöst. Unmittelbar an die Tauffeier {loß sich ein großes Galadiner, bei welhem Se. Majestät der Kaiser das Hoch auf den jungen Prinzen Adalbert ausbrachte; während der Tafel spielte die Musik des 1. Garde-Regiments zu Fuß. Anläßlich der Feier waren die öffentlichen und viele Privatgebäude festlih geschmüdt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sih am Freitag um 81/2 Uhr früh nah NRuhlsdorf, stieg dort zu Pferde, wohnte dem Manöver des Garde-Corps bis zum Schlusse bei und kehrte um 2/2 Uhr nah Potsdam zurü. L

Das Diner und Abends den Thee nahm Höchstderselbe bei Jhren Majestäten auf Schloß Babelsberg ein. i

Gestern wohnte Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit dem Gottesdienst in der Friedenskirche bei. U

Um 11/2 Uhr empfing Höchstderselbe Se. Königliche Hoheit den Prinzen Arnulf von Bayern im Stadtshloß und stattete Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein einen Besuch T ;

Um 3 Uhr begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit zur Tauf- feierlihkeit, fam nach dem darauf folgenden Galadiner mit dem 6 Uhr-Zuge nach Berlin und fuhr direkt nah dem Victoria-Theater, wo Höchstderselbe der Aufführung von „Maria Stuart“ bis zum Schluß beiwohnte. Die Nacht ver- blieb Se. Kaiserlihe Hoheit in Höchstseinem Palais in Berlin,

Ueber das Befinden Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Wilhelm is gestern folgendes Bulletin ausgegeben worden: j i

Marmor-Palais, 11 Uhr Vormittags.

re Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm babe E ite Nacht gehabt und sind heute Morgen

eberfrei. fieberf Ebmeier. Velten.

Das heutige Bulletin lautet : Marmor-Palais, 11 Uhr Vormittags. Der Zustand Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Prin-

zessin Wilhelm if andauernd befriedigend ; Komplikationen

sind bisher niht eingetreten. Da der fernere Verlauf der Krankheit E ein langsamer sein wird, werden

Bulletins nur von Zeit zu Zeit erfolgen. A Ebmeier. Velten.

Wiederholt vorgekommene Verstöße veranlassen das Kriegs-Ministerium unter Bezugnahme auf den Erlaß vom 20. Oktober 1875 in einer Bekanntmachung vom 28, v. M. darauf hinzuweisen, daß die zur Erledigung kommenden preußishen Dienstauszeihnungskreuze und nicht mehr ausgabefähigen Dienstauszeihnungen von den König- lihen Genetal-Kommandos 2c. an das Montirungsdepot in Breslau und niht an die General-Ordenskommission abzu- liefern sind.

Jn Bezug auf die Bestimmung des §. 146 der Reichs- Gewerbeordnung, in welchem als Strafe für die daselbst be- zeichneten Vergehen Geldstrafe bis zu 2000 / und im Unvermögensfalle Gefängnißstrafe bis zu 6 Monaten festgeseßt wird, hat das Reihsgericht, 111, Strafsenat, durch Urtheil vom 16. Juni d. J. ausgesprochen, daß selbst in Fällen, in welchen es feststeht, daß der Angeschuldigte zur Zeit der Verurtheilung zahlungsunsfähig ist (beispielsweise in Folge eines über sein Vermögen eröffneten Konkurses), stets prinzipaliter auf eine Geldstrafe und eventuell, falls die Geld- strafe nicht beigetrieben werden kann, auf eine Freiheitsstrafe zu erkennen ist.

Der General-Lieutenant von Leszczynski, Com- mandeur der 15, Division, is zur Abstattung persönlicher Meldungen aus Anlaß der Rückkehr von den Manövern in Rußland hier eingetroffen.

Die Reduktion des Lehr-Jnfanterie-Bataillons auf die etatsmäßige Stamm-Compagnie hat in diesem Jahre ain 20. September stattzufinden. f

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr, Schoenemann in St. Johann und Dr. Kohlstock in Trier.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 30. August. Die „Els.-Lothr. Ztg.“ veröffentliht nachstehenden Erlaß des

Statthalters: Straßburg, den 28. August 1884,

Aus Euer Excellenz Berichten vom 28. November v. Js, und 15. August d. Js. mit ihren Anlagen habe ih ersehen, daß die Zahl der im Reichslande wohnenden National-Franzosen und ursprünglich gültig optirt habenden Elfaß-Lothringer fortwährend gestiegen ift und sich ihre Zahl gegenwärtig {hon auf 14 924 Personen beläuft. Dies legt die Verpflichtung auf, die Zukunft in Betracht zu ziehen.

Ich sehe vorläufig von den 696 Personen, die auf Vorschlag der Optanten-Kommission als Auéländer anerkannt worden und ins Land zurückgekehrt sind, ab, und fasse nur obige 14 924 Individuen ins Auge, welche nit in Elsaß-Lothringen geboren, oder welche ursprüng- lih gültig optirt hatten und gegenwärtig im Reichslande wohnen. Diese bilden 4585 Familienstände.

Sind nun in ciner solchen Familie viele Söhne, welche Aus- länder bleiben, heirathen, wieder viel Söhne zeugen, so würden ih

“18 Neichslande vollständige französishe Kolonieen bilden, mit der

Zeit ein großer Theil der Bewohner des Reichslandes aus Aus- ländern bestehen und der deutshen Armee ein nicht unbedeutender Prozentsaÿ von einstellungsfähigen Männern entzogen werden.

Ich bin dami. einverstanden, daß die hier im Lande wohnenden geborenen Franzosen und die ursprünglih gültig optirt habenden Elsaß-Lothringer bei ruhigem Verhalten in ihrem Hierwohnen nit gestört werden, denn diese Auffassung entspriht dem wohlwollenden Gedanken Sr. Majestät des Kaisers bei Einseßung der Optanten- Immediat-Kommission Aber auch damit bin ih es, daß dem obigen unnatürlihen Zuftande vorgebeugt werden muß.

Der Zeitpunkt, wo dies am richtigsten ge\cieht, ist der, an dem einer der Söhne dieser 4585 Familienvorstände das wehrpflichtige Alter erreicht, :

In prinzipieller Uebereinstimmung mit den in Ew. Excellenz Be- rihten niedergelegten Ansichten bestimme ih demgemäß: :

1) daß, wenn ein folher junger Mann das 17. Lebensjahr voll- endet hat, die Verhältnisse der betreffenden Familie genau geprüft werden. Gewähren dieselben die Garantie, daß keine Bedenken da- gegen bestehen, daß die Familie oder auch nur der betreffende junge Mann die deutsche Nationalität empfangen, so ist dem Familien- vorstande die Frage zu stellen, ob er fich naturalisiren lassen, oder ob er die Naturalisation nur auf den im wehrpflichtigen Alter stehenden Sohn beschränkt wissen will, Stellt der Familienvorstand den Naturalisationsantrag für sih oder für seinen betreffenden Sohn, so ist die Sache erlet igt. Stellt er diesen Antrag aber nicht, so bleibt die Familie zwar ungestört hier wohnen, dem im wehrpflichtigen Alter stehenden Sohne kann der dauernde Aufent- halt im Lande aber nicht länger gestattet werden ; er ist auszuweisen und darf nur auf einen Besuch von 14 Tagen bis 3 Wochen im Laufe eines Jahres zu seinen Eltern oder Verwandten nah Elsaß- Lothringen zurückehren. i l i

Liegen gegen die Naturalisirung der Familie oder gegen die des jungen Mannes Bedenken vor, so ift zwar die Familie ungestört zu belassen, der junge Mann aber auszuweisen und darf dieser dann ebenfalls nur auf obige Zeit seine “ial besuchen.

2) Ebenso wird bei den 196 Familienvorständen der auf Vor- {lag der Immediatkommifsion als Ausländer anerkannten, in Elsaß- Lothringen geborenen und dahin zurü. gekehrten Individuen verfahren.

3) Den auf Vorschlag der Optantenkommission als Ausländer anerkannten Unverheiratheten wird, so lange sie sih gut führen, der Aufenthalt im Lande ungestört gestattet, bis sie sich verheirathen und einen eigenen Hausfstand gründen wollen. Jn diesem Falle ist wieder zu prüfen, ob Bedenken dagegen bestehen, daß sie die deutsche Nationalität empfangen. Legen solche Bedenken nicht vor, so sind die Betreffenden aufzufordern, sich naturalisiren zu lassen. Thun sie das, so ist die Sache erledigt, thun sie es nicht, so bestimmen die aus obiger Prüfung hervorgegangenen allgemeinen Verhältnisse, ob dieser Optant vor seiner Verheirathung ausge- wiesen werden, oder ob ihm do sein Hierbleiben nach der Heirath unter der Bekanntmachung gestattet werden \oll, daß, wenn er Söhne bekommt, deren Verbleiben im Lande von ihrem wehrpflichtigen Alter an, ohne sich naturalisiren zu lassen, nicht gestattet ist.

Ich glaube, daß diese Bestimmungen den Pflichtea gegen das Reich und der wohlwollenden Rücksichtnahme auf die Landeseinwohner, die Se. Majestät befohlen haben, entsprechen. : E :

Aber es ist noch eine Kategorie von Ausländern im Lande, die besondere Anordnungen erfordern. Das sind die jungen Leute, welche mit Entlassungsurkunde ausgewandert find und die dann noch im wehrpflihtigen Alter nach Elsaß - Lothringen zurückehren und hier dauernden Aufenthalt nehmen. Der Auf- enthalt dieser jungen Leute, welche, obglei in Elsaß-Lothringen geboren, doch der Pflicht, im deutschen Heere zu dienen, nicht „nach- gekommen sind, macht einen bösen Eindruck auf alle Elfaß-Lothringer, welche dieser Vaterlandspflicht treu genügt haben. Außerdem liegt hierin etwas, die Aristokratie Begünstigendes und der Gleichheit vor dem Geseß Widersprehendes. Diese jungen Leute gehören meisten- theils den reiheren Ständen an, welche genug Vermögen besißen, ihre Söhne im Auslande erziehen zu lassen, was ärmeren Leuten, wenn sie es auch wollten, niht möglih is. Gegenwärtig befinden sich 359 junge Leute, welche mit Entlassungsurkunde ausgewandert

.

und nach Elsaß-Lothringen zurügekehrt find, im Lande. Jn Bezug auf diese Kategorie von Ausländern bestimme i:

4) bei ihnen wird streng nach dem Gesetz verfahren. + Es sind die obigen 359 jungen Leute daher sofort aufzufordern, binnen vier Wochen den Nachweis zu liefern, daß sie eine andere Staatsangehörigkeit als die deutsche erworben und sie nicht wieder verloren haben. Können diese jungen Leute diesen Nachweis nicht führen, so werden dieselben nah §. 19 Ziffer 2 der deutschen, Wehrordnung sofort in die Armee eingestellt. Können sie aber den Nachweis führen, daß fe gegenwärtig eine andere Staatsangehörigkeit besißen, so sind dieselben sofort aus Elsaß- Lothringen auszuweisen, und ift dann au ihnen nur ein kurzer Be- such von 14 Tagen bis 3 Wowen jährlich bei ihren Eltern oder Ver- wandten im Reichslande zu gestatten. :

Kebren von jeßt an folhe mit Entlassungs\ein ausgewanderten jungen Leute ins Reichsland zurück, so haben diese sofort den Nat- weis zu liefern, daß sie eine andere, als die deute Staatsang:hörig- keit erworben haben, und is dann gegen dieselben nah obigen Fest- seßungen zu verfahren.

Ich füge speziell noch hinzu, daß die Festseßung wegen des Auf- enthalts im Reichslande auch in Wirksamkeit tritt, wenn solhe Aus- gewanderte erst nach dem 31. Lebensjahre na Elsaß-Lothringen zurückehren. . :

Veber das Verfahren gegen diejenigen Individuen, welche mit Entlafsungsurkunde ausgewandert, in das Reichsland zurückgekehrt und bereits Familienvorstände geworden sind, sche ich Ew. Excellenz be- sonderem Berichte entgegen.

Ich ersuche Ew. Excellenz, die erforderlichen Anordnungen hier- nach zu erlassen und glaube, daß die Rücksichtnahme auf die Bevöl-

kerung die Veröffentlihung dieses Schreibens erfordert, damit dieselbe ®

volle Klarheit über diefe, die Gemüther vielfach beschäftigenden Fragen erhält.

Der Kaiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringen : E. Manteuffel. An den Kaiserlichen Staatssekretär, Hrn. Staats-Minister von Hofmann Excellenz di ier.

Oesterreich-Ungarn. A gram, 29. August. (Wien. Ztg.) Der Landtag JFnartikulirung der Wahlordnung und der Auto- nomie der Serben, in dritter Lesung angenommen und den Antrag, betreffend die Lonjskop olje-Affaire, nah kurzer Debatte genehmigt. Ebenso wurden die Anträge des Ver- waltungsausshusses über die Jnartikulirung mehrerer im Verord- nungswege erlassener und in Kroatien bereits bestehender Ge- seße, dann die Shlußrehnungen von 1881 und 1882 an genommen. Die Petition der Gemeinde Banija um Vereinigung mit Karlstadt wurde der Regierung abgetreten. Jn einer Abendsizung nahm der Landtag nah kurzer Debatte den Ausschußbericht, betreffs der Abrechnung zwischen Ungarn und Kroatien pro 1880, an. Hiernach wurden die Abrehnungen unter Aufrechterhaltung allfälliger Ersaß- ansprüche zur Kenntniß genommen, und wurde die Differenz in der Auffassung des Geseßes durch die Regnicolar-Deputa- tion gelöst, welch leßtere vorzusorgen habe, daß Kroatien in seinem geseßlichen Einkommen nicht verkürzt werde.

Niederlande. Haag, 30. August. (W. T. B.) Die Regierung hat den Kammern einen Geseßentwurf zur Abänderung des Artikels 198 der Verfassung vor- gelegt, wonach während der Dauer der Regentschaft keiner- lei Aenderung in der Thronfolge stattfinden darf.

Belgien. Brüssel, 30. August. (W. T. B.) Die Repr ä- sentantenkammer hat heute die Berathung des Schul - geseßes beendet und das Gesetz, bei der Schlußabstimmung über dasselbe im Ganzen, mit 80 gegen 49 Stimmen ange- nommen.

381; Aug W. D. B) Die Kundgebung der Liberalen begann um 2 Uhr und endete gegen 5 Uhr. Die Zahl der Theilnehmer wird auf 90 000 geschäßt. Eine Depu- tation überreihte im Palais eine Adresse. . Die Ordnung wurde nirgends gestört.

Großbritannien und Jrland. London, 29. August, (Allg. Corr.) Der Herzog von Edinburg, der mit dem unter seinen Befehl gestellten Kanalgeshwader an der irischen Küste kreuzt, besuchte gestern Dublin und wurde von der Bevölkerung allenthalben mit großer Herzlichkeit begrüßt. Jn einem Artikel über den Besuch des Herzogs unb seinen enthusiastishen Empfang in Dublin bemerkt „Freemans Journal“, daß das irische Volk, obwohl es eine Auto- nomie anstrebe, do stets loyal gesinnt sei. :

Die Verstärkung der britishen Flotte in den chinesishen Gewässern scheint ernsilih in Aussicht ge- nommen worden zu sein. So meldet ein heutiges Telegramm aus Portsmouth: Die Stahlkorvette „Canada“, welche mit großer Fahrgeshwindigkeit eine mächtige Armatur verbindet, erhielt heute unerwartet den Befehl, \sich zur Abfahrt am 9. September bereit zu halten. Wie verlautet, ist die Kor- vette zur Verstärkung des britischen Geschwaders in China be- stimmt. Die Schiffswerst-:Behörden haben der Admiralität berihtet, daß, außer dem im nähsten Monat nah dem Mittelländishen Meere abgehenden Thurms\chiff „„Dreadnought“, ein anderer Monitor sowie mehrere andere Panzerschiffe und Avisoboote auf kurzen Befehl nach Egypten oder China aus- laufen können.

831. August. (W. T. B) Lord Northbrook und General Lord Wolseley sind heute Nachmittag über Wien und Triest nah Alexandrien abgereist, wo sie am Sonnabend einzutreffen gedenken.

Frankreich. Paris, 30. August. (W. T. B.) Eine Depesche des Admirals Courbet aus Picargu, vom 29, d. Mts., Abends 6 Uhr, dankt für die der Flottenmann- schaft gezollte Anerkennung und meldet, daß alle Batterien am Minflusse zerstört seien. Sämmtliche Schiffe hätten gestern den Minfluß verlassen und würden heute auf der Rhede von Wentschu eintreffen. Die Verluste der Franzosen betrugen 10 Todte, darunter 1 Offizier und 41 Verwundete, darunter 5 Offiziere, Mehrere Batterien der Forts von Mingan und Kimpai waren kasemattirt, mit eisernen Brust- wehren gepanzert und mit 14: und 21-Centimeter-Geshüßen armirt.

Der Conseils-Präsident Ferry hat im Namen der Regierung dem Admiral Courbet den Dank der Nation ausgesprochen. i :

Der Commandeur der Truppen in, Tongking, General Millot, is erkrankt und hat deshalb die Er- [laubniß erhalten, nah Frankreich zurü@zukehren. General Brière de l’Jsle wird ihn nur provisorish in dem Truppenkommando in Tongking erseßen. Die Flotten- Abtheilungen in den Gewässern von Tongking und China

E E E

hat heute die Geseßentwürfe, betreffend die 4

sollen fünstig ein einziges Geshwader unter der Bezeichnung „Geshwader des äußersten Ostens“ bilden.

Jn Marseille sind am 28. August 6, am 29. August 9, am 30. August 12 Personen an der Cholera gestorben.

30. August, Nachmittags. (W. T. B.) In den leßten 24 Stunden sind in Marseille 8, in Toulon L: R den Departements Hérault 3, in Gard 1, in Aude 4, und in den Ostpyrenäen 8 Personen an der Cholera gestorben.

31. August. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet aus Hongkong, von heute Morgen 8 Uhr: Der Vizekönig von Kanton fürchtet, daß die Franzosen die Bogue-Forts angreifen werdey, Die französishen Zoll- beamten haben Kanton verlassen. Ein französishes Kriegs- {if ist hier angekommen, um die französischen Handels \chife zu schüßen. Die chinesishe Regierung hat eine Pro- klamation erlassen, nah welher auf den Kopf eines jeden Franzosen ein Preis geseßt wird,

31. August. (W. T. B) Jun den leßten 24 Stunden sind in Marseille 9, in Toulon 2, in den Departements Ostpyrenäen 11, Hérault ö, Aude 7 Personen der Cholera erlegen.

Italien. Rom, 30. August. (W. T. B.) Gestern sind in den Provinzen Aquila, Bergamo, Bologna, Campobasso, Cremona, Cuneo, Genua, Massa e Carrara, Neapel, Parma, Turin insgesammt 117 Erkrankungen und 56 Todesfälle davon in Busca 21 Erkrankungen und in Spezzia 24 Er- krankungen und 6 Todesfälle an der Cholera vorge- kommen.

31. August. (W. T. B.) Gestern wurden in den Provinzen Bergamo 17 Erkrankungen und 6 Todesfälle, in Bologna 2 Todesfälle, in Campobasso 3 Erkrankungen und ebenso viel Todesfälle, in Cuneo 32 Erkrankungen, davon in Busca 12 und 17 Todesfälle, in Spezzia 33 Erkrankungen und 17 Todesfälle, in Massa e Carrara 3 Todesfälle, in Parma 4 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Turin 2 Er- krankungen und 2 Todesfälle, in der Stadt Neapel 1 Todes- fall an der Cholera gezählt.

31. August, Abends. (W. T. B.) Die kleri kalen Journale werden mcrgen eine päpstliche Encyklèïka an den gesammten fkatholishen Episkopat veröffentlichen, welche, an die vorjährige Encyklika bezüglich der Rosenkranz- Andacht erinnernd, zu erhöhter Andacht ermahnt, der Kirche zu sihern und Jtalien vor weiteren Verheerungen der Cholera zu bewahren.

Serbien. Belgrad, 30. August. (Wien. Htg.) Dex König von Numänien ist heute, Vormittag 11 Uhr, auf der Yacht „Stephan der Große“, begleitet von den Kanonen- booten „Griviza“ und „Alexander“, hier eingetroffen und von dem König Milan, welcher die Uniform eines rumänischen Obersten trug, empfangen worden. Am Landungsplate hatte eine Ehren: Compagnie Aufstellung genommen. Als sich die Yacht näherte, wurden 101 Kanonenschüsse gelöst und intonirte die Musikkapelle die rumänische Hymne. König Milan eilte auf das Schiff und begrüßte den König von Rumänien in der herzlichsten Weise, worauf die Vorstellung der Suiten, Minister und Würdenträger erfolgte. Jn den Straßen, welche mit Triumphpforten geshmückt sind, bildete die Garnison Spalier, hinter welchem sih eine große Volksmenge angesammelt hatte, die den Königlichen Gast mit enthusiastishen Zurufen empfing. Jm Palais fand die Begrüßung durch die Königin und den Kronprinzen statt.

Dänemark. Kopenhagen, 31. August. D. B Die Versammlung der evangelishen Allianz ist gestern eröffnet worden. Dr. Kalkar begrüßte die Versammlung, namens welcher der Lordmayor von London Fowler dankte. Ferner sprahen noch Graf Bernstorff aus Berlin und Pressensé aus Paris.

Afrika. Egypten. Kairo, 29. August. (Allg. Corr.) Ein Telegramm aus Wady Halfa, datirt vom 26. August, 2 Uhr Nachmittags, meldet, daß Commodore Hammill dort mit 800 Mann der Flottenbrigade angekommen sei, um die Passage der Dampfer über die Katarakte zu beaufsicti- gen. Die Beförderung der obigen Depesche nahm 61 Stunden in Anspru. Das egyptishe Telegraphendepartement ist mit seinem eingeborenen Personal gänzlich außer Stande, den gegenwärtigen lebhaften Depeschenverkehr zu bewältigen.

Eine weitere Depesche aus Wa dy QAIEa, von 27. b, meldet, daß die Verpflegung der 2000 Arbeiter von Don- gola und der gegenwärtig an den Katarakten befindlichen Kameele eine zu shwere Last für die dortigen kleinen Hülfs- quellen sei. Der Mudir von Dongola hat 12 Boote von je 20 t Tragkraft nah Tangur gesandt, um den Trans- portdienst oberhalb des Katarakts zu erleihtern. Eine weitere Sendung von Booten wird folgen.

Lord Wolseley hat den hiesigen Militärbehörden die telegraphische Weisung gesandt, den Vormarsch der Trup- pen zu beshleunigen. Die Truppen werden ihren Mars von Sarras aus am 7. Oktober beginnen, und man erwartet, daß sie in Dongola am 7. November eintreffen werden. Ge- neral Wolseley ist der Ansicht, daß die Schwierigkeiten der Flußroute übertrieben worden seien,

Suakim, 28. August, Abends. (A. C.) Es ist den

Nähe gelegte Minen

Rebellen gelungen, zwei hier in der

zu zerstören. Gestern Abend kaperten sie südlih vom Hafen drei Dhows, wobei sie vier von den Mannschaften tödteten und 25 zu Gefangenen machten, von welchen Leßteren später steben entkamen. Die Dhows wurden zuerst südlich nach Jaffariyeh geführt und alsdann nach einem 50 Meilen weiter füdlih gelegenen Plage, wo, wie gemeldet wird, die Rebellen in Masse versammelt sind. Zhrer Majestät Kanonenboot „Condor“ wird zur Verfolgung abgesandt werden.

Zeitungsfstimmen.

a D08 - „DeutsGe Handelsarhiv“ berihtet in jeinem Augustheft über den ausländischen Handel Dänemarks Folgendes :

„In Dänemarks auslündishem Waarenverkehr nehmen seit einer Reihe von Jahren Deutschblaud und Großbritannien mit Jrland den hervorragendsten Plaß ein. So wurden zwischen Dänemark, und den gedachten beiden Staaten in dem Fünfjahre 1878 bis 1882 im Durcbschnitt 64 9/9 der Menge und 65,5% des Werthes des gesamm- ten Waarenverkehrs mit dem Auslande umgesetzt; zwei Drittel des dänischen Handels mit dem Auslande entfallen also auf Deutsch- land und Großbritannien mit Irland. . Nimmt man jedes Land für

um den Triumph

mit Jrland umgeseßzte Waarenmenge über das Doppelte dessen, was ¿wischen Deutschland und Dänemark umgeseßt wird, aber gleichzeitig ist der Werth des Umsatzes mit Großbritannien erhebli geringer, als der Werth der im Verkehr mit Deutschland umgeseßten Waarenmafse. Der Durchschnitt der mit Deutschland in dem Fünfjahre umgesetzten Waarenmenge betrug nur 20%/0, der berechnete Werth dagegen 35,5 9/0; bei dem Umsatze mit Großbritannien und Irland stellt fich dasselbe Verhältniß auf beziehungsweise 44 % und 30%. HBei dem Handel Dänemarks mit den gedahten beiden Ländern giebt die Beschaffenheit der Waaren den Aus\{lag. Die Einfuhr von Groß- britannien und Irland besteht größtentheils aus \{chweren Waaren von verhältnißmäßig geringem Werthe, während die Einfuhr von Deutsch- Tand werthvollere aber weniger {were Artikel umfaßt. In dem Umsaßte mit Großbritannien und Irland hat der Ausfuhrhandel die größte Bedeutung, wogegen bei dem Handelsverkehr mit Deutsch- land der Einfuhrhandel die Ausfuhr übersteigt. In den Jahren 1878 bis 1882 belief sich sonach der Werth der Ausfuhr na und der Einfuhr von Deutscland dur&schnittlih auf beziehungsweise 33 und 37,4%, während sih der Werth der Ausfuhr na und der Ein- fuhr von Großbritannien mit Irland durchschnittlid auf 38,7 und 23,2 % bezifferte.

Was speziell den Umsaß im Jahre 1882 betrifft, so hat der- selbe in Bezug auf den Handelsverkehr mit Deutschland, sowohl in dem Einfuhrhandel wie in dem Ausfuhrhandel, eine noch nie dagewesene Höhe erreiht; in den leßten fünf Jahren 1878 bis 1882 hat sid der gesammte Umsaß von 123,7 Millionen Kronen auf 157,5 Millionen Kronen, nämlih ktie Einfuhr von 75,7 Millionen Kronen auf 97,5 Millionen Kronen und die Auëfuhr von 48 Millionen auf 60 Millionen Kronen gehoben

In der „Westfälischen Volkszeitung“ lesen wir:

+_ Um nun wieder auf die Getreidezölle zurückzukommen, erklären wir ganz offen, daß wir uys mit einer Erhöhung derselben recht wohl befreunden könnten und zwar nicht allein im Interesse der Landwirthschaft, sondern aub in dem der Industrie und der In- dustriearbeiter, welche von dieser Maßregel au Vortheil haben würden. Die liberale Presse, welche von wirthschaftlider Ordnung nichts versteht und davon au nichts wissen wissen will, spricht mit Vorliebe vom „Brode des armen Mannes“, welbes man nicht vertheuern dürfe. Das ist nichts als cine leere Phrase; denn, was nüßt dem „armen Manne* das „billige Brod“, wenn er kein Geld hat, es zu bezahlen? Eine gesunde Wirthschaftspolitik wird also ihren Augen- merk nicht darauf zu richten haben, daß das Brod möglifst billig sei, sondern darauf, daß der „arme Mann“, der Arbeiter, Geld genug verdiente, um seine Lebensbedürfnisse bezahlen zu können; er wird alsdann nichts dagegen haben, wenn er das Brod um einige Pfennige theurer einkaufen muß. Das rod ist in Deutsche land niemals verhältnißmäßig billiger gewesen, als Mitte der siebenziger Jahre, und doch haben wohl zu keiner Zeit mehr Leute ge- hungert und gedarbt, als gerade damals. Sie hatten kein Geld, Brod zu kaufen, was nüßtte es ihnen also, daß es so billig war. Daß sie aber keine Arbeit und mithin au kein Geld zur Bestreitung von ihres Lebens Nothdurft hatten, das hing aufs Innigste mit den billigen Brodpreisen zusammen. Tausende und Abertausende von Arbeitern haben damals widerwillig feiern müssen, weil das Brod fo billig war, d. h. weil die Landwirthe für ihr Getreide nicht einmal die Erzeugungskosten erhielten, in Noth und Schulden gertethen und sich aufs Aeußerste einshränken mußten. Der Landwirth ift aber der weitaus größte Konsument der industriellen Erzeugnisse. Wird seine Konfsumtionskraft durch irgendwelhe Umstände vermindcrt, so hat die Industrie darunter zu leiden. Wenn der Landwirth nichts mehr kaufen kann, werden unfere meisten Fabrifen und industriellen Eta- blifsements ihren Betrieb einstellen oder einschränken dürfen. Die Arbeiter aber müssen alsdann feiern und hungern. Zu billiges Brod balten wir wegen der daraus entspringenden Folgen geradezu für ein nationales Unglück.

Man spricht so viel von einem Interessengegensaß, der zwischen der Landwirthschaft und den übrigen produzirenden Ständen bestehe. Wer eine solche Behauptung leihtfertig ausspricht, ift entweder ein Faselhans, der von den Vorbedingungen einer gesunden Wirthschafts- politik nihts versteht, oder ein rabiater Mancwestermann, der, jeder wirthscaftliben Ordnung abhold, an deren Stelle ein Chaos seßen möchte, wo Jedes das Andere auffrißt, bis \{chließlich die große Mehrzahl der Menschheit unter dem Sklavenjohe weniger Arbeits- tyrannen seufzi. Zwischen der Landwirthschaft, Industrie und Gewerbe und dem Handel besteht gar kein Interessengegensaß. Wo wirthschaft- lihe Ordnung herrs{cht, da stüßen, ergänzen und erhalten si diese verschiedenen Zweige menschlicher Thätigkeit gegenseitig. Die Land- wirths{aft erzeugt die Nahrungsmittel, welcher die Gesammtheit bedarf und einen großen Theil der Rohstoffe. Diese Rohstoffe werden von der Industrie und dem Gewerbe zu fertigen Fabrikaten umgestaltet, welche dur die vermittelnde Thätigkeit des Handels an den Mann gebrackcht znd zum weitaus größten Theile von den Landwirthen ge- kauft werden. So lange dieser Kreislauf nit gestört wird, erfreut sih das Gemeinwesen cines fortschreitenden Wohlstandes. Tritt aber irgend cine Störung ein, so wird die Gesammtheit die nachtheiligen Folgen derselben alsbald spüren. Bezieht eine Industrie die Nahrungsftofe beispielsweise aus dem Auslande, so daß der einheimisde Land- wirth seine Erzeugnisse entweder gar nicht, oder nur zu unverhältniß- mäßig geringem Preise anbringen kann, so wird er alsbald in eine Nothlage gerathen, welche ihn verhindert, sich in den Besiß der Fn- dustrie-Erzeugnisse zu seßen. Die unmittelbare Folge hiervon wird die sein, daß unsere Industrie zuerst auf Lager arbeiten und alsdann ihren Betrieb eins{ränken muß. Darunter hat alsdann auch der Arbeiter {wer zu leiden.

G8 ist ein altes wahres Wort, daß, wenn es dem Landwirth übel ergeht, das ganze Staatswesen darunter leidet. Der Bauernstand ift das Fundament jedweder sozialen und wirthschaftlihen Ordnung. Man sorge daher für sein Wohlergehen.

In den „Berliner Politischen Nachrichten“ lesen wir:

Die volkswirtk\chaftlihen Uebelstände, welche aus dem maßlosen Umsichgreifen des Hausirwesens als naturgemäße Folge resultiren und höchstens von solchen Parlamentariern geleugnet werden, welche in den Hausirern „die edelsten und besten Kräfte der Nation“ erkennen, haben jeßt auch in der freien republikanishen und demokratischen Schweiz eine Bewegung der geshädigten Interessentenkreise, nämlich der Handwerker und Gewerbetreibenden, hervorgerufen. Gleichermaßen, wie in dem, nach deutsh-freisinnlicher Betheuerung unter dem Joche der wirthschaftlichen Reaktion s{machtenden Deutschland, wird auf \{Gweizer Boden der Ruf na Maßregeln zur Beschränkung des Haufirwesens laut, aber der \{lidte Menschenverstand predigt auch dort dem politischen Radikalismus, der in den Regierungs- und Kantonsräthen fark vertreten sißt, tauben Ohren. Da ist es denn interessant, daß das Organ der obersten Bundesbehörde, der Berner „Bund“, sehr eifrig für die Sache des Handwerker- und Gewerbestandes eintritt, die Gegner der Hausirerplage ermuthigt, den Weg der Volksabstimmung zu betreten und seine feste Ueberzeu- gung ausspricht, daß eine bezüglihe Agitation im Volke allgemeinen Anklang finden werde. Die Schädigung des ehrlichen, reellen Ge- \chäftsbetriebes durch die „edelsten und besten Kräfte der Nation“ muß also in der Shweiz wohl {on sehr bedeutende Dimensionen angenommen haben. Uebrigens ist es bei den Bundesbehörden be- \{lossene Sache, der Frage legislatorisc näher zu treten.

Armee-Verordnungs-Blatt. Nr. 15. Inhalt : Fonds- Ueberweisung für die General stabsftiftung. Train-Depot- Personal. Abänderung der Bestimmungen über die Beschaffenheit der Särge zur Beerdigung verstorbener Mannschaften des Friedens\tandes. Verseßung 2c. von Zahlmeistern. Rückgabe erledigter Dienst- auszeichnungskreuze und Dienstauszeichnungen. Reduktion des Lehr- Infanterie-Bataillons auf die etatsmäßige Stamm- Compagnie.

sid, fo beträgt zwar die ¿wischen Dänemark und Großbritannien

Eröffnung neuer Eisenbahnen. Ermächtigung des Dr. indes in

St. Petersburg zur Ausstellung von Zeugnissen für deutsbe Militär- pflihtige im inneren Rußland für die Monate August und Septem- ber d. I. Ausgabe von Nathträgen zu Gesetzen.

Amtsblatt des Reibs-Postamts. Nr. 43. Inhalt : Verfügungen: Vom 25. August 1884. Post-Dampfschiffverbindungen mit Dänemark und Schweden. Vom 25. August 1884, Eröff- nung der Eisenbahnstrecke Sentheim—Masmünster.

Nr. 44. Inhalt: Verfügungen: Vom 29. August 1884. Zuge- hörigkeit von Patagonien m Weltpostverein. Nom 27. Auguft 1884. Einschränkung des Packetverkehrs mit Spanien auf dem Wege über Hamburg. Vom 29. August 1884. Einschränkung des Postypaet- verkehrs mit Jtalien. Vom 27. August 1884. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Orzeshe—Sohrau (Oberschl.)

Archiv für Post und Telegravhie. Nr. 15. Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: 55) Die Hamiltonshe Handschriften- Sammlung im Berliner Museum und ihre Beztehungen zur Ge- schichte des Nachrichten- und Verkehräwesens. Kleine Mitthei- lungen: Das Telegraphenwesen von Neu-Seeland im Jahre 1882. Zu Lande fortzubewegendes Damvfboot. Zur Frage der O cieat- Eisenbahnen. Oesterreichische Trajektanstalt am Bodensee. Eine besondere Einrichtung zur Bezeichnung des Fahrwassers. Zeitschriften-Uebershau. rar

Statistische Nachrichten.

Im Juliheft der vom Kaiserlihen Statistischen Amt heraus- gegebenen Statistis{en Mc atshefte sind die Uebersichten über die Einfuhr und Ausfuhr der wichtigeren Waarenartikel im deutschen Zollgebiet für den Monat Juli und für die Zeit vom 1, Januar bis Ende Juli 1884 veröffentlicht. Hiernach hat si die Waa renausfuhr im Vergleich zu dem betreffenden Zeitraum des Vorjahrs für die meisten Industrieerzeugnifsse und verschiedene land- wirthschaftlihe Produkte günstiz geftellt, so für Leinen- und Wollen- garn; Gewebe aller Art, Kleider, Leibwäsche und Pußwaaren, Soda, Anilinfarben und _fonstige Artikel der chemis{en und Farben- Industrie, ferner für Glas und Glaswaaren, Papier und Papier- tapeten, Holzwaaren, musikalische Inftrumente, Kautshuck- und Lederwaaren, Erze, Blei, Zink, Waaren aus Kupfer oder anderen un- edlen Metallen und Legirungen aus solhen, Kohlen und Koks, Cement, Thon- und Porzellanwaaren, Vier, *Branntwein, Salz, Zucker und Melasse, für Stärke und Kraftmehl (Kartoffelmehl), Lichte, frishes Obst, Hopfen, Butter, Käse und Fleis, Tabablätter und Tabalstengel. Größere Ausfuhren haben insbesondere aufzu- weisen: Wollengarn (alles in Doppel-Ctrn.) 4- 11403, Baum- wollenwaaren + 14649, Leinenwaaren (meist feinerer Qualität) + 1604, Halbseidenwaaren + 4670, Wollenwaaren —+ 10 128, Kleider, Leibwäsche und Putßwaaren + 5632, Soda 47 027, Änilin- farben + 9186, Blei- und Zinkweiß + 9159, Mineralwasser + 19295, Glauberfalz + 22101, Sbwefel\äure + 15 365, Glas und Glaswaaren + 10291, Papier und Papiertapeten + 66 193, Holzwaaren + 9509, Thon und Porzellanwaaren -+ 8747, : Bier + 61709, Branntwein 4+ 208 444, Zuckcr + 750135, Stärke und Kraftmeb[l + 91687, Tabackblôtter und Tabalkftengel + 6225, Dagegen ist dic Ausfuhr von Baum- wollengarn, {chwefel- und salzsaurem Kali (Chlorkalium), Eifen- und Eisenwaaren, Maschinen und Cifenbahnfahrzeugen , Wáaren aus edlen Metallen, Holz, Kartoffeln, Wein, Mehl. gebrannten oder gee mahlenen Cichorien und Schafwolle im Vergleich zu demselben Zeit- raum des Vorjahres niedriger. Das Minus beträgt u. a. bei Baum- wollengarn 7519, bei \{chwefel- und falzsaurem Kali 80 224, bei Eiszn- und Eisenwaaren 326 926, bei Maschinen 29 269, bei Holz 81 950 und bei Kartoffeln 1 621015 Doppel-Centner. Der Minder- ausfuhr speziell von Eisen und Eisenwaaren liegt in der Hauptsache eine geringere Ausfuhr von Roh-, Bruch- und Luppeneisen, ferner von Cisenbahnschienen und Eisendraht um 107 319, bezw. um 239 337 und 86333 Doppel-Ctr. zu Grunde. Doc ist die Ausfuhr von Eifendraht bereits wieder eine steigende, denn die Ausfuhr von diesem Artikel im Monat Juli 1884 allein belief {ih auf 172 487 Doppel-Ctr. gegen 114751 im Monat Juli des Vorjahres. Von \{chmiedbarem Eisen in Stäben, Eisengußwaaren, Drahtftiften, anderen groben, sowie feinen Eisenwaaren wurden erheblich größere Mengen ausgeführt als im betreffenden Zeitraum des Vorjahres. Die Ausfuhr von Rind- und Scafoieh ging um 6668 bezw. 33 193 Stück zurü, dagegen hob sich die Ausfuhr von Borstenviech um 77 036 Stück.

London, 29. August. (Allg. Corr.) Den Statistiken des „Bureau Veritas“ zufolge gingen im Juli d. J. 45 Segel- \chif fe zu Grunte, und zwar 23 britische, 4 amerikanische, 1 dâni- \ches, 6 französische, 4 deutsche, 5 norwegische, 1 italienishes und 1 spanishes. Von Dampfern wurden 21 als verloren angemeldet, und zwar 17 britische, 2 deutsche, 1 norwegischer und 1 spanischer. Unter den Segelschiffen befinden s 2, die vermißt werden.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Von der im Jahre 1882 erschienenen „Philosophie organique“ von Dr. Hugh Doherty, welche den Titel führt: „L'Homme et la Nature“ (Immortalité de l’ame, circulation de la vie, mondes naturels et surnaturels, matière et forces indestructibles, variabilité des phénomènes de la nature. iuvariabilité des lois, sciences et religion) liegt jeßt cine zweite Auflage vor. Zum Motto hat der Verfasser den Aus\fpruch Bacons gewählt, welcer dahin lautet, daß ein wenig Wissen von der Religion entferne, viel Wifsen aber wieder zu ibr zurückführe. Von diesem Standpunkt aus wendet er sich auch gegen die Tendenzen der Materialisten, welhe durch ihre Sophismen die Jugend von dem Studium des Evangeliums und den wahren Grund- lagen der Wissenschaft des Lebens abwenden. Als Experimentaliften verwechseln sie, wie er rictig sagt, die Kenntniß von den physiolo- gishen Erscheinungen, die Biologie, mit der Wissenschaft von den Ge- seßen, welche die Bewegung der unzerstörbaren Kräfte in den ver- gänglihen Erscheinungen des Lebens in dieser Welt beherrsch{en und die er als sgeience biotechnique über jene stellt. Sie hätten keine Berechtigung ihre empirishen Methoden als wissen- \chaftlihe zu bezeichnen. __Sie ließen zwar das Prinzip von der „Er- haltung der Kraft" zu, seien aber nicht im Stande zu sagen, wo denn die Lebenskraft geblieben sei, die den todten Körper verlassen. Durch das Studium der Natur müsse man Deist werden, durch das Studium des Evangeliums Christ. Das Evangelium werde \{ließlib die politishen, weltlichen Kirchen, in soziale, religiöse Institutionen verwandeln, wie die Seele, welche den Foetus belebt, ihm \chließlid die menshlihe Form gebe. Wie das Evan- gelium einst das heidnishe Rom überwunden habe, so werde es einst in Gestalt eines geläuterten sittliden und religiösen Sozia- lismus zum zweiten Male triumphiren. Zu dem ersten Triumph habe es Jahrhunderte bedurft , vielleiht werde (für dei _nästen cbensovieler Jahrhunderte bedürfen. Das Ergebniß seiner philosophischen Untersuchung faßt er am Schluß dahin zusammen: Der mens{lihe Körper sei nab demselben Plan organisirt wie die menschliche Seele, die Körper der gesammten Natur nach demselben Plan wie die verborgenen Kräfte, po beleben, Es sei also der Mens theoretisch der Maßstab aller Dinge, und es bestehe eine planmäßige Einheit in allen Or- gani8men, vom unendlich kleinen bis zum unendlich großen, vom un- endlih einfahen bis zum unendlih zusammengeseßten. Der Mensch werde immer nur die (mehr oder weniger entwickelten) Fähig- keiten seines Geistes haben, um darin alle Ideen einzuordnen (caser), die er sih von der absoluten Einheit der Naturkräfte und der unend- liden Verschiedenheit der Erscheinungen, welche die Bewegungsarten dieser Kräfte offenbaren, zu bilden vermag. Das troß mancher Unklarheiten und UebershwänglihLeiten do viele Anregung bietende Buch ift verlegt in der Librairie académique Didier (Emile Perrin) zu Paris und bei Trübner u. Co. in London.

„Reisen in Tibet und am oberenLauf desGelben Flusses in denJahren 1879 bis 1880,“ von N. von Pr ch e- walski, Aus dem Rufsischen frei in das Deutsche übertragen und