1884 / 213 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 Sep 1884 18:00:01 GMT) scan diff

(eamten erhalten aus der Landschaftskafse Wittwen- und Waisengeld nach Maßgabe der. nahchfolgenden Bestimmungen.

Das Wittwengeld besteht in dem dritten Theile derjenigen Pension, zu welcher der Verstorbene berechtigt gewesen is oder be- rechtigt gewesen sein würde, wenn er am Todestage in den Ruhestand verseßt wäre. :

Das Wittwengeld soll jedo vorbehaltlich der im §. 10 ver- ordneten Beschränkung mindestens 160 # betragen und 1600 Æ. nicht übersteigen.

Das Waisfengeld beträgt :

1) für Kinder, deren Mutter lebt, und zur Zeit des Todes des Beamten zum Bezuge von Wittwengeld berechtigt war, ein Fünftel des Wittwengeldes für jedes Kind,

2) für Kinder, deren Mutter niht mehr lebt, oder zur Zeit des Todes des Beamten zum Bezuge von Wittwengeld nicht berechtigt war, ein Drittel des Ae tue jedes Kind.

8. 9.

Wittwen- und Waisengeld dürfen weder einzeln noch zusammen den Betrag der Pension übersteigen, zu welcher der Verstorbene be- rechtigt gewesen ift oder berechtigt gewesen sein würde, wenn er am Todestage in Ruhestand versetzt wäre.

Bei Anwendung dieser Beschränkung werden das Wittwen- und das Waisengeld U ged

Bei dem Ausscheiden eines Wittwen- und Waisengeldberectigten erhöht sih das Wittwen- oder Waisengeld der verbleibenden Berech- tigten von dem näcstfolgenden Monat an insoweit, als sie sih noch nit im vollen Genuß der ihnen nach den §8. 8 bis 10 gebührenden Beträge befinden. s

War die Wittwe mehr als 15 Jahre jünger als der Verstorbene, fo wird das nah Maßgabe der §8. 8 bis 10 berechnete Wittwengeld für jedes angefangene Jahr des Altersunterschieds über 15 bis ein- \chließlich 25 Jahr um 1/20 gekürzt.

Auf den na §. 9 zu berechnenden Betrag des Waisengeldes sind diese Kürzungen des Wittwengeldes “han Einfluß.

S 18,

Keinen Anspru auf Wittwengeld hat die Wittwe, wenn die Ehe mit dem verstorbenen Beamten innerhalb dreier Monate vor seinem Ableben ge\{lossen und die Eheschließung zu dem Zweck er- E ist, um der Wittwe den Bezug des Wittwengeldes zu ver-

afen.

G Ebenso haben die Wittwe und die hinterbliebenen Kinder eines

pensionirten Beamten aus solcher Ehe, welche erft nah der Verseßung

des Beamten in den Ruhestand geschlossen ist, keinen Anspruch auf Wittwen- und Waisengeld. E Fe °

Die Zahlung des Wittwen- und Waisengeldes beginnt mit dem Ablaufe des Gnadenquartals oder des Gnadenmonats und erfolgt monatlich pränumerando. 18

15.

Stirbt ein zur Entrichtung von Wittwen- und Waisengeld- beiträgen verpflihteter, aber noch nicht pensionsberechtigter Beamter, so kann der Wittwe oder den Waisen desselben bis zum näcsten Zu- fsammentritt des engeren Auéschusses von der Direktion aus- nahmsweise Wittwen- und Waisengeld bewilligt werden. Demnächst befindet der engere Aus\{chuß ite Über die Bewilligung.

Das Wittwen- und Waisengeld ‘kann mit rechtliGer Wirkung weder abgetreten, noch verpfändet E sonst übertragen werden. (

; Das Recht auf den Bezug des Wittwen- und Waisengeldes erlischt: 1) für jeden Berechtigten mit Ablauf des Monats, in welchem er sich verheirathet oder stirbt, 2) für jede Waise außerdem mit dem Ablauf des Monats, in welchem sie das 18, Lebensjahr vollendct, und es ruht, wenn der Berechtigte das deutsche Indigenat verliert, bis zur Wiedererlangung. desselben. Beglaubigt : (L. 8.) Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Lucius.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Domänenpächter Kersten s zu Elisenhof im Regie- rungsbezirk Minden ist der Charakter Königlicher Ober-Amt- mann beigelegt worden.

Angekommen: der Unter-Staatssekretär im Königlichen Staats-Ministerium, Homeyer, aus Berchtesgaden.

Personglveränderungeu.

Königlih Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Bersezungen. Im aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 31, August. v. Below, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Ne. 97, kommandirt zur Dienstleist. bei dem Ulan. Regt. Nr. 15, in dieses Regt. verseßt Prinz Ernst von Ratibor und Corvey, Sec. Lt. vom 3. Garde- Ülan. Regt., dessen Kommando zur Botschaft in Paris um ein Jahr verlängert. Berlin, 4. September. v. Rauh, Gen. Major und Kommandeur der 41. Inf. Brig., kommandirt zur 19. Div., unter Beförderung zum General - Lieutenant, zum Commandeur der 19, Div.,, v. Scherff, Gen. Major und Chef des General- stabes des XI. Armee-Corps, zum Commandeur der 41. Inf. Brig. ernannt. Crüger, Gen. Major und Inspecteur der 3. Ingenieur- JInsp., der Charakter als Gen. Lt. verliehen. v. Förster, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 51, kommandirt zur Dienstleistung bei dem Ulan. Regt. Nr. 8, als agareg. zu diesem Regt. verseßt. Rudolph, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 51, zum Pr. Lt. befördert. v. Dewih gen. v. Krebs, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 2, unter Entbindung von dem Kommando zur Dienstleistung bei dem Train-Bat. Nr. 2, in das Train-Bat. Nr. 7 verseßt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 27. August. Graf v. Wartensleben, Gen. Major a. D., der Charakter a8 Gen Lk. verlichen, Berlin, 4, September. v. Drigalsfki, Gen. Lt. und Commandeur der 19, Div., in Genehm. seines Abschieds8gesuhes, als Gen. der Kav. mit Pens. zur Disp. gestellt. 6. September. Schwedersky, Scec, Lt. vom 3. Inf. Regt. Nr. 20, mit Pen]. der Abschied bewilligt.

ImSanitäts-Corps. Schbloß Babelsberg, 31, August. Die Assist. Aerzte 1. Kl.: Dr. Wern ide, vom Kür. Regt. Nr. 7, zum Stabs- und Bats. Arzt des Füs. Bats. des Inf, Regts. Nr. 129, Dr. Goeb el, vom Drag. Hes: Nr. 4, zum Stabs8- und Bats. Arzt des 2. Bats. Inf. Regts. Nr. 22, R ohlfing, vom Drag. Regt. Nr. 20, zum Stabsarzt bei dem Fuß-Art. Regt. Nr. 3, Dr. Kreßs\chmar, vom Drag. Regt. Nr. 4, zum Stabs- und Bats. Arzt des 2. Bats. Grenadier-Regiments Nr. 109, Dr. Bartold, in der etatsmäßigen Stelle bei dem Gen. und Corpsarzt des VIIIL. Armee - Corps, zum Stabs- und Bats. Arzt des Gu: Bats. Inf. Regts. Nr. 68, Dr. Baeren- \fprung, vom Pion. Bat. Nr. 3, zum Stabt- und Bats. Arzt dieses Bats., Dr. Braune, vom Kür, Regt. Nr. 5, zum Stabs- und Ab- theil. Arzt der Reit. Abtheil. des Feld-Art. Regts. Nr. 6, befördert. Die Assist. Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Hessen, Dr. Gesenius, vom- Res, Landw. Regt. Nr. 35, Lauenstein, vom Res. Landw.

Bat. Nr. 73, Dr. Strack, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 76, Dr. Seemann, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 77, Dr. Bocken- da hl, vom 1. Bat, Landw. Regts. Nr. 85, Dr. Kuehn, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 63, Dr. Nourney, vom Res. Landw. Bat. Nr. 39, Dr. Hir\ch{, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 77, Dr. Ziegelmeyer, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 111, Dr. Köster, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 128, Dr. Unruh, vom Ref. Landw. Regt. Nr. 38, Dr. Dannien, Dr. Lemcke, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 90, Dr. Heuck, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 110, Dr. Reich, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 70, Dr. Thielemann, vom 1. Bat. Landw. Regts. Ne. 17, Dr. Koch, vom 1. Bat, Landw. Regts. Nr. 118, Scaefer, vom 1. Bat. Landw. Regts, Nr. 56, Dr. S{neider, vom Res. Landw. Bat. Nr. 36, Dr. Farwidck, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 13, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Res. befördert. Die Assist. Aerzte 2. Kl. der Landwehr: Dr. Roggenbau, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 89, Dr. Neu- mayer, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 110, Dr. Schlesinger, vom 2. Bat. Laadw. Regts. Nr. 79, Dr. Borkowski, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 54, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Landw.,. Dr. Becker, Assist. Arzt 2. Kl. der Marine-Res., vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 12, zum Assist. Arzt 1. Kl. der Marine-Rc\., befördert. Dr. Wallmüller, Stabs- und Bats. Arzt vom Fü}. Bat. Inf. Regts. Nr. 17, zum 2. Bat. dieses Regts., Dr. Helfer, Stabs- und Bats. Arzt vom 2. Bat. Inf. Regt. Nr. 17, zum*Füs. Bat. dies. Regts., Dr. Rosenthal, Stabsarzt vom medicin. chirurg. Friedrih-Wilhelms- Institut, zum Kadettenhause zu Oranienstein, Dr. v. Kühlewein, Stabsarzt vom medicin. chirurg. Friedrich-Wilhelms-Institut, als Bats. Arzt zum Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 47, Dr. Rath, Stabs- arzt vom medicin. chirurg. Friedrih-Wilhelms-Institut, als Bats. Arzt zum Garde-Jäger-Bat., Dr. Ott, Stabs- und Bats. Arzt vom Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 47, Dr. Loeffler, Stabs- und Bats. Arzt vom 2. Bat. Grenadier - Regiments Nr. 109, Dr.. Faedckel, Stabs- und Bats. Arzt vom Füs. Bat. des Inf. Regts. Nr. 129, Dr. Niebergall, Stabs- und Bats. Arzt vom 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 22, diese vier zum medizin. cirurg. Friedrih-Wilhelms-Institut, Dr. Saegert, Stabs- und Bats-Arzt vom Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 68, zum Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 81, Dr. Schröder, Assist. Arzt 1. Kl. vom Feld-Art. Regt. Nr. 17, zum Inf. Regt. Nr. 61, Klops\ ch , Assist. Arzt 1. Kl, vom Inf. Regt. Nr. 62, zum Drag. Regt. Nr. 4, Dr. Dabbert, Assist. Arzt 1. Kl. vom Drag. Regt. Nr. 16, zum Kür. Regt. Nr. 7, Dr. der, Assist. Arzt 2. Kl. vom Feld-Art. Regt. Nr. 8, ia die etatsmäß. Stelle bei dem Gen. und Corpsarzt des VIII. Armee- Corps, Dr. Pfeffer, Assist. Arzt 2, Kl. vom Füs. Regt. Nr. 34, zum Inf. Regt. Nr. 21 verseßt. Dr. Vester, Stabsarzt vom Fuß- Art. Regt. Nr. 3, als Ober-Stabsarzt 2. Kl. mit Pens. und seiner bisher. Uniform, Dr. Silberberg, Stabsarzt der Landw, vom Reserve - Landwehr - Regiment Nr. 38, mit feiner bisherigen Uniform, Kettmann, Assistenz-Arzt 1. Kl. der Landwehr vom 2. Bat. Landw. Regts. Ne. 12, als Stabsarzt mit seiner bisherigen Unif., Dr. Schede, Assist. Arzt 1 Kl. der Landw. vom Nes. Landw. Bat. Nr. 36, Dr. Sträter, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 17, der Abschied bewilligt. Dr. Domi- nil, Ober-Stabsarzt 2, Kl. und Regts. Arzt vom Drag. Regt, Nr. 2, mit Pens. ausgeschieden. Dr. Hawerkamp, Assist. Arzt 1, Kl. vom: Drag. Regt. Nr. 4, aus tem aktiven Sanitätscorps aus- geschieden und zu den Sanitätsoffizn. der Landw. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 7 übergetreten. Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und VerseKkungen. Im aktiven Heere. 5, September. SwWnetder, Major u. Bats. Commandeur im 2. Inf. Regt., Seuffert, Major und Battr. Chef im 1. Feld-Art. Regt., als Mitglied-Stellvertreter in die Milit. Fondskommission kommandirt. Föringer, Hauptm., bei der Festungs-Ingen. Direktion Ingolstadt, Schiller, Pr. Lt., beim 2. Pion. Bat. eingetheilt. Sickel, Pr. Lt. von der Festungs- Jngen. Direktion Germersheim, zur Inspektion des Ingen. Corps und der Festungen, Günther, Pr. Lt. von der Festungs8-Ingen. n ad Ingolstadt, zur Festungs-Ingen. Direktion Germersheim versetzt.

In der Gensd'armerie. 5. September. Frhr. v. Hofen- fel s, Pr. Lt. von der Gensd. Comp. der Haupt- und Residenzstadt München, Frhr. v. Strauß, Pr. Lt. der Gensd. Comp. von der

Pfalz, gegenseitig verseßt. sen.

He Darmstadt, 25. August. Barthel, Major und Comman- deur des Gensd. Distrikts Starkenburg, zum Oberst-Lt. befördert.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. September. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Nachmittag den Vize-Präsidenten des Staats-Ministeriums von Puttkamer.

Heute nahmen Se. Majestät die Meldung des von der Großen Generalstabs-Reise zurückgekehrten General-Quartier- meisters Generals à la suite Grafen Waldersee, und dem- nächst den Vortrag des Geheimen Kabinets-Raths von Wil- mowsfi entgegen.

Später empfingen Se. Majestät im Beisein des Unter- Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, Wirklichen Geheimen Legations-Raths Dr. Busch den neu ernannten Gesandten der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, Herrn Fohn M. Kasson, behufs Ueberreichung seiner Kreditive.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin reist heute Abend nach Coblenz und wird am Rhein die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers und Königs erwarten.

Bei Jhrer Majestät hat den Kammerherrendienst der Königliche Ceremonienmeister Graf Brühl übernommen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich trafen, wie „W. T. B.“ meldet, von dem Kriegs-Minister von Maillinger begleitet, gestern Mittags 11/5 Uhr in Regens- burg ein und wurden von dem Fürsten Thurn und Taxis empfangen. Nachdem die Begrüßung durch die Spitzen der Behörden stattgefunden, begaben Sih Jhre Kaiserlichen bzw. Königlichen Hoheiten unter enthusiastischen Hochrufen der Be- völkerung mit Jhrem Gefolge nah dem Palais des Fürsten Thura und Taxis zum Diner.

Abends trafen Höchstdieselben in München ein, wosclbst Sie von dem Regierungs-Präsidenten, dem Stadtkomman- danten, dem Polizeidirektor, dem Bürgermeister und anderen Notabilitäten am Bahnhofe empfangen wurden, Am Bahn- hofe und in den zum Hotel „Vier Fahreszeiten“ führenden Straßen hatten sih dicht gedrängte Menschenmassen ange- E welche die Höchsten Herrschaften mit lebhaften Zurufen

egrüßten.

Dem Kreise Lögen ist durch Allerhöchste Kabinets- ordre vom 11. August d, J. für die Grundstücke, welche zu dem von demselben beshlossenen Bau der Chausseen : 1) vom Bahnhofe Widminnen der Königsberg-Prostkener Eisenbahn bis Neuhof, 2) von der Feste Boyen bei Lögen bis zum Treff- punkte der Wege von Bogaczewen und Sczyballen nah Koszinnen erforderlich sind, das Enteignungsrecht

verliehen worden; ebenso gegen Uebernahme der künftigen chaufseemäßigen Unterhaltung dieser Straßen das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nah den Bestimmungen des Chausseegeldtarifs vom 29. Februar 1840 einschließlih der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusäßlihen Vorschriften vorbehaltlih der Aenderung der sämmtlihen voraufgeführten Bestimmungen. Auch sollen die dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee-Polizeivergehen auf die ge- dachten Straßen zur Anwendung kommen.

Der General - Quartiermeister, General - Lieutenant Graf von Waldersee, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs, ist nach Beendigung der Uebungs- reise des Großen Generalstabes in Berlin wieder eingetroffen,

Der General-Lieutenant Graf von Schlippenbach, Inspecteur der Kriegs\chulen, hat sich zur Vornahme von JFnspizirungen nah Hannover begeben.

S. M.S. „Nymphe“, 9 Geshüße, Kommandant Korvetten-Kapitän von Reiche, ist am 29. August cr. in Madeira eingetroffen und beabsichtigte, am 3. oder 4. Sep- tember cr. die Reise fortzuseßen.

Kiel, 10. September. (W. T. B.) Das Uebungs- geschwader ist in vergangener Nacht vor der Kieler Bucht eingetroffen. Die Manöver haben heute Morgen begonnen.

Neuß à. L. Greiz, 8. September. (Lpz. Ztg.) Der auf heute einberufene Landtag ist im Landtagssaale im Höchsten Auftrage durh den Regierungs-Präsidenten, Wirk- lien Geheimen Rath Faber eröffnet worden. Die einzige dem Landtage zu machende Vorlage betraf die Bewilligung eines Mehrkostenbetrages von 6000 /6 für die Errichtung eines Amtsgerihts-Gebäudes und eines Gefangenenhauses 2c. in Burgk, welhe vom Landtag in seiner alsbald nach der Eröffnung abgehaltenen Sißung beschlossen wurde, worauf Nachmittags die Schließung des Landtags stattfand.

Desterreich-Ungarn. Wien, 9. September. (W. T. B.) Wie die „Polit. Corresp.“ meldet, findet am 11. d. M., aus Anlaß des Namensfestes des Kaisers von Nußland, ein Gal a- diner bei Hofe stait, zu welhem der russishe Botschaster Fürst Lobanoff mit dem gesammten Botschastspersonale, in- gleichen die zur Theilnahme an den österreichishen Manövern kommandirte rusfishe Offiziers-:Deputation Einladungen er- halten haben.

Velgien. Brüssel, 9. September. (W. T. B.) Bei Berathung der heute im Senat eingebrahten Fnterpellation wegen der Ruhesiörungen vom Sonntag wurde ein- stimmig und bei zwei Stimmenthaltungen folgende Resolution angenommen: Der Senat mißbiiigt energisch die Exzesse, deren Schauplaß Brüssel am Sonntag gewesen, und geht zur Tagesordnung über. Der Minister des Jnnern zeigte dem Senat an, daß der Gouverneur von Brabant und der Staatsprokurator mit der Einleitung der Untersuhung wegen der am Sonntag vorgekommenen Ausschreitungen beauftragt worden seien. Gleichzeitig deutete der Minister die Absicht an, zum Zweck der Verstärkung der Regierungsgewalt bei dem Entstehen von Unruhen Modifikationen des Kommunal- und Provinzialgeseßes in Vorschlag zu bringen.

Großbritannien und Jrland. London, 8. Septem- ber. (Allg. Corr.) Jn Glasgow wurde am Sonnabend eine große Demonstration zu Gunsten der Wahlreform- bill abgehalten. Für diese Gelegenheit hatte sih die \chottische Handelsstadt in ein Feiertagskleid geworfen. Ueber 70 000 Personen, Vertreter der Gewerke von Glasgow und der Umgegend, versammelten sich mit Bannern und Emblemen Vormittags in Kelvingrove Park im Westende und marschirten, begleitet von 40 Musikkapellen, nach dem im Mittelpunkt der Stadt gelegenen Glasgow Green. Abends fand in der St. Andrews Hall ein großes Reformmeeting siatt, bei welchem der Staatssekretär für Jrland, Mr. Trevelyan, der Hauptredner war... Kund- gebungen gegen das Oberhaus fanden am Sonnabend au in Swansea, Carlisle, Farsley und anderen Orten statt, während die Konservativen in Upleatham, der Besißung des Earls von Zetland unweit Redcar, in Cowdray Park, der Besißung des Earls von Egmont in Sussex, sowie in Arlington Park unweit Macclesfield Demonstrationen zu Gunsten des Oberhauses veranstalteten.

10, September, (W. L. B) Dem _„Neuter]Gen Bureau“ wird aus Shanghai von heute telegraphirt, daß die chinesishen Behörden bereits die Operationen für die Ab- sperrung der Einfahrt des Woosungflusses durch mit Steinen gefüllte Kähne begonnen hätten.

Frankreih. Paris, 8. September. (Köln. Ztg.) General Brière de l’Jsle, der heute den Oberbefehl in Tongking übernommen, meldet, daß überall im Lande Ruhe herrsche. Die in Paris anwesenden Mitglieder der Regie- rung - haben die von der „Tim:s“ gemeldete Kriegs- erklärung Chinas nicht erhalten; es wäre jedoch mög- lich, daß Ferry dieselbe erhalten habe, da alle aus dem Aus- lande eintreffenden Depeschen direkt an diesen auf seinen Landsiß geschickt würden. Sobald die amtliche Kriegserklärung Chinas eintrifft, wird Grévy dem Vernehmen nah unver- züglih nach Paris kommen, um die Kammern einzuberufen. Laut einer Depesche aus Hongkong is das Geschwader Courbets in offene See gegangen und hat die Richtung nah Süden genommen. Es heißt, daß die nächste Operation des Geschwaders gegen die Fnsel Hainan gerichtet sein werde.

9. September. (W. L. B.) Der „National“ will wissen, in Folge der Haltung Chinas würde sih die Re- gierung in Bezug auf die zu unternehmenden militärischen Operationen zu wichtigen Maßnahmen entschließen, die eine Einberufung der Kammern nothwendig machen würden. Der Krieg werde offiziell erklärt, das Projekt einer Beseßung der Insel Formosa werde aufgegeben werden, Admiral Courbet sei bereits mit den Vorbereitungen zu einer neuen, sehr wich- tigen Expedition beschäftigt, am nächsten Sonnabend finde deshalb eine Ministerrathssizung statt. Jm Departement der Ostpyrenäen starben gestern 15 Personen an der Cholera.

Jn Marseille sind am 5. September 6, am 6. September 5, am 7. September 4 Personen an der Cholera gestorben.

Spanien. Madrid, 9. September, (W. T. B.) Ae Provinz Alicante kamen gestern 5 Cholera-Todes- älle vor. :

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Portugal. Lissabon, 9. September. (W. T. B.) Jn einer aus Macao hier eingegangenen Depesche wird die Lage der katholischen Mission in Hainau als eine sehr {hwierige bezeichnet.

Italien. Rom, 9. September. (W. T. B.) Jn den von der Cholera infizirten Provinzen kamen gestern, einschließlich der bereits aus der Stadt Neapel gemeldeten, zusammen 764 Cholera-Erkrankungen und 347 Eholera-Todesfälle vor.

Neapel, 9. September. (W. T. B.) Jm Laufe edes gestrigen Tages sind hier 653 Erkrankungen und 310 Todes- fälle in Folge der Cholera vorgekommen. Der König be- suht mit dem Herzog von Aosta und den Ministern Depretis und Mancini die Spitäler.

10. September. (W. T. B.) Der König besuchte in Begleitung des Herzogs von Aosta, der Minister Depretis, Mancini, sowie des Präfekten und Bürgermeisters die bedeu- tendsten Civil- und Militärhofpitäler, in denen sich Cholera- franke befinden, sowie ein Hospiz, in welchem die Familien der Erkrankten untergebracht ind. ‘Dex Kömg,

der für seine Person alle Desinfektionsmaßregeln ab- gelehnt haben soll, ging von Bett zu Bett, selbst zu Sterbenden, und \prach den Kranken Muth und Trost

ein. Auch hat der König Maßregeln angeordnet, durh welche*

die Vertheuerung der Lebensmittel oerhindert werden solle. Der Besuch des Monarchen macht ersichtlih auf die Bevölke- rung einen tiefen Eindruck. Derselbe wird, wo er sich zeigt, mit begeisterten Zurufen empfangen. Wie es heißt, ist auch ein Besuch des ärmeren Stadtviertels in Aussicht genommen. Gegenüber dem Anwachsen der Krankheit erweist sih die Anzahl der Spitäler und Aerzte als ungenü- gend. Jm Spitale Conocchia sind selbst die Treppenhäuser mit Kranken belegt. Jn einer einzigen Straße sind in einer Stunde 30 Erkrankungen an der Cholera vorgekommen. Auch ein Polizeibeamter der Königlichen Eskorte wurde von der Krankheit befallen, Zahlreite Einwohner verlassen die Stadt.

Türkei. Konstantinopel, 10. September. (W. T. B.) Durch ein Jrade des- Sultans i} Bedros Effendi mit den Operationen der Konversion der türkischen Schuld in London betraut worden ; gleichzeitig ist die Ottomanische Bank in Paris beauftragt, einen Delegirten für Paris zu designiren. Die Provenienzen aus den spanischen Mittelmeer- Häfen werden einer zehntägigen Quarantäne unterworsen.

ußland und Polen. Warschau, 9. September. (W. T. B.) Der Kaiserin wurde gestern bei der Ankunst auf dem Bahnhofe von der Gemahlin des General-Gouver- neurs im Namen der Damen der Stadt Warschau ein pracht- volles Bouquet überreiht. Bei der gestern Nachmittag statt- gehabten Truppenrevue waren gegen 80 000 Mann in Parade aufgestellt. Zu dem morgen bci dem General-Gou- verneur statifindenden Balle sind auch an zahlreiche Bürger- familien der Stadt Einladungen ergangen,

10. September. (W. T. B.) Am Montag Abend besuchten der Kaiser und die Kaiserin die Balletvorstellung im großen Theater. Gestern Mittag sand im Lazienkipalaste großer Empfang der Notabilitäten statt. Nachmittags bejuch)- ten die Majestäten das Militärhospital und sodann die Alexander - Marien - Erziehungsanstalt für Jungfrauen. U leßterer vertheilte die Kaiserin eigenhändig Belohnungen an Diejenigen, welche die Anstalt jeßt verlassen. Beim Passiren der Straßen wurde das Kaiserlihe Paar überall von der Be- vö!kerung auf das Herzlichste begrüßt. Abends fand bei dem Gouverneur Gurko eine große Ballfestlihkeit statt.

Amerika. New-York, 9. September. (W. T. B.) Bei den Staatswahlen in Maine haben die Republikaner den Sieg davon getragen, der republikanische Kandidat wurde zum Gouverneur gewählt. Auch in beiden Kammern der Staatslegislatur werden die Republikaner über die Majorität verfügen.

Asien. China. Foutschou, 6. September. (Allg. Corr.) Die chinesishen Beamten haben angekündigt, daß der Krieg exklärt worden ist. Shanghai ist für neutral, und Woosung für blockirt erklärt worden. Auch wurde ein neutraler Kanal gelassen. Am 4. d. besuchte der „Lutin“ Tamsui, fand aber den Eingang zum Hafen blockirt.

Afrika. Egypten. Kairo, 6. September. (Allg, Corr.) Selhzig vom Mudir von Dongola gesandte Boote, von denen jedes im Stande ist, 50 Mann aufzunehmen, sind in Sarraß angekommen. Das Royal Sussex Regiment und 200 Mann berittene Jnfanterie werden ia denselben unver- züglich nah Dongola vorgeshoben werden.

9, September, Abends. (W. T. B.) Lord North- brook, General Wolseley und General-Konsul Baring sind heute Abend hier angekommen.

Alexandrien, 9. September. (W. D. B.) Lovd North brook und General Wolseley sind heute Mittag an Vord der „Jris“ hier angekommen, vom Minister- Präsidenten Nubar Pascha im Namen des Khedive empfangen worden und alsbald nah Kairo weiter gereist.

Zeitungss\timmen. Das „Leipziger Tageblatt“ {ließt einen Artikel über die Kolonialpolitik wie folgt :

Die Entwickelung, welche die deutshe Kolonialpolitik in den beiden leßten Monaten genommen hat, wird zugleih der deutsch- freisinnigen Partei die Augen über ihre unbegreifliche Kurzsichtigkeit geöffnet haben, welche sie bei Berathung der Postdampfervorlage an den Tag gelegt hat. Während sie si bemühte, die Höhe des Portos für einen Brief von Berlin nah Ostasien oder Australien festzu- ftellen und die Rentabilität einer Dampferlinie nach beiden Endzielen zu ermitteln, war der Reichskanzler bemüht, die englische Kolonial- politik durch die deutsche zu erseßen und Deutschland den Weg zum Welthandel auf rer Grundlage der Gleichberehtigung mit den Übrigen Nationen freizulegen. Davon hatten natürlich die Herten Richter und Bamberger keine Ahnung und deshalb ergingen fe fih in scharfsinnigen Betrachtungen über die Mangelhaftigkeit der Begründung der Postdampfervorlage. Solche Auffassung von den Aufgaben der Volkêvertretung is nun freilich niht nach Jeder- manns Geshmack und namentlich nicht nah dem des freisinnigen Bürger1hums in Stadt und Land, wie Hr. von Forckenbeck einst die breiten Wählerschichten, welche national und liberal zu wählen psle- gen, auf dem deutshen Städtetage in Berlin vom Jahre 1879 be- zeichnete. Diese Wähler werden Abgeordnete in den nächsten Reichs- tag senden, welhe die Interessen des Reiches Über die der Partei stellen, und das thun auch wir im Gegensaß zu der sogenannten deutsch-freisinnigen Partei. 4

Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Cor- respondenz“ theilt aus dem Fahresbericht der Handelskammer zu Münster i. W. pro 1883 Folgendes mit :

In der Leinenindustrie ist die Zahl der Stühle in den Fabriken wesentlich vermehrt worden, und erzielten die Arbeiter guten Verdienst

bei steigenden Lohnsäßen. Au Handweber fanden an mancben Orten

noch gute Beschäftigung. Die mit Verarbeitung der Jutefaser

t Baltigten Etablissements waren im vergangenen Jahre vollauf ätig.

Baumwoll-Spinnereien und Webereien hatten genügenden Ab- saß. Es wird anerkannt, daß die vor cinigen Jahren eingetretene Erhöhung der Eingangszöôlle auf baumwollene Garne nicht verfehlt hat, im Allgemeinen einen wohlthätigen Einfluß auf die Spinnereien auézuüben, da die Zölle nunmehr einen angemessenen Scbuyß gewähren gegen die mächtige englisve Konkurrenz, welche unter sehr günstigen Berhältnissen arbeitet. Ferner sagt der Bericht: „Dadurch, daß die Spinnereien sowie die Webereien vollauf beschäftigt, und die Lebens- mittel billig sind, ift die Lage der Arbeiter eine günstige.“

Die Lederindustrie befand sich während des ganzen Jahres bezüg- li des Absatzes in einer gesunden Lage, denn Vorräthe sammelten ih nirgends av. Freilich verkümmerte die zu theure Rohwaare den Geschäftsgewinn.

Der im Kammerbezirke sehr in S{wung gewesene Strontianit- bergbau bat in Folge neuer Erfindungen im Entzukerungsverfahren der Melasse und des immer mehr in Aufnahme kommenden Coelestins, eine bedeutende Einschränkung erfahren. i

Dem „Deutschen Wollen-Gewerbe“ wird aus Greiz, resp. aus dem Fürstenthum Reuß ält. Linie über die geschäftlihe Situation im Jahre 1883 bèrichtct :

Daß man in der erfreulichen Lage ist, konstatiren zu können, daß das verflossene Jahr für die im Bezirk vorzugsweise vertretene Kammwollwaaren-Fabrikation cin günstiges war, wcnn auch die zweite Hälfte des Jabres den Erwartungen nicht entsprab, da namentlich das Geschäft uvach Amerika durchaus nit den er- warteten Umfang erreichte. Ausgegliden wurde tiesec Ausfall einigermaßen durch den vorübergehend starken Erport nah Japan Hat sih auch das Geschäft niht mehr derartig sprungweise ver- größert wie in den Vorjahren, so ist doch eine stetige auf gesunder Basis beruhende Weiterentwickelung zu bemerken. Es entwickelt ih auch in den Greizer Artikeln immer mehr das Saisongeschäft, so daß die Ausführung der Aufträge im Wesentlichen auf zwei Perioden sich zusammendrängt, in denen allerdings kaum den ge- stellten Verlangen entsprochen werden kann; der übrige Theil der Saison brirgt dann ein verhältnißmäßig \tilles Geschäft. Der neueste Jahresberiht der Neußer Handelskammer sagt in feinem Spezialberiht über die Kammwollwaaren - Fabritakion Folgendes: Dieselbe hat die dur Fleiß, Geshick und Energie eroberte Stellung au im vergangenen Jahr zu behaupten gewußt und an Aus- dehnung wesentlich zugenommen. Es geht dies am Deutlichsten aus den vom Fürstlichen Fabrikinspektor festgestellten Zahlen, sowie aus dem Post- und CÉisenbahnberiht hervor. Die Zahl der Fabrikea hat sich im Jahre 1883 um 11 vermehrt; die Zahl der mechanischea Webstühle ift von 6345 auf 7102 gestiegen, mit einer Arbeiterzahl von 6874, Die Erhöhung der Produktion ist hier wie anterwärts mit einer Reduktion des Reingewinns verbunden ge- wesen, Die Lohnverbältnisse haben im Allgemeinen eine gewisse, wenn auch unbedeutende Reduftion erfahren gegenübcr dem im vergangenen Fahr festgesetzten Normallohntarif; nur ganz vereinzelt ist die Reduk- tion cine fühlbare. Die Lohnsätze stellen sih dabei im Allgemeinen noch höher als vor Einführung des Normallohntarifs. Der unter dcm Druck des Strikes fcstgeseßte Normallohntarif ließ sid nicht in allen seinen Säßen aufrecht erhalten.

Die Strumvfwaarenindustrie ist fast auss{ließlich vertreten durch die Firma Héinrih Schopper in Zeulenroda. Die genannte Firma beschäftigt 800—1000 Arbeiter. Neben den in den Etablissements ver genannten Firma thätigen Arbeitern ist noch eine große Anzahl Familien häuslih beschäftigt. Es sind von der Firma Heinrich Schoppec ca. 300 Nähmaschinen ausgegeben ; beschäftigt werden tamit in erster Linte die Frauen der im Geschäft thätigen Arbeiter. Der Betrieb der Handstrumpfstüble steht auf dem Aussterbeetat, da eine Konkurrenz mit dem mechanischen Betrieb niht möglich ist. Die Handstühle finden fast nur noch aus Rücksicht auf die sonstige Erwerbslosigkeit einige Beschäftigung. Der Geschäftsgang war im Allgemeinen flau, namentlich machte sich dur den stocktenden Absatz nach Amerika Uecberproduktion geltend. Nur die größte Energie, die Benußung aller Fortschritte auf dem Gebiet der Mechanik, machten es mögli, troß der ungünstigen Verhältnisse die Fabrik im vollen Betrieb zu erhalten, \elbstverständlih mußte dabei sich mit verhältniß- mäßig sehr geringem Nußen begnügt werden.

Die Striclindustrie hat im vergangenen Jahre mit theilweise ungünstigen Absatzverhältnisfsen zu kämpfen gehabt, namentlih hatte die Nacbfrage nah Patentbeinlängen wesentiih nachgelassen; cs ift den betreffenden Industriellen jedoch gelungen, auf anderem Gebiet den Absatz wesevtlich zu erweitern, sodaß im vergangenen Jahre mehr Strickmaschinen im Gang waren, als vorher. Die größere Konkurrenz hat die Preise gedrückt und den Reingewinn wesentlich vermindert. Die Lohnverhältnisse haben cine Aenderung nicht crfah»en.

Die Dampffärbereien und Appreturanstalten konnten troß der bedeutenden Erweiterungen, welhe vorgenommen wurden und trotz des großen Neubaues der Schleberschen Fakrik im Aubachthal dem hiesigen Bedarf nicht annähernd genügen, so daß nah wie vor die Färbereien der Nachbarstädte Gera und Rcibenbach in großem Um- fang von hier aus in Anspruch genommen werden mußten. Die Stoffdruckerei ist in wesentlicher Erweiterung begriffen. Das größte hiesige Geschäft von Victor Golle hat nod nach langen Bemühungen, unter schr ershwerenden Bedingungen, die baupolizeilide Erlaubniß zu einem großen Erweiterungsbau endlich erlangt.

Die übrigen im hiesigen Bezirk vertretenen Industriebranchen, namentlich Wollkämmerei, Streichgarnspinnerei, Maschinenbau, Kesselsc,miederei, Eisengießerei , Scifenfabrikation , Blattbinderei haben an der günstigen Situation der Hauptbranche ihren Antheil gehabt, sodaß mit Recht gesagt werden kann, daß die gesammte In- dustrie in erfreulihem Aufschwung begriffen ist, daß nameatlih auf allen Gebieten das Bestreben nur gute solide Arbeit zu leisten, hervortritt.

Statistische Nachrichten.

Nach dem im Auftrage der städtishen Deputalion für Statistik von dem Direktor des Statistishen Amts der Stadt Berlin Hrn. Boeckh herausgegebenen großen Werk: Die Bewegung der Be- völkerung der Stadt Berlin in den Jahren 1869 bis 1878 wurden im Jahre 1816 in Berlin bei einer Bevölkerung von 195 393 Einwohnern 3599 Knaben und 3327 Mädchen, zusammen 6836 Kinder geboren oder pro Mille der Bevölkerung 17,96 Knaben, 17,03 Mädchen, 34,99 Kinder. Bis zum Jahre 1880, bis zu welchem die in dem Werke mitgetheilte Tabelle reit, ist die Ge- burtsziffer im Ganzen gestiegen; sie stellt sid in fünfjährigen Perioden auf 35,13, 35,60, 36,45, 35,17, 34,38, 33,55, 33,13, 030,2; 060,84, 38,84, 40,78, 41,89, 44,24, im Durschnitt auf 37,20 pro Mille. Hinter diesem Durcbschuitt ist am meisten das Jahr 1848 mit 31,79, dann 1847 mit 31,90 und 1843 mit 82,81 zurückgeblieben. Am wei- testen darüber hinauêgegangen find die Jahre 1876 mit 47,17, 1875 mit 46,13 urd 1877 mit 45,41 pro Mille. Die hohe Geburtsziffer im Jahre 1876 etklärt sich dur die vorangegangenen zahlreichen Trauunçen, das Zurücbleiben der Geburten in den genannten Jahren dur die Theuerung; daß Übrigens die Preise des Roggens auf die Zahl der Geburten ohne Einfluß sind, beweist ein Blick auf die in der Tabelle aufgenommene Skala der Roggenpreife.

Der Unterschied in dem Geschledt der Neugeborenen betrug im Minimum im Jahre 1835 6,4 pro Mille der Gesammtsumme der Geburten, 1844 10,1, im Maximum 1818 47,9 und 1856 41,1 pro Mille zu Gunsten des männlichen Gesblehts, welches also zwischen 503 und 525 pro Mille der Geborenen begriff. Im Dur{schnitt von je 10 Jahren stellte sich die Differenz auf 28,3, 26,3, 27,4, 30,1, 28,9, 27,4, mithin in 60 Jahren auf 27,8 pro Mille.

Ueber die Geburtsziffer in den einzelnen Stadttheilen liegen erst seit dem Jahre 1875 korrekte Angaben vor. Nach diesem standen in den Jahren 1875—1878 (seitdem sind die in der Königlichen Ent- bindung8anstalt geborenen Kinder zu dem Standesamt gerechnet

worden, in welchem die Mutter wohnt) die wohlhabenden Stadttheile unter, die armen über dem Durchschnitt,

Die Zahl der unehelihen Geburten is vom Jahre 1816 bis 1880 allmählich von 1338 auf 6317 gestiegen, im Prozentsatz der Bevölkerung dagegen von 6,85 pro Mille und 7,51 in 1817 auf 5,71 pro Mille gefallen. Die verhältnißmäßige Höhe von 1816 und 1817 baben die unehelihen Geburten später niemals wieder erreicht, das Maximum in den späteren Jahren war 1865 6,49 pro Mille, das Minimum 1848 4,59 pro Mille.

Todtgeboren wurden im Jahre 1816 349, 1889 1749 Kinder oder 51,05 bezw. 38,13 pro Mille aller Geborenen; die Zahl hat daher entschieden abgenommen; ihr Maximum erreichte sie im Jahre 1824 mit 56,70, ihr Minimum im Jahre 1876 mit 37,31 pro Mille. Erbeblicheren Schwankungen unterlag das Verhältniß der todtgebore- nen zu den lebendgeberenen Knaben bezw. Mädchen; bei den ersteren betrug das Maximum im Jahre 1821 70,28 vro Mille aller Knaben- geburten, das Minimum im Jahre 1876 39,65 pro Mille, bei den Mädchen fiel das Maxrimum- mit 55,08 pro Mille aller Mädcben- geburten in das Jahr 1817 das Minimum mit 33,44 in das Jahr 1880. Während von den ehelicben Kindern in dem funfzigjährigen Zeitraume nur 40 pro Mille aller Geborenen todtgeboren waren, ftellte sich das Ver- hältniß bei den uneheliwen auf 74,5, im Maximum 1821 auf 105,9, im Minimum 1876 auf 52,4 yro Mille. In den 9 Jahren 1869 bis 1878 betrug die Zabl der ehelich und unehelich Todtgeborenen 4,22 9/9 sämmtlicher Geburten; bei den Evangelischen 4,31, den Ka- tholiken 3,84, den Juden 1,85, den Dissidenten 2,50 o.

In der 5bjährigen Periode von 1825—1880 traten ¿zweimal Vierling8geburten ein; Drillingsgeburten kamen faft alljährlich vor; Zwillingegeburten fehlten in keinem Jahre, ihr Minimum war (1842) 8,98, ihr Maximum (1875) 12,89 pro Mille aller Geburten.

Gewerbe und Sandel.

Die „New-Yorker Handels-Zeitung“ schreibt in ihrem vom 29. v. M. datirten Wochenbericht: Auf allen Industrie- gebieten macht sih jeßt das Bestreben geltend, das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wieder herzustellen, durch Beschrän- fung der Produktion, welche entshicden dem Verbrauche vorangeeilt war. In den Manufakturwaaren-Distrikten wurde der Anfang in dieser Beziehung gemacht, dann folgte cine Vereiabarung der Kohlen- interessenten auf temporäre Betriebseinstellung im September. Aehn- liches geschah Seitens der Petroleumproduzenten, und jeßt haben sich auch die Eisenindustriellen in ihrer Mehrzahl zu gleichem Verfahren geeinigt. Die heilsamen Folgen dieser weisen Mäßigung machen fich bereits durch eine Befestigung der Tendenz, hier und da selbst schon durch Erhöhung der Preise der betreffenden Artikel geltend, In den Landesprodukten sowie anderen Stapelartikeln, wie Kaffee, Thee und Zudcker, hat das Ges&äft in dieser Woche entschieden an Umfang zu- genommen; eztfreulih ift besonders die starke Exportbewegung von Weizen. Die Situation des Waarengeschäfts im Ganzen betrachtet, bercchtigi zu der Hoffnung, daß die Depression, welche wir durch- zumachen gehabt, bald überwunden fein wird und wir am Beginn Am Waaren- und Produkter- markt ist das Geschäft in cinzelnen Branven etwas lebhafter, im Ganzen genommen aber ruhig gewesen. Weizen hatte fehr animirtes Export - Geschäft und ebenso wie die meisten ander:n Getreide- sowie auch Mehlsorten, vorwiegend willige Preis-

einer besseren Aera stehen.

tendenz. Jn der Lage des Frachtenmarfkts ist feine 2 enderung cin- getreten. Baumwolle in disponibler Waare ist höher und Seitens

einheimisher Spinner gefragt gewesen, hat dagegen für Erport ver- hältnißmäßig wenig Beachtung gefunden; für Termine wurde unter dem Cinfluß nicht sehr befriedigend lautender Gerüchte über die Ecrnteaussichten ekenfalls eine Avanz etablirt. Am Wollmarkt machte sich trotz etwas \{wächerer Nachfrage wieder cine entschieden feste Stimmung geltend. Brasil - Kaffees haben bei \tärkerem Konsum- begehr im Preise angezogen; reins{meckende Sorten waren ebenfalls beachtet und sind für westindische Kaffees eine Kleinigkeit höher Für Rohzuck er riefen besser europäische Berichte mehr Kauflust wach, die zwar gegen Schluß wieder etwas nachließ, aber doch nicht ohne befestigenden Einfluß auf den Markt geblieben ift. Der Theemarkt war unter dem Einfluß der Nachrichten über den Krieg in China lebhafter und böher. Provisionen verkehrten im Ganzen genommen in fester Tendenz, haben aber wieder sehr stilles legitimes Geschäft gehabt, Harz und Terpentinöl find bei nur mäßiger Frage keinen wesentlichen Preisveränderungen unternorfen gewesen. Raff. Petroleum höher und fest. Pipe Line Certifikates behaupteten den im Laufe der Wotbe crzielten Avanz mit ungewöhnlicher Festigkeit. Am Metallmarkt läßt das Geschäft immer noch schr zu wünsben übrig. In fremden und einheimishen Manufakturwaaren hat der Verkehr an Leben ge- wonnen. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute be- endete Woche 3 263 233 Doll. gegen 2 628 331 Doll. in der Parallel- woche des Vorjahres.

Leipzig, 9. September. (W. T. B.) Die in der _bevor- stehenden Michaeliëmesse in den Räumen der Leipziger Bsörsenhalle abzuhaltende Garnböôrse wird Freitag, den 27, Sevtember er., ihren Anfang nehmen. ] :

London, 9. September. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll- auktion waren Preise unverändert.

New-York, 8, September. (W.T.B.) Weizenverschif- fung“n der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Ver- einigten Staaten nach Großbritannien 139 000, do. nach Frank- reich 30000, do. nah anderen Häfen des Kontinents 85 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 86 000, do. nach an- deren Häfen des Kontinents Qrts.

9, September (W, L, B) Der Werth der Pro- duktenausfuhr in der lezten Woche betrug 6 683000 Doll.

Submissionen im Auslande. I, Niederlande. S

11. September 1884, bis 12 Uhr Mittags. Kolonial-Militär- SFnvalitenhaus zu Bronbeek (Provinz Gelderland). Die Lieferung von 140 000 kg Fettkohlen zum Gebrauh für das genannte Haus,

Bedingungen licgen im Invalidenhaus zur Einsicht aus.

II, Desterreich. 5

90. September. Lemberg K. K. Eisenbahn-Betriebsdirektioa 11 000 kg doppeltraffinirtes Rübbrennöl und 27 000 kg säurefreies Rübschmiersöl.

Nähere Bedingungen an Ort und Stelle.

1II. Spanien. i

1) 30. September, 1 Uhr. Madrid Fomento Ministerium. General-Direktion der öffentlichen Arbeiten.

Konstruktion des eisernen Theiles der Brückte von Boncillo (Valadolid). Voranschlag: 51 789,34 Pes. Kaution 2600 Pef.

9) 15. Oktober, 10 Uhr. Junta für die Hafenarbeiten in Tarragona. Gasbeleuchtung für die Hafenquais. Kaution 637 Pef. Die näheren Bedingungen an Ort und Stelle,

IV. Ungarn.

15, Oktober, Mittags. Budapest. Magistrat. Beireibung des Omnibusgewerbes im Gebiete der Hauptstadt Butax est. Die näheren Bedingungen liegen in der Erpcdition des „Deutschen Reichs-An- zeigers" zur Einsicht aus.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 9. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Donau“ is heute Vormittag 11 Uhr in Southampton eingetroffen. E

10. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord- Sa e AnOA „Habsburg* ist gestern Abend 11 Uhr in

ew-York eingetroffen.

Hamburg, 9. September. (W. T. B.) Von den Post- dampfern der Hamburg-Amerikanischen Padletfahrt- Aktiengesellschaft is „Gellert“, von New-York kommend, beute Nachmittag 4 Uhr auf der Elbe, und „Rhaetia“ von Ham- burg kommend, gestern Nachts 12 Uhr, in New-York eingetroffen.

y Sanität8wesen nud Quarantänewesen.

Paris, 9. September. (W. T. B) Eine- Entscheidung des Ministers des Innern erklärt alle Provenienzen aus Spanien für verdächtig, gleihviel von welhem Ort des Landes fie rommen,

oder wie ihr Patent beschaffen fei.