1884 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Sep 1884 18:00:01 GMT) scan diff

S Ct N

10) Dr. med, Hermann Heinrich Schwarß in

berg, 11) Dr. med, Gustav Adolf Siebert in Soldau, Regierungsbezirk Königsberg, 12) Dr. med, Moriß Steiner in Löwenberg, Re- gierungsbezirk Magi, 13) Dr. med. August Friedrich Wilhelm Sült- mann in Clöße, Regierungsbezirk S, 14) Dr. med, Carl August Julius Zimmermann in Bütow, Regierungsbezirk Cöslin. . Berlin, den 12. September 1884. Der Minister der geistlichen, Unterrihts- und Medizinal- Angelegenheiten. «Fn Vertretung:

Lucanus. e

Nichtamlliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 16. September. der Kaiser trafen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nach- mittag um 4 Uhr in Skierniewice ein. Auf dem Palast- bahnhof daselbst waren einige Zeit vor Ankunft des Zuges Phre Majestäten der Kaiser Alexander und die Kaiserin, der

aiser Franz Josef, der Großfürst:Thronfolger mit Seinem

Bruder, dem Großfürsten Georg, sowie die übrigen Groß-

fürsten erschienen; außerdem waren die Generalität, sowie

die Minister zur Begrüßung anwesend. Bei der Einfahrt des Zuges spielte die Ehrenwache, die von dem Grenadier-

Regiment König Friedrich Wilhelm 111. gestellt war, die

preußische Nationalhymne. Sobald der Waggon, in dem der

Kaiser Sich befand, zum Stehen gekommen war, näherte Sich

der Kaiser Alexander eilenden Schritts Seinem Erlauchten

Großoheim, der alsbald den Wagen verließ; Beide

Monarchen umarmten und küßten Sih drei Mal; alsdann

begrüßte Kaiser Wilhelm die Kaiserin, der Allerhöchst-

derselbe wiederholt die Hand küßte. Nicht minder herz- lich war die Begrüßung des Kaisers Wilhelm mit dem

Kaiser Franz Josef und den Großfürsten. Den Reichskanzler

Fürsten Bismarck, sowie die Grafen Herbert und Wilhelm

Bismarck bewillkommnete Kaiser Alexander in besonders huld-

voller Weise. Kaiser Wilhelm hatte russishe Uniform mit dem

Bande des Andreas-Ordens angelegt, während Kaiser Alexan-

der, sowie die Großfürsten in preußischer Uniform mit dem

Bande des Schwarzen Adler-Ordens erschienen. Nachdem

Kaiser Wilhelm noch die Front der Ehren-Compagnie abge-

in hatte, begaben Sich die Hohen Herrschaften in das

alais.

Der „Regierungs-Anzeiger“ berichtet aus Skierr.iewice, vom 15, d. M. Abends: Auf der Fahrt vom Bahnhofe zum Palais saßen Jhre Majestäten der Deutsche Kaiser und die Kaiserin von Rußland in dem ersten, die Kaiser von Oester- reih und von Rußland in dem nächsten Wagen. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland haben die linke Seite der oberen Etage des großen Palais zur Wohnung genommen; ebendaselbst zur rechten wohnen Se. Majestät der Kaiser Wilhelm. Die untere Etage rechts hat der Kaiser Franz Josef inne. Fn dem ersten Flügel des Palais haben Wohnung genommen: Fürst Bismarck nebst Begleitung, Graf Kalnoky, Herr von Giers, General von Schweiniß, General von Werder, Fürst Radziwill, Graf Lehndorff, General von Albedyll, Graf Lambsdorff, Fürst Lobanow-Rostowsky, in dem zweiten Flügel sind untergebraht Graf Woronzoff - Daschkoff, General von Tscherewin, Graf Wolkenstein und andere hochgestellte Per- jönlichkeiten. Die übrigen zu den Suiten gehörenden Per- sonen sind theils in der Stadt, theils auf dem Landgute Lowitsh einquartiert. Die Stadt Skierniewice ist sehr be- lebt und mit Flaggen und Tranèparenten festlich geschmüdckt. Das Wetter ist prachtvoll.

Der Hofzug mit Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich war gestern früh 8 Uhr 22 Minuten auf dem festlih geschmückten Bahnhofe von Granica eingetroffen. Der Kaiser, begleitet von dem Minister des Aeußeren, Grafen Kalnoky, und dem russishen Militär-Attahé, Obersten Baron Kaulbars, betrat den Perron, woselbst Derselbe von dem General-Lieutenant, Fürsten Wittgenstein und dem Grafen Mussin-Pueckin und von Benkendorf erwartet und begrüßt wurde. Der Kaiser ritt die am Bahnhofe aufgestellte Ehren-Escadron des Seinen Namen führenden Dragoner-Regimentes ab und nahm die Vorstellung des Obersten dieses Regimentes, sowie des Gouverneurs von Petrikau, der Veamten und Offiziere von Granica entgegen, und richtete an mehrere Vorgestellte freundlihe Ansprachen. Nach einer Musterung der Ehren- Compagnie und nah der Besichtigung der Ausshmücungen des Bahnhofsperrons seßte sich der Hofßzug um 8 Uhr 44 Minuten wieder in Bewegung. Sowohl bei der Ankunst wie bei der Abfahrt des Kaisers nah Skierniewice intonirte die Militärkapelle die österreihishe Hymne.

_ Die Ankunft in Skierniewice erfolgte um 2 Uhr Nach- mittags. Zur Begrüßung waren der Kaiser Alexander, welcher die Uniform Seines öôsterreihishen Regiments mit dem St. Stefans-Orden angelegt hatte, sowie die Kaiserin, der Groß- fürst-Thronfolger, die übrigen Großfürstlihen Herrschaften, die Generalität und die Mtuister anwesend. Der Kaiser von Oester- reih, welcher die Uniform Seines russischen Regiments mit dem Andreas-Orden trug, verließ sofort nach der Ankunft den Salonwagen, um den Kaiser zu begrüßen. Die Beiden Monarchen umarmten und küßten Sich mehrere Male. Sodann begrüßte Kaiser Franz Josef die Kaiserin und die Großfürsten auf das Herzlihste. Vom Bahnhof begaben Sich die Hohen Herrschaften nah dem Palais.

Gestern Abends 7 Uhr fand im Saale des Theater- gebäudes ein Diner von 86 Couverts statt, an welchem die Drei Monarchen theilnahmen.

Gre Majestät die Kaiserin und Königin verläßt heute Coblenz und trifft über Cöln, wo ein kurzer Aufenthalt genommen wird, in Schloß Benrath ein, wo Ae Mejestat die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers er- wartet.

Nachdem Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz am Sonntag Abend 10 Uhr 35 Minuten auf Schloß Benrath eingetroffen war, begab Höchstderselbe Sich gestern Morgen 9 Uhr nach dem bei edburg belegenen Manöverfelde, wo das VIÏ. und VIII. Armee: Corps einander gegenüberstanden. Jn Benrath selbst und in Düsseldorf,

Se, Majestät

Kay Frio.“

Der Kaiser tritt in nahen Stunden eine Reise an, um mit Jhren Majestäten den Kaisern von Nußland und Deutschland zusammenzutreffen. Reise des Monarchen mit ihren besten Segens- und Glüdck- wünschen. Die Zusammenkunft der drei mächtigen Herrscher Mittel-Europas geschieht unter dem Zeichen der ungetrübtesten Freundschaft, und der herzlihe Dank der Völker für die Segnungen des Friedens ist es, welcher dem Kaiser das Geleite bis über die Grenze Oesterreichs giebt.

anläßlich der bevorstehenden Drei-Kaiser-Zusammen- kunft: Jn allen Staaten blide man mit Sympathie und An- erkennung auf die Bekräftigung des Verhältnisses, das \ih so offenkundig die Beseitigung der Gefährdung des Friedens und den Schuß und die Sicherung

dieses Zwelkes betrachtet.

wurde derselbe mit begeistertem Jubel empfangen. Die Ma- növer waren von solcher Ausdehnung, daß der Kronprinz erst um 4/2 Uhr Düsseldorf auf dem Heimwege berührte. Um 5 Uhr fand alsdann in Benrath ein kleineres Diner statt, bei welchem JZhre Kaiserlichen Majestäten dur den Kron- prinzen und die Kronprinzessir® vertreten wurden.

Während der Kronprinz den fkriegerishen Uebungen folgte, begab Sih die Kronprinzessin nach Düsseldorf und besuchte daselbst die permanente Kunstausstellung von Eduard Schulte. Alsdann stattete Höchstdieselbe noch den Ateliers der Professoren Andreas und Oswald Achenbach einen kurzen Vesuch ab und kehrte später nah Benrath zurüdck.

Heute fuhr Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz mit den übrigen Hohen Herrschaften bereits früh 7 Uhr mittelst Extrazuges nah dem Manöverterrain.

Jhre Kaiserlihe und Könjgliche Hoheit die Kronprinzessin begab Sich um 81/2 Uhr nah Cöln.

Jn einer zweiten Ordre haben Se. Majestät der Kaiser bestimmt, daß, um das Andenken des verstorbenen General-Feldmarshalls Herwarth von Bittenfeld zu ehren, auch die Offiziere des 1. Westfälischen Jnfanterie- Regiments Nr. 13, dessen Chef der Verstorbene gewesen ift, sowie die des 6. Westfälishen Jnfanterie-Regiments Nr. 55, à la suite dessen er gestanden hat, 3 Tage Trauer Trauer- flor um oden linken Unteram anzulegen haben,

Die vorsäßlihe Beiseiteshaffung von Sache n, welche durch die zuständige Behörde oder den Beamten ge- pfändet oder in Beschlag genommen sind, ist nach einem Urtheil des Reichs gerichts, II. Strafsenats, vom 13. Juni d. «3., aus §. 137 des Strafgeseßbuchs nur dann strafbar, wenn der Thäter in dem Bewußtsein der Rechtmäßigkeit der Pfän- dung oder Beschlagnahme, oder mindestens im Zweifel über die gescßliche Zulässigkeit derselben die That verübt hat. War dagegen der Thäter in dem Glauben, daß die Beschlagnahme oder Pfändung geseßzlich unzulässig gewesen sci, so ist er wegen mangelnden Dolus straffrei.

Der kommandirende General des Garde-Corps, General der ZJnfanterie von Pape, hat si zu den Königsmanövern nah Düsseldorf begeben.

Der General der Kavallerie von Landgensd'armerie, gekehrt.

Dampfer „Taormina“ mit dem Ablösungskom- mando für S. M. Kbt. „Albatroß“ ist am 5. September cr. in Port Saïd eingetroffen und- an demselben Tage nah Malta in See gegangen.

Sachsen- Altenburg. Altenburg, 13. September. (Lpz. Ztg.) Der Herzog ist in der vergangenen Nacht von seiner Reise in die Schweiz wieder hier eingetroffen und wird sich diesen Nachmittag nah Hummelshain begeben, wo au aus Anlaß des auf den 16. d, M. fallenden Geburts- tages des Herzogs Jhre Königliche Hoheit die P rinzessin Albrecht von Preußen erwartet wird.

t Bremen, 15. September. Die „W. Ztg.“ schreibt : Von Hrn. Kapitän z. S. Schering von der Korvette „Elisabeth“ erhielt Hr. Lüderiß folgendes Schreiben, betreffend das Auf- heißen der deutschen Flagge in Angra Pequeña: | Süd-Atlantic, 10. August 1884, Guer Wohlgeboren theilte ih ganz ergebenst mit, daß ich mit S. M. S. „Elisabeth“ am 6. August cr. in Angra Pequeña eintraf, woselbst ich S. M. S. „Leipzig“ vorfand. Am Morgen des 7. August 1884, um 8 Uhr, wurde zur Flaggenparade die Kaiserliche Flagge auf Besehl Sr. Majestät des Kaisers geheißt. Leider war ih selbst durch Unwohlsein verhindert, dieser feierlichen Handlung am Lande beizuwohnen, weshalb ih Kapitän z. S. Herbig beauftragte, die Flagge in meiner Vertretung zu heißen und dabei die umseitig in Abschrift beigefügten Worte, womit ic Jhr Territorium unter den Schuß Sr. Majestät des Kaisers stellte, zu verlesen. Indem i Ihnen zu diesem Erfolge Glück wünsche und bemerkte, wie uns die Anlagen troß der dortigen Oede einen recht vertrauensvollen Eindruck gemacht haben und hoffentlih die Basis einer guten Zukunft daselbst bilden, verbleibe ic u. #. w. Schering,

: Kapitän z. S. und Kommandant S, M. S. „Elifabethe.

Die in Abschrift beigefügte Proklamation lautet: „Se. Majestät der Deutsche Kaiser Wilhelm I, König von Preußen, haben mir befohlen, mit Allerhöchst deren ge- deckter Korvette „Elisabeth" nach Angra Pequeña zu gehen, um das dem Hrn. A. Lüderiß gehörige Territorium an der Westküste Afrikas unter den direkten Schuß Sr. Majestät zu stellen. Das Territorium des Hrn. A. Lüderitz wird nach den amtlichen Mittheilungen als si erstreckend von dem Nordufer des Orangeflusses bis zum 269 Süd- breite, 20 geographische Meilen landeinwärts, angenommen, einschließ- lich der nach dem Völkerrecht dazu gehörigen Inseln. Jndem ih diesen Allerhöchsten Auftrag hiermit zur Ausführung bringe, beiße ih hier als äußeres Zeichen die Kaiserlich deutsche Flagge, stelle fomit das oben erwähnte Territorium unter den Scbußz und die Oberherr- lichkeit Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. und fordere die An- wesenden auf, mit mir einzustimmen in cin dreifaces Hoch auf Se. Majestät: Se. Majestät der Kaiser Wilhelm I. lebe hoch !*“

ierzu bemerkt die e: „Aus den territorialen Angaben, wie aus den Daten, geht ervor, daß es si nur um die älteren Besißungen des Hrn. Lüderißz handelt, nicht um die neuerlichen Annecxionen Über Walfischbai hinaus bis zu

, 1e Rauch, Chef der ist von Jnspizirungsreisen hierher zurück-

Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. September. Die „Wiener Abendpost“ {reibt an der Spiße ihres Tagesberichts :

Die Völker Oesterreihs begleiten die

(W. T. B.) Ein Artikel der „Montagsrevue“ sagt

des Bestehenden zum iele geseßt habe. Der Anschluß Rußlands werde nicht als rweiterung, sondern als ein Schritt mehc zur Erfüllung

æbenso in den übrigen Orten, die der Erlauchte Herr berührte, | Ruhe, die in dem Verhältnisse

eingetretene Wendung sei als das weitaus bedeutendste Mo- ment in der gegenwärtigen Gesammtlage Europas anzusehen. Bei dieser Lage der Dinge dürfte der europäische Statusquo niht nur den Ausgangepunkt, sondern auch den Zielpunkt der Besprehungen bilden.

Niederlande. Haag, 15. September. (W. T. B.) Heute sind die Generalstaaten, und zwar wegen des Ablebens des Prinzen von Oranien, in Königlihem Austrage er - öffnet worden. Jn der Eröffnungsrede werden die Beziehun- pru der Niederlande zum Auslande als sehr freundschaftliche ezeihnet. Die Entwürfe betreffend die Revision der Verfassung werden in nahe Aussicht gestellt; die Berathung des Entwurfes zur Revision des Art. 198, welcher die Ab- änderung der Verfassung während einer Regentschaft zuläßt, wird als dringend bezeihnet und foll sogleich be- ginnen. Obgleih die Defizits sich verringert hätten, werde die Regierung doch ihre Anstrengungen zur Herbei- führung des Gleihgewihts in den Finanzen fortseßen. Der Zustand des Landes sei befriedigend, die Ernte eine gute, au die Lage in Niederländish-Fndien niht ungünstig. Dank dem Aufhören der Epidemien auf Java seien energishe Maßregeln ergriffen worden, um in Atchin einen Zustand der Dinge herbeizuführen, welcher cs möglich machen wecde, der Armee und Marine ihre Dienste, welche dieselben bisher mit so viel Wuth und Energie geleistet, zu erleichtern. __ Der Minister des Jnnern, Heemskerk, empfing heute eine Deputation verschiedener Ligen für Einsührung des all- gemeinen Stimmrechts und nahm von derselben eine Adresse entgegen, in welcher der in der gestrigen Versammlung ge- faßte Beschluß enthalten war. Der Minister erwiderte der Deputation, die Einführung des allgemeinen Stimmrechts wäre eine Neuerung in den Niederlanden, die ihm nicht noth- wendig erschiene. Jndessen die Regierung werde den Antrag in ernste Erwägung ziehen und die nahe bevorstehende Be- rathung über die Verfassungsrevision werde Gelegenheit zu folher Prüfunz bieten.

Belgien. Brüssel, 15. September. (W. T. B.) Der König wird am Mittwoch 15 Bürgermeister, unter denen sih auch der Bürgermeister von Brüssel befindet, empfangen, welche die Vereinbarung der Komwunen betreffs des neuen Schulgeseßes mitunterzeichnet haben.

Jn der heutigen Sißzung des Gemeinderathes wurde der Bericht des Bürgermeisters über die jüngst vor- gekommenen Ruhestörungen erstattet. «5n demselben giebt der Bürgermeister dem Bedauern über die Excesse vom 7. d, M. Ausdruck und hebt hervor, daß die Polizei, die Bürgergarde und die Gensd’armerie ihr Möglichstes gethan hätten, um die Ordnung ausrechtzuerhalten ; ès sei dies aber Angesichts einer so großen Menschenmasse unmöglich gewesen. Der Gemeinde- rath beschloß darauf einstimmig, dem Bürgermeister, der Bürgergarde und der Polizei für die Festigkeit, mit welcher sie bei den leßten Agitationen ihre Pflicht erfüllt hätten, seinen Dank auszusprechen.

Großbritanuien und Jrland. London, 13, Septem- ber. (Allg. Corr.) Unweit der Docks in Sunderland fanden gestern einige spielende Knaben an einem Schiffskiel ein verdächtig aussehendes Päcchen, welches, wie eine nähere Untersuchung ergab, Nitroglycerin enthielt und die Signatur „Nobel u. Co.“ trug. Nachdem die Polizei von dem Funde in Kenntniß geseßt worden, brachten weitere Nach- forschungen an derselben Stelle noch 9 andere Pädlchen mit demselben gefährlichen Jnhalt zu Tage.

156, Seplemder, (W. D, B.) Die „Pall-Mall Ga- zette“ erfährt, die chinesische Regierung habe nicht die Absicht, den Kanal des Shanghaiflusses bei Woosong zu blo- firen, falls die Franzosen nicht einen Angriff machen.

16. September. (W. T. B.) Die Morgenblätter melden, daß das Kriegs-Ministerium auf das Gesuch des Generals Wolseley beschlossen habe, die englishen Truppen in Egypten um weitere 3000 Mann zu verstärken.

16. September. (W. T. B.) Der griechische Gesandte Braïlas-Armeni ist gestern gestorben.

Frankreih. Paris, 14. September. (Köln. Ztg.) Jules Ferry hatte heute Morgen eine längere Konferenz mit dem Marine-Minister über die im gestrigen Minister- rath gefaßten Beschlüsse und kehrt morgen nach den Vogesen zurü, Der auswärtige Handel Frankreichs während der ersten aht Monate des Jahres 1884 ergab: Einfuhr 2976 Millionen (1883 83104 Millionen); Ausfuhr 2040 Millionen (1883 2180 Millionen). Das Panzerschiff „Atlante“, das von Allong nah China geshickt worden, wurde durch den „Villars“ erseßt, der Station vor den Küsten von Anam nimmt.

—* Die „Fr. Corr.“ berichtet: Der Unterrichts-Minister Fallières hat drei Rundschreiben erlassen, von denen das eine auf die Angelegenheit der Prüfung der Minder, welche Hausunterriht erhalten, Bezug hat. Der Minister empfiehlt den Präfekten, darüber zu wachen, daß das Gesetz genau beobachtet werde und die Freiheit der Familien, die Schulen und Unterrichtsmittel zu wählen, unangetastet bleibe. Das zweite Rundschreiben an die Präfekten fordert diese auf, ein Verzeichniß der Schulvorsteher und Vorsteherinnen, welch2 noch ungeprüfte Lehrer und Lehrerinnen beschäftigen, anzufertigen und dafür Sorge zu tragen, daß diesem Uebel- stande gesteuert wird, Das dritte Cirkular beschäftigt sih mit den von allen Seiten laut gewordenen Klagen hinsichtlich der NVeberbürdung der Schüler mit Lehrgegenständen und

Hausarbeiten,

__—- 16. September. (W. T. B.) Der Minister - Pr ä- sident Ferry empfing gestern eine landwirthschaft- liche Deputation aus dem Departement Aisne und er- flärte derselben, die Regierung würde nicht die Jnitiative zur Erhöhung der Eingangszölle auf Cerealien ergreifen, sie würde sich aber bemühen, eine Lösung zu finden, welche die Steige- rung der Ackerbaukfrise verhbindere.

__ Italien. Rom, 15. September, König ist in bestem Wohlsein in Monza eingetroffen ; auf der ganzen Fahrt dorthin, namentli in Bologna, Parma und Mailand, wurde der König auf das Herzlichste begrüßt. Der Prinz Amadeus verließ den König in Piacenza, um die

(W. T. B.) Der

Reise nah Turin forlzusetzen. :

Jn den infizirten Ortschaften kamen gestern 750

Ch olera- Erkrankungen und 422 Cholera-Todesfälle vor, hiervon entfallen auf die Stadt Neapel 643 Erkrankungen und 371 Todesfälle.

Rom ist cholerafrei.

Der Kontinent exfreue si tiefer Frankreihs zu Deutschland

Neapel, 15. September. (W. T. B.) Von gestern

Nachmittag 4 Uhr bis heute Nachmittag 4 Uhr wurden hier

536 Cholfra-Erkrankungen und 276 Cholera-Todesfälle fest- estellt. ; gest 16. September. (W. T. B.) Nach dem Cholera-Berichte der Munizipalität find von gestern Mitternaht bis heute Mitternaht 470 Personen erkrankt und 240 Personen ge- storben.

Nufßland und Polen. Stkierniewice, 14. Sep- tember. Ueber ®die Reise des Kaisers hierher bringt „W. T. B.“ folgende ausführlichere Meldung: Der Ka iser, die Kkiserin, der Großfürst-Thronfolger und die Groß- fürsten Georg Alexandrowitsch, Wladimir Alexandrowitsch, Nikolai Nikolajewitsch und Peter Nikolajewitsch mit Gefolge find heute Abend 7 Uhr mittelsst| eines aus 7 Salonwagen und 2 Lokomotiven bestehenden Ertrazuges aus Nowo- Georgiewsk hier angekommen. Vor dem für das Sw@loß Skierniewice reservirten Bahnhofe hatte FJnfanterie mit einer Musikkapelle Ausstellung genommen, welche, als der Kaisec, von seinen beiden Söhnen und den übrigen Groß- fürsten gefolgt, die Front abschritt, die Nationalhymne intonirte, während die Mannschast ununterbrohen Hurrah rief. Uebrigen waren zu diesem Empfange, der vorwiegend dem Kaiser als Gutsherrn von Skierniewice galt, nur wenige Personen erschienen, darunter der Minister des Aeußern, von Giers, Fürst Lobanow, Graf Wielopolski, sowie Damen der Aristokratie aus der Umgegend, mit ihren Kindern, welhe der Kaiserin Blumenkörb{hen und Bouquets überreihten, Später erschien die Großfürstin Maria Paulowna zum Empfange. Am Einggnge in den Park, hinter dem Spezialbahnhof, war eine große Triumph- pforte errichtet, an welche sich in Halbbogen mit Fest- guirlanden verbundene Flaggenstangen anschlossen. Hier hatten rechts und links von der Ehrenpforte etwa 800 Bauern und Väuerinnen im Nationalkostüm Auf- stellung genommen. Die Bauern trugen lange Nödcke in weiß und blau oder in weiß und einen rothen Gurt um den Leib; die Bäuerinnen rothe Röcke, rothe Mäntel, und rothe Kopftücher. Die Ortsvorstände reichten dem Kaiser ein Bild der Muttergottes von Czenstochau, dann Salz und Brod dar, während die Bauern in Hurrahrufe aus- brachen und die Schulkinder zuerst die Nationalhymne, sodann einen Chor aus Glinka’s „Das Leben für Jen Czaren sangen. Nach dem Empfange, welher nur 5 Minuten dauerte, bestiegen der Kaiser und die Kaiserin den ersten, der Großfürst-Thronfolger und Großfürst Georg den nächsten Wagen und fuhren unter brausenden Hurrahrufen der Bauern, gefolgt von den übrigen Großfürsten und der Suite, nah dem Schlosse. Skierniewice ist illuminirt, ebenso der Bahnhof. Jm Gefolge des Kaisers befinden sih der Minister des Kaiserlichen Hauses, Graf Woronzoff-Daschkoff, der Minister des Jnnern, Graf Tolstoi, der Minister der Verkehregnstalten, Possiet, und der Generalgouverneur Gurko. Nach der An- kunft sand im Schlosse ein Hofdiner statt. Gestern rüdckten hier zwei E ein, deren Jnhaber die Kaiser Wilhelm und Franz Josef sind.

E m 16, CCaRES (W. L. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ schreibt: Die Vorgänge in Skierniewice be- herrshen im Augenblick die ganze Situation; der Kaiser, be- gleitet von der Kaiserin, dem Erben des Thrones und mehreren Mitgliedern der Kaiserlichen Familie hat die Souveräne von Deutschland und Oesterreih:Ungarn als seine Gäste empfangen. Alle drei Monarchen sind von ihren ersten Rath- gebern begleitet. Kaiser Franz Josef benußt den Aufenthalt unserer Kaiserlihen Familie in der Nähe der Grenzen seiner Monarchie, um unserem Kaiser seit dessen Thronbesteigung einen ersten Besuch zu machen; dieser Akt freundbschaftlicher Courtoisie ist cine neue VBekräftigung der ausgezeihneten Beziehungen zwischen beiden Höfen und Regierungen. Kaiser Wilhelm hat troß seines hohen Alters die An- strengungen einer langen Reise nicht gescheut, um den Besuch zu erwiedern, welchen der Kaiser Alexander in Danzig seinem ehrwürdigen Großoheim, dem mächtigen, allgemein geliebten und _ verehrten Herrscher, gemacht hat. Der Aufenthalt dieser Souveräne bei unserem Kaiser kennzeihnet sich als die Begegnung dreier Monarchen, die eng verbunden sind durh die Bande der Freundschast und einer gemeinsamen Politik, einer Politik des Friedens nach Jnnen und nah Außen, einer Politik der allgemeinen Be- ruhigung. Die Begegnung der drei Kaiser, welche begleitet sind von den Staatsmännern, denen das Vertrauen der Souveräne die Leitung der auswärtigen Ange- legenheiten ihrer Reiche übertragen hat, wird nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt als das be- grüßt werden, was sie in Wirklichkeit ist, niht als der Ausgangspunkt einer neuen Situation, sondern als die Weihe eines glücklicherweise bereits bestchenden Zustandes, als die Bezeugung vollständigen Einvernehmens in Bezug auf alle großen Fragen, welche die öffentliche Meinung be- schâftigen und als eine neue Garantie des allgemeinen Friedens, Es handelt sich weder um formelle Allianzen, noch selbst um Spezialabmahungen im Hinblick auf bestimmte Ziele, sondern wir wiederholen es um die Weihe eines bereits zwischen den drei Höfen bestehen- den Einvernehmens, damit fortan jede Frage, welche sich außerhalb des gegenwärtigen status quo erhebt, die Monarchen nicht isolirt und von einander getrennt findet, sondern ver- einigt in dem Entschluß, gemeinsam zu handeln, wo ihre Interessen übereinstimmen und ihre Jnteressen in Einklang zu bringen, wo dieselben divergiren, dergestalt, daß das hohe Juteresse der Ordnung, des Rechtes und des Friedens in solidari- scher Weise gewahrt wird. Dank der Eintracht, die basirt ist auf der Achtung vor den Verträgen und der Aufrechterhaltung des europäischen status quo, jener Eintracht, welche Friede und Versöhnung zum Zweck hat, als bestes Mittel sür das Wohlergehen der drei Nationen, welche nur verlangen, in den Kämpfen der Arbeit für die moralishe und materielle Ent- wicklung zu wetteifern Dank der Uebereinstimmung zwischen den drei Völkern, welche heute in Skierniewice in der Person ihrer Souveräne vertreten sind tauschen diese Völker unter einander aus die Pfänder der Sicherheit und des Gedeihens, welche die Eintracht der Monarchen und die herzlihen Beziehungen der Freundschaft und guten Nachbarschaft, die in so erfreuliher Weise zwischen den drei Reichen bestehen, ihnen gewähren. Dank dieser Ein- traht und diesem Einvernehmen werden auch die anderen Völker Europas und der ganzen civilisirten Welt in der Begegnung der drei Kaiser ein neues, kostbares Zeugniß dieser Politik des Friedens sehen, welche in gewissenhafter Weise die Rechte Anderer anerkennt, und nur verlangt, daß sich eine vollständige Gegen-

E F R E T A D

hat auf die im Verborgenen s{leihende Arbeit der Verächter der bestehenden öffentlihen Ordnung, auf jene Störenfriede der Ruhe, für welche Anarchie und Vernichtung aller Justi- tutionen, die seit Jahrhunderten mit Ehrfurht betrachtet werden, das leßte Wort sind. Mit diesen Gefühlen wird die russische Nation, werden die beiden benahbarten Reiche und die gesammte Welt die Begegnung der drei Kaiser begrüßen.

Afrika. Egypten. Suakim, 12. September. (Allg. Corr.) Unweit Disibil auf der Straße nach Berber fand gestern ein Zusammenstoß zwishen Osman Digma's Streit- kräften, 4200 Mann stark, und dem befreundeten Amara- stamme unter Mahmud Ali, der etwa 1000 -Streiter zählt, statt. Der größere Theil von Mahmuds Mannschaften war zur Zeit des Zusammensioßes abwesend, um Proviant aufzu- treiben, und die von Suakim gesandten Verstärkungen kamen nicht rechtzeitig an. Die Folge war, daß die Amaras besiegt und in das Gebirge getrieben wurden. Mahmuò Ali kam in das Lager und beschwor die Regierung ihm Beistand zu leisten, aber das ist unmöglich, da keine Truppen für den Zweck ent- behrt werden können. Man fürchtet, der Amarastamm werde gezwungen werden, seines eigenen Schußes halber, sich Osman Digma anzuschließen.

Zeitungsftimmen.

Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ ent- nehmen wir, daß der Deutsche Kolonialverein, Sektion Pforz- heim, im Anschluß an einen von seinem Vorsißenden, Ober- Bürgermeister Groß, am 3. d. Mts. über den gegenwärtigen Stand der Koloniaifrage gehalténen Vortrag folgende Neso- lution beschlossen und, mit 2000 Unterschriften aus allen Kreisen der Bürgerschaft versehen, am 12. d. Mts. an den Reichskanzler abgesandt hat : : : i ;

„Die Generalversammlung des deutschen Kolonialvereins, Sektion Pforzheim, bekundet ihre lebhafte Genugthuung über die von der hohen Reichsregierung neuerdings cingeshlagene, ebenso besonnene als thatkräftige Kolonialpokitik, die nach ihrer festen Ueberzeugung für das Vaterland zu einer Quelle reichen Segens werden wird. Die Versammlung dankt dera Herrn Reichskanzler aufrichtig füx ein einsihtêvolles, zielbewoußtes und erfolgreices Vorgehen in über- seeishen Angelegenheiten, und spricht die zuversichtlihe Hoffnung aus, daß das deutsche Volk bei den bevorstehenden Reichstagswahlen nur folche Männer mit Mandaten betrauen werde, wele sichere Gewähr dafür bieten, daß sie den auf die Hebung unseres übexseeischen Han- dels und Verkehrs und auf die Gründung deutscher Kolonien jenseits des Meeres gerichteten Maßregeln der Reichsregierung keinen prinzipiellen Widerstand entgegenfeßen, sondern in richtiger, unbe- fangener Würdigung der Bedürfnisse unseres Volkes die thunlichste Unterstüßung freudig zu Theil werden lassen.“ f :

Jn der „Wiesbadener Zeitung“ lesen wir:

„Bei ten billigen Getreidepreisen ist der Nuf des Publikums nah wohlfeilerem Brod nur zu berechtigt. Freilich ist solches bercits an den Markttagen zu haben. Nur schade, daß die Bäcker vom Lande sich nicht dahin organisiren, ständige Ablagen zu crrichten. Sie würden gewiß gute Geschäfte machen und dem ärmern Publikum einen Dienst erweisen. Auch beim Fleisch ist es das Gleiche. Bei den bestehenden Verbindungen der Meßger und Väcker unter si, wird ein unverzethlicher Druck ausgeübt. Der Produzent löst nichts, der Konsument muff wirklihe Wucherpreise bezahlen und der Profit wan- dert in die Taschen der vereinigten Handwerksgenossen.“

Um Irrthümer zu vermeiden, bemerken wir, daß wic vorstehende Mittheilungen dem Berner Intelligenzblatt entnehmen, dieser Shmer- zensraf somit aus der Schweiz, dem Lande der gepriesenen Freiheit, das keinen Kornzoll kennt, ertönt. Merkwürdig, bei uns vertheuert der Kornzoll das Brod, trovdem die Getreidepreise noch fortwährend im Fallen sind und so niedrig stehen, wie seit 22 Jahren niht. Aus Rußland und Polen werden in Königsberg und Danzig tagtäglich 250 bis 300 Waggons Getreide eingeführt; auf dem Rhein sehen wir ganze Flotillen mit amerikanischem Getreide nach Mannheim vorbeiziehen. Ungarn, das sich lange gesträubt, acceptirt die ges sunkenen Preise und rüstet sich zum Export und unsere Baucrn? sie werden Augen machen, wenn sie ihr Getreide dresen und es ver- kaufen wollen, sie können es ruhig_ selbst essen oder als Viehfutter verwenden, Wer den Ernst der Situation, wie er si in diesen un- bestritbaren Thatsachen wiederspiegelt, niht begreift, dem ist eben viht zu helfen. Ja, wenn’'s Brod noch billiger würde, dann könnten wenigstens die Handwerker und Arbeiter zufrieden sein. Ist denn das der Fall? Wer un den Nuten von dem billigen Getreide ? Das kann sich jeder selbst sagen. :

Ueber eine günstige Wirkung des neuen Aktiengeseßes schreibt man der „Schlesischen Zeitung“ von hier:

„Nicht mit Unrecht ist der Korporation der Berliner Kaufmann- \chaft wiederholt der Vorwurf gemacht worden. daß sie in der Zu- lassung neuer Wertbe zur Notirung an der Börse allzu entgegen- fommend fei. Zu ihrer Entschuldigung hoben die Herren bisher her- vor, daß sie bei ihrem Verfahren an die gegebenen Regulative si halten und es im Uebrigen dem Publikum überlassen müßten, über die thatsählihen Verhältnisse und Rentabilitätsausfichten der ihm offerirten Aktien ein Urtheil sich zu bilden. Das neue Aktiengeseß hat nun der Korpo- ration die Befugniß verliehen, von den Gründern neuer Aktiengesellscaften vollste Erkennbarkeit und Offenlegung des Gründungsvorganges, sowie der Personen der Gründer zu verlangen. Dank den Bestimmungen des neuen Geseßes wurde denn auch in den jüngsten Tagen ein Konsortium, welches cin Unternehmen, das notorisch nur 600000 gekostet hatte, dessen ungeactet aber ein den doppelten Betrag reprä- sentirendes Aktienkapital auflegen wollte, genöthigl1, seinen Grün- dungsprospekt derartig zu vervollständigen, daß die gewinnsüchtige Absicht und die geplante Uebervortheilung des Publikums klar u Tage traten. Trotz der Ankündigung der Interessenten, daß eine Ueberzeichnung der Aktien stattgefunden habe, ist doch zu hoffen, daß in Folge des dur Vervollständigung des Gründungsprospekts ge- gebenen Avis nur wenige kleine Kapitalisten, die von einem etwanigen späteren Echec \hwer getroffen werden würden, an der Aktienzeihnung

ih betheiligt haben.“ i h I E Der Mebermarti“ sagt in seiner neuesten Wochen- ebersicht : & E M s lebhaftes und bedeutendes Geschäft in Leder hat ih in den leßten zwei Wochen hier abgewickelt. Die Umsätze vollzogen sih mit einer RNascbheit . und Coulanz, die mitunter eine Erinnerung an die gute alte Zeit, zu der wir noch zehn Jahre jünger waren als beute, wah werden ließen. Für mehr als zwei Millionen Mark Leder wurde in den leßten vierzehn Tagen von hier verladen und diese Werthe wurden mit einer Promptheit umzeseßt, wie wir sie in den leßten Jahren leider vollständig vermissen mußten. Die Käufer er- warben dabei auch nit cinen Posten auf Spekulation, sondern aus- {cchließlich für den unmittelbaren dringlihen Bedarf, die Verkäufer begnügten sich mit cinem Nuten, dessen Geringfügigkeit kaum mehr die Bezeichnung des „Verdienens“ werth ist, und so refultirte natur- emäß daraus eine gegenseitige Coulanz, welche die Raschheit der Um-

ätze erklärlih macht

Marineverordnungsblatt. Nr. 19. Inhalt: Konto- ausgleiungen. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlitungen des Kaiserlihen Gesund- heitsamts sind in der 36, Jahresroohe von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurcnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 32,9, in Breslau 35,1, in Königsberg 27,4, in Cöln 31,9, in Frankfuri a. M. 17,7, in Hannover 21,4, in Caffel 15,2, in Magdeburg 228, in Stettin 31,6, in Altona 30,0, in Straßburg 22,1, in Meß 14,0, in München 33,8, in Nürnberg 34,1, in Augsburg 30,1, in Dres- den 26,4, in Leipzig 30,3, in Stuttgart 26,9, in Braunschweig 29,3, in Karlsruhe 22,0, in Hamburg 27,5, in Lübeck —, in Wien 22,7, in Budapest —, in Prag 26,5, in Triest —, in Krakau 22,3, in Basel 14,7, in Brüffel 28,2, in Amsterdam 26,4, in Paris 21,6, in London 19,9, in Glasgow 23,9, in Liverpool 31,6, in Dublin 29,3, in Edinbura 15,4, in Kopenhagen 24,0, in Stockholm 25,7, in Chris- ftiania 27,3, in St. Petersvura 25,2, in Warschau 42,3, ia Ddessa 42,8, in Rom 25,0, ix Turin 24,4, in Bukarest 24,2, in Madrid 32.1, in Alexandria 41,0, Ferner aus der Zeit vom 10.—16. August cr.: in New-York —, in Philadelphia 22,0, ia Cbicago —, in Cincinnati —, in St. Louis —, in San Fran- zisfo 18,0, in Kalkutta 27,1, in Bombay 27,5, in Madras 32,2. Beim Beginn der Berichtswohe Herrschten an den deutschen Beobachtungsorten weftlihe und südwestlihe Windrichtungen, die in München, Heiligenstadt, Bremen und Cöln au bis zum Swluß der Wocbe vorwiegend bliebea, In Breslau, Berlin und Karlsruhe ging der Wind um die Mitte der Woche, in Konitz erst zu Ende derselben, nah Süd und Südoft; doch gewannen in Berlin und Breslau in den leßten Tagen der Woche wieder wesilide Strömungen die Ober- hand. Die Temperatur der Luft lag an allen Stationen (am meisten in Konitz und Heiligenstadt) über der normalen. Niedersbläge waren häufig, aber nit ergiebig, Niedergänge von Gewittern wurden nur aus Bremen gemeldet. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft flieg in den ersten Tagen langsam, sank vom s. an allgemein und \chvell, um am Schluß der Woche wieder auf den beim Beginn der Woche eingenommenen Standpunkt zu steigen. i In der Berichtêwoche war die Sterblichkeit in den meisten Großstädten Europas eine günstigere. In den deutschen Städten war die Sterblichkeit immer noch eine höhere, wenn au eine geringere als in der Vorwoche; nur in den süddeutscben Städten gestaltete sie sich bedeutend günstiger. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank (aufs Jahr und pro Mille gerechnet), auf 28,3 von 29,2, Erheblich abgenommen bat wiederum der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit. Von 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 133 Säuglinge, gegen 143 der Vor- woche; in Berlin 166, in München 163

Zahlreiche Opfer forderten noch immer Darmkatarrhe und Brech- durfâlle der Kinder, besonders in den deutschen Städten (cs wurden noch über 1100 gemeldet), wenn auch in vielen derselben ihre Zahl eine fleinere geworden is, wie in Berlin, Königsberg, Danzig, Stettin, Kiel, Breslau, München, Dresden, Magdeburg, Hannover, Altona, Braunschweig, Cöln, Barmen, Düsseldorf, Elberfeld, Aachen, Crefeld, Frankfurt a. M., Straßburg u. E In Stuttgart, Nürn- berg, Gera, Eiéleben, Leipzig, Halle, Görliß, Spandau, Hamburg war ihre Zahl wieder eine gesteigerte oder wenig verminderte. In Prag, Paris, London, St. Petersburg, Odessa u. a. haben Darm- fatarrhe gleihfalls ab-, ia Wien und Warschau zugenommen. Todesfälle an Ruhr wurden etwas mehr als in der Vorwoche gemeldet, in Berlin blieb die Zahl derselben die gleiche. Todes- fälle an Cholera nostras famen je 2 aus Berlin und aus Paris zur Anzeige. Masern, Scharlach, Diphtherie und Podcken haben weniger, Keuchhusten und typhöse Fieber mehr Todesfälle berbeigeführt. Masern wurden nur in Halberstadt, Paris und Madrid häufiger Todesveranlassung. Das Scharlacfieber bedingte in Königsberg, Danzig, Greifswald, Hamburg, Berlin, Amsterstam mehr Todes- fälle. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup hat in Berlin und Frankfurt a. O. ab-, in Stolp, Dresdea, Chemnitz, Plauen, Hamburg, Frankfurt a. M., Paris, London zugenommen. Typhöse Fieber führten in Berlin, Breslau, Posen, Liegniß, Paris, Turin häufiger zum Tode. Sterbefälle an Flecktyphus kamen nur aus London 1, aus Madrid 3 zur Anzeige. Der Keuch- husten trat in Tilsit, Colberg, Königehütte, München, Dresden, Berlin, Cöln, London häufiger als Todesveranlassung auf. Dem Kind- bettfieber erlagen in deutschen Städten 13 Frauen. Die Pocken riefen in Wien, Brüssel, Genf, Liverpool, St. Petersburg, Bombay ver- einzelte, in Prag, Lissabon, Turin mehrfache, in London 11 Todes- fälle hervor. Auch in Madras hat die Epidemie bedeutend abge- nommen. Aus deutschen Städten wurde kein Pokentodesfall gemeldet. —- Die Cholera hat in Südfrankreih nachgelassen. In Spanien zeigte sie sih bisher nur in wenigen Fällen. Große Ausdehnung hat jedoch die Epidemie in Jtalien gewonnen und fordert, namentlich in Neapel, täglich eine große Zahl von Opfern.

Kunft, Wissenschaft nund Literatur.

Im Verlage von Schmidt und Günther in Leipzig erscheint : Frankreich in Wort und Bild. Seine Gescbichte, Geographie, Verwaltung, Handel, Industrie, Produktion. Geschildert von Friedri von Hellwald. Mit 455 Illustrationen. In ca. 50 Heften à 75 Pfg. Frankrei soll in diesem Werke nah allen Seiten hin erschöpfend von dem bekannten Geographen Fr. v. Hellwald geschildert werden, der felbst lange Zeit in Sen gelebt und die besten Unterlagen gesammelt hat. Das Werk foll praktischen Werth für jeden Deutschen haben, denn der Verfasser will ein klarcs Bild von Frankreichs Geschichte, Geographie, Verwaltung, Handel, Industrie und Produktion geben und dadurch das Intercsse des Beamten wie des Kaufmanns „und jeden Lehrers befriedigen, außerdem aber auch für jeden Militär und Allen, wel%e an dem ruhm- reien Feldzuge theilgenommen haben, eine interessante Erinnerungs- gabe geben. Das Werk wird in vier Theile zerfallen, nämlich: I. Nordfrankreih, Il. Ofifrankreich, ITII. Westfrankreich, IV. Süd- frankreich, in jedem Theile werden die größeren Provinzen, wie die Normandie, Burgund 2c. einzeln behandelt. In einem Anhang werden Algier und die Kolonien behandelt werden. Der Verfasser beginnt in der vorliegenden ersten Lieferung mit Paris und geht na einer kurzen Gescichte der Entwickelung von Paris zur Schilderung der Stadt selbst und ihrer merkwürdigen Gebäude über. Der Text ist fesselnd und interessant, der illustrative Shmuck recht hübsch. Obwohl rei ausgestattet, soll dieses Werk kein Prachtwerk im gewöhnlichen Sinne sein, das nur der Bilter wegen gekauft wird, sondern es soll our feinen reichen, instruktiven Textinhalt einen praktischen Werth erhalten, wie es au son der Titel andeutet. T

Von Engelhorns allgemeiner Roman-Bibliothek (Stuttgart, J. Engelhorn) ist der 2. Band (160 S., 50 -) er- schienen, welcher den Schluß des Ohnetsben Romans „Der Hütten- besitßer* bringt. Dieser beliebte Roman wird somit den Lesern in via Ausgabe zum Preise von 1 A gebotcn.

Gewerbe und Handel.

Essen, 16. September. (W. T. B.) Dem Berichte der „Rhein. - Westfäl. Ztg." über die Lage dcs rheinish-west- fälishen Kohlenmarktes zufolge hat sih der Kohlenverkehr in leßter Woche erfreulich belebt. Die Preisnachfrage nah Kohlen achen häufiger ein, Einzelbcstellungen sogar zahlrei; araSeee Vieferungsgeschäfte sind dagegen troß des si augens{etnlich geen machenden S R So Le O es noh immer s{wierig; amme : kohle und Fettstückohle find sehr begehrt, auch für Nußkohle m ih größere Nachfrage geltend, Coaks ebenfalls fester. Kohlen- un Goaksversandt hat gegen den Tagesdurchschnitt der erften Augusft-

aft 900 Doppelwagen zugenommen. ai e E 15. Septecaber, (W. T. B.) Bei der am Sonnabend stattgehabten Wollauktion waren Es e unverändert, Ton fest.

Glasgow, 15. September (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 13 200 gegen

seitigkeit überall im Sinne der Versöhnung und Beruhigung befestige, einer Politik, welche gleichzeitig ein wachsames Auge

10 300 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.